14
Uber die Technilc bei der Untersuchung der Kapillar- zirkulatioii beiin Prosch. besonders in der Froschlunge. Von gialmar bhrwall. (Aus dem physiologischen Laboratorium der Universitat Upeala.) Die Kapillarzirkulation in der Froschlunge gehort unleugbar zu den interessantesten und schonsten Phanomenen, welohe die experimentelle Physiologic aufzuweisen hat; dessenungeachtet aber scheint die Frosch- lunge zu den bei der Untersuchung und Demonstration der Kapillar- zirkulation wenigst angewandten Praparaten zu gehoren. Die Ursache hierfur ist unzweifelhaft die, da6 die Anfert,igung dieses Zirkulations- priiparates nicht nnr technisch schwerer als die der meisten ubrigen ist, sondern uberhaupt auch aus Grunden, die ich weiter unten angeben werde, recht oft miJ3lingt. Indessen 1a6t sich diese Teohnik nicht un- wesentlich verbessern, wodurch dieses schiine Zirkulationspraparat sich sowohl leichter als sicherer herstellen 1i6t. Die Froschlunge ist bekanntlich das alteste aller Zirkulations- praparate, denn sie war es, in welcher M a l p i g hi Tor mehr als 200 Jahren die Kapillarzirkulation entdeckte. Die Bewegung des Blutes in den Kapillaren der Lunge zu Gesicht zu bekommen, ist auch bisweilen sehr leicht, denn wenn man an einem lebenden Frosch die Bauchwand in der Axillarlinie eroffnet, prolabiert oft die luftgefullte Lunge, ohne sich zu entleeren, und kann unmittelbar unter dem Mikro- skop beobachtet werdcn. Plotzlich aber entleert sich die Lunge, und es ist dann recht schwierig, sie wieder mit Luft zu fullen. Es be- zeiohnete daher einen sehr wesentlichen Fortschritt, als Holmgren Malpighi, Opera omnia. Ep. 11. De pulmonibus. 1686. QedEchlnisschrift. 1

Über die Technik bei der Untersuchung der Kapillarzirkulation beim Frosch, besonders in der Froschlunge

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Über die Technik bei der Untersuchung der Kapillarzirkulation beim Frosch, besonders in der Froschlunge

Uber die Technilc bei der Untersuchung der Kapillar- zirkulatioii beiin Prosch. besonders in der Froschlunge.

Von

gialmar bhrwall.

(Aus dem physiologischen Laboratorium der Universitat Upeala.)

Die Kapillarzirkulation in der Froschlunge gehort unleugbar zu den interessantesten und schonsten Phanomenen, welohe die experimentelle Physiologic aufzuweisen hat; dessenungeachtet aber scheint die Frosch- lunge zu den bei der Untersuchung und Demonstration der Kapillar- zirkulation wenigst angewandten Praparaten zu gehoren. Die Ursache hierfur ist unzweifelhaft die, da6 die Anfert,igung dieses Zirkulations- priiparates nicht nnr technisch schwerer als die der meisten ubrigen ist, sondern uberhaupt auch aus Grunden, die ich weiter unten angeben werde, recht oft miJ3lingt. Indessen 1a6t sich diese Teohnik nicht un- wesentlich verbessern, wodurch dieses schiine Zirkulationspraparat sich sowohl leichter als sicherer herstellen 1i6t.

Die Froschlunge ist bekanntlich das alteste aller Zirkulations- praparate, denn sie war es, in welcher M a l p i g h i Tor mehr als 200 Jahren die Kapillarzirkulation entdeckte. Die Bewegung des Blutes in den Kapillaren der Lunge zu Gesicht zu bekommen, ist auch bisweilen sehr leicht, denn wenn man an einem lebenden Frosch die Bauchwand in der Axillarlinie eroffnet, prolabiert oft die luftgefullte Lunge, ohne sich zu entleeren, und kann unmittelbar unter dem Mikro- skop beobachtet werdcn. Plotzlich aber entleert sich die Lunge, und es ist dann recht schwierig, sie wieder mit Luft zu fullen. Es be- zeiohnete daher einen sehr wesentlichen Fortschritt, als H o l m g r e n

Malpighi, Opera omnia. Ep. 11. De pulmonibus. 1686. QedEchlnisschrift. 1

Page 2: Über die Technik bei der Untersuchung der Kapillarzirkulation beim Frosch, besonders in der Froschlunge

2 HJALMAR OHRWALL:

1874 die Technik einfiihrte, die nun angewandt wird.l Mittels einer fur den Zmeck besonders konstruierten Kanule, die in die Glottis luft- dicht eingesetzt werden kann, wird Luft in die IJunge eingeblasen.

H o l m g r e n s Kaniile hat das Aussehen, wie Fig. 1 es zeigt. Ober das Ende derselben wird ein Stuck des Darms des Frosches gezogen und an zwei Stellen entsprechend den zwei Falzen 1' und T'

der Kanule festgebunden. 1st die Kanule durch die Glottis eingefuhrt, und blhst man Luft in dieselhe ein, so wird einerseits die Lunge, andererseits aber auch der Darm aufgeblaht, und dieser bildet ein IJuft- kissen, das den Raum zmischen Iianule und Kehl- kopfwand vollstandig ausfullen soll.

Eine Verbesserung der Holmgrenschen Kanule wurde von Georg Arndt, in X'aldeyers Anatomi- schem Institut in Berlin eingefiihrta2 A r n d t s Kanule (s. Fig. 2) ist einc! Doppelkanule, so eingerichtet, da6 das Luftkissen d in dem Kehlkopf (eine diinne Kautschukmembran) bei einer bestimmten Stellung des zugehorigen Hahns fur sich, und die Lunge bei einer anderen Stellung des Hahns gleichfalls fur sich aufgeblasen wird.

m

A

B

Fig. 1. Fig. 2.

Weder H o l m g r e n s noch A r n d t s Kaniile ist indessen mit Riick- sicht auf die Anatomie des Froschkehlkopfes konstruiert, was zur Folge

Holmgren , Om cirkulationen i grodlungan. Upsala Lakarefb'renings Forhandlingar. 1874. Bd. X. S. 201. Ferner: Methode zur Beobachtung des Rreislaufes in der Frouchlunge, in Beitrtige cur Anatomie u. Physiol., als Fest- gabe Kar l Ludwig von seinen Schiilern gewidmet.

Zeitschr. f i wiss. Mikr. 1899. Bd. XVI. S. 300.

Leipzig 1874. Arndt, Apparat zum Aufblasen der Froschlunge intra vitam.

Page 3: Über die Technik bei der Untersuchung der Kapillarzirkulation beim Frosch, besonders in der Froschlunge

UNTEHSUCHUNG DER KAPILLARZIRKULATION BEIM FKOSCH usw. 3

hat, daB sie teils schwer einzufuhren sind, teils oft genug entweder nicht zu dichtem SchlieBen gebracht werden kiinnen, oder auch nicht das Aufblasen der Lunge zulassen. Studiert man die anatomischen Verhiiltnisse des Kehlkopfes und der Lunge, von welchen Fig. 3 (aus G a u p p s Anatomie des Frosohes) eine Vorstelluag gibt, so zeigt es sich, daB die Aufgabe, eine zweckmaBige Kaniile (oder einen Intubator) zu konstruieren, nicht gar so leicht ist. Man kann das Luftkissen an ver- schiedenen Stellen anbringen: erstens unmittelbar unter den Stimm- bindern; dies ist der Fall bei H o l m g r e n s und A r n d t s Kanulen

“9 cart void.

Vena pulman.

,?leuraper. durch lymphraum abgehobea

Fig. 3.

Die dort rorhandene KavitHt ist jedoch ihrer Form nach sehr unregel- maBig; um sie ausznfullen, muB das Luftkissen sehr groS sein, verdeckt dann aber leicht den Eingang zur Lunge. 1st das Luftkissen zu klein, um die Iiavitat auszufullen, so kann man sich bisweilen dadurch helfen, da6 man die Kaniile weiter hinein und nach der einen Seite hin, namlich in die Nundung der einen Lunge einfuhrt: die zweite Stelle, wo das Luftkissen angebracht werden kann. Dies gelingt bisweilen ;

Fig. 4.

man lauft hierbei aber Gefahr, die BlutgefaBe der Lunge zusammen- zupressen und den Kreislauf zum StilMand zu bringen. Eine dritte Stelle fur die Anbringung des Luftkissens ist die Glot,tis selbst,, und diese ist meines Erachtens den anderen vorzuziehen. Ich habe meiner Kaniile die Form gegeben, wie sie aus Fig. 4 und 5 hervorgeht, deren erstere die Iianule von der Seite und letztere von oben her, in

1 *

Page 4: Über die Technik bei der Untersuchung der Kapillarzirkulation beim Frosch, besonders in der Froschlunge

4 HJALMAR ~ H R W A L L :

naturlicher GriiBe, zeigt. Ihr corderes Ende isl; zugespitzt, so daW sie leicht in die Glott,is eingefuhrt werden kann. Dieser rordere, zugespitzte Teil ist mit einer offnung auf jeder der beiden Seiten Tersehen, melc,he i)ffnungen, wenn die Kaniile eingefuhrt ist, j e einer Lunge zugewandt sind. Sie stehen mit der einen der beiden RGhren in Verbindung, melche zur Kaniile fuhren (s. Fig. 5), und dienen dam, yon dieser Kiihre aus die Lunge des Frosches aufzublasen. Nsch diesem Teil kommt ein Mittelstiick: mit je zwei Offnungen auf beiden Seiten cersehen, melche mit der anderen Zweigrohre in Verbindung stehen. Dieses

Fig. 5.

System, das von dem ersteren oollstindig getrennt ist, dient zum Auf- blasen des Luftkissens, das die Glottis ausfiillen und luftdicht schli&en sol]. Ich habe gefunden, daB eine herausgenommene F r o s c h l u n g e ein ausgezeichnetes Nsterial zur Herstellung dieses Luftkissens abgibt, ein weit besseres als der Froschdarm oder eine Gummimembran, (la sie vie1 weicher ist, sich betrachtlich ausdehnen laBt und sich der Wand dicht anschlieBt. Man sucht die Lunge eines getoteten Frosches auf, zieht sie vor und schneidet sie an der Basis ab. Danach wird die Kanule in die Lunge eingefuhrt, die einen Sack bildet, und man legt die beiden Ligaturen in ihren entsprechenden schragen Rillen an, nachdem man die Lunge erst etwns zusammengeschoben hat, so daB sie um die Partie zwischen den Einschnitten locker herumliegt (urn spater ein hinreichend groBes Luftkissen bilden zu konnen), und ent- fernt die Teile der Lunge, die unterhalb und oberhalb der Ligaturen liegen. Die zufuhrenden beiden Riihren der Kanule merden mit zmei schmalen Gummischliuchen cersehen ; man uberzeugt sich durch Hinein- blasen in den Schlauch, der zum Luftkissen gehiirt, daB dieses dicht ist, laBt es sich wieder entleeren und bringt die Kanule durch die Glottis in ihre Lage. Die Kanule muB in der Langsrichtung des Frosches liegen; die Einschnitte, die das Mittelstuck begrenzen, gehen schrag iiber die Kanule und bilden ungefahr denselben Winkel gegen ihre Langsrichtung wie die Stimmbander des Frosches gegen die Lfings- richtung des Frosches. Beobachtet man dies iind fuhrt die Kanule in der richtigen Weise ein (sie liegt in Fig. 4 mit der Ruckenseite nach oben), so kommt das Luftkissen in die Glottisebene zu liegen. Man

Page 5: Über die Technik bei der Untersuchung der Kapillarzirkulation beim Frosch, besonders in der Froschlunge

UNTERSUCHUNQ DER KAPILLARZIRKGLATIOK BEIN FROSCH usw. 5

bldst nun zuerst das Luftkissen ron dem zugehorigen Gummischlauch aus auf und schlie8t diesen mittels piner Klemmpinzette. Danach konnen die Lungen des Versuchstieres yon dem anderen Oummischlauch aus naoh Belieben aufgeblasen werden, der dann in gleicher Weise ge- schlossen wird. Die breite Basis der konischen Spitze der Kanule liegt unmittelbar unter den Stimmbdndern, die sie am Hinausgleiten ver- hindern, indem sie wie TViderhaken wirken. Das Luftkissen entfernt zwilr, wenn es aufgeblasen wird, die Stimmblnder etwas mehr als vorher voneinander; die Basis des Konus ist aber so breit, daB sie sich dennoch auf sie stutzen kann. Die Kaniile bleibt demnach von selbst liegen und braucht nicht festgebunden zu werden. Will man indessen eine festere Anordnung haben, welche cerhindert,, da8 die Kanule sich nach der einen oder anderen Seite hin dreht, so kann sie mit einem Faden befestigt werden , der beiderseits von derselben durch die obere und untere Lippe des Frosches gezogen und um die Kanule herum- gebunden wird, welch letztere mit quergehenden Rillen versehen ist, um hesser festgehalten zu werden.

Die Operation, um die Lunge aus der Leibeshohle herauszubekom- men, ist bekanntlich sehr einfach: man offnet mit einer Schere die Haut in der Axillarlinie zwischen der Achselhohle und dem Becken. Dabei mu6 man aber naturlich Blutcerlust vermeiden. H o l m g r e n beginnt rnit der Anlegung einer Ligatur durch eine Haut'falte in der Achselhohle, einer anderen solchen nahe der hinteren Extremitat und teilt die Haut zwischen beiden. Ranvier empfiehlt Thermokauter. Keine der beiden Methoden aber schutzt vollig vor Blutungen. Ich meinerseits ziehe vor, rnit der Schere eine h u n g in der Axillarlinie etwas unterhalb der Mitte anzubringen, wo selten GefaBe vorhanden sind, und dann Stuck fur Stiick die Haut aufzuheben, so dab man sieht, wo die BlutgefaBe auf der Unterseite gehen, und sie allmahlich weiter nach unten und oben unter Vermeidung der GefaBe zu teilen, welch letztere am zahlreichsten in der Nahe der Achselhohle sind. Wenn man also sieht, mas man tut, ist es in den meisten Fallen leioht, Blutungen zu vermeiden ; nur ausnahmsweise braucht man eine Ligatur anzulegen. Die Bauchwand wird in derselben Linie geteilt, wobei selten eine nennenswerte Blutung stattfindet. Die Offnung wird groI3 gemacht, damit nicht die Rander auf die Lunge drucken.

H o l m g r e n s Objekttisch mit zugehoriger ,,Lungenkammer" ist rortrefflich; ich habe an ihm nur die Anderung vorgenommen, daB

Ranvier, Trait6 technique d'histologk. 1875-88. S. 604.

Page 6: Über die Technik bei der Untersuchung der Kapillarzirkulation beim Frosch, besonders in der Froschlunge

6 HJALMAR OHRWALL:

die Zahnstange und das Zahnrad nach dem Praparat, statt nach auBen hin, placiert worden ist, wodurch das Praparat dem Rande naher- kommt, was mehrere Vorteile besitzt. Ferner habe ich die durchbohrte Holzplatte durch eine 5 mm dicke, 20 om lange und 8.5 brcite Spiegel- glasylatte ersetzt. Die Lungenkammer ist auf einer runden, plan- parallelen Glasscheibe von 4 Diclie und 1 7 m m Durchmesser befestigt, welche Glasscheibe auf der Glasplatte mit Kanadabalsam befestigt ist und zur Unterlage fiir die Lunge dient. Fig. 6 veranschaulicht die neue Form des Ohjekttisches. Der Holzdecliel ist meggelassen worden ; statt des Deckels wird nasse Watte rermendet, um den Frosch feucht zu halten.

Durch starkeres oder schwacheres Sufblasea der Lunge kann man, wie H o l m g r e n hervorgehoben hat, innerhalb gemisser Grenzen nach

Fig. 6.

Beliebon die Geschwindigkeit des Blutstromes im Priparat regulieren, was einen groBen Vorteil bedeutet. Oft genug diirfte nian den Fehler begehen, von Anfang an die Lunge zu stark anfzublasen, aodurch die Zirkulation geradezu aufgehoben werden kann. Man darf sioh nioht allzu sehr von den naturlichen Verhaltnissen entfernen. Ferner IILUB man kleine Frosche wahlen (kleine Lungen ergeben 1ichtstLrkere PrB- parate). Meine Kanulen sind fur Froschmannchen (Esculenta) von 40 bis 75 g bestimmt, deren Glottis 5 bis 8 mm lang zu sein pflegt. Die Glottis der Weibchen ist vie1 kleiner. Auch (groBere) Weibchen konnen indessen angeaandt werden, wobei die Eierstocke, die oft hinder- lich sind, ganz oder teilmeise entfernt werden konnen, nachdem man das zugehorige Mesovarium unterbunden hat. Frisch eingefangene HerbstfrGsche sind am besten, aber auch bei Froschen, die den ganzen Winter iiber aufbewahrt worden sind, habe ich sp5t im Friihling im allgemeinen gute Praparate erhalten, besonders bei Anwendung des Narkotikums, von dem weiter unten die Rede sein wird.

Dadurch, daB man n i t einer Schere eine &hung in dem Fundus

Page 7: Über die Technik bei der Untersuchung der Kapillarzirkulation beim Frosch, besonders in der Froschlunge

UNTERSUCHUNG DER KAPILLARZIRKULATION BEIM FROSCH USW. 7

der Lunge anbringt, dort eine rnit einem Gummischlauch rnit Klemm- schraube rersehene Glaskanule einfuhrt und mit einer Ligatur befestigt, kann man es ermbglichen, Luft oder andere Gasmischungen durch die Lunge unter dem Druck und rnit der Geschwindigkeit, wie man es wiinscht, zu leiten. Der Druck wird mit einem mittels eines T-Rohres eingeschalteten Wassermanometer gemessen. Das Verfahren ist so einfach, da6 es keine detailliertere Beschreibung erfoidert, und der Eingriff scheint nicht storend auf die Zirkulation in den ubrigen Teilen der Lunge einzuwirlten. Vielleicht kiinnte diese Anordnung bei gewissen Respirationsrersuchen zur Anwendung kommen.

Um den Frosch zu immobilisieren, wandte H o l m g r e n K u r a r e in kleiner nosis an, so klein, da6 die Paralyse nach 2 bis 3 Tagen rorubergeht; er gibt keinen anderen Grund an, als daB er eine solohe Dosis am zweckml6igsten gefunden hat. Auch Cohnheim' empfiehlt in seinen Versuchen fiber den Kapillarkreislauf im Mesenterium des Frosches so kleine Dosen, da6 die Paralyse erst nach 11/2 bis 5 Stunden eintritt und 48 Stunden anhalt, ,,da so kleine Dosen bekanntlioh keinen Finflu6 auf die Zirkulation haben". Kurare durfte auch so gut wie stets bei derartigen Versuchen angewandt werden. Es hat aber gewisse, nicht unbedeutende Unzutraglichkeiten. Vor allem macht das Kurare, soviel man wei6, das Tier nicht gefuhllos, mas ja in hohem Grade miinschenswert ware. Ferner aber verursacht Kurare auch in kleinen Dosen indirekt recht groBe Storungen der Blutzirkulation dadurch, daB es die Lymphherzen des Frosches liihmt und die Lymphbildung be- einflubt. Um den Verlauf hierbei zu verstehen, mu6 man sich erinnern, daB der Frosch fast vollstindig der LymphgefaBe entbehrt und statt- dessen ein System von grB6eren und kleineren Lymphsacken hat, die mittels 4 Lymphherzen, 2 vorderen und 2 hinteren (welch letztere man durch die Haut zu beiden Seiten des Coccyx pulsieren sehen kann) qich in das venBse System entleeren. Diese Lymphherzen, die aus kurzen , quergestreiften , verzweigten Muskelfasern bestehen und Nerven mit Endplatten2 besitzen, werden, wie bereits Ko11iker,3 B e r n a r d , * Bol l und Langendorf fs u. a. gezeigt haben, durch Kurare gelahmt, und zwar friiher als andere Muskeln. Es ist klar, daB dies

Cohnheim, ffber Entziindung und Eiterung. Virchows Archk. 1867.

Siehe Ranvier, Traite' technique d'histologie. Virchows Archiv. 1856. Bd. X. S. 9. Lepons sur les effets des substances tmiques. Archin f. Physiol. Bd. LXXXIII. 1883. S. 333.

Bd. XL. S. 1. S. 704.

1851.

Page 8: Über die Technik bei der Untersuchung der Kapillarzirkulation beim Frosch, besonders in der Froschlunge

geeignet ist, eine Stagnation der IJymphe in den Ljmphsacken herbei- zufiihren. Schon am folgenden Tage findet man, worauf 'J 'archanoff hingewiesen hat,' unter der Zunge eineii Lymphsack, der \on Ljmphe (besonders menn der Frosch mit dem Kopf nach unten gehalten wird) sehr aufgetrieben ist, und im Zusammenhang niit clieser Stag- nation ron Ljinphe sowohl dort als an anderen Stellen, clenn auch die iibrigen LymphsBcke werden nufgetrieben, ist das Blut betrachtlich verdickt: die Nenge der roten Blutkiirperchen ist bedeutentl vermehrt, z. B. Ton 200000 auf 350000 (die der wei6en ist dagegen vermindert, wahrscheinlich durch Emigration). Das Blut wird demnach dicker, und seine Menge nimnit ah, wahrend die Menge der 1,ymphe dafur zunimmt. Schon Bidder hat diesen Hjdrops bei kurarisierten E'rdschen be- obachtet und erklart, ihn durch die Lahmung der Lympliherzen des Frosches und seine Unbeweglichkeit. Hierzu tragt auch sicher der Umstand bei, daB Kurare, wie belannt, lymphtreibend wirlit. Wird das Gift eliminiert, so daB die Lyiiiphherzen des Frosches wieder zu arbeiten beginnen, so verschwindet bald die Lymphstase. Ich habe mich davon uberzeugt, daB schon Boehms und Ti l l ies3 Normaldosis (0.014 g Kurarin auf einen Frosch con 50 g), die eine m a r vollstandige, aber bald voriibergehende Paralyse bewirkt, die Lymphherzen des Frosches zum Stillstehen bringt.

Es ist leicht einzusehen, daB diese Wirkung des Kurare, wodurch die Menge des Blutes auf Kosten der Lymphe betrachtlich vermindert wird, geeignet sein mu6, unter gewissen Umstanden die Zirkulatiou zu erschweren. Wird namlich die Menge des Blutes bis zu einem gewissen Grade vermindert, so da6 das Herz nicht genugend Blut in die Arterien zu pumpen bekommt, so trifft es wie beim Verbluten ein, daf3 die Zirku- lation in einigen Kapillarsystemen aufzuhoren beginnt. Und wie dort kann sie auch hier durch in travenose Infusion von physiologischer Kochsalzlosung wiederhergestellt werden. C o h n h e i m 4 erwiihnt, da6 eine Einspritzung von 'IB his 1 oem physiologischer Kochsalzlosung in

T a r c h a n o f f , De l'influence du curare sur la quantitb de la lymphe etc. Arch. de Physiologie. 1875. 7. annhe. S. 33.

B i d d e r , Beobachtungen an kurarisierten FrSschen. Arch. f. h a t . u. Phys. 1868. Bd. V. S. 603.

T i l l i e , Uber die Wirkungen des Kurare und seiner Alkaloide. Arch. f. ezp. Path. u. Pharm. 1890. Bd. X X I I . S. 4. Sowohl in diesen wie in spliteren pharmakologischen Abhandlungen scheint die Wirkung des Kursre uiid Kurarins auf die Lymphherzen des Frosches ganzlich vergessen und ubersehen eu sein.

' Cohnhe im, Vorlesungen uber allgem. Pathologie. 2. Aufl. 1882. Bd. I. s. 439.

Page 9: Über die Technik bei der Untersuchung der Kapillarzirkulation beim Frosch, besonders in der Froschlunge

UNTNRSUCHUNG DER I~A~~ILLARZIRKULATION BEIM FROSCH usw. 9

die Vena abdoninalis fiir I/, bis 2 Stunden die Geschmindigkeit des Blntstromes in den Kapillaren der Schmimmhaut und der Zunge be- trlchtlich vermehrt, und er erklirt. dieses Experiment (das mehrmals wiederholt werden kann) so, daB das Blut infolge der Verdunnung mit geringerer Reibung durch die GefaBe flieBt. Es ist wohl ziemlich sicher, dab Cohnheim liurarisierte Frosche angewandt hat, und ich habe hiinfig bei derartigen Versuchen fiir einige Zeit die aufgehobene Zirku- lation im Mesenterium, in der Lunge usw. au kurarisierten Tieren auf dieselbe Weise wiederhergestellt,. Andererseits darf die Dleuge der Iiochsalzl8sung nicht zu groB genommen werdeii. Infundiert man niimlich eine griiBere Meuge Kochsalzliisung (4 bis 5 ,,,), so nimmt die Geschmindigkeit des Blutstroms ab, und legt man nun das Herz bloB, so sieht man, dab es ausgedehnt ist und eine Schwierigkeit fur das- selbe besteht, sich zu entleeren. Werden nun einige Kubikzentimeter Blut aus dem distalen Stumpf der Vena abdominalis abgezapft, so wird die Geschwindigkeit des Stromes wieder groBer. Dieser Versuch kann mehrere Male wiederholt werden. (Es kann hierbei eintreffen, daB der Frosch infolge der kraftigen Drainierung Tendenzen zu erwachen zeigt, weshalb es am besten ist, die Salzlosung mit einer geeigneten Nenge eines Narkotikums, z. B. 0 - 5 Prozent Urethan, zu rersetzen, s. weiter unten.) Man ersieht hieraus, daB die Blutmenge gentigen muB, aber nicht zu groB sein darf, und im Vergleich hiermjt ist wohl die groBere oder geringere Verdunnung des Blutes von mehr untergeordneter Be- deutung.

Bei groBeren Kuraredosen durfte die lymphtreibende Wirkung des Giftes sich in noch hoherem Grade geltend machen und die Blut- menge noch mehr auf Kosten der Lymphe vermindert werden. I n noch groI3eren Dosen lahmt bekanntlich Kurare die GefaBnerven (bei Kaniuchen bedarf es hierzu des 100- bis 300-fachen der normalen Dosis), was die Wirkung der obenerwahnten Lymphstase noch mehr steigern mu8.

Kurare und Kurarin sind daher bei derartigen Versuchen, wie H o l m g r e n und Cohnheim u. a. betont haben, in so geringer Dosis wie moglich zu geben, einer Dosis, die bei langerdauernden Versuchen bei Bedarf wiederholt wird.

TVird diese Anweisung beobachtet, so kommt man gewohnlich bei Anwendung von Kurare zum Ziel. 1st aber die Zirkulation schon vorhpr nicht sehr gut, so konnen schon kleine Dosen storend wirken. Und da Kurare uberdies, wie gesagt,, keine Gefuhllosigkeit herbeiftihrt, habe ich mich nach anderen Mitteln umgesehen. Einen Holzpflock in das Gehirn des kurarisierten Frosches einzutreiben, macht ihn zwar

Page 10: Über die Technik bei der Untersuchung der Kapillarzirkulation beim Frosch, besonders in der Froschlunge

10 HJALMAR OBRWALL:

gefuhllos, vermindert aber nicht die ubrigen Unzutraglichkeiten des Kurare und fuhrt leicht Blutrerlust herbei.

A t h e r kann zwar angevandt werden und ist dem Chloroform vorzuziehen, das die Herztatigkeit herabsetzt. Ather schwacht, auch nicht die Titigkeit der Igmphherzen des Frosches, die Karltose halt aber gewohnlich nicht so lange an, wie man wunscht. Um eine lang- dauernde Nub-ose zu erhalten, mu6 man die ;4therisierung noch eine langere oder liiirzere Zeit fortsetzen, nachdeni schon die Paraljse voll- standig geworden ist. Ein Frosch, der in ein GlasgefaD yon 1 Liter Rauminhalt geset,zt wird, das mit einem Pappdeckel bedeckt, ist, auf dessen Unterseite ein mit Ather befeuchteter Wat,tehausch mittels eines Fadens befestigt ist, ist im allgemeinen nach ungefahr 6 Ninuten roll- standig paralysierf. Wird er nun sofort her&genommen, so erwacht er gewohnlich nach weniger als einer halben Stunde, bisweilen schon nach 5 Ninuten. LaDt man stattdessen den Frosch in der dtherluft insgesamt 25 Minuten liegen, bevor er herausgenommen wird, so dauert die Narkose mehrere Stunden. Die Herztatigkeit ist gut, die Zirku- lation in den oberflachlichen Kapillaren ist aber oft trage oder hat ganz aufgehort. Der Bther scheint in die GefaBe einzudringeo und die Blntkorperchen zu schadigen. Frosche in Atherwasser zu narkoti- sieren, geht auch gut.l In gesattigter (7 bis 8prozentiger) Atherlosung + 1 Vol. Wasser ist die Paralyse vollstandig nach ungefahr 5 bis 7 Minuten; in gesattigter Atherlosung + 4 Vol. Wasser braucht man ' I , Stunde. Die Frosche erwachen ebenso schnell wie bei hherisierung in Luft, wenn sie sofort herausgenommeri werden, die Narkose kann aber auf dieselbe Weise verlangert werden. Aber auch hier wird die Zirkulation in oberflachlichen GefaBen geschadigt , und die Methode besitLt keine Vorziige gegenuber Btherisierung in Luft. Bei lang- dauernden Versuchen muB die Narkose erneut werden, was in beiden Fallen recht gro6e Unzutraglichkeiten mit sich bringt.

Chlora l subkutan, 4 bia 6eg, ist kaum hinreichend, eine gute Narkose zu geben, schon diese Dosis aber setzt die Herztatigkeit be- trachtlich herab ; dieses Mittel ist daher zu Kreislaufversuchen un- geeignet.

Das Mittel, dessen ich selber mich mit groDtem Vorteil bei Kreis- laufversuchen bedient habe, ist das Ure than . Wie Schmiedeberg a

Wie Oestergren fur Fische angegeben hat. Zeitschr. f i wksemschaftl.

Schmiedeberg , Uber die pharmakologischen Wirkungen einiger Karb- Mikrosk. 1905. Bd. XXIX.

aminsaureester. Arch. f. exp. Path. u. Pharm. 1866. Bd. XX. S. 207.

Page 11: Über die Technik bei der Untersuchung der Kapillarzirkulation beim Frosch, besonders in der Froschlunge

UNTERSUCEUNG DER KAPILLARZIRKULATION BEIM FROSCH usw. 1 1

gezeigt hat, gibt Urethan eine ausgezeichnete Narkose, ohne die Herz- tiitigkeit herabzusetzen. Es wird bekanntlich mit vorzuglichem Brfolg, z. B. bei Blutdruckrersuchen an lianinchen, verwandt. 3 g Urethan in 10 Wasser gelost und mittels einer Sonde in den Magen dines mittelgroBen Kaninchens eingefcihrt, ergeben nach 30 bis 45 Minuten vollstandige Narkose, die mehrere Tage dauern kann. Betreffs der Wirkung des Urethans auf Frusche gibt. Schmiedeberg an der- selben Stelle an, dab meniger als 10 mg (subkutan in 10 bis 25 pro- zentiger Losung eingespritzt) keine merkbare Wirkung hat, 20 bis 3Oms bewirken, daB die Tiere leichter als sonst hypnotisiert werden konnen. GroBere Dosen, bei kleineren Tieren schon 25 bis 30mg, vermindern die millkiirlichen Bewegungen, ohne die Reflexe aufzuheben, 40 bis 6 0 m g heben die Reflexe vollstandig auf; ,,man konnte da,s Tier in diesem Zustande fur tot halten, wenn nicht die kraftigen Herzschllge das Fortbestehen des Lebens geniigend dartaten. Nach 36 bis 48 Stunden tritt auch aus diesem Zustande gewohnlich voll- standige Erholung ein, ja es ist kaum miiglich, einen Frosch durch das Urethan zu toten, ohne ihn formlich mit der Substanz einzubalsa- mieren", sagt Schmiedeb erg.

Diese Angaben veranlaBten mich, Urethan bei Kreislaufversuchen auf seine Anwendbarkeit hin zu priifen. Die angegebenen Dosen hatten indessen keine merkbare Wirkung, und es zeigte sich bald, daB S c h m i e d e b e r g offenbar Centigramm statt Milligramm an alleu fiinf Stellen meint. Nach Vornahme dieser Anderung stimmten die Ver- suchsergebnisse mit seinen Angaben genau uberein. Vielleicht ist es dieser Verwechslung zuzuschreiben, dab das Urethan nicht die An- wendung bei derartigen Versuchen erhalten hat, die es verdient. Ure- than, in 25prozentiger Losung, Froschen unter die Haut in einer Menge eingespritzt, die 0.5 Prozent von dem Korpergewicht des Frosches entspricht (1 corn auf einen Frosch von 50 g, 11/2 auf einen von 7 5 9 usw.), ruft, wie ich bei einer groBeren Anzahl Ver- suchen gefunden habe, nach 13 bis 20 Minuten vollstandige Narkose und Reflexlosigkeit hervor, ohne die Herzkontraktionen abzuschwachen. Bei der Bereitung der Urethanlosung benutzt man am besten statt Wasser 0.7 prozentige Kochsalzlosung. Auch die Lymphherzen des Prosches schlagen kraftig, und eine Stase der Lymphe tritt nicht wie bei Kurarevergiftung ein. Die Zirkulation geht unbehindert vor sich, und die Narkose dauert ungefahr 24 Stunden. Bei lang- dauernden Versuchen kann sie bequem durch erneute Einspritzung derselben Dosis verlangert werden. Meiner Erfahrung nach eignet sich das Urethan vort?reff lich zii Kreislaufversuchen; und es versteht sich

Page 12: Über die Technik bei der Untersuchung der Kapillarzirkulation beim Frosch, besonders in der Froschlunge

12 HJALMAR OHRWALL: von selbst, da6 es sich auch bei einer Menge anderer Versuche rer- wenden la6t.l

Mit, Hilfe dieser verbesserten Technik diirfte man in den meisten Fallen Priiparate mit guter Zirkulation i n der T,unge erhalten. In- dessen knnn es doch bismeilen eintreffen, daB in dem Lungenpriparat das Blut in den Kapillaren, ja, sogar in den grb6eren GefaBen still- steht. Die Ursache hierfur kann moglicherffeise die sein, da8 infolge von Lymphverlust bei der Operation (der bfnung der BauchhOhle) oder anderen ungunstigen Umstanden die Blutmenge doch zu gering ist. Nan kann dann, wie bereits erwahnt, gewohnlich die Zirkulation wieder dadurch in Gang bekommen, da6 man langsam 1 oder 2 ccm

physiologische Salzlosung in die Vena abdominalis injiziert. Weit be- quemer aber ist es, 3 bis 4 ccm Salzlosung subkutan in die Lymphsacke (die vorderen und hinteren z. B. am Halse, auf dem Rucken, auf den Schenkeln) zu injizieren. Aus dem Vorhergehenden ist zu ersehen, daB diese Methode nicht anwendbar ist, wenn der Frosch mit Kurare im- mobilisiert ist, denn dieses lahmt seine Lymphherzen ; bei Anwendung ron Urethan aber pumpen diese innerhalb kurzer Zeit, die Salzlosung in das Blut ein; die Wirkung hiervon ist in den meisten Fallen augenfallig und von weit langerer Dauer als bei Injektion direkt in die Vena abdominalis.

Bisweilen gelingt es aber auch auf diese Weise nicht, den Kreis- lauf in der Lunge in Gang zu bringen, trotzdem die Herztltigkeit gut und die Zirkulation an anderen Stellen ungestort ist. Man sieht es sofort der prolabierten Lunge an, da5 sie hlaB und blutleer ist. Wo- durch dies verursacht sein kann, ist nicht gut zu entscheiden. Wir wissen zu wenig von den rasomotorischen Nerven in der Froschlunge und von anderen hierhergehorigen Faktoren. Wenn man sich indessen erinnert, da5 die Frosche wahrend langer Zeiten nicht mit den Lungen atmen, ist die Erscheinung nicht so uberraschend. I n derartigen Fillen verliert man gewohnlioh am wenigsten Zeit, indem man ein neues Versuchstier wahlt.

SchlieBlich noch ein paar Worte uber einige andere Kreislauf- praparate. Auoh bei Anwendung von S c h w i m m h a u t , Zunge, Blase und N e s e n t e r i u m des Frosches ist es bequem und praktisch, als

In der Absicht, wenn moglich mit einer geringeren Dosis auszukommen, habe ich auch Veronalnatrium in 10prozeut. Lasung versucht. Auch dieser Stoff ist anwendbar, aber ungefahr dieselbe Menge mu6 angewandt werden (0.5 Proz. des Korpergewichts), und doch ist die Narkose nicht so tief wie bei Urethan, auch tritt sie nicht so schnell ein. Urethan ist daher vorzueiehen.

Page 13: Über die Technik bei der Untersuchung der Kapillarzirkulation beim Frosch, besonders in der Froschlunge

UNTEINJCHUNG DER KAPILLARZIXKULATION REIM FROSCH IJSW. 13

Unterlage fur den Frosch 5 dicke, 8.5 cm breite u d 20 cl)l lange Spiegelglasplat.ten zu vermenden, die mit besonderen kleinen Klotzen oder I'latten fur das Prliparat versehen sind: fur die Schwimmhaut nach H e r m a n n s1 Anweisung dreieckige, 1 mm dicke Ghsstucke rnit ungefihr -loo Winkel (mit dem Diamant a,usgeschnitten und auf einem Schleifstein an den Kanten abgeschliffen), die man unter die Schwimm- haut schiebt , welch' 1et.ztere mit dreieckigeni Deckglas (unter Wasser rnit einer Schere geschnitten) bedeckt wird. Die Zunge mird ebenso uber einem passenden Glasstuck ausgebreitet,, das an der Glitsplatte mittels Kanadabalsam (in Chloroform geliist) befestigt ist; sie nirtl rnit Nadeln an einer Korkplatte festgesteckt,, die mit Iiana,dabalsam TOT

dem Glasstiick befestigt ist. Die Blase wird mittels derselben Operation mie das Mesenterialpriparat heransgeschafft: ein Schnitt durch die Haut zwischen der Axillarlinie und der Mittellinie, etwas niiher aber der letzteren, in der oben angegebenen Weise ausgefuhrt, und ein ent- sprechender durch die Bauchwand; die Blase wird mittels einer in die Analiiffnung eingefuhrten Pipette mit physiologischer Kochsalzlosung gefullt.2 Die Blase wird mit Vorteil in der oben beschriebenen Modi- fikation der Holmgrenschen ,,T,ungenkammer" placiert. Zu PAparaten sowohl der Blase als des Mesenteriums sind griiBere Frosche vorzu- ziehen. Die Ovarien werden in beiden Fillen exstirpiert, wenn sie im Wege sind, nachdem das Mesoverium unterbunden morden ist. Fur das Mesenterium wandte Cohnheim als Unterlage eine runde Glas- scheibe an, umgeben von einem schmalen, 1 lnm dicken Iiorkring, der gleichfalls mittels Kanadabalsam au dem groBen Objektglase, morauf der Frosch ruht, befest.igt war.3 Der Darm wurde auf der Korkplatte rnit Xadeln befestigt. R a n v i e r * empfiehlt einen hohen durchbohrten konischen Kork, der uber einein Loch in einer Korkplatte befestigt und rnit einem Falz und einem Deckglas versehen ist, urn zu ver- hindern, daB Blut oder Lymphe BUS der Bauchhohle auf das Priparat herunterAieBt,. Es ist dies ohne Zmeifel eine Verbesserung des Colin- he im schen niedrigen Klotzes. Am praktischsten ist meiner Erfahrung nach folgende Anordnung. Nan befestigt rnit Kanadabalsam einen runden, 12 m m hohen, nach oben zu etwas sich rerjungenden Glasklotz (Durchmesser unten 20 urn, oben 17 mm) auf der Spiegelglasplatte an dem einen Rande, auf der Nitte der einen Langsseite. Mitten auf der

H e r m a n n , Leithden fur das physiol. Practikum: 1898. Wegen Eineelheiteu s. V e r w o r u s Physiol. Prdtikum. 1907. S . 111.. C o h n h e i m , Uber Entzundung und Eiterung. V i r c h o w s Archiv. 1867.

R a n v i e r , Trait6 technique d'histologie. 1875-88. S. 604.

6. 137.

Bd. XL. S. 1.

Page 14: Über die Technik bei der Untersuchung der Kapillarzirkulation beim Frosch, besonders in der Froschlunge

14

oberen Flache des Glasklotzes wird in derselben Weise eine runde Glas- scheibe yon 1 mm Dicke und 12"" Durchmesser befestigt (s. Fig. 7).' Das Mesenterium wird auf der runden Glasscheibe ausgebreitet, der Darm liegt auBerhalb derselben und um sie herum auf dem IiTotze.

H. OHRWALL: UNTERSUCHUNG DER KAPILLARZIRKULATION USW.

Fig. 7.

Ober das Mesenterium wird ein passendes rnndes Deckg.,s gelegt. Ein Korkring ist nicht niitig.

Auch in diesen Fillen wird der Frosch mittels Urethan anstatt Kurare immobilisiert.

Sowohl die Schwimmhaut, die Zunge und die Blase als auch die Schwimmflossen an Froschlarven geben gute Prayarate; am schiinst,en und lehrreichsten sind jedoch die Lunge und das Mesenterium.

Eine solche Spiegelglasplatte mit Klotz usw. ist vom Instrumenten- macher R o s e in Upsala zu einem Preise von 2.50 Kronen zu heziehen; der Preis einer Glottiskanule betrggt 15 Kronen, der yon mir beschriebenen Lungen- kammer mit Glasplatte 22 Kronen.