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Anamnese Ein 24-jähriger Patient stellte sich mit seit 2 Wochen bestehenden, brennenden und juckenden Hautveränderungen im Bart- bereich an Kinn und Hals vor. Unter einer ambulant eingeleiteten Externatherapie mit Octenidin habe sich bei zunehmen- der Pustelbildung der Befund rasch ver- schlechtert. Auch eine systemische Anti- biose mit Amoxicillin in Kombination mit Ketoconazol-haltigen Externa sowie der 1-maligen oralen Gabe von Fluconazol ha- be zu keiner Besserung des Befundes ge- führt. Dem sonst gesunden jungen Mann waren keine vorausgegangenen Traumata im betroffenen Bereich erinnerlich. Auch verneinte er Auslandsaufenthalte. Aller- dings gab er an, ein Meerschweinchen als Haustier zu besitzen. Befunde Hautbefund.  Im Bereich des Kinns mit Ausbreitung über die rechte Wange und zum seitlichen Hals zeigte sich eine stark infiltrierte, erythematöse Plaque aus folli- kulär gebundenen Papeln, Nodi und Pus- teln mit hämorrhagischen und gelblichen Krusten Die Umgebung war ödematös ge- schwollen (. Abb. 1). Klinischer  Untersuchungsbefund.  In der klinischen Untersuchung stellten sich die zervikalen und submandibulä- ren Lymphknoten rechtsseitig deutlich vergrößert und indolent dar. Der Patient befand sich in einem guten Allgemeinzu- stand und hatte kein Fieber. Laborchemische  Befunde.  Laborche- misch zeigten sich bei sonst unauffälligem Routinelabor leicht erhöhte Infektpara- meter [CRP 1,5 mg/dl (Referenzbereich, RB: <0,5 mg/dl); Leukozyten 11,9×1000/ μl (RB: 4–11×1000/μl)]. Mikrobiologische  und  mykologische  Diagnostik.  Es erfolgten mikrobiologi- sche Abstriche und die Gewinnung my- kologischen Untersuchungsmaterials durch Abstrich und Epilierung von Bart- haaren. Im mikroskopischen Direktnach- weis konnten weder Bakterien noch Pilz- elemente identifiziert werden. In den bak- teriellen Kulturen wuchsen Keime der Hautflora, und die angelegten mykologi- schen Kulturen blieben negativ. Therapie und Verlauf Aufgrund der nicht rückläufigen Entzün- dungsreaktion unter Amoxicillin leiteten wir zunächst eine Therapie mit Piperacil- lin/Tazobactam 4/0,5 g intravenös 3-mal pro Tag ein und kombinierten mit Poli- hexanid- und Ciclopiroxolamin-haltigen Externa. Hierunter kam es zu keiner we- sentlichen Befundbesserung. In einer im Verlauf erneut durchgeführten mykologi- schen Untersuchung an epilierten Bart- haaren konnte schließlich ein Wachstum von Pilzkolonien beobachtet werden, wo- raufhin wir die Therapie umgehend um Fluconazol 100 mg 1-mal pro Tag erwei- terten. Unter dieser Kombinationsthera- pie kam es langsam zum Rückgang und schlussendlich zur vollständigen Abhei- lung der Hautveränderungen. Im Verlauf gelang es über das hie- sige mikrobiologische Institut, mittels Polymerasekettenreaktion (PCR)-Dia- gnostik und Kultur als Erreger Arthroder- ma (A.) benhamiae sowohl beim Patien- ten als auch bei dessen Meerschweinchen nachzuweisen. Das klinisch unauffällige Meerschweinchen wurde tierärztlich vor- gestellt und ebenfalls antimykotisch be- handelt. Diagnose Tinea barbae profunda durch A. benha- miae. Diskussion Dermatomykosen durch Heim- und Nutztiere stellen Dermatologen immer Abb. 18 Tinea barbae profunda durch Arthroderma benhamiae 720 | Der Hautarzt 10 · 2013 Kurzkasuistiken Hautarzt 2013 · 64:720–722 DOI 10.1007/s00105-013-2646-6 Online publiziert: 21. Oktober 2013 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013 S.A. Braun 1  · K. Jahn 1  · A. Westermann 1  · D. Bruch-Gerharz 1, 2  · J. Reifenberger 1, 2 1  Hautklinik, Universitätsklinikum Düsseldorf 2  Hauttumorzentrum, Universitätsklinikum Düsseldorf Tinea barbae profunda durch  Arthroderma benhamiaeEine diagnostische Herausforderung

Tinea barbae profunda durch Arthroderma benhamiae; Tinea barbae profunda by Arthroderma benhamiae;

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Page 1: Tinea barbae profunda durch Arthroderma benhamiae; Tinea barbae profunda by Arthroderma benhamiae;

Anamnese

Ein 24-jähriger Patient stellte sich mit seit 2 Wochen bestehenden, brennenden und juckenden Hautveränderungen im Bart-bereich an Kinn und Hals vor. Unter einer ambulant eingeleiteten Externatherapie mit Octenidin habe sich bei zunehmen-der Pustelbildung der Befund rasch ver-schlechtert. Auch eine systemische Anti-biose mit Amoxicillin in Kombination mit Ketoconazol-haltigen Externa sowie der 1-maligen oralen Gabe von Fluconazol ha-be zu keiner Besserung des Befundes ge-führt. Dem sonst gesunden jungen Mann waren keine vorausgegangenen Traumata im betroffenen Bereich erinnerlich. Auch verneinte er Auslandsaufenthalte. Aller-dings gab er an, ein Meerschweinchen als Haustier zu besitzen.

Befunde

Hautbefund.  Im Bereich des Kinns mit Ausbreitung über die rechte Wange und zum seitlichen Hals zeigte sich eine stark infiltrierte, erythematöse Plaque aus folli-kulär gebundenen Papeln, Nodi und Pus-

teln mit hämorrhagischen und gelblichen Krusten Die Umgebung war ödematös ge-schwollen (. Abb. 1).

Klinischer  Untersuchungsbefund.  In der klinischen Untersuchung stellten sich die zervikalen und submandibulä-ren Lymphknoten rechtsseitig deutlich vergrößert und indolent dar. Der Patient befand sich in einem guten Allgemeinzu-stand und hatte kein Fieber.

Laborchemische  Befunde.  Laborche-misch zeigten sich bei sonst unauffälligem Routinelabor leicht erhöhte Infektpara-meter [CRP 1,5 mg/dl (Referenzbereich, RB: <0,5 mg/dl); Leukozyten 11,9×1000/μl (RB: 4–11×1000/μl)].

Mikrobiologische  und  mykologische Diagnostik.  Es erfolgten mikrobiologi-sche Abstriche und die Gewinnung my-kologischen Untersuchungsmaterials durch Abstrich und Epilierung von Bart-haaren. Im mikroskopischen Direktnach-weis konnten weder Bakterien noch Pilz-elemente identifiziert werden. In den bak-teriellen Kulturen wuchsen Keime der

Hautflora, und die angelegten mykologi-schen Kulturen blieben negativ.

Therapie und Verlauf

Aufgrund der nicht rückläufigen Entzün-dungsreaktion unter Amoxicillin leiteten wir zunächst eine Therapie mit Piperacil-lin/Tazobactam 4/0,5 g intravenös 3-mal pro Tag ein und kombinierten mit Poli-hexanid- und Ciclopiroxolamin-haltigen Externa. Hierunter kam es zu keiner we-sentlichen Befundbesserung. In einer im Verlauf erneut durchgeführten mykologi-schen Untersuchung an epilierten Bart-haaren konnte schließlich ein Wachstum von Pilzkolonien beobachtet werden, wo-raufhin wir die Therapie umgehend um Fluconazol 100 mg 1-mal pro Tag erwei-terten. Unter dieser Kombinationsthera-pie kam es langsam zum Rückgang und schlussendlich zur vollständigen Abhei-lung der Hautveränderungen.

Im Verlauf gelang es über das hie-sige mikrobiologische Institut, mittels Polymerasekettenreaktion (PCR)-Dia-gnostik und Kultur als Erreger Arthroder-ma (A.) benhamiae sowohl beim Patien-ten als auch bei dessen Meerschweinchen nachzuweisen. Das klinisch unauffällige Meerschweinchen wurde tierärztlich vor-gestellt und ebenfalls antimykotisch be-handelt.

Diagnose

Tinea barbae profunda durch A. benha-miae.

Diskussion

Dermatomykosen durch Heim- und Nutztiere stellen Dermatologen immer Abb. 1 8 Tinea barbae profunda durch Arthroderma benhamiae

720 |  Der Hautarzt 10 · 2013

Kurzkasuistiken

Hautarzt 2013 · 64:720–722DOI 10.1007/s00105-013-2646-6Online publiziert: 21. Oktober 2013© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013

S.A. Braun1 · K. Jahn1 · A. Westermann1 · D. Bruch-Gerharz1, 2 · J. Reifenberger1, 2

1 Hautklinik, Universitätsklinikum Düsseldorf2 Hauttumorzentrum, Universitätsklinikum Düsseldorf

Tinea barbae profunda durch Arthroderma benhamiae Eine diagnostische Herausforderung

Page 2: Tinea barbae profunda durch Arthroderma benhamiae; Tinea barbae profunda by Arthroderma benhamiae;

Zusammenfassung · Abstract

gnostik wird dabei von antimykotischen Vorbehandlungen nicht beeinträchtigt [2].

Die korrekte Erregerdifferenzierung hat auch therapeutische Konsequenzen. Während Infektionen mit M. canis vor-zugsweise mit Griseofulvin, Fluconazol oder Itraconazol behandelt werden, füh-ren systemische Behandlungen mit Terbi-nafin in Kombination mit Ciclopiroxola-min-haltigen Externa bei A.-benhamiae-Infektionen zu guten Ergebnissen [5]. Da die PCR-Diagnostik noch nicht flächen-deckend in den mykologischen Laboren Einzug gehalten hat, beschrieben Mayser und Budihardja erst kürzlich eine Mög-lichkeit, wie mithilfe von Chromagar zwi-schen M. canis und A. benhamiae einfach unterschieden werden kann [3]. Eine wei-tere, allerdings noch sehr teure Methode

der Erregerdifferenzierung stellt die mas-senspektrometrische Analyse dar [2].

Unser Fall zeigt, dass Infektionen durch A. benhamiae zu hochentzündli-chen Hautveränderungen führen können, die nicht selten mit bakteriellen Pyoder-mien verwechselt werden. Durch neue diagnostische Techniken ist es jedoch möglich, den Erreger auch bei antimy-kotisch vorbehandelten Läsionen schnell und zuverlässig zu identifizieren, um rechtzeitig eine adäquate antimykotische Therapie einzuleiten.

721Der Hautarzt 10 · 2013  | 

wieder vor diagnostische und therapeu-tische Herausforderungen. Dabei zählen Microsporum (M.) canis, zoophile Stäm-me von Trichophyton (T.) interdigitale und T. verrucosum zu den häufigsten und be-kanntesten zoophilen Dermatophyten-arten [5]. In den letzten Jahren häuften sich jedoch Fälle von Infektionen durch Arthroderma (A.) benhamiae, einem lan-ge Zeit unbemerkten Erreger des Tricho-phyton-mentagrophytes-Komplexes [5]. Die Erstbeschreibung von A. benhamiae erfolgte 1967 durch Ajello und Cheng [1], und 2002 wurde er in Japan erstmals als Erreger einer Tinea corporis beim Men-schen durch Gensequenzierung nach-gewiesen [4]. Das Erregerreservoir von A. benhamiae bilden hauptsächlich Meer-schweinchen und andere kleine Nagetie-re [5]. Durch Fell-Haut-Kontakt kommt es zur Übertragung der Erreger vom nur selten manifest infizierten Tier auf den Menschen. Kinder, Jugendliche und Im-munsupprimierte sind dabei am häufigs-ten betroffen [5]. Der zoophile Dermato-phyt ist hochkontagiös und kann zu aus-geprägten und hochentzündlichen For-men der Tinea corporis, Tinea capitis und deren profunde Formen bis hin zum Keri-on Celsi führen. Es konnte gezeigt werden, dass A. benhamiae im Vergleich zu T. ton-surans eine massive Sekretion von proin-flammatorischen Zytokinen, Chemoki-nen und immunmodulatorischen Zyto-kinen in Keratinozyten hervorruft [6]. Eine schwerentzündliche, profunde Form einer Tinea barbae mit ausgeprägter Pus-telbildung wie bei unserem Patienten stellt somit einen typischen Befund einer Infek-tion mit A. benhamiae dar.

Dass bisher nur wenige Berichte über Infektionen durch A. benhamiae in Deutschland vorliegen, ist damit zu erklä-ren, dass sich mit herkömmlichen Diag-nostikmethoden eine korrekte Erreger-differenzierung schwierig gestalten kann. A. benhamiae bildet auf Sabouraud-Glu-kose-Agar an der Oberseite weiße, aus-strahlende Kolonien sowie an der Rück-seite eine leuchtend gelbe Farbe und kann einfach mit dem weitaus bekannteren Er-reger M. canis und T. erinacei verwech-selt werden. Durch PCR-basierte Derma-tophytendiagnostik ist es jedoch möglich, die Erregerspezies schnell und mit hoher Sensitivität zu identifizieren [2]. Die Dia-

Hautarzt 2013 · 64:720–722   DOI 10.1007/s00105-013-2646-6© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013

S.A. Braun · K. Jahn · A. Westermann · D. Bruch-Gerharz · J. Reifenberger

Tinea barbae profunda durch Arthroderma benhamiae. Eine diagnostische Herausforderung

ZusammenfassungDermatophytosen durch Heim- und Nutz-tiere stellen Dermatologen häufig vor klini-sche und diagnostische Herausforderungen. Wir berichten über einen 24-jährigen Patien-ten, der sich mit entzündlichen Hautverände-rungen im Bartbereich vorstellte. Bei negati-ver kultureller mykologischer Diagnostik und klinisch ausgeprägter Entzündungsreaktion dachten wir zunächst an eine bakterielle Pyo-dermie. Erst durch die Polymerasekettenreak-tion (PCR)-Diagnostik konnte der Erreger Ar-throderma (A.) benhamiae sowohl beim Pa-tienten als auch bei seinem Meerschwein-chen identifiziert werden. A. benhamiae ist 

ein zoophiler Dermatophyt, der zum Tricho-phyton-mentagrophytes-Komplex gehört. Der Pilz wird meistens von Meerschweinchen übertragen und führt in der Regel zu hoch-entzündlichen Hauterscheinungen. Durch molekulare Verfahren wie die PCR-Diagnos-tik ist es schnell und einfach möglich, den Er-reger zu identifizieren und zeitnah eine ad-äquate antimykotische Therapie einzuleiten.

SchlüsselwörterMeerschweinchen · Diagnostik ·  Polymerasekettenreaktion ·  Dermatophytose · Antimykotische Therapie

Tinea barbae profunda by Arthroderma benhamiae. A diagnostic challenge

AbstractDermatomycoses due to pets and farm ani-mals are often a clinical and diagnostic chal-lenge for dermatologists. A 24-year-old man presented with inflammatory skin changes on his cheeks and chin. Because of negative fungal culture and the clinical appearance of a highly inflammatory process, our first diag-nosis was a bacterial pyoderma. Polymerase chain reaction (PCR) identified Arthroderma benhamiae in both the patient and his guin-ea pig. A. benhamiae is a zoophilic derma-tophyte which belongs to the Trichophyton

mentagrophytes-complex. The fungus is ac-quired from guinea pigs and causes highly in-flammatory forms of tinea. PCR-based diag-nostics are quick and simple tools to identi-fy this pathogen, so that suitable antimycotic therapy can be initiated quickly.

KeywordsGuinea pig · Diagnostics · Polymerase  chain reaction · Dermatophyte · Antimycotic therapy

Page 3: Tinea barbae profunda durch Arthroderma benhamiae; Tinea barbae profunda by Arthroderma benhamiae;

Korrespondenzadresse

PD Dr. J. ReifenbergerHautklinik, Universitätsklinikum DüsseldorfMoorenstr. 5, 40225 Dü[email protected]

Einhaltung ethischer Richtlinien

Interessenkonflikt.  S.A. Braun, K. Jahn, A. Wester-mann, D. Bruch-Gerharz und J. Reifenberger geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht. 

Dieser Beitrag beinhaltet keine Studien an Menschen oder Tieren. 

Alle Patienten, die über Bildmaterial oder anderweiti-ge Angaben innerhalb des Manuskripts zu identifizie-ren sind, haben hierzu ihre schriftliche Einwilligung ge-geben. Im Falle von nicht mündigen Patienten liegt die Einwilligung eines Erziehungsberechtigen oder des gesetzlich bestellten Betreuers vor.

Literatur

  1.  Ajello L, Cheng SL (1967) The perfect state of Trichophyton mentagrophytes. Sabouraudia 5(3):230–234

  2.  Brasch J (2012) New apects in the diagnosis and therapy of dermatomycoses. Hautarzt 63(5):390–395

  3.  Mayser P, Budihardja D (2013) A simple and rapid method to differentiate Arthroderma benhami-ae from Microsporum canis. J Dtsch Dermatol Ges 11(4):322–327

  4.  Nakamura Y, Kano R, Nakamura E et al (2002) Ca-se report. First report on human ringworm caused by Arthroderma benhamiae in Japan transmitted from a rabbit. Mycoses 45(3–4):129–131

  5.  Nenoff P, Handrick W, Krüger C et al (2012) Derma-tomycoses due to pets and farm animals: neglec-ted infections? Hautarzt 63(11):848–858

  6.  Shiraki Y, Ishibashi Y, Hiruma M et al (2006) Cytoki-ne secretion profiles of human keratinocytes du-ring Trichophyton tonsurans and Arthroderma benhamiae infections. J Med Microbiol 55 (Pt 9):1175–1185

Hautarzt 2013 · 64:722–724DOI 10.1007/s00105-013-2641-yOnline publiziert: 25. August 2013© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013

A.-S. Müller-Wiefel1 · J. Reifenberger1, 2 · D. Bruch-Gerharz1, 2 · D. Helbig1, 2

1 Hautklinik und Hauttumorzentrum, Universitätsklinikum Düsseldorf2 Hautklinik, Universitätsklinikum Düsseldorf

Epitheloidzellige granulomatöse Entzündungsreaktion an der LippeUngewöhnliche Manifestation im Stadium II bei Frühsyphilis

Anamnese

Eine 50-jährige Patientin stellte sich mit einer seit ca. 8 Wochen bestehenden, nicht schmerzhaften, knotigen Verände-rung im Bereich der Unterlippe vor, die zunächst als kleine Papel imponiert habe, sich im Verlauf jedoch als rasch größen-progredient gezeigt hatte. Sexualanam-nestisch gab die Patientin an, gemein-sam mit ihrem Ehemann vor etwa 3 Mo-naten einen Swinger-Club besucht zu ha-ben, wobei es ausschließlich zu Oralver-kehr gekommen sei.

Befunde

Hautbefund.  An der Unterlippe rechts-seitig mit Übergang auf die Kinnregion zeigte sich auf einer unscharf begrenz-ten, ca. 5 cm durchmessenden erythe-matosquamösen Plaque ein derb tastba-rer, teils ulzerierter Knoten. Im Zentrum imponierten hämorrhagische Krusten (. Abb. 1). Bei der Ganzkörperuntersu-chung fiel ferner ein generalisiertes, blass erythematöses, makulopapulöses Exan-them auf. Die Palpation der Lymphkno-ten war unauffällig.

Dermatohistopathologie von der Unter-lippe.  Unter einem diskret akanthotisch

verbreiterten Epithel fanden sich im ge-samten Korium multiple epitheloidzelli-ge Granulome, die von einem dichten ent-zündlichen Infiltrat, bestehend aus Lym-phozyten, Histiozyten sowie einzelnen neutrophilen und eosinophilen Granu-lozyten, umgeben waren. Zudem fanden sich zahlreiche Plasmazellen (. Abb. 2).

Weitere Befunde.  Im Labor zeigte sich eine leichte CRP-Erhöhung auf 1,4 mg/dl (Referenzbereich: <0,5 mg/dl). In der Lu-esserologie fiel der Treponema-pallidum-Hämagglutinations-Assay (TPHA)-Such-test positiv aus. Der Venereal Disease Re-search Laboratory (VDRL)-Test zeigte einen Titer von 1:64, und es fanden sich

722 |  Der Hautarzt 10 · 2013

Kurzkasuistiken