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Persönliche Spiritualität und Religiosität von PsychoonkologInnen Tabelle 2: Persönliche Spiritualität und Religiosität Persönliche Spiritualität und Religiosität von PsychoonkologInnen Tabelle 2: Persönliche Spiritualität und Religiosität Zur Aus- und Weiterbildung von PsychoonkologInnen Von den Befragten haben 73 (88%) eine Therapieausbildung gemacht, 69 (83%) eine Weiterbildung für die Arbeit im psychoonkologischen Bereich; 2 Befragte (2%) absolvierten weder eine Therapieausbildung noch eine Weiterbildung. Tabelle 1: Therapieausbildungen und Weiterbildungen (alle Prozentangaben beziehen sich auf die Gesamtstichprobe) Zur Aus- und Weiterbildung von PsychoonkologInnen Von den Befragten haben 73 (88%) eine Therapieausbildung gemacht, 69 (83%) eine Weiterbildung für die Arbeit im psychoonkologischen Bereich; 2 Befragte (2%) absolvierten weder eine Therapieausbildung noch eine Weiterbildung. Tabelle 1: Therapieausbildungen und Weiterbildungen (alle Prozentangaben beziehen sich auf die Gesamtstichprobe) Psychotraumatherapie, EMDR, Schmerz- psychotherapie, Autogenes Training, Bochumer Gesundheitstraining, EFT, Ego-State-Therapie, Entspannungstherapie, Katathym-Imaginative-Psychotherapie, Atemtherapie, Palliativ-Care, Supervisor Hospizbetreuung n % Therapieausbildungen Verhaltenstherapie 31 37% Humanistische Verfahren 31 37% (Gesprächspsychotherapie, Gestalttherapie, Themenzentrierte Interaktion, Existenzanalyse) Analytische/Tiefen/Psychoanalyse 16 19% Systemischer Ansatz 14 17% Weitere 13 16% (Psychodrama, Körperpsychotherapie u.a.) Hypnotherapie 10 12% n % Weiterbildungen für psychoonkol. Arbeit Psychoonkologische Weiterbildungen 73 88% sonstige Weiterbildungen 24 29% (Psychotraumatherapie, EMDR, Schmerz- psychotherapie, Autogenes Training, Bochumer Gesundheitstraining, EFT, Ego-State-Therapie, Entspannungstherapie, Katathym-Imaginative-Psychotherapie, Atemtherapie, Palliativ-Care, Supervisor Hospizbetreuung) Hintergrund der Studie Die Bedeutsamkeit der Themenbereiche Spiritualität und Religiosität wird in verschiedenen Feldern der Gesundheits- versorgung zunehmend theoretisch diskutiert und empirisch erforscht. Im Rahmen der vorliegenden Studie wurde die Bedeutung von Spiritualität und Religiosität im persönlichen Leben und in der beruflichen Praxis von PsychologInnen im Arbeitsfeld Psychoonkologie, nachfolgend „PsychoonkologInnen“ genannt, untersucht. Dabei war auch von Inter- esse, welchen Stellenwert Spiritualität bzw. Religiosität bei der Konzeption von psychoonkologischen Weiterbildungen haben sollte. Eine zusätzliche Zielsetzung der Studie bestand darin, die Befunde mit einer repräsentativen Stichprobe von PsychotherapeutInnen in freier Praxis zu vergleichen. Erste Ergebnisse werden vorgestellt. Hintergrund der Studie Die Bedeutsamkeit der Themenbereiche Spiritualität und Religiosität wird in verschiedenen Feldern der Gesundheits- versorgung zunehmend theoretisch diskutiert und empirisch erforscht. Im Rahmen der vorliegenden Studie wurde die Bedeutung von Spiritualität und Religiosität im persönlichen Leben und in der beruflichen Praxis von PsychologInnen im Arbeitsfeld Psychoonkologie, nachfolgend „PsychoonkologInnen“ genannt, untersucht. Dabei war auch von Inter- esse, welchen Stellenwert Spiritualität bzw. Religiosität bei der Konzeption von psychoonkologischen Weiterbildungen haben sollte. Eine zusätzliche Zielsetzung der Studie bestand darin, die Befunde mit einer repräsentativen Stichprobe von PsychotherapeutInnen in freier Praxis zu vergleichen. Erste Ergebnisse werden vorgestellt. Definitionen von Spiritualität und Religiosität Gut ein Drittel der Befragten nutzten die Möglichkeit, Spiritualität und Religiosität mit eigenen Worten zu definieren. Die Definitionen wurden qualitativ ausgewertet, indem wiederkehrende Begriffe aufgelistet, ausgezählt und anschlie- ßend nach semantischer Ähnlichkeit geclustert wurden. Es zeigt sich, dass die beiden Begriffe recht homogen definiert und differenziert werden. Die Unterscheidung zwischen Spiritualität und Religiosität, wie sie mittlerweile in der Forschung als etabliert gelten darf, spiegelt sich in der Stich- probe wider. Definitionen von Spiritualität und Religiosität Gut ein Drittel der Befragten nutzten die Möglichkeit, Spiritualität und Religiosität mit eigenen Worten zu definieren. Die Definitionen wurden qualitativ ausgewertet, indem wiederkehrende Begriffe aufgelistet, ausgezählt und anschlie- ßend nach semantischer Ähnlichkeit geclustert wurden. Es zeigt sich, dass die beiden Begriffe recht homogen definiert und differenziert werden. Die Unterscheidung zwischen Spiritualität und Religiosität, wie sie mittlerweile in der Forschung als etabliert gelten darf, spiegelt sich in der Stich- probe wider. Bedeutung von Spiritualität und Religiosität im Rahmen der Behandlung Einschätzungen der befragten PsychoonkologInnen, bei wieviel Prozent ihrer KlientInnen Spiritualität und Reli- giosität zum Thema werden. Dabei sollten Prozentangaben anhand vier Aspekten gemacht werden. 72% insgesamt würden ihre psychoonkologische Arbeit in mittlerem (34%), ziemlich (30%) oder sehr hohem (8%) Maß als spirituelle Begleitung bezeichnen. Bedeutung von Spiritualität und Religiosität im Rahmen der Behandlung Einschätzungen der befragten PsychoonkologInnen, bei wieviel Prozent ihrer KlientInnen Spiritualität und Reli- giosität zum Thema werden. Dabei sollten Prozentangaben anhand vier Aspekten gemacht werden. 72% insgesamt würden ihre psychoonkologische Arbeit in mittlerem (34%), ziemlich (30%) oder sehr hohem (8%) Maß als spirituelle Begleitung bezeichnen. Erhebungsmethode Die Studie „Spirituality and religiosity in psychotherapy – A representative survey among German psychotherapists“ (Hofmann & Walach, 2011 * ) wurde auf das Arbeitsfeld Psychoonkologie adaptiert. Die Erhebung erfolgte online über das Portal www.soscisurvey.de. Verwendete Antwortformate: - offenes Antwortformat - dichotomes Antwortformat (ja – nein) - 3-stufige Likert-Skala (nie – manchmal – oft) - 5-stufige Likert-Skala (gar nicht – wenig – mittelmäßig – ziemlich – sehr) Stichprobe Es wurden bundesweit 182 PsychologInnen angeschrie- ben, die im Arbeitsfeld Psychoonkologie tätig sind. Die Kontaktadressen wurden der Webseite der dapo e.V. (Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Psychosoziale Onkolo- gie) entnommen. Von den 182 PsychoonkologInnen nahmen 83 (46%) an der Befragung teil. Das mittlere Alter lag bei 50 Jahren (SD 8.6), die jüngste Teilnehmerin war 31 Jahre, die älteste 72 Jahre alt. 64 Teil- nehmer (78%) waren weiblichen Geschlechts, 18 Teilneh- mer (22%) waren männlichen Geschlechts. Erhebungsmethode Die Studie „Spirituality and religiosity in psychotherapy – A representative survey among German psychotherapists“ (Hofmann & Walach, 2011 * ) wurde auf das Arbeitsfeld Psychoonkologie adaptiert. Die Erhebung erfolgte online über das Portal www.soscisurvey.de. Verwendete Antwortformate: - offenes Antwortformat - dichotomes Antwortformat (ja – nein) - 3-stufige Likert-Skala (nie – manchmal – oft) - 5-stufige Likert-Skala (gar nicht – wenig – mittelmäßig – ziemlich – sehr) Stichprobe Es wurden bundesweit 182 PsychologInnen angeschrie- ben, die im Arbeitsfeld Psychoonkologie tätig sind. Die Kontaktadressen wurden der Webseite der dapo e.V. (Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Psychosoziale Onkolo- gie) entnommen. Von den 182 PsychoonkologInnen nahmen 83 (46%) an der Befragung teil. Das mittlere Alter lag bei 50 Jahren (SD 8.6), die jüngste Teilnehmerin war 31 Jahre, die älteste 72 Jahre alt. 64 Teil- nehmer (78%) waren weiblichen Geschlechts, 18 Teilneh- mer (22%) waren männlichen Geschlechts. Bedeutung von Spiritualität und Religiosität im Rahmen von Therapie- ausbildungen und Weiterbildungen für die psychoonkologische Tätigkeit 48% der PsychologInnen in der Psychoonkologie geben an, sich maximal in mittlerem Ausmaß kompetent zu fühlen, spirituelle oder religiöse Erfahrungen und Prozesse zu thematisieren und adäquat zu begleiten. 77% der Befragten befürworten, dass psychologisch relevante Fragestellungen im Zusammenhang mit den Themen- bereichen Spiritualität und Religiosität im Rahmen des Psychologiestudiums in stärkerem Maß berücksichtigt werden sollten. 83% meinen, dass Weiterbildungen zu den Themenbereichen Spiritualität und Religiosität für ihre psychoonkologische Praxis in mittlerem bis sehr hohem Maß von Nutzen wären. Bedeutung von Spiritualität und Religiosität im Rahmen von Therapie- ausbildungen und Weiterbildungen für die psychoonkologische Tätigkeit 48% der PsychologInnen in der Psychoonkologie geben an, sich maximal in mittlerem Ausmaß kompetent zu fühlen, spirituelle oder religiöse Erfahrungen und Prozesse zu thematisieren und adäquat zu begleiten. 77% der Befragten befürworten, dass psychologisch relevante Fragestellungen im Zusammenhang mit den Themen- bereichen Spiritualität und Religiosität im Rahmen des Psychologiestudiums in stärkerem Maß berücksichtigt werden sollten. 83% meinen, dass Weiterbildungen zu den Themenbereichen Spiritualität und Religiosität für ihre psychoonkologische Praxis in mittlerem bis sehr hohem Maß von Nutzen wären. Die Therapieausbildungen und Weiterbildungen wurden von den Befragten danach bewertet (5-stufige Likert-Skalen), ob in diesen die Themenbereiche Spiritualität und Religiosität behandelt wurden („S/R in Aus- bzw. Weiterbildung“) und ob dies gegebenenfalls in für die Berufspraxis relevanter Art und Weise geschah („S/R praxisrelevant“). Sowohl die Therapieausbildungen als auch die Weiterbildungen werden im Mittel hinsichtlich der Thematisierung von Spiritualität und Religiosität (M = 2.1 vs. 2.8) als auch hinsichtlich der Praxisrelevanz (M = 2.6 vs. 3.1) in mittlerem Maß gewinnbringend eingeschätzt. Die Therapieausbildungen und Weiterbildungen wurden von den Befragten danach bewertet (5-stufige Likert-Skalen), ob in diesen die Themenbereiche Spiritualität und Religiosität behandelt wurden („S/R in Aus- bzw. Weiterbildung“) und ob dies gegebenenfalls in für die Berufspraxis relevanter Art und Weise geschah („S/R praxisrelevant“). Sowohl die Therapieausbildungen als auch die Weiterbildungen werden im Mittel hinsichtlich der Thematisierung von Spiritualität und Religiosität (M = 2.1 vs. 2.8) als auch hinsichtlich der Praxisrelevanz (M = 2.6 vs. 3.1) in mittlerem Maß gewinnbringend eingeschätzt. Deskriptive Gruppenvergleiche Deskriptive Gruppenvergleiche Schlussfolgerungen (1) Die Befunde dokumentieren eine beachtliche Relevanz von Spiritualität und Religiosität, sowohl in der beruflichen Praxis als auch im persönlichen Leben der befragten PsychoonkologInnen. (2) Hinsichtlich des Stellenwerts, den die TherapeutInnen Spiritualität und Religiosität im eigenen Leben beimessen, scheinen sich die PsychoonkologInnen nicht deutlich von den PsychotherapeutInnen in freier Praxis zu unterschei- den. Allerdings sind derartige Themen in der psychoonkologischen Behandlung offenbar von größerer Relevanz als in der Psychotherapie in freier Praxis. (3) Dementsprechend haben PsychoonkologInnen auch ein großes Interesse, dass diese Themenbereiche eine stärkere Berücksichtigung in der akademischen und postgraduierten Aus- und Weiterbildung finden. Dies gilt offenbar auch für die etablierten psychoonkologischen Weiterbildungen. (4) Wesentliche Kriterien, die in der Literatur hinsichtlich der Differenzierung von Spiritualität und Religiosität diskutiert werden, scheinen sich für die Population der PsychoonkologInnen zu bestätigen. Schlussfolgerungen (1) Die Befunde dokumentieren eine beachtliche Relevanz von Spiritualität und Religiosität, sowohl in der beruflichen Praxis als auch im persönlichen Leben der befragten PsychoonkologInnen. (2) Hinsichtlich des Stellenwerts, den die TherapeutInnen Spiritualität und Religiosität im eigenen Leben beimessen, scheinen sich die PsychoonkologInnen nicht deutlich von den PsychotherapeutInnen in freier Praxis zu unterschei- den. Allerdings sind derartige Themen in der psychoonkologischen Behandlung offenbar von größerer Relevanz als in der Psychotherapie in freier Praxis. (3) Dementsprechend haben PsychoonkologInnen auch ein großes Interesse, dass diese Themenbereiche eine stärkere Berücksichtigung in der akademischen und postgraduierten Aus- und Weiterbildung finden. Dies gilt offenbar auch für die etablierten psychoonkologischen Weiterbildungen. (4) Wesentliche Kriterien, die in der Literatur hinsichtlich der Differenzierung von Spiritualität und Religiosität diskutiert werden, scheinen sich für die Population der PsychoonkologInnen zu bestätigen. Tabelle 3: Gruppenvergleiche zwischen PsychoonkologInnen und PsychotherapeutInnen in freier Praxis Tabelle 3: Gruppenvergleiche zwischen PsychoonkologInnen und PsychotherapeutInnen in freier Praxis Korrespondenzadresse Dipl.-Psych. Daniel Berthold, Dipl.-Psych. Jan Gramm [email protected], www.palliativpsychologie.de Institut für Palliativpsychologie, Goethe-Universität, Robert-Mayer-Straße 5, Hauspostfach 80, 60325 Frankfurt am Main Korrespondenzadresse Dipl.-Psych. Daniel Berthold, Dipl.-Psych. Jan Gramm [email protected], www.palliativpsychologie.de Institut für Palliativpsychologie, Goethe-Universität, Robert-Mayer-Straße 5, Hauspostfach 80, 60325 Frankfurt am Main Aspekt 1 „Patient thematisiert S/R“ Durchschnittlich 40% der KlientInnen bringen das Thema in die Behandlung mit ein. Aspekt 2 „Therapeut thematisiert S/R“ Bei durchschnittlich 49% der KlientInnen spricht die/der PsychologIn das Thema an. 23% der PsychologInnen sprechen das Thema grundsätzlich (bei 80–100% der KlientInnen) an. Aspekt 3 „S/R wichtig für Klienten“ Für durchschnittlich 40% der KlientInnen spielt das Thema nach Einschätzung der PsychologInnen eine bedeutsame Rolle im Leben. Aspekt 4 „Klienten wollen S/R“ Durchschnittlich 21% der KlientInnen legt nach Einschät- zung der PsychologInnen Wert darauf, dass das Thema mit den PsychologInnen besprochen wird. Aspekt 1 „Patient thematisiert S/R“ Durchschnittlich 40% der KlientInnen bringen das Thema in die Behandlung mit ein. Aspekt 2 „Therapeut thematisiert S/R“ Bei durchschnittlich 49% der KlientInnen spricht die/der PsychologIn das Thema an. 23% der PsychologInnen sprechen das Thema grundsätzlich (bei 80–100% der KlientInnen) an. Aspekt 3 „S/R wichtig für Klienten“ Für durchschnittlich 40% der KlientInnen spielt das Thema nach Einschätzung der PsychologInnen eine bedeutsame Rolle im Leben. Aspekt 4 „Klienten wollen S/R“ Durchschnittlich 21% der KlientInnen legt nach Einschät- zung der PsychologInnen Wert darauf, dass das Thema mit den PsychologInnen besprochen wird. PsychoonkologInnen PsychotherapeutInnen (M, SD) in freier Praxis (M, SD) Patient thematisiert S/R (Aspekt 1) 40.4 26.3 22.3 22.5 S/R ist wichtig für Klienten (Aspekt 3) 39.9 22.9 23.3 20.2 Klienten wollen S/R (Aspekt 4) 21.4 19.3 11.5 16.7 Bedeutsamkeit von S/R für persönliches Leben 3.4 1.0 3.1 1.2 Therapieausbildungen Die am weitesten verbreitete Therapieausbildung (Verhaltens- therapie) erhält hinsichtlich beider Fragen im Mittel mit die geringsten Werte (M = 1.5 bzw. 2.0), während humanistische The- rapien (Gesprächspsychotherapie, Gestalttherapie, Themenzent- rierte Interaktion, Existenzanalyse; M = 2.7 bzw. 3.4) und Hypno- therapie (M = 2.0 bzw. 3.3) hier höhere Ausprägungen aufweisen. Therapieausbildungen Die am weitesten verbreitete Therapieausbildung (Verhaltens- therapie) erhält hinsichtlich beider Fragen im Mittel mit die geringsten Werte (M = 1.5 bzw. 2.0), während humanistische The- rapien (Gesprächspsychotherapie, Gestalttherapie, Themenzent- rierte Interaktion, Existenzanalyse; M = 2.7 bzw. 3.4) und Hypno- therapie (M = 2.0 bzw. 3.3) hier höhere Ausprägungen aufweisen. 1 2 3 4 5 2.9 2.9 3.0 3.1 Sonstige Psychoonkologie S/R in Aus- bzw. Weiterbildung (M) S/R praxisrelevant (M) Weiterbildungen Die psychoonkologischen Weiterbildungen (M = 2.9 bzw. 3.1) werden nahezu gleich bewer- tet wie die Gruppe der „Sonstigen Weiterbildun- gen“ (Psychotraumatherapie, EMDR, Schmerz- psychotherapie, Autogenes Training, Bochumer Gesundheitstraining, EFT, Ego-State-Therapie, Entspannungstherapie, Katathym-Imaginative- Psychotherapie, Atemtherapie, Palliativ-Care, Supervisor Hospizbetreuung; M = 2.9 bzw. 3.0). Weiterbildungen Die psychoonkologischen Weiterbildungen (M = 2.9 bzw. 3.1) werden nahezu gleich bewer- tet wie die Gruppe der „Sonstigen Weiterbildun- gen“ (Psychotraumatherapie, EMDR, Schmerz- psychotherapie, Autogenes Training, Bochumer Gesundheitstraining, EFT, Ego-State-Therapie, Entspannungstherapie, Katathym-Imaginative- Psychotherapie, Atemtherapie, Palliativ-Care, Supervisor Hospizbetreuung; M = 2.9 bzw. 3.0). 1 2 3 4 5 2.7 2.0 2.8 1.8 1.5 1.9 3.4 3.3 2.5 2.4 2.0 1.9 Humanistische Verfahren Hypnotherapie Weitere Verfahren Systemischer Ansatz Verhaltenstherapie Analytische/ Tiefen/Psychoanalyse Definition für Spiritualität Definition für Religiosität Gemeinschaft, Zugehörigkeit, Konfession, konfessionell, Kirch/-e/-lich, Christ/-lich/-entum, Kultur, Institution, Tradition Glaube, glaubens…, gläubig Gott, göttlich, Götter Praktiken, Regeln, Verhalten, Handlung, Ritual, Riten, rituell, Rahmen… Moral, Werte, Gebote Verbundenheit, Verbindung, Einbindung, eingebunden Überzeugung, Beschäftigung mit … höhere, übersteigend, hinausgehend, größerem, erweitert, übergeordnet, allumfassend, jenseits, universell Sinnfrage, Sinn…, (Frage nach) woher, wohin Macht, Mächte, Wesen, Geist, Kraft, Kräfte, Energie, Ganzes, Wirklichkeit 0 5.0 10.0 15.0 20.0 25.0 Häufigkeit 1 10 2 3 7 8 16 16 19 23 20 12 10 5 3 2 6 3 8 Spiritualität und Religiosität in der psychoonkologischen Behandlung Berthold D. ¹ , ² , Gramm J. ¹ , ³ , Hofmann L. * Hofmann, L., & Walach, H. (2011). Spirituality and religiosity in psychotherapy – A representative survey among German psychotherapists. Psychotherapy Research, 21(2), 179–192. doi:10.1080/10503307.2010.536595 ** http://fowid.de/fileadmin/datenarchiv/Religionszugehoerigkeit/Religionszugehoerigkeit_Bevoelkerung_1970_2011.pdf 69% hatten eigene bedeutsame religiöse oder spirituelle Erfahrungen, 31% hatten bislang keine. 73% geben an, sich in mittlerem bis sehr hohem Maß mit Spiritualität bzw. Religiosität befasst zu haben. Die zwei am häufigsten genannten Themen sind „Sinnfrage“ (83%) und „weltanschauliche Aspekte von und Umgang mit Tod und Sterben“ (80%). 82% üben religiöse oder spirituelle Praktiken aus, ein Viertel (25%) tut dies oft. 83% insgesamt geben an, dass Spiritualität bzw. Religiosität gegenwärtig für ihr persönliches Leben in mittlerem (42%), ziemlich (24%) oder sehr hohem (17%) Maß bedeutsam ist. Psycho- Psycho- Gesamt- Konfession onkologInnen therapeutInnen * bevölkerung ** katholisch 32% 19% 29% evangelisch 41% 36% 29% keine 26% 41% 38% andere 1% 3% 4% Glaube an höhere Wirklichkeit ja 69% 65% nein 6% 13% nicht sicher 25% 21% 1 Institut für Palliativpsychologie, Frankfurt am Main 2 Klinik für Onkologie und Hämatologie am Krankenhaus Nordwest, Frankfurt am Main 3 Gesundheitszentrum Wetterau, Ambulantes Palliativ-Team, Friedberg 4 Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene (IGPP), Abteilung Empirische Kultur- und Sozialforschung, Freiburg * Hofmann, L., & Walach, H. (2011). Spirituality and religiosity in psychotherapy – A representative survey among German psychotherapists. Psychotherapy Research, 21(2), 179–192. doi:10.1080/10503307.2010.536595 Begriffe für die eigene Glaubenseinstellung spirituell 43 % spirituell und religiös 5 % religiös 6 % atheistisch 4 % agnostisch 8 % keiner davon 6 % unbestimmt 28 %

Spiritualität und Religiosität in der psychoonkologischen ... · im Arbeitsfeld Psychoonkologie, nachfolgend „PsychoonkologInnen“ genannt, untersucht. Dabei war auch von Inter-

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Persönliche Spiritualität und Religiosität von PsychoonkologInnen

Tabelle 2: Persönliche Spiritualität und Religiosität

Persönliche Spiritualität und Religiosität von PsychoonkologInnen

Tabelle 2: Persönliche Spiritualität und Religiosität

Zur Aus- und Weiterbildung von PsychoonkologInnen

Von den Befragten haben 73 (88%) eine Therapieausbildung gemacht, 69 (83%) eine Weiterbildung für die Arbeit im psychoonkologischen Bereich; 2 Befragte (2%) absolvierten weder eine Therapieausbildung noch eine Weiterbildung.

Tabelle 1: Therapieausbildungen und Weiterbildungen (alle Prozentangaben beziehen sich auf die Gesamtstichprobe)

Zur Aus- und Weiterbildung von PsychoonkologInnen

Von den Befragten haben 73 (88%) eine Therapieausbildung gemacht, 69 (83%) eine Weiterbildung für die Arbeit im psychoonkologischen Bereich; 2 Befragte (2%) absolvierten weder eine Therapieausbildung noch eine Weiterbildung.

Tabelle 1: Therapieausbildungen und Weiterbildungen (alle Prozentangaben beziehen sich auf die Gesamtstichprobe)

Psychotraumatherapie, EMDR, Schmerz-psychotherapie, Autogenes Training, Bochumer Gesundheitstraining, EFT, Ego-State-Therapie, Entspannungstherapie, Katathym-Imaginative-Psychotherapie, Atemtherapie, Palliativ-Care, Supervisor Hospizbetreuung

n %

Therapieausbildungen Verhaltenstherapie 31 37%Humanistische Verfahren 31 37%

(Gesprächspsychotherapie, Gestalttherapie, Themenzentrierte Interaktion, Existenzanalyse)

Analytische/Tiefen/Psychoanalyse 16 19%Systemischer Ansatz 14 17% Weitere 13 16%

(Psychodrama, Körperpsychotherapie u.a.) Hypnotherapie 10 12%

n %

Weiterbildungen für psychoonkol. ArbeitPsychoonkologische Weiterbildungen 73 88%sonstige Weiterbildungen 24 29%

(Psychotraumatherapie, EMDR, Schmerz-psychotherapie, Autogenes Training, Bochumer Gesundheitstraining, EFT, Ego-State-Therapie, Entspannungstherapie, Katathym-Imaginative-Psychotherapie, Atemtherapie, Palliativ-Care, Supervisor Hospizbetreuung)

Hintergrund der Studie

Die Bedeutsamkeit der Themenbereiche Spiritualität und Religiosität wird in verschiedenen Feldern der Gesundheits-versorgung zunehmend theoretisch diskutiert und empirisch erforscht. Im Rahmen der vorliegenden Studie wurde die Bedeutung von Spiritualität und Religiosität im persönlichen Leben und in der beruflichen Praxis von PsychologInnen im Arbeitsfeld Psychoonkologie, nachfolgend „PsychoonkologInnen“ genannt, untersucht. Dabei war auch von Inter-esse, welchen Stellenwert Spiritualität bzw. Religiosität bei der Konzeption von psychoonkologischen Weiterbildungen haben sollte. Eine zusätzliche Zielsetzung der Studie bestand darin, die Befunde mit einer repräsentativen Stichprobe von PsychotherapeutInnen in freier Praxis zu vergleichen. Erste Ergebnisse werden vorgestellt.

Hintergrund der Studie

Die Bedeutsamkeit der Themenbereiche Spiritualität und Religiosität wird in verschiedenen Feldern der Gesundheits-versorgung zunehmend theoretisch diskutiert und empirisch erforscht. Im Rahmen der vorliegenden Studie wurde die Bedeutung von Spiritualität und Religiosität im persönlichen Leben und in der beruflichen Praxis von PsychologInnen im Arbeitsfeld Psychoonkologie, nachfolgend „PsychoonkologInnen“ genannt, untersucht. Dabei war auch von Inter-esse, welchen Stellenwert Spiritualität bzw. Religiosität bei der Konzeption von psychoonkologischen Weiterbildungen haben sollte. Eine zusätzliche Zielsetzung der Studie bestand darin, die Befunde mit einer repräsentativen Stichprobe von PsychotherapeutInnen in freier Praxis zu vergleichen. Erste Ergebnisse werden vorgestellt.

Definitionen von Spiritualität und Religiosität

Gut ein Drittel der Befragten nutzten die Möglichkeit, Spiritualität und Religiosität mit eigenen Worten zu definieren. Die Definitionen wurden qualitativ ausgewertet, indem wiederkehrende Begriffe aufgelistet, ausgezählt und anschlie-ßend nach semantischer Ähnlichkeit geclustert wurden.

Es zeigt sich, dass die beiden Begriffe recht homogen definiert und differenziert werden.

Die Unterscheidung zwischen Spiritualität und Religiosität, wie sie mittlerweile in der Forschung als etabliert gelten darf, spiegelt sich in der Stich-probe wider.

Definitionen von Spiritualität und Religiosität

Gut ein Drittel der Befragten nutzten die Möglichkeit, Spiritualität und Religiosität mit eigenen Worten zu definieren. Die Definitionen wurden qualitativ ausgewertet, indem wiederkehrende Begriffe aufgelistet, ausgezählt und anschlie-ßend nach semantischer Ähnlichkeit geclustert wurden.

Es zeigt sich, dass die beiden Begriffe recht homogen definiert und differenziert werden.

Die Unterscheidung zwischen Spiritualität und Religiosität, wie sie mittlerweile in der Forschung als etabliert gelten darf, spiegelt sich in der Stich-probe wider.

Bedeutung von Spiritualität und Religiosität im Rahmen der Behandlung

Einschätzungen der befragten PsychoonkologInnen, bei wieviel Prozent ihrer KlientInnen Spiritualität und Reli-giosität zum Thema werden. Dabei sollten Prozentangaben anhand vier Aspekten gemacht werden.

72% insgesamt würden ihre psychoonkologische Arbeit in mittlerem (34%), ziemlich (30%) oder sehr hohem (8%) Maß als spirituelle Begleitung bezeichnen.

Bedeutung von Spiritualität und Religiosität im Rahmen der Behandlung

Einschätzungen der befragten PsychoonkologInnen, bei wieviel Prozent ihrer KlientInnen Spiritualität und Reli-giosität zum Thema werden. Dabei sollten Prozentangaben anhand vier Aspekten gemacht werden.

72% insgesamt würden ihre psychoonkologische Arbeit in mittlerem (34%), ziemlich (30%) oder sehr hohem (8%) Maß als spirituelle Begleitung bezeichnen.

ErhebungsmethodeDie Studie „Spirituality and religiosity in psychotherapy – A representative survey among German psychotherapists“ (Hofmann & Walach, 2011*) wurde auf das Arbeitsfeld Psychoonkologie adaptiert. Die Erhebung erfolgte online über das Portal www.soscisurvey.de.

Verwendete Antwortformate:- offenes Antwortformat- dichotomes Antwortformat (ja – nein)- 3-stufige Likert-Skala (nie – manchmal – oft)- 5-stufige Likert-Skala (gar nicht – wenig –

mittelmäßig – ziemlich – sehr)

StichprobeEs wurden bundesweit 182 PsychologInnen angeschrie-ben, die im Arbeitsfeld Psychoonkologie tätig sind. Die Kontaktadressen wurden der Webseite der dapo e.V.(Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Psychosoziale Onkolo-gie) entnommen.

Von den 182 PsychoonkologInnen nahmen 83 (46%) an der Befragung teil.

Das mittlere Alter lag bei 50 Jahren (SD 8.6), die jüngste Teilnehmerin war 31 Jahre, die älteste 72 Jahre alt. 64 Teil-nehmer (78%) waren weiblichen Geschlechts, 18 Teilneh-mer (22%) waren männlichen Geschlechts.

ErhebungsmethodeDie Studie „Spirituality and religiosity in psychotherapy – A representative survey among German psychotherapists“ (Hofmann & Walach, 2011*) wurde auf das Arbeitsfeld Psychoonkologie adaptiert. Die Erhebung erfolgte online über das Portal www.soscisurvey.de.

Verwendete Antwortformate:- offenes Antwortformat- dichotomes Antwortformat (ja – nein)- 3-stufige Likert-Skala (nie – manchmal – oft)- 5-stufige Likert-Skala (gar nicht – wenig –

mittelmäßig – ziemlich – sehr)

StichprobeEs wurden bundesweit 182 PsychologInnen angeschrie-ben, die im Arbeitsfeld Psychoonkologie tätig sind. Die Kontaktadressen wurden der Webseite der dapo e.V.(Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Psychosoziale Onkolo-gie) entnommen.

Von den 182 PsychoonkologInnen nahmen 83 (46%) an der Befragung teil.

Das mittlere Alter lag bei 50 Jahren (SD 8.6), die jüngste Teilnehmerin war 31 Jahre, die älteste 72 Jahre alt. 64 Teil-nehmer (78%) waren weiblichen Geschlechts, 18 Teilneh-mer (22%) waren männlichen Geschlechts.

Bedeutung von Spiritualität und Religiosität im Rahmen von Therapie-ausbildungen und Weiterbildungen für die psychoonkologische Tätigkeit

48% der PsychologInnen in der Psychoonkologie geben an, sich maximal in mittlerem Ausmaß kompetent zu fühlen, spirituelle oder religiöse Erfahrungen und Prozesse zu thematisieren und adäquat zu begleiten.

77% der Befragten befürworten, dass psychologisch relevante Fragestellungen im Zusammenhang mit den Themen-bereichen Spiritualität und Religiosität im Rahmen des Psychologiestudiums in stärkerem Maß berücksichtigt werden sollten.

83% meinen, dass Weiterbildungen zu den Themenbereichen Spiritualität und Religiosität für ihre psychoonkologische Praxis in mittlerem bis sehr hohem Maß von Nutzen wären.

Bedeutung von Spiritualität und Religiosität im Rahmen von Therapie-ausbildungen und Weiterbildungen für die psychoonkologische Tätigkeit

48% der PsychologInnen in der Psychoonkologie geben an, sich maximal in mittlerem Ausmaß kompetent zu fühlen, spirituelle oder religiöse Erfahrungen und Prozesse zu thematisieren und adäquat zu begleiten.

77% der Befragten befürworten, dass psychologisch relevante Fragestellungen im Zusammenhang mit den Themen-bereichen Spiritualität und Religiosität im Rahmen des Psychologiestudiums in stärkerem Maß berücksichtigt werden sollten.

83% meinen, dass Weiterbildungen zu den Themenbereichen Spiritualität und Religiosität für ihre psychoonkologische Praxis in mittlerem bis sehr hohem Maß von Nutzen wären.

Die Therapieausbildungen und Weiterbildungen wurden von den Befragten danach bewertet (5-stufige Likert-Skalen), ob in diesen die Themenbereiche Spiritualität und Religiosität behandelt wurden („S/R in Aus- bzw. Weiterbildung“) und ob dies gegebenenfalls in für die Berufspraxis relevanter Art und Weise geschah („S/R praxisrelevant“).

Sowohl die Therapieausbildungen als auch die Weiterbildungen werden im Mittel hinsichtlich der Thematisierung von Spiritualität und Religiosität (M = 2.1 vs. 2.8) als auch hinsichtlich der Praxisrelevanz (M = 2.6 vs. 3.1) in mittlerem Maß gewinnbringend eingeschätzt.

Die Therapieausbildungen und Weiterbildungen wurden von den Befragten danach bewertet (5-stufige Likert-Skalen), ob in diesen die Themenbereiche Spiritualität und Religiosität behandelt wurden („S/R in Aus- bzw. Weiterbildung“) und ob dies gegebenenfalls in für die Berufspraxis relevanter Art und Weise geschah („S/R praxisrelevant“).

Sowohl die Therapieausbildungen als auch die Weiterbildungen werden im Mittel hinsichtlich der Thematisierung von Spiritualität und Religiosität (M = 2.1 vs. 2.8) als auch hinsichtlich der Praxisrelevanz (M = 2.6 vs. 3.1) in mittlerem Maß gewinnbringend eingeschätzt.

Deskriptive Gruppenvergleiche

Deskriptive Gruppenvergleiche

Schlussfolgerungen

(1) Die Befunde dokumentieren eine beachtliche Relevanz von Spiritualität und Religiosität, sowohl in der beruflichen Praxis als auch im persönlichen Leben der befragten PsychoonkologInnen.

(2) Hinsichtlich des Stellenwerts, den die TherapeutInnen Spiritualität und Religiosität im eigenen Leben beimessen, scheinen sich die PsychoonkologInnen nicht deutlich von den PsychotherapeutInnen in freier Praxis zu unterschei-den. Allerdings sind derartige Themen in der psychoonkologischen Behandlung offenbar von größerer Relevanz als in der Psychotherapie in freier Praxis.

(3) Dementsprechend haben PsychoonkologInnen auch ein großes Interesse, dass diese Themenbereiche eine stärkere Berücksichtigung in der akademischen und postgraduierten Aus- und Weiterbildung finden. Dies gilt offenbar auch für die etablierten psychoonkologischen Weiterbildungen.

(4) Wesentliche Kriterien, die in der Literatur hinsichtlich der Differenzierung von Spiritualität und Religiosität diskutiert werden, scheinen sich für die Population der PsychoonkologInnen zu bestätigen.

Schlussfolgerungen

(1) Die Befunde dokumentieren eine beachtliche Relevanz von Spiritualität und Religiosität, sowohl in der beruflichen Praxis als auch im persönlichen Leben der befragten PsychoonkologInnen.

(2) Hinsichtlich des Stellenwerts, den die TherapeutInnen Spiritualität und Religiosität im eigenen Leben beimessen, scheinen sich die PsychoonkologInnen nicht deutlich von den PsychotherapeutInnen in freier Praxis zu unterschei-den. Allerdings sind derartige Themen in der psychoonkologischen Behandlung offenbar von größerer Relevanz als in der Psychotherapie in freier Praxis.

(3) Dementsprechend haben PsychoonkologInnen auch ein großes Interesse, dass diese Themenbereiche eine stärkere Berücksichtigung in der akademischen und postgraduierten Aus- und Weiterbildung finden. Dies gilt offenbar auch für die etablierten psychoonkologischen Weiterbildungen.

(4) Wesentliche Kriterien, die in der Literatur hinsichtlich der Differenzierung von Spiritualität und Religiosität diskutiert werden, scheinen sich für die Population der PsychoonkologInnen zu bestätigen.

Tabelle 3: Gruppenvergleiche zwischen PsychoonkologInnen und PsychotherapeutInnen in freier PraxisTabelle 3: Gruppenvergleiche zwischen PsychoonkologInnen und PsychotherapeutInnen in freier Praxis

Korrespondenzadresse

Dipl.-Psych. Daniel Berthold, Dipl.-Psych. Jan Gramm • [email protected], www.palliativpsychologie.deInstitut für Palliativpsychologie, Goethe-Universität, Robert-Mayer-Straße 5, Hauspostfach 80, 60325 Frankfurt am Main

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Dipl.-Psych. Daniel Berthold, Dipl.-Psych. Jan Gramm • [email protected], www.palliativpsychologie.deInstitut für Palliativpsychologie, Goethe-Universität, Robert-Mayer-Straße 5, Hauspostfach 80, 60325 Frankfurt am Main

Aspekt 1 „Patient thematisiert S/R“Durchschnittlich 40% der KlientInnen bringen das Thema in die Behandlung mit ein.

Aspekt 2 „Therapeut thematisiert S/R“Bei durchschnittlich 49% der KlientInnen spricht die/der PsychologIn das Thema an. 23% der PsychologInnen sprechen das Thema grundsätzlich (bei 80–100% der KlientInnen) an.

Aspekt 3 „S/R wichtig für Klienten“Für durchschnittlich 40% der KlientInnen spielt das Thema nach Einschätzung der PsychologInnen eine bedeutsame Rolle im Leben.

Aspekt 4 „Klienten wollen S/R“Durchschnittlich 21% der KlientInnen legt nach Einschät-zung der PsychologInnen Wert darauf, dass das Thema mit den PsychologInnen besprochen wird.

Aspekt 1 „Patient thematisiert S/R“Durchschnittlich 40% der KlientInnen bringen das Thema in die Behandlung mit ein.

Aspekt 2 „Therapeut thematisiert S/R“Bei durchschnittlich 49% der KlientInnen spricht die/der PsychologIn das Thema an. 23% der PsychologInnen sprechen das Thema grundsätzlich (bei 80–100% der KlientInnen) an.

Aspekt 3 „S/R wichtig für Klienten“Für durchschnittlich 40% der KlientInnen spielt das Thema nach Einschätzung der PsychologInnen eine bedeutsame Rolle im Leben.

Aspekt 4 „Klienten wollen S/R“Durchschnittlich 21% der KlientInnen legt nach Einschät-zung der PsychologInnen Wert darauf, dass das Thema mit den PsychologInnen besprochen wird.

PsychoonkologInnen PsychotherapeutInnen (M, SD) in freier Praxis (M, SD)

Patient thematisiert S/R (Aspekt 1) 40.4 26.3 22.3 22.5S/R ist wichtig für Klienten (Aspekt 3) 39.9 22.9 23.3 20.2 Klienten wollen S/R (Aspekt 4) 21.4 19.3 11.5 16.7

Bedeutsamkeit von S/R für persönliches Leben 3.4 1.0 3.1 1.2

TherapieausbildungenDie am weitesten verbreitete Therapieausbildung (Verhaltens-therapie) erhält hinsichtlich beider Fragen im Mittel mit die geringsten Werte (M = 1.5 bzw. 2.0), während humanistische The-rapien (Gesprächspsychotherapie, Gestalttherapie, Themenzent-rierte Interaktion, Existenzanalyse; M = 2.7 bzw. 3.4) und Hypno-therapie (M = 2.0 bzw. 3.3) hier höhere Ausprägungen aufweisen.

TherapieausbildungenDie am weitesten verbreitete Therapieausbildung (Verhaltens-therapie) erhält hinsichtlich beider Fragen im Mittel mit die geringsten Werte (M = 1.5 bzw. 2.0), während humanistische The-rapien (Gesprächspsychotherapie, Gestalttherapie, Themenzent-rierte Interaktion, Existenzanalyse; M = 2.7 bzw. 3.4) und Hypno-therapie (M = 2.0 bzw. 3.3) hier höhere Ausprägungen aufweisen.

1 2 3 4 5

2.9

2.9

3.0

3.1

Sonstige

Psychoonkologie

S/R in Aus- bzw. Weiterbildung (M)S/R praxisrelevant (M)

WeiterbildungenDie psychoonkologischen Weiterbildungen (M = 2.9 bzw. 3.1) werden nahezu gleich bewer-tet wie die Gruppe der „Sonstigen Weiterbildun-gen“ (Psychotraumatherapie, EMDR, Schmerz-psychotherapie, Autogenes Training, Bochumer Gesundheitstraining, EFT, Ego-State-Therapie, Entspannungstherapie, Katathym-Imaginative-Psychotherapie, Atemtherapie, Palliativ-Care, Supervisor Hospizbetreuung; M = 2.9 bzw. 3.0).

WeiterbildungenDie psychoonkologischen Weiterbildungen (M = 2.9 bzw. 3.1) werden nahezu gleich bewer-tet wie die Gruppe der „Sonstigen Weiterbildun-gen“ (Psychotraumatherapie, EMDR, Schmerz-psychotherapie, Autogenes Training, Bochumer Gesundheitstraining, EFT, Ego-State-Therapie, Entspannungstherapie, Katathym-Imaginative-Psychotherapie, Atemtherapie, Palliativ-Care, Supervisor Hospizbetreuung; M = 2.9 bzw. 3.0).

1 2 3 4 5

2.7

2.0

2.8

1.8

1.5

1.9

3.4

3.3

2.5

2.4

2.0

1.9

HumanistischeVerfahren

Hypnotherapie

Weitere Verfahren

Systemischer Ansatz

Verhaltenstherapie

Analytische/Tiefen/Psychoanalyse

Definition für SpiritualitätDefinition für Religiosität

Gemeinschaft,

Zugehörigkeit, Konfessio

n, konfessio

nell,

Kirch/-e

/-lich, C

hrist/-li

ch/-entum, K

ultur, Instit

ution, Traditio

n

Glaube, glaubens…, gläubig

Gott, göttlic

h, Götte

r

Praktiken, R

egeln, Verhalten, H

andlung, Ritual, R

iten, rituell, R

ahmen…

Moral, Werte

, Gebote

Verbundenheit, Verbindung, Einbindung, eingebunden

Überzeugung, B

eschäftig

ung mit …

höhere, übersteigend, hinausgehend, größerem, erweitert,

übergeordnet, allumfasse

nd, jenseits,

universe

ll

Sinnfrage, S

inn…, (Frage nach) w

oher, wohin

Macht, Mächte, W

esen, Geist,

Kraft,

Kräfte, Energie, Ganzes, W

irklichkeit

0

5.0

10.0

15.0

20.0

25.0

Häu

figkeit

1

10

23 7

8

1616

19

23

20

12

10

5

3

26

3

8

Spiritualität und Religiosität in der psychoonkologischen BehandlungBerthold D.¹,², Gramm J.¹,³, Hofmann L.⁴

*Hofmann, L., & Walach, H. (2011). Spirituality and religiosity in psychotherapy – A representative survey among German psychotherapists. Psychotherapy Research, 21(2), 179–192. doi:10.1080/10503307.2010.536595 **http://fowid.de/fileadmin/datenarchiv/Religionszugehoerigkeit/Religionszugehoerigkeit_Bevoelkerung_1970_2011.pdf

69% hatten eigene bedeutsame religiöse oder spirituelle Erfahrungen, 31% hatten bislang keine.

73% geben an, sich in mittlerem bis sehr hohem Maß mit Spiritualität bzw. Religiosität befasst zu haben.Die zwei am häufigsten genannten Themen sind „Sinnfrage“ (83%) und „weltanschauliche Aspekte von und Umgang mit Tod und Sterben“ (80%).

82% üben religiöse oder spirituelle Praktiken aus, ein Viertel (25%) tut dies oft.

83% insgesamt geben an, dass Spiritualität bzw. Religiosität gegenwärtig für ihr persönliches Leben in mittlerem (42%), ziemlich (24%) oder sehr hohem (17%) Maß bedeutsam ist.

Psycho- Psycho- Gesamt-Konfession onkologInnen therapeutInnen* bevölkerung**

katholisch 32% 19% 29%evangelisch 41% 36% 29%keine 26% 41% 38%andere 1% 3% 4%

Glaube an höhere Wirklichkeit

ja 69% 65%nein 6% 13%nicht sicher 25% 21%

1 Institut für Palliativpsychologie, Frankfurt am Main 2 Klinik für Onkologie und Hämatologie am Krankenhaus Nordwest, Frankfurt am Main 3 Gesundheitszentrum Wetterau, Ambulantes Palliativ-Team, Friedberg 4 Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene (IGPP), Abteilung Empirische Kultur- und Sozialforschung, Freiburg

*Hofmann, L., & Walach, H. (2011). Spirituality and religiosity in psychotherapy – A representative survey among German psychotherapists. Psychotherapy Research, 21(2), 179–192. doi:10.1080/10503307.2010.536595

IGPP

Begriffefür die eigene Glaubenseinstellung

spirituell43 % spirituell

und religiös5 %religiös

6 %

atheistisch4 %

agnostisch8 %

keiner davon6 %

unbestimmt28 %