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Ober den Kohlehydratstoffwechsel des perfundierten Extremitatenpraparates.' Von Niels A. Nielsen. (Ausgefiihrt mit Unterstiitzung des P. Carl Petersen Fondes.) (Aus dem Medizinisch-physiologischen Institut der Universitat Kopenhagen.) (Hit 3 Flguren 1m Text.) Muskelperfuslonspraparate sind flir Untersuchungen tiber die Ein- wirkung verschiedener Stoffe auf den Kohlehydratstoffwechsel der Musku- latur insofern gut geeignet, weil bei Perfusionsversuchen etwaige Gegen- regulierungen seitens anderer Organe verhtitet werden, und somit die Moglichkeit einer besonderen Manifestierung der isolierten Wirkung des Stoffes .besteht. Um die in dieser Weise erzielten Ergebnisse beurteilen zu konnen, ist es indessen erforderlich, den Kohlehydratstoffwechsel des betreffenden Praparates genau zu kennen. Samtliche Forscher scheinen dartiber einig zu sein, daJ3 wahrend der Perfusion von Muskelpraparaten Glukose aus der PerfusionslOsung ver- schwindet. Dagegen weichen die verschiedenen Angaben tiber die Hohe dieses Glukoseschwundes voneinander etwas abo So finden z. B. Best (1) und Sat 0 h (12) bei Perfusion von Katzenhinterleibern einen sttindlichen Glukoseschwund von ungefahr 350 bzw. 380 mg pro Kilogramm Praparat, wahrend Bornstein und Volker (3), welche Forscher Hundeextremi- taten perfundieren, den Schwund auf ungefahr 225 mg pro Stunde pro Kilogramm Praparat angeben. Was den Milchsauregehalt des Perfusionsblutes betrifft, konstatiert v. Frey (6) bei Perfusionsversuchen an Hundehinterleibern wahrend der Perfusion eine Zunahme desselben, wahrend Bornstein und Volker (3) wahrend desVersuches eine geringftigige Abnahme desselben konstatieren. 1 Der Redaktion am 5. November 1932 zugegangen.

Über den Kohlehydratstoffwechsel des perfundierten Extremitätenpräparates

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Ober den Kohlehydratstoffwechsel des perfundiertenExtremitatenpraparates.'

Von

Niels A. Nielsen.

(Ausgefiihrt mit Unterstiitzung des P. Carl Petersen Fondes.)

(Aus dem Medizinisch-physiologischen Institut der Universitat Kopenhagen.)

(Hit 3 Flguren 1m Text.)

Muskelperfuslonspraparate sind flir Untersuchungen tiber die Ein­wirkung verschiedener Stoffe auf den Kohlehydratstoffwechsel der Musku­latur insofern gut geeignet, weil bei Perfusionsversuchen etwaige Gegen­regulierungen seitens anderer Organe verhtitet werden, und somit dieMoglichkeit einer besonderen Manifestierung der isolierten Wirkung desStoffes .besteht. Um die in dieser Weise erzielten Ergebnisse beurteilenzu konnen, ist es indessen erforderlich, den Kohlehydratstoffwechsel desbetreffenden Praparates genau zu kennen.

Samtliche Forscher scheinen dartiber einig zu sein, daJ3 wahrend derPerfusion von Muskelpraparaten Glukose aus der PerfusionslOsung ver­schwindet. Dagegen weichen die verschiedenen Angaben tiber die Hohedieses Glukoseschwundes voneinander etwas abo So finden z. B. Best (1)und Sat0 h (12) bei Perfusion von Katzenhinterleibern einen sttindlichenGlukoseschwund von ungefahr 350bzw. 380mg pro Kilogramm Praparat,wahrend Bornstein und Volker (3), welche Forscher Hundeextremi­taten perfundieren, den Schwund auf ungefahr 225 mg pro Stunde proKilogramm Praparat angeben.

Was den Milchsauregehalt des Perfusionsblutes betrifft, konstatiertv. Frey (6) bei Perfusionsversuchen an Hundehinterleibern wahrendder Perfusion eine Zunahme desselben, wahrend Bornstein undVolker (3) wahrend des Versuches eine geringftigige Abnahme desselbenkonstatieren.

1 Der Redaktion am 5. November 1932 zugegangen.

KOHLEHYDHATSTOFFWECHSEL D. PEHFUND. EXTREMITATE:'iPRApAHATES. 51

Eine Bestimmung des Sauerstoffverbrauches ist von v. Frey (6),sowie von Bornstein und Gremels (2) vorgenommen worden, welcheForscher den sttindlichen Sauerstoffverbrauch eines perfundierten Hunde­hinterleibes ubereinstimmend mit ungefahr 120 ccm pro KilogrammPraparat angeben.

Ktilz (10) bestimmt den Glykogengehalt der einen Extremitat einesHundehinterleibes, perfundiert die andere Extremitat mit glukose­versetztem Blut und bestimmt deren Glykogengehalt naoh der Perfusion.In 3 Versuchen wird der hoehste, in 6 Versuchen der niedrigste Glykogen­gehalt in der perfundierten Extremitat vorgefunden. In 2 Versuchen istder Glykogengehalt der beiden Extremitaten der gleiche. Hatcher undWolf (7) perfundieren beide Extremitaten eines Hundehinterleibes, undzwar die eine mit Blut, die andere mit glukoseversetztem Blut, und findenin der letztgenannten den hochsten Glykogengehalt. Schlie.f3lich habenBornstein und Volker (3) Hundehinterleiber perfundiert und denGlykogengehalt symmetrischer Muskeln am Beginn und am Schlu.f3 desVersuches untersucht und konstatieren in 19 aus 31 Versuchen eine Zu­nahme des Glykogengehalts wahrend der Perfusion.

Uber Milehsaure- und Laktazidogengehalt der Muskulatur wahrendPerfusionsversuchen liegen, so weit ersichtlich, bisher keine Unter­suchungen vor.

Die vorliegenden Versuchsergebnisse iiber den Kohlehydratstoff­wechsel der perfundierten Muskulatur sind somit sowohl widersprechendals liickenhaft. 1m nachstehenden folgt eine Darstellung einiger Ver­suche, welche teils eine Erklarung der bestehenden Meinungsverschieden­heiten, teils eine Erganzung der bisherigen Untersuchungen bezwecken,urn dadurch ein mehr erschopfendes Bild des Kohlehydratstoffwechselsder perfundierten Muskulatur zu erhalten.

Methodik.

Fiir die Perfusion iiberlebender Organe wurden verschiedene Appa­rate (13) konstruiert, die indessen beinahe aIle den Nachteil aufweisen,daB sie ziemlich kompliziert sind und da.f3 ihre Handhabung ziemlichschwierig ist. Die hier benutzte Methode habe ich mich bemiiht, so ein­fach wie moglieh zu gestalten.

Die Zirkulation des Blutes wird mittels einer aus einer zwischen zweiBuckachlageventilen eingeschalteten Rekordspritze bestehenden Pumpebewerkstelligt. Von der Pumpe aus durehlanft das Blut eine im Wasser­bad bei ungefahr 39° stehende Spirale und stromt von hier aus in dieArterie des zu perfundierenden Organes hinein. Die Durehstromung er­folgt somit sto.f3weise, bei schwankendem Druck, wshrend die Durch-

4*

52 NIELS A. NIELSEN:

blutung pro Minute konstant bleibt. Im Gummischlauch zwischen derPumpe und dem perfundierten Organ sind behufs Auffangung und Ent­fernung etwaiger Luftblasen ein paar mittels Gummischlauchen undKlemmhahnen verschlossene T-Rohre eingeschaltet. In den meistenVersuchen wurde auJ3erdem unmittelbar vor dem betreffenden Organ ein

p

z

- - M

Fig. 1.

Sohematische Darstellung der Versuchsanordnung. Die Pumpe (P) saugt dasBlut vom Boden des Zylinderglases (Z) auf und treibt dasselbe durch die Spirale (8)in das perfundierte Organ (0) hinein. Das venose Blut aus demselben durchliiuftzunaehst eine mit Glasperlen gefullte Glasrohre (G) und traufelf danach in dasZylinderglas hinab. Durch die Glasrohre und vom Boden des Zylinderglaseshinauf wird Sauerstoff geblasen. Zwischen die Spirale und das perfundierte Organ

sind ein Manometer (M) und eine T-Rohre (T) eingeschaltet.

Quecksilbermanometer eingeschaltet. Das venose Blut aus dem per­fundierten Organ stromt durch einen Gummischlauch in eine mit Glas­perlen gefiillte weite Glasrohre hinein, durch welche Sauerstoff geblasenwird. Von dieser Glasrohre traufelt das Blut in ein hohes Zylinderglashinab, wahrend vom Boden aus Sauerstoff durch das Blut geleitet wird.

KOHLEHYDRATSTOFFWECHSEL D. PERFUND. EXTREMrrATENPRAPARATES. 53

In dieser Weise bildet sich im Glas eine Schaumschicht mit sauerstoff­geftillten BIasen, tiber welche das BIut hinabtraufelt, wodurch totaleSauerstoffsattigung erreicht wird. Die Sauerstoffzufuhr wird derartreguliert, daB die Schaumschi?ht ungefahr bis zum oberen Rand desGlases reicht. Sollte sich fur UberflieBen Gefahr einstellen, lassen sichdie BIasen durch kraltiges Anhauchen durch eine Glasrohre zerschlagen.Aus dem Boden des Zylinderglases wird das Blut in die Pumpe aufgesaugt.Die Glasrohre mit den Peden wird in einer Entfernung von ungefahr25 cm unterhalb des perfundierten Organes placiert.

Die Geschwindigkeit der Pumpe betrug ungefahr 20 Schlage proMinute. Das Schlagvolumen machte ungefahr 1 cern aus.

Die Temperatur des Wasserbades schwankte zwischen 37 und 41°.

Nachdem der Apparat vor Beginn des Versuches einige Male miteiner O· 9prozent. Natriumehloridlosung durchgesptilt worden ist, wird ermit BIut gefiillt, so daB die Perfusion sofort nach Einlegung der Kantilenin aorta und in vena cava ihren Anfang nehmen kann.

Ftir die Perfusion wurde defibriniertes arteigenes BIut benutzt. DasBIut wurde durch AderlaB entnommen, und zwar teils dem ftir den be­treffenden Perfusionsversuch als Versuchstier dienenden Tiere, teils einemanderen Tiere. Falls in dieser Weise nicht gentigendes BIut herbeigeschafftwerden konnte, wurde ein wenig O'9prozent. Natriumchloridlosung demBIut zugesetzt. In den verschiedenen Versuchen wurden wechselndeMengen isotonischer Glukoselosung dem BIute zugesetzt. Die Menge desPerfusionsblutes betrug ungefahr 140 cern. Diese Angabe ist nur an­nahernd, indem die am Beginn des Versuches im Praparate vorhandeneBIutmenge in samtlichen Versuchen schatzungsweise auf ungefahr 20 cernveranschlagt werden darf.

Das Praparat wird in folgender Weise hergestellt. An einemKaninchen wird bei Ather- oder Urethannarkose Abdomen mit einemSehnitt von Proc. ensiform. bis zur Symphyse eroffnet. In aorta abdo­minal. und in v. cava info unmittelbar kranial vor dem Teilungsort wirdKantile eingelegt, wonach die Perfusion in Gang gesetzt wird. Ungefahr1 cm kranial vor dem Einlegungsort der Kanule wird nunmehr das Tiermit einem straffen Bande umwunden und einige Zentimeter oberhalb desBandes durchgeschnitten. Etwaige BIutung aus Canal.vertebral. wird durchZuschlie1len des Kanales mittels eines Gummistopsels beseitigt. Mitunterhat sieh am Rande des Abdominalschnittes eine schwache BIutung ge­zeigt, so da1l an den betreffenden Stellen ein paar Ligature angelegtwerden mu1lten. Die ersten 30 cern des durchstromenden IDutes werdenzwecks Defibrinierung fortgenommen, indem man in dieser Weise auf eineeinigermaden vollstandige Ausspiilung des nicht-defibrinierten BIutes aus

54 NIELS A. NIELSEN:

dem Hinterleib rechnet. Das Praparat wird mit einem feuchten Tuchund mit Wachstuch iiberdeckt. Die Temperatur des Tisches, auf welchemdas Praparat liegt, wurde wahrend des Versuches auf ungetahr 40° ge­halten. Man hat sich darum bemiiht, daJ3 die Zirkulation innerhalb desPraparates so kurze Zeit me moglich unterbrochen wurde. Die jeweiligeUnterbrechung hat durchgangig 3 bis 4 Minuten gedauert.

Die minutliche Durchblutung wurde wahrend der Versuche mitunterin der Weise bestimmt, daJ3 man eine halbe oder eine ganze Minute langdas venose Blut in ein l\IeJ3glas ausstromen lieJ3, und nach Ablesung desVolumens das Blut auf die Glasperlen gegossen hat. AuJ3erdem hatman in den einzelnen Versuchen jede Viertelstunde die minutlicheAnzahl der auf die Perlen hinabtraufelnden Tropfen festgestellt, wodurchman etwaige Schwankungen in der Durchblutung hat konstatierenkonnen.

Die Glukosekonzentration des Perfusionsblutes wurde a. m. Hage­dorn-Jensen bestimmt. FUr diese Bestimmungen wurde Venenblutbenutzt, indem man beim Hinabtraufeln auf die Perlen ein wenig Blutin einem Napf aufgefangen hat. Die angegebenen Werte stellen Mittel­zahlen von Doppelbestimmungen dar.

Der l\Iilchsauregehalt des Blutes wurde a. m. 0rskov (15) be­stimmt.

Der Sauerstoffverbrauch wurde aus Bestimmungen des Sauerstoff­gehaltes von Arterien- und Venenblut berechnet, welches wahrend des­selben Zeitraumes den beiden dem Praparate Blut zu- und abfiihrendenGummisehlauehen entnommen wurde. Die Sauerstoffbestimmung er­folgte mittels Luftauspumpen aus dem Blute in Hagens Pumpe undAnalysierung der ausgepumpten Luft in Pettersons Apparat.

FUr die verschiedenen Analysen an Muskelgewebewurde der m. tibial.ant. benutzt, welcher sofort nach vorsichtiger Auspraparierung ab­geschnitten und in fliissige Luft eingebracht wurde. Der gefrorene Muskelwird fein pulverisiert, und eine passende Menge Muskelpulver wird inein abgewogenes Zentrifugenglas gegossen, welches in eine Kaltemischungplaciert wird. Nach sorgfaltigem Abtrocknen wird das Glas nochmalsgewogen und in die Kaltemischung zuriickgebracht, so daJ3 das l\Iuskel­pulver erst im Augenblick des Beginnes der Analyse auftaut.

Der Glykogengehalt wurde, wie in einer friiheren Arbeit (11) dar­gestellt, nach dem Pfliigerschen Prinzip bestimmt.

Die Laktazidogenbestimmungen wurden nach der Methode Embdenund J ost (5) vorgenommen.

Der l\Iilchsauregehalt der Muskeln wurde nach der ClausenschenModifikation (4) der Methode Fiirth-Charnas bestimmt.

KOHLEHYDRATSTOFFWECHSEL D. PERFUND. EXTREMITATENPRAPARATES. 55

Versuchsresultate.

Mittels der oben angegebenen Technik wird Hinterleibsmuskulaturmit arteigenem, defibriniertem BIut perfundiert, welches mit SauerstoffgesiLttigt ist und dessen Temperatur auf ungefiihr 37° gehalten wird.

Der Perfussionsdruck schwankt wiLhrend der ersten Minute der Ver­suche zwischen ungefiLhr 250mm Quecksilber wiihrend der "Systole"und ungefiLhr 200mm Quecksilber wiihrend der "Diastole" der Pumpe.In gaiJ.z wenigenF&llen erreicht der "systolische" Druck ungef~ 300mmQuecksilber. Im Laufe von ungefiLhr 15bis 20Minuten nimmt der Druckschnell ab und betrigt wiihrend der letzten Periode des Versuchesungeiahr30 mm Quecksilber bei "Systole" und ungefiihr 20 mm Quecksilber bei"Diastole". Der Mitteldruck in aorta wird von Hiirthle (8) auf 120 mmQuecksilber angegeben, d. h. also, daB der Perfusionsdruck wahrend derersten Minuten zu hoch, wahrend der letzten Versuchsperiode zu niedriggewesen ist.

Die minutliche Durchblutung der Hinterleibsmuskulatur wird vonTschuewsky (14) auf ungefahr3·4 ccm pro je 100 g angegeben. Keller,Loeser und Rein (9) finden mittels Reins Thermostromuhr Werte, diehiermit gut iibereinstimmen. Hiernaeh sollte die ganze Durehblutung,da das Durchsehnittsgewieht der Praparate ungefahr 700 g ausmaeht,ungefiihr 24 cem pro Minute betragen, immerhin weisen die vorliegendenVersuche eine Durchblutung von ungefahr 19 eem pro Minute auf. Mandarf indessenannehmen, daB die Perfusion nieht in samtliehen Teilen desPriparates gelungen ist, so daB das Gewieht des perfundierten Teils ohneZweifel niedriger gewesen ist als das angegebene Gesamtgewieht desPraparatea.

Naeh AbschluB der Perfusion wurde eine leiehte Hamolyse desBlutes koristatiert. Urn fur die Hoehgradigkeit der Hamolyse einenAusdruck zu gewinnen, hat man den Hamoglobingehalt des Serumsprozentweise aus dem Hamoglobingehalt des Perfusionsblutes an­gegeben, zu welchem Zweck untersueht wird, wie stark das Perfusions­blut verdiinnt werden mull, um die Farbe des Serums zu erlangen.In dieser Weise bestimmt, betragt die Hohe der Hamolyse ungefahr3 bis I) Proz.

Der HiLmoglobingehalt des Perfusionsblutes erfahrt wahrend des Ver­. suebes keineAnderung.

In keinem Falle wurde Odem des Praparates wahrgenommen.Wenn am Schlu13 des Versuehes Muskelproben fiir Analyse ab­

gesclmitten werden, kontrahieren sich die Muskeln.Der Glukosegehalt des Perfusionsblutes nimmt wahrend des Ver­

suches allmiLhlich abo

56 NIELS A. NIELSEN:

Versuch 1.20.1. 1931. Kaninchen. 6. 1· 98 kg.

Uhr 13·35 Urethan 4 g subkut." 15· 05 Laparotomie." 15·20 Lig. an aorta. Kaniile wird in aorta und in v. cava eingelegt." 15·23 Zirkulation retabliert .., 15· 25 Entnahme von Muskelproben fur Analyse." 16'51

Perfusionsblut: etwa 135 cern. Nach Perfusion: etwa 120 cern.Harnoglobingehalt des Perfusionsblutes: 63 Proz. (Sahli).Hamolyse: 1· 7 Proz.Durchblutung: 16·5 ccm pro Minute.Gewicht des Praparates: 735 g.

Glukosegehalt des Perfusionsblutes.Uhr . . . .. 15·43 15·58 16·13 16·28 16·48mg-Proz. . . . . 502 478 460 446 426

Glykogengehalt der Muskulatur.Am Beginn der Perfusion Am SchluB der Perfusion

4·34 Promille 4·41 Promme

Laktazidogenhexosegehalt der Muskulatur.Am Beginn der Perfusion Am Schlul3 der Perfusion

O·74 Promille O·69 Promille

Uhr ..systol. .diastol.

Perfusionsdruck... 15·30 15·45etwa 290 91

73

in mm Hg.16·00 16·15

30 3022 22

16·302820

16·452820

Eine graphische Abbildung der Glukosekonzentration des Perfusions­blutes als Funktion der Zeit nach Beginn der Perfusion zeigt eine gerad­linige Kurve. Das gleiche gilt in 5 weiteren Versuchen (3, 4, 5, 6 u. 7 ­Figg. 2 u. 3).

In 10 Versuchen tiber die Einwirkung des Insulins auf die perfundierteMuskulatur hat man den Glukosegehalt des Perfusionsblutes wahrendungefahr 1 Stunde vor Insulinzufuhr verfolgt und findet auch hier einegeradlinige Abnahme desselben. Der geradlinige Verlauf der Kurvewurde somit in 16 Versuchen konstatiert.

Da wahrend des ganzen Versuches dieselbe Blutmenge zirkuliert,und da die minutliche Durchblutung konstant ist, stellt der Verlauf derKurve den Glukoseschwund aus dem Perfusionsblute dar. Die ge­schwundene Menge ist in samtlichen Fallen nicht die gleiche, sondernschwankt zwischen ungefahr 70 bis ungefahr 160 mg sttindlich pro kgPraparat. Durchschnittlich betragt der Glukoseschwund ungefahr120 mg sttindlich pro Kilogramm Praparat, DiesemWert ist indessen deraus der Glykolyse des Blutes herrtihrende Glukoseschwund in Abzug zu

KOHLEHYDRATSTOFFWECHSEL D. PERFUND.ExTREMITATENPRAPARATES. 57

bringen. Urn tiber letzteren unter den gegebenen Bedingungen AufschluBzu erhalten, hat man das BIut im Apparat zirkulieren lassen, und zwarin einem Versuch bei Glukosezusatz in einem anderen Versuche ohneGlukosezusatz. Der sich in dieser Weise herausstellende Glukose­schwunderweist sich derart geringfugig, daB er au.6er Betracht gelassenwerden darf.

Wahrend ungefahr der ersten Stunde des Versuches steigert sich derMilehsauregehalt des Perfusionsblutes, urn danach abzunehmen.

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Min. nach Beginn der Perf.

Fig. 3.Perfusion eines Kaninchenhinterleibes,

Versuch 7: 0-0

1: '-'6: x-x

o '0 10 lEO fBtl

Min. nach Beginn der Perf.

Fig. 2.Perfusion eines Kaninchenhinterleibes,

Versuch4: 0-0

3: '-'5: x-x

a 80 fED 160

"

Versuch 2.22. XII. 1930. Kaninchen. 2·67 kg. Seit 18 Stunden niichtern.

Uhr 15· 20 A.thernarkose. Laparotomie.15·32 Lig. an aorta.15· 36 Zirkulation retabliert.15·40 Muskelentnahme fiir Glykogen- und Milchsaurebestimmung.17·14

17·13224

17·01228

Uhr ...mg-Proz..

Perfusionsblut: etwa 160 cern. Nach Perfusion: etwa no cern.Durchblutung: 18·5 cern pro Minute.Gewicht des Pra.parates: 760 g.Nach dem Versuch kontrahieren 'sich die MuskeIn bei mechanischer Reizung.

Glukosegehalt des Perfusions blutes.15·56 16·11 16·26 16·46276 260 238 229

58

Uhrmg-Proz,

NIELS A. NIELSEN:

Milchsauregehalt des Perfusionsblutes.. . . . . . . .. 15·51 16·21 16·46. . . . . . . .. HI 140 134

17·13HO

Sa uerstoffgehal tUhr ...Arterienblut in Proz. . . . . . .Venenblut in Proz. . .

des Perfusionsblutes.16·31 bis 16·35

15·76·4

17·08 bis 17·1214·77·0

Kohledioxydgehalt des Perfusionsblutes.Uhr . . . . . . . . 16·31 bis 16·35 17·08 bis 17·12Arterienblut in Proz. . . . . . . 26· 2 31· 3Venenblut in Proz. . . . . . . . 35· 7 39· 2

Sa uerstoffverbrauch des Pra parates pro Minute.Uhr . . . . . . .. 16·31 bis 16·35 17·08 bis 17·12cern. 1. 72 1.43

Glykogengehal tAm Beginn der Perfusion

5·06 Promille5·07

der Muskulatur.Am SehluB der Perfusion

5·05 Promille5·17

Milehsauregehalt der Muskulatur.Am Beginn der Perfusion Am Schlull der Perfusion

1· 68 Promille 1. 25 Promille

Uhr .systol.diastol.

15·40240

Perfusionsdruek15·45 16·00

188 87155 57

in mm Hg,16·30 16·45

48 4824 24

17·004123

17·454121

Die Steigerung des Milchsauregehalts des Perfusionsblutes wahrendder ersteren Versuchsperiode diirfte einer wahrend der Zirkulationsunter­brechung innerhalb des Praparates stattfindenden Milchsaureanhii.ufungin den Muskeln zu verdanken sein, indem die Milchsaure ins Blut hinaus­diffundiert, dessen Mllchsauregehalt sich steigert, bis Gleichgewicht er­reicht ist. Erst dann wird der Milchsaureschwund nachweisbar. So weistdenn auch obiger Versuch am Beginn 1· 68 Promille Milchsaure.in derMuskulatur auf, wahrend das Perfusionsblut zu diesem Zeitpunkt nurungefahr 1·11 Promille Milchsaure enthalt, Am Schlu13 des Versuchesweisen dagegen Muskulatur und Perfusionsblut ungefahr den gleichenMilchsauregehalt auf.

Ein anderer Versuch (9) zeigt ahnliehe Schwankungen des Milch­sauregehalte der Muskeln und des Perfusionsblutes. [Die betreffendenMilchsaurebestimmungen wurden von 0rskov vorgenommen, welcherdie Ergebnisse fruher veroffentlicht hat (16).]

Der Sauerstoffverbrauch wurde im Versuch 2 untersucht und betriigtnach 55-minutenlanger Perfusion stiindlich ungefahr 132 ccm pro Kilo-

KOHLEHYDRATSTOFF\VECHSEL D. PERFUND.ExTREl\UTXTEl'IPRXPARATES. 5H

gramm Praparat, und nach 90-minutenlanger Perfusion sttindlich un­gefiihr 113 ccm pro Kilogramm Praparat,

Der Laktazidogengehalt erfahrt wahrend der Perfusion keineAnderung (Tabelle 1).

Tabelle 1.Laktazidogenhexosegehalt der l\Iuskulatur.

Versuch

14

IAm Beginn des Versuches IAm SchluB des Versuehes

Promille Promille- _. ._-

I0·74 I 0·690·62 0·60

Die Glykogenbestimmungen am Beginn und am Sehluf der Perfusionerwiesen in 4 Versuchen (1, 2, 3 u. 7), daJ3 der Glykogengehalt wahrenddes Versuches keine Anderung erfahren hatte. In 2 Versuchen (4 und 6)hat der Glykogengehalt wahrend der Perfusion kennbar abgenommen;in einem Versuch (5) hat der Glykogengehalt von 6·00 Promille amBeginn auf 7·24 Promille am Schluf des Versuches zugenommen.

Diese ungleichmalsige Erscheinung findet durch den Umstand ihreErklarung, daB der urspriingliche Glykogengehalt der symmetrischenMuskeln (Tabelle 2) am Beginn der Versuche nicht der gleiche ist (Ver­suche 8 und 10). Dieser Unterschied begegnet uns wieder am Sehluf derPerfusion (Versuche 11 und 12), so daJ3 vermutet werden darf, daB derGlykogengehalt der symmetrischen Muskeln wahrend der ganzen Per­fusionsdauer eine verschiedene ist.

Tabelle 2.Glykogengehalt symmetrischer Muskeln.

Versuch rechter linkerPromille Promille

8 2·97 3·8510 4·21 3·8611 5·09 4·1812 2·20 3·75

Wie aus der Tabelle ersichtlich, ist der Unterschied des Glykogen­gehalts symmetrischer Muskeln ein derart grolser, daB urn eine nachweis­bare Glykogenablagerung zu ermogliehen, eine Glykogenmenge erzeugtwerden muB, welche die aus der geschwundenen Glukosemenge erzeug­bare Menge dieses Stoffes bei weitem iiberschreitet.

In einigen symmetrischen Muskeln worden der Laktazidogengehaltund der Milchsli.uregehalt bestimmt (Tabelle 3).

60 NIELS A. NIELSEN:

Tabelle 3.Laktazidogenhexosegehalt symmetrischer Muskeln,

Versuchrechter linkerPromille Promille

8 0·63 i 0·63i

II 0·47 I 0·5312 0·61 0·55

Der Versuch 8 weist in zwei symmetrischen Muskeln einen Milchsaure­gehalt von L: 30 Promille bzw. 1·21 Promille auf.

Aus den vorgefundenen Werten geht hervor, daB der Laktazidogen­und der Milehsauregehalt symmetrischer Muskeln ungefahr dergleiche ist.

Diskussion.

Die dargestellte Technik bietet fur die Perfusion eines Kaninchen­hinterleibs Bedingungen, die den normalen ziemlich annahernd ahneln.Jedoch ist der Perfusionsdruck, wie bereits erwahnt, wahrend der ersterenVersuchsperiode zu hoch, wahrend der letzteren zu niedrig, und dieminutliche Durchblutung ist vielleicht etwas klein, eben, wie nicht un­erwahnt bleiben darf, daB der Perfusionsrhythmus erheblich langsamerist als der fur Kaninchenmuskulatur normale.

Immerhin darf behauptet werden, daB das Praparat ganz gut fungiert,indem es Glukose und Milchsiiure umsetzt und einen ziemlich erheblichenSauerstoffverbrauch aufweist. Odem des Praparates ist nicht vorgefundenworden, und die Muskeln kontrahieren sich am SchluB des Versuchesbei mechanischer Reizung.

Der Glukoseschwund ist geringfiigiger als der von frtiheren Unter­nehmern vorgefundene. Eine endgiiltige Erkliirung hierfur laBt sichnicht aufstellen. Wahrscheinlich ist es, daB die Perfusion nicht im gleichenUmfange in den verschiedenen Praparaten gelingt, und daB der Glukose­schwund eben vom Umfange der Durchblutung abhiingig sein mag.Dies wtirde auch fur die Tatsache eine Erklarung bieten, daB der Glukose­schwund in samtlichen hier mitgeteilten Versuchen nicht der gleiche ist.

Der Milehsauregehalt des Perfusionsblutes steigert sich wahrendungefahr der ersten Stunde der Perfusion, urn danach abzunehmen. DerMilchsiiureschwund ist erheblich groBer als von Bornstein und Volkervorgefunden. Dies ist auf den Umstand zuruckzufuhren, daB diese beidenForscher nur am Beginn und am SchluB des Versuches den Milchsiiure­gehalt bestimmt haben, weshalb die Steigerung wahrend der ersterenund die groBere Abnahme wiihrend der letzteren Versuchshalfte ihrerAufmerksamkeit entgehen. DaB v. Frey eine Zunahme des Milchsaure-

KOHLEHYDRATSTOFFWECHSEL D. PERFUND. EXTREMITATENPRAPARATES. 61

gehalts vorfindet, durfte wahrscheinlich auf eine ungentigende Sauerstoff­zufuhr zurtickzuftihren sein.

Der Sauerstoffverbrauch wurde auf ungefahr 120 cern stundlich proKilograrnrn Praparat festgestellt, was dern von v. Frey, Bornsteinund Grernels angegebenen genau entspricht.

Die vorgenornrnenen Bestirnrnungen des Glykogengehalts syrnrne­trischer Muskeln weisen derart groBe Unterschiede des Glykogengehaltsder beiden betreffenden Muskeln auf, daB sich hierdurch die Tatsacheerklaren laBt, daB in einern syrnrnetrischen Muskel nach der Perfusionbald rnehr, bald weniger Glykogen vorgefunden wird.

Die l\'lilchsaurebestirnrnungen an Muskelgewebe erweisen einen Milch­saureachwund wahrend der Perfusion.

Der Laktazidogengehalt erfahrt wahrend der Perfusion keineAnderung.

Das betreffende Praparat darf als derart leistungstahig angesehenwerden, daB es fUr Untersuchungen tiber die Einwirkung eines gegebenenStoffes auf seinen Kohlehydratstoffwechsel dienlich ist.

Besonders ftir Untersuchungen tiber den Glukoseschwund ist dasPraparat gut geeignet, indern dieser, graphisch dargestellt, geradlinig ver­lauft, so daB etwaige Schwankungen deutlich zurn Vorschein gelangenkonnen,

Der Sauerstoffverbrauch scheint wahrend des Versuches etwas ab­nehrnend, was bei den diesbeztiglichen Versuchen zu berticksichtigen ist.

Da der Glykogengehalt syrnrnetrischer Muskeln nicht der gleiche ist,ist das Praparat fur Versuche tiber die Glykogenbildung in perfundierterMuskulatur nicht dienlich.

Der Milchsaure- und der Laktazidogengehalt scheint dagegen in densymrnetrischen Muskeln praktisch gesprochen der gleiche zu sein; hierzukommt noch, daB der Gehalt an diesen Stoffen, besonders an Lakta­zidogen, geringfUgiger ist. Urn mit Sicherheit feststellen zu konnen, ob derLaktazidogengehalt zugenornrnen hat oder nicht, ist sornit nur die Neu­bildung einer geringfUgigen Laktazidogenrnenge erforderlich.

Zusammenfassung.

1. Angabe einer einfachen Technik fur die Perfusion tiberlebenderOrgane.

2. Bei Perfusion eines Kaninchenhinterleibes rnittels dieser Techniknimrnt die Glukosekonzentration des Perfusionsblutes als Funktion derZeit nach Beginn der Perfusion graphisch abgebildet, geradlinig abo

3. Der MilchsiuregehaJt. des Perfusionsblutes steigert sich wahrendder ersteren VersuchsMlfte, urn danach abzunehrnen [0rskov (16)].

62 N.A. NIELSEX: KOHLEHYDRATSTOFFW. D. PERF. EXTRK\IIT;\TEXPRAPAR.

4. Der Sauerstoffverbrauch des Praparates betragt pro KilogrammPraparat ungetahr 120 ccm pro Stunde, und scheint wahrend des Ver­suchsverlaufes abnehmend.

5. Der Glykogengehalt des Praparates ist in symmetrischen Muskelnnicht die gleiche, weshalb das Praparat fur Untersuchungen tiber Glykogen­bildung in den Muskeln nicht dienlich ist.

6. Der Milchsauregehalt der Muskulatur nimmt wahrend der Per­fusion abo

7. Der Laktazidogengehalt der Muskulatur erfahrt wahrend derPerfusion keine Xnderung.

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