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Aue dem Univereitiiteinetiiut ftir Allgemeine Pathologie, Kopenhagen. (Direktor: Prof. Dr. med. 0. Thomeen.) fiber bnktoriello Verhderung der Agglutinabili- tntsverhliltnisso der roten BlntkWperchen. Von OLUF TEOYSEN. ~ Im Jahre 1926 entdeckte Verf. (1-2) durch Zufall, dass eine Probe von Menschenblutkorperchen, die tags zuvor ala zur 0- Gruppe gehorig bestimmt worden war (inagglutinabel in Serum der 0-, A- und B-Bruppea), sich nunmehr, bei der 24 Stunden apiiter vorgenommenen Prhg als agglutinabel erwiea, u. zw. sowohl in Anti-A als auch in Anti-B-Serum in dem ftir dieIso- agglutination typischen Bilde. Die Blutsuspension (etwa 6 Proz. in Citrat-Kochsalzlosung) hatte ein ganz natiirliches Ausaehen, ohne eine Spur von Hiimolyse, oder Missfiirbung. Hiitte man die Gruppe dea Blutes mit Hilfe von Anti-A- und Anti-B-Sera nichts ahnend nun erstmalig bestimmt, so wiirde man unweiger- lich geglaubt haben, Blutkorperchen der AB-Bruppe vor sich zu haben. Die Suspension hatte wiihrend der 24 Stunden bei Zim- mertemperatur gestanden. Dee Blut war Kapillarblut und auf die iibliche Wehe ohne Beobachtung anderer als der Ngewohn- lichen Reinlichkeitsvorkehrungenw, jedoch ohne spezielle, ste- rile Massnahmen, entnommen worden. Da ich vorher vielfach Blut sogleich und 24 Stunden nach der Entnahme untemucht und stets dasselbe Reaultat gefunden hatte, war mir dies ,Phiinomem vollig unbekannt. Die overiinderte* Blutprobe wurde nun in mehreren verschiedenen Anti-A- und Anti-B-Sera, die siimtlich kriiftige, und auch muboskopisch utahrnehrrabare Agglutination gaben, untersucht. Es zeigte aich jedoch, dass auch Serum der AB-Bruppe, der ja beide Isoaggluti- nine fehlen, die niimliche kraftige Reaktion gaben. Sicherheits halber wurde dem betreff enden Individuum noch eine Blutprobe entnommen und sogleich danach, sowie nach 24, ,

Über bakterielle Veränderung der Agglutinabilitätsverhältnisse der roten Blutkörperchen

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Aue dem Univereitiiteinetiiut ftir Allgemeine Pathologie, Kopenhagen. (Direktor: Prof. Dr. med. 0. Thomeen.)

fiber bnktoriello Verhderung der Agglutinabili- tntsverhliltnisso der roten BlntkWperchen.

Von

OLUF TEOYSEN. ~

Im Jahre 1926 entdeckte Verf. (1-2) durch Zufall, dass eine Probe von Menschenblutkorperchen, die tags zuvor ala zur 0- Gruppe gehorig bestimmt worden war (inagglutinabel in Serum der 0-, A- und B-Bruppea), sich nunmehr, bei der 24 Stunden apiiter vorgenommenen P r h g als agglutinabel erwiea, u. zw. sowohl in Anti-A als auch in Anti-B-Serum in dem ftir dieIso- agglutination typischen Bilde. Die Blutsuspension (etwa 6 Proz. in Citrat-Kochsalzlosung) hatte ein ganz natiirliches Ausaehen, ohne eine Spur von Hiimolyse, oder Missfiirbung. Hiitte man die Gruppe dea Blutes mit Hilfe von Anti-A- und Anti-B-Sera nichts ahnend nun erstmalig bestimmt, so wiirde man unweiger- lich geglaubt haben, Blutkorperchen der AB-Bruppe vor sich zu haben. Die Suspension hatte wiihrend der 24 Stunden bei Zim- mertemperatur gestanden. Dee Blut war Kapillarblut und auf die iibliche Wehe ohne Beobachtung anderer als der Ngewohn- lichen Reinlichkeitsvorkehrungenw, jedoch ohne spezielle, ste- rile Massnahmen, entnommen worden.

Da ich vorher vielfach Blut sogleich und 24 Stunden nach der Entnahme untemucht und stets dasselbe Reaultat gefunden hatte, war mir dies ,Phiinomem vollig unbekannt. Die overiinderte* Blutprobe wurde nun in mehreren verschiedenen Anti-A- und Anti-B-Sera, die siimtlich kriiftige, und auch muboskopisch utahrnehrrabare Agglutination gaben, untersucht. Es zeigte aich jedoch, dass auch Serum der AB-Bruppe, der ja beide Isoaggluti- nine fehlen, die niimliche kraftige Reaktion gaben.

Sicherheits halber wurde dem betreff enden Individuum noch eine Blutprobe entnommen und sogleich danach, sowie nach 24,

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AQQLUTINABIL~HTsVERHXLTRIHSE DRR ROTEN BLUTKGRPERCHEN. 437

48 und 72 &unden untersucht; sie erwies sich in allen Fallen ah vollig inagglutinabel, also zur O-Gruppe gehorig. Serum von dem betreffenden Individuum enthielt sowohl Anti-A- als auch Anti-B-Agglutinin in hoher Konzentration. Es konnte demnach keinem Zweifel unterliegen, dass man eine im Reagensgles er- folgte, lbzufalligen Veranderung des ursprunglich normalen O-Blu- tes vor sich hatte. Dieaer Fall zeigt, wie unzulanglich die Be- stimmung der Blutgruppe eines Individuums einzig und allein mit Hilfe dee Verheltens der Blutkorperchen in den beiden Test- sera (Anti-A und Anti-B) sein kunn und wie wenig Vertrauen man Angaben iiber sogenannte Veranderung der Blutgruppe ledig- lich auf Basis der Agglutinabilitatsverhaltnisse der Blutkorper- chen in den beiden gewohnlich benutzten Testsers schenken kann.

Bei der Durchsicht der Literatur stellte sich zwar heraw, dass einzelne Verff. (Bond, 3, Careri, 4) u. a. berichten, Blut von Menschen und von Tieren konne seine Agglutinebilitat bei Auf- bewahrung andern und speziell in Eigenaerum sowie in beliebig gewahlten Sera von anderen Individuen derselben Art agglutina- be1 (npanaggl~inabeb) werden. Eine .nahere Analyse der jeweilig vorliegenden Verhiiltnisse vermisst man jedoch. In dieser Ver- bindung bot 4ne von G. Hiibener (6) (1926) gemachte Beobach- tung, derzufolge Blutkorperchen eines Individuums der A- Gruppe nach cwolftiigigem Eisschrankaufenthalt sowohl in eige- nem als auch in AB-Serum agglutinabel wurden, Interesse. Agglu- tination erfolgte bei Zimmertemperatur, bei 37 O aber nicht, und das Agglutinin liess sich durch Absorption mit den 12 Tage alten Blutkorperchen dea genannten Individuums aus dem Serum ent- fernen. Hiibener erklart, Personen mit Blut von der genannten Beschaffenheit seien bislang nicht beobachtet worden. Schiff & Halberstadter (6) (1926) haben einen ganz ahnlichen Fall ma-

lysiert. Es handelte sich um ein Individuuh der B-Gruppe, dessen Blutkorperchen nach nmehrtiigigemlb Eisschrankaufenthalt von jedem beliebigen Serum agglutiniert wurden. Verff. untersuchten nun mehrere (23) Personen und fanden, dass die Blutkorperchen von dreien derselben nach 6-7tagigem Eisschrankaufenthalt unapezifisch agglutiniert wurden. Schiff & Halberstadter, die ihre Falle jenen Hiibeners beiordnen, halten es fur moglich, daas die betreffenden Personen, deren Blutkorperchen die genannten Eigentiimlichkeit gezeigt hatten, einer besonderen, konstitu- tionell eigenartigen Gruppe angehoren. Auch E. W. Johannsen

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(7) (1926) erwiihnt kurz, dam ualtesn Blut bin und wieder von jedem beliebigen Serum agglutiniert werden kann.

Merkwiirdig genug scheint keiner der genannten Verfasser auf den Gedanken einer bakteriellen Wirkung gekommen zu sein, jedenfalle erwiihnen sie diese Mogliohkeit nicht. Der Grund dafiir mag darin zu suchen sein, dass Htibener ebenso wie Schiff & Halberstiidter fanden, dass die Agglutination von einem spezi- fischen Agglutinin verursacht wurde, das sioh durch Absorption mit den nveraltetem Blutkorperchen - u. zw. lediglich mit diesen - binden und durch Abzentrifugierung a m dem Serum entfernen liess.

Es zeigte sich nun, dass das auch mit dem von mir untersuchten, vveriindertenn Blute der Fall war. Durch Absorption mit den upanagglutinablenn Blutkorperchen wurde das Agglutinin ent- fernt, wiihrend dieselben Blutkorperchen in frischem Zustande in dieser Beziehung ganz unwirksam wctren.

Da ich nicht ~ogleich Zeit hatte, eine niihere bakteriologische Untersuchung (Auesaat auf vemchiedene Substrate) vorzunehmen, wurde einfach gepriift, ob das wveranderteu Blut imtande ware, anderes Blut wanzusteckenn und somit auch panagglutinabel zu machen. Ein Tropfen des wveriindertenu Blutes wurde zu diesem Zwecke in etwa 2 cc 34-prozentige Aufschlemmung meines eigenen Blutes (Gruppe 0) iibertragen. Tags darauf wurde das dergestalt ubesiite, Blut, nach 2ls tbdigem Aufenhhalt in Zim- mertemperatur, panagglutinabel befunden. Der Versuch wurde in der Folge wiederholt, indem taglich ein Tropfen nveranderte, Blutsuspension in einige cc frische Blutsuepension von der 0-Gruppe gesiiet wurde. Es geschah hin und wieder, dass die Veriinderung ausblieb, es gelang dann aber stets, wenn man auf die frtiheren Gliiser zuriickgriff, einen wirksamen Veranderer zu finden. Auf diese Weise wurde das nAgenaw durch tiigliches Um- saen mehr als 6 Monafe lang von Glas zu Glas geflihrt. Gleich- zeitig wurden systematische Versuche der Auesaat auf verschie- dene Medien (gewohnl. Agar, Blutagar, Ascitesagar u. 8. w.) be- gonnen.

Durch Auasaat entstanden Kolonien von verschiedenen Bak- terienarten, namentlich fand man atiindig gramnegative Stabe morphologisch unterschiedlicher Art. Da die Veranderung des Blutes sich bei Zimmertemperatur vollzog, war es umso natiir- licher, dass die Auasaat- und Kulturversuche auch bei Zimmer- temperatur gemacht wurden, als es sich bald herausstellte, dass

AaGLlrTINABILIT~VERUALTNI~~: DER ROTEN BLUTI6RPERCIIEN. 43:)

die Vertlndertcsig bei 37' C nicht gelang. Veranderung fand hin- gegen noch bei einer Temperatur bis 0" herab statt (unter 0" nicht). bei der niederen Temp. verlangsamte daa Veranderungs- tempo sich sher mehr oder weniger.

Es war, wie gesagt, charakteristisch, dass die Agglutination von einem in allem Menschenserum enthaltenen Agglutinin her- riihrte, das sich von verUndertem Blut absorbieren liess, wahrend dasselbe Blut in unbeeinflusstem Zustande unfahig war, zu absorbieren. Das besondere Agglutinin war vollig unabhangig vom Anti-A- und Anti-B-Agglutinin und blieb bei Absorption mit nicht veranderten Blutkorperchen der A- oder B-Gruppe ubrig, und veranderte O-Blutkorperchen verminderten den Titer d a Anti-A- oder Anti-B-Agglutinins auch nicht merkbar.

Es ergab sich, dass das besondere Agglutinin bei verschiedenen Individuen erbeblich variierte, bei Neugeborenen fehlte es meist ganzlich oder es war nur schwach zugegen. Ein absolutes Mass fiir den Titer Uess sich ubrigens nicht geben, da derselbe sich ja auch von dem Veranderungsgrad der Blutkorperchen abhangig zeigen musste, und der war selbst, wenn man sich bemuhte, bei der Aussaat so gleichartige Verhaltnisse zu schaffen als irgend moglich, und u. a. nur sterile Glilser und sterile Suspensions- flussigkeit fur die Blutkorperchen benutzte, nicht immer der- selbe. Das Ausgangsmaterial, namlich die zuerst veranderte Blut- korperchenprobe, enthielt ja mehrere verschiedene Bakterienarten, und es war wohl kaum au erwarten, dass das Verhaltnis zwischen ihnen wahrend der fortgesetzten HWeiterzuchtung von Glas zu Glas konstant dasselbe bleiben wiirde. Man hatte denn auch den Eindruck, dass, wenn die Veranderung mitunter nicht so gut gelang, das auf das besonders kraftige Wachstum dem Verander- rungsprozess wgiinstiger Bakterien zuriickzufiihren war. Der hochste beobacbtete Titer betrug 40, d. h., Agglutination wurde noch in einer Serumverdunnung 1 : 40 mit dem gleichen Volumen Blutkorperchensuspension angetroffen (es ware demnach richtiger, den Titer mit 2 x 40 = 80 zu bezeichnen).

Nach den samtlichen Versuchen war folgende Erkliirung des Phanomens m. E. die natiirlichste: Ein vorderhand unbekanntes, vermehrungsfahiges Agens, vermutlich wohl bakterieller Natur, ist wiihrend seiner Entwicklung in einer dunnen Blutkorperchen- suspension imsbande, die normalen Blutkorperchen (ohne Ruck- sicht auf ihre isoagglutinatorische Gruppe) so zu beeinflussen, dass ein im Voraus &tenter Receptor, freigemacht, bzw. ent-

440 OLUF TUOMSBN.

wickelt wird, wodurch die Blutkorperchen nun in einem jeden, dee dementaprechende Agglutinin enthaltenden, Serum aggluti- nabel werden. Dieaer neue Receptor wurde deehalb L-I Recep- tor und dee entsprechende Agglutinin L-Agglutinin benannt. Von der bei der ersten Betrachtung naheliegenden Moglichkeit, das Serum Ube auf vorhandene Bakterien eine agglutinierende Wirkung aus, die die Blutkorperchen wiihrend der Agglutination in Haufen einschliiese, meinte ich tibeehen eu konnen, da die mlkroakopische Untersuchung ( E)limmeraion) ewar etwas Agglu- tination der vorhandenen Bakterien aufdeckte, ewischen solchen Bakterienagglutinaten und Erythrocytenhaufen aber anscheinend keinerlei Verbindung bestand. Aus demselben Qrunde war es nicht ale wahrecheinlich zu erachten, daas die Bakterien einen wSto& hervorbriichten, der sich auf den Blutkorperchen ablagerte, sodass diese dadurch agglutinabel wurden. Hieriiber liess sicb Sicheres allerdings erst aussagen, wenn es gliickte, des wirksame Agens zu isolieren. Dasselbe hatte Bich e. B. der Austrocknung gegeniiber ale tiberaus widerstandefghig erwiesen. Auf Objekt- gliisern eingetrocknete, veriinderte Blutsuspension eeigte sich z. B. nooh 7 Monate nach der Eintrocknung wirkmm, denn ein wenig von dem abgeschabten, getrookneten Blute, das einer friechen BlutkSrperchensuapension augeaetzt wurde. veriinderte dime auf die charakteristische Weiae, in der Regel allerdings mit verlangerter hkubationseeitn (2-5mal 24 Stunden). Von den verachiedenen Bakterienarten, die es durch Aussaat von dem weriindertenw Blut gelungen war r e h i i c h t e n , eeigte sich keine eineige fiihig, die 8Veriinderunp hervoreurufen.

Die prektische Bedeutung der geschilderten Resultate war dem- nach folgende: Die Bestimmung der Blutgruppe mit Hilfe der Blutkorperchen des Individuums muss so bald ale moglich nach der Blutentnahme vorgenommen werden. Wenn Blut in diinner Suspension (2. B. in Kochsalzliieung) gestanden hat, kann es sich in Beriihrung mit dem beechriebenen BAgensH im Lade von 12-24 Stunden veriindern. Die Veriinderung erfolgt sohwerlich (oder doch aumerst selten) bei 37 O, am leichteaten voll- eieht sie sich bei Temperaturen von 10-20" C. In konzentriertem Zustande neigt das Blut nur wenig em Verinderung. Die Unter- suchung von Blutkorperchen muss (wenn mehr als wedge Stun- den vergangen sind) zur Kontrolle such mit einem AB-Serum ausgefiihrt werden, in welchem daa sogenannte wL-Agglutinim

L = Latene.

A Q G L U T I N A B I L ~ A ~ V E R H ~ L T r J ~ ~ DER ROTEN BLUTK6RPERCHEN. 4.41

sicher enthalten id. Werden die angeftihrten Umstande nicht berucbichtigt, so konnen Blutkorperchen nicht nur irrtumlich als AB, sondern auch als A oder B bestimmt werden; letzteres, wenn nur das eine der benutzten Testsera ,L-Agglutinina enthiilt (und die Blutkorperchen in Wirklichkeit zur O-Gruppe gehoren). Aus pr inz ip ieb Griinden muss so weit moglich auch das Serum des Individuulns gleichzeitig mit den Blutkorperchen untersucht werden; wenn es sich um massenstatistische Untersuchungen handelt, wird sich das allerdings in der Regel unausfiihrbar er- weisen, die angefiihrten Massnahmen sind dabei denn auch in me- thodologischer Hinsicht von Bedeutung.

L. Hirszfeld (8) berichtet, er habe, nachdem ihm die erwiihnten Untersuchungen bekannt geworden, in einem Dorfchen eine auffallend grosse Anzahl dem Anschein nach zur AB-Gruppe ge- horiger Individuen ermittelt, wenn ihr Blut nicht in frischem Zu- stande untersucht wurde, wahrend das frische Blut das richtige Verhalten zeigte. Es ist moglich, wenngleich nicht sicher, dass es sich dabei um die oben beschriebene VeAnderung gehandelt hat. Mit der weiteten Untersuchung des aPhanomensa und speziell des zugrunde liegenden DAgens, wurde nun einer der Assistenten des Institutes, Dr. V. Friedenreich (9-14), betraut. Die Aussaat veriinderten Blutes in Suspension blieb standig erfolglos, denn von den isolienten Bakterienformen erwies keine einzige sich als wirksam. Da das wirksame Prinzip, wie gesagt, in eingetrockne- tem, veriindertem Blut funktionsfiihig enthalten sein musste, ver- suchte Friedenreich (9) die Aussaat von mehrere Monate lang von fruheren Versuchen liegen gebliebenem, eingetrocknetem Ma- terial. Es war zu hoffen, dass nicht so widerstandsfiihige, uber- wachsende Bakterien dadurch ausgeschaltet werden konnten. Bei dieser Vedahrungsweise erzielte Friedenreich denn auch ver- hiiltnismiissig achnell bei gewohnlicher Zimmertemperatur Wachs- tum langsam wachsender, gelbgruner, aus ziemlich schwach grampositiven Stiiben bestehender Kolonien. Nach Orskovs Me- thode wurde davon nun wiederum eine Einzelzellkultur angelegt und es zeigte sich, dass diese - der Blutaufschlemmung zuge- setzt (2-5 Proz.) - genau dieselben Veriinderungen hervorrief, die bei dem stindigen ))Umsiienb) von Glas zu Glas beobachtet worden waren. Kultur von der ermittelten, M genannten Bak- terie machte die Blutkorperchen nicht unmittelbar agglutinabel. Die Bakterien mussten erst eine gewisse Spanne Zeit, deren Lilnge sich u. a. nach der Menge der zugesetzten Kultur richtete, in der

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Hlutsuspension wachsen, ehe diese sich VOD einem jeden das so- genannte L-Agglutinin enthaltenden Serum agglutinieren liess. Dadurch musste es noch unwahrmheinlicher werden, dass das Serum zuerst auf die Bakterien tnirkte und dass deren Agglutina- tion die Zusammenballung der Blutkorperohen hervorriefe, denn wenn dem so ware, so mtisste man eine Wirkung ervarten, die sogleich eintriite, wenn die bakterienbesiiten Blutkorperchen dem Serum auegesetzt wurden, und die ,Tnkubationszeit* wiirde als- dann unerkliirlich. Vollstiindig ausgeschloasen wurde diese Mog- lichkeit 1) dadurch, dass ein Serum, dss mit einem dicken Brei ron Bakterieii abeorbiert war, wodurch alles Bakterienaggluti- nin entfernt wurde, werandertw Blutkorperchen unveranrlert stmk beoinflumte und '2) dass ein durch Immunisierung mit M-Kultur hergestelltes Kaninchen-Immunserum auf weranderte, Blutkorperchen nicht Ntiirker agglutinierend wirkte als normales Kaninchenserum (das sich also ebenso wie Menschenserum und verachiedene andere Tiersera a1s I,- oder, nach Friedenreichs Bezeichnung, ale T-agglutininhaltigl erwies). Von entscheidender Bedeutiing fiir dss Verstiindnis deR Phiinomens war Frieden- *

reichs Nacb weis, dass sterile M-Bouillonkultur-Filtrate die nam- liche Veriinderung der Blutkorperchen hervorriefen. Unter op- timalen Bedingungeu (angemesaene Konzeutration und Tempe- ratur) vollzog die Verandernng sich bei Filtrat in eehr kurzer Zeit (etwa einer Viertelstunde).

Durch echolie systematieche Untersuchungen hat Friedenreich (1 1) sodann dargetan, dass die ,Veriinderungn der Blutkorperchen ale katalytischer Prozeas anzusprechen ist, denn enzymartige, wahrend ihres Wachstums in Bouillon oder in Blutkorperchen- suspension von den Bakterien gebildete Produktc beeinflussen die Blutkorperchen und rufen dadurch eine bestimmte Substanz (aden Receptorn) hervor, wonach die Rolle des Enzyms ausge- spielt ist, d. h., es wird von den Blutkorperchen wieder bn die umgebende Flussigkeit abgegeben, in der es quantitstiv nach- gewieaen werden kann. Ale M8ss fur die Enzymmenge muss man die Verunderungazeit benutzen, da verschiedene Konzcntrationen des Enzyme (von einem gewissen Minimum an gerechnet) fiir

Fridenreich benntet die Beeetchnong T-Receptor nnd T-Agglntinin in dem Sinne. wo ich den Buchrtahen L benutee, a. e. w. von der Betrachtnng anr, d m der nReceptorr a h rolcher ntcht exirtiert, rondern dorch Elnwirkong einer hakteriellen Enzylur rnf einer nlcht 6 1 h a bekannten Yatternnhrtane ge- blldet wlrd. Voa dieser Betrachtnng an8 irt BB wohl nioht ganz logirch, von elnem nlatenten Receptor* en rprechen.

AQQLUTINAUIL1T;CTPVE~H~LTNIRSE DER HOTEN BLUTKORPERCLlES. 443

ein gegebenes T- Agglutinin (gemessen an der schwiichsten Serum- konzentratiop, die noch Agglutination gibt) den namlichen Ver- iinderungs- oder vielmehr Empfindlichkeitsgrad, jedoch init verschiedener Reaktionsgeschwindigkeit, hervorbringt.

Diese Untiersuchungen von 0. Thomsen und V. Friedenreich sind in den Hauptzugen von samtlichen Verfassern, die sich mit der Frage beschaftigt haben, und denen die im hiesigen Labora- torium geziichteten Reinkulturen uberlassen wurden (Schiff, 15, Munter, 16, Lattes & Crema, 17, Hirota, 18, Amsel, 19, Eider Sr Fiijioka, 20), bestatigt worden.

Es hat sich gezeigt, dass das Enzym das Entstehen eines oT- Receptors, nicht nur in Menschenblutkorperchen, sondern auch in Erythrocyten einer Reihe verschiedener Sauger (Meerschmeinchen, Hund, Schaf u. 8. w.) bewi kt, wahrend Blutkorperchen von Ka- ninchen gar nicht oder nur in sehr geringem Grade im Besitz der Muttersubstanz fur den T-Receptor sind. Serum von Kaninchen hingegen ist reich an T-Agglutinin. Ein Unterschied besteht in den Angaben uber oVeranderlichkeit, der Erythrocyten von Ratte, Ochsen und Pferd. Sie echeinen jedoch unter allen Umstanden verhaltnismiissig srhwach veranderlich zu sein.

Mann kann die Auebreitu~z~ der der Entwicklung dea T-Recep- tors zugrunde liegenden Muttcrsubstanz mit den sogenannten heterogenetiachen (Forssman’schen) l~ipoidsubstanzen demnach a19 analog betrachten. In beiden Fallen handelt es sich um eine recht ausgedehnte Verbreitung, die der matiidinhen Verwandt- schaft, nichtr graduell folgt. Eine antigene, d. h. antistoffauslo- sende Wirkung scheint dem entwickelten T-Receptor nicht zuzu- kommen .

Kurz nach der Entdeckung der M-Bakterie ermittelte Frie- denreich eine andere, ebenfalls coryneiforme, aber gramnegatives Bakterie, die sich im Besitz ganz derselben Eigenschoften erwie wie &I, ja Kulturfiltrate dieser neuen, J genannten Bakterie wirk- ten noch Eliftiger verandernd als das M-Filtrat. Hiichst be- merkenswert war es nun, dass es sich f4ir M und J ofienbar urn eine und d&sselbe Art der Verdnderung hndelt . Mit M-Filtrat nveriinderte, Blutkorperchen absorbieren das T-Agglutinin von jedem beliebigen Serum, sodass diese - bei angemessenem quan- titativen Verhaltnis zwischen der Menge absorbierenden Blutes und Agglutinins - nun nicht nur rnit M-Filtrat werandertemu sondern auch mit J-Filtrat werandertemn Blute geneniiber un- wirksam sind. Ahnliches gilt fur Absorption mit Blutkorperchen,

444 OLUB THOMSEN.

die mit Hilfe von J-Rltrat nveriinderta sind. Beide Bakterienarten bzw. ihre im F’iltrat enthaltenen Enzyme fiihren also dieseZbe Verllnderung des Blutkorpey chens, niimlich die Entwicklung des eogenannten T-Receptors, herhei.

Die systemutische Prtifung einer erheblichen Menge verschiode- ner Bakterienarten ergab, dass die meisten entweder voilig un- wirkmm waren oder echnell eine 80 starke Hlimolyee hervorriefen, daRs die Untersuchung unmoglich gemacht w d e . Ausacr den coryneiformen M- und J -Bakterien erwiesen gewiase Vibrionen, nsmlich 3 untersuchte Stiimme von vibrio cholerae, zwei von vibrio Metschnikowii und je einer von vibrio Naaik und vibrio phospho- rewens Dunbar sich ale wirksam. Eine Reihe versohiedener Spirillenarten hingegen war unwirksam. Auch hier wurde in bezug auf die genannten VibJonen gene dsa niimlich Verhalten ermittelt: die siimtlichen wirksamen Bakterienarten betiitigten sich gleichartig, so dses mit einer, u. zw. gleichviel welcher, der genannten Arten nverandertes, Blut alles T-Agglutinin entfernte. Dansch ist anzunehmen, dass die verschiedenen Bakterienen- Epme aUe demelben Prozess in den Blutktirperchen hervorrufen, der zur Entwicklung dea sogemnnten T-Receptors fuhrt.

Ein nicht ganz leicht zu verstehender Umstand ist die mehr oder weniger ausgeprklgte u8pontanagglutinationo, die hklufig w-hrge- nommen wird, wenn eine Bluteuspension mit Kultur von einer der wirkaamen Bakterienarten beast wird. Ich glaubte zuerst, dieae Spontanagglutination, die die Meeeung dea Titers eines Serums erheblich erechweren kann, ware dared eurtiokzufiihren, dam die smpfindlichen Blutkorperchen in dem geringfiigigen Oberreet dea in der Suspension enthaltenen Plasmas agglutiniert warden, wenn man z. B. direh-t vom Kapillarblute eine 2-6pro- eentige Suspension von Blut zubereitet. Von Friedenreich (11) angestellte Verauche haben jedoah dargetan, dass MI sich anders verhiilt. nspontanegglutination, erfolgt, wenn die Blutkorperchen mit Filtrat anstbtt mit Kultur overiindert, werden, nie. Ee handelt sich um eine bakterielle Einwirkung huf die Blutkorperchen von ganz anderer Art und unabhiingig von derjenige, die in der Ent- wicklung des T-Receptors eum Ausdruck kommt. Zu wissenschaft- lichen Untersuchungen ist dem Filtrat zur Veriinderung stets vor der Bakterienkultur der Vorzug zu geben. Wenn nirrn Filtrat zu dem Prozeee benutzt, lasst der Veriinderungsgrad der Blut- korperohen aich auch vie1 regelmiiesiger berechnen ale wenn man Kultlrr verwendet. Einige Untersucher (Munter, 16, Eider &

A(:QLUTINABILITATFVERHALTN~qE DEK IOTEN BLUTRbRPERCHEN. 4-45

Fujioka, 20), geben m a r an, sie haben das Filtrat iinwirksam gefunden, das mag aber vielleicht darauf zuriickzufuhren sein, dass sie die M-Bakterien bei 37' anstatt bei Zimmertemperatur (etwa 20") haben wachsen lassen. Bei 37" bildet die M-Bakterie kein wirksames Enzym (die J-Bakterie wachst bei 37" pogar uber- haupt nirht). Das steht in Einklang dnmit, dass ich - wie oben bereits erwahnt - die sveranderungr, bei 37" nicht fortfuhren konnte, wenn ich einen Tropfen weranderte)) Blutsuspension in frische Blutsuspension sate. Bei 37' unterbleibt die Bildung des Enzyms selbst, dagegen ubt bei niedrigerer Temperatur pro- duziertes Enzym auch bei 37" eine kraftig werlndernde, Wirkung aus.

Blutkorperchen, die von den wirksamen Bakteriensubstanzen typisch beeinflhsst worden sind, sind in Serum nirht nur agglu tinabel, sondern werden auch hiimolysiert. Das gilt jedenfalls fur Meerschweinchenblutkorperchen, dem Anschein nach aber nicht fur Meaechenblutkorperchen (Friedenreich, 11 1.

Gegeniiber unspezifisch agglutinierenden Mitteln, wie z. B. Extrakt von Kartoffeln oder Losung verschiedener Metallsalze, CuSO,, ZnCL,, zeigen weranderte, Blutkorperchen dicselbe Agglutinabili ta t wie unveranderte (Friedenreich , Amsel) w ohin- gegen Eisler & Fujioka finden, dass Ricin, Abrin und Bohnen- extrakt weriinderteo Blutkorperchen kraftiger agglutinieren als normale.

In bezug auf die Art des sogenannten T-Agglutinins stellte 0. Thomsen in der zuerst erachienenen Arbeit bereits die Hypothese auf, daswirksame Agglritinin ware moglicherweise identisch mit dem in allem Serum vorliandenen Kiilteagglutinin, das inr allgemanen nur bei einer Temprratur von etwa 0" wirksam ist. Die Rolle des werandernden Agenso musste alsdann die sein, die Blutkor- perchen fur das Kiilteagglutinin so empfindlich zu machcn, dass die Reaktion nun auch bei Zimmertemperatur erfolgte. Lattes & Crema (17) haben diesen Gedanken aufgenommen und auf Basis von Experimenten mit Absorption des Agglutinins und spiiterer Abspaltung bei verschiedener Temperatur geglaubt, die Richtigkeit der Hypothese bewiescn zu haben. Lattes & Crema berucksichtigen die quantitativen Verhaltnisse indessen nicht geniigend und sind mit dem von 0. Thomsen & A. Worsaae (21) in jiingster Zeit ermittelten Verhrrlten, wonach Blutkorperchen die einen Antistoff gebunden haben, einen anderen Antistoff sekundar an den Komplex Receptor-Antistoff binden konnen,

30--?00081. Acfn scd. Scandinac. Vol. L.Y.V.

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ohne dam es fur den sekundiir gebundenen Antistoff einen 11-irk- lichen Receptor gibt, auch nicht bekannt. Dadurch erhnlten Lattes & Cremas Versuche keine Beweiskraft, und Versucho von Friedenreich (11) zeigen nusserdem, dass das Kiilte- und T-Agglutinin sich durch Absorption trennen laesen; dadurch ge- winnt Friedeureichs Auffassung, derzufolge der aKiiltereceptora priiformiert zugegen ist, wiihrend der aT-Recoptor, erst durch Einwirkung des Bakterienfcrmentes auf eine undifferenzierte Muttersubstam gebildet wird, sehr an Wahrscheinlichkeit.

Das geechilderte Phiinomen selbst bietet ~owohl in theore-. tischer wie auch in praktischer Hinsicht eine gewisse Intercsse. Theoretisch wiire ea moglich, dam fortgesetzte Untersuchungen zu einem klareren Verstiindnis des nReceptorbegriffeen im all- gemeinen fiihrten.

Praktisch hat das Phiinomen bei der Gruppenbestimmung als Fehlerquelle Bedeutung, die aber von einem mit den naheren Einzelheiten Vertrauten sehr gut vermieden werden kann. W e oft die wirkeamen Bakterien vorkommen, lilsst sich nstiirlich nicht sngeben, wahrschenlich machen lokale Unterschiede sich dabei in hohem Grade geltend. Friedenreich hat 500 beim Staat- lichen Seruminstitut eingelieferte Blutproben (Wassermann-Pro- ben) untersucht und darimter (4 Tsge nacli Ankunft der Proben) 18 mit typiecher bveranderunge ermittelt. In 9 von diesen Fallen wurden die M-Bakterien vom Blute geziichtet, in zweien wurde die J-Bskterie geziichtet wid in den iibrigen 7 Fiillen konnte der Grund der overiinderunga nicht nachgewiesen werden. Dsraus l b s t sich jedoch nicht schliesaen, besonders M habe eine ver- haltnismiasig grosse Ausbreitung, denn sind Gliieer, Pipetten u. 8. w. im Empfhgerlaboratorium mit den recht reeistenten Bakterien erst einmal ainfiziertn, so lassen sie sicb ja leicht von der einen auf die andere Probe iibertragen, ohne dass sie ur- sprunglich zugegen gewesen sind. Es muse allerdings betont werden, dam die Proben schon Miziertn gewesen sein miissen, ehe Friedenreich sie zur Untersuchung erhielt, denn er fuhrte alle mit Untersuchung und Isolierung verbundene Arbeit steril

Zum Schluse sollen die M- und J-Bskterien (Friedenreich, 11) noch etwas niiher charakterieiert werden.

Der M-Bazillus wurde von eingetrocknetem werllnderten, Blut aus 0. Thomaens ursprtinglichen Vereuchen geziichtet. Es ist ein kurzer, recht sohlanker, oft leicht gekrlimmter, grsmpoeitiver Stab. Erwachst

tbUS.

AQQLUTINABILtTaTSVERHALT?FISSE DER ROTEN BLUTR6RPERCHEN. 447 (bei Zimmertemperatur) langeani in gelbgriinen Kolonien auf allen den iiblichen Nilhrsubstraten. Gelatine wird nur schwach geschniol- Zen, Zuckerarten werden nicht gespalten. Durch halbstundige Erwar- niung bis 56" C wird die Kultur getijtet, sie ertragt hingegen 50". Er ist fur keines der iiblichen Versuchstiere pathogen. Die Bakterie tritt in zwei verschiedenen Formen auf: 1) beweglicb, mit einer Geissel an dem einen Ende; 2) unbeweglich. Dasv diese beiden Wachstums- formen in der Tat den Ausdruck fur den Einfluss verschiedener ausserer Bedingungen auf dieselbe Mikrobe bilden, wurde durch Einzelzellkul- turen (Drskovs Methode) einwandfrei festgestellt. Die bewegliche Form wird nur bei Wachstum in niederer Temperatur (Zininiertem- peratur) wahrgenomnien, wahrend die unbewegliche Form beini Wachs- tum in einer Temperatur von 37" erscheint. Wird die Temperatur ge- wecheelt, so geht die eine Form in die andere iiber. Wird das Wachs- tum auf Agar direkt unter dem Mikroskop beobachtet, so eieht man die ganz junge Kultur sowohl bei 22" als auch bei 37" auf die fur die coryneiformen Bakterien typiwhe, ausgepragt winklige Wachstums- weise wachsen. Nach etwa zwolfstiindigem Wachstum bei 22" werden die einzelnen Elcmente nun frei, oft beweglich, wonach das 'charak- teristische Winkelwachstum aufhiirt, wahrend die Bakterie bei 37 " fortfahrt, winklig, eu wachsen. Bei 37" scheint das Wachetuni im groseen ganzen nicht so kriiftig eu sein wie bei 22".

Der dn-Bazillus wurde urspriinglich von einer zur Wassermann- Reaktion eingesandten, durch Zufall ermittelten, rverandertend3ht- probe geziichtet. Es ist ein nicht beweglicher Stab, der auf allen den iiblichen Niihrmedien wiichst (er wachst nicht bei Temperatur iiber 30"). Er bildet weisegraue Kolonien, wachst erheblich schneller als M, schmilzt Qelatine nicht und vergahrt Zucker auch nicht. 1st gram- negativ. Auch dieser Bazillus muss zu den coryneiformen gezahlt wer- den, denn er hab ein ausgepragtes Winkelwachstum. In jungen Kul- turen ist der Bazillus recht lang, in mehrere Tage alter Kultur wird er kurz und plump.

Schliesslich muss angefiihrt werden, dass Friedenreich (14) unter tlt*m Kamen fiHiimalligationH j ungst ein Phiinomen beschrieben hat, das oberflachlich insofern eine gewisse h l i c h k e i t mit den in obigem besprochenen Phanomenen hat, als es sich um eine von bislang nicht niiher bekannten Bakterien verursachte, kriif- tige Verklumpung einer Erythrocytenuufschlemmung handelt. Hier sind es jedoch die Bakterien selbst, die die Rlutkorperchen unmittelhar -- ohne Mitwirkung des Serums - zusammenkleben. Falls diese Bnkteriel Gelegenheit bekiime, in dem als Testserum benutzten Anti-A-bzw. Inti-B-Serum zu wachsen, konnte, wenn die Gruppenbestimmung einzig und allein mit Hilfe von Blut- korperchen ausgefiihrt wiirde, natiirlich leicht Irrtiimer entstchen.

In Freidenreichs Material flnden sic11 zrei verscbiedene Arten (sDn nnd rE1).

Literatur.

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