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on Version 1.0.0 © Studienbüro Jetzt & Morgen, Freiburg 2019 1/32 Modul 6 Wie sehr sollen sich Flüchtlinge anpassen? Version 1.0.0 Themeneinheit Wie soll unser Land Flüchtlingen helfen? Ethische, gesellschaftliche und praktische Fragen

Themeneinheit on Wie soll unser Land Flüchtlingen helfen? … · 2019-10-24 · Verhaltensmuster der dominierenden Kultur übernehmen. Und zwar so weit, dass sie das Bewusstsein

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Version 1.0.0 © Studienbüro Jetzt & Morgen, Freiburg 2019 1/32

Modul 6Wie sehr sollen sich Flüchtlinge anpassen?Version 1.0.0

Themeneinheit

Wie soll unser Land Flüchtlingen helfen? Ethische, gesellschaftliche und praktische Fragen

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Autorin: Milena Stegner (Gymnasiallehrerin für Politikwissenschaften, Philosophie/Ethik und Eng-lisch), mit Unterstützung eines Experten für Flucht und Asyl

Mitarbeit: Andreas Becker

Gestaltung: Pro Natur GmbH / N-Komm Agentur für Nachhaltigkeits-Kommunikation UG

Satz: AutorInnen in Apache OpenOffice™ (Writer)

Version 1.0.0; © Studienbüro Jetzt & Morgen, Freiburg 2019 2/32

Copyright

Sämtliche Verwertungs- und Nutzungsrechte an diesem Material liegen beim Studienbüro Jetzt &Morgen. Es ist gestattet, das Material für eigene private und für schulische Zwecke, für die nicht-kommerzielle Jugend- und Erwachsenenbildung sowie die Hochschulausbildung zu nutzen. Hier-bei ist es jedoch untersagt, das Material in eigene Veröffentlichungen jeglicher Art zu integrieren.Für solche, andere weitergehende sowie gewerbliche Nutzung müssen Lizenzvereinbarungen mitdem Rechteinhaber getroffen werden.

Studienbüro Jetzt & Morgen Andreas Becker, Wilhelmstr. 24a, D-79098 Freiburg

[email protected]

www.wandelvernetztdenken.de

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Das Modul im Überblick

Flucht und Asyl sind hochaktuelle Themen. Sie führen zu intensiven bis erbitterten gesellschaftli-chen Diskussionen. Nicht selten mangelt es dabei jedoch an grundlegendem Wissen. Die Frage,ob sich Flüchtlinge oder EinwanderInnen anpassen sollen, ist dabei eines der Themen, die immerwieder hitzig debattiert werden. Die AnhängerInnen der sogenannten Assimilation fordern, dassEinwanderInnen sich in allen Bereichen der Mehrheitsgesellschaft anpassen sollen, während dieVertreterInnen des „Multikulturalismus“ auf Vielfalt statt Einheit setzen.

Im vorliegenden Modul lernen die Teilnehmenden die oft gegenübergestellten Konzepte Assimila-tion und Multikulturalismus kennen und haben die Möglichkeit, über einige exemplarische Streit-themen der Integration zu diskutieren. Abschließend bilden sie sich ein eigenes Urteil darüber,welches Konzept sie bevorzugen, in welchen Bereichen sie Anpassung besonders wichtig findenund was sie von der aufnehmenden Gesellschaft erwarten.

Zielgruppe Schülerinnen und Schüler ab 15 Jahren insbesondere der Schularten Gymnasium, Gemeinschafts-schule und Realschule (Deutschland), Allgemeinbildende höhere Schule und Berufsbildende höhe-re Schule (Österreich) sowie Maturitätsschule und Fachmittelschule (Schweiz).

Zeitbedarf 90 Minuten.

Zahl der Teilnehmenden

Keine besonderen Empfehlungen.

Die Teilnehmenden erarbeiten im Modul Antworten zu den folgenden Fragen:

• Wie sehr sollen sich Flüchtlinge anpassen? (Leitfrage)

• Was bedeuten Assimilation und Multikulturalismus?

• Ist es sinnvoll, dass muslimische Mädchen am Schwimmunterricht teilnehmen müssen? (wahlweise)

• Ist es sinnvoll, dass Kinderehen grundsätzlich aufgelöst werden? (wahlweise)

• Ist es sinnvoll, dass es eine Wohnsitzauflage für AsylbewerberInnen gibt? (wahlweise)

• Ist es sinnvoll, dass Flüchtlinge zu Integrationskursen verpflichtet werden können? (wahlwei-se)

Vorausgesetztes Modul

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Module, an die das vorliegende inhaltlich anknüpft

Themeneinheit Modul

Wie sollen wir Flüchtlingen helfen? Warum entscheiden Briefe über Leben? Ein Mystery zu Flucht und Asyl

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Inhaltsverzeichnis

Informationen zum Modul............................................................................................................5

Das Thema................................................................................................................................5

Bedeutung des Themas für die Teilnehmenden.........................................................................5

Ziele und angestrebte Kompetenzen.........................................................................................6

Definitionen................................................................................................................................6

Grundlegende Literatur zu Flucht und Asyl................................................................................9

Literatur für dieses Modul ..........................................................................................................9

Erläuterung des Stundenverlaufs.............................................................................................11

Verlaufsplan.............................................................................................................................13

Materialübersicht und vorbereitende Aufgaben........................................................................14

Weiterführende Themenvorschläge.........................................................................................15

Modulbewertung......................................................................................................................15

Materialien...................................................................................................................................16

L1: Bilder visualisieren / Leitfrage formulieren / M1 austeilen und Bearbeitung begleiten ......17

M1: Assimilation oder Multikulturalismus – wie viel Anpassung können wir verlangen? ..........19

L2: Ergebnissicherung leiten / Zu Gruppendiskussionen überleiten / M2 austeilen und Bearbeitung begleiten..............................................................................................................22

M2: Streitthemen der Integration..............................................................................................24

L3: Ergebnisse vergleichen / Zur Urteilsbildung überleiten / Placemat und M3 austeilen.........25

M3: Urteilsbildung per Placemat..............................................................................................29

L4: Abschlussdiskussion leiten / Stunde schließen.................................................................30

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Informationen zum Modul

Das Thema

Die große Zahl an Flüchtlingen, die ab dem Jahr 2015 nach Deutschland und Euro-pa kam, brachte eine ganze Reihe an Herausforderungen mit sich. Eine davon istdie Integration so vieler Menschen in den aufnehmenden Gesellschaften. Doch zu-nächst stellt sich die Frage: Was bedeutet Integration konkret? Eine allgemein aner-kannte Definition und ein anerkanntes Verständnis gibt es nicht. Häufig wird der Be-griff genutzt, um von Anpassung zu sprechen, dabei aber die möglicherweise nega-tive Konnotation dieses Begriffs zu umgehen. Im Kern geht es also eigentlich dar-um, ob sich Flüchtlinge anpassen sollen. Dabei können Assimilation und Multikultu-ralismus als zwei gegensätzliche Positionen in dieser Frage gesehen werden: Wäh-rend Assimilation auf Anpassung in allen Bereichen setzt, um die Gesellschaftdurch eine gemeinsame (Leit-)Kultur zusammenzuhalten, sieht Multikulturalismuskulturelle Unterschiede als Bereicherung an.

Bedeutung des Themas für die Teilnehmenden

70,8 Millionen Menschen befinden sich weltweit auf der Flucht oder sind geflüchtet(Stand Ende 2018), Tendenz steigend. Flucht und Flüchtlinge werden demnachauch in Zukunft ein aktuelles Thema bleiben, das die Gesellschaft weiterhin vorHerausforderungen stellen wird. Obwohl das Thema schon seit Jahren den politi-schen und gesellschaftlichen Diskurs bestimmt, werden wichtige Fragen nicht aus-reichend diskutiert. Überdies kursieren viele Vorstellungen von Flucht und Asyl, dienicht der Realität entsprechen. Daher ist es für Schülerinnen und Schüler wichtig,aktuelle Fragen rund um das Thema auf Grundlage fundierter Informationen zu be-arbeiten und sich mit kontroversen Positionen auseinanderzusetzen.

Eine solche Auseinandersetzung mit dem Thema und den daraus resultierendenFragen fördert sowohl die Empathie der Schülerinnen und Schüler als auch die Ei-genständigkeit ihres politischen Denkens und Handelns. Zudem erleichtert dieseAuseinandersetzung den jungen Menschen, sich zum äußerst komplexen ThemaFlucht und Flüchtlinge eine fundierte eigene Meinung zu bilden.

Assimilation und Multikulturalismus stellen zwei gegensätzliche Pole dar, wenn esum die Vorstellung von gelungener Integration geht. Die Auseinandersetzung mitdiesen Polen sowie deren Anwendung auf konkrete Streitthemen der Integrationhilft den Teilnehmenden, sich ein Urteil über das Zusammenleben in einer zuneh-mend multikulturell geprägten Gesellschaft zu bilden.

Einzelnachweis

Zahl der Flüchtlinge globalUnited Nations High Commissioner for Refugees (UNHCR): Global Trends: Forced Displacement in 2018. Stand: 19.6.2019. www.unhcr.org/5d08d7ee7.pdf (abgerufen am 21. Juni 2019).

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Ziele und angestrebte Kompetenzen

Stundenziel

• Die Teilnehmenden können sich ein Urteil über die Frage bilden, wie viel An-passung die Gesellschaft von Flüchtlingen verlangen darf und soll.

Angestrebte Kompetenzen

Analysekompetenz

• Die Teilnehmenden können bei exemplarischen Diskussionen unterschiedli-che Standpunkte den Konzepten Assimilation und Multikulturalismus zuord-nen.

Urteilskompetenz

• Die Teilnehmenden können sich ein Urteil bilden über diverse exemplarischeThemen der Integration sowie abschließend über die Frage, wie viel Anpas-sung die Gesellschaft von Flüchtlingen verlangen soll.

• Die Teilnehmenden können sich ein Urteil darüber bilden, welches Konzept der Integration sie bevorzugen, in welchen Bereichen sich Ankommende vorallem anpassen sollten und was von der aufnehmenden Gesellschaft ver-langt werden kann.

Handlungskompetenz

• Die Teilnehmenden können sich in Alltag oder Politik für ihre Auffassung vonIntegration einsetzen.

Methodenkompetenz

• Die Teilnehmenden lernen die „Methode 66“ kennen.

Definitionen

Assimilation

„Assimilation bedeutet Angleichung, Ähnlichmachung. Aus empirischer und his-torischer Perspektive bedeutet Assimilation, dass Individuen beziehungsweise ethnische Gruppen fremder Herkunft die sozialen Werte, Orientierungs- und Verhaltensmuster der dominierenden Kultur übernehmen. Und zwar so weit, dass sie das Bewusstsein der Zugehörigkeit zu ihrer ursprünglichen Herkunfts-gruppe verlieren und die Identität der Mitglieder der dominierenden Kultur an-nehmen. […] In normativer Hinsicht bedeutet Assimilation, dass das Einwande-rungsland das Modell einer kulturell relativ homogenen Gesellschaft bevorzugt, bei dem die Menschen eine gemeinsame Identität teilen und die durch die ge-

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Definition Assimilation zitiert nach Berthold Löffler: Welche Integration? – Eine Begriffsklärung nach der Diskussion um die deutsche Leitkultur. In: Die politische Meinung Nr. 375, Februar 2001, S. 26. www.kas.de/c/document_library/get_file?uuid=acaa9259-4555-8282-bc36-bf718b3ef754&groupId=252038 (abgerufen am 26. Juni 2019).

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ringen Unterschiede als konfliktarm gilt. Relative kulturelle Homogenität ist im Allgemeinen die solide Grundlage für eine gemeinsame Identität der Gesell-schaftsmitglieder.“ Assimilation zielt auf eine möglichst homogene Gesellschaft ab, bei der sich EinwanderInnen an die Kultur des Gastlandes anpassen.

An den Soziologen Hartmut Esser anlehnend, wird oftmals von vier Bereichen ausgegangen, in denen sich Neuankömmlinge an die Mehrheitsgesellschaft an-passen sollten:

1. Kulturelle Assimilation, zu der z.B. die Sprache gehört.

2. Strukturelle Assimilation, etwa die Aufnahme von Arbeit.

3. Soziale Assimilation, also beispielsweise das Bilden von Freundschaften oder sozialen Beziehungen.

4. Emotionale Assimilation, etwa die Übernahme der Werte und Anschauun-gen des Gastlandes.

Das Konzept ist daher eng mit der Idee einer Leitkultur verknüpft (siehe unten).

Integration

Es gibt keine allgemein anerkannte Definition von Integration. Der Politikwissen-schaftler Berthold Löffler geht sogar soweit, von einem „durch seinen beliebigenGebrauch fast völlig entleerte[n] Integrationsbegriff“ zu sprechen. Der Begriff selbst kommt vom lateinischen integrare, was so viel bedeutet wie etwas erneu-ern oder ergänzen. Im Glossar des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge wird der Begriff folgendermaßen definiert:

„Ziel von Integration ist es, alle Menschen, die dauerhaft und rechtmäßig in un-serem Land leben, in die Gesellschaft einzubeziehen. Dies betrifft die Gewäh-rung von Rechten genauso wie die Beachtung von Pflichten.“

Dabei herrscht keine Einigkeit darüber, wie Integration konkret gelingen kann. Stattdessen gibt es eine Reihe von Integrationskonzepten. Assimilation und Multikulturalismus sind zwei dieser Konzepte, die unterschiedliche Auffassun-gen von Integration vertreten.

Leitkultur

Das Konzept der Leitkultur stammt vom Politikwissenschaftler Bassam Tibi. Nach ihm entspricht Leitkultur einer Übereinkunft über Werte und Normen. In der Integrationsdebatte wird das Konzept einer Leitkultur immer wieder heftig kritisiert, da ihm eine Über- und Unterordnung bzw. Wertung von Kulturen vor-geworfen wird. Allerdings ist Leitkultur laut Bassam Tibi eher als eine Art innereHausordnung zu verstehen, welche die Voraussetzung für ein friedliches Mitein-ander sei.

Version 1.0.0; © Studienbüro Jetzt & Morgen, Freiburg 2019 7/32

Ute Koch: Integrationstheorien und ihr Einfluss auf Integrationspolitik, Bundes-zentrale für politische Bildung, 28.5.2018. www.bpb.de/gesellschaft/migration/kurzdossiers/269373/integrationstheorien?p=all (abgeru- fen am 17.Mai 2019).Hartmut Esser: Integra-tion und ethnische Schichtung. Arbeitspa-piere – Mannheimer Zentrum für Europä-ische Sozialforschung. Nr. 40, 2001, S. 16-22.

Zitat zu „entleertem In-tegrationsbegriff“: Berthold Löffler: Welche Integration? In:Die politische Meinung Nr. 375, Februar 2001, S. 25. www.kas.de/c/document_library/get_file?uuid=acaa9259-4555-8282-bc36-bf718b3ef754&groupId=252038 (abgerufen am 26.Juni 2019).

Definition Integration zitiert nach: Bundes-ministerium des Innern,für Bau und Heimat: Integration - In Ge-meinschaft zusammen leben. www.bmi.bund.de/DE/themen/heimat-integration/integration/integration-node.html (abgerufen am 5. Juni 2019).

Bassam Tibi: Leitkultur als Integrationskonzept– revisited, Bundeszen-trale für politische Bil-dung, 8.9.2017. ww-w.bpb.de/politik/extre-mismus/islamismus/255521/leitkultur-als-inte-grationskonzept-revisi-ted (abgerufen am 17. Mai 2019).

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Multikulturalismus

Es gibt viele unterschiedliche Vorstellungen von Multikulturalismus, sowohl libe-rale als auch radikale. Dem Politikwissenschaftler Berthold Löffler nach gilt: „Im Zentrum der unterschiedlichen Multikulturalismen steht das Dogma, dass die Beibehaltung der ethnokulturellen Identität der Einwanderer eine Bereiche-rung für das Einwanderungsland darstellt.“ Befürworter von Multikulturalismus sind der Meinung, dass kulturelle Vielfalt etwas Positives und Schützenswertes sei. Man könne von Ankommenden nicht verlangen, die Kultur ihres Herkunfts-landes aufzugeben, stattdessen könnten Menschen sich sowohl mit der Her-kunftsgruppe als auch der Gesamtgesellschaft identifizieren. So etwas wie einegemeinsame Leitkultur gebe es heutzutage nicht mehr. Stattdessen seien Staa-ten ethnisch, sprachlich und kulturell vielfältig und nicht einheitlich. Auch inner-halb der deutschen Kultur seien Menschen so verschieden, dass gar keine Mehrheitskultur zu erkennen sei. Zusätzlich wird angemerkt, dass in der heuti-gen globalisierten und vernetzten Welt Menschen oftmals über Grenzen hinwegNetzwerke pflegen und nicht mehr nur an einem Ort sozial eingebunden sind.

MigrantInnen und Flüchtlinge würden in ihrer neuen Heimat oft diskriminiert werden, stattdessen sollten alle Kulturen gleichberechtigt sein. Multikulturalis-mus bedeute kein reines Nebeneinander, stattdessen würde der Zusammenhaltdurch gemeinsame Regeln und gemeinsame Sprache gesichert.

Anmerkungen zum Begriff Flüchtling

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge weist auf seiner Website darauf hin, dass der Begriff

Flüchtling gemäß des Asylrechts nur anerkannte Flüchtlinge nach der Genfer Flüchtlingskonvention

umfasst. Im Sinne der didaktischen Reduktion wird der Begriff im vorliegenden Modul jedoch ent-

sprechend dem alltäglichen Sprachgebrauch als Synonym für fliehende und geflohene Menschen

verwendet.

Viele Menschen und Organisationen halten den Begriff Flüchtling für negativ besetzt und verwenden

stattdessen das Wort Geflüchtete(r). Diesem Vorgehen wird in diesem Modul vor allem aus folgen-

dem Grund nicht gefolgt: Das gesamte internationale wie nationale Recht für schutzsuchende Men-

schen basiert auf dem Flüchtlingsbegriff – von der Genfer Flüchtlingskonvention bis hin zum deut-

schen Aufenthaltsgesetz. Überdies hat sich der Flüchtlingsbegriff – dank des Engagements von

Flüchtlingsinitiativen seit den 1990er Jahren – als Ersatz für den abwertend genutzten Begriff Asylant

im allgemeinen Sprachgebrauch durchgesetzt. Daran knüpft dieses Modul an.

Version 1.0.0; © Studienbüro Jetzt & Morgen, Freiburg 2019 8/32

Definition Multikultura-lismus zitiert nach Bert-hold Löffler: Welche In-tegration? – Eine Be-griffsklärung nach der Diskussion um die deutsche Leitkultur. In: Die politische Meinung Nr. 375, Februar 2001, S. 26. www.kas.de/c/document_library/get_file?uuid=acaa9259-4555-8282-bc36-bf718b3ef754&groupId=252038 (abgerufen am 26.Juni 2019).

Literatur: Andrea Ko-then: Sagt man jetzt Flüchtlinge oder Ge-flüchtete? In: Men-schenrechte kennen keine Grenzen: Tag des Flüchtlings 2016. Berlin, Pro Asyl 2016, S. 24. www.proasyl.de/wp-content/uploads/2015/12/PA_TdF_Heft_2016_web_END.pdf.

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Grundlegende Literatur zu Flucht und Asyl

Hamed Abdel-Samad: Integration. Ein Protokoll des Scheiterns. Droemer, München2018.

Alexander Betts, Paul Collier: Gestrandet. Warum unsere Flüchtlingspolitik allen schadet – und was jetzt zu tun ist. Siedler, München 2017.

Der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR) Amt des Vertre-ters in der Bundesrepublik Deutschland: Abkommen über die Rechtsstellung der Flüchtlinge vom 28. Juli 1951 (In Kraft getreten am 22. April 1954); Protokoll über die Rechtsstellung der Flüchtlinge vom 31. Januar 1967 (In Kraft getreten am 4. Oktober 1967). Genfer Flüchtlingskonvention. Berlin, 2015. www.unhcr.org/dach/wp-content/uploads/sites/27/2017/03/GFK_Pocket_2015_RZ_final_ansicht.pdf

Ruud Koopmans: Assimilation oder Multikulturalismus? Bedingungen gelungener Integration. LIT, Berlin 2017.

Karl-Heinz Meier-Braun: Schwarzbuch Migration. Die dunkle Seite unserer Flücht-lingspolitik. C.H. Beck, München 2018.

David Miller: Fremde in unserer Mitte. Politische Philosophie der Einwanderung. Suhrkamp, Berlin 2017.

Literatur für dieses Modul

Hamed Abdel-Samad: Integration. Ein Protokoll des Scheiterns. Droemer, München2018.

Melanie Amann, Dietmar Hipp und Vanessa Schlesier: Ein Herz für Pädophile? Un-sinn. Spiegel (52/2016). www.spiegel.de/spiegel/kinderehen-warum-ein-pauschales-verbot-falsch-waere-a-1127228.html (abgerufen am 13. Mai 2019).

Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF):Integrationskurse für Asylbewerber und Geduldete. www.bamf.de/DE/Willkommen/DeutschLernen/IntegrationskurseAsylbewerber/integrationskurseasylbewerber-node.html (abgerufen am 14. Mai 2019).

Die Bundesregierung: Wohnsitzregelung erleichtert Integration. www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/wohnsitzregelung-erleichtert-integration-401108 (abgerufen am 14. Mai 2019).

Bernhard Clemm: Was man von den Spätaussiedlern lernen kann. Frankfurter All-gemeine, 25.05.2016. www.faz.net/aktuell/politik/fluechtlingskrise/wohnortzuweisung-was-man-von-den-spaetaussiedlern-lernen-kann-14250897.html (abgerufen am 13. Mai 2019).

Hannelore Crolly: Was der Schwimmunterricht mit Emanzipation zu tun hat, 11.01.2017. www.welt.de/vermischtes/article161059550/Was-der-Schwimmunterricht-mit-Emanzipation-zu-tun-hat.html (abgerufen am 13. Mai 2019).

Frank Decker: „Assimilation ist gar nicht so dumm“, Frankfurter Allgemeine Zeitung,aktualisiert am 19.04.2011. www.faz.net/aktuell/feuilleton/politik/integration-assimilation-ist-gar-nicht-so-dumm-1625585.html (abgerufen am 14. Oktober 2019).

Rainer Geißler: Multikulturalismus in Kanada – Modell für Deutschland?, Bundes-zentrale für politische Bildung (BpB), 17.6.2003.

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www.bpb.de/apuz/27564/multikulturalismus-in-kanada-modell-fuer-deutschland?p=all (abgerufen am 23. Mai 2019).

Matthias Heitmann: Trügerische Toleranz. Neue Zürcher Zeitung, 17.02.2016. https://www.nzz.ch/feuilleton/truegerische-toleranz-1.18696279 (abgerufen am 14. Ok-tober 2019).

Richard Herzinger: "Multikulturalismus" und "Leitkultur" sind Irrwege. Welt.de, 22.10.2010. www.welt.de/kultur/article10454526/Multikulturalismus-und-Leitkultur-sind-Irrwege.html (abgerufen am 14. Oktober 2019).

Luisa Jacobs: "Integrationsverweigerer kennen wir hier nicht", Zeit Online, 26.05.2016. www.zeit.de/gesellschaft/2016-05/awo-integrationsgesetz-integrationskurse-schwierigkeiten-angebote-frauen (abgerufen am 14. Mai 2019).

Wolfgang Janisch: Warum das Gesetz gegen Kinderehen auf der Kippe steht. Süddeutsche Zeitung, 4.12.2018. www.sueddeutsche.de/politik/kinderehen-minderjaehrige-hochzeit-1.4237904 (abgerufen am 13. Mai 2019).

Ute Koch: Integrationstheorien und ihr Einfluss auf Integrationspolitik, Bundeszentrale für politische Bildung, 28.05.2018. www.bpb.de/gesellschaft/migration/kurzdossiers/269373/integrationstheorien?p=all (abgerufen am 17. Mai 2019).

Ruud Koopmans: Assimilation oder Multikulturalismus? Bedingungen gelungener Integration. LIT, Berlin 2017.

Ruud Koopmans: „Multikulti ist gescheitert“, Frankfurter Allgemeine, 14.06.2017. www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/mulitikulti-gescheitert-ein-deutsch-niederlaendischer-vergleich-15055787.html (abgerufen am 17. Mai 2019).

Ruud Koopmans im Gespräch mit Liane von Billerbeck: Multikulti schadet den Zu-wanderern. Deutschlandfunk Kultur, 10.08.2017. www.deutschlandfunkkultur.de/ruud-koopmans-zur-integrationsdebatte-multikulti-schadet.1008.de.html?dram:article_id=393140 (abgerufen am 17. Mai 2019).

Kenan Malik: Multikulturalismus ist gescheitert. Internationale Politik und Gesellschaft, 17.03.2015. www.ipg-journal.de/rubriken/soziale-demokratie/artikel/multikulturalismus-ist-gescheitert-834/ (abgerufen am 14.Oktober 2019).

Steffen Mau: Assimilation oder Multikulti?, Der Tagesspiegel, 25.07.2016. www.tagesspiegel.de/wissen/migrationsforscher-streiten-ueber-integration-assimilation-oder-multikulti/13919640.html (abgerufen am 14. Oktober 2019).

Alan Posener: Wir werden die Gewinner von Multikulti sein. Welt.de, 27.02.2015. www.welt.de/debatte/kommentare/article137693261/Wir-werden-die-Gewinner-von-Multikulti-sein.html (abgerufen am 23. Mai 2019).

Valerie Schönian: Alles, was deutsch ist, Die Zeit, 05.04.2016. www.zeit.de/gesellschaft/2016-03/bamf-fluechtlinge-integrationskurs-inhalt (abgerufen am 14. Mai 2019).

Spiegel Online: Musliminnen müssen am Schwimmunterricht teilnehmen. 11.09.2013. www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/burkini-urteil-schwimmunterricht-fuer-muslimisches-maedchen-a-921650.html (abgerufen am 13. Mai 2019).

Oliver Trenkamp: „Die Eltern habe ich gar nicht gefragt", Interview mit Renate Scherf. Spiegel Online, 11.9.2013. www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/burkini-lehrerin-ueber-ganzkoerperschwimmanzuege-fuer-muslime-a-921160.html (abgerufen am 13. Mai 2019).

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Spiegel Online: Muslimisches Mädchen muss zum Schwimmunterricht mit Jungs, 10.01.2017. www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/muslimisches-maedchen-muss-zum-schwimmunterricht-mit-jungs-a-1129304.html (abgerufen am 13. Mai 2019).

Julian Staib und Reiner Burger: Wohnortzuweisung für Flüchtlinge sorgt in Kommunen für Unsicherheit. Frankfurter Allgemeine, 1.9.2016. www.faz.net/aktuell/politik/fluechtlingskrise/f-a-z-exklusiv-wohnortzuweisung-fuer-fluechtlinge-sorgt-in-kommunen-fuer-unsicherheit-14416338.html (abgerufen am 13. Mai 2019).

Bassam Tibi: Leitkultur als Integrationskonzept – revisited, Bundeszentrale für politi-sche Bildung, 8.9.2017. www.bpb.de/politik/extremismus/islamismus/255521/leitkultur-als-integrationskonzept-revisited (abgerufen am 17. Mai 2019).

Welt.de: BGH hält Regelung zu Kinderehen für verfassungswidrig, 14.12.2018. www.welt.de/politik/deutschland/article185518466/Kinderehen-Bundesverfassungsgericht-muss-Verbot-in-Deutschland-pruefen.html (abgerufen am 14. Mai 2019).

Erläuterung des Stundenverlaufs

Der Einstieg in die Stunde erfolgt mithilfe von Bildern (L1). Diese stellen Flüchtlingeoder MigrantInnen in verschiedenen Situationen dar, welche oft im Zusammenhangmit Integration diskutiert werden. Die SchülerInnen beschreiben die Bilder zunächstund stellen dann Vermutungen an, welche Streitpunkte die einzelnen Bilder symbo-lisieren. Daraufhin sollen sie überlegen, um welche übergeordnete Fragestellung essich handelt und die Leitfrage formulieren. Dazu sollte die Lehrkraft darauf hinwei-sen, dass die Stunde in die größere Themeneinheit Flucht und Asyl eingebettet istund die Leitfrage deshalb nach der Anpassung von Flüchtlingen fragt.

Wahrscheinlich wird von den SchülerInnen der Begriff Integration genannt werden.In der Leitfrage ist er aus mehreren Gründen nicht enthalten. Zum einen gibt es fürihn keine anerkannte Definition und kein anerkanntes Verständnis. Zum anderenwird der Begriff häufig genutzt, um von Anpassung zu sprechen, dabei aber diemöglicherweise negative Konnotation dieses Begriffs zu umgehen.

In der folgenden Erarbeitung (M1) lesen die SchülerInnen einen Text, der die Kon-zepte Assimilation und Multikulturalismus gegenüberstellt. Diese werden als Part-nerpuzzle erarbeitet. Dies verkürzt die Erarbeitungszeit, fördert das eigenverant-wortliche Arbeiten und sichert die soziale Einbindung.

Daraufhin haben die SchülerInnen die Möglichkeit, in Kleingruppen über verschie-dene exemplarische Streitthemen der Integration zu diskutieren (M2). Dazu bildensie Gruppen von 6 Personen, die zunächst zu vier Themen kurze Einführungskärt-chen erhalten (L2). Dabei entscheiden die Schülerinnen und Schüler selbst, mitwelchen zwei dieser vier Themen sie sich befassen wollen. Die Möglichkeit, The-men nach Interesse auszuwählen, erhöht die Motivation; und Themen, die emotio-nal vorbelastet sein könnten, lassen sich so vermeiden. Zu den ausgewählten Fra-gen lesen sie die dazugehörigen Texte laut vor, die die wichtigsten Pro- und Kontra-Argumente enthalten.

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Wie soll unser Land Flüchtlingen helfen? Ethische, gesellschaftliche und praktische FragenWie sehr sollen sich Flüchtlinge anpassen? i

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Daraufhin sollen die SchülerInnen überlegen, welcher der Standpunkte wohl vonden beiden Ansätzen Assimilation und Multikulturalismus vertreten werden würden.Anschließend haben sie die Möglichkeit, jeweils sechs Minuten frei über die The-men zu diskutieren. Die Kleingruppendiskussion sichert eine möglichst große Schü-lerInnenaktivierung und ermöglicht es auch schüchternen SchülerInnen, sich zu be-teiligen. Die Auswahl exemplarischer Fragen macht das Thema greifbar. Daraufhinsollen die Gruppendiskussionen inhaltlich und formal kurz reflektiert werden.

Schließlich wird auf die Leitfrage zurückgekommen, ob sich Flüchtlinge anpassensollen. Dazu erhalten die SchülerInnen in 4er-Gruppen eine Placemat (L3), auf dersie sich zunächst selbst ein Urteil bilden sollen, welchen Ansatz von Integration siebevorzugen, ob es Bereiche gibt, in denen sie Anpassung besonders wichtig finden,und inwiefern die aufnehmende Gesellschaft ihren Teil zur Integration beitragensollte (M3). Daraufhin sollen sie sich in der Gruppe austauschen und auf eine ge-meinsame Lösung zu diesen Fragen einigen. Auf diese Weise üben die Schülerin-nen und Schüler, ihren Standpunkt in einer Diskussion zu verteidigen. Überdieswird die Fähigkeit gefördert, Kompromisse zu finden und Probleme zu lösen.

Als Abschluss werden die Ergebnisse der Placemat kurz ausgetauscht und es wirdeine Abschlussdiskussion geführt (L4). Falls noch Zeit verbleibt, kann der Puffereingesetzt werden (L4), bei dem die SchülerInnen je drei Thesen aufstellen sollen,was sie von der aufnehmenden Gesellschaft und den ankommenden Flüchtlingenerwarten. Die Aufgabe kann auch als Hausaufgabe aufgegeben werden.

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Verlaufsplan

Phase Dauer in min

Thema/Inhalt

Sozialform Handlung derLehrperson

Handlung derTeilnehmer

1 Einstieg 7(∑ 7)

Hinführung:

Bilder visualisieren.

Plenum L1: Bilder visualisieren, Leitfrage formulieren.

Bilder beschreiben und überlegen, wel-che Streitpunkte der Integration dahinter-stehen.

2 Erarbeitung 15

(∑ 22)

Assimilation und Multi-kulturalismus

Konzepte Assimilation und Multikulturalismus gegenüberstellen.

PartnerInnenar-beit

L1: M1 austeilen und Bear-beitung begleiten.

M1 bearbeiten.

3 Ergebnissi-cherung

10

(∑ 32)

Assimilation und Multi-kulturalismus

Ergebnisse austau-schen und sichern.

Plenum L2: Ergebnissicherung lei-ten.

Ergebnisse von M1 austauschen und er-gänzen.

4 Überleitung 2

(∑ 34)

Überleitung LehrerInnenvor-trag

L2: Zu Gruppendiskussio-nen überleiten.

5 Diskussionen 20

(∑ 54)

Fragen der Integration

Kleingruppendiskus-sionen

Gruppenarbeit L2: M2 austeilen und Bear-beitung begleiten.

Diskussionskarten in Kleingruppen lesen und Diskussionen füh-ren.

6 Ergebnissi-cherung/ Re-flexion

10

(∑ 64)

Fragen der Integration

Ergebnisse der Klein-gruppendiskussionen austauschen.

Plenum L3: Ergebnisse vergleichen. Über Vorstellungen von Integration aus-tauschen.

7 Überleitung 3

(∑ 67)

Überleitung LehrerInnenvor-trag

L3: Zur Urteilsbildung über-leiten.

8 Urteilsbil-dung

15

(∑ 82)

Urteilsbildung

Placemat

Gruppenarbeit L3: Placemat auf A3 kopiertausteilen und M3 visualisie-ren oder austeilen.

Urteilsbildung per Pla-cemat durchführen.

9 Ergebnissi-cherung/Abschluss

8

(∑ 90)

Abschlussdiskussion Plenum L4: Abschlussdiskussion leiten, Stunde schließen.

Abschlussdiskussion führen.

P Puffer L4: Puffer 3 Thesen schreiben/ Ergebnisse der Place-mats im Plenum dis-kutieren.

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Materialübersicht und vorbereitende Aufgaben

Mate-rial-Nr.

Titel Erläuterung Vorbereitung Check

L1 Beschreibung des Einstiegs Drucken (1 x)

Falls nur Overheadprojektor vorhan-den: Karikatur auf Folie drucken.

M1 Assimilation oder Multikul-turalismus – wie viel Anpas-sung können wir verlangen?

Material für Erarbeitung Drucken (Auflage: Anzahl der Teilneh-menden)

Falls nur Overheadprojektor vorhan-den: Tabelle zur Ergebnissicherung auf Folie drucken.

L2 Beschreibung Ergebnissiche-rung, Überleitung zu Klein-gruppendiskussionen

Drucken (1 x)

M2 Streitthemen der Integration

Material für Kleingruppendis-kussionen

Drucken (Anzahl der Teilnehmenden durch 2)

L3 Beschreibung Ergebnissiche-rung, Überleitung zu Urteilsbil-dung mit Placemat

Drucken (1 x)

L3 Placemat Kopiervorlage Placemat Auf A3 Papier drucken (Anzahl der Teilnehmenden durch 4)

M3 Urteilsbildung per Placemat

Arbeitsanweisungen Placemat Drucken (1 x)

Falls nur Overheadprojektor vorhan-den: auf Folie drucken.

L4 Beschreibung Ergebnissiche-rung, Abschlussdiskussion

Drucken (1 x)

Verlaufsplan Drucken (1 x)

Zusätzliches Material / Hilfsmittel Verwendung Check

• Computer und Beamer Video (L1)

• Tafel oder Projektionsgerät (Overheadprojektor, Whiteboard, Dokumentenkamera oder Beamer und Computer).

Sicherung von M1

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Weiterführende Themenvorschläge

Vorschläge zur Vertiefung

Diese Vorschläge ermöglichen es, das Thema außerhalb des Schulstunden-Rhyth-mus zu vertiefen. Dabei kann auf die Interessen der Schülerinnen und Schüler so-wie aktuelle Entwicklungen und lokale Gegebenheiten eingegangen werden.

Eine Podiumsdiskussion in der Schule organisieren

• Eine Podiumsdiskussion zu einem aktuellen Streitthema rund um Integrationorganisieren.

Eine Umfrage durchführen

• Eine Umfrage innerhalb oder außerhalb der Schule rund um das Thema In-tegration durchführen.

Vorschläge zu Integrationsangeboten an der eigenen Schule erarbeiten

• Die Schülerinnen und Schüler überlegen lassen, ob es an der eigenen Schule mehr Integrationsangebote (beispielsweise gemeinsame Aktionen mit Flüchtlingsklassen) geben sollte und wie diese aussehen könnten.

Exkursionen bspw. in eine Flüchtlingsunterkunft organisieren.

• Exkursionen beispielsweise in eine Flüchtlingsunterkunft organisieren, um die BewohnerInnen und MitarbeiterInnen zu ihrer Einstellung zu Integration zu befragen.

Module, die Aspekte dieses Moduls weiterführen

Dieses Modul: Weiterführendes Modul:

Material-Nummer

Aspekt Themeneinheit Modul Material-nummer

GesamtesModul

Integration Wie soll unser LandFlüchtlingen helfen?

Welche Interessen hat die aufnehmende Gesellschaft in der Flüchtlingspolitik?

Modulbewertung

Auf www.wandelvernetztdenken.de können Sie dieses Unterrichtsmodul bewertenund Anregungen, Kritik sowie Lob anmerken.

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L/M

Materialien

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➔ Bilder visualisieren ➔ Leitfrage formulieren➔ M1 austeilen und Bearbeitung begleiten

Material Folie

M1

Tafel oder Plakat oder Projektionsgerät

Tun Folie auflegen. Bilder beschreiben lassen und zur Leitfra-ge überleiten.

Plenum Bilder beschreiben und erklären, wie sie in Zusammen-hang mit der größeren Themeneinheit stehen könnten.

Leitfrage formulieren:

„Wie sehr sollen sich Flüchtlinge anpassen?“

Beurteilen

Hier können die Teilnehmenden ihre individuelle Meinungäußern.

Tun Leitfrage visualisieren.

Teilnehmende in 2-er Gruppen einteilen.

M1 austeilen.

Bildquellen und Erläuterungen (Folie)

Bild 1 Quelle Foto: Rolf Haid, picture alliance / dpa

Themenfeld Bekleidung, gemeinsames Lernen, Schulpflicht (kulturelle, strukturelle Inte-gration)

Bild 2 Quelle Foto: Darmer/Davids/ROPI

Themenfeld Konzentration, Flüchtlinge bzw. Ausländer unter sich, Bekleidung (kulturel-le/soziale Integration)

Bild 3 Quelle Foto: Brian Kelley/flickr.com CC BY-SA 2.0

Themenfeld Integrationskurse, Sprach-und Wertevermittlung (kulturelle/emotionale As-similation)

Bild 4 Quelle Falco/ Pixabay.com Creative Commons

Themenfeld Freundschaften, Zusammenhalt, gemeinsam lernen (soziale Assimilation)

Version 1.0.0; © Studienbüro Jetzt & Morgen, Freiburg 2019 17/32

Phase

1 Einstieg

2 Erarbeitung

3 Ergebnis-sicherung

4 Überleitung

5 Diskussionen

6 Ergebnis-sicherung/Reflexion

7 Überleitung

8 Urteilsbildung

9 Ergebnis-sicherung/Abschluss

P Puffer

Wie soll unser Land Flüchtlingen helfen? Ethische, gesellschaftliche und praktische FragenWie sehr sollen sich Flüchtlinge anpassen? L1

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Wie soll unser Land Flüchtlingen helfen? Ethische, gesellschaftliche und praktische FragenWie sehr sollen sich Flüchtlinge anpassen? L1

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Assimilation oder Multikulturalismus – wie viel Anpassung können wir verlangen?

Lesen Sie den Text „Integration – was ist das eigentlich?“.

Teilen Sie anschließend die Texte zu „Assimilation“ und „Multikulturalismus“ mit einem Partner oder einer Partnerin auf. Füllen Sie den zu Ihrem Text ge-hörigen Teil der Tabelle in wenigen Stichpunkten aus und stellen Sie sich an-schließend Ihre Ergebnisse gegenseitig vor.

Sie haben 15 Minuten Zeit

Integration – was ist das eigentlich?

Nicht nur im Zusammenhang der Flüchtlingskrise fällt immer wieder der Begriff Inte-gration. Dabei gibt es gar keine einheitliche Definition dafür, was Integration eigent-lich bedeutet. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (kurz: BAMF) schreibtdazu: „Ziel von Integration ist es, alle Menschen, die dauerhaft und rechtmäßig inunserem Land leben, in die Gesellschaft einzubeziehen. Dies betrifft die Gewäh-rung von Rechten genauso wie die Beachtung von Pflichten.“

Es geht dabei also um die Eingliederung von Zugewanderten in die aufnehmendeGesellschaft, wobei dieser Prozess mit Forderungen an beide Seiten verbunden ist.Dabei herrscht keine Einigkeit, wer eigentlich auf wen zugehen soll, beziehungswei-se wie sehr sich die Ankommenden an die aufnehmende Gesellschaft, vor allem inkultureller Hinsicht, anpassen sollen. Assimilation und Multikulturalismus stellen da-bei zwei grundlegend verschiedene Konzepte dar. Man kann sie sich als zwei ge-gensätzliche Pole vorstellen, wobei auch Abstufungen zwischen beiden existieren.

Assimilation

Befürworter der Assimilation sind der Meinung, dass zugewanderte Menschen sichan die Kultur des Gastlandes anpassen sollten. Dabei wird oft von vier Bereichenausgegangen, in denen sich Neuankömmlinge an die Mehrheitsgesellschaft anpas-sen sollten:

1. Kulturelle Assimilation, zu der z.B. die Sprache gehört.

2. Strukturelle Assimilation, etwa über Bildung und die Aufnahme von Arbeit.

3. Soziale Assimilation, also beispielsweise das Bilden von Freundschaften oder sozialen Beziehungen.

4. Emotionale Assimilation, etwa die Übernahme der Werte und Anschauungen des Gastlandes.

Dieser Ansatz ist eng mit der Idee einer Leitkultur verbunden, welche einer Überein-kunft über Werte und Normen entspricht. Diese wird in der Integrationsdebatte im-mer wieder heftig kritisiert, da dem Konzept eine Über- und Unterordnung bzw.Wertung von Kulturen vorgeworfen wird. Allerdings ist Leitkultur laut dem syrisch-stämmigen Politikwissenschaftler Bassam Tibi, der die Leitkultur-Debatte vor rund

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20 Jahren angestoßen hat, eher als eine Art innere Hausordnung zu verstehen,welche die Voraussetzung für ein friedliches Miteinander sei.

KritikerInnen der Assimilation behaupten, dass eine Leitkultur weder erkennbarnoch wünschenswert sei und schon der Begriff Überlegenheit impliziere. Auch wirdargumentiert, dass Werte sich wandeln würden und sich den neuen Gegebenheiteneiner globalisierten und digitalisierten Welt anpassen müssten. Assimilation würdeaußerdem nur etwas von den Ankommenden verlangen, nicht aber von den Einhei-mischen.

Multikulturalismus

Befürworter von Multikulturalismus sind der Meinung, dass kulturelle Vielfalt etwasPositives und Schützenswertes sei. So etwas wie eine gemeinsame Leitkultur gebees heutzutage nicht mehr. Stattdessen seien Staaten ethnisch, sprachlich und kul-turell vielfältig und nicht einheitlich. Auch innerhalb der deutschen Kultur seien Men-schen so verschieden, dass gar keine Mehrheitskultur zu erkennen sei. Zusätzlichwird angemerkt, dass in der heutigen globalisierten und vernetzten Welt Menschenoftmals über Grenzen hinweg Netzwerke pflegen und nicht mehr nur an einem Ortsozial eingebunden sind.

Vielfalt und kulturelle Unterschiede werden als Bereicherung angesehen, nicht alsHindernis. Man könne von Ankommenden nicht verlangen, die Kultur ihres Her-kunftslandes aufzugeben, stattdessen könnten Menschen sich sowohl mit der Her-kunftsgruppe als auch der Gesamtgesellschaft identifizieren. MigrantInnen undFlüchtlinge würden in ihrer neuen Heimat oft diskriminiert werden, stattdessen soll-ten alle Kulturen gleichberechtigt sein. Multikulturalismus bedeute kein reines Ne-beneinander, stattdessen würde der Zusammenhalt durch gemeinsame Regeln undgemeinsame Sprache gesichert.

KritikerInnen des Multikulturalismus sind der Meinung, dass sich ohne eine gemein-same Leitkultur Parallelgesellschaften ohne gemeinsame Werte bilden könnten.Statt eines Miteinanders gäbe es ein Nebeneinander, und die Gesellschaft droheauseinanderzubrechen. Minderheiten würden sich teils in Ghettos sammeln, wo sieunter sich blieben, während sich auf der anderen Seite unter den EinheimischenÜberfremdungsängste und Rassismus verbreiten würden.

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Assimilation ↓ Multikulturalismus ↓

Vorstellung von Integration

Kritik am jeweili-gen Ansatz

+ Aufgabe

Nennen Sie Besonderheiten, die sich bei der Integration von Flüchtlingen ergeben. Inwiefern unter-scheidet sich diese von der Integration von MigrantInnen?

Einzelnachweise

Definition „Integration“: Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat: Integration - In Gemeinschaft zusammen leben.www.bmi.bund.de/DE/themen/heimat-integration/integration/integration-node.html (abgerufen am 5. Juni 2019).

Version 1.0.0; © Studienbüro Jetzt & Morgen, Freiburg 2019 21/32

Wie soll unser Land Flüchtlingen helfen? Ethische, gesellschaftliche und praktische FragenWie sehr sollen sich Flüchtlinge anpassen? M1

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➔ Ergebnissicherung leiten➔ Zu Gruppendiskussionen überleiten ➔ M2 austeilen und Bearbeitung begleiten

Material Tafel oder Plakat oder Projektionsgerät.

Tun Die Tabelle von Aufgabe 2 visualisieren und ergänzen las-sen.

Plenum Ergebnisse vorstellen und gegenseitig korrigieren und er-gänzen lassen.

Tun Lösungen zur Plusaufgabe austauschen und ergänzen las-sen.

Ergebnis Siehe Tabelle auf der folgenden Seite.

Tun Zu Gruppendiskussionen überleiten. Dazu die Klasse in 6er-Gruppen einteilen und die Diskussionskarten austeilen.

Anmerkung: Ausführliche Erläuterung der Methode: siehe Methodenkarte am Ende des Moduls (L4).

Die SchülerInnen sollen sich in den Gruppen zunächst für 2Fragen entscheiden, zu diesen dann die Texte vorlesen undüberlegen, welchen Standpunkt die Ansätze Assimilation und Multikulturalismus jeweils einnehmen würden, um dannfrei über die Fragen zu diskutieren.

Version 1.0.0 © Studienbüro Jetzt & Morgen, Freiburg 2019 22/32

Phase

1 Einstieg

2 Erarbeitung

3 Ergebnis-sicherung

4 Überleitung

5 Diskussionen

6 Ergebnis-sicherung/Reflexion

7 Überleitung

8 Urteilsbildung

9 Ergebnis-sicherung/Abschluss

P Puffer

Wie soll unser Land Flüchtlingen helfen? Ethische, gesellschaftliche und praktische FragenWie sehr sollen sich Flüchtlinge anpassen? L2

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Musterlösung

Assimilation Multikulturalismus

Vorstellung vonIntegration

Einwanderer sollen sich kulturell, strukturell, sozial und emotional an das Gastland anpassen.

Leitkultur als Konsens über Werte und Normen als in-nere Hausordnung.

Diese ist Voraussetzung für ein friedliches Miteinan-der.

Der Wille der Mehrheit muss berücksichtigt werden und Minderheiten dürfen nicht über eine Mehrheit ge-stellt werden.

Leitkultur basiert auf dem veralteten Konzept eines Nationalstaates, auch innerhalb der deutschen Kultur sind Menschen so verschieden, dass keine Mehr-heitskultur zu erkennen ist.

Menschen haben heute grenzüberschreitende Netz-werke und sind an verschiedenen Orten sozial einge-bunden.

Differenzen, Gruppenrechte und Pluralität von Identi-täten müssen anerkannt werden.

Man kann von Ankommenden nicht verlangen, die Kultur des Herkunftslandes aufzugeben.

Kritik am jewei-ligen Ansatz

Ohne gemeinsame Kultur können sich Parallelgesell-schaften bilden.

Statt eines Miteinanders gibt es ein Nebeneinander.

Die Gesellschaft droht auseinander zu brechen.

Minderheiten bleiben in Ghettos unter sich, während sich bei Einheimischen Überfremdungsängste und Rassismus verbreiten.

Eine Leitkultur ist weder erkennbar noch wünschens-wert, der Begriff impliziert außerdem Überlegenheit.

Werte sind nicht fixiert und unbeweglich, sondern müssen sich Gegebenheiten einer globalisierten Welt anpassen.

Assimilation verlangt nur etwas von den Ankommen-den, nicht von Einheimischen.

Plus-Aufgabe:

Die Integration von Flüchtlingen wird dadurch erschwert, dass diese

• zunächst nicht wissen, ob bzw. wie lange sie in Deutschland bleiben dürfen.

• zunächst nur zeitlich begrenzte Aufenthaltsgenehmigungen erhalten.

• ihre Heimat nicht freiwillig verlassen haben.

• oft durch ihre Erfahrungen traumatisiert sind.

Version 1.0.0 © Studienbüro Jetzt & Morgen, Freiburg 2019 23/32

Wie soll unser Land Flüchtlingen helfen? Ethische, gesellschaftliche und praktische FragenWie sehr sollen sich Flüchtlinge anpassen? L2

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Streitthemen der Integration

Aufgabe

Lesen Sie sich zunächst nur die Fragen in den grauen Kästen durch und stimmen Sie in derGruppe ab, über welche zwei Fragen Sie diskutieren wollen.

1. Überlegen Sie dann zunächst, welchen der beiden im Text genannten Standpunkte An-hänger der Ansätze Assimilation und Multikulturalismus wohl eher einnehmen würden.

2. Diskutieren Sie dann in der Gruppe nacheinander über die Fragen.

3. Falls noch Zeit verbleibt: Wiederholen Sie 1. und 2. für die verbleibenden Fragen.

Sie haben 20 Minuten Zeit.

Ist es sinnvoll, dass muslimische Mädchen am Schwimmunterricht teilnehmen müssen?

Immer wieder kommt es in Deutschland und auch in der Schweiz zu Problemen, weil muslimische Eltern ihre Töchter nicht am Schwimmunterricht teilnehmen lassen wollen. Als Begründung geben sie an, dass der Schwimmunterricht nicht mit muslimischen Bekleidungsvorschriften vereinbar sei. Bei dem Streit steht die Religionsfreiheit gegen Integra-tion und gemeinsames Lernen, bzw. die Schulpflicht. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat 2013 entschieden, dass der Schwimmunterricht muslimischen Mädchen zuzumuten sei. Muslimische Eltern aus der Schweiz gingen 2017 sogar bis vor den Europäischen Menschengerichtshof, auch hier wurde die Klage jedoch abgelehnt.

Ist es sinnvoll, dass Kinderehen grundsätzlich aufgelöst werden?

Die Frage nach dem Umgang mit Kinderehen wurde in Deutschland durch die Flüchtlingskrise 2015 aktuell, da zuneh-mend Paare nach Deutschland einreisten, bei denen ein Partner minderjährig war. Im Juli 2017 beschloss der Deut-sche Bundestag ein Gesetz, das im Ausland legal geschlossene Ehen automatisch unwirksam macht, wenn ein Part-ner jünger als 16 Jahre alt ist. Befürworter des Gesetzes argumentieren mit dem Kindeswohl und Schutz der Mäd-chen. Oftmals seien diese Ehen arrangiert oder gar erzwungen. Viele Experten mahnen jedoch, dass ein solch rigidesGesetz nicht unbedingt im Sinne der Mädchen sei. Sie verlören durch eine Auflösung der Ehe Unterhalts- und Erban-sprüche und die Kinder gelten als unehelich. Zusätzlich genießt der Schutz der Ehe in Deutschland einen hohen Stel-lenwert.

Ist es sinnvoll, dass es eine Wohnsitzauflage für AsylbewerberInnen gibt?

Seit 2016 müssen anerkannte Flüchtlinge für drei Jahre in jenem Bundesland wohnen, dem sie nach ihrer Ankunft in Deutschland zugewiesen wurden. Befürworter argumentieren, dass so Ghettobildung verhindert würde. Würde man zulassen, dass sich Flüchtlinge nur auf bestimmte Wohnorte (z.B. Großstädte) konzentrieren, hätten sie weniger An-reiz, Deutsch zu lernen und Kontakte zu Einheimischen zu knüpfen. Gegner sind hingegen der Meinung, dass das Recht auf Freizügigkeit eingeschränkt werde und Verwandte oder Freunde bei der Integration behilflich sein könnten. Diese Menschen könnten die anerkannten Flüchtlinge beispielsweise bei Behördengängen oder bei der Arbeitssuche unterstützen.

Ist es sinnvoll, dass Flüchtlinge zu Integrationskursen verpflichtet werden können?

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) kann Flüchtlinge unter bestimmten Bedingungen zur Teilnahme an Integrationskursen verpflichten. In diesen werden neben der deutschen Sprache auch Werte vermittelt. Falls die Flüchtlinge nicht teilnehmen oder die Kurse abbrechen, können ihnen die Leistungen gekürzt werden. Befürworter ar-gumentieren, dass diese Maßnahme bei einer hohen Anzahl Flüchtlinge notwendig sei, um die Integration zu sichern. Gegner sind der Meinung, dass man Menschen ohnehin nicht zwingen könne, sich zu integrieren, wenn sie dies nicht möchten.

Version 1.0.0 © Studienbüro Jetzt & Morgen, Freiburg 2019 24/32

Wie soll unser Land Flüchtlingen helfen? Ethische, gesellschaftliche und praktische FragenWie sehr sollen sich Flüchtlinge anpassen? M2

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➔ Ergebnisse vergleichen➔ Zur Urteilsbildung überleiten➔ Placemat und M3 austeilen

Material M2, M3

Tafel oder Plakat oder Projektionsgerät.

Placemat (Kopiervorlage unten) auf A3 gedruckt.

Tun Zunächst für alle Fragen beantworten lassen, welche Standpunkte eher der Assimilation entsprechen und welche dem Multikulturalismus. (Ergebnisse siehe un-ten)

Die Diskussionen kurz reflektieren lassen: Gab es Einig-keit bei der Beantwortung mancher Diskussionsfragen? Über welche Fragen wurde besonders kontrovers disku-tiert? Haben die SchülerInnen immer eher einen Ansatz vertreten, oder hat sich die Meinung je nach Frage ge-ändert?

Placemat (Kopiervorlage siehe unten) austeilen, M3 vi-sualisieren und die Aufgabenstellung besprechen.

Plenum Placemat bearbeiten.

Ergebnis Siehe folgende Seite.

Anmerkung: Die Formulierung „eher ja/eher nein“ soll andeuten, dass hier nur Tendenzen aufgezeigt werden und sich die Konzepte nicht eindeutig in bestimmte Po-sitionen übersetzen lassen.

Version 1.0.0 © Studienbüro Jetzt & Morgen, Freiburg 2019 25/32

Phase

1 Einstieg

2 Erarbeitung

3 Ergebnis-sicherung

4 Überleitung

5 Diskussionen

6 Ergebnis-sicherung/Reflexion

7 Überleitung

8 Urteilsbildung

9 Ergebnis-sicherung/Abschluss

P Puffer

Wie soll unser Land Flüchtlingen helfen? Ethische, gesellschaftliche und praktische FragenWie sehr sollen sich Flüchtlinge anpassen? L3

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Musterlösung

Ist es sinnvoll, dass muslimische Mädchen am Schwimmunterricht teilnehmen müssen?

Assimilation: Eher ja. Begründung: Integration und gemeinsames Lernen, bzw. die Schulpflicht. Multikulturalismus: Eher nein. Begründung: Religionsfreiheit.

Ist es sinnvoll, dass Kinderehen grundsätzlich aufgelöst werden?

Assimilation: Eher ja. Begründung: Kindeswohl und Schutz der Mädchen. Ehen seien oftmals arrangiert oder gar er-zwungen. Multikulturalismus: Eher nein. Begründung: rigides Gesetz sei nicht unbedingt im Sinne der Mädchen. Sie verlieren Un-terhalts- und Erbansprüche und die Kinder gelten als unehelich.

Ist es sinnvoll, dass es eine Wohnsitzauflage für AsylbewerberInnen gibt?

Assimilation: Eher ja. Begründung: Ghettobildung und Segregation werden verhindert. Multikulturalismus: Eher nein: Recht auf Freizügigkeit würde eingeschränkt werden und Verwandte oder Freunde im Umfeld von Neuankömmlingen könnten auch bei der Integration behilflich sein.

Ist es sinnvoll, dass Flüchtlinge zu Integrationskursen verpflichtet werden können?

Assimilation: Eher ja. Begründung: Integration werde so gesichert.Multikulturalismus: Eher nein: Man kann Menschen ohnehin nicht zwingen, sich zu integrieren.

Verwendete Literatur

Schwimmunterricht für muslimische Mädchen

Hannelore Crolly: Was der Schwimmunterricht mit Emanzipation zu tun hat, 11.1.2017. www.welt.de/vermischtes/article161059550/Was-der-Schwimmunterricht-mit-Emanzipation-zu-tun-hat.html (abgerufen am 13. Mai 2019).

Spiegel Online: Musliminnen müssen am Schwimmunterricht teilnehmen. 11.9.2013. www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/burkini-urteil-schwimmunterricht-fuer-muslimisches-maedchen-a-921650.html (abgerufen am 13. Mai 2019).

Spiegel Online: „Die Eltern habe ich gar nicht gefragt", 11.9.2013. www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/burkini-lehrerin-ueber-ganzkoerperschwimmanzuege-fuer-muslime-a-921160.html (abgerufen am 13. Mai 2019).

Spiegel Online: Muslimisches Mädchen muss zum Schwimmunterricht mit Jungs, 10.1.2017. ww.spiegel.de/lebenundlernen/schule/muslimisches-maedchen-muss-zum-schwimmunterricht-mit-jungs-a-1129304.html (abgerufen am 13. Mai 2019).

Kinderehen

Melanie Amann, Dietmar Hipp und Vanessa Schlesier: Ein Herz für Pädophile? Unsinn. Spiegel (52/2016). www.spiegel.de/spiegel/kinderehen-warum-ein-pauschales-verbot-falsch-waere-a-1127228.html (abgerufen am 13. Mai 2019).

Wolfgang Janisch: Warum das Gesetz gegen Kinderehen auf der Kippe steht. Süddeutsche Zeitung, 4.12.2018. www.sueddeutsche.de/politik/kinderehen-minderjaehrige-hochzeit-1.4237904 (abgerufen am 13. Mai 2019).

Welt.de: BGH hält Regelung zu Kinderehen für verfassungswidrig, 14.12.2018. www.welt.de/politik/deutschland/article185518466/Kinderehen-Bundesverfassungsgericht-muss-Verbot-in-Deutschland-pruefen.html (abgerufen am 14. Mai 2019).

Version 1.0.0 © Studienbüro Jetzt & Morgen, Freiburg 2019 26/32

Wie soll unser Land Flüchtlingen helfen? Ethische, gesellschaftliche und praktische FragenWie sehr sollen sich Flüchtlinge anpassen? L3

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Wohnortzuweisung

Die Bundesregierung: Wohnsitzregelung erleichtert Integration. www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/wohnsitzregelung-erleichtert-integration-401108 (abgerufen am 14. Mai 2019).

Bernhard Clemm: Was man von den Spätaussiedlern lernen kann. Frankfurter Allgemeine, 25.05.2016. www.faz.net/aktuell/politik/fluechtlingskrise/wohnortzuweisung-was-man-von-den-spaetaussiedlern-lernen-kann-14250897.html (abgerufen am 13. Mai 2019).

Julian Staib und Reiner Burger: Wohnortzuweisung für Flüchtlinge sorgt in Kommunen für Unsicherheit. Frankfurter Allgemeine, 01.09.2016. www.faz.net/aktuell/politik/fluechtlingskrise/f-a-z-exklusiv-wohnortzuweisung-fuer-fluechtlinge-sorgt-in-kommunen-fuer-unsicherheit-14416338.html (abgerufen am 13. Mai 2019).

Integrationskurse

Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF):Integrationskurse für Asylbewerber und Geduldete. www.bamf.de/DE/Willkommen/DeutschLernen/IntegrationskurseAsylbewerber/integrationskurseasylbewerber-node.html (abgerufen am 14. Mai 2019).

Luisa Jacobs: "Integrationsverweigerer kennen wir hier nicht", Zeit Online, 26.05.2016. www.zeit.de/gesellschaft/2016-05/awo-integrationsgesetz-integrationskurse-schwierigkeiten-angebote-frauen (abgerufen am 14. Mai 2019).

Valerie Schönian: Alles, was deutsch ist, Die Zeit, 05.04.2016. www.zeit.de/gesellschaft/2016-03/bamf-fluechtlinge-integrationskurs-inhalt (abgerufen am 14. Mai 2019).

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Wie soll unser Land Flüchtlingen helfen? Ethische, gesellschaftliche und praktische FragenWie sehr sollen sich Flüchtlinge anpassen? L3

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Urteilsbildung per Placemat

Aufgabe

Bilden Sie Vierergruppen.

1. Entscheiden Sie zunächst für sich:

1. Ob Sie das Konzept „Assimilation“ oder „Multikulturalismus“ bevorzu-gen und warum.

2. Ob es Bereiche (kulturell, strukturell, sozial, emotional) gibt, in denen Sie eine Anpassung von Flüchtlingen für besonders notwendig halten.

3. Was Sie von der aufnehmenden Gesellschaft erwarten.

2. Tragen Sie Ihre Ergebnisse in Stichpunkten unter 1./2./3. in „Ihren“ Be-reich der Placemat ein.

3. Diskutieren Sie anschließend in der Gruppe, auf welche Antwort Sie sich bei den jeweiligen Fragen einigen können. Tragen Sie diese unter 1./2./3. in das mittlere Feld ein.

Sie haben 15 Minuten Zeit.

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Wie soll unser Land Flüchtlingen helfen? Ethische, gesellschaftliche und praktische FragenWie sehr sollen sich Flüchtlinge anpassen? M3

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➔ Abschlussdiskussion leiten ➔ Stunde schließen

Material Tafel oder Plakat oder Projektionsgerät.

Tun Ergebnisse der Placemat aus den Gruppen kurz austau-schen lassen. (Falls genug Zeit verbleibt, Placemats dazueventuell visualisieren lassen)

Abschlussdiskussion leiten:

1. Ist Integration allein die Aufgabe von Flüchtlingen? Oder muss auch die aufnehmende Gesellschaft etwas für ihren Erfolg leisten?

2. Gibt es Grenzen der Aufnahmefähigkeit und der Inte-grationsmöglichkeiten einer Gesellschaft? Falls ja: Wo lie-gen diese Grenzen?

Plenum Ergebnisse der Placemat austauschen und Abschlussdis-kussion führen.

Puffer/ Hausauf-gabe

Drei Thesen.

„Integration ist eine gemeinsame Aufgabe ankommender Flüchtlinge und der aufnehmenden Gesellschaft. Formu-lieren Sie je 3 Thesen dazu, was Sie von Flüchtlingen, diezu uns kommen, verlangen und was Sie von der aufneh-menden Gesellschaft verlangen, bzw. selbst bereit sind, für eine gelungene Integration von Flüchtlingen zu tun.“

Die Ergebnisse der Placemat (M3) nochmals im Plenum diskutieren lassen.

Lösungsmöglichkeiten zur Abschlussdiskussion:

Zu 1: Hier sind individuelle Antworten möglich. Klar ist, dass Integration kaum gelin-gen kann, wenn die aufnehmende Gesellschaft diese in keiner Weise befördertoder sich ihr sogar entgegenstellt. Beispielsweise können nur interkulturelleFreundschaften entstehen, wenn auch Einheimische daran interessiert sind, diesezu knüpfen.

Zu 2: Hier können verschiedene Aspekte genannt werden. Sicherlich gibt es fi-nanzielle und strukturelle Grenzen. Beispielsweise sind für Ankommende Infra-struktur (z.B. Unterkünfte) und Betreuung, aber auch Bildungsmöglichkeiten not-wendig. Darüber hinaus könnte auch genannt werden, dass die Aufnahmewilligkeitsowie die Integrationsfähigkeit der Bevölkerung in der Regel Grenzen hat.

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Phase

1 Einstieg

2 Erarbeitung

3 Ergebnis-sicherung

4 Überleitung

5 Diskussionen

6 Ergebnis-Sicherung/Reflexion

7 Überleitung

8 Urteilsbildung

9 Ergebnis-sicherung/Abschluss

P Puffer

Wie soll unser Land Flüchtlingen helfen? Ethische, gesellschaftliche und praktische FragenWie sehr sollen sich Flüchtlinge anpassen? L4

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Methodenkarte: Die Methode 66

Kategorie

Kleingruppendiskussionen mit offenem Ausgang.

Ziel

Stärkung von demokratischen Strukturen und mehr Partizipation. Die SchülerInnenlernen, wie ein ausgewähltes Thema innerhalb einer kleinen Gruppe ohne Leitungdiskutiert werden kann. Ziel ist eine demokratische Entscheidungsfindung.

Rahmen

Die Teilnehmenden werden in 6er-Gruppen eingeteilt. Jede Gruppe erhält eine Rei-he an Diskussionskärtchen und die dazugehörigen Arbeitsanweisungen. Nachdemsie die auf den Kärtchen beschriebenen Positionen entsprechend der in der Stundebehandelten Konzepte eingeordnet haben, bekommen sie ca. 6 Minuten Zeit, umfrei über die Themen zu diskutieren. Die Diskussion in einer kleinen Gruppe ermög-licht es auch schüchternen SchülerInnen, ihren Standpunkt zu äußern.

Sicherung der Argumente

Da die Diskussionen hier über exemplarische Themen geführt werden, die dieSchülerInnen aus einer größeren Anzahl an Themen auswählen können, werdendie Argumente nicht einzeln gesichert. Stattdessen sollen die Diskussionen den ei-genen Standpunkt auf die dahinterliegende Frage hin schärfen.

Beendigung der Diskussionsrunde

Nach Ablauf der Zeit weist die Lehrkraft die SchülerInnen darauf hin, dass die Klein-gruppendiskussionen beendet werden müssen.

Auswertung

Die Auswertung erfolgt im Anschluss an die Kleingruppendiskussionen mündlich.

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Junge Menschen und die Gesellschaft durch vernetztes Denken stärken!

Das Projekt Wandel vernetzt denken

stellt Lehrkräften, Schulen und anderen

Interessierten kostenloses Unterrichts­

material zur Verfügung, das den gesell­

schaftlichen und globalen Wandel in

Zusammenhängen vermittelt und ver­

netztes Denken fördert.

Damit junge Menschen diesen Wandel

verstehen, sich auf ihn einlassen und

ihn konstruktiv-kritisch begleiten

können – und sie der Komplexität in

ihrem eigenen Leben gewachsen sind.

Inhaltlich unabhängig und gemeinwohl­

orientiert, bieten wir mit unserer Web­

plattform fundiertes, Kompetenzen

förderndes und handlungsorientiertes

Unterrichtsmaterial zum kostenfreien

Download. Getragen wird das Projekt

durch privates Engagement.

wandelvernetztdenken.de

Studienbüro Jetzt & MorgenWilhelmstr. 24a, D-79098 FreiburgTel. +49 (0)761 29 21 [email protected]