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ten wir feststellen, dab P. orbiculare leihter zu hemmen ist als P. owale. In einer Verdunnung von 1 : 1 Mill. entsprechend 1 &ml Nahrboden) wurde P. owale aus- schliei3lich von der organischen Quecksilberverbindung Merphenm total gehemmt, P. orbiculare dagegen auder- dem auch von Sublimat, Zephirol, Kresol, 5-Chlor-8-oxi- chinolin und von Dibenzthion. Bei einer Verdunnung von 1 : 100000 hemmten sehr viele Verbindungen beide He- fen vollstandig. P. owale wurde bei dieser Konzentration von Triphenylmethanfarbstoffen, Jod, Sublimat, Nipasol, Dibenzthion und dem Antibiotikum Amphotericin B vollstandig gehemmt. Auf P. orbiculare wirkten aui3er- dem auch Nipalgin und Salicylsaure in der Verdunnung von 1 : 100 000 absolut fungistatisch. Oberraschend war die Feststellung, dai3 das sonst gut gegen Hefen wirkende Antibiotikum Nystatin unwirk- sam bis zu einer Konzentration von 1 : 1000 (= 1 mg/ml) blieb. Das gleiche war bei Actidion und fur P. ovale auch bei Hexachlorophen der Fall. Dieser letztere Befund scheint uns besondere Beachtung zu verdienen, da Hexa- chlorophen in Spiritus nur eine geringe Loslichkeit, die etwa 0.1 O h entspricht, besitzt. Abschliedend sei noch erwahnt, dai3 die P. ownle- Stamme, die aus trockener Haut isoliert worden waren und die in ihrem Fettsaurebedarf am hochsten speziali- siert waren, sich gegenuber den Antimykotika am emp- findlichsten zeigten. Dagegen waren die aus stark seborrhoischer Haut isolierten P. owale-Stamme teilweise um zwei Grodenordnungen resistenter. Fur Merphen betrug beispielsweise die minimale Hemmkonzentration bei den Stammen aus sebostatischer Haut 1 : 1 Mill., bei den Stammen aus seborrhoischer Haut 1 : 10 000. Zusammenfassend kann gesagt werden, daB P. ovale- Stamme sowohl auf seborrhoischer wie auf sebostatischer Haut, auf der letzteren jedoch haufiger, vorkommen. P. orbiculnre, das heute als identisch mit dem Erreger der Pityriasis versicolor angesehen wird, konnte aus Herden dieser Hauterkrankung isoliert werden. Da- neben fanden wir jedoch auch P. owale in Pityriasis versicolor-Herden. Je nach dem Hauttyp des Patienten - Seborrhoiker oder Sebostatiker - von dem ein P. ovale-Stamm isoliert wurde, handelte es sich um Stamme mit einem mehr oder weniger ausgepragten Bedarf an bestimmten Fettsauren und mit unterschiedlicher Emp- findlichkeit gegenuber verschiedenen Antimykotika. P. orbiculare hat das breiteste Spektrum verwertbarer Fett- sauren. Die aus seborrhoischer Haut isolierten P. ozJalc- Stamme konnen weniger Fettsauren verwerten als P. orbiculare. Am starksten eingeschrankt hinsichtlich der Verwertung von Fettsauren sind die Stamme von P. owale, die aus sebostatischer Haut isoliert werden konn- ten. Diese Stamme beniitigen Myristinsaure oder Ul- saure und konnen ohne eine dieser beiden Sauren nicht wachsen. Obwohl Pityrosporum-Arten Hefen sind, zeigte sich bei den in vitro-Versuchen mit verschiedenen Anti- mykotika, dad diese Hefen nicht in gleicher Weise zu hemmen sind wie andere, bereits haufiger untersuchte Hefepilze, wie z. B. Candida albicaiis. uber die Bedeutung der Parfiimierung fur Kosmetika * Voii Dr. H. Schmidt, Holzminrlen Der Verbrauch an Kosmetikprodukten hat in den letzten Jahrzehnten einen ungeheuren Zuwachs erfahren, vor allem eine erstaunliche Ausdehnung in die Breite. Verbraucher- schichten, die friiher nur einen relativ bescheidenen Bedarf an Kosmetika hatten, der sich im wesentlichen auf die not- wendigsten Mittel der taglichen Hygiene beschrankte, stehen heute umsatzmadig im Wettbewerb mit jenen Bevolkerungs- kreisen, die von jeher die Kosmetik als selbstverstandliches Gestaltungselement ihrer Lebensfiihrung betrachteten. Die Kosmetik hat das Air und auch Odium des Luxus verloren. Dies liegt nicht nur am gestiegenen Lebensstandard der meisten Kulturvolker, sondern ganz wesentlich am Trend zu Gepflegtheit und Schonheit. Die suggestive Wirkung der Massenmedien, vor allem von Film, Fernsehen und lllustrier- ten, provoziert geradezu den Verschleid an Kosmetika. Deren Parfiimierung spielt, besonders in den neu geworbenen Ab- satzkreisen, eine ganz wesentliche Rolle, denn es ist eine Erfahrungstatsache, dad die meisten Kosmetika nicht aus- schliedlich wegen ihrer kosmetischen Wirkung gekauft werden, sondern gleichzeitig quasi als Parfiimersatz. Auch im Budget bescheidener Verdiener, vor allem von jungen Madchen und Frauen, spielen die Ausgaben fur Kosmetika heute meist eine fiihrende Rolle, und es wird dafiir grodzugig geopfert, sogar zu Lasten notwendiger Anschaffungen. Umfangreiche Teste, vor allem in Amerika, haben ergeben, dad speziell Frauen durch Dufte beeinflulbar sind. Dies geht bekanntlich so weit, daS sogar von Natur aus nicht riechende Waren, wie Textilien, bei Anwendung einer reizvollen Parfiimierung beim Kauf bevorzugt werden und dadurch umsatzmalig profitieren. Es * Auszug aus einem Vortrag anlai3lich der DGF-Vortrags- tagung in Hannover am 27. Oktober 1966. 864 mag dies im Grunde seine Ursache darin haben, dad die Frau im allgemeinen mehr nach Instinkt und Gefuhl urteilt und auswahlt als aus niichterner Oberlegung. Es gibt auch einen sehr realen Grund, warum sich die meisten Frauen beim Einkauf eines Kosmetikums von seinem Duft lenken lassen: Sie konnen ihn namlich ohne weiteres durch eigene Priifung kontrollieren, meist ist dies sogar die einzige Eigenschaft, die sich sofort beim Erwerb konstatieren 1adt. Die erheblid wichtigeren restaurierenden oder thera- peutischen Eigenschaften eines Kosmetikums kann ja der Kunde nur aus dem Prospekt ersehen und mud sie gutglaubig in Kauf nehmen. Jede geschickte Verkauferin in Drogerien oder Parfiimerien nutzt diese Erkenntnis beim Angebot aus und fuhrt ihrer Kundin eindringlich die Parfimierung des Praparates vor. Man kann aber immer wieder bei Testen oder bei zufalliger Beobachtung konstatieren, dai3 Frauen beim Einkauf unter ungefahr gleichwertigen Produkten gleichen Preises das besser parfumierte bevorzugen, zumal wenn dessen Duft ihrem personlichen Geschmadr entspricht. Man kann dar- iiber stamen, dad ein ,,gut" parfumiertes Kosmetikum nach weiblicher Aussage vie1 wirksamer ist als ein anderes wohl gleichwertiges, aber weniger attraktiv parfiimiertes Produkt. Kein Wunder, denn das Lieblingspraparat wird eben gewis- senhafter, haufiger und freudiger angewandt! Ein wesentlicher, wenn nicht der grundlegende Unterschied zwischen einem Pharmakon und einem Kosmetikum ist dessen Parfumierung. Nicht umsonst bedeutet der Wortstamm kos- mein" schmiidcen. Die meisten Verbraucher werden es vor- ziehen, ein wohlduftendes Kosmetikum zu verwenden als eine Unna'sche Hautsalbe, ein Hinweis auf ein wesentliches Kri- terium fur den Wert der Parfiimierung, namlich ihre asthe- FETTE * SEIFEN * ANSTRICHMITTEL 69. Jahrgang Nr. 11 1965

Über die Bedeutung der Parfümierung für Kosmetika

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ten wir feststellen, dab P. orbiculare l e i h t e r zu hemmen ist als P. owale. In einer Verdunnung von 1 : 1 Mill. entsprechend 1 &ml Nahrboden) wurde P. owale aus-

schliei3lich von der organischen Quecksilberverbindung Merphenm total gehemmt, P. orbiculare dagegen auder- dem auch von Sublimat, Zephirol, Kresol, 5-Chlor-8-oxi- chinolin und von Dibenzthion. Bei einer Verdunnung von 1 : 100000 hemmten sehr viele Verbindungen beide He- fen vollstandig. P. owale wurde bei dieser Konzentration von Triphenylmethanfarbstoffen, Jod, Sublimat, Nipasol, Dibenzthion und dem Antibiotikum Amphotericin B vollstandig gehemmt. Auf P. orbiculare wirkten aui3er- dem auch Nipalgin und Salicylsaure in der Verdunnung von 1 : 100 000 absolut fungistatisch.

Oberraschend war die Feststellung, dai3 das sonst gut gegen Hefen wirkende Antibiotikum Nystatin unwirk- sam bis zu einer Konzentration von 1 : 1000 (= 1 mg/ml) blieb. Das gleiche war bei Actidion und fur P. ovale auch bei Hexachlorophen der Fall. Dieser letztere Befund scheint uns besondere Beachtung zu verdienen, da Hexa- chlorophen in Spiritus nur eine geringe Loslichkeit, d ie e twa 0.1 O h entspricht, besitzt.

Abschliedend sei noch erwahnt, dai3 d ie P. ownle- Stamme, die aus trockener H a u t isoliert worden waren und die in ihrem Fettsaurebedarf a m hochsten speziali- siert waren, sich gegenuber den Antimykotika a m emp- findlichsten zeigten. Dagegen waren die aus stark seborrhoischer Haut isolierten P. owale-Stamme teilweise um zwei Grodenordnungen resistenter. Fur Merphen

betrug beispielsweise die minimale Hemmkonzentration bei den Stammen aus sebostatischer H a u t 1 : 1 Mill., bei d e n Stammen aus seborrhoischer H a u t 1 : 10 000.

Zusammenfassend kann gesagt werden, daB P. ovale- Stamme sowohl auf seborrhoischer wie auf sebostatischer Haut , auf der letzteren jedoch haufiger, vorkommen. P. orbiculnre, das heute als identisch mit dem Erreger der Pityriasis versicolor angesehen wird, konnte aus Herden dieser Hauterkrankung isoliert werden. Da- neben fanden wir jedoch auch P. owale in Pityriasis versicolor-Herden. Je nach dem Hauttyp des Patienten - Seborrhoiker oder Sebostatiker - von dem ein P. ovale-Stamm isoliert wurde, handelte es sich um Stamme mit einem mehr oder weniger ausgepragten Bedarf a n bestimmten Fettsauren und mit unterschiedlicher Emp- findlichkeit gegenuber verschiedenen Antimykotika. P. orbiculare ha t das breiteste Spektrum verwertbarer Fett- sauren. Die aus seborrhoischer H a u t isolierten P. o z J a l c - Stamme konnen weniger Fettsauren verwerten als P. orbiculare. A m starksten eingeschrankt hinsichtlich der Verwertung von Fettsauren sind die Stamme von P. owale, d i e aus sebostatischer H a u t isoliert werden konn- ten. Diese Stamme beniitigen Myristinsaure oder Ul- saure und konnen ohne eine dieser beiden Sauren nicht wachsen. Obwohl Pityrosporum-Arten Hefen sind, zeigte sich bei den in vitro-Versuchen mit verschiedenen Anti- mykotika, dad diese Hefen nicht in gleicher Weise zu hemmen sind wie andere, bereits haufiger untersuchte Hefepilze, wie z. B. Candida albicaiis.

uber die Bedeutung der Parfiimierung fur Kosmetika * Voii Dr. H. S c h m i d t , Holzminrlen

Der Verbrauch an Kosmetikprodukten hat in den letzten Jahrzehnten einen ungeheuren Zuwachs erfahren, vor allem eine erstaunliche Ausdehnung in die Breite. Verbraucher- schichten, die friiher nur einen relativ bescheidenen Bedarf an Kosmetika hatten, der sich im wesentlichen auf die not- wendigsten Mittel der taglichen Hygiene beschrankte, stehen heute umsatzmadig im Wettbewerb mit jenen Bevolkerungs- kreisen, die von jeher die Kosmetik als selbstverstandliches Gestaltungselement ihrer Lebensfiihrung betrachteten. Die Kosmetik hat das Air und auch Odium des Luxus verloren. Dies liegt nicht nur am gestiegenen Lebensstandard der meisten Kulturvolker, sondern ganz wesentlich am Trend zu Gepflegtheit und Schonheit. Die suggestive Wirkung der Massenmedien, vor allem von Film, Fernsehen und lllustrier- ten, provoziert geradezu den Verschleid an Kosmetika. Deren Parfiimierung spielt, besonders in den neu geworbenen Ab- satzkreisen, eine ganz wesentliche Rolle, denn es ist eine Erfahrungstatsache, dad die meisten Kosmetika nicht aus- schliedlich wegen ihrer kosmetischen Wirkung gekauft werden, sondern gleichzeitig quasi als Parfiimersatz. Auch im Budget bescheidener Verdiener, vor allem von jungen Madchen und Frauen, spielen die Ausgaben fur Kosmetika heute meist eine fiihrende Rolle, und es wird dafiir grodzugig geopfert, sogar zu Lasten notwendiger Anschaffungen. Umfangreiche Teste, vor allem in Amerika, haben ergeben, dad speziell Frauen durch Dufte beeinflulbar sind. Dies geht bekanntlich so weit, daS sogar von Natur aus nicht riechende Waren, wie Textilien, bei Anwendung einer reizvollen Parfiimierung beim Kauf bevorzugt werden und dadurch umsatzmalig profitieren. Es

* Auszug aus einem Vortrag anlai3lich der DGF-Vortrags- tagung in Hannover am 27. Oktober 1966.

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mag dies im Grunde seine Ursache darin haben, dad die Frau im allgemeinen mehr nach Instinkt und Gefuhl urteilt und auswahlt als aus niichterner Oberlegung.

Es gibt auch einen sehr realen Grund, warum sich die meisten Frauen beim Einkauf eines Kosmetikums von seinem Duft lenken lassen: Sie konnen ihn namlich ohne weiteres durch eigene Priifung kontrollieren, meist ist dies sogar die einzige Eigenschaft, die sich sofort beim Erwerb konstatieren 1adt. Die erheblid wichtigeren restaurierenden oder thera- peutischen Eigenschaften eines Kosmetikums kann ja der Kunde nur aus dem Prospekt ersehen und mud sie gutglaubig in Kauf nehmen. Jede geschickte Verkauferin in Drogerien oder Parfiimerien nutzt diese Erkenntnis beim Angebot aus und fuhrt ihrer Kundin eindringlich die Parfimierung des Praparates vor. Man kann aber immer wieder bei Testen oder bei zufalliger Beobachtung konstatieren, dai3 Frauen beim Einkauf unter ungefahr gleichwertigen Produkten gleichen Preises das besser parfumierte bevorzugen, zumal wenn dessen Duft ihrem personlichen Geschmadr entspricht. Man kann dar- iiber stamen, dad ein ,,gut" parfumiertes Kosmetikum nach weiblicher Aussage vie1 wirksamer ist als ein anderes wohl gleichwertiges, aber weniger attraktiv parfiimiertes Produkt. Kein Wunder, denn das Lieblingspraparat wird eben gewis- senhafter, haufiger und freudiger angewandt!

Ein wesentlicher, wenn nicht der grundlegende Unterschied zwischen einem Pharmakon und einem Kosmetikum ist dessen Parfumierung. Nicht umsonst bedeutet der Wortstamm kos- mein" schmiidcen. Die meisten Verbraucher werden es vor- ziehen, ein wohlduftendes Kosmetikum zu verwenden als eine Unna'sche Hautsalbe, ein Hinweis auf ein wesentliches Kri- terium fur den Wert der Parfiimierung, namlich ihre asthe-

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tische Wirkung. Wenn auch der Geruchssinn des Menschen im Gegensatz zum Auge und zum Gehor am stiefmiitterlichsten entwickelt ist, so besteht doch kein Zweifel, da5 ein ange- nehmer Duf t fur empfangliche Menschen ein asthetischer Genu5 ist. Daruber hinaus hat das Parfum eine euphorische Wirkung, denn es beschwingt und steigert die Stimmungslage des truben Alltags zu einer festlichen Emotion. Jede Frau wird durch das ihr adaquate Parfum in ihrem Liebreiz, in ihrer Anziehungskraft, ihrem sex appeal gewinnen, so wie der Mann durch einen ausgesprochen mannlichen Duft in seinem SelbstbewuDtsein gestarkt wird. Die rein psychologi- schen Auswirkungen von Duften sind schon allein eine Recht- fertigung fur ihre Anwendung.

Auler dieser psychologischen, asthetischen und euphorischen Auswirkung der Parfumierung hat diese aber noch sehr haufig einen recht realen, technischen Zweck zu erfiillen. Schon die normalen Grundstoffe der Kosmetika, mogen sie auch noch so weitgehend gereinigt werden, haben mehr oder minder starke, oft storende, ja lastige Eigengeriiche, so vor allem die Bestandteile von Hautpflegemitteln. Man denke nur an die natiirlichen pflanzlichen Ule oder tierischen Fette, vor allem an das Wollfett und seine Spaltprodukte. Es mag an- gehen, diese in rein medizinischen Salben ohne jede Duft- korrektur zu verwenden, denn sie werden j a doch nur vor- ubergehend angewendet und sind nicht zum Dauergebrauch bestimmt. Vollig anders ist aber die Situation bei einem Kosmetikum. Dazu kommt, daB die menschliche Haut, ebenso wie das Haar, Geriiche aulerordentlich lange festhilt, ganz abgesehen davon, da5 bei der gro5flachigen Anwendung in der Hautkosmetik durch ungeeignete oder schlecht konser- vierte Rohstoffe Zersetzungserscheinungen auftreten konnen, die sich geruchlich unangenehm bemerkbar machen. Vollig auszuschalten sind die Eigengeriiche natiirlicher Rohstoffe trotz bester Raffinierung kaum, hochstens bei Mineralolen und Mineralfetten, aber ihre erfolgreiche Oberdeckung ist immer- hin kein aussichtsloses Problem. Schwierig wird jedoch die Situation bei der Einarbeitung pflanzlicher und insbesondere tierischer Extrakte, Hormone etc. Der manchmal intensive und teilweise abstolende Eigengeruch derartiger Produkte domi- niert auch bei geringer Dosierung in einem Kosmetikum, so dad es trotz aller Wirksamkeit ohne Parfumierung kaum Liebhaber finden diirfte.

Hier leistet die Parfiimerie erfolgreich Hilfestellung. Es gibt zwei Methoden, um mit derartigen unliebsamen Storen- frieden geruchlich fertig zu werden, die man allerdings nicht immer klar trennen kann. Die eine Arbeitsweise versucht starke und unangenehme Geriiche durch no& stirkere, aber angenehmere zu iiberdecken. So wird man in der Regel bei stark und abstolend riehenden tierischen Rohstoffen vor- gehen, oft ein schwieriges parfiimistisches Problem. Eine mehr aktive Methodik ist es, das riechende Prinzip des Kosmetikums rnit in die Parfiimierung einzubeziehen, so d a l es im Verband des Parfiims aufgeht und dadurch getarnt wird. Dies gelingt in den meisten Fallen nur bei pflanzlichen Wirkstoffen, die j a in der Regel milder riechen und weniger aufdringlich sind als tierische Produkte. So wird man also, um ein Beispiel zu bringen, versuchen, einen eingearbeiteten Arnikaextrakt oder Zusatze von Kamille zu einem angenehm aromatisch riechenden Krauterduft zu erweitern, in dem der Einzelbestandteil dann im parfumistischen Verband untergeht. Diese Technik erfordert grole parfiimistische Erfahrung und fuhrt nur zum Erfolg, wenn sie mit den gebotenen parfiimistischen und kosmetischen Kautelen durchgefiihrt wird. Dies betrifft nicht nur besonders gelagerte Spezialfalle, sondern gilt iiberhaupt fur die Par- fiimierungstechnik kosmetischer Produkte. Hierzu sollen einige prinzipielle Richtlinien gegeben werden.

Da alle Riechstoffe im Grunde Reizstoffe sind - sonst hatten sie j a keine physiologische Wirkung -, ist es das Problem Nummer eins, nur Riechstoffe auszuwahlen, die kos-

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metisch vollig indifferent sind. Schon diese Auswahl ergibt, wenn sie gewissenhaft durchgefiihrt wird, eine starke Einengung des Repertoires. Leider sind gerade viele Riechstoffe, die ein besonders gutes Oberdeckungsvermogen haben, nicht haut- vertraglich oder haben die Neigung, sich chemisch und damit geruchlich leicht zu verandern, wie z. B. die meisten Aldehyde. Das Parfumierungsproblem der Kosmetika stellt also vollig andere Anforderungen als z. B. die Schopfung eines Mode- parfiims. Fur dieses gelten natiirlich die allgemeinen par- fiimistischen Grundsatze, vor allem hinsichtlich Harmonie und Haftbarkeit, aber der prinzipielle Unterschied ist doch, d a l sie schon auf Grund ihrer Intensitat und ihres meist hohen Preises nur auf einer winzig kleinen Stelle der Korper- oberflache oder gar nur auf der Wasche oder auf Stoff angewandt werden. Ein Kosmetikum dagegen wird mit wenigen Ausnahmen in der Regel grolflachig gebraucht, wo- rnit die Gefahr geruchlicher Fehlschlage erheblich gesteigert wird. Gleichzeitig erhoht si& aber, auch das Risiko irgend- welcher Reizwirkungen, auch wenn die Dosierung der Riech- stoffe in Kosmetika erheblich geringer ist als in Par- fums. Das groSte Schreckgespenst auf diesem Gebiet ist jedoch die Allergie, geradezu die Modekrankheit unserer Zeit. Diese Gefahr entzieht auch dem noch so verantwortungs- bewuBten Parfiimeur und Riechstoff-Fachmann jedes objek- tive Kriterium, denn erfahrungsgemal kann praktisch jeder Riechstoff Allergien erzeugen. Damit wird die Arbeit zu einem Experiment, wenn nicht zu einem Lotteriespiel.

Zum Begriff der sachgemalen Parfumierung gehort auch die richtige Wahl und Anpassung des Parfiims an den Typ und an den Verwendungszweck des Kosmetikums. Es ist ver- standlich, d a l man ein Hautol und ein Haarwuchsmittel ver- schieden parfiimiert. Auf diesem Gebiete wird von den Fabri- kanten viel gesundigt, sei es aus Gleichgiiltigkeit, sei es aus Unkenntnis. Ein grodes und erfolgreiches Modeparfiim, das gerade .en vogue" ist, ist nicht ohne weiteres auch ein Vor- bild fur die Parfumierung beliebiger kosmetischer Produkte. Da die exorbitanten Preise der Originalkompositionen dazu zwingen, billige Imitationen herzustellen, sind diese meist mit ihren edlen Vorbildern hochstens durch den Namen ahn- Iich. Von jeher besteht die Gefahr, da5 aus Gewinnsucht oder Geschmacklosigkeit die grolen parfiimistischen Meisterwerke vulgarisiert werden. Derartige Entgleisungen fiihren nur hochst selten zu einem Dauererfolg, hochstens werden sie in Konsumwaren fur Warenhauser oder in Uni-prix-Gesmaften eine Zeitlang reussieren. Fur einen kosmetischen Marken- artikel sollte immer eine individuelle Parfiimierung ausge- arbeitet werden, die seinem Gefiige und seinem Anwendungs- gebiet sachgemal angepalt ist. Einfach ist dies nicht und erfordert viel Fingerspitzengefiihl, iiber das in der Regel nur ein routinierter Parfiimeur verfiigt. Es ware jedenfalls eine ausgesprochene Fehlschaltung, jahrelange Entwicklungs- arbeit, kostspielige Tests und teure Propaganda in einem erstklassigen Kosmetikum zu investieren und zuletzt seine Parfiimierung gedankenlos zu inprovisieren. lm Gegenteil, diese sollte die Kronung des Werkes sein!

Wertvolle hygienische und therapeutische Eigenschaften haben viele iitherische Ule und einige der daraus isolierten oder synthetisch hergestellten Riechstoffe. Ihr Anwendungs- gebiet sind vorwiegend Mundpflegemittel, Raumsprays und Desodorantien, um nur die wichtigsten Verwendungszwedce zu nennen. Trotz aller Fortschritte der synthetischen Chemie sind Mund- und Zahnpflegemittel auch heute noch ohne Pfeffer- minzol oder seinen wesentlichen Wirkstoff, das Menthol, nicht zu denken. Auch die Begleitstoffe, wie Anisol, Fenchelol, Nelkenol, dazu Ule der Kamille, von Salbei, Eucalyptus, Thymian, Kiimmel, Krausemiinz etc. sind nicht nur Ge- schmadtskorrigentien, sondern haben wertvolle entziindungs- hemmende bzw. desinfizierende Eigenschaften. In Raumsprays spielen Fichtennadel, Latscheniil, Eucalyptus61 oder das austra- lische Tea-treeol mit seinem hohen Phenolkoeffizienten neben

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den atherischen &Ben der Lavendelfamilie eine dominierende Rolle. Auch in Korper-Desodorantien verzidtet man nicht auf den Zusatz von Riechstoffen bzw. atherischen Ulen, um die Effekte der verarbeiteten eigentlichen Wirkstoffe zu er- hohen oder zu verbreitern. Die Anwendung dieser natiirlichen oder synthetischen Aromatika geht weit iiber den Rahmen einer iiblichen Parfiimierung hinaus, denn es werden dabei nicht nur ihre geruchsiiberdedcenden Fahigkeiten ausgeniitzt, sondern auBerdem bestirnmte therapeutische Ergebnisse erzielt. Die Heilkraft aromatischer Pflanzen und der aus ihnen

gewonnenen atherischen Ole oder Extrakte ist seit Jahrhun- derten bekannt und altbewahrtes Volksgut. aber erst als die Forschung diese Inhaltsstoffe unter die Lupe nahm, ihren Wirkungsmechanismus und ihre Konstitution klarte, wurde ihre Anwendung wissenschaftlich sanktioniert. Heute hat der Begriff "Aromatherapie" nicht nur bei den Fabrikanten der Reformhauser, sondern auch in der vorurteilsfreien modernen Medizin einen guten Klang. Die Fachliteratur, besonders der letzten Jahre, bietet diesbeziiglich cine Fiille von beachtens- wertem Material.

Korperpflege im Kindesalter Von Prof . Dr. K . S e e l e m a n u "

Airs d e n Kinderkrankenhaiis Rothriibiirgsort in Hamburg (ilrztlicher Dircktor P r o f . Dr. K . S c e I c ni ( i n 1 1 )

Das Thema ,Korperpflege im Kindesalter" sieht auf den ersten Blick, besonders fur den Arzt, etwas an- spruchsvoll Bus: Korperpflege umfai3t eigentlich die Ge- samtheit aller von auden zu beeinflussenden Vorgange des Organismus, also auch die Ernahrung, die Tempe- raturregulierung, die Bekleidung usw. Gemeint ist hier aber nur die Pflege der Korperoberflache, namlich der Haut und ihrer Anhangsgebilde, so dai3 man besser ,Hautpflege im Kindesalter* sagen wiirde. Die Haut des Kindes hat einen wesentlich groderen Anteil z. B. an der Temperaturregulierung und dem Wasserhaushalt als die Haut des Erwachsenen. Ich werde darlegen konnen, dad Korper- und Hautpflege in einer Wechsel- beziehung stehen, die gerade bei jungen Kindern sehr auffallig ist.

Offensichtlich ist besonders die Hautpflege der Saug- linge ein Kapitel, das nicht nur die Eltern interessiert, sondern ganze Industrie-Zweige anregt. Das AusmaiS der Werbung fur Produkte, die diesen Zwecken dienen, zeigt die Bedeutung, die man ihnen in der Industrie beimidt. Ein Bedurfnis ist also vorhanden und der Um- satz dementsprechend grod. Warum bedarf die Haut des Kindes einer besonderen Pflege? Die Erklarung liegt in den Besonderheiten der Sauglingshaut. Diese sollen die Grundlage fur die folgenden Ausfuhrungen uber ein- zelne Punkte der Hautpflege in den verschiedenen Altersstufen bilden.

Bei der Geburt ist die Haut des Kindes von der Vernix caseosa, der ,Kaseschmiere", uberzogen, einer schmierigen, fettigen Masse, die von den Talgdrusen der Haut vor der Geburt erzeugt worden ist. Es ist zwar ublich, beim ersten Bad diesen Oberzug meist mit warmem Wasser und Seife zu entfernen. Man mud sich aber daruber klar sein, dad der Haut damit ein wesent- licher Schutz entzogen wird, da die Hornschicht beim Neugeborenen auderordentlich dunn ist, so dad die Haut sehr empfindlich gegenuber mechanischen, ther- mischen und chemischen Einflussen sowie gegen Infek- tionen ist. Es ist deshalb zu empfehlen, in den ersten 3 Lebenstagen das Kind nur mit lauwarmem Wasser abzuspulen, ohne d u d intensives Reiben oder mit Seife die Vernix caseosa entfernen zu wollen. Besonders Hautinfektionen durch Eitererreger werden dadurch reduziert. Nach dem 5. Lebenstag sollte dann taglich einmal gebadet werden, wobei man es der Mutter uber-

* Vortrag anlafilich der DGF-Vortragstagung am 27. Oktober 1966 in Hannover.

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lassen kann, ob sie den Vormittag oder den Abend wahlt. Bei normaler Haut der Sauglinge kann dann eine der ublichen uberfetteten Babyseifen verwendet werden. Oft empfehlen sich aber seifenfreie Mittel in Form von synthetischen waschaktiven Substanzen, die nicht die oft abtraglichen Nebenwirkungen der Seife besitzen, also die Alkalinitat mit Beeintrachtigung des sogen. Saureschutzmantels der Haut, das starke Quel- lungsvermogen der obersten Hornhautschichten und die Kalkseifenbildung bei hartem Wasser. Die Waschwir- kung ist dabei nicht ausschlaggebend, da ja tiefergehende Hautverschmutzungen beim Saugling no& unbekannt sind und es sich nur um die Entfernung oberflachlicher Auflagerungen von Stuhl und Urin sowie von SchweiB handelt. Nach dem Baden sollen besonders die Korper- gegenden mit reichlicher Faltenbildung, also Hals, Ach- selhohle, Schenkelbeugen und Knie, mit einem Puder behandelt werden, der hautvertraglich ist und keinen Nahrboden fur Bakterien darstellt. Hier sind z. B. Tal- kum oder ahnliche Substanzen gut geeignet. Manche Haut, die nach dem Baden ausgetrocknet ist, verlangt eine leichte Massage mit einem Kinderol, das ebenfalls hautvertraglich sein mud. Ob es sich nun um pflanzliche oder mineralische Ule handelt, ist nicht ausschlaggebend. Sie mussen aber steril sein, um nicht Ursache fur Infek- tionen zu sein. Man mud auch daran denken, dad zuviel Ul die Ausfuhrungsgange der Schweiddrusen verstopft. Das Baby sollte also nicht prapariert werden wie zu einem Sonnenbad, sondern nur dann eingeolt werden. wenn die Haut sehr trocken ist.

Wichtig ist auch die Kopfwasche. Hier ist no& an] ehesten rnit einer exogenen Verschmutzung durch Staub usw. zu rechnen. Dieser vermischt sich mit den Exkreten der Schweid- und Talgdrusen, und schon nach kurzer Zeit sind typische braunliche, schmierige Auflagerungen festzustellen. Sehr oft haben die Mutter auch Angst, das Gebiet der noch offenen groden Fontanelle zu beriihren, so dad man an dieser Stelle besonders haufig derartige Veranderungen findet. Einige Tage Massage mit einem Kinderol, unter Umstanden mit einem Zusatz von Sali- cylsaure beseitigen diese Auflagerungen sehr schnell.

Von besonderem Interesse ist aber nicht so sehr der Kopf des Sauglings als vielmehr die A n o g e n i t a l - Region. Hier gilt das Wort, dai3 die ,Segnungen des Wasserklosetts" am Saugling und Kleinkind vorbeige- gangen sind, und zwar aus natiirlichen und nicht zu uberwindenden Schwierigkeiten. Die Entleerung von

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