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rnykosen 11 (1) : 87-92 (1968) Eingegangen am 25. Oktober 1967 Tapngsberichtr XVI. lnternationales Hygienekolloquium am 24. Oktober 1967 in Essen H. EDELMEYER Auf dem Desinfektionsmittelmarkt wurde v'or einigen Jahren eine neue Gruppe ungiRiger, oberflachenaktiver Wirkstoffe angeboten, sogenannte Amphotenside. Ober Erfahrungen mit diesen Produkten und vor allem uber neuere bakoeriologische oder anwendungstechnische Erkenntnisse wurde in Internationalen Hygienakolloquien der Th. Goldschmbdt A.-G. berichtet, deren XVI. am 24. Oktober 1967 im Festsaal des Stadtischen Saalbaus, Essen, stattfand. Teilnehmer waren 300 Hygieniker, Chemiker, Arzte, Wissenschafiler anderer Disziplinen sowie Kommunalbeamte aus 16 europaischen un'd uberseeischen Nadonen. F. KORNFELD, Essen, der wie in den voraufgegangenen Jahren die Leituung des XVI. Internationalen Hygienekdoquiums iibernommen hatte, wies in seiner Begriiflung darauf hin, dai3 Goldschmidt Nur dann mit eigenen Resultaten und den Berichten befreun- deter WissenschaRler an die Uff entlichkeit tritt, wenn neue, der Verbesserung der Hygiene dienmde Gesichtspunkte und die Desinfektionstechnik weiterfuhrende Gedanken vor- getragen werden. Ein wesentliches Anliegen der Tagung sei aui3erdem d a r k zu sehen, die EigenschaRen der bekannten Produkte zu beschreiben und neue Desinfekrionsmittzl vorzustellen. Da es bis heute keine Desinfektionsmitteligruppe gibt, die alle Desinfoktions- aufgaben optimal zu losen vermag, ist es beson<ders im Hiniblick auf Praxismahahmen notwendig, das Leisoungsvermogm und die Wirksamkeitsgrenzen der zur Verfiigung stehenden Desinfektionsmitteltypen genau zu kennen. Die von Goldschmidt entwickelten TEGO-Desinfektionsrnittel sind amphotere ober- flachenaktive Stoff e, die sich durch ein breites, mikrobizides Spektrum, Geruchlosigkeit, Ungiftigkeit, Korrosiondreiheit und keimbweisende Filrnbildung auszeichnen. Die Vor- teile der TEGO-Praparate wurden nicht nur in Deutschland, sondern auf der gmzen Welt schnell erkannt und ausgenutzt. Vor alllem Praktiker begrui3en die vielen anderen Desinfektionsmitteln abgehende, vor Keirnbefall schutzende, d. h. konservierende Film- bildung amphoterer Desinfektionsmitoel. Die Suche nach den sogenannten Enthemmungs- mitteln, das sind Stoff e, die zur Paralysierung der Desinfektionsmittelwirkung fuhren, ist eine Folge dieser vcm Praktikern so sehr geschitzten Filmbildung. Es wird vorgeschla- gen, geeignete Enthemm~ungsmittel unter den Stoffen zu suchen, mit denen das Desinfek- tionsmittel unter Praxisbedingungen in Beriihrung kommen kann, wie dies beispielsweise bei Serum, Labensmittelresten usw. der ??a11 ist. Je komptizierter zusammengesetzt, je weiter hergeholt die fur die Laborprufung notwendigen Enthemmungsmittel sein mliissen, um so bedeutungsloser sind sie fur die Praxis. Nach der Begriiflung wurde Herrn Dr. A. SCHMITZ, Essen, das Wort ertdt, dessen grundlegende Arbeiten erst die Produktion der neuen Desinfektionsmittelgruppe ermog- licht haben. ,,Gedanken und Wege zur Weiterentwicklung oberflkhenaktiver Desinfektionsmittel" Dieses Thema behandelte der Vortragende unrer biochemischen, physikochemischen und mikrobiologischen Aspekten. Drei Bindungsarten konnen zu einer Systematik germizider Stofie herangezogen werden:

Tagungsbericht: XVI. Internationales Hygienekolloquium am 24. Oktober 1967 in Essen

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rnykosen 11 (1) : 87-92 (1968) Eingegangen am 25. Oktober 1967

Tapngsberichtr

XVI. lnternationales Hygienekolloquium am 24. Oktober 1967 in Essen

H. EDELMEYER

Auf dem Desinfektionsmittelmarkt wurde v'or einigen Jahren eine neue Gruppe ungiRiger, oberflachenaktiver Wirkstoffe angeboten, sogenannte Amphotenside. Ober Erfahrungen mit diesen Produkten und vor allem uber neuere bakoeriologische oder anwendungstechnische Erkenntnisse wurde in Internationalen Hygienakolloquien der Th. Goldschmbdt A.-G. berichtet, deren XVI. am 24. Oktober 1967 im Festsaal des Stadtischen Saalbaus, Essen, stattfand. Teilnehmer waren 300 Hygieniker, Chemiker, Arzte, Wissenschafiler anderer Disziplinen sowie Kommunalbeamte aus 16 europaischen un'd uberseeischen Nadonen.

F. KORNFELD, Essen, der wie in den voraufgegangenen Jahren die Leituung des XVI. Internationalen Hygienekdoquiums iibernommen hatte, wies in seiner Begriiflung darauf hin, dai3 Goldschmidt Nur dann mit eigenen Resultaten und den Berichten befreun- deter WissenschaRler an die Uff entlichkeit tritt, wenn neue, der Verbesserung der Hygiene dienmde Gesichtspunkte und die Desinfektionstechnik weiterfuhrende Gedanken vor- getragen werden. Ein wesentliches Anliegen der Tagung sei aui3erdem d a r k zu sehen, die EigenschaRen der bekannten Produkte zu beschreiben und neue Desinfekrionsmittzl vorzustellen. Da es bis heute keine Desinfektionsmitteligruppe gibt, die alle Desinfoktions- aufgaben optimal zu losen vermag, ist es beson<ders im Hiniblick auf Praxismahahmen notwendig, das Leisoungsvermogm und die Wirksamkeitsgrenzen der zur Verfiigung stehenden Desinfektionsmitteltypen genau zu kennen.

Die von Goldschmidt entwickelten TEGO-Desinfektionsrnittel sind amphotere ober- flachenaktive Stoff e, die sich durch ein breites, mikrobizides Spektrum, Geruchlosigkeit, Ungiftigkeit, Korrosiondreiheit und keimbweisende Filrnbildung auszeichnen. Die Vor- teile der TEGO-Praparate wurden nicht nur in Deutschland, sondern auf der gmzen Welt schnell erkannt und ausgenutzt. Vor alllem Praktiker begrui3en die vielen anderen Desinfektionsmitteln abgehende, vor Keirnbefall schutzende, d. h. konservierende Film- bildung amphoterer Desinfektionsmitoel. Die Suche nach den sogenannten Enthemmungs- mitteln, das sind Stoff e, die zur Paralysierung der Desinfektionsmittelwirkung fuhren, ist eine Folge dieser vcm Praktikern so sehr geschitzten Filmbildung. Es wird vorgeschla- gen, geeignete Enthemm~ungsmittel unter den Stoffen zu suchen, mit denen das Desinfek- tionsmittel unter Praxisbedingungen in Beriihrung kommen kann, wie dies beispielsweise bei Serum, Labensmittelresten usw. der ??a11 ist. Je komptizierter zusammengesetzt, je weiter hergeholt die fur die Laborprufung notwendigen Enthemmungsmittel sein mliissen, um so bedeutungsloser sind sie fur die Praxis.

Nach der Begriiflung wurde Herrn Dr. A. SCHMITZ, Essen, das Wort e r td t , dessen grundlegende Arbeiten erst die Produktion der neuen Desinfektionsmittelgruppe ermog- licht haben.

,,Gedanken und Wege zur Weiterentwicklung oberflkhenaktiver Desinfektionsmittel" Dieses Thema behandelte der Vortragende unrer biochemischen, physikochemischen und

mikrobiologischen Aspekten. Drei Bindungsarten konnen zu einer Systematik germizider Stofie herangezogen werden:

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1. Elaktrolytgermizide (Ionenbindung - reversibel) 2. kdsorpoivgermizide 3. Reaktivgermizide

(intermokulare Bindung - reversibel) (kovalente Bindung - irreversibel)

Elektrolytgermizide sind beispielsweise Quedtsilberchlorid, Quats und Amphotenside. Die beiden letznen Stoffklassen sind gleichzeitig als Adsorptivgerrnizide anzusprechen. Chlor, Formaldehyd und Athylenoxid zahlen zu den Reaktivgermiziden. Obergamge und Uberschneidungen sind moglich, da manche germizide Mittel in verschiedener Weise reagieren konnen.

Wird das bakterizide Geschehen unter dem Gesichtspunkt der Veranderungen betrach- tet, die Baktorienzellen durch chemische Reaktionen erfahren, so sitlid zu diskutieren:

1. Eiweii3denaturierun'g, 2. Uffnen der Lipoproteidmembran, 3. Blockieren der Eiweigsynthese, 4. Blockieren der Zellwandmukopeptidsynthese, 5. Storung des Stoff wechsels durch falsche Reaktionspartner.

Die Synthetisierung der Amphotenside stand unter fdgendem Leicgedanken: Verbesse- rung der bereits bekannten kationischen Tenside, d. h. hohermolekulare Amine h r c h Karboxylierunlg. Die Oberfuhrung der Amhe im Aminosauren hatte zur Folge, dai3 durch diese Sauregruppe

I. die Waschaktivitat erhbht, 2. die Unlgifiigkeit gesteigert und 3. die Vertraglichkeit mit Materialien

vergrogert wurde. Die Oberflachenaktivitat stellt ein wesentliches Mittel zur Wirkungssneigerung dar, da

die in Aktion tretenden Molekule oberflachenaktiver Desinfektionsmittel an der Zellwand von Mikroorganismen wie Farbstoff e aufziiehen.

Fur die Hautdesinfektion giibt es Amphotenside, deren Aufziehvermijlgen bis an eine untere Grenze herabgesetzt worden ist. Neben dem fliissigen Handedesinfektionsmittel TEGO 103 S kann demnachst auch eiin stiickformiges Hautdesinfektimsmittel hergesteilt werden. Prof. Dr. med. L. GRUN, Dusseldorf, befai3te sich in seinem Referat mit J'seudomonas pyocyanea im Krankenhaus"

Die Auffindung wirksamer Antibiotika und ihne breite Einfuhrlung in die Therapie bakterieller Infektionen sdien das Ende der Bedrohung unserer Gesundheit h r c h Bak- terien zu bedeuten. Aber schon bald zeigte es s ih , dai3 einzelne Bakterienstamme gegen dieses oder jenes Antibiotikum resisnent waren. In 'den Krankenhausern breiteten sich vor allem antibiotikaresistente Staphylococcen stark aus. Der Begriff Hospitalismus wurde dadurch mit neuem Leben erfiillt. So bedeutsam der Staphylococcen-Hospitalismus azlch ist, einer anderen Keimart wind im Rahmen des Hospitalismus no& zu wenk Beachtung geschenkt: Pseudomonas pyocyanea, der Erreger des blaugrunen Eiters. Die Bedeutung dieser Keimart fur die Krankenhaushygiene nimmt in den letzten Jahren ZU.

Der Vortragentde fiihrte die wichtigsten Keimreservoire fur Pseudomonas an. Sie sind in Waschbecken, stagnierenden Wasserresten, in Schwarnmen und Waschlappen ebanso zu finden wie in Bettpfannen und Urinflaschen. Selbst Kunststoffbodewannen erweisen sich ohne Desinfeknion als kontaminiert. Mit Raumluflbefeuchtern werden diese Keime ofbnals in groi3er Zahl im Krankenhaus verbreitet. Beatmung mit infiziercen Engstrom-Geraten im Operationsbereich prei3t Pseudomonas bis in die Tiefe der Lungen hinein, und die Folgen sind Bronchitiden, Pneumonien und Sepsis, meist mit todlichem Ausgang. Die Entdeckung der Pseudomonas-Infektionsketten und -wege ist die wesentliche Voraus- setzung einer zielgerechten Bekampfung und Verhutung dieser Art von Hospitalismus.

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,Desinfektion und Hygiene in einer chirurgischen Klinik" war das Thema des Vortrages von Chefarzt Dr. med. R. SIMON-WEIDNER, Esslingen.

Die hohe Frequentierung von Krankenbetten, im gegebenen Fall belegten pro Jahr 23 Patienten jedes aufgestellte Bett, fuhrt zu hohen hygienischen Belastungn innerhalb der Klinik. Selbst wenn zum Umrusten der Betten eine Bettenzentrale zur Verfugung steht, die - wenn sie richoig betrieben v i rd - enorme Vorteile mit sich bringt, w i d dadurch die Gefahr einer Keimiibertragung auch im Bettenbereich noch nicht unbedingt gebannt. Eine nicht ausschaltbare Quelle hygimischer Gefahren ergiefit sich rnit den Besuchern der Patienten ins Krankenhaus. Die mit allen denkbaren Verschmutzungen der Arbeitsstatte ader Strafie eingelieferten Unfallverletzten vergrogern fortlaufend die hygienischen Gefahren in chirurgischen Kliniken. Im Operationsbereich wachst die Infek- tionsgefahr mit der Grofie des Operaoionsfeldes, der Zeitdauer des operativen Eingriff s und der Art der operativen Mafinahmen.

Die Zahl sekundar geheilter Wunden in einer chirurgischen Klinik kann als Gradmesser des Hygienezustandes einas Krankenbauses herangezogen werden; haben d o h alle hygienischen Mafinahmen - Desinlfektion und Sterihisation - nur das eine Ziel, Wund- infekeionen zu verhindern. Im Bun'desgebiet liegt die Sekundarheilungsquote bei etwa 6 %. Durch eine verbesserte Krankenhaushygiene, zu der auch die Scheuer- und Handedesjnfek- tion mit dien Amphotensiden TEGO 103 und TEGOLAN zahlt, konnce trotz der hohen angefuhrten Belastung im gegebenen Fall eine weit unter dem Durchschnitt liegende Sekundarheilungsquote ermittelt werden.

D a der leitende Arzt einer modernen Klinik die Vielzahl von Arbeitsvorgangen und Anlagen im Krankenhaus nicht mehr verantwortlich uberwachen kann, wird vorgeschla- gen, ihm bei einer Gesamtbettenzahl von mehr als 800 einen Krankenhaashygieniker zur Seite zu stellen.

Prof. Dr. med. W. J. WASCHKOW und Dr. med. G. W. SCHTSCHEGLOWA, Moskau, sprachen ,Ober die mikrobizide Ausriistung verschiedener Stoffe"

Ausgehend yon der unumganglichen Notwendigkeit einer Desinfektion, vermittelte dieser Vortrag einen Eindruck von der Gewissenhafti(gkeit, mit der a d verschiedenen Spezialgebieten auch die Fragen der Desinfaktion bearbeitet werden.

Wo immer es sich einrichten lafit, sollen biozide Materialien Verwendung finden. Durch Einarbeitung gewisser desinfizierender Subscanzen ist es moglich, Werkstoff e miit anti- mikrobiellen Eigenschaften herzustellen, die sie allerdings zum Teil wahrend der Be- nutzung wieder verlieren. Texoilien konnen mit Hexachlorophen oder olberflachenaktiven Desinfektionsmitteln ausgerustet werden. Zur Herstellung bakteriziden Gummis eignen sich Pentachlorphenol oder Oxidiphenol. In polymere Oberzugsmassen konnen Organo- zinnverbindungen und in Silikatfarben Hexylresorzin oder Pentachlorphenolnatrium ein- gearbeitet werden.

Ober ,,Die praktische Durchfiihrung der Desinfektion" berichteten nachfolgend Dir. F. KORNFELD, Essen, und Ing. H. LANG, Siegsdorf.

Seit 1952 werden Wirkdrudszumischer fur kontinuierliches Mischen von Amphotensiden und Leitungswasser eingesetzt. Diese Apparate eroff neten der Desinfektionstechnik neue Moglichkeiten. Es erwies sich als vorteilhaft, dafi die Bedienung der Gerate einfach und der Mischvorgang lediglich durch Wasserdrudc durdzfuhrbar ist. Das Mischungsverhaltnis bleibt bei schwankendem Wasserdruck un'd unterschiedlichen Entnahmemengen konstant. Ein vorzeitiges Vermischen von Wasser rnit Desinfektionsmittelkonzentrat ist ausgeschlos- sen. Die Apparate siad robust gebaut und bedurfen keiner besonderen Wartung.

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Fur die Raumdesinfektion werden mit Schlauch und angeschlossener Spruhlanze ver- bundene Zumischlgerate eingesetzt. Bei stationarem Betrieb konnen mehrere Desinfektions- mittelentnahmestellen an einen Apparat angeschlossen werden. In Betracht k o m e n Handedesinfektionsgelegenheiten, Fuflspriihstellen, Zapfsoellen sowie Spruhlanzen. Die TEGO-Desinfektionstechnik ist in Badern mit Krankenhausern ebenso erfolgreich ein- gesetzt worden wie in der Lebensmittelwirtschafl und in der Getrankehdustrie. Wer'den mit Warmwasser beschickte TEGO-Zumischgerate benutzt, so kann darin besonders wirk- same, temperierte Desinfektionslosung bereitet und allen Desinfektionsmittelzapfstellen zugefuhrt werden. Seit Einfuhrung ider rationellen und praktischen Spriihdesinfektions- technik verliert die bis etwa 1950 gehandbabte Scheuerdesinfektion fortlaufend an Be- deutung.

Den steigenden Anforderungen der Praxis nach Anschlui3 einer noch groi3eren Zahl von Zapfstellen entsprechend wurden die neuen TEGO-Dosierzentralen entwickelt. Diese Apparate erfassen zudem jede ,,Schleichwassermenge". Die Bereioung gebrauchsfertigrr Desinfektionsmittellosung erfolgt dabei durch Dosieren iiber eine hydraulisch getriebene Pumpe mit variabel einstellbiarem Konzentrationsbereich.

Wird daruber hinaus eine Trennung der Systeme Trink- und Brauchwasser verlangt, so kann dem mit einer TEGO-Dosierzentrale D/S entsprochen werden.

Prof. Dr. W. M. GORBATOW und Dr. E. F. ZYSS, Moskau, referierten iiber ,,Das Studium der Brauchbarkeit einiger Desinfektionsmittel fur die Fleischwirtschafk"

Aus betriebshygienischen und wirtschaftlichen Griinden gewinnt die Dainfektion in der Flaischwirtschafi standig an Bedeuuung. Dabei werden an anzuwendende Mittel spezi- fische Forderungen gestellt. Sie sollen nicht nur bakterizid, fungizid und sporozid wirken, sondern zugleich geringe Toxizitat bei ainem zu vernachlassigenden Eiweii3- und Fett- fehler aufweisen. Die Desinifektion darf keine Korrosionsschiiden im Bctrieb zur Folge haben und die organoleptischen Eigenschafien der Fleischerzeugnisse nicht beeintrachtigen.

Vengleichende Untersuchungen zwischen einer quaternaren Ammoniumverbindung und TEGO 51 zeigten, dai3 ktzteres Mittel den Verhaltnissen in der Fleisdtindustrie adaquat ist, da es bei Kontakt mit fetthaltigen Lebensmittelrohstoffen zuverlassiger wifikt und aui3erdem noch eine geringere Toxizitat aufweist. Dank seiner hohen Penetrationsfahigkeit und Oberflachenaktivitat fuhrt die Desinfektion zu guten bakteriologischen Ergebnissen. Die reinigende Wirkung der 1 %igen auf etwa 50' C erwarmten Losunlg von TECO 51 fiihrt an holzernen Flachen zu 97,61% und an metallenen Gegenstanden zu 98,60% Keim- abtotung.

Die desodorierende Wirkung und das Ausbleiben von Korrosionen bei Verwendung von TEGO 51 wurden besonders hervorgehoben.

,Untersuchungen iiber die Wirksamkeit der amphoteren Desinfektionsmittel TEGO 51 und TEGO 51 B" war das Themla eines von Prof. Dr. M. SAINCLIVIER und Dr. L. KERHERVE, Rennes, ge- gebenen Berichtes.

Das Desidektionsvermogen beider Mittel wurde entsprechend der Norm des Inter- nacionalen Milchwirtschaftsverbandes im sagenannten Standard-Kapazitatstest ermittelt. Folgende Resultate wurden erziielt: Bei Expositionszeiten von 5 und 10 Minuten wirkt TEGO 51 gegeniiber den 4 igepriifien Testkeimen Staphylococcus aurenus, Streptococcus lactis, Pseudomonas aeruginosa un\d Escherischia coli innerhalb der gesetzten Grenzcn maximal. Bei Gagenwart von Milch als organische Verunreinigung wird das Desinfak- donsvermogen von TEGO 5 1 nicht nennenswert abgeschwacht.

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TEGO 51 B erweist sich bei lominutiger Expositionszeit in 0,2%iger Losung ahnlich gut wirksam wie 1 %ige TEGO 51-Losung.

Wenn das Reinigungsvermiigen der Mittel nach dem Tubtest bestimmt w i d , zeigen sich keine signifikanten Unterschiede, jedoch sieht man eine geringfiigige Oberlegenheit von TEGO 51. Quaternare Ammoniumverbindungen ohne Reinigungsverstarker erweisen sich als weniger wiirksam.

Bei Priifung des korrosiven Verhaltens von TEGO 51 gegeniiber Metallplatten aus Almasilium konnte nach 700maliger Wiederholung festgestellt werden, dai3 die durch dieses Mittel hervorgerufene Korrosion unbedeuten[d ist. Im Gegensarz dazu verursachten Natriumlhypochloritlosungen (300 ppm) und eine 0,5 %ige Quatverbindung an diesem Material Korrosion.

,,TEGO-Desinfektion in Versuchstierstallen - weitere Erfahrungen beim Einsatz von Amphotensiden" behandelten F. T. PERKINS, M. Sc., H. M. DARLOW, B. A. und D. J. SHORT, M. B. E., London.

Da in den vergangenen Jahren die spezifisch pathogenfreie Tieraufzucht (S. P. F.) i m e r bedeutsamer geworden ist, mui3te die Tierhygiene verbessert werden. Nicht nur Originaltiere sind pathogenfrei zu halten, vielmehr auch deren Nachkommen, die vor Kontaminierung ebenfalls geschiitzt werden miissen. In diesem Zusammenhang sind die allgemeine Hygiene des Gebaudes, der Luftungsanlage und Fragen der Belegung anzufuh- ren. Den Ausschlag gibt jedoch eine wirksame Desinfektion mit einem Mittel, das alle pathogenen Keime abtotet, ungiflig fur die Tiene, ungefahrlich fur den Pfleger, vertraglich mit Kafigen, Gehegen und Raumen unld leicht anwendbar ist.

Daten der bakteriziden, fungiziden, sporoziden und viruziden Aktivitat sowie iiber die abtotende Wirkung auf Mycoplasma und die mechanische Entfernung von Oozysten verdeutlichen die vorteilhafie Anwendung von TEGO 5 1 in Versuchstierstallen. Die geringe Toxizitat des Mittels, seine vorziigliche reinigende Wirkung in 1 %iger Losung und nicht zuletzt seine leichte Anwendbarkeit beim Verspriihen unter Benurzung von TEGO-Desinfektionsanlagen machten Amphotenside zu dem erfolgreichsten Mittel in der Versuchsticrzucht. Produlrte dieser Stoff klasse haben sich in mehr als 12jahriger Praxis als gut wirksam erwiesen.

Dipl. Lebensmittelchemiker K. H. ESCHMANN, Niederglatt, berichtete iiber ,,Die Schaff ung von Referenzmethoden und die Erstellung mikrobiologisher Beurtei- lungsnormen fur das Schweizerische Lebensmittelbuh"

Obwohl sich dieser Beitrag im wesentlichen mit innerschweizerischen Problemstellungen befafit, ist er dennoch von allgemeinem Interesse, da die Probleme der Kontrolle der mikrobiologischen Beschaffenheit unid der hygienisch einwandfreien Herstellung von Lebensmitteln w'eltweit sind. Es wind vorgeschlagen, das Hauptgewicht der Kontrolle nicht auf das Aafspuren pathogener Mikrmnganismen zu vemenden, vielmehr ist auf eine hygienisch einwandfreie Produktion von Nahrungsmitteln zu achten. Coliforme Keime und Enterococcm, die als Hygieneindikatororganismen angesprochen werden konnen, sollen in Lebensmitteln ebenso wenig angetroffen werden wie Bazillen, Clostri- dien, fettspaltende und Farbstoff bildende Mikroorganismen. Besonderes Gewicht ist auf das Fehlen der Erreger von Lebensmittelvergiftung bzw. Lebensmittelinfektionen zu legen. Methoden der Probenahme, der Vorbereitung der Proben zur Untersuchung und der Ausfiihrung der Hygieneteste werden beschrieben. SchlieBlich werden noch die Beurtei- lungsnormen fur verschiedene Nahmngsmittel bekanncgegeben.

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Gestiitzt auf ein umfangreiches und instruktives Bildmaterial beleuchtete Dr. chem. A. MUHR, Zurich ,,Praxisprobleme bei Durchfuhrung der Desinfektion im Lebensmittelbetrieb"

Wer eine Verbesserung der Lebensmittelhygiene anstrebt, mufi sich dariiber im klaren sein, dai3 der Schliissel zum Wandel in einer uberzeugenden Aufklarung und Unterrichtung der in den Betrieben Arbeitanden iiber den derzeitigen Hygienestand liegt. Dabei ist awch zu erwahnen, welcher optimale Zustand erreichbar sein kann. Erst wenn der Arbeiter begriffen hat, dai3 ohne regelmafiige Reinigung und Desinfektion keine besseren Produkte erzeugt werden konnen, erkennt er den Sinn und die groi3e Bedeutung von Hygienemafi- nahmen. Der erste Schritt zur Verbesserung fder hygienischen Wartung von Geraten, Maschinen und Werkzeugen ist verhaltnismafiig leicht getan. Erheblich grofiere Schwic- rigkeiten bereitet es, Arbeiter davon zu uberzeugen, dafi die personliche korperliche Hygiene gleichfalls wichtig ist. Dies gilt vor allem fur die regelmaflige Reinigung und Desinfektion der Hande. In Lebensmittelbetrieben darf keine Kontaktkette Kot - Hande - Lebensmittel geduldet werden. Die fotografische Darstellung bakteriololgischer Abklatsche von Maschinenoberflachen, Tischen, Werkzeugen und nicht zulerzt von den Handen vor und nach Reinigung sowie Desinfektion sprechen in dieser Hinsicht eine eindeutige und iiberzeugende Sprache. Wer dieses Bildmaterial gmhen hat, kann sich der Notwendigkeit der Durchfiihrung verbesserter lebensmittelhygienischer Betriebsmahahmen nicht ver- schlieflen.

Das Schlufireferat hielt Prof. Dr. D. A. A. MOSSEL, Zeist, iiber Jebensmittel- und futtermittelhygienishe Erfahrungen in Siidamerika"

Es ist erwiesen, dai3 die Ursache von zwei der wichtigsten Probleme auf dem Gebiet der Lebmsmittelhygiene in den Entwicklungsgebieten zu suchen ist. Dabei handelt es sich um Salmonellosen und Mykotoxikosen. Zwar werden in Entwicklungslandern lebenswichtige Grundstoffe in grofien Menigen produziert, jedoch mangelt es vor allem an lebensmittel- hygienischen Kenntnissen. Die Salmonellenversmchung von Rindfleisch in Argentinien wird

1. durch ungeniigende Reinigung und Desinfektion von Arbeirstitschen, Messern,

2. aber auch durch vie1 zu langsames Gefrieren des Fleisches Arbeirskleidung und Handen,

ausgelost. Um Abhilfe zu schaff en, wird eine Intensivierung der Hygienemahahmen, Benutzung

von auf etwa 8" C gekiihlten Arbeitsraumen und schnelles Gefrieren des Fleisches emp- fohlen.

Das zu M y k o t o x i k o s e n fiihrcnde Schimmelwachstum kann durch Zusatz von Propionsaure oder des Antibiotikums Pimaricin unterbunden werden. Nach erfolgter Schimmelpilzentwicklung untd Mykotoxinbildung lafit sich korrektiv nichts mehr andern, da die meisten Mykotoxine thermostabil sind.

Wenn Siidamerika in etwa 10 Jahren iiber ein Corps modern ausgebildeter kompetenter Lebensmittel- und Futtermittelhygieniker verfugt, darf man berechtigterweise hoff en, dafi die lebensmittelhygienischen Probleme der Salmonellosen und Mykotoxikosen endgiiltig losbar sein werden.

Die Aktualitat der aagesprochenen Themen bewies die rege Diskussion, die zum Teil no& wahrend der Pausen in den Wandelgangen fortgesetzt wurde.

Anschr. d. Verf.: H. EDELMEYER, 43 Essen, Stattropstr. 1

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