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Llereet: Ueber die Ein\<-iirkiirtg des Chloroforisis etc. 447 Aus rorstehenden Untersocliungen geht hervor, class das (:holesterin als das Hydrat eines Bohlenwasserstofs und zwar eines Kohlenwasserstoffes betraclitet werden mnss , der selbst wieder als eine Verbindung von mehreren Kohlenwasserstoffen anzusehcn ist. XCI. Ueber die Einwirkung des Chloroforins auf die Sinnpflanze (Mimosa pudica). roll Prof. marc& in Gcnf. (Phitosopltic. Mupz. XXXIV, 130 j Kenn man ein oder zwei Tropfen reiiies Cliluroform a d die Spitze des allgenieincn Blattstieles der Sinnpflanze hringt, so bemerld man dass derselbe unmittclhar darauf einschljl t, einen Augenblick nachher schliessen sich die Blitter , nnd zwar so, dass die am Ende eines jeden Zweiges befindlichen den An- fang machen. Nach Verlauf einer bis zweier lIiiiuten, je nach- dem diePllanze nielir oder niincler krsftig ist, sclilafen auch die unter den chloroformirten BlBttern auf demselben Stengel zunichst sitzenden BIBtter, ein Blatt nach dein anderen, ein und ihre Blitt- chen legen sich znsanimen ; letzteres geschieht aber weniger voll- strindig als bei den nnmittelbar mit dem Chloroform in Beriih- rung gebracliten Rllittern. Nacli 1Cngeiw Zeit, je nach der Iirif- tigkeit der Pflauze, beginnen die Blitter, sich allmHhlich nieder zu Bffnen; bei der Berahrung zeigt sich, dass sie gegen dieselbe fast unempfindlich sintl. In dieser Erstarrung bleiben die BlSt- ter einige Zeit und erlangen ihre frkliere Sensibilitit erst nach inehreren Stunden wieder. Weiin sie in diesem Zustand an- scheinender tirstarrung von Neuem niit Cliloroforni behandelt werden, so schliessen sich die Blittchcn, wie es oben angege- hen worden ist. Erst nach lingere Zeit hindurch fortgesetzteni Chloroformireti verlieren die BICtter alle Empfindlichkeit, sie er- langen dieselbe erst den folgenden Tag wieder. Zumeilen konimt es auch mohl Tor, dass die Pllanze in Folge zu hiufig wieder- Iiolten Chloroforniirens eingeht. Stets Iiess sich die Wirkung am besten beohachten, wenn das Chloroform rein und die Pflanze besonders empfindlich war. Eine iihnliche Erscheinung findet statt , wenn man, anstatt das Chloroform auf die Basis des Blattstieles zu bringen, die Bllittchen, welche ain Ende jerles Zweigas sitzen, niif rlemselhen

Ueber die Einwirkung des Chloroforms auf die Sinnpflanze (Mimosa pudica)

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Page 1: Ueber die Einwirkung des Chloroforms auf die Sinnpflanze (Mimosa pudica)

Llereet : U e b e r d i e Ein\<-iirkiirtg des Chloroforisis etc. 447

Aus rorstehenden Untersocliungen geht hervor, class das (:holesterin als das Hydrat eines Bohlenwassers tofs und zwar eines Kohlenwasserstoffes betraclitet werden mnss , der selbst wieder als eine Verbindung von mehreren Kohlenwasserstoffen anzusehcn ist.

XCI. Ueber die Einwirkung des Chloroforins auf

die Sinnpflanze (Mimosa pudica). roll

Prof. marc& in Gcnf.

(Phitosopltic. M u p z . XXXIV, 130 j

K e n n man ein oder zwei Tropfen reiiies Cliluroform a d die Spitze des allgenieincn Blattstieles der Sinnpflanze hringt, so bemerld man dass derselbe unmittclhar darauf einschljl t, einen Augenblick nachher schliessen sich die Blitter , nnd zwar so, dass die am Ende eines jeden Zweiges befindlichen den An- fang machen. Nach Verlauf einer bis zweier lIiiiuten, j e nach- dem diePllanze nielir oder niincler krsftig ist, sclilafen auch die unter den chloroformirten BlBttern auf demselben Stengel zunichst sitzenden BIBtter, ein Blatt nach dein anderen, ein und ihre Blitt- chen legen sich znsanimen ; letzteres geschieht aber weniger voll- strindig als bei den nnmittelbar mit dem Chloroform in Beriih- rung gebracliten Rllittern. Nacli 1Cngeiw Zeit, j e nach der Iirif- tigkeit der Pflauze, beginnen die Blitter, sich allmHhlich nieder zu Bffnen; bei der Berahrung zeigt sich, dass sie gegen dieselbe fast unempfindlich sintl. In dieser Erstarrung bleiben die BlSt- ter einige Zeit und erlangen ihre frkliere Sensibilitit erst nach inehreren Stunden wieder. Weiin sie in diesem Zustand an- scheinender tirstarrung von Neuem niit Cliloroforni behandelt werden, so schliessen sich die Blittchcn, wie es oben angege- hen worden ist. Erst nach lingere Zeit hindurch fortgesetzteni Chloroformireti verlieren die BICtter alle Empfindlichkeit, sie er- langen dieselbe erst den folgenden Tag wieder. Zumeilen konimt es auch mohl Tor, dass die Pllanze in Folge zu hiufig wieder- Iiolten Chloroforniirens eingeht. Stets Iiess sich die Wirkung am besten beohachten, wenn das Chloroform rein und die Pflanze besonders empfindlich war.

Eine iihnliche Erscheinung findet statt , wenn man, anstatt das Chloroform auf die Basis des Blattstieles zu bringen, die Bllittchen, welche ain Ende jerles Zweigas sitzen, niif rlemselhen

Page 2: Ueber die Einwirkung des Chloroforms auf die Sinnpflanze (Mimosa pudica)

4% & I a r c c t : Uehcr d i c E i n m i r k i i t i g d e s C l ~ l o r o f ~ r ~ ~ ~ ~ CIC.

Iienetzt. Die Bi9tter dieses Zweiges fangen unmittelbar darauf ill1 paarweise einzuschlafen , tlasselbe gescliielit dann mit den) Rlattstiel und zuletzt auch rnit den Bllttern der andern Zweige tlesselben Blattstiels. Nach zwei bis drei Minuten folgte das zu- riichst sitzeride Blatt und, wenn die Pflanze kriftig ist, auch die meisten der an demselben Stengel sitzenden Blitter dem Bei- spiel der andern. Wenn sich nach einiger Zeit die Blitter 6ff- nen , so geratheii sie in denselben Zustand der GefiMlosigkeit wie oben erwihnt wurde.

Eine sonderbare Thatsache bei diesem Phaenomen ist die Weise, auf welche die Einwirkung des Chloroforms yon einem Zweige zu dem anderen, und yon einem Blatt zu dem andern fortgepflanzt wird, selbst wenn die aufgetr6pfelte Fllissigkeit ilurcll Abdampfim verschwindet. Diese Einwirkung , wie wir oben ge- selien haben, sch(.int von dem Blatt zum Stengel und yon dem Ietztern in absteigendcr Richtung fortgesetzt zu werden ; gemcihn- lich werdeii die unter den chloroforinirten Bliittern sitzenden gar nicht afficirt. D e c a n d o l l e stellte analoge Experimente rnit cler Sinnpflnnze mit einem Tropfen Salpeter- oder Schwefelsiure an, e r bemerbte im Gegentheile, dass sich die Bliitter iiber dem herfihrten Blatt niit schlossen , ohne die Bewegung nach unten lbrtzuptlanzen CPhysioCoyie @6g&tak, IZ, 866). Diese Heobach- tung meines gelehrten Landsmanns findet darin ihre nattirliche Erlilariing, dass der aufsteigende Saft das Gift rnit sich fortnimmt. Woher kornmt es nun , dass die Einwirlrungen des Chloroforms in entgegengesetzter Richtung nach unten stattfindet? Mag viel- leicht der ahsteigende SaR die Eigenthfindichlieit haben, die nar- cotischen Effecte dieser eigythiimlichen Verbindung, von einem Theil zu dem anderen zu ubertragen, oder existiren vielleicht in dieser Pflanze besondere Organe, die durch gemisse Pflanzengifie aulihnliche Weise, n ie das Nervensystem der Thiere aficirt werden ?

Esperimente ihnlicher Art fiber die ErnpGndlichkeit der Sinn- pflanze mit rectificirtem Aether angestellt gaben mir iihnliche Re- sultate; es zeigte sich aber darin ein Linterschied, dass wiihrend ein Tropfen Chloroform auf den allgemeinen Blattstiel eines am Ende cles Zweiges der Sinnpflanze befindlichen Blattes gebracht, hinreichte, um die meisten der anderen daruntersitzenden Blitter desselben Zweigs zu schliessen. der Aether gewcihnlich nur auf das Blatt, wirkte, mit melchem er in Beriihruiig kam. Die benachbarten Blitter schie- nen nicht afficirt zu werden. Ich muss jedoch bemerken, dass nteine Versuche mit dern Aether nach den anderen und in einer Jahreszeit angeslellt wurden, in welcher die Sensibilitlit sicli zu vermindern begann .