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XLII[. Aus der hydrotherapeutischen Anstalt der Universit~t Berlin. Ueber die Ausscheidung des Jods im Schweiss und Urin. Von Stabsarzt Dr. Kellermann, commandirt zum lnstitut. I[1). Naeh den Erge0nissen der Untersuehungen fiber die Ausseheidung des Jods im Sehweiss, welehe ioh in Gemeinsehaft mit Herrn Dr. phil. M. Krause ausgefiihrt hatte, und iiber welehe ieh in der vorigen Nummer dieser Zeitschrift beriehtet habe, lag der Gedanke nahe, aueh einmal quantitative Bestimmungen hierfiber anzustellen, um zu erfahren, wie viel des eingefiibrten Jods im Sehweiss, wie viel im Urin ausgescbieden wird. Wir gingen dabei yon de,: Methode aus, welehe yon Anten e) n/iher be- sehrieben ist. Dieselbe ist naeh ibm yon Rabourdin angegeben und yon Baumann a) zur Jodbestimmung in den Sehilddriisen benutzt worden. Das Verfahren ist ein eolorimetrisehes und besteht kurz it, Folgendem: Eine bestimmte Menge der zu untersuehenden Fliissigkeit- wit nahmen zuniiehst den Urin eines Mannes, der tiig/ieh etwa 2,5 g Jod- natrium einnahm, und zwar naeh Anten 20 corn -- wird in einer Nickel- sehale mit ca. 2 g Natriumhydrat in Substanz versetzt. Sodann wird fiber kleiner Flamme langsam verdampft, dann dureh st/irkeres Erhitzen ver- kohlt und der R(iekstand dutch Zusetzen yon 1--2 g Salpeter weiss ge- brannt. Die Schmelzo wird in etwas Wasser gelSst,, filtrirt und t(iehtig naehgewasehen. Das Filtrat haben wir sodann in einem hohen, engen Glasoylindergef'ass vorsiehtig -- um ein Aufsehiiumen m/Sglichst zu ver- hindern -- mit verdiinnter Sehwefels'aure im Uebersehuss versetzt und dann mit 10 ecru Sehwefelkohlenstoff gut ausgesehfittelt. Hierbei geht das dureh die Sehwefels/ture in Freiheit gesetzte Jod in den Schwefel- kohlenstoff fiber und theilt diesem eine mehr oder weniger dunkle rosen- rothe Farbe mit. -- Eine Vergleiehsfliissigkeit wird in der Weise her- 1) I. siehe Bd. I, tleft 1 dieser Zeitschrift. 2) Ueber den Verl~uf der Ausschddung des Jodkaliums im menschlichen ttarn. Archly ffir experim. Pathol. u. Pharmakol. Bd. 48. 1902. 3) Ueber das normale Vorkommen des Jods im Thierk6rper. IlL Hoppe-Seyler's Zeitschrift f. physiolog. Chenlie. 22. ltd. 189(;/97.

Ueber die Ausscheidung des Jods im Schweiss und Urin

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XLII[.

Aus der hydrotherapeutischen Anstalt der Universit~t Berlin.

Ueber die Ausscheidung des Jods im Schweiss und Urin.

Von

Stabsarzt Dr. Kellermann, commandirt zum lnstitut.

I[1).

Naeh den Erge0nissen der Untersuehungen fiber die Ausseheidung des Jods im Sehweiss, welehe ioh in Gemeinsehaft mit Herrn Dr. phil. M. K r a u s e ausgefiihrt hatte, und iiber welehe ieh in der vorigen Nummer dieser Zeitschrift beriehtet habe, lag der Gedanke nahe, aueh einmal quantitative Bestimmungen hierfiber anzustellen, um zu erfahren, wie viel des eingefiibrten Jods im Sehweiss, wie viel im Urin ausgescbieden wird. Wir gingen dabei yon de,: Methode aus, welehe yon An ten e) n/iher be- sehrieben ist. Dieselbe ist naeh ibm yon R a b o u r d i n angegeben und yon B a u m a n n a) zur Jodbestimmung in den Sehilddriisen benutzt worden. Das Verfahren ist ein eolorimetrisehes und besteht kurz it, Folgendem:

Eine bestimmte Menge der zu untersuehenden F l i i s s i g k e i t - wit nahmen zuniiehst den Urin eines Mannes, der tiig/ieh etwa 2,5 g Jod- natrium einnahm, und zwar naeh An ten 20 corn - - wird in einer Nickel- sehale mit ca. 2 g Natriumhydrat in Substanz versetzt. Sodann wird fiber kleiner Flamme langsam verdampft, dann dureh st/irkeres Erhitzen ver- kohlt und der R(iekstand dutch Zusetzen yon 1--2 g Salpeter weiss ge- brannt. Die Schmelzo wird in etwas Wasser gelSst,, filtrirt und t(iehtig naehgewasehen. Das Filtrat haben wir sodann in einem hohen, engen Glasoylindergef'ass vorsiehtig -- um ein Aufsehiiumen m/Sglichst zu ver- hindern - - mit verdiinnter Sehwefels'aure im Uebersehuss versetzt und dann mit 10 ecru Sehwefelkohlenstoff gut ausgesehfittelt. Hierbei geht das dureh die Sehwefels/ture in Freiheit gesetzte Jod in den Schwefel- kohlenstoff fiber und theilt diesem eine mehr oder weniger dunkle rosen- rothe Farbe mit. - - Eine Vergleiehsfliissigkeit wird in der Weise her-

1) I. siehe Bd. I, tleft 1 dieser Zeitschrift. 2) Ueber den Verl~uf der Ausschddung des Jodkaliums im menschlichen ttarn.

Archly ffir experim. Pathol. u. Pharmakol. Bd. 48. 1902. 3) Ueber das normale Vorkommen des Jods im Thierk6rper. IlL Hoppe-Seyler's

Zeitschrift f. physiolog. Chenlie. 22. ltd. 189(;/97.

Ueber die Ausscheidung des .lods im Schweiss und Urin. 687

gestellt, dass man in einem gleiehen C31indergefiiss eine entspreehende ~lengo Natriumsulfatl6sung mit etwas S&wot'dsiiure im Uoborsohuss nnd einem K6rnehen Natriumnitrit versetzt und obenfalls 10 t~em 8ohwefel- kohlenstog zusei.zt. D iesor Misohung wird clann eine L{Ssung yon J o d k a l i u m (0,2:1000,0) un te r s t e t e m Umsehi i t t e ln t r o p f o n w e i s e zugesetz t~ bis die l ;arbe des S~:hwefe lkoh lens to f f s ebenso in tens iv ro th is t als im ers ten Get'ass. Aus dor ~Menge des vet-- braudlten aodkalium l/tsst siet~ dann ldeht die Mengo des aods im Urin bereehnen. - -

Nad/dem wir naet~ dieser Methode eine Reihe von Untersuehungen sowohl des Urins wie dos Sohweisses eines Patienten ausgeftihrt hatten, erhielten wir eines Tages bei der Untersuehung einer Sehweissportion ein voHstiindig negatives Resultat, wghrend doeh die qualitative Probe, wie wit' sic sehon friiher ausgefiihrt hatten, eine - - wenn aueh s e h w a e h e - positive Reaction gab. Wit wieclerholten sofort mit einer andoren Portion desselben Sehweisses und unter Beobaehtung der gr6ssten Vorsieht beim l:;indampfen etc. die Untersuehung noeh einmal, jedoeh wieder mit vBllig negativem Resultat. D i e s m u s s t e u n s z u d e r U e b e r z e u g u n g b r i n g e n , dass bei d e r 3 I e t h o d e yon Anten be t r / i eh t l i ehe 3 lenten yon dad ver loren gehen. -- Wir besehlossen darauf, yon dem Verasehen ganz Abstand zu nehmen, und versetzten 20 eem des Sehweisses in unserm Cylindergef/iss direct mit verdiinnter Sehwefels'aure und Natriumnitrit: analog der Vergleiehsfliissigkeit, sehiietelten mit 10 eem Sehwefelkohlen- s!off aus und erhidten nun eine sohwaeh positive l~eaetion, die wir welter naeh dora obigen Verfahren qua.ntitativ bestimmen konnten.

Um uns noeh weiterbin yon der Anwendbarkeit unserer Methode zu iiberzeugen, untersuehten wir naeh ihr aueh don Urin desselben Tages, welehen wir sehon vorher naeh der Verasehmethode untersueht hatten. Es zeigte sieh dabei genau die doppelte 3Ienge; withrend die erste Unter- suehung naeh der Verasehmethode 0,12 pot. Kal..jodat. ergeben hatte, erhielten wir je/zt. 0,24 pot,. Dieses Ergebniss musste also noeh mehr die Ueberzeugung befestigen, (lass bei der Anten'sehen BIethode be- triiehtliehere Mengen yon Jod verloren g'ehen. - - Um nun unsere Methode des N/~heren zu prfifen, versetzten wir jodfreien Urin mit bekannten }lengen yon aodkaliuml6sung und iiberzeugten uns, dass die gefundenen Werthe, wenn beim Umsehiitteln der Flasehen die n6thige Vorsieht ge- handhabt wird, eine Genauigkeit der Methode ergeben, die allen an sic gestellten Forderungen geniigt. Bei einer hell rosenroth gef'arbten Fliissigkeit ist man im Stande - - wie wir uns wiederholt dureh Hinzuziehen Un- betheiligter tiberzeugt haben - - auf 0,1 mg Jod genau die Concentration zu sehiitzen. - - ,le dunkler rosenroth die Fliissigkeit gefiirbt ist, desto schwerer ist es, sie zu vergleiehen; es ist daher zweekm~issig, vorher dutch eine qualitative Probe den anniihernden dodgehalt festzustellen. ,le naeh dem Ausfall der Farbenreaktion haben wir daher spiiter nieht meht . . . . wie Anten vorsehliigt--. 20 eem Urin untersueht, sondern sind von 10 bis 2?,5 eem herabgegangen. - - Als ein |Jebelstand zeigte sieh die oft eintretende Triibung des Sehwefelkohlenstofl's, welehe die Ver'gleit;hul~g sehr ersnhwerte. Wir versuehten dagegen zuerst Aussehtitteln

6 8 8 l , [ e l l e r m a n n ,

des Urins mit Aebber, hatten abet' davon keinen Erfolg. Dagegen be- wShrte sieh ein anderes Vorfahren sehr gut, welches wit dann in dor Folge s~ets anwandten. Danaeh gestaltete sich die Methode folgendcr- IIl&a, SSel l :

Eine bestimmte Mengo dot zu untersuehenden Fliissigkeit (Urin odor Sehwoiss)~ und zwar je naeh Ausfal[ tier qualitativcn Probe, wird mit etwa der gleiehon Menge kluminiumhydroxyd (zur Kl/irung) vorsetzt, dann filtrirt und mit heissem Wasser mehrere Male gut naehgewasehen. J)as Filtrat wird dann im Cylindergof/iss mit ca. 5 ecru verdiinnter Sehwefels'aure und 10 ecru Sehwefelkohlenstoff gemiseht, ein etwa linsen- grosses Stiiek Natriumnitrit zugesetzt, gut durehgesehiittelt und absetzen g e l a s s e n . - Die Vorgleiehsfliissigkeit haben wir einfach mit Wasser, obenfalls ca. 5 tom Schwefels'aure, 10 corn Schwefelkohlenstoff und einem linsengrossen Stiiek Na~riumnit.rit hergestellt und dann aodkaliumlSsung (0,2, : 1000,0) tropfenweise zugesetzt. - -

Die ersten Untersuehungen betrafen einen 32jiihrigen Mann, G. M. dot an Isehias loidet. Dieselben wurden grSsstentheils noeh naeh der Verasehmethode ausgefiihrt, weshalb ieh allzu grossen Worth auf (tie Resultate nieht legen mSehte. Der Patient erhielt veto 16. Oktober 1904 ab Jodnatrium (6,0: 200,0, dreisti.indlieh einen EsslOffel). Die Beob- aehtungszeit erstreekte sieh bis zum 1. November 1904:. Der Patient hat, in dieser Zeit im Ganzen ~2 g Jodnatrium erhalten, welches pro die 2,,625 g im Durehsehnitt ergiebt. - - Die 24: sttindigen Harnmengen wurden veto 19. October ab yon einem Morgen zum andern gemessen. Am 25. und am 31. October erhielt Patient. ein Bettsehwitzbad, wobei der Sehweiss gesammelt~ wurde. - - In naehfolgender Tabelle habe ieh die t/igliehen Hz~rnmengen sowie dig an versehiedenen Tagen im Urin und Sehweiss gefundenen Wertho fiir dodkalium (in Proeonten und auf die t'/iglid~e Urinmenge umgereehnet) zusammengestellt:

• !

i

1)a~um i B e m e r k u n g e n

20. Okt. 2 1 . ..

2 ~ . ,.

23. 24. .. 25.

:27. 28.

29. 30. 3 l . ,,

1. Nov.

24 sttind. t i 'arn-

m e n g e

960 1021 108(I 1019 1200 1017 1250 1017 13(10 1011

700 1019 2(;0 1023

900 1018 1800 1017

1750 1014 1800 1013 140t) 1015

12,35 1023

Specif. Gewich t

i .=~: ! l{a[. j0d. I o

t~al. jod. im Urin ~ im i -% i Schwc[ss

0,OB ~JC{. : 0 ,824 ~,o" - - 0 ,14 l}(?t. : 1.68 g . . . .

0 ,15 p t ' i . = 1,05 g - - - - - - - 70 0 , 0 0 0 5 p C t . = Durchf i i l l e .

0 ,00035 g

0,2 1 ) C i . = 3 , ( ; g i _ - - ": W e g c n zu : dunk l . F a r b e : des Schwefel-

koh lens{ oil's i uas icher .

i

17ebor die . \usst~heidunR' des .Iods im 8 c h w c i s s und I : r in . 6 8 9

8ind dioso Resultatc auch - - wic orwiihn'c - - mit Vorsicht auf- zunchmen~ so schoint mir doch wonigstens sovicl aus ihncn hervorzugehen, dass die im Schwoisse ausgeschiodonen aodmongen minimal sind, und im VerMltniss zu den auf dam Urinwege ausgoschiodoncn nicht in l:;otrach~ kommen.

Bei den folgonden 15~tersuchunget~ kam os mir nun hauptsiichlich darauf an, festzustellen, wio viol wm dem eigonommenen 3od im Urin wicder ausgoschiodon wird. In eilmm Fallo babe ich auch untorsusht, wio h~nge iiberhaupt die Ausseheidung des Jods im lTrin naeh Aussetzen dcr Zufuhr noch dauert resp. wie raseh die Abm~hme dot .\ussehoidung nach Aufh6ren dot aodeinnahme m'folgt. - - leh habe zu diosom Zweck mgglichst zusammonh'angende, sic:h iibcr mehrero Ta.ge ersb'eckende L'ntersuchungsreihen angestollt, gcnau fcstgestollt, was an jedem ~t'agc cingenommen und ausgesehieden wurde, und dann die Dm'ehschnitts- werthe pro die berechne~. - - Die l'ntcrsuchungen crstreekten sieh auf drei Patienten, aJlo drei mit gcsunden NierclJ: 1. P. T., 45.jfihriger Mann, Tabcs dorsalis incipiens. 2. G. G.~ 25jtihriger Mann~ Arthritis chrm:ica. a. O. S., gsjiihriger 31ann; Tabcs dorsalis ineipiens.

Patient T. erhiolt yore 19. November 1~0/ ab aodnatrium (~;,0 : 200,0 drcistiindlieh einen Essl/~ffel). Er nahm tiiglich 5 Essliiffel, d . i . pro (lie 2,25 g Natr. jodat. Am 16. December wurdo das ~littel ausgesetzt. -- Die Urinmeng'en wurden vom 28. November ab xon cinem Morgen zum andorn gemessen. I~'ll lasse dieselben nobst den im Urin gcfundcnen und berechnetcn Werthen fiir Jodkalium folgcn. ,\m 7. l)ccember wurdc auch im Schweiss eine Oodbestimmung ausgefiihrt.

D a t u m 24 s t i ind igc I%1. j,*d;tl, inl [ ' r i l l Sch\v,qss t%l.. i , ,dal, im ~,chwciss l larnul~,ngc i

2:!. N,,v. l . Dec. 3. 4. 5.

7. 8. 9.

10. 15.

lSO0 2600 3500 1 8 0 0 2000 ?100 2100 1850 21t)0 25OO 2600

t),09 0.1 0,12 0,12 O, 13 0,01 0 ,044 O,072 0,08 0,07(; 0,07~;

pC1. : 1.t; --- 2 . 6 - . 3 , 0

2J;

- - 0 , 8 - 0 . 9 - l . a

1,7 .... 1 ,9

2 , 0

g g g g g g g :25 g g g g

0,007 p C i . . = 0.002

18. 2600 0,08 : 2.1 g

17. :.?100 ; 0 ,036 _ = 0,8 g . . . . 1S. 2000 0,012 ~: 0 ,24 g . . . . 19. 1g00 0.001 ., I).Ol~; t, d - - - - 20. .. 25{~0 .Xe~a, Iix. . . . .

Zieht man das .~littcl aus don an don vcrschiedencn Tagen his zum 1~;. I)eeember im Ham gefundenen Jodmengen, so ergiebt sich pro die: 1,9 ~,, Ral..iodat. - - l,mer Finmdm~c you tiiglich 2,25 g N, atr. .iodat. = lcq g ,Iod wiirde also eine Ausseheidung durch den Harn yon 1,9 g t{al..iodat. = 1~45 g Jod ge, geniiberstehon, und cs bloiben 0,45 g Jod RcsL, wclche itut' anderen Wegon den Kiirl~er verlasscn oder auch im

6DO K c l l e r m a n n ,

KSrper zuriickgehalten werdcn. Das heisst mit anderen Worten: Von dem eingeuommenen Jod werden 76.3 pCt. oder iiber a/~ durch die Nieren ausgeseh icden . - - Was die Dauer der Ausseheidung nach Aussetzen der l']innahme betrittt, so sehen wit, dass dieselbe raseh ab- nimmt und bald ganz beendet ist. Patient hatte am I6. December noch zwei EsslSffel eingenommen, den letzten um 11 Uhr Vormittags. Darauf fanden sieh im Harn veto 16. zum 17. December noeh 0,8 g Kal. jodat., am 18. noeh 0,24, am 19. 0,016 g und am 20. war niehts mehr nach- zuweisen. Die husscheidung der letzten naehweisbaren Reste war also in ca. 60 Stunden nach Aussetzen des Mittels beendet. - - Betreffend die Ausscheidung des ,lods durch den Sehweiss zeigt aueh dieser Fall, dass diesclbe minimal ist, sodass die gerade an dem betreffenden Tage ge- fundene geringere Menge Jod im Urin wohl nieht als dutch die Schwitz- proeedur beeinflusst angesehen werden kann, sondern tin zufiilliges Zu- sammcntreffen ist.

Patient G. crhielt veto 13.--18. December 1904 Jodnalrium (10,0: lO0,O t.agtieh drei TheelSf{el). Am 19. December wurde das Medicament ausgesetzt, und erst am 20. wieder mit der Einnahmo be- gonnen; jedoch erhielt Patient an letzterem Tage nut e inen Theel6ttel und erst vom 21. ab wieder regelm'assig drci Theel6ffel pro die. Es er- kliirt sich daraus die im Urin veto 20. zum 21. gefundene sehr geringe Jodmcnge, und muss dieser Tag daher auch fiir die weitere Bereehnung ausgesehaltet werden. - - Der benutzte TheelSffel fasste 5 ecru; Patient erhielt also pro die: 1,7) g Natr. jodat.

24 s~/indiogc DaLum lI;~rnmengc l':ah .iodat. im Uvin

15. Dec. 16. 17.

(~1. 22.

5. ,li[n.

7. 8. 9.

I0.

1400 900 800

1000 900

1250 1100 1600 1800 1320 12S0

0,I pCt . - 1 ,4 g 0,12 ,, = 1,1 g 0,12 = 1.0 g 0,02 . . . . 0,2 g) 0,19 ,. = 1,7 g 0,12 ~ 1,5 g 0,12 - - 1,3 g 0.056 .. 0,9 g 0,06 .. 1,1 g 0,048 .. = 0,6 g 0,08 - - 1.0 g

Das tiigliche Mittel des im llarn ausgeschiedenen Jods ist also 1,16 g Kal. jodat. - - In diesem Falle steht demnaeh einer Einnahme yon 1,5 g Natr. jodat. = 1,27 g Jod eine Ausseheidung dutch die Nieren yon 1,16 g Kal. jodat. = 0,887 g Jod gegeniiber, d. h. ca. 70 pCt.

Patient S. endlieh erhielt veto 11. ,lanuar 1905 ab Jodnatrium (10,0 : 100,0 t'aglich drei ~;hcelSffel), d. i. also pro (tie 1,5 g Natr. jodat. Ueber die Ausscheidung giebt die Tabelle 8. 691 Aufsehluss.

Patient hat also wiihrend tier geobachtungszeit (6 Tage) im Ganzen 9 g Natr. jodat. --= 7,6 g Jod eingenommen und 7,8 g Kal. .iodat. = 5,967 g Jod im Urin ausgesehieden, oder im Durc, hsehnitt pro die: 1,3 g Kal. jod. 0,;~945 g 3od. Das sind 78,4pCt.

Ueber die Ausscheidung des .Iods im Schwciss und Urin.

2,4 st,Ondige l ) a l u m H a r n m e n g e t%1. joda t , im Urin

691

1 2 . . l a n . 13. 14. 15. 16. 17.

20uO 1900 2200 2070 2400 1890

0 ,0 -18pe t . = 1,0 g 0,072 - - 1,4 g 0 .072 = 13; g 0,05(; -~- 1.2 g 0 ,06 1.4 ,,' m

; ,0(;4 = 1,2 ~"

Smnm~* 7.8 g

Wit habon also bei unseren Untorsudmngon gefunden, dass von dora eingenommencn Joel 76,3 (resp. 70 und 78,4)pCt. dutch die Nicrcn aus- geschicden werden, d.h. durchschnittlich a/4 der Gesammteinnahme.

Wic ich bereits in meiner vongen Arbeit erwiihnt babe, hat Kniff- lcr I) bei inncrer Anwendung von aodoform gefunden, dass ~-/a davon durch den Harn ausgeschieden werden. - - Nach ktirzlicher Mittheilung des chemischon Untersuchungs-Amtcs tier Stadt Dresden 2) wurdcn dort im Urin eines Krankcn, do,: inncrhalb 15 Tagen 140 ccm tinct 50 pro- centigen EpijodinglycerinspirituslOsung percutan bekommen hatte, 0,306 g Jod im Liter gel'unden, bei einem andern Kranken, wclcher t'aglich 1,5--2 g dodkalium in wiissriger LiSsung cinnahm, 0,379 g Jod im Liter. Lotzteres wrirde - - zum Vergleich auf Kal. jodat, umgerechnet - - ca. 0,5 g Kal. jodat, pro Liter Harn betragen, ein Werth, welcher eine ge- ringcrc Ausschcidung dutch den Urin bedeuten wiirde, als die von mir gefundenc. (Die t'agliche Urinmengc im Durchschnitt zu U/e Liter ge- rechnet: 0,75 g; bei einer Einnahme yon 1,5--2 g Kal. jodat, also knapp die Htilfte.) Die Untersuchungen in Dresden wurden aber auch nach einer Veraschmethode angestellt, und liegt mir daher der Gedankc nahe, dass dabei dod in nicht unbetrgchtlicher Menge verloren gegangen ist.

Das Ergebniss vor]iegendcr Untcrsuchungen ist demnach kurz fol- g'en dcs:

1. lm Schweiss vcrlassen nut ganz minimale Mcngen Jod den K~rper. '2. Die Hauptmasse des aods (bci innerlichem Gebrauch yon aod-

natrium) erscheint im Harn, und zwar rund a/4 der G e s a m m t - e innahme.

3. Die Ausscheidung des aods ist cine schnelle. Nach Aufh6ren dcr Einnahme ist die Ausscheidung nach ca. 60 Stunden als beendet anzu- sehen.

l) Oesammelte Abhandlungon zur iitiologischen Therapie yon ansteckenden Krankheiten. Behring. Leipzig 1893.

2) Bericht des chemischen Untersuchungsamtes der Stadt Dresden iiber das ,lahr 1903. Urinuntersuchungen nach medicament~Sser Behandlung.