9
230 /. Bruggemann, U . Losch und G. Knall J. Agric. Sci. 63, 311-317. - LUCK, H., SAIJMWEEER, W., und KOHN, R., 1963: Z. Lebens- mittelunters. Forschg. 120, 286-295. - LUCK, H., KOHN, R., und SAUMWEHER, W., 1964: Fette, Seifen, Anstrichm., 66, 132-139. - NIESAR, K.-H., 1964: 18. Sonderhefl: Stand und Leistung agrikulturchem. und agrarbiol. Forschung, 128-138. - NIESAR, K.-H., 1965a: Zcntralbl. f. Vet. Med. 12, 589-652. - NIESAR, K.-H., 1965b: Fette, Seifen, Anstrichm. 67, 340-343. - SALLMANN, H.-P., 1971 : 2. Tierphysiol., Tierernahrg. u. Futtermittelkde., im Druck. - SEWELL, R. F., and MCDOWELL, W., 1966: J. Nutr. 89, 64-68. - STAVROU, D., und DAHME, E.: Atherosclerosis, im Druck. AnschriP des Autors: Dr. 15.-P. SALLMANN, Institut fur Physiologische Chemie der Tierarzt- lichen Hochschule H-nnover, 3CCO Hannover, Gischofsholer Damm 15 Aus den Instiruten fur Eerphysiologie und Emahrungsphysiologie in der Tierarztlichen Fakultat der Universitat Munchen Vorstande: Prof. DDr. DDr. h. c. /. Briiggemann und Prof. Dr. Dr. /. Eews Ober die Chlortetracyclin-Konzentration und -Verweildauer im Serum von Kalbern nach peroraler Chlortetracyclin-Verabreichung Von J. BRUGGEMANN, U. LOSCH und G. KNALL Eingang des Ms. 22. 7. 1971 Seit Jahren werden ,,Milchaustauschfutter fur die Kalberaufzucht bzw. Kalbermast" eingesctzt, die die naturliche Nahrung des Saugkalbes, die Vollmilch, ersetzen. Diesem Milchersatz werden Antibiotika in nutritiven Dosierungen 2 zugesetzt, wodurch Kalber, denen beispielsweise Chlortetracyclin(CTC)-haltiges Milchaustauschfutter verabreicht wird, taglich 1,6 bis 2,4 mg CTC/kg Korpergewicht aufnehmen. In der vorgelegten Arbeit wird geprufl, ob diese relativ geringen oralen Antibiotikadosen zu mef3baren CTC-Konzentrationen im Serum fuhren, wie rasch diese Konzentrationen gegebenen- falls an- und abfluten und wie lange nach Absetzen des Antibiotikums der Wirkstoff im Serum noch erfaBt werden kann. Material Vier Pinzgauer und acht Hohenfleckvieh-Kalber wurden mit ca. 50 kg Kgw. zuge- kaufl. Die Tiere wurden in Einzelholzboxen auf Lattenrosten ohne Einstreu gehalten. Die Futterung erfolgte aus dem Einier mit Saugnippel. Die Kalber wurden wiederholt sowohl als Kontrolltiere (ohne CTC-Beifutterung) als auch als Versuchstiere eingesetzt ; dieselben Tiere wurden also in verschiedenen 1 Teilweise vorgetragen auf der Tagung der Gesellschafl fur Ernahrungsphysiologie der Haus- tiere in Gief3en 1971. Irn Falle der CTC-Beifutterung betragt die nutritive Dosis 80 bis 120 mg CTC/kg Milch- austauschfutter. 2. Tierphysiol., Tierernahrg. u. Futtermittelkde. 29 (1972), 230-238 @ 1972 l'erlag Paul Parey, Hamburg und Berlin

Über die Chlortetracyclin-Konzentration und -Verweildauer im Serum von Kälbern nach peroraler Chlortetracyclin-Verabreichung

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Page 1: Über die Chlortetracyclin-Konzentration und -Verweildauer im Serum von Kälbern nach peroraler Chlortetracyclin-Verabreichung

230 /. Bruggemann, U . Losch und G. Knall

J. Agric. Sci. 63, 311-317. - LUCK, H. , SAIJMWEEER, W., und KOHN, R., 1963: Z. Lebens- mittelunters. Forschg. 120, 286-295. - LUCK, H., KOHN, R., und SAUMWEHER, W., 1964: Fette, Seifen, Anstrichm., 66, 132-139. - NIESAR, K.-H., 1964: 18. Sonderhefl: Stand und Leistung agrikulturchem. und agrarbiol. Forschung, 128-138. - NIESAR, K.-H., 1965a: Zcntralbl. f. Vet. Med. 12, 589-652. - NIESAR, K.-H., 1965b: Fette, Seifen, Anstrichm. 67, 340-343. - SALLMANN, H.-P., 1971 : 2. Tierphysiol., Tierernahrg. u. Futtermittelkde., im Druck. - SEWELL, R. F., and MCDOWELL, W., 1966: J. Nut r . 89, 64-68. - STAVROU, D., und DAHME, E.: Atherosclerosis, im Druck.

AnschriP des Autors: Dr. 15.-P. SALLMANN, Institut fur Physiologische Chemie der Tierarzt- lichen Hochschule H-nnover, 3CCO Hannover , Gischofsholer Damm 15

Aus den Instiruten f u r Eerphysiologie und Emahrungsphysiologie in der Tierarztlichen Fakultat der Universitat Munchen

Vorstande: Prof. DDr. DDr. h. c. /. Briiggemann und Prof. Dr. Dr. /. Eews

Ober die Chlortetracyclin-Konzentration und -Verweildauer im Serum von Kalbern nach peroraler

Chlortetracyclin-Verabreichung

Von J. BRUGGEMANN, U. LOSCH und G. KNALL

Eingang des M s . 22. 7. 1971

Seit Jahren werden ,,Milchaustauschfutter fur die Kalberaufzucht bzw. Kalbermast" eingesctzt, die die naturliche Nahrung des Saugkalbes, die Vollmilch, ersetzen. Diesem Milchersatz werden Antibiotika in nutritiven Dosierungen 2 zugesetzt, wodurch Kalber, denen beispielsweise Chlortetracyclin(CTC)-haltiges Milchaustauschfutter verabreicht wird, taglich 1,6 bis 2,4 mg CTC/kg Korpergewicht aufnehmen. In der vorgelegten Arbeit wird geprufl, ob diese relativ geringen oralen Antibiotikadosen zu mef3baren CTC-Konzentrationen im Serum fuhren, wie rasch diese Konzentrationen gegebenen- falls an- und abfluten und wie lange nach Absetzen des Antibiotikums der Wirkstoff im Serum noch erfaBt werden kann.

Material

Vier Pinzgauer und acht Hohenfleckvieh-Kalber wurden mit ca. 50 kg Kgw. zuge- kaufl. Die Tiere wurden in Einzelholzboxen auf Lattenrosten ohne Einstreu gehalten. Die Futterung erfolgte aus dem Einier mit Saugnippel.

Die Kalber wurden wiederholt sowohl als Kontrolltiere (ohne CTC-Beifutterung) als auch als Versuchstiere eingesetzt ; dieselben Tiere wurden also in verschiedenen

1 Teilweise vorgetragen auf der Tagung der Gesellschafl fur Ernahrungsphysiologie der Haus- tiere in Gief3en 1971.

Irn Falle der CTC-Beifutterung betragt die nutritive Dosis 80 bis 120 mg CTC/kg Milch- austauschfutter.

2. Tierphysiol., Tierernahrg. u . Futtermittelkde. 29 (1972), 230-238 @ 1972 l'erlag Paul Parey, Hamburg und Berlin

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Chlortetracyclin-i(onzentration und -Verwcildauer im Serum von Kalbern 231

Alters- bzw. Gewichtsstufen untersucht. Die Anzahl der Kalber in den einzelnen Ver- suchen geht aus den Abbildungen hervor.

Das Milchaustauschfutter eigener Herstellung hatte folgende Zusammensetzung : Trockenmagermilch (Walzenpulver) 68 Magermilch Fettkonzentrat'$ . . . . . 30 Aufgeschlossene Starke . . . . . . . . . . 1,l N a C l ........................ 0,3 CaHPO, ..................... 0,15 MgO . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,15 CaCl, . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,1

und Spurenelemente ':x. . . . . . . . . 0,2 Vitaminmischung

- 100 010

* Das Magermilch-Fettkonzentrat hatte folgende Zusammensetzung: Magermilchpulver . . . . . . . . . . . . . . . . . 73,3 Gehiirtetes Fischol . . . . . . . . . . . . . . . . 12,O Rindertalg . . . . . . . . . 8,O Kokosfett . . . . . . . . . 4 3 Sojaol .......................... 1,4

...................... 0 3 Sojalecithin ~ _ _ 100 010

** Die Vitaminvormischung (auf Maisstlrke) enthielt in 2 g (= pro kg der fertigen Mischungj: Vitamin A . . . . . . 24000 I.E. Vitamin D, . . . . . . . . 11 000 I.E. Vitamin E ....................... 50 mg Vitamin C ....................... 150 mg Vitamin B, 2 mg Vitamin B, 5 mg Pyridoxin 2 mg

. . . . . . . . . .

......................

...................... .......................

Eisensulfat (als FeSO, . 7 H,O) = 200 mg Mangansulfat (als MnSO, . 1 H,O) 50 mg Zinksulfat (als ZnSO, . 7 H,O) = 50 mg Kupfersulfat (als CuSO, . 5 H,O) = 40 mg Molkenpulver ad 2000 mg

Die taglich zugemessene Menge Milchaustauschfutter (MA) betrug 2 O/o des jeweili- gen Korpergewichtes der Versuchstiere und wurde gleichmafiig auf die Morgen- und Abendmahlzeit verteilt.

Als CTC-Praparat wurde Percrison 40T3 (4 O/O kristallines Chlortetracyclin mit 96 O/O Traubenzudrer) verwendet. Das CTC-Praparat wurde in der eigenen Anlage den jeweiligen MA-Chargen, die anschlieflend mit Hilfe des mikrobiologischen Tests (siehe Methoden) auf Gehaltstreue iiberpriifl wurden, untergemischt.

1. iiber das Milchaustauschfutter (MA) Die Dosierung des Antibiotikums erfolgte

80 bzw. 100 bzw. 400 mg CTC/kg MA, = 0,8 bzw. 1,0 bzw. 4,O mg CTC/kg Kgw. und Mahlzeit, = 1,6 bzw. 2,O bzw. 8,O mg CTC/kg Kgw. und Tag;

2. per Schlundsonde in den Pansen einmalig 4,O mg CTC/kg Kgw.

Aus den Untersuchungen von KNALL (1) geht hervor, dal3 die Verabreichung eines mit Percrison 40T angereicherten Milchaustauschfutters zu nahezu identischen CTC-Serumkonzen- trationen fiihrt wie die Verabreichung eines Milchauscauschfutters, dem ein nichtkristallines CTC-Praparat, z. B. Aurofac 40, zugesetzt worden war.

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232 J . Bruggemann, L'. Losch wnd G. Knall

Vor jedem Versuch wurde eine sieben Tage lange CTC-freie Futterungsperiode ein- gelegt.

Blutproben wurden durch Punktion der vena jugularis bzw. durch Einlegen eines Polyathylen-Katheters in dieses GefaB erhalten. Das Serum wurde durch Zentrifu- gieren (2000 U.p.M.; 4' C) gewonnen, nachdem die Blutrohrchen ca. eine Stunde bei Zimmertemperatur und vier bis sechs Stunden im Kuhlschrank (4'' C) standen. Wenn die CTC-Bestimmung nicht umgehend erfolgte, wurde das Serum bei -20' C tiefge- froren.

Methode

Die mikrobiologische Bestimmung der antibakteriellen Serumaktivitat wurde mit Hilfe des Agardiff usionsverfahrens durchgefuhrt. Als Testorganismus diente Bac. cereus, var. mycoides.

Die Standardsubstanz - Chlortetracyclin-Hydrochlorid - wurde dem Serum C T C - frei gefutterter Kalber in fallenden Konzentrationen zugesetzt, so dai3 sich CTC-Ge- halte von 0,l-0,05-0,025 und 0,Ol mcg/ml ergaben. Die Serumproben der Versuchs- tiere und die einzelnen Stufen der Standardverdunnungsreihe wurden identisch behan- delt: Je 4 ml wurden zusammen mit 16 ml saurer Phosphatlosung4 90 Minuten lang in einem Buhler-Homogenisator durchmischt und anschliei3end 18 Stunden bei t4' C aufbewahrt. Daraufhin wurden die Probun wieder auf das Ausgangsvolumen von 4 ml eingeengt und in vorgestanzte Locher einer mit dem Testorganismus beimpflen Agar- schicht pipettiert (je Loch O,2 ml).

Auf Grund der Diffusion des Antibiotikums in den Bakterienrasen, der wahrend der Inkubation bei +28' C entsteht, bilden sich um die Auftragslocher Hemmhofe, deren Durchmesser dem Logarithmus der CTC-Konzentration direkt proportional sind.

Die Hemmhofdurchmesser der Standardverdunnungsstufen werden linear gcgen den Logarithmus der CTC-Konzentration (0,1-0,01 mcgiml) aufgetragen. Auf der resul-

mcg/ml

L? 12 I

2 4 6 8 10 /2 14 6 Std. 2 4 6 8 10 /2 14 6 Std. Y , , , . . . . . . .

2 't 6 8 10 I2 14 16 @ a m. Abb. I . mcg CTCiml Serum 2 bis 18 Stunden Abb. 2. mcg CTC/ml Serum 2 bis 20 Stunden na& nach Verabreichung einer 80 mg CTC/kg MA Verabreichung einer 100 mg CTC/kg MA enthalten- enthaltenden Mahlzeit. Durchgezogene Linie: den Mahlzeit. Durchgezogene Linie: Mittelwerte, Mittelwerte, Punkte: Einzelwerte von 4 Kalbern Punkte: Einzelwerte von 5 Kalbern

KH,P04 13,6 g, aqua dest. ad 1000, pH: 4,5.

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Chlortetracyclin-Konzentration und -Verweildauer im Serum von Kalbern 233

tierenden Geraden konnen die unbekannten CTC-Gehalte der Serumproben direkt abgelesen werden. Das Serum CTC-frei gefiitterter Kalber diente als Kontrolle. In keinem Fall wurde durch ein solches Kontrollserum eine Hemmung des Keimwachs- tums verursacht.

Ergebnisse

ZU Abb. 1 und 2: CTC-Se- rumkonzentrationen nach Verabreichung einer SO bzw. 100 mg CTC/kg Milchaus- tauschfutter enthaltenden Mahlzeit. Sechs bis sieben Stunden nach der Mahlzeit wurden die CTC-Hochstwer- te im Serum gemessen (0,l bzw. 0,12 mcg CTC/ml5). In den folgenden zwei bis vier Stunden fie1 die CTC-Kon- zentration auf die Halfke des Hochstwertes ab; anschlie-

z 4 6 8 1i1 12 74 i6 18 20 22 24 Std. fiend folgte ein langsames Abfluten. 16 bzw. 20 Stun-

Abb. 3. mcg CTCiml Serum 2 bis 24 Stunden nach der den nach der Verabrei&ung Verabreichung einer 400 mg CTC/kg M A enthaltenden Mahlzeit. Durchgezogene Linie: Mittelwerte, Punkte: Ein- wurden 0904 bzw.

zelwerte von 4 Kalbern 0,02 mcg CTC/ml Serum

Zu Abb. 3: CTC-Serumkonzentrationen nach Verabreichung einer 400 mg CTC/kg Milchaustauschfutter enthaltenden Mahlzeit.

Vier bis sieben Stunden nach der Mahlzeit wurde der CTC-Hochstwert im Serum (0,29 mcg CTCIml) gemessen, der innerhalb von sechs Stunden wieder auf die Halfke

0,30 .

I

0'10 .

0.05-

gefunden.

m q h l 0 a

qroo ' A

2 + 6 8 I0 12 I+ 16 18 20 22 2+ 26 28 30 32 34 36 4+ 46 fB 3 d .

Abb. 4 . mcg CTC/ml Serum 2 bis 48 Stunden nach intraruminaler Verabreichung von 4,O mg CTClkg Kgw. Durchgezogene Linie: Mittelwerte. Die 5 Symbole bezeichnen die Werte je eines

der 5 untersuchten Kalber.

5 Im Text sind die Mittelwerte der CTC-Serumkonzentrationen angegeben. Die Werte der einzelnen Versuchskalber sind aus den Abbildungen zu entnehmen.

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234 J . Bruggemann, U. Losch und G. Knall

. . . 0 \

C - e / I Ii +I c IX

abgefallen war. 24 Stunden nach Verabreichung der Mahlzeit wurden no& 0,05 mcg CTC/ml Serum bestimmt.

Zu Abb. 4: CTC-Serumkonzentrationen nach Verabreichung von 4 m g CTCikg Kgw. per Schlundsohle in den Pansen.

Das Antibiotikum erreichte sechs Stunden nach der CTC-Infusion einen Serumspiegel von 0,05 mcgiml und 1 8 Stunden spater den Hochst- wert von 0,09mcg CTC/ml Serum. Die An- und Abflutung des Antibiotikums im Serum er- folgte auflerordentlich ungleichmaflig (siehe In- dividualwerte in Abb. 4).

Zu Abb. 5: CTC-Serumkonzentrationen wahrend der Verabreichung von zwolf 100 rng CTC/kg Milchaustauschfutter enthaltenden Mahlzeiten. Es wurden taglich zwei Mahlzeiten, eine urn 8 Uhr und eine um 17 Uhr, angeboten. Die Blutproben jeweils sieben Stunden nach der Fiitterung entnornmen. 24 Stunden nach der letzten CTC-enthaltenden Mahlzeit wurde eine zusatzliche Probe entnornmen.

Sieben Stunden nach der ersten Mahlzeit lag die CTC-Serumkonzentration bei 0,12 mcg/ml. Nach den folgenden Mahlzeiten wurden hohere, aber nicht kontinuierlich ansteigende Konzen- trationen bestimmt. Der hochste Wert lag nach der sechsten Mahlzeit vor (0,19 mcg CTC/ml Serum). Im weiteren Verlauf fielen die CTC- Spiegel wieder; nach der elften Mahlzeit wurde beispielsweise eine dem Anfangswert entspre- chende Konzentration (0,12 mg/ml) bestimmt. 24 Stunden nach der letzten CTC-haltigen Mahlzeit lag ein CTC-Gehalt von 0,05 mcg/ml Serum vor.

Zu Abb. 6 und Tabelle 1 : CTC-Serurnkon- zentrationen 20-1 30 Stunden nach der letzten von zwolf 100 mg CTC/kg Milchaustauschfutter enthaltenden Mahlzeiten.

Innerhalb dieses Abschnittes wurden von allen Kalbern zu verschiedenen Zeitpunkten ins- gesamt 236 Blutproben entnommen.

Die Mittelwerte der CTC-Gehalte mit den zugehorigen Standardabweichungen sind in Abb. 6 eingezeichnet, wobei jeweils die Einzel- werte eines Fiinf-Stunden-Abschnittes zusam- mengezogen wurden. Die Anzahl der Proben

Page 6: Über die Chlortetracyclin-Konzentration und -Verweildauer im Serum von Kälbern nach peroraler Chlortetracyclin-Verabreichung

Chlorretracyclin-Konzentration wnd -Verweildauer im Serum von Kalbern 235

0 0 u - 0 0

0 0 \

I A A

6 g e 5 I A A 1 0 A I I d A I A A I A *

3 4 2 I

Abb. 1. mcg CTC/ml Serum n a h Verabreihung yon zwolf 100 mg CTCikg MA enthaltenden Mahlzeiten (= A). Durchgezogene Linie: Mittelwerte, Kreise: Einzelwerte der 5 untersuchten

Kalber

Abb. 6. mcg CTCiml Serum 20 bis 130 Stunden nach der letzten von zwolf 100 mg CTC/kg M A enthaltenden Mahlzeiten. Durchgezogene Linie: Mittelwerte, Saulen: Standardabweichung.

Die nicht erfaflbaren CTC-Konzentrationen (< 0,Ol) wurden rechnerisch als 0 eingesetzt

ist aus Tabelle 1 ersichtlich. Ca. 30 Stunden nach der letzten Antibiotika-Beifiitterung wurden 0,02 mcg CTCiml Serum gemessen. Funf Stunden spater lagen 0,06 und nach weiteren funf Stunden 0,01 mcg/ml vor. AnschlieRend, ca. 45 bis 85 Stunden nach Ab- setzen des CTC-Zusatzes im Futter, wurden CTC-Spiegel wechselnder Hohe von durchschnittlich 0,03 mcg CTCiml Serum bestirnmt. Nach rnehr als 85 Stunden lagen nur noch wenige Einzelwerte uber der Erfaflbarkeitsgrenze.

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236 J. Bruggemann, U. Losch wad G. Knall

Tabelle 2 Die Abhangigkeit der CTC- Anzahl der hohen (a), mittleren (b) und ni&t erfai3- ~ ~ ~ ~ m k o n z e n t r a t i o n e n vom je- baren (c) CTC-Serumkonzentrationen, die bei Kalbern wedigen Korpergewicht der dreier Gewichtsklassen (< 75, 75-120 und > 120 kg) (wiederholt) untersuchten Kal-

gefunden wurden ber geht aus Tabelle 2 hervor. Von den insgesamt 236 Serum-

mcg CTC!ml Serum proben, die 20-130 Stunden Kalber 1. > 0.10 b. 0,Ol-0,09 - c . <: 0.01 nach Verabreichung der letzten

CTC-haltigen Mahlzeit ent- nommen wurden, enthielten

Korpergewicht der untersuchten

~ ~ ~ ~ . . _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ ~ ~ _ _ ~

75-120 kg . . . > 1 2 0 k g . . . 15 31 a. 13 mehr als 0,1,

~ ~~ ~ ~~ ~~

13 117 106 I b. 117 0,Ol-0,09, c. 106 weniger als 0,Ol mcg

CTC/ml Serum. Im Serum von Kalbern mit einem Korpergewicht von 75-120 kg wurden samtliche

hohen Werte (a) und iiber 70 o/o der mittleren Werte (b) gefunden. Von den 106 nega- tiven Proben fielen 13 in diese Gewichtsklasse. In den Proben der Tiere < 75 bzw. > 120 kg Kgw. wurden vor allem die negativen (c) und der kleinere Teil der mitt- leren Werte (b) gefunden.

Diskussion

Aus den Untersuchungen geht hervor, welche CTC-Serumkonzentrationen zu erwarten sind und wie lange solche CTC-Spiegel im mei3baren Bereich liegen, wenn Kalber CTC in praxisiiblicher Dosierung mit dem Milchaustauschfutter aufnehmen.

Nach der einmaligen Verabreichung steigt die CTC-Serumkonzentration innerhalb von fiinf bis acht Stunden an und fallt, nach der Uberschreitung des Kulminations- punktes, erst rasch und anschlieflend langsam wieder ab (Abb. 1 und 2). Auch nach der Gabe einer Dosis von 400 mg CTC/kg MA, die um das Vierfache iiber der praxis- iiblichen Dosierung liegt, ergibt sich ein ahnlicher Verlauf der CTC-Serumkonzentra- tion (Abb. 3). Die Hohe des CTC-Spiegels ist dosisabhangig, jedoch nicht der Dosis proportional (1 bzw. 4 mg CTC/kg Kgw. = 0,12 bzw. 0,29 mcg CTC/ml Serum).

Vergleichbare Untersuchungen wurden fur das Kalb bisher nicht beschrieben. Beim Menschen (z. B. SIMON und STILLE [ 2 ] ) wurden nach einer oralen Verabreichung von 4 mg CTC/kg Kgw. 0,4-1,8 mcg/ml Serum gefunden; diese Hochstwerte traten zwei bis funf Stunden nach der CTC-Applikation, also friiher als beim Kalb, auf. Auch im Kaninchenserum wurden drei Stunden nach einer oralen CTC-Verabreichung die CTC- Hochstwerte gefunden. Drei Stunden spater war die Konzentration schon auf ein Fiinftel des Drei-Stunden-Wertes abgefallen (KNOTHE [ 31). Abgesehen vom flacheren Ansteigen stimmen die CTC-Verlaufskurven nach oraler CTC-Applikation im Serum von Mensch, Kaninchen und Kalb grundsatzlich iiberein.

Ein vollig anderes Bild bietet sich nach der intraruminalen Verabreichung des Antibiotikums (Abb. 4). Das CTC flutet extrem langsam und unregelmaflig a n ; erst 24 Stunden nach der Verabreichung wird die hochste Serumkonzentration festgestellt. Der ungleichmaflige Verlauf der CTC-Serumspiegel wird bei der Betrachtung der Individualwerte der fiinf untersuchten Tiere besonders augenfallig.

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Chlortetracyclin-Konzentration und -Verweildauer im Serum von Kalbern 237

In diesem Zusammenhang kann eine Erklarungsmoglichkeit fur die langanhalten- den, hochgradig schwankenden CTC-Serumkonzentrationen, die 30 bis 85 Stunden nach der letzten CTC-Gabe bestimmt werden konnten (Abb. 5), gesehen werden. Die hochsten CTC-Spiegel wurden bei den Kalbern vorgefunden, die ein Korpergewicht von 75 bis 120 kg aufwiesen. Auf Grund der Beobachtung, dai3 alle Kalber dieser Gewichtsklasse intensiv die Holzboxen zu benagen begannen und nicht unbetrachtliche Holzmengen aufnahmen, die nach der Schlachtung im Pansen aufgefunden wurden bzw. mit Hilfe der Schlundsonde ausgeschwemmt werden konnten, kann angenommen werden, dai3 bei den Kalbern dieses Gewichtsabschnittes der Schlundrinnenreflex auger Funktion gesetzt wird und dafl somit groflere Trankemengen direkt in den Pansen gelangen. Von hier aus ware eine verzogerte Aufnahme des Antibiotikums in die Blut- bahn vorstellbar (Abb. 4).

O b diese Annahmen zutreffen, mui3 in weiteren Untersuchungsreihen geklart wer- den. Versuche an Kalbern mit Pansen-, Labmagen- und Darmfisteln werden vor- bereitet.

Fur die technische Mitarbeit danken wir Frau FRIEDEL SCHULZ.

Zusammenfassung

Die CTC-Serumkonzentration nach Verabreichung CTC-haltigen Milchaustausch- futters an Mastkalber wurde bestimmt.

Im allgemeinen traten sechs bis acht Stunden nach der Mahlzeit die hochsten CTC- Serumspiegel auf, die innerhalb der nachsten 20 bis 30 Stunden erst rasch und dann langsam abfluteten. Im Gegensatz d a m wurden bei Kalbern einer bestimmten Ge- wichtsklasse (75-120 kg Kgw.) langanhaltende, stark schwankende CTC-Aktivitaten festgestellt, die erst 85 Stunden nach der Verabreichung aus dem Serum eliminiert waren.

Die Moglichkeit, dat3 diese protrahierten CTC-Spiegel auf einer verschleppten Ab- gabe des Antibiotikums aus dem Pansen beruht, wird diskutiert.

Summary

Serum chlortetracycline concentrations in calves have been determined after applica- tion of milkreplacers, containing chlortetracycline (CTC).

Generally, 6-8 hours after the application there were found the maximal CTC- levels which decreased within the next 20-30 hours a t first more rapidly and then more slowly.

With calves, however, of a certain class of weight (75-120 kg bodyweight) there were registered protracted and intensively fluctuating CTC-activities, which were eliminated out of the serum only 85 hours after the application.

The possibility that the reason for this protracted CTC-levels could be traced to a delayed removal of the antibiotics from the rumen is beeing discussed.

Page 9: Über die Chlortetracyclin-Konzentration und -Verweildauer im Serum von Kälbern nach peroraler Chlortetracyclin-Verabreichung

238 Leonore Ballowitz, Regine Oetker und Heidi Sander

Literatur

1. KNALL, G., 1971 : Zu Untersuchungen der CTC-Konzentration im Kalbcrserum nach Ver- abreichung CTC-haltiger Milchaustauschfutter fur die Kalbermast. Med. vet. Diss. Miinchen, irn Druck. - 2. SIMON, C., und STILLE, W.. 1970: Antibiotika-Therapie. F. K. Schottauer Verlag, Stuttgart-New York. - 3 . KNOTHE, H., 1966: Untersuchungen iiber die Verteilung und iiber Ruckstande von Tetracyclinderivaten in Gewebe und Knochen von Kaninchen unter Beriicksichtigung des Zusatzes von Chlortetracyclin in Kaninchenmastfuttcr. Z. Tierphysiol., Tierernahrg. u. Futtermittelkde. 21, 274.

Anscbriff der Autorent Institut fur Tierphysiologie und ErnPhrungsphysiologie, 8000 Miin- chen 22, Vetcrinarstrafle 13

Aus der Kinderklinik der Freien Universitiit Berlin im Kaise,-in-Auguste-Victoria-Haus

Versuch einer optimalen kiinstlichen Ernahrung von Baby-Ratten'

Von LEONORE BALLOWITZ, REGINE OETKER und HEIDI SANDER

Eingang des MS. 28. 8 . 1971

Einleitung

Durch Bestrahlung mit blauem Licht kann bei ikterischen, homozygoten Gunn-Ratten der Serumbilirubinspiegel gesenkt und damit das AusmaB der Neurotoxizitat des Bilirubins verringert werden (BALLOWITZ, 1971 ; GOLDBERG et al., 1971 ; JOHNSON

et al., 1970). Bei derartigen Untersuchungen beobachteten wir bei jungen Ratten eine Wachstumsstorung, wenn sie zusammen mit ihren Muttern vom 4. bis 12. Lebenstag kontinuierlich unter blauem Licht gehalten wurden (HELLER, BALLOWITZ und NATZSCHKA, 1969). U m den Ursachen dieser Wachstumsstorung nachzugehen, sahen wir uns u. a. vor die Aufgabe gestellt, Baby-Ratten in genau dosierter Menge rnit einer standardisierten Nahrung zu ernahren. Abgepumpte Rattenmilch erschien wegen ihrer wahrend der Melkprozedur und der Laktationsdauer schwankenden Zusammen- setzung hierfur nicht geeignet.

Bei der Durchsicht der Literatur haben wir gefunden, dal3 bisher bei einer Ernah- rung mit kiinstlich zusammengesetzten Nahrungen kein gleichgutes Wachstum wie beim Aufziehen junger Ratten durch die Mutter erzielt werden konnte (s. u. a. DAVEY, 1959; GUSTAVSSON, 1948; REYNIERS et al.. 1946; sowie THOMAN und ARNOLD, 1959). So entschieden sich P. J. A. und A. M. TIMMERMANNS z. B. noch 1971 bei Unter- suchungen uber mogliche Verhaltensstorungen nicht gesaugter Ratten fur abgepumpte Rattenmilch als Nahrung. Bei der Verwendung kunstlicher Nahrungen wurde eine befriedigende Gewichtszunahme erst dann erzielt, wenn zu einer kiinstlichen Basisdiat aus Trocken-Kuhmilch mindestens 5 O / o Rattenmilch gegeben wurden (DYMSZA, CZAJKA

Die Untersuchungen wurden mit Unterstiitzung der Deutschen Forschungsgemeinschaft vor- genomrnen.

2. Tierphysiol., Tierernihrg. u . Futrermirrelkde. 29 (1972), 238-256 @ 1972 Verlag Paul Parey, Hamburg und Berlin