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O. EmI~LnR: ~ber die Aufnahme von Ortho- und Pyrophosphat usw. 97 die ~nderung der Konzentration allein daraus gedeckt werden konnte. Annahme einer Diffusion mit dem FLEx~R-Faktor R ~ 0,6 ffihrte zu unmSglichen Werten. Es gibt also Situationen, wo die Diffusion, deren Wirksamkeit niemand bestreiten kann, vSllig vor aktiven Bewegungen yon Flfissigkeit zuriicktritt. Man muB beachten, dab der Bereich der aktiv angezogenen Fliissigkeit laut Rechnung bei diesem Versuch 0,29/~ betrug. I~ach Zufuhr einer 17,5~/o LSsung yon Kollidon kam es bei Steigerung des Blutdrucks zu einer Filtration, einer Einengung der Geigyblau- riiume entsprechend. Wir beobachteten die Zunahme der Fliissigkeiten bei den einzelnen Testsubstanzen. Wir sehen, dal3 die R~ume ftir die Ery langsamer anstiegen als die Geigyblaur~ume. Das ist ein Zeichen, dab zahlreiche Kapillaren vorhanden sind, die vorerst ffir kursierende BlutkSrperchen geschlossen sind, wie man es im Kapillarmikroskop sehen kann. Diese l~£ume werden im Verlauf von 20 min durch Kollidon geSffnet. Die 2al~a zug~nglichen Fliissigkeiten nehmen nicht mehr zu, als die in den Gef~flen befindlichen, also mul~ die Zunahme sehliel~lich aus den Zellen stammen. Es gibt keine Phase, w~hrend der die extra- vasalen Fliissigkeiten vermindert sind. Durch die Blutdrucksteigerung ist sic sogar vorfibergehend vermehrt. Vielleicht, dab dieser Effekt die Zwisehenphase verdeckt. Als letztes machen wir auf das Absinken der l~a-Ri~ume gegen Ende des Versuehs zugleich mit dem Rfiekgang des Plasmavolumens auf- merksam. Wo bleibt diese Fliissigkeit ? Wo bleibt das ~4I~a ? In dieser Phase entwickelte sich ein LungenSdem, bei der Sektion erwies es sich als nicht sehr ausgedehnt. Die 0demfliissigkeit, aus der /~ase laufend, hatte aber nur ein Viertel der Aktivit~t des Plasmas. Wahrseheinlieh sind hier Drfisen am Werk, die zuerst das an sich inaktive Na ausstoBen, dabei nur Fliissigkeit aus dem Blur nachholen, und das Na mit der h5heren spezifischen Aktivit~t sp~ter aus dem Plasma aufnehmen. Zusammenfassend stellen wir lest, dab man zur Erkli~rung der Ph£- nomene auf die Filtration neben der Diffusion nicht verzichten kann. Ob der eingeschlagene Weg auch die Kapillarendothelien benutzt, dariiber mSchten wir uns noch nicht i~uBern. Insgesamt sehen wir auch neue MSgliehkeiten zur Priifung des Kreislaufzustandes. 0. EICHLER (Heidelberg): t~ber die Aufnahme von 0rtho- und Pyro- phosphat durch die Herzmuskelzelle, gepriift mit dem radioaktiven Phosphorisotop 32p. (NachVersuchen yon 0. EICHLEI~ U. K . SCI-IMEISER.) Ffir die Aufnahme von Orthophosphat in die Zelle liegen vor allem die Untersuchungen yon SACKS vor, nach denen primer ein Einbau in I-Iexose-6-Phosphat stattfindet, bevor Phosphat in die Zelle, auch die Arch. exper. Path. u. Pharmakol., Bd. 212. (Tagungsbcricht.) 7

Über die Aufnahme von Ortho- und Pyrophosphat durch die Herzmuskelzelle, geprüft mit dem radioaktiven Phosphorisotop 32P

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O. EmI~LnR: ~ber die Aufnahme von Ortho- und Pyrophosphat usw. 97

die ~nderung der Konzentrat ion allein daraus gedeckt werden konnte. Annahme einer Diffusion mit dem F L E x ~ R - F a k t o r R ~ 0,6 ffihrte zu unmSglichen Werten. Es gibt also Situationen, wo die Diffusion, deren Wirksamkeit niemand bestreiten kann, vSllig vor aktiven Bewegungen yon Flfissigkeit zuriicktritt. Man muB beachten, dab der Bereich der aktiv angezogenen Fliissigkeit laut Rechnung bei diesem Versuch 0,29/~ betrug.

I~ach Zufuhr einer 17,5~/o LSsung yon Kollidon kam es bei Steigerung des Blutdrucks zu einer Filtration, einer Einengung der Geigyblau- riiume entsprechend. Wir beobachteten die Zunahme der Fliissigkeiten bei den einzelnen Testsubstanzen. Wir sehen, dal3 die R~ume ftir die Ery langsamer anstiegen als die Geigyblaur~ume. Das ist ein Zeichen, dab zahlreiche Kapillaren vorhanden sind, die vorerst ffir kursierende BlutkSrperchen geschlossen sind, wie man es im Kapil larmikroskop sehen kann. Diese l~£ume werden im Verlauf von 20 min durch Kollidon geSffnet. Die 2al~a zug~nglichen Fliissigkeiten nehmen nicht mehr zu, als die in den Gef~flen befindlichen, also mul~ die Zunahme sehliel~lich aus den Zellen stammen. Es gibt keine Phase, w~hrend der die extra- vasalen Fliissigkeiten vermindert sind. Durch die Blutdrucksteigerung ist sic sogar vorfibergehend vermehrt. Vielleicht, dab dieser Effekt die Zwisehenphase verdeckt.

Als letztes machen wir auf das Absinken der l~a-Ri~ume gegen Ende des Versuehs zugleich mit dem Rfiekgang des Plasmavolumens auf- merksam. Wo bleibt diese Fliissigkeit ? Wo bleibt das ~4I~a ? In dieser Phase entwickelte sich ein LungenSdem, bei der Sektion erwies es sich als nicht sehr ausgedehnt. Die 0demfliissigkeit, aus der /~ase laufend, hat te aber nur ein Viertel der Aktivit~t des Plasmas. Wahrseheinlieh sind hier Drfisen am Werk, die zuerst das an sich inaktive Na ausstoBen, dabei nur Fliissigkeit aus dem Blur nachholen, und das Na mit der h5heren spezifischen Aktivit~t sp~ter aus dem Plasma aufnehmen.

Zusammenfassend stellen wir lest, dab man zur Erkli~rung der Ph£- nomene auf die Fil tration neben der Diffusion nicht verzichten kann. Ob der eingeschlagene Weg auch die Kapillarendothelien benutzt, dariiber mSchten wir uns noch nicht i~uBern. Insgesamt sehen wir auch neue MSgliehkeiten zur Priifung des Kreislaufzustandes.

0. EICHLER (Heidelberg): t~ber die Aufnahme von 0rtho- und Pyro- phosphat durch die Herzmuskelzelle, gepriift mit dem radioaktiven Phosphorisotop 32p. (NachVersuchen yon 0. EICHLEI~ U. K. SCI-IMEISER.)

Ffir die Aufnahme von Orthophosphat in die Zelle liegen vor allem die Untersuchungen yon SACKS vor, nach denen pr imer ein Einbau in I-Iexose-6-Phosphat stattfindet, bevor Phosphat in die Zelle, auch die

Arch. exper. Path. u. Pharmakol., Bd. 212. (Tagungsbcricht.) 7

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98 O. EICtILER: Autnahme yon Ortho- und Pyrophosphat usw.

Muskelzelle des Herzens, eintritt. Uns lag zun~chst an dem Nachweis der Eindringungsgesehwindigkeit des Phosphats und Pyrophosphats, damit dig in frfiheren Versuchen am Froschherzen fiber dig Struktur der Herzmuskelfaseroberfl~iche abgeleiteten Schliisse eine exakte Stfitze erhietten. A1s Korrelat zu den Versuchen yon SACKS verfolgten wir das Versehwinden von Phosphat aus der Kantile in tin fiberlebendes Froseh- herz. Das ist wegen der Genauigkeit der Methode an demselben Herzeu mSglich. Das a2p isolierten wir uns selbst nach Neutronenbeschu6 im Heidelberger Zyklotron (ScnMnISER) aus Schwefelkohlenstoff, um eine m5glichst hohe spezifisehe Aktivit~t zu sichern.

Wir verfolgten dig Speicherung, wenn in dig Froschherzkanfile 0,184 y P einerseits als Ortho- dann als Pyrophosphat eingeffihrt werden (Durehschnitte yon je 6 bzw. 4 Herzen). Beim PO 4 erfolgte die Aufnahme bei 25 ° rascher als bei 5 °. Dieser Unterschied weist auf einen aktiven Prozei] hin. Der Temperaturkoeffizient (versuchsweise nach Reaktions- konstanteu erster Ordnung gerechnet) hat die GrSl~e 1,66 beim l~ber- ga~lg yon 5 ° auf 25 °, ist also ffir eine ehemische Reaktion sehr klein, wenn man die Resultate yon WILBRANDT an Erythrozyten dagegenhglt. Das Resultat mag als Resultante weiterer Modi der Aufnahme erkliirbar sein. Diesen chemisehen Mechanismus linden wir bei hSheren Konzen- trationen nicht wieder, da seine Kapazit~t offenbar beschri~nkt ist, so da6 er die Konzentration nicht mehr fiber dig statistische Schwankung zu ~tndern vermag. Die Kurveu erhalten dann denselben Typ wie Pyro- phosphat auf dem Diapositiv. Dieses Anion wird mehrfach rascher bis zu einem Gleichgewieht aufgenommen als Phosphat. Das Gleichgewieht kann nur ein vorfibergehendes sein, da das Anion, dureh die Phosphatase der Oberfl/~ehe gespalten, dem Aufnahmemechanismus des Phosphats zug/~nglich ist.

Insgesamt aber tassen sich bei Phosphat auch Gleichgewichte in Ab- h/~ngigkeit yon der Endkonzentration in der Kanfile feststellen. Die Gesamtheit der Versuehe kann nieht aus einer Diffusion in das Innere der Zelle erklgrt werden, da sonst die Aufnahme yon a.~p bei abnehmender spezifischer Aktivitiit schw/icher, aber nieht st/~rker werden sollte. Es handelt sich um einen Proze6 der Adsorption an der Herzoberfl/~che. In kleinen Konzentrationen erhalten wir eine Gerade, wie es nach der LANGMUII~schen Isotherms zu erwarten ist. Sp/~ter biegt die Kurve scharf um. Ein Versuch der theoretisehen Durchdringung ffihrte zu dem Resultate, dal~ eine Ann/~herung mSglich ist durch die Annahme, dab eine Anzahl von reagierenden Punkten an der Oberfl~ehe lokalisiert sind, die mit je einem Molekfil PO 4 reagieren.

Im Gleichgewieht ergibt sieh die sehr viel grSl~ere Affinitiit des Pyro- phosphats zur Herzmuskeloberfli~che. Das zeigt sich auch in den Re- aktionskonstanten, die man versuchsweise erster Ordnung ohne Annahme

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eines Gleichgewichts ausrechnen kann. Die etwa 10fach raschere Reak- tion des Pyrophosphats ergibt sieh durch die im Gleichgewicht weit st~rkere Bindung, diese wiederum aus der kleineren Dissoziationskon- stanten. Dieser Verlauf ist aueh ein Zeichen dafiir, da~ der Durch- mischungseffekt insgesamt nur untergeordnete Bedeutung besitzt. Eine Seh~digung des Herzens bedeutet eine vermehrte Aufnahme. Sie erfolgt durch Azidit~t, Hypotonie und voriibergehende Anoxamie. Die Aufnahmegesehwindigkeit n immt ab nach Beseitigung der Anox- ~mie, allerdings noch einige Zeit naehdauernd. Die Sch~digung zeigt sich im fibrigen auch in einer voriibergehenden Verminderung der tterz- aktion, also vermehrte Aufnahme trotz ver~nderter Zirkulation in den Spalten des Herzens. Da die aktive Aufnahme, wie wir sie nach SACKS in einer Bindung als t texose-6-Phosphat annehmen kSnnen, sicherlich nicht durch Sch~digung, z. B. Anox£mie zunehmen, sondern eher ab- nehmen wird, sehen wir hier einen zweiten Mechanismus wirksam werden, der nach UssINo in ,,exchange diffusion" bestehen k6nnte.

Beim Pyrophosphat sehen wir, wie die Aktivit~t nach einem voriiber- gehenden scharfen Abfall steigt. Pyrophosphat wurde also in die Kaniile wieder abgegeben. Das ist ein Zeichen dafiir, dab es bei der ersten l~e- aktion nicht in dem Innern des Herzens versehwunden ist, sonst wiirde es nicht wiederkehren. Wir erkl~ren das damit, dab der Komplexbildner Pyrophosphat sieh an Cu-Molekfilen der tterzoberfli~che verankert und diese dann gel6st hat, wie es schon dureh uns bei hSheren Konzentra- tionen yon Komplexbildnern dureh chemische Isolierung bewiesen wurde. Die Kurve wiirde die HerauslSsung von etwa 0,048 y Cu bedeuten, eine GrSBe, die naeh unseren friiheren Versuchen durchaus plausibel ist.

0. EICHLER (Heidelberg): ~ber die Aufnahme yon sauren Farbstoffen dureh das isolierte Frosehherz. (Xach Versuchen yon OSKA~ EICHLER, RICHARD SCH(ITZ]~ und ILSE APPEL.)

Als Farbstoffe verwandten wir Kongorot, Brillantkongo R und Alkali Echtgrfin. Diese Farbstoffe wurden in der Konzentrat ion von 0,0025 bis (),025 °/0 in der Kaniile verwandt. Nach einem voriibergehenden, anschei- nenden Gleichgewicht sehlieBt sich ein sekund~rer Anstieg an. Dieser ist beweisend dafiir, dab der Farbstoff an der Oberfl~che bleibt. Der sekund~re Anstieg wurde aueh beim nichtlebenden Objekt beobaehtet und vor allem yon B~VNAV~R untersucht. Er bezieht ihn darauf, dab eine zweite Sehicht sich an der ersten anlagert, die dureh dieselben VAN D•R W ~ L s s c h e n Kr~fte gehalten wird, wie die erste Lage. Die Schieht kann so dick werden, dab sie das leekende Herz dichtet. Sie kann sichtbar gemaeht werden besonders leicht bei Kongorot, weil es seh6n dunkelrot fluoresziert.

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