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419 boldt. Mau darf daraus scbliefsen, d a t , da eine sehr gebirgige Gegend Thiiringens gemessen wurde, das Re- sultat vou 157 T. oder 942 Furs als GrYuzwertli (nombre lirnile) nocb eher zu grofs als zu klein ist. Bei der Ge- wifsbeit cines progrefsiven, abcr partiellen Aufsteigens von Scbweden (eine fur die physische Erdbeschreibung so wichtige Gewiisheit, die wir Leop. von Buch ver- dauken) kann man glauben, dak diese Lage des Schwer- punkts nicbt immer dieselbe bleiben werde; aber bei eiu- zeliien Iierabsteigenden Massen und bei der Kleinheit der RYurne, auf tvelche die unterirdischen KrPlte. zu wirken scbcinen, wird die, sich grofseutheils selbst compcnsi- reude Variation im Ganzen wenig stiirend auf dcn Scliwcr- puokt des Ueber-Oceanischeu einwirken. In den nume- rischcn Resultaten jeucr hgpsomelrischen Arbeit offetibart sich aufs Beue: dafs die gcriogsten Hiihen in unserer tlcmispb~re den Continental-Massen des Kordens zuge- hihen. Europa giebt 103 T., ISord-Amerika 117 T. Die Intumescenz Asiens, zwischen 26O und 10° Breitc, compensirt die mindernde Wirkuug dcs sibirischeu Tief- Inndes. Asien und Siid-Amerika geben 180 und 177 T nlan liest gewissermafsen in jenen Zahlen, in welchen Thcilen unserer Erdoberflklie der Vufkanismus (die Reaction dcs Innern gegen das hetilere) durch uralte Hebuugen am kr8ftigstcr.1 gewirkt bat. IX. C'eber (lie EigenschafL iies Ocls, die Mee- rpswogen t~ hestin ftigen und die OberJCcche tlcs Wassprs collhommen cturchsichtig zu ma- chen; con Hrn. A. Van Beek. (Ann. dc clrim. ct de phys. Ser. I11 T. IV p. 257.) l[n der physischen, wie in der moralischen Welt wer- den oft wichtise Resultate durcb anscbeinend sehr unbe- 27 *

Ueber die Eigenschaft des Oels, die Meereswogen zu besänftigen und die Oberfläche des Wassers vollkommen durchsichtig zu machen

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b o l d t . Mau darf daraus scbliefsen, d a t , da eine sehr gebirgige Gegend Thiiringens gemessen wurde, das Re- sultat vou 157 T. oder 942 Furs als GrYuzwertli (nombre lirnile) nocb eher zu grofs als zu klein ist. Bei der Ge- wifsbeit cines progrefsiven, abcr partiellen Aufsteigens von Scbweden (eine fur die physische Erdbeschreibung so wichtige Gewiisheit, die wir L e o p . v o n B u c h ver- dauken) kann man glauben, dak diese Lage des Schwer- punkts nicbt immer dieselbe bleiben werde; aber bei eiu- zeliien Iierabsteigenden Massen und bei der Kleinheit der RYurne, auf tvelche die unterirdischen KrPlte. zu wirken scbcinen, wird die, sich grofseutheils selbst compcnsi- reude Variation im Ganzen wenig stiirend auf dcn Scliwcr- puokt des Ueber-Oceanischeu einwirken. In den nume- rischcn Resultaten jeucr hgpsomelrischen Arbeit offetibart sich aufs Beue: dafs die gcriogsten Hiihen in unserer t lcmispb~re den Continental-Massen des Kordens zuge- hihen. Europa giebt 103 T., ISord-Amerika 117 T. Die Intumescenz Asiens, zwischen 2 6 O und 10° Breitc, compensirt die mindernde Wirkuug dcs sibirischeu Tief- Inndes. Asien und Siid-Amerika geben 180 und 177 T nlan liest gewissermafsen in jenen Zahlen, in welchen Thcilen unserer Erdoberflklie der Vufkanismus (die Reaction dcs Innern gegen das he t i le re ) durch uralte Hebuugen am kr8ftigstcr.1 gewirkt bat.

IX. C'eber (lie EigenschafL iies Ocls, die Mee- rpswogen t~ hestin ftigen und die OberJCcche tlcs Wassprs collhommen cturchsichtig zu ma- chen; con Hrn. A. Van B e e k .

( A n n . dc clrim. ct de phys. Ser. I11 T. IV p. 257.)

l[n der physischen, wie in der moralischen W e l t wer- den oft wichtise Resultate durcb anscbeinend sehr unbe-

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deutende Ureachen hervorgebracbt. 1st cs nicht wirklich zu verwundern, dafs der Mensch, obgleich iiberfilbrt vou diescr Wahrheit durch so zahlreicbe Beispiele PUS der Geschichte der Vblker und der Wissenscbaften, doch SO

leicbtsinnig 'in seinen Urtheilen, so voreilig in seinen Entscheidungen ist, dafs er oft jede Bezeicbnung m i - srhcn Ursacbe und Wirkung anzuerkennen sich weigert, sobald ihm in seinem beschrlinktcu Verstand dic eine nicht proportiooirt der andern erschcint, dals er ein Heil- mittel fur ein gefahrliclies Ucbcl nnsschkigt, nur \veil es ihm zu ciiifacli vorkommt?

W c n n ininitten cines heftigen Stitrms, das Schiff rom StoTs der Wellen bcdroht, odcr dic Schaluppc, wel- che durch die ungestume Brandung hill das Ufer zu er- reichen sucht, nahe am Umsclilagcn ist, eiiie geringc Rlcnge Oel auf das Meer gegossen wird, UUI die aufgeregten Wogcn zu beruhigen, danu gcwifs scheint mehr nls je das einfache Mittel ganz aufscr Vcrhdtnifs zum Zmeck zo stehen, und Dejcnigc, wclcher es wiihrcnd der Ge- fahr als W e g zum Hcile vorschluge, wiirde schwerlich Glauben findcn.

Und doch ist es walir, buchstiiblich wahr, daFs das Oel, linter gewissen Urnstkinden, die Tugend besitzt, das aufgcregtc Meer zu bcslnftigen, die Wogca zu stillen.

Schou die Alten wufsten diefs, und das, was die heutigen Schiffer vcrachfen oder ohne weitere Priifung vcrwcrfcn, war den frulieren Scelcutcn verschiedener Sa- tionen, namentlich den hollandischen Fischern und den C,r6nlnndsfahrern, schr wohl bekannt; mehr als cin Schiff verdnnkt ihm, nachst Cott, seiue Retliing.

Der erste Theil diescr Abhandlung wird die Be- wcise liievou gebcn, und untersuchen, was an deli zahl- reichen Kachrichten angescltcuer Secfahrer Glaubenswur- digcs ist: auch riri Dctail von Versuchcii cntlialten, me]- chc in Betreff dcr sonderbarcn Eigensclinft iiligcr Flus- sigleiten, dic votn Wiode aufgeregten Gcwasser zu be- siinftigen, von Physikern lrngestellt wordcn sind.

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I m zweitcn Theil werde ich mich bemiihen die phy- sikalischen Grundsatze , auf welchen diese Erscheinung zu beruhcn scheint, zu entwickeln, so weit ich im ge- genwlrtigen Zustand der Wissenschaft die Maglichkcit dazu vorfinde.

Das die Alten schon bekannt waren mit dcr Fahig- keit des Oels, das Meer still und glatt zu machen, er- sehen wir BUS P l u t a r c h und P l i n i u s , welcher letzte- rer im zweiten Buche seiner Historia naturalis davon spricht. Kach P l u t a r c h hat schon A r i s t o t e l e s die malirscheinlichc Ursachc dieser Erscheinung angegeben, ein Beweis seincs Scharfsinns, von dem wir spaterhin noch reden iverdcn.

Wshrend der Dunkelheit des Mittelalters inengtc sich der AbergIaube in diese wie in so manche anderc AngeIegenheit. Die Priester benutzten sie, so schcint es, zur Befestigung ihres Ansehens.

Kach C a n i s i u s ’), der iiber die Wundcr ein Wcrk in mehren Bandcn, zum Theil in Versen, gcschrieben hat, gehilrte es zu den Wundern des heiligen Bischoffs A e d a- n u s , d d s er einem Priester, der cine Seereise macbeo wollle, geweihtes Oel mit gab, um damit wahrend cines Stunas, den er ibni vorher gesagt hatte, die W u t h der Wclleu zu besiinftigen. Diefs gelang auch vollkomrnen ; denn, sagt das Gcdicht des C a n i s i u s , nachdcm eine geriugc Mcuge dieses Ocles ausgegossen worden, beruhigtc sich das Meer, die ungcstiimen Wogcn legten sich, und man setzte friiblich die Reise fort *).

In einem der Dialogc des E r a s m u s , betitelt Nuu- fragium, fiodct sich cine Stelle, die Aehnlichcs berichtct. Nachdcm cr in ciner witzigen, aber sehr beifsenden Weise dic iibcnndsige Furcht und die abcrglaubischen Hand- lungen dcr Schiffsniannschaft wiihrend der drohcnden G c -

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fahr eines Schiffbruchs geschildert , sagt er , dafs mehre sich auf das Verdeck niederwarfen, das Meer anbeteteu, demselben die ziirtlichsten Namen beilegten uud dabei alles am Bord befindliche Oel in die Wogen gossen ').

Auch die Chiaesen schutten Oel, so wie Thee nnd geistige Getrankc, in's Meer, als ein den Schutzgeistern ihrer Kuste gebrachtes Opfer, um sich eine gliicklichc Ueberfahrt zu sichern.

Ein Beispiel davon finde ich im J. 1793 angefiibrf, als die britische Gesandtscbaft in China, auf dcr Hiick- reise vou Peking, sich anscliickte, mit ihren Yuchlen und Fiihren uber den gelben Flufs zu setzen z ) . G e o r g e S t a u n t o n , der diese Reise beschrieben, betrachtct es als etwas sehr Naturliclies, dafs, naclidem inan vie1 Oel in's Wasser gegossen hatte, die aufgeregten Wellen sich besanftigten ).

Ebcn so haben die turkischeu Schiffer die Gewobu- heit, ihrem Propheten zum Opfcr, Oel iu's Mcer zu gie- fsen, besouders wenn sic die Meerenge von Gibraltar passiren.

Als ein Beispiel, wie die alten Tlieologen die Pbg- sik bebandeIten, und sich oft darin gefielen, ihre reli- giiisen Doctrinen mit derselben zu vermengen, will icli erwlhnen, dafs einer dersclben, S i m o n M a j o l u s wit Piamen. der ein im J. 1607 erschienenes W c r k gescbrie- ben hat , dem in Rede slehenden Phiinomen darum allen Glauben abspricht, weil dadur'ch, mie er meint, das of-

1 ) Des. Erasrni Rotrrodumi colhyuia, cum notis sclcctis uario- rum, addito indice n o w , uccurunte C o r n S c h e v e l i o , Rmsf.

1693, Niiufragium, p . 235.

2 ) Voyuge dons YinfCrieur dc la chine cf en Turfar ie , fu i t duns Irs unnics 1 3 2 , li93 CI li94 purr Lord nlacarrney etc.

Puris 1 i90 T. ZIZ p. 305.

3 ) Zbid. p. 300.

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fenbare Wunder unseres Herrn Heilandes auf dem See Genezareth seiuen Werth verlieren wiirde! 1 ).

Von den Physikern scheint die merkwilrdige Eigcn- schaft des Oels bis zur Mitte dcs vergangenen Jahrhun- derts unbeachtet gelassen zu seyn, bis der beriihmte Er . finder der Blitzableiter, der wiirdige B e n j a m i n F r a n k - l i n , ein wahrer Freund dcr Humanitat, stets begierig von jeder ihm bekannten Sache eine nuttliche Anwendung zu machen, sie aufs Neue hervorzog.

Wahreud einer langen Zeit bcschsftigte er sicli aus- schliefslich mit minutiiben Untersucbungen dieses Pha- nomens, auf welches seine Aufmerksamkeit zucrst im Jalir 1757 hingelenkt wurde, auf, einer Reise, die er rnit ei- ner Flotte V O I I 96 Scgelii nach Louisbourg milmachtc. WPbrend eines frischcn Windes nahm er roit Erstaunen gewahr, dafs die Furchen. zweicr Schiffe sehr glatt blie- bcn, wogegen die r o n andern stark vom Winde bewegt wurden. Er driickte dariiber seine Verwunderung ge- gen den Befehlshaber des Schiffes BUS, auC welchem er sich befand; und dieser antwortete ihm darauf, Tie wenn die Erscbeinung eine ganz bekannte wzre, dafs wahr- scbeinlich die Kirche beider Schiffe fettiges Wasser durch das Speigatt ausgegossen hatten, und dadurch die Schiffs- verkleidung Cettig geworden ware. F r a n k l i n lebhaft erregt vpn dieser Antwort, suchte sich iiber eine Sache, die ihm so wichtig erschien, alle mbgliche Belehrung zu verschaffea, und bald fand er, dafs der Gebrauch des Einschiittens von Oel in das Meer seit undenklicher Zeit von Schiffern, und besonders von Fischern verscbiede- ner Nationen, gekannt und benutzt worden war.

Von da an beschlofs cr, das Phanomen selber ge- uau zu untersuchen, und dabei bestztigte es sich ihin vollkominen. Der grofse Mann fand so vie1 Vergniigen an den Vcrsuchen tiber diesen Gegenstand, dafs er den Kuopf seines Spatzierstocks zur Aufnahme einer gewis- 1) S. M a j o l u s , in dieb canicui. p . 385.

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scn Mcngc Oel hatte einrichten lasscn, um sich dcssel- ben arif scinen Prowenaden zu bedienen, wann sich Ge- legenheit dazu darbilte. Aus cigner Erfahrung hatte cr bereits gelernt, d a t es zur Beslnftigung der Wellen nur ciner sehr kleihen Mcnge Ocls bedurfte, und gerade die- ser Umstand machtc ihm die Erscheinung so aufseror- dcntlicli. Bei einem Vcrsuch, den er in der Ulngegend von London, in der Gemeinde Clapham, an eincm Teich von der Griifse eines halben Acre ' ) anstellte, wurde, als er aiif der Windseite, d. h. doit, wo die Wcllm- bildnng begann, nur einen cinzigen Liiffel voll Ocl in den Teich gofs, das Wasser sogleich spicgelglatt. Mit cincr unglaublichen Sclinelligkeit breitete es sicb iiber die gauze Wasserflzche aus.

I3ei AufschUttung des Oels an der entgegengesetzten Seite des Teichs, da, IYO die Wellen 3111 grirfsten wa- ren, gelang der Vcrsuch nicht. Das Oel wurde sogleich vom Winde an's'Ufer getrieben und die Wellen beruhig- ten sicli nicht.

Einen anderen Versuch mnchtc cr im J. 1753 in dem Bassin dcs Green-Park zu London, in Gegenwart inehrer Zcugen, unter andern des Prof. A l l a lnand von 1,cyJcii und des Grafen v. 13 e n t i n c k.

Fast zur selben Zeit oder kurz darauf findc ich den (;egeiistnnd wissenschaftlich behandelt von eiuem ausge- zeichnctcn Physiker, dem Abbe M a n n , der dariiber in den Memoires de I'acadehie impekiale el royaie des Sciences el belles-lellres de Bruxelles von 1580 (T. II p. 237) eine interessante Abhandlung geliefert hat. Die zolilreichcn Versuchc, die er nit verscliicdcnen Arten Ocl uiid unter mannigfaltigen Umstanden anstellte, sowolil auf den Iperlek- Flufs, als an der flandrisclien Kiiste, auf drncltl Meere und iii dem Hafen vou Niewpoqrf, sind so iibcrzciigend und habcn in ilircn Hesultatcii so viclc .ichnliclikcit lnit dcnen F rank l in ' s , dafs an dcr Wabr-

I ) Ein A t r c =1GO Quadrstrutlicn cngl. =404G,i1 QuadIatmcier.

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425 heit dcr Sachc nicht der mindestc vernilnftige Zweifel iibrig blcibcn kann.

Wenn das Oel so cingegossen ward, dafs es deln Lauf des Windcs und der StrBmung folgen konnte, ver- fehlte cs nlc seine Wirkung. Drei Lbffel voll Leiobl warcn bei einem zicinlich starkcn Winde hinreichend, die game Wasserllache eines Teichs von 20 Toisen La;oge und 10 Breite vollkoinmen glatt zu machen; wshrend auf dciii Flusse Iperlde eiu einziger LSffcl voll geniigte, urn auf einer €liiche von 20 Quadrat-Toisen alle Furchen und Krsuselungen zu vernichten.

Als er wahrcnd dcr Ruckfluth ( r e j m ) Oel in's Meer gob, sah er die dadurch hervorgebrachte glatte und gliin- zende Flache von dem Stroin in's Meer gefiihrt und noch in weiter Ferne uoterschied er sic aa dcm Reflex, so wie an der Ausdehniing des Schaums und des Brechens der Deiniiig (dimension de lecurne el des brisanis de la houle), obgleich das Rolfen und Wallcn (souleoement) der Wogcn wie zuvor unausgesctzt fortfubr.

Sac11 Beendigung seiner Versuche, an der Mundung cles Hafens von Niewpoort angestellt, warf er cine offene Flnsche init einer halben Piute LeinBl in die Wellen. ,*Die Flasche, sagte er, ging wegen der Schmere des sclwnrzen Glases und wegen des ciridringenden Salzwas- sen, welches den Rest dcs Oels austrieb, bald zu Grunde, und das Oel breitete sich augenblieklich iiber die gaiize Wasserfl#che aus, bis es diese in der vollen Breite dcs Ilafens glatt und glenzend gemacht, die von der Flutb und dcm \.\.'indo vcrursachte Deining und Brandung ver- mindcrt hatle.

Je starker der Wind auf diese fettige Oberflache blics, desto mehr wurden dic Wellen ( o a p s ) herab- gcdruckt und vcrflicht; das I\ollcn und Aufwallen der vom Meere kolnlneudcn Wogeu ( p o l s ) biclt indcis fort- wshrcnd nu. Die Wirkungcu dicscr klcincn Mengc Oel Licltcn, obwohl nbnchincud , cinc gutc Viertclstunde an,

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bis das Oel in's Meer zerslreut oder gegen die Ufer des Hafens getrieben worden war.

Durch vcrgleichende Versuche mit vcrschiedenen Oel- nrten fand M a n n , dafs deinol, RGb6l und andere ue- getubifischc Oele besser und schneller wirkten als die zaheren animalischen.

In Betreff der nutzlichen Anwendungen, die von die- sen Erscheinungen gemacht werden kiinnten, sagt M a n n, dak wenn ein Schiff zur Sturmeszcit cine betrachtliclie Menge Oel in die Wogen gieke und dercn Spureu auf dcr Wiudseite folge, es sich wolil gegen die uogehcurcu Wogen und Sturzseen (brisants) schiitzen kanne, die sonst in jedem Augenblick auf das Schifl hereiubreclien rind es zu rersenken drohen. So' schiffeud dude mail hoffen, auf freicm Neere einern starken Sturm zu cut. ivischen. Unter solchen Umstanden Landlc es sich nicLt urn genaue Verfolgung dcs Weges.

Ferner wurde nach diesem Schriftsteller die Aus- schuttung dcs Oels von Nutzen scyn, um die Brandung DU den Kiisten zu stillen, und somit den Biitcn und Scha- luppen der Schiffe, fur welche sic eben dieser Brandung wcgen ganz unzuganglich sind, das ' Landen zu erleich- tern, wozu sie sowohl bei Schiffbruchcn als zur Ein- iiahme von Wasser und Lebcnsinitteln hauGg gezwungeu werden. W i e viele lnseln voller Fruchte und der heil- somsteu Erfrischungen fur die sborbutische Schiffsmann- schaft haben nicht B i r o n und andcrc Weltumsegler in der Siidsee wahrend der grijfsten Niitheii unangeriihrt, mit schmachtenden Augen aaclr den reich bcladeucn Bnu- men, rorbcigehen lnssen inussen, blofs \veil sic durch unermekliche Brandungen ihnen unzughglich waren ! Ei- nige Fafschen Oel zu rechter Zeit in's Mecr geschuttet, wiirden sie aus ihrer Bedrangnifs befreit haben. (1

Vor den mcisten Seebafen und Flufsmuodungen fin- dcu sich Btiiike von Sand uud Schlnmm, Barren genanot, auf 'belchen dic 3Ieercswogen sich niit Heftigkeit brechen,

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so dafs es of t fur Schaluppen und Barken gerahrlich ist, sie zu passiren. Der Abt M a n n versichert, dafs mau, wcnn inan bei Annnhcruug a n diese einige Krilge voll OcI in’s Rleer gieke, die Wel len auf eine erstau- nenswiirdige Weise besiinftige, und, den Oelspuren fol- gend, init Sicherheit Branduugcn durchschneiden kdnne, welchc sonst diese leicfrten Fahrzeuge uofehlbar verseukt lrabcu wiirden.

In Rufsland sind d~n l i che Versuche von dem ge- lehrten 0 s o r e s k o w s k y auf dem Onega-See bei stijr- iniscliein Wet t e r aogcstellt worden I ) : sie haben gleiche Hesultatc gcgeben. Uer Experimentator sah, so weit das Oel sich ausbreitete, das Meer spicgelglatt werdcn: und obwol~l die W‘ellen noch unter dem Oele fortbcstanden, so scliiciien sic doch wic mit einem Gewicht beschwert, oder viic durcb eiiie uusichtbare Macht niedergedruckt ; sic hatten nicht die Kraft die leichte Oelschiclit zu durch- hrechen, sondern trieben sie allm2lig, wohin der W i n d das Wasser tricb.

Die letzten Versuche dieser Art, die zu meinel; Kcnnt- nifs gelaogten, siiid codlich 1837 iu Holland vom Hrn. P. V a n L e e u w (rvohnhaft zu Zwancoburg, auf halbeio W e g e zwischen Amsterdam und Harlem) ausgefuhrt, bei starkcin W i n d e atif den Gewiisscrn des Harleiner Meers.

J)ie Rcsultatc dicser Versuclie stiminen in der Haupt- sachc so vollkomiucii urit ‘dcn sclion erw4hiiten, dafs es ubertlussig seyn wurdc, sic hicr auseioanderzusetzen. Man iindet die Details in der .4f,ocmecne Konsl en LeUerbode, 1937, NO. 10 p. 157; doch ist 211 bedauern, dafs von diesen Vcrsuchcn iiiclit allc Einzelheiteu genau angege- ben sind.

Hr. V a n L e e u w glaubtc zii beobachten, dafs das Wasser, aulserhalb der Oelschicht, stiirker aufgeregt sey : allcin dariu hat ihir, ineiuer Mciuuiig nach, sein Gesicht betrogen, wegen des Contrastes, den der vom Oel be- ruhigtc uud gcglattctc Tlieil dcr Oberlljlchc gegcn den

1 ) l i a l l c ’ s >I&, T. I V .

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noch bewegten Rest demelben bildet. Dieser Umstand wird indet's auch von anderen Beobachtern hervorgeho- ben, und verdiente daher wohl sorgaltig untersucht zu werden.

Den Seefahrern ist der Gebrauch des Oels schon seit lange bekannt, und von ihnen mit dem besten Er- folg angewandt. Diefs erhellt aus eincm interessanten Werk, erschienen zu Leyden im J. 1775, unter deol Ti- tel: Berigien en Prysoragen over het slorien van orie, iraan , teer of andere dryvcnde sbo /fen in Zeegeoaren, door F r a n s v a n L e l g v e l d , begleitet von dew Ver- fasser mit dem Versprechen eiuer PrPmie von dreifsig Ducaten fiir Denjenigen, der gewisse, von ihm fiber diesen Gcgenstand aufgeworfeoe interessante Fragcn in geniigender Weise beantworten wiirdc.'

In diesem Werke lindet man unter andcrn, d a k H ass e l a a r , BUrgermeister von Amsterdam, wenn er beim Examen der Kapitaine und Lootsen der ehemaligen ost- indischen Compagnie anwesend war, die Gewohnheit hatte, uach dem Examen die Kandidaten zu fragen, was sie wohl inachen warden, wcnn sie auf tobeudem Meere rnit Scha- loppeu das Ufer erreichcn wollten und jedem Augen- blick in Gefahr stsndcii ron. einer Wellc verschlungen zu werdcn. W e n n cr keine geniigende Antwort erhielt, sagte er ihnen:' JBNehrnt ein KrUgleiu Oel und giefst es hinter euret Schaluppe aus; durch dieses Mittel werdet ihr die Brandung veruichten. u

Das Werk von V a n L e I p v e 1 d war Veranlassun;, dais die ostindische Compagnic den Befehl gab, dafs alle ihrc Schiffe Versuche iiber diesen Gegenstand innchen, und zu dem Ende, wcnn sie unter Segel gingen, mit ei- ner gewisseu Mcnge Oel versehen werden sollteu. Es wsre intercssaut uachzuschen. ob dicse Vorschrift befolgt worden und zu cinigeu Resultatcu gefiihrt habe.

Die Zcugnissc aclitbarcr uud glaubwiirdigcr Scefali - ccr, welcLc anerkeiincn, n5clist Golly dem Ocl die Er-

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lraltung ibrer Scbiffc schuldig zu seyn, sind zahlreich, Unter andern finden wir in dem Werke v a n L e l y - veld 's den interessanten Auszug eines Briefes von Hm. F c n g n a g e l an den Grafcn B e n t i n c k , datirt Batavia am 15. Jan. 1770, der auch von F r a n k l i n in den Phi- losophical Transactions von 1770 erwabnt wird. Das Schiff Yrouw Pefronella, am Bord desselben Hr. F e n g - n a g e l sich befand, liattc unwcit der Ioseln Paulus und Amsterdam mit cinem heftigen Sturm zu kampfen, wobei es scin Steuerruder und seine Segel verlor. Ilr. F. er- kliirt nun, dak sie in diescr gefahrvollen Lage ihre Ret- t u n s ungcfdw sechs halbcu Ahmen ') Oel verdankten, die sic langsatn ausflicfscn liefsen, und damit sich gSnzlicli gcgen die Brandung schiitzten. ,Ich war Zeuge davon, schrcibt er dcm Grafcn B e n t i n c k , und ich wurdc dic- scs Unistaudes nicht cnvahnt habcn, wenn ich niclit bier ( in Batavia) die Leute demafsen gegen die Sache eiu- genommeo gefunden, d a t die Schiffsofficierc, mit mir, gc- nothigt maren, fiir die Wahrheit derselben einc fiirmli- chc ErklSrung abzugebcn. (1

Nicht mindcr intcrcssant ist die Nachricht, die Hrn. V a n L e l y v c l d von Hrn. W i l l i a m M a y mitgetheilt mnrclc. huf dcln liolkndischen Kriegsschiff der Phonix i. J. 1753 als Marine-Lieuteuant dicnend, hatte derselhe Gclegenheit, dic wellenstilleiidc Wirkuog des Oels in der unwiderlcglichsten Weise zu bcobachten. Er war damals in dcr Siidsce, mit eincr zahlreichen Kauffahrtci- flotte, untcr welcher sich zwci schr alte, init Oel beladenc Schiffc bcfanden. Da sic sehr lange vor Anker gelegen, so hatfe sich das aus den FSEschcn ausgcsickerie Ocl mit dem i i i die Schiffc eingedrungencn Wasscr gcmengt.

Unter der Zreitc von Lissnbon wurdcii sie von ci- nem wiitbendcn Sturin iiberfallen, der zwei Ma1 vier und zmnnzig Stundcn anliiclt, iuid dic besagten Schiffe zwane, zirei Ma1 tjiglich zu pumpen. PIUnd nun, sngt Hr. May, dieses ausgepumptc Ocl breitcte sich, trotz des Ungc- 1) Ein hllm =4 Ankcr.

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stilms der See, ringsum jene beiden Schiffe bis in gro- kern Abstande aus und vernichtete den Wcllcnschlag sowohl der grolsen als der kleinen Wogen, so dafs diese, nebst den anderen Schiffen, die sich in der Nahe des Ocls befanden, rijcksichtlich des Meeres eine so voll- kominenc Stille genossen, wie nnch cinctn Sturine zu herrschen pflegt, d. h. das Rollen der Wogen bielt zwar unausgesetzt an, aber die OberflAclie dcrselben war glatt und glanzend. Die klcinen Wel len , die sich sotist a d der Oberflriche der grol'scn zeigen , waren ineistcnthcils vcrschwundeti, und .nirgcndrvo auf diescr groken l3iclic sah man den gcringsten Wellcusclilag (baLfiirc), noch die leiseste Kr3useluug ( brisanls). (1

Einem mciner Freunde verdaukc ich in Bctrcl'f die- ses Gegenstandes folgenden Auszug atis deli Papieren ei- nes ausgezeichneten Secmatins, des Hrn. J. W. S c a b u r n

a y, Coutre - Admirals der niederliindischcn Marine. BaGcgen Ende dcs J. 1797 gingcn wir init der Mann-

schaft des Iht ters Salarnander von 18 Kanoncn, an Bord dcr Brigg die Post YOU 20 Kaiionen, Knpi th J. Ful- l e k e n , und erhicllen die Bestiminung nach Ostindica, wclche indefs, elie tvir untcr Scgcl gingen, in eitic Reisc nach dein mittellhdischcu hieere ulngeiindcrt ward. Wir fuhren iui December aus, und waren krrum a u l offenem Mcere, als wir von eincm so schweren Slurlnwetlcr iiber- fillcn wurden, dafs Schiff und Mannschaft in die griifste G&hr gerictheu, selbst nachdem die Batterie iiber Bord geworfen war. Als wir blofs noch das Focksegel gc- braucbtcn, sclilug ich dem Kapi!iin vor, Ocl in's R'leer zu schiitten, und diek war init solclicin Erfolg gckriiot, dafs das Schiff geretlct rvard. Wir liefeii in deli Hafen von Lissabon ein, urn es daselbst atisbessern zu lassco.rr

I k r Steucrmann I z a k K a I i s r n a z r o n Hanrdingen machte Hrn. V a n L c l y v e l d mclire intcressantc Rlitthei- lungen iibcr diesen (;egenstnnd. E r stellte wShrcnd gro. fscr Wogen ( p s brisants) rvicdcrlinltc Versuche an, und gok jcdcsinnl cine l'inte Tiit at1 ill's Rlecr. Icli schiit-

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tete, sagt er, den Thran in dem Augenblick aus, wo die W o g e hinter unserem Schiff sich steil in die Luft erhob, rind dann, sich krummend, wie ein Donnerschlag auf das Meer herabstunte. In diesem Augenblick gofs ich fast das gauze Maafs T h a n in’s Wasser, wzhrend wir auf- inerksam zusahen, was sich ereignen w ~ r d e ; drei bis vier Ma1 wiederholte ich diefs, im Moment, da die Wogc sich zu kruminen anfing. Es war, wie wenn diese un- lenksame Woge mehr Respect vor dem OcI hatte, mie manches Kind vor seinein Vater; denn sie verlor ihre Wuth und ihre Macht, so dafs ‘wcder wir, noch die Schiffe hinter uns, den geringsfen Schaden erfuhren, etc. n

Dicscr eifrige Mann suchte besonders durrh entschei- dende Versuche, Diejenigeh zu widerlegen, welche bc- hatipteteu, dafs das nusgcgossene Oel fur die aufserbalb seines Wirkiingskreises befindlichen Schiffe die Gefahr sehr vergrijfsere. In Uebereinstimmung mit andern er- fahrenen Seeleuten schlofs er, dafs diese Meinung niclit hinlfnglich hcgriindet sey. Indels ist sie, oder war sie wenigstens linter den hollzndischen Fischern allgemein verbreitet, uiid es scheint, als habe man es griifstentheils ihr zuzuschreiben, dak diese Entdeckung in Vergesseu- hcit gerathen ist.

Einige machten sich sogar ein Gewissen daraus, sicb allcin aus der Lebensgefahr ihrer Kameraden zu retten; w2hrend andere, weniger gewissenhaft, sich wirklich die- ses Mittcls bedienten, abcr ein tiefes Geheimnifs daraus machten, urn sich vor der allgemeinen Verachtung zu schiitzen.

Man inachte den Leufen sogar weirs, dafs es bei kijrperlicher Strafe verboten sey, Oel in’s Meer zu scbut- ten. Indcfs sind alle Nachsuchungeii in den llteren Samm- luiigen ron Sccgesctzen und Verfiigungen nach solcben Verboten ftuchtlos gewesen, so dafs man glauben mufs, diese Angabe scy rein ails der Luft gegriffen I ) .

1) tlr. 1.e F r a n c g v o n Bcrkl icy , Vcrfasser einer h’lturgeschiclkte von IIolland, Ira1 i i i i lcr andern den Satr vcrtlieidipt, dab das yon r i -

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4.32

Agge R o s k a m K o o l d c B e v e r w y k , Erlinder cines Instruments zur Rettung der Schiffbruchigen , und aufserdem vortheilhaft bekannt aIs Verfasser cines ma- ritimeu Werks ' ), giebt darin den Secfabrern folgenden Ratb: ~8 Wenn der Patron eines gestrandeten Scbiffes glaubt, dafs ihm eine Schaluppe entgegen geschickt merde, so mufs er Lein61, Thran, Theer (huife de fa p o i z ) oder irgend eine andere fettige Substanz, wie fettiges Was- ser, in Ermanglung eines Besseren, sclbst Bier, iiber Bord giefsen, urn die Brandung zu vernicbten, und die AnnHherung der Schaluppe 'zum Schiff zu erleichtern. Al- lein, wenn man Oel oder eine andere fettige Substnnz ausschiittet, m d s cs oberhdb dcr Wellc (m- dessrrs cIc lo rnarie) geschehen, sol1 anders die herankommende Scha- luppe Nutzen daraus ziehen.

Derselbe K o o l schrieb an Hrn. M e e s zu Rottcr- dam, dafs, als er, an der Kiiste befindlicb, Oel nuf Seitc des Meers in die Wellen ( b d i d s ) gegossen biitte, diese vollsttindig geebnet wurden, so dafs eine Schaluppe, in dem Bereich derselben, vollkommen ruhig blicb und olioc Gefabr daa Ufer erreichte, wogegen sie, aiifserhalb der Oelschicht, einc sdche Heftigkeit bcsafsen, dofs sic eine norwegische Schaluppe umsturzten. Er sctzt nech hinzu, Jars wenn die bollandischen Fischer mil ihreo Pinkcn bci hochgehendem Meer in Gefahr schwebten an den Kusten zu scheitern, sie die Gewohnheit htitten, hinten und an den Seiten ihrcr Scbiffe Ocl auszirgiefscn, urn sich ge-

I;en nem ScliiiTe ausgegowene Oel die Gcfalir f ir andrrc an den Grhrcn dcr Oelrliiclit fallreode SchilTc norliwrndig vcrgdsern rniirse, und glaubt CJ sogar phjiisch bewicrco LU liabcn, io einw I i . . zu Ley- den vcriXfcntlicliten Broschirre sollcr Bitrerkeit gcgen Hm. V a II Le- I j v e I d. Seins Argumcnte scheinen mir iodefs kdnc.swcgs iiber- zeugend.

1 ) Beschryoing en underrrbotingen behoorende tot de nieuwe pluttc paskaart dcr hollmdzehen Strandcn tuschen de &as en Text / . gedruAf t e Amrterd., by J o a o n e s v a n l i e u l e n en Z o n a o , 1573.

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433 gen die Wogen zu sclilitzen; und dafs diesc Malregc l immer erfolgreich sey. * W e o n man O e l nusgiefst, fahrt e r fort, so niufs es iinmer in kleinen Mengen gescheheii. Der Radius darf nicht grbrser seyn als einc Tabakspfeife a n ihrein dicksten Ende. Man mufs das Oe l aus einein Kruge fliefsen lasseo, dessen Oeffnung diese Grofse hat.

In einem ueueren maritimen Werke , betitelt: Ifand- leiding lot de Scheeps-besficrirtg, erscbienen in den Kie- derlanden, 1623 oder 1824, dessen Verfasser, F r a n c , vortheilhaft a13 Seemann bekannt ist, Gndet man auch den Gebrauch des Oels vorgeschrieben, urn, wenn man bei einem Sturm den W i u d im RUcken hat, die Bran- dungen zu passireu.

Sehr beinerkeoswerth i s t auch nocli der vom Adini- ral K i n gs b e r 6 e n mitgetheiltc Ausziig eincs Briefes Ton J o h . A l e x a n d e r S e h k o p p , geschriebcn I779 am Bord des Schiffes de IIoop auf dem Flusse von Lissabou. Der Verfasser sagt, daCs er im Laufe eines Zeitraums von funf Jahren die R'utzlichkeit des in's ungestiime &leer 6"- schiittetcn Oels mehr a h zwaozig Ma1 erlebt babe.

hucli die Grbolandsfabrer haben zu alleu Zeiten diese EigensctiaCt des Oels selir rrolil gekaunt; sie furchten die grofsen Brandungen vie1 weniger als alle niideren Schif- fer, meil sic inimer einc liinl2iigliclie Rleuge Thrall am Bord haben.

\Vie es sclieint, liat man sic eliemals auch selir wohl in England gekannt ; wenigstcns giebt es, dein Dr. \%'a 11 von Oxford zufolgc, ein altcs Seegesetz, melcbes bcficlilt. dais man, weiin inan bci eiriem heltigen Slurme zur Er- leichterung des Scliiffs gciilithigt ist eiiieu Tlieil dcr La. dung ill's Meer zu werfen, mit dein aiii Bord bcfindli- chen Oel den hnfang mache. SpliteIhin sclieint dicsc! VorschriCt in Vergessenbeit gerathen zti seyn.

I n dcr JIiltheiluiig des bislierigen Details wird man bemerkt habcn , dals die wellenstillende Eigcuschaft dcs Oels iu gcwisscw Grade aucli audercii felteii Substaiizrn

PuggrnJorfl'r A n d . IIJ 1.Y11. 28

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aiigeh8rt. Schon F r a n k l i n erfuhr \*on Fischcru, Jars Jas Wasscr hiuter eiriem segelnden, friscb betlicertcn Schiffc iminer sehr ruliig sey ; und diefs stimint vollkom- iiien iiiit der Beobacbtung eiiies ausgezeichneten franz8- sischcu Seemanns tibcrein, die der Baron v o n Z a c h in seiner Correspondunce aslronornique von 1622 mitgetheilt. Dicser Seetnann befand sicli dilmnls, zu Kingstou in Ja - inaica, in der Utimbglichkeit seiii Schiff zu erreichcn, dn wegen des hcftigcn Wiudes und der hochgehenden See, keiue Darke es wagcn wolltc, sich demsclben zu niihcrii. I n einer klcinen Entfernung iidefs lag cine friscli be- theertc Fregnttc, und rings iitii sie her hatte der vou der Sonriciihitze gescbiiiolzene und tropfenweis in's Mcer ge- faIlene Thecr diescs so still und glatt gemacht, dafs zirei Iilciiie Schaluppeu, zur Seite der Fregatte, fast unbeweg- lich erschienen.

Von diesen selbeu Seemann erzahlt Hr. v o n Z a c h weiterhin, dafs cr als Mitglicd der Socie'le hurnaine i. J. 1800 zur Rettung von Scliiffbriichigen den Vorschlag inaclite, das Meer inittelst Feucrspritzcn mit Oel zu be- sprengeu , ># wcil, sagte er, nur alsdann die Schaluppcn sicli ohne Gefnlir des eigenen Untergaugs dem gestran- deten Schiffe nlliern kiiiiuen. f( Als Beispiel fiihrt e r eiii Iiolllndisclres, mit Oe l beladencs Schiff an , welches auf c l CII Godwin-sands stra u dct c. Die 31 aiinscha f t d essel beu wurde durcli das Schiff Deal gerettet, welches jedocll erst d a m an das andcre heraukommen konnte, als man eineil Theil des Oels in's Meer geschiitlet hatte. Sonst ware wahrscheiiilicli die ganze Mannscbaft rerlorell ge- wescn. - Eben so hatte Hr. C. E. M. R i c h t e r auf der Kiiste dcr lase1 Porto-Santo zu sehcn Gelegenheit, \vie wahrend cines fiircliterlichen Sturms, bei welchem cin dinisches Scliiff, befehligt von F e d d e rs o n , schei tcrte, die Maunschaft in ciiicr Sclialuppe an's Land ge- bracbt wurde, uaclidciii man O e l ausgeschiittet hatte l).

1 ) Rciscn zu W w c r und 7u Lande, in dzn Jaltreo 1805 bis 181i. Dresden IS21. CJ II

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Each ihm war das Oe l nicht im Stande das Mecr vollkommeii eben zu machen; allein cs bewirkte, dnfs die Wogen, welchc sich als Brandungen au f s Ufer ge- worfen hnben wurden, sich in bedeutender Entfernung von demsclben anhtiuften , und grofse zusammen1r;ingende walzenfhnige Massen (grm roulehux continus) bildeten. Statt dafs die Wel len die Barke gegen die KUste trie- ben uud alsdann auf dieser zertrummerten, fiihrten sic dieselbe jcdeslnal in solcher Wei se vorwYrts zur KUste, dafs sie von dein nachfolgeiiden Wellenberg (lurnc) uicllt mehr erreicht werden konnte. Diesen Augeublick be- nutzte die Manuschaft, um die Barke zu vcrlassen und schleunigst arif dein Strande weiter zu fliehen.

Sac11 1\ i c h t e r pflegten die Seeleute zu sagen: das Oel jage den Wel len Furchf ein.

Nicht minder interessant ist das Zeugnifs des Kapi- tsns J a c o b u s S w a r t h , im Dieuste der ostindischcn Compagnie, von der Kamincr zu Amsterdam, lnitgetheilt r o m Prof. A l l a m a n d zu Leydeu in einem Briefe an Dr. K l o c k n e r .

Derselbe sah i. J. 17-10 ein holliindisches Schiff an der Insel Gotlaud sclieitern, nicht auf sandigem Strand, sondern auf Fclscn, gegen welchc eiue machtigc Bran- dung sich erhob. Man sah das Schiff aufstofsen, ohne ihm HiiIfe leisten zu kllunen; zugleich gewahrte wan mit Erstaunen, d a k die Mannschaft einc Schaluppe aussetzte uod in gerader Liuie auf die Felsen zuruderte, dafs sie an einer Seite der Felsen anlegte und ganz gemlicb- lich ansstieg, w;ihrend die Zuscliauer am Ufer jeden Au- genblick erwartete, dals sie von der Brandung verschluu- gen werden wijrde. Diese sahen iiberdiels, dafs das Meer an der Landungsstelle ganz glatt uild eben war, uiid zu- gleich beinerkten sie vorn auf der Schaluppe einen Mann, dcr Oe l aus einem Kruge in's Meer gofs, dafs dasselbe sich ausbreitete uod die Ebnung dcs Wassers hervorbrachte.

Nach F r n n k 1 i n haben die Bewobner des Indischen

'

29 *

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4.36

Archipcls seit [anger Zeit die Gewoliuheit , die fettigc Substauz alter zerstampfter Kokosnusse in's Meer zu wer- fco, uin ilire Scbiffe gegen den Wellenschlag zu scbulzen: und P r i i i g l e erzalilt, v o ~ i deli Haringsjagern an der schottisclien KUste erfahren zu haben, dals man im Mcere die sogenannten Haringsbanke oder HYringshaufen an der Stille und Glatte der Wasserflache erkennen kiinne; er schreibt diefs der digen Substanz Z U , welche dicse Fi- sche aussoiidern.

W i e P e n n a n t bezeugt ' ) errathcu auch die schotti- schcn Fischcr, welchc auf Seektilber Jagd machen, aus der glatlen Meercshche, wo diese Tliiere sich aufhalten und iiligc Fiscbe venchrcii; auf solche Weise entdecken sic dieselben.

Hr. J. B o e l e n , Kapitan in der hollrjndisclien Ma- rine, ein ausgezeichneter OfGcier, sagte mir aiicb, cr habe oft beobachtet , dafs bci nufgeregtem Meere einige Stel- len eine ganz glatte Oberflerhe zeigen, und man schreibe diefs dem Laiche gewisscr Fische oder einer von diesen 'l'hieren ausgcsonderten bligen Flilssigkeit zu. Es sey auch dort, w o man mit dein Sclilachtcn eines Wallfi- sches beschaftigt sey, das Meer iinmer sebr still.

Dieser erfahrene Seemann war iiberdieb sebr wold init der meerstillenden Eigcnscliaft des Oels bekaunt, und crwahnte das BeiEpiel eines Schiffbruchs voii einem ame- rikanischen Scliiff, dessen gnnze Mannschaft mittelst aus- gegossenen Oels gerettet ward.

Als die heftigcn Stiirme in der Nacht vom 1. auf den .2. September 1833 so grofse Beschadigungen an dcn Seedeicheu in Hollaud angerichtet , und besoiiders den beriihuiten Dcich von Westhapel, in Zeeland, dessen I r r - stnudbaltung utigeheorc Suininen kostete, auf die unbarm- herzigste Weisc verwiistet hattcn, kaiii Hr. P. van G r i e t - hu ize i i , zu Utrecht, auf die Idee, in einisem Abstaude

1) Brif. zoo lo,^. London 1776. Fol, IY

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43i von den Deichen Oel i d s Meer zu giefsen, urn derglci- chen Zerstbruugen vonubeugen.

In dieser lbblichcn Absicht schrieb e r cine interes- santc Brochure unter dem Titel: Jeis of niets of invaf- fendc gedachien ouer mogehke behoedmidden toi beuei- /;gin; onzer zeedyken en tee- werengen iegen zware zeesfoufengen en golJsZagen ( Fluchtige Gedankcn uber die nusfiilirbareii Wittel, urn unsere Deiche und Festutigs- werke an dcr See gcgcn scliwcre Brandung und W e l - lenscblag zii scliiilzcn). In dicser Sclirift hat e r alles vereinigt, was e r ubcr dirsen Gegcustaiid auffindeii konntc, um es seinen Landsleuten in's GedkAtnifs zuruckzurufcn.

W a s die Wirksainkeit dcs vou ihm vorgeschlngenen Rlittcls bctrifft, so sclieint inir kciti verniiuftigcr Zweifel daran vorhauden seyii zu killinen, uud eben so wird der patriotischen Absicht dcs Verfassers auch Niemaud die liilchste Wichtigkeit absprccheu. Es handelt sich ge- genwartig nur darum, von dcm Mittel die wirksainste Ao- wenduiig ZII macben, uiid hier bietcu sich allerdiugs Schwie- rigkeiten da r , dic zu iibermiuden bisher nicht mbglich war; - aber wie viele, anscheinend weit grafsere Hin- dcrnisse hat nicht schon das Genie des Menschen zu iiber- wiodea gewdst !

Als der Verfasser, bei Verbffeutlichung seiner Schrift, dieselbe an den jctzt verstorbenen Professor 91 011, in Utrecht, sandte, und denselben um seiue RIeinung bat, antwortete ihin dieser: Uafs die Wogen durch Oe l be- ssnftigt werden kanncn, ist eine iinlaugbare Thatsachc, und schoii seit sehr Innser Zeit bekannt; allein Sie sind der Erste, welcher die ldee hattc, davon eine Anwcn- dung zu lilaclien auf die Bcscbutzung unserer Seedeiclw p g e u die W u t h dcr Sturine. h e n gebubrt also die Elire dieses Gednukens, und Sic diirfcn ihn dalier nicht aufgebcu, bis c r dereinst verwirklicht worden ist.

Trotz nllcr Anstrengung, sich iiiitzlich zu tnnchcit. hat dcr thiitige Mnnn bisher uur \vcnig Unterstutziing i;c.

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funden; indefs ist er dadurcli nicht entinuthigt , sondern uoch tsglich mit der Vervollkomlnnung seiner Ideeu be- schaftigt.

Die Zeugnisse ausgezeichnetcr Physiker, im Verein mit der Errahruns eioer so grofsen Zahl yon Seefalirern sind, glnube ich, hinreichend, als Thntsache festzustcllct~, dafs das Oel unter gewissen Urnstanden im Stande ist, die voiu Winde erhobeneu Meereswogeii zu besanftigcn.

tch habe uun tiocli voii eincr zrveiten Eigcuscliaft des Oels zu sprechen, die auf deni ersten nlick nicht minder paradox als die ersterc erscheiiit , und mcistens zugleicli mit ilir beobaclitet wird. Wcnu inan OeI auf vom Winde bcwcgtes Wasser scbiittet, so macbt cs das- selbe oicht blok still und glatt, sondern aucb, an eini- gen Stellen, vollkornmcn durchsiclitig. Es niinint dcr OberflSche jedcn Reflex (mirage UB rej’et) der Licht- strnlilen, so dnfs untcr dcin Wasser befiudliclie Gegcn- stande sehr dcritlich gesclicn werden kuiineu, sowohl von cinem Beobachter oberlmlb des Wassers, als Ton einein Tauclier in demsclbca.

Sclton A r i s to t e l es , PI u t a r c h uud PI i n i u s kauo- ten diese Ersclieiouiig, rind cbeu SO ist sie den Fischcrn verscliicdcncr Nationcn bekniint und von ilincn bei ihrem Gewerbe ini t Nritzen angewandt. Uiitcr anderu giclsen die Fisclier bei Gibraltar eine geringe Menge Ocl auf das Wasscr, urn die auf dcm Meeresboden befindlichen grofsen Austern zrt crwischcn., Dessclben Mittels bedient man sich arich weiterhin an deu spanischen Kusten dcs RIittelincci.s, so wic auf deu Bermcidischeu Inscln. Von clcn Fisclicrn zri Kagusa werdeu die durch das Oel trans- parent gcmachtcii Stellen des Rleers, durclt welclie sie dcii Grciild scheti kimicn, s e h naiv Fenslcr genannt. Sac11 van I .e lyvclcl bcrititzen dic Fisclier iin Tcxel cbcnfalls ilicfs Mittel, und F r a n k l i l t erziihlt, dafs die

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Tnucher an den Kusten des MittellBndischcn Meers die Gewohohcit haben, eine gewisee Menge O.el in den Rlund zu nehmcn, und dasselbe von Zeit zu Zeit fortzuspritzcii, urn s i c l mehr Licht untcr dein Wasser zu verschaffell und die Gegensttinde besser 211 unterscheideo.

Diesc Eigeoschaft des Oels, obgleich auf antlcrrii physikalisclicn Grutidsiitzeu berulieud als die wcllciistil- lendc Tugend desselben, ist nichts destoweniger so in- nig mit dicser verknupft, dnfs es mir unmiiglicli ist, dic Erklzrung derselbcn hicr zu iiberselien.

Die Eigensclinlt dcs Ocls, das Wasscr durclisiclitig zu mnclren, slijtzt sich ganz einfach dnrauf, dnls cs zic ti sogleicti iu dunner Schicht uber eine grdsc W;tsscrIl;i- che ausbrcitet.

Werin inan arrf Wasser ciiicn ciuzigeri Tropfcn Ocl fallen M s t , so sicht .man es sogleich nach allcn Scitcii sich ausdehnen und ein diiniics Hzutchen nuf drin LYns- ser bildcu. Die Oeltbcilcheu schcincn sich gegcnseiti;; mit eiocr solcbcn Kraft und solclier Gescliwindigkcit nb- zustofseu, dafs. leichte, auf deiii Wasser schwiinmentlc Kidrpcr unwiderstelilicli init in die Bcwcgung gcrisscn werden.

Der gelehrte Abt M a n n hat indels schoii bcobach- tet, dals hier die Oeltheilchcn sich wirklich nicht absto- fsen, wie es F r a n k l i n voraussetztc, sohdern dnk die rasche Ausbrcituug des Oels sich sehr molil aus einfc- chen hydrostatischeii Principien erklsren lasse. L)er nuf das Wnsser fallendc Oeltropfen hcbt sich. wegen seiiies geringercn specifisclien Gcwichts, sogleicb iiber diq Was- serfliichc, rind bildct daselbst cine Erhiihung iu Form cines Mcniskus, von wclcher er, den GCSCIZC~ dcs Gleicli- gewicbts der Fliissigkeiten zufolge, nach allen Seilcn ab- fliefst und sich solchergestalt auf dem Wasser ausbrcitcl, zu einer dunneii Schiclit, die immer dunner n i rd , bis diescs Glcichgcwicht hergestcllt ist. Lzfst inan hicrnul cinen rweiten Oeltropfcn auf das IVasscr fallen, rvcl-

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clics schon mit einer auch noch so dunuen Oclscliicht libenogen ist, so mird sich dieser Tropfen nicht lnehr nusbreiten, sondern auf der ersten Schicht in Form ei- ties Meniskus liegen blciben, und sie, wend auch nur wciiig, niederdriicken, walrreud das einfallende Licht sich in desseii Brennpuukt vereinigt.

Diese Ausbreitung dcs Oels geschieht nocli rascher, wenn das Wasser Kali oder Kalk entbdt, und die zahen, schinicrigen thierischen Oelc sind, wie es scbeint, 211 die- scr m’irkung weniger geeignet als die pflYazlicben, dunn- flussigcreii Oele.

Einige Oelartcn, wie unter andarn gereinigtes Leinijl, Bntun - oder Riibsl und besonders Terpenthioijl, zeigen bci dieser Erscheiuuag schr Icbhafie prismntische Farben. I n dcin Rlaafse als die Oelschicht bei der Ausbreituug an Uicke abnimmt, sicht man alllnllig durch Reflexion vcrschiedenc Ordnungen von Farben entstchcn , bis sie zulctzt, aufverordeiitlich dillin gcworden, au einigen Stel- Icn nlle eiufnlleiideu Lichtstralilen durchllfst und somit vollst:indig fur d,ts Gcsicht verscbwindet. Alsdann tritt jeuc vollstLidige Durchsichtigkeit ein, dic uus hier be- scIiSftigt.

L)cm grolscn N e w t o n verdnnken wir die Entwick- luiig dcr Gcsetze, iiach welchen alle durcbsichtigen KGr- pcr, in diiune Pliittchen verwandelt, dhs einfallende weifsc Licht in verscliiedeue Fnrben zerlegen. Diese Farbeu sind abhnngig vou der Dicke der Platten, von dem Bre- cliungsvermagen der Substanz, BUS welcher sie gebil- clet sind, und von dem Winkcl, uater welcheln das Licht ci n flil I t.

S e w t o n bercchnete (flir Luf , Wasser und GLas) diejcuige Dicke dieser Platten, bei welcher dic verschie- dcncii Hauptfnrben unter senkreclitcm Einfall der Shall- Icn des natiirlichen Lichts, sowolil verinoge Rellexion als Traustliissioa, zuin Vorschein koinmea ). Kach ihreu 1 ) N e w t o u , Opticr *.I vrr t iune C l a r k i i . LUUJ. rt Geneve, 1710

p. 175.

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441 Glauz und ihrer Rcinheit thcilte er diese Farben in vcr- schiedenc Ordnungcn, die noch seinen Nameii fiilireii. Er studirte sie nicht nur in der diinneu Luftschicht, wel- che von zwei Glasern, einem convexen und einem pla- nen, eingeschlossen ist, und diese Farben in Gestalt con- centrischer Ringe zeigt, sondern auch hauptsschlich in den Seifeublasen, welche er auf eine zu diesen Verso- chen geeignete Weise hervonubringen lehrte.

Ein englischer Physikcr, der Dr. R e a d e , hat ncuer- lich eincn einfaclieu Apparat angcgeben, durch wcl- cheu diese Versuchc cine wichlige Verbesserung crfah- rcu haben I ) .

Einc liiftleere Flasche enthSlt nainlicb eioe Liisutig voi i weifscr odcr grunor Seife in dcstillirteni Wasscr; schuttelt inan sie, so rntstehcn Blasen, die nicht ruiid, sondern vollkommen cben sin& uiid mclche Stundcn, jn zuweilcu game Tagc lang sich halten, obne zu platzcn.

Sobald diese ebeiien WasscrblSttchen, welche m- weilen in horizontaler Lage die ganze Breite der Fla- scbe einnehmen, durch das an den Wanden herabflie- fseiide Wasser hiiireichcud dunn geworden sind , sielit man die scliiinsten Farben sich in Streifen oder Stricben, nach Ordnring der N e w t on'schen Farbenringe entwik- kcln; uiid wenn das Wasserblattclien keine Farben melir zcigt , kana mail durch vorsichtiges Neigen der Flascllc und inrlcni man auf diesc Weise das Bliittclien von Zeit zu Zeit mit Seifenwasser triiiikt, nach Belieben alle Far- bcn wieder hcrvorrufen, uiid die Versuche mit eiucln und demselbeu Wasserblattclien so oft man will wieder- holen ').

1) Lond. und Edinl. Philosuph. M u p x i n e und Juurnul o/S&ncr, Vd. X I p . 3%. ,,On u permunent suap-bubble."

2 ) 3Iehre mil diesern Apparat gemachte Versuclle lasbeu mich glauLvri, dals dicse Farbcn- niclrt sowohl VOII den Wasscrbliitchen g14Glclct werden, aL victlniclir von cinrr, auf derm Oberflicht: ausgebreiieicu, j t Ilr duoncn leiiigcn JIcmbrao.

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Wshrend die auf gew6hnliche Weise gcbildeten Sei- fcnblasen bald platzen, so wie die in ibneu enthaltene Luft durch W&me ausgedebnt wird, kann man diese Flasche nach Belieben erwarmen, ohne dals die Rlasen, die sie in ihrem luftleeren lnnern euthalt, zerst6rt wer- den. Der Erfjnder nennt diese Rlasen permnnenie; al- lein sie verschwinden doch nach einer mehr oder weni- ger langen Zeit,'und verdiencn daher diescn Namen uicht ganz.

Xachdem diese durchsichtigen Wasserbliittchcn bei nllmaligem Dunnerwerden all die herrlichen Farbeu der N e w t on'schen Ringe rcflectirt haben, und sie zuletzt aufserordentlich diinn geworden sind, beinerkt man, dnfs sic weder Farben, noch iiberhaupt Licht reflectiren, son- dern die Strahlen .ganzlich durchlassen.

Auf den gewtihnlichen Seifenblasen zeigen sich, menn sie zu platzen im Begriff stehen, Puukte als schwarze Flecke, die nur kurze Zeit dauern; in dein luftleeren 13rruln der Flasche kann man sie dagegeu auf die leich- feste Wcise so lange beobacbten als man will I ) .

Hier ist es nun, w o wir die ErklUruug des bespro- chcnen Phanomens finden.

Sobald das auf der Wasserfllche ausgebreitefe Oel- litiutchcn zum Theil so dunn gewordcn ist, dafs es nicht das mindeste Licht mchr reflectirt , sondern alles ganz- lich durchlslst, ist der Zeitpunkt gekommen, wo das Was- ser jcnen Grad von Drirchsicbtigkeit erlangt, dessen sicb, wie wir gesehen baben, die Fiscber bedienen, urn ihre Beute zu fangen.

Die Hauptursache, weshalb wir Gegenstande untcr

1 ) SpStertiin hat man in AmeGka gefunden, daL man aus einern Ge- mische TOD gwchmolzenem Harz und Leiniil Blasen bilden kana. die sich halten, und also mit rollem Recht permoncnl genannt werdcn k6noen. Dcr Versucti hat mir inclefs bcwieren, dafs die Sactic nicht so leichr irt; wtuigstens irt e5 mir WOIC viclradier Bcmiiliirngen niclir gdUnge0 rolclie Blasen permanent LU erhakeo.

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Wasser niclit deutlich erkenuen kbuuen, bestcht in tier Spicglung (mirage) an der Oberfliche: ein grofser Theil der eiufallenden JAichtstralilen wird durcb sie reflectirt, und kann also nicht zur Beleuchtung uiid Sichtbariiia- cliung der unter dein Wasser befindlichen Gegenstaodc diciicn. So wic nun das Oelhlutchen auf der OberOti- clic des Wasscrs so dunn geworden ist, dafs es das Liclit nicht uwhr reflectirt, sondern g3nzlich durclll:rst, ist dick Hiiidernifs nicht melir vorbanden. Fast alle einfallenrlcn IAichtstrnhleii dienen alsdann zur Beleuchtung dcr Gegcii. st:iude uiitcr Wasscr und machen sie siclitbar.

Diesc Erklaruiig von der das Wasser durchsiclilig machendcn Eigenschaft des Oels lefst, wie es inir scheiiit, niclits zu wunschen iibrig. Die sehr gerioge Uicke dcs 0clh:iutchcns erkltirt auch den sonderbnrcn Uinstand, dnfs cs ziir Bcsziiftigung der Wcl len uur sehr kleiucr Men- sen Oe l bedarf, und 1i:ingt soinit inuig zusammen init der Erscheinung, die den Hailptgegenstand dieser hb- liandlung ausmncht; allein dennoch wird es nicht leiclit seyn , von dieser Erscheinung eine genugende Erklarung zu geben.

Einigc Pligsikcr haben geglaubt , diese Erscheinung stclie in Beziehung zu dcmjenigen, welches Allen, die \Vasser oder aiidere Fliissigkeitcn in offenen GefiEseu trngeii, schr wohl bekannt ist, dafs nainlich durch das Scliwimoicn eines leichten Kiirpers, Z. B. eines Brett- chens, welches man auf die Flussigkeit gelegt hat, das Ueberschwabbern verhindert wird, welches sonst bei pliitz- lichen Bcwegungen des Gefafscs eintreteu wurde.

Unter andero war A c h a r d so eingenommen fur diesc Idcc, dals e r statt des Ausgiefscns von Oe l vorschlug, Icerc Tonnen oder anderes leichtcs Holzwerk nebeo dcii Sc:liiffcii schwimineu zu lassen, um sic gegen Wcl len- schlag und Brandung zu sichern I ) .

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Es werdcn eiiiige W o r t c geniigen, uin &e Untaug- liehkeit diescs Vorschlags zu erweisen. Ein Brettchen, das in einem Eimer auf einer Fliissigkeit schwimmt und einen Theil von deren Oberfleche bedeckt, verbindert die Bildung kleiner riickprallender Wellcn, wie mir scheiut, ganz einfach vermOge seiner Unbeugsamkeit. Solche Wellen kirnuen sich weder durch Stafsc in kurzcn Zwi- schenzeiten, noch durch eine Oscillationsbewcguug des Eimers bilden, weil das Brettchen ini t seiner ganzen Un- terflacbe in AdbHrenz init der Flussigkeit stelit und an dcrselbeu fest haften bleibt , inithin sicli weder biegen, noch eine Wellenforni annebmen kanu. A u l wclchc Weise auch cler Eiincr erschtittcrt werdc, so besclirtinkt sich doch die game Bewegung der Fliissigkeit ail ihrer Oberflache nothwendig auf die Bildung einer einzigen p o t e n Welle , durcb meIche das Brettchen freilich in eine Sc1in.iugungsbe~vegung vcrsetzt werden, dasselbe abcr nie ein Riickprallen verursachen kanu.

Da nirn das dijnne OelhSutchen, welches, \vie wit- geschen, zur Stillung der Wellcn hinreicht, sehr bicg- sam ist, uiit Lcichtigkeit alle Formen der Wellen au- nimmt, so scheint uiir cinleuchtend, dafs desscn Wir - kung gar niclit verglicheu wcrden kann mit dcr eines un- hcugamen Brettchens, wclches auf dem Wasser schwiiumt. Sehr walirsclieinlich ist inir, daCs die Karper, welche nacli A c h a rd's Vorschlag ringsuin das Scbiff schwiinluen sol- len, dasselbe bei einein heftigm Sturm vie1 eher beschl- digen, als beschiitzcn wiirden.

Eine andcre Erklarung, die einige Phgsiker von dem in Rede stehenden Phznomen gcgcben haben, scheint auf dem ersten Blick mehr Wahrscbeinlichlreit zu haben. Sic ineinten in der UnduIation einer mit einer dicken Oel- schicht bedeckten Wassei:fl;iche das niimliche Phauo- iiien wieder zu finden, und glaubten iiberdicl's dasselbe iiach den bekanntcn hydrastntischen Gesetzcn crklareii zu kanneu I ) .

I ) G i l b . hooal. d. Pliy>ik ( Ison), Ud. X X X I S. 5% ,,ErLI.irun;

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Pu'immt man ein Glas, gefullt mit Wasser, auf wet- clieln eine dicke Oclschicht schwimmt, neigt es cine Zeit lang bin und her, und halt es darauf plstzlich an , so siebt man in der That, dafs das Wasser noch einige lang- same Oscillationen in Form von Wel len macht, wah- rend die obere Flliche des Oels scbon in Ruhe ist uud wieder eine horizontale Lage angcnommen hat. Das Wasser kebrt, wvie mau sagt, mit geringerer Geschwin- tligkeit in die horizontale Lage zuruck, und vollfuhrt ;cine Oscillationen langsamer als wenn es sich ohne Oel- bcdeckung in eiaem Glase bcfindet, weil es n u r mit dern Ueberschufs seines Gewichts ubcr das des Oels sein Di- veau wicder herzustellen sucht, wzhrend es im lctzteren Falle hiezu mit seinem vollen Gewichte mirkt.

RWglich, dafs diefs wahr sey, aber die Anwendung davon nuf unscren Gegenstand scheint mir jedenfalls sehr unrichtig zu seyn, da dabei vorausgesetzt wird, das W a s - ser scy mit einer Oelschicht von solcher Dicke bedeckt, dafs sie die Yerliefungen zwischen den aufeiuanderfoi- genden Wellenbergen rollstandig ausfullen, und somit eine horizontale Oberflsche annehmcn k i h n e , wahrend das Wasser darunter noch zu unduliren fortfahrt. Diefs geschieht nber sicher nicht bci der dunnen Oelschicht, uin melclie es hier sich haudelt.

Ueberdiefs liaben inehre wichtige Versuche uns ge- lehrt ' ), dafs die Erscheinuiigen, welche eintreteo, wenn man Flussigkeiten r o n verscbiedener Dichtigkeit uberein- anderschichtct, und das Gefifs, wclches sie enthalt, in B e ~ e g u n g setzt, lange niclit so einfach sind als man an- fangs glnubtc; so dafs die bekannteii hydrosluf~'schen Gc- sctze nicht hinreichen zu ihrer Erklzrung, weil, aufser den specifischen Gewichten dieser Flussigkeiten , die ge-

c;ner von F r a n k l i n beobachteren hydroitarkhen Erschcinung, und ob Oel die Wel lrn LU stillen wrmGgc; von Robinet . Journ. de phys. 1807, O C ~ . p. 27.

5 37. I ) Ann. der Phyr. unJ Clam. ron Poggendorff , 19.34 IN. X X X l

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genseitige Adharenz und dic cliemische Zusammensetzung derselbcii eine wichtige Rolle hiebei zu spielen scheint.

Ich kann bei dicscr Gclcgenheit niclit unterlassen, cin Beispiel anzufiilrren von den vielen interessantcn Er- scheiiiungen , zu welchen diese Versucbe Anlafs gaben.

Es ist gcniigend bckannf, d a h , wenn man cin cy- lindrisches Gef i f s , \vclclies einc Flussigkeit cntlidt , init einer gewisseii Geschwindigkeit um seine Axe drehen liifst, die Oberfliche dieser Fliissigkeit eine concave Gestalt an- iiimmt.

VerrniJge der Ccntrifugalkraft erhebt sich die Flus- sigkeit auf allen Seitcn gegen die Wtinde des Ger~fses , nnd scheint sornit ein Beclien zu bildcn. In mehr oder weniger betrschtlichein Grade zeigt sicli diesc Erschei- nuug bei alleii Flussigkeiten ohne Ausnnhme. , Enthnlt das Glas aber Fliissigkeiten von rerschiedener DicLte, 2. B. Wasser und Oel, so entstehen bei der Rotations- bewegung des Glases urn seine Axe eigenthulnliche Er- scbeinungen , die bci wcitem noch nicht erklnrt sind.

W i h r e n d die obere Fltiche der beiden ubereinan- dcr geschichteten Fliissigkeiten nach den bekannteu Gc- setzen bald eine cuncave Gestalt anniinint, sieht man da- gegen die OberflSche dcr unteren, dichteren Flussigkeit, die Treiinungsfl:iche bcider Flussigkeiten , cine conveze Form annehmen, welche, bei einer schr beschlcunigfen Rotation des Glases, bisweilen sogar die obere concuve Oberflliche schiieiden kann, so dafs alsdann die leichtere Fliissigkeit wie ein Ring UUI dic dichtere erscheint.

Obgleicb diese scliBnen Versucbe, die selir verdien- ten iin Detail bekanirt zu seyn, uiis offenbar Iclircn, dafs bei der Bcwegung r o n Fliissigkeiten verscliiedencr Uichte, dic einander bedecken, ungewdhnliche Phliuomene statt- fiuden, so scheint mir doch, dafs sie keine directc Be- ziehung zu deui vorliegendcu Gegenstand hoben. Man iniifs also, uiciner RIcinung nach, die Erklirung. der s o q derbaren Erschciuirng, dafs eiiic duunc OelscLicht das

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voiii W-inde aufgeregte Wasser beruliigen kann, auf ei- neiii ganz aiideren W e g e suchen.

Sonderbar genog scheint A r i s t o t e I es schon die Aufgabe weit besser ergriindet zii haben als manclier der neuereti Physiker, selbst uuserer Tage, wenn er. tiach dcr Angabe P l u t a r c h's, die Weinung ausspricht, es kiinne die Ursache des Phihomeus wohl darin liegen, dafs dcr W i n d , atif der Oberfliiche des Wassers fort- gleitcnd, nicht eingreifen k a m e , urn Wellen zu erzeugen.

Und in der Tha t , der Schliissel zum Geheimnifs scheint in diesern einfachen Umstand gesuclit werden zu miissen: der geistreiche F r a n k l i n , der sich range aus- schlicfslich init dicsen Erschcinungen beschaftigte und sie unter verscliiedeuartigen Umstanden studirte, so wie die deutschen Physiker E. H. utid W. W e b e r tbeilen diese Meiiiung I ) . Zwischen Luft und Wasse r giebt es na- tiirlich eiiie Adhasioii, eine gcwisse AffinitYt. Das W a s - ser saugt begierig die Luft ein, mit welcher es in Be- riihrung kommt, so dafs man sie nur mit Schwicrigkeit wieder austreiben kann. W e n n daher, bei einem mehr oder weniger starkem Winde , ein Luftstrom iiber die Oberfliiche des Wasscrs hinweggeht, so hYngt sich die Luft gleichsani an die Wasscrtheilclien und furcht die vorhin ebene Flriclie zu kleinen Wel l eu aus, die, bei eiuerti anhaltendeo -Witide, fortwahrend wachsen und bald grofse Wogen bildcn ?) .

Oele, mie iiberhaupt dle fettigen Substanzen, lassen sich nur schwicrig init dem Wasser mengen, iibenichen

1) W e b c r ' s Welleoleltre. Leipcig 1825. S. 67 unll 68.

2) Dcr holljodisclie Marinc-KapitSn Hr. J. B o e l e n tlreilre rnir ooclr

Gber dirren Cegeostond cine intcrcssantc Tlraturlie mil, die er oft LU

bcobJrlilen Gclcgcnlreit Itacre. nirnliclr daf$ dm Mrer bci rcfGncm uod lteirerenr Wetter zu ciner griXrsrren HGhc stcige a h bei bedeck- tern und ocbl;gcrn Wetrer; dorms znirfJ?c man schlidsen, dafs rrocknc LuR mehr Adlrirenr zum Worrer besitre a h eioc mit Feuclirigkcit LclaJrnc.

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dcssen Oberflliche aber sclinell in einer diinnen, leich- ten und sehr bewegliclien Schicht. Auf diese Weisc hanil der schiefe Stofs des Windes die Wasserflache nicht mehr furchen, auch nicht mehr die Bildung klei- ner Wellen veranlassen, welche nach und nach sich ver- grilfsern; sondcrn er wird griifstentheils dazu verwandt, dic Oelscbicht auf dcr Wasserflliche fortzuscbieben uud diinncr zu machen.

Durch dieses Oelhlutchen scheint das Wasser dem Einflufs des Windes giinzlich eutzogen zu seyn, rind selhst wenn es so diinn gcworden, dafs es aufbBrt Licbt zu rcflectireii, scbeint es noch hinreichend , das Wasser gegen dic Einwirkung des Windes zu scliiitzen, so Iange seine Verkniipfung mit demselben aufrecht gehal- ten bleibt I ) . Urn diesen Zweck zu erreichen, mufs man das Oel nicht unferhalb, soiidern oberhclb des Win- des ausschiitten, weil dann der W i n d immer eine neuc Portion Oel zum Ausbreiten auf der Wasserflache vor- findet, mithin das OelhHutchen nicht zerrissen wird, son- dern bleibend ein unverletztes Continuuin bildet.

R’ach dieser Voraussetzung begreift man leiclit , wic aus.

1) h’immt man das Brec1,ungsverh~Itnils des Rtbiils =1,4iFi, so giebt eine einfarhe Rechnung. noch dcr Newton’schen Talel, liir die Dicke des Oelhdutchcnr, welcher krin Licht mehr rellcrtirt, und auf ~velclrcrn sich J i e sclrw5rtestcn Ylecke bildeo, =0,00361 ibIillimeter

Sicher bedorf er nu r cincr selir geringen Krafi, urn d r n Zusam- meohang eincs so dulserrt diionen Ocll15utcheos L U rcrreifscn; allein relbst angenornmen, dafr es die doppelre Dirke habe, tl 11. einr = 0m”,00522, wilrdc seio Zurarnmenhong in einigcn F:illcn olinr Zwcilel him eichend aeyn, um die game Wasrerfldclx cor Jem Ein- fluls dcs -Windes ru sclliirren. h u l diese W r i s e khotc man nctrIi 5605 Hectares ocler 58070 QuaJrjimcter mil einern tinti,nen Litrr Or1 iiberziehen.

Aus tlieser Rechnung ersiclrt man, dafs es n u r sehr wenig Orls bedarf, urn auf einer bedcutend grofsen Wasserfliche die srhtinmen- den Wogen zu bes.ioftigen , was einer der sonderbor3ten L‘rnrtj.ntle Jieses Plijnomrns uod g.int p-mllox ZII 5ejn sclieinr.

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ausgegossenes Oel , selbst bci ziemlich starkem Winde, die Bildung dcr erstcn kleiuen Wel l en , welche man als die Kcime der grilfseren betrachten kann, zu vcrhindern im Stande ist. Allein, mie wir gesehen, beschranken glaub- wiirdige Kachrichten sich nicht blol's darauf, diese W i r k - sainkeit dcs Ocls festzustrllen; sie gehen vie1 meiter, in- dcm sic iins vcrsicherii, dafs sclbst, wenn die W o g e n so durch den W i n d angewachscn sind, dafs sic als mahr- haffe Brandungcii das Schiff zu verschlingcn drohen, ihrc W u t h dennocb bald diirch dns Ocl gcbsndigt tvird, uiid sic wic durcli ein schweres Gcwicht nicdergedruckt cr- schcincn. .

Rlan mufs bekennen, dafs, besonders in Bctrcff dcs crsten diescr beidcn Punkte, noch vielc Dunkclheit Iierrscht, iind iibcrhaupt, beiin gegenwiirtigen Zustand uuserer Keunt- nissc, dic A u f g b c schtvicrig ist. Allgcmcinc Bctraclitun- gen, Iicrgeleilct aiis Untcrsuchungen und Bcobaclitungen fiber die WeIIcn und deren Bildung, werden vielleicht ei- nigcs Liclit ubcr diesen Gegenstand verbieiten, wcrdcn iLu aber nicht rollstandig aiifhcllen.

W e n n inan die grofsen Wel lcn bei starkem W i n d c bcobnclitet, so entdeckt oian, wie schon F r a n h l i n be. merhtc, dafs dcrcn Oberflachc mit einer Unzahl von Fur- chcn odcr klcincn Wcl lcn bcdeckt ist. Diescn kleinen Wcl l eu , wclche, wie wir SO eben gcsehen, iliren Ur- sprung der Adhssiou zwischen Liift und Wasser vcrdan- ken, mufs inan cs iiuii hauptsiichlich zuschreibeo, dafs clic Srofsen sich bci auhaltcndein Windc fortwiihrcnd vcrgrij. fscrn , bis sie zuletzt , \vie Brniidiiiigcn hoch, dlcs iiin

sicli hcr mit Tod und Vcrnichtuog bcdrohcn. Sobald die Wel lcn mit einein Oelliliutcheii iiberzo-

gcn sind, h8rt die untcr gewiibnlichcn Uinstlindcn zwi- sclieii Wasser iind Luft stntllindcntle Adliiision nuf. Es bilden sicli auf dcn Wel len kcine Furclicn mchr, ilwc Obcrfliiche ivird' vollkommen $aft, und wiibrciid auf dicsc Wcise dic Hniiptiirsaclic zur Vergriil'scruiig der Wcllen

Ibs;cndo1lr> ,\nn>I. L I . LVII. 29

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wegkllt, begreift inan, dafs sic, nach einer i n c h odcr wenigcr langen Zeit, endlich an Grfifse abnehmen miissen.

Es blcibt indcfs uoch zu crklsrcn, wie ausgegossc- ucs O e l so momentan auf eiuc bereits sehr holie und drohend gegen das Schiff sicli krumiiicndc *Wel lc wirken kijnnc, wic wir es iii dcn Erzahlungen eiuiger Secfahrer und besonders in dew naivcn Dericht des Stcueruiniins I z a a k K a1 i s r a a z von Hanrdingen angegcben finden.

Die Thatsnchc, dafs die Wogen, nach der Ausschiit- tuug des Oels wic uiit eineiii Gcwiclitc bcschwcrt crsclisi- ncn, I;ifst sich einigcrinalsen aus dcr Zcrlegung dcr scliicf auf die Wel len wirkcndcu Kraft des Wiiidcs erhlsren.

Es sey i i h l i c h (Tnf. 1 Fig. 1 4 ) /ifi die Krnft dcs Windcs , wclchc unter eiocr schiefen fiiclitung airf die Wasserflache C D wirkt. Dicsc Kraft kann i i i zmci ati- derc, unter sich rcchtmiukliche zerlegt wcrdcn, ciue FA, die seokrecht, und eine B C = BE, die horizontal wirht,

W e n u die W-nsscrllsclie init einer tluunen, uogetiicin beweglichcu dunneii Oelhaut bedecht ist, so kanii die horizontale, nacli B c wirkeodc Coiiiponcnte dcs Win- des sich nicht den Wassertlieilclicn fuhlbar machen; sic bcwirkt nur eiue fortw;ihrciitlc Verduntiuiig der &I- schicht, zur sclbcn Zeit, da sie dieselbc \ o n 6 nach C fortschicbt : wshrend die senkreclite Coiiiponcnfc dcr Kraft des Windes Fl? soglcich zur Senkimg der \Vetleu bei- tragcn oder wenigstens ihr fcrneres \Tacliscu vcrliiu- dern mufs.

Illan kann mir viclleicht ciiiwerfen, dafs dicse scnh- rcrhte Componciitc gleichai3kig auf dic Schcifel A, B, C wid auf die Yerliefunpw D, E, F tlcr V-cllcn wirkc (Taf. I Fig. IS), sic also beidc glcichtniilsig niederdriib- keii inussc, so dal$ iin (;nuzeo die Hiilic der W'rllcil iiicht geiindcrt werdcu hijiinc , tla clicse Ilihe sicli bc- stiiniiit aus dcr lUiveaitdiffercnz zwischcn den Scheiteln u II d cl c n Vcdiejiing en nu fc i iin n d cr fo lee ud c r \\-el 1 en.

Es scliciiit inir iiidcfs, dak wegen dcr acliicfcii Rich-

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tung des Windcs , wie sie in Fig. 15 durch Pfeile ange- deutet ist , jede Vertiefung einer W e l l e etwas geschiitzt sey durch den Scheitel der vorhergehendcn Wel l e , so dafs die Scheitel iiniiicr etwas stzrker als die Vertiefungen gedriickt wcrdcn, und die Wel len bald a n Hiihe abneh- men mussen, desto mchr als die nildung neuer Furchen oder kleiner Wel l en auf der Oberflkiche der grofsen, durch mclclie diese sicb fortwahrend vcrgriifsern , von der Oelschicht verhindert morden ist.

Diesc Bctrachtung erlangt, *vie mir scheint, noch mehr Gewicht, wcnu man crwiigt, dals die Kraft tles Windes in sclir vielen Fallen unter einen meit spitzercu Wiukc l auf die Oberf lkhe des Wassers wirkt als es die Pfeile in der F i p r andeuten; diefs verringert zwar seine vcrticale Cotnponentc, welche das Wasser niederdrfickt, abcr cs sind auch dabei die Vcrtiefiiugcn ruehr geschutzt gcgen den W i n d durch die Sclieitel der vorangchcnden Wcllcn.

Es mird unniithig seyn, hier zu erinnern, dnk die cigentlichen Wel l en keine fortschreitende Iiewegung, son- dcrn blofs eiue schwingende besitzen, wodurch jeder Wel- lenberg sich einen Moment heruach in cin WellentLal venvandclt, uud so umgekehrt; doch d ick hat nichts mit dcr Aufgabe zu schaffen.

Von eincm schicfcn W i n d e werden die Wellenbergc iinincr mchr herabgcdruckt als die dazivischen liegenden Welleuih3ler, so dals ilire Hiihc zuletzt abnehmen mufs.

Dns Oel knun deinnach die Senkung der Wellcn nur schr langsam bewirlien. Alle Vcrsuche stimmen nuch darin mit dcn Erziitilangcn der Scefabrer tiberein, dafs das Ocl die Brandung und den Wellenschlag zwar ail- gcnblicklich (sponfnnimenf ) bcslinftigc, dns Hocligehcn des Mccrcs , dns l\ollcn dcr liolicn \\-cllcn aber, WVCUII

aucli nb~ichmctid, dorli noch iiiiiiier cine gcwissc Zcit fortbestclic.

29 '

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Ucmcrkciiswcrllr ist, dais das Ocl da am krzftigsten wirkt, wo die Gefnhr am gr8fstcn ist.

Der Seefahrer furchtet besouders die Brandungeu rind das Wellenschlagcn als zerstiiread fur sein Schiff, aber keineswcgs die Oscillation der gehobencn Wellco, wclche ibn zwar hill und her schaukeln, aber niclit i n Gcfahr setzeu. Die Branduug uud clcr Wellenschlag sind cs nuch, durch welchc die Yufscren Dciche und Festungs- werke am Meer bei starken Stiirnieii ain iiicistcn zu lei- den haben.

Obglcich wir siclicr noch nicht im Standc siud, allc bci husschiittung von Oel auf Wasser vorkoimncndcn Erscheinungcn strcnge zu erkliiren, so sehen wir docl~, wenn ich nicht irre, durch rorstcheiidc Bcirachtungcii cincn Theil des Paradoxoils vcrscliwiudcii, was diese r\uf- gabe im crsten Augeublick dnrbiclct.

Urn, eiue Erkliiruiii; zu findcn, die nichts zu w i i r i - scheu iibrig liifst , iniisscu diesc Erscheiuungcn nocll erst iiiit dcr griilsten Gcnauigkcit iind in allcn ilircn Einzel- lieitcn untersucht wcrden.

Der Gcgenstand ist dcr Aufrncrltsaiiikcit dcr Phgsi- kcr wurdig, uud schcint mir, in mnnclicr Eczicliung, fur nllc sccfahrcudcn Nationen von clcr biiclistcn Wichtighcit zii scyn.