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Volker von Prittwitz: Theorie der Zivilen Moderne. Klimapolitik und Multi-Level Citizenship; 28. Januar 2017
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Theorie der Zivilen Moderne Klimapolitik und Multi-Level Citizenship
Volker von Prittwitz
1. Wissenschaftliche Politikanalyse
Je genauer wissenschaftliche Aussagen formuliert sind und je größer ihr Geltungsbereich ist,
desto leichter lassen sie sich falsifizieren. Bewähren sie sich, haben sie dann aber umso
höheren empirischen Gehalt.1 Dieses Kriterium ist Leitkriterium von Normalwissenschaft im
Sinne Poppers und Kuhns - ein ständiger Ansporn wissenschaftlichen Erkenntnisgewinns und
sich daraus ergebender Innovation.2 Spielt das Kriterium des empirischen Gehalts dagegen
nur eine untergeordnete Rolle, so im bisherigen Mainstream der Politikwissenschaft, so
bleiben Erkenntnisdynamik und daraus folgende praktische Innovationsanstöße schwach -
eine geradezu tragische Ungleichheit angesichts der großen Bedeutung von Politik.
Politik unterscheidet sich ohne Zweifel von Gegenständen der Naturwissenschaft. So
vollzieht sie sich in jeweils einmaligen historischen Prozessen, hängt stark von subjektiven
Interpretationen und Entscheidungen der Beteiligten ab und weist besonders hohe
Komplexität auf. Hieraus die Schlussfolgerung zu ziehen, Politik sei eine - wissenschaftlich
nicht angemessen erfassbare - Kunst, die bestenfalls in einzelnen Praxisfeldern systematisch
analysiert werden kann (Policy-Analyse), geht aber fehl. Denn, wie sich bei genauerem
Studium zeigt, lässt sich eine Fülle verallgemeinerbarer Profile politischer Strukturen,
Situationsmuster, Interaktionsmuster und Prozesse identifizieren und empirisch überprüfen.
In deren Kenntnis wird es nicht nur möglich, politische Strukturen und Prozesse besser zu
verstehen; sie können auch modellgestützt simuliert werden - Ausgangspunkt fundierter
Politikberatung, auch mit Blick auf Wechselbeziehungen zwischen Politikfeldern und
übergreifenden Politik-Strukturen und -Prozessen.
Die wissenschaftliche Politikanalyse, ein politikwissenschaftlicher Ansatz, operiert genau mit
dieser Perspektive: Vorhandene Analysekonzepte, Typologien und Hypothesen-Sätze
(Theorien) systematisch zu ordnen und kommunikativ zu überprüfen, vor allem aber auch
weiterführende Vorschläge zu entwickeln, mit denen Politik gehaltvoller verstanden und
analysiert werden kann. Hierzu stelle ich in diesem Text zwei Vorschläge vor, 1) einen
Vorschlag zur quantitativen Analyse von Klimapolitik, 2) eine Theorie der zivilen Moderne.
1 Karl R. Popper 1934: Logik der Forschung, (3. Auflage, Tübingen: Siebeck 1969), S. 85.
https://de.wikipedia.org/wiki/Logik_der_Forschung; 2 Thomas S. Kuhn 1967: The Structure of Scientific Revolutions, University of Chicago Press:
https://de.wikipedia.org/wiki/The_Structure_of_Scientific_Revolutions
Volker von Prittwitz: Theorie der Zivilen Moderne. Klimapolitik und Multi-Level Citizenship; 28. Januar 2017
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Beide Vorschläge hängen insofern zusammen, als Klimapolitik ein herausragendes Politikfeld
der zivilen Moderne bildet - eine überprüfbare und diskussionsfähige These.
2. Die Vermessung der Klimapolitik
Bislang übliche qualitativ beschreibende Konzepte des Klimapolitik-Diskurses wie Adaptation
(Anpassung) und Mitigation (Milderung) sind nach wie vor hilfreich; sie können aber in
Typologien und Modelle mit höherem empirischem Gehalt eingefügt werden. Siehe das seit
längerem vorliegende, bisher aber in der Klimapolitik-Analyse kaum genutzte Modell der
umweltpolitischen Wirkungstiefe. Demnach lassen sich klimapolitische Steuerungs-Optionen
in Form einer lockeren Wirkungskette modellieren, wobei jede Option eigenständige
Bedingungen enthält und eigenständig aktiviert werden kann (Abbildung 1).
Abbildung 1: Klimapolitische Optionen unterschiedlicher Wirkungstiefe3
Mit diesem Modell werden diverse Handlungsoptionen von Mitigation und Adaptation ins
Verhältnis zueinander gesetzt. Ausgehend davon lassen sich nicht nur lineare
Wirkungsprozesse zwischen den angegebenen Größen in der angegebenen Reihenfolge
empirisch untersuchen; auch Handlungsspielräume jeweiliger Optionen lassen sich
reflektiert untersuchen. Zusammen mit anderen Wirkungskriterien, so Wirkungsbreite/-
dauer, Wirkungsschärfe, Wirkungsgeschwindigkeit, ergibt sich die Möglichkeit, Umwelt- und
hierbei Klimaschutzpolitik nach Sachkriterien systematisch zu vermessen. Hierbei sind
allgemeine Verbundprofile, etwa zwischen Wirkungstiefe, Wirkungsbreite und
Wirkungsgeschwindigkeit, herauszuarbeiten, aber auch spezielle Steuerungs-Möglichkeiten
nach einzelnen Kriterien im jeweiligen Fall.
3 Volker von Prittwitz 1990: Das Katastrophenparadox. Elemente einer Theorie der Umweltpolitik, S. 57,
Opladen: Leske+Budrich. Ders. 2013: Neuer Realismus in der Klimapolitik? Globale Kooperation nach dem Prinzip des bestmöglichen Klimaschutzes http://www.volkervonprittwitz.de/globale_kooperation_bestmoeglicher_klimaschutz.pdf;ers.Erstmals
Bevölkerungs-wachstum begrenzen
Produktion , Konsum, Transport begrenzen
Klimafreundliche Energieträger wählen/Green Economy
Energieeffizienz steigern
Emissions-Filter
Verpressen
Klimasenken erhalten und pflegen
Geo-Engineering
Sich an eingetretene Wirkungen des Klimawandels anpassen
Mittel
Groß
Gering
Wirkungstiefe
Sehr groß
Mitigation (Milderung) Adaptation (Anpassung)
Volker von Prittwitz: Theorie der Zivilen Moderne. Klimapolitik und Multi-Level Citizenship; 28. Januar 2017
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Eine derartige Vermessung von Steuerungsoptionen wiederum kann mit der systematischen
Analyse politischer Interaktionsprozesse, etwa nach Akteurkonstellationen und
institutionellen Bedingungen, kombiniert werden. So lohnt es sich beispielsweise darüber
nachzudenken, wieweit bestimmte Anpassungsformen an eintretenden Klimawandel
(geringer Wirkungstiefe) bestimmte Steuerungsoptionen mittlerer, großer oder sehr großer
Wirkungstiefe politisch (Akteurkonstellationen/institutionelle Bedingungen) erleichtern oder
erschweren. Umgekehrt fragt es sich beispielsweise, wieweit bestimmte Helfer-Kapazitäten
und Helfer-Interessen, etwa auf mittlerer Wirkungstiefe, andere Steuerungsoptionen
erschweren oder erleichtern.
Tabelle 1: Klimaschutzwirkungen, kurzfristige ökonomische Effekte und Profile politischer
Durchsetzbarkeit von Klimaschutz-Optionen nach Wirkungstiefen
Wirkungstiefe Klimaschutz-Wirkung Kurzfristige ökonomische Effekte
Politisch durchsetzbar?
Gering Gering bis Null Reduzierte Schadenskosten Neue Einnahmequellen
Maßnahmekosten
Relativ leicht
Mittelgroß Mittelgroß Maßnahmekosten Vermarktungschancen
Mittelschwer
Groß Groß Einnahmeverluste Effizienzsteigerung
Stark variierend
Sehr groß sehr groß Überwiegend negativ Sehr schwer
Nach Tabelle 1 zu schließen, sollten sich klimapolitische Konflikte mit wachsender
Wirkungstiefe tendenziell verschärfen. In fallspezifischer Sicht allerdings können hier ganz
andere Konstellationen eintreten, so etwa eine massivere Präferenz zugunsten von
Steuerungsoptionen großer Wirkungstiefe, gefördert durch wachsende Helfer-Kapazitäten
und Interessen auf dieser Ebene (Beispiel Deutschland)… In diesem Rahmen neu diskutiert
werden können auch Steuerungsoptionen mit sehr großer Wirkungstiefe (Limits to Growth,
Kontrolle der Erdbevölkerung).
Ausgehend von einer derartigen politikanalytischen Vermessung wäre eine Fülle analytischer
und praktischer Anregungen zu erwarten. Bereits ein globaler Überblick von Klimapolitik
nach diesen Kriterien erbrächte voraussichtlich einen enormen klimapolitischen Schub.
Besonders anregend halte ich auch die systematische Erforschung klimapolitischer Prozesse
nach ähnlichen Kriterien. Hierfür könnten ausgewiesene Zentren empirischer Forschung und
darauf gestützter Politikberatung, so das Forschungszentrum für Umweltpolitik der Freien
Universität Berlin (FFU) oder das Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS),
Potsdam, Impulse geben.
Volker von Prittwitz: Theorie der Zivilen Moderne. Klimapolitik und Multi-Level Citizenship; 28. Januar 2017
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3. Ein- und mehrdimensionale Politik
Eine wichtige Grundlage wissenschaftlicher Politikanalyse bildet die seit den 1980er Jahren
politikwissenschaftlich eingeführte Differenzierung unterschiedlicher Politikdimensionen.4
Während Policy, Politics und Polity üblicherweise als politikwissenschaftlicher Singsang ohne
theoretische Relevanz präsentiert und behandelt werden, zeigt ein genaueres Studium
dieser Dimensionen ihr großes Theorie-Potential. Dazu gehört die Typologie ein- und
mehrdimensionaler Politikformen.5
Machtpolitik operiert lediglich in der Interaktionsdimension (politics). Politik erscheint
demnach wesentlich als Ringen um Macht oder Ausdruck von Macht - eine besonders
naheliegende Sicht von Menschen bzw. Gruppen, die einseitige Macht ausüben, wie unter
Menschen, die keinerlei Chance zu politischer Beteiligung haben oder sich durch jegliche
Eigenverantwortung überfordert fühlen.
Tabelle 2: Ein- und mehrdimensionale Politikformen
Machtpolitik (eindimensional)
Bound Governance (zweidimensional)
Sachpolitik (dreidimensional)
Interaktion um Interessen und Einfluss
(Politics)
Eigenständig gültige Regeln
(Polity)
Eigenständiger substantieller Diskurs
(Policy)
Institutionell gebundene Koordination (Bound Governance) operiert demgegenüber
zweidimensional, weil hierbei Akteure zwar interagieren, dies aber bei unabhängig
geltenden Regeln, also unter Berücksichtigung einer eigenständigen Polity-Dimension. Dieser
Politik-Typus eröffnet Optionen geschützter Pluralität und Konfliktbewältigung - eine
fundamentale Höherentwicklung von Politik, die allerdings auch höhere Komplexität für alle
Beteiligten beinhaltet.
4 Erstmals diskutiert in dem im November 1984 in Hannover durchgeführten Symposion Zum Verhältnis der
Policy-Forschung/Policy-Studies zu den Kernbereichen des Fachs (Hans-Hermann Hartwich (Hrsg.): Policy-Forschung in der Bundesrepublik Deutschland. Ihr Selbstverständnis und ihr Verhältnis zu den Grundfragen der Politikwissenschaft, Opladen: Westdeutscher Verlag.) 5Volker von Prittwitz 2016: Was ist Politik?
http://www.diberlin.info/index_htm_files/PA%203%20Was%20ist%20Politik.pdf What is Political? http://www.diberlin.info/index_htm_files/PA%203%20What%20is%20Political.pdf Bound Governance http://www.volkervonprittwitz.de/bound_governance_031212.pdf; ders: http://diberlin.info/index_htm_files/Governancetypologie.pdf
Volker von Prittwitz: Theorie der Zivilen Moderne. Klimapolitik und Multi-Level Citizenship; 28. Januar 2017
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Sachpolitik schließlich operiert dreidimensional, weil sie neben Interaktions- und
institutionellen Aspekten eigenständige sachliche Inhalte politischer Programme und
Entscheidungen (Policy-Dimension) thematisiert. Damit vergrößern sich die durch Bound
Governance eröffneten Handlungsspielräume noch einmal, denn nun zählen neben
Institutionen auch Sachaspekte und Sachqualifikation eigenständig - eine weitere
grundlegende Wohlfahrtsvoraussetzung.
4. Zivile Moderne und Mehrebenen-Bürgerschaft
(Multi-Level Citizenship)
Das skizzierte Modell ein- und mehrdimensonaler Politik ist grundlegend für das Verständnis
von Vormoderne, ziviler Moderne und unziviler Moderne.
Vormoderne: Berufe begannen sich bereits in sehr alten Kulturen, so der altbabylonischen
und der altägyptischen Kultur, der Kultur der Kelten oder im alten Griechenland
auszudifferenzieren. Auch Ansätze der Rechtsbildung (Bound Governance) haben sich
zumindest informell schon seit Jahrtausenden entwickelt, so im Alten China, im antiken
Griechenland und vor allem in der Römischen Republik. Dass derlei Entwicklungen die
Qualität von Leben und Politik beeinflussten, konstatierten bereits Platon und Aristoteles.
Letzterer unterschied Ordnungen im allgemeinen Interesse und Ordnungen lediglich im
Eigeninteresse des Herrschers, so insbesondere die Tyrannei von der guten Monarchie.6
Bound Governance-Ansätze und Sachkommunikation existierten in der Vormoderne aber
noch nicht eigenständig gegenüber herrschender Macht. Vielmehr konnten sich die
Menschen nur in engen Grenzen ihrer jeweiligen gesellschaftlichen Stellung (Sklavenhalter-
Gesellschaft, Kasten-Gesellschaft, Stände-Gesellschaft, patriarchalische Herrschaft) beruflich
entfalten und Rechte wahrnehmen. Denn sie lebten vorwiegend oder ausschließlich in
ethnisch-rassisch, religiös oder/und sozial machtstrukturierten Gemeinschaften. Stießen
diese aufeinander, geschah dies mehr oder minder anomisch. Vormodernes Leben war
dementsprechend entweder machtbestimmt oder aber anomisch, meist eine Mischung aus
beidem. In diesem Sinne haben wir vormoderne Formationen trotz einer gewissen Zivilitäts-
Varianz als überwiegend eindimensional einzuordnen.
Die zivile Moderne zeichnet sich demgegenüber durch technologische und ökonomische
Hochentwicklung einerseits und mehrdimensionale Politikformen andererseits aus. Hierbei
bedeutet Moderne: heutig, neu gegenüber traditionalen Vorformen, was insbesondere durch
neue Techniken und Technologien bestimmt wird. Zum anderen impliziert zivile Moderne
gleiches Recht, an das sich alle Bürger einschließlich mächtiger Personen und Organisationen
zu halten haben (Bound Governance). Schließlich ist es hier möglich, sachliche
Herausforderungen und Lösungsansätze frei zu diskutieren und zu entscheiden.
6 Platon: Politeia (Der Staat) , Bücher VIII und IX: http://www.opera-platonis.de/Politeia.html; Aristoteles:
Staatsformenlehre: https://de.wikipedia.org/wiki/Aristoteles
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Dabei institutionalisieren sich Bound Governance und freier Sachdiskurs dauerhaft und
verlässlich durch die Institution der Bürgerschaft (Citizenship, vom Lateinischen: civis =
Bürger): Alle Bürger haben die gleichen Grundrechte und Mitbestimmungs-Möglichkeiten
und fühlen sich (als citoyens) prinzipiell mitverantwortlich für das Ganze, insbesondere
dafür, dass Bound Governance und freie sachpolitische Kommunikation erhalten bleiben.
Andererseits agieren sie mit Engagement und Eigeninteresse auch als operative Akteure,
etwa als Wirtschafts- oder kulturell interessierte Bürger.
Bürgerschaft agiert prinzipiell räumlich-institutionell mehrebenig (Multilevel Citizenship).
Denn operative Systeme wie Ökonomie, Ökologie, Kultur und Sport lassen sich sachlich nicht
nur auf einer Ebene vernünftig handhaben. Vielmehr tendieren sie dazu, sich auf
verschiedenen Ebenen, von der lokalen bis zur globalen Ebene, zu entwickeln. Dies gilt auch
und gerade für ökologische Prozesse und Strukturen. Da idealtypische Bürgerschaft
sachpolitische Vernunft und sachpolitisch verantwortliches Handeln einschließt, wirkt sie
prinzipiell mehrebenig.
Abbildung 2: (Technologische) Modernisierung und Zivilität
Die unzivile Moderne schließlich operiert zwar mit modernen technischen und
technologischen Mitteln, dies aber ohne unabhängig geltendes Recht (Bound Governance).
Dabei wird häufig einebenig, insbesondere nationalistisch gedacht und gehandelt. Da hier
vormodern herrschende Akteure über große technische und ökonomische Mittel verfügen,
entstehen oft besonders brutale Herrschaftsformen, totalitäre Systeme und totaler Krieg.
Zivilität
Modernisierungsgrad
Zivile Moderne
Unzivile Moderne
Volker von Prittwitz: Theorie der Zivilen Moderne. Klimapolitik und Multi-Level Citizenship; 28. Januar 2017
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5. Klimapolitik als Teil der zivilen Moderne (Multi-Level Citizenship)
Klimapolitik ist als Sachpolitik mehrdimensional und mehrebenig strukturiert. Sie setzt
grundlegende Sichtweisen, Werte und Institutionen der zivilen Moderne bis hin zu
mehrebeniger Bürgerschaft (Multi-Level Citizenship) voraus, denn nur mit sachbezogenem
Verantwortungsgefühl, das über eine institutionelle Ebene hinausreicht, nur integrativ und
arbeitsteilig kann der globale Klimawandel kontrolliert werden; umgekehrt reproduziert
verantwortliche Klimapolitik eben diese Sichtweisen, Institutionen und Werte der zivilen
Moderne.
Angesichts dessen verwundert es nicht, dass Feinde der zivilen Moderne, so
Rechtsextremisten und Fundamentalisten, Sinn und Möglichkeit gezielter Klimapolitik
grundsätzlich in Frage stellen; denn sie präferieren eindimensionale und einebenige (meist
nationalistische) Denk- und Handlungsformen und kümmern sich dabei nicht um gegebene
sachliche Fakten. Im Gegenteil: Sie verfälschen und erfinden Fakten systematisch im Sinne
ihres Machtgewinns oder Machterhalts. Die offene Unterdrückung von Klimaschutz durch
US-Administration hat begonnen.7 Umgekehrt überrascht es nicht mehr, dass China, das für
sich große Vorteile aus internationaler wirtschaftlicher Integration zieht und sich - verglichen
mit der Mao-Diktatur - in einem zivilisatorischen Aufstieg befindet, nicht nur zum
Fürsprecher wirtschaftlicher Globalisierung, sondern auch zunehmend auch zu einem
Fürsprecher aktiver Klimapolitik wird.
Wie aber erklären sich Aufstiegs- und Abstiegsbewegungen der zivilen Moderne (Multi-Level
Citizenship) einschließlich sachbezogener Politiken wie der Klimapolitik?
6. Erklärungsmuster
6.1 Warum entwickeln sich soziopolitische Mehrdimensionalität und
Mehrebenigkeit (Evolution)?
Längerfristige politische Entwicklungs-Prozesse werden in der politikwissenschaftlichen
Komparatistik traditionell durch den Einfluss exogener Strukturvariablen erklärt. So leitete
Lipset in seiner Modernisierungstheorie aus dem Jahr 1960 Demokratieentstehung aus
wachsender Ressourcenverfügung (wachsendem Wohlstand) ab; Tatu Vanhanen assoziierte
Demokratiebildung mit dem Grad, indem ökonomische Ressourcen und Bildung
gesellschaftlich relativ weit verteilt sind (strukturelle Machtressourcen-Streuung).8 Christian
Welzel erklärt Demokratieentstehung aus wachsender Ressourcenverfügung, gestiegene
Emanzipationsansprüche und institutionellem Wandel - Annahmen, die durch signifikante
Korrelation belegt werden.9
7 http://derstandard.at/2000051515543/US-Umweltschutzbehoerde-soll-Seiten-zu-Klimawandel-loeschen
8 Tatu Vanhanen 1997: Prospects of Democracy. A Study of 172 Countries, London: Routledge
9 Christian Welzel 200. Fluchtpunkt Humanentwicklung. Über die Grundlagen der Demokratie und die Ursachen
ihrer Ausbreitung, Wiesbaden: Westdeutscher Verlag, S. 143 und 165
Volker von Prittwitz: Theorie der Zivilen Moderne. Klimapolitik und Multi-Level Citizenship; 28. Januar 2017
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Da Demokratieentstehung mit der Bildung ziviler Moderne (Rechtsstaat und
Ausdifferenzierung funktionaler Subsysteme) weitgehend korrespondiert, erscheinen diese
Erklärungsansätze relevant für eine Theorie der zivilen Moderne. Allerdings reicht der
Nachweis statistischer Korrelationen nicht als Beleg ursächlicher Zusammenhänge aus. Vor
allem aber vollziehen sich gerade längerfristige Entwicklungsprozesse nicht nur als Resultat
des Einflusses jeweiliger struktureller Außen-Bedingungen (exogener Bedingungen).
Deshalb sollte nicht nur danach gefragt werden, unter welchen Bedingungen ein Prozess in
Gang kommt und verläuft. Vielmehr vollziehen sich soziopolitische Prozesse in komplexen
Wechselwirkungen zwischen exogenen und endogenen Faktoren und Prozessen. Hierbei
spielen neben - relativ fest gefügten - strukturellen Determinanten auch das Aufkommen,
Wirken und Verschwinden situativer Muster und die (Rück-)Wirkungen gezielten Handelns
beteiligter Akteure eine Rolle. Derlei Wechselwirkungen können ihrerseits mehr oder
weniger große Eigendynamik erlangen, sei es, im Sinne von Selbstverstärkung (positiver
Feedbacks) oder Selbstaufhebung (negativer Feedbacks). Demzufolge verlangt eine Theorie
der zivilen Moderne bei dem heute gegebenen Wissensstand und den heute gegebenen
technischen Möglichkeiten, dass ein relativ komplexes Entwicklungs-Modell dieser Moderne
ausgearbeitet wird. Darin müsste ein Modul struktureller Bedingungen mit einem Modul
situativer Bedingungen, einem Handlungs-Modul und einem Modul möglicher Dynamiken
kombiniert werden - siehe die folgende Abbildung 3.
Abbildung 3: Modul-Struktur soziopolitischer Prozess-Modelle
Hierbei ist anzunehmen, dass sich Strukturen nicht oder vergleichsweise langsam wandeln,
während Situationen rasch wechseln können. Handlungsformen wiederum können gezielt
mehr oder weniger volatil oder kontinuierlich gestaltet sein. Prozess-Dynamiken entwickeln
sich demzufolge vor allem über sich verstärkende oder abschwächende Folgen von
Situationen und Handeln, können aber letztlich auch Strukturen verändern.10
10
Variablen-Sets zu den einzelnen Modulen sind enthalten in: Volker von Prittwitz 2007: Vergleichende Politikanalyse, Stuttgart (UTB 2871). Zu unterschiedlichen politischen Situationsmustern und vergleichende Situationen-Analyse siehe in diesem Text (a.a.O.), S. 159 - 169. Prozessuale Konstellationen stehen auch im Mittelpunkt von: Ohlhorst, Dörte; Schön, Susanne Schön (2015): Constellation Analysis as a Means of Interdisciplinary Innovation Research – Theory Formation from the Bottom Up. In: Historical Social Research 40 (3): 258-278.
3) Handeln
2) Situative
Bedingungen
1) Strukturen
4) Prozess-Dynamik
Volker von Prittwitz: Theorie der Zivilen Moderne. Klimapolitik und Multi-Level Citizenship; 28. Januar 2017
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Ein übergreifendes Prozess-Modell von besonderer Bedeutung für die Theorie der zivilen
Moderne thematisiert zunehmende Vergesellschaftung - eine Grundlagenerklärung, die
bereits Norbert Elias in seiner Theorie des Zivilisationsprozesses herangezogen hat.11
Demnach tendieren Systeme, insbesondere der Ökonomie, dazu, nach und nach immer
mehr Menschen und soziale Einheiten einzubeziehen, solange sich dadurch ihr
Gesamtnutzen (spürbar) vergrößert. Damit ergibt sich ein rationales Interesse daran,
Sicherheit für alle Beteiligten dauerhaft zu schützen, indem gemeinsam anerkannte
Institutionen gebildet werden (Bound Governance), und dabei auch Funktionsanforderungen
zu schützen. Damit wandeln sich eindimensionale Machtstrukturen zu mehrdimensionalen
Koordinationsformen mit institutionellem Schutz der Beteiligten und eigenständigen
funktionalen Teilsysteme wie Policies - Formen der zivilen Moderne.
Die dabei entstehende Komplexität ist am besten zu bewältigen, wenn sich unterschiedliche
räumlich-institutionelle Ebenen ausdifferenzieren, die den jeweils gegebenen
Funktionsanforderungen besonders gut entsprechen, die aber auch untereinander
kooperationsfähig sind - ein Erklärungsmuster, das für historische Zivilisierungsprozesse wie
aktuelle Zivilisierungs-Prozesse, etwa Chinas, aussagekräftig erscheint.
6.2 Warum kommt die zivile Moderne in die Krise (Devolution)?
Im Umkehrschluss zu den in 6.1 skizzierten Entwicklungsmustern ziviler Moderne ergeben
sich zunächst spiegelbildliche Annahmen für deren Devolution. So kommen Formen ziviler
Moderne mit zurückgehender Vergesellschaftung in die Krise, weil sie überflüssig oder gar
kontraproduktiv erscheinen. Sie erhalten nicht mehr ausreichend politische Unterstützung.
Warum aber entsteht ein solcher Legitimationsmangel ziviler Moderne? Hierfür sehe ich
zwei hauptsächliche Erklärungsoptionen:
1) Inkonsequentes Regieren: Werden Bound-Governance-Strukturen unterlaufen,
beispielsweise durch Korruption, Lobbyismus oder die stille Macht herrschaftlich-
religiöser, ständischer und/oder patriarchalischer Organisationen, so schwächt dies
die zivile Ordnung. Beispielsweise entsteht allgemeiner Verdruss, wenn geltende
Verfahren durch mächtige und/oder kriminelle Akteure unterlaufen oder gar
ausgehebelt werden. Inkonsequentes Regieren, das derartigen Praktiken nicht
effektiv entgegenwirkt, erfüllt seine Schutzfunktion der zivilen Moderne nicht. Dieses
Versagen kann nicht nur aus unzureichender Implementation resultieren; vielmehr
reflektieren auch Programme Prinzipien und Verfahren der Gleichstellung vor dem
Gesetz und der allgemeinen Freiheit nicht immer ausreichend.
11
Norbert Elias 1936/1978: Über den Prozess der Zivilisation. Soziogenetische und psychogenetische Untersuchungen, 1. Band: Wandlungen des Verhaltens in den weltlichen Oberschichten des Abendlandes, 6. Aufl., Frankfurt a.M., Suhrkamp.
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10
2) Überkomplexität: Zivil-moderne Politik ist mehrdimensional und mehrebenig. Die
hieraus entstehende Komplexität verlangt ein beträchtliches Maß an Sozialisation,
Bildung und Lernfähigkeit. Werden entsprechende Aufgaben der Sozialisation und
Bildung nicht ausreichend wahrgenommen, kommt es zu einer existentiellen
Divergenz zwischen komplexer Systemstruktur und mangelnden
Handlungskapazitäten vieler Beteiligter.
Wird inkonsequent regiert, beispielsweise Massenarbeitslosigkeit durch Regierungen untätig
hingenommen oder wirkungslos bekämpft, so ist eine massive Krise der zivilen Moderne bei
niedrigem oder sinkendem Stand politischer Bildung vorprogrammiert. Im Einzelnen verläuft
derartige Devolution aber in Wechselbeziehungen zwischen Strukturen, Situationen und
konkretem Akteurhandeln. So wird das Handeln von US-Präsident Trump den weiteren Ab-
oder Aufstieg ziviler Moderne einschließlich verantwortlicher Klimapolitik aller Voraussicht
nach massiv beeinflussen.
7. Forschungsprogramm
Der Begriff der zivilen Moderne mit mehrdimensionaler und mehrebeniger Politik, Bound
Governance, eigenständiger Sachpolitik und einem mehrebenigen Verständnis von
Bürgerschaft (Multi-Level Citizenship) sowie die skizzierten Erklärungsansätze des Auf- und
Abstiegs dieser Formation können als Theorie der Moderne gefasst werden. Diese lässt sich
wissenschaftlich und beratungsorientiert vielfältig nutzen und wird zum Gegenstand
wissenschaftlicher Überprüfung.
7.1 Politikfeld-Aspekte
Die Theorie der zivilen Moderne fordert die Policy- und vor allem die Klimapolitik-Forschung
unter verschiedenen Gesichtspunkten heraus:
Klimapolitik und zivile Moderne: Wieweit lässt sich der behauptete Zusammenhang
zwischen Klimapolitik und ziviler Moderne belegen? Gibt es Fälle heute entwickelter
Klimapolitik, die den Zusammenhang widerlegen oder zumindest modifizieren, so
Formen effektiver Klimapolitik durch vormodern denkende Akteure und effektive
Klimapolitik durch Akteure der unzivilen Moderne?
Schlussfolgerungen: Falls Letzteres gezeigt werden kann: Wofür spricht dies, für eine
Widerlegung der Theorie oder dafür, dass Klimapolitik zivile Elemente in
vormodernes Denken und Konzepte unziviler Moderne einpflanzt?
Politikfelder und zivile Moderne: Nach der Theorie der zivilen Moderne weisen alle
eigenständigen Sachpolitiken durch ihre Mehrdimensionalität charakteristische
Verbindungen zur zivilen Moderne auf. Wieweit lässt sich dies logisch und empirisch
bestärken? Wieweit ist dies in Zweifel zu ziehen - beispielsweise mit Bezug auf
Politikfelder antiker Regime?
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Herausragende Rolle der Klimapolitik? Ragt die Klimapolitik durch ihre besonderes
Profil (Problem Produkt der technologischen Moderne, komplette Mehrebenigkeit
mit besonders bedeutsamer globaler Ebene, Wechselzusammenhänge zwischen
Expertentum und Bürgerschaft) unter den Politikfeldern der zivilen Moderne heraus?
Falls ja, wie schlägt sich dies in Diskursen nieder?
Empirischer Gehalt/Quantifizierung? Wie ist die These verstärkter Quantifizierung
der Politikfeldforschung nach dem leitenden Kriterium des empirischen Gehalts zu
beurteilen? Was spricht für, was möglicherweise gegen die These?
Nutzung des Kriterienkatalogs? Ist es möglich und sinnvoll, Kriterien und Effekte
klimapolitischer Steuerung sachpolitisch nach den Kriterien der Wirkungstiefe,
Wirkungsbreite und Wirkungsgeschwindigkeit systematisch zu vermessen?
Forschungsstrategische Überlegungen: Besteht die Gefahr, dass die unabhängige
Policyforschung in der Konsequenz einer intensiven Beschäftigung mit der Theorie
der zivilen Moderne ihre Unabhängigkeit und daraus resultierende Einnahme- und
Forschungspotentiale verliert? Oder ergeben sich hierdurch neue Forschungsfelder
und Einnahme-Potentiale?
7.2 Variablen-Beziehungen
Der Theorie zufolge müssten sich hochgradige Korrelationen zwischen unterschiedlichen
Politikvariablen ergeben, so zwischen dem Grad, in dem Menschenrechte realisiert sind, und
der herrschenden Bereitschaft zu verantwortlicher Klimapolitik. Auch wäre zu erwarten, dass
der Grad mehrebeniger Partizipation, respektive der Grad, in dem sich Bürger/innen an
klimapolitischen Aktivitäten/Initiativen auf jeweiligen Ebenen an Klimapolitik beteiligen, mit
der Intensität, Tiefe, Breite und möglicherweise auch Geschwindigkeit von Klimapolitik auf
diesen Ebenen kovariiert. Besonders prekär erscheint hierbei das weitgehende Fehlen
globaler Partizipationsmöglichkeiten einfacher Bürger/innen.
7.3 Prozess-Analyse
Die in der Theorie enthaltenen Hypothesen zum Auf- und Abstieg der zivilen Moderne sind
logisch und empirisch (historisch) zu überprüfen. Dabei können Bezüge zu anderen Theorien
hilfreich sein.
Die nachträgliche Prozess-Analyse der modernen Klimapolitik sollte in Kenntnis der Theorie
der zivilen Moderne um Aspekte modern-zivilisatorischer Rahmung ergänzt und daraufhin
geprüft werden.
Über eine solche historische ex-post-Analyse hinaus ergibt sich aus der Theorie eine Fülle
prozessanalytischer Anregungen. So sollte systematisch damit begonnen werden,
Strukturen, Situationsmuster, Handlungs-Muster und Dynamiken soziopolitischer Prozesse
zu identifizieren und auf ihre Verbindungen hin empirisch zu überprüfen.
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Die dargestellten grundlegenden Entwicklungsmodelle der zivilen Moderne sind empirisch zu
überprüfen: Hat zunehmende Vergesellschaftung als Grundlage der zivilen Moderne
stattgefunden? Wie wirkt sich inkonsequentes Regieren in der zivilen Moderne aus? Driften
System-Komplexität einerseits und Sozialisations- und Bildungsqualität andererseits (in
bestimmten Ländern) auseinander?
7.4 Vergleichsuntersuchung ein- und mehrdimensionaler Politikmuster
Angeregt durch die Theorie können und sollten Texte wie Bildmuster im Hinblick darauf
untersucht werden, wie weit sie durch eindimensional machtorientierte Sichtweisen von
Politik oder mehrdimensionale Sichtweisen geprägt sind. So weist etwa die Ästhetik von Leni
Riefenstahl charakteristische Bildsequenzen, Blickwinkel und ästhetische Überhöhungen im
Sinne von Macht und Stärke auf. Dieser Ästhetik der Macht - die sich auch in vielen anderen
Medien und bezogen auf viele andere Gegenstände konstatieren lässt, wäre die
Untersuchung einer Ästhetik der Mehrdimensionalität gegenüber zu stellen. Gibt es so etwas
überhaupt? Falls ja, wie sieht sie aus und in welchen Forschungsanforderungen, mit
welchem Forschungs-Design könnte man ihr auf die Spur kommen?
7.5 Kooperation
Eröffnet die Beschäftigung mit der Theorie der zivilen Moderne neue Kooperationschancen?
Eröffnen sich über die Theorie neue Kooperationsherausforderungen in der
Politikwissenschaft, so etwa zwischen Policyforschung, politischer Theorie, Komparatistik,
Regionalforschung (speziell auch EU) und internationalen Beziehungen?
Bietet sich arbeitsteilige empirische Forschung zur Theorie der zivilen Moderne an? (Größere
Projektanträge in Kooperation unterschiedlicher Sektionen und Arbeitsgruppen der DVPW)
Kann die Beschäftigung mit der Theorie interdisziplinäre Kooperation fördern? Siehe
beispielsweise Beziehungen zu einem interdisziplinärem Forschungsprojekt darüber, welche
Rolle Klimabilder in der Interaktion zwischen Wissenschaft, Medien, Politik und Kultur
spielen (https://idl.fh-potsdam.de/de/projects/climate-images/)
-------------------------------------
Autor:
Prof. Dr. Volker von Prittwitz
Freie Universität Berlin: www.volkervonprittwitz.de
Institute for Political Analysis: www.diberlin.info