Über die Bedeutung von Blutbeimengungen des Mageninhalts bei der Untersuchung mit Dünner Sonde

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  • 12. AUGUST 1928

    Zz*sc~~*me~fc~ss~~~!l: I. Es wird eine einfache Methode be- schrieben, die gestattet , mi t prakt isch gentigender Zuverl/~ssig- keit die Resorpt ion der Kohlens~ure durch die Haut nach- zuweisen und diese Resorpt ion sowie die I durch die Haut in ih rem zeitl ichen und quant i ta t iven Ver lauf ana lyt i sch zu verfolgen.

    2. n ie Resorpt ion der KohlensAure and die sog. Haut - a tmung beruht auf einer Dif fusionserscheinung, welche einzig durch die physikal isehen Gesetze der GasdiHusion determin ier t wird.

    3. Die CO2-Diffusion durch die Haut erIolgt in R ichtung des Spannungsge{al les so lange, bis sich ein Gleichgewicht diesseits und jenseits der Haut in der H6he der alveolaren bzw. Gewebs-Kohlenstturespannung herausgebf ldet hat .

    4. Der ]3etrag der in einem natf i r l ichen I durch die K6rperhaut au fgenommenen Kohlens/~ure bemil3t sich auf etwa.2oo ccm pro Minute oder 6 1 in einer ha lben Stunde Badedauer .

    L i te ra tur : 1 WINTBRNITZ, Dtsch. Arch. f. klin. Med. 72, 258. I9oi. - - "~ G. LILJESOERAZeD und R. MAG~US, Pflt~gers Arch. f. d. ges. Physiol. z93, H. 5/6, S. 527 . - - a LA~IJEIJR und GOOE~rHEIL, Zeitschr. f. phys. Therapie 33, ICi. 6. - - ~ F. GR6n~L, Med. Klinik ~928, Nr. 4, S. 129 u. a. a. O. - - ~ K. PRAUSNlZZ, Med. Klinik 1928, Nf. 8, S. 282. - - y DZEBIWSCH, Inaug.-Diss. Breslau 1913 (zit. nach PRAUSNZTZ, 1. C.) - - ~ M. S. Tt~RK~I.OEAIJtL Zeitschr. f. klin. Med. zo 7, H. 1/2, S. 181, 1928. ~ s E. F~E~Nn, Arch. f. Balneol. u. Klimatol. x, Il. I. - - 9 AD. SCI~OTr, Zeitschr. f. phys. Therapie 34, I l . 2. - - ~~ I(RO~IL Skandinav. Arch. f. Physiol. I6, 348 . 19o4 . - - xz SCHI~~BECX, Arch. f. Anat. u. Physiol. 1893.

    UBER DIE BEDEUTUNGVON BLUTBEIMENGUNGEN DES MAGENINHALTS BEl DER UNTERSUCHUNG

    MIT DONNER SONDE*.

    Von

    Dr. I. N. SCHEFTEL , Prim/i~assistent an der Klinik fiir spezielle Pathologie und Therapie des Medizinischen

    Instituts in Kiew (Direktor: Prof. M. M. GUBERGR1TZ).

    I n den der Untersuchung mit df inner Sonde gewidmeten Arbei*en wird die Aufmerksamkei t kaum auf die Frage tiber die Bedeut tmg von B lu tbe imengungen des Mageninhal ts ge- r ichtet . Die Mehrzahl der Autoren i ibergeht die trrage i iber- haupt , die f ibrigen (GoRsCHKOW, FILIMONOW) erwghnen nur kurz, daB sich be im Ulcus B lut zeigen kann. ANDRESSEN er- wXhnt bel der Beschre ibung seiner 4 Typen der pathologischen Sekret ionskurven, daB der erste Typ mi t Hypersekret ion, Hyperacidit5A und B lut zum Schlul3 der Verdauung ffir Ulcus duodeni charakter is t isch ist.

    N~her geht auf diese Frage STRA in seiner Broscht ire , ,n ie f rakt ionierte Ausheberung" ein. E r sagt : eine makrosko- pisch s iehtbare B lutbe imischung kann als Folge einer L~sion der Magensch le imhaut durch die Sonde auf t re ten oder zeugt ffir einen ulcer6sen ProzeB im Magen; ira letzten Fal le ist der Mageninhal t , wenn der ProzeB chronisch ist, b raun gefi~rbt. E ine besondere Au Imerksamke i t verd ient nach STRA~JSS die B lu tbe imengung des nf ichternen Mageninhaltes. Mikroskopisch kann man in einzelnen Port ionen Ery throcyten auch bel ganz gesundern Magen f inden; in keinem solcher F/~lle ist aber die M6gl ichkeit eines Traumas, insbesondere bel s ta t tge fundener Verschiebung der Sonde, auszuschlieBen. Derselben Ans icht ist auch LYON und seine Schule. Es ist aber n ieht nur das Trauma altein, das eine B lu tung veranlassen kann. LEIJBE und ROSENHEIM wiesen schon vor lAngerer Zeit auf unbedeu- rende B lu tbe imengungen der Brechmassen von Pat ienten hin, die weder ulcus- noeh krebskrank waren. Man s ieht nach diesen Autoren solche B lu tbe imengungen be inahe in 5 ~ % der FMle, nach 9 kommen sie sogar noch httufiger vor. AuI Grund dieser Beobachtungen lehnen es viele Autoren ab (GREGERSEN,

    * Vortrag, gehalten auf dem ~. Allokrainisehen Therapeutischen KongreB zu Odessa ira September 19~7.

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    I 9 VAN L~2ERTUM), ira Mageninha l t nach B lut zu fahnden, weil die h ierauf aufgebaute Diagnose irrt( iml ich sein kann; BOAS behauptet , daB man bel sorgfAltiger Ausf i ihrung ge- nauer P roben be inahe in ]edem Mageninha l te nl in imale Mengen fr isehen ]3lutes f inden kann, denen man keine beson- dere Bedeutung beimessen dart ; BoAs und KUT9 legen aus diesem Grund mehr Gewicht auf den Nachweis okku l ten Blutes in den Faeces. Aus dem Gesagten ist zu ersehen, mi t welcherVors icht man B lu tbe imengungen bel der Untersuchnng mi t dt inner Sonde bewerten muB; es bestehen ja bel dieser Untersuchung alle obenerw~thnten Momente, sowohl das Trauma als auch die Brechbewegungen, die bel der E in f i ihrung der d i innen Sonde, insbesondere am Anfang der Untersuchung, beobachtet werden. Das Trauma kann sowohl die Magenwand selbst, als auch den gesamten Sondenweg treffen. E ine Angabe darf iber, wie oft man bel der E in f t ihrung der d i innen Sonde Blut f indet, habe ich in der mir zug~ngl icben L i te ra tur n icht gefunden. Ich fand unter I6o Kranken B lu t in 59 F/~llen, d. h. in 37 %. Ira Verh/~ltnis zu den einzelnen Erkrankungsgruppen verte i len sich die F/~lle folgendermal3en:

    48 Ulcera . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4o--83% 4 Krebse (3 des Magens, I des Coecums) . . . . 3--75%

    14 Leber- und Gallenwegerkrankungen . . . . . . 3--21,4% 2 - -20 /o lO Erkrankungen auBerhalb des Magen-Darmtraktus o/

    17 Appendicitiden . . . . . . . . . . . . . . . 3-- I8,2% 44 Gastritiden . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 - - i8%

    23 Colitiden und Darmatonien . . . . . . . . . o i6o 59--37%

    Wir sehen also, daI3, obwohl die H/~uIigkeit der B lut - be imengungen bel U lcuskranken ttberwiegt, sie doch n icht deren Pr ivi leg darstel len, da sie in einem kleineren Prozentsatz der F~Llle auch fast bel al len anderen t und sogar in denen der E rkrankungen auBerhalb des Magen- Darmtraktus , vorkommen. Es Iotgt daraus, mi t welcher Vor- s icht man diese B lu tbe imengungen ftir die Diagnose des Ulcus ventr icul i und duodeni bewerten muB.

    Ich konnte bel der Untersuchung mi t df inner Sonde drei Ar ten von B lu tbe imengungen beobachten: Es war entweder der gesamte Magen inha l t b lut ig verf/ irbt, wobei Schatt ie- rungen von rot bis b raun vorkamen, oder es waren im Magen- inha l t einzelne B lu tpunkte zu sehen, oder es fanden sich endl ich Schleimst( ickchen 87 r6t l i ch-brauner Farbe. Diese Schleim- stf ickchen t reten besonders deut l ich in der durchs icht igen oder opalescierenden Fl i issigkeit hervor, die man bel der f rakt ion ier ten Ausheberung nach dem Alkohol Irt ihst i ick erh~lt. Von auBerordent l icher Bedeutung ist der Ze i tpunkt des Auf- t re tens dieser Schleimsti ickchen, die die WEBERsche Reakt ion zeigen und mikroskopisch aus Schleim mi t Leukocyten und e inem amorphen B lu tp igment bestehen, aber keine Ery thro - cyten entha l ten. Treten sie sofort nach der E in f t ihrung der Sonde oder in der adigest iven Phase (vorder Alkoholeinff ihrung) auf, so darI n icht behauptet werden, dag das B lut von der Magenwand s tammt. Es kann auch t raumat ischen Ursprungs sein und mi t dem Verschlucken der Sonde oder mi t den am Anfang der Untersuchung zu beobachtenden Brechbewegungen zusammenh~tngen, w/~hrend die Pat ienten in der Per icde der d igest iven und der naehfo lgenden Sekret ion ganz ruhig, ohne jegliche Brechbewegungen sitzen und auch die Sonde un- beweglich liegt, so dag jegliche Traumamomente in WegIal l kommen. Aus diesem Grunde glaube ich, mich der Me inung von SI'RAUSS n icht anschl ieBen zu k6nnen, der eine ausschlag- gebende Bedeutung dem B lut beilegt, das ira n f i chternen Zustande erha l ten wird; ein solches 13lut ist fast immer fri- schen Ursprungs und besteht aus unver/~nderten Ery throcyten . F.s besteht natf i r l ich die M6glichkeit, dag dieses B lu t von e inem U lcuskranken s tammt, der bis dah in keine V lcussym- p tome gehabt hat, es kann aberauch artif iziel l hervorgerufen sein. Die R icht igke i t dieser theoret ischen ( )ber legungen wurde mi r durch zwei F~lle best/tt igt, in denen ich 13lut im n/ ichternen Zustande in zwei Por t ionen erha l ten habe. Ira Laufe der weiteren Untersuchung habe ich bel diesen zwei Kranken nie einen B lut t ropfen mehr gesehen, und dabei hat ten

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    die beiden ein Ulcus. Der Kranke Winokurow wurde in die I mit einer Reihe von dyspeptischen Beschwerden und einer Melaena, die in den ersten Tagen in der I anhielt, eingeliefert. Die klinische und r6ntgenologische Diagnose lautete: Ulcus duodeni. In der vierten Woche nach der in der Kl inik durchgeffihrten Kur, als der Kranke kein Blut mehr ira Stuhl hatte, sich gut ffihlte und fiher keine Schmerzen mehr klagte, ftihrte ich eine Untersuchung mit dfinner Sonde aus und fand die erste Port ion von 20,0 ccm blutig verf~irbt. Es konnte natfirl ich angenommen werden, dal3 das Blut vom Ulcus stammt, der Umstand aher, daB das Blut frisch war und daB in den nachfolgenden Port ionen kein Tropfen mehr vorhanden war, bat mich veranlaBt, es ftir traumatischen Ursprungs, und zwar nicht ans dem Magen, sondern aus den oberen Wegen, insbesondere aus dem Pharynx stammend, zu halten. Bel der Untersuchung der Faeces am n~ichsten Tage war in einer Port ion eine nicht scharf ausgepr~gte WEBER- WENDEENsche Reakt ion vorhanden; die anderen Port ionen waren negativ. Es ist klar, daB, wenn das Blut von einem Ulcus gestammt h~itte, wir es auch bel der weiteren Unter- suehung des Mageninhaltes gefunden h~ttten, und daB die Faeces noch lange posit iv gewesen w~tren. Der andere Kranke, Stepanjuk, wurde mit I fiber starke Schmerzen nach dem Essen, saures AufstoBen, Sodbrennen, Ubelkeit und Er- brechen, nach dem sich der Schmerz legte, in die Kl inik ein- geliefert. Die Acidit~it 87 72-- 60, die klinische und r6ntgeno- logische Diagnose lautete: Ulcus der kleinen Kurvatur. Hier t rat das ]3hlt nicht in der nfiehternen Portion, sondern in den drei Port ionen der adigestiven Phase auf. Bei der Ulcus- diagnose konnte man der ~berzeugung sein, daB es sich um ein Ulcusbluten gehandelt bat, das mit einer Exacerbat ion des Prozesses und, nach dem Ausdruck von MOYNIHAN, mit seinem fJbergang aus dem Stadium der Apathie in das aktive Stadium ira Zusammenhang stand; der Umstand aber, daB in der nfichternen Portion kein Blut vorhanden war, sprach ni daffir, daB es bereits vor der Einf i ihrung der Sonde da war. Man muBte auch an die M6glichkeit eines Traurnas denken : der Kranke hat nur mit ~t ihe die Sonde verschluckt. Ira weiteren Verlauf der Untersuchung war nie mehr Blut aufgetreten. Der Kranke ffihlte sich gut. Die Inspektion nach der Sondierung ergab eine Injekt ion des Pharynx. In den Faeces war kein Blut vorhanden.

    Solche F~lle zeigen, daB Blut sogar bei Ulcuskranken ira Stadium der Genesung in den ersten Port ionen traumatischen Ursprungs sein kann und in keinem Zusammenhang mit dem abheilenden Gesehwfir zu stehen braucht.

    GroBe Aufmerksamkeit schenkte ich den Schleimklfimpchen, die in der zweiten H~lfte der Untersuchung aufzutreten pflegen. Diese Schleimklf impchen hahen ira Mikroskop keine Erythro- cyten und geben eine positive WEBERsche Reaktion, w~hrend die Magensaftportion, in der sie vorkommen, vol lkommen farblos ist und keine WEBERsche Reakt ion zeigt. Hieraus folgt meines Erachtens, dal3 die auf der Magenwand liegenden Schleimklt impchen ein nicht mehr frisches, sondern ver~inder- tes Blut enthatten, 87 ira Grunde genommen eine okkulte Blutung bedeutet, wie sie fiir geschwfirige Prozesse im Magen pathognomonisch ist.

    Wie soli man nun das von mir in 59 F/il len erhaltene Blut beurtei len ? In 3 Carcinomf~llen war das Blut frisch, und es bedarf keiner Erkl~rung, da das Auftreten von Blut bei dieser Erkrankung obligatorisch ist. In 3 F~llen aus der Gruppe der Erkrankungen der Leber und der Gallenwege handelte es sich in e inem Falle um e~ne hypertrophische Cirrhose mit der dieser Erkrankung eigenen Blutung. Die anderen 2 F~ille geh6rten zum Bild des Ikterus, bel dem eine Neigung zu Capillarrissen mi t Blutungen besteht. Unter den 2 nicht Magenkranken hatte der eine eine anfangende Herzdekompensation, der andere einen blutenden Nasenpolypen mit Hinunterfl iel3en des Blutes in den Magen. Was die 3 Appendicitisf/i l le anbetrifft, so war bel zwei von ihnen in der nfichternen Port ion Blut t raumati - schen Urspungs vorhanden. Der dr itte wurde mit einem Inf i l t rat der rechten Regio hypogastrica, mit hoher Tempera- fur in die Kl inik eingeliefert und nach seiner Genesung von mir sondiert. In den ]etzten Port ionen erhielt ich einige

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    Schleimklf impchen mit den oben beschriebenen Eigenschaften. In Anbetracht der vorhanden gewesenen Appendicit is habe ieh den FMI in die Gruppe der Appendicit iden mit einbegriffen, schlieBe aber die M6glichkeit eines oberfl~ichlichen Geschwfirs ohne deutl iche Ulcussymptome nicht aus. Eine solche An- nahme ist, jedenfalls vom Standpunkt der Mehrzahl der Chirur- gen, recht m6glich, da diese in einem groBen Prozentsatz der Ulcusf~tlle des Magens und des Zw61ffingerdarms Ver~nderun- gen der Appendix fanden; nach PATERSON treten diese in 66 %, nach MOYNIHAN in 8o %, nach FLINT in 86 % und nach GREKOW in ioo % der F~ille auf. Etwas n~iher m6chte ich auf die Magenkatarrhe eingehen. Blut t rat bei 8 FMlen von Gastritis auf. In 4 F~llen erhielt ich das Blut in der nfichternen Port ion und mati ihm keine besondere Bedeutung bei, da die ]31utpunkte sich in dem mit dem Speichel beim Verschlucken der Sonde verschluckten Schleim befanden. Von den anderen 4 F/illen will ich den einen anffihren. Es handelte sich um die Pat ient in Dowitschenko, 32 Jahre ait, Achylie. Gesamtacidi- t~t 3, freie Salzs~ure i. In allen Port ionen viel Schleim. Die Kranke klagte liber Appetitmangel, AufstoBen und Druck in der Magengrube, der gelegentlich zu einem Schmerz anwuchs. Der Stuhlgang 87 normal. Ich erhielt bel dieser Pat ient in zwei Schleimkli impchen mit den oben beschriebenen Eigen- schaften in der IOO. und 125. Minute. Die Schleimhaut ist zwar bei der Achylie sehr vulnerabel, ich erhielt aber kein frisches Blut, sondern Schleimklfimpchen, die dem Zeitpunkt ihr Erscheinens, ihrem Aussehen und ihrem mikroskopischen Bau nach an die I erinnerten, die ich beim Ulcus erhielt. Andererseits ist bei der Achylie der Pylorus gew6hnlich offen, die Evakuat ion muB rasch vor sich gehen und die Sekre- tion roui3 kurz sein. Hier haben wir dagegen sowohl eine lang dauernde Sekretion als auch eine versp~tete Evakuat ion. Eine Verlangsamung der Evakuat ion pflegen wir durch einen Pylorospasmus zu erkl~iren; die I hatte aber in der Abdominalh6hle keine Erkrankung, die einen reflektorischen Pylorospasmus bedingen k6nnte. Da hier auch keine Magen- atonie vorhanden war, dr~ngte sich unwillkfirl ich der Gedanke von einem Pylorospasmus auf, der fur eine Achylie ungew6hn- lich 87 aber nach t I~'ABER bei Gastrit is und Ulcus vor- zukommen pflegt. Ich hatte schon in meinen frfiheren Ar- beiten Gelegenheit, den Beweis zu fiihren, daB die Gastrit is mit einem Pylorospasmus verlaufen kann, das Vorhandensein von I aber l~tl3t die Annahme zu, daB es sich um ein nicht scharf ansgepr~gtes Ulcus gehandelt hat ; es ist auch m6glich, daB wir es in diesem Fall mit einer Gastritis vom Typus des pr der franz6sischen Autoren zu tun hatten. Wenn man sich auf den Standpunkt stellt, daB an einem U!cus nur ein Magen mit einer kranken, d. h. katarrha- lisch entzfindeten Schleimhaut erkranken kann, so ist dieser FMI eine I l lustration dieser Theorie. Die Anacidit~it braucht uns nicht irre zu fiihren, da nach der Stat ist ik von MOYNIHAN U. a. 13% der Uleusf~lle mit Achlorhydrie verlaufen. Wir dfirfen uns nicht weiter darfiber wundern, dal3 solche Kranke wenig subjektive, far ein Ulcus charakteristische Beschwerden haben, ohne die eine Diagnose gelegentlich schwierig sein kann . Wir wissen, daB viele t bel der Ulcusdiagnose ara meisten Wert auf die mehr oder minder typische Anamnese legen, wir wissen aber andererseits auch, daB der Magen sowohl sensible als auch indifferente Zonen besitzt. Nach LOF.PER geh6ren die vordere und hintere Magenfl~che sowie auch die groBe Kurvatur zu den wenig sensiblen Zonen, w~thrend die Kardia, der Pylorus und die kleine Kurvatur , die als Hilus des Magens aufgefaBt werden kann, durch eine erh6hte Sensibil it~t ausgezeichnet sind. Jede lokale Reizung der Schleimhaut, sei es eine Erosion oder ein oberfl~chliches Geschwfir, kann auf direktem Wege einen Pylorospasmus hervorrufen (ENRIQUEZ und DURA~'D). ONJETZNY hat an seinem groBen Material bel schweren Gastrit iden Erosionen beobachtet; die an -- ihrer Funkt ion nach -- verantwortungs- vollen Stellen durch die mechanische Reizung zu Geschwfiren werden k6nnen. HOLWEG und SPINDLER beobachteten mit Hilfe des Gastroskops an groBem Material (600 Gastroskopien) die 1Koinzidenz klinischer Gastrit isbilder mit Geschwfiren und konstat ierten ein h/iufiges Zusammentreffen dieser Erkran-

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    kungen. Interessant ist, da6 wir bel der Kontrolle der Faeces solcher Kranker in bezug auf okkulte Bhltungen eine negative WEBERsche Reaktioii erhielten. Es stellt sich heraus, dag BoAs beim Vergleich der EmpIindlichkeit verschiedener Pro- ben auf Blut betont, dag die die Empfindlichkeit dieser Proben charakterisierenden Verdtinnungen, nAmlich ffir das Benzidin l:2OOOOO und ftir das Guajacharz l:5OOOO, lediglich frit BlutlSsungen anwendbar sind, nicht aber auf Faecesuntersuchungen iabertragen werden dfirfen; eine groBe Rolle spielt der Charakter der Nahrung und die von diesem abh~tngende Struktur des Stuhles ; andererseits ist die Konzen- tration der Guajacharzl6sungen von grol3er Bedeutung. Eine positive Reaktion erh~tlt man bei unbedeutenden Blutungen ausschlie21ich mit schwachen L6sungen, bel starken Blu- tungen dagegen aussehlieBlich mit konzentrierten. Es ist also der Fall mSglich, daB, obwohl die W~BERsche Reaktion nega- t i r ausf&llt, trotzdem unbedeutende Blutmengen vorhanden sind; ist also die okkulte Blutung ffir das Ulcus pathognomo- nisch, so ist sie mit der dtinnen Sonde leichter feststellbar als durch die WEBERsche Reaktion, so dal3 auch die Stellung der Diagnose beim Fehlen deutlicher Ulcussympfome erleichtert wird.

    Was die 48 Ulcusf~tlle anbetrifft, so war in 8 F~tllen kein Blut vorhanden; es handelte sich dabei um F~ille, die in der Klinik einer Behandlung unterzogen worden sind und bel denen das Geschwfir verheilt oder, um mit 1VIoYNIHAN ZU reden, aus dem aktiveii Zustand in das Stadium der Apathie tibergegangen war. Diese F~lle sind von eminentem Inter- esse: dort, wo kein Ulcus vorhanden ist, wo es aber frfiher gewesen und vernarbt ist, bekommen wir kein Blut, obwohl die Magenschleimhaut sieh in einem Zustand der erh6hten Reizbarkeit befindet, was aus der Form der Acidit~tskurve hervorgeht. Unter den fibrigen 4 ~ UlcusfAllen, in denen Blut konstatiert wurde, waren 32 F~lle ihrem klinischen Verlauf nach als Ulcera diagnostiziert und durch die Durchleuchtung bestXtigt worden. Die restlichen 8 FXlle wurden zur KlXrung der Diagnose in die I eingeliefert; das gew6hnlich BOAS- EWALDsche Probefriihstfick gab bei ihnen keinen Fingerzeig, bel der Untersuchung mit der dfinnen Sonde trateii dagegen zum SchluB der Untersuchung die oben besehriebenen Schleim- klfimpchen auf; diese waren ftir uns neben den subjektiven und objektiven palpatorischen Befunden frit die Ulcusdia- gnose ausschlaggebend; die Diagnose wurde ira weiteren Ver- lauf durch die Durchleuchtung oder den I best~tigt.

    Zusammen]assung: I. Bei der Untersuchung mit der dfinnen Sonde kann das Blut in drei verschiedenen Arten auftreten: a) der Inhalt ist msgesamt blutig verfArbt, b) es treten ira Inhalt Blutpunkte auf, c) es treteii im Inhalt Schleimlklfimp- chell von dunkel- oder sehwarz-brauner Farbe auf.

    2. Das Blut, das im nfichternen Zustande oder in der Phase der adigestiven Sekretion vor der Einftihrung des Probefrtih- stticks auftritt, bat keine ausschlaggebende Bedeutung, da es artifiziellen, traumatisehen Ursprungs und nicht aus dem Magen stammend sein kann

    3. Voii ausschlaggebender Bedeutung sind Schleimkltimp- chen von dunkel- oder schwarzbrauner Farbe, die in der Periode der digestiven Sekretion, nXher zum Schlul3 dieser Periode, oder in der Periode der nachfolgenden Sekretion auftreten Beim Vorhandensein eines Ulcus sprecheii sie ttir eine Exa- cerbatioll des ehronischen Prozesses, nach MOYNIHAN ftir einen Ubergang des Ulcus aus dem Zustande der Apathie in das aktive Stadium; in klinisch, den subjektiven Symptomeii und dem objektiven Befund nach unklaren FAllen, spricht das Auftreten dieser SchleimMtimpchen ffir okkulte Blutungen, die bei der gew6hnlichen Untersuchung nach dem BOAS- EWALDseheI1 Probefrfihstfick fibersehen werden k6nnen. In solchell FXllen kann die Untersuchung der Faeces auf 0kkultes Blut manchmal ein negatives Resultat ergeben.

    4- Bel der Differentialdiagnose zwischen der Cholecystitis und dem Ulcus duodeni entscheiden solche Schleimkltimpchen zugunsten des letzten.

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    5. Einen absoluten Wert ffir die Diagnose eines Ulcus, einer Gastritis vom Typus des pr oder einer Magenerosion besitzen die Schleimklfimpchen in den F~llen, in denen sie in der Phase der digestiven oder nachfolgendell Sekretion auttreten, wenn die M6glichkeit eines traumatischen Ursprungs des Blutes vollkommen ausgeschlossen ist, wenn unter dem ~ikroskop keine ver~tnderten rotell Blutk6rperchen vorhand sind und wenn die bel der Iraktionierten Aushebe- rung erhaltene Magensaftportion, in der ein solches Klfimpchen vorkommt, eine negative WEBERsche Reaktion zeigt, w~hrend das I selbst einen positiven Ausfall gibt.

    OBER SENKUNGSGESCHWINDIGKEIT BEI INFEKTIONSKRANKHEITEN, INSBESONDERE

    BEl SCHARLACH. Von

    W. STOLTENBERG. Aus der Infektionsabteilung des Allgemeinen Krankenhauses Hamburg-Barmbeck

    (Vorstand: Prof. Dr. REICHE).

    Ira September 1924 berichtete BUHLER zusammenfassend tiber seine Untersuchungen der Blutsenkungsgeschwindigkeit bel Infektionskrankheiten. Da wir tiber ein gr6Beres Material verftigen und zu teilweise anderen Ergebnissen gekommell silld, lohnt es sich vielleicht, unsere Beobaehtungen mitzuteilen.

    Bel Scharlach fand Bf3HLER, daB die Senkungsgeschwindig 7 keit einen charakteristischen Verlauf habe, so typiseh, dal3 man sie differentialdiagnostisch verwenden und aus dem Bride der Senkungskurve die Diagnose Scharlach stellen k6nne. Eill Auftreten von Komplikationen zeige sich mehrere Tage vor dem klinischen Manifestwerden durch Abweichung voll der Normalkurve und Beschleunigung der Blutsenkungsgeschwii1- digkeit an. Da man danach hoffen konnte, dal3 bei Bestehen einer fiir Scharlach typischen Senkungskurve die Verfolgung der Blutsenkungsgeschwindigkeit eine Hilfe bei der mallchmal schwierigen Scharlachdiagnose sein wiirde, habell wir die Blutsenkung bel 172 Scharlachf~tllen verfolgt. Die Senkullg wnrde mindestens einmal w6chentlich, bei einzelnen F~llei1 zeitweise t~glich kontrolliert.

    Uberblickt man die gewonnenen I so bietet sich ein sehr buntes Bild. Einmal sind die Formen der gefundeneiiKurven voneinander recht verschieden, dann siiid auch die Beziehun- gen der Blutsenkungsbeschleunigung zu dell fibrigen eiitztind- lichell Erscheinungell Temperatur, Leukoeytellvermehrung IInd delll klinischeii Bild wechselnd. Senkungen von fiber 15o mm in einer Stunde k6nnen mit normalen Leukocyten- werten einhergehen, wobei die Temperatur normal oder aueh erh6ht sein kann. Ebenso kann eine Senkung von 2 mm mit elner Leukocytose von 2oooo verbunden sein. H~ufig beruht dies starke Auseinandergehen darauf, dag die Leukocyten- werte rasch mit dem Aufflammen des entztindlichen Prozesses in die H6he gehen, wXhrelld die Blutsenkungsgeschwindigkeit ihre h6chsten Werte oft erst nach dem klinischen Abklingen der Erscheinungen erreicht.

    Als Warner vor eintretenden Erkrankullgen und kommen- den Komplikationen hat sich bel uns die Blutsenkungs- geschwindigkeit nicht bew~hrt. So falld sich b einem Patien- ten 2 Tage vor Ausbruch des Scharlachs eine Senkung von 6 mm in der Stunde, die erst nach dem Ausbruch der Erkran- kung anstieg. Bei eintretenden I ging der Temperaturanstieg der Erh6hung der Senkungsgeschwindigkeit voraus, und die bei der Scharlachadenitis vorkommenden pl6tz- lichen, oft hohen Temperaturzacken wirkten sich meist erst 2--3 Tage sp~ter in einer allmAhlichen Steigerung der Blut- senkungsgeschwindigkeit aus.

    Die von BC'HLER angegebene Normalsenkungskurve bei Scharlach besitzt eine anfangs maximal erh6hte Senknngs- geschwiiidigkeit, die langsam gesetzmXl3ig abf~llt und von der vierten Woche an normale Werte beh~tlt. Die bei Uns gefundenen