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Zeitschrift fiir Krebsforschung, Bd. 58, S. 218--221 (1952). Aus dem Tuberkulose-Krankenhaus I-Ieckeshorn, Berlin-Wannsee (Chefarzt: Dr. K. AVEXS~AC~). (~ber die Entstehung yon RiesenzeIIea beim Miiuseascitescarcinom. Von Dr. EaIc~t F. HuTa. Mit 4 Textabbildungen. (Eingegangen am 9. Januar 1952.) ])as gewohnte cytologische Bild des EH~LIC~schen Ascitescarcinom~ der Maus entspricht dem aller hochvirulenten, schnell wachsenden Tumoren: Die Zellen liegen durchwegs einzeln und ohne Verb~nde ztt bilden in der Ascitesfliissigkeit und sind als weitgehend entdifferenzierte ~ Gebilde uniform in bezug auf den groBen Kern mit mehreren d~utlichen. ~Nucleoli und den nur schmMen Plasmasaum mit starker Basophilier Viele Zellen enthalten weiterhin kleinere oder gr6i~ere Vacuolen; ver-- einzelt linden sich auch sog. Siegelringzellen mit nut einer einzigen riesigen Vacuole. Von diesen abgesehen sind die Carcinomzellen in ihrer ~ GrSBe nur wenig unterschiedlich und besitzen, was ffir die nachfolgende: Beobachtung wichtig ist, meist nur einen einzigen Kern (Abb. 1). Etwas- gr6Bere Zellen mit 2 oder mehr Kernen sind selten, werden abet auch beim unbeeinfluflt ablaufenden M~useascitescarcinom gefunden. Im Gegensatz zu diesem bekannten Bilde des Ascitestumors saben wir in der Ascitesflfissigkeit bei therapeutisehen Versuchen, die in ihrer Fragestellung yon den am Menschen beobachteten sog. Spontanheilungen maligner Tumoren abgeleitet waren, die Entstehung zahlreicher ein- und mehrkerniger l~iesenzellen. ~ber die Grundlagen, die Methodik und anderweitigen Ergebnisse dieser Experimente wird noch ausfiihrlick berichtet werden. Als Versuchstiere dienten MiSuse, denen am Tage vet Versuchsbeginn 1 Mill. Ascitestumorzellen intraperitoneM iibertragen worden waren_ Einer Gruppe dieser Tiere wurde naeh Aktivierung auf besonderen ~hr- bSden und AufschlieBung ein St~mm von Penicillium notatum W. sub- cutan, fern yon der Peritonealh6hle, am l~iicken injiziert. Die andere Gruppe diente als Kontrolle. W~hrend bei dieser das ~r carcinom in der bekannten Weise unter starker Ascitesbildung ablief, entwiekelte sich bei den fortlaufend behandelten Tieren kein oder nut ein ganz geringer Ascites, so da~ das Material ftir die Anfertigung yon Ausstrichen zum Tell nur nach ErSffnung der BauchhShle gewonnen_ werden konnte. Am 16. Tag nach der Ubertragung des Tumors wurder~

Über die Entstehung von Riesenzellen beim Mäuseascitescarcinom

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Page 1: Über die Entstehung von Riesenzellen beim Mäuseascitescarcinom

Zeitschrift fiir Krebsforschung, Bd. 58, S. 218--221 (1952).

Aus dem Tuberkulose-Krankenhaus I-Ieckeshorn, Berlin-Wannsee (Chefarzt: Dr. K. AVEXS~AC~).

(~ber die Entstehung yon RiesenzeIIea beim Miiuseascitescarcinom.

Von Dr. EaIc~t F. HuTa.

Mit 4 Textabbildungen.

(Eingegangen am 9. Januar 1952.)

])as gewohnte cytologische Bild des EH~LIC~schen Ascitescarcinom~ der Maus entspricht dem aller hochvirulenten, schnell wachsenden Tumoren: Die Zellen liegen durchwegs einzeln und ohne Verb~nde ztt bilden in der Ascitesfliissigkeit und sind als weitgehend entdifferenzierte ~ Gebilde uniform in bezug auf den groBen Kern mit mehreren d~utlichen. ~Nucleoli und den nur schmMen Plasmasaum mit starker Basophilier Viele Zellen enthalten weiterhin kleinere oder gr6i~ere Vacuolen; ver-- einzelt linden sich auch sog. Siegelringzellen mit nut einer einzigen riesigen Vacuole. Von diesen abgesehen sind die Carcinomzellen in ihrer ~ GrSBe nur wenig unterschiedlich und besitzen, was ffir die nachfolgende: Beobachtung wichtig ist, meist nur einen einzigen Kern (Abb. 1). Etwas- gr6Bere Zellen mit 2 oder mehr Kernen sind selten, werden abet auch beim unbeeinfluflt ablaufenden M~useascitescarcinom gefunden.

I m Gegensatz zu diesem bekannten Bilde des Ascitestumors saben wir in der Ascitesflfissigkeit bei therapeutisehen Versuchen, die in ihrer Fragestellung yon den am Menschen beobachteten sog. Spontanheilungen maligner Tumoren abgeleitet waren, die Entstehung zahlreicher ein- und mehrkerniger l~iesenzellen. ~ b e r die Grundlagen, die Methodik und anderweitigen Ergebnisse dieser Experimente wird noch ausfiihrlick berichtet werden.

Als Versuchstiere dienten MiSuse, denen am Tage ve t Versuchsbeginn 1 Mill. Ascitestumorzellen intraperitoneM iibertragen worden waren_ Einer Gruppe dieser Tiere wurde naeh Aktivierung auf besonderen ~ h r - bSden und AufschlieBung ein St~mm von Penicillium nota tum W. sub- cutan, fern yon der Peritonealh6hle, am l~iicken injiziert. Die andere Gruppe diente als Kontrolle. W~hrend bei dieser das ~r carcinom in der bekannten Weise unter starker Ascitesbildung ablief, entwiekelte sich bei den fortlaufend behandelten Tieren kein oder n u t ein ganz geringer Ascites, so da~ das Material ftir die Anfertigung yon Ausstrichen zum Tell nur nach ErSffnung der BauchhShle gewonnen_ werden konnte. Am 16. Tag nach der Ubertragung des Tumors wurder~

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mit der Ascitosflfissigkeit der beh~ndelten Tiere Ausstriche angefertigt und nach PAPPESHSIM gefgrbt. Die KontroHtiere waren zu diesera Zeit- punkt bereits seit 2--3 To, gen gestorben.

Abb . 1. Unbe}m~nde]~.c Kont ro l ]e . M/4u~easc~tcsearcinom. Auss t r ich . F i r b u n g n a c h ])AI'D]']NHEIM.

Abb . 2. B e h a n d e l t e s M~iuse~scitescareinom. Zwei gro2e , m e h r k e r n i g e Riesenzel len (teilweise ~Niederschl~ige !).

Im Vergleich zum unbeeinfluBten Ascitestumor finden sich bei den: behandelten Tieren reichlich untcr KernauflSsung zugrunde gehende: Carcinomzellen und auffallend viele Riesenzellen mit meis~ 2, 4, 8 und,

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noch mehr Kernen (Abb. 2--4). Neben diesen l~iesenzellen mit Kern- vermehrung beobaehtet man auch solehe mit nur einem einzigen riesigen Kern, die die zuers~ erw/ihnten an GrSBe oft noeh iibertreffen. Das

Abb. 3. Behandel tes M~useasci tescarcinom. u tLiesenzellen eben n o r m a l g r o ] e n Tumorzel len .

Abb. 4. l~ehandeltes l~i~useascitescarcinom. Achtkernige I~iesenzelle. Alle Mikro- aufnahmen wurden mit der gleichen Yergr6Berung angefertigt.

Plasma beider Gruppen yon Riesenzellen ist nicht mehr so basophil gef~rbt wie das der normal grol?en Careinomzellen. Man kann deshalb annehmen, dab es sieh um geseh/idigte, nicht mehr waehsende Zell- formen handelt. In den Sehnitten yon Milz und Leber sowie im Blutbild der Tiere wurden Riesenformen nicht gefunden.

Wie entstehen diese ein- und mehrkernigen I~iesenzellen ? Bei Er- n/ihrungsstSrungen in Tumoren oder bei toxiseh bedingten I-Iemmungen

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Uber die Entstehung yon Riesenzellen beim M~tuseascitescarcinom. 221

der Mitose im Knochenmark sind mehrkernige Zellen relativ hgufig zu linden. Sie entstehen dadureh, dab die Kerne sieh wohl teilen, die sonst naehfolgende Plasmateilung abet ausbleibt. Auf diese Genese weisen die meist zu beobaehtenden geraden Zahlen der Kerne him Letzten Endes sind solehe mehrkernigen Riesenzellen also in ihrem Mitoseablauf gestSrte Degenerationsformen. Mo~sc~LI~, ScgWAgZ und WANG erkl~r- ten die Entstehung der ST~RN~EgGsehen Zellen beim 5{. Hodgkin in gleieher Weise. Oanz '~hnliehe Ursaehen mug man auch fiir die Bildung einkerniger l~iesenzellen verantwortlich maehen, nut mit dem Unter- sehied, dal~ hierbei die Proliferationssttirung noeh weitaus tiefgreifender ist Ms bei den mehrkernigen Formen. Hier bleibt nieht nut die Plasma- teilung aus, sondern, infolge y o n Endomitosen, aueh die Kernteilung. ~hnliehe polyploide Riesenformen wurden auf toxisch-allergiseher Grund- ]age z. B. yon GASSER bei akuten Erythroblastopenien besehrieben.

In unseren Versuehen kann als Ursaehe der giesenzellbildung eine ErntihrungsstSrung der doeh wie beim unbehandelten Tumor in der Ascitesfliissigkeit suspendierten Zellen nieht in Frage kommen. Auch eine Beeinflussung dureh das retieulo-endotheliale System, welches durch die gesetzte Infektion mit Penieillium notatum sieherlieh akti- vlert wird, reieht zur Erkl~irung nieht aus, da bei anderea Versuehen mit gleieher Methodik nnd Behandlung mit Oidium Mbieans und Sta- phylococcus aureus bei starker Allgemeinwirkung kleinerer Dosen die besehriebenen Zellver~nderungen des Aseitescareinoms in keinem FMIo beobachtet werden konntem Unsere Untersuehungen spreehen vielmehr fiir direkt zellwirksame, im Penieillium notatum enthaltenert Stoffe, welehe anseheinend normMe Zellen nieht seh~digen, dagegen bei einem Teil der Zellen des Miiuseaseiteseareinoms die Entstehung degenerafiver i~iesenformen bewirken kSnnen.

Literatur. GAsseR: Schweiz. reed. Wschr. 1949, 839. - - - I n V [ o E s c Y I L I N , SGIcfWAt~Z U. WANG:

Schweiz. reed. Wschr. 1950, 1103.

Dr. ERIea F. HUT~, (22a) Diisseldorf, Medizinisehe Akademie, Kinderklinik.