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XX. Aus der iV. reed. Abtheilung derk. k. Krankenanstalt Rudolfstiftung .in Wien. Ueber den Einfluss des respiratorisehen 6asweehsels auf die rothen Blutk~rperehen. Yon Doc. Dr. R. v. Limbeek, Vors~and der Abthei]ung. Volumslinderungen ganzer Organe, wie einzelner Zellen gehSren als Ausdruek versehiedener biologiseher Zust~inde derselben zu den ausgemaehten Thatsaehen der allgemeinen Physiologie und Patho- logie. Dies gilt physiologiseh nieht nut flit die eontraetilen Elemente im engeren Sinne, sondern ebenso far gewisse Drtisenzellen, wie dies yon Haidenhain, Biedermann u. A. z. B. flit die Speiehel- und ZungendrUsen naehgewiesen wurde. Eine Anwendung dieser Lehr- s~itze auf die Physiologie des Blutes als Gewebe steht noch aus. I. Hamburger 1) hat in einer Reihe seh~ner Arbeiten den Ein- fluss tier Kohlensiiure auf Blut resp. die Untersehiede zwisehen ar- terielle, m und veni~sem Blute untersueht. Das Resultat seiner Arbeiten gipfeit in dem Satze, dass sieh die Permeabilit~it der rothen Blut- zellen unter dem Einflusse der Kohlens~iure wesentlieh iindert, und dass infolge dessert ein Austauseh zwisehen den im Serum resp. Plasma gel~sten Substanzen einerseits und den der rothen Blutkt~rper- chert andererseits stattfindet. Dieser Ortsweehsel bezieht sieh nieht nur auf die anorganisehen Salze, die Chloride, Phosphate und das Carbonat, sondern ebenso auf gewisse organisehe Materien, wie Zueker, Eiweiss und Fett und kann, wie dutch Kohlens~iure, aueh dutch Zusatz anderer dtinner S~turen und Alkalien zum Blut hervor- gerufen werden. Er ~ussert sieh am auffiilligsten dutch Aenderung 1) Zeitschr. f. Biologie. Bd. XXYIII. N.F. 9. S. 405. -- Du Bois-Reymond's Archly. 1892. S. 513. -- Ebenda. 1893. Suppl.-Bd. $. 157.

Ueber den Einfluss des respiratorischen Gaswechsels auf die rothen Blutkörperchen

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Page 1: Ueber den Einfluss des respiratorischen Gaswechsels auf die rothen Blutkörperchen

XX.

Aus der iV. reed. Abtheilung d e r k . k. Krankenanstalt Rudolfstiftung .in Wien.

Ueber den Einfluss des respiratorisehen 6asweehsels auf die rothen Blutk~rperehen.

Yon

Doc. Dr. R . v. L i m b e e k , Vors~and der Abthei]ung.

Volumslinderungen ganzer Organe, wie einzelner Zellen gehSren als Ausdruek versehiedener biologiseher Zust~inde derselben zu den ausgemaehten Thatsaehen der allgemeinen Physiologie und Patho- logie. Dies gilt physiologiseh nieht nut flit die eontraetilen Elemente im engeren Sinne, sondern ebenso far gewisse Drtisenzellen, wie dies yon H a i d e n h a i n , B i e d e r m a n n u. A. z. B. flit die Speiehel- und ZungendrUsen naehgewiesen wurde. Eine Anwendung dieser Lehr- s~itze auf die Physiologie des Blutes als Gewebe steht noch aus.

I.

H a m b u r g e r 1) hat in einer Reihe seh~ner Arbeiten den Ein- fluss tier Kohlensiiure auf Blut resp. die Untersehiede zwisehen ar- terielle, m und veni~sem Blute untersueht. Das Resultat seiner Arbeiten gipfeit in dem Satze, dass sieh die Permeabilit~it der rothen Blut- zellen unter dem Einflusse der Kohlens~iure wesentlieh iindert, und dass infolge dessert ein Austauseh zwisehen den im Serum resp. Plasma gel~sten Substanzen einerseits und den der rothen Blutkt~rper- chert andererseits stattfindet. Dieser Ortsweehsel bezieht sieh nieht nur auf die anorganisehen Salze, die Chloride, Phosphate und das Carbonat, sondern ebenso auf gewisse organisehe Materien, wie Zueker, Eiweiss und Fett und kann, wie dutch Kohlens~iure, aueh dutch Zusatz anderer dtinner S~turen und Alkalien zum Blut hervor- gerufen werden. Er ~ussert sieh am auffiilligsten dutch Aenderung

1) Zeitschr. f. Biologie. Bd. XXYIII. N . F . 9. S. 405. - - Du Bois-Reymond's Archly. 1892. S. 513. - - Ebenda. 1893. Suppl.-Bd. $. 157.

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der isotonischen Concentration. Der Umstand, dass analoge Ver- schiedenheiten der Isotonic zwischen arteriellem und venSsem Blute, wenn auch innerhalb engerer Grenzen, nachweisbar sind~ macht es, abgesehen von anderen ins Treffen gefiihrten Beobaehtungen H am- b u r g e r's, wahrscheinlich, dass ~ihnliche Verh~iltnisse aueh im leben- den Kiirper bestehen. Die Oxydation und Reduction des Blutes scheint also anch im lebenden KSrper die Vertheilung der einzelnen Substanzen zwischen Plasma nnd KSrperehen wesentlich zu beein- flussen, ein Umstand, weleher wohl auf den Stoffwechsel dei- Ge- webe nieht ohne Rtickwirkung bleiben dtirfte.

Die grundlegende Beobachtung H a m b u r g e r's, dass sich die iso- tonische Zahl eines mit Luft oder Sanerstoff gesehtittelten Blutes unter dem Einflusse der Durchleitung ,trockener" Kohlens~iure in dem be- zeichneten Sinne ~indert, ist leieht zu eontroliren und hat sich mir bei zahlreiehen Versuchen~ welehe ieh in dieser Riehtung angestellt habe, immer, aaeh bei den verschiedensten Blutarten (Mensch~ Hund, Pferd und Kaninehen), als richtig erwiesen. H a m b u r g e r unter- suchte weiterhin die Ver~inderungen, welche das Serum in seiner Zusammensetzung bei Kohlensi~uredurehleitung dureh Blur erfiihrt. El" fund so betreffs der Chloride, dass ihr procentischer Gehalt im Serum nach der Kohlensiiureeinwirkung auf das Blur gegen friiher gesunken wa 5 z. B. yon 0,5809 Vol.-Proe. auf 0,48671), und dass nm- gekehrt der Trockenriiekstand des Serum yon Kohlens~iureblut pro- centisch gestiegen war; z. B. von 8,314 auf 9,064 Vol.-Proc. Er fop gert daraus, dass ,,das Serum also Chloride abgegeben abet andere feste Bestandtheile (aus den BlutkSrperchen) aufgenommen babe". Wenn auch, wie ich unten des N~theren zeigen werde, diese Beob- achtungen als solehe viillig zutreffen, so kann dies fiir die yon Ham- b u r g e r gezogene Folgernng des Austausehes dieser Bestandtheile zwisehen Serum und Ktirpercheninhalt so lange nieht ohne Weiteres zugegeben werden, als der Naehweis aussteht~ dass das Volum des Serum w~ihrend der Procedur des Kohlens~,tureeinleitens keine Aen- derung erfahren hat.

Dieses Moment hat H a m b u r g e r nieht bertieksiehtigt. Es mtisste jedoeh aueh eine Fehlerquelle, welche bei solehen Versuchen in Frage kommt, der Einfluss der Verdunstung, die sieh beim Einleiten yon trockenem Gas in eine stark seh~tumende Fliissigkeit, wie Blut, gel- fend maeht, in Ansehlag" gebracht werden, was H a m b u r g e r eben- fails unterlassen hat. Um dieser Voraussetzung naehzukommen, schien

1) Zeitschr. L Biolog. N.F. Bd. X. S. 408.

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Ueber den Einfluss des respir. Gaswechsels auf die rothen BlutkSrperchen. 311

es am zweekmiissigsten, auch den Einfiuss der Verdunstung auf die proeentisehe Zusammensetzung des Serum und der rothen Blutkiirper- chen sowie auf das Volum beider gesondert zu untersuchen.

II.

Bet den f olgenden Versuchen verwendete ich stets frisch defibri- nirtes Menschen-, Hunde-, Pferde- oder Kaninehenblut. Dasselbe wurde yore Mensehen dureh Venaeseetio, yore Hunde und Kaninchen aus der Carotis genommen. Das Pferdeblut wurde friseh vom Sehlacht- hause bezogen. Ftir das zu nntersuehende Blut wurde 1. die isoto- nische Concentration, 2. die Zahl der im Cabikmillimeter vorhandenen rothen Blutzellen, 3. die Blut- und Serumdichte (das Serum durch Centrifugiren gewonnen), 4. der Stickstoffgehalt~ 5. der Chlorgehalt und 6. der Wassergehalt beider bestimmt.

Die isotonische Concentration wurde in der yon H a m b u r g e r angegebenen Weise gegen Kochsalz mit der Abweichung ermittelt, dass ich, um den Salzgehalt des Serum m(iglichst wirkungslos zu maehen, nur 2 Tropfen Blutes in die mit je 10 ecru Salzli~sung be- schickten Eprouvetten einfiiessen liess, worauf gut durchgeschtittelt und die Mischung zur Sedimentirnng durch einige Stunden ruhig stehen gelassen wurde.

Die Zahl der rothen BlutkSrperchen wurde nach T h o m a- Z e i s s in derVerdUnnung yon 1:200 bestimmt, und zwar beschriinkte ich reich darauf, auf 10000 abzurundcn, da mir eine weitere Berechnung der- selben, wie wohl den meisten in den Fehlerquellen der Zahlmethode erfahrenen Untersuchern nicht vertrauenswttrdig ersehien. Blut- und Serumdichte wurde direct ar~iometrisch abgelesen. Der Stickstoff- gehalt des Gesammtblutes und des Serum wurde stets aus je zwei Doppelproben gewonnen, als Mittel ans den fast immer his auf die zweite Decimale tibereinstimmenden Resultaten. Ieh verwendete hierzu die von K e a t i n g - S t o k modificirte K j e l d a h l - M e t h o d e and kann ihre vorztiglichen Dienste rtihmen. Nieht nut, dass, wie erw~hnt, die Resultate der Doppelbestimmungen unter einander gut iiberein- stimmten, so set noeh erw~hnt, dass die Oxydation des Blutes, be-

sonders wcnn kein Wasser zu demselben hinzugesetzt worden war, ungemein rasch (fiir 2 ccm Blut etwa in !/2--3/4 Stunde) erfolgte, w~hrend z. B. v. J a k s e h 1) angiebt, dass mit der Methode yon Kj e 1 d a h 1- A r g u t i n s k y die Oxydation weniger Decigramme Blutes oft viele Stunden beansprueht. Der Chlorgehalt yon Blur und Serum

I) Zeitschr. f. klin. Med. Bd. XXIV.

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wurde in der Weise bestlmmt, dass je 5 ccm derselben in einem Porzellantiegel naeh Zusatz yon Natriumearbonat vorerst am Sand- bade zur Troekene eingedampft and hierauf fiber freier Flamme ver- kohlt warden. Die Kohle wurde nunmehr wiederholt mit siedendem Wasser extrahirt nnd die filtrirte L~isung naeh Zusatz Cl-freier Sal- petersiinre naeh V o l h a r d - S a l k o w s k i titrirt.

Die Bestimmung des Wassergehaltes geschah in der gebriiuch- lichen Weise bei einer Temperatur, welche zwisehen 100 and 110 o C. schwankte.

Noeh w•hrend des Ganges dieser einzelnen Untersaehungen warden 10 ecru des zu untersuchenden Blates mit dem gleiehen Vohm der mittlerweile als isotonisch erkannten SalzlSsung gemiseht, sofort centri- fugirt and das so gewonnene Serum mit einer Pipette klar abge- hoben. Auch in diesem verdiinnten Serum wurde der Stickstoffgehalt ermittelt. Diese Zahl lieferte mir im Verein mit dem entsprechenden Stickstoffwerth des unverdtinnten Serum das Material zur Berechnung des Bhltkiirperehenvolums im reinen Bhte nach der Methode der Brtider B l e i b t r e u . t) War dieses gefunden, so ergab die Rechnung

I. das Vohm eines Blutkiirperehens, 2. seinen Stickstoffgehalt, 3. seinen Chlor- resp. Kochsalzgehalt, 4. den Wassergehalt des Blutes and Serum in Vol.-Proe., 5. den Wasser- und Trockengehalt eines Blutkiirperehens, 6. die Summe beider, sein Gewieht, 7. sein specifisehes Gewieht and 8. den proeentisehen Gehalt eines Blutk~rperchens an Troeken-

rtickstand, Wasser, Stiekstoff and Kochsalz in Gewiehts- und Volum- procenten.

Naeh der beschriebenen Art meines Vorgehens ergab sich mir zur Bestimmung der Volumsgriisse des Serum fo]gende Formel:

V ~ NS~ :NSt-- NS2 '

wobei NSt den volumprocentischen Stickstoffwerth fiir das nnver- dtinnte, NS2 den ffir das aus gleichen Theilen SalzlSsung and Blur ge- wonnene verdtinnte Serum darstellt.

Die von L. and G. B 1 eib t r e u ersonnene Methode der Bestim- mung des Blutktirperehenvolums bat in der Form, wie sic yon den Aatoren beschrieben wurde, vielfache Einspraehe wachgerufen. Wenn dieselben auch yon den anfangs angewandten stark concentrirten

1) Pfliiger's Archly. Bd. LI,

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Salzl6sungen zur Verdtinnung des Blutes abgekommen sind und zu dem gleichen Zwecke sog. physiologlsehe, d. h. 0,6prec. Koehsalz- 15sung verwendenl), so hat doeh H a m b u r g e r 2) wiederholt dar- gethan~ dass diese sog. physiologisehe SalzlSsung durehaus nieht jener Bedingung entspricht, welche die Brtider B 1 ei b t r e u selbst als noth- wendig daftir hinstellen, class ihre Methode riehtige Werthe liefere, dass n~mlieh ,,die SalzlSsung nieht anderweitige Ver~nderungen der Verhtiltnisse" der Diffusion zwisehen den im Blutk6rperchen gelSst befindliehen Substanzen und denjenigen des Serum verursacht. Eine derartig ideal eonservirende SalzlSsung ftir verschiedene Blutarten kennen zu lernen, w~ire naeh H a m b u r g e r nur m~glich, weun man die osmotische Spannung des Serum im Sinne dieses Autors, ocler die ,nattirliche Hyperisotonie desselben, welehe Bezeiehnung ieh 3) far dieselbe Gr~sse vorsehlug, bestimmte, jenen Concentrationsgrad eines beliebigen Salzes in w~sseriger L~sung, weleher in selner Wivkung tier Resultirenden aus den die osmotisehe Spannung des Serum be- einflussenden Componenten scheinbar gleichkommt. Ob dies that- s~ehlieh der Fall ist, wie dies H a m b u r g e r anzunehmen seheint, bliebe freillch noch zu erweisen, umsomehr, als die Vorstellung nicht ohne Weiteres yon der Hand zu weisen ist, dass neben den rein pbysikalischen Momenten auch noch chemisehe auf die Diffusions- verh~Itnisse zwischen Blutk{~rperchen und Serum Einfluss nehmen kSnnen. Immerhin muss zugegeben werden, dass eine solehe Ver- dtiunungsflUssigkeit die theoretiseh die Blutk6rperchen best eonser- virende wiire und auch bei Uebung des B 1 e i b t r e u' schen Verfahrens die grSssten Chaneen fiir die absolute Riehtigkeit der Resultate er- geben mtlsste. Ihre Verwendung in praxi st6sst jedoch, besonders wenn mit mensehliehem Blute gearbeitet wird, auf gewisse Schwiefig- keiten. Nieht nur, class der Blutverbraueh sowohl nach der H a m - b u r g e r ' s e h e n , wie nach meiner Methodik dureh die Bestimmung tier osmotisehen Spannung des Serum oder seiner natUrliehen Hyperi- sotonie ausnehmend gesteigert wttrde, so beansprueht dieselbe aueh viel mehr Zeit, da, abgesehen yon der Aufstellung der Reihe far die osmotisehe Spannung des Serum, stets aueh noeh eine zweite zur Ablesung der isotonisehen Concentration vorgenommen werden mUsste. Diese beiden Proeeduren k~nnten nur zeitlieh naeh einander ausge- ftihrt werden und warden so einen Zeitraum yon einigen Stunden naeh der Venaesectio allein far sieh in Ansprueh nehmen. Zugleieh

1) Vgl. Bleibtreu u. Wendelstadt, Zeitschr. f. klln. Med. Bd. XXV. 2) Physiolog. Centralbl. 1893. 3) Prager reed. Wochenschr. 1890. Hr. 28 u. 29.

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besteht die Gefahr, dass innerhalb desselben eventuell der Rest des Btutes, welcher ja zum Theil erst auf Grund der dutch diese Bestim- mungen gewonnenen Zahlen verarbeitet wird, bereits Ver~nderungen erfahren habe.

Um jedoeh trotzdem, wenn auch vielleicht nieht absolut rich- tige, so doeh relativ giiltige Werthe zu erhalten, gebrauehte ieh bei Uebung des B l e i b t r c u ' s c h e n Verfahrens Salzl~sungen zur VerdUn- hung des Blutes, welche betreffs ihrer osmotischen Spannung zu den BlutkSrperchen versehiedener Blutproben stets in gleichem Verh~ttniss standen, was ja bei gesetzm~ssiger Verwendung einer 0,6proe. Koch- salzlSsnng, wie dies B l e i b t r e u wollen, nicht zutrifft. Denn betr~gt dis isotonische Concentration bestimmter BlutkSrperchen z. B. 0,46 Pros. CINa, so ist das Verh~ltniss ihrer osmotischen Spannung zu der einer physiologisehen KoehsalzlSsung gewiss eln durehaus anderes, als wenn ihre I~otonie z. B. selbst 0,6 Proe. oder sogar noch mehr betr~gt. Ich w~ihlte deshalb zur Vcrd[innung des Blutes stets nur die isotonische Concentration yon Koehsalz, wohl wissend, dass ich hierdurch wahr- seheinlich nicht absolut riehtige Werthe f~r das Votum der Blutk~rper- ehen erhielt, jedoeh iiberzeugt, dass die yon mir so fiir das Blut ver- sehiedener Iadividuen und versehiedener Blutarten eines individuums gefundenen Zahlen unter einander stricte vergleichbar sind, was, wie gesagt, bei stetiger Anwendung physiologiseher Salzl~stmg nur in Ausnahmsfiillen zutreffen kann.

Zum Studium der Volumsver~inderungen der BlutkSrperehen unter verschiedenen physiologisehen und pathologisehen Verh~ltnissen kann die B 1 e i b t r e u'sehe Methode der Blutk~rperehen-Volumbestimmnng in der vorgebraehten Modification, wie ieh glaube, sehr wohl ver- wendet werden, wofiir schon racine anzuftihrenden Befunde spreehen. Sic verdient in dieser Form schon wegen der relativen Exactheit der dutch die Stickstoffbestimmungen gewonnenen Werthe znm mindesten keine Hintansetzung vor der Volumbestimmung durch Sedimentirung oder die Centrifugalkraft, besonders wenn man gar behnfs VerzSge- rung der Gerinnung Natriumoxalat dem Blute hinzutUgt. Wenn dies yon v. J a k s e h (1. c.)in 3proe. LSsung und yon B i e r n a e k i l ) sogar in Substanz dem zu untersuehenden Blnte hinzugef~gt wird, so ist es bei der verwandten hohen Concentration eines fremden Salzes und unseren jetzigen auf die Untersuchungen H a m b u r ge r's gestlitzten Anschanungen Uber die leichte Ver~nderliehkeit der rothen Nut- kSrperchen geradezu ansgeschlossen, die Blutk~rpcrchen noch ihrem Volum and Inhalt nach intact zur Analyse zu erhalten.

1) Zeitsehr. f. klin. Med. Bd. XXIV.

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Ueber den Einfluss des respir. Gaswechsels auf die rothen BlutkSrperchen. 315

III. An der Hand der geschilderten Methodik war es m~iglich, sich

tiber die Vertheilung der wichtigsten Materien im Blute Aufschlass zu verschaffen, und sie schien besonders geeignet, die Ver~inderungen, welche ein Eingriff auf eine bestimmte Blutart hervorruft, zahlen- miissig erkennen zu lernen.

Ve t s u e h I. Normales menschliehes Blur (Epileptiker) friseh defibri- nirt wird in 2 gleiche Theile getheiit. Dutch einen derseIben (II) wird aus einem K i p p'sehen Apparat C02 dutch 1/4 Stunde durehgeleitet. Vor Eintritt des Gases in das Blut passirt dasselbe eine mit eoneentrirter Sehwefelsi~ure zum Theil geftillte Wulf ' sehe Flasehe. Die andere (I) Portion wird sofort in der bezeiehneten Weise verarbeitet.

B l u t p r o b e I. Isotonic 0~5 Prec. C1Na. Diehte des Blutes 1061. Diehte des Serum 1030. Zahl der rothen Blutk~irperehen im Cubikmillimeter 5200000. N des Blutes 2,4435 Vol.-Proe. N des Serum 1,1335 Vol.-Proe. N des verdtinnten Serum 0,4074 Vol.-Proc. CINa des Blutes 0~6627 Vol.-Proe. Cll~a des Serum 0~6786 Vol.-Proe. Troekengehalt des Blutes 21~34 Gew.-Proe. Wassergehalt des Blutes 78,66 Gew.-Proe. Troekengehalt des Serum 10,29 Gew.-Proe. Wassergehalt des Serum 89~71 Gew.-Proe.

Berechnung. Velum des Serum 56~1 Prec. Velum der Kiirperchen 43,9 Prec. 100 g Blur ~ 94~25 ecru. 100 g Serum = 97,08 ecru. In 100 cem Blut im Serum 0,6358 gl~, den Kilrperehen 1,8077 g I% In 100 ecru Blur im Serum 0~3806g C1Na -- 0,2821 g 011Na. In I00 ccm Blut 22~64 g Troekensubstanz und 83,45 g It20. In 100 eem Serum 10~59 g -- -- 92~40 g H20. In 100 cem Blur im Serum 5,4 g Troekensubstanz und 51,83 g H20.

den KSrperchen 17,24 g -- -- 31~62 g H20. Velum 1 rothen Blutktirperehens C. 844 cram. 1) N 1 rothen Blutk~irperchens C. 34~7 mg ~- 4~1 Vol.-Proe. ----- 3,6

Gew.-Proe. ClIqa l rothen Blutk/~rperehens (3. 5,4 mg ----- 0,63 Vol.-Proe. = 0,5

Gew.-Proe. Troekensubstanz 1 rothen BlutkSrperehens O. 331 mg ~ 39~2 Vo].-

Prec. ~ 35~2 Gew.-Proe.

1) Alle das einzelne BlutkSrperchen betreffenden Werthe sind mit der Con- 1

stanten C 10 000 000000 multiplieirt zu denken.

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Wassergehalt 1 rothen Blutkiirperehens C. 607 mg----- 71,9 Vol.- Proe. ~ 64,8 Gew.-Proe.

Gewieht 1 rothen Blutkiirperchens C. 938 rag. Dichte 1 rothen Blutk~rperehens 1,111.

B l u t p r o b e II.

Isotonie 0,56 Proc. C1Na. Diehte des Blutes 1063. Dichte des Serum 1031. Zahl tier rothen Blutki/rperchen im Cubikmillimeter 5580000. N des Blutes 2~982 Vol.-Proc. N des Serum 1,2852 Vol.-Proe. N des verdtinnten Serum 0,4158 Vol.-Proe. (]ll~a des Blutes 0,6744 Vol.-Proe. C1Na des Serum 0,5265 Vol.-Proe. Trockengehalt des Blutes 21,82 Gew.-Proe. Wassergehalt des Blutes 78,18 Gew.-Proe. Trockengehalt des Serum 11,22 Gew.-Proe. Wassergehalt des Serum 88,78 Gew.-Proe.

Bereehnung. Volum des Serum 47,82 Proe. Volum der Kiirperehen 52,15 Proc. 100 g Blur ~ 94,07 cem. 100 g Serum ~ 96,98 ccm. In 100 cem Blur im Serum 0,6145 g ~N, den K~irperehen 2,3675 g •. In 100 ecru Blur im Serum 0,2517 g Cl~a, den K~lrperehen 0,4227 g

ClbTa. In 100 ecru Blur 23,19 g Trockensubstanz und 83,1 g H~O. In 100 ecru Serum 11~56 g Troekensubstanz und 91,54 g H20. In 100 ecru Blur im Serum 5,52 g Trockensubstanz und 43~77 g H20. In 100 ecru Blur den K~rperehen 17,67 g Troekensubst. u. 39~34 g H~O. Volum 1 rothen Blutkiirperehens C. 935 cmm. N 1 rothen Blutkilrperchens C. 42,4 mg -----4,7 Vol.-Proc. ~ 4,1

Gew.-Proe. CINa i rothen BIutk~lrperehens C. 7,5 mg ~ 0,8 Vol.-Proe. 0~73

Gew.-Proc. Troekensubstanz 1 rothen Blutkiirperehens C. 316 mg ~ 33,7 Vol.-

Proe. ~ 30,9 Gew.-Proe. Wassergehalt 1 rothen BlutkSrperchens O. 705 mg ~--- 75,4 Vol.-Proe.

69~0 Gew.-Proe. Gewieht 1 rothen Blutk~rperehens C. 1021. Speeifisches Gewieht 1 rotheu Blutkilrperchens 1,091.

V er su oh II. Frisehes defibrinirtes Pferdeblut. Versuchsanordnung dieselbe.

B l u t p r o b e I. Isotonie 0,54 Proc. CINa. Diehte des Blutes 1063. Dichte des Serum 1026.

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~eber den Einfluss des respir. Gaswechsels auf die rothen BlutkSrperchea. 317

Zahl der rothen Blutkiirperehen in Cubikmillimetern 11720000. 1~ des Blutes 2~688 Vol.-Proc. N des Serum 1~0794 Vol.-Proc. 1~ des verdiinnten Serum 0,3612 Vol.Proe. ClbTa des Blutes 0,4095 Vol.-Proe. Cll~a des Serum 0~6435 Vol.-Proe. Troekengehalt des Blutes 23,55 Gew.-Proe. Wassergehalt des Blutes 76~45 Gew.-Proe. Troekengehalt des Serum 9,12 Gew.-Proe. Wassergehalt des Serum 90~88 Gew.-Proe.

Bereehnung. Volum des Serum 50~29 Proe. Volum der Kiirperehen 49~71 Proe. 100 g Blur ~ 94,07 ecru. 100 g Serum ~ 97,46 ecru. In 100 cem Blut im Serum 0~5428 g 1~, den Kiirperehen 2,1452 g 1% In 100 ccm Blut im Serum 0~3236 g C1Na~ den Kiirperehen 0~0859 g

~lNa. In 100 cem Blur 25~03 g Troekensubstanz und 81~26 g H~0. In 100 ccm Serum 9~35 g Troekensubstanz und 93~24 g H20. In 100 cem Blur im Serum 4f10 g Trockensubstanz und 46,89 g It20. In 100 ccm Blut in den K~rperehen 20,33 g Troekensubstanz und

34~37 g. tt20. Volum 1 rothen Blutk~irperchens C. 424 cram. ~N 1 rothen Blutkiirperehens C. 18~3 mg ~--4~3 Vol.-Proc. und 3~9

Gew.-Proc. CINa 1 rothen Blutk~rperehens C. 0fl mg ~ 0,18 Vol.-Proe. und

0,15 Gew.-Proc. Troekensubstanz 1 rothen Blutkiirperehens C. 173 mg ~ 40~0 Vol.-

Proe. und 37 Gew.-Proe. Wassergehalt 1 rothen Blutkiirperehens C. 293 mg ~ 66~0 Vol.-Proc.

und 63 Gew.-Proe. Gewieht 1 rothen Blutk~irperehens C. 466 rag. Speeifisehes Gewieht 1 rothen BlutkiJrperehens C. 1099.

B l u t p r o b e II.

Isotonie 0~64 Proe. CINa. Dichte des Blutes 1070. Diehte des Serum 1027. Zahl der rothen Blutk(irperehen pro Cubikmillimeter 12020000. N des Bhtes 3,318 Vol.-Proc.

des Serum 1~206 Vol.-Proe. N des verdtinnten Serum 0~3495 Vol.-Proe. CINa des Blutes 0,5382 Vol.-Proe. CINa des Serum 0,4329 Vol-Proe. Troekengehalt des Blutes 24fll Gew.-Proe. Wassergehalt des Blutes 75,29 Gew.-Proc. Troekengehalt des Serum 10~49 Gew.-Proe. Wassergehalt des Serum 89~5l Gew.-Proe.

A re h i v L exl)erimen~. Pathol, u. Pharmakol. XXXV. Bd. 21

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3 i 8 XX. v. LBIBECK

Bereehnung.

Volum des Serum 37,48 Vol.-Proe. Volum des Kiirperehen 62,52 Vol.-Proe. 100 g Blut ~ 93,45 ecru. 100 g Serum ----- 97,37 ecm. In 100 cem Blur im Serum 0,452 g N, den Kiirperehen 2,866 g N. In 100 ecru Blut im Serum 0,1622 g CINa~ den Kiirperchen 0,376 g

CINa. In 100 eem Blur 26,44 g Troekensubstanz und 80,56 g H20. In 100 ecru Serum 10,77 g Troekensubstanz and 91,92 g HuO. In 100 ecm Blut im Serum 4,03 g Trockensubstanz und 34,45 g H20. In 100 eem Blur in den Kiirperehen 22,41 g Trockensubstanz und

46~11 g H~O. Volum 1 rothen Blutkilrperehens C. 520 cram. N 1 rothen Blutkiirperehens C. 23,8 mg ~---45,7 Vol.-Proe.-~-41,9

Gew.-Proe. C1Na 1 rothen BlutkSrperchens C. 3,1 mg ~ 0,59 Vol.-Proe. ~ 0,54

Gew.-Proe. Trockensubstanz 1 rothen Blutkiirperehens (3, 185 mg ~ 35,5 Vol.-

Proe. ----- 32,5 Gew.-Proe. Wassergehalt 1 rothen Blutki~rperehens C. 383 mg ~--- 73,4 Vol.-Proe.

~--- 67,2 Gew.-Proe. Gewieht 1 rothen Blutkiirperehens C. 568 rag. Speeifisehes Gewieht 1 rothen Blutkiirperehens 1092.

Mit dem oxydirten und dureh COz-Einleitung redueirten Blare wurde ausserdem ein Senkungsversueh in der Weise gemaeht, dass zwei Glas- riihren yon gleieher Weite und je 30 em Liinge naeh Versehluss der Enden mit Gummistopfen auf 28,5 em mit Blut besehiekt and hierauf durch 12 Stunden lothreeht stehen gelassen warden. Die mit O-Blute gefiillte Riihre zeigte naeh diesem Zeitraum 12,5 em und die mit C02-Blut ge- speiste 9,7 em Serum. Naeh diesem Versuehe wiirde das Gesammtvolum der Kiirperehen also im O-Blut 56 and im C02-Blut 66 Vol.-Proe. der Gesammtfltissigkeit betragen haben.

Ueberbliekt man beide bier angeftihrten Versuehsprotokolle vor- erst betreffs der analytisehen Resultate, so ergiebt sieh F01gendes:

1. Die Isotonie des dureh Co2-Einleitung veriinderten Blutes stieg in beiden Fiillen betraehtlieb, beim Mensehenblute yon 0,5 auf 0,56, beim Pferdeblute yon 0,54 auf 0,64 Proc. C1Na.

2. Die Diehte des Blutes und des Serum and der Stiekstoffgehalt �9 des ersteren sind ebenso, wie die Zahl der rothen Blutkiirperehen unter dem Einfluss der Cos gestiegen.

3. Der proeentisehe Stickstoffgehalt des Serum war beide Male im Co~-Blut gesteigert, sein Koehsalzgehalt vermindert worden, und

4. Der Gehalt des Blutes und des Serum an Trockensubstanz h a t beide Male im Co~-Blute zu-, der an Wasser abgenommen.

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Ueber den Einfluss des respir. Gaswechsels auf die rothen Blutk6rperchen. 319

Es stehen diese Befunde also so weit viillig im Einklang mit dem, was H a m b u r g e r bereits besehrieben hat.

Zieht man nunmehr die Resultate der auf Grund der Volum- bestimmung vorgenommenen Bereehnung zu Rathe, so ergiebt sieh eine wesentliehe Abweiehung yon den yon Ham b u rge r auf Grand dieser Befunde gezogenen SehlUssen:

1. Das S e r u m ha t sein Ve lum un t e r dem E i n f l u s s e der Co-2 v e r k l e i n e r t . Es ist N - h a l t i g e Subs t anz , Koch- sa lz und vor Al lem W a s s e r aus dem Se rum ausge t r e t en~ so dass se ine D i e h t e s t ieg; yon einem Austauseh dieser Sub- stanzen zwischen Serum and Blutkiirperchen im Sinne H a m b u r g e r's kann keine Rede Sein, vielmehr llisst sieh nur ein Einstr~imen der- selben aus dem Serum in die Kiirperehen und~ soweit meine Beob- aehtungen reiehen, kein entgegengesetzt gerichteter Strom nach- weisen.

2. D i e B l u t k i i r p e r c h e n h a b e n a n V o l u m , a n C h l o r i d e n , s t i e k s t o f f h a l t i g e r S u b s t a n z und b e s o n d e r s W a s s e r deu t - l ieh z u g e n o m m e n , so dass ihr a b s o l u t e s G e w i e h t ge- s t i e g e n , ihr s p e e i f i s c h e s G e w i e h t un te r dem E i n f l u s s e der K o h l e n s i i u r e j e d o e h g e s u n k e n ist.

Die niichstliegende Annahme, die genannten Verschiebungen auf die Wirkung der Kohlensaure zu beziehen, st(isst so lange auf Be- denken, als ein anderes Moment, welches der Kohlensliureeinleitung ins Blur anhaftet und auf die Concentrationsverhaltnisse desselben yon Einfiuss sein muss, die Verdunstung in seiner Wirkung auf die Vertheilung der einzelnen Substanzen zwischen Blutk~irperehen and Serum nicht erkannt ist. Beim Vergleiehe der obigen Versuehs- protokolle vor und naeh erfolgter Kohlensliureeinleitung gewinnt der Besehauer zweifellos den Eindruck, dass dutch die Kohlensiiureein- leitung eine Eindickung des Blutes verursaeht wurde, und sofern diese mehr auf Kosten des Serum als der Blutk[irperehen erfolgt ware, ki~nnte die relative Volumzunahme der Blutk(irperchen viel- leieht so nur als Kohlensi~urewirkung vorget~iuseht werden.

Nur die Aenderung der Isotonie~ sowie die des Salzgehaltes des Kohlensiiureserum kiinnten dieser einfaehen Deutung nieht unterordnet werden, and es musste die Aufgabe weiterer Versuche sein, festzu- stellen~ ob und wie stark ein ftir sauerstoffgesattigtes Blut indifferentes Gas oder Gasgemisch bei gleich starker und gleich lange andauern- der Durchleitung eventuell eine Eindickung des Blutes erzeugt~ ob diese selbst einen Einfluss auf die Zusammensetzung der einzelnen Bestandtheile des Blutes iibt, und ob und in welehem Maasse~ falls

2l*

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320 XX. v, LI~IBEOK

dies zutreffzn sollte, sieh die 002-Wirkung yon jener eines indiffe- renten Gases, also yon den Folgen der einfaehen Eindiekung des Blutes unterseheidet.

Zu diesem Zwezke wurden Versuehe in der Weise angestellt, dass frisch defibrinirtes Blur einmal naeh Einleitung yon Kohlen- si~ure und ausserdem in einer zweiten Portion naeh Einleitung eines troekenen Luftstromes yon ann~hernd gleieher Sti~rke, wie der Gas- strom des verwendeten KohlensAureapparates in der oben genannten Weiso neben einander untersueht wurde.

V e r s u z h III. Pferdeblut bei Luftzutritt friseh defibrinirt~ wird in 3 Portionen getheilt. Die Portion I wird sofort verarbeitet~ durzh Por- tion II wird mittelst eines Blasebalgs dutch eine Szhwefels~turevorlage getrozknete Luft dutch t]4 Stund% und in Portion III dutch dieselbe Zeit ein annAhernd gleieh starker, dutch SehwefelsAure getrozkneter CO.~-Strom geleitet. 51aeh Sehluss der Viertelstunde werden Portion II und III in der- selben Weiso untersuzht.

P o r t i o n L

Isotonie 0,56 Prec. 0151a. Diehte des Blutes 1065. Diehte des Serum 1022. Zahl der rothen Blutkiirperehen pro Cubikmillimeter 10240000. 51 des Blutes 2,7825 Vol.-Proe. N des Serum 0,8904 Vol.-Proe. 51 des verdiinnten Serum 0~273 Vol.-Proe. 01Na des Blutes 0~2874 Vol.-Proe. CINa des Serum 0,46215 Vol.-Proe. Trockengehalt des Blutes 23,78 Gew.-Proe. Wassergehalt des Blutes 76,22 Gew.-Proe. Troekengehalt des Serum 8~07 Gew.-Proe. Wassergehalt des Serum 91,93 Gew.-Proe.

Berechnung. u des Serum 43,35 Proe. Volum der Kiirperehen 56~65 Proe. 100 g Blut ~ 93,89 ecru. 100 g Serum ~ 97,84 cem. In 100 cem Blut im Serum 0~3859 g 51, den K~rperehen 2,3966 g 51. In 100 cem Blut im Serum 0~2003 g Cl51a, den KiJrperehen 0,0871 g

0151a. In 100 ecru Blur 24~25 g Troekensubstanz und 82,25 g H.20. In 100 ecru Serum 8,24 g Trockensubstanz und 93,96 g HuO. In 100 ecru Blur im Serum 3,57 g Troekensubstanz und 40,73 g H~O. In 100 ecru Blur in den KiJrperehen 20,68 g Troekensubstanz und

41,52 g H20. Volum 1 BlutkiJrperehens C. 553 cram. 51 1 BlutkiJrperch. C. 23,4 mg = 4,23 Vol.-Proc. ----- 3~86 Gew.-Proe. CINa I Blutkiirpereh. O. 0~8 m g = 0,14 Vol.-Proe. ~ 0,14 Gew.-Proe.

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Ueber den Einfluss des respir, Gaswechsels auf die rothen Blutkiirperchen. 321

Trockensubstanz 1 BlutkSrperchens C. 201 mg ~ 36~3 Vol.-Proc. ~--- 33~1 Gew.-Proe.

Wassergehalt 1 Blutki/rperchens C. 405 mg ~ 73~2 Vol.-Proc. 66~9 Gew.-Proc.

Gewieht 1 Blutkiirperchens C. 606 nag. Specifisehes Gewicht 1 Blutkiirperchens 1095.

P o r t i o n I I (naeh 1/4sttindiger Einleitung trockener Luft).

Isotonic 0~56 Proc. CINa. Dichte des Blutes 1067. Dichte des Serum 1024. Zahl der rothen Blutkiirperehen pro Cubikmillimeter 10175000. 57 des Blutes 3~3395 Vol.-Proe. N des Serum 0~903 Vol.-Proc. 1~ des verdUnnten Serum 0~294 Vol.-Proc. CINa des Blutes 0~3212 Vol.-Proc, Cl:Na des Serum 0~4755 Vol.-Proe. Troekengehalt des Blutes 24~27 Gew.:Proc. Wassergehalt des Blutes 75~73 Gew.-Proc. Troekengehalt des Serum 8~27 Gew.-Proc. Wassergehalt des Serum 91~73 Gew.-Proe:

Berechnung. Volum des Serum 48~27 Proc. Volum der Blutk(irperchen 51~73 Proc. 100 g Blur ~ 93~72 ecru. 100 g Serum ~ 97~65 cem. In 100 ccm Blut im Serum 0~4358 g N, den K(irperchen 2~9037 g 57. In 100 ecru Blut im Serum 0~2295 g GlNa~ den K(irperchen 0~0917 g

(~INa. In 100 ccm Blut 25~89 g Trockensubstanz und 80~81 g H20. In 100 ecru Serum 8~46 g Trockensubstanz und 93,94 g H20. In 100 ccm Blur im Serum 4~08 g Troekensubstanz und 45~34 g H20. In 100 cem Blut in den Kiirperchen 21~81 g Troekensubstanz und

35~47 g H20. Volum 1 rothen Blutk(irperchens C. 508 cram. 57 1 roth. Blutkiirpereh. C. 28~5 mg ~ 5,6 Vol.-Proc. ~ 5~07 Gew.-Proc. Cl:Na 1 rothen Blutkiirperchens C. 0~9 mg ~ 0~17 Vol.-Proe. ~ 0~16

Gew.-Proe. Trockensubstanz 1 roth. Blutki~rperch. C. 214 mg ------ 42~1 Vol.-Proe.

37~9 Gew.-Proc. Wassergehalt 1 rothen Blutkiirperchens C. 34S mg ~ 68~5 Vol.-Proe.

62~1 Gew.-Proc. Gewicht 1 rothen Biutk(irperchens C. 562 rag. Speeifisches Gewicht 1 rothen Blutkiirperchens 1106.

P o r t i o n I I I (naeh 1/4stiindiger Eiuleitung troekener CO~).

Isotonic 0~68 Proc. C1Na. Diehte' des Blutes 1067. Dichte des Serum 1026.

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322 XX. V. LIMBECK

In 100 C1Na.

In 100 In 100 In 100

Zahl der rothen Blutkiirperchen pro Cubikmillimeter 8650000. N d e s Blutes 3,2445 Vol.-Proe. 1~ des Serum 1~0122 Vol.-Proe. N des verdtinnten Serum 0,273 Vol.-Proe. CllNa des Blutes 0,2925 Vol.-Proe. C1Na des Serum 0~4153 Vol.-Proe. Troekengehal t des Blutes 24~07 Gew.-Proe. Wassergehal t des Blutes 75,93 Gew.-Proe. Troekengehal t des Serum 8,75 Gew.-Proe. Wassergehal t des Serum 91,25 Gew.-Proe.

Bereehnung. Volum des Serum 36,93 Proe. Volum der Kiirperehen 63~07 Proc. 100 g Blut ~--- 93,72 eem. 100 g Serum ----- 97,46 ecru. In 100 eem Blut im Serum 0~3738 g N, den K(irperchen 2,8707 g N.

cem Blur im Serum 0, t533 g C1Na~ den Kiirperehen 0~1392 g

ecru Blut 25,68 g Troekensubstanz und 81~02 g I-I.~O. ecru Serum 8,87 g Troekensubstanz und 93,73 g H-20. ecru Blut im Serum 3,27 g Trockensubstanz und 34,61 g H20.

In | 0 0 ccm Blut in den K~irperehen 22,41 g Troekensubstanz und 46~41 g H20.

Volum I rothen Blutk~rperehens C. 728 cmm. N 1 roth. Blutkiirperch. C. 33,1 mg ~ 4,5 Vol.-Proc. u. 4~1 Gew.-Proc. Cll~a I roth; Blutki~rperch. C. 1~6 mg ~ 0~2 Vol.-Proe. u. 0~2 Gew.-Proc. Troekensubstanz 1 roth. Blutk~rpereh. C. 259 mg ~ 35~5 Vol.-Proc.

und 32,5 Gew.-Proc. Wassergehal t 1 rothen Blutk~irperehens C. 536 mg ~ 73,6 Vol . -Proc.

und 67,5 Gew.-Proe. Gewieht 1 rothen Blutk(irperehens C. 795. Speeifisches Gewieht 1 rothen Blutk(irperchens 1092.

1 Blur- Portion II Portion III kSrperchen in Portion I (Luft) (C0.2)

Volum N

C1Na Trockensubstanz

Wassergehalt Gewleht

spec. Gewicht

553 23,4 0,8 201 405 606

1095

508 28,5

0,9 214 348 562

1106

728 33,1 1,6 259 536 795

1092

Durch den Durch den 002- Ver~nderung des Luftstrom um S~rom um

Volums Gewichtes

Stickstoffgehaltes Kochsalzgehaltes Trockengehaltes Wassergehaltes

9 Proo. Abnahme 8 =

121 Zunahme 12 6

15 = Abnahme

31 Proc. Zunahme 31 ~ 41 ~

100 53 ~ 32

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Ueber den Einfluss des respir. Gaswechsels auf die rothen BlutkSrperehen. 323

Das angefiihrte Versuchsprotokoll zelgt die Wirkung des ein- dickenden~ troekenen Luftstromes und jene des Kohlens~urestromes neben einander.

Die Eindickung des Blutes erzeugt eine Zunahme des speeifischen Gewichtes yon Blur und Serum, eine Steigerung des Stiekstoff-, Koch- salz- und Trockengehaltes beider. Die Isotonie der Blutki~rperehen hatte sich nieht ver~ndert. Das Kohlens~ureblut liess ausser ge- wissen den Eindiekungserseheinungen analogen, vielleicht mit ihnen identischen Ver~nderungen noeh solehe erkennen, welche nunmehr als Kohlens~urewirkung aufgefasst werden mUssen, und zwar die Steige- rung des speeifischen Gewiehtes yon Blut und Serum, des Stiekstoff- gehaltes beider, des Kochsalzgehaltes des ersteren und des Troeken- riickstandes beider, als dem des einfaeh eingediekten Blutes analoge, und Zunahme der Isotonie und Verminderung des Salzgehaltes des Serum als der Wirkung der Eindiekung entgegengesetzten Ver~nde- rungen.

Wie sich die Zusammensetzung der rothen BlutkSrperchen unter den genannten Bedingungen ~ndert, lehren am besten die am Sehlusse des Versuchsprotokolls angebrachten zwei Vergleichstabellen. Wir sehen, dass durch die einfache Eindickung nieht nur das Serum, sondern auch die BlutkSrperehen betroffen wurden, indem ihr Volum, Ge- wieht und Wassergehalt ab-, ihr Gehalt an Stiekstoff, Koehsalz und Troekensubstanz relativ zugenommen hat und ihr speeifisehes Ge- wieht gestiegen ist. Die mit CO2 behandelten Kiirperehen haben jedoch durehweg eine Zunahme sowohl in ihrem Volumen und Gewichte, als aueh in ihrem Gehalt an Wasser, Trockensubstanz~ Koehsalz und N-hal- tiger Substanz erfahren, so dass ihr speeifisches Gewicht gesunken ist.

IV.

Die beobaehtete Erseheinung der Quellung der rothen Biutkiirper- chert unter dem Einflusse der Einleitung der Kohlensiiure weekt unser Interesse naeh maneherlei Riehtung. Vor Allem dr~ngt sieh die Frage auf: In weleher Weise bewirkt die Kohlens~ure die besehriebenen Ver- iinderungen, wodureh wird der Uebertritt von Salzen, N-haltiger Sub- stanz und Wasser aus dem Serum in das Blutkiirperehen verursacht, wo liegt der Ausgangspunkt dieser eigenartigen Erseheinung~ und weleher Art ist dieselbe?

Der Umstand~ dass die rothen Blutki~rperchen im defibrinirten Blute in einer Fltissigkeit suspendirt sind~ welehe aueh ausserhalb des Kiirpers dureh llingere Zeit der Blutzelle keinen Farbstoff ent- zieht~ macht es wahrscheinlieh, dass sieh Serum und endoglobul~re

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32~ XX, v. LIMI3EOK

FlUssigkeit auch ausserhalb des K~rpers im osmotischen Oleieh~ gewichte befinden. Wodurch dasselbe erhalten wird, ist nieht ohne Weiteres verst~indlich.

Der Umstand, dass auch im aseptischen Blute ausserhalb des K~rpers naeh Tagen Blutk~rperchenl~sung eintritt, weist darauf hin~ dass ausser den rein physikalischen noch anderweitige, wahrsehein- lich ehemisehe Bedingungen gegeben sind, welehe dureh ihre St~rung die ersteren zu ~ndern verm~gen. Soweit unsere allerdings noeh mangelhaften Kenntnisse tiber alas Kapitel der Diffusion yon Flttssig- keiten reiehen, werden die osmotisehen Vorg~tnge zwischen zw~ Salzl~sungen verschiedener Concentration in erster Linie dutch die Or~sse dieser Differenz und die Besehaffenheit der die beiden FlUssig- keiten trennenden Membran bedingt.

Sehen wir nun, dass, wie dies im Mensehen- und Pferdeblut zu- trifft, eine endoglobul~tre FlUssigkeit mit relativ hohem Gehalt an stiekstoffhaltiger Snbstanz und relativ geringer Concentration an Chlo- riden einer Fltissigkeit das osmotisehe Gleiehgewicht h~lt, in welcher weniger und andersartige N-stoffe, hingegen mehr Salz vorhanden ist, so l~sst sieh diese Erscheinung entweder dahin deuten, dass das Minus an Salzconeentration des Blutk~rperehens gegen die Aussen- ~ttissigkeit dureh seine Aehloride gedeckt wird, oder class yon den ~m Serum befindlichen relativ grossen Salzmengen nicht s~mmtliche far die Osmose in Betraeht kommen, also zum Theil dureh die vor- handenen Aehloride gleichsam gebunden sind.

Fiir die erstere Annahme, dass die 0smose mit eine Funetior der Aehloride des Serum und der Blutk~rperchen darstellt, sprieh~ die Beobaehtung am Pferdeblut, wo die isotonisehe Koehsalzeoneen- tration gr~sser war als die Koehsalzconeentration, die sieh im Serum fand, und umgekehrt seheint die Beobaehtung, die ieh am Mensehen- blute wiederholt maehte, dass die Concentration des Serum an Koeh- salz die isotonisehe Orenze der Blutk~rperehen tiberstieg, far die zweite Annahme zu sprechen, umsomehr, als wit wissen, dass das Serum- globulin zu seiner L~sung gewisser Salzmengen bedarf. So land ieh z. B. bet einem Versuehe mit normalem mensehliehen Aderlassblute nach Defibrinirung bet einem Salzgehalt des einzelnen Blutk~rperchens yon 0,2 Vol.-Proc. die Isotonic desselben mit 0,4 Proe. CINa und den Salzgehalt des Serum mit 0,62 Vol.-Pro% und bet dem oben ange- fiihrten Versuche mit Pferdeblut den Salzgehalt des Blutk~rperehens mK 0,14 Vol.-Proe., die Isotonic mit 0,56 Proe. C1Na und den Chlorgehal~ des Serum mit nut 0,46 Vol.-Proe. Kocbsalz. Es ergiebt sieh daraus~ dass die ;~sotonisehe Concentration eines Blutk~rperehens nieht nut

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Ueber den Einfluss des respir. Gaswechsels auf die rothen Blutk6rperchen. 825

durch seinen Salzgehalt bedingt sein kann, sondern dass die Achlo- ride des Blutki~rperchens und Serum einen jedoch~ wie es scheint, bei versebledenen Thierspeeies nicht immer gleiehsinnigen Einfluss auf die Isotonie iiben dtirften. Ob und in wie weir dies beim Men- schen- und Pferdeblut, etwa in chemischen Differenzen der Achloride des Serum und der KSrperehen oder der Diffusionsmembranen be- grtindet ist, zu untersuchen, lag nicbt im Plan meiner Studien; immer- bin ersiebt man aus dieser Ueberlegung, wie complicirt die die Isotonic berUhrcnden Momente im Blute verschiedener Thierspecies liegen miigen.

Etwas vereinfacht wird die Uebersiebt, wenn wir Differenzen der isotoniseben Concentration bei zwei Blatarten desselben Indivi- duums vorfinden, in deren einer wir kiinstlich eine ihrer Natur nach wenigstens zum Theil bekannte Veriinderung der Aehloride erzeugt haben. In diesem Falle, wie er bei Durchleitung yon Kohlensaure durch oxydirtes Blut und dem Vergleiche desselben mit dcr ursprting- lichen Blutprobe zutrifft, lassen sich Anbaltspunkte dariiber erbringen, wo der Angriffspunkt der beobaehteten Aenderung der Verhaltnisse gelegen sein dtirfte, l~achdem eine ehemische Wirkung auf die Chlo- ride t ier Blutkiirperehen nnd des Serum an sieh durch die Kohlen- s~ture nieht annehmbar ist, kann nur an eine solche auf die Aehloride gedacht und hier drei M~gliehkeiten ins Auge gefasst werden. Die durch die Kohlensaure gesetzte Ver~tnderung des Blutes kann primar die Achloride des Serum oder die der BlutkSrperchen treffen. Als dritte MSgliehkeit ware eine Veranderung der Membran der rothen Blutkiirperchen oder ihres Stromas zu erwagen. Diese sammtliehen Momente waren im Stande, eine rasche Aenderung des bisherigen Gleiebgewichtes zwischen dem Inneren des Blutk(irperchens und dem Serum herbeizufUhren.

Abgesehen davon, dass H a m b u r g e r bereits gezeigt hat, dass sich die osmotisehe Spannung des Serum und damit auch die der BlutkSrperchen durch Kohlensaureeinleitung in Blur nicht wesentlich andert, spricht aueh der folgende Versueh ftir die glciche Auffassung.

Versuch . Pleuritisches Transsndat kommt nach erfolgter Gerin- hung in die inhere Zelle eines Diffusionsapparates~ dessen Boden eine dUnne Schweinsblase bildet. Koehsalzgehalt des Transsudates 0~728 Vol.-Proe. Es diffundiren aus 50 ecru desselben gegen 200 ccm Wasser innerhalb 24 Stunden 0~1825 g Kochsalz~ welche nach Sehluss des Versuches in 176 ccm Wasser gel~ist sind. Dasselbe Serum nach 1/~ stiindiger Kohlen- sauredurchleitung gegen dieselbe Membran (wie frUher 50:200) ergiebt in der Aussenfltissigkeit 0~1942 g Kochsalz in 174 ccm Wasser. Dass die Kohlensiiurewirkung an die Blutk(irperchen gekntipft ist~ lehrt ein weiterer Versueh.

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326 XX. v. LIMBECK

Versuch. Bei Luffzutritt defibrinirtes Hundeblut wird zur Auf- stellung einer isotonisehen Reihe gegen Kochsalzltisungen in der Weise veriindert, dass zu je 10 ecru der versehiedenen Salzl~isungen nur 1 Tropfen des Blutes hinzugesetzt wird. Die Glaschen werden umgeschiittelt und dureh 11]~ Stunden stehen gelassen. Naeh dieser Zeit ergiebt die Ab- lesung eine Isotonie yon 0,48 Proc. ClNa. Nunmehr wird in jedes tier Gl~ischen durch circa 1 Minute ein kraftiger CO~-Strom eingeleitet. Unter den Augen des Beobachters tritt, noch ehe die Reduction des Farbstoffs eingetreten ist, in den in der isotonischen Reihe bisher ungeltist geblie- benen Blutproben L(isung des Farbstoffs bis zu den Gltischen mit relativ stark concentrirten Satzliisungen auf. Nach abermaliger Sedimentation der nieht in L(isung iibergegangenen Blutkitrperehen ergiebt die Ablesung jetzt eine Isotonie von 0~62 Proc. ClNa.

Die im ersten Versuche beobachtete Differenz im Verhalten des Serum vor und nach Durchleitung yon Kohlens~iure ist so gering- fUgig (0,0117 g), dass sie fast innerhalb der Fehlergrenzen der Titration fiillt, und liesse sich, wenn thatsiichlieh bestehend, vielleicht dutch die infolge der Gaseinleitung stattgehabte Eindickung des Serum erkl~tren. Immerhin giebt dieser Versueh keinen hnhaltspunkt dafUr, dass das Gas eine nennenswerthe Aenderung der osmotischen Verhaltnisse des Serum verursacht. Noch zwingender ist der zwcite Versueh. Da man wegen der weitgehenden Verdtinnung des Serum des gebrauchten Bluttropfens dureh die Salzliisung dessert Einwirkung ausschliessen kann, so spricht dieser Versuch daftlr, dass der Angriffspunkt der Koh- lensiiure nicht im Serum, sondern in den BlutkSrperehen zu suchen ist.

In wie welt nun das Moment der Reduction des Farbstoffes in den K(irperchen an sich eine Aenderung der Verhiiltnisse verursachen k(Innte, zeigt ein weiterer Versueh.

Versueh . Mit defibrinirtem menschliehem Blute werden 2 Reihen entspreehender C1Na-Ltisungen besehickt. In beiden senken sieh die Blut- ktirperchen in einer Salzliisung yon 0,46 Proe. C1Na, als der niedrigsten, klar zu Boden. Nunmehr wird in die eine der Reihe trockene COs, in die 2. trockener Wasserstoff eingeleitet und so in beiden Reduction des Farbstoffs erzielt. Die Wasserstoffreihe wird sofort darauf mit Gummi- stiipseln dieht verschlossen und beide stehen gelassen. Nach 2 Stunden ergiebt Ablesung der CO~-Reihe eine Isotonie yon 0,68 Proe. C1Na, jene der H-Reihe eine solehe yon 0~50 Proc. C1Na.

Naehdem also in beiden Reihen eine complete, durch den Spectral- apparat nachgewiesene Farbstoffreduction erzielt wurde und in beiden eine Aenderung der isotonischen Concentration gegen das oxydirte Blur nachweisbar war, die mit Kohlens~ure behandelte jedoch eine un- verh~ltnissm~tssig gr~issere Veri~nderung erkennen liess, als die Wasser- stoffreihe, so ist der Schluss gerechtfertigt, dass nieht die Reduction des Oxyhlimoglobins ftir sieh allein die Kohlensiiurewirkung auf die

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Ueber den Einfluss des respir. Gaswechsels auf die rothen BlutkSrperchen. 327

rothen Blutk(irpcrchen ausmacht. Ob die Wasserstoffcinlcitung an sich nur dutch die Reduction des Blutfarbstoffes gewirkt hat, ist durch diesen Versuch nicht entsehieden. Sollte dies der Fall sein, so w~ire nur ein kleiner Thcil der Kohlens~iurewirkung als das Resultat der Farbstoffveranderung aufzufassen.

H a m b u r g e r berichtet, dass die Einleitang yon Wasserstoff in Blut keine Aenderung der Permeabilit~tt der BlutkSrperchen verur- sacht. Auch ieh konnte reich wiederholt Uberzeugen, dass, wenn man Wasserstoff in Blut einleitet und hierauf mit diesem eine Isotonie- bestimmung vornimmt, sich keine Aenderung der isotonischen Con- centration gegen die ursprtingliehe oxyhamoglobinhaltige Blutprobe erkennen l~isst. Der obige Versuch lehrt jedoch, dass Wasserstoff- einleitung in die aufgestellten Blut-Salzmisehungen eine geringe Aen- derung der Isotonic hervorruft, nnd es d~irfte die Differenz dieser Versnchsresultate in der versehiedenen Versuchsanordnung begrtindet sein. Vergleiehsweise unter denselben Bedingungen eingeleitete Luft ~ndert den isotonisehen Coeffieienten nieht.

Aus den mitgetheilten Versuchen ergiebt sich, class die Kohlen- saurewirkung auf das Blut nicht in einer Veranderung des Serum ge- sucht werden kann, dass ein Theil derselben vielleicht durch die Re- duction des Farbstoffes der Kiirperchen verursaeht wird, dass jedoeh der Li~wenantheil derselben in einer anderen Wirkung auf die rothen BlutkSrperchen gesucbt werden muss. 5Iaehdem tiberdies eine fUr die Erkliirung der Quellung wesentliehe ehemiscbe Wirkung der Kohlensaure auf den der Diffusion unterworfenen Inhalt der rotben Blutkiirperchen ohne Aenderung der osmotisehen Spannung derselben ( H a m b u r g e r ) kaum annehmbar ist, so bleibt die dritte Annahme einer primaren L~ision der Membran oder des Gertistes der rothen BlutkSrperchen zur Erklarung der beobaehteten Erscheinungen tibrig. H a m b u r g e r vertritt~ wie es seheint, gleiehfalls implicite diese An- sieht, wenn er yon] einer: Aenderung tier Permeabilitat der rothen Blutki~rperchen dureh die Kohlensaure sprieht. Es ware dann die bcobachtete Quellung der BlutkSrperehen dareh Kohlensaurewirkung in erster Linie als eine dureh Membran- oder Gertistveranderung be- dingte, nieht capillare hnbibition ohne Veranderung der osmotischen Spannung der Blutk~irperehen und des Serum vorstellbar.

V. Die V e r a n d e r u n g der d u r c h K o l e n s a u r e w i r k u n g ge-

q u o l l e n e n B l u t k ~ r p e r e h e n i s t jedoeh, was mir von Bedeutung zu sein seheint, r e p a r a b e l .

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328 xx. v. LIMBEOK

Betreffs der isotonischen Zahl und der Zusammensetzung des Serum hat dies bereits H a m b u r g e r gezeigt, wobei er auch her- vorhebt, dass eine vollstiindige Wiederherstellung der ursprtingliehen quantitativen Verh~iltnisse nach neuerlieher Lufteinleitung in das durch Kohlens~iure reducirte Bht nicht vollstandig eintritt. Der innige Zu- sammenhang, welcher zwisehen isotoniseher Zahl, Blutk(irperehen- volum und seinem Gehalt an Wasser, Salzen u. s. w., wie oben gezeigt, besteht, liess erwarten, dass aueh ein Absehwellen der nach Kohlen- siiureeinleitung neuerdings oxydirten Blutk(irperchen nachweisbar seln werde.

Versueh. Friseh bei Luftzutritt defibrinirtes Pferdeblut wird in 2 Portionen getheilt. Portion I wird in der gebriiuehliehen Weise sofort ver- arbeitet, dureh Portion II wird ein troekener CO~-Strom dureh 1/4 Stunde hindurchgeleitet~ und naeh Sehluss derselbe Portion II in zwei gleiehe Theile getrennt. Dutch IIa wird nun noehmals dureh 1/4 Stnnde troekene C02 hindurehgesehiekt~ wiihrend man dureh Portion IIb dureh dieselbe Zeit einen trockenen Lnftstrom streichen liisst.

P o r t i o n I.

Isotonie 0,52 Proc. Cl:Na. Diehte des Blutes 1074. Diehte des Serum 1025. Zahl der rothen Blutk(irperehen pro Cubikmillimeter 9975000. :N des Blutes 3,171 Vol.-Proc. 1~ des Serum 0,9576 Vol.-Proe. :N des verdiinnten Serum 0~231 Vol.-Proc. CINa des Blutes 0,3159 Vol.-Proc. (~[Na des Serum 0~4553 Vol.-Proe. Troekengehalt des Blutes 23,44 Gew.-Proc. Wassergehalt des Blutes 76,56 Gew.-Proe. Troekengehalt des Serum 8,57 Gew.-Proe. Wassergehalt des Serum 91~43 Gew.-Proc.

Bereehnung. Volum des Serum 31,73 Proe. Volum der Kiirperehen 68,27 Proe. 100 g Blut~--- 93,11 cem. 100 g serum ----- 97,65 com. In 100 cem Blut im Serum 0~3038 g 1~, den Kfrperehen 2,8672 g 57. In 100 ecru Blur im Serum 0,1444 g Cl~a, den KSrperehen 0,1715 g

ClNa. In 100 ecru Biut 25~17 g Troekensubstanz und 83~22 g H20. In 100 ecru Serum 8,77 g Troekensubstanz und 93,63 g H20. In 100 cem Blut im Serum 2,78 g Trockensubstanz und 29~70 g H~O. In 100 ecru Blut in den K6rperchen 22,39 g Troekensubstanz und

52~52 g H20.

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Ueber den Einfluss des respir. Gaswechsels auf die rotheu Blutk~rperchen. 329

Volum 1 rothen BlutkSrperchens C. 683 cmm. N 1 roth. Blutk~rpereh. C. 28~6 mg ~ 4,1 Vol.-Proe. ~ 3~S Gew.-

Proc. CINa 1 rothen Blutk/Jrperehens C. 1~7 mg ~ 0~23 Vol.-Proc. ~ 0~22

Gew.-Proc. Troekensubstanz 1 rothen Blutk~rperch. C. 224 mg ~ 32,8 Vol.-Proe.

29~8 Gew.-Proe. Wassergehalt 1 rothen Blutk~rperehens C. 526 mg ~ 76,8 Vol.-Proe.

70,2 Gew.-Proc. Gewieht 1 rothen Blutk6rperehens C. 750 rag. Specifisehes Gewicht 1 rothen Blutk~rperchens 1098.

P o r t i o n I I a (dureh 1/2 Stunde C02 durchgeleitet).

Isotonie 0,64 Proe. CINa. Dichte des Blutes 1075. Diehte des Serum 1027. Zahl der rothen Blutk~rperehen pro Cubikmillimeter 8925000. N des Blutes 3,361 Vol.-Proe. N des Serum 0,9744 Vol.-Proc. N des verdtinnten Serum 0,1386 Vol.-Proc. CINa des Blutes 0~3159 Vol.-Proe. C1Na des Serum 0,3802 Vol.-Proe. Troekengehalt des Blutes 23,48 Gew.-Proe. Wassergehalt des Blutes 76,52 Gew.-Proc. Trockengehalt des Serum 9,36 Gew.-Proe. Wassergehalt des Serum 90~64 Gew.-Proe.

Bereehnung. Volum des Serum 16~58 Proe. Volum der Blutk~rperchen 83,42 Proe. 100 g Blur ~ 93~03 ccm. 100 g Serum ~--- 97,37 ccm. In 100 ccm Blur im Serum 0,1615 g 1~ den K~rperehen 3~1995 g N. In 100 cem Blur im Serum 0,063 g CINa~ den Kfirperehen 0~2529 g

CINa. In 100 ccm Blur 25,23 g Troekensubstanz und 82,25 g HsO. In 100 cem Serum 9~61 g Troekensubstanz und 93j08 g H20. In 100 ccm Blur im Serum 1~59 g Troekensubstanz und 15,93 g H~O. In 100 ccm Blut in den K~rpereh. 23~64 g Troekensubst. u. 66,32 g H20. Volum 1 rothen Blutk~rperehens O. 934 ecru. N 1 roth. Blutk~rpereh. C. 35~8 mg ~ 3,8 Vol.-Proe. ~ 3,5 Gew.-Proe. CINa 1 rothen Blutk~rperchens C. 2~8 mg ~ 0,3 Vol.-Proc. ~--- 0,27

Gew.-Proe. Trockensubstanz 1 roth. BlutkSrpereh. C. 264 mg ~ 28,2 Vol.-Proc.

26~2 Gew.-Proc. Wassergehalt 1 rothen Blutk~rperchens C. 743 m g ~ 73~7 Vol.-Proc.

79,5 Gew.-Proe. Gewicht 1 rothen Blutk~rperchens C. 1007 rag. Specifisehes Gewicht 1 rothen Blutk~rperehens 1078.

Page 22: Ueber den Einfluss des respiratorischen Gaswechsels auf die rothen Blutkörperchen

330 XX. v. LIMBECK

P o r t i o n I I b ((lurch 1/4 St. C02, hierauf dureh 1/4 St. Luft durehgeleitet).

Isotonie 0,54 Proc. C1Na. Diehte des Blutes 1075. Diehte des Serum 1027. Zahl der rothen BlutkSrperchen pro Cubikmillimeter 9120000. N des Blutes 3~381 Vol.-Proe. N des Serum 1,0248 Vol.-Proe. N des verd~innten Serum 0~3024 Vol:-Proe. CINa des Blutes 0,3203 Vol.-Proe. C1Na des Serum 0,r Vol.-Proe. Troekengehal t des Blutes 23,54 Gew.-Proc. Wassergehal t des Blutes 76,46 Gew.-Proe. Trockengehal t des Serum 9,04 Gew.-Proe. Wassergehal t des Serum 90,96 Gew.-Proe.

Bereehnung.

Volum des Serum 41,84 Proe. Volum der KSrperehen 58,16 Proc. 100 g Blut ~ 93,03 ecru. 100 g Serum ~ 97,37 ccm. In 100 ccm Blur im Serum 0,4287 g N, den K~rperehen 2,9523 g N. In 100 ecru Blur im Serum 0,186 g C1Na~ den KSrperehen 0,1342 g

CINa. In 100 ecru Blut 25~30 g Troekensubstanz und 82~18 g H20. In 100 ecru Serum 9,28 g Troekensubstanz und 93~41 g H~O. In 100 ccm Blur im Serum 3,88 g Trockensubstanz und 39,08 g H~O. In 100 cem Blur in den K~rperehen 21,42 g Troekensubstanz und

43~10 g H20. Volum 1 rothen Blutk~rperehens C. 637 cram. N 1 roth. Blutk~rpereh. C. 32~3 cram ~--- 5~0 Vol.-Proe. ~ 4,5 Gew.-Proe. CINa 1 rothen BlutkSrperchens C. 1~4 cram ~ 0~21 Vol.-Proc. ~ 0,19

Gew.-Proe. Trockensubstanz 1 rothen Blutk~rperchens C. 234 emm ~-- 36,7 Vol.-

Proe. ~ 33fl Gew.-Proe. Wassergehal t 1 rothen Blutk~rperehens C. 472 cram ~ 74,0 Vol.-Proc.

66,9 Gew.-Proc. Gewieht 1 rothen Blutk~rperehens G. 706, Speeifisehes Gewieht 1 rothen Blutk~rperchens 1108.

BlutkSrperohen in

Volum . . . . . . .

G1Na . . . . . . . . Trockensubstanz Wassergehalt . . . Gewicht . . . . . . Spec. Gewicht . . .

Portion I frisch defibrinirt

Portion Ia defibri- nirt 112 St. CO2

durchgeleitet

683 28,6

1,7 224 526 750

1098

934 35,8 2,8 264 743

1007 1078

Portion IIb 1/4 St. C02, hierauf 1/4 St.

Luft

637 32,3

1,4 234 472 7O6

1108

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Ueber den Einfluss des respir. Gaswechsels auf die rothen Blutksrperchen. 331

Der mitgetheilte Versuch hat in Uebereinstimmung mit Ham- b u rg e r's Angaben ergeben, dass neuerliche Lufteinleitung in dutch C02 ver~indertes Blur die ursprtingliehe isotonische Zahl anniihernd wiederherstellt, ferner, dass der procentisehe Salzgehalt des Serum wieder steigt und seine Trockensubstanz wieder abnimmt.

Die tibrigen Ver~inderungen, welehe die Blutportion IIb gegen I in diesem Versuche zeigt~ lassen sieh unsehwer nach den oben mit- getheilten Versuchen tiber die Wirkung eines indifferenten trockenen Luftstromes auf Blut als Eindiekungserscheinungen erkennen. Inter- essant ist nun das Rcsultat der Berechnung~ indem es darthut, dass alle jene Vel"anderungen~ welche die C02 qua se hervorgerufen hat, in der Portion IIb wieder gesehwunden sind, das Blutk~rperehen- volum, sein Salz- und Wassergehalt, sowie sein Gewieht wieder ab- genommen haben.

Die oben als Wirkung der Eindiekung erkannten Veranderungen des Blutki~rperchens, die Zunahme seines speeifisehen Gewichtes und die Abnahme seines Wassergehaltes unter das ursprtingliehe Niveau finden sieh jedoch in dem Blute, dutch welches ein Gasstrom 1/2 Stunde gestrichen hatte, wieder.

Aus den m i t g e t h e i l t e n V e r s u c h e n e r g i e h t s ieh a l so , dass die r o t h e n B l u t k i J r p e r e h e n du rch CO~ein le i tung in B lu t d u r c h A u f n a h m e yon W a s s e r , Salz und T r o e k e n - s u b s t a n z au f K o s t e n des S e r u m e ine V o l u m s z u n a h m e e r f a h r e n , w e l e h e d u t c h n e u e r l i e h e L u f t d u r c h l e i t u n g w i e d e r a n n a h e r n d a u f das u r s p r t i n g l i e h e N i v e a u h e r a b - g e d r t i c k t w e r d e n k a n n ; d ie U r s a c h e d i e s e r E r s e h e i n u n g kann~ wenn t i b e r h a u p t , n u t zum g e r i n g e r e n T h e i l in de r R e d u c t i o n d e s F a r b s t o f f e s ~ zum g r S s s e r e n in e i n e r n o c h u n a u f g e k l a r t e n W i r k u n g de r C02 auf a n d e r e B e s t a n d - t h e i l e des B l u t k t i r p e r e h e n s , v i e l l e i e h t i h r e M e m b r a n o d e r i h r S t r o m a g e s u c h t w e r d e n .

VI.

Unser Interesse ist naeh Feststellung dieser Thatsachen in erster Linie darauf geriehtet, ob dieselben auch ftir das im lebenden KSrper kreisende Blur Geltung haben. Zwar kann man nicht erwarten, die constatirten Differenzen zwischen ktinstlich oxydirtem and reducirtem im nattirlieh arteriellen und ventisen Blute in gleichem Grade ausge- pr~tgt wiederzufinden, trotzdem w~tren solchc, wenn auch in engeren Grenzen, zu erwarten. Thatsi~ehlich ist es H a m b u r g e r auch ge- langen, an der Hand einsehl~tgiger Versuche Daten zu erbringen~

Page 24: Ueber den Einfluss des respiratorischen Gaswechsels auf die rothen Blutkörperchen

332 XX. v. LmBECK

welche, wie gezeigt werden soll, das Zutreffen der yon mir beob- aehteten Erscheinungen auch ftir das nattirlieh arterielle und ventise Blur wahrscheinlich machen.

Der wiehtigste Befund H a m b u r g e r ' s seheint mir in dieser Riehtung eine verschicdene isotonische Concentration yon nattirlich arteriellem and ven(isem Blute zu sein.

So land er 1) bei Pferdeblut einmal die allerdings geringe Diffe- renz yon 0,61 und 0~62 Proe. C1Na, ein andermal 2) eonstatirte er jedoeh zwischen ven~isem und arteriellem Blut, sofern sie ohne Luft- zutritt defibrinirt worden waren, 0,73 resp. 0,71 Proc. CINa als isoto- nisehe Salzlilsungen, also stets eine Steigerung der isotonischen Zahl fUr das venSse Blur gegen das arterielle, ebenso wie auch das dureh Kohlens~ture ktinstlich reducirte Blut stets eine h~here isotonische Concentration gezeigt hatte.

Eigene Beobaehtungen in dieser Riehtung haben mir H a m - b u r g e r ' s Befunde bestatigt. 51icht defibrinirtes Carotisblut direct aus einer in das Gef~iss eines Kaninchens eingebundenen Glascantile in die beztiglichen Salzliisungen tropfenweise eingelassen, ergab nach leiehtem Umsehtitteln eine Isotonie yon 0,48 Proc. CINa. Der V. jugu- laris des Thieres, welche vorher nieht eomprimirt worden war, wurde hierauf dutch Punetion mit einer Pravaz'sehen Spritze 1 cem Blnt entnommen and dasselbe gleichfalls tropfenweise in entsprechende Salzli~sungen gebracht, Isotonie 0,5 Proe. CINa, Nunmehr wurde das Thier dureh Compression der Trachea dyspn0isch gemacht; wlihrend der Erstickungskriimpfe Punction der V. jugularis der anderen Seite, Isotonie dieses Blutes 0,52 Proe. Clbla.

Wenn diese Befunde schon eine hnalogie zwischen nattirlieh und kUnstlich veni~s and arteriell gemachtem Blute enthalten, so wird dieselbe durch nachfolgende Befunde H a m b u r g e r,s und yon mir noch untersttitzt. Ersterer fund den procentisehen Gehalt des Serum an Troekensubstanz im ven(isen Blute stets htiher als im arteriellen. So fund er (1. e. S. 161) naeh Defibrinirung ohne Luftzutritt 8,4 Vol.- Proc. ftir veniises and 8,368 ftir arterielles.

Meine Befunde schliessen sieh jenen H a m b u r g e r ' s viillig an. Carotis- und Jugularisblut eines Kaninchens warden in zwei kleinen Porzellansehalen direct aufgefangen und der Gerinnung tiberlassen. Das vom Blutkuehen spontan ausgepresste, vSllig klare Serum ergab

i) Zeitschr. f. Biologie. •. F. X. S. 406. 2) Du Bois Archly. 1893. Physiol. Abtheilung. Suppl.-Bd. S. 157.

Page 25: Ueber den Einfluss des respiratorischen Gaswechsels auf die rothen Blutkörperchen

Ueber den Einfiuss des respir. Gaswechsels auf die rothen Blutkiirperchen. 333

ftir das ven~ise Blut einen Trockenrtickstand yon 8,64 Gew.-Proe., fiir das arterielle einen solehen yon 8~48 Gew.-Proe., also ebenso~ wie es im C02-Blute gefunden wurde, eine procentisehe Steigerung seines Trockenriiekstandes im veni~sen. Doch auch ftir die Chloride hat H a m b u r g e r das gleiehr Verhalten im natlirlich arteriellen und ve- nSsen Blutserum gefunden, als wie es yon ihm und mir im kiinstlich reducirten resp. oxydirten Blute gefunden wurde. So fand er (1. c. S. 162) im Serum des bei Luftabsehluss defibrinirten ven~isen Blutes Chloride im Werthe yon 99,8 ccm 1/lo Ag~O~ ~2-0,58383 Prec. C1Na und in dem gleichsinnig defibrinirten arteriellen solche im Werthe yon 100,34 ecru J/10 AgN03 ~--- 0,604 Prec. CINa.

Alle diese Befunde spiegeln im engeren Rahmen die Differenzen wieder, welehe, wie oben gezeigt, das kUnstlieh arterialisirte und kUnstlich venSs gemachte Blut auszeiehnen und die, wie erSrtert wurde, direct auf Kohlensiiurewirkung auf die Blutki~rperehen zurtick- zuftihren sind. Es ist unter diesen Umstanden mehr als wahrsehein- lich, dass auch die als Begleiterscheinung dieser Veranderungen er- kannte Quellung der Blutkiirperchen auch im nattirlieh ven(isen Blute, allerdings innerhalb der entsprechenden Grenzen, besteht. Wenn es nieht immer gelingt, dutch neuerliche Lufteinleitung die ursprUng- lichen Verh~iltnisse genau wieder herzustellen, so muss dies im Ver- suche liegen und kann ftir den athmenden Kiirper keine Geltung haben, ttier muss nur schon deshalb, weil die Differenzen zwischen arteriellem und veni~sem Blute unter normalen Bedingungen e inen constanten Werth darstellen, die Restitution des ven~isen Blutes dareh neuerliehe Sauerstoffaufnahme eine vollstlindige scin.' Zudem stellt der Versuch im Vergleiehe mit den Zustiinden im lebenden Kiirper einen extremen Grenzfall dar.

Es str~men also die Blutkiirperehen, mit Sauerstoff beladen, aus den Lungen zum Herzen, urn, yon bier in die Gewebe geschleudert, unter Abgabe yon Sauerstoff und Aufnahme yon Kohlensgure anzu- sehwellen und um neuerdings in dieLungen zuriickgekehrt unter Kohlen- siiureabgabe ihrVolum zu verkleiuern. Volumsveriinderungen von Drtisen- zellen, ihr Anschwellen wi~hrend und ihr Abschwellen naeh Sehluss der Secretion sind als morphologischer Ausdruck der in dem Organe ab- laufenden chemisehen and physikalisehen Vorgi~nge dureh H ei d e n - h a i n ' s , B i e d e r m a n n ' s u. A. Arbeiten 1Rngst bekannt. Die beob- achtete Quellung der Blutk(irperehen kiinnte zu diesen Vorggngen in Analogie gebraeht werden, und wenn man die Lungen h~ufig eine Kohlensiiuredrtise nennt, so wtirden sieh die rothen Blutk~rperchen wie ihre Driisenzellen verhalten.

A r e h i v f, experiment. Pathol. u. Pharmakol. XXXY. Bd. 2 2

Page 26: Ueber den Einfluss des respiratorischen Gaswechsels auf die rothen Blutkörperchen

334 XX. v. LIMBECK, Ueber den Einfiuss des respir. Gaswechsels u. s. w.

~Naeh den vorliegenden Untersuehungsresultaten war es nahe- liegend~ auch gewisse gasffirmige Blutgifte~ wie das CO, den Arsen- und Sehwefelwasserstoff~ betreffs ihres Einfiusses auf das Volum der BlutkiJrperehen zu untersuehen. Die beztiglichen Untersuehungen sind noch nieht abgeschlossen~ und ieh behalte mirvor , tiber dieselben spiiter zu berichten.

Wien~ December 1894.