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aSa umgebenden Periorbita gebildet und grenzt medianw[irts an die meist unversehrt erhaltene untere Siebbeinmuschel und den oberen Nasengang, beide yon ihrer Schleimhaut ilberzogen. Den Boden der Operationsh(ihle stellt der Boden der Mund- hShle dar *). (Schluss folgt,) XXXI. Ueber den Einfluss des WSrmeverlustes a~f die Eigen- temperatur warmbl|itiger Thiere. Von Dr. Felix Hoppe. Durcb zahireichc Untersuchungen alterer und ncuerer Zeit ist erwiesen, dass Menschen, Siiugethiere und Vt~gel ihrem Blute eine Temperatur erhalten, welche bei verschiedener GriJsse des W~irmeverlustes nach aussen ziemlich constant bleibt. Bekannflieh liegt diese Temperatur zwischen 360 und 410 bei Menschen und Siiugethieren, 380 und 44: o bei Viigeln. Nicht allein diese Ueber- einstimmung de]' verschiedensten Gattungen unter den vcrschie- denen Verh~iltnissen, sondern selbst die scheinbaren Anomalien, z. B. der Winterschlaf einiger Siiugcthiere, sowie die Folgen tiber- m~issiger Abktihlung, wie sie Bernard fand**), best~itigen die An- nahme, dass die Erhaltung der obigen Eigentemperatur zum regen *) Zur Untersuchung und namentlich auch zur Darstellungyon Operationsgebleten an der Leiche empfehte ich die yon mir angewandte Methode sich i n j i c i r t e r Leichen zu bedmnen, wodarch den Weichtheilen eine dem Leben nahe kom- mende Dicke und Consistenz vefliehen wird und die durchschnittenen Lumina gr6sserer Arteriea, wie atlch starkc Yaskulositiit gewisser Tbeile augenf/illig hervortreten. **) Bernard, Lec.ons dc physiologic exp~rim. Cours du sew. d'hiver |854--55. p. 184.

Ueber den Einfluss des Wärmeverlustes auf die Eigentemperatur warmblütiger Thiere

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Page 1: Ueber den Einfluss des Wärmeverlustes auf die Eigentemperatur warmblütiger Thiere

aSa

umgebenden Periorbita gebildet und grenzt medianw[irts an die

meist unversehrt erhaltene untere Siebbeinmuschel und den oberen

Nasengang, beide yon ihrer Schleimhaut ilberzogen.

Den Boden der Operationsh(ihle s te l l t der Boden der Mund-

hShle dar *). (Schluss folgt,)

XXXI.

Ueber den Einfluss des WSrmeverlustes a~f die Eigen- temperatur warmbl|itiger Thiere.

Von Dr. F e l i x H o p p e .

D u r c b zahireichc Untersuchungen alterer und ncuerer Zeit

ist erwiesen, dass Menschen, Siiugethiere und Vt~gel ihrem Blute

eine Temperatur erhalten, welche bei verschiedener GriJsse des

W~irmeverlustes nach aussen ziemlich constant bleibt. Bekannflieh

liegt diese Temperatur zwischen 360 und 410 bei Menschen und

Siiugethieren, 380 und 44: o bei Viigeln. Nicht allein diese Ueber-

einstimmung de]' verschiedensten Gattungen unter den vcrschie-

denen Verh~iltnissen, sondern selbst die scheinbaren Anomalien,

z. B. der Winterschlaf einiger Siiugcthiere, sowie die Folgen tiber-

m~issiger Abktihlung, wie sie B e r n a r d fand**), best~itigen die An-

nahme, dass die Erhaltung der obigen Eigentemperatur zum r e g e n

*) Zur Untersuchung und namentlich auch zur Darstellung yon Operationsgebleten an der Leiche empfehte ich die yon mir angewandte Methode sich in j i c i r t e r Leichen zu bedmnen, wodarch den Weichtheilen eine dem Leben nahe kom- mende Dicke und Consistenz vefliehen wird und die durchschnittenen Lumina gr6sserer Arteriea, wie atlch starkc Yaskulositiit gewisser Tbeile augenf/illig hervortreten.

**) Bernard, Lec.ons dc physiologic exp~rim. Cours du sew. d'hiver |854--55. p. 184.

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,1,54

Leben jener Thiere nothwendig sei. Die Winterschl,~ifer filhren wiihrend ihres Sehlafes ein Leben nach einem Typus, welcher quantitativ yon dem des wachen Zustandes sebr wesentlich ab- weicht, sowohl ihr Stoffwechsel als ihre Kraftentwickelung erhalten sich in minimo und diese Thiere unterscheiden sich dadurch yon anderen warmblittigen Thieren, class ihre W~irmeproduction nicht ausreicht, W~irmeverluste zu ersetzen, welche andere S~iugethiere ohne Beeintr~ichtigung der Eigentemperatur ertragen, w~thrend sie auf der anderen Seite eine Eigentemperatur yon so niederem Grade ohne baldige Beeintr~ichtigung der Lebensf'fihigkeit ertragen, welche hei anderen S~ugethieren des Leben giinzlich er]i)scben l~sst. FUr Meerschweinchen stelite B e r n a r d die Grenze lest, his zu welcher ohne das Leben zu vernichten, der Wiirmeverlust dieser Thiere gesteigert werden kann. Er fand bei seinen Experimenten, dass durch viel Quecksilber yon niedriger Temperatur abgekiihlte Meer- schweinehen unter Paral?se der Functionen ihrer Organe noeh durch kilnstliche W~irme gerettet werden konnten, wenn sie bis auf iS ~ his 200 im Rectum abgekiihlt waren, w~ihrend sie bei gew(ihnlieher Temperatur sich selbst tiberlassen zu Grunde gingen.

Sowie es eine Grenze ftir die mtiglichst grosse W~irmepro- duction eines Organismus giebt, muss ouch natiirlieh eine Grenze der mltglichst geringen W~irmebildung existiren, denn es ist nicht mllglich nach der jetzigen Betrachtungsweise tiber des Verh~iltniss yore Stoffwechsel zur W~irmeproduetion, dass ein thierischer 0rga- nismus leben kann, ohne Wiirme zu produciren. Es liegen his jetzt nur wenige in dieser Riehtung angestellte Untersuehungen vor und aueh die vorhandenen sind unzureichend zur Entscheidung dieser Frage. Es kann dies aber nicht wunderbar erseheinen, da die Verh~tltnisse diesen Untersuehungen sehr ungilnstig sind. Wtlrde man auch eine sehr vollstiindige Wiirmeisolation ermiiglichen und naeh dem Principe der calorischen Maschinen die ausgeathmete

heisse Luft in einem Regenerator zur Erhitzung der neu zustrli- mcnden, zum Athmen des Thieres bestimmten verwenden, so wttr- den doeh die Fehlerquellen durch die praktisehen M~ingel dieser Einrichtung zu bedeutend sein, als class man sichere Resultate er-

zielen k~nnte. Die bis jetzt angestellten Versuehe yon de la Roche ,

Page 3: Ueber den Einfluss des Wärmeverlustes auf die Eigentemperatur warmblütiger Thiere

455

L e m o n i e r , B e r g e v , O r a ~ f o r d u n d A n d e r n ' * ) huber t n u r e r -

w i e s e n , d a s s d e r 0 r g a n i s m u s ke in e r g i e b i g e s Mittel bes i t z t , W ~ r m e ,

d ie ibm yon a u s s e n zugef ( ih r t wi:rd, l a t en t w e r d e n zu l a s s en , class

a b e r e ine g e r i n g e E r h i i h u n g d e r E i g e n t e m p e r a t u r y o n M e n s c h e n

u n d S i i uge th i e r en o h n e Beeint r~icht igung d e s L e b e n s e r t r a g e n wird .

E in ige in d e r s e l b e n R i c h t u n g anges t e l l t e V e r s u e h e g a b e n m i r d a s -

s e ibe Resu l ta t .

Ein Hand wurde in einen HoJzkas/en gesetzt, der gerade Raum fiir ihn zum Stehen hat/e, der Kasten mit N~ige[n und GIaserkiit luftdicht verschlossen und dutch ihn mittelst eines Asp!rotors Loft hindarchgeS6gea, welcbe zua~ichst dttrch ein erhitztes kupfemeS Luflbad, dawn fiber dem Siedepunkte nahe erhallenes Wasser gegangen war. Die heisse einstrfmende Luft erwies sich dureh Niederschlag yon Wasser lm Einstrhmung~rf)hre ais mit Feuchtigkeit gesfittigL Es wurde die Tempe- ratur tier eintretenden, tier arts dem Kasten austretenden Luft und die Temperatur des Hundes im Rectum (dos Thermometer 3---4 Zo[1 both eingefiihrt) unmittelhar vor dem Versuche und sofort nach Beendigung desselben gemessen.

Versuchs- Luft- Temperatur der Temperatur der Temperatur des Hundes einstrhmenden ausstrhmenden vor nach

dauer temperatur Luft Luft dem Versuch demVersueh I. 35 Minuten 200 60~ ~ 31~ ~ 38",65 ~9",65

II, 41 19~ 600--800 3,i,~ 36 ~ 38",75 40",85 Durchgesogen warden in diesen Yersuchen 200--300 Litres. Naeh �88 Stunde war im e~ten Versuche die Temperatur des Hundes im Rectum

auf 38~ his 38~ gefallen, n~eh einer halben Stunde oaf 38~,20. ffeim 2ten Versuehe Idanen ~2 Minuten auf 38~ und nach noch 25 Minuten auf 38~

Ein dritter u wttrde in der Weise angesteltt, dass der Hund in einer langen, aufreehtstehenden, schmalen, zu ~ mit Wasser angefiillten Tonne so ein- gesetzt wurde, dass er, auf den Hinterffissen stehend, 8erade noch mit dem Maule siena gut (iber Wasser erhalten konnte. Das Wasaer hatte eine Temperatur yon 4~",0; die D~uer des Bodes betrug 3 Mi~luten.

. n I Differenz Temperatur des'Hundes im Rectum vet dem Versuch ~ ~8,75] "~" -o _70

- - - sogleich nach - ~ 41",451 :~o'0 ,, I - - I , 0 o

5 Minuten spfiter . . ~---39,651 o ,, " 1 - - I ,30

20 - - . . ~ 3 8 , 3 5 [ ^ , 4 ~ 35 - . . . ~ -37~ I ~ - 0 , tP

0 7~0 50 - - . . ~ 37",55|

In den ersten beiden Versuchen, in welehen der Hund in heisser mit Wasser- ~ampf gesiitti6ter Loft sieh befand, trot eine Erh6hung der Temperatur im Hectam um 1 ~ ~ binnen 35 and 41 Minuten, ira letzten Experimente, als der Hand sieh in heissem Wasser befaad und heisse mit Wasserdampf gesfittigte fiber dem

*) ~.. G ~ v a r r e t , Physique m~dicale de la ehsleur produite par les ~tres vivanta. p~ 4~5,

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a56

Wasser seines Ba:des staguirende Luft athmete, eine ErhShung der Temperatur im Rectum um 27,7 binnen 3 Minuten ein. l)as Wasser butte beim dritten Versuche nicht einen halben Grad yon seiner Temperatur verloren. Diese Experimente sind fiir die Thiere, wle es scheint, ziemlich qualvoll und da die Fragen, weiche ich durch sic beantwortet haben wollte, durch sic entschieden waren, so habe ich sic nieht weiter fortgesetzt. Sowohl in der heissen, feuchten Luft, als im Wasser- bade, wurde die Respiration des Hundes so frequent, dass die Trtigheit der bei der Respiration bewegten KSrpertheile die zur schnellen Bewegung erforderliche hnstrengung der Muskeln gewiss sehr bedentend erscheinen lassen muss i d a aber hiermit schon eine W~irmeproduction notbwendig Hand in Hand gehen muss, so liegt, dar!n zug[eich ein Moment f/ir die schneile Erbitzung des Tilieres. Beim zweiten Versatile erbielt icb nach 2 Z/ihlungen der Respirationsfrequenz mehrmals 200 Athemzfige des Iiundes in I Minute. Auch die Pulsfrequenz -war stets ge- steigert, jedoch in nicht hohem Grade. Beim 2ten Experimente gleich nach dem Herausnehmen des Thicres wurden 13fi Pulsschliige in I Minute gezahlt. Das Thief war circa 6 lfgrm, sehwer und. haUe eine Pulsfrequenz yon 90 his 110 m I Minute im Durchschnitte. Nach jedem dieser Versuche zeigte der Hund die griisste hufregung, die turgescirte blaurothe Zunge weir herausgestreckt; aach einer Viertelstunde waren diese Symptome giinzticb verschwunden, und alas Befinden und Betragen des Itundes war you da ab alas gewShnliebe ; eine Schlaffheit insbesondere trat nicht ein.

Die unmittelbare Wirkung der Aufhebung des W~irmeverlustes oder der Zufuhr yon W~irme von aussen her unterscheidet sich wesentlich yon der nachfolgenden Wirkung auf die Temperatur des Rectum. In allen 3 Versuchen fiel niimlich die Temperatur des Rectum nach der Erhitzung unter den Punkt, welcher vor Anfang der Erhitzung beobachtet war, und zwar fieI die Temperatur um so sehneller und tiefcr, je h(iher die vorausgehende Erhitzung ge- wesen war. Durch dieses Phiinomen spricht sich deutlich alas Vorhandensein einer W~irmeregulation im Organismus aus, welche in Folge der yon aussen wirkenden Wlirmezufuhr die W~irmepro- duction im Organismus inhibirt, w~ihrend eine grosse Unvollkom- menheit derselben dadurch sich zu erkennen giebt, dass die bei ihrer Contraction W~irme producirenden ~) Muskeln, durctr die hohe Temperatur erregt, ihrerseits noch eine Stcigerung der V~rmepro- duction bedingen**), so lange die bedeutende W~irmezufuhr noch

*) Bet hus&'uek Production daft hier natiirlich nicht anders als Umsatz gedeutet werden.

**) I)iese Unvollkommenheit der Warmeregulation tritt nun in diesem Falle ein, der in dem $cwShnlichen Leben der Tbiere nicht vorkommt, da auch in den

Page 5: Ueber den Einfluss des Wärmeverlustes auf die Eigentemperatur warmblütiger Thiere

einwirkte. Schon L e m o n i e r erhielt :flies Resultat, als er sich der Einwirkung eines Bades yon 440 in Barbges aussetzte. Hin- sichtlich des dritten Versuches oben ktinnte man me,hen, dass die Vcrdunstuug yore nassen Pelze des Iiundes nach flem Versuche einc Erniedrigung der Temperatur des Blutes bewirkt habe; die beiden ersten Versuche aber, bei welchcn der Pelz trocken blieb, gaben dasselbe Resultat und ausserdem werden die weiter unten zu beschreibenden Versuche erweisen, class eine Verdunstung yon der Haut das gerade Gegentheil davon, ntimlich Erhtihung der Blut- temperatur in den inneren Theilen zur Folge hat.

Deswegen, weft idie W[irmeproduction eine zum Leben der Organismen n{ithige Function ist, k{innen auch Steigerungen des Witrmeverlustes leichter ertragen werden alsAufhebung desselben. Ein Thier ertr~igt viel llinger 0hne Beschwerde ein Bad, welches t 0 ~ niedrigere Temperatur besitzt als sein Blur, als es ein Bad ertr~lgt yon einem ebensoviel seine Bluttemperatur ilbersteigenden

Grade. Ein kaltes Bad hat stets Sinken der Ktirpertemperatur zur

Folge und Wasser yon 9~ bedingte bereits bei dem Hunde

binnen einer halbert Minute ein bemerkbares Fallen der Temperatur im Rectum.

Temperatm" ~or dem Temperatur nachher Di/ferenz Eintauchen in Wasser

380,45 370,75 --00,70

38~ 370,05 - - i ~ 380,35 370,45 - - 0~

38~ 37 ~ - - l ~ Ein anderer Hund, in Wasser yon 0 ~ bis an den Hals ein-

gesetzt, zeigte beim 2 Minuten langen Verweilen ein Sinken der

heissesten Climaten die Luft nie ganz mit Ifeuchtigke~t ges:~tttgt Ist tfir so hohe Temperaturem Im entgegen~esetzten Falle, ntira]ich bei sehr bedeuten- dem Wtirmeverluste, tritt gleichfalls eine unwillkiihrliche Erregung der will- kiihrlichen Muskeln ein, ~die wir a[s Zittera und Zfihneklappern kennen und welche wohl ebenso, wie die Erre~un 6 durch Erhitzuag, sich aus eiaer grossen

Differenz der Temperaturen der r und peripherischen Nervenenden hedeiten liessen; die grSsste Schtaffheit tritt weaigstens ein, wenn die Tempe- raturea laeider nahezu gleich seia m~gea,

Page 6: Ueber den Einfluss des Wärmeverlustes auf die Eigentemperatur warmblütiger Thiere

Temperatur im Rectum yon 39~ auf 37~ und binnen 5 weite-

ten Minuten, ale tier Hund in ether Luft you 130 sich befaad,

sank die Temperatur ira Rectum noch his auf 36~ Als er

4�89 Miuuten in Eiswasser getaueht wurde, sank die Temperatur im

Rectum von 38~ auf 34~ uud sank nachtr~glich noeh binnen

5 Minuten auf 32~

Diese n,chste Wirkung des kalten Bades macht bald, in ge-

wissem Grade wenigstens, der umgekehrten Platz, wenn man den

Hund mit nassem Pelze sich selbst tiberl~isst, indem man ihn nut

vor starker Bewegung und Schlaf bewahrt. Die Temperatur im

Rectum erhebt sieh ailmiilig so lange der Pelz des Hundes noch

nass ist, his zu dem Maximum, welches Uberhaupt bet dem Hunde

unter normalen Verh,~iltnissen gefunden wird, ohne dass ein hSheres

Steigen eintr~ite, wenn die Abktihlung vorher bedeutender geweseu

war. War die Temperatur des Rectum bereits vor dem Versuche

auf dem Maximum, so trat nach demselben die frtthere Temperatur

wieder ein.

Um die Sehwankungen der Temperatur des Ilu~des, tier zu

diesen Versuchen haupts~tchlich benutzt wurde, kennen zu lernen,

wurde seine Temperatur im Rectum mehrere Tage so oft als m~ig-

Itch untersueht und dabei folgende Temperaturen abgelesen: Datum 21. 22. 23. 26. 27. 28. 31.Mai1856

9 Uhr friih 37~ - - 38~ 37~ -- 37~ 57~

10 37~ 38~ - - 37~ 38~ 37~ - - I t 37~ 38",05 -- 37~ 38~ 37~ 38~ 1 2 - M i t t a g s 3 7 ~ - - ~ 3 8 ~ , 0 0 - - ~

I . . . . 38",25 37~ 32'~ 37~ 2 - ~ 3 8 ~ - - 38",35 37~ 38",15 3 - - - - 37~ 38~ 38",15") 37~ 37~ 4 - - - - - - 38",05 37",85 37~ - - 5 - - - - -- 38~ 37~ 37 ~ 6 . . . . 38~ 38~,0e - - - -

7 38",35 37~ - - 37~,65 ' 3 8 " , t 6 - -

8 . . . . 37u,85 ~

Am 2~lsten, 22sten und 23. Mat butte der Hund frlih 7 Uhr

und Abends 6 Uhr sein Futter erhalten, an den spliteren Tagen

*) Fiir dieso plStzliche SteigeruQg babe icla keiae Erklilrun$, obwohl der Hund sich stets unter meiuen bugen bd~md.

Page 7: Ueber den Einfluss des Wärmeverlustes auf die Eigentemperatur warmblütiger Thiere

+~59

nu t Abends naeh Beendigung der Versuche, so dass er fPi~h be-

reits nUchtern sein mochte. Die Beobachtungen sind sehr unvoll-

st~indig und ich wurde gen~thigt, sie nieht in der Weise+l~nger

fortzusetzen, da der Hund bei den stfindliehen Untersuehungen mit

der Zeit heftigen Stuhldrang bekam und ieh Entzilndung zu erregen

f~irehten musste, wenn ieh in dieser Weise fortfUhre. Der h~iehste

Stand, weleher unter diesen 44 Beobaehtungen am Thermometer

im Rectum des Hundes gefunden wurde, war 38~ und aueh

dieser wurde nur zweimal beobaehtet. Die mittlere Temperatur

war 37~ und + die niedrigste, nur einmal beobaebtete Temperatur

war 37~ es ist wohl m~glieh, dass trotz aller Vorsieht alas

Thermometer zu sehr yon Kothmassen umgeben gewesen ist, als

dass es genau den ttt~hestand der Temperatur der Sehleimhaut

h~tte annehmen ktinnen. + Nie wurde jedoeh die Beobaehtung be-

endet, ehe das Thermometer einige Minuten einen festen Stand in

tier Scala behauptet hatte.

Den 19. Mai friih 9 Uhr zeigte das Thermometer im Rectum des Hundes 38~ nach einer halben Minute Eintauehens in kaltes Wasser 37",75

um J0 Uhr 38",25 I0�89 38",30 11 38~ 12 380,~5 I - 37~ 2 - 37",85

Um 12 Uhr war der Pclz noeh uass, um I Uhr war er troeken.

Am 20. Mai friih 9 Uhr Temperatur im Rectum 38~ nach �89 Minute Ein- taueheas in kaltes Wasser 37",05, fiillt allm~ilig noch his 36~

Um 10 Uhr 37~ 10�89 38~35 li�89 38",33 12 - 37~

Um 12 Uhr war der Pelz bereits fast trockeu+

Am |4. Juni 1856 fr/ih 10 Uhr in Wasser yon 11 ~ gebadet, zeigte der Hund eine Temperatur +im Rectum yon 37~ sie stieg langsam und war bei ganz naasem Pelze um l I Uhr schon 38~ spiiter 38",33.

Den 25. Fehruar |$57; ein kleiner, 3 Kgrm. schwerer, erwachsener Hund hatte ~�89 Uhr Nachrnittags eine Temperalur des Rectum yon 39n,35. Er wurde in Eis- wasser his an den Kopf getaucht~ 2 Minuten lang daria crhalte~ nndi dem,lt~r-

Page 8: Ueber den Einfluss des Wärmeverlustes auf die Eigentemperatur warmblütiger Thiere

ausnehmen war die Temperatur im Rectum ~--- 37~ das Thermometer ffillt w~hrend einiger Minuten im Rectum noeh his 36~ his 36~ zwischen welcheu Grenzen es eimge Zeit schwankt und sich dana allmalig erheht.

1 5 Miuuten sp~iter, Temperatur im Rectum ~- 39~ i 5 ~ 39~ 15 - ~--- 39~

Den 27. Februar 10Uhr 35 Minuten frith, Temperatur im Rectum 38~ 4�89 in Eiswasser erhalten, - 34~ das Thermometer f~llt nachtr~iglich noch auf . . . . 32~

Der llund verweilt stehend im Zimmer, sowie im vorigen Experimente. Um | i Uhr Temperatur im Rectum ~--34~

| I ~ - ~ 37~ l i ~ - ---~ 38~ i t S - ~ 39~ 12 ~ 39~ and diese Tempe-

ratur blieb am 12~ Uhr und 12} Uhr constant, his der Pelz troeken war.

Den 24. Mat 1856 8~ Uhr frfih wurde der erste Versuchshund bet eincr Temperatur im Rectum yon 38~ in kaltes Wasser getaucht und um 9 Uhr im Rectum 57",45 gefunden, um | 0 Uhr war sic schon auf 38~ gestiegen, er wurde wieder eingetaucht, um I t Uhr 38~ gefunden, um |2-~ Uhr war der Pelz trocken und die Temperatur ~---37~ wieder eingetaucht Nachmittags 5 Uhr bet 38~ die Tcmperatur fiel auf 38~ und war 6~ Uhr wieder auf 38~ gestiegen.

Den 29. Mai 1856 friih 9 Uhr Temperahlr im Rectum ~ 38~ nach Eintauchen in Wasser . . . . . . . ~ -38~ um 10~Uhr . . . . . . . . . �9 . . . ---38~ nach wiederholtem Eintauchen um | ! Uhr . . . ~ 38~ um 12 Uhr Temperatur im Rectum ~---38~ nach wiederholtem Eintauchen um I Uhr �9 . �9 ~ 38~

fast trocken um 2 - �9 �9 ~ - 3 7 ~ hinten feucht 4 - . ~ 38~

6 - - - 38~

Bei d i e s e n V e r s u c h e n w u r d e d ie L u f t t e m p e r a t u r s t e t s no t i r t ,

ich habe j e d o e h w e g e n d e r g e r i n g e n S e h w a n k u n g e n u n d d e s s i c h e r -

l ich u n b e d e u t e n d e n E i n f l u s s e s d e r s e l b e n d i e se B e o b a c h t u n g e n n i eh t

a n g e g e b e n , d ie L u f t t e m p e r a t u r w a r fr t ih h ie u n t e r l 0 ~ und Nach-

mi t t ags h ie t iber t 4 ~ mi t A u s n a h m e des V e r s u c h e s am t 4 . Jun i ,

wo die L u f t t e m p e r a t u r fr t lh 2 0 ~ N a e h m i t t a g s 22~ im V e r s u c h s -

r a u m e war .

Page 9: Ueber den Einfluss des Wärmeverlustes auf die Eigentemperatur warmblütiger Thiere

464

Dass die E r h S h u n g de r T e m p e r a t u r im Rec tum im Z u s a m m e n -

hange s teht mi t dam b e d e u t e n d e n W~irmevcrlustc, we]chen die Ver-

duns tung des W a s s e r s am Pelze des Hundes bedingt , e rg iebt s ich

daraus deutl ich, dass diese E r h S h u n g n icht zu Standc kommt , wenn

man d~n Hund in eine for W a s s e r undu rchd r ing l i chc Hiille e in-

wickeR. Den 30. Mai wurde der Hand fr/ih 9 Uhr bei einer Temperatur im Rectum

you 38",25 in kaltes Wasser getaucht; nach dem Heraasnehmen, war seine Tempe- ratur ~ 37~ Er wurde jelzt in eine grosse Cauutchoukdecke eingewickelt, so dass nur die Schnauze frei blieb und auf einen Binseustuhl geleg t.

Die Temperatur im Rectum War um 10 Uhr 38~',05 II - 37~ | 2 - 36'~,90 2 36",95

er wurde jetzt aus der Caoutchoukh~ille frei gemacht; sein noch ganz nasser Pelz dampfte, seine Temperatur im Rectum war urn 3 Uhr 38~

4 - 38~,35 Den 1. Juui wurde der Hund wieder in Wasser gelaucht bei einer Temperatur

im Rectum yon 37~ die Temperatar fiel nur. sehr unbedeutend auf 37",55, er wurde eingewickelt und zeigte am J l Uhr 37~ also die urspr(ingliche Tempe- ratur, hatte abet mit. den Hinterfiissen sich aus der Decke etwas frei gemacht, er wurde nochma[s in Wasser getaucht uud sorgf/iltig eingewickelt.

Die Temperatar im Rectum war um 12 Uhr 37'~,90 12�89 37~ 1 37~ 2 37~

er wnrde jetzt aus der Decke genommen und seine Temperatur im Rectum stieg bis um 3 Uhr auf 38~

Am 7. Juni wurde der Hand bei einer Temperatur yon 38~,85 in kaltes Wasser getaucht, die Temperatur fiel auf 37~ er Wurde in ~dia Caoutchoukdecke gehiillt, die Tempcratur stieg aaf 38~ er wurde nan herausgenommen and auf dem Stuhle liegen gelassen, um 10~-Uhr war seine Temperatur 35~,35, schwankte dana, indem sic auf 38~ fie], wieder sich auf 38",34 erhob und dann 11 Uhr auf 38~',55 kam. Der Hand schien an diesem Tage nicht wohl zu sein, er war unruhig und masste daher aus der Decke genammen warder nnd dutch dies Un- wohlsein mag auch die ungew~ihnlich hohe Anfangs|emperatur yon 38~ bcdingt gewescu sein.

Die b e i d e n Versuche vom 30. Mai a n d I . Juni geben ein klares

Bild yore Gange d e r W~[rmeproduct ion u n t e r d iesen Verh~iltnissen.

Der b e d c u t e n d e W~irmeverlust , we lcher durch das E i n t a u c h e n in

kaltes W a s s e r bed ing t i s t , regt die Produc t ion a n uud deswegen

Page 10: Ueber den Einfluss des Wärmeverlustes auf die Eigentemperatur warmblütiger Thiere

4 ~

steigt die Temperate Zun~lchst, da jedoch darauf eine Verminderung des Wltrmeverlustes durch Einwickelung in die Caoutchoukdecke folgt und ausserdem die Verdunstung gehindert ist, so tritt eine Erniedrigung der W~irmeproduction ein und es f~llt damit im Zu- sammenhange die Temperatur im Rectum. Wird jetzt der Hund wleder aus der Decke genommen und die Verdunstung des Was- sers yon der warmen Haut gestattet, so tritt eine schnelle Erhtihung der W~trmeproduction ein und die Temperatur im Rectum steigt.

Es ergiebt sich aus diesen Verh~tltnissen und Resultaten, welche mit den nt~thigen theoretischen Voraussetzungen tiber eine gut re- gulirte Heizung in den Organismen sehr wohl Ubereinstimmen, warum eine Vermehrung des W~lrmeverlustes an sich noch kein Antiphlogisticum ist, und warum Fieberkranke im Bette besser auf- gehoben sind als im kalten Bade; ferner ergiebt sich die Wirksam- keit der nassen Einwickelungen bei verhinderter Verdunstung hin- sichtlich der Erniedrigung der W~irmeproduction. Die geschilderten Experimente sind nicht zahlreich genug, um nicht hie und da Ei- niges zweifelhaft zu lassen und ich entschloss reich nut deswegen sie zu veri~ffentlichea, well ich vorl~iufig keine Gelegenheit habe, sie zu vervielF~iltigen und zu erweitern. Mttchten doch Kliuiker sich dieses filr Pathologie und Therapie gleich interessanten und

ergiebigen Gegenstandes zur weiteren und genaueren Bearbeitung annehmen.

Obwohl die Quellen der W~irmeproduction ziemtich gut gekannt sind und auch ihr Verhtiltniss zur Eigentemperatur der Thiere, so wie ihrer verschiedenen Kbrpertheile in den Umrissen allen Anfor- derungeri genttgend dargelegt ist*), so sind doch die Mittel und Wege der Regulation dieser Umsetzungen und Bewegungen noch gr~sstentheils im Dunkeln, und ich will daher, ohne reich auf

weitere Hypothesen und Betrachtungen einzulassen, nur noch eines Gegenstandes hier gedenkea, dee mit den oben betrachteten Ver- h~ltnissen im innigsten Zusammenhange zu stehen scheint und der die ganze Betrachtung wieder auf den Ausgangspunkt dieser Unter- suchung zurtickfUhrt. D i e warmbltitigen Thiere sind in den ver- schiedenen W~trmezonen der Erde sehr verschiedenen W~irmever-

*) A. Fick, Medicinische Physik. Abschaitt u

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luste~t ausgesetzt. Mlerdings sind dureh Ausbildung des subcu- tanen Fettes, der Haare und Federn die W|lrmeverluste der Thiere kalter Zonen sehr erm~ssigt, und gauz besouders der W~rmeverlust der Robben und Wale ersetzbar gemacht, aber dennoch l~sst die Regulation des W~rmeverlustes sich nicht als genilgend ansehen, da fiir die Respiration einerseits gar keine solche mt~glich erscheint und ausserdem die Ausbildung dieser ltauttheile nicht im Verhlilt-

niss der Temperaturunterschiede steht. J. Davy behauptet nun, dass die Regulatiou der W~irmeproduction insofern ungenilgend sei, als wirklich die Temperatur der Menschen in den Tropen hiJher sei als in der gem~issigten Zone. Leider habe ieh J. D a v y ' s Be- obachtuugen nur im Auszuge*) leseu kt~nnen, es ergiebt sich aber schon aus der Angabe D a v y ' s , dass er die Temperatur im Munde der Menschen gemessen hat, dass er keine auf die Temperatur des Blates im Innern bezUgliehen Resultate erhalten konnte. Ausserdem erkennt man aber, wenn man die eiuzelnen Beobachtungen dureh- geht, durchaus keine Regelm~tssigkeit und die Unterschiede sind, mit Ausnahme yon den in Colombe auf Ceylon ausgefUhrten, hSchst unbedeutend. Nut auf dieser Station land sieh bei den meisten Individuen, deren Temperatur unter der Zunge untersucht wurde, ein Steigen des Thermometers fiber 38 ~ auf allen anderen Stationen blieb rich bei ziemlich gleicher Lufttemperatur die Temperatttr im Munde gleichfalls ziemlich gleieh.

Im directen Gegensatze zu den Annahmen D a v y ' s stehen die Beobaehtungen yon Capt. L y o n * * ) und Back , wetche in die Lehr- biicher der Physiologie fast allgemein aufgenommen sind. Capt. Lyon fand auf der Parry'schen Expedition in den arctischen Regionen, indem er eben get~dtete Thiere unte~uchte, die Eigentemperatur des Polarfuchses bei - -30~ Lufttemperatur gleich 40~ die des Fuchses bei - -35~ gleieh 41~ die des Wolfes bei ~ 3 2 ~ gleich 400,5. . Gerade beim tiefsten Stande tier Lufltemperatur fand er die h~chsteu Eigentemperatureu der Thiere. Allerdings werden yon ibm auch nie- dere Temperaturen angegeben; es ist aber die Ursache dieser Resul- rate leicht erkl~irlich aus dem hSchst bedeutenden W~h'meverluste,

*) Ann. de chim. et de phys. Tom. XXXIIL Ser. I. p. 18i.: **) Ann. de chim. et de phys. 1825. Tom. XXu p. 223.

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welcheu die gettidteten Thiere bei einer 700 niedrigeren Temperatur der sie umgehenden Atmesph~tre erleiden mussten, we die dichtere Luft ein bessererW~irmeleiter ist, die Strahlung sehr hedeutend sein muss und das Liegen des getiidteten Thieres auf Eis, Sehnee etc. yon so niedriger Temperatur ein sehnelles Sinken der Eigentemperatur der Thiere veranlasst. Es kommt noch hinzu, dass die Empfindliehkeit der Thermometer in der Zeit, we diese Beobaehtungen gemaeht sind, gewiss viel zu wiinschen iibrig liess und somit viel Zeit verstrich, bis das Thermometer die Temperatur der umgebenden Medien anzeigte. Von neueren Beobaehtungen sind mir nur die von M a r t i n s * ) be- kannt und diese spreehen lediglieh ftlr die Richtigkeit meiner An-

nahme, dass in den kalten Regionen bei grSsserem Witrmeverluste die Eigentemperatur der Thiere in den inneren Theilen eine hiihere sei, als bei Thieren derselben Gattungen in milden Climaten bei geringem Wiirmeverluste.

Die n~chsten Folgerungen, welche sich vorl~iufig aus den oben beschriebenen Versuchen ziehen lassen, wtlrden sein:

I . Bei vollst~indiger Aufhebung des W~irmeverlustes und Zu- fuhr von W~irme von aussen her, wird die Temperatur des Blutes erh~iht und zwar um so sehneller, je griisser die W~irmezufuhr in gewisser Zeit ist.

2. Pltitzliehe Steigerung desWiirmeverlustes litsst dieTemperatur des Blutes fallen, entsprechend der Intensit~it und Dauer des Verlustes.

3. Einer pliitzlichen Erhiihung der Temperatur des Blutes durch Wlirmezufuhr folgt nach Aufhebung der letzteren eine Erniedrigung der Bluttemperatur unter den mittleren Stand derselben.

4. Einer pltitzlichen Steigerung des W~irmeverlustes folgt eine Erhebung der Bluttemperatur auf das Maximum derselben, ohne dass jedoch die Hiihe dieser Erhebung zu dem Stande der Blut- temperatur vor dem pliitzlichen Wechsel oder zu dem Grade der gegebenen Abktihlung in einem bestimmten Verh~iltniss stiinde.

5. Anhaltender bedeutender W~irmeverlust erhiilt die Blut- temperatur auf ihrem Maximum, anhaltend geringer Witrmeverlust llisst die Bluttemperatur sinkeu.

*) Compt. rend. |856. T. XLII. p. 515.