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Skript zur Vorlesung : Theoretische Physik IV Statistische Physik Vorlesung WS 17/18 Prof. Dr. Jens Timmer 9. Februar 2018 Ernst gemeint bis zum bitteren Ende 1

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Skript zur Vorlesung :

Theoretische Physik IV Statistische Physik

Vorlesung WS 17/18

Prof. Dr. Jens Timmer

9. Februar 2018

Ernst gemeint bis zum bitteren Ende

1

Inhaltsverzeichnis1 Einleitung 5

I Thermodynamik 9

2 Thermodynamische Systeme 9

3 Der 1. Hauptsatz der Thermodynamik 103.1 Thermodynamische Zustandsgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . 103.2 Mathematisches Vorspiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143.3 Innere Energie und Temperatur, 0. Hauptsatz . . . . . . . . . . . . . 183.4 Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183.5 Wärme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223.6 Der 1. Hauptsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

4 Der 2. Hauptsatz der Thermodynamik 294.1 Reversible und irreversible Prozesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 304.2 Carnot’scher Kreisprozess . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 334.3 Thermodynamische Definition der Entropie . . . . . . . . . . . . . . . 364.4 Der 2. Hauptsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 394.5 Fundamentalrelationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 434.6 Euler-Gleichung und Gibbs-Duhem-Relation . . . . . . . . . . . . . . 46

5 Der 3. Hauptsatz der Thermodynamik 49

6 Thermodynamische Potentiale 536.1 Prinzip der maximalen Entropie – Prinzip der minimalen Energie . . 546.2 Freie Energie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 566.3 Legendre-Transformation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 596.4 Enthalpie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 626.5 Freie Enthalpie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 656.6 Großkanonisches Potential . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 676.7 Maxwell-Relationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68

7 Zusammenfassung Thermodynamik 71

II Statistische Mechanik 72

2

8 Ein bißchen Statistik 728.1 Verteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 728.2 Beispiele für Verteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77

9 Entropie revisited 929.1 Vorspiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 939.2 Formalisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 979.3 Entropie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1009.4 Zustandssumme und Entropie des idealen Gases . . . . . . . . . . . . 1019.5 Shannon-Information . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1129.6 Prinzip der maximalen Entropie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1189.7 3. Hauptsatz revisited . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1219.8 Entropische Kräfte revisited . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123

10 Gesamtheiten 12510.1 Ergodenhypothese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12610.2 Mikrokanonische Gesamtheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12910.3 Kanonische Gesamtheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13010.4 Großkanonische Gesamtheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13610.5 Äquivalenz der Gesamtheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14010.6 Fluktuationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141

11 Anwendungen 14311.1 Maxwell’sche Geschwindigkeitsverteilung . . . . . . . . . . . . . . . . 14311.2 Barometrische Höhenformel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14411.3 Gleichverteilungs- und Virialsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14511.4 Thermodynamische Freiheitsgrade in Quantensystemen . . . . . . . . 14811.5 Zwei-Niveau Systeme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15111.6 Negative Temperaturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15311.7 Relativistisches ideales Gas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156

12 Quantengase 16012.1 Symmetrie der Vielteilchenwellenfunktionen . . . . . . . . . . . . . . 16012.2 Besetzungszahl-Darstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16412.3 Ideales Fermi-Gas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16612.4 Ideales Bose-Gas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16812.5 Das Planck’sche Strahlungsgesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17112.6 Phononen und spezifische Wärme von Festkörpern . . . . . . . . . . . 177

3

13 Näherungsverfahren 18113.1 Virialentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18213.2 Molekularfeldnäherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18613.3 Renormierungsgruppentheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192

14 Phasenübergänge 19714.1 Klassifikation von Phasenübergängen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19714.2 Skalierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19914.3 Landau-Theorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200

15 Danksagung 203

4

1 EinleitungTechnicalities:

• Welche Semester ?

• Skript, Übungsanmeldung und Kommunikation über homepage

• Skript ist dünn, ersetzt nicht das Studium von Lehrbüchern !

Hierarchie

– Vorlesung: Konzepte– Bücher: Konzepte und Details– Übungen rechnen: Verständnis

• Was schon in der Experimental-Physik gehört ?

• Inhaltsverzeichnis

• Wenn etwas unklar: Fragen !

• Kurzklausuren

• Münsteraufgaben, Münsterführung

Literatur:

• W. Greiner, L. Neise, H. Stöcker. Thermodynamik und Statistische Mechanik

Englische Version liegt kostenfrei auf dem Netz

• T. Fließbach. Statistische Physik

• J. Honerkamp. Statistical Physics

• W. Nolting. Theoretische Physik 6. Statistische Physik

• F. Schwabl. Statistische Mechanik

Unterschiede der Bücher:

• Verhältnis Text zu Gleichungen

• Systematik der Trennung zwischen Thermodynamik und Statistischer Physik

Diese Vorlesung: Fast komplette Trennung

5

Was bisher geschah:

• Klassische Mechanik

Newton: F = ma, z.B. F = −Gm1m2

r3~r

Lagrange:d

dt

∂qL(q, q)− ∂

∂qL(q, q) = 0

Hamilton: q =∂

∂pH(q, p), p = − ∂

∂qH(q, p)

• Elektrodynamik

Maxwell’sche Gleichungen

∇E =1

ε0ρ, ∇B = 0, ∇× E = − ∂

∂tB, ∇×B = µ0j + ε0µ0

∂tE

Ergeben z.B.:

1

c2

∂2

∂t2E =

∂2

∂x2E

• Quantenmechanik

Schrödinger-Gleichung

i~∂

∂tψ =

(− ~2

2m

∂2

∂x2+ V

Das sind alles deterministische Bewegungsgleichungen. Machen die Physik quanti-tativ und prädiktiv.

And now for something completely different ...

• In der Statistischen Physik werden keine Bewegungsgleichungen, z.B. für dieWärme, abgeleitet

• Stattdessen: Verständnis des kollektiven Verhaltens vieler Teilchen

Beispiele:

• Neue Begriffe wie Temperatur

6

• Wirkungsgrad von Wärmemaschinen

• Eis, Wasser, Gas: Phasenübergänge

• Fermionische und bosonische Systeme

• ...

Statistische Physik besteht aus

• Thermodynamik, allerdings nicht sehr dynamisch

• Statistische Mechanik

• Nicht-Gleichgewichtssysteme

• Stochastische Prozesse

Thermodynamik und Statistische Mechanik

• Gleichgewichtszustände

• Anzahl Teilchen makroskopischer Systeme ist in der Größenordnung 1023

• Orte und Impulse definieren Mikrozustand

• Mikroskopische Dynamik ist chaotisch, i.e. nicht periodisch.

Frage: Chaos klar ?

• Detailierte Lösung der Bewegungsgleichungen hoffungslos ...

• ... und auch sinnlos, Anspielung auf Human Brain Project

• Beobachtung: Makrozustand beschreibbar durch wenige Zustandsvariablen wieVolumen, Druck, Temperatur, Energie

Thermodynamik:

• Theorie von Makrosystemen

• Beschreibt Abhängigkeiten der Zustandsvariablen

• Beschreibt mögliche Zustandsänderungen

7

• Partiell prädiktiv, partiell beschreibend

Statistische Mechanik:

• Stellt Zusammenhang zwischen Mikro- und Makrozuständen her

• Leitet makroskopische Eigenschaften aus mikroskopischen Eigenschaf-ten/Wechselwirkungen ab, Anspielung auf emergentes Verhalten

• Prädiktiv, obwohl statistisch

Bonbon: Es wird sich zeigen, dass es eine konsistente konsequent klassische Statisti-sche Mechanik nicht geben kann, essentiell quantenmechanisch

Stichworte

• Gibbs’sches Paradoxon

• Spezifische Wärme großer Moleküle

• Normierung der Zustandssumme

• Planck’sches Strahlungsgesetz

8

Teil I

Thermodynamik2 Thermodynamische SystemeThermodynamisches System:Eine Menge von Materie - Gase, Fluide, Festkörper - deren physikalischen Ei-genschaften eindeutig und vollständig durch Angabe bestimmter makroskopischerVariablen beschrieben werden kann.

Ein thermodynamisches System heißt

• abgeschlossen oder isoliert, wenn es nichts mit Umwelt austauscht.

Gesamtenergie, Teilchenzahl und Volumen sind erhalten und damit zur Be-schreibung des Systems geeignet.

Beispiel: Perfekte Thermoskanne

• geschlossen, wenn es keine Materie mit Umwelt austauscht.

Energieaustausch ist erlaubt. Temperatur wird wichtige Grösse

Beispiel: Milchtüte

• offen, sonst. Austausch von Energie und Teilchen erlaubt.

Chemisches Potential wird wichtige Größe

• homogen, wenn es in allen Bereichen gleich ist

• inhomogen, wenn es verschiedene Phasen aufweist

Beispiel: flüssige und gasförmige Phase

• Workhorse der Thermodynamik: Das ideale Gas

Zustandsgrößen sind makroskopische Variablen, die den Zustand des Systems cha-rakterisieren.Beispiele: Volumen, Energie, Entropie, Temperatur, Druck

• Sie sind wegunabhängig, hängen nicht davon ab, wie das System in seinenZustand gekommen ist

9

• extensiv: proportional zur Systemgröße

Beispiele: Volumen, Energie

• intensiv: unabhängig von Systemgröße

Beispiele: Temperatur, Druck

Thermodynamische Zustandsgleichungen

• stellen Beziehungen zwischen Zustandsgrößen dar

• werden in der Thermodynamik meist empirisch bestimmt

• haben eingeschränkten Gültigkeitsbereich

• Systematische Ableitung in der Statistischen Mechanik

Thermodynamischer Limes:

N →∞, V →∞, N

V= ρ = const.

Thermodynamisches Gleichgewicht:

• Die (makroskopischen) Zustandsgrößen ändern sich nicht.

• Die Mikrozustände natürlich dauernd.

3 Der 1. Hauptsatz der Thermodynamik

3.1 Thermodynamische Zustandsgleichungen

Thermische Zustandsgleichung setzt p, V , T und N in Beziehung

• Beispiel: Ideales Gas

– Boyle (1664) und Mariotte (1676): pV = const. für T = const.

– Gay-Lussac: (1802): VT

= const. für p = const.

10

Zusammen, siehe Übung:

pV

T= const. ∝ N, da extensiv

ergibt Gasgleichung:

pV = NkT oder p = ρkT

mit Boltzmann-Konstante

k = 1.38 · 10−23 J

K

Gilt für geringe Drücke, geringe Dichte, hohe Temperaturen und im thermody-namischen Limes

• Beispiel: Reales Gas

Ideales Gas vernachlässigt:

– Eigenvolumen b der Teilchen

V → V −Nb

Kleiner Effekt

– Attraktive Wechselwirkung der Teilchen bewirkt Druckminderung pbinnenProportional zur quadrierten Dichte :

(NV

)2

pideal = preal + pbinnen, p→ p+

(N

V

)2

a

Relevanter Effekt

– Ergibt van der Waals Gleichung (1873), siehe Übung(p+

(N

V

)2

a

)(V −Nb) = NkT

Systematische Herleitung in Kap. 13.1.1

11

Kalorische Zustandsgleichung: Eine Energiegleichung

Betrachte Ideales Gas in abgeschlossenem System:

• Im thermischen Gleichgewicht ändern sich die Geschwindigkeiten der Teilchenständig

• Aber im Mittel werden immer gleich viele Teilchen in einem Geschwindigkeits-kubus d3v vorliegen

• Geschwindigkeits-Verteilung f(~v) ändert sich nicht

Es gilt∫∞−∞ f(~v)d3v = 1 und Anzahl dN von Teilchen im Kubus d3v

dN = Nf(~v)d3v

• Druck entsteht durch Impulsübertrag bei Reflexion an Wänden

Sei x−Achse senkrecht zu Wand-Flächenelement O, Impulsübertrag: 2mvx

• Frage: Wieviele Teilchen mit Geschwindigkeit ~v treffen in dt auf O ?

Anzahl der Teilchen in Parallelepiped

dN = NdV

Vf(~v)d3v

mit dV/V Bruchteil des Volumens des Epipeds vom Gesamtvolumen mit dV =Ovxdt

12

• Damit Kraftstoß dFO auf Fläche O

dFOdt = 2mvxdN = 2Nmv2xf(~v)d3v

Odt

V

”Kürze” dt und sammele alle Teilchen mit positiver Geschwindigkeit vx auf:

p =1

O

∫dF0 =

N

V

∫ ∞0

dvx

∫ ∞−∞

dvy

∫ ∞−∞

dvzf(~v)2mv2x

Beachte: f(~v) kann nicht von Richtung von ~v abhängen, nur von |~v|Folge: ∫ ∞

0

dvx . . . =1

2

∫ ∞−∞

dvx . . .

• Damit

pV = mN

∫ ∞−∞

d3vf(~v)v2x

Integral: Mittlere quadradratische Geschwindigkeit senkrecht zur Fläche

• Wegen Isotropie ∫ ∞−∞

d3vf(~v)v2x = 〈v2

x〉 = 〈v2y〉 = 〈v2

z〉

Erwartungswert klar ?

Wegen~v2 = v2

x + v2y + v2

z

gilt

〈v2x〉 =

1

3〈~v2〉

und

pV = mN1

3〈~v2〉 =

2

3N〈εkin〉, 〈εkin〉 : mittlere kinetische Energie eines Teilchens

13

• Mit pV = NkT und E = N〈εkin〉 erhalten wir

E =3

2NkT

• Beachte: f(~v) muss nicht bekannt sein

• Schönere Herleitung in Kap. 9.4

3.2 Mathematisches Vorspiel

• Erinnere Taylorentwicklung

f(x) = f(x0) + f ′(x0)(x− x0) + ...

Taylor-Entwicklung 1. Ordnung

– gültig für kleine ∆x = x− x0

– ∆f = f(x0 + ∆x)− f(x0) ≈ f ′(x0)∆x

– beste lineare Näherung

– Infinitesimal: df = f ′(x)dx

• Mehr-dimensionaler Fall

∆f(x, y) = f(x0 + ∆x, y0 + ∆y)− f(x0, y0)

df(x, y) =∂f

∂x

∣∣∣∣y

dx+∂f

∂y

∣∣∣∣x

dy

Beschreibt Tangentialebene

• Definition: Das totale (oder vollständige oder exakte) Differential einer diffe-renzierbaren Funktion ist

df =N∑i=1

∂f

∂xidxi

14

• Erinnere 1. Semester

Kurvenintegration

f = f(x, y) = f(~x), ~x =

(xy

)df =

∂f

∂xdx+

∂f

∂ydy

= ~∇f · d~x

mit

~∇ =

(∂∂x∂∂y

)und d~x =

(dxdy

)• Für vollständiges Differential

df = ~F (~x) · d~x

gilt

~F (~x) = ~∇f(~x)

f ist Stammfunktion von ~F

• Wegintegral über ~F hängt nur von Anfangs- und Endpunkt ab, aber nicht vomIntegrationsweg.

• Beispiel: Arbeit W an Teilchen entlang einer Kurve C von ~x1 nach ~x2 in kon-servativem Kraftfeld ~F (~x) mit Potential V (~x)

W =

∫C

~F (~x) · d~x = −∫C

~∇V (~x) · d~x = −V (~x2) + V (~x1)

15

• Test auf Exaktheit:

Sei f(x, y) zweimal differenzierbare Funktion mit

df(x, y) =∂f

∂xdx+

∂f

∂ydy =

(FxFy

)·(dxdy

)= ~F · d~x

Es gilt der Satz von Schwarz

∂2f

∂x∂y=

∂2f

∂y∂x

oder∂Fy∂x

=∂Fx∂y

Damit: Drehe es herum. Gehe von beliebigem Differential und damit ~F (~x) ausund teste, ob es exakt ist.

• Beispiele:

– In 1-D ist jedes Differential trivial exakt

– Betrachte

~F · d~x = ydx+ xdy

Dann gilt

16

∂Fx∂y− ∂Fy

∂x= 1− 1 = 0

und das Differential ist exakt– Betrachte

~F · d~x = yx dx+ x2 dy

Es folgt

∂Fx∂y− ∂Fy

∂x= x− 2x = −x 6= 0

und das Differential ist nicht exakt.

• Nicht-exakte Differentiale:

– Wegintegral hängt vom Weg ab– werden mit δf bezeichnet

• In drei Dimensionen

df =

FxFyFz

· dx

dydz

= ~F · d~x

rot~F = 0 =⇒ df ist vollständiges Differential

• Integrierender Faktor

– Trick, aus einem nicht-exakten Differential ein exaktes zu machen– Betrachte zweites Beispiel und ergänze 1

x

1

x

(yx dx+ x2 dy

)– Es folgt

∂Fx∂y− ∂Fy

∂x= 1− 1 = 0

ein exaktes Differential.– 1

xist der integrierende Faktor für nicht exaktes Differential yx dx+ x2 dy

– Siehe Übung

17

3.3 Innere Energie und Temperatur, 0. Hauptsatz

Ein isoliertes System erhält die Gesamtenergie.Diese innere Energie U ist

• die Summe aller Energien

• eine Zustandsgröße

• extensiv

• im allgemeinen in Bezug auf ihre Änderung interessant

Beispiel: Ideales Gas

U =3

2NkT, mit Boltzmann-Konstante k = 1.38 · 10−23 J

K

• Der 0. Hauptsatz: Es gibt eine intensive Zustandsvariable Temperatur T , sodass sich Systeme genau dann miteinander im thermischen Gleichgewicht be-finden, wenn sie den selben Wert von T aufweisen.

• Bei einem isolierten System ist die innere Energie identisch mit der aus Me-chanik und Elektrodynamik bekannten Gesamtenergie.

• Für nicht-isolierte Systeme kommt noch Arbeit und/oder Wärmeaustausch hinzu.

3.4 Arbeit

• Die innere Energie U ist im isolierten System erhalten.

• U ändert sich aber bei Interaktion mit Umgebung.

Betrachte Kolben, der mit Kraft ~Fa auf System drückt

18

Im Gleichgewicht: ~Fa = −~FiVerschiebe Kolben um d~s

δW = ~Fa · d~s = −~Fi · d~s

Vorzeichenkonvention:

– System leistet Arbeit, Energie wird abgeführt: δW < 0

– Am System wird Arbeit geleistet, Energie wird zugeführt: δW > 0

Da ~Fa‖d~s und dV = Ads, folgt

~Fi · d~s =FiAAds = pdV

und somit:

δW = −pdV, beachte: dV < 0

Beachte: Die Arbeit ist keine Zustandsgröße

Beispiel: Kompression eines Gases

V1 → V2, V2 < V1

∆W = −∫ V2

V1

p(V )dV

Proof by examples:

19

• Isotherme Kompression

N = const., T = const.

Mit

pV = NkT

p(V ) =NkT

V

∆W = −∫ V2

V1

NkT

VdV

= NkT log

(V1

V2

)

V1V2

• Isobare Kompression

N = const., p = p0 = const.

∆W = −∫ V2

V1

p0dV = −p0(V2 − V1)

20

V1V2

• Ergo: ∆W hängt vom Vorgehen ab.

Es gilt:

• Die Größe X ist genau dann eine Zustandsgröße, wenn sie ein vollständigesDifferential dX besitzt.

1. weekWeitere Beispiele für Arbeit

• Änderung der elektrischen Ladung q im elektrischen Potential φ

δW = φdq

Widerstand des Systems gegen Zuführung weiterer Ladung analog zu Druckals Widerstand gegen Kompression

• Änderung der Teilchenzahl N , mit chemischem Potential µ

δW = µdN

Widerstand gegen Zuführung von weiteren Teilchen

• δW ist immer ein Produkt aus einer intensiven und einer extensiven Zustands-größe, Energie-konjugierte Variablen

• Alle Arten von Arbeit können (im Prinzip) ineinander überführt werden

21

Integrierender Faktor revisited:

• δW kein exaktes Differential

δW = −pdV

• 1/p ist integrierender Faktor

dV = −1

pδW

3.5 Wärme

Antoine Laurent de Lavoisier (1787) Kalorische Theorie: Wärme als Substanz

• Ein weiteres Element, nicht zu erzeugen, nicht zu vernichten

• Unsichtbar

• Gewichtslos

• Selbstabstoßend, darum gleichen sich Temperaturunterschiede aus

• Lockerung der Moleküle durch Ansammlung der kalorischen Substanz führtzum Schmelzen/Verdampfen

• Widerlegung der Theorie: Sir Benjamin Thompson, Graf Rumford (1789) Ge-genbeispiel: Reibung (beim Bohren von Kanonen)

Mayer (1845):Wärme ist eine Form der Energie(änderung), keine Zustandsgröße.

Definition:δQ ist die Wärmemenge, die eine Temperaturänderung einer Substanz von dT bewirkt

δQ = C(T ) dT

mit C, der totalen Wärmekapazität der erwärmten Substanz

• C ist extensive Größe, da δQ extensiv und dT intensiv

22

• Zur Charakterisierung einer Substanz besser intensive Größe:

c =C

Nspezifische Wärme(kapazität)

odercM =

NA

NC molare spezifische Wärme(kapazität)

mit Avogadro-Konstante NA ≈ 6 · 1023 die Anzahl der Teilchen pro Mol (12 gC12)

CV und Cp

• Wärmekapazität hängt von Prozessführung ab, p = konstant (Cp) oder V =konstant (CV )

• Allgemeinen gilt Cp > CV , da bei p = const. auch Volumenausdehnungsarbeitgeleistet werden muss

• Betrachte ideales Gas bei V = const. und Temperaturänderung dT

dU = δQ = dQ = CV dT

Dann gilt

CV =

(∂U

∂T

)V

Ideales Gas:

U =3

2NkT

CV =

(∂U

∂T

)V

=3

2Nk

cV =CVN

=3

2k

23

3.6 Der 1. Hauptsatz

Ein System, das mit Umgebung Arbeit δW und Wärme δQ austauscht, verändertseine innere Energie U nach

dU = δW + δQ

Vorzeichenkonvention:

• δQ > 0 : dem System zugeführte Wärme

• δQ < 0 : vom System abgegebene Wärme

• δW > 0 : dem System zugeführte Arbeit

• δW < 0 : vom System abgegebene Arbeit

Beachte:

• Energieerhaltung

• Innere Energie U ist eine Zustandsgröße

• dU damit ein vollständiges Differential

• δW und δQ im allgemeinen pfadabhängig, keine vollständigen Differentiale

• Erinnere kalorische Theorie: U ist global erhalten, aber keine Substanz, sonderneine Eigenschaft der Materie

• Interpretation: Es gibt kein Perpetuum mobile (sich ständig Bewegendes)1. Art, d.h. keine Maschine, die nichts anderes macht als Arbeit zu leisten

• Seit 1775: Französische Akademie der Wissenschaften nimmt keine Vorschlägemehr an

Anwendung:Betrachte Zustandsgleichung des idealen Gases

pV = NkT

• Im folgenden N konstant.

• 3 Variablen: p, V und T

Hält man jeweils eine konstant, ergeben sich drei mögliche Prozesse.

24

• 4. Prozess: Adiabatischer Prozess mit δQ=0

Ausgangspunkt: 1. Hauptsatz mit U(V, T )

dU =

(∂U

∂V

)T

dV +

(∂U

∂T

)V

dT

Betrachte ideales Gas

U =3

2NkT

CV =3

2Nk

pV = NkT

• V = V0 = konstant. Isochore Zustandsänderung

Experiment: Erhitzen von Gas in geschlossenem Gefäß von T1 nach T2

(V0, p1, T1)∆Q→ (V0, p2, T2)

In Abhängigkeit von Änderung von T

dU = δQ− p dV︸︷︷︸=0

= δQ = dQ = CV dT

∆U = U2 − U1 =

∫ T2

T1

CV dT = CV (T2 − T1) = ∆Q

In Abhängigkeit von Änderung von p

Mit Ti = piV0Nk

folgt:

∆U =CV V0

Nk(p2 − p1)

Merke :∆U = ∆Q = CV (T2 − T1) (1)

• p = p0 = konstant. Isobare Zustandsänderung

(V1, p0, T1)∆Q,∆W→ (V2, p0, T2)

25

Experiment: Gefäß mit flexibler masseloser Abdeckung unter Luftdruck

dU = δQ+ δW

∆W = −∫ V2

V1

p0 dV = −p0(V2 − V1)

– Beachte: δQ = CV dT nicht anwendbar, da p = const.

– Für ideales Gas: U = 32NkT , unabhängig vom Volumen

– Damit gilt allgemein

dU =

(∂U

∂T

)V

dT = CV dT

Gilt auch für adiabatische Prozesse.

– Damit

∆U =

∫ T2

T1

CV dT = CV (T2 − T1) =CV p0

Nk(V2 − V1)

Damit Wärmeänderung:

∆Q = ∆U −∆W = p0

(CVNk

+ 1

)(V2 − V1)

MitVi =

NkTip0

folgt∆Q = (CV +Nk)(T2 − T1)

Merke:

– ∆Q ist wegen Ausdehnungarbeit im isobaren Fall größer als in isochoren,Gl. (1).

– Für ideales Gas gilt, Beweis folgt:

Cp = CV +Nk =5

2Nk

26

• T = T0 = konstant. Isotherme Zustandsänderung

(V1, p1, T0)∆Q,∆W→ (V2, p2, T0)

Experiment: Expansion in Gefäß im Wärmebad

U =3

2NkT0 → dU = 0

∆W = −∫ V2

V1

p(V )dV = −NkT0

∫ V2

V1

dV

V= −NkT0 log

(V2

V1

)= NkT0 log

(p2

p1

)∆Q = −∆W = NkT0 log

(V2

V1

)• δQ=0. Adiabatischer Prozess, kein Wärmeaustausch

Experiment: Isoliertes Gefäß

(V1, p1, T1)∆W→ (V2, p2, T2)

Mit

dU = δW + δQ︸︷︷︸=0

= δW = dW

dU = CV dT

dW = −pdV = −NkTV

dV

folgt:

CVTdT = −Nk

VdV

CV

∫ T2

T1

dT

T= −Nk

∫ V2

V1

dV

V

CV log

(T2

T1

)= −Nk log

(V2

V1

)T2

T1

=

(V2

V1

)− NkCV

=

(V1

V2

)2/3

Entsprechend, mit Hilfe der Gasgleichung: Die Adiabaten-Gleichungen:

27

(T2

T1

)5/2

=p2

p1

,p1

p2

=

(V2

V1

)5/3

pV -Adiabaten (Isentropen) verlaufen steiler als Isothermen: pV 5/3 = const.

Lessons learned

• Für ideales Gas gilt:

pV = NkT, U =3

2NkT, CV =

3

2Nk

• Wärme ist kein Stoff

• Wärme und Arbeit sind keine exakten Differentiale

• Innere Energie ist exaktes Differential

• Adiabaten verlaufen steiler als Isothermen

Die d-Zoologie1: ∂, d, δ, ∆

• ∂: partielle Ableitung

d

dxf(y(x)) =

∂f

∂y

∂y

∂x

• d: exaktes Differentialdf(x, y) =

∂f

∂xdx+

∂f

∂ydy

mit∂f

∂x∂y=

∂f

∂y∂x

• δ: nicht exaktes Differential

δf(x, y) = g(x, y)dx+ h(x, y)dy

1Auch als Deologie bezeichnet

28

mit∂g

∂y6= ∂h

∂x

• ∆: Endliche Änderung

∆W =

∫ V2

V1

dV....

4 Der 2. Hauptsatz der ThermodynamikExtremalprinzipien in der Physik:

• Klassische Mechanik: Minimierung der Wirkung, Hamilton’sches Prinzip,Euler-Lagrange Gleichungen

• Optik: Fermat’sches Prinzip: Kürzeste optische Weglänge

• Dissipatives mechanisches System: Minimierung der Energie

• Globales ”als ob” vs. lokales ”what’s next”

• Was ist Extremalprinzip für Ausdehnung eines Gases ?

Beachte: Für ideales Gas ändert sich hierbei die innere Energie nicht

• Allgemein: Gibt es ein Extremalprinzip, das für die Einstellung eines Gleich-gewichtes ”verantwortlich” ist ?

29

4.1 Reversible und irreversible Prozesse

• Beobachtung: Im isoliertem System laufen Zustandsänderungen ”von selbst””spontan” ab, bis Gleichgewichtszustand erreicht ist. Diese Art von Änderungensind irreversibel, d.h. kehren sich von selbst nicht um.

Beispiele:

– Aus der Thermodynamik:

∗ Ausdehnung eines Gases von kleinem in grosses Volumen

∗ Temperaturausgleich

– Aus der Mechanik: Pendel mit Reibung

Spontane Umkehrung ist nie beobachtet wurden. Ist aber energetisch (1. Haupt-satz) möglich

• Eigenschaften von irreversiblen thermodynamischen Prozessen:

– Irreversible Prozesse laufen über Nichtgleichgewichtszustände ab

– Zustandsgrößen, z.B. p, haben während des Prozesses keine definiertenWerte. Es gibt räumliche Inhomogenitäten

– Reales Gas: Turbulenz kann entstehen, die am Ende Wärme produziert.

– Klar machen an Ausdehnung von kleinem in grosses Volumen

• Reversible Prozesse laufen über Gleichgewichtszustände

– Idealisierung: Ist System im Gleichgewicht, passiert nix

– Zustandsgrößen haben zu jedem Zeitpunkt definierte Werte.

30

– Totale Änderung der Zustandsgrößen kann über Integration bestimmtwerden.

• Realistische Näherung: Quasi-reversible Prozesse

– Infinitesimale, langsame quasi-statische Änderung der Zustandsgrößen

– ”Langsam”: Änderung langsamer als Relaxationszeit des Systems

Beispiel: Isotherme Expansion

Irreversible Prozessführung (Graphik ist suboptimal, bessere Graphik in Vorlesung)

• Abrupte Wegnahme des Gewichtes, zur Seite stellen

• Gas dehnt sich (turbulend) auf Volumen V2 aus (minimalstes Restgewicht)

T = const. M

M

31

• Es wird keine Arbeit geleistet, δW = 0.

• Prozess irreversibel, da zur Seite gelegtes Gewicht nicht nach oben hüpfen kann

Reversible Prozessführung

• Verkleinere Masse schrittweise um dM und hebe Massestücke an entsprechen-der Höhe auf

• Mache dies so langsam, dass System stets im (Quasi-)Gleichgewicht bleibt

• System leistet Arbeit

∆W = −∫ V2

V1

pdV = −NkT∫ V2

V1

dV

V= −NkT log

(V2

V1

)• Prozess reversibel, da man Massenstücke dM sukzessive wieder auflegen kann.

Der 1. Hauptsatz gilt unabhängig von Prozessführung

• DamitdU = δWrev + δQrev = δWirr + δQirr

• Unter Berücksichtigung des Vorzeichens, Kompression, Expansion

δWirr ≥ δWrev = −pdVδQirr ≤ δQrev = siehe Kap. 4.3

• Beachte: δW = −pdV gilt nur bei reversibler Prozessführung

32

• Bei reversibler Prozessführung wird am wenigsten Arbeit benötigt, bzw. ammeisten verrichtet

• Bei irreversibler Prozessführung wird Teil der Arbeit in (Ab-)wärme verwandelt

• Wieder einmal:

δW und δQ hängen von der Prozessführung ab.

Sie können daher keine Zustandsgrößen sein

Der 1. Hauptsatz reicht zur Beschreibung irreversibler Prozesse nicht aus, daer sie nicht verbietet:Es braucht weitere Zustandsgröße

4.2 Carnot’scher Kreisprozess

Betrachte Kreisprozess

• Arbeitsmedium wird nach Reihe von Zustandsänderungen wieder in Ausgangs-zustand gebracht

• Es gilt ∮dU = 0

Carnot’scher Kreisprozess (1824)

• Beispiel für Wärmekraftmaschine

• Arbeitsmedium: Ideales Gas

• Besteht aus zwei isothermen und zwei adiabatischen Prozessen

33

A

B

CD

adiabatisch

isotherm

Die vier Prozesse:

• A→ B: Isotherme Expansion, T = Th

dUAB = ∆UAB = 0

∆QAB = −∆WAB =

∫ VB

VA

pdV = NkTh log

(VBVA

)> 0

System verrichtet Arbeit, ∆QAB wird aus dem Wärmebad aufgenommen.

• B → C: Adiabatische Expansion, ∆QBC = 0

TlTh

=

(VBVC

)2/3

System verrichtet Arbeit und kühlt ab. Geleistete Arbeit wird der innerenEnergie entnommen

∆UBC = ∆WBC =

∫ Tl

Th

CV dT = CV (Tl − Th) < 0

• C → D: Isotherme Kompression , T = Tl, ∆UCD = 0

∆QCD = −∆WCD = NkTl log

(VDVC

)< 0

Arbeit wird zugeführt, Wärme ans Wärmebad abgegeben

34

• D → A: Adiabatische Kompression, ∆QDA = 0

ThTl

=

(VDVA

)2/3

∆UDA = ∆WDA = CV (Th − Tl) > 0

Dem System wird Arbeit zugeführt

Energiebilanz:

∆Utotal =4∑i=1

∆Ui,i+1modulo 4 = CV (Tl − Th) + CV (Th − Tl) = 0

Glück gehabt ! :-)

Wärme und Arbeit:

∆QAB = NkTh log

(VBVA

)> 0 (2)

∆QCD = NkTl log

(VDVC

)< 0 (3)

• Mit (ThTl

)3/2

=VBVC

=VAVD

folgt

∆Qtotal = Nk log

(VBVA

)(Th − Tl) > 0 (4)

• Wärme wird zugeführt

• Und damit wegen ∆U = 0

∆Wtotal = −∆Qtotal < 0

Arbeit wird verrichtet.

• Eine Maschine, die Wärme in Arbeit umwandelt !

35

Aber wie gut ?

• Wirkungsgrad η: Der in Arbeit umgewandelte Teil der aufgenommenen Wärme

η =|∆Wtotal|∆QAB

=∆QAB + ∆QCD

∆QAB

= 1 +∆QCD

∆QAB

= 1− TlTh

< 1 (5)

Wärme kann nie vollständig in Arbeit umgewandelt werden.

• Übung: Man kann zeigen: Im beliebigen Kreisprozess bildet Gl. (5) obereSchranke für η

• Beispiel Wärmekraftwerk:

Th = 800K, Tl = 300K

ηideal = 1− 300K

800K=

5

8≈ 60%

ηreal ≈ 45%

2. week

4.3 Thermodynamische Definition der Entropie

• Gl. (4): Wie zu erwarten: Q im Carnot-Prozess keine Zustandsgröße

• Aus Gl. (2, 3) folgt aber

∆QAB

Th+

∆QCD

Tl= 0

• Zerlege den Prozess in infinitesimal kleine Teilstücke, so folgt:∮δQrev

T= 0

1Tist der integrierende Faktor, der aus dem nicht-exakten Differential δQrev ein

exaktes und damit eine Zustandsgröße macht !

• Man kann zeigen:

– δQT

ist für jeden reversiblen Kreisprozess ein exaktes Differential, Übung ?

36

– Ebenso für jeden reversiblen thermodynamischen Prozess

• Ergo: Es muss eine Zustandsvariable geben, die durch

dS =δQrev

T, SB − SA =

∫ ZustandB

ZustandA

δQrev

T

definiert ist

• Die Größe S heißt Entropie, Clausius (1865)

– Kunstwort aus εν = in und τρoπη = Verwandlung: Entropie

– ”Da die Entropie ebenso wichtig ist, soll sie auch so ähnlich heissen wiedie Energie”

– ”Wandlungspotential”, misst ”Energieentwertung”

– Damit wird auch ”Isentrope” bei adiabatischer Zustandsänderung klar

• Carnot-Maschine im S-T Diagramm

T

S

• Für reversible Prozesse gilt

dS =δQrev

T

• S ist extensiv

37

• Bei irreversibler Prozessführung gilt

δQirr ≤ δQrev = TdS

• In Kapitel 9 ”Entropie revisited” werden wir einen komplett anderen - mi-kroskopischen, statistischen - Zugang zur Entropie kennenlernen und mit demhiesigen - makroskopisch, thermodynamischen - zusammenführen

Entropie des idealen Gases in Abhängigkeit von T und V

• Sei N = const.

• 1. HauptsatzdU = TdS − pdV

mit Zustandsgleichungen

U =3

2NkT, pV = NkT

• Damit 1. Hauptsatz aufgelöst nach dS

dS =3

2Nk

dT

T+Nk

dV

V

Startend von Zustand (T0, V0) mit Entropie S0, integriere auf

S(T, V )− S0(T0, V0) =3

2Nk log

T

T0

+Nk logV

V0

= Nk log

[(T

T0

)3/2(V

V0

)](6)

Ergebnis: Entropie nimmt mit T und V zu

• Beachte: Nicht die komplette N -Abhängigkeit, weil Term µdN in 1. Hauptsatzfehlte

• Betrachte (irreversible) freie Ausdehnung eines idealen Gases von kleinem ingrosses Volumen in geschlossenem System

– Thermisch isoliert: ∆Q = 0

38

– Volumenerhöhung: ∆V > 0

– Es wird keine Arbeit verrichtet: ∆W = 0

– 1. Hauptsatz: ∆U = 0. Ideales Gas: U = U(T ), damit ∆T = 0

– Aber Entropieänderung

∆S = S(T, V1, N)− S(T, V0, N) = Nk logV1

V0

> 0

– Erster Hinweis: Entropie auch jenseits von δQrevT

wichtig

• In Abhängigkeit von (T, p)

S(T, p)− S0(T0, p0) = Nk log

[(T

T0

)5/2(p0

p

)]

• Da Entropie extensiv muss gelten

S(T, p) = Nk

(s0(T0, p0) + log

[(T

T0

)5/2(p0

p

)])(7)

Details in der Statistischen Physik

4.4 Der 2. Hauptsatz

• Clausius (1850)

• Betrachte abgeschlossenes System, es gilt

δQirr ≤ δQrev = TdS

• Im Gleichgewicht:

δQirr = δQrev = 0 =⇒ dS = 0

Ergo: Die Entropie ist in einem abgeschlossenen System im Gleichgewicht ex-tremal.

Minimum oder Maximum ?

39

• Betrachte ein zusammengesetztes, insgesamt isoliertes System

TA 6= TB

t < 0: Subsysteme seien isoliert

t ≥ 0: Subsysteme gehen ins thermische Gleichgewicht

• DaUA + UB = const. =⇒ dUA = −dUB

Mit

dUA = δQ+ δW = dQ = TAdSA

dUB = TBdSB

• Entropie ist extensiv:

dS = dSA + dSB =dUATA

+dUBTB

dS = dUB

(1

TB− 1

TA

)Die Entropie ist nicht erhalten !

– Für TB > TA: Wärme fließt von B nach A → dUB < 0 → dS > 0

– Für TB < TA: Wärme fließt von A nach B → dUB > 0 → dS > 0

– Ist TA 6= TB läuft spontaner Prozess ab und es gilt dS > 0

40

– Ist TA = TB: Thermisches Gleichgewicht und dS = 0

2. Hauptsatz:In einem abgeschlossenen System im thermischen Gleichgewicht gilt:

dS = 0, S = maximal

Für spontane Prozesse gilt:dS > 0

Entropie definiert über ein Extremalprinzip den Gleichgewichtszustand.

Alternative Formulierungen

• Clausius: ”Es gibt keinen thermodynamischen Prozess, der ausschließlich Wär-me von einem kälterem in ein wärmeres Reservoir überführt. Es existiert keineideale Kältemaschine”

Beweis:

– Da Gesamtsystem keine Arbeit leistet noch Wärme austauscht, kann esals abgeschlossen betrachtet werden.

– Sei T1 < T2

41

– Dann:dS1 = −δQ

T1

, dS2 =δQ

T2

DamitdS = dS1 + dS2 = −δQ

T1

+δQ

T2

= δQT1 − T2

T1T2

< 0

Widerspruch

– Beachte: Wärme vom wärmeren zum kälteren Reservoir fliessen lassengeht :-)

• Kelvin: ”Es gibt keinen periodischen2 thermodynamischen Prozess, der aus-schließlich Wärme in Arbeit verwandelt. Es existiert keine ideale Wärmekraft-maschine”

oder

Planck: ”Es gibt kein Perpetuummobile 2. Art: Periodisch arbeitende Maschine,die Wärme zu 100 % in Arbeit umwandelt und speichert”

Beweis:

Wärme Maschine Speicher

• Nach einem Arbeitszyklus

∆UM = ∆Q︸︷︷︸>0

+ ∆W︸︷︷︸<0

= 0

∆Utotal = ∆Q+ ∆W = 0

1. Hauptsatz ist erfüllt

Betrachte 2. Hauptsatz2periodisch ist wichtig, einzelne Prozesse können das. Erinnere isotherme Expansion

42

Nach einem Arbeitszyklus:

∆Stotal = ∆SB + ∆SM + ∆SS ≥ 0

∆SB = −∆Q

T< 0

∆SM = 0

∆SS = 0

=⇒ ∆Stotal < 0

Widerspruch zum 2. Hauptsatz

–• Mit Entropie lautet der 1. Hauptsatz für reversible Zustandsänderungen:

dU = δQrev + δWrev = TdS − pdV + µdN + . . .

Analogie:

Entropie für Austausch vonWärme entspricht Volumen bei Kompressionsarbeitgegen Druck

• ”Wärmewertigkeit”

Für T2 > T1 gilt

dS1 =δQ

T1

>δQ

T2

= dS2

Wärme bei höherer Temperatur ist ”mehr wert” als bei niedriger.

An Beispiel Sonne => Erde => Weltraum klarmachen3. Halb-woche

4.5 Fundamentalrelationen

• Betrachte Kombination von 1. Hauptsatz mit Entropie-Definition für reversibleProzesse

dU = δQrev + δWrev = TdS − pdV + µdN

Innere Energie U in Abhängigkeit der extensiven Zustandsgrößen S, V,N .

43

• S, V,N werden als die natürlichen Variablen der inneren Energie bezeichnet

• Mit

dU =

(∂U

∂S

)V,N

dS +

(∂U

∂V

)S,N

dV +

(∂U

∂N

)V,S

dN

ergeben sich die intensiven Zustandsgrößen

T (S, V,N) =

(∂U

∂S

)V,N

, p(S, V,N) = −(∂U

∂V

)S,N

, µ(S, V,N) =

(∂U

∂N

)V,S

(8)

• Die Kenntins von U(S, V,N) bestimmt das thermodynamische System kom-plett

Daher wird

dU = TdS − pdV + µdN (9)

auch als Fundamentalrelation oder Gibbs’sche Fundamentalform bezeichnet.

Entropie-Darstellung

• Umstellen der Fundamentalrelation nach dS liefert Fundamentalrelation in derEntropie-Darstellung

dS(U, V,N) =1

TdU +

p

TdV − µ

TdN (10)

dS =

(∂S

∂U

)V,N︸ ︷︷ ︸

1/T

dU +

(∂S

∂V

)U,N︸ ︷︷ ︸

p/T

dV +

(∂S

∂N

)U,V︸ ︷︷ ︸

−µ/T

dN

mit

T = T (U, V,N), p = p(U, V,N), µ = µ(U, V,N)

• U, V,N sind die natürlichen Variablen der Entropie

44

Zustandsgleichungen revisited

• Zustandsgleichungen: Relationen, die im Gleichgewicht zwischen den thermo-dynamischen Variablen eines Systems bestehen

• Bestimmungsgleichungen der intensiven Zustandsvariablen Gl. (8) liefernZustandsgleichungen

• Beispiel: Ideales Gas

– Rechnung analog zu Gl. (6, 7) liefert für Entropie in den natürlichen Va-riablen U, V,N :

S(U, V,N) = Nk

(s0(U0, V0, N0) + log

[(U

U0

)3/2(V

V0

)(N0

N

)5/2])

– Damit1

T=

(∂S

∂U

)V,N

=3

2Nk

1

U=⇒ U =

3

2NkT

p

T=

(∂S

∂V

)U,N

=Nk

V=⇒ pV = NkT

Variablentransformation

• Gleichungen (9) und (10) gehen direkt auseinander hervor

• Beachte: T , p, und µ hängen nicht von denselben Variablen ab

• Beispiel Temperatur

T (S, V,N) =: f(S, V,N) Energie-DarstellungT (U, V,N) =: g(U, V,N) Entropie-Darstellung

• Sei N = const.

• Umrechnung T (S, V ) in T (U, V ) per Variablentransformation

45

• Start: T (S, V )

dT (S, V ) =

(∂T

∂S

)V

dS +

(∂T

∂V

)S

dV

Für S → U , betrachte S(U, V )

dS(U, V ) =

(∂S

∂U

)V

dU +

(∂S

∂V

)U

dV

• Eingesetzt:

dT (U, V ) =

(∂T

∂S

)V

[(∂S

∂U

)V

dU +

(∂S

∂V

)U

dV

]+

(∂T

∂V

)S

dV

=

(∂T

∂S

)V

(∂S

∂U

)V

dU +

[(∂T

∂S

)V

(∂S

∂V

)U

+

(∂T

∂V

)S

]dV

• Ergo: f(S, V,N) 6= g(U, V,N)

4.6 Euler-Gleichung und Gibbs-Duhem-Relation

• Extensive Variablen sind homogene Funktionen 1. Grades

Beispiel: Innere Energie

U(λS, λV, λN) = λ1U(S, V,N) (11)

• Intensive Variablen sind homogene Funktionen 0. Grades, z.B. Temperatur

T (λS, λV, λN) = λ0T (S, V,N)

Homogenität hat weitreichende Folgen

• Differentiation von Gl. (11) nach λ ergibt:

d

dλU(λS, λV, λN) =

∂U

∂(λS)

∂(λS)

∂λ︸ ︷︷ ︸=S

+∂U

∂(λV )

∂(λV )

∂λ︸ ︷︷ ︸=V

+∂U

∂(λN)

∂(λN)

∂λ︸ ︷︷ ︸=N

= U(S, V,N)

46

• Gilt ∀ λ, setze λ = 1. Ergibt Euler-Gleichung

U = TS − pV + µN (12)

• Bedeutung: Fundamentalrelation kann trivial integriert werden, obwohl T , pund µ Funktionen von S, V und N sind.

• Betrachte totales Differential der Euler-Gleichung:

dU = TdS+SdT−pdV−V dp+µdN+Ndµ = TdS−pdV+µdN+SdT−V dp+Ndµ

Vergleich mit 1. Hauptsatz:

dU = TdS − pdV + µdN

Es gilt die Gibbs-Duhem-Relation:

SdT − V dp+Ndµ = 0 (13)

• Bedeutung: Die zu den extensiven Variablen Energie-konjugierten intensivenVariablen können nicht unabhängig sein.

• Anschauung:Aus den drei extensiven Zustandsgrößen S, V , und N lassen sich nur zweiintensive S/N und V/N ableiten.

Chemisches Potential des idealen Gases

• Gibbs-Duhem-Relation:

SdT − V dp+Ndµ = 0

oder

dµ(p, T ) = −S(p, T )

NdT +

V (p, T )

Ndp

Mit Gl. (7) und Gasgleichung folgt

dµ(p, T ) = −k

(s0(T0, p0) + log

[(T

T0

)5/2(p

p0

)])dT + kT

dp

p

47

• µ ist Zustandsgröße, Übung ?, hat exaktes Differential, darf über beliebigenWeg integriert werden

• Wähle Weg (i) isobar von T0 nach T und Weg (ii) isotherm von p0 nach p

p

T

µ(p, T ) = µo(p0, T0)−∫ T

T0

(s0k +

5

2k log

(T

T0

))dT + kT

∫ p

p0

dp

p

Mit ∫dx log x = x log x− x

folgt

µ(p, T ) = µo(p0, T0)− s0k(T − T0)− 5

2kT log

(T

T0

)+

5

2k(T − T0) + kT log

p

p0

= µo(p0, T0)− kT log

((T

T0

)5/2p0

p

)+ k(T − T0)

(5

2− s0

)

Chemisches Potential hängt im wesentlichen von kT ab, d.h. der mittlerenkinetischen Energie der Teilchen ab

48

• Um neues Teilchen im Gleichgewicht bei Temperatur T und Druck p einemidealen Gas hinzuzufügen, muss unabhängig der Anzahl bereits vorhandenerTeilchen, die Energie µ(p, T ) aufgebracht werden.

Übung: Massenwirkungsgesetz

Lessons learned

• Reversible und irreversible Prozesse

• Carnot’scher Kreisprozess funktioniert nur, weil Arbeit und Wärme keine ex-akten Differentiale sind

• Entropie als exaktes Differential und Zustandsgröße

• 2. Hauptsatz: dS ≥ 0, im Gleichgewicht: S = maximal

• Fundamentalrelationen

• Zustandsgleichungen folgen aus Bestimmungsgleichungen der intensiven Va-riablen

• Euler-Gleichung und Gibbs-Durhem Relation

5 Der 3. Hauptsatz der ThermodynamikAuch als Nernst’sches Theorem (1918) bezeichnet.

• Vor der Hand Existenz eines absoluten Nullpunktes der Temperatur nicht klar.

• Früher Verdacht: Erinnere Gay-Lussac: (1802)

V

T= const. für p = const.

Eingeschränkter Gültigkeitsbereich ?

• Ergibt affine Beziehung, Celsius, Fahrenheit, Kelvin

V = a(T − b)

49

b

T

V

• Er kann keine negativen Volumina geben: b = Tmin = 0 Kelvin

3. Hauptsatz

• Nernst: Für T → 0 gilt für isotherme Prozesse:

∆S → 0

• Später von Planck verschärft:

T → 0 =⇒ S → 0

Impliziert Nernst’sche Formulierung

• Begründung und Ausnahmen in der Statistischen Mechanik

Drei Implikationen:Unerreichbarkeit des absoluten Nullpunktes

• Es ist unmöglich, den absoluten Nullpunkt der Temperatur in endlich vielenSchritten zu erreichen

• Beispiel: Abfolge von isothermer Kompression und adiabatischer Expansionzwischen zwei Volumina V1 und V2

50

S

T

• Allgemeinheit des Argumentes:

Egal was man macht, z.B. adiabatische Entmagnetisierung, alle Kurven gehennach (S(T = 0), T = 0) = (0, 0)

Carnot Prozess mit Tl = 0

• Erinnere:

Wirkungsgrad Carnot-Prozess:

η = 1− TlTh

Für Tl = 0 =⇒ η = 1

• Entropie-Beiträge:

– isotherme Expansion bei Th: ∆SAB = ∆QABTh

– isotherme Kompression bei Tl: ∆SCD = ∆QCDTl

– Entropie in einem Zyklus: ∆Stotal = 0

• Nun aber ∆SCD = 0, da Tl = 0, es knirscht im Gebälk

• Damit ∆SAB = 0

• Maschine setzt keine Wärme um =⇒ ∆W = ∆Q = 0

51

• Von Wirkungsgrad kann keine Rede sein

• Ergebnis gegen jede (klassische) Intuition

• Irgendwas stimmt da nicht !

Spezifische Wärme

• Erinnere

δQ = CV dT, dS =δQ

T, ideales Gas: CV =

3

2Nk = const.

• DamitdS = CV

dT

T

und

S(T ) = S(T = 0) +

∫ T

0

dT ′CVT ′

3. Haupsatz: S(T = 0) = 0

• Aber Integral

∫ T

0

dT ′CVT ′

= CV log

(T

0

)divergiert !

S(T ) = S(T0) +

∫ T

T0

dT ′CVT ′

sieht für T0 → 0 auch nicht gut aus

• Einzige Chance für Konvergenz: CV ist CV (T ) mit

CV (T )→ 0 für T → 0

und zwar schneller als der Logarithmus für T → 0 divergiert, also schneller alslinear

• Reminder: Das gilt nicht für das ideale Gas.

52

• Noch schlimmer: Gilt nicht für jedes klassische thermodynamische System, sie-he Kap. 11.3 Gleichverteilungssatz

• CV (T )→ 0 für T → 0 löst auch das Problem des Wirkungsgrades des Carnot-Prozesses für T = 0, da er unter der Annahme CV = const. abgeleitet wurde.

• Kann erst in der Quantenmechanik verstanden werden, Kap. 11.4

• Visionäres Ergebnis vor Einführung der Quantenmechanik

Lessons learned

• In der Regel: limT→0 S(T ) = 0

• Unerreichbarkeit des absoluten Nullpunktes

• Wärmekapazität: limT→0C(T ) = 0 in Widerspruch zu klassischer Physik

6 Thermodynamische PotentialeInnere Energie U wird als thermodynamisches Potential bezeichnet, da

• sie eine Energie ist

• ihre Abteilung durch Vergleich der Fundamentalrelation mit den exakten Dif-ferentialen ”Kräfte” liefern á la F = −∂V

∂x

• Beispiel: U in Abhängigkeit von S:

dU(S) =∂U

∂SdS = TdS

Erster Teil Mathematik, zweiter Teil Physik

• Für alle Variablen:

T =

(∂U

∂S

)V,N

, T treibende Kraft für Wärmeaustausch

−p =

(∂U

∂V

)S,N

, p treibende Kraft für Volumenaustausch

µ =

(∂U

∂N

)V,S

, µ treibende Kraft für Teilchenaustausch

53

• Allgemein: Alle Größen, die eine Fundamentalrelation besitzen, werden als ther-modynamisches Potential bezeichnet, z.B. auch die Entropie S = S(U, V,N).

6.1 Prinzip der maximalen Entropie – Prinzip der minimalenEnergie

Klassische Mechanik: Nicht abgeschlossene Systeme streben nach einem Minimumder Energie

• Regentropfen: Potentielle Energie → kinetische Energie → Aufprall → Dissi-pation der Energie in Wärme

• Pendel: Durch Reibung irgendwann in Ruhelage. Wieder Arbeit in Wärmeverwandelt.

• Energie des Teilsystems wird minimiert. Entropie des Gesamtsystems wird ma-ximiert. Gesamtenergie ist erhalten.

Formalisierung:

• Betrachte insgesamt abgeschlossenes System mit zwei (nicht abgeschlossenen)Teilsystemen A (das Pendel) und B (die umgebene Luft), das Bad.

Utotal = UA + UB, Stotal = SA + SB

• Teilsystem A leiste Arbeit δWA < 0 an B, tausche aber keine Wärme mit Baus:

δQA = TdSA = 0, dSA = 0

Pendel kühlt nicht ab.

dUA = δWA < 0

• Teilsystem B, das Bad, nimmt im Allgemeinen

– einen Teil α von dUA als Wärme auf

δQB = −αdUA

54

– den Rest als ArbeitδWB = −(1− α)dUA

Beim Pendel: α = 1

– Damit

dUB = δQB + δWB = −dUA = −δWA > 0

δQB = −αδWA = TdSB > 0

dStotal = dSA + dSB > 0

• Gesamtentropie nimmt zu durch Umwandlung von Arbeit von A in Wärme inB.

• Prozess läuft ab, so lange A Arbeit leisten kann.

• Am Ende hat

– A Zustand minimaler Energie erreicht

– Gesamtsystem Zustand maximaler Entropie erreicht.

T

Sthermisches Gleichgewicht

T

UA

thermisches Gleichgewicht

T => t

55

• Wichtig: Ein Teil der Arbeit von A muss in Wärme für B verwandelt werden,sonst ist Prozess reversibel und läuft nicht von selbst ab.

Bis hier im wesentlichen: System abgeschlossen

• Thermodynamische Potentiale U(S, V,N) & S(T, V,N)

• Gleichgewicht durch Extermalprinzip für Entropie gegeben

Ist das System nicht abgeschlossen, definiere andere thermodynamische Potentiale,für die andere Extremalbedingungen gelten.

• Abhängig von den experimentell zu kontrollierenden Größen

• Entropie in U(S, V,N) schwer experimentell zu kontrollieren

• Relevante Fälle:

– System im Wärmebad: T = const.

– Offenes Reagenzglas: p = const.

• Im folgenden: Die möglichen Kombinationen extern konstant gehaltenen Grö-ßen

• Idee: Konstant gehaltene Größen vereinfachen die thermodynamischen Poten-tiale

4. Wo-che

6.2 Freie Energie

Betrachte geschlossenes System S im Wärmebad B, ersters durch (T, V,N) = const.charakterisiert.

System

dU

BadT, V,N

T

56

• Wärmebad bei z.B. 273 K durch Wasser/Eis-Gemisch

• Energieaustausch zwischen System S und Bad B.

Erster Hauptsatz: dUS + dUB = 0 (14)Zweiter Hauptsatz: dS = dSS + dSB ≥ 0 (15)

Fundamentalrelation: dSB =1

TdUB +

p

TdVB︸︷︷︸=0

−µTdNB︸︷︷︸

=0

=1

TdUB (16)

Aus Gl. (16) und Gl. (14) folgt:

dSB = − 1

TdUS

Eingesetzt in Gl. (15) folgt:

dSS −1

TdUS ≥ 0 → dUS − TdSS ≤ 0

oderd(US − TSS) ≤ 0

• Bedeutung: Im Gleichgewicht wird die Größe US − TSS minimiert.

• Um dies als Extremalprinzip eines thermodynamishen Potentials auszudrücken,definiere (Helmholtz’sche) freie Energie:

F = U − TS

Es giltdF = dU − TdS ≤ 0

Im Gleichgewicht wird:

• innere Energie minimiert

• Entropie maximiert

Die beiden Ziele sind in der Regel gegenläufig

• Balance zwischen energetischem Anteil U und entropischem Anteil −TS, sodass Summe minimal wird

57

• bei niedrigen Temperaturen dominiert energetischer Anteil

• bei hohen Temperaturen dominert entropischer Anteil

• Isotherme Prozesse, die innere Energie vergrößern, also unter Energieaufwandablaufen, sind spontan möglich, wenn Entropiegewinn TdS größer als Energie-aufwand dU .

• Energie kommt aus Wärmebad.

Merke: Freie Energie für isotherme geschlossene Systeme hat analoge Bedeutungwie Entropie für abgeschlossene Systeme

Warum ”freie” Energie ?

• System mit Wärmebad, T = const.

• ErinnereTdS = δQrev ≥ δQirr

Vom Systems S aus gesehen:

dUS − TdSS = δW revS ≤ δW irr

S

oderdFS = d(US − TSS) = δW rev

S ≤ δW irrS

”Freie” Energie, weil die Änderung der freien Energie bei konstanter Temperaturder maximal möglich zu verrichtenden Arbeit entspricht.

Fundamentalrelation der freien Energie

• Erinnere Euler-Gleichung

F = U − TSdF = dU − TdS − SdTdU = TdS − pdV + µdN = dU(S, V,N)

ergibt für dF :

dF = −SdT − pdV + µdN = dF (T, V,N)

58

• Aus den partiellen Ableitungen:

dF =

(∂F

∂T

)V,N︸ ︷︷ ︸

=−S(T,V,N)

dT +

(∂F

∂V

)T,N︸ ︷︷ ︸

=−p(T,V,N)

dV +

(∂F

∂N

)T,V︸ ︷︷ ︸

=µ(T,V,N)

dN

ergeben sich die Zustandsgleichungen für S, V und µ.

6.3 Legendre-Transformation

• Der Übergang von der inneren auf die freie Energie geschieht durch eineLegendre-Transfomation.

• Erinnere Übergang von Lagrange-Funktion L(q, q) auf Hamilton-FunktionH(q, p) in der Klassischen Mechanik.

• Legendre-Transformation ist eine Berührungstransformation

• Allgemein wichtig für Variablen-Transformationen.

• Legendre-Transformation überführt f(x) in Funktion g(u) = L(f(x))

Herleitung der Legendre-Transformation:Formal:

• Gegeben eine Funktion f(x) mit

df =df

dxdx =: u(x)dx, u = f ′(x)

• Gesuchte Funktion g(u) soll

x(u) = −dgdu, dg = −x du, Vorzeichen je nachdem

erfüllen

• Bilde totales Differential von ux

d(ux) = xdu+ udx = −dg + df

Umstellendg = d(f − ux)

59

• Integration:g(u) = f(x(u))− ux(u)

• Zur konkreten Berechnung muss u = f ′(x) invertiert werden:

g(u) = f(f′−1(u))− uf ′−1(u)

• Rücktransformation:

f(x) = g(u(x)) + u(x)x

Graphische Interpretation

x

f(x)T(x)

x0g(x0)

g(x0) = g(u)

• Damit

T (x) = f(x0) + f ′(x0)(x− x0), u = f ′(x0)

g(u) = T (0) = f(x0)− f ′(x0)x0 = f(x0)− ux0

• Lass x0 laufen. Tangente T (x) mit Steigung u = f ′(x0), die f(x) in x = x0

tangiert, schneidet in g(u) die y-Achse.

• Legendre-Transformierte g(u) ordnet der Steigung u einer jeden Tangente dereny-Achsenabschnitt zu.

60

• Beschreibung derselben Kurve, nur über andere Variable, u statt x.

Kurzfassung Legendre-Transformation

• Definition:

g(u) = f(x)− ux, u =df

dx

• Wegendg(u) = df(x)− u dx︸︷︷︸

=df(x)

−x du = −x du

hängt g von u, aber nicht von x ab.

Beispiel:

• Betrachtef(x) = x2, x ∈ R+

0 f ′(x) = 2x = u

• Legendre-Transformation:

g(u) = f(x(u))− ux(u) = x2(u)− ux(u)

x = f ′−1(u) : x =u

2

g(u) = f(u/2)− u u2

=

(1

4− 1

2

)u2 = −u

2

4

dg =∂g

∂udu = −u

2du = −xdu

• Rücktransformation:

f(x) = g(u(x)) + u(x)x = −u2(x)

4+ u(x)x

u(x) = 2x

f(x) = −x2 + 2x2 = x2

Legendre-Transformation von der inneren Energie U(S, V,N) auf die freie EnergieF (T, V,N), V und N unterdrückt

dU(S) =∂U

∂SdS = T dS

T= ∂U∂S→ dF (T ) =

∂F

∂TdT = −S dT

Beachte:

61

• S und T Energie-konjugiert

• Erinnere: Lagrange nach Hamilton: q und p Wirkungs-konjugiert

p :=∂L(q, q)

∂q, H(q, p) = q(q, p)p− L(q, q(q, p))

Physikalisch:

• Praktisch einfacher Temperatur als Entropie zu kontrollieren.

• Das heisst geschlossenes statt abgeschlossenes System

• Für diesen Fall ist freie Energie F (T, V,N) das natürliche thermodynamischePotential

6.4 Enthalpie

Wird statt des Volumens der Druck kontrolliert, ergibt sich die Enthalpie H(S, p,N)als natürliches Potential.

• Wichtig für chemische Prozesse, die bei konstantem Atmosphärendruck, offenesReagenzglas, durchführt werden.

• Ausgehend von der inneren Energie U(S, V,N) muss die V -Abhängigkeit durchdie p-Abhängigkeit ersetzt werden

• Von dV zu dp

dU(V ) =∂U

∂VdV = −p dV

−p= ∂U∂V→ dH(p) =

∂H

∂pdp = V dp

• Legendre-Transformation

H = U + pV

dU = TdS − pdV + µdN = dU(S, V,N)

dH = dU + pdV + V dp

ErgibtdH = TdS + V dp+ µN = dH(S, p,N)

62

• Zustandsgleichungen aus

dH =

(∂H

∂S

)P,N︸ ︷︷ ︸

=T (S,p,N)

dS +

(∂H

∂p

)S,N︸ ︷︷ ︸

=V (S,p,N)

dp+

(∂H

∂N

)S,P︸ ︷︷ ︸

=µ(S,p,N)

dN

• Innere und freie Energie praktisch zur Beschreibung isochorer Prozesse wegendV = 0, Enthalpie praktisch wegen dp = 0 für isobare Prozesse.

• System kann gegen konstanten äußern Druck Volumenarbeit leisten

δW revvol = −pdV

1. Hauptsatz (nur Volumenarbeit)

dU = δQ− pdV

Bei konstantem Druck:

dH|p = d(U + pV ) = δQ− pdV + pdV + V dp = δQ+ V dp

Damit

dH|p = δQ

analog zudU |V = δQ

• Betrachte isobaren und adiabatischen Prozess, der aber sonstige Arten vonArbeit mit der Umgebung austauschen kann. Es gilt:

dH|p,adia = δW revsonst ≤ δW irr

sonst

– Enthalpieänderung ist bei isobarer, adiabatischer Zustandsänderung diemaximal vom System leistbare Arbeit

– In einem sich selbst überlassenen isobaren und adiabatischen System lau-fen nur irreversible Prozesse ab. Es gilt

dH ≤ 0

Im Gleichgewicht gilt

dH = 0, H = minimal

63

Enthalpie des idealen Gases:

U =3

2NkT

pV = NkT

H = U + pV =3

2NkT +NkT =

5

2NkT

Spezifische Wärme:• Mit dH|p = δQ

Cp =∂Q

∂T

∣∣∣∣p

=

(∂H

∂T

)p

Cp =5

2Nk

• Erinnere: CV = 32Nk. Cp > CV wegen Volumenarbeit

Praktische Bedeutung der Enthalpie:

• Bei isobaren Prozessen gilt: ∆H = ∆Q

• Enthalpieänderung entspricht dem Wärmeumsatz

• Wichtig bei chemischen Reaktionen

∆H = HProdukte−HEdukte

< 0 → Reaktion läuft spontan ab, exotherm> 0 → Reaktion läuft nicht spontan ab, endotherm

• Aber: Wichtig bei chemischen Reaktionen: Aktivierungsenergie

H

Reaktion

∆H

Aktivierungsenergie

64

• Thermodynamik sagt Enthalpieänderung voraus, aber nicht die Aktivierungs-energie.

• Aktivierungsenergie keine Folge von Gleichgewichtstheorie, da dynamischerProzess

• Enthalpien von vielen Stoffen bekannt

• Da H extensiv und damit additiv, kann Enthalpieänderung leicht vorhergesagtwerden.

Daher hat Enthalpie große Bedeutung in der Chemie.

6.5 Freie Enthalpie

• Die freie Enthalpie G(T, p,N) ergibt sich für Abhängigkeit der experimentellzu kontrollierenden Grössen Temperatur T und Druck p.

• Legendre-Transformation:

G(T, p,N) = U − TS + pV = H − TS = F + pV (17)

• Differentiell:dG = dU − TdS − SdT + V dp+ pdV

• Ergibt Fundamentalrelation:

dG = −SdT + V dp+ µdN

• Zustandsgleichungen folgen aus

−S =

(∂G

∂T

)p,N

, V =

(∂G

∂p

)T,N

, µ =

(∂G

∂N

)T,p

Extremalbedingung der freien Enthalpie

• 1. HauptsatzdU = δQ+ δW = TdS − pdV

2. Haupsatz

dS ≥ δQ

T

65

DamitdU − δW

T=δQ

T≤ dS

oderdU + pdV − TdS ≤ 0

für dT = dp = 0 ist dies grade das Differential der freien Enthalpie

dG = d(U − TS + pV ) = dU − TdS − S dT︸︷︷︸=0

+pdV + V dp︸︷︷︸=0

• Es giltdG ≤ 0, Im Gleichgewicht: G = minimal

• WegenG = F + pV

entspricht die freie Enthalpie G der freien Energie F mit zusätzlicher Volumen-arbeit bei p = const.

Änderung der freien Enthalpie ist maximal leistbare Arbeit bei isothermer undisobarer reversibler Prozessführung

Erinnere Euler-Gleichung:

U = TS − pV + µN

Mit Gl. (17) folgt:

G(T, p,N) = U − TS + pV = µ(T, p)N

Bedeutung: Freie Enthalpie pro Teilchen entspricht chemischem Potential.

Daher freie Enthalpie wichtig bei

• Phasenübergängen, Kap. 14

• Langsamen chemischen Reaktionen, z.B. in Batterien, die stets im thermischenGleichgewicht mit der Umgebung sind, T = const.

66

6.6 Großkanonisches Potential

Die letzte Übung ...

• Bisher stets N = const.

• Jetzt offenes System mit Teilchenaustausch dN 6= 0

• Gesucht: Thermodynamisches Potential mit dµ statt dN

Beachte:

• Die Transformation aller Variablen

Ψ = U − TS + pV − µN

macht keinen Sinn, da wegen Euler-Gleichung (12) gilt

U = TS − pV + µN

• Folge:Ψ ≡ 0

Was ist gute Transformation ?

• Chemisches Potential durch ”Teilchenbad” fixieren.

• Analogie: Austausch von Wärme mit Wärmebad führt zu konstanter Tempera-tur, Austausch von Teilchen mit Teilchenbad führt zu konstantem chemischenPotential

• Teilchenaustausch in der Regel mit Wärmeaustausch verbunden

• Daher liegt Transformation der inneren Energie U(S, V,N) auf PotentialΦ(T, V, µ) nahe

• Φ(T, V, µ) heißt großkanonisches Potential

• Legendre-Transformation:

Φ = U − TS − µN

Fundamentalrelation:

dΦ = −SdT − pdV −Ndµ

67

• Praktisch für isothermische Systeme mit festem chemischen Potential

• Auf Grund der Euler-Gleichung

U = TS − pV + µN

giltΦ = −p(T, µ)V

• In Analogie zu vorigen Potentialen gilt für bei konstanter Temperatur undchemischem Potential:

dΦ ≤ 0

Im GleichgewichtdΦ = 0, Φ = Φminimal

6.7 Maxwell-Relationen

• Auf Grund der Differenzierbarkeit der thermodynamischen Potentiale gilt derSatz von Schwarz, d.h. die 2. Ableitungen vertauschen

• Daraus folgen Beziehungen zwischen thermodynamischen Größen.

• Betrachte die Fundamentalform der inneren Energie:

dU = TdS − pdV + µdN

=

(∂U

∂S

)V,N

dS +

(∂U

∂V

)S,N

dV +

(∂U

∂N

)S,V

dN

Alles hinreichend differenzierbar: Satz von Schwarz:

∂V

((∂U

∂S

)V,N

)S,N

=∂

∂S

((∂U

∂V

)S,N

)V,N

ergibt sich mit

T =

(∂U

∂S

)V,N

p = −(∂U

∂V

)S,N

die Maxwell-Relation (∂T

∂V

)S,N

= −(∂p

∂S

)V,N

Beachte: Ableitungen der nicht-natürlichen Variablen

68

• Analog: (∂T

∂N

)S,V

=

(∂µ

∂S

)V,N

, −(∂p

∂N

)S,V

=

(∂µ

∂V

)S,N

Entsprechend für die anderen thermodynamischen Potentiale:

• Freie Energie: dF = −SdT − pdV + µdN(∂S

∂V

)T,N

=

(∂p

∂T

)V,N

• Enthalpie: dH = TdS + V dp+ µdN(∂T

∂p

)S,N

=

(∂V

∂S

)p,N

• Freie Enthalpie: dG = −SdT + V dp+ µdN

−(∂S

∂p

)T,N

=

(∂V

∂T

)p,N

• Großkanonisches Potential: −SdT − pdV −Ndµ(∂S

∂V

)T,µ

=

(∂p

∂T

)V,µ

• Allgemein: Nützlich zur Berechung unbekannter Größen aus bekannten,resp. nicht messbarer aus messbaren

Guggenheim-Quadrat:

TV

S p

F

H

GU

69

• Ecken: die Variablen

• Kanten: die Potentiale der Variablen an den jeweiligen Ecken

• Ableitung eines Potentials nach einer Variablen ist gegenübergelegene Variable

• Pfeile bestimmen Vorzeichen

• Beispiel ∂F∂V

= −p

• Maxwell-Relationen: Ableitung von Variablen längs einer Kante, z.B. ∂V∂S

, beikonstant gehaltener Variablen in der diagonalen Ecken, hier p, ist gleich derAbleitung auf der Kante der gegenüberliegenden Seite, hier ∂T

∂p

∣∣∣S

Lessons learned

• Extremalbedingungen :

– Mechanik: Hamilton’sches Prinzip der minimalen/stationären WirkungS =

∫ t2t1L(x, x)dt → Euler-Lagrange Gleichung

– Optik: Fermat’schen Prinzip des kürzesten optischen Weges

– Thermodynamik: Für abgeschlossenes System gilt: dS ≥ 0. Entropie wirdmaximiert, Energie von Teilsystemen wir minimiert

• Gegeben die unabhängigen Variablen, folgen verschiedene thermodynamischePotentiale mit ihren Extremalbedingungen

• Hin- und herschalten mit Legendre-Transformation

• Idee: Wähle Variablen, die sich konstant halten lassen, macht das Leben ein-facher.

• Maxwell-Relationen koppeln über Satz von Schwarz partielle Ableitungen dernicht-natürlichen Variablen

Kurz-Klausur

70

7 Zusammenfassung Thermodynamik• Gleichgewichtszustände definiert über Zustandsgrößen

– Diese sind exakte Differentiale

• Zustandsgleichungen, Beispiel ideales Gas:

kalorisch : U =3

2NkT

thermisch : pV = NkT

• 1. Hauptsatz: Energieerhaltung

– Wärme ist keine Substanz, sondern Form von Energie(austausch)

– Arbeit und Wärme sind keine exakten Differentiale

• 2. Hauptsatz: Entropie kann in abgeschlossenem System nur erzeugt werden

– Reversible und irreversible Prozesse

– Carnot’scher Kreisprozess, Grenze der Umwandlung von Wärme in Arbeit

– Geht über alle bisherige Physik hinaus.

– Effekt kollektiven Verhaltens vieler Teilchen

• 3. HauptsatzlimT→0

S(T ) = 0

– Unerreichbarkeit des absoluten Temperaturnullpunktes

– Wärmekapazität muss in Widerspruch zur klassischen Theorie tempera-turabhängig sein.

• Thermodynamische Potentiale

– Sag mir Deine konstant gehaltenen Größen, und ich sage Dir Dein be-quemstes thermodynamisches Potential

– Legendre-Transformation

– Erfüllen Extremaleigenschaften.5. Wo-che

71

Teil II

Statistische MechanikAufgabe: Ableitung der makroskopischen Eigenschaften aus den mikroskopischen

Starte mit N -Teilchen Hamiltonian

H(q1, . . . , qN , p1, . . . pN) =N∑i=1

p2i

2m+ V (q1, . . . , qN , p1, . . . pN)

Berechne makroskopische Zustandsgrößen wie Entropie, Temperatur etc.

Inhaltsverzeichnis

Seien Sie verwirrt !

• CV = 32Nk für ideales Gas passt nicht zur Einsicht, dass CV temperaturabhän-

gig sein muss

• ”Entropische Kräfte” bei der freien Energie können nicht verständlich sein

• And, ... there is more to come !

8 Ein bißchen Statistik

8.1 Verteilungen

8.1.1 Zufallsvariablen

Zufallsvariable X:

• Etwas, das eine Wahrscheinlichkeitsdichte oder auch Verteilung pX(x) hat

• Wahrscheinlichkeit, eine Realisierung x in (x, x+dx) zu beobachten, ist pX(x)dx

• pX(x) ≥ 0,∫pX(x) dx = 1

72

Beispiele: ~p im idealen Gas, Maxwell-Verteilung f(|~p|)

f(|~p|)

|~p|

• Es gibt auch diskrete Verteilungen p(xi), denke an Würfel

p(xi) =1

6

6∑i=1

δ(x− i)

73

1/6

p

1 2 3 4 5 6

• Andersrum, vom endlichen kommend, für diskrete Verteilungen:

Bei N Versuchen mit Ni Ereignissen xi ist

HN(xi) =Ni

N

die relative Häufigkeit.

Es giltlimN→∞

HN(xi) = p(xi)

• Physikalisch entsteht Zufall durch

– Quantenmechanik

– Chaos, bei Würfel realisiert, hier molekulares Chaos

– viele Einflüsse á la Brownian Motion

Im folgenden, wenn Bezug klar: pX(x) = p(x), X = x

Rechnen mit Wahrscheinlichkeiten:

• Betrachte Würfel, gegeben zwei mögliche Ereignisse A und B

• Schließen sich A und B wechselseitig aus, addieren sich die Wahrscheinlichkei-ten

p(′′1′′ oder ′′2′′) =1

6+

1

6=

1

3

74

• Sind A und B unabhängig, multiplizieren sich die Wahrscheinlichkeiten

p(erst ′′1′′ dann ′′2′′) =1

6· 1

6=

1

36

8.1.2 Momente und Kumulanten

Momente

• Erwartungswert 〈f(x)〉

〈f(x)〉 :=

∫f(x) p(x) dx

Erwartungswert ist eine Zahl

• Momente µk

µk = 〈xk〉 =

∫xk p(x) dx

• 1. Moment: Mittelwert

µ1 = x = µ = 〈x〉 =

∫x p(x) dx

• 2. Momentµ2 = 〈x2〉 =

∫x2 p(x) dx

– Varianz: σ2 = 〈(x− x)2〉 = µ2 − µ21

– Standardabweichung: σ

– Addiert man unabhängige Zufallsvariablen, so sind Varianzen, nicht Stan-dardabweichungen additiv.

• 3. Moment

µ3 =< x3 >=

∫x3p(x) dx

Schiefe: κ = 〈(x− µ)3〉, Maß für Asymmetrie.

75

• 4. MomentKurtosis (Bauchigkeit): γ = 〈(x− µ)4〉/σ4 − 3

“3” erklärt sich weiter unten

Kumulanten

• Charakteristische Funktion oder Erzeugende Funktion

G(k) =< eikx >=

∫dx eikxp(x)

Fouriertransformierte der Dichte p(x)

• Existieren die Momente, i.e. < xn ><∞, Taylor-Entwicklung

G(k) =∞∑n=0

(i k)n

n!< xn >

Ist G(k) bekannt, berechnen sich Momente durch:

dnG(k)

dkn

∣∣∣∣k=0

= in < xn >

• Entwickelt man log(G(k)) nach k, folgt:

log(G(k)) =∞∑n=1

(ik)n

n!κn, G(k) = exp

(ikκ1 −

1

2k2κ2 −

i

6k3κ3 + . . .

)(18)

und man erhält die Kumulanten κn aus:

dn logG(k)

dkn

∣∣∣∣k=0

= inκn

Die ersten 3 lauten

κ1 = µ1

κ2 = µ2 − µ21 = σ2

κ3 = µ3 − 3µ2µ1 + 2µ31

Wichtige Eigenschaften:

76

– Kumulanten sind additiv, daher natürliche GrößenSei

y =N∑i=1

xi

dann folgt

κn(y) =N∑i=1

κn(xi)

Varianzen sind additiv, nicht Standardabweichungen

– Man kann zeigen:

∗ Entweder: Alle Kumulaten außer den ersten beiden verschwinden∗ Oder: Es existieren ∞ viele

8.2 Beispiele für Verteilungen

• Gaußverteilung oder Normalverteilung:

p(x) =1√2πσ

e−(x−µ)2

2σ2

– Bezeichnung: N(µ, σ2)

Standard-Gaußverteilung µ = 0, σ2 = 1: N(0, 1)

In ±1σ liegt 68 % der MasseIn ±1.96σ liegt 95 % der Masse

– Momente von N(0, 1) :

〈xk〉 =

0 für k ungerade

1× 3× · · · × (k − 1) für k gerade

Damit klar, warum bei Kurtosis ”-3”

– Charakteristische Funktion

G(k) = eiµk−12σ2k2

Nur die ersten zwei Kumulanten sind ungleich null.Macht klar, warum Gaußverteilung so besonders

77

Zentraler Grenzwertsatz:

Existeren die ersten beiden Momente, so strebt für N → ∞ die (normierte)Summe von unabhängigen, identisch verteilten (independent, identically distri-buted: iid) Zufallsvariablen gegen eine Gaußverteilung.

– Betrachte N identische Zufallsvariablen xi mit

∗ O.B.d.A.: κ1(xi) =< xi >= 0

∗ κ2(xi) = µ2 − µ21 = σ2

– Bilde:

y =1√N

N∑i=1

xi

Normierung damit σ2y = σ2

xi

– Für y gilt:

p(y) =

∫dx1 . . . dxN p(x1) . . . p(xN) δ

(y −

(x1 + . . .+ xN√

N

))Mit, erinnere QM

δ(z) =

∫dk

2πe−ikz

folgt

p(y) =

∫dk

2πe−iky

∫dx1 . . . dxN p(x1) . . . p(xN) exp

(ik(x1 + . . .+ xN)√

N

)– Mit Erzeugender Funktion∫

dxi p(xi) eikxi√N = G

(k√N

)faktorisiert Integral:

p(y) =

∫dk

2πe−ikyGN

(k√N

)

78

– Mit Gl. (18)

G(k) = exp

ik κ1︸︷︷︸=µ=0

−1

2k2 κ2︸︷︷︸

=σ2

− i6k3κ3 + . . .

(19)

undGN

(k√N

)= exp

(−1

2

k2

NNσ2 − i

6

k3

N3/2Nκ3 + . . .

)(20)

folgt

p(y) =

∫dk

2πe−iky exp

−1

2k2σ2 − i

6

k3

√Nκ3 + . . .︸ ︷︷ ︸

→0 für N→∞

Somit folgt für N →∞

p(y) =1√2πσ

e−y2

2σ2

Wenn 〈xi〉 = µ 6= 0 entsprechend

p(y) =1√2πσ

e−(y−µ)2

2σ2

– Die höheren Kumulanten n > 2 verschwinden mit N .

– Verteilung geht gegen Gauß-VerteilungDarum sind die beiden Größen µ und σ so wichtig.

– Gilt auch wenn xi nicht identisch

– Konvergenzrate, i.e. wie schnell geht es zur Gaußverteilung, hängt i.w. vonder Schiefe ab.

– Bedeutung von Zentralem Grenzwertsatz nicht zu unterschätzen.5. week15Gesetz der großen Zahl

– Mitteln:

79

y =1

N

N∑i=1

xi

Analog zu Gl. (19, 20) mit µ und N statt√N , folgt:

κn(y) =1

Nn−1κn(xi)

Speziell

κ2(y) =σ2x

N

– Ergo:

< y >=< x >, σy =1√Nσx

respektive:σy

< y >=

1√N

σx< x >

Die Schwankung und die relative Schwankung um den Mittelwert ver-schwindet für N →∞ mit 1/

√N

– Oder: Für N → ∞ geht das arithmetische Mittel von identischen, unab-hängigen Zufallsvariablen (auf Gauß’sche Weise) mit Wahrscheinlichkeit1 gegen ihrem Mittelwert.

– Sollte in der Regel für N = 1023 gelten und rechtfertigt die Verwendungdeterministischer Zustandsgrößen

– Ausnahme: Lang-reichweitige Korrelationen bei Phasenübergängen

• Gleichverteilung U(a, b) :

p(x) =

1/(b− a) für a ≤ x ≤ b

0 sonst

• Exponential-Verteilung

p(x) =1

τe−x/τ

80

Es gilt:

µ = τ

σ2 = τ 2

Erwartungswert und Varianz sind keine unabhängigen Parameter.

Ergibt sich bei “konstanter Ausfallrate”

• χ2r Verteilung mit r Freiheitsgraden:

Summe von r quadrierten Gaußverteilungen

”χ2r =

∑ri=1(N(0, 1))2”

y ∼ χ2r, xi ∼ N(0, 1) = pG(xi)

p(y) =

∫dx1 . . . dxr δ(y − (x2

1 + . . .+ x2r))

r∏i=1

pG(xi)

=

∫dx1

1√2πe−x

21/2dx2

1√2πe−x

22/2 . . . dxr

1√2πe−x

2r/2 δ(y − (x2

1 + . . .+ x2r))

=yr/2−1e−y/2

2r/2 Γ(r/2), Γ(z) =

∫ ∞0

tz−1e−t dt

Es gilt:

〈χ2r〉 = r

V ar(χ2r) = 2r ,

d.h. Erwartungswert und Varianz sind keine unabhängigen Parameter.

FOLIE χ2r Verteilungen

χ2 Verteilungen sind additiv:

”χ2r1

+ χ2r2

= χ2r1+r2

81

Aus dem zentralen Grenzwertsatz folgt:

limr→∞

χ2r = N(r, 2r)

Beachte :

– χ22 = 1

2e−x/2 ist Exponential-Verteilung mit τ = 2.

• t-Verteilung

t(r, x) =′′N(0, 1)√χ2r/r

′′

=1√r

1

B(1/2, r/2)

(1 +

x2

r

)− 12

(r+1)

, B(a, b) =Γ(a)Γ(b)

Γ(a+ b)

r: Anzahl der Freiheitsgrade

Wichtig beim t-Test: Test auf Gleichheit von Mittelwerten zweier Gaußvertei-lungen.

limr→∞

t(r, x) = N(0, 1), gute Näherung ab N = 30

• F -Verteilung

F (r1, r2, x) =′′χ2r1/r1

χ2r2/r2

′′

= ...

r1, r2: Jeweilige Anzahl der Freiheitsgrade

Wichtig beim F -Test: Test auf Gleichheit von Varianzen zweier Gaußverteilun-gen.

• Cauchy(Lorenz)-Verteilung:

pCauchy(x, a, γ) =1

π

γ

(x− a)2 + γ2

82

p

xa

– O.B.d.A a = 0

Momente〈xn〉 =

1

π

∫xn

γ

x2 + γ2

existieren nicht!

– Charakterisische Funktion:

G(k) = eika−|k|γ

Es existiert keine Taylor-Entwicklung um k = 0

a ist Lokalisationsparameter, aber kein Mittelwert.

– Cauchy-Verteilung spielt bei den Zuwächsen der Aktienkurse eine Rolle.Eventuell Ausflug: Black-Scholes

– Zentraler Grenzwertsatz gilt nicht für Cauchy-Verteilung.Aber auch für Verteilungen mit nicht-existenten Momenten gibt es Grenz-wertsätze. Stichwort “Stabile Verteilungen”

– Bezug zur t-Verteilung:

t(1, x) = pCauchy(x, 0, 1)

Mit t-Verteilung kann man also zwischen Cauchy (keine Momente existie-ren) und Gauß (alle Momente existieren) hin- und herfahren.

– Cauchy-Verteilung in der Physik bekannt als Breit-Wigner-Verteilung.

83

• Multivariate Gaußverteilung

p(~x) =1

(2π)d/2√|C|

exp

(−1

2(~x− ~µ)TC−1(~x− ~µ)

), d = dim(~x)

mit Kovarianzmatrix C

C = 〈(~x− ~µ)(~x− ~µ)T 〉 =

Cov(X1, X1) · · · Cov(X1, Xn)... . . . ...

Cov(Xn, X1) · · · Cov(Xn, Xn)

Kovarianz, Korrelation allgemein:

Zwei Ererignisse x und y sind statistisch unabhängig, wenn die gemeinsameDichte p(x, y) in die Marginalverteilungen faktorisiert

p(x, y) = p(x) p(y)

Folge: Erwartungswerte faktorisieren

〈xy〉 = 〈x〉〈y〉

Maß für statistische (Un)abhängigkeit

– Kovarianzcov(x, y) = 〈xy〉 − 〈x〉〈y〉

– Normiert auf [−1, 1]: Korrelation

corr(x, y) =cov(x, y)

σxσy

– 1 D Normalverteilung:68 % der Masse in [−σ, σ]99 % der Masse in [−3σ, 3σ]

– 10 D Normalverteilung, C = 1:99 % der Masse außerhalb der [−3σ, 3σ]-Kugel.

– Intuition:

∗ Integration über die Winkel ausführen

84

∗ Verbleibt, d = dim (~x)

Masse innerhalb von Radius r ∼∫ r

0

rd−1 e−r2/2 dr

– Es gibt praktisch nur die längsten Abstände, der Raum ist leer, ”curse ofdimensionality”.

FOLIE χ2r Verteilungen nochmal

6. Wo-che• Binomial Verteilung

B(n, p, k) =

(nk

)pk(1− p)n−k, k = 0, 1, . . . n (21)

Zwei mögliche Ereignisse: x1, x2; p = prob(x1)

Bei n-maliger Durchführung des Experimentes ist B(n, p, k) die Wahrschein-lichkeit, x1 k-mal zu realisieren.

Anwendung: Random Walk

– Die Mutter aller stochastischen Prozesse

– Brown’sche Molekularbewegung

– Diffusion

– Wärmeleitung

– Volltrunkenheit

Betrachte eindimensionalen Random Walk

Physikalische Herleitung:

– N Schritte entlang x-Achse

– m in +x-Richtung, N −m in -x-Richtung

– p+x = p−x = 12

Gesucht: Wahrscheinlichkeit p(m,N) von N Schrittenm in positive x-Richtungzu machen.

– Es gibt N ! Möglichkeiten N Schritte anzuordnen

85

– Schritte +x und −x sind jeweils identisch– Teile durch m! und (N −m)!

– Jeder mögliche Pfad hat Wahrscheinlichkeit 12

N

– Ergibt (Binomial) Verteilung für m Schritte nach rechts

p(m,N) =

(1

2

)NN !

m! (N −m)!

Mathematische Herleitung

– Gl. (21) mit p = 12, n→ N , k → m, et voila !

Verteilung für große N , m, N −m, N m,N −m

– Für große N , m, N −m gilt Stirling’sche Näherung, siehe Übung

log n! = n log n− n

Damit

log p(m,N) = N log1

2+ logN !− logm!− log(n−m)!

= N log1

2+N logN −N −m logm+m− (N −m) log(N −m) + (N −m)

= N log1

2+N logN −m logm− (N −m) log(N −m)

– Entwickle um wahrscheinlichsten Punkt m = m∗, N unterdrückt

log p(m) = log p(m∗)+d log p(m)

dm

∣∣∣∣m∗

(m−m∗)+ 1

2

d2 log p(m)

dm2

∣∣∣∣m∗

(m−m∗)2+. . .

(22)– Bestimmung von m∗:

d log p(m)

dm= −

(logm+

m

m

)+ log(N −m)− N −m

N −m(−1)

= log(N −m)− logm

= logN −mm

!= 0

DamitN −mm

= 1 =⇒ m∗ =N

2, macht Sinn

86

– 2. Ableitung an m∗

d2 log p(m)

dm2

∣∣∣∣m∗

=m∗

N −m∗−m∗ − (N −m∗)

m∗2=

−N(N −m∗)m∗

=−N

(N −N/2)N/2= − 4

N

In Gl. (22) eingesetzt, ergibt, übereinstimmend mit dem zentralen Grenz-wertsatz, eine Gauß-Verteilung

p(m,N) = p(m∗) e−2(m−m∗)2

N

– Vergleich mit Standard-Gauß-Verteilung gibt Varianz

〈(m−m∗)2〉 =N

4

Verteilung für Ort x

– Mitx = m− (N −m) = 2m−N und m∗ =

N

2

gilt

x∗ = 〈x〉 = 0, macht Sinn

Mitm−m∗ =

x+N

2− N

2=x

2

folgt für die Varianz σ2x von x mit

N

4= 〈(m−m∗)2〉 =

⟨(x2

)2⟩

σ2x = N

und damit mit der richtigen Normierung

p(x) =1√

2πNe−

x2

2N

87

– Alternative Formulierung:

x(t) = x(t− 1) + ε(t), ε(t) ∼ N(0, σ2)

Verteilung von ε(t) per Zentralem Grenzwertsatz aus mehreren Schrittenvon oben

Separation der Zeitskalen

Um einen Zeitschritt verschoben

x(t− 1) = x(t− 2) + ε(t− 1)

Damitx(t) = x(t− 2) + ε(t) + ε(t− 1)

Weiter in einander eingesetzt bis t = 0, O.B.d.A.: x(0) = 0

x(t) =t∑i=1

ε(i)

Varianzen sind additivDamit Verteilung der Zufallsvariablen Random Walk

x(t) ∼ N(0, tσ2) =1√2π

1√t σ

exp

(−x(t)2

2 t σ2

)Der Random Walk zeigt Skaleninvarianz

– Definition:Eine Funktion oder eine Zufallsvariable f(z) ist skaleninvariant, wenn siesich bei Reskalierung mit z → az bis auf einen Faktor nicht ändert

f(az) = c(a)f(z) (23)

– Random Walk ist skaleninvariant, da

∗ ε(t) ∼ N(0, σ2)

∗ x ∼ N(0, tσ2)

∗ V ar(x(t, σ2)) = tσ2

88

∗ Multipliziere t mit Faktor a

V ar(x(at, σ2)) = atσ2 = t(aσ2)

∗ Betrachte nicht-quadrierte Größe Standardabweichung SD

SD(x(t, σ2)) =√tσ

SD(x(at, σ2)) =√atσ =

√t(√aσ)

Damit

x(at, σ2) =√ax(t, σ2)

und, unterdrücke σ2, setze f(.) = x(.) und z = t, folgt mit Gl. (23)

c(a) =√a

– Andersrum gelesen: Ein random walk x kann wieder als ε eines anderenrandom walks x′ aufgefasst werden, resp. jedes ε eines random walks xkann wieder als random walk x′′ aufgefasst werden kann.

– Random Walk sieht bei unterschiedlicher Auflösung immer strukturellgleich aus

– Skaleninvarianz wird bei Phasenübergängen, Kap. 14, wichtig

Wieder D = 3

– Random walk in D = 1 und D = 2: Wahrscheinlichkeit, dass er wiederzum Ausgangspunkt zurückkehrt, ist gleich 1

– Random walk in D ≥ 3: Wahrscheinlichkeit, dass er wieder zum Aus-gangspunkt zurückkehrt, ist gleich 0

89

– Ein betrunkener Mann findet immer heim, ein betrunkener Vogel nicht

Diffusion

– Passiver Transportprozess

– Typisches Beispiel für Random Walk

– Fluss J(x, t) gegeben durch

J(x, t) = −D∂p(x, t)∂x

mit D die Diffusionskonstante

– Mit Kontinuitätsgleichung∂p

∂t= −∂J

∂xergibt sich die Diffusionsgleichung oder auch Wärmeleitungsgleichung

∂p

∂t= D

∂2p

∂x2

Übung: Zeige, dass der Random Walk eine Lösung der Diffusionsgleichungist

• Poisson-Verteilung

P (k, λ) =e−λλk

k!, k ∈ N0, λ > 0

– Wahrscheinlichkeit für k Ereignisse in einem Zeitintervall

– λ: Durchschnittliche Anzahl der Ereignisse in Zeitintervall

– Wichtig für Punktprozesse mit konstanter Rate denke an Photonen-Zählprozesse, e-mails pro Stunde

– Für Poisson-Verteilung gilt

µ = σ2 = λ

– Ferner ist sie die Grenzverteilung der Binomialverteilung, siehe Übung:

limn→∞

B(n, k, p) = P (k, λ) wobei limn→∞

np = λ

”Seltene Ereignisse”

90

– Poisson-Verteilung für kleine λ sehr unsymmetrisch. Für große, λ > 30,geht sie gegen Gauß-Verteilung

P (k, λ) =1√2πλ

exp

(−(k − λ)2

)Kumulative Verteilungen

• Definition:cum(x) =

∫ x

−∞dx′p(x′)

• xα mitcum(xα) = α

nennt man das (100α) % Quantil.

• Definition des Medians:

cum(xMedian) = 0.5

Der mittlere Wert der Verteilung

Schätzer für Median aus N Werten:

– Sortiere N Werte

91

– Wenn N ungrade:Median = x(N+1)/2

Wenn N grade:

Median =1

2(xN/2 + xN/2+1)

Der Median ist der Maximum-Likelihood Schätzer für θ in der Laplace-Verteilung

p(x) =1

2e−|x−θ|

• Für den Lokationsparameter a der Cauchy-Verteilung auch nicht so schlecht,konsistent, aber nicht optimal

Lessons learned

• Zufallsvariablen sind etwas, das eine Verteilung hat

• Zentraler Grenzwertsatz zeichnet Gaußverteilung aus

• Gesetz der großen Zahl: Für N →∞ werden Verteilungen scharf

• Random Walk als Mutter aller stochastischen Prozesse

9 Entropie revisited• Makroskopisches System ist durch Zustandsgrößen, dem Makrozustand, fest-

gelegt

• Mikrozustände sind aber unbestimmt.

• Mikroskopische Interpretation der Entropie

• Entropie: Maß für die Unkenntnis des Mikrozustandes

92

9.1 Vorspiel

• Betrachte geteiltes Volumen eines abgeschlossenen Systems, alle Teilchen aufeiner Seite.

• Öffne Trennungswand

• Erfahrungstatsache: Die Teilchen verteilen sich gleichmässig links und rechts

• Ausgangszustand wird nie wieder hergestellt

Klassischer Mikrozustand: x1, . . . , xN , p1, . . . , pN

Betrachte System mit drei wechselwirkungsfreien Teilchen auf der linken Seite, diemit gleicher Geschwindigkeit zum Zeitpunkt des Öffnens der Trennungswand in x-Richtung starten

93

• Ausgangszustand wird periodisch wieder hergestellt

• Lasse Teilchen für Zeit T laufen, ändere Impulse zur Zeit T von pT in −pT

• Zum Zeitpunkt 2T sind Teilchen wieder am Ausgangsort

• Zwei Probleme:

– Unschärfe-Relation verbietet exakte Präparation des Ausgangszustandes

– Kleinste Imperfektion der Wände zerstört ”Kohärenz”

• Nichttriviale Ausnahmen hierfür: Spin-Echo Experimente und Tropfen in dieMitte eines Wasserglases

Betrachte 1023 wechselwirkende Teilchen unter den selben Bedingungen

• Chaotische Dynamik bewirkt, dass die Teilchen ihre Anfangsbedingungen ”ver-gessen”

• Das System ist mischend:

Autokorrelationsfunktion 〈x(t)x(t − τ)〉 zerfällt schnell, beim HarmonischenOszillator nie

• Mischungseigenschaft macht die Mikrozustände auf sehr kurzer Zeitskala un-abhängig.

• Oder: Trotz deterministischer Dynamik ergeben sich zeitlich statistisch unab-hängige Mikrozustände

• Oder: Dynamik spielt keine Rolle mehr. Wenn man System nach ∆t anguckt,weiss man nicht, ob man das selbe System vor sich hat oder ein zweites System

94

• Intuition: Alle durch den Makrozustand erlaubten Mikrozustände werden gleichwahrscheinlich

• Anzahl dieser Mikrozustände: Ω

– Für ein Teilchen: Ω(V ) ∝ V

– Für N Teilchen: Ω(V ) ∝ V N

– Für N Teilchen, alle links: Ω(V/2) ∝ (V/2)N

– Für 1023 ist(

12

)1023 ≈ 10−1022

– Argument von oben entspricht exakt einem Mikrozustand, absolut un-wahrscheinlich

6. week15Mathematisierung

• Definition des Makrozustandes: Anzahl der Teilchen, die im Mittel links sind

• Wahrscheinlichkeit, dass ein Teilchen Ti links ist: pi,l = 12

• Wahrscheinlichkeit für k bestimmte Teilchen links:

pk,l =

(1

2

)k• Entsprechend für N − k Teilchen rechts

pN−k,r =

(1

2

)N−k• Gesamtwahrscheinlichkeit:

pk,l pN−k,r =

(1

2

)k (1

2

)N−k=

(1

2

)NGilt ∀ k: Alle Mikrozustände sind gleich wahrscheinlich

Kombinatorik:

• Anzahl der Möglichkeiten, k Teilchen aus N auszuwählen:

N !

k!(N − k)!=

(Nk

)

95

• Wahrscheinlichkeit, dass k beliebige Teilchen links sind:

pk,l =

(Nk

)(1

2

)k• Mittelwert < k > dieser Verteilung

< k >=N∑k=0

kpk,l =N

2

Standardabweichung

σk,l =√< (k− < k >)2 > =

√N/2

Siehe Übung

• Erinnere Gesetz der großen Zahl

Betrachte relative Breite der Verteilung

σk,l〈k〉

=

√2√N

Für N = 1023 ergibt sich sehr scharfe Verteilung

Bedeutung:

• Der Makrozustand mit den meisten ihn realisierenden Mikrozuständen ist derWahrscheinlichste

• Jedes System strebt einem Zustand maximaler mikroskopischer Unordnung an

• ”Maximale Unordnung”, weil ”Teilchen sind irgendwo” unordentlicher ist als”alle Teilchen links”

• Kann man wieder ”als ob” denken á la Hamilton’sches Prinzip der minimalenWirkung

• Extremalprinzip, riecht schon nach Entropie

96

9.2 Formalisierung

Mikrozustand r: Vollständige Beschreibung des mikroskopischen Systems

Beispiele:

• N Würfel sind durch ihre Augenzahlen ai beschrieben

r = (a1, . . . , nN)

• N Spins mit si = ±12durch

r = (s1, . . . , sN)

• Klassisches System mit N Freiheitsgraden im 2N -dimensionalen Phasenraum

r = (q1, . . . , qN , p1, . . . pN)

Grundpostulat der Statistischen Mechanik:In einem abgeschlossenen Systems sind alle zugänglichen Mikrozustände gleich wahr-scheinlich

Kann nicht allgemein bewiesen werden, ist aber plausibel

• N Würfel:

Jedes der 6N möglichen Ergebnisse ist gleich wahrscheinlich

• Quantenmechanik:

Alle Zustände mit E =∑

iEi sind gleich wahrscheinlich

• Klassisches System:

N Teilchen mit Trajektorie (q1(t), . . . , qN(t), p1(t), . . . , pN(t)):

Alle Punkte der Trajektorie gleich wahrscheinlich

Wichtiger Begriff: Die Zustandssumme

Definition:Die Zustandssumme Ω ist die Anzahl aller zugänglichen Mikrozustände

97

• Betrachte abgeschlossenes System mit Energie E = const.

• Realistischer Weise, E ist i.A. quantisiert, (und rechentechnisch einfacher) bisauf Ungenauigkeit ∆E bestimmt

• Damit Mikrokanonische Zustandssumme:

Ω(E) = Anzahl aller zugänglichen Mikrozustände r mit E ≤ Er ≤ E + ∆E

Im Gleichgewicht gilt dann für Wahrscheinlichkeit pr eines Mikrozustandes r

pr =

1Ω(E)

E ≤ Er ≤ E + ∆E

0 sonst

Problem:

• Betrachte Harmonischen Oszillator

H(p, q) =p2

2m+k

2q2 = E

• (Überabzählbar) unendlich viele Phasenraumpunkte

• Frage: Ist die Frage nach der Anzahl von Mikrozuständen überhaupt sinnvoll?Hier dürfen Sie wieder verwirrt sein

98

• System bewegt sich im allgemeinen auf 6N − 1 dimensionaler Energiehyperflä-che mit Flächeninhalt:

σ(E) =

∫d~qd~p δ(E −H(~q, ~p))

Wir nehmen an:

Ω(E) =σ(E)

σ0

σ0 eine Proportionalitätskonstante, siehe unten

• Zur Berechung von σ(E) betrachte gesamtes Phasenraumvolumen ω(E), dasvon E = H(~q, ~p) eingeschlossen wird:

ω(E) =

∫H(~q,~p)≤E

d~qd~p =

∫d~qd~pΘ(E −H(~q, ~p))

Für kleine dE gilt

dω = ω(E + dE)− ω(E) = ω(E) +dω

dEdE − ω(E) =

dEdE

und Satz von Cavalieridω = σ(E)dE

da Volumen = Fläche × Höhe

• Damit

σ(E) =dω

dE

Beispiel: Kugelvolumen ω(R) und ihrer Oberfläche σ(R)

ω(R) =4π

3R3, σ(R) =

dR= 4πR2

SomitΩ(E) =

1

σ0

dE=

1

σ0

d

dE

∫d~qd~pΘ(E −H(~q, (~p))

• Merke: Zustandssumme kann aus (mikroskopischem) Hamiltonian berechnetwerden

99

9.3 Entropie

• Thermodynamik: In einem abgeschlossenen System ist die Entropie im Gleich-gewicht maximal

• Statistische Physik: Alle Mikrozustände sind gleich wahrscheinlich. Folge: Ma-krozustand mit den meisten Mikrozuständen ist der Wahrscheinlichste unddamit der Gleichzugewichtszustand.

Bringe makroskopische Entropie und mikroskopische Zustandssumme zusammen

• Betrachte abgeschlossenes System, das in zwei Teilsysteme unterteilt ist

• Statistische Sichweise:

Wegen Unabhängigkeit der Teilsysteme gilt mit E = E1 + E2, V = V1 + V2,N = N1 +N2:

Ω(E, V,N) = Ω1(E1, V1, N1)Ω2(E2, V2, N2)

mit dem totalen Differential:

dΩ = Ω2dΩ1 + Ω1dΩ2

Division durch ΩdΩ

Ω= d log Ω = d log Ω1 + d log Ω2 (24)

Beachte: log Ω ist extensiv

Im Gleichgewicht gilt:

d log Ω = 0, log Ω = log Ωmax (25)

• Thermodynamische Sichtweise

Entropien sind additiv

S = S(E, V,N) = S1(E1, V1, N1)+S2(E2, V2, N2) → dS = dS1 +dS2 (26)

Gleichgewichtsbedingung

dS = 0, S = Smax (27)

100

• Vergleich von Gl. (24) mit Gl. (26) und Gl. (25) mit Gl. (27) legt nahe, Boltz-mann (1877)

S(E, V,N) = k log Ω(E, V,N)

mit k der Boltzmann-Konstanten

Führt zwei konzeptionell unterschiedliche Definitionen der Entropie zusammen

• Thermodynamische Definition, notwendig um makroskopische Irreversibilitätzu erklären:

∆S =

∫ B

A

δQ

T

• Statistische Definition: Maß für mikroskopische Unordnung

S = k log Ω

7. Wo-che

9.4 Zustandssumme und Entropie des idealen Gases

Vorspiel

• Volumen einer N -dimensionalen Kugel:

VN(R) =

∫dx1 . . . dxN Θ

(R2 −

N∑i=1

x2i

)

mit yi = xi/R

VN(R) = RN

∫dy1 . . . dyN Θ

(1−

N∑i=1

y2i

)= RNCN

CN : Volumen der Einheitskugel

101

• Erinnere: ∫ ∞−∞

dx e−x2

=√π

und damit

I =

∫ ∞−∞

dx1 . . . dxN exp

− (x21 + . . .+ x2

N)︸ ︷︷ ︸=R2

= πN/2

MitdVN(R)

dR= NRN−1CN

Transformation auf Polarkoordinaten

dVN = dx1 . . . dxN = NRN−1CNdR

Winkelanteile automatisch verarbeitet

I = NCN

∫ ∞0

RN−1e−R2

dR

• Mit Variablensubstitution

z = R2,dz

dR= 2R, dR =

dz

2R,

RN−1

2R=

1

2RN−2 =

1

2zN2−1

folgt

I = NCN2

∫ ∞0

dz zN2−1e−z︸ ︷︷ ︸

=Γ(N2

)

= πN/2

und

CN =πN/2

N/2 Γ(N2

)

VN(R) = CNRN =

πN/2

N/2 Γ(N2

)RN

102

• Check: N = 3: Γ(32) = 1

2

√π, C3 = 4π

3und V = 4π

3R3

Betrachte ideales Gas: N Teilchen der Masse m in Volumen V

• Hamiltonian:

H(qi, pi) =N∑i=1

~p2i

2m

• Phasenraumvolumen:

ω(E, V,N) =

∫dq1 . . . dqN

∫dp1 . . . dpN Θ(E −H(qi, pi))

= V N

∫∑i

p2i

2m≤E

dp1 . . . dpN

Impulsintegral entspricht wegen

N∑i=1

p2i ≤ 2mE

dem Volumen einer 3N-dimensionalen Kugel mit Radius√

2mE

Damit:

ω(E, V,N) = V N π3N/2

3N/2 Γ(3N2

)(2mE)3N/2

• Mit

Ω =1

σ0

∂ω

∂Eund S = k log Ω

folgt

HIER IST WAS FALSCH, WIRD NOCH KORRIGIERT

S = k log

V N 1

σ0

π3N/2

Γ(3N2

)(2m)3N/2E

3N2−1︸ ︷︷ ︸

≈E3N2

= k log

((V

σ

)N(2πmE)

3N2

Γ(3N2

)

)

mit σ = σ1/N0

103

• Mit

log Γ(n) = log((n− 1)!)n1≈ (n− 1) log(n− 1)(n− 1) ≈ n log n− n

log1

Γ(3N2

)= −3N

2

(log

3N

2− 1

)folgt

S = Nk

(log

(V

σ(2πmE)

32

)+

3

2− log

((3N

2

) 32

))und schließlich:

S(E, V,N) = Nk

[3

2+ log

(V

σ

(4πmE

3N

) 32

)](28)

• Vergleiche mit Ergebnis der Thermodynamik, Gl. (6) auf Seite 38

• Erinnere:

dU = dE = TdS − pdV N − Abhängigkeit unterdrückt

dS =1

TdE +

p

TdV Physik

dS exaktes Differential

dS =

(∂S

∂E

)V︸ ︷︷ ︸

1/T

dE +

(∂S

∂V

)S︸ ︷︷ ︸

p/T

dV Mathematik

• Thermische und kalorische Zustandsgleichungen des ideales Gases:

1

T=

(∂S

∂E

)V,N

= Nk

V

)(3N

4πmE

) 32

︸ ︷︷ ︸äußere Ableitung

3

2

V

σ

(4πm

3N

) 32

E12︸ ︷︷ ︸

innere Ableitung

= Nk3

2

1

E

=⇒ E =3

2NkT

p

T=

(∂S

∂V

)E,N

=Nk

V=⇒ pV = NkT

104

Beachte und merke: Ableitung der makroskopischen Gleichungen aus mikroskopi-schen Eigenschaften

Zusammenfassung:

• Betrachte abgeschlossenes System: (E, V,N)

• Zustandssumme Ω(E): Anzahl der zugänglichen Mikrozustände

• Wahrscheinlichkeit für Mikrozustand r: pr = 1Ω(E)

, Grundpostulat

• Berechnung der Anzahl der Mikrozustände:

σ(E) =

∫d~qd~p δ(E −H(~q, ~p))

• Problem: Überabzählbar unendliche viele Mikrozustände

• Annahme:

Ω(E) =σ(E)

σ0

σ0: Proportionalitätskonstante

• Eingeschlossenes Phasenraumvolumen

ω(E) =

∫H(~q,~p)≤E

d~qd~p =

∫d~qd~pΘ(E −H(~q, ~p))

• Satz von Cavalieriσ(E) =

dE

SomitΩ(E) =

1

σ0

dE=

1

σ0

d

dE

∫d~qd~pΘ(E −H(~q, (~p))

• Ideales Gas:

Thermodynamik, Seite 38:

105

– Leite Zustandsgleichungen phänomenologisch her

– Nimm 1. Hauptsatz

– Löse nach dS und integriere

Statistische Physik:

– Hamiltonian:

H(qi, pi) =N∑i=1

~p2i

2m

– Integration über q trivial: V N

– Integration über p: 3N -dimensionale Kugel

– Entropie: S = k log Ω, Gl. (28)

– Ergibt (makroskopische) Zustandsgleichungen aus (mikroskopischem) Ha-miltonian

9.4.1 Gibbs’sches Paradoxon (1887)

Umformulierung von Gl. (28)

S(E, V,N) = Nk

[3

2+ log

(1

σ

V

NN

(4πm

3

(E

N

)) 32

)]Gl. (28) kann nicht richtig sein.

• Die Entropie ist (muss) extensiv (sein)

• Mit E/N der Energie pro Teilchen, V/N dem Volumen pro Teilchen ist Entropiein Gl. (28) nicht extensiv.

• Hier dürfen Sie wieder verwirrt sein. Oder sieht jemand einen Fehler in denobigen Rechnungen ?

Gibbs’sches Paradoxon

• Betrachte abgeschlossenes System mit zwei Teilsystemen A & B, TA = TB = T ,pA = pB

• Druck und Temperatur identisch

• Unterschiedliche Gase in A & B

106

• EntropieSvortotal = SA(T, VA, NA) + SB(T, VB, NB)

• Entferne Trennwand

Snachtotal = SA(T, VA + VB, NA) + SB(T, VA + VB, NB)

• Mit

S = Nk

(3

2+ log

V

σ(2πmkT )2/3

)=

3

2Nk +Nk log V + const.

ist Mischungsentropie

∆Smisch = Snachtotal − Svortotal

= NAk log(VA + VB) +NBk log(VA + VB)−NAk log VA −NBk log VB

∆Smisch = NAk log

(VA + VBVA

)+NBk log

(VA + VBVB

)> 0 (29)

Verwende nun identische Gase

Snachtotal = S(T, VA + VB, NA +NB)

Führt wiederum auf Gl. (29), Zunahme der Entropie

• Das kann aber nicht sein ! Zustände physikalisch nicht unterscheidbar

Makroskopisch findet kein Prozess statt

Herausziehen der Trennwand ist reversibler Prozess: ∆S = 0

Was ist falsch ?

• Klassisch sind Teilchen unterscheidbar, individuell, ”anmalbar” und damitdurchnumerierbar.

Die durchnummerierten Teilchen beider Seiten verteilen sich irreversibel überdas gesamte Volumen, Entropie nimmt zu

Quantenmechanische identische Teilchen sind ununterscheidbar

107

• LösungEs gibt N ! Möglichkeiten N identische Teilchen anzuordnen =⇒ Teile Zu-standssumme durch N !

Ω(E, V,N) =1

N !

σ(E, V,N)

σ0

Ergibt für das ideale Gas:

S(E, V,N) = Nk

[3

2+ log

(V

σ

(4πmE

3N

) 32

)]− k logN !︸ ︷︷ ︸

≈N logN−N

und damit

S(E, V,N) = Nk

[5

2+ log

(V

(4πmE

3N

) 32

)](30)

• Unterschiedliche Gase

∆Smisch = NAk log

(VA + VBNA

)+NBk log

(VA + VBNB

)−NAk log

(VANA

)−Nbk log

(VBNB

)= NAk log

(VA + VBNA

NA

VA

)+NBk log

(VA + VBNB

NA

VB

)Gl. (29) bleibt unverändert ∆Smisch > 0

• Identische Gase

∆Smisch = (NA+NB)k log

(VA + VBNA +NB

)−NAk log

(VANA

)−Nbk log

(VBNB

)= 0

daVA + VBNA +NB

=VANA

=VBNB

Druck ändert sich nicht

Merke: Gibbs’scher Korrekturfaktor 1N !

von 1878

• korrigiert Widersprüche einer konsequent klassischen Statistischen Physik

• berücksichtigt die Ununterscheidbarkeit identischer quantenmechanischer Teil-chen

108

9.4.2 Quantenmechanische Berechnung

• Ideales Gas: Keine Wechselwirkung

Schrödinger Gleichung

Hψ(x1, . . . , xn) = Eψ(x1, . . . , xn)

vereinfacht sich zu

H =N∑i=1

hi(xi)

Aus Lösung von 1-Teilchen Schrödinger-Gleichung

hi(xi)φi(xi) = εiφi(xi)

ergibt sich N -Teilchen Wellenfunktion durch Produktansatz3

ψ(x1, . . . , xn) =N∏i=1

φi(xi)

• Dieser löst die N-Teilchen Schrödinger-Gleichung

Hψ =

(∑k

hk

)∏i

φi =

(∑k

εk

)∏i

φi = E∏i

φi = Eψ

mit Gesamtenergie E =∑

i εi

• Beispiel N = 2

(h1 + h2)φ1φ2 = h1φ1︸︷︷︸=ε1φ1

φ2 + φ1 h2φ2︸︷︷︸=ε2φ2

= (ε1 + ε2)φ1φ2 = Eφ1φ2

Ideales Gas:

• Volumen sei dreidimensionaler Kasten mit Kantenlänge L3Kap. 12 Quantengase wird zeigen, dass dies nicht richtig ist

109

• Ein-Teilchen Wellenfunktion

ψnx,ny ,nz = A sin kxx sin kyy sin kzz = A sinnxπx

Lsin

nyπy

Lsin

nzπz

Lnx, ny, nz = 1, 2, . . .

• Impulseigenwerte pro Richtung

pi =~

2Lni

• Ein-Teilchen Energie:

εnx,ny ,nz =(~k)2

2m=

~2

2m(k2x + k2

y + k2z) =

h2

8mL2(n2

x + n2y + n2

z)

• Gesamtenergie:

E =h2

8mL2

3N∑i=1

n2i

Das ist für N 1 wieder eine Kugel, jetzt mit Radius:

R =√

8mEL2/h2

• In analoger Rechnung zu oben ergibt sich:

ω(E, V,N) =

(V

h3

)N(2πmE)3N/2

3N/2 Γ(3N/2)

Beachte:

– Quantenmechanischer Zustand auf klassischen Phasenraum übertragenbraucht ein Volumen h3. Unschärferelation.

– Unterschied zum klassischen Fall: Wir zählen Zustände ab, damit entfälltdas (klassische4) Problem mit σ0, ω(E, V,N) ist dimensionslos

• Zustandssumme

Ω(E, V,N) =

(V

h3

)N(2πmE)3N/2

Γ(3N/2)

Hier braucht man technisch E ≤ Er ≤ E + ∆E

4Wortspielverdacht !

110

• Stirling-Näherung für Γ(3N/2)

• Gibbs-Korrektur 1N !

per Hand, Stirling-Näherung

• Und schließlich

S(E, V,N) = Nk

[5

2+ log

(V

Nh3

(4πmE

3N

) 32

)](31)

• Proportionalitätskontante σ in Gl. (30) ersetzt durch Volumen der Phasen-raumzelle h3

Gibbs-Korrektur immer noch per Hand, wird erst in Kap. 12 Quantengasegelöst

7. Week15Zustandssumme revisited, klassischer Limes

• Erinnereσ(E) =

∫d~qd~p δ(E −H(~q, ~p))

• Damit ZustandssummeΩ(E) =

σ(E)

σ0

Eine Zustandssumme sollte als Anzahl dimensionslos sein.

• Das kriegen wir jetzt geschenkt

Ω(E) =σ(E)

N !h3N

Das bleibt auch im klassischen Limes so

– N ! aus Ununterscheidbarkeit der Teilchen, solange sie ununterscheidbarsind

– h3N aus Phasenraumzelle

• Für sonstige quantenmechanische Effekte gibt es einen klassischen Limes, sieheKap. 11.4

111

• Betrachte thermische de Broglie-Wellenlänge:

λ =h√

2πmkT

Bedeutung: Mittlere Ortsunschärfe, die zur mittleren Energie εkin = 32kT , also

zum mittleren Impuls ¯|~ |p =√

2mεkin gehört

Damit wird Gl. (31) mit Volumen pro Teilchen v = VN

zu

S(E, V,N) = Nk

[5

2+ log

( vλ3

)]• Gültigkeitsbereich der klassischen Näherung

v

λ3 1 Mittleres Volumen pro Teilchen Unschärfevolumen

– geringe Dichten

– hohe Temperaturen

– große Massen

Beispiele:

– Gasförmiges Neon bei 100 K: v/λ3 ∼ 106

– Elektronen im metallischen Leiter bei 300 K: v/λ3 ∼ 10−3

9.5 Shannon-Information

• Shannon (1948) untersuchte die Information, die man in einem verrauschten”Kanal” übermitteln kann. Er führte das ”Bit” ein

• Wieviele Bits sind nötig, um eine bestimmte Information zu übertragen ?

• Zentrale Größe, die Shannon-Information oder Entropie:

I = −N∑i=1

pi log pi

112

Motivation:

• Betrachte Schachbrett, 64 Felder, eine Figur

• Frage: Wo ist die Figur ? pi = 164

• Effizienteste Strategie:

– Halbiere Schachfeld in rechts/links

– Frage: Ist Figur links ? pi = 132

– Je nach Antwort, halbiere rechte oder linke Hälfte

– Frage: Ist Figur oben ? pi = 116

– Und so weiter ...

– Nach 6. Frage: pi = 1

Aus anfänglicher Wahrscheinlichkeit – und damit Unsicherheit – pi wird nachn Fragen Sicherheit, p = 1

Die am Anfang fehlende oder am Ende gewonnene Information ist

2npi = 1

• Definiere InformationIi := n = − log2 pi

Die mittlere Information ist

I =∑i

piIi = −∑i

pi log2 pi

Beispiele:

• Würfel

pi =1

6

damit

113

I = −6∑i=1

1

6log

1

6= log 6

Betrachte manipulierten Würfel, der immer eine 6 liefert

I = 0 wegen 0 log 0 = 0 mit Satz von l’Hospital, 1 log 1 = 0

Bedeutung: Shannon-Information = Maß für Unwissenheit vor der Messungbzw. Neuigkeitswert (Unwissenheitsreduktion) nach der Messung5

• Für mikrokanonisches System gilt für Wahrscheinlichkeit der Mikrozustände r

pr =1

Ω

damit Information

I = −∑i

1

Ωlog

1

Ω= log Ω

Zusammenhang Information I und Entropie S

• Betrachte N Teilchen, die mit Wahrscheinlichkeit pi = ni/N inM unterschied-lichen Zuständen sind

M∑i=1

ni = N

• Ziel: Drücke S = k log Ω direkt durch die pi aus

• Gegeben die Besetzungszahlen ni, ist die mikrokanonische Zustandssumme

Ω(n1, n2, . . . nM) =N !∏i ni!

5Ich hoffe, dass diese Vorlesung nicht zu nieder-entropisch ist :-)

114

• Mit Stirling log n! ≈ n log n− n folgt:

S

k= N logN −N −

∑i

ni log ni +∑i

ni︸ ︷︷ ︸=N

= N logN −N∑i

pi logNpi

= N logN −N logN∑i

pi︸ ︷︷ ︸=1

−N∑i

pi log pi = −N∑i

pi log pi

Damit ist die EntropieS = −kN

∑i

pi log pi (32)

Statistische Mechanik als Anwendung der Informationstheorie

Eigenschaften:

• Es gilt I ≥ 0.

• Extremfall:I = 0, wenn pi = δi i0

Kenntnis über Mikrozustand (und Markrozustand) nimmt bei Messung nichtzu, wenn sich Mikrozusatnd mit Sicherheit in einem bestimmten, bekanntenZustand befindet.

• Die Funktion f(x) = −x log x ist konkav

f

(∑i

µixi

)≥∑i

µif(xi) für 0 ≤ µi ≤ 1,∑i

µi = 1

Ferner:f(0) = f(1) = 0

Sehr seltene und sehr häufige Ereignisse tragen wenig zur mittleren Informationbei

– Sehr seltene, weil sie selten sind

115

– Sehr häufige, weil Informationsgehalt gering

• Münzwurf

1

I

p

• Quantenmechanik:

– pi Wahrscheinlichkeit für gemischten Zustand

– Dichtematrixρ =

∑i

pi|i〉〈i|

– Information:I = −Sp ρ log ρ 8. Wo-

che• Information einer kontinuierlichen Wahrscheinlichkeitsverteilung p(x) ist un-endlich.

116

Sei pi = p(xi)∆x

I = −∑i

pi log pi = −∑i

p(xi)∆x log (pi(xi)∆x)

= −∑i

p(xi)∆x log p(xi)−∑i

p(xi)∆x log ∆x

∆x → dx→ 0,∑

∆x→∫dx

I = −∫p(x) log p(x)dx− log dx

∫p(x)dx︸ ︷︷ ︸

=1

→∞

Macht Sinn, da jede Realisierung einer kontinuierlichen Wahrscheinlichkeits-verteilung unendlich unwahrscheinlich ist6

Gilt in der klassischen Mechanik. Erst natürliche Beschränkung auf Phasen-raumzelle h3N durch die Quantenmechanik liefert vernünftige Definition

• Für kontinuierliche Verteilungen, betrachte differentielle Entropie

h = −∫p(x) log p(x)

Hat aber keine so schönen Eigenschaften:

– nicht skalierungsinvariant, macht zwar für gegebene skalierbare VerteilungSinn, aber Vergleich verschiedener Verteilungen schwierig

– Kann negativ werden

Landauer-Prinzip (1961)

• Thermodynamische Entropie hatte was mit Wärme zu tun.

• Findet sich das in der statistischen Informations-Definition wieder ?

• Ja ! Landauer-PrinzipDas Löschen eines Bits an Information führt zur Abgabe von Wärme

Q = kT log 2

Experimentelle Bestätigung: 2012, der Drops ist nicht gelutscht6Siehe Douglas Adams ”Per Anhalter durch die Galaxis”: Der unendliche Unwahrscheinlichkeits-

drive.

117

• Gibt theoretische Untergrenze für Verlustleistung von Computern

• Gilt nicht für Quantencomputer ...

9.6 Prinzip der maximalen Entropie

Jaynes (1957)

• Generell gilt für eine Wahrscheinlichkeitsverteilung notwendiger Weise nur dieEigenschaft:

N∑i=1

pi = 1

Andere Eigenschaften, z.B. 〈x〉 = µ, V ar(x) = σ2 zeichnen bestimmte Vertei-lungen aus

• Möchte man zusätzliche Eigenschaften haben, sollten auch wirklich nur dieseEigenschaften einbezogen werden.

• Anders formuliert: Jenseits der zusätzlichen Eigenschaften sollte die Verteilungmaximal überraschend, i.e. maximal-entropisch sein

• Führt auf ”Optimierung unter Nebenbedingungen” und damit Lagrange-Multiplikatoren

Beispiel 1:

• Betrachte Würfel. Wir wissen nur∑6

i=1 pi = 1

• Führt auf∂

∂pj

(−∑i

pi log pi − λ∑i

pi

)= 0

Ergebnis:− log pj − 1− λ = 0 =⇒ pj = e−1−λ

• λ ergibt sich aus Normierung∑6

i=1 pi = 1

=⇒ pi =1

6

Beispiel 2:

118

• Betrachte die Ereignisse, bei denen nach N Würfen die Summe der Augenzah-len ai grade einer vorgegebenen Zahl A entspricht

A =∑i

niai = N∑i

piai

bzw. für die mittlere Augenzahl 〈a〉 gilt:

〈a〉 =A

N

• Dies gibt weitere Nebenbedingung∑i

piai = 〈a〉

Lagrange-Multiplikatoren Ansatz:

∂pj

(−∑i

pi log pi − λ1

∑i

pi − λ2

∑i

piai

)= 0

• Ergibt− log pj − 1− λ1 − λ2aj = 0

oderpj = e−1−λ1−λ2aj , pj ∝ e−λ2aj

eine Exponential-Verteilung

pj =e−λ2aj

Z

mit NormierungZ =

∑i

e−λ2ai

”Z” wie Zustandssumme

Bezug zur Statistischen Physik

119

• Sei nun

ai → εi Energieniveaus

A→ E =∑

i niεi = N〈ε〉 = const. Gesamtenergie

N =∑

i ni = const. Teilchenanzahl

• Zentrales Ergebnis der Statistischen Mechanik: Besetzungswahrscheinlichkeitenpi der Energieniveaus εi

pi =e−λ2εi

Z, Z =

∑i

e−λ2εi

• Bestimmung von λ2

Mit Gl. (32)

S = −kN∑i

pi log pi = −kN∑i

pi (−λ2εi − logZ)

= kλ2E + kN∑i

pi logZ = kλ2E + kN logZ

Mit (∂S

∂E

)V,N

=1

T= kλ2

erhalten wirλ2 = β =

1

kTund somit die Boltzmann-Verteilung für die Wahrscheinlichkeit der Besetzungder Energieniveaus:

pi =e−

εikT

Z=e−βεi

Z, Z =

∑i

e−βεi (33)

Merke:

• Im mikrokanonischen System (E, V,N) sind alle Mikrozustände r:(x1, . . . , xN , p1, . . . , pN) mit Energie E gleich wahrscheinlich

pr =1

Ω= const.

120

• Die Energien εi der einzelnen Teilchen i sind aber unterschiedlich.

• Die Besetzungswahrscheinlichkeit pi = ni/N der Energieniveaus ist durch denBoltzmann-Faktor

pi ∝ e−εikT

gegeben

Prinzip der maximalen Entropie hat in vielen Bereichen der Datenanalyse undModellbildung Anwendung, wenn es um ”vorurteilsfreie” maximal-entropischeAnsätze geht

Prinzip der maximalen Entropie für kontinuierliche Verteilungen, Variationsrechnung

• Bei gegebener Varianz maximiert Gaußverteilung die differentielle Entropie füralle p(x) mit Träger (−∞,∞). Sie ist die ”zufälligste” aller Verteilungen.

• Für kompakten Träger ist es die Gleichverteilung

9.7 3. Hauptsatz revisited

Frage: Wie verhalten sich Systeme bei kleinen Werten der inneren Energie ?

• Quantenmechanische Systeme haben üblicherweise genau einen Zustand mitniedrigst möglicher Energie E0, den Grundzustand.

• Im Grenzfall gilt somit

Ω(E) = 1 für E → E0

und damitS(E) = k log Ω(E) = 0 für E → E0 (34)

• Erinnere Zustandssumme des idealen Gases

Ω(E) ∝(E

N

)3N/2

Dieses gilt verallgemeinert für viele Systeme, mit f den Freiheitsgraden desSystems, γ den inneren Freiheitsgraden der Teilchen, z.B. Rotations- oder Vi-brationsfreiheitsgrade von Molekülen, siehe Kap. 11.3

121

Ω(E) ∝(E

f

)γf• Für Anregung von Freiheitsgraden steht die Energie E − E0 zur Verfügung

Ergibt für die Zustandssumme:

Ω(E) ∝ (E − E0)γf

Es folgt:

1

T:=

∂S(E)

∂E= k

∂ log Ω(E)

∂E= kγf

∂ log(E − E0)

∂E∝ γf

E − E0

E→E0→ ∞

Daher bedeutet E → E0 soviel wie T → 0

• Physikalische Bedeutung der Temperatur:

T ∝ E − E0

γf(35)

Temperatur: Verfügbare Energie pro Freiheitsgrad

• Aus Gln. (34, 35) folgt der 3. Hauptsatz:

limT→0

S(T ) = 0

Aber beachte: Frustrierte Zustände

• Betrachte System aus drei Spins mit jeweils paar-weiser negativer Kopplung

Hamiltonian:

H = s1s2 + s2s3 + s3s1

1 23

122

• Alle sechs Zustände sind gleich wahrscheinlich

limT→0

S(T ) = k log 6

9.8 Entropische Kräfte revisited

Erinnere: Freie Energie F = U − TS, isothermisches System im Wärmebad

• Minimierung der Energie gegen Maximierung der Entropie, widerstrebendeKräfte

• Betrachte Aggregationsmodell von zwei ununterscheidbaren Teilchen in Volu-men mit N Gitterzellen

• Dimer sei mit Bindungsenergie UD = −ε energetisch begünstigt

• Vergleiche freie Energie für Dimer mit der für zwei Monomere

• Pure Energieminimierung würde Dimer bevorzugen.

• Aber: Monomerzustand hat mehr mögliche Positionen =⇒ entropisch bevor-zugt

• Energie zur ”Überstimmung” von Bindungsenergie ε kommt aus Wärmebad

123

Betrachte Dimer

• Es gibt N − 1 Positionen für den Dimer, Bindungsenergie UD = −ε

• Damit freie Energie:

FD = UD − TSD = −ε− kT log(N − 1) ≈ −ε− kT logN

Betrachte Monomer

• Anzahl der Mikrozustände:

ΩM = Ωtotal − ΩD =N !

2! (N − 2)!− (N − 1) =

N(N − 1)

2− (N − 1)

• MitN(N − 1)

2− (N − 1) =

(N

2− 1

)(N − 1)

Freie Energie:

FM = UM︸︷︷︸=0

−TSM = −kT log

[(N

2− 1

)(N − 1)

]≈ −kT log

N2

2

• Stabilerer Zustand: Der mit der kleineren Freien Energie

124

• Bei niedriger Temperatur Dimer, bei hoher Monomer, bei T0 mit FD = FMgleich stabil.

−ε− kT0 log(N − 1) = −kT0 log

[(N

2− 1

)(N − 1)

]ε = kT0 log

(N

2− 1

)T0 ≈

ε

k log(N/2)

Lessons learned

• Statistische Entropie drückt Unwissenheit über Mikrozustand aus

• Verbindung von statistischer und thermodynamischer Entropie

• Entropie des ideales Gases in drei Schritten

– Klassisch

– Gibbs-Korrektur N ! aus Mischungsentropie

– Quantenmechanisch: Richtiger Normierungsfaktor h3N

Gibbs-Korrektur immer noch per Hand, Kap. 12

– Unzulänglichkeit der rein klassischen Statistischen Physik

• Verbindung zur Shannon’schen Informationstheorie

• Prinzip der maximalen Entropie, Boltzmann-Verteilung der Besetzungszahlen

• Verständnis des 3. Hauptsatzes

• Freie Energie und entropische Kräfte

8. Week15

10 GesamtheitenAuch als Ensemble bezeichnet.

125

Big picture: In der Thermodynamik hatten wir in Kap. 6 Thermodynamische Poten-tiale basierend auf makroskopischen Zustandsvariablen eingeführt

• Abgeschlossene Systeme:

Innere Energie: U(S, V,N)

Entropie: S(T, V,N)

• Geschlossene Systeme im Wärmebad

Freie Energie: F (T, V,N)

• Offene Systeme im Wärme- und Teuilchenbad

Großkanonisches Potential Φ(T, V, µ)

Jetzt: Blick darauf aus mikroskopischer Sicht.

Ausgangspunkt:

• Grundpostulat der Statistischen Mechanik: Im abgeschlossenen System sindalle Mikrozustände mit der Energie E gleich wahrscheinlich.

=⇒ Zustandssumme ergab sich durch einfaches Abzählen der Mikrozustände

• In nicht abgeschlossenen Systemen treten Mikrozustände mit unterschiedlicherEnergie auf. Mikrozustände sind nicht gleich wahrscheinlich.

=⇒ Zustandssumme muss dies durch eine Gewichtsfunktion ρ(q, p) berücksich-tigen.

10.1 Ergodenhypothese

• Will man den Erwartungswert 〈f〉 einer Größe f eines thermodynamischenSystems bestimmen, so ist der natürliche Ansatz das Zeit-Mittel :

〈f〉Z = limT→∞

1

T

∫ T

0

dtf(q(t), p(t)) (36)

Auf Grund der Komplexität der Dynamik nicht realistisch auszurechnen

126

• Aber: Die Dynamik des Systems induziert eine Dichte ρ(q, p) im Phasenraum

Damit sollte sich der Erwartungswert 〈f〉 auch durch das Schar-Mittel oderEnsemble-Mittel mit Phasenraumdichte ρ(q, p) bestimmen lassen:

〈f〉S =

∫dqdp

h3Nρ(q, p)f(q, p) (37)

• Intuition:

Schar-Mittel mittelt über viele ”Kopien” des makroskopischen Systems, die je-weils in einem bestimmten Mikrozustand gemäß der Zeitentwicklung sind.

• Ergodenhypothese besagt

〈f〉S = 〈f〉Z

Anschauung:

• N -maliges würfeln mit einem Würfel, Zeitmittel, sollte statistisch das selbeergeben wie einmaliges Würfeln mit N Würfeln, Scharmittel

Wann gilt Ergodenhypothese ?

• Boltzmann (1887): Jede Trajektorie geht durch jeden erlaubten Punkt des Pha-senraums

• Erwies sich als zu streng.

• Quasi-Ergodenhypothese: Jede Trajektorie, abgesehen von einer Menge vomMaß Null, kommt jedem erlaubten Punkt des Phasenraumes beliebig nahe

Anschaulich machen am Torus, kommensurabel, inkommensurabel, generisch

Die zwei typischen Ausnahmen:

• Abhängigkeit von den Anfangsbedingungen im Doppelmulden-Potential

127

q

W

W=E, E einzeichnen

Wird bei Phasenübergängen Kap. 14 relevant

• Algebraisch langsame Dynamik

– Typische Dynamik des Mischens:

〈x(t)x(t− τ)〉 ∼ e−λτ

Exponentiell: Immer schnell– Langsam: Algebraisches Mischen, speziell in Nicht-Gleichgewichts Syste-

men:〈x(t)x(t− τ)〉 ∼ τ−α

Beispiele: Gläser, komplizierte Energie-Landschaft

128

Zurück zur Statistischen Mechanik

• Zeitmittel viel zu kompliziert zum expliziten Ausrechnen

• ρ in Scharmittel i.a. auch zu kompliziert zum explizierten Ausrechnen

• Aber, Ergodenhypothese sagt, dass es die Dichte ρ gibt

• Es wird sich zeigen, dass die Zustandssumme die zentrale Größe ist

Das Programm im folgenden

• Betrachte drei verschiedene physikalische Situationen

• Leite Zustandssummen her

• Einmal physikalisch

• Einmal unter Anwendung der Methode der maximalen Entropie

• Rechne alles aus fürs ideale Gas

10.2 Mikrokanonische Gesamtheit

• Betrachte abgeschlossenes System

• Volumen und Teilchenzahl sind fest, Energie auf kleines Intervall [E,E + ∆]beschränkt

Physikalische Herleitung

• Grundpostulat: Alle Mikrozustände mit gleicher Energie sind gleich wahr-scheinlich

• Zustandssumme:

Ω(E, V,N) = Anzahl aller zugänglichen Mikrozustände r mit E ≤ Er ≤ E+∆

• Boltzmann-Faktor e−βεi gibt Wahrscheinlichkeit für Vorliegen eines Teilchensmit Energie εi, siehe Gl. (33)

• Entropie:S(E, V,N) = k log Ω(E, V,N)

129

• Alles weitere für ideales Gas folgt wie oben

Prinzip der maximalen Entropie:

• Einzige Nebenbedingung an pi:∑

i pi = 1

∂pj

(−∑i

pi log pi − λ∑i

pi

)= 0

ergibt

− log pi − 1− λ = 0 → pi = e−1−λ =1

Ω9. Wo-che

10.3 Kanonische Gesamtheit

• Mikrokanonische Gesamtheit war über vorgegebene Energie in abgeschlossenemSystem definiert

• Jedes beliebige Sytem kann unter Aufnahme einer hinreichend großen Umge-bung in ein mikrokanonisches verwandelt werden

• Aber: Rechnungen in der mikrokanonischen Gesamtheit sind oft schwierig

• Ferner: Umgebung interessiert in der Regel nicht.

• In Praxis oft Temperatur vorgegeben.

• Betrachte sehr großes Wärmebad B, in das System S eingebettet ist. ErlaubtEnergieaustausch

• Erinnere freie Energie F mit natürlichen Variablen (T, V,N)

Berechnung der Wahrscheinlichkeitsverteilung der Mikrozustände r

• Im Gesamtsystem giltES + EB = E = const.

Bad groß gegen System:ESE

= 1− EBE 1

Da ES, EB 6= const., kann System S Mikrozustände r mit unterschiedlichenEnergien Er annehmen.

130

• Frage: Wahrscheinlichkeit pr für einen Mikrozustand r mit Energie Er ?

pr ∝ # Mikrozustände in Gesamtsystem S & B, für die S in Mikrozustand rmit ErDa Mikrozustand r in S ein bestimmter ist:

Wahrscheinlichkeit pr für Mikrozustand mit Er im System S:

pr ∝ ΩB(E − Er)

Da Er E ≈ EB und log ΩB extensiv, Taylorentwicklung von log ΩB

log ΩB(E − Er) ≈ log ΩB(E)− ∂ log ΩB(E)

∂E︸ ︷︷ ︸=β

Er + . . .

mitβ =

1

kT=

1

k

∂S

∂E=∂ log Ω(E)

∂E≈ ∂ log ΩB(E)

∂E

• Damitpr ∝ ΩB(E − Er) ≈ ΩB(E) e−βEr

Ergibt

pr =1

Ze−βEr Boltzmann-Faktor

Z =∑r

e−βEr Kanonische Zustandssumme

• Merke: Ableitung der Entropie des Wärmebades bringt dessen Temperatur β =1kT

ins Spiel.

• Beachte:

– Kanonische Gesamtheit: Boltzmann-Faktor e−βEr gibt Wahrscheinlichkeitfür Mikrozustand r mit Energie Er

– Für feste Energie Er des Systems S sind alle zugänglichen Mikrozuständer wieder gleich wahrscheinlich. Mikrokanonische Situation.

131

– Mikrokanonisches Gesamtheit: Alle Mikrozustände r gleich wahrschein-lich. Boltzmann-Faktor e−βεi gibt Wahrscheinlichkeit für Vorliegen einesTeilchens mit Energie εi, siehe Gl. (33)

– Ab jetzt r → i

• Thermodynamische Größen f ergeben sich in kanonischer Gesamtheit als Mit-telwerte:

〈f〉 =∑i

e−βEi

Zf(Ei)

Ganz im Sinne des Schar-Mittels

Ableitung über das Prinzip der maximalen Entropie

• Volumen und Teilchenzahl sind fest

• Temperatur ist vorgegeben, Temperatur bestimmt Erwartungswert der Energie〈E〉

• Nebenbedingungen pi:∑

i pi = 1, E:∑

i piEi = 〈E〉

∂pj

(−∑i

pi log pi − λ∑i

pi − β∑i

piEi

)= 0

ergibt

− log pi − 1− λ− βEi = 0 → pi =1

Ze−βEi

So einfach kann das gehen :-) Klausur

Die kanonische Zustandssumme

Z =∑i

e−βEi

mathematisch nur ein Normierungsfaktor, ist zentral für die Statistische Mechanik

Beispiele:

132

• Innere Energie

U ist Mittelwert der Mikrozustandsenergien des Systems

U = 〈E〉 =∑i

piEi =1

Z

∑i

e−βEiEi

Mit∂Z

∂β= −

∑i

e−βEiEi

und∂ logZ

∂β= − 1

Z

∑i

e−βEiEi

ist

U = − 1

Z

∂Z

∂β= −∂ logZ

∂β= kT 2 ∂ logZ

∂T

• Entropie

Erinnere Gl. (32), allerdings ohne FaktorN , da hierN -Teilchen Mikrozustände,nicht Einteilchenzustände

S = −k∑i

pi log pi

= − kZ

∑i

e−βEi loge−βEi

Z

= kβ1

Z

∑i

Eie−βEi

︸ ︷︷ ︸=〈E〉=U

+k

ZlogZ

∑i

e−βEi︸ ︷︷ ︸=Z

=U

T+ k logZ = kT

∂ logZ

∂T+ k logZ

• Freie Energie

F = U − TS = U − T(U

T+ k logZ

)ergibt

133

F = −kT logZ

Bringt mikroskopische Zustandssumme mit makroskopischem thermodynamischemPotential zusammen

Analogie:

– Freie Energie F (T, V,N) ist thermodynamisches Potential zur kanonischenZustandssumme Z(T, V,N)

– Entropie S(E, V,N) ist thermodynamisches Potential zur mikrokanoni-schen Zustandssumme Ω(E, V,N)

Kanonische Zustandssumme: Die wichtigste Größe in der Statistischen Mechanik

Merke: Alles folgt aus einer Normierungsgröße !

Zusammenhang kanonische und mikrokanonische Zustandssumme:

• Kanonische Zustandssumme

Z =∑i

e−βEi

Index i läuft über alle Mikrozustände mit Energie Ei, inklusive Mehrfachzäh-lungen

• Fasse Mikrozustände gleicher Energie zusammen, so folgt

Z =∑k

Ω(Ek) e−βEk (38)

mit Ω(Ek) der Anzahl der Mikrozustände mit Energie Ek, Index k läuft überEnergiewerte. Keine Mehrfachzählungen mehr.

• Ω(Ek) ist mikrokanonische Zustandssumme für Energie Ek

• Merke: Kanonische Zustandssumme ist thermische Mittlung über die mikroka-nonische Zustandssummen

134

• Gl. (38) mit Argumenten, V,N unterdrückt

Z(β) =∑k

Ω(Ek) e−βEk

stellt eine diskretisierte Laplace-Transformation oder Z-Transformation dar:

Laplace-Transformation:

f(s) =

∫ ∞0

dx f(x)e−sx, s ∈ C

– Wird oft zum Lösen von Differentialgleichungen verwendet

– Mits = iω, ω ∈ R

ergibt sich Fourier-Transformation

Ideales Gas

• Kontinuumslimit

i → (q1, . . . , qN , p1, . . . , pN)∑i

→ 1

h3N

∫dqdp

Z =1

h3N

∫dqdp e−βH(q,p)

• N -Teilchen Zustandssumme aus 1-Teilchen Zustandssumme

Z(β, V,N) =1

N !Z(β, V, 1)N

Gibbs-Korrektur nach wie vor per Hand.

• 1-Teilchen Zustandssumme

Z(β, V, 1) = V1

h3

∫dp e−βp

2/(2m) = V

(2πm

βh2

) 32

=V

λ3

Erinnere: λ: Thermische de Broglie Wellenlänge

135

• N -Teilchen Zustandssumme

Z(β, V,N) =1

N !

V N

λ3N

Erinnere, wie schmerzhaft die Rechnung in der mikrokanonischen Gesamtheitwar, Kap. 9.4

• Freie Energie

F = −kT logZ = −NkT

(1 + log

(V

N

(2πmkT

h2

)3/2))

damit folgt:

p = −(∂F

∂V

)T,N

=NkT

V

S = −(∂F

∂T

)V,N

= Nk

(5

2+ log

(V

N

(2πmkT

h2

)3/2))

Identische Ergebnisse wie in der mikrokanonischen Gesamtheit9. Week1510. Halb-woche

10.4 Großkanonische Gesamtheit

Betrachte offenes System, bei dem sowohl Energie als auch Teilchen ausgetauschtwerden können.

Physikalische Ableitung der Zustandssumme

• In Analogie zur Ableitung der kanonischen Gesamtheit, S: System, B: Bad

ES + EB = E, NS +NB = N

Wahrscheinlichkeit pi,Ni für Mikrozustand mit Energie Ei und Teilchenzahl Ni

pi,Ni ∝ ΩB(E − Ei, N −Ni)

136

• Wieder Taylor-Entwicklung:

log ΩB(E − Ei, N −Ni) = log ΩB(E,N)− ∂ log ΩB

∂EEi −

∂ log ΩB

∂NNi + . . .

• Mit

∂ log ΩB

∂E=

1

k

∂S

∂E=

1

kT= β

∂ log ΩB

∂N=

1

k

∂S

∂N=−µkT

= −βµ

Damit folgt:

pi,Ni =1

Ye−β(Ei−µNi) Wahrscheinlichkeitsverteilung

Y (T, V, µ) =∑i

e−β(Ei−µNi) Großkanonische Zustandssumme

Ableitung mit der Maximum-Entropie Methode:

• Die Erwartungswerte von Energie E und Teilchenzahl N sind vorgegeben

• Nebenbedingungen:

∑i

pi = 1,∑i

piEi = 〈E〉,∑i

piNi = 〈N〉

Damit

∂pj

(−∑i

pi log pi + λ∑i

pi − β∑i

piEi + βµ∑i

piNi

)= 0

Ergibt:

− log pi − 1 + λ− βEi + βµNi = 0 → pi =1

Ye−β(Ei−µNi)

Oft benutzt: Fugazität z = eβµ

137

• Großkanonische Zustandssumme:

Y (T, V, µ) =∑i

e−β(Ei−µNi) =∞∑N=0

eβµN∑i

e−βEi

Erinnere kanonische Zustandssumme:

Z(T, V,N) =∑i

e−βEi

ergibt wieder diskretisierte Laplace-Transformation:

Y (T, V, µ) =∞∑N=0

Z(T, V,N) eβµN

• Großkanonische Zustandssumme: Mittelung über kanonische Zustandssummenmit unterschiedlichen Teilchenanzahlen

Analog zu: Kanonische Zustandssumme: Thermische Mittlung über mikroka-nonische Zustandssummen

Aus großkanonischer Zustandssumme folgen thermodynamische Größen:

• Innere Energie

∂ log Y

∂β=

1

Y

∑i

e−β(Ei−µNi)(−Ei + µNi)

= −〈Ei〉+ µ〈Ni〉 = −U + µN

Damit

U = −∂ log Y

∂β+ µN

• Teilchenzahl

∂ log Y

∂µ=

1

Y

∑i

e−β(Ei−µNi)βNi = β〈Ni〉 = βN

N =1

β

∂ log Y

∂µ= z

∂ log Y

∂z

138

• Entropie

S = −k∑i

pi log pi = −k∑i

pi(−β(Ei − µNi)− log Y )

= kβ∑i

piEi︸ ︷︷ ︸〈Ei〉=U

−kβµ∑i

piNi︸ ︷︷ ︸〈Ni〉=N

+k log Y∑i

pi︸ ︷︷ ︸=1

DamitS =

1

T(U − µN) + k log Y

Beziehung zum Großkanonisches Potential Φ, Kap. 6.6

• Erinnere Legendre-Transformation

Φ = U − TS − µN

Φ = U − T(

1

T(U − µN) + k log Y

)− µN

Φ = −kT log Y

in Analogie zu F = −kT logZ

• Euler-Gleichung

Φ = U − TS − µN = −pV =⇒ Y = exp

(pV

kT

)Betrachte nicht-wechselwirkende ununterscheidbare Teilchen

• Kanonische Zustandssumme

Z(T, V,N) =1

N !ZN(T, V, 1)

Großkanonische Zustandssumme

Y (T, V, µ) =∑N

1

N !(zZ(T, V, 1))N = exp (zZ(T, V, 1))

• Großkanische Zustandssumme folgt direkt aus kanonischer Ein-Teilchen Zu-standssumme

139

• Beispiel ideales Gas:

Z(T, V, 1) =V

λ3, λ =

h√2πmkT

Φ(T, V, µ) = −kT log Y = −kTeβµV(

2πmkT

h2

) 32

10.5 Äquivalenz der Gesamtheiten

Im thermodynamischen Limes wird alles gleich

Gesamtschau ideales Gas• Mikrokanonische Gesamtheit

S = k log Ω = kN

(5

2+ log

((V

N

)(4πmE

Nh2

)3/2))

1

T=

∂S

∂E= Nk

3

2

1

E=⇒ E =

3

2NkT

p

T=

∂S

∂V=Nk

V=⇒ pV = NkT

• Kanonische Gesamtheit

Z(T, V,N) =1

N !

(V

λ3

)NE = − ∂

∂βlogZ = kT 2 ∂

∂TlogZ =

3

2NkT

p

kT=

∂VlogZ =

N

V=⇒ pV = NkT

• Großkanonische Gesamtheit

Y (T, V, z) =∑N

zNZ(T, V,N) = expzV

λ3

N = z∂

∂zlog Y =

zV

λ3= log Y

E = − ∂

∂βlog Y + µN =

3

2kT

zV

λ3=

3

2NkT

pV

kT= log Y =

zV

λ3= N =⇒ pV = NkT

140

• Dass die Zustandsgleichungen jeweils identisch sind, überrascht nicht, da dieentsprechenden thermodynamischen Potentiale durch invertierbare und damitinformationserhaltende Legendre-Transformationen auseinander hervorgehen.

10.6 Fluktuationen

• Definiere Zustandsdichte:

g(E) =∂Ω(E)

∂E

Damit Wahrscheinlichkeit pK , im kanonischen Ensemble ein System bei vorge-gebener Temperatur T = 1

kβzu finden:

pK(E) =1

Zg(E) e−βE

mitZ =

∫ ∞0

dE g(E) e−βE

Beachte:

– Zustandsdichte g(E) wächst im Allgemeinen stark mit E

– Boltzmann-Faktor e−βE fällt exponentiell mit E

– Folge: pK(E) hat Maximum

141

• Maximumsbedingung

∂pK(E)

∂E=

1

Z

(∂g

∂E− gβ

)e−βE

!= 0

oder1

g

∂g

∂E

∣∣∣∣E=E∗

=1

kT

Mit ∂Ω(E) = g(E)∂E

∂ log Ω

∂E

∣∣∣∣E=E∗

=1

kToder

∂S

∂E

∣∣∣∣E=E∗

=1

T

Das macht Sinn, da es ja grade die Vorschrift war, in der mikrokanonischenGesamtheit die Temperatur aus der Entropie zu berechnen

• Wahrscheinlichste Energie entspricht Mittelwert im kanonischen Ensemble

E∗ =1

Z

∫ ∞0

dE g(E) e−βEE = − 1

Z

∂Z

∂β= − ∂

∂βlogZ = U

Differenziere die Gleichung nach β, beachte Z = Z(β)

∂U

∂β= − 1

Z

∫ ∞0

dE g(E) e−βE E2 +1

Z2

(∫ ∞0

dE g(E) e−βEE

)2

= −(〈E2〉 − 〈E〉2)

Erinnere Varianzσ2 = 〈x2〉 − 〈x〉2

• Damitσ2E = −∂U

∂β= kT 2∂U

∂T= kT 2CV (39)

Fluktuationen hängen von Wärmekapazität ab.

• Relative SchwankungenσE〈E〉

=

√kT 2CVU

Wärmekapazität und innere Energie sind extensiv, i.e. ∝ N

142

σE〈E〉

= O(

1√N

)Erinnere Gesetz der großen Zahl

• Damit

limN→∞

pK(E) = pMK(E) = δ(E − 〈E〉)

• Analoge Rechnung gilt für Beziehung kanonischer und großkanonischer Ge-samtheit.

Lessons learned

• Ergodenhypothese als Grundlage der Theorie der Gesamtheiten

• Normierungsgröße Zustandssumme von zentraler Bedeutung

• Mikrokanonische Gesamtheit ⇐⇒ Abgeschlossenes System

• Kanonische Gesamtheit ⇐⇒ Austausch von Wärme, isothermes System

• Großkanonische Gesamtheit ⇐⇒ Austausch von Wärme und Teilchen

• Verteilungen folgen (auch) aus Maximum-Entropie Prinzip

• Im thermodynamischen Limes werden die Gesamtheiten identisch

11 Anwendungen

11.1 Maxwell’sche Geschwindigkeitsverteilung

• Hatten wir bisher für ideales Gas, 2. Übung

• Gegeben Gas mit Hamilton-Funktion

H(q, p) =N∑i=1

~pi2m

+ V (~q1, . . . , ~qN)

143

Wie ist Wahrscheinlichkeit, ein Teilchen im Impuls-Intervall p < |~pi| < p + dpzu finden ?

• Kanonische Wahrscheinlichkeitsdichte

ρ(q, p) =1

Ze−βH(q,p)

• Integriere über alle Ortskoordinaten und N − 1 Impulskoordinaten, ergibtMarginal-Verteilung für Impuls eines einzelnen Teilchen:

p(~p) =1

(2πmkT )3/2e−

~p2

2mkT

Für Wahrscheinlichkeit, dass Impulsbetrag in [p, p + dp] liegt, integriere überKugelschale

p(p) =4πp2

(2πmkT )3/2e−

p2

2mkT

• Beachte: Gilt klassisch nicht nur für ideale Gase, sondern auch für beliebigeinterne und äußere Potentiale.

• Quantenmechanisch: Abhängigkeit der Impulsverteilung vom Potential

11.2 Barometrische Höhenformel

• Betrachte Gas im Schwerefeld der Erde:

H(q, p) =N∑i=1

p2i

2m−mgqi +

1

2

∑i 6=j

Wij(qi − qj)

• Integriert man in

ρ(q, p) =1

Ze−βH(q,p)

über alle Impuls- und N − 1 Ortskoordinaten, so folgt barometrische Höhen-formel:

p(~q) = const e−m~g~q/kT

144

• Beachte: Für Anwendung Temperaturabhängigkeit zu berücksichtigen

Temperatur nimmt in guter Näherung linear mit der Höhe ab

∆h = const(

1 +1

273(T1 − T2)

)(log p1 − log p2),

11.3 Gleichverteilungs- und Virialsatz

• Sei x = (q1 . . . , q3N , p1, . . . , p3N) der klassische Mikrozustand, H(x) dieHamilton-Funktion und f(x) eine beliebige Observable.

• Dann gilt ⟨f(x)

∂H(x)

∂xi

⟩= kT

⟨∂f(x)

∂xi

⟩• Beweis für die kanonische Gesamtheit:

Das Integral einer Ableitung verschwindet, wenn die abgeleitete Größe für großeArgumente verschwindet, Beweis per partieller Integration

1

Z

∫d6Nx

∂xif(x) e−

H(x)kT =

⟨∂f(x)

∂xi

⟩− 1

kT

⟨f(x)

∂H(x)

∂xi

⟩= 0

• Betrachte f(x) = xj, so folgt der Gleichverteilungssatz⟨xj∂H(x)

∂xi

⟩= δijkT

• Betrachte H(x) = Hkin(p1, . . . , p3N) + V (q1, . . . , q3N) mit

Hkin =3N∑i=1

p2i

2m

Mit xj = pj gilt ⟨pi∂H(x)

∂pi

⟩=

⟨p2i

m

⟩= kT

〈Ekin〉 =

⟨p2i

2m

⟩=

1

2kT

145

Jeder Impulsfreiheitsgrad liefert einen Beitrag von 12kT zur kinetischen Energie.

Insgesamt:

3N∑i=1

⟨pi∂H(x)

∂pi

⟩= 2 〈Ekin〉 = 3NkT

〈Ekin〉 =3

2NkT

Erinnere ideales Gas, innere Energie = kinetische Energie

U =3

2NkT

• Hängt das Potential quadratisch von q ab

V (q1, . . . , q3N) =3N∑i=1

αiq2i =

3N∑i=1

Vi(qi)

folgt mit xj = qj ⟨qi∂H(x)

∂qi

⟩= 2 〈Vi〉 = kT

Somit analog zu oben

〈V 〉 =3

2NkT

• Merke: Jeder quadratische Term in der Hamilton-Funktion trägt 12kT zur Ener-

gie bei

Allgemeine homogene Potentiale

• Ist das Potential homogen vom Grade n

V (λq) = λnV (q), V (qi) = αqni

so folgt:

146

⟨qi∂V (q)

∂qi

⟩= nα 〈qni 〉 = kT

und〈V 〉 =

3

nNkT

Bei quadratischer q-Abhängigkeit erhält man:

E =1

2fNkT

und somit:

CV =∂E

∂T=

1

2fNk

Intuition:

• Temperatur entspricht mittlerer kinetischer Energie pro Teilchen

• Fügt man System Energie zu, so trägt ein Teil zur Erhöhung der kinetischenEnergie - und damit der Temperatur - bei

• Der andere dient der Erhöhung der potentiellen Energie

• Beispiel harmonischer Oszillator

– Virialtheorem:〈E〉 = 2〈Ekin〉 = 2〈Epot〉

– Nur die Hälfte der Energie geht in Temperaturerhöhung

– Im Vergleich zum idealen Gas muss das Doppelte an Energie zugeführtwerden, um die gleiche Temperaturerhöhung zu erreichen.

f : Thermodynamische Freiheitsgrade

• Festkörper, in dem Atome durch lineare elastische Kräfte gebunden ist: f = 6

H =~p2

2m+k

2~q2

147

• Zweiatomiges Gas: f = 7, 3 für Schwerpunkt, 2 für Rotation, 2 für Vibration

H =1

2m

(p2x + p2

y + p2z

)+

1

2I

(p2φ

sin2 θ+ p2

θ

)+

(p2ξ

2mr

+mrω

2ξ2

2

)• Freiheitsgrade pro Teilchen in der Klassischen Mechanik: 6

• Freiheitsgrade in der Statistischen Physik: Angeregte Freiheitsgrade, im Unter-schied zur Klassischen Mechanik. Z.B. Ortsfreiheitsgrade im idealen Gas nichtanregbar

Problem:

• Jeder thermodynamische Freiheitsgrade trägt gleich bei, unabhängig von z.B.Massen und Steifheit elastischer Bindungen

• Betrachte Gas aus viel-atomigen Molekulen

– Sehr viele ”Verformungs”-Freiheitsgrade → CV sollte sehr groß

– Experimentell nicht bestätigt

– Ad hoc Lösung: ”Friere” sehr starre Freiheitsgrade bei niedrigen Tempe-raturen ”ein”

– Erst die Quantenmechanik kann dieses Dilemma lösen

11.4 Thermodynamische Freiheitsgrade in Quantensystemen

Betrachte eindimensionalen quantenmechanischen Oszillator

• Kanonische Zustandssumme

Z =∞∑n=0

e−βEn , En =

(n+

1

2

)~ω

Damit

Z = e−β~ω2

∞∑n=0

(e−β~ω

)n=

e−β~ω2

1− e−β~ω

Historischer Moment: Unsere erste nicht triviale Zustandssumme !

148

• Nutze den Formalismus aus Kap. 10.3:

E = − ∂

∂βlogZ

= − ∂

∂β

(−β~ω

2− log

(1− e−β~ω

))=

~ω2

+~ω e−β~ω

1− e−β~ω

=~ω2

+~ω

eβ~ω − 1

• Damit folgt für:

T → 0 E → 12~ω CV → 0 : Einfrieren von Freiheitsgraden

T →∞ E → 12~ω + ~ω

1+β~ω−1= 1

2~ω + kT CV → k : klassisches Ergebnis für f = 2

• Beachte: Zweistufige klassische Näherung

1. CV von 0 nach CV = k

2. Teilchen unterscheidbar

Zustandssumme molekularer idealer Gase

• Zusätzlich zur Molekülbewegung auch innere Freiheitsgrade anregbar

– Anregung der Elektronen

– Schwingungen

– Rotationen

• Wenn Freiheitsgrade separieren, ist Gesamt-Hamiltonian additiv

H = Htrans +Hel +Hvib +Hrot

149

– Translation und innere Anregung separieren exakt durch Abkopplung derSchwerpunktsbewegung

– Born-Opppenheimer-Näherung zur Abkopplung von Atomkern und Elek-tronen gut auf Grund des großen Massenunterschiedes

– Schwingungen und Rotationen separieren für kleine Schwingungsauslen-kungen, sonst beeinflussen sie das Trägheitsmoment der Rotation

• Gilt Separation, so ergibt sich Zustandssumme als Produkt der einzelnen Zu-standssummen

Z(T, V, 1) = ZtransZelZvibZrot

– Ztrans = V/λ3, die Zustandssumme des idealen Gases

– Zel = e−βε0 . Nur Grundzustand besetzt, da 300K ∼ 25 meV, Anregungs-energien liegen im Bereich von eV

– Zvib: Betrachte zweiatomiges Molekül mit kleinen Schwingungsauslenkun-gen in harmonischer Näherung: En = (n+ 1

2)~ω.

Zvib =∞∑n=0

e−β(n+1/2)~ω =e−β~ω/2

1− e−β~ω

– Zrot hängt von Geometrie des Moleküls ab, im allgemeinen drei Trägheits-achsenBetrachte zweiatomiges Molekül

∗ Trägheitsdmoment I∗ Energieeigenwerte

Erot =~2

2IJ(J + 1), J = 0, 1, . . . , (2J + 1)− fache Entartung

∗ Zustandssumme

Zrot =∞∑J=0

(2J + 1) exp

(−β ~

2

2IJ(J + 1)

)• Gesamtzustandssumme

150

Z(T, V,N) =1

N !Z(T, V, 1)N

Übung: Berechne Wärmekapazität der Rotationsanregungen

CV (T ) mit Sprüngen, erst Rotationen, dann Schwingungen11. Wo-che10. week15

11.5 Zwei-Niveau Systeme

Betrachte Zweiniveau-System in der mikrokanonischen Gesamtheit

• Z.B. realisiert durch Spins in Kristall

• Beachte: Hier Zustände unterscheidbar

• Sei ε0 = 0 und ε1 = ε

• Gesamtenergie E = n0ε0 + n1ε1 = n1ε1

• Erinnere Boltzmann-Verteilung

pi =e−βεi

Z, Z =

1∑i=0

e−βεi = 1 + e−βε

151

Besetzungswahrscheinlichkeit p1 für angeregten Zustand:

p1 =e−βε

1 + e−βε=

1

1 + eβε

• Damit Gesamtenergie

E = Nεp1 = Nε1

1 + eβε

• T = 0: Alle Spins in ε0T →∞: 50% in ε0, 50% in ε1, Gleichbesetzung

• Betrachte Wärmekapazität

C =∂E

∂T=∂E

∂β

∂β

∂T= − 1

kT 2

∂E

∂β=Nε2

kT 2

eβε

(1 + eβε)2

152

• kT ε: Kein Spin kann angeregt werden: C = 0

kT ε: Gleichbesetzung: Kein Spin kann angeregt werden: C = 0

• Physkalisch: Grundlage von Paramagnetismus, Übung

Berechnung in der kanonischen Gesamtheit

• Zustandsumme

Z =∑

s1,s2,...,sN=0,1

exp

(−β

N∑i=1

εsi

)=

N∏i=1

1∑si=0

e−βεsi =(1 + e−βε

)NDamit Energie

U = 〈E〉 = −∂ logZ

∂β= Nε

e−βε

1 + e−βε= Nε

1

1 + eβε

• Identisches Ergebnis

11.6 Negative Temperaturen

Betrachte wiederum Zwei-Zustandssystem, ε0 = 0, ε1 = ε

• Betrachte ununterscheidbare Teilchen

Beispiel Laser

153

• Erinnere1

T=∂S

∂U

• Energie des Systems, n Anzahl in ε1:

U = nε, n =U

ε

• Anzahl der Mikrozustände

Ω =N !

n!(N − n)!

Betrachte Entropie, verwende Stirling’sche Formel:

S

k= log Ω = −n log

n

N− (N − n) log

N − nN

1

T= k

∂ log Ω

∂U= k

∂ log Ω

∂n

∂n

∂U

• Da ∂n∂U

= 1/ε, folgt

1

T=

k

ε

(− log

n

N− 1 + log

N − nN

+ 1

)= −k

εlog

n/N

1− n/N= −k

εlog

U/(Nε)

1− U/(Nε)

=k

εlog

AGAa

mit AG Anteil der Teilchen im Grundzustand, Aa Anteil der Teilchen im ange-regten Zustand.

154

• Betrachte positive Temperaturen

– Bei kleiner Energie sind die meisten Teilchen im Grundzustand

AGAa

> 1, logAGAa

> 0

Temperatur ist positiv– Bei Anwesenheit eines Bades wird das System Energie aufnehmen, um

Entropie zu vergrößern.– Merke: Systeme mit positiver Temperatur absorbieren Energie um Entro-

pie zu erhöhen

• Betrachte T =∞

– Es giltAGAa

= 1, logAGAa

= 0

– Entropie kann durch Energieaufnahme nicht zunehmen

• Betrachte negative Temperaturen

– Es giltAGAa

< 1, logAGAa

< 0

Temperatur ist negativ

155

– Aufnahme von Energie würde Entropie verringern– 2. Hauptsatz: Entropie-Maximierung– Systeme mit negativer Temperatur geben Energie ab, um Entropie zu

erhöhen– Systeme mit negativer Temperatur sind ”heißer” als Systeme mit positiver

Temperatur– ”Heissheit”: Bestreben Energie abzugeben.

• Ist das alles physikalisch ?

– Negative Temperaturen gibt es nur in Energie-sättigenden Systemen.– Die meisten natürlichen Systeme sind nicht Energie-sättigend.– Energie-Aufnahme führt in der Regel zu höherer Entropie

Realisierungen negativer Temperaturen:

• Geht nicht durch normales Wärmebad

• Braucht Nicht-Gleichgewichtsprozess, um sogenannte Inversion herzustellen

(i) Richte Spins durch Magnetfeld aus, drehe dann Magnetfeld um

Während Relaxationszeit negative Temperatur

(ii) ”Pumpen” im Laser

• Da es Nicht-Gleichgewichtszustand braucht, wundert es nicht, dass eineTemperatur-Definition aus dem Gleichgewicht zu komischen Folgerungenkommt.

11.7 Relativistisches ideales Gas

Betrachte relativistisches ideales Gas

• Hamiltonian

H =N∑i=1

(√(mc2)2 + (c~pi)2 −mc2

)=

N∑i=1

mc2

(1 +

(~pimc

)2)1/2

− 1

Ruhemasse abgezogen, so dass nur kinetische Energie bleibt

156

• Zustandssumme faktorisiert

Z(T, V,N) =1

N !(Z(T, V, 1)N

Ein-Teilchen Zustandssumme

Z(T, V, 1) =1

h3

∫d3q

∫d3p exp (−βH)

• Koordinatenintegral liefert Volumen

Für Impulsintegral: Kugelkoordinaten, Winkelanteile ausintegriert

Z(T, V, 1) =4πV

h3exp(βmc2)

∫ ∞0

dp p2 exp

(−βmc2

(1 +

( p

mc

)2)1/2

)

Variablensubstitution, häufig nützlich bei relativistischen Problemen

p

mc= sinhx, dp = mc coshxdx,

(1 +

( p

mc

)2)1/2

= coshx

Ferner

u = βmc2 Verhältnis Ruheenergie zu thermischer Energieu → ∞ nicht-relativistischer Fallu → 0 ultra-relativistischer Fall

Damit

Z(T, V, 1) =4πV

h3(mc)3eu

∫ ∞0

dx coshx sinh2 x exp(−u coshx)

• Mitcoshx sinhx =

1

2sinh(2x)

wird Integral zu

1

2

∫ ∞0

dx sinh(2x) sinhx e−u coshx

157

Schlage nach: ∫ ∞0

dx sinh(γx) sinhxe−u coshx =γ

uKγ(u)

mit Kγ(u) Zylinderfunktion oder modifizierte Besselfunktion

• DamitZ(T, V, 1) =

4πV

h3(mc)3eu

K2(u)

u

• Reihenentwicklung von K2(u) bekannt, kompliziert, nicht einsichtsreich

• Grenzverhalten von K2(u)

– u→∞: Thermische Energie klein gegen Ruheenergie

K2(u) ≈√π/(2u)e−u

Damit

Z(T, V, 1) ≈ 4πV

h3(mc)3

(1

βmc2

)3/2√π/2 = V

(2πmkT

h2

)3/2

das bekannte nicht-relativistische Ergebnis– u→ 0: Ultra-relativistischer Fall, siehe Übung

K2(u) ≈ 2

u2, ferner eu ≈ 1

Zustandssumme des ultra-relativistischen idealen Gases:

Z(T, V, 1) ≈ 8πV

h3(mc)3

(1

βmc2

)3

= 8πV

(kT

hc

)3

Z(T, V,N) =1

N !

(8πV

(kT

hc

)3)N

• Mit Hilfe der Stirling’schen Formel, ergibt sich die freie Energie für ultra-relativistisches Gas

F (T, V,N) = −kT logZ(T, V,N) = −NkT

(1 + log

(8πV

N

(kT

hc

)3))

158

• Zustandsgleichungen

p = − ∂F

∂V

∣∣∣∣T,N

=NkT

V=⇒ pV = NkT

Gasgleichung gilt auch im relativistischen Fall !

S = − ∂F

∂T

∣∣∣∣V,N

= Nk

(4 + log

(8πV

N

(kT

hc

)3))

• Innere Energie

U = F + TS = 3NkT

Erinnere: Nicht-relativistisch: U = 32NkT

• Damit Wärmekapazität

CV =∂U

∂T= 3Nk

statt nicht-relativistisch: CV = 32Nk

159

Lessons learned

• Gleichverteilungssatz: Jeder quadratisch in der Hamilton-Funktion auftretendeTerm trägt mit 1

2kT zur mittleren Energie bei

• Fundamentale Limitation einer rein klassischen Statistischen Physik

• Einfrieren von Freiheitsgraden in der Quantenmechanik

• Negative Temperaturen in Energie-sättigenden Systemen

• Relavistische Thermodynamik: Ideales Gas: U = 3NkT , CV = 3Nk

12 Quantengase

12.1 Symmetrie der Vielteilchenwellenfunktionen

• Betrachte N nicht wechselwirkende Teilchen mit Hamiltonian

H =∑i

hi(xi, pi)

Eigenwertgleichung für Einteilchen Hamiltonian hi

hi|ki〉 = εki |ki〉

mit Eigenzuständen |ki〉, ki Quantenzahl

• Kanonische Zustandssumme

Z(T, V,N) = Sp e−βH =∑r

e−βEr =∑ki

exp(−β∑

εki

)• Betrachte zunächst unterscheidbare Teilchen

Dann Gesamtwellenfunktion Produkt der Ein-Teilchenzustände:

|k1, k2, . . . , kN〉 = |k1〉|k2〉 . . . |kN〉

160

Eigenwertgleichung für System:

H|k1, . . . , kN〉 =∑i

hi|k1〉 . . . |kN〉 =∑i

|k1〉 . . . hi|ki〉 . . . |kN〉

=∑i

εki |k1, . . . , kN〉

Zustandssumme:

ZU(T, V,N) = Sp e−βH =∑k1

. . .∑kN

〈k1| . . . 〈kN |e−βH |k1〉 . . . |kN〉

=

(∑k1

〈k1|e−βh1|k1〉

)· · ·

(∑kN

〈kN |e−βhN |kN〉

)= Z(T, V, 1)N

Klassische (Maxwell-)Boltzmann Statistik führt mit Gibbs-Korrektur zu Zu-standssumme

ZMB(T, V,N) =1

N !Z(T, V, 1)N

Teilchen komplett unabhängig

In Quantenmechanik wird Ununterscheidbarkeit fundamental

• Betrachte zwei Teilchen mit Gesamtwellenfunktion Ψ(r1, r2) und Permutions-operator P :

P Ψ(r1, r2) = Ψ(r2, r1)

Nochmalige Anwendung:

P Ψ(r2, r1) = Ψ(r1, r2)

damit∀Ψ : P 2 Ψ(r1, r2) = Ψ(r1, r2) =⇒ P 2 = 1

Folglich hat P Eigenwerte λ = ±1.

Zudem gilt [P,H] = 0

161

• Gemeinsame Eigenzustände zu H und P definieren offensichtlich zwei Artenvon Teilchen

• Spin-Statistik Theorem, Pauli, 1940

– Bosonen, Spin ganz-zahlig, S = 0, 1, . . ., besitzen eine symmetrische Viel-teilchenwellenfunktion: ΨS = P ΨS

Besetzungszahlen der Zustände können alle Werte 0, 1, . . .∞ annehmen,siehe unten

– Fermionen, Spin halb-zahlig, S = 12, 3

2, . . ., besitzen eine anti-symmetrische

Vielteilchenwellenfunktion: ΨA = −P ΨA

Besetzungszahlen können die Werte 0, 1 annehmen, siehe unten

Zusammenfassend:PΨ(r1, r2) = (−1)2SΨ(r2, r1) (40)

Folge: Reiner Produktansatz mit Ein-Teilchen Wellenfunktion φi(ri)

Ψ(r1, r2) = φa(r1)φb(r2)

geht für ununterscheidbare Teilchen nicht durch.

• (Anti)symmetrisierung:

ΨS(r1, r2) =1√2

(φa(r1)φb(r2) + φa(r2)φb(r1))

ΨA(r1, r2) =1√2

(φa(r1)φb(r2)− φa(r2)φb(r1))

Folge: Pauli-Prinzip: Für identische Einteilchen-Wellenfunktionen verschwindetdie antisymmetrische Gesamtwellenfunktion

φa = φb =⇒ ΨA = 0

Bedeutung: Es können nicht zwei Fermionen in dem selben Zustand sein.

Gl. (40) hat Auswirkung auf Zustandssumme.

• Beispiel zwei Teilchen in zwei Zuständen, ε0 = 0, ε1 = ε.

Fermionen S = 12mit Spin up, Bosonen S = 0

162

– Abbildung ergänzen– Fermionen: ZF = e−βε

– Bosonen: ZB = 1 + e−βε + e−2βε

– Maxwell-Boltzmann: ZMB = 1+2e−βε+e−2βε

2

2! im Nenner: Gibbs’scher Korrekturfaktor

Betrachte N Teilchen

• Permutationsoperator:

PijΨ(r1, . . . , ri, . . . , rj, . . . , rN) = Ψ(r1, . . . , rj, . . . , ri, . . . , rN)

Damit

ΨS(r1, . . . , rN) = A∑P

P Ψ(r1, . . . , rN)

ΨA(r1, . . . , rN) =1√N !

∑P

(−1)PP Ψ(r1, . . . , rN)

mit(−1)P =

+1 für gerade Anzahl von Vertauschungen−1 für ungerade Anzahl von Vertauschungen

Normierungsfaktor A abhängig davon, wie viele der Quantenzahlen gleich sind,aber im wesentlichen auch 1√

N !

• Da Ψ in alle Erwartungswerte quadratisch eingeht, ergibt sich die Gibbs-Korrektur 1

N !aus der Quantenmechanik

• Geht man vom Produktansatz von Einteilchen-Wellenfunktionen aus, folgt fürden antisymmetrischen Fall:

ΨA(r1, . . . , rN) =1√N !

∑P

(−1)PP φa(r1) . . . , φl(rN)

Dieses läßt sich als Determinante schreiben:

ΨA(r1, . . . , rN) =1√N !

det

φa(r1) . . . φa(rN)φb(r1) . . . φb(rN)

......

φl(r1) . . . φl(rN)

163

die Slater-Determinante

Diese verschwindet in Übereinstimmung mit dem Pauli-Prinzip, wenn zwei Zei-len gleich sind.

12.2 Besetzungszahl-Darstellung

• Für ununterscheidbare Teilchen ist Mikrozustand durch Besetzungszahlen nkder Einteilchenzustände |k〉 eindeutig gegeben.

Es gilt, Summe läuft über Zustände:

E =∞∑k=1

nkεk, N =∞∑k=1

nk (41)

• Aus dem Zusammenhang zwischen mikrokanonischer und kanonischer Gesamt-heit folgt:

Z =∑n1

′∑n2

′. . .Ω(n1, n2, . . .) exp(−β(n1ε1 + n2ε2 + . . .))

=∑nk

′Ω(nk) exp

(−β∑k

nkεk

)

Strich an Summe bedeutet, dass nur über Besetzungszahlen summiert wird, diedie Nebenbedingung N =

∑∞k=1 nk aus Gl. (41) erfüllen.

• Eindeutigkeit des Mikrozustands heißt Ω(nk) = 1

• Im Gegensatz zu klassischer Maxwell-Boltzmann Statistik. Unterscheidbarkeitführt zu

Ω(nk) =N !

n1!n2! . . .

Mit Gibbs’scher Korrektur und längerer Rechnung folgt

ZMB =1

N !

∑nk

′ N !

n1!n2! . . .exp

(−β∑k

nkεk

)

=1

N !

(∞∑k=1

e−βεk

)N

=1

N !Z(T, V, 1)N

164

Teilchen sind unabhängig

• Obwohl Teilchen im (hier betrachteten Falle) quantenmechanischen Falle nichtim eigentlichen Sinne miteinander wechselwirken, sind sie nicht unabhängig,da die allgemeine Nebenbedingung N =

∑∞k=1 nk und für Fermionen noch

nk = 0, 1 berücksichigt werden muss.

• Da in Quantenmechanik der Mikrozustand durch die Besetzungszahlen nkfestgelegt ist, gilt

Ω(nk) = 1

und damit

ZQM =∑nk

′exp

(−β∑k

nkεk

)

• Wegen Nebenbedingung N =∑∞

k=1 nk ist kanonische Zustandssumme schwerzu berechnen.

Das ist der Preis, den man für die Besetzungszahl-Darstellung zahlen muss.

• Erinnere: Mikrokanonische Zustandssumme war wegen Nebenbedingung δ(E−E0) oder E0 < E < E + ∆ schwer zu berechnen. Darum damals lieber kanoni-sche Zustandssumme.

• Entsprechend hier: Übergang zur großkanonischen Zustandssumme

Y (T, V, µ) =∑nk

exp

(−β∑k

nk(εk − µ)

)

und Wahl des chemischen Potentials so, dass N =∑

k nk

• Summe im Exponenten: Zustandssumme faktorisiert

Y =∑n1

∑n2

· · ·

(∏k

e−βnk(εk−µ)

)

=

(∑n1

e−βn1(ε1−µ)

)(∑n2

e−βn2(ε2−µ)

)· · ·

=∏k

(∑nk

e−βnk(εk−µ)

)=∏k

f(εk)

165

• Um die Summation in der Funktion f(εk) ausführen zu können, muß man wissenwelche Besetzungszahlen quantenmechanisch erlaubt sind

– Fermi(-Dirac) Statistik für Fermionen, fF (εk)

– Bose(-Einstein) Statistik für Bosonen, fB(εk) 12. Wo-che• Mittlere Besetzungzahl für gegebenes Energieniveau εi:

〈ni〉 = − 1

β

∂εilog Y

12.3 Ideales Fermi-Gas

• Für Fermionen gilt ni = 0, 1

Zustandssumme

Y =1∑

n1=0

1∑n2=0

. . . e−β(ε1−µ)n1e−β(ε2−µ)n2 . . . =∏i

1∑ni=0

e−β(εi−µ)ni

und

fF (εi) =1∑

ni=0

e−β(εi−µ)ni = 1 + e−β(εi−µ)

DamitY (T, V, µ) =

∏i

(1 + e−β(εi−µ)

)• Mittlere Besetzungzahl 〈nj〉, Fermi-Dirac-Verteilung

〈nj〉 = − 1

β

∂εjlog Y =

e−β(εj−µ)

1 + e−β(εj−µ)=

1

eβ(εj−µ) + 1

• Um die Teilchenzahl richtig zu machen, wähle chemisches Potential so, dassgilt

N(T, V, µ) =

∫ ∞0

dε g(ε)1

eβ(ε−µ) + 1

mit g(ε) der Energiezustandsdichte 11. week15

166

Physikalische Interpretation:

• Pauli-Prinzip: Keine zwei Fermionen im selben Zustand.

• Im Grenzfall T → 0, β →∞ ergibt sich eine Stufenfunktion:

〈n〉 = limβ→∞

1

eβ(ε−µ) + 1=

1 ε < µ0 ε > µ

= Θ(µ− ε)

• Für T = 0: Zustände werden energetisch von unten aufgefüllt, bis zurFermikante: εF = µ, µ ≥ εi. Es kostet Energie, neue Teilchen ins System zubringen

• Für Elektronen: Jedes Energieniveau mit zwei Elektronen, Spin −1/2 und Spin+1/2, besetzt. g(ε) = 2

• Fermi-Kante ist im Limes β →∞, T → 0, scharf.

• Bei endlichen Temperaturen T > 0: ”Aufweichung der Fermi-Kante”. Elektro-nen im Bereich kT unterhalb der Fermikante können angeregt werden.

Beispiel

• Natrium, jedes Atom gebe ein Elektron an Elektronengas ab

• µ = 3.1eV , Fermi-Temperatur TF = µ/k = 36.000K

167

• Energien der bevölkerten Niveaus thermische Energie kT der Umgebungs-temperatur und typischen coulomb’schen Wechselwirkungsenergien zwi-schen Elektronen

=⇒ Valenzelektronen eines Metalls sind ideales Elektronengas

Merke: Obwohl keine klassische Wechselwirkung, gibt es auf Grund des Pauli-Prinzips eine effektive Abstossung

12.4 Ideales Bose-Gas

• Für Bosonen gilt ni = 0, 1, 2, . . .

• Zustandssumme

Y =∞∑

n1=0

∞∑n2=0

. . . e−β(ε1−µ)n1e−β(ε2−µ)n2 . . . =∏i

∞∑ni=0

e−β(εi−µ)ni

Mit geometrischer Reihe

fB(εi) =∞∑ni=0

e−β(εi−µ)ni =1

1− e−β(εi−µ)

DamitY (T, V, µ) =

∏i

1

1− e−β(εi−µ)

• Mittlere Besetzungszahl 〈nj〉, Bose-Einstein Verteilung

〈nj〉 = − 1

β

∂εjlog Y =

e−β(εj−µ)

1− e−β(εj−µ)=

1

eβ(εj−µ) − 1

Zeigt für β(εj − µ)→ 0 eine Divergenz

• −1 im Unterschied zur +1 bei Fermi-Dirac hat Folgen:

Aus

0 ≤ 〈ni〉

168

folgt

eβ(εi−µ) > 1

und damit: εi > µ.

Mit ε0 = 0 gilt µ ≤ 0. Teilchen wollen ins System. µ = 0, wenn keine Teilchen-zahlerhaltung gilt

Merke: Obwohl keine klassische Wechselwirkung, gibt es eine effektive Anziehung

Bose-Einstein Kondensation:

• Vorhersage: Bose & Einstein 1924

Experimentelle Bestätigung (für 10 Sekunden :-): 1995 durch Cornell, Ketterle& Wiemann, 2001 Nobelpreis

• Für T → 0 gehen alle Bosonen in den Grundzustand, T = 200nK

• Kondensation im Impuls-, resp. Energieraum, nicht im Ortsraum

• Makroskopisch bevölkerter Quantenzustand mit p = E = 0

• Phasenübergang, siehe Kap. 14 Phasenübergänge

169

• Das Kondensat trägt nicht zur Wärmekapazität und zum Druck bei

• Im Kondensat gilt: p = p(T )

Komprimiert man Kondensat, erhöht sich nicht der Druck, sondern es gehenmehr Teilchen ins Kondensat

Vergleich der Verteilungen

〈n〉 =1

eβ(ε−µ) + aa =

1 Fermi-Dirac Verteilung−1 Bose-Einstein Verteilung0 Maxwell-Boltzmann Verteilung

Fermi-Dirac und Bose-Einstein gut durch Maxwell-Boltzmann genähert für

• niedrige Dichten

• hohe Temperaturen

• 〈ni〉 1

• Valenzelektronen im Metall nie im klassischen Limes

170

12.5 Das Planck’sche Strahlungsgesetz

Betrachte Schwarzen Strahler, Kirchhoff 1860:

• Erhitze evakuierten Hohlraum

• Messe spektrale Energie-Verteilung durch kleines Loch

Hier reicht eine Kurve :-)

• Gilt für alle Systeme, bei denen abgegebene Strahlung auf thermischen Effektenberuht, z.B. Sonne und kosmische Hintergrundstrahlung, nicht aber Laser, LED

Elektromagnetisches Feld:

• System mit unendlich vielen Freiheitsgraden

• Klassisch: Wellenfelder, lassen sich in ebene Wellen e−i(ωt−kx) zerlegen

• Quantenmechanik: Photonen, Impuls: p = ~k, Energie E = ~ω, keine Ruhe-masse =⇒ v = c

• Kein Erhaltungssatz für Photonen =⇒ µ = 0

• Photonen: p 6= 0 =⇒ keine Bose-Einstein Kondensation

Klassische Behandlung:

171

• Wellengleichung

∆E =1

c2

∂2

∂t2E

Betrachte Kubus, Kantenlänge L: Lösung wegen Randbedingung E = 0

E = E0 sinn1πx

Lsin

n2πy

Lsin

n3πz

Lsinωt

In Wellengleichung eingesetzt

n21 + n2

2 + n23 =

L2

π2ω2

• Kugelnäherung: Anzahl N der Moden

N =π

3

(n2

1 + n22 + n2

3

)3/2 ∝ ω3

Die 3 in den Exponenten kommt von der Raumdimension D

Kumulative Größe

• Modendichte g(ω) durch Ableiten

g(ω) =dN

dω∝ ω2

• Energiedichte g(E), Gleichverteilungssatz Kap. 11.3

g(E) =dE

dω∝ kT ω2

Multiplikation mit kT und Ableiten kommutiert

• Geometrie der Abstrahlung und Vorfaktoren richtig machen

Ergibt Strahlungsdichte u(T, ω)

u(T, ω) =kT

π2c3ω2 Rayleigh-Jeans Gesetz

172

• Divergiert mit ω: Ultraviolettkatastrophe

• Integrierte Strahlungsdichte

u(T ) =

∫ ∞0

dω u(T, ω) =∞

• Physikalischer Grund: Gleichverteilungssatz für unendlich viele Freiheitsgrade

∞ · kT =∞

Planck’sches Strahlungsgesetz, 14.12.1900, Geburtsstunde der Quantenmechanik

u(T, ω) =~π2c3

ω3

e~ωkT − 1

Entstehungsgeschichte

• Schwarzkörperstrahlung war sehr gut vermessen

173

• Ultraviolettkatastrophe war bekannt

• Planck: Anfangs, 1899, ”geratene” Interpolation7

– ”Ich dachte mir nicht viel dabei”

– ”Akt der Verzweiflung”

– Tiefe Bedeutung wurde ihm erst 1900 klar

• Planck betrachtete unterscheidbare Oszillatoren mit Maxwell-Boltzmann Sta-tistik, einen für jede Frequenz ω und visionär/gezwungen E = ~ω. Führt aufdas selbe Ergebnis wie quantenmechanische Ableitung

Quantenmechanische Ableitung:

• Zahl der Photonen dN im Frequenzintervall dω

dN(ω) = 〈nω〉 g(ω) dω

mit Zustandsdichte g(ω)

• Zustandsdichte, analog zu oben

g(ω) ∝ ω2

7Keine Ahnnug, wie er das ohne Computer gemacht hat.

174

Bose-Einstein Verteilung

〈nε〉 =1

eβε − 1

• Mit ε = ~ω, Photonendichte n = N/V und alle Vorfaktoren richtig:

dn(ω)

dω=

1

π2c3

ω2

eβ~ω − 1

EnergiedichtedE(ω)

dω= ~ω

dn(ω)

• Damit final Strahlungsdichte:

u(T, ω) =~π2c3

ω3

e~ωkT − 1

Planck’sche Strahlungsformel

Vergleich mit Klassik:

• Modendichte identisch: ∝ ω2:

• Wahrscheinlichkeit, Mode zu bevölkern

– Klassisch: Gleich für alle Moden

– Quantenmechanisch:1

e~ωkT − 1

• Energie pro Mode:

– Klassisch: kT

– Quantenmechanisch: ~ω

Zwei Lesarten :

• QM: Ununterscheidbare Teilchen mit Bose-Einstein Statistik

175

• Planck: Unterscheidbare Oszillatoren mit Maxwell-Boltzmann Statisitk mit dis-kreten Anregungsstufen

Für das Maximum der Verteilung gilt:

~ωmax = 2.82 kT Wien’sches Verschiebungsgesetz

Für die integrierte Strahlungsdichte gilt:

u(T ) =π2k4

60~c2T 4 Stefan-Boltzmann Gesetz

Grenzfälle

• ~ω kT

u(T, ω) =~ω3

π2c3e−

~ωkT Wien’sches Gesetz

Abbildung ist Quatsch, x-Achse ~ω/kT

• ~ω kT

u(T, ω) =~π2c3

ω3

e~ωkT − 1

≈ ~π2c3

ω3

1 + ~ωkT− 1

u(T, ω) =ω2

π2c3kT Rayleigh-Jeans

176

~ ist verschwunden

Übergang Quantenmechanik → Klassik

Merke:

• Klassisches Rayleigh-Jeans Gesetz ergibt unendlichen Wert für Gesamtenergiedes Strahlungsfeldes

• Wie bei spezifischer Wärme, Kap. 11.4: Anregbarkeit von Zuständen ist in derKlassischen Physik falsch

• Nächster Beweis: Es gibt keine konsistente klassische Statistische Physik

Anwendungen:

• Bestimmung der Temperatur der Sonnenoberfläche: 5800 K. Maximum imsichtbaren Licht

• Schlechter Wirkungsgrad von Glühlampen. T muss kleiner sein als Schmelz-temperatur von Wolfram: 3683 K. Maximum im Infraroten

Kann man alles auch mit: ”Sage mir Deine Zustandssumme und ich sage Dir, wasDu tust” machen

12.6 Phononen und spezifische Wärme von Festkörpern

Phononen: Quasi-Teilchen: Anregung eines elastischen Feldes

Quantenmechanisch: Zweite Quantisierung

• Speziell Festkörperphysik: Anregung von Gitterschwingungen

• In linearer Näherung: Harmonische Schwingungen der Atome um Gleichge-wichtslage

• Normalkoordinaten: Ergibt 3N unabhängige Normalschwingungen

• 3N harmonische Oszillatoren mit Schwingungsfrequenzen ωi

• Phononen sind Bosonen

177

• Im Quantenfall kanonische Zustandssumme, erinnere Kap. 11.4

Eindimensionaler quantenmechanischer Oszillator

Zustandssumme

Z =∞∑n=0

e−βEn , En =

(n+

1

2

)~ω

Z = e−β~ω2

∞∑n=0

(e−β~ω

)n=

e−β~ω2

1− e−β~ω

• Betrachte Logarithmus

logZ = −3N∑i=1

(β~ωi

2+ log

(1− e−β~ωi

))

Führe Verteilungsfunktion g(ω) für die Frequenzen ein, kontinuierliche Nähe-rung

logZ = −∫ ∞

0

dω g(ω)

(β~ω

2+ log

(1− e−β~ω

))• Ergibt für Energie

E = −∂ logZ

∂β=

∫ ∞0

dω g(ω)

(~ω2

+~ω

eβ~ω − 1

)(42)

und für spezifische Wärme

CV =∂E

∂T= kβ2

∫ ∞0

dω g(ω)(~ω)2eβ~ω

(eβ~ω − 1)2

Ansätze fur g(ω):

• Einstein’scher Ansatz

• Debye’scher Ansatz

Einstein’scher Ansatz

• Es gibt nur eine mittlere Frequenz ωE

178

• Zustandsdichteg(ω) = 3Nδ(ω − ωE)

Dann mit Gl. (42)

E = 3N

(~ωE

2+

~ωEeβ~ωE − 1

)

CV = 3Nk(β~ωE)2 eβ~ωE

(eβ~ωE − 1)2

• SomitT →∞ : CV → 3Nk Gesetz von Dulong-PetitT → 0 : CV → e−

~ωEkT Empirisch : CV ∝ T 3

• Annahme einer Schwingungsfrequenz nicht hinreichend

Debye’scher Ansatz

• Kleinste mögliche Wellenlänge durch Gitterkonstante gegeben =⇒ es gibt ma-ximale Frequenz

Unterschied zur Schwarzkörper-Strahlung

• Es gibt 3N Moden, 3 Polarisationsrichtungen, c mittlere Schallgeschwindigkeit

g(ω) = 34πV

(2πc)3ω2 Θ(ωD − ω)

179

ω2 analog zur Zustandsdichte bei Rayleigh-Jeans, Planck Gesetz

• Abschneidefrequenz ωD aus

3N =

∫ ∞0

dω g(ω) =4πV

(2πc)3ω3D

Damit

g(ω) =9N

ω3D

ω2 Θ(ωD − ω)

• Es folgt mit E0 Nullpunktsenergie und Gl. (42)

E = E0 +9N

ω3D

∫ ωD

0

dω~ω3

eβ~ω − 1

x = β~ω

E = E0 +9N(kT )4

(~ωD)3

∫ β~ωD

0

dxx3

ex − 1= E0 + 3NkT D (β~ωD)

mitD(x) =

3

x3

∫ x

0

dx′x′3

ex′ − 1

• Grenzfall kT ~ωD, d.h. x 1:

D(x) =π4

5

1

x3

E = E0 +3

5π4N

(kT )4

(~ωD)3

CV =12

5π4N

(kT )3

(~ωD)3

Empirischer Verlauf wird richtig wiedergegeben

• Grenzfall kT ~ωD, d.h. x 1:

D(x) =3

x3

∫ x

0

dx′x′3

1 + x′ − 1=

3

x3

∫ x

0

dx′x′2 = 1

E = E0 + 3NkT

CV = 3Nk

180

Lessons learned

• Quantenmechanische Vielteilchen-Wellenfunktion müssen symmetrisch oderantisymmetrisch sein. Bosonen, ni = 0, 1, 2, . . .∞, Fermionen, ni = 0, 1

• Dadurch Abweichungen von klassischer Maxwell-Boltzmann Statistik mitGibbs-Korrektur

• Fermionen: Fermi-Dirac Verteilung: Effektive Abstossung

• Bosonen: Bose-Einstein Verteilung: Effektive Anziehung

• Klassische Ableitung der Schwarz-Körper Strahlung zeigt Versagen einer reinklassischen Statistischen Physik

• Spezifische Wärme von Festkörpern: Verschiedene Zustandsdichten =⇒ ver-schiedene Zustandssummen =⇒ verschiedene Physik

13. Wo-che

13 NäherungsverfahrenBisher: Nur freie Teilchen betrachet. Schalte jetzt Wechselwirkungen ein.

Zoo der Näherungsverfahren:

• Störungsrechnung: H = H0 + λW , Entwicklung nach λ

• Quasiklassische Entwicklung: Entwicklungsparameter ~, WKB-Näherung

• Hoch-Temperatur Entwicklung: T0/T , siehe letztes Kapitel

• Tief-Temperatur Entwicklung: T/T0, dito

• Entwicklung um kritischen Punkt: T−TcTc

, Kap. 14

• ε-Entwicklung: ε = D − 3, D Raumdimensionen

• Virialentwicklung: n = N/V , Kap. 13.1

• Molekularfeldnäherung, kein Entwicklungsparameter, Selbstkonsistenz-Methode, Kap. 13.2

181

• Renormierungsgruppen-Theorie, Kap. 13.3

13.1 Virialentwicklung

Entwicklung nach Potenzen der Teilchenzahldichte n = N/V

• Erinnere ideales Gas, mit z = eβµ

Z(1) =V

λ3, Z(N) =

Z(1)N

N !, Y (µ) =

∞∑N=0

zNZ(N) = ezV/λ3

, log Y = N =pV

kT

Allgemein gilt:

Z(1) =V

λ3log Y =

pV

kT, N = z

∂zlog Y

Z(2) beschreibt Zweiteilchen-WechselwirkungZ(3) beschreibt Dreiteilchen-Wechselwirkung, die sich nicht auf Zweiteilchen-wechselwirkungen zurückführen lassen

• Kanonische Zustandssumme mit 2-Teilchen Wechselwirkung

H =∑i

p2i

2m+∑i 6=j

w(|qi − qj|)

Z(2) =1

2!h6

∫d3q1d

3q2d3p1d

3p2 exp

(−β(p2

1

2m+

p22

2m+ w(|q1 − q2|)

))=

V

2λ6

∫d3q e−βw(q)

• Idee: Bei geringer Dichte geht es gegen das ideale Gas, entwickle nach Teilchen-zahldichte n = N/V

pV

kT= log Y = N(1 + nB1(T, V ) + n2B2(T, V ) . . .)

• Taylor-Entwicklungen

Y = 1 + zZ(1) + z2Z(2) + . . .

pV

kT= log Y = zZ(1) + z2

(Z(2)− 1

2Z(1)2

)+ . . . (43)

N = z∂

∂zlog Y = zZ(1) + 2z2

(Z(2)− 1

2Z(1)2

)+ . . . (44)

182

Eliminiere z aus Gln. (43, 44), ergibt:

pV

kT= N −

(N

Z(1)

)21

V

(Z(2)− 1

2Z(1)2

)+ . . .

• Mit1

2Z(1)2 =

1

2

V 2

λ6=

1

2

V

λ6

∫d3q

folgtpV

kT= N − N2

2V

∫d3q(e−βw(q) − 1

)+ . . .

oder

pV

kT= N(1 + nB1(T, V ) + . . .), B1(T, V ) = −1

2

∫d3q(e−βw(q) − 1

)B1(T, V ): 1. Virialkoeffizient

Höhere Virialkoeffizienten durch höhere Ordnungen Taylorentwicklung inGln. (43, 44)

• BeachteZ(1) =

V

λ3gilt klassisch wie quantenmechanisch

Abgeleitete Gleichung für B1 gilt nur klassisch

• Höhere Ordnungen der Entwicklung führen auf dieMayer’sche Cluster-Entwicklung

13.1.1 Van der Waals Gas

Zustandsgleichung für ein reales Gas.Annahmen:

• Bei kleinen Abständen stoßen sich Teilchen ab. Näherung: Harte Kugeln:

w(r) =∞ für r < r0

183

• Bei größeren Abständen durch Polarisation schwache Anziehung. Van der WaalsKraft:

w(r) = −w0

(r0

r

)6

für r ≥ r0

mit w0 kT

B1(T ) = −2π

∫ ∞0

dr r2(e−βw(r) − 1)

= 2π

∫ r0

0

dr r2 − 2π

∫ ∞r0

dr r2(e−βw(r) − 1

)≈ 2π

∫ r0

0

dr r2 + 2πβw0

∫ ∞r0

dr r2(r0

r

)6

=2π

3r3

0

(1− w0

kT

)= b− a

kT

• Qualitativ ist Virialkoeffizient unabhängig von Details der Wechselwirkungdurch 2 Parameter, a und b charakterisiert:

– a: Anziehende Wechselwirkung, mit kT gewichtet, mindert Druck

– b: Ausgeschlossenes Volumen, b ∝ r30

184

Eingesetzt :pV

NkT= 1 +

N

Vb− N

V

a

kTUmsortiert, ein alter Bekannter:(

p+ a

(N

V

)2)

(V −Nb) = NkT

• Konsistent mit physikalischer Anschauung:

– b reduziert Volumen im Vergleich zum idealen Gas mit punktförmigenTeilchen

– a: Anziehung der Teilchen entspricht Erniedrigung des Druckes, (N/V )2

macht Sinn

Merke: Virial-Entwicklung in erster Näherung ergibt van der Waals’sche Gas-gleichung

• Alternative zu harten Kugeln:Lennard-Jones Potential

w(r) ∝(r0

r

)12

−(r0

r

)6

• Keine harte Kugeln:B1(T ) verschwindet für T →∞. System verhält sich wie ideales Gas

12. week15

185

13.2 Molekularfeldnäherung

Mean-Field Approximation

Drei Themen in diesem Kapitel

• Molekularfeldnäherung

• Ising-Modell, 1925

• Phasenübergang

Betrachte Ising-Modell in einer Dimension

• Ein-dimensionaler Ring von N Spins σi mit Nächste-Nachbarn-Wechselwirkungin äußerem Magnetfeld

H(σ1, σ2, . . . , σN) = −I∑n.n.

σiσk − µBN∑i=1

σi, σN+1 = σ1, σi ∈ −1, 1

µ: magnetisches Moment der Spins

I: Spin-Spin Austauschwechselwirkung

B: Externes magnetisches Feld

• Lässt sich in 1D (Ising) und 2D (Onsager, 1944) analytisch lösen:Transfermatrix-Methode

• 1D: kein Phasenübergang

≥ 2D: Phasenübergang: Für T < TC spontane Magnetisierung

• In 3D bis heute nur simulativ lösbar

• Ursprünglich: Modell für Ferro-Magnetismus, aber auch gut für

– Ordnungs-Unordnungs-Übergang in binären Legierungen

– Spingläser, amorphe Strukturen mit S(T = 0) 6= 0, siehe Kap. 9.7

– Gehirnmodelle, Neuronen statt Spins

Idee der Molekularfeldnäherung:

• Spins wechselwirkungen nicht individuell mit ihren nächsten q Nachbarn

186

• Sondern mit einem mittlerem Feld, das sich aus der mittleren Stellung der qNachbar-Spins ergibt

• Das heißt−I∑n.n.

σiσk → −Iq〈σ〉∑i

σi,

In Worten: Ersetze σk durch seinen thermodynamischen Mittelwert σk → 〈σ〉

Im Detail :

• Betrachte Identität

σiσk = σi〈σk〉+ 〈σi〉σk − 〈σi〉〈σk〉+ (σi − 〈σi〉)(σk − 〈σk〉)

Mittelwerte 〈σi〉 und 〈σk〉 hängen wegen Translationsinvarianz nicht von i, resp.k ab

• Damit Wechselwirkungsterm

HI(σ1, . . . , σN) = −I∑n.n.

σi〈σ〉+ 〈σ〉σk − 〈σ〉2 + (σi − 〈σ〉)(σk − 〈σ〉)

Jeder Zentralspin σi mit Nachbar σk ist auch Nachbarspin zu Zentralspin σk:Die ersten beiden Summen sind identisch.

• Es gibt qN/2 verschiedene Paare. Somit gehören zu jedem Spin σi q/2 verschie-dene Paare

Damit

HI(σ1, . . . , σN) = −Iq〈σ〉∑i

σi + Iq

2N〈σ〉2 − I

∑n.n.

(σi − 〈σ〉)(σk − 〈σ〉)

Immer noch exakt

– 1. Term hat die Form, die wir suchen

– 2. Term ist konstant

– 3. Term: Die Fluktuationen der Spins um mittleren Wert

187

• Mean-field Näherung: Vernachlässige den 3. Term

HmfI (σ1, . . . , σN) = −Iq〈σ〉

∑i

σi + Iq

2N〈σ〉2

Bilde Erwartungswert

U = 〈HmfI 〉 = −IqN〈σ〉2 + I

q

2N〈σ〉2 = −I q

2N〈σ〉2

Für 〈σ〉 = 1 folgt U = −I q2N , macht Sinn, da jedes verschiedene Paar −I

beiträgt

• HmfI enthält Erwartungswert 〈σ〉, der am Ende berechnet werden will.

Führt auf ein Selbstkonsistenz-Problem zur Bestimmung von 〈σ〉Entspricht Hartree-Fock Näherung in der Quantenmechanik

• Nehme äußeres Magnetfeld wieder mit und formuliere durch die Spins verur-sachtes mittleres Magnetfeld als

Bmf =qI〈σ〉µ

Ergibt:Hmf (σi, . . . , σN) = −I q

2N〈σ〉2 − µ(Bmf +B)

∑i

σi

Beachte: Summe von Ein-Teilchen Hamilton-Funktionen, aberSelbstkonsistenz-Problem für 〈σ〉

Berechnung des magnetischen Dipolmomentes D, der Magnetisierung m

• Dipolmoment D:

D = µ

⟨N∑i

σi

⟩= Nµ〈σ〉 (45)

Ableitung aus der freien Energie F

D = − ∂

∂BF (N,B, T, 〈σ〉)|N,T,〈σ〉 (46)

Beide Gleichnungen zusammen geben implizite Gleichung für 〈σ〉

188

• Zustandssumme

Z(N, T,B, 〈σ〉) =∑σ1=±1

. . .∑σn=±1

exp

(−1

2βqNI〈σ〉2

)exp

(βµ(Bmf +B)

N∑i=1

σi

)

= exp

(−1

2βqNI〈σ〉2

)(∑σ=±1

exp(βµ(Bmf +B)σ

))N

= exp

(−1

2βqNI〈σ〉2

)(2 cosh

(βµ(Bmf +B)

))NFreie Energie:

F (N,B, T, 〈σ〉) = −kT logZ =1

2qNI〈σ〉2 −NkT log

(2 cosh

(βµ(Bmf +B)

))• Bestimmungsgleichung für 〈σ〉 nach Gln. (45, 46)

〈σ〉 = tanh

(βµ

(qI

µ〈σ〉+B

))Substituiere

x = βqI〈σ〉+ βµB

Ergibt1

βqI(x− βµB) = tanh x

Bestimmung von x und damit 〈σ〉 aus Schnittpunkt einer Grade ax + b mittanhx

• Betrachte B = 0, setze

Tc =qI

k,

T

Tc=

1

βqI

Ergibt:

T

Tcx = tanhx

189

Achsenbeschriftung Quatsch

– T > Tc: Nur triviale Lösung bei x = 〈σ〉 = 0

– T < Tc: Neben x = 0 auch nicht-triviale Lösungen ±x0 = ±βqI〈σ〉 6= 0

– Spontane Magnetisierung, ein Phasenübergang !

• Analytische Lösung: Dies stimmt nicht :-)

– Liegt an Vernachlässigung der Fluktuationen, die in einer Dimension be-sonders schlimm ist, da wenig Nachbarn.

– ab D = 2: qualitativ richtig

– ab D = 4: quantitativ richtig

• Entwicklung um Tc

Entwickle tanhx für kleine x, Abbruch nach 3. Ordnung

T

Tcx = x− 1

3x3 + . . .

x0 =

(3

(1− T

Tc

))1/2

, 〈σ〉 =T

Tcx0

• 〈σ〉 heißt Ordnungsparameter des Phasenübergangs, siehe Kap. 14.1

Exponent 1/2 ist der kritische Exponent β, siehe Kap. 14.2

190

• Am kritischen Punkt gilt für B 6= 0

D3 =3

kTB

Magnetisierung reagiert nicht-linear auf angelegtes Magnetfeld

Molekularfeldnäherung abstrakt oder hand-waving :-)

• Betrachte:

– Wechselwirkungspotential: W (x− x′)– Mikroskopische Ein-Teilchendichte: ρ(x) =

∑Ni=1 δ(x− xi)

– Makroskopische Ein-Teilchendichte: n1(x) = 〈ρ(x)〉

• Bei Berechungen tauchen Terme folgender Form auf⟨exp

(−β∫d3x′ W (x− x′)ρ(x′)

)⟩In der Molekularfeldnäherung wird das genähert durch

exp

(−β∫d3x′ W (x− x′)〈ρ(x′)〉

)≈ exp

(−β∫d3x′ W (x− x′)n1(x′)

)Statt Erwartungswert der Exponentialfunktion nun Exponentialfunktion desErwartungswertes

Gute Näherung wenn∫d3x′W (x− x′)ρ(x′) =

∑i

W (x− xi) ≈∫d3x′W (x− x′)n1(x′)

Gültigkeitsbereich der Molekularfeldnäherung:

• Mittelung über hinreichend viele Wechselwirkungspartner, mittlerer Teilchen-abstand klein gegen mittlere Reichweite der Wechselwirkung

– hohe Dichten

– langreichweitige Wechselwirkungen

191

• kleine Korrelationen

Allgemein

• Es gibt keinen Entwicklungsparameter

• Komplimentär zur Virialentwicklung

13.3 Renormierungsgruppentheorie

Mächtiges Werkzeug, Wilson 1971, Nobelpreis 1987

• Statistische Physik: speziell zur Bestimmung kritischer Exponenten, Kap. 14.2

• Quantenfeldtheorie

Betrachte ein-dimensionales Ising-Modell mit Nächste-Nachbar Wechselwirkung

• HamiltonianH = −I

∑i

σiσi+1

• Zustandssumme:

Z =∑σi

exp[K(σ1σ2 + σ2σ3 + σ3σ4 + . . .)] (47)

mitK =

I

kT, σi = ±1

Grundidee:

• Drücke die Spinkette von N Spins durch eine mit N/2 Spins aus. Dazu mussdie Kopplung renormiert werden.

• Iteriere dies: Sukzessive teilweises Ausführung der Zustandssumme, quanten-mechisch: Partielle Spurbildung

Im Detail

192

• Fasse alle geraden Terme für i zusammen und führe die Summation über σimit i gerade aus

Z =∑σi

eK(σ1σ2+σ2σ3) · eK(σ3σ4+σ4σ5) · . . .

=∑

σi,i=ungrade

[eK(σ1+σ3) + e−K(σ1+σ3)

]·[eK(σ3+σ5) + e−K(σ3+σ5)

]· . . .

• Zentral: Suche neue Kopplung K ′ und Funktion f(K), so dass

eK(σ1+σ3) + e−K(σ1+σ3) = f(K) eK′σ1σ3

”Renormieren”

• Zur Bestimmung von K ′ und f(K), betrachte mögliche Kombinationen von σ1

und σ3

(σ1, σ3) = (1, 1) e2K + e−2K = 2 cosh(2K) = f(K)eK′

(σ1, σ3) = (−1,−1) e2K + e−2K = 2 cosh(2K) = f(K)eK′

(σ1, σ3) = (1,−1) 2 = f(K)e−K′

(σ1, σ3) = (−1, 1) 2 = f(K)e−K′

Multipiziere obere und untere Gleichungen

4 cosh(2K) = f 2(K)

f(K) = 2√

cosh(2K)

Teile obere durch untere Gleichungen

cosh(2K) = e2K′

K ′ =1

2log(cosh(2K))

• Als Iteration geschrieben, ergibt die Renormierungsgruppengleichung

K(i) =1

2log(cosh(2K(i−1)))

193

oder auchtanhK(i) = (tanhK(i−1))2

13. weekhalbeWoche15

Fixpunkt K∗ gegeben durch

K∗ =1

2log(cosh(2K∗))

odertanhK∗ = (tanhK∗)2

Zwei Lösungen

tanhK = 0 =⇒ K∗1 = 0 entspricht T =∞ oder I = 0

tanhK = 1 =⇒ K∗2 =∞ entspricht T = 0

Zentrale Frage:

Für welche Anfangsbedingungen wird welcher Fixpunkt durch Iteration er-reicht?

• Mathematische Lösung:

Untersuche Stabilität des Fixpunktes∣∣∣∣ ddKK(i)

∣∣∣∣K∗

=

< 1 stabil> 1 instabil

Interpretation: Stabil: Auslenkung aus Fixpunkt wird weggedämpft

• Hier:

– K∗1 ist stabil

– K∗2 ist instabil

– Nur, wenn man auf K∗2 , i.e. I 6= 0, T = 0 startet, bleibt man da

– Für alle anderen K(0) läuft es auf wechselwirkungsfreies Sytem zu =⇒ Esgibt keinen Phasenübergang bei endlicher Temperatur

194

Graphische Lösung

Ising-Modell in 2 Dimensionen

•• Kompliziertere Geometrie

Ein-Teilchen Beitrag zur Zustandssumme:∑σ

eK(σ1+σ2+σ3+σ4)σ = f(K)eK′(σ1σ2+σ3σ4)+L′(σ1σ3+σ2σ4)+M ′(σ1σ2σ3σ4)

195

• Man kann zeigen: M ′ L′ ≤ K ′. Vernachlässige M ′

• Renormierungsgruppengleichungen

K(i) = 2K(i−1)2 + L(i−1)

L(i) = K(i−1)2

Induzieren Renormierungsgruppenfluss

• Fixpunkte (K∗, L∗):

K∗1 = L∗1 = 0, K∗2 = L∗2 =∞ K∗c =1

3, L∗c =

1

9

• Fixpunkt 1: Anziehender Hochtemperaturfixpunkt

Fixpunkt 2: Anziehender Tieftemperaturfixpunkt für K0 > 0

Fixpunkt 3: Sattelpunkt: Hier scheiden sich die Geister

• Es gibt einen Phasenübergang

196

Lessons learned

• Virial-Entwicklung entwickelt nach Teilchenzahldichte

• 1. Ordnung ergibt van der Waals’sche Gasgleichung

• Molekularfeldnäherung ist Selbstkonsistenzbedingung, keine Entwicklung nacheinem Parameter. Benötigt hohe Dichten relativ zur Reichweite der Wechsel-wirkung & Korrelationslänge

• Ising Modell als Modell für Paramagnetismus8

• Virial-Entwicklung und Molekularfeldnäherung haben komplementäre Gültig-keitsbereiche

• Renormierungsgruppen-Theorie: Ändere Skala, renormiere Wechselwirkung.Form bleibt identisch. Iteriere, untersuche Fixpunkte & deren Einzugsbereich

14. Wo-che

14 Phasenübergänge

14.1 Klassifikation von Phasenübergängen

Ordnungsparameter ψ

• Makroskopische Größe mit

ψ = 0 für T > Tcψ > 0 für T < Tc

• Flüssigkeit/Gas: Dichtedifferenz ∆ρ = ρGas − ρflüssig

• 2D Ising-Modell: Magnetisierung m

• Bose-Einstein Kondensation: Anzahl N0 Teilchen im Grundzustand

Thermodynamische Potentiale sind am Phasenübergang stetig, aber nicht analytisch

• Phasenübergang 1. Ordnung

197

– Diskontinuierlicher Phasenübergang

– Thermodynamische Potentiale stetig, aber nicht differenzierbar

– Es gibt latente Wärme9

– Ordnungsparameter zeigt eine Sprung

– Beispiel: Flüssigkeit/Gas

• Phasenübergang höherer Ordnung

– Kontinuierlicher Phasenübergang

– Thermodynamische Potentiale mindestens einmal differenzierbar

– Erst höhere Ableitungen existieren nicht, erinnere Bose-Einstein Konden-sation

∗ Cv(T ) = ∂U∂T

ist stetig∗ ∂

∂TCv(T ) ist nicht stetig

– keine latente Wärme10

– Ordnungsparameter ist stetigBeispiele:

∗ Ising-Modell in 2 D∗ Bose-Einstein Kondensation

9Wir frieren, wenn wir aus dem Wasser kommen10Wir frieren nicht, wenn wir aus dem Bore-Einstein Kondensat kommen

198

14.2 Skalierungen

Betrachte kontinuierliche Phasenübergänge, Beispiel Ising-Modell in 2D

• Charakteristische Größen zeigen am Phasenübergang Potenzverhalten mitkritischen Exponenten: (

T − TcTc

)a= ta

• Ordnungsparameter, hier Magnetisierung m.

Für T < Tc:

m|B=0 ∝ |t|β Mean-Field Näherung: β =

1

2, exakt: β =

1

8

• Analog zu Gl. (39), Kap. 10.6 Fluktuationen

∂U

∂β= . . . = −(〈E2〉 − 〈E〉2) = −σ2

E

folgt für Suszeptibilität

χ =∂m

∂B

∣∣∣∣B=0

=1

kT(〈m2〉 − 〈m〉2) ∝ σ2

m

und damit Fluktuationen des Ordnungsparameters :

χ ∝ |t|−γ Mean-Field: γ = 1, exakt: γ =7

4

• Kovarianzfunktion G(|~ri − ~rj|) = G(r), hier:

G(r) = 〈σiσj〉 − 〈σi〉〈σj〉

Nicht am kritischen Punkt:

G(r) ∝ e−r/ξ, ξ : Korrelationslänge

Am kritischen Punkt divergiert ξ:

199

ξ|B=0 ∝ |t|−ν Mean-Field: ν =

1

2, exakt: ν = 1

und es gilt

G(r) ∝ 1

rD−2+η

• Für Genießer:

– Dies bedeuted Skaleninvarianz

G(r) = e−r/ξ, G(ar) = e−ar/ξ, aber G(r) =1

rb, G(ar) =

1

ab1

rb

– Deswegen funktioniert Renormierungsgruppentheorie

• Kritische Exponenten hängen nur ab von

– Dimension des Ordnungsparameters

– Symmetrien des Hamiltonians

– Dimension D des Raumes

Ironie der Geschichte: Erinnere ursprüngliches Ziel der Statistischen Physik :-)

• Systeme mit gleichen kritischen Exponenten sind in der selbenUniversalitätsklasse

• Kritische Exponenten sind nicht unabhängig

2 = α + 2β + γ

γ = ν(2− η)

νD = 2− α

14.3 Landau-Theorie

Basiert auf

• Ordnungsparameter ψ

• Symmetrien des Systems

• keiner mikroskopischen Information

200

In der Nähe des kritischen Punktes

• ψ ist klein, da stetig und jenseits 0

• Entwickele in ψ unter Berücksichtigung der Symmetrie

Beispiel Ising Modell

• Ordnungsparameter: Magnetisierung ψ = m

• Entwickele freie Energie F (T,m) bis 4. Ordnung

• Z2-Symmetrie: m↔ −m

F (T,m) = F0(T ) + a(T )m2 +1

2b(T )m4, ψ4 Theorie (48)

• Phasenübergang, wenn a(T ) Vorzeichen wechselt

• a(T ) > 0: Einziges Minimum bei m = 0: paramagnetisch

• a(T ) < 0: Zwei Minima bei ±m 6= 0: ferromagnetisch

• a(Tc) = 0 unda(T ) ≈ a′(Tc)(T − Tc)

201

• b(T ) > 0

Um TC : b(T ) ≈ b(Tc) = b

Bestimmung der Magnetisierung:

• Differenziere Gl. (48) und setze Ableitung gleich 0:

0!= 2a(T )m+ 2bm3

a(T ) = −2bm2

Damit

m(T ) =

0 a(T ) > 0

±(|a(T )|b

)1/2

a(T ) < 0

• Da a(T ) ∝ T−TcTC

= t

m(T ) ∝ ±|t|β, β =1

2

wie in der Mean-Field Approximation, gilt allgemein

• Ohne jede mikroskopische Information !

Spontane Symmetriebrechung :

• Symmetrie im Grundzustand ist kleiner als Symmetrie des Hamiltonian

• Tiefer Zusammenhang zwischen Statistischer Physik und Quantenfeldtheorie

• Von hier ist es nicht mehr weit zum Higgs-Boson

Lessons learned

• Phasenübergänge unterscheiden sich nach Analytizität

• Charakteristische Größen zeigen am kritischen Punkt Skalierungsverhalten

• Landau’s ψ4 Theorie: Skalierung nur auf Grund von Symmetrien und Dimen-sion des Ordnungsparameters, keine mikroskopischen Details

14. weekhalbeWoche15

202

15 DanksagungDieses Skript beruht in wesentlichen Teilen auf dem Buch ”Thermodynamik undStatistische Physik” von W. Greiner, L. Neise und H. Stöcker. Viele Anregungenentstammen dem Vorlesungsskript zur gleichnamigen Vorlesung von G. Stock undden Büchern ”Stastistische Mechanik” von H. Römer und T. Filk und dem Buch”Statistical Physics” meines akademischen Lehrers J. Honerkamp. Last, not leastdanke ich D. Bachmann für das gründliche Korrektur lesen des Skriptes.

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