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(Aus der Klinik fiir Nervenkrankheiten des Medizinischen Instituts in Leningrad. Vorstand: Prof. M. Nikltin.) Uber die Bedeutung der Senkungsreaktion bei Nervenkrankheiten*. (Vor]~ufige Mitteilung.) Von A. P. Friedmann (Leningrad). (Eingegangen am 15. Dezember 1928.) Es wurde schon 1856 yon Claude-Bdrnard der Gedanke ausge- sprochen, dab die Bestrebungen des Arztes und Physiologen darauf gerichtet sein miissen, um die Lebensfunktionen des Organismus auf die physisch-chemischen Eigenschaften desselben zuriickftihren zu kSnnen. Im Einklange mit dieser Voraussage des genialen Physio- logen erschallten die Worte yon Heinrich Schade: ,,Dank den physiseh- chemischen Untersuchungen stehen wir an der Schwelle einer neuen molekul~r-pathologisehen Ara". Inwieweit stimmen diese Worte in bezug auf die Klinik ffir Nerven- krankheiten zu ? Hier schwebt noch, often gesagt, der Schatten Vir- chows, hier herrscht noch in vollen MaBe die pathologisch-anatomisehe Denkungsweise gegeniiber der biochemischen Methodik vor. Wenn wir hinsichtlich des Liquors fiber mehr oder weniger zahl- reiehe physisch-chemische Reaktionen verffigen, so begniigen wir uns in dem Blutuntersuchungsgebiete gewShnlich mit der R.W. und den sog. ,,Ergi~nzungsreaktionen" von Sachs, J. Georgi, Meinicke, Bruck, Dold u.a. Eine derartige Untersuchung abet gestaltet sich aus zwei Grfinden als vSllig ungeniigend, n~mlich: 1. diese Reaktionen fallen nicht immer bei den spezifischen Erkrankungen positiv aus und 2. sie geben auch oft positive Antworten bei nichtspezifisehen Krankheiten**. Es ist ja selbstversti~ndlich, dab bei nichtluetischen Erkrankungen des Nervensystems der I~.W. jegliche Bedeutung abgesprochen sein mul~. Vor 2 Jahren wurde yon uns die Reaktion Manoilo//(R. M.) im Blute bei verschiedenen organischen Erkrankungen des Nervensystems und StSrungen der inneren Sekretion geprfift. Uber die dabei ge- * Berichtet in der Neuropathologen-GeseUschaft in Leningrad am 29. III. 1928. ** Siehe meinen Bericht in der Neuropathol. Tagung in der Psychoneur. d, Gegenw. 1928, Nr 1 (Januar) und im Arch. f. Psychiatr. 84, H. 1 (1928).

Über die Bedeutung der Senkungsreaktion bei Nervenkrankheiten

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Page 1: Über die Bedeutung der Senkungsreaktion bei Nervenkrankheiten

(Aus der Klinik fiir Nervenkrankheiten des Medizinischen Instituts in Leningrad. Vorstand: Prof. M. Nikltin.)

Uber die Bedeutung der Senkungsreaktion bei Nervenkrankheiten*.

(Vor]~ufige Mitteilung.)

Von

A. P. Friedmann (Leningrad).

( Eingegangen am 15. Dezember 1928.)

Es wurde schon 1856 yon Claude-Bdrnard der Gedanke ausge- sprochen, dab die Bestrebungen des Arztes und Physiologen darauf gerichtet sein miissen, um die Lebensfunktionen des Organismus auf die physisch-chemischen Eigenschaften desselben zuriickftihren zu kSnnen. Im Einklange mit dieser Voraussage des genialen Physio- logen erschallten die Worte yon Heinrich Schade: ,,Dank den physiseh- chemischen Untersuchungen stehen wir an der Schwelle einer neuen molekul~r-pathologisehen Ara".

Inwieweit stimmen diese Worte in bezug auf die Klinik ffir Nerven- krankheiten zu ? Hier schwebt noch, often gesagt, der Schatten Vir- chows, hier herrscht noch in vollen MaBe die pathologisch-anatomisehe Denkungsweise gegeniiber der biochemischen Methodik vor.

Wenn wir hinsichtlich des Liquors fiber mehr oder weniger zahl- reiehe physisch-chemische Reaktionen verffigen, so begniigen wir uns in dem Blutuntersuchungsgebiete gewShnlich mit der R.W. und den sog. ,,Ergi~nzungsreaktionen" von Sachs, J. Georgi, Meinicke, Bruck, Dold u.a . Eine derartige Untersuchung abet gestaltet sich aus zwei Grfinden als vSllig ungeniigend, n~mlich: 1. diese Reaktionen fallen nicht immer bei den spezifischen Erkrankungen positiv aus und 2. sie geben auch oft positive Antworten bei nichtspezifisehen Krankheiten**. Es ist ja selbstversti~ndlich, dab bei nichtluetischen Erkrankungen des Nervensystems der I~.W. jegliche Bedeutung abgesprochen sein mul~. Vor 2 Jahren wurde yon uns die Reaktion Manoilo/ /(R. M.) im Blute bei verschiedenen organischen Erkrankungen des Nervensystems und StSrungen der inneren Sekretion geprfift. Uber die dabei ge-

* Berichtet in der Neuropathologen-GeseUschaft in Leningrad am 29. III. 1928. ** Siehe meinen Bericht in der Neuropathol. Tagung in der Psychoneur. d,

Gegenw. 1928, Nr 1 (Januar) und im Arch. f. Psychiatr. 84, H. 1 (1928).

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wonnenen Resultate wurde yon mir in der Neuropathologen-Gesellschaft in Leningrad ein Bericht erstattet, welcher dann in der Presse ver- 6ffentlicht wurde*. Ferner zeigte ich in meinem Berichte auf dem Neuropathologen- und Psychiater-Kongrel3 am 19. XII . 1927"* die Perversit~t der R.M., welche eine empfindlichere Reaktion vorstellt als die R.W. Fast gleichzeitig mit der Priifung der R.M. habe ich dam Studium der S.R. begonnen. Meiner tiefsten ~berzeugung nach, stel|en diese drei biologischen Reaktionen h~chst komplexe Reaktionen dar, we| the die feinsten Ver~nderungen des Organismus in toto abspiegeln.

Doch konnte ich mich w~hrend dieser meinen vergleichenden Stu- dien der R.W., R.M. und der S.R. dariiber fiberzeugen, dab die R.W., aul~er den obenerw~hnten Fehlern, noch ~ut3erst kompliziert ist, die Technik derselben weit nicht vollkommen ist und die Resultate von einer ganzen Reihe yon Nebenumst~nden abh~ngig sein k6nnen.

Ferner, obgleich die I~.M. die wertvollsten Angaben bei Nerven- krankheiten gibt, so leidet sie doch an solchen Fehlern, wie h6chster Empirismus und nicht aufgekli~rter Chimismus des Einflusses der i~uBerst zahlreichen Reaktive auf die Blutkomponente. Was aber die Senkungs- reaktion anbetrifft (S.R.), so ist sie bei richtiger Technik und sorgfM- tiger Durchffihrung derselben sehr leicht zuggnglich und frei von jedem subjektiven Einflusse des Forschers.

Einige Worte fiber die Herkunft der Reaktion. Die Vorstellung, da[~ die S.R. eine neue Reaktion ist, dai~ sie yon

Fahraeus 1918 erfunden wurde - - entspricht der Wirklichkeit nicht. Schon im Altertume und Mittelalter, wenn die Aderlassung bei ent- zfindlichen Prozessen breit benutzt wurde, linden wir Hinweise auf die ,,natfirliche Senkungsreaktion der Blutk6rperchen", d .h . auf die Abtrennung (vor der Gerinnselbildung) der Erytrocytenschicht vom Plas- ma. Zur Zeit der humoralen Theorie wurde dem fiber der BlutkSrper- chenschicht sich aus dem geronnenen Plasma bildenden H~utchen ein besonderer Name - - Crusta phogistica - - zugeeignet. Doch Hunter war der erste, der am Ende des 18. Jahrhunderts das wissenschaftliche Studium der S.R. begonnen hatte. Er war der erste, der die S.R. bei Fiebernden und Schwangeren beobachtet hatte. Dawy, Nasse, Mi~ller, Lehmann, Biernacki u. a. studierten diese Reaktion im 19. Jahrhundert . Einer besonders sorgf~ltigen exakten Untersuchung wurde abet diese Reaktion in den letzten Jahren unterworfen, was in einem vollen Ein- klange mit der Richtung der gegenw~rtigen Medizin steht.

Die Hauptaufgabe besteht n~tmlich darin, dab man im Blutstudium die LSsung der komplizierten feinen und schwer zu entscheidenden

* Psychol. l~dsch. 1926, Nr 4 u. 5 u. Ref. in der Z. Neur. 48, H. 5/6 (1927). ** Zur Fr&ge der ~Teuroluesdiagnostik auf Grund der Untersuchung des

Blutes und des Liquor cerebrospinalis.

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~ber die Bedeutung der Senkungsreaktion bei Nervenkrankheiten. 337

Lebensf ragen des Organismus f inden soll. Das hSchste In te resse de r Kl in iz i s ten zur S.R. wurde yon Fahraeus (1916--1918) erweckt , der diese R e a k t i o n sowohl exper imente l l als auch kl inisch s tud ier te . Se i tdem fand sie ihre A n w e n d u n g in de r theral0eut ischen und chi rurgischen K l in ik sowie in der K l i n i k fiir K i n d e r k r a n k h e i t e n , Gebur tsh i l fe und Gyn~kologie usw.

Von Fahraeus wurde auch die Technik der R e a k t i o n ve ra rbe i t e t , welche d a n n yon Westergren verbesser t worden war. I ch b rauche sic an dieser Stelle n ich t anzufi ihren, da sie a l lgemein genug b e k a n n t ist , sowie die Modi f ika t ion derse lben nach Linzenmeyer, welche im J a h r e 1922 e ingef i ihr t und als eine den kl in ischen Anfragen sehr en t sp rechende a n e r k a n n t wurde.

Der Sinn der R e a k t i o n bes t eh t in der Beobach tung der Senkungs- geschwindigke i t de r E r y t r o c y t e n im Ci t ra tb lu te , welche durch die von der E r y t r o c y t e n s c h i c h t in einer Ze i te inhe i t ~ 1 S tunde zuri ick- gelegte Dis tanz in Mi l l ime te rminu ten bemessen wird (das Pr inz ip yon Fahraeus- Westergren ).

Nach Linzenmeyer wird das Citratblut in ein ProbiergI~ischen yon 0,5 cm Durchmesser, etwa 6,5 cm ItShe und etwas fiber 1 cm Weite bis zu einem be- stimmten Merkzeichen eingegossen. In einem Abstande von 18 mm ist am Probier- gliischen ein zweites Merkzeichen angebracht. Man miBt die Zeit, welche die Erythrocytensiiule braucht, um die Distanz vom ersten Merkzeichen bis zum zweiten durchzumaehen.

Es gibt noch ein drittes, das mikromethodische oder capilli~re Prinzip der Reaktion, welches in Deutschland yon Miiller.Stewen und bei uns yon Pantschenkow eingefiihrt wurde.

Es ist ja hSchst bemerkenswert, dab dieses einfache Naturph/~nomen, das Ph/inomen der Erythrocytensenkung (in der letzten Zeit hat man schon das Studium der Leukocylen begonnen*) noch his heute keine feste physisch-ehemisehe Begrfindung gefunden hatte. Die einen Autoren (Linzenmeyer, Bloch, Oel,gner) sehen die Ursache der Beschleunigungsunterschiede in der Verschiedenheit der Erythrocytenzahl, des Hb-Gehaltes derselben usw., die anderen aber, wie Stae- linger, Leme~chiitz, meinen, dab die Senkungsgeschwindigkeit yon der Agglu- tinabilitiit der Erytrocyten abh~ngig ist. Grube glaubt, dab die Agg[utinabiliti~t vonder erhShten Klebrigkeit der Erythrocyten abhangt.

H6ber, Mond u. a. haben gezeigt, dab die Geschwindigkeit der Erythrocyten- senkung yon der ErhShung der Blutviscosit/~t abh~ngig ist.

K/~rten stellt die Senkungsgeschwindigkeit mit dem Cholesterin- und Lecithin- gehalte des Blutes in Zusammenhang; der erstere beschleunigt, der zweite verlang- saint dieselbe. Viele Autoren kehrten zur alten Hypothese yon Fahraeu8 - - der Hypothese vonder elektrisehen Ladung - - zurtick. H6ber und Linzenmeyer haben gezeigt, dab die Senkungsgeschwindigkeit sich bei erhShtem Globulingehalt im Blute erhSht und bei erh6htem Albumingehaltc sinkt. Und diese Autoren glauben, daft im krankhaften Zustande des Organismus die Albumine, welche in dcr Norm in der Schutzumhfille der Erythrocyten vorherrschen, teils durch Globuline ersetzt werden, und die Erythrocyten bekommen wahrscheinlich die MSglichkeit, durch dieselben ihre Ladungen mit denen des umgebenden Milieus umzutauschen. Dieser Umstand ist von guBerst groBer Bedeutung. Wie es yon Smorodintzew gezeigt wurde, besitzt das Serumalbumin in einer NeutrallSsung keine Ladung und tr/igt nut in der LaugenlSsung eine negative Ladung. .4 . Pauli, Handowsky

* Vgl. Kuhin, Berl. klin. Wschr. 19~8, Nr 10.

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und Michaelis haben gezeigt, dab das Albumin in einer eeht neutralen LSsung elektronegativ ist, verliert seine Ladung bei einer Konzentration der Wasserstoff- ionen ~-10 e, d. h. bei einer schwaehsauren Reaktion. Die Globuline abet be- sitzen eine positive Ladung (im Normalblute). Steinberg und KiritschenIco sind zu dem Schlusse gelangt, dal3 die Wasserstoffionenkonzentration (PH) im Plasma die Verlangsamung der Erythroeytensenkung bedingt. Dieselbe Wirkung iiben auch die organisehen S~uren und ihre neutralen Salze aus. Friedmann deckte den Zusammenhang zwischen der S.R. und dem Chloridengehalt des Blutes auf.

Wie aus dem oben Gesehilderten zu ersehen ist, herrseht ein bedeutender MiBklang noch in der Interpretation des Meehanismus der Senkungsreaktion.

Unseres Eraehtens lassen die den Chemismus der Reaktion forschenden Autoren sowohl die Bedeutung des Kolloidumsatzes der Zellen als auch den Ein- fluB der CitratlSsung auf die Blutkolloide auBer aeht. Ferner spielen aui3er den Kolloiden (Lipoide der Sehutzumhiille der Erythrocyten haupts~ehlich) und neben denselben die Salzelektrolyte eine groBe Rolle, was sehon yon Friedmann in bezug auf die Chloride festgestellt wurde.

Was fiir eine Bedeutung hat die S.R. fiir die Klinizisten ? Linzenmeyer, RumTl, Lb'hr u. a. schreiben der S.R. eine diagnostisehe, diffe-

rentialdiagnostische und prognostische Bedeuttmg zu. Linz, Westergren betraehten die S.R. als einen sehr sensiblen, noch empfind-

licheren Reagenten als die Temporatur. Jede Absorption yon Zerfallsprodukten der Zellen und der EiweiBe iibt einen Einflul~ auf die S.R. aus, wobei die Tem- peratur aber normal bleibt (die Proteintherapie, Milchinjektionen usw.)

GeTpert betrachtet diese Reaktion als eine sichere und exakte Indikation zum reehtzeitigen chirurgischen Eingreifen. Lb'hr, der diese Reaktion an einem um- fangreichen klinischen Material der Chirurgisehen Klinik zu Kiel durehgefiihrt hatte, behauptet, dal3 alle Entziindungsprozesse, unabh~ngig yon dem Charakter derselben, einen EinfluB auf die Senkungsgeschwindigkeit ausiiben, welche der Infektionskraft und dem Grade des Entztindungsprozesses proportional ist.

l%mer entsteht natiirlich die Frage, welehe Senkungsgeschwindigkeit dem normalen' Menschen eigen ist, welehen Einflul3 das Geschlecht, das Alter und andere Faktoren auf die S.R. ausiiben ?

Fahraeus, Westergren und Troel haben feststellen kSnnen, dab dig Senkung der Erythroeyten bei Frauen 11/a--2 real gesehwinder vor sieh gehe als bei M~nnem. So geben diese Autoren gleieh Linzenmeyer die welt schwankenden Zahlen 360 his 720 Minuten ftir M~nner und 180--300 Minuten ftir Frauen an; bei Schwangeren w~chst die Geschwindigkeit manchmal um 50--100mal an. Bei den Neugeborenen ist die S.R. ---- 24 48 Stunden.

Vom zweiten postnatalen Monat an l~Bt sieh eine ~llmiihliche Zunahme der Reaktionsgesehwindigkeit beobachten und nach AbschluB des 3. Monats ist die S.R. im Vergleich mit den Normalwerten der Erwachsenen beschleunigt. Naeh Deho]] l~I3t sich eine aUm~hliehe Verl~ngerung der normalen Dauer der Reaktion ira Kindesalter merken, wie es aus der naehfolgenden Tabelle zu ersehen ist (zit. nach Mandelstamm*).

Alter.

] 11/z--8--4 Jahre I 5--~ Jahre I 7--8 Jahre 1 9--12 Jahre J13--14 Jahre ] 15 Jahre

S.R. = 250---280 300--350 420--500 600--700 70(0--800 ~ber 800 Min. Min. Min. Min." Min. Min.

* Monographie. Die Senkungsreaktion der Erythrocyten in der Gyn~kologie. Leningrad 1925.

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Bis zum 10ji~hrigen Alter zeigen die Knaben und die Mitdchen eine gleiche Reaktionsgeschwindigkeit (Kowacs, Deho/]).

Bei den M/~dchen 1/~Bt sich manchmal noeh vor Beginn der Menstruation eine Beschleunigung der S.R. beobachten (Deho//), was als eine hSchst interessante biologische Tatsache zu betrachten ist.

Nicht alle Autoren stimmen fiber die obenangeffihrten Durchschnittsnormen der Geschwindigkeit der S.R. bei Erwachsenen fiberein.

Popowa-Terebinskaia hi~lt die Senkungsgeschwindigkeit der Erythrocyten = 5 Stunden 17 Minuten ftir normal. Lb'hr gibt hohe Zahlen an: fiir M~nner 1200 his 1400 Minut~n, fiir Frauen 800--I000 Minuten, fiir Kinder 500--800 Minuten. Pewny halt etwa 3 Stunden ftir einen durehsehnittIichen Weft. Ganz isoliert steht Moral, weleher 1 Stunde als eine normale Reaktionsgeschwindigkeit aner- kermt, w~hrend alle anderen dieselbe als eine pathologische betrachten. Mandel- stamm ffihrt aus seinem aus 100 Priifungen bestehenden Material die Dureh- schnittszahl der Senkungsgeschwindigkeit yon 3--4 Stunden aus; von den anderen, auller Geschlecht und Alter, die S.R. beeinflusscnden Faktoren muB noch die Verdauung (Beschleunigung), die Menstruation (auch eine Beschleunigung) usw. genannt werden.

Wir gehen jetzt zur Bewertung der Bedeutung dieser Reaktion fiber, welche derselben yon den verschiedenen Kliniken gegeben wird. Der Platzersparnis wegen bleiben wit an der umfangreichen IAteratur der Frage in bezug auf die thera- peutische und chirurgische Klinik sowie die Klinik ffir die Gyn/~kologie und Ge- burtshilfe und ftir Kinderkrankheiten nicht stehen und gehen unmittelbar zur Klinik ffir Nervenkrankheiten und Psychiatrie fiber.

Als P ion ie r auf d iesem Gebie te muf~ Plaut (Mfinch. med. Wschr . Nr. 19, 1920) a n e r k a n n t werden. Der Gerech t igke i t wegen muf~ an dieser Stcl le b e m e r k t werden, dab er, unabh~ngig yon Fahraeus, eine verschicdene Senkungsgeschwindigkei~ bei ma nc he n psych i schen StS- rungen fes tges te l l t und eine eigene Method ik ausgea rbe i t e t but te . Es wurdcn 71/2 ccm Blu t durch Se lbs t s t rom (Einff ihrung e iner d icken Nade l in die Cubi ta lvene) in einen g radu ie r t en ers t mi t 2,5 ccm einer 1,1proz. LSsung yon Na t r . citr . versehenen Zyl inder , yon 10 ccm Wei t e (mit 100 a m Glase angeb rach t en Tei lungen) gesammel t .

Das Blur wurde mi t dem Nat r . ci tr . ve rmisch t und nach e iner S tunde wurde die HShe der P la smasch ich t bes t immt . I m wei teren h a t sich diese Mcthod ik sowie auch dieselbe yon Fahraeus aus begreif l ichen Gri inden, als eine ffir d ie p rak t i s chen Zwecke wenig anwendba re erwiesen.

Plaut fund eine Beschleunigung der S.R. in de r Mehrzahl der F~lle yon Pa ra lys i s progress iva , Lues und Arter iosclerosis .

Bei Psychopathien verschiedener Art, Melancholie und Dementia praecox lieB sich keine BeschIeunigung feststellen. Runge beobachtete eine Besehleunigung bei Paralysis progressiva, Tubes dorsalis, Lues cerebri, Arteriosclerosis und bei entziindlichen Prozessen. Die bedeutende Mehrzahl yon Dementia praeeox zeigte auch, im Gegensatz zu den funktionellen Neurosen und 1)sychosen, eine ]~e- schleunigung.

Bircher konstatierte eine Beschleunigung bei allen luetischen Affektionen des Zentralnervensystems.

Wuth land eine Beschleunigung bei Paralysis progressiva; bei Dementia prae- cox, Epilepsia und Melancholia aber ist die S.R. meistenteils normal.

Z. f. d. g. Neut. u. Psych. 119. 23

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Paulian nnd Tomowici fanden eine Beschleunigung bei allen paraluetischcn Erkrankungen des Nervensystems, besonders bei Paralysis progressiva. Diese Autoren glauben, dal3 die S.R. als ein differentialdiagnostisches Mittel zwischen den Paraplegien luetischer und niehtluetischer Herkunft dienen k6nnte, mit Aus- nahme des Morbus Potti, wo sie auch eine bedeutende Beschleunigung beobachtet haben. Aul3erdem haben diese Autoren die Frage fiber die m6gliche Benutzung der S.R. ffir die Differentialdiagnose zwischen Paralysis agitans und Parkinsonismus post. enc. epidemica studiert.

Sie konstatierten, dal3 die S.R. bei echter Paralysis agitans beschleunigt und bei Enceph. epidemica verz6gert ist. Doch scheinen ihre Angaben nicht genfigend fiberzeugend zu sein, 1. weil von ihnen nur 7 Encephalitisfalle, 2 Fiillc von Parkinsonismus verum und 4 Spuria untersucht wurden und 2. die von anderen Autoren bei Encephalitis gewonnenen Zahlen mit denselben dieser zwei Autoren nicht iibereinstimmen.

Stern-Piper teilt in seiner ansfiihrlichen Arbeit mit, dab die S.R. bei Enceph. epidemica chronica vonder Dauer der Erkrankung abh~tngig ist. Sie ist gew6hn- lich binnen 5--6 Monate naeh der akuten Periode eine beschleunigte, was darauf hinzuweisen scheint, dal3 der Entzfindungsprozel3 sich fortsetzt. Im weiteren gelangt die S.R. zur Norm oder wird verlangsamt der Schwere der klinischen Symptome resp. dem Intensit~tsgrade der degenerativen Veriinderungen im Organismus entsprechend.

L6wenberg konstatierte auch eine erh6hte Geschwindigkeit bei Paralysis pro- gressiva, eine Beschleunigung bei Dementia praecox; bei der Epilepsie aber ist eine Beschleunigung nur bei 37 ~ zu sehen. I)ieser Autor hat eben seine Experi- mente mit der S.R. bei verschiedener Temperatur: 8, 17 und 37 ~ (im Thermo- stat) durchgeffihrt, und es ist ihm gelungen, die sog. ,,latente Senkungsgeschwindig- keit" festzustellen, das sind Falle, wo bei Zimmertemperatur die S.R. normal war, bei 37 ~ aber eine Beschleunigung zeigte. Ein gleiches Beispiel stellt das

B lu r der Epileptiker dar. Was die russische diesbeziigliche Literatur anbetrifft, so muB die Arbeit yon

M. Tschalissow hervorgehoben werden, yon dem die folgenden Krankengruppen untersucht wurden: Dementia praecox, Paralysis progressiva, Psych. man. de- press., Imbecillitas, Encephalitis epidelnica acuta et chronica, Alkoholismus chron. et dipsomania, Cocainismus, Neuros. traumat., Hysteria, Neurasthenia, Psycb- asthenia.

Den Angaben von Tschaliasow gem~B zeigten Encephalitis acuta und Para- lysis progressiva die h6chsten Zahlen, dann folgen der Reihe nach Imbecillitas, Alkoholismus, Mania depress., Psychosis, Encephalitis chronica und endlich De- mentia praecox. Die tibrigen Gruppen gaben normale oder der Norm nahcstehende Zahlen.

Der Grundsatz von Tschalissow lautet: Die S.R. kann und wird als ein wert- volles diagnostisches Mittel betrachtet, welches neben den anderen klinischen Untersuchungsmethoden konsequente Resultate gibt. Nachdem ich die kurze ~bersicht der in der Literatur zu findenden Arbeiten fiber die S.R. beendet habe, gehe ich zur Schilderung der Angaben eigener Beobachtungen fiber.

I I .

Das Ziel unserer Un te r suchungen bes tand in der Aufkl~rung fol- gender Fragen : 1. Die Prfifung der schon in der L i t e ra tu r vo rhandenen Angaben fiber die Ges ta l tung der S.R. bei Nervenkrankhe i t en , 2. die S.R. bei den fibrigen Krankhe i t s fo rmen des Nervensys tems zu unter -

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suchen und ihre klinische Bedeutung hinsichtlich der Diagnose, der Differentialdiagnose und der Prognose klarzu]egen, 3. die gfinstigsten Bedingungen der Reaktionstechnik festzustellen, 4. Experimente zum Studium des Reaktionsmechanismus aufzustellen.

Es ist ja selbstverstandlich, daf~ diese umfangreichen Aufgaben und Ziele meiner Untersuchungen w~thrend einer kurzen Frist nicht er- ledigt sein konnten und in einer Arbeit sich nicht zusammenfassen lassen.

Datum sehe ich meine Mitteilung als eine vorl~iufige an mid ziehe keine endgfiltigen Schlfisse daraus. Nach der Prfifung aller zur Unter- suchung der S.1%. empfohlenen Methoden w~ihltc ich die Methode yon Linzenmeyer als die genaueste und den Zweckc:~ der Klinik am meisten entsprechende. Ich halte die Mikromethode yon Pantschenkow ffir nicht geeignet schon datum, weil das aus dem Finger entnommene Blut, seinem Bestande nach, dem aus der Vene entnommenen nicht entspricht und verschiedene Antworten gibt.

Ferner l~i[3t sich das Blut mit der Citratliisung in der Kammer von Pantschenkow schwer vermischen.

Ich empfehle daj'um, die Untersuchung der S.R. nach der Methode yon Linzenmeyer durchzuffihren. Es ist notwendig, zu einer diesbe- zfiglichen l]bereinst immung zu kommen, da beim Vergleich der Angabcn der nach verschieclenen Methoden arbeitenden Autoren auch verschie- dene Senkungsgeschwindigkeitszahlen ffir dieselbe Krankhei t zu kon- statieren sind. Ich schlage auch vor, erst die S.R. an Gesunden zu studieren und die Durchschnittszahlen bei M~innern und Frauell fest- zustellen.

Es wurden yon uns insgesamt 52 gesunde Menschen, davon 30 Mi~nner und 22 Frauen, untersucht. Die obere Senkungsgrenze fiir Miinner ist yon uns als 390 Minuten im Durchschnitt erhalten, die untere - - 270 Minuten. Ffir Frauen ist die obere Grenze - - 220 Mi- nuten, die untere - - 150 Minuten (selbstredend, aui3er der Menstru~- tionszeit, der Gravidit~t und ohne gyngkologische Leiden).

Die Geschwindigkeit yon fiber 390 Minuten halten wir bei M~innern ffir eine Verlangsamung, unter 270 Minuten - - ffir eine Beschleunigung; dementsprechend bei Frauen - - fiber 220 Minuten - - eine Verlang- samung, unter 150 Minuten - - eine Beschleunigung.

Dies genfigt aber auch nicht: man muf~ sich fiber die Gradation (den Grad) der Beschleunigung und Verlangsamung der S.R. verab- reden.

Stern-Piper gibt, gleich der R.W., konditionelle Bezeichnungen ffir die S.R. in Form yon + und - - an, stellt aber keine genauen Zahlen fest, welche den einen oder den anderen Grad der Beschleunigung oder Verlangsamung charakterisieren sollten.

23*

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342 A.P. Friedmann:

Unserer Ansicht nach mui~ eine Einheitlichkeit in der Bewertung der Angaben herrsehen. Zu diesem Zwecke empfehle ich eine yon uns ausgearbeitete Bezeichnungsskala der S.I~. dem 5-Ball-System nach zu benutzen (siehe Tab. 1). Bei Anwendung dieser Skala sowie bei Benutzung einer und derselben Methodik (Linzenmeyer) kann die MSg- lichkeit subjektiver Momente und Fehler ausgeschlossen werden.

Tabelle 1.

I Pathologische Senkungsgeschwindigkeit (in Minuten) Normale Senkungs-[ . . . . . . . . T - - - -

Geschlecht geschwindigkeit ] I unbedeu-I I I bedeu- I I I I starke I IV sehr I V heftige (in Minuten) ] tende Be- I tende Be- I Beschleu- L starke Be- h Beschleu-

_. [ schleunig. I schleunig. I nigung ! schleunig. I nigung !

M. Von 270--390 1200--270 120--200 60--120 30--60 10--30 F. ,, 150--220 ~ 100--150 I 70--100 40--70 i 20--40 10--20

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Es wurden yon uns fiber 200 Reaktionen an Kranken mit funk- tionellen StSrungen des Zentralnervensystems durchgemacht, darunter waren 172 Frauen und 35 Mi~nner. Die Untersuchungen der Patienten dieser Art wurden am ambulanten Material des Peterhofer Kranken- hauses (vorm. Hofhospital) geffihrt. Die Erkrankungen anderer Art wurden yon mir in der Nervenklinik des Medizinischen Institutes in Leningrad untersucht. Die Mehrzahl der Neurotiker zeigten die der Norm nahestehenden Senkungszahlen. Nur die an Basedow Leidenden (3 M~nner und 8 Frauen) zeigten eine Beschleunigung der Reaktion yore Typus I - - I I I . Ferner erhielten wir in den durch Tbc. pulmonum, Pleuritis und gynakologische Erkrankungen komplizierten Fallen stets einen gewissen Grad der Reaktionsbeschleunigung.

Ubrigens mull man annehmen, dal] die reinen Formen der funktio- nellen Erkrankungen des Nervensystems keine bemerkenswerten Ver- anderungen der Senkungsreaktion zeigen. Dieser Umstand kann bei Abgrenzung dieser Gruppe der Erkrankungcn yon den organischen StSrunger~ eine wichtige Bedeutung haben, wo wir, wie es weiter ge- zeigt sei~ wird, in der ungeheuren Mehrzahl der Falle einen gewissen Verlal~gsamungs- oder Beschleunigungsgrad der S.]~. konstatieren.

16 F~ille yon genuiner Epilepsie ergaben folgende Resultate: bei 4 Mannern war die Senkungsgeschwindigkeit yon 260 bis 300 Minuten, bei 11 Frauen - - yon 120 bis 200 Minuten. Das sind die Durch- schnittszahlen ffir die beiden Geschlechter. Ich hatte einen Fall yon Status epilepticus, welcher binnen 2 Tagen immer eine Senkungs- geschwindigkeit yon 15--20 Minuten (!!) zeigte. Am 3. Tage - - Exitus letalis. Es ist interessant, die yon mir bei 2 Kranken bei periodischer Nachpriifung (jede Woche) der S.R. gewonnenen Angaben anzufiihren. Patient, 32 Jahre alt, Anfalle seit seinem 14jahrigen Alter monat- lich. Die Aura fehlt. Der Anfall yon klonischen Kri~mpfen beginnt

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plStzlich mit Sinnesverlust, Anbeil~en der Zunge und Harnlassung. Er dauert 3--5 Minuten. Nach demselben, ein tiefer langdauernder Schlaf, nach dem der Kranke eine Zerschlagenheit und allgemeine Schwache binnen 1--2 Tagen ffihlt. Eben bei diesem Patienten ist es mir gelungen, die S.R. zweimal, erst 6 Stunden und dann 30 Stunden nach dem Anfalle, zu priifen (unmittelbar vor dem Anfalle wurde die S.]~. bei ihm nicht geprfift). Die gewonnenen Geschwindigkeitszahlen waren 80 Minuten und 220 Minuten. Das zweitemal war dieselbe am n~chsten Tage nach dem Anfalle 200 Minuten uud in zwei Tagen nachher - - 320 Minuten. Seine normale Senkungsgeschwindigkeit in den anfallsfreien Perioden war ~ 320 Minuten. Es ]Sf~t sich also eine Gesetzm~l~igkeit zwischen der S.R. und dem Beginn des epilep- tischen Anfalles andeuten. In den Zwischenperioden zeigt dieselbe mittlere Werte; w~hrend des Anfalles und nach demselben finder eine Beschleunigung statt, welche allm~hlich und langsam wieder bis zur Norm fitllt. Diese Erscheinung wurde yon mir an einer 22j~hrigen Pa- tientin verfolgt, deren kurze Anamnese ich hier anffihren mSchte. In ihrem 16. Jahre bekam sie nach einem psychischen Trauma einen Krampfanfall yon tonisch-klonischem Charakter mit Sinnlosigkeit, welcher 2--3 Minuten dauerte; dann wiederholten sich die AnfMle und gingen in eine st~ndige Epilepsieform mit einem eigentfimliehen Zyklus fiber: diese Anf~lle fanden fast jeden Monat vor der Menstrua- tion statt, jedoeh nur wahrend der Winterzeit. Im Sommer, vom Mai bis zum September, waren freie Zwischenpausen.

In den letzten 2 Jahren wurden diese epileptischen Krampfe so heftig, dab sie stets yon einer Luxation des Schultergelenkes beider Extremiti~ten begleitet wurden. Trotz der operativen MaBnahmen zur Feststellung der Gelenke der oberen Extremit~ten : (R. Wreden) endet doch der Anfall mit einer Lhsion der beiden Gelenke, und die ausspringenden OberarmkOpfchen miissen immer reponiert werden. Eben bei dieser Patientin prfifte ich die S.R. vor dem Anfalle (sie ffihlte die Ann~herung desselben 24 �9 48 Stunden vorher) und nach demselben. 24 Stunden vor dem Anfalle war die S.R.-Gesehwindigkeit = 60--80 Mi- nuten, an dem dem Anfalle folgenden Tage = 30 40 Minuten und zwischen dem 3. und 4. Tage fand eine Ausgleichung start. In den freien Zwischenpausen war ihre N o r m = 160--170 Minuten. Diese interessanten Tatsachen fiber Epilepsie dfirfen an einem umfangreichen Materiale naehgeprfift werden.

III .

Die peripheren Erkrankungen des Nervensystems in bezug auf die S.R. wurden anfangs an 45 Patienten (insgesamt 80 l~eaktionen) ge- prfift. Hierher gehSren die Neuralgien, Neuriten, meist des N. trig.,

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344 A.P. Friedmann :

N. ischiad., radialis, Plexus brachialis u . a . I n 40 Fi~llen haben wir normale oder der Norm nahestehende Gesehwindigkeitszahlen beob- aehtet . Nu t in 4 Fallen der Isehialgie spezifiseher Etiologie konnten wir eine bedeutende Besehleunigung derselben konstatieren. Ein Fall yon Neuralgia V. zeigte stets niedrige Zahlen (100--120 Minuten). Das war ein Kranker , 55 Jahre alt, welcher fiber 20 Jah re an Neuralgia n. trigem, litt. Doch wurde in der Anamnese des Pat ienten Lues ange- geben (vor e twa 20 Jah ren - - bar ter Sehanker). I m allgemeinen mug man annehmen, dag die peripheren Erk rankungen des Nervensys tems keinen bemerkenswerten Einflug auf die S.R. ausfiben.

Neurolues. Wir haben sehr ausffihrlieh und sorgfii, ltig die K r a n k e n dieser Kategorie untersueht . Es wurden yon uns I80 Reaki ionen fiber alle vorkommenden Neuroluesformen durehgemaeht .

Wie aus der Tab. 2 zu ersehen ist, konnten wir bei allen luetisehen Erk rankungen des Nervensystems eine mehr oder weniger hoch ausge- pr~igte Besehleunigung der S.R. konstatieren.

Tabelle 2. ResuItate der Blutuntersuchung in bezug au] die S.R.

Diagnose

Meningitis basilaris luetica .

Meningomyelitis luetica . . {

Lues ccrebrospinaiis . . . . {

Lues cerebri . . . . . . . /

Tubes dorsalis . . . . . . {

Paralysis progressiva . . . {

II Mittlere ! Ge- Senkungszeit Senkungs- schlecht in Minuten geschwin-digkeit

M. F.

M. F.

M. F.

M. F.

M. F.

M. F.

Zahl Alter der in

F~ille Jahren

8 20--50 4

10 25---50 6

1~ 22--54

12 4 30--50

30 14 28--48

10 4 35--55

50--120 30--45

80--245 60--185

105--192 80--185

45--180 35--160

110--220 30--150

100--190 40--120

87 69

125 98

140 98

102 84

140 104

96 81

Die hSchste Beschleunigung zeigen, wie es auch zu erwarten war, die entzfindlichen Luesformen - - Meningitis und Meningomyelitis. Dann folgen der Reihe nach Paralysis progress., Lues eerebri, Lues eerebrospinalis und am letzten Platze s teht Tabes dorsalis. Alle yon uns festgesetzten Tatsachen entsprechen vOllig den in der L i te ra tu r enthal tenen Angaben (Plaut, Runge, Wuth, Paulian und Tomowici, Tschalissow u. a.).

Es soll also als festgesetzt gelten, dab die S.R. bei den luetischen und metaluet ischen Prozessen nicht unbeeinflugt bleibt. Die Re-

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Fber die Bedeutung der Senkungsreaktion bei Nervenkrankheiten. 345

aktion kann wertvolle Hinweise fiber den Charakter der spezifischen Erkrankung, fiber den Intensit~itsgrad des Prozesses des Gewebszer- falles im Organismus, niimlieh des wertvollsten Produktes - - des Ei- weifles geben. Die S.I~. kann, dem Erachten mancher Autoren nach, welehe vergleichende Experimente fiber die S.R. und die R. Mat6fy angestelit haben, als ein sensibler Indicator der Intensitiit der Blut- globuline dienen. Einen direkten Beweis der Gleichgewichtsst6rung, eben der Globuline, finden wir in der Liquorver:,ind6rung bei Neuro- lues (die positiv ausfallenden Reaktionen yon Nonne-Apelt, Pandy, Weichbrodt, Waltner u.a.) . Doeh kann der allgemeine Koeffizient der Gesehwindigkeit der S.R. bei Neurolues nicht fiir die Spezifitiit derselben sprechen, da eine Senkungsbeschleunigung aueh bei anderen, niehtspezifischen Erkrankungen statthaben. Wenn dadureh der dia- gnostisehe Wert der S.R. bei Lues des Nervensystems sinkt, so ist seine prognostische Bedeutung sehr grog. Wir konnten bei nichtspezi- fischer Meningitis (wie fibrigens aueh bei anderen Meningitisformen) beobaehten, wie die Senkungsgesehwindigkeit mit der Besserung der klinisehen Symptome abnimmt und eine Tendenz der Norm nahe zu kommen zeigt.

Syringomyelia. Es wurden 2 M~nner und 6 Frauen untersucht. Die ersteren zeigten eine Senkungsgesehwindigkeit von 300--320 Mi- nuten, was der Norm nahe steht; yon den 6 Frauen zeigten 3 eine nor- male Senkungsgeschwindigkeit, bei 1 Frau wurde eine bedeutende Besehleunigung ( l l0 Minuten), bei 2 Frauen eine starke Besehleu- nigung (30--35 Minuten) beobaehtet. Von den 2 letzten Frauen lift die eine an Nephritis aeuta und die andere an Pleuritis purulenta.

Es muB noeh bemerkt werden, dab bei einer an Syringomyelitis leidenden Patientin, die zweimal eine normale, sogar etwas verlang- samte (270 Minuten) Senkungsgesehwindigkeit zeigte, naeh der RSnt- gentherapie ein heftiger Sprung der geaktionsgeschwindigkeit bis zu 120 Minuten konstatiert wurde.

Sclerosis disseminata zeigt ein etwas buntes Eild. Die S.R. bei 6 Miinnern gab versehiedene Geschwindigkeitszahlen v o n d e r Norm an his zu einer bedeutenden Besehleunigung (360--155 Minuten), bei 18 F r a u e n - yon einer Verlangsamung aueh bis zu einer bedeutenden Besehleunigung (460--130 Minuten). Wie sollen diese starken Schwan- kungen der S.R. bei Sclerosis disseminata gedeutet werden ? Unseren Beobaehtungen naeh lassen sie sieh dureh den Charakter des Krank- heitslaufes und seine klinisehen Besonderheiten erklAren, h n akuten Stadium der Erkrankung oder bei deren Exacerbation werden wir eine in diesem oder jenem Grade ausgeprAgte Beschleunigung der S.R. erhalten, wobei sie mit der ErhShung der Korpertemperatur maneh- real partdlel verl~uft. Bei der Remission abet erhalten wir eine nor-

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male oder verzfgerte Senkungsgeschwindigkeit. Die weiteren Unter- suehungen sollen die Frage fiber die Besonderheiten der S.R. erli~utern.

Sclerosis lateralis amyotrophica. Die Angaben fiber die S.R. bei dieser Systemform der Degeneration des Nervensystems bieten ein groBes Interesse. Zwecks einer demonstrativeren Sehilderung habe ich alle von uns gewonnenen Untersuchungsangaben, der Krankheitsdauer nach, in einer Tabelle zusammengestellt (siehe Tab. 3).

Tabelle 3. Sclerosis lateralls amyotroThlca.

Nr. der ] Alter 8enkungs- Reihe Geschlecht in Erkrankungs- geschwin-

i Jahren (in Min,) nach dauer digkeit

F. 42 40 52 48 50 48

3 Jahre 1 Jahr 2 J. 6 Mon. 3 Jahre 6 ,,

10 ,,

180 200 170 130 100 45

Werfen wir einen fltichtigen Blick auf die Tabelle, so bemerken wir schon, dal~ zwischen der S.R. und der Intensiti~t des bei dieser Erkran- kungsform stattfindenden Degenerationsprozesses eine enge Bezie- hung besteht. Je li~nger der ProzeB fortdauert, je tiefer er eingreift, je schlimmer sich das klinisehe Bild des Patienten gestaltet, desto mehr wird die S.R. beschleunigt. Es li~Bt sieh sowohl die ganze Statik als auch die Dynamik eines pathologisch-anatomischen Prozesses, dem Betragen tier S.R. nach, verfolgen. Pat ient Nr. 1 leidet binnen 3 Jahre, doeh ist das klinisehe Bild desselben, im Vergleich mit den Patienten Nr. 3 und 4, viel schlimmer, was sich auch in seiner S.R. abspiegelt. Seine Reaktionsgeschwindigkeit yon 180 Minuten weist auf einen er- hShten Zerfall der Gewebe im Organismus hin. Welter kSnnen wit an den Patienten Nr. 3, 4 und 5 feststellen, dab die S.R. mit der Dauer der Erkrankung an Gesehwindigkeit zunimmt. Es fMlt der scharfe Untersehied zwisehen den Patienten 3 und 4 auf. Ungeaehtet des un- erhebliehen Untersehiedes in der Erkrankungsdauer (2 Jahre 6 Monate und 3 Jahre) zeigt die eine Patientin eine Senkungsgeschwindigkeit yon 170 Minuten, die andere - - 130 Minuten. Das klinisehe Bild der zweiten Patientin war aueh viel ernster. Es mu$ betont werden, dab die bei der Aufnahme in die Klinik festgestellte Senkungsgesehwin- digkeit bei den Patienten nieht lange auf derselben HShe stehen blieb, mit Ausnahme der letzten Patientin Nr. 6, yon der ich noch im weiteren separat zu spreehen kommen werde. Im Gegenteil konnte man bei der wochen- und monatelangen Beobaehtung eine fortwahrende Ab- nahme der Geschwindigkeitszahlen resp. eine Beschleunigung der

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Uber die Bedeutung der Senkungsreaktion bei Nervenkrankheiten. 347

Geschwindigkeit, und wieder vollst~indig dem klinischen Bilde ent- sprechend, konstatieren. Die Patientin Nr. 6, 48 Jahre alt, befindet sich in der Klinik fiir Nervenkrankheiten des Leningrader Medizi- nisehen Insti tutes, mit Intervallen, insgesamt binnen 5- -6 Jahren. Sie ist schon 10 Jahre lang leidend. Die Krankheit , welehe anfangs progressiert hatte, seheint in den letzten Jahren in einem station~ren Zustande zu sein. Eben bei dieser Patientin wurde von mir vor 2 Jahren die S.R. gepriift, wobei sie stark beschleunigt - - 45 Minuten - - war. Binnen dieser 2 Jahre, wie oft ieh die Naehpriifung der Reaktion vorgenommen habe, pflegte sie bestandig 45--40 Minuten zu sein. Der in seiner Entwicklung stillstehende pathologiseh-anatomisehe Prozel~ ~tul3ert sich also in der Bestandigkeit der Resultate einer der- gleichen komplexen Reaktion, wie es die S.R. vorstellt.

Die Biologie und die Biochemie schreiten hier Hand in Hand lest nebeneinander.

Daraus l~.$t sich der Schluf~ ziehen, da$ bei dieser Krankhei tsform die S.t~. eine groSe prognostische Bedeutung haben kann.

Die Ge/~ifierkrankungen des Zentralnervensystems. Es wurden von uns 60 Patiemten mit H~,morrhagien, Thrombosen und Embolien unter- sucht und wir konnten dabei folgende Besonderheiten vermerken. In den ersten dem Insulte nachfolgenden Tagen gibt die S.R. niedrige Geschwindigkeitszahlen, besonders bei Hamorrhagien und Embolien. Mit der Zeit, wenn nur kein neuer Insult stattfindet, wird die S.R. allmahlich verlangsamt. Man muB nur nicht auf3er acht lassen, da ] hier der die Gefa[]ver~tnderung hervorrufende Grundprozeft eine grol]e Rolle spielt. Bei Endokarditen, die eine Embolie zur Folge hatten, konnten wir niemals eine normale Senkungsgeschwiudigkeit konsta- tieren. Dasselbe gilt auch f/ir die von Nephritis usw. begleiteten Fglle usw. Bei Gef~ftlues konnten wir eine a]]m~hliehe Reaktionsverlangsamung naeh dem Insulte beobachten, welche mit der Besserung der klinisehen Sym- ptome parallel einhergeht. Bei Arteriosklerose konnten wir keine statio- nare Beschleunigung der S.R. sehen, wie es andere Autoren behaupten. Es finder nur in dem aul]erst hohen Grade der Gef~ftsklerosis statt .

Parkinsonismus post. encephal, epidemica. Wir hat ten in der Klinik und im Peterhofer Stadtkrankenhause viele Patienten dieser Kate- gorie gehabt und konnten an denselben den Zustand der S.R. ausfiihr- lich studieren. Es wurden von uns 12 Manner und 22 Frauen untersucht. Die au~erste Senkungsgeschwindigkeit bei Mgnnern war 105 Minuten, die obere 420 Minuten; bei Frauen war die untere Grenze 85 Minuten, die obere 325 Minuten. Das Bild ist also ein ganz best immtes : im groSen und ganzen gibt die S.R. eine der Norm nahestehende Geschwindig- keit oder sogar eine Verlangsamung bei Parkinsonismus, d .h . beim chronisehen Stadium der Encephalitis epidemica.

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Einzelne Fi~lle der Beschleunigung der S.R. betreffen Patienten, welche soeben eine akute Form der Encephahtis iiberstanden haben (vor 5, 6, 8 Monaten). Je weiter aber der Abstand yon der akuten In- flammation ist, desto mehr wird die S.R. verlangsamt, gleicht sich dann aus und n~thert sich der Norm zu.

P a r k i n s o n verum. Es standen uns 6 Patienten zur Verffigung - - 1 Mann und 5 Frauen. Das Alter der Patienten war folgendes : der Mann war 60 Jahre alt, die Frauen yon 40--54 Jahre. Sie zeigten alle eine starke Beschleunigung der S.R., was aus der Tab. 4 zu ersehen ist.

Tabelle 4. Parkinson verum.

Geschlecht Senkungs- geschwindigkeit

M~ F.

Alter

60 Jahre 40 ,, 48 ,, 50 ,, 52 ,,

,, 54 ,,

70 Min. 30 ,, 50 ,, 40 ,, 45 ,, 50 ,,

Es mu2 die folgende ~ul3erst interessante Tatsache betont werden, dab bei Menschen hSheren Alters, welche gewShnlich eine verlangsamte Reaktion zeigen mtissen, eine starke Beschleunigung derselben beob- achtet wird, wahrend die Parkinsoniker, die eine akute Infektion des Gehirns iiberstanden haben, im Gegenteil eine Neigung zur Verlang- samung der S.R. oder eine normale Geschwindigkeit derselben zeigen.

Ohne in die Einzelheiten der biologischen resp. physisch-chemischen Erkli~rung dieser Tatsache einzugehen, wollen wir nur ihre ungeheure klinische Bedeutung betonen.

Es l~13t sich die MSghchkeit andeuten, mittels der S.R. die Differen- tialdiagnose zwischen Parkinsonismus und der echten Paralysis agitans durchfiihren zu kSnnen.

Wit bekannt, haben wir fiir diese zwei Krankheitsformen einige Zehner yon differentialdiagnostischen Merkmalen. E. Wenderowi tsch

ffihrt in seiner ausfiihrlichen Arbeit*: ,,Zur Symptomatologie und Dia- gnostik der Encephalitis epidemica" 26 dergleichen differentialdia- gnostisehe Symptome an. Dessenungeachtet halten wir ffir nicht iiber- fliissig, der Reihe der klinischen Symptome, die den Parkinson verum yore Parkinsonismus unterscheiden, noch ein serologisches Merkmal - - den Unterschied in der Gestaltung der S.R. - - beizuffigen. Es ist ja selbstverstiindlich, daI3 noch eine Nachprfifung der von uns und anderen Autoren gewonnenen Resultate an einem umfangreicheren Material nOtig ist.

* Arch. f. Psychiatr. ~2, H. 3/4 (1924).

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t~ber die Bedeutung der Senkungsreaktion bei Nervenkrankheiten. 349

Hyperkinetische Erkrankungen. Es wurden von uns 3 Pat ienten mit Athetosis untersucht, ein 10j~hriger Knabe - - 270 Minuten, eine 25j~hrige F r a u - 170 Minuten und eine andere Frau mit Hemi- athetosis - - 420 Minuten (!!); ferner einige Falle yon Chorea minor, welche auch eine Verlangsamung der S.R. zeigten. Ein 18j~hriger Patient mit einem Torsionsspasmus zeigte eine S.R. = 10 Stunden 600 Minuten und sogar nach der Mahlzeit - - 540 Minuten. Ein Fall yon Pseudosklerosis (eine 18j~hrige Patientin) gab auch eine Verlang- samung - - 290 Minuten. Wodurch soll diese Tendenz zur Verlangsamung der S.R. bei diesen Patienten erkl~rt werden ? Es ist sehr schwer auf diese Frage eine ganz best immte Antwort zu geben.

Setzen wir die von uns bei den Nervenkranken erhaltenen Angaben fiber die S.R. zusammen, so kOnnen wir folgende vorli~ufige Schlfisse andeuten:

1. Zum Zwecke der vergMehenden Bewertung der yon verschie- denen Autoren erhaltenen Angaben mug unbedingt mit einer best immten Modifikation der Sedimentierungsreaktion gearbeitet werden. Wir empfehlen die Modifikation von Linzenmeyer.

2. I m Interesse der Klinik ist kS notwendig, fiber den Grad der Beschleunigung der S.R. einig zu werden und denselben in Zahlen aus- zudrticken. Es scheint zweckmaNg zu skin, eine Gradation der Ver- ~nderungen der S.R. naeh dem 5-BMlen-System, mit entsprechenden Zahlenbezeichnungen, einzuffihren.

3. Eine einmalige Untersuchung der S.R. bei einem Kranken scheint uns oft ungenfigend zu sein. Es ist wfinschenswert, in jedem einzelnen Falle wiederholte Prfifungen vorzunehmen.

4. Die S.R. stellt einen sehr sensiblen Indicator vor, welcher die bioehemischen Ver~inderungen des Organismus in toto auffangt.

5. Sie gibt keine besonderen Abneigungen von der Norm bei den funktionellen St6rungen des Nervensystems, doch ver~tndert sie sich bei der Mehrzahl der organischen Erkrankungen des ZentraInerven- systems.

6. Alle Formen der Neurolues zeigen eine Beschleunigung der S.tl., besonders die spezifischen Meningitiden und die Paralysis progressiva. Die I~eaktion kann hier eine prognostisehe Bedeutung haben: mit der Besserung des Zustandes des Patienten wird die Reaktion verlangsamt.

7. Die Sclerosis disseminata gibt manehmal eine Verlangsamung der S.R., doeh li~gt sich bei der Aktivierung des Prozesses eine bedeutende Besehleunigung wahrnehmen.

8. In den Fi~llen yon Sclerosis lateralis amyotrophiea besteht eine direkte Abhi~ngigkeit der S.R. yon der Dauer der Erkrankung: je l~tnger die Dauer der Erkrankung, desto gr6fier die Besehleunigung der S.R.

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3 5 0 A . P . F r i e d m a n n : B e d e u t u n g d e r Senkungs reak t ion bei Nervenkrankhe i t en .

9. D e r P a r k i n s o n v e r u m g i b t , i m G e g e n s a t z z u m P a r k i n s o n i s m u s ,

m e i s t e n t e i l s e i n e B e s c h l e u n i g u n g d e r S . R . , w a s e i n e d i f f e r e n t i a l d i a -

g n o s t i s c h e B e d e u t u n g h a b e n k a n n .

10. B e i A r t e r i o s k l e r o s i s f i n d e t n i c h t i m m e r e i n e B e s c h l e u n i g u n g

d e r S . R . s t a t t .

W i r s ch l i e l3en e i n s t w e i l e n d a m i t u n s e r e k u r z e M i t t e i l u n g f i b e r d i e

U n t e r s u c h u n g s a n g a b e n i n b e z u g a u f d i e S . R . a b , w o b e i w i r n o c h zu

d i e s e m T h e m a z u r i i c k z u k e h r e n g l a u b e n .

Z u m Schlul~ i s t es m i r e i n e a n g e n e h m e P f l i c h t , d e m H a u p t a s s i s t e n t e n

d e r K l i n i k , E. Wenderowitsch, f i i r s e i n e w e r t v o l l e n H i n w e i s u n g e n u n d

M. Maximo]] f i i r u n m i t t e l b a r e B e i h i l f e b e i d e r A u s f i i h r u n g d e r A r b e i t

m e i n e n i n n i g s t e n D a n k a u s z u s p r e c h e n .

L i t e r a t u r v e r z e i c h n i s .

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