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168 wenn Eiweiss, Fibrin und Kise substantielle Nahrungsmittel wer- den sollen , sie mit Respirationsmitteln gemischt sein miissen. Boussingaiilt: Ueber den Einfluss des Salzes YXxIi. Ueber den Eiduss des Salzes arif die Ent- wicklung des Thierreichs. Von BOU8dng4SW~t. (Ann. de Chim. et de Phys. 3. S&. Janv. 1847.) Wic begierig die pflanzenfressenden Thiere auf das Salz sind , ist bekannt , iind man betrachtet dasselbe auf den grossen Weiden voii Europa untl Siidamerika als fiir dieselben unom- ginglich nothwendig. Nach einer andern Ansicht , welche auch Dfathieu de Dombasle theilt, ist das Salz nicht absolut fiir das Vieh nothwendig. Das Chlornatrium entliilt ein Element, iiamlkh das Natron, welches man in allen thierischen Fliissigkeiten findet. Man kann daher vom Standpuncte der Physiologie aus schhessen, dass ein Natronsalz in den Nahriingsmitteln durchaus nothwendig ist, und so erscheint es ganz und gar natlirlich, anzunehmen, dass ein mlssiger Genuss des Salzes dem Gesundheitszustand der Thiere f6rderlich sei. In dieser Bedeutung habe ich die Vemendung des Salzes mit der Butter stets aufgefasst und in meinen Stillen jiihrlich 300 - 400 Kilogrm. Salz verbraucht. Die verschiedenen Ideen , welche man sich fiber die Ernlhrungsfahigkeit des Salzes gemacht hat, leuchten mir dagegen nicht ein. Ich glaube nicht, dass z. B. drei Kilogrm. Heu mit Salz eben so ernZhrungsf2hig sind als 4 Kilogrm. Heu ohne Salz, oder dass durch die Gegen- wart von 1 Kilogrm. Sala 10 Kilogrm. Fleisch oder Fett entwickelt wiirden. Auch findet man nirgends einen Beweis dieser Annahme und ich verstehe hier unter Beweis ein init Hfilfe der Wage nach- gewiesenes Resultat; da man aber auch filr die entgegengesetzte Ansicht keinen Beweis hat, so bemiihte ich mich, durch einen

Ueber den Einfluss des Salzes auf die Entwicklung des Thierreichs

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wenn Eiweiss, Fibrin und Kise substantielle Nahrungsmittel wer- den sollen , sie mit Respirationsmitteln gemischt sein miissen.

B o u s s i n g a i i l t : U e b e r d e n E i n f l u s s d e s S a l z e s

YXxIi. Ueber den Eiduss des Salzes arif die Ent-

wicklung des Thierreichs. Von

B O U 8 d n g 4 S W ~ t .

(Ann. de Chim. et de Phys. 3. S&. Janv. 1847.)

Wic begierig die pflanzenfressenden Thiere auf das Salz sind , ist bekannt , iind man betrachtet dasselbe auf den grossen Weiden voii Europa untl Siidamerika als fiir dieselben unom- ginglich nothwendig. Nach einer andern Ansicht , welche auch D f a t h i e u d e D o m b a s l e theilt, ist das Salz nicht absolut fiir das Vieh nothwendig.

Das Chlornatrium entliilt ein Element, iiamlkh das Natron, welches man in allen thierischen Fliissigkeiten findet. Man kann daher vom Standpuncte der Physiologie aus schhessen, dass ein Natronsalz in den Nahriingsmitteln durchaus nothwendig ist, und so erscheint es ganz und gar natlirlich, anzunehmen, dass ein mlssiger Genuss des Salzes dem Gesundheitszustand der Thiere f6rderlich sei. In dieser Bedeutung habe ich die Vemendung des Salzes mit der Butter stets aufgefasst und in meinen Stillen jiihrlich 300 - 400 Kilogrm. Salz verbraucht. Die verschiedenen Ideen , welche man sich fiber die Ernlhrungsfahigkeit des Salzes gemacht h a t , leuchten mir dagegen nicht ein. Ich glaube nicht, dass z. B. drei Kilogrm. Heu mit Salz eben so ernZhrungsf2hig sind als 4 Kilogrm. Heu ohne Salz, oder dass durch die Gegen- wart von 1 Kilogrm. Sala 10 Kilogrm. Fleisch oder Fett entwickelt wiirden. Auch findet man nirgends einen Beweis dieser Annahme und ich verstehe hier unter Beweis ein init Hfilfe der Wage nach- gewiesenes Resultat; da man aber auch filr die entgegengesetzte Ansicht keinen Beweis hat , so bemiihte ich mich, durch einen

auf d i e E n t w i c k l u n g d e s T h i e r r e i c h s . 169

directen Versuch den Einfluss des Salzes im Haushalte des Thier- reichs nachzuweisen.

Ich wghlte aus meinem Viehstande 6 junge Stiere aus, welche so ziemlich gleiches Alter und gleiches Gewicht hatten, und theilte dieselben in 2 Abtheilungen, wie folgt :

I. * Abtheilung. A. 8 Monate alt, wog niichtern' am 1. October 143 Kilogrm. B. 8 illonate alt, ,, 11 ',, ,, 7, 147 3 1

C. 7 Monate alt, ,, 7, ,, 7, . ,, 145 7 1

Gewicht dieser -4btlieilung 436 Kilogrm. Diese Abtheilung erhielt vom 1. bis 25. October incl. tiglich

13 Kilogrm. a n Heu und Grummet iind vom 26. October bis 13. November 14 Kilogrm.

Es waren also in den 44 Tagen des Versuchs 591 Kilogrni. Futter verzehrt. Tiglich erhielt diese Abtheilung 102 Grm. Salz oder das Stiick 34 Grm.

II. Abtheilung. A. 10 Monate alt, wog niichtern am 1. October 140 Kilogrm.

Gewicht dieser 2ten Abtheilung 407 Kilogrm. Diese Abtheilung erhielt vom 1. bis 25. October incl. t i g h h

12,5 Kilogrm. an Heu und Grummet und vom 26. October bis 13, November 13,5 Kilogrm.

Es waren also in 44 Tagen 569 Kilogrm. Fourage ver- braucht. - Diese zweite Abtheilung erhielt gar kein Salz.

Am 13. November wurden beide Abtheilungen gewogen. Nro. I., mit Salz geffittert, wog:

B. 8' Monate alt, ,, ,, ,, 9, 1, 135 9 ,

C. 16; hronate alt, ,, ,? * I ?I 9 , 132 I ,

A. 165 Kilogrm., Zunahme in 44 Tagen 23Kilogrm.

480 Kilogrrn., Zunalime der ganzen Abtheilung Nro. I. = 4ti Kilogrm.

B. 158 ,, 11 I , , , 3 , 11 I ,

C. 157 ,, 9 , 1, 1, ,. 12 .I

Nr. It. , ohne Salz gefiittert, wog : A. 146 Kilogrm., Zunahme in 44 Tagen 6 Kilogrm.

452 Kilogrm., Zunahme der ganzen-Abtheilung Nr. 11. = 45 Kilogrm. Man sieht daher, dass bei einer Fiitterung mit Salz das Ge-

wicht des lebenden Thieres nicht mehr zunahm als bei demselben Futter ohne Salz,

B. 154 ,. . 1, ,, 7, ,( 19 71

C. 152 ,, ,, ,, ,, ( 3 20 9 ,

170 B o a s s i n g a u l t : U e b e r d e n E i n f l u s s d e s S a l z e s

100 Kilogrm. der ersten Abtheilung stiegen bei Salznabrung auf 110,6 Kilogrm.

100 Kilogrm. der zweiten Abtheilung ohne Salsnahrung stie- auf 111,O Crm. Wit anderen Worten : 100 Kilogrm. gesalzenes Futter verwsachten bei den Thieren

Kilogrm. Gewichtszunahme und 100 Kilogrm. ungesalzenes 7,9 Kilogrm. Beide Abtheilungen befanden sich wihrend der Dauer dieser

Versuche in einem vollkommenen Gesundheitszustande. Um aber in Zukunft dareber entscheiden zu k6nnen, ob die Anwendung des Salzes fir den Gesundheitszustand des Viehes vortheilbaft se i , habe ich die Einrichtung getroflen, dass die Stiere der Ab- theilung Nro. 11. iiberhaupt kein Salz mehr bekommen, bis sie geschlachtet werden, was in 4 bis 5 Jaliren geschieht. Bis da- hin werden sie tjglich soryfiltig beobachtet.

\Vie man voraussehen konnte , nahmen diejenigen Thiere, welche tlglich 34 Grm. Salz bekamen, mehr Wasser zu sich als die, welche kein Salz bekommen hatten. Die Abtheilung 81.0. I. nlmlich, ivelche Salz erhielt, nahm in 24 Stunden im Mittel J1,16 Litres Wasser zu s i c h , wlhrend die Abtheilung Nro. II., welche kein Salz erhalten hat te , nur 32,86 Litres Wasser ver- brauchte.

Ein wichtiger Umstand ist bei gewissen FLllen der Ffitterung, die rn8glichst grosse Menge von Futter einem Thiere in der kur- zesten Zeit beizubringen.

Es war daher passend, zu beobachten , ob die init Salz ver- sorgte Abtheilung ihr Fotter schneller verzehrte als die, welche kein Salz bekam.

Die I a 13 I4 14 14 14 14 14

Abtheilung , welche Salz bekain , verzelirte : Kilogrm. Heu nnd Grummet in 3 Standen 15 Minuten,

,, Heti i n 4 ,, 40 ., ., Grnmmet in 2 ,, 40 ,, ,, Heu in 3 7 , 50 9 ,

., Grummet in 2 ., 45 .(

.. Heu und Grnmmet in 3 ., 20 .. ,, Heu in 3 I . 10 9 ,

,, Heti in 3 ,, 15 (.

Die Abtheilung Nro. IL, welche gar kein Salz empfangen hat te , verbrauchte :

auf d i e E n t w i o k l u n g d e s T h i e r r e i c h s . 1.71

12 Kilogrm. 500 Gnn. Heu und Grummet in 3 Stunden 50 RIinuten, 1 2 ,, 500 ,, Heu in ‘I ,, 2Q I >

1 3 7, 500 ,, Grummet in 2 55 I ,

13 9, 5 0 ,, Heu in 4 :: 15 0

13 ,, 500 ,, Grummet in 2 ,, 50 ,I

13 . _ _ 500 .. Heu urid Grummet in 3 ._ 50 _ _ 13 :; 500 ;; Heu in 13 ,, 500 ,, Heu in

Gus diesen Datcn geht hervor, dass eine und dieselbe Quan- titiit Futter, welche in 3 Stunden 37 Minuten von der Abthei- lung Nro. I€. verzehrt war, von der Nro. I. in 3 Stunden 92 Min. aufgenommen wurde, woraus man leicht einsieht, in welcher Art das Salz in Bezug auf die Mastung nutzlicli sein kann. Als eines Tages das Futter , welches im Stalle ausgetheilt wurde , sehr schlecht war, liessen alle fibrigen, Stdck f i r Stiick, einen Theil davon i n der Krippe zuruck , niit Ausnahme der Abtheilnng Nro. I., welche eine starbe Ration Salz damit gemengt bekommen hatte; es liefert diese Thatsache noch einen Beweis fur den Nutzen der Anwendong des Salzes.

Die vdllige Nutzlosigkeit des Salzes in Bezug auf Erzeupung der Gewichtszunahme der Thiere scheint mit den Principen der Physiologie, an die ich oben erinnerte, im Widerspruch zu stehen, da denselben zufolge das Kochsalz fur den Organismus sehr we- sentlich sein SOIL Da inan aber bis jetzt gar nicht weiss, wie gross die Menge des absolut nothigen Salzes ist, so untersuchte ich, wie vie1 Salz in dem tiiglich von den zu obigen Versuchen dienenden Thieren verzehrten Futter enthalten war. Das Heu, welches den Thieren als Futter gegeben wurde, wuchs auf den Wiesen von Dfirrenbach in dem Sauerthale. Dieses Futter hinter- liess im Mittel 6 p. C. Asche, und diese Asche enthielt 4,3 p. C. Kochsalz. Da nun ein jedes Stiiclr der Abtheilung Nr. 11. durch- schnittlich 4 Kilogrm. 31 Grm. Futter bekommen hatte, so er- hielt es darin 259 Grm. Mineralsubstanzen, worin mehr als 11 Grm, Kochsalz enthalten waren. Hierzii kommt noch etwa 1 Grm. desselben, welches die 11 Litr. Wasser, welche tliglich von dem Viehe aufgenommen wurden , enthalten. Es scheint , dass diese 12 Grm. Cblornatrium fiir ein Stiick von 150 Kilogrm. genugend sind, da durch Hinzufiigung von noch mehr Salz keine grhssere Gewichtszunahme des Thieres stattfand. Man stellt sich hlufig die Quantitaten von Salzen, die in den Nahrungsmitteln enthalten sind, nicht gross genug vor; so erhiilt z. B. eine Kuh, die tlglich

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18 Kilogrm. von diesem Heu verzehrt, darin 46 Grm. Kochsalz. Die Menge von Kochsalz aber, welche in den Pflanzen enthalten ist , ist sehr abweichend , je nachdem die geologische Beschaffen- heit des Bodens eine andere ist, und in diesem Umstande liegen vielleicht die so verschiedenen Urtheile fiber den Nutzen des Salzes begriindet. Denn wo in den Nahrungsmitteln eine genii- gende Menge von Salz enthalten ist, wird ein Zusatz von Salz nicht den Efrect hervorbringen, welcher sich bei an diesem Salze zu armen Nahrungsrnitteln zeigen muss. Man kann sich aus den hnalysen, die wir von FutterkrPutern haben , leicht davon iiber- zeugen, dass man in gewissen Nahrungsmitteln einem Thiere eine geniigende Menge von Salz beibringt, wiihrend andere zu wenig davon enthalten.

B o u s s i n g a u l t : U e b e r d e n E i n f l u s s d e s S a l z e s e te .

In 100 Kilopiti. Futter aithaltenes Kochsalz : Trocken. Elsass. Deutschland.

Wiesen heu 255 7 9

Klcc 26 1 1, 6'9 7 7 18u

Luzerne bliihende Erhsen Riibsenstroh '00 Getreidestroh 53 50 Gerstenstroh 120 Haferstroh %O 8 Roggenstroh 9 , 30 Getreide Hafer 1 9

Korn 9 7 ,

Gerste Mais Gartenbohnen 35 %i Erbsen 5 14 Schnittbohnen 6 ,9

, I 5 9 9 69

Han fsamen Leinsamen Bicheln 3

rothe Riiben 66 11

Riibsamen 28 9

Erdbirnen 33

il

S;;W

9

7 1

Kartoffeln 23 1 9

Lfiwenzahn 1 ?O Kohl 20 35.

Man sieht hieraus, dass ein Stuck Vieh, welches in 20 Kilogrm. Heu, die es tiiglich verzehrt, 57 Grm. Salz aufnimmt, nur 21 Grm. davon erhilt, wenn dasselbe diirch 50 Kilogrm. Kartoffeln ersetzt wird. In 12 Kilogrm. Hafer , welche ein Ern8wungsBquivalent von 20 Kilogrm. Heu sind, findet sich nur 1 Grm. Kochsalz,

P l a y f a i r : U e b e r d i e P a l m i n s l u r e . 173

und bei .-?dais - und Roggennahrung kann kaum noch von eineni Salzgehalte die Rede sein.

Es bleibt noeh auszumitteln iibrig, ob das Salz eine eigen- thiimlichewirkung auf die Verdauung hat. So weiss man z.B., dass man Jahre lang kcmerfressende There mit Hanfsamen und Mais ernahren kann, in dereu Asche man kaum eine Spur van Salz findet; man weiss aber auch, dass das Salz bei einer beab- sichtigten raschen Mastung ntitzlich ist.

XXXIII. Ueber die Valminsaure.

Von 35. Playfa&=.

(Phil. Mag. Journ. of rSc. 3. Ser. Decbr. 1846. p , 475.)

B o ud e t hat gezeigt, dass das Ricinusijl durch Untersalpeter- slure in einen festen Kdrper verwandelt werden kann. Er be- schrieb das auf solchem Wege erhaltene feste Fett unter dem Namen Pulmin und die daraus durch Verseifung erhaltene fette SBure als Paltninsiiure.

Die Palmin&ure sol1 bei 50° C. oder einige Grade darunter schmelzen, allein ich habe sie nie von einem hBheren Schmelz- punct als 45-46" erhalten. B o u d e t hat die Siiure nicht ana- lysirt, auch ist mir nicht bekannt, dass sie von andernchemikern bis jetzt weiter untersucht sei, wiewohl sie es gewiss verdient, Wenn schon ich es mir fiir jetzt nicht zur Aufgabe machte, die Bildungsweise dieses Korpers aufzukliiren , so lehrt das Folgende wenigstens die Zusammensetzung des Palmins und der Palmin- slure kennen.

Das Palmin enthat eben so wie das Ricinusijl Glycerin, so wie dieses schon friiher von B u s s y, L e c a n u und B o u d e t angegebeii ist ; das Festwerden des Oels aber ist nicht von der Geeenwart desselben abhlngig. Urn die gebildete S5ure m6glichst rein zu