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(Aus dem Anatomisch-histologischen Laboratorium des BECHTEREW-Institutes ffir Hirnforschung [Vorstand: Prof. Dr. L. PIN~.s].} ~BER DIE INNERVATION DEg SCHILDDR]~SE UND NEBENSCHILDDR~SE. Von Dr. I~EGINA MAIMAN. Mit 5 Textabbildungen. (Eingegangen am 1. Juni 1934). Die beiliegende Untersuehung ist eine aus der Reihe der Arbeiten unseres Laboratoriums, die der Erforschung der eentralen Vertretung innersekretoriseher Organe gewidmet ist. In der im Jahre 1927/1928 erschienenen Arbeit yon N. PoPow wurde schon die Frage tiber die periphere Innervation und die Nervenendappa- rate der Schilddriise behandelt. Es wurde dabei folgendes festgestellt. Die Gef~{~nerven bilden dichte varikSse Nervenfaserngeflechte um die Arterien und Venen. Es besteht eine reiehliche Versorgung der Drfise mit Parenchymnerven. Dabei gelangen entweder einfachste Strukturen zur Beobachtung, also einzelne Nervenfasern, welehe mit einfachen gleiehartigen knopffSrmigen Verdickungen, die den einzelnen Epithel- zellen yon der ~uBeren basalen Fls anliegen, enden. Oder aber man beobaehtet dichte perifollikul~re Geflechte mit verschiedenartigen knopffSrmigen Endbildungen wie auch Verdickungen erheblicher GrSge, wobei die Beziehungen der Endigungen zu den Epithelzellen und den Fo]likeln die gteiehen bleiben. Daneben sind noeh komplizierte Nerven- endigungen, namentlich kolbenartige Bildungen vorhanden, die dureh die Variabilit~t der Formen, dureh die Komplexit~t der Struktur und vielfach durch ihre Gr6~e sich auszeiehnen; manche darunter liegen trei im interfollikul~ren Bindegewebe, ohne unmittelbare Beziehungen zu den paraehymatSsen I)riisenelementen aufzuweisen. Durch ihre Form, Struktur und Lagerung sind diese kolbenartigen Endapparate als reeeptorisehe zu betraehten. In seiner Mitteilung ,yber die Innervation der Sehilddrtise" sprieht L. PINES die Vermutung aus, dab die afferenten Fasern in der Schild- drfise die Dendritenfortss der im Ganglion nodosum nervi vagi ge- lagerten sensiblen Zellen darstellen. Um nun die zentrale Innervation der Sehilddrtise aufzukl/~ren, speziell die spinale Vertretung derselben, ebenso wie die Abstammung der affe- renten Fasern, wurden yon uns Versuehe angestellt mit Exstirpation der Sehilddriise und naehfolgendem Studium der sekund/~ren Ver/~nderungen im Riiekenmark und den Ganglien des Nervus vagus, sympathischen, wie intervertebralen.

Über die Innervation der Schilddrüse und Nebenschilddrüse

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(Aus dem Anatomisch-histologischen Laboratorium des BECHTEREW-Institutes ffir Hirnforschung [Vorstand: Prof. Dr. L. PIN~.s].}

~ B E R DIE INNERVATION D E g SCHILDDR]~SE UND NEBENSCHILDDR~SE.

Von Dr. I~EGINA MAIMAN.

Mit 5 Textabbildungen.

(Eingegangen am 1. Juni 1934).

Die beiliegende Untersuehung ist eine aus der Reihe der Arbeiten unseres Laboratoriums, die der Erforschung der eentralen Vertretung innersekretoriseher Organe gewidmet ist.

In der im Jahre 1927/1928 erschienenen Arbeit yon N. PoPow wurde schon die Frage tiber die periphere Innervation und die Nervenendappa- rate der Schilddriise behandelt. Es wurde dabei folgendes festgestellt. Die Gef~{~nerven bilden dichte varikSse Nervenfaserngeflechte um die Arterien und Venen. Es besteht eine reiehliche Versorgung der Drfise mit Parenchymnerven. Dabei gelangen entweder einfachste Strukturen zur Beobachtung, also einzelne Nervenfasern, welehe mit einfachen gleiehartigen knopffSrmigen Verdickungen, die den einzelnen Epithel- zellen yon der ~uBeren basalen Fls anliegen, enden. Oder aber man beobaehtet dichte perifollikul~re Geflechte mit verschiedenartigen knopffSrmigen Endbildungen wie auch Verdickungen erheblicher GrSge, wobei die Beziehungen der Endigungen zu den Epithelzellen und den Fo]likeln die gteiehen bleiben. Daneben sind noeh komplizierte Nerven- endigungen, namentlich kolbenartige Bildungen vorhanden, die dureh die Variabilit~t der Formen, dureh die Komplexit~t der Struktur und vielfach durch ihre Gr6~e sich auszeiehnen; manche darunter liegen trei im interfollikul~ren Bindegewebe, ohne unmittelbare Beziehungen zu den paraehymatSsen I)riisenelementen aufzuweisen. Durch ihre Form, Struktur und Lagerung sind diese kolbenartigen Endapparate als reeeptorisehe zu betraehten.

In seiner Mitteilung , y b e r die Innervation der Sehilddrtise" sprieht L. PINES die Vermutung aus, dab die afferenten Fasern in der Schild- drfise die Dendritenfortss der im Ganglion nodosum nervi vagi ge- lagerten sensiblen Zellen darstellen.

Um nun die zentrale Innervation der Sehilddrtise aufzukl/~ren, speziell die spinale Vertretung derselben, ebenso wie die Abstammung der affe- renten Fasern, wurden yon uns Versuehe angestellt mit Exstirpation der Sehilddriise und naehfolgendem Studium der sekund/~ren Ver/~nderungen im Riiekenmark und den Ganglien des Nervus vagus, sympathischen, wie intervertebralen.

~ber die Innervation der Schilddriise und Nebenschilddriise. 21

Was die makroskopisehen Innervationsverh~ltnisse der Sehilddriise anbelangt, so wurden dieselben in der im Jahre 1923 ersehienenen Arbeit yon BRAXUCKER ,,~ber die Innervation der Sehilddrtise und Nebenschilddriise" ausfiihrlich be- handelt. In der sp~teren Arbeit yon WlSCHNEWS~ wird noeh darauf hingewiesen, dal3 es unm6glieh ist, ein ~berwiegen der sympathischen oder parasympathischen Innervation festzustellen, da die beiden Systeme dureh eine gro6e Anzahl yon Anastomosen miteinander verbunden sind. Sonst aber wird in den spitter publi- zierten Arbeiten nichts Neues zu den Angaben yon BRAEUCKER hinzugefiigt.

Nach BRAv.ue~.~ stellt sich die Innervation der Schilddriise wie folgt dar. ~ami pharyngei Nervi vayi treten aus der oberen ~I~lfte des Ganglion nodosum in

zwei )~sten, yon denen der untere bis an den oberen Po] und die mediale Oberfl~ehe der Schilddrtise sich verfolgen l~Bt. ~Vervus laryngeus superius tr i t t aus dem mitt!eren Tell des Ganglion nodosum heraus; einer seiner ~ste nimmt an der Innervation der oberen ~uBeren Partie der Driise teil. Derselbe Ast innerviert ebenfalls die Gef~Be, indem er in dem Gef~tBgeflecht der oberen Arterie der Schilddrtise teil- nimmt. Der untere Ast des Nervus laryngeus superius anastomisiert mit den Nervus sympathicus und nimmt an der Innervation der unteren ~uBeren Oberfl~che der Schilddrtise ebenso wie ihrer Hiillen teil. Rami carotici. Sie sind Gef~Bnerven und treten teilweise aus der unteren H~lfte des Ganglion nodosum, teilweise aus der oberen H~lfte des Ganglion eervieale superius heraus; sit bilden Gef~geflechte und treten in den Hylus der Schilddriise hinein. Plexus pharyngeus. Dies ist ein verwickeltes Geflecht, das aus ~sten der Rami pharyngei des Nervus hypoglossus, aus einem oberen und unteren Ast des Ramus pharyngeus Nervus vagi, aus den Rami laryngo-pharyngei des Ganglion cervicale superius besteht. Verfasser glaubt, da~ einzelne ~ste dieses Geflechtes in die Sehilddrfise hineintreten und ebenfalls an dem Geflecht entlang der oberen Schilddrtisenarterien teilnehmen.

Die sympathischen J(ste, welehe an der Innervation der Sehilddrtise teilnehmen, shad folgende:

N~rvi cardiaci. Treten teilweise aus der Mitre des Ganglion eervicale superius, teilweise aus dem Ganglion cervicale inferius heraus und senden Zweige an den unteren Polder Sehilddrtise. Nervus thyreoideus. Tritt aus dem Ganglion cervieale inferius heraus. Auf diese Weise ist die makroskopisehe Innervation der Sehilddriise recht verwickelt.

W a s die zentra le Ver t r e tung der Schi lddri ise anbe langt , so fehlen hier i rgendwelche exper imente l le mikroskopis~ h ) Unte r suchungen ; jeden- falls konn t en wir keine in der L i t e r a tu r auffinden.

Unsere Beobachtungen.

Zu unseren Un te r suchungen benu tz t en wi t erwachsene Hunde . Die Opera t ion wurde un te r Chloroform-~thernarkose ausgeffihrt . AuBerdem wurde den Tieren subcu tan Morphium eingespr i tz t , und zwar 1 ccm auf jedes Ki lo Gewicht . Nach einer en tsprechenden Vorbere i tung des Operat ionsfeldes wurde ein H a u t s c h n i t t durch die Mit te l l inie 1 cm un te rha lb des L a r y n x gemacht , das Unterhautze l lgewebe , Fasc ia colli propr ia , durchschni t ten . Der Musculus s te rnohyoideus wurde media l verschoben und dann die Schilddri ise, welche sei t l ich der Trachea anliegt , aufgesucht . F,s wurden zwei L iga tu ren auf die Gef~Be des Hi lus angelegt , dazwischen das Hi lusgewebe durchgeschni t t en und danach die Schilddri ise entfernt . D a w~hrend 4er Opera t ion die gegenseit ige Topographie der Gewebe n icht ge~nder t wurde, so wurde nach En t fe rnung der Schflddrfise

22 Regin~ Maiman:

nur die Haul zugenaht und auf die Haut ein Kollodiumverband gelegt. Die Operation und die naehfolgende Periode verliefen ohne Kom- plikationen; die Operationswunde verheilte in allen Fallen per primam.

Nach der Operation wurden die Tiere 14--18 Tage am Leben erhalten, dann get6tet (in einem mit Chloroformdampfen gesattigten GefaB); gleich nach der AbtStung wurden das Riiekenmark mit den interverte- bralen Ganglien, sympathisehen (Ganglion eervieale superius, medius et inferius) und parasympathisehen Ganglien (Ganglion jugulare, Ganglion nodosum) genommen.

Das Riiekenmark und die Ganglien wurden in Alkohol ansteigender St/~rke (70--90--96--100gradigem) fixiert, in Segmente gescinfitten (dabei wurde die Riiekenmarkhiille entfernt) und in Paraffin eingebettet. Die Sehnitte wurden 10--12 mm dick gesehnitten. Zur Untersuchung wurde jeder 3. und 4. Schnitt genommen. F/~rbung naeh NISSL mit Kresylviolett oder Thionin. Die Bezeichnungen der einzelnen Zell- gruppen wurden nach dem topographischen Schema yon Marburg vor- genommen.

Hund Nr. 1.

Oberhalb des 4. Cervicalsegmentes waren keinerlei Ver/~nderungen zu linden.

Das 4. Cervicalsegment. Im mittleren Teile des 4. Segmentes zeigen sieh pathologische Veranderungen. Es handelt sich haupts/~ehlich um perizellul~re Gliavermehrung. Was die Nervenzellen anbelangt, so farbt sieh vielfach deren Protoplasma blal~, hypochromisch. Im oberen Teil des 4. Cervicalsegmentes sind einzelne hyperplastische Gliazellen anzu- treffen. Kaudalw/~rts nehmen die Ver/~nderungen zu. Die pathologischen Veranderungen lokalisieren sich diffus in der Intermediarzone haupt- sachhch auf der rechten Riickenmarkshalfte, d.h. an der Seite der Operation.

Das g. Cervicalsegment. Die pathologischen Zellveranderungen sind haufiger und nehmen kaudalw/~rts zu. Was den Charakter der Ver/~nde- rungen anbelangt, so ist eine perinucleare Protoplasmaverfliissigung und eine Bildung yon Gliarosetten festzustellen. Seltener sind tiefere Zell- veranderungen zu beobaehten; und zwar im unteren Teil des Segmentes: staubfSrmiges Protoplasma, Cytolyse, Sehattenzellen. Lokalisation der Veranderungen in der Gruppe der zerstreuten Zellen, Seitenhornzellen, einzelne pathologisehe Zellen in der Gruppe der Nebenzellen.

Das 6. Cervicalsegment. Fast an allen Schnitten lal3t sich rechts eine groi3e Zahl pathologischer Zellen feststellen. Die veranderten Zellen lokalisieren sich haupts~chlich in der Gruppe der zerstreuten und Seiten- hornzellen, vereinzelt in der Gruppe der Neben- und Mittelzellen. Vielfach lagern sieh die veranderten Zellen in Gruppen yon 3--4 Zellen bestehend, kommen aber auch vereinzelt vor. ])as 6. Cervicalsegment ist das am meisten ergriffene. Was den Charakter der Ver~nderungen anbelangt,

~ber die Innervation der Schilddrfise und :Nebenschilddriise. 9,3

so lieB sich am meisten eine zentrale Chromolyse yon Neurophagie begleitet, vielfach eine Vakuolisation des Protoplasmas feststellen. An einzelnen Schnitten konnte man schwere Zellver~nderungen beobachten: Quellung des Zellkernes, staubfSrmiges Protoplasma oder Verfltissigung desselben. Bisweilen kam es zu einer ausgesprochenen Destruktion und Schattenzellbfldung yon perizellul&ren Glia umgeben.

Das 7. Cervicalsegment. In den oberen Schnitten des 7. Cervical- segmentes sind pathologische Zellen anzutreffen, sie lagern sich in Gruppen; doch ist ihre Zahl kleiner als im vorhergehenden Segment. Die Zahl der pathologisch ver~nderten Zellen nimmt kaudalw&rts ah. Auf diese Weise kommen in den unteren Schnitten dieses Segmentes n u t einzelne ver~nderte Zellen vor. I)em Charakter nach handelt es sich im allgemeinen um die gleichen Ver~nderungen, wie an den oberen Seg;- menten: Verfliissigung des Protoplasmas, manchmal zentrale Chromato- lyse und periphere Kernverlagerung.

Das 8. Cervicalsegment. In diesem Segmente wurden fast keine vero &nderten Zellen entdeckt. Nur vereinzelt waren Nervenzellen, yon Gli~a- kernen umgeben, anzutreffen. Unterhalb des 8. Segmentes lieBen si,ch im Riickenmark keine Ver~nderungen feststellen. Was die interver~Ge- bralen Ganglien anbelangt, so lie~en sich auch hier keine Ver~nderung;en beobaehten.

Hund Nr. 2.

Oberhalb des 4. Cervicalsegmentes waren keinerlei Ver&nderungen zu linden.

Das g. Cervicalsegment. Die ersten vereinzelten pathologischen Zellen erscheinen im 4. Cervicalsegmente, etwa in seiner Mitte. In der rechten Riickenmarksh&lfte sind die pathologischen Zellen viel h~ufiger als in der linken. Kaudalw~rts nimmt die Zahl der pathologischen Zellen zu und wird deren ~berwiegen an der operierten, also rechten Seite deut- licher. In den unteren Schnitten sind die Gruppe der zerstreuten und die Gruppe der Mittelzellen affiziert. Dem Charakter nach handelt es sieh meistens um Quellung des Zellkernes mit Verfliissigung des Protoplasmas und Neuronophagie.

Das 5. Cervicalsegment. Hier sind die Veriinderungen bedeutender quantitativ wie qualitativ; sie iiberwiegen ebenfalls an der rechten Seite. Die pathologischen Zellen lagern sich in Gruppen, besonders im unteren Tell des Segmentes. Charakter der Ver&nderungen: Zentrale Chromolyse, Neuronophagie. In den unteren Schnitten ist Vakuolisation und destruk- t i re Ver&nderungen in den zerstreuten und Seitenhornzellen festzustellen (Abb. 1 u. Abb. 2).

Das 6. Cervicalsegment. Die Zahl der pathologischen Zellen nimmt zu und erreicht sein Maximum in der Mitte dieses Segmentes. Die ver~nderten Zellen lagern sich in Gruppen und lokalisieren sich haupt- s~chlich in den Gruppen der zerstreuten und Seitenhornzellen. Der Zahl

24 Regina Maiman:

Abl). 1. D~s 5. Cervicalsegmeut . Des t ruk t ive Zel lverhnderungon, Neuronophagie der Soitcl~hornzellcn.

der ver/~nderten Zellen nach steht an der 2. Reihe die Gruppe der Mittel- zellen. Die Ver/inderungen tragen destruktiven Cha- rakter. Das Protoplasma wird staubfSrmig, die Zel- len verlieren ihre scharfen Grenzen, Neuronophagie, hier und da Schattenzellen. Haupts/~chlich ergriffen is~ die rechte Seite.

Das 7. Cervicalsegment. In den oberen Schnitten, etwa bis an die Mitte des Segmentes, sind patho- logische Zellen in der gleichen Zahl anzutreffen wie im vorhergehenden Segment. Sie lagern sich in der Gruppe der zer- streuten und Seitenhorn- zellen, teilweise der Neben- und Mittelzellen; in den

Abb. 2. Gruppe der zers t rcu teu Zellen. StaubfSrmiges ]etzten zwei Gruppen sind Prot oplasma, Neuronophagie .

nur vereinzelte ZeUen anzutreffen. Charakter der Vergnderungen: Verfliissigung des Proto- plasmas, Vakuolisation, Neuronophagie.

~ber die Innervation der Schflddriise und Nebenschilddrtise. 25

Das 8. Cervicalsegment. Nur ganz vereinzelte Zellen weisen Verfliissigung des Protoplasmas auf; solche Zellen sind im Seitenhorn haupts~ehlich rechts anzutreffen. Sonst keine weiteren pathologischen Ver~nderungen.

Hund Nr. 3. Die oberen Cervicalsegmente weisen normale Verh/~ltnisse auf. Vom 4. Cervicalsegmente an, etwa yon seiner Mitre, treten pa~ho-

logisch ver/~nderte Zellen hervor, und zwar in der Zona intermedia. Die Zahl derselben nimmt kaudalw/~rts zu.

Im 5. Cervicalsegment ist die Ausdehnung der Ver/~nderungen viel bedeutender und im 6. Segment erreichen die Ver/inderungen ihr Maxi- mum. Ihrem Charakter nach sind die Zell- und

Gliaver/~nderungen die gleichen wie in den ersten zwei F/~llen: deutliche Neuronophagie, staubfSr- miges Protoplasma, Ver- fliissigung und Vakuoli- sation der Nervenzellen (Abb. 3). Diese Ver/inde- rungen sind bis an die Mitte des 7. Cervicalseg- mentes ausgepr/~gt, ver- mindern sich dann und verschwinden im 8. Cer- Abb. 3. Das 6. Cerv ica l segment . Vakuol isa t ion . vicalsegment.

Die Cerebrospinalganglien sind ebenso wie in den frfiheren F&llen unver/~ndert.

Bei allen drei operierten Tieren wurden aul~erdem die Ganglien des ~qervus vagus (Ganglion nodosum, Ganglion jugulare), die cerviealen sympathisehen Ganglien (superius, inferius) und Ganglion stellatum untersucht. Im 3. Falle war das Ganglion cervicale inferius mit dem Ganglion stellatum verschmolzen.

Ganglion jugulare beiderseits unver/~ndert. Ganglion nodosum liel~ in allen drei F/~llen analoge deutlich ausge-

pr/~gte Ver/inderungen erkennen: zentrale Chromolyse mit excentrischer Lagerung des Zellkernes, peripherem ehromophylen Saum und Neurono- phagie (Abb. 4). Die ver~nderten Zellen sind eben im rechten Ganglion nodosum, und zwar in bedeutender Zahl anzutreffen.

Ganglion cervicale superius. In allen drei Fifllen die gleichen Ver/~nde- rungen: zentrale Chromolyse, exzentrische Lagerung des Zellkernes, ehro- mophyler Saum an der Zellperipherie. Zwar ist die Zahl der ver/~nderten Zellen keine kleine, doch ist eine bedeutende Zahl der Zellen ganz normal.

26 Regina Maiman:

Ganglion cervicale inferius. Im Falle 1 und 2 sind die gleichen Ver- s deutlich festzustellen. Die pathologisehen Zellen nehmen das obere-innere Gebiet des Ganglions ein. Nebst den pathologischen sind auch normale Zellen vorhanden.

Abb. 4. Ganglion nodosum nervi vagi. Doutlich ausgeprfigto zentralo Chromolyse, exzentrischo Kernverlagerung.

I m Falle 3 war das Ganglion cervicale inferius mit dem Ganglion stellatum verschmolzen, wobei im letzteren die eben erw~hnten Ver~nde- rungen zu konstatieren waren.

Hund Nr. 4. Beiderseits wurde die Schilddriise samt der Nebenschilddrtise entfernt.

Das Tier ging naeh vier Tagen zugrunde. Da die Lebensdauer des Tieres nach der Operation nicht gentigend war zur Ausbildung der chromoly- tischen Veriinderungen, so wurde das Nervensystem einer histologisehen Untersnchung nieht unterzogen.

t3ber die Innervation der Schilddriise und Nebenschilddrfise. 27

Hund Nr. 5.

Zum Vergleieh unserer Daten mit der normalen Histologie des Riicken- markes und der sympathischen Ganglien des Hundes haben wir eine ununterbrochene Kontrollserie von Spinalsehnitten und entsprechenden sympathischen Ganglien yon einem Hunde ohne Exstirpation der Schilddriise studiert. An dem Tiere wurde vorher der gesamte operative Eingriff durchgefiihrt: Ein Hautschnitt durch die Mittellinie, ein Schnitt durch das Unterhautzellgewebe und die Fascia colli popria, dann wurden die entsprechenden Muskeln auseinandergeschoben bis die Schilddriise sichtbar gemacht wurde und dann ohne Exstirpation der Schilddriise die Haut zugeniiht. Bei der mikroskopischen Untersuchung des Rficken- markes konnten keine sicheren pathologischen Ver~nderungen fest- gestetlt werden.

Nur vereinzelt, bald hier bald da, waren Zellen anzutreffen, die man ffir pathologisch hs halten kSnnen: Einzelne bleiche Zellen mit Glia- kernen herum.

Zusammentassung. 1. Auf diese Weise finden wir bei allen operierten Tieren eine und die-

selbe Lokalisation der Ver~nderungen. ~berall war eine bestimmte Abteilung des Riiekenmarkes ergriffen:

haupts~chlich das 6. Cervicalsegment und der kraniale Teil des 7. Cervical- segmentes ; die Erkrankung breitete sieh auch teilweise auf daa 5. Cervical- segment. Insofern bei der Exstirpation der Sehilddrfise des Hundes gleichzeitig die Nebenschilddriise mitentfernt wird, stellen die eben er- w~hnten Segmente die spinale Vertretung der Schild- wie Nebenschild- drfise dar.

2. Was die Zellengruppen, die an diesen Segmenten affiziert waren, betrifft, so lagern sie sich im Gebiete der Zona intermedia hauptss im /~ut]eren Tell, in der Gruppe der zerstreuten Zellen, der Mittelzellen und dem am meisten lateral gelegenen Tell der Zona intermedia (Abb. 5). Ganz unverletzt waren das Vorderhorn, das Hinterhorn und die STILLI:CGschen Zellen.

3. Ein besonderes ~berwiegen der Vers wurde auf der dem entfernten Organ entsprechenden Seite beobachtet; somit kSnnen wit yon einer vorzugsweise homolateralen Innervation der Schilddriise mit einer geringeren Beteiligung der gekreuzten Seite reden.

4. Bei allen operierten Hunden zeigten sich deutlich ausgepr~gte Ver~nderungen im Ganglion nodosum des Nervus vagus der gleichen Seite. Diese Tatsache erlaubt uns die Behauptung aufzustellen, dab die senso-receptorischen Apparate, die in unserem Laboratorium in der Schilddrfise festgestellt wurden, den Zellen des Ganglion nodosum ab- stammen. Auf diese Weise muB der Nervus vagus als der afferente Nerv der Schilddriise betrachtet werden.

28 Regina Maiman.

5. AuBerdem wurden chromolytische Ver~nderungen geringeren Grades im Ganglion sympathicus eervicalis superius und aueh inferius (in den Fi~llen, wo das Ganglion eerviealis inferius mi t dem Ganglion stellatum vereinigt war, auch im letzteren) beobachtet .

Abb. 5. Das 6. Cervica lsegment . Die aff izier ten Zel lgruppen sind ums t r i chen . CC Canalis central is; Ca Cornu an ter ior ; Cp Cornu poster ior .

Literaturverzeichnis. Braeueker: l~ber die Irmervation der Schilddriise und Nebenschilddriise, 1923. - -

Pines, L: l~ber die Innervation der Schilddrfise. Z. :Neur. 118, H. 4 ( 1 9 2 9 ) . - Popow~ N.: l~ber die Innervation der G1. thyreoid. Z. Neur. 110, I-L 3/4 (1927). - - Mitt. II. Z. l~eur. 115, H. 1/2 (1928).