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Uber den Kalium-, Calcium- und Cholingehalt des Blutes und seine Ver~nderungen nach der Exstirpation der Schilddriise beim Hunde. Von Maria Maxim und C. Vasiliu. (Eingegangen am 13. April 1928.) Die Rolle, welche die Schilddrfise im vegetativen Leben spielt, ist schon l~ngst bekannt, ebenso ihr enger Zusammenhang zu dem sym- pathischen und parasympathischen l~ervensystem. In Krankheiten wie: Basedow, ~¢[yxSdem,nimmt man eine VergrSBerung bzw. Verminderung der Funktion dieser Driise an. Die Schilddriise ist eine innersekretorische Driise und als solche funktioniert sie als Regulator der Elektrolytkombinationen und Hormom wirkungen im ganzen irmeren vegetativen System. Die Untersuchungen von Kraus und ZondeIc, Wollheim, Eppinger und Heft haben den Zu- sammenhang zwischen der Erregung des vegetativen Nervensystems und den yon ibm verursachten Elektrolytschwankungen der Zellen festgestellt, und dem Kalium und Calcium eine erste Stelle in dem Gleichgewichtszustand der Ionen gesiohert. Der Mineralstoffwechsel bzw: der Elektrolytgehalt 4es Blutes und der Organe wird unbedingt gestSrt, sobald wir einem Tier irgendeine Driise entfernen. Nach manchen Autoren wird die Schilddriise als Regu- lator der Ca-Ionen im tierischen Organismus angesehen. Naeh Larson und _Fisher erfolgt eine Verminderung des Blutcalciums bei Hunden, denen die Schilddriise und partiell die Nebenschilddriise entfemt wurde. Nach Eppinger und Heft finder man bei der Basedowkrankheit eine Calciumvemehrung. Nach Waldorp und Trelles dagegen erfolgt in alien Schiiddriisenaffektionen eine Calciumverminderung. Ffir die Ver~nderungen des Kaliumgehaltes im Blute im Zusammen- hang mit der Schilddrfise finder man wenige Angaben; man miii]te nach der Theorie yon Kraus und Zondek annehmen, dal~ einer Ca-Ver- minderung eine bedingte K-Vermehrung folgen soll und umgekehrt. Was nun das Cholin anbetrifft, sind die Angaben der Literatur sehr widerspruchsvoll: Lange Zeit hat man die Anwesenheit des Cholins im Organismus bestritten; jetzt weiB man, dab es sehr verbreitet ist, und daI~ es eine wiehtige Rolle im vegetativen Leben spielt. I)ennoch sind die bisherigen Analysen und Beobachtungen nur in einzelnen

Über den Kalium-, Calcium- und Cholingehalt des Blutes und seine Veränderungen nach der Exstirpation der Schilddrüse beim Hunde

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Page 1: Über den Kalium-, Calcium- und Cholingehalt des Blutes und seine Veränderungen nach der Exstirpation der Schilddrüse beim Hunde

Uber den Kalium-, Calcium- und Cholingehalt des Blutes und seine Ver~nderungen

nach der Exstirpation der Schilddriise beim Hunde. Von

Maria Maxim und C. Vasiliu.

(Eingegangen am 13. April 1928.)

Die Rolle, welche die Schilddrfise im vegetativen Leben spielt, ist schon l~ngst bekannt, ebenso ihr enger Zusammenhang zu dem sym- pathischen und parasympathischen l~ervensystem. In Krankheiten wie: Basedow, ~¢[yxSdem, nimmt man eine VergrSBerung bzw. Verminderung der Funktion dieser Driise an.

Die Schilddriise ist eine innersekretorische Driise und als solche funktioniert sie als Regulator der Elektrolytkombinationen und Hormom wirkungen im ganzen irmeren vegetativen System. Die Untersuchungen von Kraus und ZondeIc, Wollheim, Eppinger und Heft haben den Zu- sammenhang zwischen der Erregung des vegetativen Nervensystems und den yon ibm verursachten Elektrolytschwankungen der Zellen festgestellt, und dem Kalium und Calcium eine erste Stelle in dem Gleichgewichtszustand der Ionen gesiohert.

Der Mineralstoffwechsel bzw: der Elektrolytgehalt 4es Blutes und der Organe wird unbedingt gestSrt, sobald wir einem Tier irgendeine Driise entfernen. Nach manchen Autoren wird die Schilddriise als Regu- lator der Ca-Ionen im tierischen Organismus angesehen. Naeh Larson und _Fisher erfolgt eine Verminderung des Blutcalciums bei Hunden, denen die Schilddriise und partiell die Nebenschilddriise entfemt wurde.

Nach Eppinger und Heft finder man bei der Basedowkrankheit eine Calciumvemehrung. Nach Waldorp und Trelles dagegen erfolgt in alien Schiiddriisenaffektionen eine Calciumverminderung.

Ffir die Ver~nderungen des Kaliumgehaltes im Blute im Zusammen- hang mit der Schilddrfise finder man wenige Angaben; man miii]te nach der Theorie yon Kraus und Zondek annehmen, dal~ einer Ca-Ver- minderung eine bedingte K-Vermehrung folgen soll und umgekehrt.

Was nun das Cholin anbetrifft, sind die Angaben der Literatur sehr widerspruchsvoll: Lange Zeit hat man die Anwesenheit des Cholins im Organismus bestritten; jetzt weiB man, dab es sehr verbreitet ist, und daI~ es eine wiehtige Rolle im vegetativen Leben spielt. I)ennoch sind die bisherigen Analysen und Beobachtungen nur in einzelnen

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708 M. Maxim und C. Vasiliu: ~ber den Kalium-, Calcium- und Cholingehalb

disparaten ~ l l e n gemacht worden, so da~ man zu keinen sicheren, genauen Schlfissen gekommen ist.

Wit haben die K-, Ca- und Cholinbestimmungen im Blute bei schild- driisenlosen Tieren soweit als mSglich ausgefiihrt; als Tiere nahmen wir mittelgroBe Hunde yon 10--12 kg Gewicht. ]:)as Blur wurde jedesmal einen Tag vor der Operation analysiert, dann wurde am n~chsten Tage mSglichst nur die Schilddrfise entfernt (beim Hunde ist eine genaue Trennung yon der Nebenschilddriise oft sehr schwierig); die Operations. stelle wird wieder gen~ht und alle 24 Stunden, in der Friihe vor dem Futtergeben, Blur aus der Vena jugularis mi t der Spritze entnommen. In einem Teile der Versuche wurden Kal ium und Calcium nach der Methode yon K r a m e r u n d T i s d a l l best immt, in der zweiten das Cholin durch Extrakt ion, Dialyse und F~llung als Perjodid bestimmt. Die Folgeerscheinungen der Schilddriisenexstirpation stellten sich bald ein und erreichten ihr Maximum am 4.--7. Tage. Ein Teil der Tiere starb auf dem Maximum der Manifestationen, manche iiberlebten verschieden lang. Die Blutgehalts~nderungen an Kalium, Calcium und Cholin wurden solange als mSglich verfolgt.

Wit geben weiter einige Tabellen unserer Versuche an; Kalium und Calcium sind in mg-°/o angegeben, das Cholin in g-°/oo; die Be- s t immungen wurden auf das Gesamtblut ausgefiihrt.

Z e i t d e r B l u t e n t n a h m e

Vor der Exstirpation . . . . . . . . . . . . I Am 4. Tag nach der Exstirpation . . . . . .

V e r s u c h 1.

Kalium mg-%

V e r s u c h 2.

Vor der Exstirpation . . . . . . . . . . . . ~ - - Am 2. Tag nach der Exstirpation . . . . . . !

,, 4. ,, Exitus.

V e r s u c h 3.

Vor der Exstirpation . . . . . . . . . . . . i 23,7 Am 2. Tag nach der Exstirpation . . . . . . I 16,3

, , 3. , , , , , , . . . . . . . . 14,6 , , 4 . , . . . . . . . . . . . . . 1 1 , 5

V e r s u c h ~.

Vor der Exstirpation . . . . . . . . . . . . Am 2. Tag nach der Exstirpation . . . . . .

, 9 4 o , , , , ~ , , , . . . . . .

7 , 7 . 9 , , , , 9 , , . . . . . .

,, gleichen Tag Exitus.

23,6 15,6 12,72 10,65 9,48 9,46 5,54

Calcium mg-°/o

10,2 10,3 10,9 14,2

13,3 12,5 18,72 25,0 37,0 41,0 40,7

Cholin gr-'[oo

0,0196 0,0280

0,0196 0,0210 0,0340

0,0168 0,0194

I 0,0280 0,0360

0,0196 0,0210 0,0420 0,0338 0,0336 0,0336 0,0400

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des Blutes und seine Veranderungen. 709

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Zeit der Blu~entnahn~ I Kalium Calcium Cholin I mg-°/o mg-°/o gr-*/o,

Versuch 5. Vor der Exstirpation . . . . . . . . . . . . I 23,4 12,5 Am 2. Tag nach der Exst irpat ion . . . . . . . [ 20,7 12,5

,, 3. ,, ,, ,, ,, . . . . . . 18,2 16,2

0,0152 0,0284 0,0320

Versuch 6. Vor der Exstirpation . . . . . . . . . . . . Am 2. Tag nach der Exstirpation . . . . . . .

,, 3 . . . . . . . . . w/~hrend der Krise . . . . . . . . . . . . . . . .

,, 4. Tag nach der Exstirpation . . . . . .

,, 6. ,, ,, ,, ,, (hat tetani- sche Kr/~mpfe) . . . . . . . . . . .

,, 7. Tag nach der Exstirpation . . . . . . ,, 8 . . . . . . . . . (hat

Kx~mpfe) . . . . . . . . . . . . . . ,, 9. Tag nach der Exstirpation (in Kr~mpfen) , , 10. Tag naeh der Exstirpation . . . . . . ,, 11. Tag naeh der Exstirpation (in Kr&mpfen) ,, 12. Tag nach der Exstirpation (in Kr~mpfen) ,, n~chsten Tag tot gefunden.

23,1 14,2

11,8 9,45 9,2

20,7 11,82

15,38 15,46 11,82 12,4 16,27

11,8 11,7

11,7 15,0 16,9

12,5 19,13

16,0 13,8 13,2 12,6 10,8

0,0197 0,0252

0,0521 0,0425 0,0365

0,0382 0,0310

0,0280 0,0270 0,0254 0,0260 0,O320

Schlul$folgerung. W i t b e o b a c h t e n i n a l l en F ~ l l e n e ine k o n s t a n t e V e r m i n d e r u n g des

K a l i n m g e h a l t e s in d e n e r s t e n • 7 T a g e n n a c h d e r O p e r a t i o n . D a s Ca l c ium b l e i b t e in ige Z e i t unve r~nde r~ , u m d a n n in d ie H S h e zu gehen . Das Cho l in s t e i g t a u c h , u n d z w a r sofor t n a e h d e r E x s t i r p a t i o n ; es e r r e i c h t sehr h o h e W e r t e w ~ h r e n d d e r t e t a n i s c h e n K r ~ m p f e u n d d e r A t m u n g s - i n su f f i z i enzk r i s i s ; in d i e sen M o m e n t e n i s t a u c h das K a l i u m seh r e r h S h t ( g e a r b e i t e t i m L a b o r a t o r i u m , ,B ios" B u k a r e s t ) .

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