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4. Auf geriehtliche Chemie heziagliche. 73 4. Auf geriehtliche Chemie bez~igliehe Methoden. Von A. Czapski. Ueber die gerichtliche Cheraie des Sulfonals hat C. K i p p e n- berger auf der 17. Versammlung der freien Vereinigung bayeriseher Vertreter der angewandten Chemie in Speyer 2) einen Vortrag gehalten, in dem er, naeh einleitenden Worten t~ber die bisher angewandten Me- thoden zum Naehweis des Sulfonals, empfiehlt, dieses und die anderen nieht mit Halfe yon Alkaloiden hergestellten neueren Arzneimittel yon den Glykosiden und AlkMoiden bei tier Untersuehung yon Leiehentheilen dutch eine besondere Ausseht~ttelung zu trennen. Auf Orund yon Ver- suehen' h~lt er alas Benzol dazu for am geeignetsten. Er gibt die fot- gende Arbeitsweise an: Die zu untersuehende Substanz, die m0gliehst troeken sein soil (weshMb Fliissigkeiten erst eingedampft werden mt~ssen), wird mit Chloroform oder Benzol extrahirt. Dann wird filtrirt und das Filtrat destillirt. Aus dem Destillationsraekstand werden Fett, Farb- stoffe und Verunreinigungen mit Petrol~tther in kleinen Nengen ausge- zogen, woyauf das Sulfonal als reiner, sehneeweisser K6rper zurt~ekbleibt. Zur Trennung yon etwa vorhandenem Cholesterin oder XanthinkSrpern wird der oben erhaltene Riiekstand noeh einmM in Wasser gel6st und das Sulfonal mit Benzol oder Chloroform daraus isolirt. Befinden sieh einzelne Theile des UntersuehungsmateriMs sehon in der Zersetzung, so Nilt es Kipp en b erger flit rathsam, alas SulfonM mittelst Gerb- s~ture~ in weleher es in LSsung bleibt, daraus zu entfernen und dann mit Chloroform auszuseht~tteln. Zur Trennung des SulfonMs yon A1- kaloiden werden letztere am besten aus saurer LOsung mit Jodjodkalium abgesehieden. Dann bespriehg Kippenberger ausftihrlieh die ftir Sulfonal eharakteristisehen Reaetionen. Er erw~thnt dabei ansser den Reaetionen yon Vulpiuse), Ritsert ~) und Sehwarz e) noeh die Vorsehl~tge yon U nger3), wonaeh beim Erhitzen yon Sulfonal mit Milehs~ture ein leieh.ter Butters~turegerueh auftritt, yon We f e r s- B e t t i n k 4), naeh dem 1) Siehe Berichf tiber diese Versammlung S. 43; Zeitsehrift ffir Unter- suehung der Nahrung-smittel etc. 1899, tIeft 1. 2) Vergl. diese Zeitschrift 21, 665. 3) Pharm. Centralhalle 30, 41. 4) Chemiker-Zeitung 13, R. 289.

Ueber die gerichtliche Chemie des Sulfonals

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Page 1: Ueber die gerichtliche Chemie des Sulfonals

4. Auf geriehtliche Chemie heziagliche. 73

4. A u f g e r i e h t l i c h e C h e m i e b e z ~ i g l i e h e M e t h o d e n .

Von

A. Czapski.

Ueber die gerichtl iche Cheraie des Sulfonals hat C. K i p p e n- b e r g e r auf der 17. Versammlung der freien Vereinigung bayeriseher Vertreter der angewandten Chemie in Speyer 2) einen Vortrag gehalten, in dem er, naeh einleitenden Worten t~ber die bisher angewandten Me- thoden zum Naehweis des Sulfonals, empfiehlt, dieses und die anderen nieht mit Halfe yon Alkaloiden hergestellten neueren Arzneimittel yon

den Glykosiden und AlkMoiden bei tier Untersuehung yon Leiehentheilen dutch eine besondere Ausseht~ttelung zu trennen. Auf Orund yon Ver-

suehen' h~lt er alas Benzol dazu for am geeignetsten. Er gibt die fot- gende Arbeitsweise an: Die zu untersuehende Substanz, die m0gliehst

troeken sein soil (weshMb Fliissigkeiten erst eingedampft werden mt~ssen), wird mit Chloroform oder Benzol extrahirt. Dann wird filtrirt und das

Filtrat destillirt. Aus dem Destillationsraekstand werden Fett, Farb- stoffe und Verunreinigungen mit Petrol~tther in kleinen Nengen ausge- zogen, woyauf das Sulfonal als reiner, sehneeweisser K6rper zurt~ekbleibt. Zur Trennung yon etwa vorhandenem Cholesterin oder XanthinkSrpern wird der oben erhaltene Riiekstand noeh einmM in Wasser gel6st und das Sulfonal mit Benzol oder Chloroform daraus isolirt. Befinden sieh einzelne Theile des UntersuehungsmateriMs sehon in der Zersetzung, so Nilt es K i p p en b e r g e r flit rathsam, alas SulfonM mittelst Gerb- s~ture~ in weleher es in LSsung bleibt, daraus zu entfernen und dann mit Chloroform auszuseht~tteln. Zur Trennung des SulfonMs yon A1-

kaloiden werden letztere am besten aus saurer LOsung mit Jodjodkalium abgesehieden.

Dann bespriehg K i p p e n b e r g e r ausftihrlieh die ftir Sulfonal eharakteristisehen Reaetionen. Er erw~thnt dabei ansser den Reaetionen yon V u l p i u s e ) , R i t s e r t ~) und S e h w a r z e) noeh die Vorsehl~tge yon U n g e r 3 ) , wonaeh beim Erhitzen yon Sulfonal mit Milehs~ture ein leieh.ter Butters~turegerueh auftritt, yon We f e r s- B e t t i n k 4), naeh dem

1) Siehe Berichf tiber diese Versammlung S. 43; Zeitsehrift ffir Unter- suehung der Nahrung-smittel etc. 1899, tIeft 1.

2) Vergl. diese Zeitschrift 21, 665. 3) Pharm. Centralhalle 30, 41. 4) Chemiker-Zeitung 13, R. 289.

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74 Berieht: Specielle anMyt. Methoden. 4. Auf gerichtliehe Chemie bez.

beim Erhitzen von Sulfonal und Eisenpulver ein knoblauchartiger Geruch entsteht (K i p p e n b e r g e r erhielt eine analoge Reaction beim Erhitzen mit Magnesiumputver) and yon S t r o b e l l ) ~ nach dem Sulfonal beim Erhitzen mit Zinkchlorid Mercaptan liefert.

Der Verfasser hat constatirt~ dass in allen den genannten Fallen unangenehm riechende KSrper entstehenl doch sind sie nicht in allen Fallen (sicher nicht beim Erhitzen mit Eisen, Magnesium oder Mangan- superoxyd)-Mercaptan. Behandelt man Sulfonal mit wenig Wasser und Natriummetall, so erhiilt man eine Fliissigkeit, die nach dem Ansiiuern Schwefelwasserstoff entwickelt. Schliesslich gibt er die Resultate yon ibm angestellter Thierversuche wieder. Nach denselben li~sst sich das Sulfonal haupts~chlich im Magen und spurenweise auch in der Leber nachweisen, gar nicht dagegen im Biut, im Herz und im Koth. Aus 20 Liter Urin yon Personen, die Sulfonal eingenommen hatten~ konnte K i p p e n b e r g e r nur Spuren desselben isoliren.

Auch D. V i t a l i 2) hat in einer liingeren Arbeit, in der er erst die physiologischen Wirkungen des Sulfonals bespricht, ein Verfahren zum Nachweis desselben in Vergiftungsfi~llen angegebe n. B e i Anwesen- heir yon organischen Substanzen wird das zur Trockene eingedampfte Gemenge dreimal mit dem doppelten Quantum Alkohols (yon 9"0Vol.°/o ) aufgenommen. Nach dem Erkalten wird filtrirt and der Alkohol abdestillirt ; dann wird sofort wieder filtrirt and das Filtrat, nachdem es mit Kali- lauge his zur "alkalischen Reaction versetzt ist, dreima] mit dem drei- fachen Volumen Aether ausgeschiittelt. Bei Anwesenheit yon Sulfonal verbleibt~ sobald der Aether verdunstet ist, ein farbloser, krystallinischer Riickstand, welcher sich durch Umkrystallisiren leicht in der fiir Sul- fonal charakteristischen~ dendritischen Krystallform erhalten li~sst.

Als Reaetionen fiir den Nachweis sehr geringer Mengen Sulfonal, bis zu 1 Milligramm, ftihrt V i t a l i folgende an. Die zu untersuchende

Fltissigkeit f~trbt sich bei der Anwesenheit desselben, wenn sie mit Kalilauge erhitzt wird, erst gelb, dann roth und entwickelt einen uu- angenehmen Geruch. Beim Abkiihlen wird sie scharlachroth und auf Zusatz yon Wasser unter Trtibung blau. Bei nicht zu starkem Er- w~rmen ist auch das Filtrat blau. Versetzt man dasselbe mit Salzsiiure, so scheidet sich Schwefel aus und die Flilssigkeit nimmt far kurze Zeit

1) Chem. Centralblatt 66, I[, 1088. ~') Boll. ehim. farm. 39, 461--64; durch Chem. Centralblatt 71, H, 646.

Page 3: Ueber die gerichtliche Chemie des Sulfonals

Bericht: Atomgewichte der Elemente. 75

eine violette Farbe an~ w~hrend Schwefligsiiureanhydrid entweieht. In

diesem Filtrat k6nnen durch Eindampfen zur Troekene, Filtriren und

~rersetzen mit Salzs~ure und Chlorbaryum Sulfate nachgewiesen werden.

Betreffs der n~theren Vorschriften zm" Erkennung geringer Mengen 'Sulfonal muss ich auf alas Original verweisen. ¥ i t a l i bemerkt noch, <lass Sulfonal eben so schwer wie durch Reagentien durch F~ulniss an- gegriffen wird und selbst, wenn dieselbe vorgeschritten ist, noeh un- zersetzt nachgewiesen werden kann.

Nachweis yon Bromoforra in Vergiftungsfilllen. A. Ri e h a u d 1) <empfiehlt das Verfahren, das A. Des g rez ~) zum Nachweis yon Chloro- form, Bromoform und Chloral angibt~ aueh zum hTachweis und zur Be-

~stimmung yon Bromoform in Yergiftungsfiillen. Das Bromoform wird yon den etwa vorhandenen organischen Substanzen dureh Destillation mit Wasserdampf getrennt. Bei l~tngerem Erhitzen des Destillats mit Kalihydrat am Rtickflusskfihler bi]det sich nach der yon D e s g r e z an- :gegebeneu Reaction Bromkalium und dieses zeigt die Anwesenheit yon

Bromoform an und kann auch zur quantitativen Bestimmung desselben <lienen.

V, Atomgewichte der Elemente,

Von

h. Czapski.

Das Atomgewicht des Tellurs. Alle ¥ersuche, eine Zahl ft~r das Atomgewicht des Tellurs zu findeu, die, da dieses Element. seinem che- inisehen Verhalten nach doeh sieher in die Schwefelgruppe hmeingehSrt, in das periodische System passt, haben bis jetzt noch zu keinem Resultate geftihrt. O. St e iner3) glaubt, dass die auf Analysen anorganiseher Verbindungen des Tellurs basirenden Atomgewichtsbestimmungen der erforderlichen Genauigkeit entbehren, da bei ihnen das dem Tellur wahr- seheinlich anhafteude fremde Element nicht entfernt wfirde. Er hat daher seiner Arbeit fiber diesen Gegenstand eine organische Verbindung, n~mlich das Diphenyltellurid, zu Grunde gelegt. K r a f f t und L y o n s 4) batten n~imlich nachgewiesen; dass das Tellur, wie Schwefel und Selen~

1) j. Pharm. Chim. (6) 9, 232--36, 1/3; durch Chem. Centralblatt 70, I, 860. 9) Vergl. diese Zeitschrift 38, 457. 31 Ber. d. deutsch, chem. Gesellsch. zu Berlin 3~, 570. 4) Ber. d. deu?sseh, chem. Gesellseh. zu Berlin 27, 1772.