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842 KLINISCHE WOCHENSCH verschafft wird. Das ven6se Nabelblut hat einen h6heren Gehalt als das arterielle. Je besser die Vitamin C-Versorgung der Mutter ist, desto geringer wird der Untersehied zwischen C-Gehalt des miitterlichen und des ldndlichen Blutes. Auch die menschliche Brustdrfise bildet eine Milch mit hohem Vitamin C-Gehalt; dieser ist immer h6her sis der des miitter- lichen Blutes. Da also, wo der natfirlichen Anlage des Men- schen die Vitamin C-Versorgung noch fiberlassen ist, besteht eine Tendenz zu hohen Werten. Deshalb kann man such keineswegs ein Verseh~dnden des Vitamin C aus dem Blur als unbedenklich ansehen. Beim eutrophischen Kind und gesunden Erwachsenen finder man niemals einen abnorm niedrigen Vitamin C-Spiegel des Blutes, wohl aber fast immer beim kranken und dystrophischen Kinde. Ja, warum h~ilt der K6rper fiberhaupt zugefiihrte AscorbinsXure bis zu seiner S~itti- gung test? Es sind immerhin einige Gramme, die erenthalt. Bet ether tiglichen Zufuhr yon etwa 3o~5o mg Vitamin C erh~ilt der Mensch unter normalen Vel:hiiltnissen seinen S~ttigungszustand, so wie er unter den Siugetieren die Regel ist. Ich gtaube, dab dieses abweichende Verhalten des _~Ienschen, d. h. das h~iufige Vorkommen gr6Berer Siitti- gungsdefizite nicht ein naturgewolltes Privileg des Men- schen als ,,Herrn der Sch6pfung", sondern eine aus dem Zwang seiner besonderen Lebensverhiiltnisse entstandene Beschr~inkung ist. \u mfissen in Wiirdigung all dieser Tat- sachen schon die Sittigung des K6rpers mit Vitanfin Coder einen Zustand nahe daran ffir normaler und physiologischer befinden als den Vitamin C-Niangel. Wir sollten daher such in diesem Punkte der menschlichen Ern~ihrung die Natur- gesetze achten und nicht nach uns genehmen Auswegen ,:or ihnen suehen. Wenn leichter Vitamin C-Mangel beim Menschen inner- halb ether beschr~inkten Beobachtungszeit nicht zu uns wahrnehmbaren Schiden ffihrt und wenn das Vitamin C nicht bet alien Krankheiten die in der Flut der Literatur ge- rfihmten eMatanten therapeutischen Erfolge bringt, so be- sagt das noch gar nichts hinsichtlich dessen, was physiologisch ist. Die reiche Ausstattung des S~ugetierk6rpers mit Vita- min C wird wohl ihren Grund haben, und Aufgabe der ~Vissen- schaft ist es, diesen zu erforschen. Das oberste Gesetz allen Lebens, die Erhaltung der Arten, wird yon der Natur mit einem verschwenderisch erscheinenden OberfluB gesichert. VielIeicht kommt auch dem Vitamin C eine so bedentungs- voile Rolle zu, dab die Natur das Einzelwesen mit einem ~ber- fluB daran sichert. Dann k6nnten wir uns such vorstellen, dab eine gewisse Besehdinkung dieses Oberflusses, der einen Sicherheitsfaktor darstellt, einige Zeit ohne schwere Folgen bleiben kann. Die histochemischen Untersuchungen yon TONtJTTI, wonach das Vitamin C am Golgi-Apparat ge- speichert und erst bet besonderen Anforderungen mobilisiert wird, sprechen in diesem Sinne. Von einer solchen Warte aus verstehen wir nun auch diese scheinbare ,,Diskrepanz zwischen den Tatsachen des Lebens und dell Ergebnissen des Laboratoriums" und sehen, dab sic zu fiberbrficken ist, ja, in Wirldichkeit nicht besteht. Wit treten daher ein ffir eine nach M6glichkeit reichlich bemessene Vitamin C-Versorgung, d. h. tiglich 3o--5omg. W~ihrend der warmen Jahreszeit, wo die Natur jedem Volksgenossen Vitamin C im ~beriluB zur Verfiigung'stellt, solten be- stehende Sittigungsdefizite beseitigt werden. Wit halten diese Forderungen auch ffir praktiseh durchffihrbar. UBER DIE ERGEBNISSE VERGLEICHENDER ASCORBINSAUREBESTIMMUNGEN IM BLUT UND HARN. Von FALKE. Aus der Medizinischen Universit~ts-Poliklinik KSnigsberg i. Pr. (Direktor: Prof. Dr. BRUNS). Es ist seit langem bekannt, dab der Mensch bet der durch- schnittlich fiblichen Ernihrung keine oder nur sehr wenig RIFT. I8. JAHRGANG. Nr. 24 17. JUNI 1939 Asc. im Ham ausscheidet. Erst bet reichlicher Zufuhr von natfirlicher oder kfinstlicher Asc. 1ABt sich nach einiger Zeit eine erhebliche Steigerung der Harnreduktion, die auf Asc. beruht, nachweisen. Den Zustand, bet dem der IK6rper bet reichlicher Zufuhr yon Asc. auch einen gTogen Teil dieser Zufuhr im Earn wieder ausscheidet, bezeichnen wir als S~ttJgung. \Vir stellen uns hierbei vor, dab die im K6rper vorhandenen Speicher fiir Asc. (Nebenniere, Leber, Darmwand) und die Blut- und Gewebsflfissigkeiten so weir gesittigt sind, dab die fiber- schiissig zugeffihrte Asc. mit dem Ham ausgeschieden wird. Als Siittigungsdefizit kann man die Asc.-Menge bezeich- nen, die n6tig ist, diesen Siittigungszustand zu erreichen. Die hierbei verbrauchte Menge Asc. gibt Aufschlnl3 fiber den Versorgungszustand des K6rpers mit Vitamin C. Die Methode, die Gr6Be des Sittigungsdefizits durch Asc.- Belastung und Kontrolle der Asc.-Ausscheidung im Urin zu bestimmen, ist zuerst yon HARRIS und RAY angegeben wor- den. Sie ist im Laufe der Zeit in der verschiedensten Weise modifiziert worden. Man mug sich jed0ch bet dieser Methode dariiber Mar sein, dab die auf diese Weise gefundenen Werte nicht die absolute Gr6Be des Defizits angeben. Es kolnmt dabei viel- mehr sehr darauf an bet der Belastung, ob die Asc. per os oder parenteral zugeffihrt wird, ob die t~igliche Dosis auf einmat oder in mehreren Portionen gegeben wird. AuBerordentlich wichtig ist die Gr6t3e der tiiglichen Belastungsdosis. Defizit- bestimmungen, bet denen nicht genau die Art der Belastung angegeben ist, sind ffir Verg!eiche mit Defizitbestimmungen anderer Arbeiten fast wertlos. Die Gr6Be des Defizits ist auch objektiv bis zu einem ge- wissen Grade yon der t/iglichen Belastungsdosis abh~ingig, da es hierbei verschiedene S~ttigungsgrade gibt (LzNMXL). Da die fibliche Bestimmung des Sitfigungsdefizits nut einen relativen Wert ergibt, genfigt es vollkommen, die Anzahl der bis zur S~ttigung verstrichenen Tage anzugeben. Aber es ist dann natfirlich besonders wichtig, dal3 die Gr6Be der tiglichen t~elastungsdosis angegeben wird. Beim nngesiittigten 1Kenschen bewirkt eine einmalige per- orale Zufuhr yon 300 g Asc., morgens um 8 Uhr gegeben, eine Steigerung des Blutasc.-Spiegels um o,6--o,7 mg % (Kurve 1--3). Sic beginnt nach I Stunde schon und erreicht nach 4--5 Stunden zg. gE. 12~. iZurve" x. ~urve 2, Ku~e 3. ihr Maximum. : Danach f~illt der Blutspiegel langsam wieder ab, und nach 2 4 Stunden ergibt die Bestimmung der Asc. im Nfichternblutplasma einen um o,15--o,2 rag% erh6hten Wert. Die Kontrolle der Harnredukfion zur gleichen Zeit ergibt keine Steigerung. Vielleicht erfolgt unter diesen Be- dingungen iiberhaupt keine Ausscheidung oder eine geringe Steigerung parallel dem Anstieg der Blutkonzentration wird durch die unspezifische Reduktion fiberdeckt. Setzt man den Belastungsversuch fort, so wiederholt sich framer der gleiche Vorgang, bis das Maximum der Blutspiegelsteigerung einen Wert yon 1,6--1,8mg% fiberschreitet. Man sieht jetzt, dab parallel zur Asc.-Konzentration des iBlutes aueh eine

Über die Ergebnisse Vergleichender Ascorbinsäurebestimmungen im Blut und Harn

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Page 1: Über die Ergebnisse Vergleichender Ascorbinsäurebestimmungen im Blut und Harn

842 K L I N I S C H E W O C H E N S C H

verschafft wird. Das ven6se Nabelblut hat einen h6heren Gehalt als das arterielle. Je besser die Vitamin C-Versorgung der Mutter ist, desto geringer wird der Untersehied zwischen C-Gehalt des miitterlichen und des ldndlichen Blutes. Auch die menschliche Brustdrfise bildet eine Milch mit hohem Vitamin C-Gehalt; dieser ist immer h6her sis der des miitter- lichen Blutes. Da also, wo der natfirlichen Anlage des Men- schen die Vitamin C-Versorgung noch fiberlassen ist, besteht eine Tendenz zu hohen Werten. Deshalb kann man such keineswegs ein Verseh~dnden des Vitamin C aus dem Blur als unbedenklich ansehen. Beim eutrophischen Kind und gesunden Erwachsenen finder man niemals einen abnorm niedrigen Vitamin C-Spiegel des Blutes, wohl aber fast immer beim kranken und dystrophischen Kinde. Ja, warum h~ilt der K6rper fiberhaupt zugefiihrte AscorbinsXure bis zu seiner S~itti- gung test? Es sind immerhin einige Gramme, die erenthalt.

Bet ether t iglichen Zufuhr yon etwa 3o~5o mg Vitamin C erh~ilt der Mensch unter normalen Vel:hiiltnissen seinen S~ttigungszustand, so wie er unter den Siugetieren die Regel ist. Ich gtaube, dab dieses abweichende Verhalten des _~Ienschen, d. h. das h~iufige Vorkommen gr6Berer Siitti- gungsdefizite nicht ein naturgewolltes Privileg des Men- schen als , ,Herrn der Sch6pfung", sondern eine aus dem Zwang seiner besonderen Lebensverhiiltnisse entstandene Beschr~inkung ist. \u mfissen in Wiirdigung all dieser Tat- sachen schon die Si t t igung des K6rpers mit Vitanfin C o d e r einen Zustand nahe daran ffir normaler und physiologischer befinden als den Vitamin C-Niangel. Wir sollten daher such in diesem Punkte der menschlichen Ern~ihrung die Natur- gesetze achten und nicht nach uns genehmen Auswegen ,:or ihnen suehen.

Wenn leichter Vitamin C-Mangel beim Menschen inner- halb ether beschr~inkten Beobachtungszeit nicht zu uns wahrnehmbaren Schiden ffihrt und wenn das Vitamin C nicht bet alien Krankheiten die in der Flut der Literatur ge- rfihmten eMatanten therapeutischen Erfolge bringt, so be- sagt das noch gar nichts hinsichtlich dessen, was physiologisch ist. Die reiche Ausstattung des S~ugetierk6rpers mit Vita- min C wird wohl ihren Grund haben, und Aufgabe der ~Vissen- schaft ist es, diesen zu erforschen. Das oberste Gesetz allen Lebens, die Erhal tung der Arten, wird yon der Natur mit einem verschwenderisch erscheinenden OberfluB gesichert. VielIeicht kommt auch dem Vitamin C eine so bedentungs- voile Rolle zu, dab die Natur das Einzelwesen mit einem ~ber - fluB daran sichert. Dann k6nnten wir uns such vorstellen, dab eine gewisse Besehdinkung dieses Oberflusses, der einen Sicherheitsfaktor darstellt, einige Zeit ohne schwere Folgen bleiben kann. Die histochemischen Untersuchungen yon TONtJTTI, wonach das Vitamin C am Golgi-Apparat ge- speichert und erst bet besonderen Anforderungen mobilisiert wird, sprechen in diesem Sinne .

Von einer solchen Warte aus verstehen wir nun auch diese scheinbare ,,Diskrepanz zwischen den Tatsachen des Lebens und dell Ergebnissen des Laboratoriums" und sehen, dab sic zu fiberbrficken ist, ja, in Wirldichkeit nicht besteht. Wit treten daher ein ffir eine nach M6glichkeit reichlich bemessene Vitamin C-Versorgung, d. h. t iglich 3o--5omg. W~ihrend der warmen Jahreszeit, wo die Natur jedem Volksgenossen Vitamin C im ~beriluB zur Verfi igung'stel l t , solten be- stehende Sittigungsdefizite beseitigt werden. Wit halten diese Forderungen auch ffir praktiseh durchffihrbar.

UBER DIE ERGEBNISSE VERGLEICHENDER ASCORBINSAUREBESTIMMUNGEN

IM BLUT UND HARN. V o n

FALKE. Aus der Medizinischen Universit~ts-Poliklinik KSnigsberg i. Pr.

(Direktor: Prof. Dr. BRUNS).

Es ist seit langem bekannt, dab der Mensch bet der durch- schnittlich fiblichen Ern ih rung keine oder nur sehr wenig

R I F T . I8. J A H R G A N G . Nr. 24 17. J U N I 1939

Asc. i m H a m ausscheidet. Erst bet reichlicher Zufuhr von natfirlicher oder kfinstlicher Asc. 1ABt sich nach einiger Zeit eine erhebliche Steigerung der Harnreduktion, die auf Asc. beruht, nachweisen.

Den Zustand, bet dem der IK6rper bet reichlicher Zufuhr yon Asc. auch einen gTogen Teil dieser Zufuhr im E a r n wieder ausscheidet, bezeichnen wir als S~ttJgung. \Vir stellen uns hierbei vor, dab die im K6rper vorhandenen Speicher fiir Asc. (Nebenniere, Leber, Darmwand) und die Blut- und Gewebsflfissigkeiten so weir gesit t igt sind, dab die fiber- schiissig zugeffihrte Asc. mit dem H a m ausgeschieden wird.

Als Siittigungsdefizit kann man die Asc.-Menge bezeich- nen, die n6tig ist, diesen Siittigungszustand zu erreichen. Die hierbei verbrauchte Menge Asc. gibt Aufschlnl3 fiber den Versorgungszustand des K6rpers mit Vitamin C.

Die Methode, die Gr6Be des Sittigungsdefizits durch Asc.- Belastung und Kontrolle der Asc.-Ausscheidung im Urin zu bestimmen, ist zuerst yon HARRIS und RAY angegeben wor-

�9 den. Sie ist im Laufe der Zeit in der verschiedensten Weise modifiziert worden.

Man mug sich jed0ch bet dieser Methode dariiber Mar sein, dab die auf diese Weise gefundenen Werte nicht die absolute Gr6Be des Defizits angeben. Es kolnmt dabei viel- mehr sehr darauf an bet der Belastung, ob die Asc. per os oder parenteral zugeffihrt wird, ob die t~igliche Dosis auf einmat oder in mehreren Portionen gegeben wird. AuBerordentlich wichtig ist die Gr6t3e der tiiglichen Belastungsdosis. Defizit- bestimmungen, bet denen nicht genau die Art der Belastung angegeben ist, sind ffir Verg!eiche mit Defizitbestimmungen anderer Arbeiten fast wertlos.

Die Gr6Be des Defizits ist auch objektiv bis zu einem ge- wissen Grade yon der t/iglichen Belastungsdosis abh~ingig, da es hierbei verschiedene S~ttigungsgrade gibt (LzNMXL). Da die fibliche Bestimmung des Sitfigungsdefizits nu t einen relativen Wert ergibt, genfigt es vollkommen, die Anzahl der bis zur S~ttigung verstrichenen Tage anzugeben. Aber es ist dann natfirlich besonders wichtig, dal3 die Gr6Be der t iglichen t~elastungsdosis angegeben wird.

Beim nngesiittigten 1Kenschen bewirkt eine einmalige per- orale Zufuhr yon 300 g Asc., morgens um 8 Uhr gegeben, eine Steigerung des Blutasc.-Spiegels um o,6--o,7 mg % (Kurve 1--3). Sic beginnt nach I Stunde schon und erreicht nach 4--5 Stunden

zg. gE. 12~. iZurve" x. ~u rve 2, K u ~ e 3.

ihr Maximum. : Danach f~illt der Blutspiegel langsam wieder ab, und nach 2 4 Stunden ergibt die Bestimmung der Asc. im Nfichternblutplasma einen um o,15--o,2 rag% erh6hten Wert. Die Kontrolle der Harnredukfion zur gleichen Zeit ergibt keine Steigerung. Vielleicht erfolgt unter diesen Be- dingungen iiberhaupt keine Ausscheidung oder eine geringe Steigerung parallel dem Anstieg der Blutkonzentration wird durch die unspezifische Reduktion fiberdeckt. Setzt man den Belastungsversuch fort, so wiederholt sich framer der gleiche Vorgang, bis das Maximum der Blutspiegelsteigerung einen Wert yon 1,6--1,8mg% fiberschreitet. Man sieht jetzt, dab parallel zur Asc.-Konzentration des iBlutes aueh eine

Page 2: Über die Ergebnisse Vergleichender Ascorbinsäurebestimmungen im Blut und Harn

I7, J U N I ~939 K L I N I S C t t E W O C H E N S C H R I F T . ~8. J A H R G A N G . Nr. 24 843 wesenttiche Steigerung der Harnredukfion erfolgt. Bleibt atso bei der .Belastung mit Asc. die Blutkonzentrat ion unter 1 ,6--~,8mg%, so wird praktisch kelne Asc, im Harn aus- geschieden, nnd man nimmt an, dab der gr6Bte Tell der Zufuhr im Organismus festgehalten wird. Das Fassungs- verm6gen des K6rpers fiir Asc. besteh~ in einer gleichm/iBigen Durchtr/~nkuug des 13tutes und der Gewebss~fte und einer

. , 1111 rg~ �9

~s4s l- 2 i f i

Xurve 4- Die weiBen S~ulem geben die t~igllche Aseorbinsfiurezu~uhr~ die schwarzen S~ulen die Ascorbins~ureausschekhmg in e4 Stunden. Die gestrichelten S~ulen ze~gert

dig Ascorbins~urekonzeatration des Nfichternbtut~.

Speicherung, was auch eine Konzentrierung bedeutet in den eigentlichen Depotorganen. Die Vermehrung der Asc. in den Depotorganen geht einher mit einer Steigerung des Nfichtern- blutspiegeIs. Die I-I6he des N/ichierublutspiegeIs ist abhg~gig yon der Menge der im Organismus vorhandenen Asc; Hieranf beruht die 2~{ethode der Bestimmung des S/~ttigungsdefizits aus der Asc.-Konzentration des NfichternMutes (Kurve 4). AuBer- ordenttich wichtig ist es bei dieser Methode, dab die zu unter- suehende Person n/ichtern i s t und auch nach M6glichkeit am Abend vorher keine Asc. zu sich geuommen hat. Auch ge- ringe Mengen Asc. k6nnen eine ziemlich l a n g anhaltende Steigerung der Blutasc. bewirken und ein zu kleines Defizit vortguschen. Andererseits bewirkt eine Erh6hung des Asc.- Verbranchs des KSrpers (Fieber, groBe k6rpertiche An- strengung) eine vorfibergehende Senkung des Asc.-Spiegels (BIut) nn te r den \u d er dem S~ttigungsdefizit entsprecheu wtirde.

Der Nfichternblutspiegel, bei dem eine Zufuhr yon 3o0 mg per os eine deutliche Steigerung der Harnreduktion bewirkt , liegt bei ~ mg %. Der resultierende Asc.-Anstieg im ]Nut iiberschreitet dann gerade die Niereuschwelle.

Prhazipiell ist die Gr6Be der ausgeschiedenen Menge um so h6her, je mehr die kritische Grenze yon ~ , 6 ~ , 8 m g % fiberschritten wird.

Es folgt anch daraus, dab eine Versnchsperson, die z. 13. Mne Konzentrat ion des Niichternbtutes yon o ,6mg% hat, auf eine st0Gartige Belastung mit 3o0 mg Asc. ira H a m noch keine Erh6hung der Harnreduktion zeigt. Belasfet man z. B. bei der gleichen H6he der Xonzentration des Niichternblutes mit ~ooo mg per inj., so erscheint Asc. in erheblicher Menge im Urin. Bei Belastung an einem der n/ichsten Tage mit 30o mg per os zeigt sich, dab die Harnasc. dann nicht ansteigt, d. h. dab die Versuchsperson noch nicht gesgttigt war. Die injizierten ~ooo mg haben in diesem Falle eine so groBe vor- iibergehende Seeigerung der ]31utkonzentration bevdrl~c, daI3 Ausscheiduug erfolgt, obwohl das ,,Defizit" des KSrpers uoch gar nicht gedeekt war. Da die Gewebe eine gewisse Zeit branchen, um die Blutase. aufzunehmen (mehrere Stunden), flieBt ein groBer Teil des fibergrogen Angebots dutch die Nieren ab, ehe ein Ansgleich mit den Geweben und den eigentlichen Depotorganeu erfolgen kann. Es ist bei therapeutischen Asc:Gaben d~/her zweckm~tBig, kleine Dosen (~oo rag), abet daffir mehrere Male (3ma 1) t/iglich zu geben.

Obwohl die Blntkonzentral ion praktisch hie W'erte yon 2,2 mg% iiberschreitet, kann die Asc:Nonzentra t ion der Speicherorgane sehr vie1 h6her sein (Nebenniere ~0 o rag%; Leber 2o mg%). Die Speicherorgane k6nnen also d i e Asc.

~S gs J,2 ;0

zu einem Vielfachen der Blutkonzentrat ion ansammeln. Diese Erscheimmg I~13t den SchluB zu, dab es im K6rper eine schwer 16sliche Form der Asc. gibt. "vqelleicht handelt es sich um eine Anlagerungsverbindung ihres Anhydrids0: an andere K6rper, die leieht wieder gespatten werden kann.

Setzt man naeh erfolgter S~ttigung den oben beschriebenen Sgttigungsversudh fort, so stellt sich ein ann~herndes kon- stantes Verhgttnis yon Zufuhr und Ausscheidung her, und der Organismus befindet sich im Vitamin C-Gteichge~dcht. Wir haben die geschilderten Versuche bis zu 4 Wochen nach der Sgtfigung verfolgt, ohne dab sich eine Xnderung dieses VerhXltnisses zeigt (Knrve 5). Bei eiuer Zufuhr yon 3oo mg wurden im Verlauf yon 24 Stunden 2Io--24o mg ausgeschieden, und der Niichternblutspiegel (also vor der morgendlichen Gabe yon 30o mg Asc.) lag bei ~,3 mg ~ Dieses Verh~iltnis ist we~entlich yon der tSglichen Belastungsdosis abh~ngig.

Die Niere hat keine besondere F~ihigkeit, die Ausscheidung des Vitamin C speziell zu beeinftussen (abgesehen yon der Sehwelle}. ])as Vitamin C verhMt sich anscheinend wie jeder audere indifferente K6rper. Die Niere scheidet so lange Ase. in wesentlicher Menge aus, wie die Blutasc. fiber etwa 1,7 mg % liegt.

Xurve 6 zeigt einen Verdfinnungs- und Konzentrations- versuch nach Art der Volhardtschen Nierenfnnktionsprobe. Sowohi am \u (2ooo ccm Vgasser i n 2 Portionen in 2 Stunden Abstand) wie auf , ,Durst tage"wurden bis morgens

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~ fl2lg, d~ 2a7 , ~]K.~ g ~ 2 8 R 70. If, f ~ : d l f , l f : g l Z ] ~ ! ~ f~

Kurve 5.

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~G IZ }'g .:0 2r r Kurve 6. Die ausgezogene Kurve gibt"die ausgeschleclene Ascorblns~iuremenge am

,Wassertage", die gestrichelte die am ,,Dursttage".

um 8 Uhr je 3o0 mg% Asc. per os gegebeu. Der Versuch zeigt, dab anch an beiden Tagen die gleiche Ase.-2CIenge aus- gescMeden wurde. Nur die Ausscheidungsgeschwindigkeit' nicht die ausgeschiedene l~{enge sind verschieden. Die Harn- menge spielt nnr dann eine Rotle, wenn die stfindtiehe Ausscheidung best immt wird. Im Verlauf des Versuchs ging die Asc . -Konzentra t ion para]Iet zum spezifischeu Ge~dcht (Kurve 7).

Wie sehr die Harnmenge bei sttindlicher Beobachtung die Asc.-Konzentxation des Hams und die ausgeschiedene Menge beeinfluBt, zeigt der Versuch, der einen ganz gewShnlichen Belastungsversuch darstellt.

Methodik: Zur Asc.-Bestimmung verwendeten wir die Dichlor- phenolindophenolmethode in der Moditikation yon NI~DERB~GER und JETZLI~m

Bei sNndlieher Bes~immung im Verlauf e ines ]3elastungs- versuches wurde der Ham sofort nach der 5Iiktion ohne Zusatz yon Konservierungsl.~fitteln untersucht.

Page 3: Über die Ergebnisse Vergleichender Ascorbinsäurebestimmungen im Blut und Harn

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Bet der J3estimmung der Tagesausscheidung wurde der Urin gesammelt und 3real t~glich titriert. Hierbei hat sich Metaphos- phors~ure oder Oxals~iure als Konservierungsmittet ffir Urin sehr gut bew~Sxt. Es wurden io ccm 4oproz. Metaphosphors~urelSsung

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~ 8 70 IZ 14 18 18

Kurve 7.

oder 4g Oxalsf~ure in Sub- stanz in das Sammelgei/il3 gegeben. Eine Beeinflus- sung der Nachweisreak- tion durch die Konser- vie~ungsmittel tri t t nich~ ein. Bet Aufbewahrung des Asc.-haltigen Urins mit den Konservierungsmit- teln hat man in 12 Stun- den mit einem Verlust yon lO% zu rechnen.

Zur Asc.-Bestimmung im Blur verwenden wit im Prinzip die gleiche Me- rhode.

Zu i0 ccm Blur gibt man 2 Tropfen Kal. oxalat 2o proz., um die Gerinnung zu verhfiten. AuBerdem hat das oxalsaure t~alium die Aufgabe, Asc. zu stabi- Iisieren.

xo ccm Oxalatblut wet- den zentrifugiert und 5 ccm

des Plasma werden in 5 ccm einer 3/Iischung yon 2oproz. Trichlor- essigs~ure und 2oproz. ?~Ietaphosphors~ure gegeben.

Nach gutem Mischen wird wieder zentrifugiert und yon dem klaren Zentrifugat werden 2 ccmmit i ccm Natriumace~.t Ioproz. versetzt und mi~ TILL~ANS Reagens in einem weigen Porzellan- tiegel aus der Mikrobiirette titriert. Wichtig ist, dab nach der Titration der richtige Leerwert abgezogen wird, d. h. die Farbstoff- menge, die n6tig ist, 3 ccm ~rasser plus der verbrauchten Indicator- menge zur gleichen Rotfiirbung zu bringen. Das Ergebnis mit 2 multipliziert, ergibt die reduz. Asc. im Btutptasma in Milligramm- prozent.

Die Zugabe yon Natriumacetat vor dem Tiirleren ist deshalb er- forderlich, weft sonst das Gemisch zu stark sauer ist und der Indica- tor entf~irbt wflrde.

STRITTIGE ANSICHTEN OBER DIE KLINISCHE BEDEUTUNG DER ERYTHROCYTENGROSSE.

Von

H. E. BOCK und P. JOMBRES. Aus der Me~zhfischen Ui~versit~itsklirfik Tiibingen (Direktor: Professor Dr. KOCH).

Die Einffihrung der Erythrocytenmessung hat der Klinik nicht nur symptomatologisch Neues gebracht, indem sie die Auswertung tines differentialdiagnostisch bedeutsamen Fak- tors erm6glichte, sondern sie hat aueh unsere Arbeit auf patho- genetischem Gebiet auf Nne erfolgreiche Spur gelenkt. Die Diagnostik zieht Nutzen aus der Erythrocytometr ie bet der perniziSsen An~imie, bet der Magencarcinoman~mie und bet Leberparenchymsch~iden. Seit wir wisseu (ALDER, ROHR), dab ganz generell die Reifungshemmungszust~inde des Knochenmarkes die Neigung zur Ausbildung groBer Zell- formen bekunden, haben wir auch eine Vorstellung davon, weshalb in F~illen nichtpernizi6ser An~mien makroplane Erythrocyten ins Blut gelangen und dor t sogar zu einer Ver- grSgerung des mittleren Erythrocytendurchmessers Iiihren. Wir verstehen andererseits, dab Mikroplanie nieht nur der Ausdruck yon Eisenmangelzust~inden, sondern auch yon iiberstfirzter Aussehwemmung sein kann, ganz abgesehen yon dem Zustand der Mikroplanie (mit Sph~rocytose), ~de er sich beim hiimolytischen Ikterus als konstitutionelte, vererb- bare Anomalie mit Leichtigkeit erythrocytometrisch nach- weisen ]ABt.

Leider wird die Erythrocytenmessung nicht ihrer ]~e- deutung entsprechend in allen Kliniken geiibt. Woran liegt das? Die 5ieinung geht dahin, dab die direkte ~,~essnng zu zeitraubend und umst~indlich, die indirekte zu ungenau seL Um die Berechtigung dieser immer wieder und oft ohne eigene Erfahrung zitierten Meinung nachzuprfifen, haben wir die tiblichen MeBverfahren vergleichend untersucht.

R I F T . x8. J A H R G A N G . Nr. 24 I7, JUN[ i939

Es gibt direkte und indirekte Mel3verfahren. Zu den direkteu geh6rt das okularschraubenmikrometrische, das Abb6sche Zeichen- und das photographische Verfahren. Die indirekten tvIethoden bedienen sich der Diffraktionsmikro- metrie (Pijpersches Prinzip), auf die sich auch das Ery- throcytometer yon BocK grfindet. Diese letzteren, auch halometrisch genannten Verfahren mfissen ant die Darstel- lung yon Price-Jonesschen Variationskurven der Erythro- cyten verzichten.

Eine wirklich , , o b j e k t i v e " Methode der Erythrocyten- gr6Benbestimmung gibt es unseres Erachtens nicht, VieIe sehen die Messung d e r m i t dem Abb6schen Zeichenapparat aufgezeichneten Blutk6rperchen als das beste Verfahren an. Unserer Meinung nach liegen in dieser Methode 2 Fehler- quellen: eine Ungenauigkeit bet der Aufzeichnung (auch wenn der Stift noch so spitz ist) und eine Ungenauigkeit bei der Ansmessung (selbst wenn sie mit Zirkel geschieht). Sehr fehlerquellenreich ist unseres Erachtens auch die Ausmessung photographisch dargestellter Eryfl~rocyten, weil schon kleinste Schwankungen der Einstellungsebene ganz betr~chtliche GrSBenunterschiede der Erythrocyten vort~uschen k6nnen. Die Ausmessung selbst ist etwas genauer, weiI man unter ether Lupe mit einem feinst geeichten, ant Glas gdi tzten MaBstab messen kann. Das Verfahren ist aber teuer, da aus ether Aufnahme hSchstens l O - - i 5 Zellen ausmeBbar sind, man also zur Ausmessung yon 2oo Zellen (friihere

�9 Mindestforderung I) bis zu 2o Aufnahmen braucht. Won den direkten MeBverfahren ist nnseres Erachtens die ~Iessung mit dem Okularschraubenmikrometer die Methode der ~TahI, Sit ist aber, wie alle direkten Verfahren, sehr zeitraubend (Stunden l). Ihr nicht zu untersch~tzendes subj ektives Moment liegt bet der Einstellung der verschiebbaren MeBstriche an den Erythrocytenrand, wobei derselbe Untersucher an der gleichen Zelle Unterschiede his zu 5 Teilstrichen, bei dem yon uns verwendeten Oknlarmikrometer Nr. 623o, das nns die Firma CarI Zeiss, Jena, zur Verffigung stellte, o,43 ff ent- sprechend, finden kann. Da diese Differenzen nicht immer in der gleichen 1Richtung liegen, werden sie sich selbstverst~nd- lich gegenseitig mehr oder weniger aufheben k6nnen, so dab die Fehterbreite des mitt leren Durchmessers aus 2oo ZelIen meist geringer, jedenfalts nie gr6Ber ausf~illt. Mo~Ns~N hebt den Ermfidungsfaktor bet der , ,Okularmikrometrie" als sehr stOrend hervor. Ein bisher nicht beachteter Fehler aller direkt messenden Methoden kann darin liegen, dab Zellen, die unserem Auge fund erscheinen, in \u gemessen, nicht ganz fund sind, sondern bei 5'Iessung in zwei zueinander senkrechten Richtungen Abweichungen zeigen. Wir haben bet Beobachtung dieser Verh~ltnisse bemerkt, dab auch durch die Ausstrichtechnik Fehlbestimmungen bedingt sein k6nnen. Es lagern sich manchmal die Erythrocyten in der L~ngsrich- tung. Vqir fanden in solchen F~llen bet Ausmessnng yon 2oo Zellen in der Ausstrichrichtung einen mitt leren Durch- messer von 9,o5 ff und bei Ausmessung yon 2oo Zellen quer zur Ausstrichrichtung 8,8I/~. Nun ist es ja bet denen, die sich wissenschaftlich mit der Erythrocytenmessung besch~iftigen, wohl meist fiblich, bet auffiilhger Ovalocytose, wie z. B. stets bet Perniciosa, die Einzelzellen in 2 Richtungen zu messen. \Venn das abet nicht erfolgt, vieIIeicht well die L~ingsform nicht ausf~Ilt, so sind damit bereits gelegentliche Abweichun- gen in den GrOl3enangaben verschiedener Untersucher er- M~rt.

Wit wtirden uns die Dinge zu einfach machen, wenn wit nun alle Abweichungen zwischen den verschiedenen Verfahren mit dieser t3eobachtung erld~rten. %Vir haben daher ver- gleichsweise mit den fiblichsten Methoden Ausstriche ge- messen und folgende Unterschiede gefunden: 5Iit3t man an 2 Tagen hintereinander je 2oo Zellen eines und desselben Ausstrichs mit dem Okularschraubenmikrometer, dann erh~ilt man z. B. einmal einen mittleren Durchmesser von 7,42 if, das andere Mal 7,59/~, also eine Differenz yon o, x7ff. Die Price-Jones-IKurven unterscheiden sich voneinander (Abb. I). I~Bt man~im Photogramm die Zellen eines und desselben Ausstrichs aus, dann ermittel t man aus je 9o Zellen einmal 7,44 #, das andere l~:al 7,65 # mittleren Durchmesser. Da die