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DIE NATURWISSENSCHAFTEN 4~. Jahrgang Heft 23 (Erstes Dezemberheft) t954 Tiitigkeitsbericht der Max-Planck-Gesellschaft zur F6rderung der Wissenschaften fiir die Zeit vom I. 4.1952 bis 31.3.1954. (Fortsetzung.) Max-Planck-Instifut fiir Hirnf0rschung. Direktor: Prof. Dr. HuGo SPATZ. Neuroana~omische Abteilung. Giel3en, Friedrichstr. 24, Tel. 4038. Leiter: Prof. Dr. HuGo SPATZ. Gesamtzahl der wissenschaftlich Arbeitenden: stXndig 5, nichtst~ndig 7; darunter 1 spanischer Stipendiat. Nach AbschluB ~lterer Untersuchuugen anderer Art -- Hirnvertetzungen, PicI~sche Krankheit, Blut-Hirn-Schran- ke [1] -- richtete sich die T~tigkeit auf die beiden schon in den letzten Berichten genannten Hauptthemen: t. Beitr~ge zur Phylogenese und Ontogenese des Gehirns, mit Berficksichti- gung besonders spiit angelegter Teile (Basaler Neocortex) und besonders frfiher Anteile (Pal~tocortex, InseI, Hypothalasmus u.a.). Die Zusammenarbeit mit dem Edinger-Institut der Universit~t Frankfurt erwies sich wieder wertvoll. Zwei auf dem Gebiet bereits t~itige Zoologen (Dozent H. HOFER und H. STEPHAN) wurden gewonnen. u E. SI~tON (Veterin~r- Anatomisches Institut der Justus-Liebig-Hochschule) be- findet sich eine Arbeit im Druek [2], welcher der Vergleich yon Endodranium, EndocranialausguB und Hirnrelief bei verschiedenen Laboratoriums- und Haussi~ugetieren zugrunde liegt. Ill evolutionistischer Hinsicht erwies sieh als besonders aufschlul3reich die der Neocortexentfaltung folgende Basal- wiirtsverschiebung eines ,,Jugum pal~o-neocorticale", das der sog. Fissura rhinica des Gehirns entspricht. V. SMITI~, Gra- nada, hat die Intensit~tt und die Ausbreitung der Impressionen und Juga an der Wand des Endocranium an 400 Menschen- schXdeln studiert und dabei festgestellt, dab sich normaler- weise das Relief des Basalen Neocortex am deutlichsten ab- formt (an der vorderen und mittleren Sch~delgrube), w~hrend sich entwicklungsgeschichflich frfihere Hirnteile nicht impri- mieren. Es wird eine Beziehung zwischen Impressionsf~higkeit und Evolution des Gehirns angenommen. Die bekannten Unterschiede zwischen den Gehirnen yon domestizierten Tieren und yon entspreehenden Wildformen wurden mit quantita- fiver Methodik an einzelnen (zun~chst alloeortikalen) Rinden- feIdern [3] verfolgt. Das 2. Hauptthema betrifft die Erforschung der Ver- hnCip]ung der Hirnanhangdri~se (Hypophyse) mit dem Hypo- thalamus des Zwischenhirns dureh vergleichend-histologische, experimentelle und pathologisch-anatomische Untersuchun- gen [4]. Das Centenarium des spanischen Hirnforschers und Nobelpreistr~gers S. RAM6N Y CAJAL war der Anlag ffir meh- rere Vortr~ge fiber Grundfragen der Zellen- und Neuronen- lehre [5]. Neuropathologische Abteilung. GieBen, Friedriehstr. 24, TeL 4038. Leiter: Prof. Dr. JlJLiUS HALLERVORDE~r GesamtzahI der wissenschaftIich Arbeitenden: st~ndig 4, nichtst~ndig 5; darunter t 6sterreichischer Stipendiat. Die Abteilung befaBte sich mit der Aufzeigung yon Par- allelen ill den Erscheinungsformen der multiplen, diffusen und konzentrischen Sklerose einerseits und der virusbedingten Ringspotkrankheiten der Pflanzen andererseits [6]. SEITEL- BERGen, Wien, untersuchte eine famili~re diffuse Sklerose sowie eine neue Form yon Speicherungskrankheit. -- Auf dem Neuland der Histo~hemie des Gehirns gelang DIEZEI~ der histo- chemische Nachweis des Gangliosids in Ganglien- und Glia- zelIen bei der AMAUI~OTIschen Idiotie durch Isolierung der lipoidspeichernden Zellen nach der Methode yon iV[. BEHnE~S (Physiologisch-Chemisches Institut, GieBen). Ferner konnte er aus den durch ihren lokalen Eisenreichtum ausgezeichneten Hirnzentren des extrapyramidalen Systems Ferritkristalle hlstoehemisch darstellen; dadurch wird die Vermutung yon SPATZ gestiitzt, dab das Hirneisen nichts mit dem tli~mo- globinzerfall zu tun hat, sondern in Beziehung zum ,,Funk~ tionseisen" steht. Im November 1952 spraeh HALLERVORDEN Naturwiss. t954. bei der Centenarfeier ffir RAMdN Y CAJAL in Madrid fiber Neurofibromatose und tuber6se Sklerose. Ein Handbuch- artikel yon HALLERVORDE~ und KROCKE (Edinger-Institut, Frankfurt) fiber tuber6se Sklerose ,~urde abgeschlossen. DIEZEL untersuchte die Genese der Meningeome und einen Fall yon Erwachsenentoxoplasmose mit produktiv-granulo- mat6ser Encephalitis [7] sowie eine Speichelviruserkrankung des Gehirns bei einem S~ugling mit generalisierter Cytomegalie. Es handelt sich hier erstmalig um die Feststellung einer Mil3- bildung durch Entwicklungsst6rung einer Organanlage infolge VirusinfektioI1. Von HALLERVORDEN erschien ein Kapitel fiber Entwicklungsst6rungen und frfihkindHehe Erkrankungen im Nervenband der 4. Auflage des Handbuchs ffir Innere Medizin. Ein Handbuchartikel fiber die HUNTINOTONsehe Chorea und andere Choreaformen ffir das Handbueh der speziellen Pathologie wurde abgeschtossen. -- Am Gehirn eines dement gewordenen Berufsboxers (Dementia pugili- stica) ergab sich die Gelegenheit, die Folgen eines chronischen Zustandes yon Hirnerschfitterung zu studieren. Die auch praktisch wichtigen Untersuchungen fiber die zur Hirnvolu- menvermehrung ftihrenden Vorggnge wurden fortgesetzt. In Erweiterung der Arbeiten, welche die Hirnschwellung als Er- gebnis eines mit Vernetzungserscheinungen verbundenen Poly- merisationsvorganges deuten, konnte "WILI~E feststellen, dab auch das Lebergewebe den Polymerisationsvorgang unges~ttig- ter, zur Polymerisation neigender niedermolekularer Verbin- dungen dutch gewebseigene Katalysatoren yon seIbst in Gang setzt. Durch den Methanoltest kann man in den Grad der durch tierische Gewebe, Homogenate, Gewebes~fte und Pro- teine bewirkten Polymerisation yon monomerem Acrylamid zu Polyacrylamid Einblick erhaften E8]. -- Die (mit Unter- stfitzung der Farbenfabriken Bayer und der Deutschen For- schungsgemeinschaft) durchgefiihrten Arbeiten fiber die physikalisch-chemische Natur der Glia/aser haben in Erg~nzung frfiherer, mit anderen Methoden gewonnener Ergebnisse auch im elektronenoptischen Bilde enge Beziehungen der Gliafaser zur Fibrinfaser aufgedeckt. Der zur Gliose ffihrende Vorgang interzeltuligrer Faserbildung wurde zusammen mit KLEES (Frauenklinik Giel3en) an einem grol3en Material yon Schwan- gerscha[tstoxikosen einschlieBlieh der Eklampsie studiert. Die Untersuchungen brachten tlinweise ffir eine prophylaktische Therapie. Die aus vielerlei IZrankheitsursachen zu einem sog. Status spongiosus der Marklager des Gehirns ffihrenden Vor- g~nge wurden unter neuen Einsichten in das Zusammenspiel humoraler und zellul~rer Vorg~nge einer weiteren Aufkl~trung zugeftihrt. -- Die in den letzten Jahren mehrfach diskutierte M6glichkeit der Entwicklung hirnorganischer Dauerschgden nach schwerer Hungerdystrophie hat G. WILKE an Hand des Hirnbefundes bei einem schwer dystrophischen Heimkehrer anatomisch sttitzen k6nnen. Der Befund zeigte einen im Verlauf einer schweren Hungerdystrophie zur Entwicklung gekommenen frischen Hirnschaden. -- Weiterhin wurden untersucht die Beziehungen cerebraler Formen der BOECKSchen Kranhheit zu den sog. Retikulosen des Gehirns [9].- An Hand der elektronenoptischen Feinstruktur der kollagenen Faser und der Fibrinfaser wurden nach l~nger dauernder t;ormol- einwirkung etwa zu beobaehtende submikroskopische Ver- ~nderungen verfolgt. Auf dem Internationalen Neuropathologentag in Rom (Herbst t952) nnd bei Vortragsreisen in Spanien, (3sterreich und anderen L~ndern wurden in der Wiederanbahnung der wissenschaftliehen Beziehungen zum Ausland erfreuliehe Fort- schritte gemaeht. Die Pflege einer engen Zusammenarbeit mit zahlreichen ,,Externen Mitarbeitern" im Inland bleibt weiterhin eine wiehtige Aufgabe des Gesamtinstitutes. [1] BI~CKER, H., u. G. QUAZBECK" Z. Naturforseh. 7b, 493 (1952). -- BECI~ER, H., u. J. GERLACH: Z. ges. exp. Med. 120, 51 (1952). -- Z. Naturforsch. 8b, 578 (1953). -- [2] SIMON, E.: Acta anat. [Schweiz] Zz (1954). -- [8] STEPHAN, H.: Biol. Zbl. 73, 96 45

Tätigkeitsbericht der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften für die Zeit vom 1. 4. 1952 bis 31. 3. 1954

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Page 1: Tätigkeitsbericht der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften für die Zeit vom 1. 4. 1952 bis 31. 3. 1954

DIE NATURWISSENSCHAFTEN 4~. Jahrgang Heft 23 (Erstes Dezemberheft) t954

T i i t i gke i t sber i ch t der M a x - P l a n c k - G e s e l l s c h a f t zur F 6 r d e r u n g der W i s s e n s c h a f t e n

fiir die Zeit v o m I. 4.1952 bis 31.3.1954. (Fortsetzung.)

Max-Planck-Instifut fiir Hirnf0rschung.

Direktor: Prof. Dr. HuGo SPATZ.

Neuroana~omische Abteilung. Giel3en, Friedrichstr. 24, Tel. 4038. Leiter: Prof. Dr. HuGo SPATZ. Gesamtzahl der wissenschaftlich Arbeitenden: stXndig 5,

nichtst~ndig 7; darunter 1 spanischer Stipendiat. Nach AbschluB ~lterer Untersuchuugen anderer Art

- - Hirnvertetzungen, PicI~sche Krankheit, Blut-Hirn-Schran- ke [1] - - richtete sich die T~tigkeit auf die beiden schon in den letzten Berichten genannten Haupt themen: t. Beitr~ge zur Phylogenese und Ontogenese des Gehirns, mit Berficksichti- gung besonders spiit angelegter Teile (Basaler Neocortex) und besonders frfiher Anteile (Pal~tocortex, InseI, Hypothalasmus u.a.) . Die Zusammenarbeit mit dem Edinger-Inst i tut der Universit~t Frankfurt erwies sich wieder wertvoll. Zwei auf dem Gebiet bereits t~itige Zoologen (Dozent H. HOFER und H. STEPHAN) wurden gewonnen. u E. SI~tON (Veterin~r- Anatomisches Ins t i tu t der Justus-Liebig-Hochschule) be- findet sich eine Arbeit im Druek [2], welcher der Vergleich yon Endodranium, EndocranialausguB und Hirnrelief bei verschiedenen Laboratoriums- und Haussi~ugetieren zugrunde liegt. Ill evolutionistischer Hinsicht erwies sieh als besonders aufschlul3reich die der Neocortexentfaltung folgende Basal- wiirtsverschiebung eines , , Jugum pal~o-neocorticale", das der sog. Fissura rhinica des Gehirns entspricht. V. SMITI~, Gra- nada, ha t die Intensit~tt und die Ausbreitung der Impressionen und Juga an der Wand des Endocranium an 400 Menschen- schXdeln studiert und dabei festgestellt, dab sich normaler- weise das Relief des Basalen Neocortex am deutlichsten ab- formt (an der vorderen und mittleren Sch~delgrube), w~hrend sich entwicklungsgeschichflich frfihere Hirnteile nicht impri- mieren. Es wird eine Beziehung zwischen Impressionsf~higkeit und Evolution des Gehirns angenommen. Die bekannten Unterschiede zwischen den Gehirnen yon domestizierten Tieren und yon entspreehenden Wildformen wurden mit quanti ta- fiver Methodik an einzelnen (zun~chst alloeortikalen) Rinden- feIdern [3] verfolgt.

Das 2. Haupt thema betrifft die Erforschung der Ver- hnCip]ung der Hirnanhangdri~se (Hypophyse) mit dem Hypo- thalamus des Zwischenhirns dureh vergleichend-histologische, experimentelle und pathologisch-anatomische Untersuchun- gen [4]. Das Centenarium des spanischen Hirnforschers und Nobelpreistr~gers S. RAM6N Y CAJAL war der Anlag ffir meh- rere Vortr~ge fiber Grundfragen der Zellen- und Neuronen- lehre [5].

Neuropathologische Abteilung. GieBen, Friedriehstr. 24, TeL 4038. Leiter: Prof. Dr. JlJLiUS HALLERVORDE~r GesamtzahI der wissenschaftIich Arbeitenden: st~ndig 4,

nichtst~ndig 5; darunter t 6sterreichischer Stipendiat. Die Abteilung befaBte sich mit der Aufzeigung yon Par-

allelen ill den Erscheinungsformen der multiplen, diffusen und konzentrischen Sklerose einerseits und der virusbedingten Ringspotkrankheiten der Pflanzen andererseits [6]. SEITEL- BERGen, Wien, untersuchte eine famili~re diffuse Sklerose sowie eine neue Form yon Speicherungskrankheit. - - Auf dem Neuland der Histo~hemie des Gehirns gelang DIEZEI~ der histo- chemische Nachweis des Gangliosids in Ganglien- und Glia- zelIen bei der AMAUI~OTIschen Idiotie durch Isolierung der lipoidspeichernden Zellen nach der Methode yon iV[. BEHnE~S (Physiologisch-Chemisches Insti tut , GieBen). Ferner konnte er aus den durch ihren lokalen Eisenreichtum ausgezeichneten Hirnzentren des extrapyramidalen Systems Ferritkristalle hlstoehemisch darstellen; dadurch wird die Vermutung yon SPATZ gestiitzt, dab das Hirneisen nichts mit dem tli~mo- globinzerfall zu tun hat, sondern in Beziehung zum ,,Funk~ tionseisen" steht. Im November 1952 spraeh HALLERVORDEN

Naturwiss. t954.

bei der Centenarfeier ffir RAMdN Y CAJAL in Madrid fiber Neurofibromatose und tuber6se Sklerose. Ein Handbuch- artikel yon HALLERVORDE~ und KROCKE (Edinger-Institut, Frankfurt) fiber tuber6se Sklerose ,~urde abgeschlossen. DIEZEL untersuchte die Genese der Meningeome und einen Fall yon Erwachsenentoxoplasmose mit produktiv-granulo- mat6ser Encephalitis [7] sowie eine Speichelviruserkrankung des Gehirns bei einem S~ugling mit generalisierter Cytomegalie. Es handelt sich hier erstmalig um die Feststellung einer Mil3- bildung durch Entwicklungsst6rung einer Organanlage infolge VirusinfektioI1. Von HALLERVORDEN erschien ein Kapitel fiber Entwicklungsst6rungen und frfihkindHehe Erkrankungen im Nervenband der 4. Auflage des Handbuchs ffir Innere Medizin. Ein Handbuchartikel fiber die HUNTINOTONsehe Chorea und andere Choreaformen ffir das Handbueh der speziellen Pathologie wurde abgeschtossen. - - Am Gehirn eines dement gewordenen Berufsboxers (Dementia pugili- stica) ergab sich die Gelegenheit, die Folgen eines chronischen Zustandes yon Hirnerschfitterung zu studieren. Die auch praktisch wichtigen Untersuchungen fiber die zur Hirnvolu- menvermehrung ftihrenden Vorggnge wurden fortgesetzt. In Erweiterung der Arbeiten, welche die Hirnschwellung als Er- gebnis eines mit Vernetzungserscheinungen verbundenen Poly- merisationsvorganges deuten, konnte "WILI~E feststellen, dab auch das Lebergewebe den Polymerisationsvorgang unges~ttig- ter, zur Polymerisation neigender niedermolekularer Verbin- dungen dutch gewebseigene Katalysatoren yon seIbst in Gang setzt. Durch den Methanoltest kann man in den Grad der durch tierische Gewebe, Homogenate, Gewebes~fte und Pro- teine bewirkten Polymerisation yon monomerem Acrylamid zu Polyacrylamid Einblick erhaften E8]. - - Die (mit Unter- stfitzung der Farbenfabriken Bayer und der Deutschen For- schungsgemeinschaft) durchgefiihrten Arbeiten fiber die physikalisch-chemische Natur der Glia/aser haben in Erg~nzung frfiherer, mit anderen Methoden gewonnener Ergebnisse auch im elektronenoptischen Bilde enge Beziehungen der Gliafaser zur Fibrinfaser aufgedeckt. Der zur Gliose ffihrende Vorgang interzeltuligrer Faserbildung wurde zusammen mit KLEES (Frauenklinik Giel3en) an einem grol3en Material yon Schwan- gerscha[tstoxikosen einschlieBlieh der Eklampsie studiert. Die Untersuchungen brachten tlinweise ffir eine prophylaktische Therapie. Die aus vielerlei IZrankheitsursachen zu einem sog. Status spongiosus der Marklager des Gehirns ffihrenden Vor- g~nge wurden unter neuen Einsichten in das Zusammenspiel humoraler und zellul~rer Vorg~nge einer weiteren Aufkl~trung zugeftihrt. - - Die in den letzten Jahren mehrfach diskutierte M6glichkeit der Entwicklung hirnorganischer Dauerschgden nach schwerer Hungerdystrophie hat G. WILKE an Hand des Hirnbefundes bei einem schwer dystrophischen Heimkehrer anatomisch sttitzen k6nnen. Der Befund zeigte einen im Verlauf einer schweren Hungerdystrophie zu r Entwicklung gekommenen frischen Hirnschaden. - - Weiterhin wurden untersucht die Beziehungen cerebraler Formen der BOECKSchen Kranhheit zu den sog. Retikulosen des Gehirns [ 9 ] . - An Hand der elektronenoptischen Feinstruktur der kollagenen Faser und der Fibrinfaser wurden nach l~nger dauernder t;ormol- einwirkung etwa zu beobaehtende submikroskopische Ver- ~nderungen verfolgt.

Auf dem Internationalen Neuropathologentag in Rom (Herbst t952) nnd bei Vortragsreisen in Spanien, (3sterreich und anderen L~ndern wurden in der Wiederanbahnung der wissenschaftliehen Beziehungen zum Ausland erfreuliehe Fort- schritte gemaeht. D i e Pflege einer engen Zusammenarbeit mit zahlreichen , ,Externen Mitarbeitern" im Inland bleibt weiterhin eine wiehtige Aufgabe des Gesamtinstitutes.

[1] BI~CKER, H., u. G. QUAZBECK" Z. Naturforseh. 7b, 493 (1952). - - BECI~ER, H., u. J. GERLACH: Z. ges. exp. Med. 120, 51 (1952). - - Z. Naturforsch. 8b, 578 (1953). - - [2] SIMON, E.: Acta anat. [Schweiz] Zz (1954). - - [8] STEPHAN, H.: Biol. Zbl. 73, 96

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Page 2: Tätigkeitsbericht der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften für die Zeit vom 1. 4. 1952 bis 31. 3. 1954

5~8 T~tigkeitsbericht der Max-Planck-Gesellschaft. Die Natur- wissenschaften

(1954). - - [4] SPATZ, H.: Anat. Anz., Verh. Anat. Ges. 19S3, 46. - - [g] SPATZ, H.: Mfinch. reed. Wschr. 1952, tt53, t209, t 2 5 5 . - Folia olin. internac. 2, Nr. 6 (t952). - - [6] HALLERVORDEN, J.: Nerven- arzt 19SZ, I. - - Aeta neuroL psychiatr, belg. 19S~, 517. - - [7] DIEZEL, P.-B., u. F. SEITELBERaER: Vortrag auf der 37. Tagg der Ges. f. Pathologie, Marburg t953. - - [8] WILI~E, G.: Naturwiss. 40, 319 (1953). - - [9] WILKE, G.: Dtseh. Ges. f. Pathologie in Marburg, t953.

JPhysiologische Ableilung. G6ttingen, Bunsenstr. t0, Tel. 3653. Leiter: Prof. Dr. ALols I41ORNM~LLER. Wissenschaftlich Arbeitende: st~ndig 3, nichtst~ndig 1. Untersuchungen fiber das Wesen des Elektrencephalo-

gramms [1] haben zu der Auffassung geftihrt, dab ftir die spe- zifischen Leistungen des Zentralnervensystems nicht nur die Neuronen verantwortlich zu maehen sind, sondern auch neuro- gli6se Elemente. I)anach sollen z.B. die Hfillzellen der Gan- glienzellen wie Drfisen Ss produzieren, die der Steuerung und Erhaltung der Erregbarkeit der umhfillten Ganglienzellen dienen. Das Hauptarbeitsgebiet der Abteilung war auf die Erforschung solcher Zusammenhiinge gerichtet und gait ins- besondere der Gewinnung, Austestung und genaueren chemi- schen Bestimmung derartiger hirneigener Sto//e. Dazu wurde eine Reihe yon morphologischen, physiologischen, chemischen und klinisehen Untersuehungen durchgeftihrt. So wurden z. B. in Zusammenarbeit mit dem Landeskrankenhaus G6ttingen (Direktor: Prof. G. EWALD) Hirnextrakte und einzelne Frak- tionen solcher in ihrer Wirkung auI bestimmte psychiatrische Patieiitengruppen untersucht. Dabei konnten gewisse, thera- peutisch positive Wirkungen erzielt werden, die bet Kranken mit endogenen Depressionen am deutlichsten in Erscheinung traten.

Die seit 1930 betriebenen Untersuchuiigen fiber die Elektrencephalographie sind fortgesetzt worden. Eine Zu- sammenfassung wurde auf der Jahresversammlung deutseher Naturforscher und ~rzte 1952 gegeben [1]. Line spezielle elektrencephalographische Ulltersuchung brachte Beitr~ige ,,Zur nerv6sen Irradiation" [2]. Mit derselben Methode wurde die %u yon Ausschaltunge n des Nucleus ruber auf die Hirnrindent.itigkeit untersucht [3~. - - ,,l~ber die Elektren- cephalographie an Tieren" wurde in Gemeinschaft mit d e m Inst i tut ffir Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht ein Lehrfilm hergestellt.

SchlieBlich land das Thema ,,Zur Beziehung zwischen Psyche, Gehirn und Natur im Zusammenhang mit dem Na%ur- bild der modernen Physik" eine Bearbeitung [g].

[1] KORNMI)LLER, A.: Klin. Wschr . 19S3, Nr. 9/I0, 228. - - [2] KORNMOLLER, A., U. I. V. HEDENSTROM: Pflfigers Arch. 256, 87 (1952).- [3] REINOSO, F.: Dtsch. Z. Nervenheilk. 172, 20t (1954).- [4] KORNMOLLER, A.: Naturwiss. Rdsch. (im Druck).

Abteilung /i~r Tumor/orschung und experimentelle Pathologic. K61n-Lindenthal, Lindenburg, Tel. I~61n 292t. Leiter: Prof. Dr. WILHELM T6NNIS. St~ndig wissenschaftlich Arbeitende: 10, G~tste: I argen-

tinischer Stipendiat, I spanischer Stipendiat. Zur Erforsehung der Hirngeschwfilste wurden neben den

deskriptiven histologischen Untersuchuiigsverfahren in zu- nehmendem MaBe histochemische Methoden angewandt. So wiesen sich durch ihr histochemisches Verhalten manche Zellen in scheinbar , ,chromophoben" Hypophysentumoren als ,,ehro- mophil" aus, wodurch sieh Diskrepanzen zwischen dell klini- schen und dem histologischen Bilde erkl~Lren lieBen. Es gelang auch, mit Hilfe der Nebennierenrinden-Hormon-Besfimmung im Urin diese ,,Mischtypen" zu erfassen [1]. Unter Umst/~nden ist es auf diese Weise m6glich, die Patienten einer objektiv kontrollierbaren konservadven Therapie zuzuffihren. Da- Ileben erwies sich die Bestimmung der Nebennierenrinden- Hormon-Ausscheidung als wertvoller Indikator fiber das Ver- halten der Hypophyse bei chirurgischen, r6ntgenologischen und konservativen therapeutischen MaBnahmen.

Naehdem aus unserem Inst i tut in frfiheren Jahren wieder- holt die Bedeutung einer Sympathieusblockade ffir den Ver- lauf des Hirn6dems herausgestellt wurde, hat sich an Hand yon tierexperimentellen Untersuchungen zeigen lassen, dab auch das Pr~parat , ,Pendiomid" bei einer Dosierung, welche den Blutdruck noch nicht senkt, einen deutlichen Hirn6dem- hemmenden Effekt aufweist (STEINMANN).

Im ersten Jahr der Berichtszeit untersuchten wir die elek- trische , ,Ruheaktivit~t" (Reflextonus) der yon Hirnnerven innervierten Muskeln bei intracraniellen Prozessen. Diese

elektromyographischen Tonusmessungen ergaben Seiten- differenzen, die sich zum Sitz der intracraniellen St6rung bzw. der Hirngeschwulst in Beziehung setzen lassen.

Ferner wurden Untersuchuiigen aufgenommen, die in der Diagnostik der Bandscheibenvoriiille, der Halswirbelosteochon- drosen und der Rtickenmarktumoren wertvolle Hinweise geben k6nnen. Hierbei handelt es sick um eine Ableitetechnik, die mit eingestoehenen Nadelelektroden elektro-myographische Ver,inderungen in H6he des gesch~idigten Segmentes liefert (Fibrillation, Fascikulationen und polyphasische Aktions- stromkomplexe).

Nachdem tiber derartige Belunde im angloamerikanischen Schrifttum schon mehrfach beriehtet worden ist, sind wit numnehr dazu tibergegangen, diese Untersuchungsmethode in den Rahmen unserer diagnostischen MaBnahmen einzu- bauen.

In der Berichtszeit arbeiteten als G~iste aus dem Auslande die Herren Dr. PIN~O, Brasilien, Dr. E. F. MARCOS, Spanien, und Dr. J. UDVARHELYI, Argentinien, in dem histologischen Laboratorium der Abteilung.

Vom 25. bis 27. Oktober 1953 land in den R~iumen des Insti tuts ein Symposion fiber Histochemie start. Hierbei wurde bevorzugt die Histochemie der Kohlenhydrate, der Fermente und der Nucleinsiiuren abgehandelt.

Von gr6Beren instrumentellen Verbesserungen seien er- �9 w~ihnt: eine WARBURG-Apparatur, ein Grundumsatzgeriit flit

Mensch und Tier, ein Multiblitz nach Mannesmann sowie Blutentnahmeger~ite nach Kety.

[1] T6NtClS, W., W. MOLLER U. H. BRILMAYER: Acta endoerinol. 15, 227 (1953).

A bteilung [~r A llgemeine Neurologie. K61n-Lindenthal, Lindenburg. Leiter: Prof. Dr. I~LAUS-JOACttlM ZOLCH. Von frfiher bereits bearbeiteten Themen wurde besonders

das der Ents tehung und Vermeidung der frfihkindlichen Hirn- sch~iden [1] wieder aufgenommen. Weitere Untersuchungen galten der Entstehung der Nackenhinterkopfschmerzen und ihrer Abgrenzung yon andersartigen Syndromen bei intra- craniellem 13berdruck. Unter den Tumoren wurden die pri- m~ren Hirnsarkome [2] und eine Gruppe polymorpher Gliome [3] ausffihrlich beschrieben und die Frage der trauma- tischen Entstehung der Hirngeschwtilste systematisch unter- sucht. Eine zusammenfassende Arbeit gait der Darstellung der Hirntraumasch~iden im R6ntgenbild.

Neu aufgenommen wurden Untersuchungen tiber die Ent- stehung der DurchbhtungsstOrungen yon Him und Rficken- mark an den Grenzgebieten zweier Gef~iBversorgungsbezirke.

Die Untersuchnngen fiber den Abbau der pyramidalen Motorik und der Sensibilit~it bet Hirnsch~iden wurden fort- gesetzt und an dem besonders instruktiven Beispiel der Ent- Iernung einer ganzen Hirnhemisph~ire (sog. Hemisph~rekto- mie) die motorischen und sensiblen Sch~iden aufgezeigt.

Der Abteilungsleiter war w~ihrend der Berichtszeit mehrere Monate auf Einladung der Rockefeller-Stiftung in den USA. und Melt in Hamburg, Giei3en, Baden-Baden (Bfihlerh6he) Vortr~ige fiber den Stand der Neurologie in Nordamerika.

[1] Z0cc~t, K. J.: Dtsch. reed. J. 4, 480 (1953). - - [2] ZOLCn, K. J.: Arch. Intern. Stud. Neut. 2, 97 (t953). - - [3] ZOLCH, K. J., u. F. PINTO: Zbl. Neurochir. 15, 27 (1953).

Abteilung [i~r klinlsche Psychiatrie und Komtitutions]orschung.

Marburg a.d. Lahn, Cappeler Str. 90, Haus M 5, Tel. 3534. (Landesheilanstalt Marburg).

Leiter: Dr. BERNHARD PATZlG. Zahl der wlssenschaftlich Arbeitenden: 3. Die Frage, welche organischen Ursachen im Stoffwechsel-

geschehen den Geisteskrankheiten, speziell den Schizophre- nien, zugrunde liegen, wurde yon der biochemischen und yon der klinischen Seite her weiter bearbeitet. Tierversuche mit 14C radioaktivem Meskalin sollten dazu beitragen, die Wir- kungsweise dieser Droge, die beim Menschen unter anderem Halluzinationen hervorruft, im einzelnen zu kl~ren. Als eines der ffihrenden Symptome bei den Schizophrenien haben die Halluzinationen besondere Bedeutung. Bei der Schwierigkeit, in dieser ftir die Klinik so wichtigen Frage mittels exakter chemischer Untersuchungen weiterzukommen, ist das Mes- kalin, besonders in radioaktiver Form, einer der wenigen daffir geeigneten Stoffe. Die Untersuchungen wurden an der weiBen Maus und Ratte durchgeffihrt und dureh in vitro- Versuche erg~inzt.

Page 3: Tätigkeitsbericht der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften für die Zeit vom 1. 4. 1952 bis 31. 3. 1954

Heft 23 T~t igke i t sber icht der lV~ax-Planck-Gesellschaft. 5 ~ 9 '1954 (Jg. 4Q

Die weitere Frage ging dahin, wie der Einbau yon Meskalin in Leber-Protein vor sich geht. Es wurde sichergestellt, dab die Verbinduilg Proteill--Meskalin ausschlieBlich fermentativ erfolgt und dab keine Adsorptionseffekte vorliegen. Dem Menscheil Iehlt eine ,,Meskaliii-Oxydase". Auch die weiBe Maus besitzt nnr geringe M6glichkeiten, das Meskalin abzu- bauen. Es kalll l daher l lach der IIljektioil fiber Stunden im K6rper wirksam seiil und dabei auch in Reaktion mit Proteinen treten. Die Tatsache, dab ein ktillstlich in den Orgailismus eingebrachter Stoff mit eiilem Protein in Reaktion tritt , bleibt auffallend. 14C-radioaktives /~-Phenyi~thylamill, dem Mes- kalin nahe verwaildt, eille sicher k6rpereigene Substanz, ver- hiilt sich grullds~tzlich anders.

Die Prtifuilg des Einbaues yon l~C-radioaktivem Meskalill in frischen Gewebeschnitten zeigte, dab alle Organe hieiczu I~hig sind. Die in vitro-Versuche mit Zellfraktioneil, durch- geftihrt mit in fltissiger Luft eingefrorener Rinderleber, er- gabeil, dab Zellkerne Meskalin aueh ohne Aktivatoren sehr stark iilkorporieren. Die Mitochondrien- und Mikrosomen- fraktionen hingegell scheillen gegen den Amin-Einbau durch einell stark wirksamen Hemmfaktor geschtitzt zu sein. Wie sich aus zahlreicheu Versuchsresnltaten ergab, ist dieser Hemm- faktor im Gegeilsatz zu dem Einbau-Fermentsystem ein recht labiler Eiweigk6rper.

In einer anderen Untersuchungsreihe wurde festgestelIt, dab sich bet Schizophrenkrailken mittels Uropepsinbestim- mungen eine besoildere Aktivit/~t im Hypophysen-Nebeil- nierenriildensystem nieht llachweiseil I/iBt.

Hydroblologische Anstalt tier Max-Planck-6esellschaft z.F.d.W. P16n i. Holstein, Eutiner Str. 4, Tel. 3 80. Direktor: Prof. Dr. AIJGUST TI~IENEMANN. Wissenschaftliches Mitglied: Prof. Dr. FI~IEDRICI~ LENZ. Wissensehaitlicher Gast: Prof. Dr. OTTo HARNISCm Gesamtzahl der wissenschaftlich Arbeitenden: 12. G~ste (vortibergehend) : 24 inl/indische und 24 ansl/indische. Aus der Tgtigkeit des Inst i tutes im Berichtszeitraum sind

die folgenden Punkte hervorzuheben: Seit den Anf~ngeil planm~Biger limnologischer Forschung

sind die Chirollomideil (= Tendipediden = Zuckmticken) wegen ihrer Mengenentwicklung und ihres Formenreichtums Gegenstand eingehender Untersuchungen, und noch immer stellen sie Ileue Probleme. Ein groBes Werk [1] stellt alles bisher Bekannte tiber die 0kologie, Verbreituilg und wirt- schaftliche Bedeutung der Chironomiden zusammen. Die Zuckmfickenlarveil silld unter anderem wohl die wichtigste Nahrung ftir sehr viele StiBwasser-Fischarten.

Die theoretische Chiroilomiden-Forschung wurde sowohl Ilach morphologisch-systematlschen wie auch Ilach faunistisch- 6kologischen und physiologischen Gesichtspunkten betrieben, und zwar nicht nut im holsteiilischen Seengebiet, sonderll auch im Mittelgebirge, an Fltissen und an Seen des oligotrophen Typus. Die Bearbeituilg der Chironomiden Iiir das LINDNER- sche Dipteren-Handbuch wurde fortgesetzt.

Bet der Untersuchung der Bodeilfauna der Gew~sser wur- den auch die Uferzonen der Seen, soweit sie steinige oder sandige t3randungsgebiete oder stark mit Pflanzen bewachsene Regioneil sind, einbezogen and Ileue Wege zur quanti tat iven Erfassung der Besiedelung der Steine und des Sandes gefun- den [2]. Die Verbreitung und die Meilgenelltwicklung der gefundenen Organismen waren tiberraschend.

Die tierische Besiedlung der tieferen Regionen der n~hr- stoffreichen holsteinischell Seen wurde mit der Tiefenfauna des n~hrstoffarmen Lago Maggiore in Oberitalieil verglichen [3]; daftir war die Konstruktion eines neuen Bodengreifers erfor- derlich, ein Beweis der bekannten Feststellung, dab die Fort- entwicklung der Methodik der Schlfissel zu weiteren Erkennt- nissen ist. Die Untersuchllng des Lago Maggiore ergab wich- tige Gesichtspuilkte zur Beurteilung des Charakters oligo- tropher Seen tiberhaupt wie auch einiger besonderer limno- logischer Probleme.

Das Stndium der Torfablageruilgen, das ftir die Keilntnis der Geschichte unserer ]3innengew~isser wichtig ist, wurde fort- gesetzt.

Auf dem neuen Arheitsgebiet der Bodenzoologie wurden die seit t940 laufenden Untersuchungen mit der ]3earbeitung der Oribatiden fortgesetzt [~]. Damit liegen jetzt zusammen- fassende 6kologische Darstellungen fiir mehrere bodenbiolo- gisch wichtige Tiergruppeil der 136den Norddeutschlands vor. Sie bildell die Grundlage fiir die Erforschung der Humus- bildung dutch 'Wirkungen der Tiere auf Struktur und Chemis- mus des Bodens. Im Vordergrund des Interesses stehen zur

Zeit die zur Bodenbildung ftihrendell Vorgi~nge auf Felsunter- lage ulld all der Meereskiiste.

Die Untersuchungen tiber die Flechtbiilse (Scirpus lacu- stris), die ursprtingtich nur all SiiBwasserstaildorten durchge- ftihrt wurdeil, siild auf Pflanzversuche an der schleswig- holsteiilischen Westktiste (Sylt) uild an der Ostsee ausgedehilt worden [6]. Das gesicherte Ergebnis ist, dab die bisher als reine StiBwasserpflanze angesehene Flechtbinse auch im Brackwasser und Salzwasser (bis Nordseekoilzeiltration) ge- deiht. Diese Pflailze Mann daher groge Bedeutung gewinneu: 1. In der Landgewinnung an der Westktiste - - wie schon seit 1anger Zeit in Holtaild - - . Sie ist dem Queller tiberlegen dutch die Bildnng groBer Mengen yon Wurzelhumns, die ganz- jghrige DurchIiiftuilg des Bodens, die AufhOhung des Bodens durch Schlickfang, AusstiBnng des Bodeils dutch Abflug und Verdrgngung des Salzwassers. So schaift sie ans Meeresboden besten Ackerboden. 2. Die ]3insenhalme - - bisher aus Holland importiert (Devisen[) - - dieneil als Werkstofi ftir Flecht- arbeiten (Marten, K6rbe usw.) und als Bindematerial im Wein- bau. 3. Die grfine Binse ist eille hochwertige Futterpflanze, die an Eiweig-Kali-Phosphor noch Mats und Lupine iibertrifft und yon Schafen, Ktihen nsw. gem gefressen wird. 4. Sie ist ein schneller, hochwertiger Kompostlieferant, der dank seinem Gehalt au Minimumelementen bet Gemiise und Blumen Riesen- formen ergibt. 5. Die Binse ist eine hochwertige Cellnlose- pflanze, die zur Herstellung voil Papier und Kunstseide ge- eignet ist. 6. Biilsenkulturen kOnnen einell Gewinn bringen, der etwa 10mal so grol3 ist wie die Nutzung der gleichen Flache dutch Zuckerrtiben. 7. Bet der Anlage ausgedehilter Binsenkulturen an unserer Westkiiste wtirde Arbeit und Ver- dienst ftir viele Fltichtlinge geschaffen.

Seit einigen Jahren klagen die Seenfischer Schleswig- Holsteins uild anderer Landschaften tiber die Vermindernng der Fischertr~ge. Gleichzeitig war festzustellen, dab die Ge- wgsser plailktonreicher wurden. Beide Erscheinungen konnten auf die gleiche Ursache, ant die Anreicherung des Wassers insbesondere mit Phosphaten znrtickgeftihrt werden [6]. In erster Linie ents tammen diese den Siedlnngsabwgssern, die seit der Eillfiihrnng phosphorhattiger Eilth~rtungsmittel be- deutend phosphorreicher geworden sind. Die mechanischen and biologischeil Reinigungsverfahren eiltziehen den Abw/issern llur einen geringen Teil der Phosphorverbiillduilgen. Es ist daher ftir die Praxis notwendig, eille weitere Stufe der Ab- wasserbehaildlung zu entwickelil, mit deren HiKe die bereits gereinigten Abw~sser xzon Phosphaten befreit werdell.

Die intensive Dtingung der landwirtschaftlich erschlossenen B6den ftihrt gleichfalls, wenn anch mit schw~cherer ~vVirkung, zur Phosphatailreicherung der Gew~sser; denn die feinsten Humusteilchen, die durch atmosph/irische Niederschl~ge yon der Ackerkrume abgewascheil werden, sind reich an adsor- bierten Phosphaten.

Obgleich sich diese Anreicherung der Seen und die damit verbundene Vermehrung an pflanzlicheil uild tierischen Mikro- organismen gtinstig auf das Fischwaehstum auswirken sollten, ~hnlich wie es in Teichen dutch ktinstliche Dtingnng mit vollem Erfolg zu erzieten ist, tiberwiegell in Seen die Nachteile bet weitem gegentiber den Vorteileil. Wenn sich die oberen Wasserzonen im Sommer erwgrmen, die Seen in der Tiefe aber knit bleiben, gelangen die organischen Organismeilreste in die Tiefenbereiche und werden dort bakteriell abgebaut, wobei der im Wasser gel6ste Sauerstoff schnell verbrancht wird, und ana6robe Stoffumsetzungen gewinilen die Oberhand; Schwefelwasserstoff und F~ulnisgase werden in riesigen Men- gen gebildet. Je gr6Ber der Sulfatgehalt des Wassers ist, um so mehr Schwefelwasserstoff entsteht. Dieser bakterieIIe u gang hat Ileben der Phosphoranreicherung entscheidend in den Stoffhaushalt vieler Seeneingegrifien. ImLaufeder le tz ten Jahrzehnte sind sie dllrch ihre Zufltisse verst~rkt mit gel6steil Sulfaten versorgt wordeil, vor allem weil die Melioration der Niederungsmoore nnd verwandter B6den zur Oxydation der reichen Best~Lnde an Schwefeleisen ftihrte.

Je mehr Schwefelwasserstoif yon den Sedimenteil ge- liefert wird, Ilm so mehr Phosphationen werden anch yon dort ans an das 1u abgegeben, um so durchgreifeilder wird die organische Produktion des Sees gesteigert. Eine Ketten- reaktion riesigen AusmaSes ftihrt so das Gewgsser unaufhalt- sam wetter auf seinem Wege der ,,rasanten Eutrophierung".

[1] TmENEMA~N, A. : Binnengew~sser 20 (1954). - - [~] L~Nz, Fm: Verh. Int. Ver. Limnolog. 12, 193 ( t 9 5 4 ) . - [8] LENZ, FR.: Mem. Ist. It. Idrobiol. 8, 273 (1954). - - [4] Vgl. STRENZKE, K.: Mitt. M.P.G. 4, 18 (1952). - - [a] Vgl. SEIDEL, K.: Mitt. M.P.G. 8, 17 (1953). - - [6] OHLE, W.: Naturwiss. 40, 153 (t953).

45*

Page 4: Tätigkeitsbericht der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften für die Zeit vom 1. 4. 1952 bis 31. 3. 1954

Die Natur- 5 4 0 T~tigkeitsbericht der Max-Planck-Gesellschaft. wissenschaften

Limnologische Station Niederrhein.

Krefeld-Hfilserberg, Am Waldwinkel, Tel. 29477. Leiter: Dr. HANS SCHMIDT-RIES. Gesamtzahl der wissenschaftlich Arbeitenden: st/~ndig 5,

nichtst~ndig 5. Die Station arbeitet auf dem Gebiet der theoretischen und

angewandten Limnologie. Auf dem G6biete der theoretischen Limnologie werden Untersuchungen fiber flieBende Gew~sser, vorwiegend des Rheines, durchgeftihrt, weiterhin Untersuchun- gen der Eifelmaare und der zahlreichen Kleingew~sser im Bereich des linken und rechten Niederrheines. Auf dem Ge- biete der angewandten Limnologie wird an der L6sung des immer schwerer werdenden Aufgabenkomplexes der Wasser- beschaffung und Abwasserfeststellung mitgearbeitet. Die Mitarbeit, insbesondere auf dem Gebiete der Grundlagenfor- schung, wird yon Ministerien, BehOrden und Abwasserprodu- zenten gewtinscht, um ein klares Bild tiber das AusmaB der yon ihnen in den Gew~issern verursachten Ver~nderungen zu gewinnen und daftir sorgen zu kOnnen, dab eine Besserung der zur Zeit herrschenden Zust~nde in den Gew~issern erfolgt. Die Forschungen sowohl auf dem Gebiete der theoretischen wie der angewandten Limnologie haben das Ziel, die Produk- tion an belebten und unbelebten Stoffen nattirlicher und kulturbedingter Herkunft zu erfassen. Zu diesem Zwecke hat die Station bereits eine Nartierung der Gew~sser Nordrhein- Westfalens durchgeffihrt, die sic zur weiteren Grundlagen- forschung benutzt.

Limnologische Fluflslalion Freudenlhal.

Hann.-Mtinden, Am Galgenberg t9, Tel. 1 28. Leiter: Dr. MARTIN SCHEELE. Gesamtzahl der wissenschaftlich Arbeitenden: st/indig 5,

nichtst~tndig 4. Die Limnologische FluBstation Freudenthal besteht aus

drei kleineren Einzelstationen, die in Hann. - Mtinden (Weser-Station), Freudenthal bei Witzenhausen (Werra- Station) und Schlitz in Oberhessen (Fulda-Station) liegen. Dies ergab sich aus den wissenschaftlichen Anforderungen der limnologischen Forschung und aus materiellen Gegebenheiten.

An der Weser-Station wurde tiber die Kieselalgen-Flora verschiedener Lebensr~iume des Weser-Systems gearbei• Eine Untersuchung der PlanktonverhSltnisse der Werra ist ftir die Probleme der Versalzung dieses Plusses dutch die Ab- laugen der Kaliindustrie auch yon praktischer Bedeutung.

Mit Unterstt i tzung der Hollerith-Abteilung der M.P.G. in G6ttingen wurde an der Station eine Schrifttums-Erfassung in Angrifi genommen, die im Rahmen der Limnologie bzw. 0kologie zur L6sung des Literaturproblems beitragen soil.

Die Arbeiten der Werra-Station erstreckten sich in der Hauptsache auf limnologische Physiologic der YlieBgew~sser und experimentelle Algen6kologie, wobei die Fulda, Eder, Schwalm und etwa 75 Nebengewiisser sowie tiber 200 Grund- wasserstationen im Fuldagebiet Berticksichtigung fanden. Ffir die Augenuntersuchungen wurden verschiedene Mehrzweck- MeBgeriite zum Tell unter Anwendung neu ausgearbeiteter MeBprinzipien gebaut [1], [9].

Das algen6kologische Problem der KieseIalgen-Massen- entwicklung in der Werra wurde mit dem Ziel ihrer Bekamp- lung als Forschungsauftrag tier Kaliindustrie bearbeitet [3].

In der Fulda-Slation wurden besonders die Insekten in der Fulda untersucht. Dabei wurden sieben neue Wasserinsekten- arten beschrieben, etwa t 5 bisher unbekannte Metamorphose- stadien entdeckt und etwa 30 Arten erstmalig ftir Deutschland nachgewiesen.

Augerdem wurden systematische Revisionen ganzer Gat- tungen auch in europ~tischen Nachbarl~ndern durchgeftihrt, z.B. in Schweden, Spanien, Frankreich, der Schweiz und Italien. Dabei konnten einige neue Erkenntnisse auf dem Gebiet der Verbreitungsgeschichte der Sfigwasserorganismen gewonnen werden [4].

Im August t952 wurde an der Fulda-Stat ion die Tagung der deutschen Gruppe der Internationalen Vereinigung ffir Limnologie durchgeffihrt. Es beteiligten sich 60 deutsche Fachkollegen, darunter auch einige Wissenschaft ler der Ost- zone.

[1] SCHMITZ, W.: Ber. Limn. Flugstation Freudenthal 4, 49 ( 1 9 5 3 ) . - [~] ScH~ITz, W.: Vom Wasser 20, 127 ( 1 9 5 3 ) . - [8] SCI~MITZ, W.: Verh. Int. Ver. Limuolog. 12 (1954). - - [4] ILLIES, J.: Arch. Hydrobiologie 48, 35 (1953).

lnstitut flit Instrumentenkunde in tier Max-Planck 6esellschaft z.F.d.W.

G6ttingen, Bunsenstr. 10, Tel. 3653. Leiter: Dr. KONRAD BEYERLE. Gesamtzahl der wissenschaftlich Arbeitenden: st~tndig 4,

nichtst~ndig 3. Das Inst i tut befaBte sich mit der Konstruktion yon Ultra-

zentrifugen und Partikelbesehleunigern, mit der Entwicklung und dem Bau numerischer Rechenmaschinen, und in einer drit ten Gruppe werden spezielle Beanspruchungs- und Schwin- gungsmeBgeriite entwickelt.

Arbeitsgruppe ,, Ultrazentri/ugen und Partikelbeschleuniger", Leiter: Dr.-Ing. K. BEYERLE.

Die schon frtiher erw~hnte priiparative Zentrifuge hSchster Normalbeschleunigung hat sich im wissenschaftlichen Betrieb der Stiftung zur Eriorschung der spinalen Kinderl~hmung, Hamburg, und des Physiologisch-Chemischen Insti tuts der Universitgt Hamburg bewEhrt [1]. Auf Grund der bei Er- richtung und Betrieb der Gaszentrifugenanlage des Insti tuts ftir Physikalische Chemic, Hamburg [2], gesammelten Er- fahrungen wurde der Bau einer verbesserten Anlage dieser Art ftir das Inst i tut ffir Physikalische Chemic, Kiel, in Angriff genommen. Alle Einzelteite des im Inst i tut konstruierten Druckkessei-Bandgenerators ftir das Physikalische Staats- institut, Hamburg, wurden fertiggestellt. Der Generator be- finder sich im Aufbau. Wesentliche Teile ftir den Umbau des Zyklotrons des Max-Planck-Instituts ftir medizinische F o r - schung, Heidelberg, wurden fertiggestellt.

Arbeitsgruppe ,,Numerische 2~echenmaschinen", Leiter: Dr. H. BILLING.

Im Sommer 1952 wurde der Bau der ersten deutschen elektronischen Rechenmaschine, der G t, beendet [8], [g]. Sic ist eine relativ kleine Serienrechenmaschine mit einem magne- tischen Trommelspeicher, einem im Dualsystem arbeitenden Rechenwerk ftir die vier arithmetisehen Grundoperationen und das Ziehen der Quadratwurzel sowie dezimalen Ein- und Ausgabeeinrichtungen. Die Steuerung des Rechenablaufes geschieht yon vier wahlweise einschaltbaren Lochbgndern aus. Die Maschine leistet die Arbeit yon t0 bis 20 mit Tisch- rechenmaschinen ausgertisteten Rechnern. Die G 1 wurde im M.P.I. fiir Physik aufgestetlt und war dort im Durchschnitt tgglich tiber 20 Std zur Bearbeitung verschiedenartigster Probleme eingesetzt (s. Bericht des M.P.I. ftir Physik, Abteilung Astrophysik).

Der Bau einer gr6Beren elektronischen Rechenmaschine G2 wurde Anfang t954 beendet. Die G2 macht zur Zeit noch Proberechnungen und wird nach AbschluB der Erprobung ebenfalls im M.P.I. ftir Physik Aufstellung linden. Sic rechnet etwa 10- his 20mal schneller als die Gt und besitzt einen ma- gnetischen Trommelspeicher ftir 2048 Zahlen zu je 50 Dual- stellen bzw. doppelt so viele Rechenbefehle. Der Rechenablauf wird yon der Magnettrommel aus gesteuert. Die G2 geh6rt ihrer ganzen Einrichtung nach zur Gruppe der mittelschnellen elektronischen Rechenmaschinen.

Die Arbeitsgruppe verband sich zu eager Zusammenarbeit mit der Abteilung Astrophysik des M.P.I. ftir Physik; Prof. L. BIERMANN, der Leiter dieser Abteilung, hat die Gesamt- verantwortung ftir die Arbeitsgruppe tibernommen. Ferner wurde ein laufender Erfahrungsaustausch angebahnt mit dem Inst i tut ftir praktische Mathematik der TH Darmstadt (Prof. A. WALTI~E~) und dem Inst i tut Itir elektrische Nachriehten- technik der TH Mfinehen (Prof. H. PILOTY), an welchen eben- falls elektronische Rechenmaschinen entwickelt werden.

Arbeitsgruppe ,,Beanspruchungs- und Schwingungsmefl- gev~ite", Leiter: Ober-Ing. H. FREISE.

ES wurde ein MeBraum eingerichtet mit zwei Schwingungs- tischen zum Prtifen und Eichen der bezeichneten Ger~te. Ins- besondere zum Eichen der im Inst i tut entstandenen Auto- kollimations-Spiegeldehnungsmesser [5] wurde eiu Mel3tisch geschaffen, der wahlweise mit Leitz-Projektometer oder mit dem Leitz-Ultraprojektometer ausgertistet wird. Zur Ermit t - lung der auf technische Konstruktionen wirkenden ~ul3eren NrMte, vorzugsweise auf dem Gebiete der Landtechnik, wurde ein mechanisch-optischer Dehnungsschreiber mit 25 mm MeB- l~Lnge und Aufzeichnung auf t6 mm Schmalfilm entwickelt. Ahnlichen Zwecken dient ein Zugkraftmesser mit unmittel- barer Ablesung der Megwerte auf einer Skala, dessert MeB- system dem frtiher im Inst i tut entwickelten Zugkraftschreiber mit Aufzeichnung auf Wachspapier [6] entspricht.

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Heft 23 T~it igkei tsber icht der Max-P lanck-Gese l i s cha f t . 541 1954 (Jg. 41)

[1] BEYERLE, K., D. MOHRING U. T m BfJCHER: Chem.-Ing.- Techn. 26, Nr. 2 (1954). - - [2] BEYERLE, K., W. GROTH, P. HAR- TECK U. H. JENSEN: Ar~gew. Chem. Beth. 1950, Nr. 59. - - I3] BIER- MANN, g., u. H. BILLING: Naturwiss. 40, 7 (t953). - - [g~ BIERMANN, L., H. BILLING, W. HoPIVlANN U. A. SCHL~dTER: ZAMM ~ , 49 (t953L - - ~5] FREIS~, H.: Arch. techn. Mess. V 91122--14 (Aug. 1953). - - C6] FREISE, H.: Arch. techn. Mess. V 131--2 (Juni t952).

lnstitut fiir lonosphiirenforschung in der Max-Planck-6esellschaft z.F.d.W.

L i n d a u fiber N o r t h e i m (Hann. ) , Tel. K a t l e n b u r g 283.

Di rek to r : Dr. WALTER DIEMINGER. G e s a m t z a h l der wissenschaf t l i ch A r b e i t e n d e n : s t~ndig 5,

I l ich ts t~ndig 4.

Die F o r s c h u n g s a r b e i t des I n s t i t u t s gl ieder t s ich in drei Aufgabengeb i e t e : 1. M6gl ichs t l t ickenlose, lai l fende Beobach- t u n g der e lek t r i schen Vorg/ inge in der Ionosph~ire, 2. E n t - wicklung, Bau u n d U n t e r h a l t u n g der dazu n6t igei l Ger~te, 3- A n a l y s e u n d D e u t u n g der e igenen u n d der i m Ai l s t au sch erha l tene i l B e o b a c h t u n g e n .

1. Beobachtungsprogramm. Mit Hilfe eines v o l l a u t o m a t i - scheil Echo lo tungsgerXtes w u r d e alle ha lbe S t unde ein Quer- s c h n i t t d u r c h die E l e k t r o n e n k o n z e n t r a t i o n in der Ionosph~ire zwischen 50 u n d 1000 k m H 6 h e gewonnen .

Die E c h o l o t u n g e n w u r d e n erg~inzt d u r c h fo r t l au fende Auf- z e i c h n u n g der Felds t i i rke yon WeiIen, die a n der Ionosphi i re re f lek t ie r t werden . D a z u w u r d e n vor l~uf ig die A u s s t r a h l u n g e n f r emder Sender beni i tz t , die in p a s s e n d e r E n t f e r n u n g u n d au f p a s s e n d e n Wel len l i ingen d a u e r n d arbei ten . Diese Methode bef r ied ig t j edoch n i ch t vollstg.ndig. E s w u r d e desha lb e in V e r f a h r e n en twickel t , das ges t a t t e t , die A m p l i t u d e tier eigeneil E c h o l o t u n g e n zu m e s s e n u n d au i zuze i chnen [1]. Die m a g n e t i - sche W i r k u n g der S t r 6 m e in der I o n o s p h e r e wurde du rch eine empf ind l i che m a g n e t i s c h e Fe ldwaage kont i i ln ier l ich u n d sofor t s i ch tba r aufgeze ichne t .

2. Ger~tebau. Die Echolot i i i lgsger~te znr I o n o s p h g r e n - f o r s chung w u r d e n fa s t ohne A u s n a h m e yon der Forschui lgs - stelle se lbs t herges te l l t . Die Z u n a h m e der E r k e n n t n i s s e er- io rder te u n d der F o r t s c h r i t t der T e c h n i k e rm6gl ich te eine l au f ende V e r b e s s e r n n g de r A p p a r a t n r e n . E s w u r d e a n ether n e u e n E c h o l o t u n g s a p p a r a t u r gearbei te t , die eineil Q u e r s c h n i t t i nne rha lb 2 ra in an Stelle yon 8 mill vo l l enden soll. E in spezielles E m p f a n g s g e r ~ t , das ges t a t t e t , die A u s s e n d u n g e i l des Echo lo tu i lgs sender s n i ch t n u r bet s e n k r e c h t e r Ref lexion, sonde rn in bel iebiger E n t f e r n u n g zil b e o b a c h t e n [2]. [3] wurde n a c h l anger E n t w i c k l u n g s z e i t fe r t igges te l l t u n d zun~Lchst im M.P . I . ftir S t r a t o s p h ~ r e n f o r s c h u n g aufges te l l t .

3. Statistische und theoreHsche Arbeiten. Das I n s t i t u t be- te i l ig te sieh a m Europ~ische i l U R S I G R A M M - D i e n s t . Die pro T a g an fa l l enden 48 Q u e r s c h n i t t s b e o b a c h t u n g e n sowie die kont i i lu ie r l ichen M e s s u n g e n we rden t~iglich a u s g e w e r t e t I lnd n a c h Pa r i s gemelde t . Von dor t werden die W e r t e m e h r m a l s t~iglich fiber den Sender Pon to i se z u s a m m e n m i t a n d e r e n geo- p h y s i k a l i s c h e n MeBwerten ausges t r ah l t . Die w ich t ig s t en Da- t en we rden auBerdem in 10t~igigem A b s t a n d ver6f fen t l i ch t [4]. S~imtliche MeBwerte werden m o n a t l i c h tabe l l ie r t u n d a n 35 a u g e r d e u t s c h e Ionosph / i r en s t a t i onen ve r s and t , die ihrerse i t s ihre B e o b a c h t u n g s e r g e b n i s s e zur Verf f igung stellen. Pro M o n a t s ind au f diese Weise r u n d 350000 MeBwerte Verftigbar, die als A u s g a n g s m a t e r i a l ffir s t a t i s t i sche u n d theo re t i s che A r b e i t e n d ienen.

Die bea rbe i t e t en H a u p t p r o b l e m e s ind F e i n s t r u k t u r der Ionosphi i re [5], Ana l y se y o n Pe r ioden in den Var i a t ionen der ionosphXrischen Z u s t a n d s g r 6 B e n [6], M6glichkei t der Vorher - sage yon Ionosph~i rens t6 rungen [7], [8], Aufschlf isse fiber den Z u s t a n d der Ionosph~ire u n t e r 100 k m H 6 h e [9].

4. Besondere Arbeiten. N e b e n se inen H a u p t a u f g a b e n h a t das I n s t i t u t s ich m i t der E n t w i c k l u n g u n d d e m B an yon Echo- l o t u n g s a p p a r a t u r e n , MeBger~ten u n d Osz i l lographen ffir Spezia lzwecke befal3t.

5. Zusammenarbeit mit anderen Wissenscha/tszweigen. W e g e n der Wechse Ibez i ehung zwischen I o n o s p h g r e uild ande - r en N a t u r e r s c h e i n u n g e n wurde eine enge Z u s a m m e n a r b e i t m i t a n d e r e n W i s s e n s e h a f t s z w e i g e n gepf legt : iX{it der Sonnen- phys ik , da die S o n n e n s t r a h l u n g die U r s a c h e der I o n o s p h e r e ui ld ihrer Va r i a t i onen is t ; m i t der Geophysik , well die erd- m a g n e t i s c h e n Var i a t ionen groBentei ls du rch S t r6me in der I o n o s p h e r e b e d i n g t s ind ; m i t der Meteorologic, well die Bewe- g u n g s v o r g ~ n g e der A tmosphXre bis in die Ionosph~ire h inau f - re ichen; m i t der H o c h f r e q u e n z p h y s i k , well die Vorg~inge in der I onosphs ftir die A u s b r e i t u n g der Radiowel len au f grol3e

Naturwlss. t954.

E n t f e r n u n g e n yon a u s s c h l a g g e b e n d e r B e d e u t u n g sind. Au s d e m le tz ten G r u n d a rbe i t e t dos I n s t i t u t a u c h m i t den F u n k - dienste i l der D e u t s c h e n B i lndespos t u n d d e m R u n d f i l n k zu- s a m m e n .

Ffir das noch f ramer p rov isor i sch u n t e r g e b r a c h t e I n s t i t u t i s t der B a u eines I n s f i t u t s g e b g u d e s in Angr i f f g e n o m m e n worden .

[1] 0CHS, A.: Diplomarbeit GSttingen t954. - - [2] DIESIIN- OER, W.: CCIR-Konferenz London ~953. Doe. Nr. 370. - - [3] DIE- MINGER, W.: 0ber Methoden zur objektiven FeststelIung der Funk- wellenausbreitung zwischen ent femten Punkten. Darmstadt 1953.-- [4] ,,Ionosph~irenbericht" herausgeg, v. Deutschen Wetterdienst und der Arbeitsgemeiilschaft Ionosph~ire. - - [5] BECKER, W.: A.E.U. 7, 375 (t953). - - [6] LANGE-I-tESSE, G.: J.A.T.P. 3, 153 ( 1 9 5 3 ) . - ~7] LANGE-HEssE, G.! A.E.tJ. (ira Druck). - - [8] DIEMINGER, W.: MSglichkeiteu und Grenzen der Vorhersage der KurzwellenausbrM- tung. Hamburg I953. - - [9] DIEMII~OER, W.: J.A.T.P. 2, 340 (1952).

William 6. Kerckhoff-Herzforschungs-Insiitut der Max-Ptanck-Gesellschaft z.F.d.W.

B a d N a u h e i m , Pa rks t r . 1, Tel. 2929/30.

Di rek to r : Prof. Dr. RUDOLF THAUER. G e s a m t z a h l der wissenschaf t l i ch A r b e i t e n d e n : s t~nd ig 6,

n i c h t s t ~ n d i g 4.

I n der _Physiologischen Abteilung (Let ter : Prof . Dr . R. THAUER) w u r d e n in der Ber ich t sze i t U n t e r s u c h u n g e n fiber den Einflufi der Narkose au/ Kreislau/ und StoMwechsel (Sauer- s to f fve rbrauch) yon Tie ren durchgef t ih r t , die das Ziel h a t t e n , den M e c h a n i s m u s der N a r k o s e e i n w i r k u n g n n d d a m i t den der E i n w i r k u n g des Z e n t r a l n e r v e n s y s t e m s au f Kre i s l au f u n d Stoff- wechsel zn ana lys ie ren . Da solche Unte r suchungeI1 den Ver- gleieh m i t d e m Verha l t en unna rko t i s i e r t e r Tiere er fordern , w u r d e zunXchst all der E n t w i c k l u n g u n d V e r v o l l k o m m n u n g yon M e t h o d e n gearbei te t , die es e r lauben , fo r t l au fende Kre is - lauf- u n d S tof fwechse l reg i s t r i e rungen an Tie ren ohne b lu t ige Eingr i i fe v o r z u n e h m e n . So wurde vor a l lem die Me th o d e zur B l u t d r u c k r e g i s t r i e r u n g an der sog. Caro t i sschl inge u n d die der S t o f f w e c h s e l b e s t i m m u n g an H u n d e n ve rbes se r t [1] u n d - - in Z u s a m m e n a r b e i t m i t dem Phys io log i schen I n s t i t u t Mar- b u r g a. d. L a h n (Prof. Dr. KURT KRAMER) - - e ine Me thod e n e u en twickei t , die die fo r t Iaufende Messung des Sauers tof f - geha l tes des Ar t e r i enb lu t e s a m u n n a r k o f i s i e r t e n Tier ges ta t - t e t (Oxymet r i e an der Carofisschl inge) . Die ve rg le ichenden U n t e r s u c h u n g e n tiber S a u e r s t o f f v e r b r a u c h a n d Kre i s l au f im W a c h z u s t a n d , Schlaf u n d Narkose f f ihr ten zu d e m (allen bis- he r igen Vors t e l l ungen widersprechenden) Ergebnis , dab sowohl der S a u e r s t o f f v e r b r a u c h wie a u c h das M i n u t e n v o l u m e n in Na rkose n i ch t u n t e r die in m a x i m a l e r R u h e u n d im Schla i b e o b a c h t e t e n W e r t e abs inken , dab v i e lmehr M i n i m a l u m s a t z und M i n i m a l - M i i l u t e n v o l u m e n des H e r z e n s im ~vYach- u n d SchIa fzus t and u n d in r i d e r Na rkose iden t i seh s ind [2]. Dara i l s e rg ib t sich die theore t i seh i n t e r e s s a n t e Fo lgerung , dab se lbs t der t iefen, m i t d e m i )ber leben zu v e r e i n b a r e n d e n Narkose keiil , , spezif isch" reduz ie render Einflu[3 au f den Sauers tof f - v e r b r a u e h des G e s a m t o r g a n i s m u s ( , ,h is toplegische" \ u z u k o m m t , u n d dab die hSmfig b e o b a c h t e t e n Sai lers toffver- b r a u c h s - u n d M i n u t e n v o l u m e n - S e n k u n g e n in t iefer Narkose als A u s w i r k u n g e iner m a x i m a l e n - - a u c h im W a c h - u n d Schlaf- z u s t a n d e r re ichbaren - - D ~ m p f u n g der v o m Z e n t r a l n e r v e n - s y s t e m ausgehe i lden I m p u l s e aufgefaBt werden mt issen .

L ine zweite Versuchsser ie zur Regu la t ionsphys io log ie be- schMt ig t sich m i t d e r - F r a g e der Beteiligung der Mi l z an der Kreislau/regulation bet Blutverlusten u n d f t ihr te zu d e m Er- gebnis , dab die Mi lzentspe icheru l lg n a c h t t / i m o r r h a g i e n n i ch t n u r du rch die S e n k u n g des ar ter ie l len B lu td ruckes , soi ldern a u c h du rch tZedukt ion des B l u t v o l u m e n s ohne e inen solchen Druckab ia l l ausge l6s t werden kailn. D a m i t w u r d e ein neue r Beweis ftir eine b lu td ruckunabh~ ing ige Reg u l a t i o n der G e s a m t b l u t m e n g e E3], [d] e rbrach t .

Als dr i t tes Kre i s l au fp rob lem wurde die F rage der Beziehung zwischen Druchge/iille und Stromstdrke in menschHchen Arterien bearbei te t , wobei fi~nderungen des w i r k s a m e n Druckgef~l les du rch Var ia t ion des h y d r o s t a t i s c h e n D r u c k e s he rvo rg e ru f en wurden . D u t c h die m i t dieser Me thode du rchge f t ih r t en U n t e r - s u c h u n g e n wurde die H y p o t h e s e e rh~r te t , w o n a e h a u c h ftir die m e n s e h l i c h e n Ar te r ien das POISEUILLESChe Gesetz n i ch t gfiltig ist, sonde rn d i e D u r c h b l u t u n g sich in Abhi ing igke i t y o u w i r k s a m e n Druckgefi~lle n a c h e iner P o t e n z f u n k t i o n ~indert.

Au f d e m Gebiete der Warmeregulation wilrde in der neu e r r i ch te ten K l i m a k a m m e r des I n s t i t u t e s eine Ver suchs re ihe

45a

Page 6: Tätigkeitsbericht der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften für die Zeit vom 1. 4. 1952 bis 31. 3. 1954

5~2 T~itigkeitsbericht der Max-Planck-Gesellschaft. Die Natur- wissenschaffen

fiber die Einwirkung von Temperatur und Wasserdampfdruck der Luft auf den insensiblen Gewichtsverlust (Perspiratio insensibilis) des Menschen durchgeffihrt. Dabei ergab sich, dab im indifferenten Temperaturbereich die Perspiratio insensibilis nicht - - wie bisher behauptet - - trotz -~nderung des Wasserdampfdruckes der L11ft aui eine konstante H6he einreguliert wird, sondern mit steigendem Wasserdampfdruck abnimmt [6]. Dieses Ergebnis stfitzt die Annahme, dab die insensible Wasserabgabe des Menschen in diesem Temperatur- bereich ais ein Diffusionsvorgang aufzufassen ist.

In der Berichtszeit wurde die Einrichtung der Physiolo- gischen Abteilung durch den t3au einer Klimakammer (Tem- peratur: + 5 bis + 70 ~ C, relative Feuchtigkeit: 10 bis 95%), einer Kgillekammer (-- 20 ~ C bis + 20 ~ C), eines modernen Tier- stalles und dutch den Ausbau eines Gasanalyse-Laboratoriums vervolistgndigt.

In der Statistischen Ableilung (Leiter: Prof. Dr, M.-P. GEP- t~XnT) wurden die frfiher begonnenen Untersuchungen iiber die diagnostische Verwendbarkeit yon Tuberkuiinreaktionen in der Ophthalmologie wieder aufgegriffen und abgeschlos- sen [6].

Ferner wurde die in den Vorjabren angebahnte statistische Analyse der Beziehnng zwischen Grundumsatz und charak- teristischen Kreisiaufgr6Ben fortgesetzt.

Weitere Arbeiten galten der Analyse und dem Ausbau einer ffir den Fragenkomplex der Bioklimatik geeignete11, beweiskr~iftigen statistischen Methodik [7]. Spezieiie Unter- suchungen auf diesem Gebiet waren der f~ir die Beurteilung biokiimatischer ]3eobachtungen grundlegenden stochastischen Theorie der Iterationen gewidmet.

[1] BRI~NDEL, W., u. ]~. KOPPERMANN: Pfiiigers Arch. 288, 12t (1953). - - [Z] BRENDEL, W., E. KOPPERMANN 11. R. THAUER: Pflfigers Arch. Z59, 177 (t954). - - [3] GR~EFF, K., J. KOCH, W. PLEWA u. R. THAUEH: PfHigers Arch. 259, 454 (I954). - - [4] KocH, J., u. R. THAUER: Pfliigers Arch. 258, 461 (t954). - - [6] THAUER, R., U. G, ZOLLNER: Pflfigers Arch. 258, 58 (I953). - - [6] GEPPERT, M.~P., u. H. HXRTL: Tuberkulosearzt 6, 337 (1952). - - [7] G~P- PF, gT, M.-P.: Ned. meteor. H. 1954.

Max-Planck-lnstitut ffir K0hlenforschung.

Mfilheim a. d. Ruhr, Kaiser-Wilhelm Platz t, Tel. 4 05 41/42. Direktor: Prof. Dr. KARL ZIEGL~R. Wissenschaftliches Mitglied: Dr. HERBERT KOCH. Ausw~irtiges wissenschaftliches Mitglied: Dr. HELMUTH

PICHLER, Trenton, N.J., USA. Gesamtzahl der wissenschaftiieh Arbeitenden: stS~ndig 33. Abteilung Dr. Koch. Bereits im vorhergehenden Bericht

erws Versuche zur Hartparaffinsynthese warden am Ruthenium-I~2atalysator fiber igngere Betriebszeiten hilldurch fortgesetzt.

Die bei der Kohlenoxydhydrierung an Ruthenium ent- stehenden t(ohienwasserstoffe weisen einen wesentiich ge- ringeren Verzweigungsgrad auf, ais es bet Verwendung von Kobalt- oder Eisenkatalysatoren der Fail ist.

Im Hinblick auf die grol3e Empfindlichkeit des IRuthe- nium-Katalysators gegenfiber der Giftwirkung yon im Syn- thesegas enthaltenen Schwefelverbindungen erwies sich eine genaue und schnell durchfiihrbare 13estimmungsmethode sehr kleiner Mengen derartiger Stoffe als erforderlich. Sehr gute Ergebnisse lieferte das yon W. OELSEN und G. GRAUE aus- gearbeitete potentiometrisch-elektrolytische Verfahren, nach- dem es den vorliegenden besonderen Erfordernissen angepal3t worden war.

In Fortffihrung frfiherer Untersnchungen wurde die Um- formung yon Kohlenwasserstoffen wetter bearbeitet. Hier sind zu erw/ihnen Versuche fiber die Isomerisierung und Dis- proportionierllng der Alkylbenzole unter Verwendung yon mit Chlorwasserstoff aktiviertem Aluminiumchiorid bzw. Alumi- niumoxyd ais Katalysator.

Die Untersuchung der Methylierung yon Paraffinen und Naphthenen mit ttiife yon Methyichlorid und Methylalumi- niumchloriden ergab die M6glichkeit der Darstellung der Kohlenwasserstoffe mit quartgren Kohlenstoffatomen mit zum Teil sehr guter Ausbente. Sic ist yon einer Isomerisierung begleitet und Hil3t sieh daher auch auf n-Paraffine anwenden.

Besonders ausffihrlich wurden in der Berichtszeit neue Umsetzungen des Kohlenoxyds mit Kohienwasserstoffen be- arbeitet. Diese Untersuchungen sind noch in vollem FluB.

A bteilung Pro/. Dr. Ziegler. Der Schwerpunkt der Arbeiten lag auf dem Gebiet der Katalyse durch metaliorganische, ins- besondere aluminiumorganische Verbindungen.

Eine Weiterentwicklullg der Methoden zur Darstellung der neuen Katalysatoren, der Aluminiumalkyle, brachte das Er- gebnis, dab diese ffir die weiteren Arbeiten unentbehrlichen Ausgangsstoffe jetzt leicht und in grol3en Mengen nach ver- schiedenen Verfahren zugitnglich sind.

Der Mechanismus der Reaktionen wurde im einzelnen stu- diert, neue Anwendungsgebiete wurden erschiossen und neue Reaktionen entdeckt.

Die katalytische Umformung yon Oiefinen durch Alumi- niumalkyie wurde in der Versuchsanlage des Inst i tuts in kontinuieriicher Ausffihrungsform in den kieintechnischen MaBstab fibertragen.

Die PoIymerisation des Athyiens wurde erforscht hinsicht- lich a) selektiver und praktisch quanti tat iver Dimerisation zu Buten als Basis eines neuen Butadienverfahrens, b) geienkter Poiymerisation des Athylens zu h6heren ~-Olefinen, ganz nach Wunsch zu Hexen, Octen, Decen, Dodeeen usw., c) Iterstei- lung yon Poly/ithylen-~u sowie d) Herstellung ,,echter Poly~ithyIene" mit hohen Moigewichten nach sehr einfachen Verfahren.

Wetter wurden untersucht die Umwandlung von Jithylen in h6here prim~re Fettalkohole, Suifos~uren, Halogenide u. /i. und die Gewinnung gleichartiger Produkte aus FlSCHZR- TRO~SCH-GA:rSCH gleichfalls mit ttilfe von Aluminiumaikylen.

Nebenher wurden Untersuchungen fiber vielgiiedrige IRingsysteme, insbesondere zyklische trans-Olefine, Arbeiten fiber Cyclopentadien, insbesondere seine Metallverbindungen, Arbeiten fiber andere vielfach unges~ittigte zykiische Ver- bindnngen u./i. ausgeffihrt.

An bauiichen und instrumenteilen Verbesserungen sind Erweiterungsbauten des Insti tuts nnd die Fertigsteliung gr6Be- rer moderner Laboratorien ffir organische Arbeifen zu nennen.

Das Inst i tut beschaffte t in zweites antomatisches und 11niverseli verwendbares Spektrophotometer ffir uitraviolettes, sichtbares und infrarotes Lieht.

Forschungssfelle fiir fieschichte tier Kulturpflanzen in der blax-Planck-Gesellschaft z.F.d.W.

Beriin-Dahiem, Faradayweg 16, Tel. 7613 02. Letter: Prof. Dr. ]~LISABET}I SCHIEMANIg. Gesamtzahl der wissensehaftlich Arbeitenden: st~indig 2,

nichtst/indig 3.

Die Geschichte der Kuiturpflanzen wird yon drei ver- schiedenen Seiten angegriffen; dementsprechend bestehen drei Hauptarbeitsgebiete :

I. Unlersuchungen iiber Arlbildung. Versuehsobjekt ist die Gattung Fragaria (Erdbeere), yon der ein Sortiment von Wiid- arten aus Europa, Nord- und Sfidamerika (tIeimat der Kultur- erdbeere) und Asien, besonders Ost- und Sfidostasien, gehalten wird, das 18 Arten umfaBt. Mit dankenswerter Hiife auslgn- discher Botaniker ist es um weitere 28 Wiidsippen, zum Teii aus unbestimmten Arten bereichert; hexaploide Wildformen wurden nicht gefunden. - - Untersuchungen fiber Artbildung und Geschlechtsdifferenzierung bet fernstehenden diploiden Zwitterarten ffihrten zu einer Verschiebung der Geschlechts- auspriigung in Richtung auf Getrenntgeschlechtlichkeit, die piasmabeeinflul3t ist [1]; bet der tetraploiden di0zischen Fra- garia orientalis wurden weibliche Heterogametie und Autopoly- ploidie nachgewiesen und der Zusammenhang zwischen Ge- schlecht und Fertiiit~it an der Ausbildung der Organe des unter- driickten Geschiechts entwickiungsgeschichtlich untersucht [9]. Weiterhin wurden die Selbststerilit~t der Fragaria viridis und spontan entstandene tetraploide Pflanzen yore gigas-Typ analysiert.

I f . Die Abstarnmung der Getreidearten wird zytogenetisch bearbeitet. Es wurden die Hypothesen yon BERTSCg und MCti'ADDEN-$EARS zur Ents tehung der hexaploiden Saal- weizen gepriift.

Dabei sind primitive St~imme von Weizen in Vergleich gezogen, die Prof. Kuc~:ucK in Persien gesammeit hat. Die Wiederaufnahme der ]3eziehungen zum vorderen Orient, botanisch und arch/iologisch (s. unter lII.), ist ffir das voriie- gende Problem vo11 grOI3tem Wert. - - Bet der Gerste wird der phyiogenetische Zusammenhang yon 2- 11rid 6zeiligen Gersten und ietzterer zu den aus ost-tibetanisehem Material isolierten intermedium-Gersten sowie die genetische Beziehung dieser zu Radiomutanten und einer ~hnliehen abessinischen Sippe untersucht. Ferner ist der isoliert vorkommende siid- afrikanische Witdroggen Secale africanum zytogenetisch be- arbeitet [3].

Page 7: Tätigkeitsbericht der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften für die Zeit vom 1. 4. 1952 bis 31. 3. 1954

Heft 23 T~t igke i t sbe r ich t der Max-P lanck-Gese l l scha f t . 5 ~ 3 1954 (Jg. 41)

I I I . Die Pri~historie der Kullurp/lanzen, die sei t d e m B r a n d e des B o t a n i s c h e n M u s e u m s D a h l e m sowie der Verlage- r u n g u n d Schliel3ung vieler M useen abgeb rochen we rden muBte , k o n n t e d a n k der U n t e r s t f i t z u n g du rch die D e u t s c h e F o r s c h u n g s g e m e i n s c b a f t 1952 wieder a u f g e n o m m e n werden . N a c h m e t h o d i s c h e n V o r b e r e i t u n g e n ( S a m e n s a m m l u n g , Holz- p r X p a r a t e s a m m l u n g , A s c h e n p r ~ p a r a t e rezen te r u n d ve rkoh l t e r Hblzer, V e r g l e i c h s m e s s u n g e n a n a n a t o m i s c h e n M e r k m a l e n a m Get re idesor t iment ) wurde die 1936 in G e m e i n s c h a f t m i t d~ni- s c h e n B o t a n i k e r n u n d PrXhis tor ikern ve r e i nba r t e Regis t r ie - r u n g yon t~ornabdr f icken in T o n s c h e r b e n aus d e m N e o l i t h i k u m im n o r d d e u t s c h e n R a u m t953 wieder a u f g e n o m m e n . A u c h is t Xlteres u n d neues A u s g r a b u n g s m a t e r i a l ans d e m Or ien t u n d Eu - ropa b e s t i m m t . Besonde r s wich t ig s ind die Ergebn i s se au s Be- s t i m m u n g e n ffir Unter~ tgypten (el Omari , Saqqarah) ffir das zu r Zeit s t r i t t ige V o r k o m m e n yon E i n k o r n in ]i, g y p t e n (negativ) ; ferner der Nachwei s der d ich ten 6zeiligen Gers te (Ur -Fu le rum) im N e o l i t h i k u m yon N o r d d e u t s e h l a n d sowie yon Vitis syI- ves t r i s im Neo l i t h i cum der M ark B r a n d e n b u r g [4].

[1] N ~ 3 ~ E R a - KRONER, U. : Untersuchungen fiber die Vererbung der Artmerkmale und des Geschlechtes bet diploiden Fragariaarten. Habil.schr. Humboldt-Univ. Berlin. - - [2] STAUUT, G.: Z. Verer- bungslehre 84, 361 (t952). Diss. Humboldt-Univ. Berlin. - - [3] SCHIEMANN, F~., U. U. NI)RNBERG-KRUGER: Naturwiss. ~9, I36 (t952). - - [gl SeHIES~ANN, E.: Ztiehter ~], 3~8--327 (t953). - - Jb. R6m. Germ. Zentralmuseum 1, ~ - - I4 (1954).

Institut fiir landwirtschaffliche Arbeitswissensehaft und Landtechnik in der Max-Planck-Gesellschaft z.F.d.W.

B a d t~reuznach , A m ~ a u z e n b e r g , Tel. 2539.

Di rek to r : Dr. GERHARDT PREUSCHEN. G e s a m t z a h l der wissenschaf t l i cb Arbe i t enden : s t i n d i g t0,

nichtst~indig 9, d a r u n t e r t AusI~tnder.

I n der Abteilung I: Leilende Arbeit in der Landwirtscha/t wurde ein V e r f a h r e n en twicke l t zur schne l len E r r e c h n u n g der jeweils g i ins t igs ten Organ i s a t i ons fo rm eines Betr iebes . Sie b e r u h t a n t e ther E r m i t t l u n g der GesetzmM3igkei ten zwischen den e inzelnen Be t r i ebszweigen [1]. Das Hi l f smi t te I is t ein W i r t s c h a f t s r e c h e n s t a b [2].

A n t d e m Gebie t der A r b e i t s p l a n u n g w u r d e n U n t e r l a g e n geschaffen , u m ffir jede Betr iebsgrSBe u n d Be t r i ebs fo rm die n o t w e n d i g e n Arbeitskr~tfte, Zugkr~f t e u n d Masch inen im vor - aus zu e r r echnen [3]. A n t ffinf Model lbe t r ieben yon 5 h a w u r d e der E in f lug des Grades der Mechan i s i e rung a n t die Arbe i t s - u n d B e t r i e b s o r g a n i s a t i o n u n t e r B e o b a c h t u n g g e n o m m e n . Alle Bet r iebe s ind gleich grog, h a b e n gleiche BodenverhXl tn isse , gleiche A n b a u p l a n u n g , gleiche D f i n g u n g n n d gleiche Fe ld lage ; n u t die t e c h n i s c h e A u s s t a t t n n g is t va r i i e r t [4].

I n der Abteilung I f : Aus[iH, rende Arbeit in der Landwirt- scha/t w u r d e n m i t Hilfe yon B e o b a c h t u n g e n , A r b e i t s s t u d i e n und A r b e i t s v e r s u c h e n Zei t u n d L e i s t u n g der V e r f a h r e n u n d m i t Hilfe der Pu l s f r equenz - oder G a s w e c h s e l m e t h o d e der energe t i sche A u f w a n d geprfift . Diese U n t e r s u c h u n g e n er- sfirecken sich au f Getreide- u n d Rf ibenbau , Ka r t o f f e lbau u n d Hofwi r t scha f t , F u t t e r b a u u n d S o n d e r k u l t u r e n u n d Ger~te aller Gebiete.

Die A bleilung I I [ : L andtechnik bea rbe i t e t e Ve rbes se rungen u n d N e u e n t w i c k l u n g e n von Masch inen (wie D r e s c h m a s c h i n e n , M~hbinder) u n d Ger~ ten sowie neue VorschlXge ffir Bau u n d Aus r f i s t ung y o n Ho t u n d GebNuden.

[1] BLECHST~IX, K.: Das Betriebsmodell. Dtsch. landwirtsch. Presse, Hamburg, Sonderdruek 1952. - - [2] BLECHSTEIN, N.: Der Wirtscbaftsrechenstab als Reehenhilfe. Die Landarbeit, Bad Nreuz- hath, Folge 1. t953. - - [3] KREnER, G.: Arbeitsvoranschlag im Bauernhof. Schriftenreihe des Inst i tuts , ,Landarbeit und Technik", Bad Kreuznach, H. 14. 1953. - - [4] S~CK, W.: BSuerliche Modell- betriebe, arbeitswirtschaftliehe und technische Versuche auf dem Versuchsgut Lindenmtihle, Studiengesellschaft ffir Iandwirtsch. Arbeitswirtschaft, Bad Kreuznach, 1953.

Max-Planck-lnstitut fiir Medizinische Forschung.

Heidelberg, J a h n s t r . 29, Tel. 47 53. GeschMtsf f lh render Di rek to r : Prof . Dr. RICHARD KUHN.

Institut /iir Chemie.

Direk to r : Prof. Dr. ~ICHARD KUHN. G e s a m t z a h l der wissenschaf t l i ch A r b e i t e n d e n : s t~nd ig 18. t n Be t r ieb k a m eine A p p a r a t u r zu r Messung y o n U l t r a ro t -

s p e k t r e n (PEaI~IX-]?;L.~IER), m i t deren Hilfe iKumulene, freie

St icks tof f radikale , N-ha l t ige Zucker u. a. v e r m e s s e n w u rd en . Die E r s t e l l n n g e iner m a g n e t i s c h e n M e g a n o r d n u n g h a t es er- m6gl ich t , S u s z e p t i b i I i t g t s b e s t i m m u n g e n bis zur T e m p e r a t u r des flfissigen St ickstoffs e r n e u t in Angr i f f zu n e h m e n . - - Neu g e w o n n e n w u r d e das ol ivfarbige kris talI is ier te 2.3-Di- pheny len -5 -pheny l - t e t r azo I , ein r ingf6rmiges Rad ika l m i t , ,4 -wer t igem A m m o n i u m - S t i c k s t o f f " , das t ie fb laue pa ra - m a g n e t i s c h e P e n t a - p h e n y l - p y r r o l i u m - p e r c h l o r a t , ein zykli- sches In iumsa lz . A m Te t r apheny lpy r ro l , das sich zu e inem ro ten Rad ika l dehydr i e ren lgl3t, wu rde eine e igenar t ige Ring- e rwe i t e rungsak t i on (Bi ldung von Amaron) en tdeck t . Die M e s s u n g m a g n e t i s c h e r Suszept ib i l i tS ten e rmbgl ich te a u c h die Aufk lS rung yon o rgan i schen K o m p l e x v e r b i n d u n g e n des 3-, 4- u n d 5-wert igen Vanad ins , die als Modelle Ifir den V a n a d i n - ha l t igen B lu t f a rbs to f f der Ascidien ( H a e m o v a n a d i n ) darges te l l t wurden . Die H a e m o v a n a d i n - A r b e i t e n s ind yon Doz. Dr. H. J. BIELIG teihveise an der Zoologischen S ta t ion in Neape l du rchge f f ih r t worden .

F o r t g e s e t z t w u r d e n U n t e r s u c h u n g e n fiber Phenaz ine , /~-Aminos~uren u n d fiber Alkaloidglykoside , die als natf i r l iche R e s i s t e n z f a k t o r e n wilder iKartoffeI- u n d T o m a t e n a r t e n y o n In te res se sind. Die zu le tz t g e n a n n t e n U n t e r s u c h u n g e n er- fo lg ten in Z u s a m m e n a r b e i t m i t der Zweigstel le R o s e n h o f des M a x - P l a n c k - I n s t i t u t s Ifir Z f i ch tungs fo r schung .

Aus F r a u e n m i l c h k o n n t e ein schSn kr is ta l l i s ier tes N- T e t r a s a c c h a r i d isoIiert werden , das in seiner K o n s t i t u t i o n d e m fo lgenden B a u p l a n en t sp r i ch t : > G l u k o s e > G a l a k t o s e > N- A c e t y l g l u c o s a m i n > Galaktose . U n t e r A b s p a l t u n g y o n 1-Fu- cose lieBen sich wei tere Ol igosacchar ide der F r a u e n m i l c h zu d iesem Te t r a saccha r id abbauen . Aus den Mucopro t e inen des K u h - C o l o s t r u m s k o n n t e eine kr is ta l I is ierende p ro s the t i s ch e Gruppe abgespa l t en werden , die s t a rke F a r b r e a k t i o n e n n a c h BIAL u n d nach EH~LICH ( p - D i m e t h y l - a m i n o - b e n z a l d e h y d ) gibt .

Insiitut [i~r Physik.

Heidelberg, J a h n s t r . 29, Tel. 5t 78. Di rek to r : Prof. Dr. ~VALTHER BOTHE. Ausw~r t ige ~Tissenschaf t l iche Mitgl ieder: Prof. Dr. RUDOLF

]2"LEISCHMANN, Er langen , Prof. Dr. WOLFGANG GENTNER, Fret- b u r g i. Brsg. , Prof. Dr. HEINZ )/[AIER-LEIBNITZ, Mfinchen.

G e s a m t z a h l der wissenschaf t l i ch A r b e i t e n d e n : s t gn d ig 1 t, n i c h t s t g n d i g t 3.

N a c h A u f h e b u n g der Requ i s i t ion des Geb/ iudes a m 10. J u n i t952 s t a n d das I n s t i t u t im Zeichen der Wiede rhe r s t e l l un g u n d VViederaufnahme wissenschaf t l i che r Arbe i ten in gr613erem U m f a n g . A m 1. Apri l 1953 wurde der E r w e i t e r u n g s b a u be- zogen.

D a s Heide]berger Zyk lo t ron wurde zur S te ige rung seiner Leistung unter wesentlicher Beteiligung des Institutes fiir Instrumentenkunde in der Max-Planck-Gesellschaft umgebaut (noch ira Gange). Trotz der Umbauarbeiten wurden zahlreiche radioaktive Prgparate ffir medizinische, chemische und physi- kalische Untersuchungen hergestellt.

In Zusammenarbeit mit der Chirurgischen Universitgts- klillik Heidelberg wurde die Radiophosphormeihode bet Untersuchnngen fiber B1utspeicherungsvorgStnge und zur Blutvolumenbestimmung bei chirurgischen ]~rkrankungen erfolgreich a n g e w e n d e t Eli.

I n G e m e i n s c h a f t m i t d e m Chernischen S c h w e s t e r i n s t i t u t u n d d e m O r g a n i s c h - C h e m i s c h e n I n s t i t u t der Un iv e r s i t~ t Mainz w u r d e die Reso rp t ion des gegen p a t h o g e n e Han tp i l z e w a c h s t u m s b e m m e n d wi rkenden , Clr 2 -Pheny l - benz imidazo l s in R a t t e n b l u t u n t e r s u c h t . Die r ad ioak t ive Methode e r l aub t im Gegensa tz zu den op t i s chen Nachweis - v e r f a h r e n eine e inwandfreie , q u a n t i t a t i v e K o n z e n t r a t i o n s - b e s t i m m u n g (2]. We i t e rh in wurde eine Methode ausgea rbe i t e t , die den q u a n t i t a t i v e n Nacbweis S-, Br-, C1- u n d P -ha l t ige r S u b s t a n z e n auf P a p i e r c h r o m a t o g r a m m e n u n d Papiere lek t ro- p h e r o g r a m m e n du rch die mi t t e l s N e u t r o n e n b e s t r a h l u n g indu- zierte A k t i v i t ~ t g e s t a t t e t [3].

Viele Arbe i ten be t r a f en P rob leme der Ke rnspek t ro s k o p i e . Die Zerfa l lsenergien zahl re icher r ad ioak t ive r I so tope , d a r n n t e r Mg 27 u n d Ti 5~, w u r d e n z u m Tell neu, z u m Tel l m i t gr6Berer Genau igke i t als b i she r gemessen u n d e n t s p r e c h e n d e Niveau - s c h e m a t a au fges te l l t [4]. Fi i r einige r ad ioak t ive K e r n e m i t v e r z w e i g t e m K-Posi t ronenzerfaI1 w u r d e das ffir die Theor ie wicht ige Verzweigungsverh i i l tn i s b e s t i m m t . Mit te ls e iner ver- v o l l k o m m n e t e n \VILHELMY-Methode w u r d e n die N iveau - s c h e m a t a der bei K e r n r e a k t i o n e n a u f t r e t e n d e n , hochange reg - t en Zwischenke rne N ~5, O ~7 n n d Ne 2~ b e s t i m m t u n d zwischen 7 u n d t3 MeV A n r e g u n g s e n e r g i e eine g~oge ZahI b i she r u n b e - k a n n t e r A n r e g u n g s z u s t g n d e b e o b a c h t e t [5].

Page 8: Tätigkeitsbericht der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften für die Zeit vom 1. 4. 1952 bis 31. 3. 1954

54z]: Ti i t igkei tsber icht der Max-P lanck-Gese l l schaf t . Die Natur. wissenschaften

E in eisenfreies m a g n e t i s c h e s Doppe l l insen- f l -Spek t romete r m i t groBer Lichts t / i rke u n d m i t t l e r e m A u f I 6 s u n g s v e r m 6 g e n wurde kons t ru i e r t u n d in ]Betrieb g e n o m m e n n n d ein un ive r - sell v e r w e n d b a r e r 1 0 t - E l e k t r o m a g n e t ffir ~ -Spek t roskop ie m i t hohe r A u f l 6 s u n g in A u f t r a g gegeben.

Die T e m p e r a t u r a b h ~ n g i g k e i t der S t r e u u n g la l lgsamer N e u t r o n e n in W a s s e r s t o f f w u r d e g e m e s s e n [6] u n d in g u t e r O b e r e i n s t i m m u n g m i t den t heo re t i s chen V o r a u s s a g e n ge- funden .

Zur Spek t roskop ie schnel ler N e u t r o n e n (2 bis 25 MeV) wurde ein neues S p e k t r o m e t e r kons t ru ie r t , bei d e m die Ene r - g i eve r t e i lung der in e iner H o c h d r u c k - I o n i s a t i o n s k a m m e r in R i ch tu l l g der e infa l lenden Neu t ro l l en ausge l6s t en RfickstoB- p r o t o n e n gemessen wird [71.

Auf d e m Gebie t der k o s m i s c h e n S t r a h l u n g w u r d e n die U n t e r s u c h u n g e n fiber die S c h a u e r a u s l 6 s e k u r v e fo r tgese tz t [8~. M6gl icherweise s ind bei den s t ud i e r t en P rozessen b i sber un - b e k a n n t e , e lek t r i sch neu t r a l e E l e m e n t a r t e i l c h e n bete i l ig t [9~.

]? ; lektronenphysikal ische U n t e r s u c h u n g e n fiber u n e r w a r - t e te E r s c h e i n u n g e n bei der Einzel - u n d V i e r f achs t r euung b r a c h t e n neue Ergebnisse . Die E i n z e l s t r e u u n g an schweren A t o m k e r n e n k a n n bei groBen S t r euwinke ln n i ch t m e h r d u r c h die MoTrsche Theor ie erklS, r t we rden [10]. In te r fe renz - e r s che inungen an der E lek t ronenhf i l l e t r e t en bei der S t r e u u n g n i ch t a11f [11]. U n t e r s u c h u n g e n der V i e l f a c h s t r e u u n g be- stS, t ig ten die Theor ie yon MOLI~RE [12]. Die W i n k e l v e r t e i l u n g der E l e k t r o n e n h i n t e r schr~g ges te l l t en Streufol ien is t in ; 3 b e r e i n s t i m m u n g m i t der R e c h n u n g [121, [13]. Das Ver- h a l t e n yon pos i t iven u n d n e g a t i v e n E l e k t r o n e n bei der Ab- so rp t ion [14] is t du r ch den E in f lug der ve r s ch i edenen Ke rn - s t r e u u n g ftir Pos i f ronen u n d E l e k t r o n e n zu erkl/~ren. N a c h einer n e u e n L a u f z e i t m e t h o d e w u r d e die A n l a g e r u n g l a n g s a m e r E l e k t r o n e n an Sauer s to f fmoleke ln u n t e r s u c h t u n d z u m Ab- schluB g e b r a c h t [15].

AuI d e m Gebiet der F e s t k 6 r p e r p h y s i k w u r d e n U n t e r - s u c h u n g e n fiber S t r u k t u r v e r ~ n d e r u n g e n du rch a- ]Bes t rahlung anges te l l t [16], die m i t e iner ve r fe ine r t en Methode wei ter- geff ihr t werdeI1.

Neben den m i t d e m U m b a u des He ide lbe rger Zyk lo t rons z u s a m m e n h S m g e n d e n F r a g e n w u r d e das P rob l em der ]Beschleu- n i g u n g y o n E l e k t r o n e n n a c h d e m Zyk lo t ronpr inz ip [17] s tu- dier t nnd , in Z u s a m m e n a r b e i t m i t d e m Conseil E u rop4en pou r la Reche rche Nucl4aire, dos ]Besch leun igungssys tem ffir dos gep lan te Genfer 25 GeV-P ro t on S y n c h r o t r o n entworfen . Da- bei w u r d e ein neua r t i ge r Ana log ie rechner angegeben u n d ein H o c h f r e q u e n z g e n e r a t o r hohe r S tabi l i t~ t au fgebau t , dessen F r e q u e n z mi t t e l s p a r a m a g n e t i s c h e r R e s o n a n z ges t eue r t wird [18].

[1] SCHWAIGER, l~., ]~. V. LIJTTICHAU ll. K. SCHlVIEISER: Chirurg 23, 150 (1952). -- [2] JERCHEL, D., H. BECKER U. K. ScnI~IEISER: Z. Naturforsch. 8b, 294 (1953). -- [8] SCHMEISER, K.~ n. D. JERCHEL: Angew. Chem. 14, 566 (1953); 19, 490 (1953). -- [4] KOESTER, L., H. IVIAIER-LEIBNITZ, T. MAYER-KUCKUK, K. SCHMEISER U. G. GCHULZE-PILLOT: Z. Physik 133, 319 (1952).- DANIEL, H.~ L. I{OE- STER 11. T. )/[AYER-]KucKuK: Z. Naturforseh. 8a, 447 (I953). - - I5] GIERKE, G. V. : Z. Naturforsch. 8 a, 567 (1953). - - [6] GUBER, W. : Z. Naturfoyseh. 7a, 725 ( t 9 5 2 ) . - [7] SCHMmT-ROHR, U.: Z. Natur- forsch. 8a, 470 (1953). - - [8] THURI% H.: Z. Naturforsch. 7a, 497 (t952); 8a, 134 (t953). - - [9] BOTHE, W.: Z. Naturforsch. 8a, 393 (1953). - - "[101 IKINZI~GE~, E., u. W. BoratE: Z. Naturforsch. 7a, 390 (19.52) . - [11] KINZINGER, ]Z.: Z. Naturforsch. 8a, 312 (1953). - - I12] IK~ECnT, O., U. W. BOTHE: Z. Naturforseh. 8a, 805 (1953). - - [13] BOTHE, W.: Sitzgsber. Heidelberg. Akad. d. Wiss. 1952, S. 307. --- [14] KOES~ER, L., H. MAIEE-LEI~IrZ U. K. SCH~EISER: Z. angew. Phys. 5, 9 (1953). - - [lg] DOEHEINO, A.: Z. Naturforseh. 7a, 253 (1952). - - [16] STECH, B.: Naturforsch. 7a, t75 (~952). - - [17] SCH~ELZER, Cm: Z. Naturforsch. 7a, 772 (1952). - - [18] SeHMELZER, CH.: In: Lectures on the theory and design of an alternating-gradient proton synchrotron. C.E.R.N. Genf, 1953.

Institut /i~r Physiologic. Heidelberg , J a h n s t r . 29, Tel. 47 54. Di rek to r : Prof . Dr. ~'RIEDRICH HERMANN REIN ~. Ste l lver t re te r : Prof. Dr. J~R~E~ ASCHOF~. G e s a m t z a h l der wissenschaf t l i ch A r b e i t e n d e n : st~11dig 8~

t aus l~nd i sche r G a s t a s s i s t e n t (Turin). Die Z l n t e r s u c h u n g e n ga l t en in ers ter Linie d e m y o n REIN

ens Mi l z -Lebe r -Mechan l smus u n d den d a m i t v e r b u n - denen F r a g e n der Coronarphys io log ie u n d der Herzinsuff iz ienz . Abgesch lossene Ergebn i s se [1] l iegen vor fiber die W i r k u n g e n y o n Dros se lungen der Coronargef~tl3e au f die D u r c h b l u t u n g der Leberar te r ie , fiber die ]Bedeutung rech ts - oder l inksse i t iger

Drosselungen ffir die Herzinsuffizienz sowie fiber die Effekte verschiedener gefiiBaktiver Substanzen im Vergleich zum Milz- Nervenreiz. Weitere Versuchsreihen dienen der ~berprfifung kreislaufaktiver Substanzen, die vom Institut ffir Chemic synthetisiert sind. In G6ttingen begonnene Untersuchungen fiber die Zusammenh~inge zwischen arterieller Sauerstoff- s~ttigung und Coronardurchbhtung wurden fortgesetzt und durch Experimente fiber die Bedeutung der extrakardialen Innervation erg~inzt [21. Bemfihungen um die Verbesserungen kreislaufphysiologischer Methodik ffihrten in Verbindung mit dem Physiologischen Institut der Universit~it Marburg (Prof. KRAMER) zur Entwicklung einer str6mungsunabh~ingigen Sauerstoffuhr [3]; meBtechnische Probleme der REiNschen Thermostromuhr wurden erneut aufgegriffen, die Ergebnisse finden bei dem yon der Firma ]Braun, Melsungen, gebauten Ger~it Verwendung.

Die Abteilung /iir angewandte Physiologie (Prof. Dr. H . ]BRt~NER) dehn t e die au f sechs Zechen des K o h l e n b e r g b a u s b e g o n n e n e n U n t e r s u c h u n g e n fiber U n t e r t a g e a r b e i t u n t e r er- s chwerenden K l i m a b e d i n g u n g e n au f den K a l i b e r g b a u aus. Der im F e b r u a r 1952 der D e u t s c h e n I~oh lenbe rgbau le i tung vorgelegte ausff ihr l icbe ]Bericht d ien te als Un te r l age ffir eine Re ihe grundsS, tz l icher E r 6 r t e r u n g e n fiber Arbe i t sze i t u n d I{ l imagrenzen im ]Bergbau. E in e n t s p r e c h e n d e r ]Bericht tiber die U n t e r s u c h u n g e n im Ka l iwerk ]Buggingen g ing an das Ober- b e r g a m t F re ibu rg i.]Brsg. U m E r f a h r u n g e n fiber e x t r e m un- gfinst ige K l i m a b e d i n g u n g e n im K o b l e n b e r g b a u zu s a m m e l n , l and au f V e r a n l a s s u n g der We t t e rw i r t s cba f t s s t e l l e der Wes t - f~l ischen ]Berggewerkschaf tskasse ]Bochum im S e p t e m b e r 1953 eine neuer l iche U n t e r s u c h u n g au f Zeche Amal ie der Bergwerke E s s e n - R o s e n r a y s t a t t . Die A u s w e r t u n g der Ergebn i sse k o n n t e in Z u s a m m e n a r b e i t m i t der Hol ler i ths te l le der M.P .G . in G6t- t i ngen gr613tellteils abgesch lossen werden .

D a n e b e n besch~tftigte sich die Ab te i l ung m i t d e m P ro b l em ve r sch i edene r Z w a n g s b e a t m u n g s m e t h o d e n , de ren exper i - men te l l e r ]Bearbeitllng eine Reihe yon Verbes se rungen a n den b isher igen Modellen der E i se rnen L u n g e 11nd die E n t w i c k l u n g einer neuen A t e m p u m p e dienten.

Arbe i ten zur biologischen Per iod ik w u r d e n m i t ve rbes se r t e r Me thod ik u n d V e r s u c h s a n o r d n u n g fo r tgese tz t [4].

[1] SCHMIER, J., U. W. MEESMANN: Pfltigers Arch. (im D r u c k ) . - [2] ALELLA, A.: Pflfigers Arch. 259 (1954). - - [3] WEVER, R.: PfItigers Arch. 259 ( 1 9 5 4 ) , - [4] ASCHOFF, J . : Naturwiss. 41, 49 (1954).

Medizinische Forschungsanstalf der Max-Planck-Gesellschaft z.F.d.W.

G6tt i l lgen, ]Bunsenstr . 10, Tel. 3653.

Di rek to r : Prof. Dr. t(ARL THOMAS. Zweiter Di rek tor : Prof. Dr. Dr. WERNER NOLL. Wissenscha f t l i ches Mitgl ied: Pr iv . -Doz. Dr. Dr. Gt)NTHER

WEITZEL. Biochemische A bteilung.

Einschl ieBlich exper imente l l e Medizin u n d Rad io i so topen- L a b o r a t o r i u m . (Leiter: Prof. Dr. med. IKA~L THOMAS.)

G e s a m t z a h l der wissenschaf t l i ch A r b e i t e n d e n : s t~nd ig 1 t, n i c h t s t ~ n d i g 8.

Gas t : Prof . Dr. S. NAKAMIJRA, J a p a n . ]Bei U n t e r s u c h u n g e n zur Physio logic der F e t t s ~ u r e n m i t t -

lerer Ke t t en I~nge stel l te sich he raus , dab derar t ige Fe t t - s~uren natf i r l icherweise in der H a u t v o r k o m m e n u n d dab die H a u t ein spezif isches S p e i c h e r u n g s v e r m 6 g e n ffir sic be- si tzt . W a g sic do r t bedeu ten , is t noch 11nklar. Sic h e m m e n z. ]3. das W a c h s t u m yon Tube rke lbak te r i en , aber es l iegt keine spezif ische H e m m u n g vor.

Tiefere Einbl icke in die R a u m b e a n s p r u c h u n g e iner Fe t t - s~uremoleke l u n d in ibr Ve rha l t en in Grenzsch ich ten e rgaben M e s s u n g e n an sog. m o n o m o l e k u l a r e n F i lmen . In enger Zu- s a m m e n a r b e i t m i t Dr. HELL:ERS P h y s i k M i s e h e m L a b o r a t o r i u m w u r d e n M e t h o d e n zur M e s s u n g yon e lek t r i schen GrenzflS~chen- po t en t i a l en u n d der Wasse r - u n d Ioneudurchl /~ss igkei t y o n F i l m e n u n d flfissigen 11nd fes ten S u b s t r a t e n entwiekel t . Sic lassen e inen E inb l ick in die , , A t m u n g " der Iebenden H a u t zu u n d werden bei F r a g e n der ~ r / i rmeregu l i e rung y o n Be- deu tung , w e n n die H a u t wechse lnd d u r c h b l u t e t wird. t3eson- ders die M e s s u n g e n der W a s s e r d a m p f d u r c h l ~ s s i g k e i t y o n F e t t f i l m e n auf lebellder t t a u t s ind inzwischen ffir kosme t i s che F ragen yon prak~cischer W i c h t i g k e i t geworden, da bei der f iblichen S a l b e n a n w e n d u n g die , , H a u t a t m n n g " z u m Tell erhebl ich b e h i n d e r t wird.

Fe t t s~u ren , dereI1 K o h l e n s t o f f k e t t e ve rzweig t ist, s ind in der be leb ten N a t u r n i ch t so sel ten, wie m a n frf iher mein te .

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Heft 23 t954 (Jg. 41) T~ttigkeitsbericht d e r M a x - P l a n c k - G e s e l l s c h a f t . ~ 5

Wit fanden sie als Hauptbestandtei l im Fett , besser Wachs, der Btirzeldrtisen der V6gel. Dort dienen sie zum Einfetten des Gefieders. Die Verzweigung ihrer Kohlekette gibt ihnen besoudere physikalische Eigenschaften. Anch hier haben uns die Messungen an monomolekularen Filmen ihr Verhalten ver- stehen gelehrt [1] bis [4].

Zu den Spurenelementen, die in den Organismen vorkom- men, geh6ren Kupfer, Kobalt niid Zink. Sie sind an besondere Proteine gebunden und fungieren als Wirkgruppe bestimmter Enzyme. "vVelche IZolle dem Zink zukommt, ist IIoch wenig bekannt, am Aufbau der Carboanhydrase ist es mal3gebend beteiligt. In den Inseln des Pankreas, wo das Insulin gebildet wird, wird es bevorzugt gespeichert. Bei Analysen der Bauch- speieheldrtise wird der Zinkgehalt des Inselgewebes dutch das exokrine Gewebe verschleiert. Bei best immten Knochenfisch- arten abet sind endokrines und exokrines Pankreas weit- gehend yon Natur her getrennt, und die Biochemische Abtei- lung konnte an diesen Fischarten zeigen, dab das exokrine Pankreas nicht mehr Zink en th i l t als die meisten anderen Organe auch, w/~hrend dagegen das Inselgewebe einen sehr hohen Zinkgehalt besitzt.

Dabei wurde erkannt, dab auch das yore Inselgewebe produzierte Insulin auf Grund seiner chemischen Struktur ein ausgeprigtes Zinkbindungsverm6gen hat, woraus sich Anhaltspunkte ffir die Bindung des in der Drfise gespeicherten Insulins ergeben.

Nicht nur insulingebundenes Zink, sondern auch Zink in aiiderer, aber komplexgebundener Form spielt im Kohlen- hydratstoffwechsel eine Rolle. Die in der Abteilung als Modellsubstanzen hergestellten Zink-Aminosiure-Komplexe z.B. erwiesen sich als blutzuckersteigernd, wobei bei Anwen- dung geringer Zinkdosen die Bedeutung der spezifischeii Struktur offenbar wurde. Im Auge befindet sich Zink beson- ders stark angereichert im Tapetum lucidum der Aderhaut bei Carnivoreu. Eine dort liegende Substanz mit > 3 0 % Zn wurde isoliert; sie dient als Reflektor bei dem schwachen LichteinfaI1 dieser Nachttiere.

Seit eiiiigen Jahren wird auf Anregung der IBergbau- Berufsgenossenschaft, Bochum, am Problem der Lungenstaub- krankheiten an der Abteilung gearbeitet. Die Fremdst~ube sind bisher IIur in !deinsten Mengen zuginglich gewesen. Um die ftir weitere chemische, physikalische und biologische Unter- suchungen II6tigen Meiigeii zu gewiiinen, wurde ein Verfahren entwickelt, mit dem ganze bei Sektionen gewonneiie Lungen aufgel6st und die Staubmengen durch Abzentrifugieren ver- lustlos und unver inder t gewonnen werden. Das Yerfahren ist heute zu einer Routinemethode in entsprechend eingerich- teten Laboratorien geworden. Unter etwa 40 menschlichen Lungen wurde als H6chstmenge etwa 100 g I(ohlenstaub ge- funden. In der Lunge ist aber Quarzstaub am gefihrlichsten, alter genau so wie frisch gebrochener.

IBis heute ist die Frage noch nicht gel6st, ob reiner Kohlen- staub tiberhaupt Silikose-~hnliche Erscheinungen ausl6sen kann. Der gew6hnliche Kohlenstaub ist nicht rein, er ist mit Gesteinen der verschiedensten Art, mit Glimmer- und Ton- mineralien und auch mit Quarzsand verunreinigt. Anthra- kose, die Stauberkrankung, die durch Kohlenstaub ausgel6st wird, ver l iuf t pathologisch-anatomisch, r6ntgenologisch und klinisch etwas anders als die typische Silikose. Werden d~ese anderen Erscheinungen durch den Kohlenstaub oder durch seine mineralischen Beimengungen ausgel6st? Das ist die Frage, die jetzt voraussichtlich gekl/irt werden kann und nattirlich fiir die Aiiffassung bedeutsam ist, in welche Stufe der Gefihrliehkeit die Anthrakose als Gewerbekrankheit ein- zureiheii ist.

Im Radiolsotopen-Labo~ (Frau Dr. [VIEYER-SctlOTZMEISTER) erh6hte sich der Umsatz an kiinstlich radioaktiven Isotopen weiterhin. Die IBeschaffung aus England und Verteilung an andere deutsche Stellen hat sich jetzt gut eingespielt. Seii- dungen aus den USA. und Canada laufen an.

[1] TH0gAS, K., U. G. WEITZEL: Jb. Max-Plaack-Gesellsch. 195Z, 223. - - [2] THOMAS, K., u. G. WEITZEL: Experientia [Basel] Suppl. I, t25 (1953). - - [3] WEITZEL, G., A. FRETZOOZrF, S. HELLEI~ U. E. GRAESER: Kol loid-Z. 127, i f 0 (1952). - - [g] WEITZEL, G., U. S. HELLER: Kol lo id-Z. 1934 (M~irz-Heft).

Physiologische Abteilung. Leiter: Prof. Dr. WoLF SCI~OEOZL. Gesamtzahl der wissenschaftlich Arbeitenden: stgndig 2,

nichtsti i idig 4. In Bearbeitung yon Fragen der Steuerung des Herz-Zeit-

Volumens und des veii6sen Rtickstroms des Blutes zum Herzen Naturwiss. t954.

wurde die Injektionsmethode zur Bestimmung des Herz-Zeit- Volumens verbessert. Sie erm6glicht im Tierexperiment hiufige Bestimmuiigen des merz-Zeit-Volumeiis und ist damit ffir physiologische und pharmakologische Untersuchungeii sehr geeignet. Es wurde untersucht, wie weft diese Methode am Menscheii anwendbar ist, damit man auf eine Katheterisierung des Herzens verziehten kann.

Unter Verwendung der oben genannteii Methode wurden tierexperimentelle Uiitersuchungen fiber die Bedeutung der depressorischen Kreislaufreflexe fiir die Steuerung des Herz- Zeit-Volumens und die Blutffillung des kleinen Kreislaufs abgeschlossen.

Fiir die IBeurteilung des veii6sen Riickstroms und seiner Steuerung war es II6tig, die Bedeutung der arterio-ven6sen Anastomosen fiir die Kreislaufdynamik zu untersuchen. Es wurden gefirbte Wachskugeln mit 20, 30 und 40 b~ Durch- messer hergestellt, injiziert und geprtift, wieviele auf der ven6sen Seite wieder erschienen. Die Zahl der wiedergefundenen Ku- geln erm6glichte damit eine Abschi tzung der Durchblutung arterio-ven6ser Verbindungeii mit grol3em Gef/iBdurchmesser.

Weitere Arbeiten betrafen die H~modynamik der Niere, die unvollstiiidige Mischung des Blutes im rechten Herzen und gemeinsam mit Prof. U. LuFr, Albuquerque, New Mexico, das Napitel ,,Physiologie der Atmung" ffir das Handbuch der Allgemeiiien Pathologie.

Pha~'makologische u•d Slandard-Abteilung. Leiter: Prof. Dr. Dr. WZZNER I{OLL. Gesamtzahl" der wissenschaftlich Arbeitenden: s t indig 6,

IIichtstindig 4. In der Berichtszeit wurden die quanti tat iven Untersuchun-

gen fiber Wachstumsvorginge unter dem Einflul3 oestrogener Hormone abgeschlossen [1]. Bisher waren zwei grundsitzliche Fragen yon allgemeiner IBedeutung ftir die Pharmakodynamik dieser Stoffe ungeklir t geblieben, erstens, ob gegentiber einer l~tnger dauernden Oestrogenzufuhr innerhalb des Organismus wirkungsbegrenzende Faktoren wirksam werden, zweiteiis, ob ein bereits in hormonal ausgel6stem Wachstum befindliches Gewebe zur Fortsetzung seines Wachstums eiiier h6heren t tormonkonzentrat ion bedarf als ein ruhendes Gewebe zur Ausl6sung yon Wachstum. Die jetzt abgeschlossenen Uiiter- suchungen Itihrten zu dem Resultat, dab das Gewebswachstum unter v611ig konstantem, gemessenem Hormonangebot nach einer best immten Zeit trotz fortdauernder Hormonzufuhr zum Stillstand kommt. Dieser Stillstand t r i t t unter kleineren Hormonkonzentrationen sparer und nach geringerem Waehs- turn ein, w~hrend unter h6heren Hormondosen der Stillstand friiher und nach erheblich st~rkerem Wachstum erfolgt.

An Schii i t tpriparaten yon Uterustransplantaten naeh ver- schiedener Dauer und Koiizentration der Hormoneinwirkung ergaben Zellzihlungen und Messungen von Zellgr613en Ein- blicke in die St/irke und die Art der Beteiligung der verschie- denen Zellbestandteile des Transplantatgewebes an den hor- monal ausgel6sten Wachstumsprozessen. Bei den vorstehen- den Untersuchungen hat ten sich Geschwindigkeit und Allsmal? des Wachstums der Uterustransplantate als ein Indikator yon sehr befriedigender Empfindlichkeit fiir verschiedene Hormon- konzentrationen erwiesen. Es ist m6glich, mit Hilfe der Gr6gen~nderung der Transplantate an nichtkastrierteii Tieren die Gr6Be und Dauer der nattirlichen innersekretorischen Ab- gabe oestrogenen Hormons im ovariellen Zyklus zu messen.

Die Pharmakologische Abteilung konnte trotz vieler iuBerer Schwierigkeiten ihr Oszillographielaboratorium ver- vollst~ndigen, um den EinfluB yon Narkotika und Analeptika auf die elektrischen TitigkeitsiuBerungeii des Riickenmarks (Aktionspotentiale y o n Reflexentladungen und sog. langsame Potentiale) zu messen. Weitere Untersuchungen der Abteilung betrafeii: die Frage der Differenzierungsm6glichkeit yon Nar- kotika in sog. , ,Hirnrindenmittel" und ,,Hirnstammittel", die Wirkung der Antihistaminika auf die Histaminwirkung und auf anaphylaktische Reaktionen verschiedener isolierter Or- gane, das Zellwachstum unter dem Einflul3 yon Oestrogeneu und das Problem der Tumorgenese. Die Reintierzuchten der Pharmakologischen Abteilung konnten um zwei weitere Miuse- Inzuchts t imme vermehrt und durch F6rderung yon seiten der Deutschen Forschungsgemeinschaft etwas vergr613ert werden, so dab die Abgabe yon Zuchtmaterial an andere Forschungs- steIlen dadurch wesenthch erleiehtert ist.

[1] KOLL, W., u. I. ALBERTY-TzLsCrlOW: Arch. int. Pharma- cedynam. 97, 350 (1954).

45b

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546 Tiitigkeitsbericht der Max-Planck-Gesellschaft. Die Natur- wissenschaften

Max-Planck-Institut ffir Meeresbi01ogie.

Wilhelmshaven, Anton-Dohrn-Weg, Tel. 45 02. GeschMtsftihrender Direktor: Prof. Dr. JOACt~IM HEmMER-

LING. Stellvertr. Direktor: Prof. Dr. ERICH V. HOLST. Wissenschaftliche Mitglieder: Prof. HANS BAUER, Dr.

OUSTAV KRAMER, Prof. KONRAD LORENZ. Gesamtzahl der wissenschaitlich Arbeitenden: stiindig 22,

nichtst~indig 27, hiervon aus1~indische G~iste: 13.

Am 30.9. 53 schied Prof. Dr. B[ICKMANN mit seiner Ab- teilung aus dem Institutsverbande aus, urn einem Rufe als ordentl. Professor ffir Fischereibiologie an die Universitiit Ham- burg sowie der Berufung als Direktor der Biologischen Anstalt Helgoland zu folgen. An Stelle der ausgeschiedenen Abteilung wurde ein yon Dr. STRENZK:E geleitetes Laboratorium er- richter, das neue Aufgaben fibernimmt.

Die oben angeftihrten ersten vier wissenschafttichen Mit- glieder leiten jeder eine selbst~ndige Abteilung in Wilhelms- haven, Prof. LORENZ die Forschungsstelle ffir Verhaltens- physiologie in I3uldern i.Westf.

Abteilung Hiimmerling. Die Mitarbeiter dieser Abteilung befassen sich vorzugs-

weise mit marinen einkernigen Schirmalgen aus der Gattung Acetabularia, die sich als ausgezeichnetes, zudem sehr ver- schiedenen Methoden zug~ngliehes Versuchsobjekt ffir die Wechselwirkungen zwischen Kern und Protoplasma erwiesen hat.

Die Versuche wurden unter anderem durch biochemische Einzelanalysen sowie unter Heranziehung kiinstlieh radio- aktiver Substanzen ergiinzt, durch deren Strahlung das Schieksal yon aul3en aufgenommener Stoffe im Innern der Zelle verfolgt werden kann [I].

Der Abteilungsleiter benutzte die Gelegenheit einer Ein- ladung zu Vortr~gen in England und Schottland, sich im In- st i tut der Radiotherapeutic Research Unit of the Medical Research Council, London, bei Dr. PELC fiber die Methoden der sog. Autoradiographie zu informieren, ebenso im Carlsberg- Laboratorium Kopenhagen bei Prof. HOLTER und LINDER- STRoM-LANG fiber die dort ausgearbeiteten zytochemischen quanti tat iven Mikromethoden. Zwei Mitarbeiter der Abtei- lung werden in diesen Inst i tuten zu Arbeitsaufenthalten t~tig sein. Welter s teht die Abteilung in Zusammenarbeit mit Prof. JORGENSEN und Dr. ZEUTHEN in Kopenhagen.

[1] HXMMERLING, J.: Internat. Rev. Cytology 2, 475 (1953).

Abteilung v.Iarolst

Diese hat sich in der Berichtszeit weiterhin mit verschie- denen Problemen der Verhaltensphysiologie beschMtigt, wobei nicht best immte Versuehsobjekte oder -methoden, sondern be- s t immte Fragen im Vordergrund standen, die bald an Wirbel- losen, bald an Wirbeltieren oder am Menschen in Angriff ge- nommen wurden. Genannt seien die Funktionen der verschie- denen Gleichgewichtssinne (des mechanischen und des opti- schen), komplizierte biologische Regelmechanismen einer orientierten, zielgerichteten Bewegung (Beutefangmecha- nismus der Gottesanbeterin), die zentrale Integration optischer Bewegungsreize (beim RfisselkMer), die Richtungslokalisation in Abh~ingigkeit yon willkfirlichen und unwillkfirlichen Augen- stellungen (bei Fischen).

Die Mitarbeiter der Abteilung Mud bestrebt, in dem Niveau zwischen einfaehsten motorischen Reaktionen einerseits und hOheren Instinkthandlungen andererseits eine quanti tat ive Systemanalyse zu treiben mit Methoden, die nach MOglichkeit chirurgische Eingriffe vermeiden und das natiirliche Verhalten nicht stOren.

Abteilung Bauer. In der Berichtszeit wurde wieder ausschlieBlich fiber Chro-

mosomen gearbeitet. Besonders verfolgt wurden Fragen der Feinstruktur. All Riesenchromosomen (verschiedener Chiro- nomiden) wurden erstmalig Beziehungen zwischen dem Struk- turzustand der Feinbauelemente und dem Leistungszustand der Zellen gefunden. Neben diesen funktionellen wurden die evolutionistischen Strukturabwandlungen an Hand yon Po- pulations- und Bastardanalysen (besonders bei Chironomiden), daneben die Differenzierung der Geschlechtschromosomen- mechanismen (verschiedener Krebse) nntersucht. BeitrXge zum Problem der Teilungsbewegungen der Chromosomen lieferten unter anderem die vergleichende Analyse aberranter

Chromosomenzyklen (von Chironomiden) und die Lebend- analyse yon Reifeteilungen (bei Tipuliden).

A bLeilung Igramer. Es wurde die Frage der Fernorientierung der VOgel welter

verfolgt. Der ,,astronomische Apparat", welcher es dem Vogel gestattet, KompaBrichtungen nach dem Sonnenstand unter Einrechnung der jeweiligen Tageszeit zu bestimmen, wurde der weiteren Analyse unterzogen. Die Versuche deuten darauf, dab die Sonnenorientierung bei u eine weft verbreitete F~higkeit ist, deren Verwendbarkeit nicht auf die jXhrlichen Wanderungen beschr~Lnkt ist.

W~ihrend der ,,Sonnenkompal3" nur Azimutwerte, somit Richtungsbesfimmung liefert, gibt es erwiesene Orientierungs- leistungen, vor allem die pr~tzisen Heimkehrleistungen, welche damit nicht erkl~rbar sind. Zur LOsung dieses Problems werden vorerst besehrSmkende Faktoren untersucht.

An der Abteilung wurde ferner Material fiber Proportions- ver~nderungen im Laufe des Wachstums gesammelt, z.B. bei der Taube, beim Dorsch, bei Walen und bei der SilbermOve.

Auslandsbeziehu~gen. Das Parapsychologische Labora- torium der Duke University, Durham, North Carolina, bat unter persOnlicher Mitwirkung yon G. KRA~ER Taubenver- suche begonnen. Dr. J. G. PRATT erhielt yon der US. Navy eine Forschungsunterstfitzung, die zum Tell einer zur Zeit dort t~itigen AngehOrigen der Abteilung zufliel3t. Vorl~ufig wurden in Durham die Wilhelmshavener Experimente nach- gemacht, vor allem will man die kfirzeste Zeitspanne abtasten, welche der bis zum Abflug ohne Sonnenlicht gehaltenen Taube genfigen, um Heimw/irtsorientierung erkennen zu lassen. - - Dr. KRAMEE besuchte im Winter 1952/53 versehiedene nord- amerikanische Universit~Lten und hielt Vortr~ige fiber Vogel- orientierung und relatives Wachstum.

Forschungsstelle /i~r Verhaltensphysiologie. SchloB Buldern fiber Dfilmen i. Westf., Tel. Buldern 1 21. Leiter: Prof. Dr. KONRAD LORENZ. Die Forschungsstelle untersuchte: 1. Die Variationsbreite yon Instinktbewegungen an Grau-

und anderen Wildg~nsen, die Phylogenese und Ontogenese yon Instinktbewegungen mit besonderer Berficksiehtigung des Pro- blems der sog. ,,Ritualisierung" an Cichliden (Buntbarschen) und die Balzbewegungen von Schwimmenten (Anatinae) mit HiKe des Filmes in Zusammenarbeit mit dem Inst i tut ffir den Wissenschaftlichen Film, GOttingen, mit Unterstiitzung der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

2. Weitere Arbeiten betrafen sinnesphysiologische Unter- suchungen des HOrens hOchster TOne und deren auslOsende Wirkung bei Nagern (mit Untersttitzung der Deutsehen For- schungsgemeinschaft).

3. Die Physiologie des angeborenen AuslOsemechanismus, insbesondere bestimmter zentralnervOser Ermfidungsvorgiinge. Filmische Inventarisierung des Verhaltens und physiologische Analyse des Reifens frfihkindlicher Motorik (mit Untersttit- zung der Deutschen Forschungsgemeinsehaft in Zusammen- arbeit mit dem Inst i tut ffir den Wissenschaftlichen Film, GOt- tingen).

4. Die filmische Analyse des Paarungsverhaltens yon Froschlurchen und des einheimischen Hamsters (in Zusammen- arbeit mit dem Inst i tut ffir den Wissenschaftlichen Film, GOttingen, und dem Inst i tut fiir Film und Bild, Mfinchen).

Zur Aufnahme des Forsehungsfilmes fiber das Verhalten der EntenvOgel weilte der Leiter der Forschungsstelle im M~irz 1953 in Slimbridge, Severn Wild Fowl Trust, England.

Max-Planck-Institut f/Jr Metallf0rschung.

Stuttgart-N, Seestr. 75, Tel. 91307. GeschMtsffihrender Direktor: Prof. Dr. WERNER KOSTER. Direktor am Inst i tut : Prof. Dr. RICHARD GLOCKER. Wissenschaftliche Mitglieder: Prof. Dr. GEORG GRUBE,

Prof. Dr.-Ing. ULRICH DEHLINGER, Prof. Dr. ERICH SCHEIL. Ausw~rtige Wissenschaftliche Mitglieder: Prof. Dr.-Ing.

GEORGE SACHS, Syracuse, USA., Prof. Dr. ERICH SCHMID, Wien, Prof. Dr. WOLFGANG SEITH, Mfinster.

Gesamtzahl der wissenschaftlich Arbeitenden: st~ndig t 5, nichtstiindig 42.

Insti~ut /i~ir Melallkunde. Im Bestreben, Grundlagenfor- schung mit angewandter Forschung eng zu verbinden, wurden Gleichgewichtszustiinde und ihre Eigenschaften sowie der kinetische Ablaut von Vorg~Lngen untersucht.

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Heft 23 1954 (Jg. 41) TAtigkeitsbericht der Max-Planck-Gesellschaft. 547

Es wurden die Gleichgewichte yon Systemen bestimmt, in denen besondere Eigenschaften, tells mechallische, teils magnetische, erwartet wurden. Die ]3estimmung der Gleich- gewichte zwischen zwei Schmelzen konnte wesentlich ver- bessert werden.

Zur Anfkl~irung der I4onstitution fliissiger Legieruugen wurde R6ntgenstruktur, Viskosit~it und Mischnngsw',irme gemessen.

Der atomistische Aufbau des kristallisierten Zustandes wurde teils durch Messungen, tells dutch theoretische Unter- suchungen erforscht. Dabei erwies sich die Annahme einer Ortskorrelation der Valenzelektronen als ein wichtiger Ffihrer zu den Deutungsm6glichkeiten der verschiedenen Strukturen.

Von zahlreichen Bestimmnngsgr6flen der technischen Maglletisierungsknrve (Anfangssuszeptibilit~it, Konstanten des Einmiindungsgesetzes, IZoerzitivkraft, RAYLEiO~I-IZonstante) wurde die Temperatnrabhiingigkeit yon -- 180 ~ zur CURI~- Temperatur an Nickel in verschiedenen Zllstiinden gemessell. Der Temperaturgang konnte mit Hilfe der yon der Theorie gegebenen Beziehungen formuliert und die Theorie dutch experimentelle Befunde erweitert werden.

Weitere eillgehende Untersuchllllgen wurden fiber die Aushiirtung gemacht. Mit Hilfe des Rtickbildungsverfahrens konnten die Erscheinungen, die mit der Kaltaush~rtung zu- sammenh~ingen, yon anderell BeglMterscheinungen abgetrennt werden. Daneben wurde als bisher nnbekannte Eigenschafts- ~indermig bet der Aush/irtung die HALn-l~onstante gemessen.

Mit Hilfe yon D~mpinngsmessungen wnrde die Kinetik der Ausscheidung yon 14ohlellstoff und Stickstoff im c~-Eisen erforscht. Dutch gleichlaufende t(oerzitivkraftmessungen ulld elektronenmikroskopische Aufnahmen wurde der Einflug ether gleichzeitigen Ansscheidung yon Kohlenstoff auf die Teilchen- gr6Be der sich ausscheidenden Nitridpartikel erkannt.

Instilut/iir Melallphysik. Auf dem Gebiet der Erforschullg der Atomanordnung in amorphen Metallen wurden Fortsehrit te durch Verwendung eines Interferenzgoniometers mit Z~hlrohr unter Einschaltung eines Quarzkristallmonochromators er- zielt; die Naehweisbarkeit schwacher Interferellzen nnd das Aufl6sungsverm6gen erwiesen sich besser als bet der fiblichell photographischen Methode.

Dutch r6ntgenographische Untersuchungen an Biegest~ben aus Stahl, welche zus~tzlich einer schwachen StoBbeanspru- chung unterworfen wurden, wurde eine Erh6hung der ]3iege- fliel3grenze festgestel l t Stark widerstreitende Literatur- allgaben zur Frage, ob die Biegestreckgrenze h6her liegt als die Zugstreckgrenze, dfirften damit verstgndlich werden; offenbar geniigen schon gallz geringe, periodisch wiederholte Znsatzbeanspruchungen, um eine Erh6hung der BiegeflieB- grenze hervorzubringen.

Bei der Untersuchung der Verformbarkeit yon Germanium zeigte sich fiberraschenderweise, dab dieses Metall ab etwa 60 ~ gut plastisch verformbar ist. Die Arbeit beschMtigt sich zudem mit der Auswirkung der durch Verformung erzeugten Gitter- st6rungen auf die elektrische Leitf~higkeit eines Elektronen- halbleiters. V~urde beim Germanium der EinfluI3 einer hombo- polaren Bindung auf die Gittertranslation beobachtet, so sollte durch Schubversuche an Natrium- und Kaliumchlorid- Einkristallen der Einfluf3 der heteropolaren Bindung gekl~irt werden. Eille plastische Yerformbarkeit t r i t t offensichtlich erst bet hinreichend hoher Eigenbeweglichkeit der Ionen auf.

In ether ausgedehnte~l Arbeit wurde versucht, den ~rachs- tumsmechanismus yon I~ristallen fern vom Phasengleich- gewicht klarzustellen, der fiir die Erstarrullg yon Metall- schmelzen grundlegend wichtig ist. Grenzfliichellspannung , Wachstumsanisotropie ulld Ableitung der Schmelzw~irme spielen eine entscheidende Rolle.

Abteilung Dehlinger. Die Abteilung, die mit dem Inst i tut ffir Theoretische und Angewandte Physik der Technischen HochschuIe Stuttgart (Lehrstuhl: Prof. DEHLII~GER) verbull- den ist, widmete sich der atomistischen Metallforschung mit vorwiegelld theoretischen Methoden. Auf dem Gebiet der Elektronentheorie wurde zun~chst bet Zinn der l)bergang roll der hom6opolaren, dutch Valenzstriche gekennzeichneten zur metallischen Bindung und der dabei auftretende EinfluB der Entropie des Elektronengases auf die Gitterstabilit~t unter- sucht. Die im Bereich der p-Elektronen gewonnenen Erkennt- nisse wurden dann auf die d-Elektronen der lJbergangsmetalle tibertragen, deren B~inderstruktur halbempirisch ermittelt werden konnte. Damit konnte die Stabilitgt ihrer versehiede- nen Modifikationen grunds~tzlich verstanden werden. Des

weiteren ergab sich eine neue Deutung der ferromagnetischen Erscheinullgen bet den ~bergangsmetallen, dutch die ein um- fangreiches empirisches Material erstmalig zusammenh~ngend erfal3t wird.

Die Theorie der Versetzungen wurde durch elasfizit~ts- theoretische ]3erechnung verschiedeller ihrer Einzelformen vervollst~ndigt. In Verbindung mit experimentellen Unter- suchungen des Fliegens und Kriechens yon Einkristallen wurde eine neue Vorstellung vom ]3eginn des Fliel3ens und yon der Verfestigung bet kleinen Fliel3geschwindigkeiten quanti tat iv entwickelt. Ebenso gelang es, die Vorg~inge bet der einfachsten allotropen Umwandlung, der des B2obalts, als Wanderung bestimmter Versetzungen im einzelnen zu beschreiben und mit den thermodynamischen Erscheinungen zu verbillden.

Die Thermodynamik der Ausscheidungsvorg~inge wurde dutch eine allgemeine ]~erechnung des metastabilen Gleich- gewichts der Kaltaush~irtungskomplexe sowie ihrer Bildnngs- geschwindigkeit weitergeffihrt; neue elastizitiitstheoretische Ans~tze erlauben, die auftretellden Spannungen genauer als bisher zu bestimmen.

Institut /iir Physikalische Chemie der Metalle. h n AnschluB all frfihere Untersuchungen wurde die Existenz fester L6sungen yon Nb~O~ mit Taro 5 und roll NbO~ mit TaO~ nachgewiesen. Aul3erdem wurde der Zerfall des Niob(IV)-chlorids quallti- ratty verfolgt.

Die Reaktionsgleichgewichte FeCl~as + H~ = Fe + 2HC1 und 2 FeC12~ t + C12 = 2 FeC13f,s ~ wurden gemessen. Das Zu- standsdiagramm FeCI~--FeCI~ wurde untersucht. Dabei ergab sich. dab die feste Trichloridphase zwischen FeCl%0000 und FeC12,9975 homogen ist.

Thermochemische Messungen lieferten den Nachweis der Existenz der gasf6rmigen Verhindungen CoC1 a und SiCI 2 Ulld ihre Bildungsaffinitiit.

Versuche mit ~-Tonerde und Igupferchloridlbsungen ffihr- ten zu neuen Arbeitsweisen (F~illungschromatographie und anorganische Chromatographie durch physikalische Adsorp- tion) und zu einer Methode zur Ermitt lung der Oberfliichen- gr613e und der Oberfliichenbasizit~it yon Tonerdepr~paratell.

Fotschungssielle fiir Mikromorphologie in der blax-Planck-Gesellschaff z.F.d.W.

Berlin-Dahlem, Faradayweg t 6, Tel. 76 13 01. Stellvertr~ Letter: Dr. JOHANN-GERHARD ~TIELMCKE. Geamtzahl der wissenschaftlich Arbeitenden: st~ndig 2,

nichts t indig 4.

Die Untersuchungen der Forsehungsstelle tiber die Eill- lagerung anorganischer Verbindungen in organische Gewebe galten dem Problem der Strukturbitdung in den kleinsten sichtbaren Dimensionen, das besonders gfinstig an Objekten tierischer und pflallzlicher Hartsubstanzen verfolgt werdell kann. Obwohl es sich um starre, unveriillderliche Gebilde zu handeln seheint und obwohl das hierzu erforderliche Elek- tronellmikroskop durch die ftir feuchte Objekte ungtinsdgen Bedingungen des Vakuums keine Lebensprozesse zu beobach- ten gestattet, k6nmen wir t rotzdem diese Strukturen als Ober- gangs- oder Endstufen eines Geschehens betrachten und aus ihnen Rtickschlfisse auf die physiologisehen Vorgiinge ziehen; denn Form und Funktion sind untereinander verkettet .

Auf della Gebiet der Histologie des normaten und patholo- gischen menschlichen Zahnes wurden die Feinstrukturen yon Schmelz, Zahnbein und Zement untersucht. Sie liegen zum gr613ten Teil unterhalb des Aufl6sungsverm6gens des Licht- mikroskops und k6nnen nur mit dem Elektronenmikroskop ersehlossen werden. Obwohl schon einige Verbffentlichungen vorliegen, wird in Europa dieses Problem nnr you unserer Forschungsstelle planm~il3ig verfolgt. In Amerika wird in einem ,,National Inst i tute for Dental Research" in iihnlicher -Weise gearbeitet, doch liegt dabei das t tauptinteresse auf kli- nischer Forschung. Unsere Untersuchungen sind dagegen ink Rahmen der Grundlageuforschung zu werten, da sie sich vor- wiegend mit der biokristallographischen Trachtbeeinflussung des Hydroxylapati ts durch organische L6sungsgenossen be- schMtigen. All gesunden und pathologischen Ziihnen (Karies) sowie an Knochen lieBen sich wesentliche Unterschiede der Kristallisation feststellen, die in Modellversuchen in vitro kfinstlich nachgemacht wurden [1].

Zur Kontrolle wurden bet anderen organogenen Hart- substanzen (Molluskenschalen) die I4ristallisationsvorg~nge

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Die Natur- 548 T~tigkeitsbericht der Max-Planck-Gesellschaft. wissenschaften

anderer anorganischer Verbindungen (Kalziumkarbonat) nach- geprfift.

Die Einlagerung yon t~iesels~ureverbindungen in orga- nische Membranen erzeugt in den Schalen der Kieselalgen (Diatomeen) eIektronenmikroskopisch amorphe Schaumporell- systeme. Diese Sehalen habell nicht nur einen statisch-mecha- nischen Zweck, sondern greifen auch dutch ihr meBbares Membranpotential (positiv Ifir Kafionen) aktiv in den Stoff- wechsel ein [9].

Zur Kontrolle werden kfinstliehe Membranen aus Nitro- zellulose (Tilter der Membranfiltergesellschaft, G6itingen) anf ihren elektronenmikroskopischen Feinbau untersucht.

Von ebenfalls biokristallographischer Bedeutung ist die Trage naeh der Ausscheidung yon Guanin in der Form yon Einkristallpl~ttchen in der Fisehhaut.

Zur Durchfiihrung dieser Arbeiten sind m6glichst exakte photogrammetrische Ausmessungen erforderlich. Da in der Literatur zu wenige Ans~tze vorlagen, um diesen Ansprfichen gentigen zu kfnnen, wurden yon uns Theorie und Praxis der elektronenmikroskopischen Stereoaufnahmen ausgearbeitet, die zur Konstruktion eines entspreehenden MeBgeriites geftihrt haben, dessen MeBgenauigkeit gr6Ber ist als die Gfite der elektronenmikroskopischen Abbildung.

[1] HEL~CKE, J.-G. : Atlas des menschliehen Zahnes im elek- tronenmikroskopischen Bild. Tell h Histologie. Berlin-Wilmers- doff: Trausmare-Photo-G.m.b.H. t9~3. - - [2] HEL~CKE, J.-G., u. W. KRIEGER: Atlas: Diatomeensehalen im elektronenmikroskopi- schen Bild. Teil I u. II. Berlin-Wilmersdorf: Transmare-Photo- G.m.b.H. t953 u. t954.

Max-Planck-lnstitut iiir Physik.

G6ttingen, Bft t ingerstr . 4, Tel. 3653. Direktor: Prof. Dr. WERNER HEISENBERG. Wissenschaftliche Mitglieder: Prof. Dr. LUDWIG BIER-

MANN (Leiter der Abteilung Astrophysik), Prof. Dr. CARL- FRIEDRICH V. WEIZSXCKER, Prof. Dr. KARL V~IRTZ.

Gesamfzahl der wissenschaftiich Arbeitenden: st~ndig 22, nichtst~ndig 34.

Ausliindische Gastmitarbeiter: 44. Im Nax-Planck-Insf i tut ffir Physik wurde die Bearbei~cung

der 2. Auflage des im letzten Berieht erw~hnten Buches ,,Kos- mische Strahlung" abgeschlossen; das Buch ist 4953 im SpAn- ger-Verlag erschienen. Es enth~lt unter anderem bisher llicht ver6ffentlichte Ulltersuchungen der theoretisehen Abteilung tiber die ,,Theorie der Explosionsschauer" und das ,,Zu- sammenspiel der Ir der kosmisehen Strahlung". Die experimentelle Abteilung steuerte unter anderem zahlreiehe bisher ullver6ffentlichte Mikrophotographien aus Kernspur- emulsionen und WiI_SON-Kammeraufnahmen bei. Im fibrigen wurden in der theoretisehen Abteilung haupts~chlich Unter- suchungeI1 fiber die Quantentheorie der ~rellenfelder und fiber Probleme der IZernphysik durchgeftihrt. Die experimentelle Arbeitsgruppe beteiligte sich im Sommer 4952 an einer ge- meinsamen Ballonexpedition versehiedener europ~iseher Staaten im Mittelmeer, bei der Kernspurplattell zur Erfor- schullg der k0smischen Strahlung in die h6chstell Atmosphiiren- sehichten gebracht wurden. Das Laboratorium auf der Zug- spitze wurde ausgebaut und dort eine groBe WILSON-Kammer betrieben.

In der Abteilullg far Astrophysik wurden die Arbeiten zur Quantenmeehanik yon Atomen und Molekeln fortgesetzt, ebenso die Untersuchungen aus dem Bereieh der kosmisehen Elektrodynamik und Plasmaphysik. Insbesondere wurden im Zusammenhang mit der Theorie der Kosmischen Strahlung -- zu dem vorerw~hnten Buch wurden einige Beitr/~ge zur Herkunft der kosmischen Strahlung beigesteuert -- etwa 300Bahnen eillzelner geladener Teilchen im Erdmagnetfeld numeriseh berechnet. Diese Berechnungen gesehahen mit HiKe der elektronisehen Reehenmaschine G 4 (s. Bericht tiber die Arbeiten der mit der Abteilung eng zusammen arbeitenden Arbeitsgruppe Numerische Rechenmaschinen im Inst i tut ttir Illsta'umentenkunde). Die G4 wurde im Oktober t952 im Max-Planck-Insti tut ffir Physik aufgestellt und ist seitdem ffir eine gr6gere Zahl yon Aufgaben, fiberwiegend aus dem Bereieh der theoretisehen Physik llnd Astrophysik, eingesetzt worden. Den mit der IKonstruktion und der Benutzung der Masehinen verknfipften mathematischen Fragen wurde be- sondere Aufmerksamkeit geschenkt.

Max-Planck-lnstitut fiir Physikalische Chemie.

G6ttingen, Bunsenstr. 10, Tel. 36 53.

Direktor: Prof. Dr. ~4~ARL TRIEDRICH BONHOEFFER. Ausw~rtiges Wissenschaftliches Mitglied: Prof. Dr. TXZO-

DOR F6RSTER, Stuttgart . Gesamtzahl der wisseuschaftlich Arbeitenden: st~indig 9,

nichtstgndig 24.

Die Arbeiten des Inst i tuts befafiteu sich haupts~ichlich mit dem Gebiet der Etektroehemie. Dr. ST~zI~ZOW gelallg es, die VOLTAsche Spannungsreihe ftir verschiedelle nichtw~Brige L6sungsmittel (Methylalkohol, Acetonitril, Tormamid, Amei- sens~iure) an diejeuige in Wasser anzuschlieBen. Die Tatsache, dab auf drei unabh~ingigen Wegeu fibereinstimmende Ergeb- nisse erhalten wurden, zeigt, dab es mfglich uud physikalisch sinnvoll ist, die elektrische Potentialdiffereuz zwischen dem Innern roll zwei in Kontakt befindliehen, elektrisch leitenden, stofflich verschiedenen Phasen zu bestimmen. Welter wurde von STREHLOW und Mitarbeitern dureh neue Experimente die Natur der ]Elektrodenpotentiale gedeutet, bei denen nach frfiheren Vorstellungen die Potelltialdiffereuz: Metallinneres/ Elektrolytinneres gleich Null ist. (LIPPMANN-PASCHEN- Elektrode, BILLITER-Elektrode). Es haudelt sich i n beiden Fiillen um eine Kliirung grunds~itzlicher Tragen der Elektro- ehemie. Dr. GERISCHER erzielte weitere Fortschrit te bei der Ermittlullg yon E]ektrodenvorg~ngen, insbesondere fund er neue Methoden, um den Mechauismus der elektrolytischen Metallabscheidung aus Komplexlfsungeu zu studieren. Man kann jetzt in vieleu F~Lllen den Weg der Komplexionen- entladungen angeben. Dr. VIELSTICH stellte in einer theore- tisehen Arbei% dell Zusammenhang zwischen PRANDTLSCher Haftschicht ulld NOYES-NERNSTSCher Diffusiousschicht her. Die Dicke der ffir alle heterogenen Reaktionen wict~tigen Diffusionsschicht kann llunmehr in eiufachen T~illen aus hydrodynamischen Daten berechnet werden. Die Arbeiten fiber die PassivitAt des Eisens wurden for tgesetzt Hierbei erzielten Dr. U. F. FRANCK ulld K. WEIL besondere Erfolge, indem sie die Korrosion des passiven Eiseus in ihrer Bedeutullg ffir dessen Verhalten nachwiesen. Wir kenuen jetzt im Prinzip die Bedingungen ffir das Auftreten der Passivit~it des Eiseus in saueren L6sungen. Ankufipfend an Passivit~tsunter- suehungen entwlckelte U. F. FRANCK eine Theorie der Stabili- t~it yon Deckschichten. Ffir die Korrosion des gewfhnlichen Eisens ergaben sich aus experimentellen Untersuchungen ge- wisse einfach,e Gesichtspunkte.

Dr. SCHL~GL gelang es, die NERNST-PLANCKschen Dif- ferentialgleicbungen der lonenbewegung ffir den allgemeinen station~iren Tall yon Gemischen beliebig-wertiger Elekfrolyfe zu integrieren. Damit sind Diffusionspofentiale und Ionell- t ransport durch konvektionsfreie Schichten und geladene Membrane fiir ideal verdfinnte L6sungen auch unter Strom allgemein berecheubar geworden. Das Inst i tut beschMtigte sich mit der Herstellung v0n Membranen aus Ionenaustauseher- material und der Messuug uud Theorie der Membranpotenfiale. Die Membranen liefern bei sachgem~iBer Verweudung auf 0,4 mV genau definierte Potentiale und kollnten unter auderern zum Studium des Dissoziationsgrades yon Polyelektrolyt- 15sungen (Alkalimetaphosphat) verwandt werden. 1K. HECI~- MANN und U. SCHINDEWOLF fanden, dab str6mende Seifen- 15sung ulld L6sungen verdfinnter hochmolekularer Poly- elektrolyte (Polyphosphate, Nukleius~Luren, Polyurous~ureu) starke Anisotroplen der elektrischen Leitf~higkeit zeigen. Einen Effekt, fiber den inzwischen auch von anderer Seite (B. JACOBSON) berichtef wurde.

Von einer auderen Arbeitsgruppe wurden die Untersuchun- gen an Nervenmodelleu weiter vorangetrieben. Dr. TRANCK und MEUNIER fanden ein elektroehemisches Mode]], das be- sonders regelm~igige rhythmlsche Schwingungen hervorbringt und manche Funktion des Zeutralnervensystems nachahmt. Von Dr. L~3TTGAU wurdell Aktionspotentiale an Einzelfasern eines Troschnerven gemessen und insbesondere im Hinblick auf die MONNIER-CorPEEschen Schwingungen untersucht.

Ein Sondergebiet bildeten genetische Arbeiten yon Dr. BRESCH an den Colibakteriophagen T 4 und T 7. Alle sieben bei T 4 gefundenen Gene liegeu offenbar in linearer Anordnuug in einer gemeinsamen Kopplungsgruppe (Chromosom ?). Auch bei verschiedenell Genen yon T 7 kounten Kopplungen ermittelt werden.

Schlui3 folgt.