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186 Deutsche Hydrographisehe Zeitschrift. Band 4, Heft 4/5/6. 1951 MITTEILUNGEN Tagung der InternationalenUnion fiir Geodfisie und Geophysik in Brtissel vom 20. August bis 2. September 1951. Die Internationale Union ffir Geod~sie und Geophysik hielt die IX. ihrer in einem drei- j/~hrigen Turnus stattfindenden Tagungen yore 20. 8. bis 2.9. 1951 in Brfissel ab. Die Tagung war beschickt yon 35 Nationen mit etwa 650 Delegierten und 300 Eingeladenen. Deutschland, dessen Mitgliedschaft in der Union auf dieser Tagung erneuert wurde, war vertre~en durch etwa 20 Teilnehmer aus dem Bundesgebiet. Das Gastland Belgien hatte der Tagung einen wfirdigen und vornehmen Rahmen gegeben; die Organisation arbeitete vorzfiglieh, so dab der /s Verlauf der Sitzungen und Veranstaltungen glatt und ohne jede l~eibung ablies Die fachliehe Arbeit der Union wird in sieben Assoziationen (Geodi~sie, Seismologie, Meteorologie, Erdmagnetismus, Ozeanographie, Vulkanologie und Hydrologie) geleistet. Aus dem iiber- reichen Vortrags- und Sitzungsprogramm kann nur iiber die zu dem Arbeitsbereieh dieser Zeitsehrift in Beziehung stehenden Themen in einem gedr/~ngten l:~berblick berichtet werden. In der 0zeanographischen Assoziation wurden im wesentlichen drei Themen behandelt: Ozeanboden, StrSmungen und Wellen (Schwingungsvorg~tnge). Besonders in das Auge fallende Fortschritte sind in den letzten Jahren in tier Erforschung des Ozeanbodens durch metho- dische und instrumentelle Verbesserungen erzielt worden. Die Entwicklung des Echolotes zum kontinuierlich schreibenden Get/it braehte neue Erkenntnisse (iber die Morphologie des Meeresbodens, fiber die insbesondere yon franzSsischer und belgiseher Seite berichtet wurde. J. Boureart gab eine eingehende Darstellung der Tiefenverh/~ltnisse des Schelfrandes im Golfe du Lion yon der spanischen Grenze bis nach Cannes. Er konnt e zeigen, daft der Schelf- rand durch 12 tiefe unterseeische T/~ler zerschnitten ist. A. Capar~ gab/~hnliche Ergebnisse vom kontinentalen Schelf der Westkiiste des tropischen Afrika bekann~. Auch hier zeigte sich, daft neben dem bisher bekannten unterseeischen Tale des Kongo eine ganze Reihe weiterer Einschnitte in den kontinentalen Sehelf v0rhanden sind. Die vor einigen Jahren yon ameri- kanischer Seite erzielten Ergebnisse, z. B. bei tier Auslotung des Schelfgebietes sfidlich und 5stheh yon New York, stellen somit nicht mehr Sonderf~lle dar, sondern wir haben fiberall auf der Erde mit/~hnliehen Erseheinungen zu rechnen. Die Ergebnisse, fiber die H. Pettersson auf Grund der schwedischen ,,Albatross '~ Expedition und C. O. Ovey, J. D. H. Wiseman yon englischer sowie F. B. Phleger yon amerikaniseher Seite berichteten, zeigen, da• es mit Hilfe neuer Methoden zur Gewinnung yon langen Bodenproben, die Kullenberg und Piggo~ verdankt werden, mSglieh ist, die vorge- fundenen Sedimente stratigraphiseh einzuordnen und auch gewisse Rficksehliisse auf die)[n- derungen im ,,Wasserklima" vergangener Perioden zu ziehen. Es scheinr sieh hier die Ent- wieklung einer neuen Disziplin, der Pal/~o-Ozeanographie, anzubahnen. Besonderes Interesse erregten die Vortr/~ge yon MEwing (U.S.A.) und N. Hill (Groft- britannien), die fiber die Anwendung und Ergebnisse seismischer Aufschluftmethoden im Ozean beriehteten. Die aus der praktisehen Lagerst/~ttenforsehung yore Festlande her be- kannte Refraktionsmethode wird seit einer Reihe yon Jahren aueh ira Ozean angewendet. In einem Gebiete in der Umgebung der Bermuda-Inseln konnte die Dieke der Tiefseesediment- schieht zu ungef/~hr i km bestimmt werden. Darunter befand sich eine 5 km dicke Schicht yon ultrabasischem Felsgestein, in dem die Geschwindigkeit der Sehallwelle zu 6,9 km sec be- stimmt wurde. Diese Schicht wurde ihrerseits wieder unterlager~ von einer weiteren Schicht, in tier die Schallgeschwindigkeit grSfter als 8 km sec war. Ewing glaubt, daft diese Schicht identisch sei mit jenen Lagen, die sich unterhalb tier Kontinente etwa in 30 bis 40 km Tiefe befinden. :Diese Ergebnisse wurden mit Hilfe tier Refraktionsmethode gewonnen. Parallel- versuche mit l~eflexionen hatten offenbar nicht den gleiehen befriedigenden t~rfolg. Hi 11 be- richtete fiber eine neue Methode des l~efraktionssehieftens, bei der westlich yon Irland bei einer Wassertiefe yon ungef~hr 2400 m die Hydrophone sieh 30 munter tier Oberfl/~che und die Sprengladung in 270 m Tiefe befanden. Die Hydrophone wurden yon Radiobojen getragen, die

Tagung der Internationalen Union für Geodäsie und Geophysik in Brüssel vom 20. August bis 2. September 1951

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186 Deutsche Hydrographisehe Zeitschrift. Band 4, Heft 4/5/6. 1951

M I T T E I L U N G E N

T a g u n g d e r I n t e r n a t i o n a l e n U n i o n fi ir G e o d f i s i e u n d G e o p h y s i k in B r t i s s e l v o m 20. A u g u s t bis 2. S e p t e m b e r 1951.

Die Internationale Union ffir Geod~sie und Geophysik hielt die IX. ihrer in einem drei- j/~hrigen Turnus stattfindenden Tagungen yore 20. 8. bis 2.9. 1951 in Brfissel ab. Die Tagung war beschickt yon 35 Nationen mit etwa 650 Delegierten und 300 Eingeladenen. Deutschland, dessen Mitgliedschaft in der Union auf dieser Tagung erneuert wurde, war vertre~en durch etwa 20 Teilnehmer aus dem Bundesgebiet. Das Gastland Belgien hatte der Tagung einen wfirdigen und vornehmen Rahmen gegeben; die Organisation arbeitete vorzfiglieh, so dab der /s Verlauf der Sitzungen und Veranstaltungen glatt und ohne jede l~eibung ablies Die fachliehe Arbeit der Union wird in sieben Assoziationen (Geodi~sie, Seismologie, Meteorologie, Erdmagnetismus, Ozeanographie, Vulkanologie und Hydrologie) geleistet. Aus dem iiber- reichen Vortrags- und Sitzungsprogramm kann nur iiber die zu dem Arbeitsbereieh dieser Zeitsehrift in Beziehung stehenden Themen in einem gedr/~ngten l:~berblick berichtet werden.

In der 0zeanographischen Assoziation wurden im wesentlichen drei Themen behandelt: Ozeanboden, StrSmungen und Wellen (Schwingungsvorg~tnge). Besonders in das Auge fallende Fortschritte sind in den letzten Jahren in tier Erforschung des O z e a n b o d e n s durch metho- dische und instrumentelle Verbesserungen erzielt worden. Die Entwicklung des Echolotes zum kontinuierlich schreibenden Get/it braehte neue Erkenntnisse (iber die Morphologie des Meeresbodens, fiber die insbesondere yon franzSsischer und belgiseher Seite berichtet wurde. J. B o u r e a r t gab eine eingehende Darstellung der Tiefenverh/~ltnisse des Schelfrandes im Golfe du Lion yon der spanischen Grenze bis nach Cannes. Er konnt e zeigen, daft der Schelf- rand durch 12 tiefe unterseeische T/~ler zerschnitten ist. A. Capar~ gab/~hnliche Ergebnisse vom kontinentalen Schelf der Westkiiste des tropischen Afrika bekann~. Auch hier zeigte sich, daft neben dem bisher bekannten unterseeischen Tale des Kongo eine ganze Reihe weiterer Einschnitte in den kontinentalen Sehelf v0rhanden sind. Die vor einigen Jahren yon ameri- kanischer Seite erzielten Ergebnisse, z. B. bei tier Auslotung des Schelfgebietes sfidlich und 5stheh yon New York, stellen somit nicht mehr Sonderf~lle dar, sondern wir haben fiberall auf der Erde mit/~hnliehen Erseheinungen zu rechnen.

Die Ergebnisse, fiber die H. P e t t e r s s o n auf Grund der schwedischen ,,Albatross '~ Expedition und C. O. O v e y , J. D. H. W i s e m a n yon englischer sowie F. B. P h l e g e r yon amerikaniseher Seite berichteten, zeigen, da• es mit Hilfe neuer Methoden zur Gewinnung yon langen Bodenproben, die Kullenberg und Piggo~ verdankt werden, mSglieh ist, die vorge- fundenen Sedimente stratigraphiseh einzuordnen und auch gewisse Rficksehliisse auf die)[n- derungen im ,,Wasserklima" vergangener Perioden zu ziehen. Es scheinr sieh hier die Ent- wieklung einer neuen Disziplin, der Pal/~o-Ozeanographie, anzubahnen.

Besonderes Interesse erregten die Vortr/~ge yon M E w i n g (U.S.A.) und N. Hi l l (Groft- britannien), die fiber die Anwendung und Ergebnisse seismischer Aufschluftmethoden im Ozean beriehteten. Die aus der praktisehen Lagerst/~ttenforsehung yore Festlande her be- kannte Refraktionsmethode wird seit einer Reihe yon Jahren aueh ira Ozean angewendet. In einem Gebiete in der Umgebung der Bermuda-Inseln konnte die Dieke der Tiefseesediment- schieht zu ungef/~hr i km bestimmt werden. Darunter befand sich eine 5 km dicke Schicht yon ultrabasischem Felsgestein, in dem die Geschwindigkeit der Sehallwelle zu 6,9 km sec be- stimmt wurde. Diese Schicht wurde ihrerseits wieder unterlager~ von einer weiteren Schicht, in tier die Schallgeschwindigkeit grSfter als 8 km sec war. E w i n g glaubt, daft diese Schicht identisch sei mit jenen Lagen, die sich unterhalb tier Kontinente etwa in 30 bis 40 km Tiefe befinden. :Diese Ergebnisse wurden mit Hilfe tier Refraktionsmethode gewonnen. Parallel- versuche mit l~eflexionen hatten offenbar nicht den gleiehen befriedigenden t~rfolg. Hi 11 be- richtete fiber eine neue Methode des l~efraktionssehieftens, bei der westlich yon Irland bei einer Wassertiefe yon ungef~hr 2400 m die Hydrophone sieh 30 mun te r tier Oberfl/~che und die Sprengladung in 270 m Tiefe befanden. Die Hydrophone wurden yon Radiobojen getragen, die

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dieMel~werte auf drahtlosem Wege an das Schiff fibermittelten. DieErgebnisse dieser Messungen zeigten, dal~ die Dicke der Sedimentschicht in diesem Gebiete zwischen 1900 und 3000 m schwankte. Darunter befand sieh eine Schicht kristallinen Felsgesteins mit einer Dieke zwischen 2,7 und 3,4 kin. In der unter dieser liegenden Sehicht betrug die Sehallgesehwindig- keit 6 km/sec ; ihre Dieke konnte nieht bestimmt werden. Es kann kein Zweifel bestehen, dab die Ergebnisse dieser Arbeiten in absehbarer Zeit uns wirklichen Aufschlu6 fiber den Aufbau der Erde unter den Ozeanen ]iefern werden.. Vielleicht wird hiermit auch einmal die yon J. P. l~oth ~ (Frankreich) vorgetragene Ansicht erhgrtet, die in dem europgisch-afrikanischen Block eine geologische Einheit sieht. Sie ist umgeben yon Zonen seismischer Aktivitgt, die im Westen begrenzt werden durch den Nord- und Sfidatlantischen Rficken und im Osten dutch das im Indischen Ozean vorhandene System yon vorwiegend in meridionaler Richtung ver- laufenden Rfieken.

S. D i e t z (U.S.A.) berichtete tiber die ersten Ergebnisse einer vom Seripps-Institut und der amerikanischen Marine in den mittleren Pazifisehen Ozean 1950 unternommenen Expe- dition. Das Echolot gab auch hier neue wesentliche Erkenntnisse, die in der Entdeekung einer grol~en untergetauehten Bergkette zwischen den ttawai- und den Wake-Inseln und dem Vor- handensein einer nach Sfiden gerichteten BSschung im Westen yon Californien liegen, die sich fiber eine Entfernung yon 1000 Meilen erstreckt. Photographien des Meeresbodens in einer Tiefe yon ungefi~hr 1300 m ergaben u. a. die Tatsache, daI~ im Globigerinenschlamm deutliche l~ippelmarken (hervorgerufen durch StrSmungen) in den Tiefen des Ozeans vorhanden sind.

Uber i~hnliche Ergebnisse berichtet F. F. K o e z y (Schweden) yon der ,,Albatross"-Expe- dition. Die Analyse yon Wasserproben aus einer l~eihe engabst~ndiger WasserschSpfer in groBen Tiefen unmittelbar fiber dem Meeresboden zeig~e, daI~ die StrSmungen unmittelbar tiber dem Boden so stark sind, daI~ Erosion eintreten kann. Das erodierte Material wird nach seiner Ansicht yon untermeerischen Erhebungen oder Sehwellen in Wolken wegtransportiert und kann unter Umst~nden sogar auf diese Art in h5here Schichten gelangen.

In dem Bericht fiber S t r 5 m u ng e n wurden yon R. J. C urie(Groi~-Britannien) Angaben tiber jahreszeitliche Schwankungeri im Auftriebsgebiet des Benguela-Stromes vor der sfidwest, afrikanischen Kfiste gemacht. W~hrend im M~rz 1950 bei leiehten nSrdlichen Winden vonde r Erseheinung des Auftriebwassers nur wenig zu bemerken war, trat es im September desselben Jahres bei sfid5stlichen Winden klar hervor. N. G. J e r l o v (Sehweden} berichtete tiber einen aus der schwedischen ,,Albatross"-Expedition beobachteten Querschnitt dureh den ~qua- torialen Gegenstrom im Indisehen Ozean, in dem die Kon- und Divergenzen sich klar durch die Verteilung yon Sehwebstoffen (particles) abzeichnen. Die ersten ozeanographischen Er- gebnisse der norwegisch-britisch-schwedischen Expedition in die Antarktis auf der ,,Norsel" wnrden yon tI. U. S v e r d r u p (Norwegen) gebracht. Die Strommessungen zeigten, daii dis, ~ StrSmung im ganzen an der Sehelfeiskante vorwiegend in westlicher l~ichtung verl~uft in 150 m jedoch eine kleine I~ordkomponente und in 340 m Tiefe eine kleine Sfidkomponente auf- weist. Auf die Notwendigkeit langdauernder Strommessungsserien wurde yon J. N. C a I - r u t h e r s (GroBbritannien) hingewiesen, dem es im wesentlichen zu verdanken ist, dal~ in der Nordsee naeh dem Zweiten Weltkriege wieder ein dichtes Netz solcher Beobaehtungen in Zu- sammenarbeit mit mehreren Anliegerstaaten im Entstehen ist. G. B 5 h n e c k e (Deutschland) berichtete im Ansehlul~ hieran fiber die Arbeiten des ,,Gau6" vom Deutschen Hydrographi- schen Institut, Hamburg, in der sfidlichen Nordsee, die dieses vorhandene I~etz als Basis- stationen ffir weitere Beobachtungen mit Schaufelradstrommessern verwerten.

Den W e l l e n , S c h w i n g u n g s v o r g i n g e n und der T u r b u l e n z widmeten sich endlich eine Reihe weiterer Referate. So stellt P. Gr o e n (Niederlande) die Frage nach dem Zusammen- hang zwischen Wellen, Turbulenz und den Zellen in ihrer Beziehung zur stabilen indifferenten und labilen Schichtung im Meere. Die Grenzsehich~ zwischen Wasser und Luft wurde mehr- fach, teils nach Beobachtungen, abgehandelt. H. C h a r n o c k (Gro~britannien) zum Beispiel kommt auf Grund yon Beobaehtungen an langsam aufsteigenden Ballonen zu dem Ergebnis, dab die Windi~nderung mit der H5he fiber See kleiner ist als bisher angenommen. R. D o r re - s t e i n (Niederlande) betrachtet den Einflul~ von Oberfl~chenfilmen auf die Bildung v o n Kapillarwellen. R . H . C o r k a n (Grol~britannien) ffihrt die Entstehung groi~riumiger StS-

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rnngen des Wasserstandes in der Nordsee (an der englischen Ostkfiste) auf die meteorologischen Verh/~ltnisse auBerhalb dieses Gebietes zurfick und hat diese Erscheinungen in der Irische~ See nach i~hnliehen Gesichtspunkten nntersucht. G. R. G o l d s b r o u g h (GroBbritannien) be- rechnet die in einem rechteckigen Kanal auftretenden Erscheinnngen, die beim Voriiber- wandern einer Depression an dessert )/[findung auftreten und kommt zu guter {Jbereinstimmung mit Corkan . J. E. F] e l d s t a d (Norwegen) zeigt an Beobachtungen im Herdlafjord den Ein- fluB der Morphologie des Bodens und der Schichtung anf die StrSmungen. H. M o s b y (5Tor- wegen) behandelt schlieBlich die in unmittelbarer Bodenniihe auf der Wikingbank auftretenden MeeresstrSmungen, die mittels eines zu diesem Zweck gebauten Ger~tes gemessen wurden .

Die der Versammlung vorgelegten L/~nderberichte geben einen guten Einblick in die er- zielten Fortschritte. Es mul3 dankbar erw~hnt werden, dab der deutsche Bericht in seinem vollen Umfang in dig VerSffentlich~ng der Assoziation aufgenommen wurde.

~Besonderes interesse erregten das anli~Blich der Tagung nach Antwerpen en t sand te britische Vermessungsschiff H.M.S. , ,Scott" und die beiden neuesten Forschungsschiffe der Vereinigten Staaten, , ,Rehoboth" und ,,San Pablo". Die Fahrzeuge haben eine Gr5Be yon ]e 2700 Tonnen und sind/fir alle Arten ozeanischer Forschung auf das beste eingerichtet. Sie be- linden sich in st~tndigem Dienst und erbringen heute laufend Beobachtungen, die friiJler nur groGen Expeditionen vorbehalten waren.

G. B S h n e c k e

Hydrologie. Wie in den anderen Assoziationen vollzieht sich auch in der Assoziation fiir wissenschaftliche Hydrologie die Arbeit in verschiedenen permanenten Kommissionen, und zwar denen ffir S c h n e e und Eis , ffir O b e r f l g c h e n w a s s e r und ffir G r u n d w a s s e r . Neben diesen Kommissionen werden voriibergehend Kommittees fiir Einzelfragen der Gewiisser- kunde gebildet, z. B. f/ir Gletschermessungen, Schneeklassifikation, Niederschlagsmessungen fiir gew/~sserkundliche Zwecke, ffir die Vereinheitlichung hydrologischer Kennzeichen und ffir Bodenerosion.

Die Vortr/~ge und die der Tagung zugeleiteten, jedoch nicht vorgetragenen Arbeiten sind so zahlreich, dab darfiber nur summarisch berichtet werden kann.

S c h n e e u n d Eis. Die Gletscher und die Schneedecke spielen in einer l%eihe yon L~ndern eine ausschlaggebende Rolle ffir den AbfluBvorgang. Wghrend eines groBen Teiles des Jahres zehrt in diesen L/~ndern die Wasserversorgungs- und Wasserkraftwirtschaft fast ausschlieBlich yon den Wassermengen, die yon der Gletscher- und Schneeschmelze herriihren. Von be- sonderer Bedeutung ffir die Wasserwirtschaft sind die Arbeiten, in denen versucht wird, aus Gletscher- und Schneedeckenmessungen zu einer langfristigen AbfluBvorhersage zu kommen. Daneben kamen auch Arbeiten fiber das Mee re i s im arktischen Tell Ostkanadas, sowie fiber die Eisverh/~ltnisse yon Baffinsland, Pearyland (Nordgr~Snland) und der Antarktis zum Vor- trag oder zur Verlesung. Die auf frfiheren Tagungen gebildeten Kommittees ffir Gletscher- messunger/und fiir die Klassifikation des Schnees legten zusammenfassende Berichte fiber ihre Ti~tigkeit v o r .

Die Arbeiten im Rahmen der Kommission ftir Schnee und Eis haben einen derartigen Umfang angenommen, dab der Antrag gestellt wurde, die Kommission in eine selbstiindige Assoziation umzuwandeln; es wurde jedoch beschlossen, die jetzige Organisationsform bei- zubehalten.

O b e r f l g c h e n w a s s e r . Zu dem Thema ,,Niederschlagsmessungen unter gewgsser- kundlichen Gesichtspunkten" wurde der Bericht des kfirzlich verstorbenen Schweizer Hydro- logen H o e c k vorgelegt. Diesem Bericht kommt eine besondere Bedeutung deshalb zu, well H o e c k daffir eintritt, in den Gebirgen Niederschlagsmesser mit AuffangSffnungen zu ver- wenden, die nicht waagerecht, wie fiblich, sondern parallel zum Hang liegen. Dem H o e c k - sChen Bericht lagen dig Stellungnahmen aus verschiedenen L/~ndern zu Grunde.

P o n c e l e t ffihrte einen neu entwickelten ira belgischen Klimadienst allgemein ange- wandten Regenmesser vor . Zahlreiche Versuche haben ergeben, dab dieser Regenmesser, wenn er mit der Auffangfl/~che in 50cm HShe iiber dem Boden aufgestellt wird, praktisch dig gleichen lgegenmengen auff/~ngt, die auf den Erdboden fallen.

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Der so wichtigen Frage der Erosion durch das Wasser war eine ganze l~eihe yon Arbeiten gewidmet.

Weitere Vortrage behandelten die Vorgiinge beim Ablaufen yon Hochwasserwellen (Ent- stehung groBer Hochwasser, Einflu~ der geographischen Gegebenheiten der Einzugsgebiete auf das Zustandekommen yon Hochwasserwellen, die ~5glichkeiten der Berechnung der gr51]ten Hochwasserspitzen und die Wahrscheinlichkeit ihres Auftretens in li~ngeren Zeitritumen).

Den Abschlug bildeten Vortrage fiber den Wasserhaushalt, fiber den Einflug der Vege- tation und sonstiger Faktoren auf den AbfluB, sowie fiber verschiedene Verfahren der Vorher- sage des Abflusses.

G r u n d w a s s e r . Es wurden nur Arbeiten vorgelegt, die sich mit dem Grundwasser als Bestandteil des Wasserhaushalts der Fluggebiete befassen. Die Entnahme aus dem Grund- wasser ffir die Zweeke der Wasserversorgung und damit zusammenhs Fragen wurden nicht erSrtert.

Dementsprechend wurden in den Vortrs in erster Linie behandelt: die natfirliehen Sehwankungen des Grundwasserspiegels, die Neubildung yon Grundwasser aus den ein- gesickerter/Niederschl~gen, die Grundwasserspenden und die Vorgi~nge beim Grundwasser- abflug.

Von den beiden Assoziationen ffir Meteorologie und Hydrologie wurden auf einer gemein- schaftlichen Sitzung Verdunstungsfragen er6rtert, und zwar handelte es sieh im wesentlichen um die Verdunstung yon freien Wasserfl/~chen und die. Gesamtverdunstung ganzer Einzugs- gebiete (Gebietsverdunstung).

Das in vielen L/~ndern vorhandene Verlangen nach einer zentralen gew~sserkundlichen Stelle ffir die Sammlung und Auswertung gew~sserkundlicher Unterlagen fand seinen Aus- druck in einer EntsehlieBung, die den nationalen Kommittees dieser Lander empfiehlt, ihre l~egierungen oder die zust/tndigen Stellen dazu anzuregen, solehe Organe einzurichten.

Far die neue Wahlperiode wurde Prof. T hi j s s e (Niederlande) zum Pr/~sidenten der Asso- ziation gew/ihlt ; Generalsekretitr bleibt auf allgemeinen Wunseh Prof. Tis o n (Belgien).

�9 Die deutsche Gew~sserkunde war durch Dr. Ing. v a n l~ insum (Bayerische Landesstelle ffir Gew/~sserkunde, Miinehen) und den Unterzeiehneten vertreten.

Im Rahmen einer l~eihe yon wissenschaftlichen Exkursionen wurden aueh die Wasserbau- laboratorien yon Antwerpen, Gent und Lii t t ich besueht. Der hohe Stand des wasserbauliehen Versuchswesens in Belgien land allgemeine Anerkennung.

W. F r i e d r i c h

Erdmaguetismus uad Erdelektrizit~it. Durch das Sekretariat der Assoziation ffir Erd- magnetismus und Erdelektrizit~t (J. W: J o y e e ) erging bereits im September 1950 ein vor- ls Tagungsprogramm und zugleich die Bitte um Zusendung yon T~tigkeitsberichten ffir die Zeit yon 1949 bis 1951 und um Vorschli~ge, die zu Beschlfissen auf der Tagung ffihren k6nnten. Die auf Anregung der Deutschen Geophysikalischen Gesellsehaft gegrfindete Deutsche Union ffir Geod~sie und Geophysik (D.U.G.G.) beauftragte den Unterzeiehneten mit der Sammlung und Koordinierung deutseher Beriehte. Auf ein ]~undschreiben gingen dar- auf elf T~tigkeitsberiehte ein. Ein gesamtdeutseher Bericht kam leider nicht zustande; als Ersatz daffir gab der Unterzeichnete auf der Tagung im l~ahmen der Liinderberichte eine kurze (~bersicht fiber die deutsche Organisation und fiber die wesentliehsten Arbeiten der Institute.

Das sehr umfangreiche Programm wurde gut abgewickelt ; es zeigte sehr eindringlich die Vielseitigkeit der Probleme erdmagnetischer Forschung, die heute sehr deutlich die Speziali- sierung der Forschungsrichtung des Einzelnen notwendig macht und erkennen l~l~t. In der Beobaehtungstechnik versucht man fiber die klassischen Methoden hinauszukommen und nimmt dabei weitgehend die ttochfrequenztechnik in Anspruch. Die Deutung erdmagnetischer Beobaehtungen mit ttilfe statistischer oder theoretisch-physikalischer Methoden verlangt yore Bearbeiter Vertrautheit mit deren modernsten Hilfsmitteln. Dies ist bei anderen Disziplinen natfirlieh ebenso, nur scheinen hier die Grenzgebiete besonders zahlreich und unumg~nglich zu sein. Die Erkl~rung des inneren Feldes und seiner Si~kularvariation bedingt eine Aus-

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einandersetzung mit der Physik des Zustandes und der Phasenumwandlungen der Materie bei hohen Drucken und Temperaturen und geht dami~ weir in das Gebiet der theoretischen Physik und der physikalischen Chemie hinein: die Deutung yon Anomalien ist ohne ttilfe- leistfing yon geologischer und mineralogischer Seite nicht mSglich. Variationen und Stfirme stehen in besonders engen Beziehungen zu solchen Ereignissen, bei denen enges Zusammen- gehen mit der Astrophysik notwendig ist. Die Ionosph~renforschung bedars praktisch der Itochfrequenztechnik and mfindet neuerdings in der Plasmaforschung, einer extrem theo- retischen Arbeitsrichtung. Die mit magnetischen Stfirmen verbundenen Polarlichter bedingen eingehende Berficksichtigung der Spektralanalyse. Stofflich wie methodisch stol~en wir fiberall auf die Grenze des eigentlichen Arbeitsbereichs. Es ist daher als ein schSner Fortschritt zube- grfif~en, wenn sich bei Physikern der jfingeren Generation die Neigung erkennbar macht, die Randprobleme der erdmagnetischen Forschung, die oft zu Kernproblemen werden, mit den modernsten Mitteln der praktischen und theoretischen Physik in Angriff zu nehmen.

Die Themen der Tagung lassen sich etwa in drei Haulatgruppen zusammenfassen: Be- obachtungstechnik. Innenfeld und Ss Ionosph/~re und magnetische StSrungen.

Der Wunsch, bei den absoluten )/Iessungen auf 1 ~ in H und Z zu kommen, ist ofs seibst bei Normalwerten von Observatorien noch lange nicht allgemein erffillbar. Nach dem Bericht der Standardisierungskommission ( L au r s en) haben Basisvergleiche ergeben, dab gute Observatorien Difs gegen Rude Skov in H yon 0,4 3 7 zeigten, dal~ aber auch noch solche bis 30 y vorkommen! Weitere Vergleiche sind also dringend nStig. Als lVfethode haben sich AnSchlfisse mit (durch die Post versandten) Quarzfaden-H-Magnetometern (QHM) yon La C our bew/ihrt.

Ffir Normal- and Si~kularstationen im Gel~nde wird emps die Messungen fiber 24 h auszudehnen, um zuverl~ssige Tagesmittel zu erhalten und dem Genauigkeitsanspruch yon S.V.-Werten entgegenzukommen. Transportable Registrierstationen ffir D, H u n d Z - wie sie z. B. yon den Askaniawerken vorgezeigt wurden - diirften bei zuverl/~ssiger Durchkonstruktion hier zu wertvollen Hilfsmitteln werden. Die Besetzung j eder S.V.-Station mit 2 benachbarten Mel~punkten ist geeignet, die Zahl der Auss yon Wiederholungsmessungen herabzusetzen.

Die Zahl der Observatorien hat sich erfreulich vermehrt ; yon Neuplanungen sei vor allem ein Observatorium in Nurmij/irvi in Sfidfinnland erw/s welches die Lficke ausffillen soll, die dutch den Ausfall yon Pawlowsk bedingt ist. In Belgien entsteht z. Zt. ein Geophysi- kalisches Zentralobservatorium in Dourbes (sfidlich yon Charleroi), dessen erdmagnetische Einrichtungen besichtigt werden konnten. Hier macht man den interessanten Versuch, wegen des 1Vfangels an stSrungsfreien Metallen die massiven Teile der Normalinstrumente aus Glas herzustellen, eine Neuerung, deren Bew/s abgewartet werden muff.

Besonderes Interesse verdient der Bericht fiber aeromagnetische Aufnahmen in U.S.A. ( S c h o n s t e d t and I r o n s ) and in Kanada ( S h a w). Nach den bisherigen Mitteilungen er- zielte man (mit dem Typ der Si~ttigungssonden) bei der Messung der totalen Feldst~rke eine Genauigkeit yon ca. 2 ~. Die Zerlegung in die Komponenten ma cht nun offenbar grol3e Schwierigkeiten. Man versucht, mittels Pende] und Kreisel die Orientierung der Sonde zu bestimmen, und danach H and Z zu berechnen. Ein Neigungsfehler yon 0,2 ~ mit dem nach dem Kommissionsbericht ( J. W. J o y c e ) gerechnet werden mul~, wfirde dann in unseren Breiten (J ~ 68 ~ einen Z-Fehler von ca. 70 y bedingen. Die aeromagnetische Aufnahme bietet die MSglichkeit, in kfirzester Zeit eine Ubersicht fiber das magnetische Feld in ausgedehnten Bereichen zu erhalten. Es mul~ aber betont werden, dab bei der heutigen Entwicklung die Erlangung von Punktwerten ffir Z noch nicht m6ghch ist, da beim obigen Verfahren der Wert yon Z auf das Mittel einer Me$strecke bezogen wird, die etwa 10 km betr/~gt. Die 1Vfethode bedarf also noch dringend der Vervollkommnung, wenn man sich nicht mit dem totalen Vektor begnfigen will; vielleicht bieten Hubschrauber einmal die MSglichkeit, Punkt- werte zu gewinnen. Bodenbeobachtungen wie solche auf See werden zum Anschlu{~ an Luft- aufnahmen vorl~ufig noch nicht entbehrlich. Ein von A. L u n d b a k angekfindig~er Vortrag fiber Messung von Z ira Flugzeug mit Hilfe der neuen Vertikalwaage (B.~.Z.) yon L a Cour fiel leider aus. Es ist L u n d b a k gelungen, Z auf q- 20 y zu bestimmenl.

1 Tellus 1951, No. 2.

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Internationale Union s Geodgsie und Geophysik, Tagung Brfissel 1951 191

Das englische unmagnetische Forschungsschiff , ,Research" konnte bisher noch nicht aus- gerfistet werden. Ohne internationale Hilfe ist n i t einem Wiederbeginn ozeanischer Ver- messungen nicht zu rechnen.

dH (von G r e n e t ira Observatorium Taman- Berichte fiber die Registrierung yon dt a n d

rasset und yon K a t o und U t a s h i r o im Observatorium Onegawa) ffihrten zu einer lebhaften Diskussion yon Methoden und Ergebnissen, bei der auch Registrierungen aus Wingst vor- gelegt werden konnten. Die Registrierung dieser Abgeleiteten, wenngleich methodisch nicht neu, er6ffnet bei d e n heutigen Stand der Analyse yon Sthrungsdiagrammen die Aussicht, ge- wissermaf]en zu einer Feinstruktur der Sthrungseins/~tze zu kommen 1.

D i e V e r m e s s u n g s a r b e i t e n wurden zumeist in den Landerberichten erw/~hnt bis auf die belgische Aufnahme, deren Ergebnisse im Zusammenhang mit Seismizitgt und Schwere- sthrungen zum Vortrag kamen ( L a h a y e und Hoge) . Die aeromagnetischen Aufnahmen des U.S.Geological Survey haben erwiesen, dab inverse Polarit~t im Kristallinen vielfach vor- kommt. Als Ergebnis der T~tigkeit deutscher Vermessungstrupps wghrend des Krieges legte R. B o c k einen Atlas der MiGweisung in Europa vor.

Von den Arbeiten fiber das I n n e n f e l d de r E r d e und dessen S~kular-Variation ist die yon g u n c o r n fiber die Prfifung der B l a c k e t t s c h e n gotationshypothese zu nennen. Aus Messungen n i t QHM und BMZ-Ger~ten in Kohlengruben von Yorkshire und Lancashire, die bis ca. 750m hinabgehen, wird entnommen, dab das magnetische Feld n i t der Tiefe gem~G der

1 Dipoltheorie, also mit zunimmt. Der Versueh, die Entstehung der Dipo]e zu deuten, ffihrt

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weit in die Physik des Erdinnern. E l s a s s e r und B u l l a r d kamen bekanntlich ffir das Haupt- feld zu einem System elektrischer Str6me im metallisch-fliissigen Erdkern und zu sekund~ren Stromsystemen nahe der Kernoberfl/~che, die infolge s~kularer Turbalenz im Kern an diesen Bewegungen tei]nehmen und die 5rtlich wechselnde S~kularvariation bedingert sollen. R u n - c o r n und L o w e nehmen mit E l s a s s e r an, dab die Leitfahigkeit im Kern so grog ist, daG die Wirkung yon Strom/~nderungen aus allen Kemtiefen grhGer als 50 km vhllig abgest immt wird. Das toroidale Irmenfeld im Sirme von B u l ] a r d lehnt g u n c o r n ab. Die hiermit zusammen- h~ngende Frage der Fluidit~t des Erdkerns ist yon ausschlaggebender Bedeutung; die Film- vorffihrung yon g . H i d e fiber Experimente zur Thermokonvektion fand daher besonderes Interesse.

D i e P h y s i k de r o b e r e n A t m o s p h e r e gewinnt i n n e r mehr Bedeutung ffir erdmagne- tisehe Probleme, und es soll auf der n~chsten Tagung in g o m (1954) beschlossen werden, in welcher Form ihre Angliederung an die Assoziation ffir Erdmagnetismus erfolgen s011. Der Meehanismus der molekularen und a tomaren Vorg~nge ( K a p l a n ) in seinem Zusammenhang n i t solaren Ereignissen (Ni c o 1 e t) wird zur Grundlage der Deutung der stofflichen S chichtung sowie des thermischen, elektrischen und optischen Verhaltens der Atmosphere. S. C h a p m a n legte zwei Vorschl/~ge zur Terminologie der Schichten vor, die sich auf die Temperatur bzw. die Elektronendichte stfitzen. Die Rechnungen zur Ausbreitung elektromagnetischer Wellen in einem inhomogenen, magnetisierten Medium sind kontrollierbar durch Echolotungen der Ionosphere bei schr~gem Einfall. ~ b e r die Uberwindung der dieser Methode noch anhaftenden technischen Schwierigkeiten berichtete W. D i e m i n g e r 2. Solche Versuche eignen sich auch zur Feststellung lokaler und groBrgumiger Zustands~nderungen bzw. materieller Bewegungen in der Ionosphgre. Der U.S.A.-Bericht ( A l l r e d g e ) erwghnt ionosphs Winde yon 300 m/sec und scheinbare Abw~rtsbewegungen yon Ionosph~renwolken mit 100-450 km/h (Wel l s ) . Wegen der Messungen des erdmagnetischen Feldes mittels induktionssonden in Raketen (Aerobee Round A-10 und A-11) im Jahre 1949 wird auf den Bericht yon J. v o n H a r- l e m in diesem Heft S. 184 verwiesen. Abgesehen yon einer Anomalie in Bodenns nimmt das

1 Feld mit der Hhhe nach r , ab. Erw~hnt sei, dab die Druckwerte in groBen Hhhen bis 50 %

1 Vgl. O. Meyer , Dtsch. ]~Iydrogr. Z. 4, 61-65, 1951. 2 Vgl. Z. angew. Physik 3, 90-96, 1951.

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192 Deutsche Hydrographische Zeitsehrift. Band 4, Heft 4/5/6. 1951

grSBer gefunden wurden als man bisher annahm, und dab die Temperatursehiehtung im allge- meinen als richtig erfaBt bezeiehnet gelten kann ( W h i p p l e ) .

Die Charakterisierung magnetischer StSrungen behandelte J. B a r t e l s . Er empfahl einen Schliissel zur Umrechnung der planetarisehen Kennziffer K~ auf eine planetarisehe Charakterzahl C~, die mit den bisherigen internationalen Charakterzahlen Ci vergleichbar ist und damit eine ununterbrochene homogene Reihe yon Aktivit/~tszahlen seit 1884 gewinnen lgBt. Weiterhin g..~b er Winke zur Bestimmung der K-Werte. Die abnorm grol3e t~gliche Variation in H in Aquatom~he (ttuaneayo-Effekt) f~hrt C h a p m a n auf eine lokale Stromkon- zentration (Eleetro]et) zurfiek.

Die o r g a n i s a t o r i s c h e n A u f g a b e n der Tggung gipfelten in dem Vorsehlag, 1957/58 ein drittes internationales Polarjahr zu veranstalten. Man hofft, dureh Einsatz yon Raketen, besonders in der Polarlichtzone, wesentliehe Aufschlfisse fiber H6he, Verteilung und Xnde- rungen des Stromsystems der ionosph/~re zu gewinnen. Dar/iber hinaus soil sieh das Be- obaehtungsnetz des Polarjahres auf s/~mtliche Breiten beziehen.

Das Prgsidium der Assoziation ging auf J. C o u 1 o m b (Paris) fiber; Stellvertreter wurden S. C h a p m a n und J. B a r t e l s . In die einzelnen Kommissionen wurden als Vertreter Deutsch- lands t~. B o c k (f/ir Kartographie) und der Unterzeichnete (fiir S/~kularvariation) gew/~hlt.

F r i t z E r r u l a t

Gravimetrie. In der Geodesic 1 gehSren Schweremessungen zu den wiehtigsten Grundlagen der Geoidbestimmung, in der Geophysik sind sic unentbehrlieh zur Ermit t lung der Massen- verteilung im ErdkSrper. Die Gravimetrie ist ein Bindeglied zwisehen Geod/~sie und Geo- physik. Die historisehe Entwieklung h a t es mit sieh ge.braeht, dab die Gravimetrie organi- satorisch der Geodesic angesehlossen ist. Die Gefahr der Uberbewertung des rein geod~tisehen Standpunktes kann beseitigt werden, wenn Geod~ten und geologiseh eingestellte Geophysiker sieh zu gemeinsamer Arbeit zusammenfinden. Ein entspreehendes Abkommen der Deutsehen Geod~tisehen Kommission und der Deutsehen Geophysikalisehen Gesellsehaft l~Bt fruehtbare Zusammenarbei t erwarten. Auf der Tagung der Internationalen Union fiir Geod/~sie und Geo- physik konnte man sieh des Eindrueks nieht ganz erwehren, dab die geophysikaliseh-geo- logisehe Seite der Gravimetrie starker vertreten sein dfirfte. Die Bedeutung der Sehwere- messungen ffir die praktisehe Geologic t ra t kaum in Erseheinung. Die wiehtigsten Verhand- lungspmxkte seien im folgenden kurz besproehen.

A b s o l u t e S e h w e r e m e s s u n g e n u n d P o t s d a m e r S e h w e r e s y s t e m . Es ist bekannt, dab die neuzeitliehen Reversionspendelmessungen auf absolute Sehwerewerte ffihren, die im Mittel ungef~hr 15 regal niedriger sind als die Sehwerewerte des Potsdamer Sehweresystems. Ein ~hnliches Ergebnis hatte aueh eine absolute Sehweremessung in Breteuil, bei der man den freien Fall eines MaBstabes aufgezeiehnet hat. Es wurde beschlossen, zun~chst noeh beim Potsdamer Sehweresystem zu bleiben und erst dann fiber einen neuen Bezugswert zu beraten, wenn die Ergebnisse der in versehiedenen L/~ndern mit versehiedenen Methoden begonnenen oder geplanten absoluten Sehwerebestimmungen vorliegen.

I n t e r n a t i o n a l e s S e h w e r e s y s t e m u n d n a t i o n a l e B a s i s s t a t i o n e n . Mit neu- zeitliehen, im Flugzeug transportierbaren Gravimetern (vor allem wurde das Worden-Gravi- meter genarmt) ist es jetzt mSglieh, die Sehwereuntersehiede welt auseinanderliegender Stationen mit groBer Genauigkeit zu messen. Es wurde angeregt, dab alle L~,nder ihre Basis- stationen in die l~/~he yon Flugpl/~tzen ver]egen und ihr Sehwerenetz so genau wie mSglieh an diese Stationen ansehlieBen. Auf weltweiten Messungsreisen, w~e sic bereits W o l l a r d mit Erfolg ausgefiihrt hat, sollen dann die Landes-Basisstationen miteinander verbunden werden. Bei Gravimetermessungen in Europa haben sieh die Pendelstationen der Deutsehen Geo- physikalischen Reiehsaufnahme ira allgemeinen als eine reeht zuverl~ssige Grundlage er- wiesen.

1 Uber die Fachsitzungen aller fiinf Gruppen der Assoziation fiir Geod/~sie (Triangulation - - Nivellement - - Geod/~isehe Positionsastronomie - - Gravimetrie - - Geoid) hat F. 1~ u d o 1 f J u n g einen knappen Bericht in der Zeitsehrift f/Jr Vermessungswesen, 76, 1951, 371 gegeben.

Die Sehriftleitung

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GeophysikaliSche Tagung in Stuttgart 193

Das g e o d ~ t i s c h e W e l t s y s t e m ( , ,World G e o d e t i c S y s t e m " y o n H e i s k a n e n ) . Ist erst ein gleichm~l~ig fiber die Erde verteiltes ~qetz zuverl~ssiger Schwerewerte vorhanden, so kann man aus ihnen die Abst~nde des Geoides vom Erdellipsoid und die absoluten Lot- abweichungen bestimmen. Dann besteht die MSglichkeit, eine einheitliche Bezugsfl~che an die Stelle der zahlreichen verschiedenen Referenzellipsoide zu setzen. Obwohl einige Millionen yon Schweremessungen vorliegen, reichen sie wegen ihrer ~ul]erst ungleichm~13igen Verteilung zu solchen Berechnungen noch nicht aus. Es sind noch einige tausend Schweremessungen in den mangelhaft vermesseDen Gebieten nStig. Es wurde in Aussicht gestellt, dal~ in etwa drei Jahren die ersten Ergebnisse vorliegem

Die A u s w e r t u n g y o n S c h w e r e m e s s u n g e n . Mit der Frage, welche der verschiedenen Schwerereduktionen ffir die Bestimmung des Geoids und die Bearbeitung yon Pr~zisions- nivellements am geeignetsten sind, haben sich mehrere Vortr~tge und ausffihrliche Dis- kussionen befaBt.

Gegenstand ls und h~tufiger ErSrterungen war der i n d i r e k t e E f f e k t iso- s t a t i s c h e r R e d u k t i o n e n , womit man die Wirkung der Massenverschiebungen auf die Gestalt der Niveaufl~ehe zu bezeichnen pflegt. Einige Ausffihrungen betrafen die mit Hori- zontalpendeln und Bifilargravimetern gemessenen G e z e i t e n de r f e s t e n E rd e .

K a r l J u n g

Geophysikalische Tagung in Stuttgart

Vom 7.--11. Oktober 1951 tagte in Stuttgart die Deutsche Geophysikalische Gesellschaft. Die Zahl der Teilnehmer aus Ost- und Westdeutschland war erfreulich groB, dazu konnteu G~ste aus Frankreich, italien, 0sterreich und der Schweiz begrfil]t werden. Das mit 29 Vor- tr~gen besetzte Programm brachte im wesentlichen seismische Themen und solche aus dem Gebiete der geophysikalischen Aufschlui~methoden. Die Ozeanographie war mit einem Vor- trag yon G. D i e t r i c h , Hamburg, fiber die Ursachen langji~hriger Wasserstandsi~nderungen an der Nord- und Ostseekfiste vertreten. Danach bietet sich durch Eliminierung der ozeani- schen und atmosphi~rischen Anteile aus den Wasserstandsangaben die M5glichkeit, die aktive Hebung oder Senkung der Kfiste in den letzten hundert Jahren quantitativ anzugeben. K. B r o c k s, Hamburg, berichtete fiber eine neue Methode der trigonometrischen HShenmessung fiber See nach dreij~hrigen Untersuchungen der Strahlenbrechung an der deutschen Nord- seekfiste. Es ist ibm gelungen, quantitative Aussagen fiber die GrSl~e der terrestrischen Re. fraktion bei bestimmten meteorologischen Zustanden zu machen.

Uber den Untergrund der Kentinente und Ozeane sprach L. M i n t r o p , Essen. Der Vor- trag wandte sich scharf gegen die sogenannte Ai rysche Auffassung vom Schwimmzustand der Kontinente und bezweifelte die Berechtigung zur Annahme yon sialischen Gebirgswurzeln, die fief in die simatische Unterlage tauehen sollen. Zur Isostasiefrage sprach auch K. J u n g , Clausthal, der im wesentlichen die Entwicklung der Grundbegriffe gab und als Folgerung ffir die Erdgestalt die Existenz eines dreiachsigen Erdellipsoids ablehnte. K. B u r k h a r t , Ffirstenfeldbruck, gab eine Analyse magnetischer Bay-StSrungen, aus der er meridionale StrSme in der Ionosphere bei Nordlichtern feststellte. J . B. O s t e r m e i e r , ~ering, zeigte, dab eine kurzperiodische Elementarunruhe in Erdstromregistrierungen durch magnetische StS- rungen, welche mit einem spontanen Einsatz (s. c.) beginnen, nicht versti~rkt wird, w~hrend sie bei Stiirmen ohne s. c. stark zunimmt. (~ber die Probleme eines Klein-Vermessungskreisels ffir geophysikalische Arbeiten berichtete 0. R e l l e n s m a n n , Clausthal; v. H e l m s , t tannover, gab eine Reihe sehr interessanter~el~beispiele aus derReflexionsseismik und brachte die ersten Ergebnisse yon seismischen Versuchsarbeiten in der Nordsee, die im letzten Sommer in Zu- sammenarbeit der Gesellschaft ffir praktische Lagerst~ttenforschung, Hannover, mit dem Geophysikalischen und dem Deutschen Hydrographischen Institut, Hamburg, erzielt wurden.

In der Jahresversammlung wurde Prof. Dr. W. H i l l e r , Stuttgart, ffir die kommenden zwei Jahre zum ersten Vorsitzenden gew/~hlt. Da bei der Tagung der Internationalen Union fiir Geodasie und Geophysik in Brfissel im September d. Js. Deutschland als Mitglied in die

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