1. Soziale Netzwerke im Zusammenhang mit dem arabischen
FrhlingKhalid Boutasfat, Martin Krabbe, Layla RiemannUnser
FallbeispielAuf radikale Vernderung der bestehenden politischen und
gesellschaftlichen Verhltnisseausgerichteter, gewaltsamer Umsturz
und umwlzende, bisher Gltiges, Bestehendes o. .verdrngende,
grundlegende Neuerung, tief greifende Wandlung [1]So definiert der
Duden das Wort Revolution. Hat Facebook in gypten etwas Derartiges
bewirkt?Kann es das berhaupt leisten?Anfangs war Facebook fr die
gyptische Bevlkerung das wichtigste Informations-
bzw.Mobilisationsinstrument, da man so erreichen konnte, dass die
Personen, die zu sozialen NetzwerkenZugang haben, immer auf dem
neuesten Stand waren. Auerdem konnten so auch sehr viele
Personenmiteinander vernetzt sein, was fr das Verbreiten von
Neuigkeiten und Plnen sehr hilfreich ist.Durch publizierte Bilder
des im Juni 2010 von Polizisten zu Tode geprgelten Bloggers
KhaledSaid wurde eine groe Welle der Entrstung ausgelst. Ermutigt
durch die Revolution in Tunesien,fassten die ypter im Januar 2011
den Mut, sich fr die Umwlzung der herrschenden Zustnde
zumobilisieren (Prinzip der Wenigen). Eine Facebook Seite zu Ehren
von Khaled Said hattezwischenzeitlich mehr Fans, als die
Nachrichtenseite Al-Jazeera und war zudem die meistbesuchteFacebook
Seite gyptens.Als Beispiel dafr, welche groe Rolle Facebook fr die
Revolution gespielt hat, kann ebenfallsangefhrt werden, dass whrend
der Revolution sogar Minister und Ministerien einen
Facebook-Account hatten, um sich ber die Unruhen ein aktuelles und
unbeschnigtes Bild machen zu knnen.Das Abschalten aller
Kommunikationswege (Internet und Telekommunikation) am
28.01.2011durch die gyptische Regierung hatte einen Effekt, der die
Wichtigkeit sozialer Netzwerke infragestellt: Da man nicht, wie
gewhnlich, per Facebook oder Twitter kommunizieren konnte,
versammeltesich ein groer Teil der Bevlkerung auf den Straen, um
herauszufinden, welches Szenario sichabspielte, sodass dieser Tag
eine wichtige Wendung fr das Revolutionsgeschehen war.Gegen eine
Facebook-Revolution spricht, dass diese Revolution wie jede andere
in der Geschichteentstanden ist: Menschen gehen auf die Strae,
wegen der sozialen Verhltnisse (40% der gypterlebten 2011 unter der
Armutsgrenze) und wegen der politischen Lage (Diktatur Mubaraks
seit 30Jahren). Zudem starben viele Menschen im Zuge der Revolution
und reales Leid herrschte, sodass esnicht gerechtfertigt ist, allen
Erfolg sozialen Medien wie Facebook zuzuschreiben, denn allein
durchFacebook wre ein Umbruch niemals mglich gewesen. Dafr spricht
ebenfalls die Tatsache, dassMedien beim Ausbruch von Revolution
immer eine Rolle spielen, selbst in der franzsischenRevolution
waren Medien (Zeitung, Flugbltter und Mundpropaganda)
unabdingbar.Es lsst sich sagen, dass Facebook sehr wichtig fr die
gyptische Revolution war, da es denInformationsfluss erheblich
beschleunigt, sowie simplifiziert hat, jedoch darf nicht auer
Achtgelassen werden, dass diese Revolution ein zwingendes Resultat
der herrschenden Umstnde war undauch ohne soziale Netzwerke
stattgefunden htte. Jedoch bleibt offen, ob sie ebenso
erfolgreichgewesen wre.
2. Diversitt und SpaltungEinige Aspekte sprechen recht deutlich
fr eine vorhandene Spaltung, wie dass von den rund 83Millionen
Einwohnern gyptens nur 5.444.960 Personen Facebook-User waren. Das
sind gerade mal6,56% der Gesamtbevlkerung [2]. Auerdem kann einer
anderen Statistik entnommen werden, dassnur 12% der
Facebook-Benutzer in gypten ber 34 Jahre alt sind [2], und unter
den Verwendern63% mnnlich sind [2]. Zusammenfassend lsst sich
sagen, dass zum groen Teil junge MnnerFacebook als
Kommunikationsmittel benutzen.Dafr, dass Facebook eine gewisse
Spaltung hervorruft spricht ebenfalls, dass die Zustnde ingypten
immer noch kritisch sind, da es erneut bewaffnete Kmpfe und
Straenschlachten gibt, alleim Namen der Demokratie und der
Revolution. Soziale Netzwerke wie Facebook haben alsodahingehend
auch nicht geholfen, eine Einigung und friedliche Zustnde zu
schaffen.Jedoch hat Facebook ebenfalls die Diversitt im Land
gefrdert: von Dezember 2011 bis Dezember2012 ist ein signifikanter
Anstieg an Facebook-Nutzern in gypten verzeichnet worden (Anstieg
um102,7% [3]).Dadurch, dass die Bilder ber die aktuelle Lage durch
Facebook, von der gyptischen Regierungunzensiert, im Web
kursierten, konnte auch die westliche Welt an ihnen teilhaben und
sich so einrealittsgetreues Bild von der Situation machen. Diese
Form von Pressefreiheit hat eine Vielfalt, vorallem in der
Meinungsbildung der westlichen Lnder, hervorgerufen.Der wichtigste
Aspekt fr die Diversitt ist allerdings die Tatsache, dass durch die
sozialenNetzwerke wie Facebook endlich die Mglichkeit fr die Brger
gegeben war, aktiv zu partizipieren,selbst zu Akteuren zu werden,
anstatt nur passiv alles mitzuerleben, und erst im Nachhinein
informiertzu werden. Da auch Ministerien und Minister in der
Hochphase der Revolution einen Facebook-Account hatten, wurden
Beschwerden ber Missstnde und Forderungen auf deren Seiten
gepostet.Zudem konnte man durch mobiles Web und durch die Existenz
von Facebook spontaner,geschlossener und flexibler agieren, da
Nachrichten, auch fr viele Personen, schnell von A nach
Bgelangten.Zusammenfassend lsst sich sagen, dass zwar im Verhltnis
gesehen, nur wenige Personen ingypten whrend der Revolution
Facebook benutzten, und hauptschlich eine bestimmte Gruppe
vonMenschen darber kommunizierte, was ganz klar fr die Spaltung
spricht, jedoch diese Wenigen einengroen und umwlzenden Effekt
hervorgerufen haben. Dieses Resultat hat zu
weitreichendenpolitischen Umbrchen gefhrt, in der Bevlkerung
gyptens nicht mehr abzuschaltendes Gespr frsoziale und strukturelle
Ungerechtigkeit geweckt, sowie ihnen demonstriert, wie man sich
dagegen zurWehr setzen kann. Somit hat Facebook einen signifikanten
Beitrag zur Diversitt geleistet.Literatur1. Duden (2012):
http://www.duden.de/rechtschreibung/Revolution; Stand: 12.12.20122.
tobesocial (2012):
http://tobesocial.de/blog/social-media-revolution-aegypten; Stand:
13.12.20123. statista (2012):
http://de.statista.com/statistik/daten/studie/182764/umfrage/laender-mit-dem-groessten-anstieg-der-nutzerzahlen-auf-facebook/;
Stand: 13.12.2012