2
2o94 KLINISCIIE WOCHENSCH folgende Werte aufwies: 1,2; i,o; 2,4; --; 3,o. Mit der Er- h6hung der galvanisehen Erregbarkeit ging auch die Zu- nahme der alveol~iren Kohlens/iurespannung bet den Naeh- untersuchungen parallel einher. ]Es ergaben sich dann normale Werte ftir beide, sowohl fiJr die galvanisehe Erregbarkeit als auch fiir die alveol/ire Kohlens/iurespannung. Beriicksichtig~c man die einzelnen F/tile, so ergab sich ein Unterschied in der Relation der Werte fiir beide Reaktionen im Wochen- bert insofern, als in ether Reihe yon F/illen die relative l~bererregbarkeit l~nger anhielt und langsamer zur Norm zuriickkehrte als die alveol/ire Kohlens/iurespannung. Wir fanden im Woehenbett nieht wenige F~ille, bet denen die Kohlens~iurespannung bereits normale Werte ergab, bet denen jedoch die galvanische ]Erregbarkeit noch nicht zur Norm zurtiekgekehrt war. Die Rfickbildung der letzteren vollzieht sich daher anscheinend langsamer. Beriicksichtigt werden mfissen allerdings F/tile mit besonders gesteigerter ~Iber- erregbarkeit, wie man sie vor allem bet neurotischen Indivi- duen findet. Fiir die Erkl/irung der Diskrepanz zwischen beiden Reaktionen im "Wochenbett w/ire daher auch dieser Umstand rnit heranzuziehen. DaB die Werte ffir die einzelnen Phasen der galvanisehen Erregbarkeit bet der zweiten Unter- MAmp. KSZ. ASZ. 2OZ. KO'Z. /(ST 4o ~,o go , ~,o ~ N N 4o o V/AN I ~/AN N~ ~/AN Abb. 3. WeiB = gravid, sehraffiert= Wochenbett, zweifachsehraffiert = 7 Monafe p. p. suchung im Wochenbett nicht in allen F/illen bereits zur Norm zuriickgekehrt oder aueh nur in wesentlichem Mal3e zugenom- men und sich der Norm gen/ihert haben, illustriert am besten die beigeftigte Abb. 3. In diesem Falle waren erst 7 Monate post partum die normalen Werte erreicht. Der Fall lehrt, dai3 die Rtickkehr der Llbererregbarkeit zur Norm relativ lange Zeit beanspruchen kann, wenn auch in den meisten F/illen schon am Ende der ersten Woche nach der Entbindung deutliche Unterschiede innerhalb der Zuckungsformel im graviden und nichtgraviden Zustande zu konstatieren sirid, Nur kurz set darauf verwiesen, dab eine Steigerung del wahren l~lutaeidit/it, also eine ,,wahre Acidose", in der Schwangerschaft eher eine Abnahme der Erregbarkeit des Nerv-Muskelsystems a priori erwarten lieBe. Denn naeh unseren heutigen IKenntnissen fiihrt Steigerung der Blut- acidif/it innerhalb gewisser Grenzen zu ether Abnahme der Erregbarkeit des Nerv-Muskelsystems, Abnahme der Bluz- acidit/it zu einer Erregbarkeitssteigerung. Nun besteht aller- dings in der normalen Schwangerschaft eine weitgehende Kom- pensation der Acidose, so dal3 die wahre Acidit/it des Blares gegenfiber dem nichtgraviden Zustande nut unwesentlich ver- schoben erscheint. Ist die Ursache der gesteigerten Erregbarkeit des Nerv- Muskelsystems and der Schwangerschaftsacidose noch lange nicht gekl/irt, so werfen die bier niedergelegten Untersuchun- gen ein Streiflicht auf die Beziehungen zwischen den Stoff- wechselvorg~/ingen und der Nervenfiberregbarkeit der Graviden. Es wurde der Naehwels erbraeht, daft in der Schwahgerscha/t tats~ehlich innigere Beziehungen zwischen der Ionenverschiebung (Schwangerscha]tsacidose) einerseits und der mechanischen und galvaniseher~ ~bererregbarkeit andererseits bestehen. Im Rahmen dgeser Feststellungen erscheint auch die Ubererergbar- keit des Uteruemus]cele besonder8 a~ Ende der Schwanger- 8chair, verst~ndlieher. Denn wir linden am Ende der Gravidit~t bei st/irkster relativer ]~bererregbarkeit des peripheren Nervensystems die st~rkste Sensibilisierung des Uterusmuskels. RIFT. 6. JAHRGANG. Nr. 44 29. 0KTOBER z927 Literatnr: 1 LEIMDORFER, iNOVAK und PORGES, Zeitschr. f. klin. Med. 75, 299. 1912. -- ~ HASSELBALCH und OAMMELTOFT, Biochem. Zeitschr. 68, 2o6. 1915. -- ~ I~LAFTEN, Monatsschr. f. Ge- bnrtsh, u. Gyn~kol 66. 1925 u. 69. I925. _ 4 ADLERSBERG und KAUDERS, Zeitschr. f. d. ges. exp. Med. 47, 466. 1925. -- ~ SEITZ, Verhandl. d. Dtsch. Ges. L Gyn~kol. 1913, I, S. 355. -- s THIERRY, Monatsschr. f. Geburtsh. u. Gyn~kol. 73. 1914 -- ~ HENDERSON, Journ. of biol. Chem. 44, 41I. 1921. -- s BALINT, Ulcusproblem und Si~nrebasengleichgewicht. Berlin: Verlag S. Karger 1927. UBER DIE ENTSTEHUNG DES SCHMERZES BRIM MAGEN- UND DUODENALGESCHWUR. Von Dr. WALTER LINCOLN PALMER, Assistant Professor of Medicine, University of Chicago, Chicago,U. S. A. Bei Untersuchungen fiber die Entstehung des Geschwfir- schmerzes ist zun/ichst festzustellen, ob Geschwfire und Ge- schwtirschmerzen bet absoluter Achylie vorkommem So!che FMIe sind beschrieben, abet sie sind nicht einwandfrei, well der Beweis des Geschwtirs oder der absoluten Achylie nicht zwin- gend erbracht istL In der Mehrzahl der FMIe scheint die Diagnose der Achylie auf Grund einer einzigen Probemahlzeit, vielleicht mit fraktionierter Ausheberung gemacht zu sMn. Da13 dies kein ausreichender Beweis der Achylie ist, ist schon gezeigt worden, und es mag durch die folgende Tabelle aus DONALD lalUNTERS ' ,,Study of Fractional Test Meal v' dar- gestellt seth. Fraktionier te Ausheberung | H~ehste Acidlt~t| lerei IGesamte] Chronisches Magengeschwi~r Seite Io6~ Fall 6 ...... Fall Ioo ..... Sanduhrmagen, Seite lO9, Fall 242 Visceroptosis, Seite lO9, Fall 200 Magenkrebs, Seite 119, Fall 18o Cirrhosis der Leber Seite 13o, Fall 195 ..... 17 ] 4 I 33 28 26 38 5 19 53 32 12 29 Gewohnliches Probefrilhstfiek Frei Gesamte 7 ~ 44 52 36 57 49 Mall sollte besonders bemerken, da]3 in den F/illen Nr. 200 und 195 die gesamten Acidit/iten weniger als 15 waren, und ein anderes Mal land man doch normale Acidit~t (s. KEL- LING8, SCI-IOTZ ~ und GIRARDI~). Da diese gew6hnlichen Probemahlzeiten nicht zuverl~ssig ffirdie Diag-nose der absoluten Aehylie sind, muI3 man diese mit Histamin beweisen (s.DOBSON 6, IVY, LI~ und McCARTHY ~ sowie KA~SCHS. Die bisher beriehteten F~lle yon Ulcus pep- ticum mit Achylie scheinen nicht so bewiesen worden zu sMn. Andererseifs, wenn man den Magen w/ihrend der Schmerzen entleert und dle Acidit/it um diese Zeit feststellt, finder man regelm~Big ziemlich hohe Salzs/iurewerte des Mageninhaltes (Sippyg). Man mul3 sich auch erinnern, dab ein Ulcus ein zuf/illiger Befund sein kann, der gar keine Schmerzen hervorruft und gar nichts mit den Symptomen des Patienten zu tun hat (BERG10). Darmschmerzen begteiten sehr h~ufig ein Ulcus und eine gleichzeifige Gallenblasenkrankheit ist gar nicht selten (YON BERGMANNll). Daher kann man nicht vermuten, dab alle Bauchschmerzen, die bei einem Patienten mit einem gut bewiesenen Uleus vorkommen, Geschwtirsehmerzen sein mtissen. Sollte man einen einwandfreien Tall yon Ulcus bet absoluter Achylie finden, bleibt noch die Beziehung zwischen dem Ulcus und den Schmerzen festzustellen. Es ist jetzt ganz bestimmt, dal3 bet den gewOhnliehen Ulcusschmerzen die SMzs/iure eine sehr wichtige Rolle spielt, obgleich es LOWENTHAL 1~, SCHMIDT in, ]3ORING 1~, HURST ls und REYNOLDS und 1V[cCLURE is nicht gelungen ist, Schmerzen durch die Einffihrung yon verschiedenen Quantit/iten yon Salzs/iure verschiedener Konzentrationen in dem Magen yon normalen Menschen oder Ulcuspatienten hervorzurufen.

Über die Entstehung des Schmerzes Beim Magen- und DuodenalgeschwÜr

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2o94 KLINISCIIE WOCHENSCH

folgende Werte aufwies: 1,2; i,o; 2,4; --; 3,o. Mit der Er- h6hung der galvanisehen Erregbarkeit ging auch die Zu- nahme der alveol~iren Kohlens/iurespannung bet den Naeh- untersuchungen parallel einher. ]Es ergaben sich dann normale Werte ftir beide, sowohl fiJr die galvanisehe Erregbarkeit als auch fiir die alveol/ire Kohlens/iurespannung. Beriicksichtig~c man die einzelnen F/tile, so ergab sich ein Unterschied in der Relation der Werte fiir beide Reaktionen im Wochen- bert insofern, als in ether Reihe yon F/illen die relative l~bererregbarkeit l~nger anhielt und langsamer zur Norm zuriickkehrte als die alveol/ire Kohlens/iurespannung. Wir fanden im Woehenbett nieht wenige F~ille, bet denen die Kohlens~iurespannung bereits normale Werte ergab, bet denen jedoch die galvanische ]Erregbarkeit noch nicht zur Norm zurtiekgekehrt war. Die Rfickbildung der letzteren vollzieht sich daher anscheinend langsamer. Beriicksichtigt werden mfissen allerdings F/tile mit besonders gesteigerter ~Iber- erregbarkeit, wie man sie vor allem bet neurotischen Indivi- duen findet. Fiir die Erkl/irung der Diskrepanz zwischen beiden Reaktionen im "Wochenbett w/ire daher auch dieser Umstand rnit heranzuziehen. DaB die Werte ffir die einzelnen Phasen der galvanisehen Erregbarkeit bet der zweiten Unter-

MAmp. KSZ. ASZ. 2OZ. KO'Z. /(ST

4o ~,o

go , ~,o ~ N N

4o

o V/AN I ~/AN N~ ~/AN Abb. 3. WeiB = gravid, sehraffiert = Wochenbett, zweifach sehraffiert = 7 Monafe p. p.

s u c h u n g im W o c h e n b e t t n i c h t in a l len F/ i l len be re i t s zur N o r m zu r i i ckgekeh r t oder a u e h n u r in w e s e n t l i c h e m Mal3e zugenom- m e n u n d s ich der N o r m gen / ihe r t h a b e n , i l l u s t r i e r t a m b e s t e n die beigeft igte Abb . 3. I n d iesem Fal le w a r e n e r s t 7 M o n a t e pos t p a r t u m die n o r m a l e n W e r t e e r re ich t . De r Fa l l lehr t , dai3 die R t i c k k e h r de r L l b e r e r r e g b a r k e i t zu r N o r m r e l a t i v l ange Ze i t b e a n s p r u c h e n kann , w e n n a u c h in den m e i s t e n F/ i l len schon a m E n d e de r e r s t e n W o c h e n a c h der E n t b i n d u n g deutliche Unterschiede innerhalb der Zuckungsformel im graviden und nichtgraviden Zustande zu konstatieren sirid,

Nur kurz set darauf verwiesen, dab eine Steigerung del wahren l~lutaeidit/it, also eine ,,wahre Acidose", in der Schwangerschaft eher eine Abnahme der Erregbarkeit des Nerv-Muskelsystems a priori erwarten lieBe. Denn naeh unseren heutigen IKenntnissen fiihrt Steigerung der Blut- acidif/it innerhalb gewisser Grenzen zu ether Abnahme der Erregbarkeit des Nerv-Muskelsystems, Abnahme der Bluz- acidit/it zu einer Erregbarkeitssteigerung. Nun besteht aller- dings in der normalen Schwangerschaft eine weitgehende Kom- pensation der Acidose, so dal3 die wahre Acidit/it des Blares gegenfiber dem nichtgraviden Zustande nut unwesentlich ver- schoben erscheint.

Ist die Ursache der gesteigerten Erregbarkeit des Nerv- Muskelsystems and der Schwangerschaftsacidose noch lange nicht gekl/irt, so werfen die bier niedergelegten Untersuchun- gen ein Streiflicht auf die Beziehungen zwischen den Stoff- wechselvorg~/ingen und der Nervenfiberregbarkeit der Graviden. Es wurde der Naehwels erbraeht, daft in der Schwahgerscha/t tats~ehlich innigere Beziehungen zwischen der Ionenverschiebung (Schwangerscha]tsacidose) einerseits und der mechanischen und galvaniseher~ ~bererregbarkeit andererseits bestehen. Im Rahmen dgeser Feststellungen erscheint auch die Ubererergbar- keit des Uteruemus]cele besonder8 a ~ Ende der Schwanger- 8chair, verst~ndlieher. D e n n wir l i n d e n a m E n d e de r G r a v i d i t ~ t bei s t / i rks te r r e l a t i v e r ] ~ b e r e r r e g b a r k e i t des p e r i p h e r e n N e r v e n s y s t e m s die s t~ rks t e Sens ib i l i s i e rung des U t e r u s m u s k e l s .

R I F T . 6. J A H R G A N G . N r . 44 29. 0KTOBER z927

L i t e r a t n r : 1 LEIMDORFER, iNOVAK und PORGES, Zeitschr. f. klin. Med. 75, 299. 1912. -- ~ HASSELBALCH und OAMMELTOFT, Biochem. Zeitschr. 68, 2o6. 1915. -- ~ I~LAFTEN, Monatsschr. f. Ge- bnrtsh, u. Gyn~kol 66. 1925 u. 69. I925. _ 4 ADLERSBERG und KAUDERS, Zeitschr. f. d. ges. exp. Med. 47, 466. 1925. -- ~ SEITZ, Verhandl. d. Dtsch. Ges. L Gyn~kol. 1913, I, S. 355. -- s THIERRY, Monatsschr. f. Geburtsh. u. Gyn~kol. 73. 1914 �9 -- ~ HENDERSON, Journ. of biol. Chem. 44, 41I. 1921. -- s BALINT, Ulcusproblem und Si~nrebasengleichgewicht. Berlin: Verlag S. Karger 1927.

UBER DIE ENTSTEHUNG DES SCHMERZES BRIM MAGEN- UND DUODENALGESCHWUR.

Von

Dr . WALTER LINCOLN PALMER, Assistant Professor of Medicine, University of Chicago, Chicago, U. S. A.

Bei U n t e r s u c h u n g e n f iber die E n t s t e h u n g des Geschwfir- schmerzes i s t zun/ ichs t fes tzus te l len , ob Geschwfire u n d Ge- schwt i r schmerzen bet a b s o l u t e r Achyl ie v o r k o m m e m So!che FMIe s ind beschr ieben , a b e t sie s ind n i c h t e inwandfre i , well de r Beweis des Geschwti rs oder de r a b s o l u t e n Achyl ie n i c h t zwin- gend e r b r a c h t i s tL I n de r Mehrzah l de r FMIe sche in t die Diagnose de r Achyl ie au f G r u n d e iner e inz igen P r o b e m a h l z e i t , v ie l le ich t m i t f r a k t i o n i e r t e r A u s h e b e r u n g g e m a c h t zu sMn. Da13 dies kein aus re i chende r Beweis de r Achyl ie ist, i s t schon gezeigt worden, u n d es m a g d u r c h die fo lgende Tabe l le aus DONALD lalUNTERS ' , ,S tudy of F r a c t i o n a l T e s t Meal v ' dar - ges te l l t seth.

Fraktionier te Ausheberung |

H~ehste Acidlt~t | lerei IGesamte]

Chronisches Magengeschwi~r Seite Io6~ Fall 6 . . . . . .

Fall Ioo . . . . . Sanduhrmagen, Seite lO9, Fall 242 Visceroptosis, Seite lO9, Fall 200 Magenkrebs, Seite 119, Fall 18o Cirrhosis der Leber

Seite 13o, Fall 195 . . . . .

17 ] 4 I 33 28 26 38

5 19 53 32

12 29

Gewohnliches Probefrilhstfiek Frei Gesamte

7 ~ 44 52 36 57

49

Mall soll te besonders bemerken , da]3 in den F / i l l en Nr. 200 u n d 195 die g e s a m t e n Acid i t / i t en weniger a ls 15 waren , u n d ein ande re s Mal l a n d m a n doch n o r m a l e Ac id i t~ t (s. KEL- LING 8, SCI-IOTZ ~ u n d GIRARDI~).

Da diese gew6hnlichen Probemahlzeiten nicht zuverl~ssig ffir die Diag-nose der absoluten Aehylie sind, muI3 man diese mit Histamin beweisen (s. DOBSON 6, IVY, LI~ und McCARTHY ~ sowie KA~SCHS. Die bisher beriehteten F~lle yon Ulcus pep- ticum mit Achylie scheinen nicht so bewiesen worden zu sMn.

Andererseifs, wenn man den Magen w/ihrend der Schmerzen entleert und dle Acidit/it um diese Zeit feststellt, finder man regelm~Big ziemlich hohe Salzs/iurewerte des Mageninhaltes (Sippyg).

M a n mul3 sich a u c h e r inne rn , d a b ein Ulcus ein zuf/il l iger B e f u n d sein k a n n , de r gar ke ine S c h m e r z e n h e r v o r r u f t u n d gar n i c h t s m i t den S y m p t o m e n des P a t i e n t e n zu t u n h a t (BERG10). D a r m s c h m e r z e n beg te i t en sehr h~uf ig ein Ulcus u n d eine gleichzeif ige G a l l e n b l a s e n k r a n k h e i t i s t gar n i c h t se l t en (YON BERGMANNll). D a h e r k a n n m a n n i c h t v e r m u t e n , d a b al le B a u c h s c h m e r z e n , die bei e inem P a t i e n t e n m i t e inem g u t bewiesenen Uleus v o r k o m m e n , Geschwt i r s ehmerzen sein mtissen. Soll te m a n e inen e inwandf r e i en Ta l l yon Ulcus bet a b s o l u t e r Achyl ie f inden, b l e i b t noch die B e z i e h u n g zwischen d e m Ulcus u n d den S c h m e r z e n fes tzus te l len .

Es i s t j e t z t ganz b e s t i m m t , dal3 bet d e n gewOhnl iehen U l c u s s c h m e r z e n die SMzs/iure eine sehr wich t ige Rol le spielt , obgle ich es LOWENTHAL 1~, SCHMIDT in, ]3ORING 1~, HURST ls und REYNOLDS u n d 1V[cCLURE is n i c h t ge lungen ist, Schmerzen d u r c h die E in f f ih rung yon v e r s c h i e d e n e n Q u a n t i t / i t e n yon Salzs/iure ve r sch iedene r K o n z e n t r a t i o n e n in d e m Magen yon n o r m a l e n Menschen oder U l c u s p a t i e n t e n h e r v o r z u r u f e n .

29. OKTOBER I9~7 K L I N I S C H E W O C H E N S C H I Z l F T . 6. J A H t Z G A N G . N r . 44 2o95

Es ge lang BONMINaER 1', t yp i s che U l c u s s c h m e r z e n in dieser Weise be i U l c u s p a t i e n t e n he r vo r zu r u f en , u n d er gab diese M e t h o d e als Tes t ffir Magengeschwf i re an. Dieser Er fo lg yon BONMINGER is t v o n m i r in f iber 700 U n t e r s u c h u n g e n m i t L 6 s u n g e n yon Salzs~ure, welche zu v e r s c h i e d e n e n Ze i ten y o n o, i - -o ,5 % schwanken , b e s t a t i g t w o r d e n is xg. Das vorerw~ihnte MiBlingen muB m a n wahr sche in l i ch d u r c h ungen i igende Q u a n t i t a t e n , zu schwache IZonzen t r a t i on der Salzs~ure oder zu kurze Ze i tpe r ioden erkl~ren. Es is t a u c h m6gl ich, d a b die U n t e r s u c h u n g e n n i c h t wAhrend e iner Schmerzpe r iode ge- m a c h t wurden . Dieser Z e i t f a k t o r i s t besonde r s wich t ig ; indes k a n n ich die v e r s c h i e d e n e n B e d i n g u n g e n u n d Be- s c h r a n k u n g e n des , ,S~ure tes t s" b ie r n i c h t we l te r b e s p r e c h e n

Die Rolle, die Magen- u u d D u o d e n a l t o n u s , Mot i l i t~ t u n d S p a s m u s in d iesen S c h m e r z e n spielen, k a n n m a n d u r c h die B a l l o n m e t h o d e yon CARLSON ~0 u n d d u r c h R 6 n t g e n u n t e r - s u c h u n g e n s tud ie ren . E s s ind gew6hnl ich ke ine B e z i e h u n g e n zu b e m e r k e n zwischen Tonus oder S p a s m u s u n d S c h m e r z e n u n d in 91,24 % y o n den U n t e r s u c h u n g e n , die y o n mi r g e m a c h t w u r d e n ~1, ke ine B e z i e h u n g e n zwischen de r P e r i s t a l t i k u n d den Schmerzen . I n 8,76 % yon diesen l J n t e r s u c h u n g e n w u r d e n die S c h m e r z e n d u t c h die M a g e n p e r i s t a l t i k en• h e r v o r - ge rufen oder e rh6h t . I n dieseI1 F~l len w a r e n a u c h die yon se lbs t a u f t r e t e n d e n S c h m e r z e n sehr s ta rk . N a c h einigen Tagen , in d e n e n de r P a t i e n t gew6hnl i ch eine inhe re B e h a n d - l ung b e k a m , v e r m i n d e r t e s ich die E m p f i n d l i c h k e i t des Ge- schwfirs, u n d die P e r i s t a l t i k w u r d e ganz schmerz los u n d y o n d e m P a t i e n t e n n i c h t m e h r geffihlt , a b e r die E i n f i i h r u n g de r SalzsSure in den Magen fief n o c h sehr hef t ige S c h m e r z e n he rvor . I n k e i n e m Fal le w a r die P e r i s t a l t i k s chmerzha f t , w e n n n i c h t die E i n f f i h r u n g de r Salzs~ure sehr s t a r k e S c h m e r z e n hervor r ie f , t3ERO ~2 h a t a u c h d u r c h R 6 n t g e n ke ine e indeu t ige B e z i e h u n g zwisehen S c h m e r z e n u n d 3/iotil i t~t fes t s te l l en k6nnen .

Es i s t a u c h zu b e m e r k e n , d a b die Bez i ehung zwischen de r Gr613e des Geschwfirs u n d de r In tens i t~ i t de r S c h m e r z e n n i c h t genau ist, well ganz kle ine a k u t e Gesehwfire ebenso schmerz - h a f t sein k S n n e n wie ein groges chron i sches Ulcus (s. a u c h KONJETZNY2~).

In einigen Fallen yon Magenkrebs sind die Schmerzen durch dieselben Faktoren yon Salzs~iurereizung und ~r spannung bedingt~i, aber in anderen F~Lllen spielt ein anderer bisher unbekannter Faktor, vielleicht b6sartige Infiltration de r N e r v e n f a s e r n die H aup t r o l l e .

B ~ 2~ h a t b e m e r k t , d a b die S c h m e r z p e r i o d e n i n so fe rn m i t de r Nische n i c h t para l le l laufen , als die S c h m e r z e n gew6hnl ich ve r schwinden , ehe die Nische v e r s c h w i n d e t . I n g le icher Weise h a b e ich b e m e r k t , d a b a u c h die E m p f i n d l i c h k e i t des Geschwfirs gegen die I{eizung de r e ingef f ih r ten Salzs~ure v e r s c h w i n d e t , b e v o r die Nische ganz v e r s e h w u n d e n ist . I n den schmerz- losen Pe r ioden t u f t die E i n f t i h r u n g yon SalzsXure gewShnl ich ke ine S c h m e r z e n hervor , ohne R t i cks i eh t au f den Grad de r H e i l u n g des Geschwfirs .

Bis j e t z t wissen wir n ich t , ob die E m p f i n d l i c h k e i t des Geschwtirs , sei es ein groges chron i sches Ulcns oder eine k te ine oberf l~chl iche Eros ion , yon der d i r e k t e n Re izung de r N e r v e n - fase rn au f d e m B o d e n des Geschwtirs , yon en tz f ind l i chen Schwe l lungen oder yon M u s k e l k r a m p f a b h ~ n g t , de r s ich au f den U m k r e i s des Geschwfirs b e s e h r ~ n k t . Die Ta t sache , d a b m a n h~uf ig die S c h m e r z e n p lStz l ich d u r c h die E i n f f i h r u n g de r Salzs~ure a u f t r e t e n lassen k a n n , s p r i ch t gegen die en t - zf indl iche Schwe l lung a l le in Ms U r s a c h e de r Schmerzen , a b e t es i s t doch m6gl ich, d a b ohne diese en tz t ind t i che R e a k t i o n die E i n f t i h r u n g de r Salzs~Lure ke ine t y p i s e h e n S c h m e r z e n h e r v o r r u f e n kSnn t e . E ine V e r m i n d e r u n g in der en tz f ind l i chen R e a k t i o n w ~ h r e n d de r schmerz losen Per ioden , gle ichzei t ig m i t te i lweiser oder vo l l s t~nd ige r H e i l u n g des Geschwiirs , k 6 n n t e v ie l l e ich t die U n e m p f i n d l i c h k e i t des Geschwfirs gegen Salzsgure w ~ h r e n d dieser Zei t erklS.ren.

Zusammen]assung: Einwand~re ie F~lle yon Magen- oder Duodena lgeschwf i r en be i a b s o l u t e r Achy l i e (h i s t amin -nega - r ive) s ind b i she r n o c h n i c h t b e r i c h t e t worden . W e n n solch e in Tal l ge funden wird, soll• m a n die S c h m e r z e n sehr vor-

s i ch t ig s tud ie ren , u m fes tzus te l len , ob sie au f das Geschwfir zur f ickzuf i ihren s ind . E n t l e e r u n g des IV~agens wi ih rend de r Geschwf i r s chmerzen zeigt gew6hnl ich z iemlich h o h e Salz- s~turewerte. Die E i n f t i h r u n g der Salzs~iurelSsungen v o n gen i igender Quant i t~ i t u n d K o n z e n t r a t i o n in den Magen zur r e e h t e n Zei t t u f t die Geschwf i r sehmerzen he rvo r , we lche m a n d u r c h E n t l e e r u n g des Magens oder d u t c h N e u t r a l i s a t i o n tier Salzs~iure m i t Alka l i z u m V e r s c h w i n d e n b r i ngen k a n n . I c h m S c h t e b e t o n e n , d a b es m i r w iede rho l t m i t ganz n o r m a l e n K o n z e n t r a t i o n e n de r Salzs~ure ge lungen ist, die S c h m e r z e n h e r v o r z u r u f e n . E s g ib t gew6hn l i ch ke ine V e r b i n d u n g zwischen dell S c h m e r z e n u n d d a m Tonus , Motilit~it oder S p a s m u s des Magens oder des D u o d e n u m s . Die S e h m e r z e n s ind w a h r - sche in l i ch d u r c h die en tz i ind l i che R e a k t i o n des Geschwfirs a n d d i r ek t e Salzs~iurereizung bed ing t , abe r ge legen t l i ch k a n n die P e r i s t a l t i k eine Nebenro l l e spielen. I n e in igen F~illen y o n M a g e n k r e b s s ind die S c h m e r z e n d u r c h d iese lben F a k t o r e n he rvo rge ru fen .

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DIE ARBEITSF~I, HIGKEIT UND DIE ARBEITS- THERAPIE BEI DEN NEUROSEN*.

Yon

E . LEYSE: , K61n a. R h .

Die Neurose b e e i n t r : c h t i g t die LeistullgS- u n d GenuB- f~h igke i t des I n d i v i d u u m s , w~ihrend die B e e i n t r ~ c h t i g u n g der L e b e n s d a u e r , d . h . eine Lebensgefahr , wie sie a n d e r e t f r a n k h e i t e n so h : u f i g m i : sich br ingen , d u r c h sie gew6hn l i ch n i c h t h e r v o r g e r u f e n wi rd ; sie zeigt a u c h in d ieser B e z i e h u n g

* Nach einem am 15. Y. 1927 in der psychiatrisch-neurologischen Gesellschaft zu K61n gehaltenen Vortrag.