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Aus DE~ PATHOLOGISCHEN INSTITUT ZU BERN. (DIREKTOR: PROF. DR. Tm LANen*NS.) OBER DEN EINSCHLUSS VON PAROTISLAPPCHEN IN LYMPHKNOTEN. VON R. NEISSE, BERN. Mit 6 Abbildungen auf Tafel XVIII/XIX.

Über den Einschlüss von Parotisläppchen in Lymphknoten

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Page 1: Über den Einschlüss von Parotisläppchen in Lymphknoten

A u s DE~ PATHOLOGISCHEN INSTITUT ZU BERN.

(DIREKTOR: PROF. DR. Tm LANen*NS.)

OBER DEN

EINSCHLUSS VON PAROTISLAPPCHEN

IN

LYMPHKNOTEN.

VON

R. NEISSE, BERN.

Mit 6 Abbildungen auf Tafel XVIII /XIX.

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Page 3: Über den Einschlüss von Parotisläppchen in Lymphknoten

Die nachste Veranlassung zur. vorliegenden Untersuchung

war die bekannte Thatsache, dass die Parotistumoren sich durch

Mannigfaltigkeit ihrer Zusammensetzung ganz besonders aus,

zeichnen. Wir finden Jn ~hnen neben bindegewebigem, sarkoma-

tSsem, schleimgewebigem Stroma noch Inseln hyalinen Knorpels~

ferner Zellmassen yon im grossen und ganzen epithelialem

Charakter in der verschiedensten Anordnung. Die Deutung

namentlich dieser letzteren Zellmassen ist ausserordentlich

schwierig. Die Mehrzahl der neueren Autoren sieht dieselben

trotz der grossen J~hnlichkeit mit normalen Epithelien ffir Ab-

kSmmlinge der Endothelien an. Ein andel:er ratselhafter Be~

standteil sind die erwahnten knorpeligen Einsprengungen, die

baldauf das Bindegewebe, bald auf die Lymphgefasse zurfick-

geffilart wurden. Jedoch dringt in neuerer Zeit mehr und mehr

die Ansicht durch, .dass es sich hier um fStale Absprengungen

vo~ Knorpel oder knorpelbildendem Gewebe handelt. Es legte

dies den Gedanken nahe, bei einer Anzahl yon kindlichen

Parotiden auf kontinuierlichen Schnittreihen nachzusehen, ob

sich irgendwie ein Anhaltspunkt finden lasse, um die Bilder der

Tumoren zu erklaren: Allerdings konnte man kaum hoffen, an

einer verh~tltnismassig geringen Zahl von Parotiden zu einem

Resultat zu kdmmen, da r Parotistumoren doch immerhin

nicht zu den haufigeren gehSren. Andererseits aber lag die

Uberlegung nahe, dass die normale Parotis des Menschen bis

jetzt im ganzen nur wenig untersucht wurde, aus rein ~tusseren

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290 R. NEISSE,

Rficksichten behufs Schonung der Leichen. - - Herr Prof. La ng-

h a n s fand nun bei der ersten Schnittserie, die er durchsah, ein

eigentfimliches Verhalten der Drfisenbl~schen zu den Lymph-

knoten, das bisher nicht bekannt war. Ich habe daher Veran-

lassung genommen, zun~chst diese VerhMtnisse aufzukl~ren.

Ffir die gfitige Uberlassung des Materials sowie ffir seine rege

Unterstfitzung bei der Bearbeitung desselben spreche ich Herrn

Prof. L a n g h a n s auch an dieser Stelle meinen 'aufrichtigen

Dank aus.

Ich will gleich hier erw~hnen, dass ich in der beschrSnkten

Anzahl von Parotiden, die ich untersuchte, irgend etwas, das

ffir die Erkl~rung des komplizierten Baues der Parotisgeschwfilste

benfitzt werden k~nnte, nicht gefunden habe. - -

Es Wurden die Parotiden von 14 Neugeborenen in Schnitt-

serien untersucht (in 5 F~llen kam nur die eine Parotis zur

Untersuchung). Die Stfickfarbung erfolgte mit H~tmalaun, die

Unterf~rbung der Schnitte Init Eosin. Die Schnitte waren mit

wenigen Ausnahmen horizontal durch die Parotis geffihrt. Dicke

derselben 20--25 ft. In allen Parotiden land sich eine gr0ssere Anzah] (8--14)

Lymphknoten in das Drfisengewebe eingestreut. E]ne bestimmte

Anordnung lasst sich dabei nicht konstatieren: sie treten sowoh]

im Innern der Drfise wie auch an ihren R~tnderu auf. In

letzterem Fall .ist der Knoten entweder noch yon einer dfinnen

Schicht Parotisgewebe bedeckt, oder er sitzt demselben auf, in

eine mehr oder weniger tiefe Einsenkung desselben eingelassen.

Die GrSsse schwankt zwischen 0,15 : 0,2 und 3,2 : 4,5 mm.

Die Form ist sehr verschieden. Die kleineren sind ausschliess-

lich rundlich, ohne hilusartige Einziehung, die grSsseren oval, oft

sehr langgestreckt, zuweilen etwas unregelm~ssig eckig, mit ein-

springendem Hilus an der einen Langsseite; in einzelnen wenigen

Fallen befindet sich der letztere an einem schmalen Pol. Bei den

randst~ndigen Lymphknoten ist er gewShnlich nach der Parotis

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l~ber den Einschluss yon Parotisl~ppchen in Lymphknoten. 291

zu gelegen, zuweiIen aber auch nach aussen, yon wo dann auch

die in den ttilus eintretende Arterie herkommt.

Die kleineren Knoten sind nieht immer scharf durch eine

Kapsel abgegrenzt; ihr Inneres nimmt sich aus wie eine blosse

Anhaufung yon einkernigen LymphkSrperchen, die nur von

Kapillaren durchsetzt ist und sehr oft nicht einmal eine An-

deutung yon Lymphbahnen besitzt ;' nur in einzelnen Fallen ist

die periphere subkapsulare Lymphbahn ziemlich welt und

dadurch sehr deuthch; dagegen sind im Innem niemals Lymph- bahnen oder Trabekel zu erkennen.

Die gri~sseren Knoten stellen sich im Gegensatz dazu als

ausgebildete Lymphdrfisen mit Mark und Rinde, Trabekeln,

LyInphbahner/ und lymphadenoidem Gewebe dar. In den

Lymphbahnen finder man 5fters grosse Zetlen von rundlicher

oder ovaler Form mit grossem, blaschenfSrmigem Kern; man

k(~nnte sie ~ls epithelioide Zellen bezeichnen.

In seltenen Pifllen sind die Lymphbahnen sehr weir, sowoht die

die ganze Peripherie einnehmenden subkapsularen, deren Lumen

yon den Spindel- und Sternzellen des Retikulum durchzogen ist,

wie auch einzelne im Innern der Drtise gelegene, die in viel

h0herem Grade erweitert sind und grosse, rundliche Hohlraume bilden.

Ferner sind in den meisten dieser Lymphknoten die Kapil-

laren in besonderem Masse entwickelt; entweder sind die Wand-

ungen sehr dick oder die Lumina erweitert oder es kommt

beides zusammen vor. Die Verdickung der Wandung-betrifft

allein die Adventitia. Die Weite der Lumina weehselt sehr; viele fibertreffen den Durehmesser der andern um das Doppelte.

Die Zahl tier Kapillaren ist zuweilen so gross, dass die Ge-

fasslumina auf dem Durehschnitt vor dem tibrigen Gewebe in den Vordergrund treten.

Endlich zeigt in samtlicheu Parotiden ein Tell der Lymph-

knoten noeh ein besonderes Verhalten, das unser Hauptinteresse

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292 R. NEISSE,

in Anspruch nimmt: es tritt n~imlich innerhalb des Lymph-

gewebes oft Parotisgewebe auf. Entweder sieht man nur ganz

wenige, zerstreute Driisenbl~ischen oder eine kleine Anzahl

zu einer Gruppe vereinigt; oder es finden sich kleinere oder

gr6ssere Liippehen eigentliehen Parotisgewebes mit dazugeh6rigen

Speiel~r6hren, oder endlieh die DrOsenblasehen sind regellos

,im ganzen Knoten zerstreut.

Was die Eigensehaften der Driisenbl~tschen im Innern der

Lymphknoten anbetrifft, so finder man keine wesentliehen Unter-

sehiede gegentiber dem eigentliehen Parotisgewebe. Die einzel-

nen Aeini wie die ganzen Lgppehen sind meist dutch Binde-

gewebe vom tymphadenoiden Gewebe getrennt.

(}bet die Art und Weise, wie das Parotisgewebe in die

Lymphknoten gelangt, ist folgendes zu sagen: In den FNlen,

wo ein I-Iilus vorhanden ist, dringt das Driisengewebe dutch

diesen in den Knoten ein; man kann in "den Sehnittreihen das

Vordringen der Drtisenblgschen sehr seh/Sn sehen. In einigen

wenigen Fttllen handelt es sieh nieht um ein eigentliehes Ein-

dringen, sondern um eine blosse Einsttilpung der Kapsel dutch das Drtisenlttppehen im Bereieh des I-Iilus.

Im Knoten selbst verbreitet sieh die Parotissubstanz ver-

sehieden weir naeh den Seiten hin: zuweilen bleibt sie auf die

Marksehieht oder sogar auf den dem Hilus zungehst gelegenen

Teil derselben besehr~tnkt (s. Fig. 1), zuweilen verdr~ingt sie

aueh die Rinde (s. Fig. 5), sodass in den besonders ausgebil-

deten Fiillen fast alles lymphadenoide Gewebe bis aui eine

sehmale Randzone versehwunden und dureh Parotisgewebe

ersetzt ist. Noeh eine andere Art der Substituierung yon Lymphgewebe

dureh Parotisgewebe wird beobaehtet: naehdem das letztere in

den Knoten eingedrungen ist, verbreitet es sieh hauptsiiehlieh

naeh einer Riehtung hin und ersetzt bier allm~hlieh das lymph-

adenoide Gewebe so rollst~tndig, dass an dieser Stelle nur die

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Uber den Einschluss von Parotisl~ippchen in Lymphknoten. 293

Kapsel iibrig bleibt und nun bei ~tussexlieh gleieher Form der Knoten halb Lymphdrtise, halb Parotis ist (s. Fig. 6). - -

Ist die Lage eines solehen Lymphknotens in der Parotis derart, dass beim Aufsetzen des Bloekes der Hilus naeh oben oder unten zu liegen kommt, so erhNt man natfirlieh aueh Sehnitte, in denen das Parotisgewebe mit den gr0sseren Gef~tssen' in der Mitte des Knotens liegt und auf allen Seiten yore lymph- adenoiden Gewebe umgeben ist. Es kann in solehen F~tllen zuweilen aueh der Ansehein entstehen, als ob die Gef~isse in der Mitre der einen Breitseite hereintr~tten und das zutretende Drtisenl~ppehen yon der andern. Es wird dies dann der Fall sein, wenn Blutgef~sse und Dr~senkanal ausserhalb des Knotens raseh naeh der Seite umbiegen, und zwar die Gef~sse naeh der einen, der Drfisenkanal naeh der andern Seite.

Bei den einfaehen Lymphkn~Stehen, die nut als grosse Fol- likel erseheinen, sind die gegenseitigen Beziehungen zwisehen

Parotislgppehen und Kn0tehen begreiflieherweise viel einfaeher. Es treten hier yon einem an!iegenden Parotisl~ppehen in der Regel nur wenige (2--4) Drfisenl~ppehen in das KnStehen ein und aueh da, wo die Zahl derselben gr0sser ist, bleiben sie auf die n~ehstliegende Randpartie besehr~nkt, so dass die Follikel niemals so gleiehm~ssig von den Drtisenl~ppehen durehsetzt sind, wie das bei den grSsseren Lymphknoten vorkommt.

Wir wollen nun zuniiehst die Itaupttypen der untersuehten Lymphknoten mit Parotiseinlagerungen herausgreifen und an ihnen die weiteren Details verfolgen.

Zun~tehst ein Knoten, in dem sich nur wenige Drfisenbli~s- chen im Bereich des Hilus gruppieren (s. Fig. 1). Es betrifft einen im Innern der Parotis gelegenen, nm" leicht ovalen Knoten yon 1,2 : 1,6 mm GriSsse, dessen Nilus allerd~ngs nieht sehr aus- gesproehen ist. Von dem vor dem Hilus gelegenen Parotis- gewebe dringt neben den Gefi~ssen ein kurzer Zapfen in den

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Knoten ein, der sich innerhalb desselben nut wenig und nicht nach allen Richtungen hin verbreitert. Die Zahl der Drilsen- blaschen betr~igt an denjenigen Sehnitten, welehe durch die

Mitte des Zapfens gehen, etwas fiber ein Dutzend. lhre gegenseitige Anordnung und Lagerung ist die gleiche wie in den benachbarten Drtisenl~ppchen. Gegen das Gewebe des Lymphknotens ist dieser Zapfen dutch Bindegewebe gesehieden und ebenso ist innerhalb desselben zwisehen den Drfisen- blasehen nur Bindegewebe, kein lymphadenoides Gewebe. Die dfinne Lage von Bindegewebe, welche zwisehen den Zapfen und das lymphadenoide Gewebe sieh einsehiebt, h~tngt mit der' Kapsel des Lymphknotens zusammen, stellt aber nieht die ein-

gebuehtete ganze Kapsel dar, denn die ~tusseren Lagen derselben gehen an der Basis des Zapfens quer dureh denselben hin-

dureh. Aueh ist jene innere Sehieht yon Bindegewebe zwisehen Zapfen und lymphoidem Gewebe loekerer gebaut als die an- grenzende Kapsel und etwas reieher an Kernen; sie gleieht darin ganz dem Stroma, das zwisehen den Drfisenbl~isehen sieh finder 1).

Nieht weir yon diesem Knoten sehen wir in derselben Parotis einen zweiten, etwas grSsseren (1,7 : 2,2 ram) ebenfalls yon ovaler Form, mit vollst~indig normalem Bau und grossem Hilus- feld, das wesentlieh aus Bindegewebe mit den eingesehlossenen Gefiissen besteht, und in diesem Bindegewebe finden sieh nun vier Parotisl~ippehen, jedes aus einem Dutzend Drtisenblasehen und dariiber bestehend. Sie h~ingen alle dutch Speiehelr6hren untereinander wie aueh mit den zwei dicht vet dem Hilus ge- legenen Parotisl~tppehen zusammen. Sie liegen direkt in dem

1) Solche solide Zapfen kommen in verschiedenm" GrSsse vor. Einmal sah ich einen solchen von relativ bedeutenden Dimensionen, so dass er circa ein Drittel des ganzen Knotens einnahm; er war direkt von dem lymph- adenoiden Gewebe umgeben, das keine deutliche Gliederung in Mark und Rinde, Follikel und Lymphbahnen zeigte.

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(Jber den Einschluss yon Parotisli~ppchen in Lymphknoten. 295

lockeren Bindegewebe des Hilus] zugleich mit Blut- und Lymph-

gef~issen, aber die meisten dringen nieht in das lymphadenoide

Gewebe ein, obwohl sie an einzelnen Stellen ganz dieht an das-

selbe herantreten. Nur 3--4 sieht man aueh in dem lymphade- noiden Gewebe der Markstr~inge.

Anders verh~tlt es sieh in dieser Hinsieht bei einem Lymph-

knoten eines anderen Neonatus. Derselbe befindet sieh am Rande

der Parotis; Gr0sse 1,3:2,0 mm, Gestalt unregelmss~ig vierseitig.

(Der Fall ist ausserdem noeh dadureh bemerkenswert, dass hier

der I-Iilus naeh aussen geriehtet ist. Der Eintritt des Parotis-

gewebes konnte hier aber nieht festgestellt werden, da das

Pr~tparat an dieser Stelle defekt war). Hier sind nun die Lymph-

bahnen nieht sehr deutlieh, nut die subkapsulgren sind in einer

'I-I~tlfte ausgesproehen. Es grenzen sieh aueh die einzelnen

Follikel nieht seharf gegeneinander ab, es findet sieh vielmehr

unter der Kapsel eine gleiehmassige Lage yon lymphadenoidem

Gewebe, welches im Mark in einzelne, nut sehr diffus begrenzte

Str~tnge zerf'~llt. Gerade in dieser gleiehm//ssigen subkapsul~tren

Sehieht finden sieh die Drfisenbl~sehen in grosser Zabl zu kleinen

Gruppen vereinigt, wobei sie yon der Kapsel immer dureh

lymphoides Gewebe in breiterer oder sehm~tlerer Sehicht getrennt

sind. Gegen letzteres sind sie dureh eine sehmale runde Linie

abgegrenzt, die wahrseheinlieh einer Membrana propria entspricht.. Naeh aussen stossen aber sofort Lymphk6rper an.

Interessante Abweiehungen yon den bisher besehriebenen F~tllen bietet ein langgestreekter Knoten yon 0,5:2,0 mm dar.

Von einem eingezogenen Hilus ist hier niehts zu sehen. Im

ersten Sehnitt zeigt sieh das Parotisgewebe an zwei Stellen: un-

gefahr in der Mitte der einen L~tngsseite und an einem sehmalen

Pol (den ieh als den linksseitigen bezeiehnen will), hier bereits

in Verbindung mit einem ausserhalb liegenden Drfisenl~ppehen.

Hier tritt aueh neben dem Parotisl~tppehen eine Arterie in den

Lymphknoten Bin und zwar an derjenigen Seite des Pols, welehe

Ana'~omisehe iIefi~e. I. Abteilung. XXXII. Heft (10. Bd., K. 2.) 2 0

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an die andere Breitseite angrenzt. Venen dagegen laufen yon

dem Innern des Knotens naeh demjenigen Parotisliippehen hin,

welches an der einen Breitseite liegt, und zwar naeh deren linken

Seite. In den folgeuden Sehnitten treten dann zwisehen den

beiden Lttppchen neue Gruppen von Acini auf, so dass sehon

yore vierten Sehnitt an die ganze betreffende Breitseite yore

linksseitigen Pol an bis in die Ntthe des rechtsseitigen nicht yon

Kapsel umgeben ist, sondern dureh Parotislttppehen abgegrenzt

wird. Die Vene~n treten zwischen denselben naeh aussen. Hier

ist also keine hilusartige Einziehung ~'orhanden, der Hilus be_

schltLgt vielmehr fast die ganze eine Breitseite, wird aber wesent-

lich yon Parotislttppchen eingenommen, durch welehe die Venen

hindurchtreten, wtthrend die Arterie zur Seite gedrttngt er-

seheint und an dem einen sehmalen Pol in den Knoten eintritt.

Nachdem so dureh eine Reihe yon Untersuchungen das

regelmtissige Auftreten Drfisenblttschen enthaltender Lymphknoten

in der Parotis Neugeborener festgestellt worden war, handelte es

sich noeh datum zu untersuehen, wie und warm dieselbe Er-

scheinung beim F~tus auftritt.

Es wurden zu diesem Zweek Schnittserien yon 12 F6ten

versehiedenen Alters (yore 3. his 6. Monat) angelegt; yon den

sieben ttlteren FSten (5. und 6. Monat), wo die Schnitte nicht

dureh den ganzen Kopf gingen, kam dreimal nur eine Parofis

zur Untersuchung.

Die Kopffersenlfi.nge tier einzelnen F6ten betrug: 8, 9, 12,

17'/9, 20'/2, 21, 21, 23 und 30 era. Ein FStus ,,ohne Gr~Sssen-

angabe" und einer mit der Bezeiehnung ,,aus der ersten H~tlfte

des vierten Monats stammend" stimmen ungeft~hr mit dem yon

12 cm Lttnge tiberein. Endlieh kommt dazu ein F6tus mit einem

,,sagittalen Kopfdurehmesser yon 8 era", was ungeftthr einer

Kopffersenlttnge yon 30 cm entspreehen wfirde.

F~trbung wie bei den Neonati.

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13her den Einschluss yon Parotisl~ppchen in Lymphknoten. 297

Die Parotis entsteht naeh K ~ l l i k e r und M i n o t in der

zweiten H~lfte des zwelten Monats in Form einer einzigen Ein-

stfilpung des Mundh6hlenepithels vom seitlichsten Teil der Mund-

h6hle aus. Die Mfindung der Einsttilpung ]iegt anfangs ziem-

]ieh welt vorn (in gleieher Linie wie diejenige der Submaxillaris),

wandert dann aber im weiteren Verlauf des Wachstumes naeh

hinten (die Mfindung der Submaxillaris nach vorn).

Die erste Anlage ist ein einfacher, solider, eylindrischer

Zellstrang, der sieh aber bald verlangert und vergstelt. Die

Enden der Aste verbreitern sieh leicht. In der Umgebung der-

selben verdiehtet sieh das Bindegewebe zu einer kugeligen

Masse, die sieh scharf vom umgebenden loekeren Bindegewebe

abhebt. Das Lumen der Drfise tritt zuerst im ttauptausftihrungs-

gang auf und sehreitet yon da allm~thlieh bis zu den Alveolen

vor. Um diese Zeit besteht das EpitheI aus einer einzigen

Sehieht yon .Cylinderzellen. In den Ggngen sind die Kerne so

verteilt, dass sie zwei Reihen bilden, yon denen die ~ussere sieh

intensiver f~trben soll als die innere.

Solehe Bilder bieten aueh die uns ~,orliegenden Pr~tparate

dar. Der auffglligste Unterschied gegenfiber der Parotis der

Neugeborenen (je jttnger die Frueht, desto ausgesproehener ist

derselbe) ist die Menge des loekeren Bindegewebes, in das die

Drfisensehl~tuehe eingebettet erseheinen, und die relativ stark

hervortretende Membrana propria.

Ieh sehildere zunfiehst kurz die Verh~ltaisse der Parotis,

wie sie sieh bei den F6ten yon verseh{edener GrSsse darboten.

In den Pr~tparaten des kleinsten F6tus yon 8 em L~tnge

besteht die Parotis, die einen sagittalen Durehmesser von 4 mm

und einen transversalen von 2 mm hat, aus einer Anzahl sieh

ver~tstelnder Speiehelr6hren versehiedener Gr6sse, auf Lfmgs-

sehnitten teieht kenntlieh an den zwei Doppelreihen, auf Quer-

schnitten an den zwei konzentrisehen Kreisen, die die Kerne

darstellen. Die Kerne tier ausseren Reihe sind rand, die der

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inneren mehr oval und senkreeht gestellt und direkt dem Lumen

anliegend, so dass zwisehen beiden sieh ein Streifen helleren

Protoplasmas befindet. Zwischen den SpeichelrShren sieht man

sodann solide Str~inge und im ganzen rundliche Zellhaufen, die

sp~teren Drfisenbl~ischen. Der Durehmesser der letzteren be-

tr~tgt durchschnittlich 80 tL, einige wenige erreichen einen solchen

yon 120 g. Die Durchschnitte der SpeichelrShren und Drfisen-

bl~ischen liegen meistens zerstreut, um den einfachen, doppelten

und selbst vierfaehen eigenen Durchmesser yon einander ent-

fernt. Sie bilden ein Feld ungefShr yon der Form der sp~iteren

Parotis, dasselbe ist abet durchaus nicht nach aussen abgegrenzt,

sondern sein Bindegewebe geht direkt in dasjenige der um-

gebenden Teile fiber.

Bei dem FStus yon 9 em ist die GrSsse und Struktur der

Parotis ungef~ihr dieselbe.

Der FStus yon 12 cm zeigt bereits einen Fortsehritt in der

GrSsse der Parotis (3 : 6 ram) und der dichteren Lagerung der

Drfisenkan~ile und -bl~ischen. W~ihrend bei dem FOtus yon

8 cm gerade in der Mitre des Parotisfeldes ein grSsserer Fleck

frei ist yon Dr~senelementen, sind die letzteren bier gleiehmassiger

verteilt. Der Durchmesser tier Drfisenkan~ite und -bl~isehen

dagegen ist im ganzen der gleiche. Lumina sind hier auch in

den Drtisenbl~ischen vorhanden, doch in der Regel nicht so

scharf begrenzt, wie in den Kan~tlen.

Bei dem FStus von 171/~ cm sind die Dimensionen der

Parotis auf den Frontalsehnitten bereits auf 5 mm D~eke zu

5 mm HShe angewachsen. Die Parotis ist bier schon deutlich

abgekapselt dureh einen schmalen Zug bindegewebiger Fibrillen,

der durch st~irkere eosinrote Farbe sieh yore fibrigen Bindege-

webe unterscheidet. Von dieser Kapsel gehen ins Innere tier

Parotis zahlreiehe schmale Ziige hinein, die sich netzfSrmig ver-

binden und eine grosse Zahl von Lappchen abgrenzen. In jedem

L~ippchen finden sich dichtgelegene Drfisenbl~ischen und -kan~ile,

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Uber den Einschluss yon Parotislappchen in Lymphkno~en. 299

erstere yon regelm~tssiger Gestalt und denselben Dimensionen

wie die Mehrzahl der beim Fi~tus yon 8 cm gefundenen. Das

Bild ist im ganzen also schon bier ~thnlich dem bei den Neu-

geborenen. Bei den ~tlteren F6ten wird die Ahnlichkeit immer

starker, indem die GrSsse derParotis und der einzelnen Drtisen-

l~tppchen immer mehr zunimmt ; die epithelialen Elemente wachsen

dabei an Zahl viel mehr als hinsichtlich der Dimensioneu.

Was nun die Lymphknoten anbetrifft, so fanden sie sich

bei allen F6ten vor.

Bei dem FOtus yon 8 em sind es ant jeder Seite zwei, yon

ovaler Gestalt und ungefiihr gleicher GriSsse (0,2 : 0,3 ram). Die

Abgrenzung naeh aussen ist nicht iiberall scharf; nur an einem

Knoten findet sich eine schi~rfere Abgrenzung durch eine schmale

Spalte oder viehnehr dutch ein schmales Geffiss, das aus der

Nachbarschaft an den Kno~en heraa~ri~ und denselben an der

Hiilfte seines Umfangs begrenzt. Das Gef~tss zeigt deutlieh

endotheliale Auskleidung, auch nach dem LYmphdrtisengewebe

bin. Der Knoten selbst enthiilt zahlreiche bluthaltige Gefi~sse

und yon Kernen zweierlei Formen: kleine, runde, dunkle, den

Kernen der reifen einkernigen Leukoeyten entspreehend - - sie

bilden die Minderzahl --., und gr/Sssere, blaschenfi~rmige, mit

doppelt so grossem Durehmesser, meist ebenfalls von runder

Form, zum Tell aber aueh oval. Ein Eindringen von Parotis-

elementen in diese kleinen Lymphknoten ist noch nirgends zu

sehen; nur an einer Stelle tritt ein grOsserer, solider Zapfen

mit Endkolben ganz nahe an das KnOtehen heran (Pr~tp. 41, s. Fig. 2).

In der Parotis des F6tus yon 9 em finden sieh mehrere

Lymphknoten von ovaler Gestalt; etwas grOsser Ms die eben

erwi~hnten des F0tus yon 8 cm, aber yon gleicher Struktur;

darunter einer (0,35 : 0,65 ram) mit ausgesproehener peripherer

Lymphbahn und einem in die eine Langsseite eingebetteten

Nervenstrang (s. Fig. 3). In diesen Knoten tritt yon unten her

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300 g. NEISSE,

ein Driisenkanal ein und spa!tet sich im,Innern desselben in

mehrere Aste, die alle in "KSlbehen enden. Eigentfimlieh ist,

dass diese Endkolben oder soliden Endbl~schen s~mtlieh grOsser

sind als die in der Umgebung des Knotens gelegenen.

FOtus yon 12 cm: hier tritt innerhalb der Parotissubstanz

ein LymphknOtchen yon 0,5 : 0,8 mm GrOsse und etwas unregel-

m~issig ovaler Form auf. An der einen L~tngsseite desselben

dringt ein Drttsenkanal eitl, u m sich gleich beim Eintritt in

zwei Aste, zu sp~dten, die beide in 4 - 5 KSlbchen endigen. Die-

selben sind such hier auffallend gross, zeigen fiberdies teilweise

schon ein Lumen.

Die Parotis der andem Seite weist einen rundlicheu Knoten

yon 0,6 mm Durchmesser mit einer ~thnlichen Erscheinung auf.

Ausserdem finden wit auch hier einige Lymphknoten ohne

Parotisein]agerungen.

Ganz ~thnliche Bilder liegen bei dem FOtus ohne GrOssen-

angabe vor.

Je ~tlter die Friichte werden, desto grOsser werden natiirlich

die Dimensionen der Knoten, ohne dass sich aber zun~tchst ihre

Struktur komplizieren wfirde, abgesehen davon, class sich eine

Kapsel zu bilden beginnt. So liegen z. B. bei dem FOtus aus

der ersten H~tlfte des vierten Monats (der aber der Entwickelung

nach etwas ~tlter ist als die zwei letzterwahnten) in tier einen

Parotis nach dem Rande zu drei Lymphknoten der beschriebe-

nen Art bei einander. Zwei davon zeigen eine Ein]agerung Yon

Pttr6tissubstanz, wahrefld beim dritten ein Endk01bchen nur die

an einer Stelle undeutliehe Kapsel durehbricht, ohne in das

lymphadenoide Gewebe einzudringen.

In tier Parotis des FStus yon 171/~ em finden sich die ersten

grSsseren Lymphknoten mit Mark und Rinde, Kapse] und Hilus.

Dem entspreehend ist auch das Auftreten yon Parotisgewebe in

den Lymphknoten.

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Uber den Einschluss von Parotisl~tppchen in Lymphknoten. 301

Wir sehen bier z. B. einen ovalen Lymphknoten mit breitem

Hilus an der einen L~ngsseite, durch den" die Parotissubstanz

ins Inhere eindringt. Die Drfisenschl~tuche breiten sich strahlen-

fOrmig nach der Rinde zu aus und endigen wiederum teilweise

in abnorm grossen Kolben, wie rsie in dieser Parotis ausserhalb

der Lymphknoten nicht mehr zu findeh sind. An einer andern

Stelle dieser Parotis findet sich ein liinglich ovaler Knoten mit

etwas unregehnSssig verlaufender Oberfli~che (1,0 : 1,6 mini, der

insofern ein eigenttimliches Verhalten zeigt, Ms bier yon beiden

Polen her Speicheldrfisengewebe ins Innere eintritt; es finder

sich allerdings zwischen diesen beiden Eintrittsstellen noch eine

dritte, nahe bei der einen polaren, doeh ist ein Zusammenhang

zwischen beiden nirgends zu erl/ennen.

Ein i~hnliches Bild bietet sich uns in der Parotis eines

FOtus yon 21 cm dar. Es handelt sich um einen Knoten yon

gleicher Form und den Dimensionen 0,8 : 1,2 mm. Die periphere

Lymphbahn ist fast ringsum deutlich zu sehen. Eine hilusartige

Einziehung ist nicht vorhanden, doch sieht man in einem

Schnitt an einer Langsseite des Knotens eine Arterie nebst einer

Vene eintreten. Die Drfisenbl~tschen nun, die sich im I(noten

ungefiihr dieser L~tngsseite entlang gruppieren, gehen schliesslich

in zwei an den Polen austretende Speichelr0hren fiber (s. Fig. 4).

In einem andem Tell dersMben Parotis finder sich noch ein

sehr schSnes Beispiel eines, entwickelten Lymphknotens mit

Parotisgewebe, wie es selbst bei Neugeborenen nicht ausge-

sprochener zu finden war ; derselbe wurde deshalb als Paradigma

abgebildet (s. Fig. 5). Er hat eine regelm~tssig-ovale Gestalt und

eiue GrOsse yon 2,0 : 2,8 ram. Hier sieht man den Eintritt des

Parotisli~ppchens durch den Hilus sehr deutlich; im Knoten

breitet sich die Parotissubstanz im ganzen Hilusgewebe aus,

entsendet aber auch zahlreiche Forts~ttze in das lymphadenoide

Gewebe hinein.

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302 R. b~E1SSE,

Im iibrigen ist bei diesen und den noch grbsseren Fbten

(30 cm L~nge, 8 crn Durchmesser des Kopfes) der Befund so

ziemlich derselbe wie bei den Neugeborenen.

Es mag bier uoch erw~thnt werden, dass bei.einem Fbtus

von 22 cm die Submaxillaris ganz analoge Bilder bot: auch hier

Lymphknoten im Innern der Drfise, zum Teil mit drfisigen

Einlagerungen.

Schlussbetrachtung.

Fragen wir nach der Bedeutung des ~'on uns crhobenen Befundes, so lt~sst sich daraber noch nichts Bestimmtes sagen.

Dersclbe erinnert zunachst an Bildcr, die an verschiedenen

menschlichen und tierischen, in Rackbildung begriffenen Organen beobachtet warden sin& Eine solchc Rt~ckbildung erfahrcn wie bekannt z. B. die,Kicmen des Frosches und die Thymus. Es

finden sich nach M a u r e r (Schilddrttse, Thymus und Kiemen-

reste der Amphibien, Morphol. Jahrb. Bd. XIII, 1888, cir. nach

S t 5 h r) an diesen Organen Ansammlungen zahlloser Leuko-

cyten, die das rackzubildende Gewebe der Auflbsung entgegen

fahren. Far die Vorniere niederer Wirbeltiere nimmt S t b h r

(Uber die Mandeln und deren Entwickelung, Korresp.-Blatt far

Schweizer *rzte 1890) einen analogen Vorgaug m~: ,,Hier trifft

man eine Menge Leukocyten, die mbglk~herweise eine die Rack-

bildung des genannten Organes vennittelnde Rol|e spielen, da

dasselbe nur in embryonaler Zeit in Ausbildung sich befindet."

Auch im Processus vermiformis menschlicher Embryonen hat

S t ~ h r (Verhandlungen dcr anatomischen Gesellschaft auf der

XI. Versammlung in Gent~ April 1897, Sep.-Abdr.) einen Rtick-

bildungsprozess an den dart vorkommenden Drfisen beobachtct.

Er sagt: ,,Zu Ende des 5. F~talmonats sicht man einzelne der

grbsseren Darmdrasen -van einer dicken, bindegewebigen Hiille

umgebcn, die erstc Andeutung der Rackbildung. Dann erfolgt

Page 17: Über den Einschlüss von Parotisläppchen in Lymphknoten

Uber den Einschluss yon Parotisl~ppcben in Lymphkno~en. 303

die Abschniirung der Driisc nahe ihrer M~indung; sie wird da-

durch zu einem v0llig geschlossenen Sack umgestaltet, der mit

Schleim, dem Produkt des Epithels, gefiillt ist. Die sekretorische

Th~itigkeit des Epithels beginnt aber alsbald zu erl0schen, die

Zellen gestalten sieh erst zu kubischen, dann zu abgeplatteten

Elementen um, ein Prozess, der am oberen Ende des Saekes

beginnt und allm~ihlich his zu dessen Grund fortschreitet. Der

schleimige Inhalt des Sackes verschwindet offenbar unter Mit-

wirkung yon Leukocyten . . . . . Schtiesslich ist das ganze Epi-

thel verschwunden; es bleibt nichts mehr ~ibrig, als die dicke,

bindegewebige Hfi]le, die als Bin hellcr Fleck noch eine Zcit

lang sichtbar ist, sparer aber aueh vergeht."

Von all dem ist bei unseren Parotiden nicht das Geringste

zu sehen. Es ist daher auch nicht wohl anzunehmen, class es

sich bei den Ietzteren um reine R~ickbildung handelt. Dagegen

sprechen auch noch zwei Umst~inde: erstens die bedeutende

GrSsse und eine gewisse Unregelm~ssigkeit in der Form der

Endkolben innerhalb der Lymphknoten. W~ihrend sich solche End-

kolben ausserhalb der Lymphknoten nur bei F0ten his zu 12 cm

fanden, liessen sie sich innerhalb der Lymphknoten noch bei

dem F0tus yon 171/2 cm nachwcisen (hier halten sich also diese

den ersten Stadien angeh~renden Eigent~hnlichkciten erheblich

l~inger). Zweitens spricht dagegen der Umstand, dass die Lenko-

cytenhaufen nieht in den Drfisenacini a uftreten und so das

drfisige Gewebe verdr~ngen, sondern dass die Driisenschl~uche

in d~e Lymphknoten hineindringen, um in denselben mit deren

Gr0ssenzunahme meist ebenfalls eine mehr oder wenige~ grosse Ausdehnung zu erlangen.

Abgesehen yon den oben erw~hnten, friiher oder sparer der

Rfickbildung anheJmfallenden Organen b~eten such die yon

R u b e l i untersuchten Schleimdrfisen des SehweineSsophagus ~

einen als partielle Rfiekbildung zu deutenden Prozess dar (R u b eli,

Ubcr den. Oesophagus des Mensehen und verschiedener Haus-

Page 18: Über den Einschlüss von Parotisläppchen in Lymphknoten

304 R. NEISSE,

tiere. I. D. yon Bern. Berlin 1889). R u b e l i land im ()sophagus

des Schweins in grosser Zahl kompakte Leukocytenhaufen, die

alle in naher Beziehung zu den Schleimdrfisen standen, indem

sie entweder a]s Belegschicht die grossen Ausffihrungsgange um-

gaben oder in der Drfise selbst auftraten. ,,Die scharfen

Grenzen des Follikels laufen dram oft kontinuierlich in die

Grenzen des Dl:fisenlappens weiter", oder einzelne Acini sind

durch einen Herd yon Lymphzellen ersetzt. R u b e l i h~lt daftir,

class die Acini hier durch die Lymphzellenanh~ufung zum

Schwund gcbracht werden. Auf die Erkl~rung, die R u b e l i dieser

Erscheinung giebt, werden wir ~og~eich zu sprechen kommen.

Es sei nur noch hervorgehoben, dass der Vorgang auch hier

doch ein wesentlich, anderer zu sein scheint, a.ls bei den Paro-

tiden, indem es sich bei den 0sophagusdrfisen des Schweins

um eine Verdr~ngung bereits gebildeler Drfisenacini handelt,

w~hrend bei den Parotiden die Drtisensehl~uehe, wie sehon

erw~thnt, in die ausserhalb der Acini auftretenden Lymphknoten

hineinwachsen. Vom physiologischen Standpunkt aus betrachtet, kSnnte es

m0glich sein, class yon den Lymphknoten aus ein Ubertritt von

Leukocyten in die Drtisenkan~le stattf~tt~de und dass so ein Tell

der SpeichelkOrperchen, die sonst haupts~tchlich aus den Ton-

sillen und Zungenb~lgen hervorgehen, bier ihren Ursprung n~hme.

R u b eli vermutet einen solchen Ubertritt von Leukocyten in

das Drfisensekret bei den fr~gliehen 0sophagusdrfisen und

kniipft daran die Hypothese, dass die Leukocyten sowohl in

lebensf~higem Zustand (als Phagoeyten) wie auch naeh ihrem

Zerfall die Entwickehmg von Mikroorganismen hintanhalten

k0nnten. Es wtirden ~lso dann die Lymlohknoten in tier Parotis

dazu dienen, eine Infektion derselben dutch eindringende Mi-

kroben zu verhtiten. Natfirlieh mtisste man erst wissen, ob von

den in Frage stehenden Lymphknoten aus Leukoeyten in die

Drfisenschlauche der P~rotis auswandern. Bei meinen Prapa-

Page 19: Über den Einschlüss von Parotisläppchen in Lymphknoten

[Jber den Einschluss von Parotisli~ppchen in Lymphknofen. 305

raten konnte ieh allerdings etwas Derargiges niemals entdecken;

da abet die Speiehelsekretion bei Neugeborenen in den ersten

Tagen sehr gering ist, so mfissten zur Entseheidung dieser Frage

noch Psrotiden yon Erwaehsenen herangezogen werden.

Weitere Untersuehungen mtissen ferner zeigen, ob vielleieht

die so h~ufige tuberkulOse Erkrankung im Bereieh der Parotis-

lymphdrfisen mit den besehriebenen Verh~ltnissen zusammen-

h~tngt. Denn mOglieh w~tre es immerhin, dass pathogene Mikro-

organismen, die yon der MundhOhle her in die Parotis ein-

wandern, die mit der Parotissubstanz in Verbindung stehenden Lymphknoten besonders leicht infizieren mfissen.

Page 20: Über den Einschlüss von Parotisläppchen in Lymphknoten

Erkl~trung der Abbildungen. Alle Abbildungen sind mit Leitz Obj. 3, Oc. I gezeichnet~.

F ig . 1: Parotis vom Neugeborenen.

Fig . 2: Parotis eines FStus yon 8 cm. Ein Driisenkolben n~thert sich einer Lymphknotenanlage. Der Lymph-

knoten erscheint links durch ein kleineres Blutgef~tss eingebuchfet~, rechfs liegfi ihm ein grosses Blutgef~iss an. Das streitige Gewebe am oberen Ende ist~ Muskel.

F i g . 3: Parotis eines FStus yon 9 cm. In dem Lymphknoten liegen 3 solide Driisenkolben; der hellere Kreis am

linken Rande derselben stellt einen Nerven dar.

F i g g . 4 und 5: Parotis eines F5tus von 21 cm.

F ig . 6: Parotis vom Neugeborenen.