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142 KRONEBERG: [~ber die Oxydation von Adrenalin und Artcrenol. beigemischten Adrenalin zu Lebzeiten einmal die Funktion des Accelerans- stoffes zukam, dem Arterenol der Herzextrakte hingegen die Funktion des Sympathins im Bereich des Koronargef~fte. Diese Annahm'e findet eine fiberzeugende Stfitze in der Tatsache, daft der Frosch als einzige Tierart keine arterenergische, sondern eine rein ,,adrenergische" Herz- innervation hat, daft sich in Froschherzextrakten kein Arterenol, sondern nur Adrenalin nachweisen 1/~ftt : denn das Froschherz besitzt bekanntlich kein Koronargef/~ft system. Diskussion. I~EIM: D&8 unterschied|iche VerhMten yon Kaninchen, Katzen und Hunden bei drohender Gefahr l~13t sich nicht so sehr durch die Unterschiede im Arterenolgehalt des Nebennierenm~rks erkl~ren, sondern in den Unterschieden in der Weite der Gef~Be und der vorhandenen Blutdepots. (Katzen cnges Gef/~13- system, geringe Blutreserven. Kaninehen, Hundc weites Gefi~Bsystem, groBe Blur reserven.) {~. KRONEBERG(Rostoek): (Tber die Oxydation yon Adrenalin und Arte- renol. Der yon KISCH als ,,Omega-Katalyse" bezeichneten spontanen Oxy- dation des Adrenalins liegt wohl die Bildung eines rot gefiirbten, mit Adrenochrom identischen Oxydationsproduktes zugrunde, das die Oxy- dation katalytisch beschleunigt. L~fit man die Reaktion mit AdrenMin- und ArterenollSsungen bei PH 7,4 in der WARsvl~a-Apparatur ablaufen, so zeigt sich, daft naeh einer 3stfindigen Induktionsperiode Adrenalin u~hezu doppelt soviel Sauerstoff aufnimmt wie Arterenol. Das fiir (tie Adrenalinoxydation verantwortliche Adrenochrom scheint demnach ein wirksamerer Oxydationskatalysator zu sein als das aus Arterenol sich bildende Noradrenochrom. Die Ursache k6nnte in einer gr6Beren Labiliti~t des Noradrenochroms |iegen. L/~ftt man n/imlich dutch Polyphenoloxydase in beschleunigtem Reaktionsablauf bei pH 5,3 das gesamte Adrenalin und Arterenol ill Adrenochrom bzw. Noradrenochrom fiberfiihren, wozu 2 Atome O 2 pro Molekiil Substrat erforderlich sind, so kommt die Sauerstoffaufnahme im Adrenalinansatz praktisch zum Stillstand, wahrend sie im Arterenol- ansatz fiber die Stufe der ,,roten Substanz" hinaus unter Bildung braunschwarz gef~rbter Produkte fortschreitet. Daft das stabilere Adrenochrom der wirksamere Oxydationskataly- sator ist, ]/~ftt sich in oinem einfachen Modellversuch zeigen, in dem man Ascorbins/£ure Ms Substrat anbietet. Die Ascorbinsi~ureoxydation wird (lurch Zusatz einer kleinen Menge Adrenochrom weir mehr beschleunigt als durch Zusatz einer entsprechenden ~¢[enge Xoradrenochrom. Adreno- chrom vermag nach Untersuchungen yon GREEN und RICHTER als Wasserstofffibertr/iger zwischen der Milchs/iure- und ~pfels~uredehydrase

Über die Oxydation von Adrenalin und Arterenol

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Page 1: Über die Oxydation von Adrenalin und Arterenol

142 KRONEBERG: [~ber die Oxydation von Adrenalin und Artcrenol.

beigemischten Adrenalin zu Lebzeiten einmal die Funktion des Accelerans- stoffes zukam, dem Arterenol der Herzextrakte hingegen die Funktion des Sympathins im Bereich des Koronargef~fte. Diese Annahm'e findet eine fiberzeugende Stfitze in der Tatsache, daft der Frosch als einzige Tierart keine arterenergische, sondern eine rein ,,adrenergische" Herz- innervation hat, daft sich in Froschherzextrakten kein Arterenol, sondern nur Adrenalin nachweisen 1/~ftt : denn das Froschherz besitzt bekanntlich kein Koronargef/~ft system.

Diskussion. I~EIM: D&8 unterschied|iche VerhMten yon Kaninchen, Katzen und Hunden bei drohender Gefahr l~13t sich nicht so sehr durch die Unterschiede im Arterenolgehalt des Nebennierenm~rks erkl~ren, sondern in den Unterschieden in der Weite der Gef~Be und der vorhandenen Blutdepots. (Katzen cnges Gef/~13- system, geringe Blutreserven. Kaninehen, Hundc weites Gefi~Bsystem, groBe Blur reserven.)

{~. KRONEBERG (Rostoek): (Tber die Oxydation yon Adrenalin und Arte- renol.

Der yon KISCH als ,,Omega-Katalyse" bezeichneten spontanen Oxy- dation des Adrenalins liegt wohl die Bildung eines rot gefiirbten, mit Adrenochrom identischen Oxydationsproduktes zugrunde, das die Oxy- dation katalytisch beschleunigt. L~fit man die Reaktion mit AdrenMin- und ArterenollSsungen bei PH 7,4 in der WARsvl~a-Apparatur ablaufen, so zeigt sich, daft naeh einer 3stfindigen Induktionsperiode Adrenalin u~hezu doppelt soviel Sauerstoff aufnimmt wie Arterenol. Das fiir (tie Adrenalinoxydation verantwortliche Adrenochrom scheint demnach ein wirksamerer Oxydationskatalysator zu sein als das aus Arterenol sich bildende Noradrenochrom.

Die Ursache k6nnte in einer gr6Beren Labiliti~t des Noradrenochroms |iegen. L/~ftt man n/imlich dutch Polyphenoloxydase in beschleunigtem Reaktionsablauf bei pH 5,3 das gesamte Adrenalin und Arterenol ill Adrenochrom bzw. Noradrenochrom fiberfiihren, wozu 2 Atome O 2 pro Molekiil Substrat erforderlich sind, so kommt die Sauerstoffaufnahme im Adrenalinansatz praktisch zum Stillstand, wahrend sie im Arterenol- ansatz fiber die Stufe der ,,roten Substanz" hinaus unter Bildung braunschwarz gef~rbter Produkte fortschreitet.

Daft das stabilere Adrenochrom der wirksamere Oxydationskataly- sator ist, ]/~ftt sich in oinem einfachen Modellversuch zeigen, in dem man Ascorbins/£ure Ms Substrat anbietet. Die Ascorbinsi~ureoxydation wird (lurch Zusatz einer kleinen Menge Adrenochrom weir mehr beschleunigt als durch Zusatz einer entsprechenden ~¢[enge Xoradrenochrom. Adreno- chrom vermag nach Untersuchungen yon GREEN und RICHTER als Wasserstofffibertr/iger zwischen der Milchs/iure- und ~pfels~uredehydrase

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BXNDI~R: Zur Toxikologie des Adrenalins, Sympatols, Veritols und Pervitins. 143

einerseits und dem Zytochromsystem andererseits zu fungieren. Es ist anzunehmen, dab Noradrenochrom auch hier der weniger wirksame Kata lysa tor sein wiirde.

In frfiheren Untersuchungen hat ten wir zeigen k6nnen, dab die hyperglykdmische und die grundumsatzerhShende Wirkung des Adrenalins beim Arterenol viel schw~cher ausgepr~gt ist. Die Unterlegenheit des Arterenols in bezug auf die Stoffwechselwirkung kSnnte deshalb durch die geringere Stabilit/it des aus Arterenol entstehenden Oxydations- katalysators - - Noradrenochrom - - verursacht sein.

Die Oxydation der beiden Sympathikomimet ika zu Adrenochrom bzw. Noradrenochrom wird im tierischen Organismus vor allem durch das Zytochrom-Zytoehromoxydasesystem iibernommen. Dieses Oxydations- system ist vorwiegend in der Muskulatur lokalisiert. Hier spielen sich andererseits auch die wichtigsten Stoffwechselwirkungen des Adrenalins und Arterenols ab. - - Demgegentiber diirfte der Aminoxydase, die Adrenalin und Arterenol dutch oxydative Desaminierung der Seitenkette abbaut, eine geringere Bedeutung zukommen. Daffir spricht einmal, das die Produkte der Fermentwirkung biologisch unwirksam sind, sodann, dab das Ferment selbst haupts~chlich nur an den , ,Eingangspforten" des Organismus - - in Darmwand und Leber - - vorkommt.

A. BXND~R (Marburg): Zur Toxikologie des Adrenalins, Sympatols, Veritols und Pervitins einzeln und in Kombinationen.

In Zusammenarbei t mi t H]~IM wurde fiir das Adrenalin, Sympatol, Veritrol und Pervit in die Dosis letalis minima einzeln und in Kom- binationen bestimmt. Die letalen Dosen betragen ffir die Adrenalinbase 5,8 7/g K. G., ffir die Sympatolbase 1150 7/g K. G., ffir die Veritolbase 195 7/g K. G. und die Pervitinbase 40 y/g K. G.

In der zweiten Versuchsreihe wurde nun das Adrenalin jeweils mit dem Pervitin, Veritol und Sympatol kombiniert und nun wiederum die letale Kombinationsdosis ermittelt.

Die letalen Kombinationsdosen ffir Adrenalin und Pervit in betrugen nun 1,47 y/g K. G. fiir das Adrenalin, das sind 25% der letalen Adrenalin- dosis, und 8 y Pervit in/g K. G., das sind 20% der letalen Pervitindosis. Die letale Kombinationsdosis betr/~gt nur 45% der Summe der letalen Einzeldosen. Es handelt sich bier um einen ausgesprochenen Poten- zierungseffekt.

Die letalen Kombinationsdosen fiir Adrenalin + Veritol betrugen fiir das Adrenalin 1,67 y und das Veritol 63 Y/g K. G., das sind 28 bzw. 32% der letalen Einzeldosen. Bei dieser Kombinat ion trit~ also aueh eine Wirkungspotenzierung der Mittel ein, denn die Summe beider Dosen betri~gt nur 60% der letalen Einzeldosen.