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Acta Medica Scandinavica Vol. CXIX, fasc. VI, 1944. Aus der 11. Chirurgischen Klinik der Universitat Helsinki. Vorstand: Prof. P. E. A. Nylander. Uber die Veranderungen des Sternalpunktates und des Blutbildes bei der akuten und chronischen himatogenen Osteomyelitis. Von E. TIITINEN, Vilppula, Kotiniemi, Finnland. (Bei der Redaktion am 5. Juni 1944 eingegangen). Aus dem mir zuganglichen Schrifttum habe ich nicht entnehmen konnen, dass die Reaktion des Knochenmarks bei der akuten und chronischen hamatogenen Osteomyelitis untersucht worden ware. Rohr (1940) bemerkt sogar, dass dieser Umstand noch unaufgeklart sei. Deswegen hatte ich die Absicht, im folgenden vor allem zu unter- suchen, ob die haniatogene Osteomyelitis eine starkere als die bei Infektionen gewohnliche Reaktion im Knochenmark hervorruft, oder ob die durch sie erzeugten Veranderungen den im allgemei- nen bei akuten Infektionen vorkommenden Veranderungen an die Seite zu stellen sind. Mit Rucksicht auf den vermehrten Gebrauch der Sulfonamide ist auch die genaue Verfolgung des Blutbildes wichtiger als zuvor geworden. Die Reaktion des Knochenmarks bei Infektionen hat schon friih den Gegenstand von Untersuchungen gebildet. Rubinstein (1901) wies experimentell nach, dass bei Entziindungen, die mit einer Leukozytose verbunden sind, die segmentkernigen Leukozyten des Knochenmarks sich zunachst verringerten, spater die Myelozyten an Zahl zunahmen und schliesslich beim Abklingen der Infektion die reiferen Formen sich wieder vermehrten. Kankaanpaa (1916) konnte experimentell feststellen, dass sich die Myelozyten wghrend der

Über die Veränderungen des Sternalpunktates und des Blutbildes bei der akuten und chronischen hämatogenen Osteomyelitis

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Page 1: Über die Veränderungen des Sternalpunktates und des Blutbildes bei der akuten und chronischen hämatogenen Osteomyelitis

Acta Medica Scandinavica Vol. CXIX, fasc. VI, 1944.

Aus der 11. Chirurgischen Klinik der Universitat Helsinki. Vorstand: Prof. P. E. A. Nylander.

Uber die Veranderungen des Sternalpunktates und des Blutbildes bei der akuten und chronischen

himatogenen Osteomyelitis. Von

E. TIITINEN, Vilppula, Kotiniemi, Finnland. (Bei der Redaktion am 5. Juni 1944 eingegangen).

Aus dem mir zuganglichen Schrifttum habe ich nicht entnehmen konnen, dass die Reaktion des Knochenmarks bei der akuten und chronischen hamatogenen Osteomyelitis untersucht worden ware. Rohr (1940) bemerkt sogar, dass dieser Umstand noch unaufgeklart sei. Deswegen hatte ich die Absicht, im folgenden vor allem zu unter- suchen, ob die haniatogene Osteomyelitis eine starkere als die bei Infektionen gewohnliche Reaktion im Knochenmark hervorruft, oder ob die durch sie erzeugten Veranderungen den im allgemei- nen bei akuten Infektionen vorkommenden Veranderungen an die Seite zu stellen sind. Mit Rucksicht auf den vermehrten Gebrauch der Sulfonamide ist auch die genaue Verfolgung des Blutbildes wichtiger als zuvor geworden.

Die Reaktion des Knochenmarks bei Infektionen hat schon friih den Gegenstand von Untersuchungen gebildet. Rubinstein (1901) wies experimentell nach, dass bei Entziindungen, die mit einer Leukozytose verbunden sind, die segmentkernigen Leukozyten des Knochenmarks sich zunachst verringerten, spater die Myelozyten an Zahl zunahmen und schliesslich beim Abklingen der Infektion die reiferen Formen sich wieder vermehrten. Kankaanpaa (1916) konnte experimentell feststellen, dass sich die Myelozyten wghrend der

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ersten 'rage nach der Infektion vermehrten, wogegen zumal bei Streptokokkeninfektionen die segmentkernigen Leukozyten ab- nahmen, um spater wieder zuzunehmen, sodass sie 2-3 Wochen nach der Infektion wieder vorherrschend wurden.

Spater sind akute Infektionen in dieser Beziehung insbesondere von Barta (1933), Nordenson (1935), Klima (1938) und Rohr (1940) untersucht worden. Barta unterscheidet 5 verschiedene Reaktionstypen, die von der Infektionsstarke abhangen. Je starker die Infektion ist, um so mehr neh- men die unreiferen Zellen an Zahl zu, und wenn vor allem die Promyelo- zyten reichlich vermehrt sind, liegt nach Barta eine sehr starke Reaktion vor. Nordenson und Klima betrachten die entzundliche Reaktion als stark, wenn die gemeinsame Menge der Myelozyten und Promyelozyten im Knochenmark 30 % ubersteigt. Rohr unterscheidet drei Reaktionstypen, die stabkernige, die myelozytar-metamyelozytare und die vorwiegend promyelozytare Reaktion, welch letzterwahnte bei schweren akuten Infek- tionen auftritt. Bei Pneumonie und Pleuraempyem z. B. hat Rohr 23 % Promyelozyten im Knochenmark zahlen konnen. Die Myeloblasten neh- men nicht an dieser Reaktion teil, ihre Zahl hat selten 2 % uberstiegen, und die Zahl der Mitosen ist kaum vermehrt. Die Lymphozyten und segment- kernigrn Leukozyten sind stark vermindert. Bei chronischen Infektionen und langwierigen Eiterungen ist die Reaktion des Knochenmarks in der Hauptsache stabkernig. Im Kindesalter sind alle leukozytaren Reaktionen nach links in der sog. unreiferen Richtung verschoben (Anselmino 1926). Virkkunen (1943) hat in einigen Anginafallen eine verhaltnismassig starke Reaktion festgestellt, indem sich die Gesamtmenge der Myelozyten und Promyelozyten bis auf 38 % belief.

Knochenmark- und Blutuntersuchungen habe ich in zusammen 16 Fallen ausgefiihrt, von denen 10 akute und 6 chronische Osteo- myelitiden betrafen. Die Sternalpunktion ist im akuten Stadium 8mal und im chronischen Stadium 7mal gemacht worden. Theore- tisch betrachtet, konnte die Ausfiihrung der Sternalpunktion zumal bei der akuten Osteomyelitis einigermassen gefahrlich sein: die Punktion ist ein auf das Knochenmark gerichtetes Trauma; hier- bei konnte ein Locus minoris resistentiae entstehen und der Patient konnte eine Osteomyelitis des Sternums bekommen, die sonst eine grosse Seltenheit (Kuperman 1940), aber wegen der durch sie erzeugten Komplikationen (Pleuritis und Mediastinitis) eine relativ gefahrliche Lokalisation der Osteomyelitis ist. Deswegen habe ich nicht Serienuntersuchungen ausgefuhrt und die Sternal- punktion nur in einem Fall (Fall 6) zweimal wahrend des akuten Stadiums gemacht. Komplikationen sind keinmal vorgekommen, aber wegen der erwahnten theoretischen Moglichkeit konnte ich in

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dem schwersten und dem einzigen todlich verlaufenen Fall (Fall 8) keine Sternalpunktion ausfiihren. Bei den Differenzierungen sind 400 Leukozyten analysiert und die ubrigen kernhaltigen Zellen auf diese Menge berechnet worden.

Anschliessend gebe ich die kurzen Epikrisen meiner Falle wieder

Fall 1 . 16 jahr. 8. Im Krankenhaus 3.XI.42-30.XIJ.43. Diagnose: Osteomyelitis acuta tibiae 1 . a . et femoris dx. Erkrankte eine Woche, ehe er ins Krankenhaus kam. Temp. 39.6, Allgemeinzustand schlecht, schwere pyogenc Allgemeininfektion. Osteomyelitis anfangs in beiden Tibien lokalisiert, 2 Mon. spater auch im rechten femur ein Herd. Die Heilung rr- folgte langsam, und die Eiterung war sehr reichlich (Staphylokokkeninfek- tion), das Fieber dauerte etwa 4 Monate. Sternalpunktion gleich bei der Aufnahme und sp8ter im chronischen Stadium etwa ein Jahr nach der Erkrankung.

Fall 2 . I1 jahr. 8. Im Krankenhaus 5.V.--8.VIII.43. Diagnose: Osteo- myelitis acuta femoris s i n . Erkrankte 5Tage, ehe er ins Krankenhaus kam. Temp. 39.7, aher gutcr Allgemeinzustand, keine schweren Allgemein- symptome. Das Fieber dauerte etwa einen Monat. Sternalpunktion 31. V. 43 ein Monat nach der Erkrankung.

Fall 3. 16jahr. $. Im Krankenhaus 11.VIII.--SI.VIII.41. Diagnost.: Osteomyelitis acuta tibiae sin. Erkrankte 5 Tage, bevor e r ins Krankenhaus kam. Temp. 37.5. Allgemeinzustand gut (Staphylokokkeninfektion). Das Ficber sank 11 Tage nach der Erkrankung. Sternalpunktion II.VIII.41.

Pal2 4 . 36jilhr. 8. Im Krankerrhaus 27.VIJI.-3.IX. 41. Diagnose: Osteomyelit is acuta fibulae sin. Erkrankte eine Woche fruher. Temp. 37.2, Allgemeinzustand gut (Staphylokokkciiinfektiori). Sternalpunktion 27. V I I I . 4 1 .

Fall 5 . fijiihr. 9. Im Krankenhaus 4. 11. 43-12.1.44. Diagnose: Osteo- myelstss acuta tibiae sin. 10 Tage fruher erkrankt. Temp. 38.5, Allgeniein- zustand schlecht. In dcr Blutkultur wachsen Staphylokokken. Die Heilung setzte relativ rasch ein, das Fieber fie1 5 Wochrn nach der Erkrankung ah. Sternalpunktion 5.11.43.

Fall 6. 17jehr. $. Im Krankenhaus 12. VII.-13.X.43. Diagnose: Osteomyelitis acuta fernoris dx. Zwei Tage vorher erkrankt. Temp. 39.9, Allgemeinzustand gut , keine schwere pyogene Allgemeininfektion. Dab Fiebcr sank etwa drei Wochtn nach der Erkrankung. Bekam gleich zu Anfang eine kr8ftige Sulfathiazolbehandlung. Sternalpunktion 15.VII. und 10.VII1.43.

Fall 7. 24jahr. 8. In1 Krankenhaus 28.1.-15.11.43. Diagnose: Osteo- myelitis acuta costae V I 1. dx. 8 Tage zuvor erst Angina und hierauf Schmer-

1 Diese Falle sind in meiner Arbeit vher die hdmatoqene Osteomyelitis (Duo- decim 1944, Suppl. IV) genauer dargestellt.

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Zen und Schwellung auf der rechten Seite der Thoraxwand. Temp. 38.5, Allgemeinzustand gut. In der Blutkultur wachsen Influenzabazillen. Die Heilung erfolgte rasch, das Fieber fiel 6 Tage naoh der Operation ab. Es handelte sich offenbar um eine Influenzaosteomyelitis. Sternalpunktion 29.1.43.

Fall 8 . 15jtihr. 9. Im Kraiikenhaus 18.11.-11. 111.43. Diagnose: Osteomyelitis acuta femoris sin. Acc. Pneumonia. Sepsis. War eine Woche fruher erkrankt. Temp. 39.9, Allgemeinzustand schlecht, schwer krank (Staphylokokkeninfektion). Die Kranke starb 3 Wochen nach der Kranken- hausaufnahme unter den Symptomen einer schweren pyogenen Allge- meininfektion.

Fall 9 . 2jtihr. 3. Im Krankenhaus 31.X11.42.-22.VI.43. Diagnose: Osteomyelitis acuta humerr sin. 3 Wochen fruher erkrankt und im Kommu- nalkrankenhauses mehrfach inzidiert. Temp. 38.8, Allgemeinzustand ziemlich schlecht. Das Fieber fiel uber einen Monat spater ab und der Allge- meinzustand blieb danach gut.

Fall 10. I l jahr . 4. Im Krankenhaus 27.IX.40.-15.VI.41. Diagnose: Osteomyelitis acuta fernoris dx. 7 Tage friher erkrankt. Temp. 39.1, Allge- meinzustand verhaltnismassig gut (Staphylokokkeninfektion). Das Fieber dauerte uber 2 Monate. Sternalpunktion im chronischen Stadium 1.111.41.

Fall 11. 25jtihr. $. Im Krankenhaus 4.III.-18.III.41. Diagnose: Osteomyelitis chronica humeri sin. Vor 5 Jahren akute Osteomyelitis am linken Oherarm. Jetzt seit 2 Monaten an derselben Stelle Schmerzen und Schwellung. Temp. 37.2, Allgemeinzustand gut. Sternalpunktion 5.111.41.

Fall 12. 22jahr. 3. Im Krankenhaus 2.VII.-25.X.43. Diagnose: Osteomyelitis chronica femoris dx. (Schizophrenia). Im Fruhling 1942 eine chronisch einsetzende Osteomyelitis am rechten Femur. Temp. 37.6, Allge- rneinzustand gut. Sternalpunktion 18.1X.43.

Fall 13. 18jtihr. 4. Im Krankenhaus 22.1.-27.11.43. Diagnose: Osteo- myelitis chronica humeri dx. Als 7jhhriger akute Osteomyelitis im linken Femur, Fistel seit 1937 geschlossen. Zwei Jahre lang zeitweise Schmerzen im rechten Oberarm, die sich jetzt verschlimmert haben, und zu denen sich eine Schwellung gesellt hat. Allgemeinzustand gut, Temp. 37.2.

Fall 1 4 . 48jAhr. 5. Jm Krankenhaus 10.VIII.42.-25.X.43. Diagnose: Osteomyelitis chronica tibiae dx. post fract. sclopetar. 9.VI11.42 Schussfraktur der rechten Tibia, zu der sich einige Tage spater eine Infektion mit sehr reichlicher und larigwieriger Eiterung gesellte. Die Wunde verheilte 14 Monate nach dem Trauma. Allgemeinzustand gut. Sternalpunktion 16.VII.43.

Fall 15. 26jtihr. 3. Im Krankenhaus 4.111.-23.IV.41. Diagnose: Osteo- myelitis chronica ulnae sin. 1929 akute Osteomyelitis, die im rechten Femur, in der linken Tibia und der linken Ulna lokalisiert war. Am linken ‘CTnterarm ha t die ganze Zeit eine Fistel bestanden. Temp. 37.3, Allgemein- zustand gut. Sternalpunktion 5. 111.41.

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Fat2 16. 28jahr. 6. Im Krankenhaus 27.XII.40-17.VII.42. Diagnose: Osteomyelitis chronica fenoris sin. Von klein auf zeitweise Schmerzen im linken Oberschenkel. Seit September 1940 heftige Schmerzen. Im Dezem- ber 1940 wurden rontgenologische Knochenveranderungen festgestellt. Temp. 37.4, Allgemeinzustand gut. Spgter stieg die Temperatur und der Allgemeinzustand begann sich zu verschlechtern. Eiterung sehr reichlich und Heilungstendenz schlecht. Alles in allem l lmal operiert (3mal Seque- strotomie und 8mal Insision). Wird als unheilbar in ein anderes Kranken- haus verlcgt. Stwnalpunktion 20.111.41.

Der Charakter der akuten Falle wechselt hochgradig. Fall 1 und 8 waren schwere septische Osteomyelitiden. Fall 5 war ebenfalls schwer, aber die Heilung vollzog sich relativ rasch, ebenso Fall 10. Als schwere akute Osteomyelitis kann auch Fall 9 gelten, der aber nicht gleich bei Beginn der Krankheit in Behandlung gekonimen ist, sodass man die Blutbilder erst 3 Wdchen nach der Erkrankung verfolgen konnte. Die ubrigen Falle waren relativ leicht, und in Fall 4 verursachte die Krankheit nicht einmal einen Temperatur- anstieg. Von den chronischen Osteomyelitiden waren die Falle 11, 12, 13 und 15 Osteomyelitisrezidive, Fall 16 eine sehr schwere primar chronisch einsetzende Osteomyelitis und Fall 14 eine aus einer Schussfraktur hervorgegangene Ostitis, die ich deswegen ein- begriffen habe, weil dabei eine sehr schwere und langwierige Eite- rung auftrat.

Die Sternalpunktion ist in den akuten Fallen 1-7 ausgefuhrt worden, und die Ergebnisse sind in Tab. 1 dargestellt

Die in den Sternalpunktaten vorkommenden Veranderungen schwanken hochgradig, und es stellt sich heraus, dass sie in grossen Ziigen von der Schwere des Falles abhangen. Das Verhaltnis der Erythroblasten zu den Leukozyten betragt durchschnittlich 1: 14, was offenbar von der starken Vermehrung der myeloischen Zellen herruhrt. In Fall 4, der sehr leicht war, war das erwahnte Verhalt- nis 1: 7, also annahernd normal, in Fall 1 wiederum 1: 19, ebenso in Fall 5.

Die Menge der eosinophilen Zellen ist in den akuten Fallen unge- fahr normal (durchschnittlich 4 yo), und es ist zu beachten, dass in Fall 5, der relativ schwer und bei dem dieReaktion des Knochen- marks ziemlich stark war, im Anhang der Krankheit 7 yo Eosino- phile auftraten, desgleichen in Fall 6, der nicht so schwer war, aber

In den Tabellen sind bei den Prozentsiitzen der Zellen Dezimalen ange- wandt worden, obgleich die Genauigkeit der Untersuchungsmethode dies nicht voraussetzt.

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mit hohem Fieber begann. Die Anzahl der Myeloblasten ist unver- iindert. Sie schwankt zwischen 1 und 2 yo bei einem Mittelwert von 1.5 %. Dagegen gewahrt man in einigen Fallen eine starke Reak- tion hinsichtlich der Myelozyten und Promyelozyten. In Fall 1 und 5 hat die Zahl der Promyelozyten deutlich die normalen Werte iiber- schritten, ebenso die Zahl der Myelozyten in Fall 1. In Fall 5 machen diese Zellen insgesamt 28 % und in Fall 1 volle 42 yo aus, sodass hierin nach Nordenson und Klima eine sehr starke Reaktion zum Ausdruck kommt. Die Zahl der Metamyelozyfen halt sich im allgemeinen innerhalb normaler Grenzen, aber die Menge der sfabkernigen Leukozyten ist im allgemeinen und zumal in den leich- teren Fallen erhoht. Sie schwankt zwischen 18 und 40 yo. Die segmentkernigen Leukozyten sind in den meisten Fallen vermindert, in Fall 1 machen sie nur 4 % aus.

Die Zahl der Lymphozyfen ist niedriger als normal und schwankt zwischen 8 und 19 %. Die Retikulum- und Plasmazellen sind vcr- mehrt, aber nicht in grossem Umfang. Nur in Fall 1 kommen ihrer 34 (je 400 Leukozyten berechnet) vor, aber in den andwen Fallen ist keine nennenswerte Vermehrung wahrzunehmen. Die Mitosen sind nicht zahlreicher als gewohnlich. Insbesondere in den schwe- reren Fallen erscheinen pathologische Veranderungen, wie Plasma vakuolen und grobe Granulation in den Zellen.

Die Sternalpunktate der chronischen Osteomyelitiden sind in Tab. 2 dargestellt.

Das Verhaltnis der Erythroblasten zu den Leukozyten ist u n g e fahr dasselbe wie in den akuten Fallen, namlich 1: 12, und schwankt zwischen 1: 9 und 1: 17, sodass auch hier eine myeloische Hyper- plasie vorliegt. Charakteristisch fur die chronischen Osteomyeli- tiden scheint die Vermehrung der stabkernigen Leukozyten zu sein. Ihre Menge variiert zwischen 19 und 39 % und betragt durch- schnittlich 29 yo. Die allerdeutlichste myelozytar-promyelozytare Reaktion kommt in Fall 14 vor, wo die Totalsumme dieser Zellen 29 yo ausmacht. Es ist zu beachten, dass in Fall 16, der seitens seines Krankheitsbildes schwer war, bei dem vor Ausfiihrung der Sternalpunktion etwa anderthalb Monate lang Fieber bestanden hatte und die Eiterung sehr reichlich war, wobei sich ein grosser Sequester im Femur abstiess, die Myelozyten und Promyelozyten zusammen nur 20 yo ausmachen und im Knochenmark vorwiegend eine stabkernige Reaktion auftritt, in dem die Zahl der Lympho-

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E. TIITINEN

Veisse Mitosen

Rote Mitosen

Proerythrobl.

Makrobl.

Norniobl.

Megakar.

Retikuluiii & Plasmaz.

Monoz.

Neutr. s e w . Leu ko z .

Neutr. stabk. Leu koz.

Neutr. Metainyeloz.

Neutr. Myeloz.

Neutr. Promyeloz.

Myelo bl .

Eos. Myeloz. & Leu koz .

Bas. Myeloz. Bi Leukoz.

Datum

NF .

1 1 1 ' 1 I

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C B E R D I E V E R A N D E R U N G E N D E S S T E R N A L P U N K T A T E S U.S.W. 593

Weisse Mitosen

Rote Mitosen

Proerythrobl.

Makrobl.

Normobl.

Megakar.

Retikulum- & Plasmaz.

Monoz.

L ym p hoz .

Neutr. segm. Leukoz.

Neutr. itabk. Leukoz.

NeuLr. Metamyeloz.

Neutr. Myeloz.

Neutr. Prornyeloz.

Myelobl.

Eos. Myeloz. & Leukoz.

Bas. Myeloz. & Leukoz.

Datum

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594 E . TIITINEN.

zyten auf 5 yo sinkt. In Fall 11, bei dem es sich uin das akute Stadium einer chronischen Osteomyelitis handelte, belauft sich die Menge der Stabkernigen auf 39 yo und diejenige der Promyelozyten auf 11 %. Eine bei den chronischen Osteomyelitiden vorkommende auffallendere Abweichung z. B. von den Normalwerten Virkkunens ist die relativ grosse Zahl der Stabkernigen und die Verminderung der Segmentkernigen; auch Proniyelozyten kommen etwas mehr als normalerweise vor. Die Eosinophilen betragen 2-7 %, und Lym- phozyten sind auch in den chronischen Fallen etwas weniger als in der Norm vorhanden, durchschnittlich 12 yo.

Es hat also den Anschein, als ob die Schwere des Krankheitsbildes bei den chronischen Osteomyelitiden vie1 weniger auf die Reaktion des Knochenmarks einwirkt als bei den akuten. Trotzdem die Falle ihrem Charakter nach ziemlich hochgradig verschieden sind - ich mochte besonders die schleclite Heilungstendenz und den relativ schlechten Allgemeinzustand des Patienten in Fall 16 hervor- heben -- wechseln die Veranderungen in den Sternalpunktaten nicht erheblich. 1Xes beruht offenbar darauf, dass das Knochen- mark bei der akuten l-ieizung vollkommen anders als bei der chronischen reagiert.

Die Blufbilder meiner akufen Osteomyelifisfalle sind in Tab. 3 dargestellt. Hieraus ersieht man einige charakteristische Veran- derungen.

In mehreren Fallen erscheint im Anfang der Krankheit eine starke Leukozytose, die allmahlich verschwindet. Die Zahl der Leukozyten bei Beginn der Krankheit schwankt zwischen 6,900 uiid 34,400. Die niedrigste Leukozytenmenge kommt in Fall 8 vor, der schwer war und todlich ausging; vor dem Tode stieg die Zahl der Leukozyten auf 12,800. Dies stimmt mit der alten Beobach- tung iiherein, dass eine niedrige Leukozytenmenge im Anfang der Krankheit bei einer schweren Infektion ein schlechtes Zeichen ist. Bei der Pneumonie wurde dies schon von Rieder (1892) konsta- tiert, und dasselbe enveist die Statistik Forssells (1942) iiber die im stadtischen Maria-Krankenhauses zu Helsinki behandelten Pneunionien. Bei der akuten Osteomyelitis scheint jedoch die Leukozytenzahl bei Beginn der Krankheit durchaus nicht iminer in einem bestimmten Verhaltnis zur Schwerc der Krankheit zu stelien. In Fall 5, der relativ schwer war, beliefen sich die Leuko- zyten bei der Aufnahme auf 10,900 eine Woche spater stieg ihre

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Zahl auf 15,600. In Fall 3, der leicht war, aber bei dem an der Tibia ein grosser subperiostaler Abszess entstand, betrugen sie 10,500. In Fall 1, wo es sich urn eine schwere multiple Osteoniyeli- tis handelte und der Allgemeinzustand des Patienten lange Zeit schlecht blieb, wurden anfangs. 16,200 Leukozyten gezahlt, aber ihre Menge sank bald und blieb dann die ganze Zeit relativ niedrig. Die grosste Leukozytenmenge, 34,400. trat in Fall 10 auf, der relativ schwer war, und in dem leichten Fall 7 betrug ihre Zahl 24,100.

Aus den oben beschriebenen Fallen darf man wohl schliessen, dass man aus der Leukozytenzahl an sich im Anfangstadium der akuten Osteomyelitis keine sicheren Schlussfolgerungen ziehen kann. Eine stabilere Beurteilungsgrundlage erhalt man erst, wenn man das Blutbild mit dem klinischen Krankheitsbild vergleirht. Wenn die Leukozytenzahl in einem klinisch schweren Fall niedrig ist, ist dies vom Standpunkt der Prognose der Krankheit ein sclilechtes Zeichen, aber man muss hierbei die fortlaufenden Ver- anderungen verfolgen und kann erst einen dauernd niedrigen Leuko- zytenzahl als ernstes Symptom betrachten. Es ist naturlich, dass die normale Reaktion des Organismus bei einer schweren akuten Osteomyelitis mit reichlicher Eiterung in einer Leukozytose zum Ausdruck, komnit, und dass die Verminderung der Leukozyten parallel mit dem Abklingen der klinischen Symptome erfolgt. Die Ausnahmen von dieser Regel enveisen, dass der Krankheitsverlauf ungewiihnlich ist und geben Veranlassung, den Zustand des Pati- enten genau zu verfolgen.

Die Linksverschiebung des neutrophilen Blutbildes folgt der Leukozytenzahl nicht. Am allerstarksten tritt sie in Fall 1 auf, wo die Stabkernigen bei Beginn der Krankheit 63 yo ausmachen und ausserdem 11 yo Metamyelozyten und 3 yo Myelozyten vor- handen sind. Die Zahl der Leukozyten sinkt schon nach Verlauf einer Woche auf annahernd normale Werte und bleibt danach ziemlich niedrig, aber die starke Linksverschiebung dauert sehr lange, sodass die Stabkernigen 3 Monate nach der Erkrankung noch 25 % und die Metamyelozyten 3 yo ausmachen, und noch 5 Monate nach der Erkrankung liegt eine erhebliche Linksverschie- bung vor. Die Heilung in dieser Fall vollzog sich sehr langsam, und der Allgemeinzustand des Patienten blieb lange Zeit schlecht. In Fall 3 und 4, die leicht waren, kommt keine Linksverschiebung

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4111.42 11/11. 42 20111. 42 2/12. 42 9112.42

17/12. 42 23112.42 30112.42

711. 43 1511. 43 21/1.43 2711.43

312. 43 1112.43 1812. 43 2512.43

5/3-43 1113.43 18i3.43

79 37 40 39 39 39 40 43 46 33 35 38 38 42 42 45 50 54 57

- - v 2 Ef 0 N -

4280 2100 2660 2410 2450 2410 2480 2510 2810 2120 2180 2230 2300 2520 2580 2820 3180 3280 3210

0.83 0.88 0.76 0.81 0.81 0.81 0.83 0.86 0.82 0.78 0.83 0.86 0.82 0.84 0.84 0.80 0.80 0.84 0.82

Tabeile 3. Die Blutbilder der akuten Osteomyelitis-#Slle. - E E N

- 16200 10100 8100 7000 8300 5400 7100 8600 9200 5700 7900 6000 8100 6500 6800 5800 7700 9100

10100

87.0 80.0 77.0 62.0 66.0 64.0 63.0 69.0 65.0 65.0 65.0 70.0 71.0 49.0 63.0 62.0 52.0 60.0 57.0

3.0 1 .0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

11.0 4.0 5.0 5.0 3.0 2.0 3.0 5.0 2.0 2.0 2.0 2.0 3.0 2.0 1 .0 0 2.0 0 0

- - i? C 5 3 -

63.0 57.0 48.0 23.0 27.0 24.0 24.0 24.0 23.0 30.0 28.0 25.0 25.0 24.0 19.0 17.0 20.0 18.0 27.0

-

5 8 3

10.0 18.0 24.0 34.0 36.0 38.0 36.0 40.0 40.0 33.0 35.0 43.0 43.0 23.0 43.0 45.0 30.0 42.0 30.0

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-- 3.0 2.0 1 .o 3.0 6.0 4.0 3.0 1.0 2.0 1.0 4.0 4.0 1 .o 1 .o 5.0 4.0 2.0 2.0 .50

- - % 'd

g N - 10.0 18.0 22.0 35.0 28.0 31 .O 31 .O 30.0 33.0 34.0 31.0 23.0 28.0 50. 32.0 34.0 46.0 36.0 33.0

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cn 2r

- 89

139 150 135 140

139 139 143 137 127 139 132 134 123 105 94

124

Page 12: Über die Veränderungen des Sternalpunktates und des Blutbildes bei der akuten und chronischen hämatogenen Osteomyelitis

114.43 1014.43 1714.43 2214. 43 2914.43

2 3115. 43 716.43

1516. 43 2316.43

1/7. 43 2917. 43

3 1118. 41 1418. 41

4 2818. 41

5 512. 43 1212.43 1912. 43 2712.43

613. 43 1313. 43 2013.43 2713.43

514. 43 1914.43 315. 43

1715. 43 31/5. 43 7/6. 43

- _ _ - - _ -

- - _ _ _ _ _ _ - -

_ _ _ _ _ _ _ - -

_ _ _ _ _ _ _ _ _ _

, ---

3040 3100 2776 3512 3280

48 49 49 49 50

47 49 50 55 58 69

86 85

75

63 51 55 55 55 51 55 54 48 54 55 55 56 61

_ _ - -

- - - -

_- -

_ _ _ _

2920 2980 2900 3000 3280 4040

0 0 0 0 0

0 0 0 0 0 0

0 0

0

0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

_ _ - _ _

~ _ _ _ _ _

_ _ -

__.

4680 4520

4380

3310 2770 2940 3160 3320 3080 3210 3210 2960 3560 3610 3610 3720 3850

_ _ _ _

_ - _ _

_ _

47.0 27.0 11.0 14.0 10.0

5.0 3.0 2 .o 2.0 3.0 6.0

8.0 7.0

0

22 .0 20.0 13.0 5.0 6.0 6.0 3.0 4.0 5.0 1 .0 2.5 6.0 6.0 1.5

-_.___

_ - _ _

_ _ _ - _

_ _ _ _

0.80 0.79 0.88 0.70 0.78

24.0 46.0 36.0 36.0 39.0

29.0 40.0 45.0 41.0 48.0 37.0

11.5

_. _ _ _ _

_ _ _ _ _

11.5 _ _ - ~ _ -

33.0

28.0 _

20.0 28.0 39.0 24.0 30.0 24.0 28.5 31.0 27.0 34.0 20.5 29.0 26.0

0.81 0.84 0.86 0.90 0.90 0.86

la2 124

120

46 86

107 82 94 72

57 -.

90 . . _ _

60

60 .__ _ _

go 113 130

116

70 112 82 59 6.5 63 75 .-

0.94 0.94

0.85

0.95 0.94 0.95 0.89 0.83 0.85 0.86 0.84 0.83 0.77 0.76 0.76 0.76 0.80 . -

10900 6300 8500 7700 7500

8800 7900 6600 6400 6800 7000

10500 10400

8200

10900 15600

6600 6000

10500 9500 9000 9200 9050 7500 8300 8900 9500 7800

- _ _ _ - -

_ _ _ _ _

_ _ _ _ _

_ _ _ _ _

72.0 50.0 49.0 44.0 59.0

64.0 58.0 45.0 55.0 45.0 58.0

78.0 74.0

59.0

_ _

68.0 78.0 69.0 50.0 71.0 63.0 67.0 64.0 69.0 68.0 60 .0 73.0 63.5 64.5

0 0 0 0 0

0 0 0 0 0 0

0 0

0

0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 ' 0 0 0 0

_ _ - _

_ _ _ _

25.0 23.0 38.0 30.0 49.0

59.0 55.0 43.0 53.0 42.0 52.0

70.0 67.0

.-____

59.0

46.0 58.0 56.0 45.0 65.0 57.0 64.0 60.0 64.0 67.0 57.5 67.0

. 57.5 63.0

1 .o 1 .0 2.0 1 .0 0 1.0

0 0

0.5

- - _

1 .o 0 1 .o 1 .o 0 1 .o 1.0 0 0 1 .o 0 0.5 0 1.5

1 .o 2.0 2.0

12.0 6.0

1 .o 1 .0 3.0 3.0 2.0 2.0

0 2.0

0.5

0 1 .o 1.0 6.0 1 .o 4.0 5.0 5.5 0 1.5 2.5 2.0 3.0 1 .o

3.0 2.0

13.0 8.0 2.0

5.0 0. 5.0 0 5.0 2 .0

10.5 12.5

_ _ ~ _ _.

__ .~

7.0

3.0 1.0 1 .0 4.0 4.0 2.0 3.0 2.0 0 2.5 3.5 1 .0 1.5

Page 13: Über die Veränderungen des Sternalpunktates und des Blutbildes bei der akuten und chronischen hämatogenen Osteomyelitis

i

5 N

0 0 0 0 0 0 0 _ _

3450 3800 3690 3900 3620 3790 3820

3900 3860 3780 3700 3680 3500 3500 3900

4480 3850 4440

- _

_ _ _ _

5 % nY U

?

1 .o 7 .o 1.5 3.0 2.5 4.0 2.5

0.87 0.83 0.76 0.73 0.82 0.82 0.80

0.93 0.92 0.94 0.94 0.94 0.92 0.90 0.89

0.92 0.88 0.88

_ _ _ _

_ _ _ _

P 7+

E

2116. 43 517. 43

20p. 43 218. 43

1618. 43 3018. 43 1319. 43

15/7. 43 2117. 43 2817. 43

518. 43 1118. 43 21/8. 43 219. 43

1/10. 43

29/1. 43 5/2. 43

1212. 431

- _ _ - - - -

_ _ _ _ _ _

_ - _ _ _ _ _ _ _ _

Tabelle 3. (Ports.). aie Blutbilder der akuten Osteomyelitis-Falle.

8 h

v,

E I. v

59 63 55 57 59 61 61

73 70 70 70 68 65 64 70

81 67 77

- - - _

_ _ _

7900 10100 9200 9900 9400 9600 7400

13000 9600 9900 7800 7500

11000 11100 7200

_ _ - _ -

w P

62.5 51.0 58.0 62.5 55.5 60.0 61.0

58.0 51.0 66.0 60.0 65.0 61.0 60.0 64.0

74.0 55.0 56.0

- - _ _

~ _ _ _ _

_ _ _ _ _ _ _ _ _ _

24100 7000

11100 _ _ - _

?

1.5 0 1.0 1.5 0.5 0.5 1.5

0 0 0 0 3.0 1.0 0 0

0 1.0 1.0

---_

3 5

P 0 a

0 0 0 ”

0 0 0 0 0

0 0 0

- _ _ _

_ _ _ _ _ _ _ _ _ _

63.5 58.0 59.5 65.5 58.0 64.0 63.5

77.0 72 .O 77.0 68.0 68.0 65.0 62.0 68.0

87.0 68.0 69.0

_ _ ~ _ _

19.0 21.0 11.0 8.0 3.0 4.0 2.0 4.0

13.0 13.0 13.0

. _ - _ -

0 0 0 0 0 0 0

0 0 0 0 0 0 0 0

_ _ _ -

0 0 0 ~ _ _ _

- F 2. B P -7

3.0 0 5.0 1.5 3.5 4.0 2.0

1.0 1 .o 0 0 1 .o 2.0 3.0 3.0

0 1 .o 1 .o

5.0 6.0 3.5 2.0 9.0 8.0 2.0

4.0 2.0 2.0 1.0 3.0 2.0 5.0 0

2.0 2.0 2.0

_ _ _ _ _

-- r 3 g N

cc a

27.0 36.0 31.0 30.0 29.0 23.5 31.0

18.0 25.0 21.0 31.0 25.0 30.0 30.0 29.0

- _

11.0 28.0 27.0

62 62 60 73 65 78 75

38 109 102 105 103 110 110 89

63 83 30

Page 14: Über die Veränderungen des Sternalpunktates und des Blutbildes bei der akuten und chronischen hämatogenen Osteomyelitis

20/2.43

8:s. 43

4j l . 43 1211.43 19/1,43

2/2.43

2 / 3 . 43

~ _ _ _ _ _ ~

2711. 43

9j2.43 15/2. 43 2312. 43 213. 43 813. 43

15/3.43 2213. 43 2913.43 20/4. 4 3

2/10. 40 3/10. 40 4/10. 40 5/10. 40 7/10. 40 9/10. 40

15/10. 40

.-_ _ _ _ _

11/10.40

18/10. 40 21/10. 40 25/10. 40

4704

2472

2720 3060 2980 2970 2940 3260 3360 3610 3580 3780 4040 4180 4140 4430

_ _ _ _ _

75 46 40

48 53 49 49 47 50 51 54 52 52 57 58 57 61

65

_ _ _ _

GO

GO 3390

0.92

0.93

0.89 0.88 0.84 0.84 0.81 0.78 0.77 0.75 0.74 0.70 0.71 0.71 0.70 0.69

0.91 -

6900

12800

32800 15100 13900 16600 22200 13400 11700 11 800 7000

12000 10100 14600 9100

13400

31900 34400 27600 24200 17000 11600 11000 1240

14000 11100 9800

_ _ - _

_ _ - -

-

80.0 87.0 89.5

66.5 56.0 69.5 66.5 70.0 61 .O 60.5 50.0 46.5 47.5 51.5 49.5 37.0 56.5

____.

- _ - _ _ _

43.0

0.5 0.5 2.5

. 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

0 -

4.5 1.5 3 .o 0.5 0.5 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

0

34.5 12.0 15.5

9.5 9.0 2.5 6.5 5.0 5.0 2.0 4.0 1.5 1 .o 0 3.0 1 .0 2.5

_ _ _ _

_ _ _ _

9 .0 -

40.5 73.0 68.5

56.5 46.5 67.0 60.0 65.5 56.0 58.5 46.0 45.0 46.5 51.5 46.5. 36.0 54 .0

_ _ _ _

34.0

0 0.5 0

0 0.5 1.5 0 0 0.5 0.5 0 0 0 0.5 1 .o 1.5 0.5

0

0.5 1 .0 1.0

0 1 .0 3.0 0 1 .0 3.0 3.5 2.5 1 .0 2.0 0.5 1.5 3.5 0.5

1 .0

4.5 3.5 1.5

9.0 8.0 4.5 5.5 7.0 6.0 5.5

10.0 7.5 7.5 4.5 7.5 7.5 6.5

_ _ ~ _ _

_ _ _ _

7.0

15.0 8.0 8.0

24.5 34.5 21.5 28.0 21.5 29.5 30.0 37.5 45.5 43.0 43.0 40.5 48.5 36.0

49.0

30 30 20

144 91

117 95

126 130 96 68 77 92 36 82 34

- _ _ _ _

56

Page 15: Über die Veränderungen des Sternalpunktates und des Blutbildes bei der akuten und chronischen hämatogenen Osteomyelitis

GOO E . T I I T I N E N .

SR

Lyn plio z .

Monoz.

Eosinoph.

Basopli.

egnientkern

Stabkern.

l e t am yelo z ,

Neutroph;

Lcukoz.

Index

Ery throz.

Hb (Sahli)

Datuni

Nr .

I I I

I I

[ I 9 0 0 : 0 0 0 010 0 0 0 : 0 ; 0 0 N O

1 I 1 1

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L R E R D I E V E R A N D E R U N G E N D E S S T E R N A L P U N K T A T E S U . S . W . 601

vor, aber in Fall 5 ist sie ziemlich stark: Stabkernige 22 %. Metamyelozyten unt Myelozyten treten indessen nicht auf, und 3 Wochen spater ist die Linksverschiebung verschwunden. In Fall 7 sind die Veranderungen des Blutbildes geringer, aber in Fall 8, der zum Exitus fiihrte, gross: Stabkernige anfangs 34.5 %, Myelo- zyten 0.5 yo und Metamyelozyten 4.5 yo sowie spater, kurz vor dem Tode, Stabkernige 15.5 yo, Myelozyten 2.5 yo und Metamyelozyten 3 yo. In Fall 9 ist dieLinksverschiebung trotz der starken Leuko- zytose geringer. Blutbilder liegen jedoch nicht gleich von Beginn der Krankheit sondern erst von 3 Wochen nach der Erkrankung vor.

Nach der Meinung Payrs ist die Linksverschiebung des neu- trophilen Blutbildes bei der akuten Osteomyelites ein schlechtes Zeichen, insbesondere dann, wenn die Leukozytenzahl gleich- zeitig nicht entsprechend hoch ist. Aus den oben beschriebenen Fallen ersieht man, dass dies zutrifft; man kann sogar sagen, dass die Linksverschiebung ein symptom ist, dass regelmassiger als die Leukozyfose auftrift. Eine starke Linksverschiebung, zumal wenn sie riicht rasch voriibergehend ist, kann man wohl als zeichen dafur betrachten, dass es sich um einen schweren Fall handelt.

Die Zahl der Eosinophilen ist bei akuten Infektionen im allge- meinen herabgesetzt (Schulten), aber es gibt auch Ausnahmen von dieser Regel. H. Lenhartz konstatierte bei septischen Endokardi- tiden mit vollig infauster Prognose bisweilen eine normale oder nur wenig herabgesetzte Eosinophilenzahl. Die Vermehrung der Eosinophilen in einem spateren Stadium der Krankheit ist ein gutes Zeichen (Schulten, Harkins). In allen meinen akuten Fallen war die Zahl der eosinophilen Zellen im Anfang der Krank- heit niedrig, zwischen 0 und 1 Yo. In den Fallen 1, 3, 5, 7 und 9 fehlten sie im Blute vollstandig. In meinem schwersten septischen Fall (Fall 8) kommen jedoch bei Beginn der Krankheit 0.5 yo und spater 1 % davon vor. Im allgemeinen vermehren sich die Eosino- philen in diesen Fallen rasch, abgesehen von Fall 1, wo sie noch 5 Wochen nach der Erkrankung vollkommen fehlen und erst nach der 18. Woche, wo das sehr schwere Krankheitsbild sich zu bessern anfangt, regelmassig im Blut vorkommen.

Die Monozytenmenge wechselt nicht regelmassig. Im Anfang der Krankheit werden sie in meinen akuten Fallen zu 2-10.5 % ange- troffen, und in dem spateren Stadium kann man keinen regelmas- sigen Anstieg in ihrer Menge bemerken. Dasselbe lasst sich von den

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602 E. T I I T I N E N

1,ympliozyten sagexi, deren Menge bei Beginn der Krankheit zwischen 10 und 33 yo variiert. In Fall 8 sinkt ihre Menge (aucli die absolute) jedoch, ebenso die Monozytenzahl, was an seineni Teil auf die schlechte Prognose der Krankheit hinweist.

In Fall 1 und 5 hatte man Gelegenheit, die Blutbilder von An- fang der Krankheit an regelmassig zu verfolgen. In dem ersteren Fall handelte es sich um eine schwere septische multiple Osteoniye- litis, bei deni die Genesung lange Zeit recht fraglich war, bei den1 letzteren um eine septische Tibiaosteomyelitis, die aucli scliwer war, aber bei der die Heilung rascher folgte. Aus Tab. 3 ersehen wir, dass zurnal in Fall 1 zeitweise eine leichte Leukozytose auftritt. Diese Anstiege der Leultozytenzahl fallen mit den gelegentlicheii Versclilirnmerungen der Krankheit zusammen. Gleichzeitig ver- mehren sich die Stabkernigen, und mit Iiiicksicht auf die absoluten Mengen scheint die Linksverschiebung eine empfindlichere Reak- tion als die Leukozytose zu sein. Die Monozytenzahl weist keinen sicheren regelmdssigen Anstieg auf; in Fall 1 steigt die Lympho- zytenmenge ein wenig. Schillings nionozytare Abwehrphase tr i t t also hierin nicht in Erscheinung, ehensowenig in diesem Stadium die lyrnphozytare Heilphase.

Das Hamoglobin und die Erythrozyienzahl sinken, wie zu erwar- ten, nur in den scliweren Fallen. In Fall 1 sinkt das Hamoglobin wahrend der ersten Behandlungswoche von 79 yo auf 37 yo und dic Erythrozytenzalil von 3,280,000 auf 2,100,000. I n Fall 5 ist der Abfall vie1 geringer, aber in Fall 8 ist er steil, von 75 % auf 46 y,. Bei den scliweren akuten Osteomyelitiden stellt sich also, wie iiberhaupt bei der pyogenen Allgemeininfektion rasch eine hypo- chrome Anamie ein, deren Starke eine gute Grundlage fur die Beurteilung der Schwere der Krankheit bildet.

Die Senkungsreakfion der rofen Blutkorperchen erweist, dass die Senltungsgeschwindigkeit, insbesondere in schweren Fallen hoch- gradig gesteigert ist. Die grossten \Verte kommen jedoch nicht gleich ini Anfang der Krankheit sondern etwas spater vor. Gleich bei der Auf nahme schwankt SR in ineinen akuten Fallen zwischen 30 und 89 inm (die Bestinimungen sind nach Westergren ausgefiihrt worden, wobei lediglich der Senkungswert der ersten Stunde be- riicltsichtigt wurde), aber sclion nach Verlauf einer Woche steigt die Senkungsgeschwindigkeit erheblich und im allgemeinen iiber 100 mm an. Die Senkungsreaktion ist nicht so empfindlich wie die

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1 B E R D I E \ E R A N D E R l ' i % G E N D E S S T E R N A L P U N K T A T E S U . S . W . 603

Veranderungen des Blutbildes, die friiher eintreten (Reichel). Ihr diagnostischer Wert ist bei chirurgischen Krankheiten in der Regel gering, worauf z. B. Hellstrom und Varga hingewiesen haben, aber bei der Beurteilung des Krankheitsverlauf, der Komplikationen und eventuell der Prognose kann ihr doch eine wichtigere Bedeu- tung zukommen. In den vorliegenden Fallen bemerkt man, dass YH lange Zeit hoch bleibt. Obwohl das Blutbild in grossen Zugen normal wird, kommen Werte uber 100 mm vor; z. B. in Fall 6, der nach eineni akuten und hochfieberhaften Beginn rasch ah- klingt und nur eine leichte Lokalisation im Femur aufweist, ist die Senkungsreaktion nocli nach 6 Wochen nach der Erkrankung 110 mni. Im diagnostischen Sinne hat man bei der akuten Osteo- myelitis keinen Nutzen davon, denn bei den Weichteilphleginonen bemerkte ich ebenso hohe Werte. Desgleichen hiingen ilire Schwan- kungen wahrend der Krankheit spater nicht so regelniassig wie die Schwankungen des Blutbildes vom Krankheitsverlauf ab, son- dern scheinen ganz unbestimmt in ihrem Auftreten.

Die Bluibilder meiner chronischen OsteomyelirisfiZe sind in 'Tab. 4 dargestellt. Hierin kommen keine grosseren Veranderungen vor. In Fall 1 bleibt die Leukozytenzahl wahrend des chronischen Stadiums (beinahe ein Jahr nach der Erkrankung) normal und schwankt zwischen 6,000 und 7,200. Die Linksverschiebung ist verschwunden, indem die Menge der Stabkernigen zwischen 4 und 6 yo variiert, und Eosinophile lcommen mehr als gewohnlich vor (5-13 yo). Die Lymphozytenmenge ist auch gestiegen; ihre Grenzwerte in den chronischen Fallen lauten 32 und 60 %, und der Monozytengehalt wechselt zwischen 2 und 7 yo. Die Senkungs- reaktion weist ebenso hohe Werte auf, aber bei den im akuten Stadium befindlichen Fallen sinkt sie nach der Operation und Hei- lung rasch. Eine Leukozytose tritt in den chronischen Fallen irn allgemeinen nicht auf; nur in Fall 13 ist die Zahl der Leukozyten anfangs vermehrt (1 6,300). Eine Linksverschiebung wird nur in Fall 16 in dem schwersten Stadium der Krankheit angetroffen, wo die Stabkernigen 17 yo und die Metamyelozyten 2 yo ausmachen.

Beim Vergleich der Sternalpunktate und Blutbilder mitein- ander bemerkt man, dass die Linksverschiebung im Blutbild und eine starke Reaktion im Knochenmark einander ini allgenieinen entsprechen, wahrend die Leukozytose un die Veranderungen des Sternalpunktats nicht so regelmassig parallel sind, eine Beobach-

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G O 4 li. I I I T I N E N .

twig, die iiberhaupt bei akuten Infektionen geniacht worden ist (Klima). Eosinophile Zellen konimen in allen meinen akuten Fallen ungefiihr in normaler Menge im Sternalpunktat vor, obgleich sie aus dem Blut in den ineist.cn Fallen vollkonimen verschwunden sind. A U C ~ in dem scliweren septischen Fall 1, wo Eosinophile zuin ersten Ma1 erst 5 Wochen spater und auch dann nur voriibergehend erscheinen, inachen sie im Sternalpuuktat 3 yo Bus. In diesen FBllen lasst sich also keine parallele Verminderung der eosinophilen Zellen im Sternalpunktat und im Blut nachweisen, \vie sic ti. a. von Klima, Rohr, Forssell und Virkkunen nachgewiesen wurde.

Zusammenfassung.

Die durch die Osteomyelitis bedingten Veranderungen des Ster- iialpunktates sind folgende: Bei schweren akuten Osteomyelitiden konirnt eine starke proinyelozytare Reaktion vor. In leichteren Fallen sind die Veriinderungen geringfiigiger, und es treten relativ viele Stabkernige auf. Bei der chronischen Osteomyelitis ist die Heaktion des linochenmarks vorwiegend eine Stabkernige. Die Schwere des Kranklieitsbildes scheint bei der chronischen Osteo- myelitis vie1 weniger auf die Reaktion des Knochenmarks einzu- wirken als bei der akuten. Der Umstand, dass hei der Osteoinyelitis ein Teil des funktionierenden Knochenmarks zerstiirt wird, scheint nicht auf die allgemeine Reaktion des Knochenmarks ein- zuwirken, und zwar nicht einmal bei der rnultipeln Osteomyelitis, soiidern die Veriinderungen des Knochenmarks entsprechen auch liierbei in grossen Ziigen den bei akuten Infektionen anzutreffenden Veriinderungen.

Die wichtigsten der irn Blu tbild auftretenden Veranderungen sind die Leukozytose, die Linksverschiebung des neutrophilen Blutbildes und die Eosinopenie. Die 1,eukozytenzahl schwankt bei der akuten Osteomyelitis hochgradig, und inan kann daraus an sich keine Schlussfolgerungen hinsichtlich der Beschaffenheit der Krankheit ziehen, sondern sie muss mit dern klinischen Krank- heitsbild verglichen werden. Als normale Reaktion hat bei der aku- ten Osteomyelitis eine hohe Leukozytenzahl bei Beginn der Krank- heit zu gelten. Beini Abklingen der klinischen Symptome sinkt ihre Zahl nllmiihlich. Eine niedrige und zurnal eine dauernd nied-

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1 BtR D I E V L R A R D C R L N G F N D E S S T E R N A L P U N K T A T E S U.S.W. G O 5

rige Leukozytenzahl ist bei der klinisch schweren akuten Osteomye- litis ein schlechtes Zeichen. Die Linksverschiebung des neutrophilen Blutbildes folgt der Schwere der Krankheit vie1 regelmassiger als die Leukozytose, und eine starke Linksverschiebung ist als prognos- tisch schlechtes Zeichen anzusehen. Die Eosinopenie erscheint in allen rneinen akuten Fallen. Bei den chronischen Osteomyelitiden sind die Veranderungen des Blutbildes geringfugig.

Die Senkungsreaktion zeigt, dass die Senkungsgeschwindigkeit der Erythrozyten bei den akuten Osteomyelitiden hochgradig steigt. Dieser Umstand erscheint spater als die Veranderungen des Blutbildes, erhalt sich aber noch lange, nachdem die Krankheit klinisch auszuheilen begonnen hat.

Zwischen der Leukozytose und der Veranderungen des Sternal- punktats ist kein Parallelitat wahrzunehmen, wahrend in den aku- ten Fallen eine deutliche Parallelitat zwischen der Ihksverschie- bung und den Veranderungen des Sternalpunktats nachzuweisen ist. Eine gleichzeitige Verminderung der Eosinophilen irn Sternal- punktat und im Blut ist in meinen Fallen nicht vorgekommen. Es ist jedoch zu beachten, dass wiederholte Sternalpunktionen nicht ausgefuhrt werden konnten.

Weder von den im Sternalpunktat noch von den im Blutbild vorkonimenden Veranderungen hat Inan beim Diagnostizieren der akuten Osteoniyelitis Nutzen, weil ahnliche Veranderungen ganz allgemein bei eitrigen Infektionen auftreten. Bei der Prognosenstel- lung der Krankheit und bei der Verfolgung ihres Verlaufes dagegen kann man wichtige Schlussfolgerungen daraus ziehen. Hierbei muss man sich wohl auf die Verfolgung des Blutbildes beschran- ken, weil wiederholte Sternalpunktionen im Interesse des Kranken bei der akuten Osteomyelitis nicht in Frage komiiien durften.

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