10
[Aus dem KSnigl. Institut ffir Infektionskrankheiten zu Berlin.] (Direktor: Geh. Obermed.-Rat Prof. Dr. Gaffky.) (hbteilungsvorsteher: Prof. Dr. Le n tz.) 0ber die therapeutische Wirkung des Chloroforms bei der Typhusinfektion. Von Dr. ~. Bully. Auf des vierten Tagung der freien Vereinigung ffir Mikrobiologie in Berlin (1910) beriohtete Conradi 1 fiber Versuche, dutch die er eine keimt5tende Wirkung des Chloroforms auf Typhusbazillen im TierkSrper erwiesen zu haben glaubte. Er ging bei seinen Versuchen yon der Vor- stellung aus, dab gewisse hpoidlSsliche Narcotioa durch ihre starke LSsungs- affiaits zu den Zellipoiden imstande w~ren, in die Bakterien und KSrper- zellen hineinzudringen und so duroh s der Bazillen eine Heilung des Organismus herbeizuffihren. Die grSl~te Sohwierigkeit lag dabei darin, die Leber- und Galleng~nge yon den Typhusbazillen zu s~ubern, yon welehen aus diese in die Gallenblase hineingesohwemmt werden, wo sie in der Galle einen gfinstigen N~hrboden finden, und yon wo aus sie in den Darm gelangen. Wie n~mlich DSrr ~, Lentz und Hoffmann 3, Chiarolanza 4 und E. Blumenthal 6 gezeigt haben, gelangen die Typhusbazillen aus der Blutbahn in der Leber in die Gallenghnge und aus diesen mit tier Galle in die Gallenblase. Blumenthal erw~hnt auch 1 Zeitschr. f. Iramunitiitsforschung u. ex2erim. Thera,pie. 1910. Bd. VII. S. 156. 2 DSrr, Centralblatt fi~r J~akteriologie. Abtl. I. Orig.-Bd. XXXIX. S. 624. 3 Lentz, Bericht i~ber den .XIV. intern. ~ongrefl fi~r Hygiene u, JOemograFhie. Bd. II. S. 73. 4 Chiarolanza, Diese Zeilschrift. 1909. Bd. LXIL S. 11. Blumenthal, Centralblatt fi~r Bakte~,io~ogle. 1910. Orig.-Bd.Lu S. 341.

Über die therapeutische Wirkung des Chloroforms bei der Typhusinfektion

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Page 1: Über die therapeutische Wirkung des Chloroforms bei der Typhusinfektion

[Aus dem KSnigl. Institut ffir Infektionskrankheiten zu Berlin.] (Direktor: Geh. Obermed.-Rat Prof. Dr. Gaf fky . )

(hbtei lungsvorsteher: Prof. Dr. Le n tz.)

0ber die therapeutische Wirkung des Chloroforms bei der Typhusinfektion.

Von

Dr. ~ . B u l l y .

Auf des vierten Tagung der freien Vereinigung ffir Mikrobiologie in Berlin (1910) beriohtete Conradi 1 fiber Versuche, dutch die er eine keimt5tende Wirkung des Chloroforms auf Typhusbazillen im TierkSrper erwiesen zu haben glaubte. Er ging bei seinen Versuchen yon der Vor- stellung aus, dab gewisse hpoidlSsliche Narcotioa durch ihre starke LSsungs- affiaits zu den Zellipoiden imstande w~ren, in die Bakterien und KSrper- zellen hineinzudringen und so duroh s der Bazillen eine Heilung des Organismus herbeizuffihren. Die grSl~te Sohwierigkeit lag dabei darin, die Leber- und Galleng~nge yon den Typhusbazillen zu s~ubern, yon welehen aus diese in die Gallenblase hineingesohwemmt werden, wo sie in der Galle einen gfinstigen N~hrboden finden, und yon wo aus sie in den Darm gelangen. Wie n~mlich DSrr ~, Lentz und H o f f m a n n 3, Chiaro lanza 4 und E. B l u m e n t h a l 6 gezeigt haben, gelangen die Typhusbazillen aus der Blutbahn in der Leber in die Gallenghnge und aus diesen mit tier Galle in die Gallenblase. B l u m e n t h a l erw~hnt auch

1 Zeitschr. f. Iramunitiitsforschung u. ex2erim. Thera,pie. 1910. Bd. VII. S. 156. 2 D S r r , Centralblatt fi~r J~akteriologie. Abtl. I. Orig.-Bd. XXXIX. S. 624. 3 L e n t z , Bericht i~ber den .XIV. intern. ~ongrefl fi~r Hygiene u, JOemograFhie.

Bd. II. S. 73. 4 C h i a r o l a n z a , Diese Zeilschrift. 1909. Bd. LXIL S. 11. Blumenthal, Centralblatt fi~r Bakte~,io~ogle. 1910. Orig.-Bd.Lu S. 341.

Page 2: Über die therapeutische Wirkung des Chloroforms bei der Typhusinfektion

30 M. Bur,T,y:

bereits in seiner Arbeit, dab es vielleicht mSglich wfire, dutch ein Des- infizienz die Typhusbazillen in den Galleng~ngen zu vernichten, und da- darch die Typhusbek~rapfung bedeutend zu erleichtern.

Auf Veranlassung yon Prof. Len tz habe ich die Versuche Conradis einer Nachpriifung unterzogen. Inzwischen wurden auch im Kaiserlichen Gesundheitsamte die Angaben Conrad is nachgeprfift, worfiber Ha i l e r und R i m p a u ~ berichteten.

Bei unseren Versuchen hielten wit uns streng an die Angaben yon Conradi. Eine 0se einer 24stfindigen Typhusagarkultur - - es wurde iraraer derselbe Starara (151) benutzt m wurde in 1 ~r physiologischer KochsalzlSsung aufgesehwerarat und dem Kaninchen in die 0hrvene inji- ziert, und zwar kara auf I kr K5rpergewicht 1 ~m einer solehen Typhus- kochsalzaufschwemraung. Die Tiere wurden vor der Infektion und nach dera Exitus genau gewogen. Die Behandlung mit dera Chloroform ge- schah bei unseren u nur r ek t a l undes wurde gem~iB den An- gaben Conradis frisches Chloroform ,Anschiitz" in einera Gemenge yon 2.5 Teilen Milch und 2 Teilen Rahra in einem Yerh~ltnis 1:10 durch intensives Sch~tteln gelSst. Die Kaninchen wurden nun in Bauchlage auf ein 0perationsbrett festgesehnallt und ihnen dann vorsichtig ein weieher Nelathonkatheter in alas Rektum eingeffihrt. ]~ittels einer 5 cer~ fassenden Pravazspritze gossen wit langsam das Chloroforrarailchgemenge (0.5 ~ Chloroform H-4.5 ~ Rahramilch) in den Mastdarm ein. Der Katheter wurde dann nach 10 Minuten langsara herausgezogen. In wenigen F~llen flossen einige Tropfen nach. Von einer Abkleramung des t~Iastdarraes sahen wit ab, da wit den Verlust einiger weniger Tropfen der Chloroforrarailch ira Yerh~ltnis zu der injizierten ]Kenge (5 r162 etwa 100 Tropfen) vernachliissigen zu dfirfen glaubten. Bei den yon uns be- handelten 54 Tieren konnteu wir nur bei einera Kaninchen eine starke Injektion der D~rrae nachweisen, und dies bei einera Tiere, welchera wir 0.8 ~ Chloroform versuchsweise infundierten.

Die Behandlung der Kaninchen geschah t~glich, und zwar bis zu 10 Tagen. Dann wurden die Behandelten entweder am Tage nach der letzten Einverleibung des Chloroforrarahragemisehes oder 2 bis 3 Tage sparer durch Nackenschlag getStet und seziert. In derselben Weise wurden auch die Unbehandelten get5tet. Unter sterilen Kautelen nahm ich Herz~ Milz und Gallenblase heraus und strieh mehrere 0sen aus diesen Organen auf Drigalski-Conradi-Platten aus. Diese kamen darauf 24 Stunden in einen 37~ Die typhusverd~chtigen blauen Kolonien wurden dann mit einem Typhusserura in einer Verdiinnung I :100 auf ihre

= .4rbeilen aus dem _~aiserl. Gesundhei~samt. 1911. Bd. XXXVL

Page 3: Über die therapeutische Wirkung des Chloroforms bei der Typhusinfektion

THERAI~EUT. WIRKUNG :DES CHLOROFORMS BEI D. TYPHUSINFEKTION. 31

V e r s u c h I. a) Mit Chloroform behandelte Tiere.

r j ~'~| ~.,.~

~ e~ m -~ ~ - ~ . ~

= Typhus- bazillen- nachweis

Bemerkungen

-1 2 1 0 . 5 1500 1370 /14. u VL - - 19. VI. Ty. - - Milz vergrSl~ert, l Galle eitrig

2 5 x 0 . 5 1500 1420 ,, ,, - - 22. VI. 3 3 • 1250 1200 ,~ ,, ~ 20. VI.

i

4 6X0.5 1750 1620 ,, ,, - - 24. VI. Milz vergr5Bert 5 10• 2400 2300 ,, ,, 28. VL - - MilZgrsBertStark ver-

6 10• 1900 1780 ,, ,, 28. VL 7 10• 1500 1350 ,, ,, 30. VL 8 10• 1800 1720 ,, ,, 30. VL Milz vergrS~ert 9 10x0 .5 2100 1900 ,, ( ,, 80. VI.

10 1010 .5 1850 1900 ,, ,, 30. VI.

V e r s u c h I k .

1ill 6• vI.!24, vI.180, vI. I - I - l - I - ' , i b) Unbehandelte typhusinfizierte Kaninchen (Kont ro l l t i e re ) .

1 1300 1160

2 150011230 3 170011580 4 1650j1700 5 175011650 6 1700 1700

7 2050 1800 8 1900 1720 9 2B00 2150

10 1560 1420

Ii

12

Tag der

Typhus-

infektion

14. VI.

�9 yph.s- LI bazillen-

~p?n,an} naehweis in I GetStet emge- -~ ] Bemerkungen

] gangen ] ~ ' ] ~ ~ /I

28. VI. 28. u 28. VI.

29. VI. 29. VI. 3O. VI. 3O. VI.

V e r s u c h I k .

2O. VI. Ty. Ty.

20. u Ty. Ty.

27. VL lye-'. - -

T y • H Milz vergr513ert, Galle eitrig

T y. desgl.

Milz stark vergrSBert --iI - - ! M i l z stark vergr5Bert,

Galle eitrig Galle eitrig

I Milz vergrSBert ] desgl. H aes~l.

201211900 202011870

21. Vl. 28. VI. I - - ITy'ITY'!~TY �9 29. VI. i - - iTY . i - i - -

desgl.

Page 4: Über die therapeutische Wirkung des Chloroforms bei der Typhusinfektion

32 ~[. BULLY:

Agg]utinabilit~ untersucht. Zweifelhafte Kolonien warden auf den fibhohen Testn~hrbSden identifiziert und bezfiglich ihres agglutinatorischen Yerhaltens austitriert.

Im ganzen warden 102 Kaninchen mit Typhusbazillen infizier~. Davon gingen vor Beginn der Behandlung 20 Tiere ein und scheiden dami~ ffir die Beurteilung unserer Versuche aus. Sie warden daher in die Tabellen nich~ aufgenommen. Yon den fibrig gebliebenen 82 Kanin- then wurden 42 Tiere mit Chloroform behandelt, die anderen 40 dienten als Kontrolltiere. Uber diese u geben die Tabellen I b i s IV Auskunft.

Zu Yersuch I wurden 20 Tiere verwendet. 10 Kaninchen warden mit Chloroform behandelt, 10 Tiere dienten als Kontrolltiere. (Voraus- schicken mSchten wir, daB, wie aus den Tabellen zu ersehen ist, einige Tiere noch nach Beendigung der Behandlung 2 bis 3 Tage am Leben gelassen wurden, um zu sehen, ob nicht einige Bazillen, die dutch das Chloroform vielleicht nut geschw~cht warden, sich naoh Beendigung der Behandlung wieder erholen und dooh nooh weiter entwickeln konnten.) Yon den behandelten Tieren gingen vier vor Beendigung des Versuches spontan ein. Davon zeigte ein Tier, das zweimal mit 0.5 eom Chloro- form behandelt worden war, nut in tier Galle Typhusbazillen. Bei den anderen drei Tieren, die 3- bis 6real 0.5 ~ Chloroform erhalten hatten~ erwiesen sich alle Organe als steril. Die fibrigen sechs Kaninchen, die 10real mit 0 .5 ~m Chloroform behandel~ worden waxen, zeigten in keinem 0rgane Typhusbazillen. Von den Kontrolltieren gingen drei Tiere vor Beendigung des Versuches spontan ein. Zwei Tiere, die 6 Tage nach der Infektion ad exitum kamen, wiesen in allen untersuchten Organen Typhusbazillen auf, bei dem dritten, das 13 Tage nach der Infektion einging, konnten keine Typhusbazillen nachgewiesen werden. Von den bis zum Abschlu• der Behandlung am Leben gebliebenen Kaninchen warden zwei mit Chloroform behandelte und drei Kontrolltiere am Tage nach dem • der Behandlung, zwei unbehandelte 1 Tag und zwei behandelte und zwei unbehandelte 2 Tage sparer get5tet. W~hrend bei keinem der behandelten Tiere Typhusbazillen nachzuweisen waren, wiesen vier der Kontrollen, und zwar yon den am 28.u getSteten zwei, yon den an den beiden folgenden Tagen getSteten ie ein Tier Typhusbazillen in der Galle auf. Es ent.hielten also yon den mit Chloroform behandelten Tieren 1 = 10 Prozent, yon den Kontrolltieren 6 = 60 Prozent Typhus- baziUen, frei yon letzteren waren w~hrend der Behandlung 9 Behandelte ---- 90 Prozent, ohne Behandlung 4 -- 40 Prozent.

Anschliel3end an diesen Versuch wurden 7 Tage sparer noch vier Tiere infiziert, davon ging ein Tier noeh vor Beginn der Behandlung ein.

Page 5: Über die therapeutische Wirkung des Chloroforms bei der Typhusinfektion

THERAPEUT. WIRKUNG DES CHLOROFORMS BEI D. TYPHUSINFEKTION.

V e r s u c h II.

a) Mit Chloroform behandelte Tiere.

33

g l

c~

e l

e~

Typhus- bazillen

nachweis in

Bemerkungen

1 4 x 0 . 5

2118• 3 8x0 .5

4 9•

5 9X0.5 6 9)<0.5

7 9 X 0 . 5

8 9 X 0 - 5

9 9 X 0 , 5

2100 .1900 1800 1650 1760 1600

202011960

2300 2200

1800 1780 2000 2150 1600 1520

1750 1700

i

9. H. 11. VIII. w

21. VIII.

23. VIII. 25. VIII. 25. VIII.

27. VIII.

1 4 . VIII 19. VIII

19. VIII

21. VIII

m - -

Ty

]:y ry

Milz vergr5B.

BIilz vergr5B., GaUe eitrig

[~y Galle eitrig, Milz vergrS~.

i

b) Unbehandelte typhusinfizierte Kaninchen (Kontroll t iere).

2O2O 1900

Z e i t s c h r . f . H y g i e n e . L X I X

~.~ Tag der ~ Typhus-

N ~ infektion

1500 1300 9. VIII.

20201930 20001780

2040 i1960

1700 1800 2100 2000

2000 1700

OetStet

19. VIIL 20. VIII.

21. VIII. 23. VIII.

25. VIII.

27. VIII. 27. VIII.

Spontan

1 5 . V I I I .

i

I _

Typhus- bazillen-

nachweis in

~ m

Ty. Ty

Bemerkungen

!Galle stark eitrig, Milz enorm vergrSBert

Milz vergrSBert, Galle eitrig

Milz vergrS~ert desgl. desgl.

Page 6: Über die therapeutische Wirkung des Chloroforms bei der Typhusinfektion

34 M. BULLY:

Yon den fibrig gebliebenen drei Tieren wurde das eine 6 mal behandelt; seine 0rgane waren bazillenfrei. Die anderen beiden als Kontrollen dienenden Kaninchen wiesen nach 7 und 8 Tagen Typhusbazillen aufi

Ffir Versuch II wurden 19 Tiere benutzt. Davon gingen zwei Tiere einen Tag vor Beginn tier Behandlung ein und scheiden somit aus. u den neun behandelten Kaninohen ging ein Tier, das 4real mi t 0.5 ~176 Chloroform behandelt worden war, spontan ein. Dieses Tier zeigte in keinem der untersuchten Organe Typhusbazillen. Zwei Tiere, die 8real mit 0.5 ocm Chloroform behandelt worden waren, kamen ebenfalls spontan ad exitum. Die 0rgane des einen Tieres waren bazillenfrei, das zweite Kaninchen wies dagegen in der Galle Typhusbazillen aufi Ein Tier, das eine vollst~indige Behandlung durehgemacht hatte, ging 2 Tage nach AbsehluB der Behandlung ebenfalls spontan ein; dieses enthielt in allen unter- suchten Organen Typhusbazillen. GetStet wurden nach 9maliger Be- handlung ffinf Kaninchen. Sie erwiesen sieh in alien Organen bazillen- frei. Von den aeht Kontrolltieren ging nut ein Tier 6 Tage nach der Infektion vor Beendigung des u ein. Aus der Galle, Mitz und Herzblut dieses Tieres konnten Typhusbazillen gez~ichtet werden. Korre- spondierend zu den 8- und 9real behandelten, spontan eingegangenen Tieren wurden drei Kontrolltiere getStet. Nur das eine, 11 Tage nach der Infektion get5tete Tier zeigte in Galle and Milz Typhusbazillen. Die noch ~ibrigen vier Kontrolltiere wurden mR den behandelten Kaninehen korrespondierend getStet. Ihre Organe waren ebenso wie die der be- handelten Kaninchen vollst~indig frei yon Typhusbazillen. Insges~mt wurden also in diesem Versuch neun Tiere behandelt; yon diesen waren zwei Tiere ---- 22 Prozent noch mit Typhusbazillen infiziert, die anderen = 78 Prozent waren bazillenfrei. u den aeht Kontrolltieren waren ebenfalls nur 2----25 Prozent mit Typhusbazillen infiziert, w~hrend 6 = 75 Prozent spontan bazillenfrei geworden waren.

Ffir den Versuch I H wurden 30 Tiere verwendet. B e i 10 yon diesen wurde am 10. IX. mit der Behandlung angefangen; sie gingen jedoch alle zwischen dem 11. IX. und 15. IX. an Seuche ein; zwei yon diesen Tieren waren bazillenfrei, alle anderen Tiere zeigten in allen Organen Typhusbazillen. Ebenso ging ein unbehandeltes Tier am 15. IX. an der Seuche, aul3erdem noeh drei Tiere, 5, 18 und 20 Tage nach der Infektion ein, yon denen die beiden letzteren bereits frei yon Typhusbazillen waren. Diese 14 TJere muBten wit folglicherweise ausscheiden. Von den fibrig gebliebenen 16 Tieren behandelten wit 8 Kaninchen, und zwar begannen wit mit tier Behandlung am 28. IX., also 20 Tage nach der Typhus- infektion. Ein 5 real mit 0.5 oom behandeltes Tier ging spontan ein und erwies sioh in allen 0rganen steril. &lle iibrigen 7 Kaninchen wurden

Page 7: Über die therapeutische Wirkung des Chloroforms bei der Typhusinfektion

THERAPEUT. WIRKUNG DES CHLOROFOR~IS BEI D. TYPHUSINFEKTION.

V e r s u c h I I I .

a) Mit Chloroform behande l t e Tiere.

35

Z

1

3

5

6

8

5x0 .5

8x0 .5

8x0 .5

8x0-5

8 x o . 5

8X0-5

8X0.5

8x0-5

�9 ~ ~ ~ ~'~

e ~

2900 2730 8. IX. 281 IX.

19oo 164o ,,

255012500 ,,

3250 3000 ,,

2i00 1970 ,,

2800 2620 ,,

3300 2150] ,,

2900 2740 ,, ,

m

6. X.

lo.X.

Typhus- bazillen.

nachweis in

2 . X . - - - -

Bemerkungen

Milz vergrSJ~.

b) Unbehandelte typhusinfizierte Kaninchen ( K o n t r o l l t i e r e ) .

I ~ -

1 '2400 2180

2il 2750 2620 / 3 L2450 : 231o

5/! 26oo 6 2400

7 2050

8 2550 ]

Tag der

Typhus- GetStet

infektion

8. IX. 6 . 5 .

Spontan

::',:n

Typhus- bazillen-

nachweis in

i y.

~y.

Ty.

Ty.

Bemerkungen

-- i~Iilz vergrbBert

r: "

l i Galle kSrnig

- - Milz vergrSl]er~ i

i _ Milz vergrSBert, Galle ' kSrnig

3 *

Page 8: Über die therapeutische Wirkung des Chloroforms bei der Typhusinfektion

36 M. BuLnY:

29 Tage nach der Infektion, nachdem sie 8mal mit 0-5 cc~ Chloroform behandelt worden waren, getStet und seziert. Bei keinem dieser Tiere konnten in irgend einem Organ Typhusbazillen nachgewiesen werden. Die am Leben gebliebenen 8 Kontrolltiere wurden korrespondierend mit den behandelten Kaninchen am 6. X. getStet, also ebenfalls 29 Tage nach der Infektion. Es zeigten yon diesen Tieren vier noch in der Galle Typhusbaziilen, die fibrigen vier waren in allen Organen bazillenfrei. Die behandelten aeht Tiere waren also s~mtlich frei yon Typhusbazillen, also 100 Prozent. Bei den Kontrolltieren waren je 4 ---- 50 Prozent mit Typhusbazillen infiziert bzw. bazillenfrei,

Am 13. X. wurden ffir den vierten Yersuch 29 Tiere infiziert, yon diesen wurden 14 Tiere behandeit, und zwar wurde bei 10 Kaninchen 5 Tage und bei 4 Tieren 25 Tage naeh tier Infektion mit der Behand- lung begonnen. Von den 15 Kontrolltieren gingen 6 Kaninchen vor Beginu der Behandlung 1 bis 3 Tage naeh tier ]nfektion ein und sind demzufolge .in den Tabellen nicht aufgenommen worden. Von den be- handelten Kaninchen zeigten zwei in der Galle Typhusbazillen; das eine yon diesen war nach einer 5maligen Behandlung mit 0.5 oem Chloroform, das andere, das als einziges jedesmal 0"8 ~m Chloroform er- halten hatte, naoh einer 6maligen Behandlung spontan eingegangen. Es waren also yon den behandelten Kaninchen 12 = 86 Prozent bazillenfrei und 2 Tiere -- 14 Prozent trotz der Behandlung mi t Bazillen behaftet. Yon den Kontrolltieren gin g ein Tier 21 Tage nach der Infektion ein und wies in der Oalle und in der ]k[ilz Typhusbazillen auf. AuBerdem zeigten 2 Tiere 12 Tage und 1 Kaninchen 25 Tage nach der Infektion in der Gallenblase Typhusbazillen. Es waren also yon den 9 Kontroll- tieren 44.4 Prozent noch mit Typhusbazillen infiziert , w~hrend 5 Tiere = 45.6 Prozent spontan bazillenfrei geworden waren. Nehmen wit da- gegen jede der beiden Gruppen, bei deren einen die Behandlung am 18. X., bei der anderen am 7. XI. begann, mit den ihnen entsprechenden Kontrolltieren flit sich, so wiesen in Gruppe 1 yon den behandelten 9 Tieren noch 2 = 22 Prozent Typhusbazillen auf, w~hrend 7 = 88 Pro- zent frei waren, yon den Kontrollen batten 3 = 75 Prozent noch Typhus- bazillen, 1 = 25 Prozent keine; in tier 2. Gruppe waren s~mtliche be- handelten Kaninehen frei, yon den ffinf unbehandelten 4 = 80 Prozent, w~hrend nur 1 = 20 Prozent noch Typhusbazillen aufwies.

Betrachten wit nun s~mtliche behandelten und unbehandelten Tiere, so k5nnen wir folgende Schlu•folgerungen ziehen: Von 42 behandelten Ka- ninehen wiesen 5 Tiere, also 15 Prozent Typhusbazi]len auf. ~Es waren also 85 Prozent bazillenfrei. Von den unbehandelten 40 Kontrolltieren waren mit Typhusbazillen infiziert 19 Tiere, also 48 Prozent. Es waren also 52 Prozent spontan bazillenfrei geworden.

Page 9: Über die therapeutische Wirkung des Chloroforms bei der Typhusinfektion

THERA_PEUT. WIRKUN6~ DES CHLOROFORMS BEI D. TYPHUSINFEKTION.

V e r s u c h IV. a) Mit Chloroform behandelte Tiere.

37

~ ~ 1 ~ I ,~ Typhu~ r ~ ~ ~ ~ . ~ao �9 ~ . ~ , ~ o = ~ ~ bazlllen.

~ ~ ~ ~ ~ | ~ ~ ~ t ~ nachweis " ~ - ~ | ~ ~ ~ ~ = 1 ~ in

~ ~ ~. ~-~ = ~ ~ ~..~ .. Bemerkungen

7 • 0 .~ 25001 25 f l l 7 • 2800 I 5 7 x 0 . 5 2400 I 6/17xo .5 2~oo,'~ o ,, , , I - - I - ! - i 7 7• 29ooi27so . . . . - - - - i ! s 7x0.5 270012~00 . . . . - - I - - ~ i 9117•176176176176 . . . . I - I - ' - - !

lO117xo.512ooo11'~5o I ,, 26.x. - - i - - ] i ~lt l~xo.st~lOOt29~o ,, 7 . ; L - - ~2. X L - - i - - i - - i 1 2 I I 7 x o . 5 1 2 5 o o l 2 2 7 o l ,, I 116 Xl..l - - - i - - - i 1~117xo.512ooo1198o I . . . . - _ - i - I

2000 ,, ,, - - I - - - - i 1,,. ~ • 2000 I I I I I ' ir

Galle eitrig, Milz ver- grSBert

Gallenblase schmutzig. grau, Galle kSrnig, Darm injiziert

b) Unbehandelte typhusinfizierte Kaninchen (I~ontrolltiere).

Z

1H24ool2 3o 2112600 2~60

.3 220012~50 4 1900 1710

5 2900 2680 6 2400 2330 7 2500 2320 8 2200 2060 9 1700i1540 1

j

Tag tier

Typhus.

infektion

1 3 . X .

GetStet

25. X.

16. XL

7~

Spontan

einge- gangen

m

5. XI.

I - -

Typhus- bazillen-

nachweis in

Ty. - I - -

Ty. ~ Ty, Ty.

Ty. ~ - -

Bemerkungen

Galle eitrig

Galle eitrig Galle eitrig, Milz stark vergr58ert

Milz vergrSBert Galle eitrig

I!

- - Milz vergrS•ert

Page 10: Über die therapeutische Wirkung des Chloroforms bei der Typhusinfektion

38 M. BUT,LY: THERAPV.UT. WIRKUNG I}v,S CH.~ORO]YORMS USW:

Schalten wir bei allen vier Yersuchen die spontan eingegangenen Tiere aus, unter denen sich auch ein Tier befindet (vgl. Yersuch II), alas erst 2 Tage nach AbsohluB einer 9 maligen Behandlung mit 0.5 ~162 Chloroform einging, so kommen wit zu folgendem Resultat. Es wurden 30 Tiere 7-, 8-, 9- und 10real mit 0.5 ~ Chloroform behandelt. Bei keinem yon diesen Kaninchen konnten in irgend einem der untersuchten Organe Typhusbazillen naehgewiesen werden. Es waren also 100 Prozent dieser Tiere bazillenfrei. Yon den 30 Kontrolltieren waren 40 Prozent der Kaninehen infiziert, also 60 Prozent auch ohne Behandlung bazillenfrei.

Erw~hnen mSehte ich n0ch, dab die Galle in den: moisten F~llen, in welchen sich Typhusbazillen in ihr fanden, eitrig war und die Gallon- blase dann schon ~uBerlich eine schmutzig-grfine oder wei61iohe:Ver- f~rbung zeigte. Ebenso war in einer gro6en Zahl sowohl der behandelten als auch der unbehandelten Tiere, und Zwar unabh~ngig yon einem Be- fund yon Typhusbazillen, bei den betreffenden Kaninchen die Milz ver- grSBert.

Unsere u lehren also in ann~hernder Ubereinstimmung mit den aus dem Gesundheitsamt verSffentlichten Resultaten, dab nach tier kfinstlichen Infektion yon Kaninchen mit Typhusbazillen ein recht erheb- licher Prozentsatz (60 Prozent) der Tiere sehon spontan die Bazillen wieder verlieren kann, dab aber dieser Prozel3 dutch die Einwirkung des Chloroforms dooh anscheinend begfinstigt wird. Wenn sonach die yon Conradi , Ha i l e r und Rimpau und auch yon uns an Kaninchen er- zielten Resultate die yon Conradi ausgesproohene Hoffnung, dab die Chloroformbehandlung imstande sein kSnnte, Typhusbazillentriiger yon ihren Infektionskeimen zu befreien, gereohtfertigt erscheinen mag, so hat doch ein Yersuch am Menschen diese Erwartung nicht best~tigt,'wie der nachstehend mitgeteilte Yersueh zeigt. Zwei chronisehe Typhusbazillen- tr~iger, bei denen seit Jahren im Stuhle konstant Typhusbazillen nach- gewiesen werden konnten, Und die im Rudolf-u zu Berlin (&btl. Prof. J o c h m a n n ) aufgenommen waren, um womSglich dureh eine geeignete Behandlung Yon ihren Typhusbazillen befreit zu werden, wurden, nachdem bereits eine ganze Reihe anderer Mittel bei ihnen nicht zu dem gewfinschten Ziele geftihrt hatte, mit aufsteigenden Dosen yon Chloroform behandelt. Sie erhielten das Chloroform in Dosen yon 0.5 r162 in Geloduratkapseln per os bis zu vier Kapseln tfiglich 20 Tage lang. Eine dauernde Verminderung odor gar ein Yerschwinden tier Typhusbazillen in ihrem Stuhle konnte jedoch nicht erzielt werden.