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(Aus der Medizinischen Universit~tsklinik Bern. -- Direkt~r: Prof. Dr. WalterFrey.) Uber die sporfiirzfliche Beurteihmg des Wettkihnpfers vor und nach groBen Dauerleistungen. Von M. Gukelberger. (Einffegar~gen am 9. Februar 1939.) Einleitung. ~ber sport/~rztliche Untersuehungsergebnisse ist in den ]etzten Jahren wiederholt berichtet worden. Es wfirde sich desha|b nicht lohnen, weiteres Beobachtungsmaterial zu verSffentlichen, wenn sich bei unseren Untersuehungen nicht neue Gesichtspunkte in der Beurteilung der Resultate ergeben h/~tten. Die sport~rztliehe T/~tigkeit beschr~nkt sieh ja heute nicht nur auf das Erfassen yon Sportsleuten, denen aus gesundheitlichen Grfinden die sportliche Bet/itigung oder zum mindesten der Wettkampf untersagt werden muB. Sie befaBt sieh vielmehr mit dem Erkennen und Verhfiten yon Sportsch/~den. Das letzte gelingt da in leichter Weise, wo ein obligatorischer sport/irztlicher Dienst besteht und wo die Sporttreibenden in regelm/~fligen zeitlichen Abst~nden ~rztlich kontrolliert werden. Der Sportarzt wird abet immer wieder in die Lage versetzt werden, vor einem Wettkampf Leute unter- suchen zu miissen, die er vorher nie gesehen hat und fiber deren Eignung zum Wettkampf er sich nur an Hand der kurz dauernden sport~rztlichen Untersuchung orientieren kann. Kann eine Anomalie mit Hflfe 'der fibliehen klinischen Methoden ausgeschlossen werden, so wird der unter- suehte Sportsman nals tauglich ffir den Wettkampf entlassen. Ffir die meisten Fs mag dies aueh genfigen. Es gibt aber sportliche Wett- k~mpfe, bei denen selbst der guttrainierte Sportsmann seine letzten Reserven zu mobilisieren hat, bei denen das sportliche Talent und die ausgefeilte Teehnik nicht allein von ausschlaggebender Bedeutung sind. Dies gilt vor allem fiir den alpinen 50 km-Skilanglauf. Als Sportarzt fragt man sich jeweilen, ob alle als tauglich befundenen Ls einer solehen Gewaltsleistung denn aueh wirklich gewaehsen seien, und man empfindet es als einen Mangel, dab die Kondi~ion, d. h. der momentane Trainingszustand des einzelnen Sportsmannes mit objektiven Methoden nieht besser erfal3t werden kann. Unsere Untersuchungen befassen sieh einerseits mit diesem Problem des Erfassens des Trainingszustandes. Andererseits interessierten wir uns ffir den kSrperlichen Zustand der L~ufer nach einer solchen sport- lichen Gewaltleistung. Auch in dieser Riehtung sind die Verh~ltnisse noeh nicht vollst/~ndig gekl~rt, trotz umfangreieher Untersuehungen anl/~Blich der Winterolympiade 1928 und der Fisrennen im Jahre 1931.

über die sportärztliche Beurteilung des Wettkämpfers vor und nach großen Dauerleistungen

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Page 1: über die sportärztliche Beurteilung des Wettkämpfers vor und nach großen Dauerleistungen

(Aus der Medizinischen Universit~tsklinik Bern. - - Direkt~r: Prof. Dr. WalterFrey.)

Uber die sporfiirzfliche Beurteihmg des Wettkihnpfers vor und nach groBen Dauerleistungen.

Von M. Gukelberger.

(Einffegar~gen am 9. Februar 1939.)

Einleitung. ~ber sport/~rztliche Untersuehungsergebnisse ist in den ]etzten Jahren wiederholt berichtet worden. Es wfirde sich desha|b nicht lohnen, weiteres Beobachtungsmaterial zu verSffentlichen, wenn sich bei unseren Untersuehungen nicht neue Gesichtspunkte in der Beurteilung der Resultate ergeben h/~tten. Die sport~rztliehe T/~tigkeit beschr~nkt sieh ja heute nicht nur auf das Erfassen yon Sportsleuten, denen aus gesundheitlichen Grfinden die sportliche Bet/itigung oder zum mindesten der Wettkampf untersagt werden muB. Sie befaBt sieh vielmehr mit dem Erkennen und Verhfiten yon Sportsch/~den. Das letzte gelingt da in leichter Weise, wo ein obligatorischer sport/irztlicher Dienst besteht und wo die Sporttreibenden in regelm/~fligen zeitlichen Abst~nden ~rztlich kontrolliert werden. Der Sportarzt wird abet immer wieder in die Lage versetzt werden, vor einem Wettkampf Leute unter- suchen zu miissen, die er vorher nie gesehen hat und fiber deren Eignung zum Wettkampf er sich nur an Hand der kurz dauernden sport~rztlichen Untersuchung orientieren kann. Kann eine Anomalie mit Hflfe 'der fibliehen klinischen Methoden ausgeschlossen werden, so wird der unter- suehte Sportsman n a l s tauglich ffir den Wettkampf entlassen. Ffir die meisten Fs mag dies aueh genfigen. Es gibt aber sportliche Wett- k~mpfe, bei denen selbst der guttrainierte Sportsmann seine letzten Reserven zu mobilisieren hat, bei denen das sportliche Talent und die ausgefeilte Teehnik nicht allein von ausschlaggebender Bedeutung sind. Dies gilt vor allem fiir den alpinen 50 km-Skilanglauf. Als Sportarzt fragt man sich jeweilen, ob alle als tauglich befundenen Ls einer solehen Gewaltsleistung denn aueh wirklich gewaehsen seien, und man empfindet es als einen Mangel, dab die Kondi~ion, d. h. der momentane Trainingszustand des einzelnen Sportsmannes mit objektiven Methoden nieht besser erfal3t werden kann.

Unsere Untersuchungen befassen sieh einerseits mit diesem Problem des Erfassens des Trainingszustandes. Andererseits interessierten wir uns ffir den kSrperlichen Zustand der L~ufer nach einer solchen sport- lichen Gewaltleistung. Auch in dieser Riehtung sind die Verh~ltnisse noeh nicht vollst/~ndig gekl~rt, trotz umfangreieher Untersuehungen anl/~Blich der Winterolympiade 1928 und der Fisrennen im Jahre 1931.

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Beurteilung des Wettk/~mpfers vor und nach grollen Dauerleistungen. 493

Eigene Untersuchungen. Unsere Untersuchungen stammen vom I I. Schweizer 50 km Skidauerlauf. Es handelte sich um einen sehr anstrengenden Lauf yon alpinem Charakter mit etwa 1000 m HShen- differenz. Ferner war das Rennen dadureh erschwert, dab die Piste bald durch sehattige Waldwege, bald dureh Sonnenhi~nge ftihrte und die L~ufer mit allen Sehneearten Bekanntsehaft maehen liel]. Dadureh war die LSsung der Wachsfrage mehr oder weniger unmSglich, und die L/~ufer waren sehr oft gezwungen, durch anstrengende Stockarbeit und Gr/it- schritt Steigungen zu fiberwinden. Bei diesen Verh/iltnissen war es kein Wunder, dab die Laufzeiten gegenfiber frfiheren L/~ufen 1/~nger ausfielen. Bei unseren Untersuehungen beschr/inkten wir uns auf die physikalische Untersuchung von Herz und Lunge, die Feststellung der Vitalkapazit/~t, der Pulsfrequenz und des Blutdrucks.

Die erste Untersuchung erfolgto am Abend vor dem Rennen, die zweite im Ansehlufl daran, d .h . etwa 5--10 Min. nach Ankunft der L/~ufer am Ziel. Es handelte sich somit nieht um eine unmittelbare Untersuchung der L/~ufer am Ziel, wo man noch die Zeichen des End- spurts in der Form einer gewaltigen Pulsfrequenzsteigerung nachweisen kann. Wir bekamen die Leute erst dann zur Untersuchung, wenn sieh sehon ein gewisses Gleiehgewieht hinsichtlich der physiologisehen Funk- tionen eingestellt hatte.

Ergebnisse. Wir haben die Ergebnisse nach der Rangliste der L~ufer geordnet und sind dabei vom Gedanken ausgegangen, daft nur Leute in hochtrainiertem Zustand einen solehen Lauf mit gutem Erfolg und in ordentlieher Verfassung iiberstehen kSnnen. Dieser Gedanke hat sich denn aueh als brauchbar erwiesen. Wir haben die 30 L~ufer in 3 gleieh- grol3e Gruppen eingeteilt, n~mlieh in die Gruppe der guten L~ufer, in die Gruppe der mittelguten L&ufer und in die letzte Gruppe der sehleehten L~ufer. Diese Einteilung mag etwas willkiirlich erseheinen. Zuf~lliger- weise bestand aber zwischen den einzelnen Gruppen ein deutliches zeitliches Intervall, in dem keine L~ufer ankamen. Es lieflen sich so ohne Zwang 3 gleiehgroBe Gruppen voneinander abtrennen. Die Ergebnisse sind in Tabelle 1 dargestellt.

Die grSl3te Vitalkapazit~t finder sich unter den besten, die kleinste unter den sehleehten L~ufern. Die durchschnittliehe Vitalkapazit~t der versehiedenen Gruppen verh~lt sieh dagegen etwas anders. Sie ist am grSBten in der Gruppe I. Es folgt dann aber die Gruppe I I I und erst an letzter Stelle die durehschnittliche Vitalkapazit~t der mittelguten L~ufer. Die Schwankungsbreite der verschiedenen Werte betr~gt fiir die Gruppe I 1,75 1 (6,1 4,35), bei Gruppe I I 0,9 1 (4,6--3,71) und ftir die Gruppe I I I 1,9 1 (5,2--3,31). Nach dem Lauf zeigt sieh allgemein eine Abnahme der Vitalkapazit~t. Nur je 2 F~lle yon Gruppe I I und I I I weisen nach dem Lauf eine betr/~chtliehe Zunahme auf.

34*

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494 M. Gukelberger: Die spor~rz t l i che Beurtei lung des Wet tk~mpfers

T a b e l l e l . S p o r t ~ r z t l i c h e U n t e r s u c h u n g s r e s u l t a t e y o r e 11. S c h w e i z e r 50 k m - I k i d a u e r l a u f .

Dlastolischer Systolischer Vitalkapazit~t Hcrzfrequenz Druck Amplitude Rang Druck

1 2 3 4 5 6 7 8 9

10

Durch- schnitts-

wer~ 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20

Durch- schnitts-

wert 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30

Durch- schnitts-

wert

vor [ ~ach

5,1 4,4 5,05 4,4 5,3 5,0 4,5 4,3 4,95 4,5 4,80 i 4 , 5 5 6,1 5,9 4,6 4 , 0 4,6 4,3 4,35 !3 ,8

4,93 4,51

4,05 4,0 4,55 3,9 4,2 4,3 4,4 3,9 3,7 3,8 4,15 3,8 4,6 4,0 4,2 3,6 4,05 3,4 4,25 4,1

4,21 3,88

4,15 3,6 5,2 5,1 4,4 4,9 4,85 4,3 3,75 3,4 3,25 3,0 5,05 5,6 4,8 4,2 3,9 3,9 3,3 3,0

4,26 4,1

vor nach

64 120 56 100 48 84 66 120 60 116 8O 108 80 136

100 116 80 120 80 116

71 113

52 104 78 100 60 112 80 84 66 120 64 100 68 112 64 108 72 96 60 100

66 l l 3

64 136 60 116 76 120 64 128 80 124 72 120 84 128 72 120 76 100 72 116

74 120

vor nach

75 75 8O 7O 75 75 75 80 70 82 80 90 65 80 80 70 75 85 85 75

76

80 85 85 65 75 80 90 85 80 60

78 73

85 80 90 90 80 75 75 75 9O 75 75 65 90 90 80 75 85 70 75 80

82 77

vor nach

50 30 40 45 50 35 45 20 65 21 75 58 53 35 60 48 80 4O 40 50

55 38

40 35 45 50 42 35 50 33 45 40 35 45 55 25 75 35 50 45 25 25

46 36

35 15 52 35 42 25 48 40 75 30 70 55 45 40 55 25 50 25 45 35

50 32

vor nach

125 105 120 115 125 110 120 100 135 103 155 148 118 115 140 118 155 125 125 125

132 116

120 115 130 125 120 115 115 108 120 115 115 115 145 95 160 l l 0 130 115

85 100

124 111

120 95 142 125 122 100 115 115 165 105 135 120 135 130 135 100 135 95 120 115

132 111

D ie d u r c h s c h n i t t | i c h e P u l s f f e q u e n z d e r v e r s c h i e d e n e n G r u p p e n s c h w a n k t s e h r w e n i g , m e h r d a g e g e n d ie W e r t e i n n e r h a l b d e r e i n z e l n e n

G r u p p e n . D ie W e r t e d i i r f e n a b e r n i c h t aIs R u h e w e r t e a n g e s p r o c h e n

w e r d e n ; d e n n d ie L ~ u f e r w u r d e n k u r z n a c h i h r e r A n k u n f t i m U n t e r - k u n f t s o r t u n t e r s u c h t . D i e B r a d y k a r d i e de s T r a i n i e r t e n k o m m t b i e r des- h a l b n i c h t z u m A u s d r u c k . Die Z a h l e n ff ir d ie P u l s f r e q u e n z n a c h d e m

L a u f s i n d n i c h t s e h r h o c h . Dies b e r u h t a u f d e m U m s t a n d , d a b d ie L ~ u f e r n i c h t u n m i t t e l b a r n a c h A n k u n f t a m Zie l u n t e r s u c h t w u r d e n .

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vor und nach groBen Dauerleistungen. 495

Aueh die Zahlen fiir den systolischen Blutdruck vor dem Lauf lassen sin t3berwiegen des Vagotonus im Sinne einer Hypotbnie des Trainierten nicht erkennen, was mit dem Verhalten der Pulsfrequenz in guter ~ber - einstimmung steht. Nach dem Lauf kommt es fast bei allen L/~ufern zu einer Abnahme des systolischen Blutdrucks. Ausnahme hievon machen je 1 L/~ufer der 3 versehiedenen Lt~ufergruppen, bei denen der systolische Blutdruck naeh dem Lauf gleichgeblieben ist, und ein weiterer L/~ufer der Gruppe I I , bei dem der systolische Druck sogar gestiegen ist.

Interessanter ist das Verhalten des diastolisehen Druekes. D e r Durchschnittswert vor dem Lauf steigt hier yon Gruppe I zu Gruppe I I nur wenig an und erreicht bei Gruppe I I I den hSehsten Wert. Die Druckunterschiede sind klein, haben aber beim viel stabileren Verhalten des diastolischen Blutdrucks mehr zu bedeuten als beim viel labileren systolischen Blutdruck. Bei Gruppe I liegen 6 Werte unter 80 m m Hg, 3 Werte bei 90 m m Hg und 1 Wert bei 85 mm Hg. Bei der Gruppe I I linden sich nur 3 Werte unterhalb 80 mm Hg, 3 Werte bei 80 und 4 Werte, die dariiber liegen. Bei der letzten Gruppe steht das Verh~ltnis 3 : 2 : 5. Die besten LEufer zeichnen sieh also durchschnittlieh durch einen niedrigen diastolisehen Druck aus. Bei den schlechtesten L/~ufern be- finder sieh der diastolische Druck dagegen auf einem h6heren :Niveau,

Eine gewisse Gesetzmis besteht ebenfalls im Verhalten des diastolischen Druckes nach dem Lauf. Die Gruppe I zeigt durchschnitt- lich ein Ansteigen des diastolischen Drueks, die 2 iibrigen Gruppen ein Abfallen dieser GrSl~e. Innerhalb der einzelnen Gruppen gestaltet sieh dis Sache so, dab bei Gruppe I bei 7 L~ufern ein Ansteigen, bei 2 L/~ufern ein Gleichbleiben und bei 1 L/~ufer ein Abfallen des diastolischen Druckes zu beobachten ist. In der Gruppe der mittelguten Laufer betr/~gt dieses Verh/~Itnis 2 : 2 : 6 und bei den schleehten L/~ufern 1 : 3 : 6.

Die absoluten Zahlen f/Jr die Blutdruckamplitude vor dem Lauf weisen innerhalb der einzelnen Gruppen grol~e Schwankungen auf. Die Durchschnittswerte zeigen dagegen viel geringere Unterschiede. Die Beurteilung der Blutdruekampli tude ist aber an das Einhalten von be- s t immten Bedingungen (Ruhe) gebunden; denn die Amplitude und damit auch der systolische Blutdruck stehen wie die Pulsfrequenz stark unter dem EinfluB exogener Faktoren. Unsere Werte sind jedoch keine Ruhe- werte. Aus den Werten fiir die Amplitude vor dem Lauf diirfen deshalb keine l~iickschliisse gezogen werden.

Naeh dem Lauf konnte bei den meisten L/~ufern eine Abnahme der Amplitude beobachtet werden. Nur bei je 2 F/~llen der Gruppe I und I I zeigte sich eine Zunahme und bei je 1 Fall der Gruppe I I und I I I ein Gleichbleiben der Amplitude naeh dem Lauf.

Um die durch den Lauf bedingten Ver/~nderungen der verschiedenen' biologischen GrSl~en quanti ta t iv beurteilen zu kSnnen, haben wir die :Differenzen zwischen den entsprechenden Untersuchungsresultaten vor

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496 M. Gukelberger: Die sporti~rztliche Beurteilung des Wettk~mpfers

Tabelle 2. Die p r o z e n t u a l e n V e r / i n d e r u n g e n yon V i t a l k a p a z i t i i t , P u l s f r e q u e n z u n d B l u t d r u c k .

Dlas to l l scher Sys to l l scher R a n g Vltalkapazl tSt t Pu l s f requenz Dmtck A m p l i t u d e D r u c k

% % % % %

1

2 3 4 5 6 7 8 9

10

Durchschnitt

11 12 13 14 15 16 17 18 19 20

I)urchschnitt

21 22 23 24 25 26 27 28 29 30

I)urchschnitt

- - 1 3 , 0

- - 1 . 6 , 0

- - 6 , 0

- - 4 , 4

- - 1 0 , 0

- - 5 , 1

- - 3 , 2

- - 1 3 , 0

- - 6 , 3

- - 1 2 , 0

- - 8 , 9

- - 1 , 3

- - 14,0 + 2,3

- - 10,0 + 2,7

- - 8,0 - - 1 3 , 0

1 4 , 0

- - 1 5 , 0

- - 4 , 0

- - 8,53 ( - - 9 , 9 ] )

( + 2 , ~ )

- - 1 3 , 0

- - 11,0 + 11,0

- - 1 1 , 0

- - 9 , 9

- - 7;7 + 11,o

- - 12,0 - - 1 2 , 0

- - 9 , 9

- - 6,5 ( - - 11) (+ 11)

+ 87,5 - -40 + 78,5 - - 12,5 + 12,5 + 75,5 - - 12,5 + 81,2 + 6,6 +55,5 + 93,3 + 17,1 --66,5 + 35,0 + 12,5 --22,5 + 70,0 + 23,7 --36,0 + 16,0 - - 12,0 --20,0 + 50,0 + 13,3 - - 50,0 + 45,0 --11,0 + 25,0

+ 63,0 + 3,6 --26,5

+ 100,0 - - 12,5 + 28,0 - - 11,0 + 11,0 + 97,7 - - 5,7 --16,8 + 5,0 + 7 , 7 --33,0 + 81,0 - - 11,0 + 56,2 - - 12,5 + 28,5 + 64,9 - - 22,2 - - 59,4 + 62,5 --11,8 --52,5 + 33,3 - - 12,5 --10,0 + 66,6 + 25,0

+ 59,5

+ 112,0 + 93,3 + 57,9 + 100,0 + 55,0 + 66,6 + 52,2 + 75,0 + 31,5 + 61,0

+ 70,4

- - 4 , 3

- - 5 , 7

- - 6 , 5

- - 1 6 , 0

--13,1

- - 6,6 - - 17,4 + 6,6.

- - 5 , 8

- - 15,0

- - 57,1 - - 33,3 - - 40,4

- - 60,0 ---21,0 --11,1 - - 59,4 - - 50,0 - - 22,0

- - 35,4

- - 1 6 , 0

- - 4 , 2

- - 1 2 , 0

- - 16,7 - - 23,7 - - 4,5 - - 2,5 --15,7 - - 19,3

- - 1 1 , 5

- - 4 , 1

- - 3 , 8

- - 4 , 1

- - 6 , 1

- - 4,1

--34,5 --31,3 - - l l ,5 + 18,7

- - 9 , 1

- - 20,8 - - 12,0 - - 1 8 , 0

- - 36,4 --11,1 - - 3,7 --25,9 --29,6 - - 4,2

- - 1 6 , 2

und nach dem Lauf prozentua l ausgedri ickt u n d in der Tabelle 2 zusammen- gefal3t. Aus dieser Tabelle en tnehmon wir, daft die durchsehni t t l iche Vi ta lkapazi t / i t sverminderung in der Gruppe I am gr6fiten, in der Gruppe I I I dagegen am kle ins ten ist. Diese Durchschni t t szah len g e b e n jedoch kein richtiges Bfld vom Sachverhalt . Wie wit schon gesehen haben, befinden, sich in der Gruppe I I u n d I I I je 2 L/~ufer, bei denen nach dem Lauf eine Zunahme der Vitalkapazit/~t beobachte t werden konnte . Durch dieses ausnahmsweise Verhal ten wird nat i i r l ich der Durchsohni t t swer t der en tsprechenden Gruppen s tark beelnfluBt. N i m m t

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vor und nach grol3en Dauerleistungen. 497

man den Durchschnittswert nur yon denjenigen Werten, die sich in gleicher Richtung ver~ndert haben, so ergibt sich dann eine durehschnitt- liche Abnahme yon 9,9% fiir Gruppe I I und von 11% fiir Gruppe III . Die Durchschnittswerte ffir die F~lle mit einer Zunahme der Vit~l- kapazits nach dem Lauf betragen 2,5% ffir Gruppe I I und 11% fiir Gruppe III . Diese Werte sind nun sehr interessant. Sie zeigen, dab die durch den Lauf bedingten Ver~nderungen der Vitalkapazit~t bei den schlechten L/~ufern am grill]ten sind, ganz gleiehgfiltig, ob es zu einer Zunahme oder Abnahme der Vitalkapazit~t kommt. Am kleinsten sind sie bei den guten L~ufern. Hier konnte bei allen F~llen nur eine Abnahme beobachtet werden.

Die prozentualen Ver~nderungen der Pulsfrequenzen lassen keine gruppenspezifische Beziehung feststellen. Die Unterschiede innerhalb der einzelnen Gruppen sind jedenfalls so groin, dal~ den Durchschnitts- werten keine grS]ere Bedeumng beigemessen werden kann. J~hnlich verh~lt es sich mit der Abnahme des systolischen Blutdrucks. Die Prozentzahlen schwanken bier etwas weniger als bei der Pulsfrequenz. zunahme. Dennoch kSnnen die Durchsehnittswerte der verschiedenen Gruppen nicht als quantitatives Ma] ffir die Senkung des systolischen Blutdrucks in Rechnung gesetzt werden.

Grunds~tzlich verschieden sind die Verh~ltnisse beim diastolischen Blutdruck. Hier haben wir 2 Tendenzen der Ver~nderung voneinander zu unterscheiden. Unter den guten L~ufern linden wir bei der Mehrzahl der I~ufer e ine Zunahme des diastolisehen Druckes naeh dem Lauf, bei den mittelguten und bei den schlechten L~ufern vorwiegend eine Abnahme. Dieses Verhalten kommt auch bei den verschiedenen I)ureh- schnittswerten zum Ausdruck, trotzdem in jeder Gruppe Werte vor- handen sind, die dem durehschnittliehen Verhalten in den verschiedenen Gruppen nicht entsprechen. Die Tendenz zur Abnahme des diastolischen Drucks gibt sich am deutlichsten bei den schlechten L~ufern zu erkennen.

Bei den Ver~nderungen der Blutdruckamplitude liegen die Verh~lt- nisse wieder gleich wie bei der Pulsfrequenzzunahme und der Abnahme des systolischen Blutdrucks. ~ber die Feststellung der allgemeinen Tendenz zur Abnahme der Amplitude nach dem Lauf hinaus lassen sich keine quantitativen Beziehungen fiir die einzelnen Gruppen festlegen.

Die guten I~ufer zeichneten sich somit schon vor dem Lauf durch eine groBe Vitalkapazit~t und einen niedrigen diastolischen Blutdruck vor den fibrigen L~ufern aus. Nach dem Lauf stellte sich bei ihnen auch eine Vitalkapazit~tsverminderung ein, die jedoch nieht jenes Ausmal3 wie bei den mittelguten und den schleehten L~ufern erlangte. Bei den guten L~ufern kam es meistenteils zu einem Ansteigen, bei den iibrigen I~ufern dagegen vorwiegend zu einer Abnahme des diastolischen Druckes. Die fibrigen h~modynamischen GrSl~en liel]en keine gruppenspezifisehen ]VIerkmale erkennen.

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498 BI. Gukelberger: Die sportarz~liche Beurteihng des Wettk~mpfers

Diskussion. Wir haben uns nun zu fragen wie diese Ergebnisse be- urteilt werden miissen. Was die GrSBe der Vitalkupazit/it anbetrifft, so sind diesbeztiglich sehr viele Untersuchungen schon durehgefiihrt worden. Es ist eine bekannte Tatsache, dal~ sich die Vitalkapazit/~t unter dem EinfluB yon Leibestibungen allm~hlich vergrSl~ert und dies besonders bei den Dauersportarten. Die GrSlle der VitalkapazitEt h~ng% andererseits auch yon konstitutionellen Momenten ab. Es kann somir von einer groBen Vitalkapazit/~t nicht ohne weiteres auf einen guten Trainingszustand geschlossen werden. Man hat nun dieser Sehwierigkeit durch Einffihrung von Indices zu begegnen gesucht. Der Zorentzsche Spiroindex setzt die Vitalkapazit/~t in Relation zur K6rpergr6Be. Anthony braucht zu diesem Zweck das Verh/~ltnis der Vitalkapazit/it zu Soll- umsatz. Mit diesen beiden Indices 1/~Bt sich der konstitutionelle Faktor weitgehend ausschalten. Bei unseren Untersuehungen konnte aus Zeit- mangel weder KSrpergrSBe noch K6rpergewicht bestimmt werden. Die Berechnung des Spiroindex nach Lorentz sowie des Verh/~ltnisses aus Vitalkapaziti~t und Sollumsatz nach Anthony war deshalb nicht m6glieh. Dennoch zeigt sich bei den besten L/~ufern durchschnittlich die gr6Bte Vitalkapazi~t. Es folgt dann aber der Durchsehnittswert der Gruppe I I I und erst in letzter Linie der Durchschnittswert der Gruppe II. Hier maeht sich also schon der konstitutionelle F~ktor geltend, der durch die Indexberechnung h/~tte ausgesch~ltet werden k6nnen. Damit zeigt sich deutlich, dab nicht die absolute, sondern die relative Gr6Be der Vital- kapazit/~t fiir die Beurteilung des Trainingszustandes von Bedeutung ist.

Die nach dem Lauf festgestellte Vergnderung bestand mit Ausnahme von 4 ~'i~llen stets in einer Verkleinerung der Vitalkapazitiit. Dies steht mit den an der Winterolympiade 1928 in St. Moritz gewonnenen sport- /~rztliehen Ergebnissen in guter Obereinstimmung. Man fiihrte damals diese Ver/inderung der Vitalkapazit/~t auf eine Ermiidung der Atem- muskulatur zurtiek. Die rSntgenologische Untersuchung der Zwerchfell- exkursion yon Hug lieferte hieffiir die n6tigen Anhaltspunkte. Ich babe aber in einer friiheren Arbeit darauf hingewiesen, dab die nach Lcibes- iibungen sieh einstellende Vitalkapazit/~ts/~nderung nicht allein auf einer Ver/~nderung der Atemmechanik beruhen kann. Es kommt aul]erdem zu einer Ver/~nderung des intrathorakalen Inhalts, d .h . zu einer Ver- gnderung des Blutgehalts der Lungen; denn nur so k6nnen die gleich- zeitigen und gleichsinnigen Ver/~nderungen der Vitalkapazitiit und der Residualluft, auf die ich in der erw~hnten Arbeit aufmerksam gemaeht babe, erkl/~rt werden. Eine VergrSBerung der Vitalkapazit/~t nach dem Lauf lieBe sich zudem durch Ver/~nderungen in der Atemmechanik nieht erkl/~ren. Eine solehe Annahme, dab die gesamte Atemmuskulatur nach einem 50 km-Skidauerlauf besser funktionieren soll als vorher, ersehiene mir zum mindesten als sehr gewagt. In den meisten F~llen kommt es somit nach dem Lauf zu einer Vermehrung des Blutgehalts der Lungen

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vor und nach grol3en Dauerleis~ungen. 499

und damit zu einer Verminderung der Vitalkapazit/~t. Xhnliche Ver- h/iltnisse finden wir in der Klinik bei der Stauungslunge, und hier wird gerade die Vitalkapazit/~t im einzelnen Fall als Malt ffir die fortgesetzte Beobachtung der Lungenstauung angewandt. Die VergrSJ3erungen der Vitalkapazit/~t nach dem Lauf beruhen andererseits auf einer Abnahme des Blutgehalts der Lungen. DaB Ver/~nderungen des Blutgehalts der Lungen tats/~chlich die GrSl3e der Vitalkapaziti~t beeinflussen kSnnen, geht schon aus den experimentellen Versuchen yon Buddelmann in ein- deutiger Weise hervor, und ~dr haben auch keinen Grund, das Zustande- kommen einer Blutversehiebung innerhalb des KSrpers unter dem Ein- fluB einer grol~en sportlichen Anstrengung zu bezweifeln.

Interessant erscheint mir der Umstand, dal3 die Vitalkapazit/~ts- ver/inderungen und damit auch die Blutverschiebungen innerhalb des KSrpers am grSBten bei den sehleehten L/~ufern sind. Es kSnnte dies vieUeicht fiir eine grS- Bere Belastung der un- trainierten L/~ufer in h/~modynamiseher Hin- sicht sprechen.

Was nun die h/~mo- dynamischen Gr6Ben anbetrifft, so lieBen sich nur ffir den diastolischen Blutdruek best immte Relationen zum Trai-

Tabelle 3. Die p rozen tua le Ver/~nderung yon Puls f requenz , B lu td ruck nach 10 Kniebeugen

bei 100 Fi~llen.

Steigerung . . Gleichbleiben . Abnahme . . .

Puls- frequenz

%

Systoli- scher Blut- druck

%

Diastoli- I scher I Am- Blur- [ plitude dr~ck %

25 t 91 42 5 33 4

ningszustand feststellen. Die fibrigen GrSBen zeigten weder vor noeh nach dem Lauf spezifische Ver/~nderungen innerhalb der einzelnen Gruppen. Diese Tatsaehe muB einem auffallen, weil seit den Untersuchungen von Herxheimer u. a. stets die Bradykardie und die Hypotonie als typisehes Kennzeichen eines trainierten Organismus genannt worden ist. Wir haben aber sehon darauf hingewiesen, weshalb diese charakteristischen Zeichen in unserem Material nicht zu linden sind. Es handelte sich eben nicht um Ruhewerte. Pulsfrequenz und systoliseher Blutdruck sind je- doeh yon/~ul3eren Einfliissen weitgehend abh/~ngig, der diastolische Druck offenbar viel weniger. Um aber einen l~berblick fiber diese Verh/iltnisse zu bekommen, babe ich die ersten 100 F/~lle unseres sport/~rztliehen Materials daraufhin durchgesehen. Wir best immen n/imlich bei der ge- wShnlichen sport/4rztlichen Untersuchung die Pulsfrequenz, den systo- lischen und diastolischen Blutdruck vor und nach l0 Kniebeugen. An Hand dieses Materials liel3 sieh der Einfluit exogener Momente auf die versehiedenen genannten GrSl3en sehr leicht studieren.

In Tabelle 3 sind die Verh/~ltnisse dargestellt. Daraus erkennen wir, dal~ sich die Pulsfrequenz, der systolische Blutdruck und die Amplitude

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naeh den 10 Kniebeugen gleiehsinnig ver~ndert haben. In fiber 90% der F/ille kam es zu einer Zun~hrhe dieser GrSBen. Nur der diastolische Druck weist ein abweichendes Verhalten auf. In 1/2 der F/~lle zeigte sieh nach der kleinen Anstrengung eine Steigerung, im weitaus grS/]ten Tell n~mlich, in 42 %, blieb der diastolische Druek gleich, und in 33 % machte sich sogar eine Senkung dieser GrS[le bemerkbar. Tabelle 4 gibt uns ~berbl iek fiber das durchschnittliche Verhalten der versehiedenen h~mo- dynamischen GrSl]en. Auch hieraus ergibt sieh naeh der kleinen An- strengung yon l0 Kniebeugen eine einheitliche und deutliche Ver~nde- rung fiir Pulsfrequenz, systolischen Blutdruck und Blutdruekamplitude, w~hrend der diastolische Druck fast unver~ndert geblieben ist. Gleiehe Verh~ltnisse fand ScheIIong aueh bei herz- und kreislaufgesunden Patienten. Sportsleute unterseheiden sich hinsiehtlieh der Puls. und Blutdruckverh~ltnisse somit nieht in qualitativer, sondern hSchstens in quanti tat iver Weise yon nieht sporttreibenden Normalpersonen.

TabeUe 4. Die durchschn i t t l i che Ver~nderung vonPul s f requenz undBlu td ruck nach 10Knie-

beugen bei 100 Fallen.

Steigerung . . Abnahme . . .

I Sys to l i - I Dias to l i - [ P u l s - I s c h e r I s c h e r I A m -

Blu r - I B l u t - I p l t t u d e f r e q u e n z d m m k d r u c k

% % % % ! |

~-19,5 ~14,61 I ~35,2 i --2,7 ]

Es fragt sieh nun, wie dieses Verhalten er- kl~rt werden sell. Der diastolische Druek ist abh~ngig vom periphe- ren Gef~l]widerstand und dieser einerseits yon der GrSl3e des Stromge- biers, andererseits veto Lumen bzw. veto Tonus

der GefgBe. Alle diese Faktoren werden vom autonomen GefgBnerven- system beherrseht. Wenn nun der Tr~inierte infolge eines Vagusein- flusses eine Ruhebradykardie aufweist, so k6nnen wir sehr wohl auch den niedrigen diastolischen Blutdruck des trainierten 50 km-Skiltiufers mit einem verAnderten Tonus des autonomen Gef~Bnervensystems in Zus~mmenhang bringen. Diese autonome GefgBinnervation, die unter dem EinfluB des Nervus depressor, des Carotissinus und des Vaso- motorenzent~ums in der Medulla oblongata steht, weist offenbar gegen- fiber exogenen Einwirkungen eine viel geringere Empfindliehkeit auf als der Nervus vagus. Nur so I~B~ sich die gr6Bere Konstanz des diastolisehen Druekes und die gr6Bere Labilit~t der Pulsfrequenz er- klgren. Der diastolische Blutdruck zeiehnet sich damit durch eine wert- voile Eigenseh~ft vor den fibrigen hgmodynamischen Gr6Ben aus. Be- steht nun bei einem best immten Trainingszustand eine Vergnderung des diastolisehen Drueks, so muB sieh diese noch nachweisen lassen, wenn systoliseher Blutdruck und Pulsfrequenz infolge der Einwirkung yon exogenen Momenten ihre eharakteristischen Trainingsvergnderungen (Hypotonie, Bradykardie) nieht mehr aufweisen. Dies ist denn auch in unserem Material der Fall.

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Das Verhalten des diastolischen Blutdrucks nach dem Lauf gibt ebenfalls sehr interessante Einblicke in die h~modynamischen Verh~lt- nisse bei verschiedenem Trainingszustand. Ein Absinken des diasto- lischen Drucks weist auf ein Erlahmen der Vasomotoren, ein Ansteigen dagegen auf eine gute Vasomotorent~tigkeit hin. Bei den schleehten L~ufern stellt sich offenbar eine Ermfidung des autonomen Gef~B- nervensystems ein, es kommt aus diesem Grunde zu einem Erlahmen der Vasomotorent~tigkeit. Bei den guten L~ufern fehlt diese Ermfidungs- erscheinung, die Vasomotorent~tigkeit ist sogar verst~rkt.

In der Literatur finden wir fiber das Verhalten dos diastolisehen Blutdrucks bei sportliehen Anstrengungen sehr wenig Angaben. M. Bi~rger gibt in seiner Abhandlung fiber den Kreislauf im Werk yon Knoll und Arnold fiber die normale und pathologische Physiologie der Leibes- iibungen einen l~berblick fiber die frfiher gemaehten Erfahrungen hin- sicht]ich des Verha]tens des Blutdrucks bei Daueriibungen. Danach wird yon Albu, Ernst und Wiesemann eine Senkung des systolischen Blut- drucks direkt als pathognomoifisch ffir alle l~nger dauernden heftigen KSrperanstrengungen angesehen. Die Dauer und die GrSl]e der Senkung des systolisehen Blutdrueks naeh der sportlichen Anstrengung soll dann vom Trainingszustand des einzelnen Sportlers abh~ngen. Aueh bei unseren Untersuchungen konnten wir ein Absinken des systolisehen Blutdrucks fast bei ~llen L~ufern beobachten. Quantitative Beziehungen zwisehen dem Ausmal~ dieser Senkung und der vollbrachten Leistung liel3en sieh jedoeh nicht feststellen. Dies mag wieder davon herriihren, dad wir die L~ufer vor dem Lanf nieht unter Ruhebedingungen unter- suehen konnten. Urn so wertvoller erseheint uns die Prfifung des diasto- Iisehen Drucks, die infolge der grSl]eren Konstanz des diastolischen Drucks auch unter gewShnliehen Bedingungen noeh Anhaltspunkte ffir die Beurteilung des Trainingszustandes ergibt. Nach Bi~rger bewirkt das Training eine VergrS~erung der Amplitude, besonders durch Absinken des diastolisehen Drueks. Dies steht mit den ]~rgebnissen unserer Unter- suchung in. guter Ubereinstimmung.

Es steIlt sieh nun die ~-~rage, ob diese Verh~ltnisse auf andere Sport- arten fibertragen werden kSnnen. Den niedrigen diastolischen Druek linden wir sicher much bei Sportsleuten, die andere Dauersportarten betreiben. Sonst kSnnte der yon M. Biirger ausgesprochene Satz, dab unter dem Einflu]~ des Trainings die Amplitude besonders auf Kosten des diastolisehen Drucks sich vergrSl~ert, nicht aufrecht erhalten werden. Auf die Verh~ltnisse des diastoliseben Druekes nach groBen sportliehen Anstrengungen ist bisher wenig geaehtet worden. Anl~Blieh der beiden ersten Schweizer MarathonlEufe wurde nur der systolische Blutdruek bestimmt. Die Ergebnisse der Blutdruckbestimmung anl~l]lieh der Fisrennen im Jahre 1931 konnten wegen der Anwendung versehiedener Apparate nieht beurteilt werden. Es ist aber anzunehmen, dab sieh

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Senkungen des diastolisehen Blutdrucks nur nach groBen und lang. dauernden sportlichen Anstrengungen beobaehten lassen. Das autonome Nervensystem weist ja sicher eine geringere Ermfidbarkeit auf als das animalische Nervensystem ; denn sonst wiirde sich dies in sehr ungiinstiger Weise auf die naeh jeder sportliehen Anstrengung sich einstellenden Erholungsvorg/~nge bemerkbar maehen. Die Erholungszeit w/~re ver- l/~ngert und das Zustandekommen eines guten Trainingszustandes mit seiner erh6hten Leistungsf/~higkeit kaum denkbar. Es ist deshalb auch kein Wunder, dab wit die Ermfidungszeichen des autonomen Nerven- systems (Absinken des diastolisehen Blutdrucks) gerade bei den untrai- nierten schlechten L/~ufern naehweisen konnten. Damit stimmen auch die Untersuehungen yon Ackermann fiberein, der v o r u n d nach einem Marathonlauf den Blutdruck, die Atemfrequenz und die Herzgr61]e ge- messen hat. Bei den schlechten L/~ufern kam es hier ebenfalls fast dureh- wegs zu einer Abnahme des diastolischen Blutdrueks. Blur unter den guten L/~ufern linden sich mehrere L/refer vor, bei denen eine Zunahme des diastolisehen Druekes naeh dem Lauf beobaehtet werden konnte. Der Untersehied zwischen den guten und schleehten L~ufern ist abet keineswegs so deutlieh wie bei den vorliegenden Untersuchungen. Dies beruht auf dem Umstand, dab nicht bei allen L/~ufern der Blutdruck naeh dem Lauf bestimmt worden war. Gerade in der guten L/~ufergruppe fehlen leider einige Werte. Dies ist wohl auch der Grund daf/ir, warum damals auf diese Verh/~ltnisse nicht n/~her geaehtet worden ist.

Zusammen/assung. Anl/~Blieh der spor~rztl ichen Untersuchung am 11. Schweizer 50 km-Skilanglauf wurde die Frage untersueht, ob dutch die Untersuchung yon Puls, Blutdruck und Vitalkapazit/~t vor und naeh dem Lauf aueh unter nieht optimalen Bedingungen (Ruhe) be- stimmte charakteristisehe Merkmale fiir einen guten Trainingszustand festgestellt werden k6nnen. Das Ergebnis dieser Untersuchung ist unter den folgenden Punkten zusammengefagt worden:

1. Die guttrainierten, erfolgreichen L/~ufer unterschieden sich vor dem Lauf yon den untrainierten sehlechten L/~ufern dureh eine gr6Bere Vitalkapazit/~t und dutch einen niedrigeren diastolisehen Druek.

2. Naeh dem Lauf zeigte sich fast bei allen L/~ufern eine Abnahme der Vitalkapazit/~t. Der diastolisehe Blutdruck verhielt sieh versehieden. Bei den guten Laufern effolgte ein Ansteigen, bei den sehleehten L/~ufern dagegen ein Abfallen des diastolisehen Drueks. Die iibrigen h/~mo- dynamischen Gr6Ben lieferten vor und naeh dam Lauf keine Anhalts- punkte f/it die Bewertung des Trainingszustandes.

3. Es wird an Hand anderer sport/~rztlicher Untersuehungen auf die gr6Bere Stabiht/~t des diastolisehen Blutdrucks aufmerksam gemaeht und darauf hingewiesen, dab deswegen mit Hilfe dieser Gr6/]e der Trainings- zustand aueh dann noch beurteilt werden kann, wenn dies die anderen

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h/~modynamischen Gr61~en (Pulsfrequenz, systolischer Blu tdruck) n ich t mehr er lauben.

4. Die Bedeu tung der Vita lkapazi t / i t ffir die Beur te i lung des Tra in ings- zus tandes wird besprochen. Als Erkl/~rung der durch den Lauf bed ing ten Vi ta lkapazi~tsver /~nderung wird n i eh t nur , wie dies meis t bisher ge tan worden ist, eine Ermf idung der A t e m m u s k u l a t u r angenommen , sondern es wird un te r Bezugnahme a u f friihere U n t e r s u c h u n g e n d~fiir auch eine Ver/~nderung des Blutgehal ts der Lungen (infolge einer Blu tverseh iebung innerha lb des KSrpers) verantwort l ich gemacht .

Literatur. Ackermann: Z. klin. Med. 103, 800 (1926). - - Anthony, J.: Dtsch. Arch. klin.

Med. 167, 129. - - Funktionsprfifung der Atmung. Leipzig: Johann Ambrosius :Barth 1937. - - Bruns, 0.: Miinch. reed. "Wschr. 1919 I, 173. - - Z. klin. Med. 44, 22 (1922). - - Budelmann: Klin. Wschr. 1937 I, 704; 1938 II, 1009. - - Bi~rffer, M.: Knoll u. Arnolds Normale und pathologische Physiologie der Leibesiibungen. Leipzig: Johann Ambrosius Barth 1933.--Ernst u. Weisemann: Zit. naeh M. Bi~rger: Knoll u. Arnolds Normale und pathologische Physiologic der Leibesiibungen. Leipzig: Johann Ambrosius Barth 1933. --Gukelberger: Sport~rztlicher Zentralkurs 1937 in Bern, Dr. A. Wander A.-G., B e r n . - Herxheimer, H.: Miinch. med. Wschr. 1921 II, 1515. - - Huffo, 0.: Schweiz. mad. Wschr. 1928 I, 453. - - Sport~trztliche Ergebnisse der olympischen Winterspiele 1928. Bern: F. Haupt 1928. - - Knol~, W.: Sehweiz. reed. Wschr. 1927 I, 361. - - Knoll u. Arno/ds Normale und pathologisehe Physiologic der Leibesiibungen. Leipzig: Johann Ambrosius Barth 1933. - - Lorentz: Die sportgrztliehe Untersuehung. Leipzig: Georg Thieme 1936. - - L6wy: Spo~rz~liche Untersuehungsergebnisse der olympischen Winterspiele 1928. Bern: F. t taupt 1928. --Matee], B.: Klln. Wsehr. 1931 I, ]027. - - Sehellong: Klin. Wschr. 1980 II, 1340; 1932 I, 53. - - Regulafionspriifung des Kreislaufs. Dresden-Leipzig: Theodor Steinkopff 1938.