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23. JANUAR 1937 KLINISCHE WOCHENSCH konnten. Dieser Gegensatz im Verhalten des Hodens des Kanincheiis und des Menschen nach der Vasektomie, wie ihn SPATH beobachtet zu haben glaubt, ist in der Tat nut ein scheinbarer und erkl/~rt sich dutch die Verschiedenheit der anatomischen Verh/~ltnisse und der dadurch bestimmten Untersuchungsmethoden. Denn wXhreiid beim Kaninchen der Leistenkanal offensteht und ein Liegenbleiben des Hodens in der Bauchh6hle nach gew6hnlich per laparatomiam aus- geftihrter Vasektomie m6glich ist, bleibt beim Menscheii der Hoden nach diesem Eingriff sicher im Scrotum liegen, well hier der Leistenkaiial normaliter geschlossen ist und ein Aufsteigen des Hodens in die warme Bauchh6hle unm6glich macht; so gib~ es nach der Vasektomie beim Kaninchen eine Hodendegeneration, die aber mit der Samenleitersperre nichts zu tun hat, sondern ihre Entstehung der Bauchh6hlen- w~rme verdankt, beim Menschen hingegen stets normal fuiiktionierende Hoden. Damit stimmen ja auch die Be- funde tiberein, die GUICETTI, VEROCAY, PRIESEL, KRISCI-INER U. a. an menschlichen Hoden bei angeborenen Defektbildungen des Nebenhodens uiid Samenleiters erhoben haben; unter denselben Bedingungen hat MOORE auch am Meerschweinchen- hoden eine normMe Spermatogenese beobachten k6niien. Diese Beobachtungen fanden in jfingster Zeit noch eine Er- g~nzuiig durch die Untersuchungen von HABERLAND, der nach Samenleiterresektion an juveiiilen Meerschweiiichen eine Iebhafte Spermatogenese nach Eintritt der Pubert~tt festgestellt hat. ZusarmrbenJassend ist zu sagen, dab die Ergebnisse der hier mitgeteilten Untersuchungen die letzte bisher noch often- gestandene Frage der vollen Funktionstfichtigkeit des Hodeiis nach der Vasektomie in positivem Sinne beantwortet und gezeigt haben, dab die nach der Sameiileitersperre auf- tretende Stauung des Spermas nicht fiber den Nebeiihoden- schweif hinauf sich auszubreiteii vermag. Literatur : ANCEL et BOUIN, C. r. Soc. Biol. Paris I9o3--19o4 . --CUNNINGHAM, Brit. J. exper. Biol. 4, 12 (1927); 6, 333 (I928). --GUICETTI, Zbl. Path. I6 (19o5). -- HABERLAND, Arch. klin. Chit. 184, 277 (1935) -- Z. exper. Med. 99, 115 (1936). -- HAMMOND a. ASDELL, Brit. J. exper. Biol. 4, 155 (1926). -- KNAUS, Klin. Wschr. I932, i6o6; I933, 1897 --Die periodische Fruchtbar- keit und Unfruchtbarkeit des Weibes. Wien: Wilhelm Maudrich 1934. KRISCI-INER, Zbl. Path 37, 435 (I926). -- v. LANZ, WALLRAFF, HANDFEST 1_1. W I M M E R , Z. mikrosk.-anat. Forsch. 37, 259 (1935). -- LAVES u. SPATH, Dtsch. Z. gerichtl. Med. 24, 343 (1935). -- LOHMfrLLER, Z. mikrosk.-anat. Forsch. 3, 147 (1925). -- MAY, Virchows Arch. 243, 474 (1923). -- MOORE, Amer. J Physiol. 67 (1924) -- Amer. J. Anat. 34 (1924) -- Anat. Rec. 48 (1931) . -- OSLUND, Amer. J. Physiol. 67, 1924); 77 (1926). -- PRIESEL, Vlr- chows Arch. 249 (1924). -- SAND, Handbuch der normalen und pathogenen Physiologie I4 (I9Z6) -- Die Physiologie des Hodens. Leipzig: Kurt Kabitzsch 1933 -- SPATH, Mitt. d. Ver. d. Nrzte Steiermark 1934 , Nr 6. -- Arch. klin. Chit. 178, 737 (1934) -- Wien. klin. Wschr. 1935, 36. -- VEROCAY, Prag. reed. Wschr. I9o 7, Nr 49; 1915, Nr ii. -- VAN WAGENEN, Anat. Rec. 27 (1924); 29 (1925). -- WELCKER, Endokrinol 13, 544 (1933) -- Med. Klin. I934, 515. -- WI~ITE, Proc. roy Soc. 113 (1933). -- YOUNG, Z Zellforsch. 17, 729 (1933) 0BER DIE METHODIK DER BLUTKORPERCHEN- SENKUNGSREAKTION. Won MAX HITI. Aus der Reichsanstalt fur Mutter- und S~iughngsfursorge in Wien (Vorstand: Prof. A. REUSS). Die Methoden der Blutk6rperchensenkungsreaktion sind so zahlreich, dab man es fast schon als Zufall bezeichnen mul3, beim Besuche mehrerer Krankenanstalten eine einheitliche Arbeitsweise anzutreffen. Infolge der groBen Zahl der Metho- den sind auch die Ergebnisse verschieden; die Bemfihungen, eine Vergleichsbasis zu schaffen, sind ebenso mannigfaltig wie auch meist wenig befriedigend. Was die Ergebnisse haupts~chlich beeinflul3t und ihren Vergleich erschwert, ist einerseits die Verschiedenheit der gew~hlten BlutsSmlenl~ngen, andererseits die Verschiedenheit des Zeitpunktes der Ablesung. RIFT. 16. JAHRGANG. Nr. 4 131 Entgegen den viellach ge/h~/3er ten Zweifeln tiber dm Braucb- barkeit dieser oder jener Methode tindet man auch die Meinung vertreten, dab bei genfigender Einarbeituiig zahlreiche Methoden zufriedenstellende Ergebnisse liefern, und dab durch das Suchen naeh neuen ,,besseren" Methoden der bestehende Wirrwarr nur noch vergr6Bert werde. In Anerkennung der Berechtigung dieses Satzes sei gleich bemerkt, dab die Iolgeii- den Ausfiihruiigen nichts mit einer IIeueii Methode zu tun haben, sonderii sich auI alle bisherigen beziehen. Wie schon angedeutet schwanken die einzelneii Methoden in den S~ulenlSmgen, und zwar sind solche voii 5 o, ioo und 2oo mm am gebr~uchlichsteii. Noch kfirzere oder l~tngere 131utsXulen werdeii tells als IIicht entsprechend, tells als un- praktisch verworfen. Der Zeitpunkt der Ablesung wird meist mit 1/2, i, 2 und 24 Stunden festgesetzt, wobei manche Methode sich mit einer Ablesung begiifigt, andere dagegen zwei oder mehrere Ablesungen verlangen. 3hTieder aiidere Methoden messen die Zeit, in der eine einmal festgesetzte Wegstrecke, meist 6, 12 oder 18 mm, voii den ]31utk6rperchen zurfick- gelegt wird. Die Richtlinien, die bei der Wahl yon S/~ulenl~nge, Ab- lesungszeit oder zurtickgelegter Wegstrecke maBgebend waren, sind nicht immer genannt und oft IIicht zu erkennen. It,,tufig ist man bestrebt, die Ablesung zu einer Zeit vorzunehmen, in der die'Blutk6rperchen am raschesten siiiken. Wie unzu- 1/~nglich diesem Bemfihen oft nachgekommen wurde, werden die folgenden Untersuchuiigen deutlich zeigen. Auch wird es notwendig sein, festzustellen, ob die Forderung nach Ab- lesung zur Zeit der gr6Bteii Senkungsgeschwindigkeit be- rechtigt ist. Es sei zunXchst der bekannte Ablaut einer Senkuiigs- reaktion geschildert : Zu Beginn, naehdem die Bluts~ule vertikal autgestellt ist, fallen die Blutk6rperchen einzeln nach abwiirts und sind auBerdem in Agglomeration begritfen. Sie lagern sich einander an und bilden Meinere oder grSBere Erythrocytenldtimpchen. Dieser ersten Pr//- agglutination.xphase mit langsam zunehmender Geschwindigkeit der Iallenden Teilchen Iolgt die zweite, sog. Agglutinations,phase, in der die Agglomeration beendigt ist und die Konglomerate mit maxi- maler und durch einige Zeit konstanter Geschwindigkeit nach ab- w~rts fallen. Die dritte und letzte Phase jedes Senkungsablaufes wird wegen des Zusammensinterns und -saekens als Sackungsphase bezeichnet In ihr ninlmt die Geschwindigkeit wieder mehr und mehr ab um schlieglich zum StiIlstand der fallenden Teilchen zu ~tlhren. Ftir das Studium des Senkuiigsablaufes mit seinen 3 Phasen gilt die photographische Darstellung zweifellos als Methode der Wahl, doch kommt ihr die kontinuierliche Beobachtung des Senkungsablaufes in Form yon Messuiig der iniierhalb entsprechender Zeitr/iume, zuriickgelegten Wegstrecken an- n~,thernd gleich. ]Die Zeitabst/~nde zwischen den Wegstrecken- messuiigen mfissen in Berticksichtigung zur jeweiligeii Sen- kuiigsgeschwindigkeit, die sich nicht nur yon Reaktion zu Reaktion, sondern auch yon Phase zu Phase wXhrend einer Reaktion ~tndert, gew~hlt werdeii. Mit Intervallen voii 5 Minuteii in Zeiten gr613ter Skgs.-Geschwindigkeit bis zu solchen voii einer 1/~ oder I Stunde bei geringer Geschwindigkeit finder man seiii Auslangen. Die graphische Darstellung erfolgt daiiii rekonstruktiv dutch Eintragung der verflosseneii Zeiteii ant die Abszisse und der dazugeh6rigen, stets von Anfang der Bewegung an gemessenen Wegstrecken auf die Ordi- nate eines Koordinatensystems. Als Ergebnis erhMt man ann/~hernd eine Kurve (Skgs.-Kurve), die dem Skgs.-Ab- lauf entspricht und die mit dem Photogramm desselben fibereinstimmt. Zeichnet man mehrere solcher Skgs.-Kurven verschiedener Skgs.-Reaktionen (nach der Methode yon LINZENMEIER- RAUNERT) in ein Koordinatensystem, um sie nntereinander zu vergleichen, so erh/~lt man das in Abb. I dargestellte Dia- gramm. Es kommt darin eine gewisse Gesetzm~Bigkeit des Kurveiiverlaufes zum Ausdrucke : Die Kurven verlauJen gleich- sinnig, anndihernd ~)arallel und i~bersch~eiden einander nicht (einige FAlle ausgenommen). Aus dieser GesetzmABigkeit im Kurvenverlaufe geht hervor, dab zwei Skgs.-Reaktionen mit gleichen Stundenwerten auch gleiche Werte zu anderen fiber- IO*

Über die Methodik der BlutkÖrperchen-Senkungsreaktion

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23. JANUAR 1937 K L I N I S C H E W O C H E N S C H

k o n n t e n . Dieser Gegensa tz im V e r h a l t e n des H o d e n s des Kan inche i i s u n d des Menschen n a c h de r Vasek tomie , wie ihn SPATH b e o b a c h t e t zu h a b e n g laub t , is t in de r T a t n u t ein s c h e i n b a r e r u n d erkl/~rt s ich d u t c h die V e r s c h i e d e n h e i t de r a n a t o m i s c h e n Verh/~ltnisse und de r d a d u r c h b e s t i m m t e n U n t e r s u c h u n g s m e t h o d e n . D e n n wXhreiid be im K a n i n c h e n d e r L e i s t e n k a n a l o f f ens t eh t und ein L iegenb le iben des H o d e n s in de r B a u c h h 6 h l e n a c h gew6hnl ich pe r l a p a r a t o m i a m aus- gef t ih r te r V a s e k t o m i e m6gl i ch ist, b l e i b t b e i m Menschei i de r H o d e n n a c h d iesem Eingr i f f s icher im S c r o t u m liegen, well h i e r der Le i s t enka i i a l n o r m a l i t e r geschlossen is t u n d ein Aufs te igen des H o d e n s in die w a r m e B a u c h h 6 h l e u n m 6 g l i c h m a c h t ; so gib~ es n a c h de r V a s e k t o m i e b e i m K a n i n c h e n eine H o d e n d e g e n e r a t i o n , die abe r m i t der S a m e n l e i t e r s p e r r e n i c h t s zu t u n ha t , s onde r n ihre E n t s t e h u n g de r B a u c h h 6 h l e n - w~rme v e r d a n k t , b e i m Menschen h i n g e g e n s t e t s n o r m a l fu i ik t ion ie rende Hoden . D a m i t s t i m m e n j a a u c h die Be- f u n d e t iberein, die GUICETTI, VEROCAY, PRIESEL, KRISCI-INER U. a. an m e n s c h l i c h e n H o d e n bei a n g e b o r e n e n D e f e k t b i l d u n g e n des N e b e n h o d e n s ui id Sam en l e i t e r s e r h o b e n h a b e n ; u n t e r dense lben B e d i n g u n g e n h a t MOORE a u c h a m Meerschweinchen- h o d e n eine n o r m M e Spe rma togenese b e o b a c h t e n k6ni ien . Diese B e o b a c h t u n g e n f a n d e n in j f ings ter Zei t n o c h eine E r - g~nzui ig d u r c h die U n t e r s u c h u n g e n von HABERLAND, de r n a c h S a m e n l e i t e r r e s e k t i o n a n juve i i i len Meerschwei i i chen eine I ebhaf t e Spe r m a t ogenes e n a c h E i n t r i t t de r Puber t~t t fes tges te l l t h a t .

ZusarmrbenJassend i s t zu sagen, d a b die E rgebn i s se de r h ie r m i t g e t e i l t e n U n t e r s u c h u n g e n die l e tz te b i s h e r noch of ten- g e s t a n d e n e F r a g e de r vo l len F u n k t i o n s t f i c h t i g k e i t des Hodei is n a c h de r V a s e k t o m i e in p o s i t i v e m Sinne b e a n t w o r t e t u n d gezeigt h a b e n , d a b die n a c h de r Samei i l e i t e r spe r re auf- t r e t e n d e S t a u u n g des Spe r m as n i c h t f iber den Nebe i ihoden- schweif h i n a u f s ich auszubre i t e i i v e r m ag .

L i t e r a t u r : ANCEL et BOUIN, C. r. Soc. Biol. Paris I9o3--19o4 . --CUNNINGHAM, Brit. J. exper. Biol. 4, 12 (1927); 6, 333 (I928). --GUICETTI, Zbl. Path. I6 (19o5). - - HABERLAND, Arch. klin. Chit. 184, 277 (1935) -- Z. exper. Med. 99, 115 (1936). -- HAMMOND a. ASDELL, Brit. J. exper. Biol. 4, 155 (1926). - - KNAUS, Klin. Wschr. I932, i6o6; I933, 1897 - - D i e periodische Fruchtbar- keit und Unfruchtbarkei t des Weibes. Wien: Wilhelm Maudrich 1934. - - KRISCI-INER, Zbl. Pa th 37, 435 (I926). - - v. LANZ, W A L L R A F F , H A N D F E S T 1_1. W I M M E R , Z . mikrosk.-anat. Forsch. 37, 259 (1935). -- LAVES u. SPATH, Dtsch. Z. gerichtl. Med. 24, 343 (1935). - - LOHMfrLLER, Z. mikrosk.-anat. Forsch. 3, 147 (1925). -- MAY, Virchows Arch. 243, 474 (1923). - - MOORE, Amer. J Physiol. 67 (1924) -- Amer. J. Anat. 34 (1924) -- Anat. Rec. 48 (1931) . - - OSLUND, Amer. J. Physiol. 67, 1924); 77 (1926). - - PRIESEL, Vlr- chows Arch. 249 (1924). - - SAND, Handbuch der normalen und pathogenen Physiologie I4 (I9Z6) -- Die Physiologie des Hodens. Leipzig: Kur t Kabi tzsch 1933 -- SPATH, Mitt. d. Ver. d. Nrzte Steiermark 1934 , Nr 6. -- Arch. klin. Chit. 178, 737 (1934) -- Wien. klin. Wschr. 1935, 36. - - VEROCAY, Prag. reed. Wschr. I9o 7, Nr 49; 1915, Nr i i . - - VAN WAGENEN, Anat. Rec. 27 (1924); 29 (1925). - - W E L C K E R , Endokrinol 13, 544 (1933) -- Med. Klin. I934, 515. - - WI~ITE, Proc. roy Soc. 113 (1933). -- YOUNG, Z Zellforsch. 17, 729 (1933)�9

0BER DIE METHODIK DER BLUTKORPERCHEN- SENKUNGSREAKTION.

Won

MAX HITI. Aus der Reichsanstalt fur Mutter- und S~iughngsfursorge in Wien

(Vorstand: Prof. A. REUSS).

Die M e t h o d e n de r B l u t k 6 r p e r c h e n s e n k u n g s r e a k t i o n s ind so zahl re ich , d a b m a n es fas t schon als Zufal l b e z e i c h n e n mul3, be im Besuche m e h r e r e r K r a n k e n a n s t a l t e n eine e inhe i t l i che Arbe i t sweise anzu t re f fen . Infolge de r groBen Zah l de r Metho- den s ind a u c h die Ergebn i s se ve r s ch i eden ; die Bemf ihungen , eine Verg le ichsbas i s zu schaffen, s ind ebenso m a n n i g f a l t i g wie a u c h me i s t wenig bef r ied igend. W a s die E r g e b n i s s e h a u p t s ~ c h l i c h beeinflul3t und i h r e n Vergle ich e r schwer t , i s t e inerse i ts die V e r s c h i e d e n h e i t der gew~hl ten BlutsSmlenl~ngen, ande re r se i t s die V e r s ch i edenhe i t des Z e i t p u n k t e s de r Ablesung .

R I F T . 16. J A H R G A N G . N r . 4 131

E n t g e g e n den v ie l l ach ge/h~/3er ten Zweifeln t iber dm B r a u c b - b a r k e i t dieser oder j ene r M e t h o d e t i n d e t m a n auch die M e i n u n g v e r t r e t e n , d a b bei genf igender E i n a r b e i t u i i g zah l re i che M e t h o d e n zuf r i edens te l l ende E r g e b n i s s e l iefern, u n d d a b d u r c h das Suchen n a e h n e u e n , ,besseren" M e t h o d e n de r b e s t e h e n d e W i r r w a r r n u r noch ve rg r6Ber t werde. I n A n e r k e n n u n g de r B e r e c h t i g u n g dieses Sa tzes sei gleich b e m e r k t , d a b die Iolgeii- den Ausf i ih ru i igen n i ch t s m i t e iner IIeueii M e t h o d e zu t u n h a b e n , sonder i i s ich auI alle b i she r igen bez iehen .

Wie schon a n g e d e u t e t s c h w a n k e n die einzelnei i M e t h o d e n in den S~ulenlSmgen, u n d zwar s ind solche voii 5 o, i oo u n d 2oo m m a m gebr~uchl ichs te i i . N o c h kfirzere ode r l~tngere 131utsXulen werdei i tel ls als IIicht en t sp rechend , tel ls als un - p r a k t i s c h ve rwor fen . De r Z e i t p u n k t de r Ab le sung wi rd m e i s t m i t 1/2, i , 2 u n d 24 S t u n d e n fes tgese tz t , wobe i m a n c h e M e t h o d e sich m i t e iner Ab le sung begiifigt, a n d e r e dagegen zwei ode r m e h r e r e A b l e s u n g e n ve r l angen . 3hTieder a i idere M e t h o d e n messen die Zeit , in de r eine e i n m a l fes tgese tz te Wegs t r ecke , m e i s t 6, 12 oder 18 m m , voii den ]31utk6rperchen zurf ick- gelegt wird.

Die Rich t l in ien , die bei de r W a h l y o n S/~ulenl~nge, Ab- lesungsze i t oder zur t i ckge leg te r W e g s t r e c k e m a B g e b e n d waren , s ind n i c h t i m m e r g e n a n n t u n d of t IIicht zu e r k e n n e n . It,,tufig is t m a n bes t r eb t , die A b l e s u n g zu e iner Ze i t v o r z u n e h m e n , in de r d i e ' B l u t k 6 r p e r c h e n a m r a s c h e s t e n sii iken. Wie u n z u - 1/~nglich d iesem B e m f i h e n of t n a c h g e k o m m e n wurde, w e r d e n die fo lgenden U n t e r s u c h u i i g e n deu t l i ch zeigen. A u c h w i rd es n o t w e n d i g sein, fes tzus te l len , ob die F o r d e r u n g n a c h Ab- l esung zur Zei t de r gr6Bteii S e n k u n g s g e s c h w i n d i g k e i t be- r e c h t i g t ist.

Es sei zunXchs t de r b e k a n n t e A b l a u t e iner Senkui igs - r e a k t i o n gesch i lde r t :

Zu Beginn, naehdem die Bluts~ule vert ikal autgestel l t ist, fallen die Blutk6rperchen einzeln nach abwiirts und sind auBerdem in Agglomeration begritfen. Sie lagern sich einander an und bilden Meinere oder grSBere Erythrocytenldt impchen. Dieser ersten Pr//- agglutination.xphase mit langsam zunehmender Geschwindigkeit der Iallenden Teilchen Iolgt die zweite, sog. Agglutinations,phase, in der die Agglomeration beendigt ist und die Konglomerate mi t maxi- maler und durch einige Zeit kons tanter Geschwindigkeit nach ab- w~rts fallen. Die dri t te und letzte Phase jedes Senkungsablaufes wird wegen des Zusammensinterns und -saekens als Sackungsphase bezeichnet In ihr n in lmt die Geschwindigkeit wieder mehr und mehr ab um schlieglich zum StiIlstand der fallenden Teilchen zu ~tlhren.

Ft i r das S t u d i u m des Senku i igsab lau fes m i t se inen 3 P h a s e n gil t die p h o t o g r a p h i s c h e D a r s t e l l u n g zweifellos als M e t h o d e de r W a h l , doch k o m m t ih r die kon t inu i e r l i che B e o b a c h t u n g des S e n k u n g s a b l a u f e s in F o r m yon Messui ig de r i n i i e r h a l b e n t s p r e c h e n d e r Zei t r / iume, zur i i ckge leg ten W e g s t r e c k e n an- n~,thernd gleich. ]Die Zei tabs t /~nde zwischen den W e g s t r e c k e n - messu i igen mfissen in Be r t i cks i ch t i gung zur jeweil igeii Sen- ku i igsgeschwindigke i t , die s ich n i c h t n u r y o n R e a k t i o n zu R e a k t i o n , s o n d e r n a u c h yon P h a s e zu P h a s e wXhrend e iner R e a k t i o n ~tndert, gew~hl t werdeii . Mi t I n t e r v a l l e n voi i 5 Minute i i in Ze i t en gr613ter Skgs . -Geschwind igke i t b is zu so lchen voii e iner 1/~ oder I S t u n d e bei ger inger G e s c h w i n d i g k e i t f inder m a n seiii Aus langen . Die g raph i sche D a r s t e l l u n g e r fo lg t daiii i r e k o n s t r u k t i v d u t c h E i n t r a g u n g de r verf lossenei i Zei te i i an t die Abszisse u n d de r dazugeh6r igen , s t e t s v o n A n f a n g de r B e w e g u n g a n gemessenen W e g s t r e c k e n au f die Ord i - n a t e eines K o o r d i n a t e n s y s t e m s . Als E r g e b n i s e r h M t m a n ann/~hernd eine K u r v e (Skgs . -Kurve) , die d e m Skgs . -Ab- lauf e n t s p r i c h t u n d die m i t d e m P h o t o g r a m m des se lben f i be re in s t immt .

Ze i chne t m a n m e h r e r e so lcher S k g s . - K u r v e n v e r s c h i e d e n e r S k g s . - R e a k t i o n e n (nach de r M e t h o d e y o n LINZENMEIER- RAUNERT) in ein K o o r d i n a t e n s y s t e m , u m sie n n t e r e i n a n d e r zu verg le ichen , so erh/~lt m a n das in Abb . I da rges t e l l t e D ia - g r a m m . Es k o m m t d a r i n eine gewisse Gese tzm~Bigke i t des Kurve i ive r l au fe s z u m A u s d r u c k e : Die Kurven verlauJen gleich- sinnig, anndihernd ~)arallel und i~bersch~eiden einander nicht (einige FAlle a u s g e n o m m e n ) . Aus dieser GesetzmABigkei t i m K u r v e n v e r l a u f e g e h t he rvor , d a b zwei S k g s . - R e a k t i o n e n m i t g le ichen S t u n d e n w e r t e n a u c h gleiche W e r t e zu a n d e r e n f iber-

I O *

I32 KLINISCHE WOCHENSCH

einstimmenden Zeiten haben, nnd dab l~eaktionen mit geringen Unterschieden in ihren Stundenwerten eine ann~hernd ebenso kleine Differenz in den zu anderen Zeiten abgelesenen Werten besitzen I.

Als ]3edingung ffir diese Gesetzm~iBigkeit im Skgs.-Ab- laufe verschiedener Reaktionen erschien die Annahme einer festen Beziehung zwischen Skgs.-Geschwindigkeit und Phasen- zeit berechtigt. Reaktionen, die sich durch zunehmende Skgs.- Geschwindigkeit voneinander unterscheiden, zeigen fiber- einstimmend mit dieser Geschwindigkeitszunahme eine Ab- nahme der Dauer der einzelnen Phasen.

o 7 o 8 0 s o

so \ "-

35 " " " "" "P"

Abb. =. Graphische Darstellung des Skgs.- Ablaufes yon Reaktionen versehiedener Skgs-Geschwin&gkmten.

Die theoretische Erklgrung der einfachen Beziehung zwischen Skgs.-Geschwindigkeit und Phasenzeit kann nicht auf sgmtliche, die Senkung beeinflussende Faktoren zuriick- greifen, da diese in hohem Mal3e voneinander unabhgngig sind, and in ihrer fallweisen Anderung niemals ein solch einheitliches grgebnis ihres Einflusses auf den Skgs.-AbIauf gestatten wtirden. Es wurde daher an den EinfluB eines einzelnen Faktors - - wie etwa den der Eiweil3fraktionen - - gedacht, der m6glicherweise alle iibrigen an Wirkung fiberragt. Bei der mikroskopischen Beobachtung des Skgs.-Ablaufes zeigte sich aber auch fibereinstimmend mit zunehmender Skgs.-Ge- schwindigkeit eine Zunahme der Gr613e der Erythrocyten- konglomerate. Dementsprechend findet man in schnell senkendem Blute gr6Bere Erythrocytenklfimpchen als in langsam senkendem und im Blute mit maximaler Skgs.-Ge- schwindigkeit bereits makroskopisch sichtbar groBe Agglo- merate.

Vorausgesetzt, dab die Wirkung der zahlreichen, die Senkung beeinflussenden Faktoren ffir die Agglomeratbildung verantwortlich gemacht wird, kann der weitere Skgs.-Ablauf vor allem als Funktion der Teilchengr6Be angesehen werden. N i t dieser Auffassung gewinnt besonders die erste Phase an 13edeutung ffir alle weiteren Untersuchungen, die sich auf die Kl~irung der theoretischen Grundlagen der Skgs.-Reaktion beziehen. Es ist damit die Agglomeratbildung, die zeitlich in die erste Phase f/illt, allein als Ausdruck des Faktoren- zusammenspieles aufgefagt nnd der weitere Ablauf der Reaktion zur Agglomeratgr6Be der senkenden Teilchen in Beziehung gesetzt. Die Frage fiber die Bedeutung eines die erste Phase fiberdauernden, zum Einflusse der Teilchengr613e iibereinstimmend hinzutretenden zweiten oder mehrfachen Einflusses ursprtinglicher Faktoren, zu welchen die bisherigen Skgs.-beeinflussenden Faktoren gerechnet seien, bedaif zur Aufklgrnng noch weiterer Untersuchungen.

Ein Einflug der ErythrocytenzahI auf den Skgs.-Ablauf best/itigte sich nut in Fgllen h6hergradiger Anamien. Liegt die Zahl der Erythrocyten etwa um die H/ilfte oder mehr unter der Norm, so wird das Verh~iltnis yon Skgs.-Gesehwindigkeit and Phasenzeit grob gest6rt; die Senkung zeigt einen anderen Ablauf und fgllt damit nnter jene Zahl yon Ausnahmef~illen, die frfiher mit 15 % angegeben wurden. Diese , ,anormalen" Kurven haben sich bei einem mehr als doppelt so groBen Untersuchnngsmaterial um etwa die H~ilfte (yon 15 % auf 8 %) vermindert. Demn/ichst soil in der Z, Kinderheilk. unter anderem n~iher darfiber berichtet werden. Es sei aber schon hier hervorgehoben, dab wit noch nicht imstande sind, Skgs.- Ergebnisse bei h6hergradigen Angmien mit Ergebnissen bei normaler Erythrocytenzahl auch nur annghernd richtig zu

R I F T . 16. J A H R G A N G . Nr. 4 33. J A N U A R ~937

vergleichen. Es t r i t t in solchen Fiillen zu dem sonst tiber- wiegenden Einflug der Eiweitlfraktionen auf die Konglomerat- bildung noch der vielleicht ebenso groBe EinfluB der Erythro- cytenzahl hinzu. Zur gesonderten I3eurteilung dieser beiden bedeutenden Faktoren fehlen abet noch entsprechende experi- mentelle Untersuchungen.

In den nun folgenden offenstehenden Fragen wird nach der Ursache einiger beobachteter MiBverh~iltnisse yon Skgs.- Ergebnissen gesucht, und aus der Beantwortung dieser Fragen wird hervorgehen, dab als Ursache daftir die bisherige Ab- lesungsart angesehen werden muB.

Zwei Kurven (Abb. I, Kurve I u n d 2), hochgradiger Skgs.- Geschwindigkeit entsprechend, unterscheiden sich in den Skgs.-Werten nach IO Minuten um I71/2 mm, nach einer 1/2 Stunde um 6 mm und nach einer Stunde um 21/2 mm. Wie wird die Antwort auf die berechtigte Frage lauten, ob der Unterschied gerade der Stundenwerte den Rfickgang der Skgs.-Geschwindigkeit anzeigt, oder ob nicht der der 1/3- Stunden- oder io-Minuten-Werte dieser Forderung n~iher kommt ?

2 Kurven (Abb. I, I4urve 3 und 4), mittlerer Skgs.-Ge- schwindigkeit entsprechend, unterscheiden sich in den gleichen Zeitpunkten wie oben, also nach IO Minuten, einer 1/2 und I Stunde um i, 5 und 5 mm. Vergleicht man nun die erhaltenen 2 Zahlengruppen yon 171/3:6:21/2 und 1:5:5, so findet man, abgesehen yon absoluten Gr6Benunterschieden, ein grundsgtz- lich verschiedenes Verhalten in Ab- und Anstieg der Werte. Haben die darauf bezogenen diagnostischen und prognosti- schen Erwggungen 2 13erechtigung?

Eine Patientin, an einem pl6tzlich aufgetretenen Poly- arthri~isrezidiv erkrankt, hat einen Stundensenkungswert yon 35 mm (nach LINZEN~amER-1RAUNEI~T). W{ihrend des st6rungs- freien Abklingens des Fiebers und der Gelenkerscheinungen geht der Stundenwert nach 14 Tagen auf 29 mm und nach weiteren 14 Tagen auf io mm zurfick. Er sinkt also in gleichen Zeitr/iumen erst um 6 mm und dann um 19 mm ab. Ent- sprechen diese ungleichm~il3igen _~nderungen des Stunden- wertes in gleichen Zeitr~iumen tats/ichlich ebellSolchen Ande- rungen der Skgs.-Geschwindigkeit?

In der Gesamtzahl yon Skgs.-Ergebnissen (fiber 5o0 Skgs.- Ablaufsbeobachtungen) fiberwogen die mit normalen und hohen Stundenwerten weit solche mit mittleren Werten. Darauf aufmerksam geworden, wurde versucht, im Ablaufe eines akuten Krankheitsgesehehens die Untersuchung zur Zeit einer ungef~thr erwarteten mitt leren Skgs.-Geschwindig- keit anzustellen. Dabei wurde httufig zu frfih oder zu sp~it nntersucht, bzw. die erhShte Skgs.-Geschwindigkeit war ent- weder noch nicht wesentlich oder schon auf normale Werte zuriickgegangen. Es schien, als ob sich in jedem akuten KrankheitsprozeB eine einmal erreichte mittlere Skgs.- Geschwindigkeit schneller der Norm nghern wiirde, als man es nach dem Zurfickgehen yon hohen auf mittlere Werte erwartet h~itte. Liegt die Ursache dieser Erscheinung tat- s/iehlich in Vergnderungen des Blutes begrfindet?

Unterzieht man die bisher fibliche Art der Ablesung yon Skgs.-Ergebnissen einer IZritik, so ergibt sich folgendes:

In fast allen Methoden findet die erste Ablesung inner- halb oder nach Ablauf der ersten Stunde start, und zwar ist wesentlich, dab der Zeitpunkt der Ablesung ftir alle Reaktio- hen, gleichgfiltig ob ftir solche mit erh6hter oder normaler Skgs.-Geschwindigkeit, stets derselbe ist. Dies bedeutet, wie aus Abb. i hervorgeht, dab durch Ablesung nach einer Stunde Skgs.-Werte sowohl aus der ersten, wie auch solche aus der zweiten und dritten Phase, je nach der Gr6Be der Skgs.- Geschwindigkeit der einzelnen Reaktionen, erhalten werden. Betrachtet man nun gesondert die Kurven, die mittlerer Skgs.-Geschwindigkeit entspreehen, so finder man, dab die Ablesung nach einer Stnnde einerseits Werte ergibt, die mehr oder minder am Beginn der zweiten Phase liegen, andererseits aber Werte liefert, die der Mitte oder dem Ende' der zweiten Phase angeh6ren. Es wird also niemals in fibereinstimmenden Phasenzeitpunkten, sondern ohne Rficksicht zum Skgs.- Ablauf in einem ftir alle Reaktionen als festgesetzt geltenden Zeitpunkte abgelesen. Dadurch erfolgt die Ablesung einmal

23. J A N U A R I937 K L I N I S C H E W O C H E N S C I I R I F T . 16. J A t l R G A N G . Nr. 4 133

zu einer Zeit, in der die Blutk6rperchen noch nicht v611ig agglomeriert sind, ein andermal zur Zeit gr6Bter Fallgeschwin- digkeit nach vollendeter Agglomeration und in dritten FMlen zu einer Zeit, in tier die Bewegung der Aggregate bereits dutch ihre l~bereinanderlagerung gehemmt wird. Alle diese Werte werden dann als Masse ffir die Geschwindigkeit senken- der Blutk6rperchen aufgefal3t und zueinander in Vergleich gesetzt.

Mit der Forderung, den Ablesungszeitpunkt in strenger ]3e- rticksichtigung zum Skgs.-Ablauf zu w~hlen, geiingt es, die oben in Frage gestellten PhAnomene zum Versehwinden zu bringen. Dadurch wird die Annahme ffir ihre methodische Bedingtheit wahrscheinlich.

Soil der neu zu w~hlende Ablesungszeitpunkt den Skgs.- Ablauf und damit die in jeder Reaktion andere Skgs.-Ge- sehwilldigkeit berticksichtigen, so wird er sich auch mit dieser stets ver~ndern. Es scheint das physikMische Grundgesetz, das als Geschwindigkeit den in der Zeiteinheit zurfickgelegten Weg definiert, zun~chst durchbrochen, da in verschiedenen Zeiten zurfickgelegte Wege untereinander in Vergleich ge- bracht werden. Die Beachtung dieses einfachen Gesetzes in den bisherigen Methoden kann abet in Anbetracht des reich- lich zusammengesetzten Bewegungsvorganges nicht aus theoretischen, sondern nut aus praktischen l'3berlegungen heraus erfolgt sein.

Auf Grund der oben fesfgestellten AbhXngigkeit yon Skgs.-Geschwindigkeit und Phasenzeit - - die gem~B der

Abb, z. Drei Bundel yon Skgs.-Kurven, Reaktionen verschiedener Geschwindigkeits- gruppen entsprechend.

Grundlage biologischer Reaktionen, wie sie die Blutk6rper- chensenkungsreaktionen darstellen, keinen Anspruch auf- mathematische Genauigkeit erheben kann (Abb. 2) - - ist es theoretisch gleichgiiltig, in welcher Phase die Ablesung er- folgt. Wiehtig s nut, dab m6gliehst gleiehartige Zustd~de der in Senkung beJindliehen Blutk6rperchen bei der Ablesung vet- gliehen werden.

Aus dem Verlaufe der Skgs.-Kurven ist ersichtlich, dab 2 Zeitpunkte in allen Reaktionen deutlich unterscheidbar sind, in denen gleiche Zust~nde der fallenden Teilchen herrschen. Es ist dies der Zeitpunkt des Beginnes der zweiten Phase und der ihres Endes. Im ersten haben die Agglomerate an- scheinend gerade die gr6Bte Fallgeschwindigkeit erreicht, und im zweiten Punkte besitzen sie diese gerade noch, um dann sofort mit Ein t r i t t der Sackung langsamer zu fallen.

Abb. 2 zeigt 3 Btindel yon Kurven, die Skgs.-Reaktionen yon verminderter oder normaler, m~tl3ig und stark erh6hter Geschwindigkeit entsprechen. Einzelne Kurven eines Bfindels unterscheiden sich nur wenig voneinander, doch f~llt be- sonders an jenen ffir stark erh6hte Geschwindigkeit ihre gr6Bte Differenz gegen Ende der zweiten Phase auI. Dieses Btindel besitzt - - in Analogie zum Gesamtbfindel in Abb. I - - gleichsam spindelf6rmige Gestalt, indem die Kurven vom Ausgangspunkt auseinanderstreben und mit Ein t r i t t der zweiten Richtungs~nderung (Beginn der Sackungsphase) wieder konvergieren. Es Iolgt daraus, dab Reaktionen, die sich in der ersten oder dritten Phase in ihren Skgs.-Werten kaum unterscheiden, gegen Ende der zweiten Phase gr6Bere, und zwar die gr6Btm6glichen Unterschiede haben. Beste Unterscheidbarkeit ist aber im Streben nach m6glichster Genauigkeit in der Ablesung erwfinseht. I n diesera Sinne wird

der Zeit/punkt am Ende der zweiten Phase als der gi'mstigste ]i~r die Ablesung bezeichnet.

Die praktische Durchfiihrung der Ablesung in diesem Zeit- punkte st6Bt aber zun~chst auf Schwierigkeiten: Wann ist in einer Reaktion das Stadium erreicht, in der die Ablesung verlangt ist, und wie erkennt man es?

Es ist gekennzeichnet durch das Eintreten einer Ge- schwindigkeitsXnderung der sich bewegenden Teilchen und wird daher nur durck Geschwindigkeitsmessungen gefunden.

Abb. 3. Endpunkte der e. Phasen zweier Skgs.-Reaktionen und Vergleich der ihnen zugeh(Smgen Skgs.-Werte zu den Stunden-Skgs.-Werten.

Dazu ist aber die Beobachtung der t3ewegung w~hrend eines l~tngeren Zeitraumes n6tig.

Die photographische Registxierung und die graphisehe Dar- stellung des Senkungsablaufes in der vorhin geschilderten Weise sind die besten Methoden, um diesem Verlangen nachzu- kommen. An den mit diesen Methoden erhaltenen Kurven kann leicht und genau der verlangte Zeitpunkt Iestgestellt und der ihm entsprechende Skgs.-Wert abgelesen werden (Abb. 3)- Man verl~ngert den mittleren Teil der Skgs.-Kurve, der wegen der Konstanz der Geschwindigkeit in dieser Zeit eine Gerade ist, fiber sein unteres Ende hinaus und finder als gesuchten Punkt jenen, in dem die Kurve v o n d e r Geraden abzuweichen beginnt.

Ftir alle F/~lle yon normalem Skgs.-Ablauf werden bei einiger Zeitersparnis ebenso genaue Ergebnisse auf folgende Weise erzielt: Unter Zuhilfenahme des Kurvendiagramms aus Abb. I gelingt es, durch eine orientierende Ablesung zur Zeit des schnelleren Absinkens der Blutk6rperchen das Ende der zweiten Phase zeitlich im voraus ungef/~hr festzulegen. In dieser vorausbestimmten Zeit nimmt man dann mehrere Ab- lesungen in kurzen Zeitabst~nden vor und stellt sich mittels der erhaltenen Werte einen Teil der Skgs.-Kurve dar. Der

0 70 gO 30 r 50 60 70 80 ,90 770M/n.

1o .

........... :-"'~ ........ 5 15 'N <- _

20 ~ \ ~ rlup/,

35-- "--" ~0

Abb. 4. Diagramm aus Abb. x als Unterlage; die Verbindungslinie der Endpunkte der 2. Phasen s~mtlicher Reaktionen als Zeitpunktskurve (g). Zwei Beispiele der

Ablesung in dmsen Phasenzeitpunkten. (Kurve I und e.)

Skgs.-Wert ergibt sich aus dem Kurventei l wie oben (Abb. 4, Kurve I).

Eine noch weitergehende Zeitersparnis beeintr/~chtigt bereits teilweise die Genauigkeit der Ergebnisse : Man benfitzt, der friiheren Mitteilung entspreehend, das Kurvendiagramm aus Abb. i als Unterlage und zeichnet die 2 oder 3 zu belie- bigen Zeiten abgelesenen Skgs.-Werte ein. Vorausgesetzt, dab der Kurvenverlauf normal ist, verbindet man die Punkte durch eine fast parallel zu den anderen Kurven verlaufende Linie und erh~lt so ungefihr eine graphische Darstellung des Skgs.-Ablaufes (Abb. 4, Kurve 2).

I34 K L I N I S C H E W O C H E N S C H

Zeichnet man die E n d p u n k t e der zweiten Phase ffir alle K u r v e n in Abb. i ein, so erhfilt m a n Ms Verbindungsl inie dieser P u n k t e eine Kurve , m i t deren Hilfe sich die Ablesung noeh einfacher gestal te t . Der Schn i t t punk t jeder bel iebigen Skgs . -Kurve mi t dieser neuen , , Z e i t p u n k t s " - K u r v e 1M3t den Skgs . -Wer t d i rekt ablesen (Abb. 4, I{urve Z).

Die dabei au f t r e t enden Ungenau igke i t en der Ergebnisse sind, wie aus dem folgenden zu ersehen sein wird, wesent l ich kleiner als die bei der S tundenablesung gelegentl ieh sich er- gebenden. Deshalb wird auch diese Ar t der Ablesung mi t ih rem re la t iv ger ingen Zei taufwand sowohl in I~liniken als aueh in Alnbula tor ien und in der P r iva tp rax i s mi t Vortei l Anwendung f inden k6nnen.

Bei Verwendung yon 5 ~ m m langen Bluts~ulen gelten ent- sprechend der S tundenwer te in te i lung nach LANDAU 3 neu- gefundene Skgs . -Werte his 14 m m ffir ve rminder t e bis normale Skgs. -Geschwindigkei t (Stunden-u bis 8 m m nach LINZEN- MSlSR-RAUNERT), die yon I 4 - - i 5 1 / z m m ffir le ieht erh6hte Geschwindigkei t (S.W. yon 8- -15 mm), von I51/~--I9 m m ffir mi t t e lhohe Wer te (S.\V. yon I 5 - - 2 5 ram) und die fiber 19 m m ffir s ta rk erh6hte Skgs . -Werte (S.W. fiber 25 ram). Vergleicht m a n die neuen Wer t e untere inander , so f~llt besonders der hohe Norma lwer t gegenfiber den verhaltnism~tl3ig nur um weniges h6heren, t ibrigen W e r t e n auf. Zur Besei t igung dieses MigverhMtnisses sei vorgeschlagen, jeden Skgs . -Wert auf den Norma lwer t zu beziehen und diesen gleich Null zu setzen, so dab man nach obiger Reihenfo/ge ffir leicht, mi t t e l s t a rk und s ta rk erh6hte Skgs.-Geschwindigkei t die Wer te von o--i1/2, i1/2--5 und uber 5 m m erh~tlt (Ablesungsmal3stab in Abb. 4 rechts). Ffir FMle von ve rminde r t e r Skgs.-Geschwindigkei t haben die Zahlen der Skgs . -Wer te ein negat ives Vor- zeichen, da sie kleiner als der Normalwer t , also kleiner als Null sind.

Das ganz andere Zahlenverh~Itnis der neuen V~rerte zu den en tsprechenden Zahlen naeh LANDAUS Ein te i lung l~Bt da rauf schlieBen, daf3 auch eine neue Beur te i lung der Wer te an Stelle der a l ten t re ten muB. Diese wird nur dann eine gtiltige sein, wenn sie sich auf eine reiche klinische E r f a h r u n g stfi tzt .

Wegen der niederen Zahlen der neuen Skgs . -Werte ist es notwendig, ger ingeren Untersch ieden derselben eine gr613ere Bedeu tung beizumessen als bisher. Die Genauigkei t der E r - gebnisse ist du tch die niederen \Verte etwas eingesehr~nkt. D e m Wunsche nach h6heren Zah lenwer ten kann du tch Ver- lgngerung der Bluts~tulen auf IOO oder 2o0 m m Rechnung ge t ragen werden, doch f indet man prakt i sch auch mi t den nie- deren vo l lkommen sein Auslangen.

U m die du tch Iangj~thrige ~ b u n g e in igermagen sichere Be- ur te i lung yon Skgs.-Ergebnissen nicht preiszugeben, wird am bes ten anfangs auch noch der Wer t , der nach der bisherigen Ablesungsar t erhal ten wird, zu dem neuen Skgs.-~Vert hinzu- gesetzt .

Nochmals sei betont , dab Skgs . -Reakt ionen mi t , ,anor- m a l e m " Skgs.-Ablauf, wie dies meis t nnd fast ausschlieBlich bei schweren Angmien vo rkommt , in ihren Skgs . -Werten nicht mi t anderen vergl ichen werden k6nnen, und dab in solchen F~llen zur r icht igen Ablesung (am Ende der zweiten Phase) gr613ere Aufmerksamke i t als sonst no twendig ist.

In der folgenden Tabel le sind Stunden-Skgs . -Wer te mi t Skgs.-Werfen, die am E n d e der zwei ten Phase jeder Reakf ion abgelesen wurden, aufs te igend in Vergleich gesetzt. Gleich- zeit ig sind zwischen je 2 Wer t e einer Ablesear t deren Differen- zen durch Zahlen angegeben. Vergleicht man die Unterschiede

V e r g l e i c h d e r S k g s . - W e r t e n a c h e i n e r S t u n d e (St.W.) u n d d e r W e r t e a m E n d e d e r 2. S k g s . - P h a s e (Ph.W.).

St.W. Ph.W.

8 mm . . . . . . . . . . . . . 0,0 mm 5 mm 13 . . . . . . . . . . . . . . . 0,5 ,, 0,5 mm '3~I~ 16~/0 . . . . . . . . . . . . . . . 1,2 ,, 0,7 ., ~V, .. 2 1 . . . . . . . . . . . . . . . 2,8 ,, ] . 6 ,, 4'h 251/, . . . . . . . . . . . . . . . 4,8 ,, %0 ,, 3~/" " 29 . . . . . . . . . . . . . . . 6,6 ,, l , s . , ~V, 321/.2 . . . . . . . . . . . . . . . 8,5 ,, 1,.~ ~W:, 35 . . . . . . . . . . . . . . . 13,0 ,, ~.5

R I F T . i6. J A H t l t G A N G . Nr . 4 23. J A N U A R x937

der S tundenwer te (in der Tabel le links) mi t denen der neuen Wer te (in der Tabelle rechts), so f indet m a n verhAltnism~13ig wesent l ich grSl3ere Unterschiede links gegentiber rechts ffir in~tl3ig erh6hte Werte , umgekehr t aber grSBere Unterschiede rechts gegenfiber links ffir s ta rk erh6hte Werte . Der Bereich der hohen Wer te scheint bei der neuen Ablesung auf Kosten der mi t t le ren Wer te auseinandergezogen zu sein.

S~tmtliche frfiher gestel l ten Fragen werden du tch dieses verschiedene Verhal ten der Wer tun te r sch iede beider Ablese- a r t en bean twor te t :

Sowohl fi~r _~u hoher, wie aueh liar solche mittlerer Skgs.- Geschwindigkeit ist nicht der Unterschied der Stunden-, sondern der i~bereinstimmenden Phasenzeitpunktwerte sin Marl ]i~r die Verdnderungen der Skgs.-Geschwindigkeit.

Die neuen Skgs. -Werte ffir die 3 Untersuchungen, die an der po lyar th r i t i sk ranken Pa t i en t in v o r g e n o m m e n wurden, sind I3, 6112 u n d o m m gegenfiber S tundenwer ten yon 35, 29 und IO mm. Es war also nach der neuen Ablesear t die Skgs.- Geschwindigkei t in gleichen Zei t r~umen jedesmal um den gleichen W e f t zurfickgegangen.

Du tch die Ausbre i tung der neuen, hohen Skgs. -Werte auf einen gr6Beren, und durch das Zusammenschieben mi t t l e re r Wer te auf einen kleineren Bereich, ist es erklarlich, wa rum bei der S tundenablesung hS~ufiger hohe und sel tener mi t t le re Wer te e rha l ten werden.

Durch die Ablesung zu f ibere ins t immenden Phasenzei t - pnnk t en werden diese MiBverh~ltnisse vermieden.

Von s~tmtlichen, bisher gebr~uchl ichen Methoden ist REICHELS 4 Mikromethode meines Erach tens die erste und einzige, die auf die Phasen wenigstens ungefghr, wenn auch aus anderen l~berlegungen heraus, Nficksicht n immt . Bei dieser Methode erfolgt die Ablesung m6gl ichst vo r dem Ein- t r i t t des Skgs.-Ablaufes in die dr i t t e Phase, da in dieser die Skgs . -Werte durch Einflfisse yon sei ten des Blu tk6rperchen- vo lumens kompliz ier t werden. Nach dem Vorhergehenden muB aber das Verlangen, bei der Ablesung nur die dr i t te Phase zu vermeiden, als unzureichend erk lar t werden.

Auch die Ablesung nach einer be s t immten zurfickgelegten Wegs t recke yon 18 m m (LINZENMEIER) erffillt n icht die Forderung, gleiche t31utk6rperchenzustgnde bei der Ab- lesung zu vergleichen.

Die hier empfohlene neue Ablesear t ve r lang t gr613ere Opfer an Zeit, doch mug dies, in Aussicht auf eine grunds~tzl ich er- h6hte Genauigkei t der Ergebnisse, h ingenommen werden.

Da der Methode nach LINZENMEIER-RAUNERT, die hier ausschlieBlich Verwendung land, yon mancher Seite die Brauchbarke i t und Zuverl / issigkeit abgesprochen wird, sei schon je tz t einer sp~teren ausffihrlichen Mit te i lung vorweg- genommen, dab exper imente l le Vergle ichsuntersuchungen vo l lkommene l~bere ins t immung mi t anderen als sicher brauch- ba r bezeichneten Methoden ergaben.

Zusam~r~en]assung: An einigen Beispielen werden MiBver- h~.ltnisse in Senkungs-(Skgs.)Ergebnissen auf die bisherige Ab- lesungsar t der verschiedenen Methoden zurfickgeffihrt. Du tch Berf icksicht igung des Skgs.-Ablaufes und Ablesung yon Skgs.- W e r t e n a m Ende der zweiten Phase jeder Reak t ion ist das Auf t re ten dieser MiBverh~Lltnisse zu vermeiden.

I( leine Unterschiede hoher Skgs . -Werte bisheriger Metho- den besi tzen nach der neuen Ablesungsar t gr613ere Bedeutung. U m g e k e h r t sind grSBere Unterschiede mi t t l e re r S tunden- Skgs . -Werte weniger yon Bedeutung.

Es werden die verschiedenen M6glichkei ten zur prakt i schen Durchf t ihrung dieser neuen Ablesungsar t dargelegt .

Skgs.-Ergebnisse in F~llen h6hergradiger AnXmie sind mi t solchen fiir normale E r y t h r o c y t e n z a h l e n nicht einfach ver- gleichbar.

L i t e r a t u r : 1 HITI, Z. Kinderhei!k. 56 , 449 (1934). -- ~ KosA- Kow u. SCt~E~'KMANN, Z. Kinderheilk. 50, 44 (1931) �9 -- 3 LANnAU, Amer. J. Dis. Childr. 45, 692 (1933). -- 4 REICI~EL. Die Blutk6rper- chensenkungsreaktion. Berlin 1936.