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466 H. W~IL~D : 34. Herr H. WEILAND-GieBen : l~ber Benzpyrenwirkungen auf die Kehl- kopfsehleimhaut des Kaninehens. Die pathologisch-histologische Beurteflung krebsverd~chtiger, soge- nannter pri~kanzer5ser Schleimhautver~nderungen des Kehlkopfes kann oftmals recht erhebliche Schwierigkeiten machen, die im wesentlichen darin begriindet liegen, dab die ersten Phasen des Cesehwulstwachstums morphologisch bislang nicht sicher zu erfassen sind. Um einen Einblick in die Entstehungsweise des Kehlkopfkrebses zu bekommen, habe ich experimentelle Untersuchungen am Kehlkopf des Kaninchens durch- gefiihrt. Der Kaninehenkehlkopf l~gt sich ohne wesentliehe Belastung des Versuehstieres direktoskopisch fibersichtlich einstellen. Ich habe regel- m~l~ig die Schleimhaut mit einer 51igen LSsung yon Benzpyren, dem krebserzeugenden Wirkungsfaktor des Teers, gepinselt und histologische Untersuehungen nach unterschiedlicher Versuchsdauer vorgenommen. Von den Gewebsver~nderungen, die ieh erzielen konnte, m6chte ieh Ihnen die Vorg~nge am hinteren Stimmbanddrittel darstellen: Zun~chst ein ~bersichtsquerschnitt durch den normalen Kaninchen- kehlkopf in HShe des Stimmbandes. In der hinteren Kehlkopfh~lfte sehen Sie beiderseits die Stellknorpel mit der Stimmbandmuskulatur, die Ringknorpelplatte und den Schildknorpel. Die Kehlkopfschleimhaut hat, ebenso wie beim Menschen, im Bereich des Stimmbandes ein geschich- tetes Plattenepithel, das ober- und unterhalb in ein flimmerndes Zylinder- epithel iibergeht. Im vorderen Tell der Stellknorpel liegt das Schleim- hautepithel der Knorpelhaut unmittelbar an, welter dorsMwi~rts finder sich dagegen ein lockeres subepitheliales Bindegewebe. Die ersten Pinselungen bewirken ausgesproehen akut-entziindliche Veri~nderungen der Schleimhau~ mit herdweiser Degeneration yon Epi- thelzellen und st~rkerer Absehilferung, so dab es zu Epitheldefekten kommen kann. Diese akute Sch~digung ist nicht allein eine Benzpyren- wirkung, sie findet sich, allerdings weniger ausgepr~gt, aueh in Kontroll- versuchen naeh reinen 01pinselungen und selbst nach Pinselungen mit physiologischer KochsMzlSsung. Die Epitheldefekte werden in kurzer Zeit dureh regenerative Vorg~nge ausgegliehen, es tritt gewissermaBen eine GewShnung an die regelmgBige Reizeinwirkung ein, so dag die weiteren Pinselungen immer weniger und sehlieglieh iiberhaupt nicht mehr akut sehgdigend wirken. Die nun folgenden morphologisehen Ver~tnderungen sind spezifisehe Wirkungen des Benzpyrens, denn sie finden sieh nicht in Kontrollver- suehen. Zun~chst entsteht vor dem Stellknorpel eine umsehriebene, flaehe Vorw61bung der Sehleimhaut. Ihr zeitliches Auftreten ist untersehied- lich, je nach der Benzpyrenempf~ngliehkeit des Kaninehens, in eigenen

Über Benzpyrenwirkungen auf die Kehlkopfschleimhaut des Kaninchens

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466 H. W~IL~D :

34. Herr H. WEILAND-GieBen : l~ber Benzpyrenwirkungen auf die Kehl- kopfsehleimhaut des Kaninehens.

Die pathologisch-histologische Beurteflung krebsverd~chtiger, soge- nannter pri~kanzer5ser Schleimhautver~nderungen des Kehlkopfes kann oftmals recht erhebliche Schwierigkeiten machen, die im wesentlichen darin begriindet liegen, dab die ersten Phasen des Cesehwulstwachstums morphologisch bislang nicht sicher zu erfassen sind. Um einen Einblick in die Entstehungsweise des Kehlkopfkrebses zu bekommen, habe ich experimentelle Untersuchungen am Kehlkopf des Kaninchens durch- gefiihrt.

Der Kaninehenkehlkopf l~gt sich ohne wesentliehe Belastung des Versuehstieres direktoskopisch fibersichtlich einstellen. Ich habe regel- m~l~ig die Schleimhaut mit einer 51igen LSsung yon Benzpyren, dem krebserzeugenden Wirkungsfaktor des Teers, gepinselt und histologische Untersuehungen nach unterschiedlicher Versuchsdauer vorgenommen. Von den Gewebsver~nderungen, die ieh erzielen konnte, m6chte ieh Ihnen die Vorg~nge am hinteren Stimmbanddrittel darstellen:

Zun~chst ein ~bersichtsquerschnitt durch den normalen Kaninchen- kehlkopf in HShe des Stimmbandes. In der hinteren Kehlkopfh~lfte sehen Sie beiderseits die Stellknorpel mit der Stimmbandmuskulatur, die Ringknorpelplatte und den Schildknorpel. Die Kehlkopfschleimhaut hat, ebenso wie beim Menschen, im Bereich des Stimmbandes ein geschich- tetes Plattenepithel, das ober- und unterhalb in ein flimmerndes Zylinder- epithel iibergeht. Im vorderen Tell der Stellknorpel liegt das Schleim- hautepithel der Knorpelhaut unmittelbar an, welter dorsMwi~rts finder sich dagegen ein lockeres subepitheliales Bindegewebe.

Die ersten Pinselungen bewirken ausgesproehen akut-entziindliche Veri~nderungen der Schleimhau~ mit herdweiser Degeneration yon Epi- thelzellen und st~rkerer Absehilferung, so dab es zu Epitheldefekten kommen kann. Diese akute Sch~digung ist nicht allein eine Benzpyren- wirkung, sie findet sich, allerdings weniger ausgepr~gt, aueh in Kontroll- versuchen naeh reinen 01pinselungen und selbst nach Pinselungen mit physiologischer KochsMzlSsung. Die Epitheldefekte werden in kurzer Zeit dureh regenerative Vorg~nge ausgegliehen, es tritt gewissermaBen eine GewShnung an die regelmgBige Reizeinwirkung ein, so dag die weiteren Pinselungen immer weniger und sehlieglieh iiberhaupt nicht mehr akut sehgdigend wirken.

Die nun folgenden morphologisehen Ver~tnderungen sind spezifisehe Wirkungen des Benzpyrens, denn sie finden sieh nicht in Kontrollver- suehen.

Zun~chst entsteht vor dem Stellknorpel eine umsehriebene, flaehe Vorw61bung der Sehleimhaut. Ihr zeitliches Auftreten ist untersehied- lich, je nach der Benzpyrenempf~ngliehkeit des Kaninehens, in eigenen

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Versuchen frtihestens nach 2 Wochen, zuerst einseitig, sparer symme- trisch vor beiden Aryknorpeln angeordnet. - - Die st~rkere Vergr56erung 1/~Bt erkennen, dab die VorwSlbung bedingt is~ durch eine Verquellung und Vermehrung des subepithelialen kollagenen Bindegewebes. Das Epithel selbst ist mKBig verdickt, die Basalzellen weisen eine gewisse Unruhe auf: die normale Sehichtung ist erhalten. - - Mit zunehmender Versuchsdauer nehmen auch die subepithelialen Ver/s an Urn- fang zu, die VorwSlbung der Sch]eimhaut wird infolgedessen st/~rker. Das verdickte Epithel zeigt an einer Stelle bereits eine beginuendeEinsenkung in die Tiefe. - - Im weiteren Verlauf dringen nun vom Epi~hel aus mehr- fach solide Zapfenbildungen in das subepitheliale Bindegewebe vor. - - Die Epitheleinsenkungen kSnnen so ausgepr/igt sein, dab eine papfll/s Wuehsform entsteht. Neben soliden Epithelzapfen finden sich Epithel- str/~nge, die zum Tell keine scharfe Abgrenzung gegeniiber dem sub- epithelialen Bindegewebe aufweisen. - - Die bisher st/s Schleim- hautver/~nderungen wurden bei einem Kaninchen nach 36 Pinselungen innerhalb yon 4 ~ Monaten erzielt. Im ~bersichtsquerschnitt sehen Sie symmetrisch vor beiden Stellknorpeln eine geschwulstm/~Bige Schleim- hautvorwSlbung und zugleich eine diffuse Schleimhautverdickung, die die ganze hintere Begrenzung der Schleimhaut umfaBt. - : Auf der einen Seite dringen solide Epithelzapfen in das unregelmis angeordnete und stark gewueherte Bindegewebe vor. Vereinzelt finden sieh subepithelial isolierte Epithelzellnester. - - Auf der anderen SeRe sehen Sie Epithel- forma~ionen, die an papill/~re Bildungen erinnern. In diesem Bereich finden sich aueh eindeutige Zeichen einer Entdifferenzierung des Epithels, so dab nach Ansicht yon Pathologen die Bereehtigung besteh~, dig Ver- ~nderungen bereits als ,,Basalzellencareinom" zu bezeichnen. Die iiberaus starke Bindegewebsbetefligung ist aueh hier auff/s Es liegt ein 6rtlieh infiltrierendes Wachstum vor. Der Knorpel is~ noch intak$, er diirfte dem vordringenden Epi~hel einen st/~rkeren Widerstand entgegensetzen, so dab ein destruierendes Wachs~um erst re]ativ sp~t zu erwarten ist. - - Gleiehgeriehte~e Gewebsver/~nderungen finden sieh an der Schleimh~ut anderer Kehlkopfabsehnitte.

Zum Vergleich das hisbologisehe Bfld einer Pr~kanzerose des menseh- lichen Kehlkopfes. Sit sehen ein papill~r gewuehertes Epithel mit soliden Zapfenbildungen und Epithelzellnestern subepi~helial. Auf Grund der noch scharfen Abgrenzung des Epithels gegenfiber dem Bindegewebe und des Fehlens eines destruierenden Tiefenwachstums konnte unser Pathologe, Herr Prof. H~l~ZOC,, ein Carcinom niehb sieher diagnostizieren. Sp/~ere Probeexcisionen best/s jedoeh die bSsartige Weiteren~wick- lung dieser Schleimhautver/~nderungen.

Trotz auffallender ~bereinstimmung in der Morphologie und Morpho- genese lassen sich dig Ergebnisse der experimentellen Geschwulstforsehung

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nicht ohne weiteres auf die spontanen Gesehwulstbfldungen tibertragen. Die Folgerungen, die sich aus diesen Experimenten ergeben, sind so umfangreich, sie fiihren zu einer Ffille Yon Fragestellungen der Krebs- entstehung, dM3 ihre Darstellung in diesem kurzen Vortrag unm6glich ist, Ich mSchte deshalb auf die ausfiihrliche Zusammenfassung der Er- gebnisse hinweisen, die ich in Kiirze verSffentliehen werde.

35. Herr A. v. RIcciBoNA-Wien: Beitrag zur Behandlung entziind- lieher Bronchialstenosen~

W~thrend die Bronchusstenose um die Jahrhundertwende noch eine ziemliche Seltenheit war und die hs wenfgstens nach An- gaben der Literatur, in FremdkSrpern zu suchen war, ist heute der Tumor weitaus am hiufigsten der Grand solcher Verengerungen. Die klinische Diagnose wurde besonders durch die Untersuchungen Ji~:onso~s, die rSntgenologische dutch HOLZK~ECH~ heransgearbeitet, so dab die Tat- sache der Stenose meist nicht allzu schwierig festzustellen ist, a]lerdings bei allm~hlichen Verengerungen meist erst dann, wenn diese Stenose sekunds Erscheinungen bereits zur Folge hatte, im Gegenteil zu den akuten, wie bei aspirierten FremdkSrpern, wo sie manchmal schlagartig mit schweren Allgemeinerscheinungen auftritt. D~s Wesen der Stenose kann oft nut auf dem Wege der Endoskopie gekl~rt und die Diagnose nieht nur durch Anschauen bestitigt, sondern auch dnrch PE, Sekret- untersuchungen and andere ~aBnahmen bewiesen werden. Der Auf- schwung, den die Bronehologie in letzter Zeit daher genommen hat, der auch yon teehnisehen Verbesserungen begleitet ist, hat fiir den Broneho- logen M6gliehkeiten gesehaffen, die noch in der Entwieklung nieht ab- geschlossen sind. Vorerst haben die meisten Bemiihungen in physiolo- gischen Studien und diagnostischen MSgliehkeiten geendet und nur wenig wurde die Bronchologie, abgesehen yon der sehon lange geiibten Fremdk6rperextraktion, auch zur Therapie herangezogen. Dies h~ngt wohl zum Grogtefl damit zusammen, dag beim Tumor unumstritten nut der lungenehirurgisehe Eingriff in Frage kommt, und bei der Tuberkulose mit den modernen antibiotisehen Mitteln meist mehr als dutch lokale Therapie erreieht wird. Freflieh ist zu bedenken, dab gerade das Strepto- mycin, das fiir die Bronehialtuberkulose das wirksamste Mittel seheint, stenosierende Narben verursaeht. Diese Tatsaehe wird yon amerika- nischen Autoren und yon Mov~IE~-Kv~ auch Ms Ursaehe der Stenose angefiihrt and wit selbst konnten die betrichtliehe Bindegewebszunahme beim Umspritzen tuberkul6ser Fisteln mit Streptomycin best~tigen.

Well abet heute sieh der Standpunkt ziemlich allgemein Geltung verschafft hat, dab bei kliniseh und rSntgenologisch festgestellten Bron- ehusstenosen die Endoskopie unbedingt notwendig ist, um das Wesen