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-- 144 -- Vom Coramin ist bei subkutaner Zufuhr 50 mg die kleinste wirksame Gabe. Bei 100 rag ist die Wirkungsdauer tl/2 Stunden. 200 mg machen naeh 20 Minuten leichte Krhmpfe. IntravenSs sind 10 mg nicht immer wirksam, 50 mg sind Krampfdosis. Nach 25 mg betr~igt die Wirkungsdauer 1/2 Stunde. Von Cardiazol sind nach subkutaner Injektion 10rag eben wirksam, naeh 40 nag traten nach 10--15 Minuten Kr~mpfe yon einer Dauer bis zu 20 Minuten auf. Die Wirkungsdauer yon 20 mg betr~igt etwa a/4 Stunden. Intraven6s sind 2,5 mg stark wirksam, 10 mg machen heftige Kr~mpfe. Die Wirkungsdauer betr~gt etwa 15 Minuten. Von Hexeton rufen schon 2 mg intraven(is gegeben meist Kr~impfe hervor. Auffallig war bier die individuell stark verschiedene Empfindlichkeit, die auch die Bestimmung der wirksamen Grenzdosis mit 1 mg unsieher macht. Die Wirkungsdauer betr~gt 1/2--1 Stun@. Subkutan oder intramuskul~r wurde sichere Wirkung erst mit 80 mg pro Kilogramm erzielt. Die Wirkungs- dauer betrug 2 Stunden. 100 mg machten noch keine Krhmpfe. Synthetischer Kampfer, als >>Kampferl0sung-H0chst~, war sub- kutan in Dosen yon t00 mg wirksam. Bei 200 mg war die Atmungswirkung nicbt verst~rkt. Zur intraven6sen Verabreichung ist das Pr~parat nicht ge- eignet, da durch das L0sungsmittel Di~thylin in starkeren Konzentrationen Blutserum koaguliert wird und der Kampfer ausf~llt (Emboliegefahr !). Dutch ganz langsame Injektion wurde die Gefahr zu umgehen versucht. Die so er- haltenen unsieheren Werte sind 5 mg pro Kilogramm als minimal wirksame, 10 mg als Krampfdosis. Neben dem Unterschied der wirksamen Dosis der einzelnen atmungs- erregenden Pharmaka zeigt sich eine starke Verschiedenheit in ihrer Resorbier- barkeit vom subkutanen Gewebe aus; Lobelin ist sehr leicht, Coramin und Cardiazol etwas schwerer, dagegen Hexeton und Kampfer sehr schwer re- sorbierbar. Die therapeutische Breite von Hexeton und Kampfer (intravenSs) ist gering, die von Lobe]in um das 1,5fache, die yon Coramin und Cardiazol um das 2--2,5fache hSher. Beztiglich der Wirkungsdauer findet sich die gleiche Reihenfolge fiir die intraven(is wie subkutan verabreichten Pharma.ka: ttexeton und Kampfer stehen ungefhhr gleich, absteigend folgen Coramin, Cardiazol nnd Lobelin. Anton (Heidelberg): Uber die Wirkung der Strychnosalkaloide auf das Blut. Die eigenartigen Beobachtungen yon Harley (Lancet 1856, June) und Radziwillowicz (Arbeiten des pharmakologischen Instituts zu Dorpat II, 1888, S. 71), daI3 mit Strychnin versetztes Blut Sauerstoff schwerer aufnimmt und langsamer abgibt, und da6 aueh die Kohlens~ureabgabe verz0gert ist, wurden einer experimentellen 5Tachpriifung unterzogen. Dabei ergab sich, da6 bei Verwendung yon gew0hnlichem Blute die Beobachtungen tIarleys und Radziwillowicz ~ best~tigt werden konnten. Wurde jedoch unter aseptischen Ma6nahmen das Blut entnommen, und wurden auch weiterhin w~hrend des Versuches nur sterile Ger~ite verwendet, so konnte irgendeine Einwirkung des Strychnins auf die Atmungsfunktion des Blutes nicht festgestellt werden.

Über die Wirkung der Strychnosalkaloide auf das Blut

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Page 1: Über die Wirkung der Strychnosalkaloide auf das Blut

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Vom Coramin ist bei subkutaner Zufuhr 50 mg die kleinste wirksame Gabe. Bei 100 rag ist die Wirkungsdauer t l /2 Stunden. 200 mg machen naeh 20 Minuten leichte Krhmpfe. IntravenSs sind 10 mg nicht immer wirksam, 50 mg sind Krampfdosis. Nach 25 mg betr~igt die Wirkungsdauer 1/2 Stunde.

Von Card iazol sind nach subkutaner Injektion 10rag eben wirksam, naeh 40 nag traten nach 10--15 Minuten Kr~mpfe yon einer Dauer bis zu 20 Minuten auf. Die Wirkungsdauer yon 20 mg betr~igt etwa a/4 Stunden. Intraven6s sind 2,5 mg stark wirksam, 10 mg machen heftige Kr~mpfe. Die Wirkungsdauer betr~gt etwa 15 Minuten.

Von H e x e t o n rufen schon 2 mg intraven(is gegeben meist Kr~impfe hervor. Auffallig war bier die individuell stark verschiedene Empfindlichkeit, die auch die Bestimmung der wirksamen Grenzdosis mit 1 mg unsieher macht. Die Wirkungsdauer betr~gt 1/2--1 Stun@. Subkutan oder intramuskul~r wurde sichere Wirkung erst mit 80 mg pro Kilogramm erzielt. Die Wirkungs- dauer betrug 2 Stunden. 100 mg machten noch keine Krhmpfe.

S y n t h e t i s c h e r Kampfe r , als >>Kampferl0sung-H0chst~, war sub- kutan in Dosen yon t00 mg wirksam. Bei 200 mg war die Atmungswirkung nicbt verst~rkt. Zur intraven6sen Verabreichung ist das Pr~parat nicht ge- eignet, da durch das L0sungsmittel Di~thylin in starkeren Konzentrationen Blutserum koaguliert wird und der Kampfer ausf~llt (Emboliegefahr !). Dutch ganz langsame Injektion wurde die Gefahr zu umgehen versucht. Die so er- haltenen unsieheren Werte sind 5 mg pro Kilogramm als minimal wirksame, 10 mg als Krampfdosis.

Neben dem Unterschied der wirksamen Dosis der einzelnen atmungs- erregenden Pharmaka zeigt sich eine starke Verschiedenheit in ihrer Resorbier- barkeit vom subkutanen Gewebe aus; Lobelin ist sehr leicht, Coramin und Cardiazol etwas schwerer, dagegen Hexeton und Kampfer sehr schwer re- sorbierbar. Die therapeutische Breite von Hexeton und Kampfer (intravenSs) ist gering, die von Lobe]in um das 1,5fache, die yon Coramin und Cardiazol um das 2--2,5fache hSher. Beztiglich der Wirkungsdauer findet sich die gleiche Reihenfolge fiir die intraven(is wie subkutan verabreichten Pharma.ka: ttexeton und Kampfer stehen ungefhhr gleich, absteigend folgen Coramin, Cardiazol nnd Lobelin.

Anton (Heidelberg): Uber die Wirkung der Strychnosalkaloide auf das Blut.

Die eigenartigen Beobachtungen yon H a r l e y (Lancet 1856, June) und Radziwi l lowicz (Arbeiten des pharmakologischen Instituts zu Dorpat II, 1888, S. 71), daI3 mit Strychnin versetztes Blut Sauerstoff schwerer aufnimmt und langsamer abgibt, und da6 aueh die Kohlens~ureabgabe verz0gert ist, wurden einer experimentellen 5Tachpriifung unterzogen.

Dabei ergab sich, da6 bei Verwendung yon gew0hnlichem Blute die Beobachtungen t I a r l eys und Radziwi l lowicz ~ best~tigt werden konnten. Wurde jedoch unter aseptischen Ma6nahmen das Blut entnommen, und wurden auch weiterhin w~hrend des Versuches nur sterile Ger~ite verwendet, so konnte irgendeine Einwirkung des Strychnins auf die Atmungsfunktion des Blutes nicht festgestellt werden.