2
27. AUGUST x923 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 2. J A H R G A N G . Nr. 35 1649 Die Diagnose eines Sin gultus epidemicus bei unseren FMlen recht~ertigt sich durch das Fehlen derartiger Be- obachtungen (in Petersburg) in der voransgegangenen Zeit und der pl6tzliehen Hguiung der F~lle. Endlich ist unsere kleine Singultusepidemie zeitlich mit den vereinzelten ersten Encephalitisf~llen zusamrnengetroffen, die sich erst in den n~chsten Mrochen zu einer groBen Encephalitis- epidemie in Petersburg entwickelten. Wir k6nnen also yon einer Singultusepidemie sprechen, die in eine Encephalitis- epidemie fiberging, wobei sich dieselbe epidemiologische und klinische Gesetzm~Bigkeit wiederholte, die in anderen L~ndern testgestellt wurde. Gleichzeitig sind uns Mitteilungen fiber geh~ufte isolierte Singultusfiille zugegangen, die in Koslow (Tambowsches Gouvernement), Moskau (WERESCHTSCHAGI~) und Charkow (HEI~A~OWlCZ) zur Beobachtung kamen, wo such Encephalitisffille auftraten. 0BER KOMPLEMENTKONSERVIERUNG DURCH TROCKNUNG1). Von 1-I. KOENIGSFELD. Aus dem Pharmakologisehen Institut and der l~IedizinisehenPoliklinik der Univer- sit/it Freiburg i. Br. Als allgemeiues Charakteristicum der verschiedenen Komple- mente gilt eine erhebliche Labilit~t. Frische, komplementreiche Sera verlieren beim Lagern in mehr oder weniger kurzer Zeit ihre Wirksamkeit. An Versuchen zu einer Konservierung des Komplements hat es bis in die neueste Zeit nicht gefehlt. Doch hat keine der bisherigen Konservierungsmethoden eine praktische Bedeutung erlangt, da die Konservierung nut ffir wenige Tage glfickte and such dabei noch eine Abschw~ehung des Komplements sehr bald eintrat. Und doch w~re es yon augerordentlich praktiseher and wissen- schaftlicher Wichtigkeit, ein dauernd haltbares, transportf~higes Komplement zu besitzen. Gerade unter den heutigen schwierigen VerhMtnissen der Tierbeschaffung wtlrde es ffir jedes serologische Laboratorium eine wesentliche Ersparnis an Geld and Zeit bedeuten, wenn ein nieht sofort verbrauchtes Komptement konserviert und zu beliebiger Zeit sparer wieder benutzt werden k6nnte. Bei einer geeigneten Konservierungsmethode k6nnte das Komplement an einer Zentralstelle hergesteltt and yon dort versandt werden. ~Man h~ttte damit ein Standardkomplement zur Verffigung, dessen wissenschaftlicher Weft nicht hoch genug veranschlagt werden k6nnte. Von Herrn Geheimrat SrRAUB wurde ich auf einen yon ihm gemeinsam mit Professor GAEDE-Karlsruhe konstruierten and er- probten Apparat aufmerksam gemaeht, mit dem es m6glich ist, innerhalb weniger Minuten groBe Flfissigkeitsmengen in sehr be. quemer and einfaeher Weise vollst~ndig schonend zu trocknen. Ich stellte nun Untersuchungen fiber die Wirkung der Troeknung mit der Straubschen Methode auf komplementhaltige Sera an. Es zeigte sich, dab die Trocknung die Wirksamkeit des Komple- meats abs01ut unbeeinfluBt l~Bt. Die Untersuchungen fiber das Trockenk0mplement warden bis zu I Jahr 13 Tage ausgedehnt. Stets war das Komplement wirksam. Auch mehrstfindige direkte Sonnenbelichtung, einstfindiges Erw~rmen auf 60 ~ zwei Wochen lange Aufbewahrulig bei 37 ~ sch~digte nieht das Komplement. Ein nach der Trocknung wieder aufgel6stes Komplement bteibt l~nger in seiner Wirksamkei% er- halten als flfissig aufbewahrtes Komplement. Das Trockenkomplement wird fabrikmi~Big durch das Pharma- zeutisehe Institut Ludwig Wilhelm Gans A.-G. Oberursel (Taunus) hergeste]lt. KURZE WISSENSCHAFTLICHE MITTEILUNGEN. UBER DIE WIRKUNG EINES TYPHUSBAKTERIOPHAGEN Regetm~il3iger waren die Ergebnisse im Reagensglas. Es IN GEGENWART VON ROTEN BLUTKORPERCHEN. wurden iolgende R6hrchen angesetzt: Von I. Kontrolle, E. FRIEDBERGER und J. VALLEN 3). 2. Typhusbakteriophagen, 3:. Typhusbacitlen, Bisher ist die Wirkung des D'HnR~LLEschen Bakterio- 4- Typhusbacillen + Typhusbakteriophagen. phagen nur auf Zellen pflanzlicher Natur, die als Lebewesen Dazu fiberall isotonische Bouillon- und gewaschene Hammel- organisiert sind (Bakterien), studiert. Es erschien uns yon blutk6rperchen. Interesse, zu untersuehen, wie sich ein wirksamer Bakterio- In zahlreichen derartigen Versuchsreihen, in denen sekun- phage verh~ilt, wenn er Gelegenheit hat, auBer auf Bakterien d/ire Verunreinigungen durch entsprechende Aussaat aus- auch auf isolierte Zellen tierischer Provenienz einzuwirken, geschlossen werden konnten, trat immer eine H/imolyse der Wir w/ihlten als letztere zun~chst rote. gewaschene Blur- roten Blutk6rperchen nur in dem letzten R6hrchen auf, in k6rperchen (Hammel), die ja als das klassische Reagens dem Typhusbacillen + Typhusbakteriophagen auf die zum Nachweis yon Zellsch~idigung benutzt werdena). Als Blutk6rperchen einwirktenl). Weder TyphusbaeiUen noch Bacterium kam natiirlieh nur eine Spezies in Betracht, die Bakteriophagen allein zeigten in den bisherigen Versuchen an sich nicht h/imolytisch wirkte. Wir verwendeten Typhus- einen EinfluB aui Hammelblutk6rperehen. Der H~molyse bacillen, ffir die uns ein besondres wirksamer Bakteriophage geht jedesmal eine deutliche Violettf/irbung voraus, die sich zur Verffigung stand, such in dem R6hrchen mit Typhusbacillen allein finder, ohne Plattenversuch: Eine 1,5 proz. Agarplatte wird mit einer dab hier eine H~molyse eintritt. Zentrifugiert man, so ist hier diinnen Schicht yon verflfissigtem mit gewaschenen Hammel- die iiberstehende Flfissigkeit farblos. blutk6rperchen versetzten I proz. Agar fibergossen. Gleich- Andere unserer Vira, die auI Coli and Flexner besonders m~gige Beimpfung der Platte mit Typhusbacillen. Nach wirkten, zeigten bei gleicher Versuchsanordnung unter Ver- einstfindiger Bebriitung Auftr/iufelung yon d'Herelleschem wendung der entspreehenden Bakterien lceine HAmolyse. Virus. Nach 16 Stunden an den Tropistellen kein Wachstum Ebenso war unser Typhusbakteriophage unwirksam bei von Typhus and v611ige H/imolyse: keine sekund/iren Verun- Verwendung yon uneewaschenen Blutk6rperchen. Wit haben also die Tatsache, daft ei~ an sieh nieht hiimo- reinigungen, die ffir die H~molyse h/~tten verantwortlich ge- macht werden k6nnen. Auf der fibrigen Platte fippiges Wachs- lytiseh wirkender Bakteriophage in einem isotonisehen Mediurr~ turn yon Typhus ; nirgends H~molyse. Wurde eine Blutplatte zusammen mit an sich nicht h5molytischen Balcterien Hgimo-, nur zur HS1]te mit Typhus beimpft und dann Virus auf beide lyse bedingt. Wie ist das zu deuten ? H~lffen aufgetr~ufelt, so trat nur auf der Hfilfte H/~molyse Entweder mfissen wir annehmen, dab die durch das ein, auf der such Typhuswachstum erfolgt war. In anderen d'Herellesche Virus aufgel6sten Bakteriensubstanzen auf F/illen trat auf der Platte nur die Bakteriophagenwirkung Hammelblut h~molytisch zu wirken vermSgen (obwohl es der (anch gegenfiber Coli und Flexner) zutage, abet keine H~mo- intakte Typhusbacillus nicht vermag), oder dab ein Bakterio- lyse. Das Virus war aber aueh inzwischen abgeschw~eht, phage, dem adequate Nahrung in Form homologer iunger __ _ Typhuskulturen angeboten worden ist, nach einigen Stunden J) Die ausfiihrliche Arbeit erseheint im Arehiv f. experim. PathoI, u. Pharmakol. auch die F/~higkeit gewinnt,, in Zellen tieriseher Herkunit ~) Demonstration, Greifsw. Med. Verein 20. VII. I923. a) Versuehe an bewegliehen Zellen (Spermatozoen, Flimmerepithelien) sowle an ein- 1) Aueh mikroskopiseh war im 4. Rghrchen die Hfimolyse deutlich zu erkermen. Ia zelligen tierisehen Lebewesen, wie Trypanosomen usw, behalten wit uns vor. den fibrigen waren die Blutk~Srperchen intakt.

Über die Wirkung Eines Typhusbakteriophagen in Gegenwart von Roten Blutkörperchen

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Über die Wirkung Eines Typhusbakteriophagen in Gegenwart von Roten Blutkörperchen

27. AUGUST x923 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 2. J A H R G A N G . Nr. 35 1649 Die Diagnose eines Sin gultus epidemicus bei unseren

FMlen recht~ertigt sich durch das Fehlen derartiger Be- obachtungen (in Petersburg) in der voransgegangenen Zeit und der pl6tzliehen Hguiung der F~lle. Endlich ist unsere kleine Singultusepidemie zeitlich mit den vereinzelten ersten Encephalitisf~llen zusamrnengetroffen, die sich erst in den n~chsten Mrochen zu einer groBen Encephalitis- epidemie in Petersburg entwickelten. Wir k6nnen also yon einer Singultusepidemie sprechen, die in eine Encephalitis- epidemie fiberging, wobei sich dieselbe epidemiologische und klinische Gesetzm~Bigkeit wiederholte, die in anderen L~ndern testgestellt wurde. Gleichzeitig sind uns Mitteilungen fiber geh~ufte isolierte Singultusfiille zugegangen, die in Koslow (Tambowsches Gouvernement), Moskau (WERESCHTSCHAGI~) und Charkow (HEI~A~OWlCZ) zur Beobachtung kamen, wo such Encephalitisffille auftraten.

0BER KOMPLEMENTKONSERVIERUNG DURCH TROCKNUNG1).

Von

1-I. KOENIGSFELD. Aus dem Pharmakologisehen Institut and der l~Iedizinisehen Poliklinik der Univer-

sit/it Freiburg i. Br.

Als allgemeiues Charakteristicum der verschiedenen Komple- mente gilt eine erhebliche Labilit~t. Frische, komplementreiche Sera verlieren beim Lagern in mehr oder weniger kurzer Zeit ihre Wirksamkeit.

An Versuchen zu einer Konservierung des Komplements hat es bis in die neueste Zeit nicht gefehlt. Doch hat keine der bisherigen

Konservierungsmethoden eine praktische Bedeutung erlangt, da die Konservierung nut ffir wenige Tage glfickte and such dabei noch eine Abschw~ehung des Komplements sehr bald eintrat .

Und doch w~re es yon augerordentlich praktiseher and wissen- schaftlicher Wichtigkeit, ein dauernd haltbares, transportf~higes Komplement zu besitzen. Gerade unter den heutigen schwierigen VerhMtnissen der Tierbeschaffung wtlrde es ffir jedes serologische Laboratorium eine wesentliche Ersparnis an Geld and Zeit bedeuten, wenn ein nieht sofort verbrauchtes Komptement konserviert und zu beliebiger Zeit sparer wieder benutzt werden k6nnte. Bei einer geeigneten Konservierungsmethode k6nnte das Komplement an einer Zentralstelle hergesteltt and yon dort versandt werden. ~Man h~ttte damit ein Standardkomplement zur Verffigung, dessen wissenschaftlicher Weft nicht hoch genug veranschlagt werden k6nnte.

Von Herrn Geheimrat SrRAUB wurde ich auf einen yon ihm gemeinsam mit Professor GAEDE-Karlsruhe konstruierten and er- probten Apparat aufmerksam gemaeht, mit dem es m6glich ist, innerhalb weniger Minuten groBe Flfissigkeitsmengen in sehr be. quemer and einfaeher Weise vollst~ndig schonend zu trocknen. Ich stellte nun Untersuchungen fiber die Wirkung der Troeknung mit der Straubschen Methode auf komplementhaltige Sera an.

Es zeigte sich, dab die Trocknung die Wirksamkeit des Komple- meats abs01ut unbeeinfluBt l~Bt. Die Untersuchungen fiber das Trockenk0mplement warden bis zu I Jahr 13 Tage ausgedehnt. Stets war das Komplement wirksam.

Auch mehrstfindige direkte Sonnenbelichtung, einstfindiges Erw~rmen auf 60 ~ zwei Wochen lange Aufbewahrulig bei 37 ~ sch~digte nieht das Komplement. Ein nach der Trocknung wieder aufgel6stes Komplement bteibt l~nger in seiner Wirksamkei% er- halten als flfissig aufbewahrtes Komplement.

Das Trockenkomplement wird fabrikmi~Big durch das Pharma- zeutisehe Institut Ludwig Wilhelm Gans A.-G. Oberursel (Taunus) hergeste]lt.

K U R Z E W I S S E N S C H A F T L I C H E M I T T E I L U N G E N .

UBER DIE WIRKUNG EINES TYPHUSBAKTERIOPHAGEN Regetm~il3iger waren die Ergebnisse im Reagensglas. Es IN GEGENWART VON ROTEN BLUTKORPERCHEN. wurden iolgende R6hrchen angesetzt:

Von I. Kontrolle,

E . FRIEDBERGER und J. V A L L E N 3). 2. Typhusbakteriophagen, 3:. Typhusbacitlen,

Bisher i s t die Wirkung des D'HnR~LLEschen Bakterio- 4- Typhusbacillen + Typhusbakteriophagen. phagen nur auf Zellen pflanzlicher Natur, die als Lebewesen Dazu fiberall isotonische Bouillon- und gewaschene Hammel- organisiert sind (Bakterien), studiert. Es erschien uns yon blutk6rperchen. Interesse, zu untersuehen, wie sich ein wirksamer Bakterio- In zahlreichen derartigen Versuchsreihen, in denen sekun- phage verh~ilt, wenn er Gelegenheit hat, auBer auf Bakterien d/ire Verunreinigungen durch entsprechende Aussaat aus- auch auf isolierte Zellen tierischer Provenienz einzuwirken, geschlossen werden konnten, t ra t immer eine H/imolyse der Wir w/ihlten als letztere zun~chst rote. gewaschene Blur- roten Blutk6rperchen nur in dem letzten R6hrchen auf, in k6rperchen (Hammel), die ja als das klassische Reagens dem Typhusbacillen + Typhusbakteriophagen auf die zum Nachweis yon Zellsch~idigung benutzt werdena). Als Blutk6rperchen einwirktenl). Weder TyphusbaeiUen noch Bacter ium kam natiirlieh nur eine Spezies in Betracht, die Bakteriophagen allein zeigten in den bisherigen Versuchen an sich nicht h/imolytisch wirkte. Wir verwendeten Typhus- einen EinfluB aui Hammelblutk6rperehen. Der H~molyse bacillen, ffir die uns ein besondres wirksamer Bakteriophage geht jedesmal eine deutliche Violettf/irbung voraus, die sich zur Verffigung stand, such in dem R6hrchen mit Typhusbacillen allein finder, ohne

Plattenversuch: Eine 1, 5 proz. Agarplatte wird mit einer dab hier eine H~molyse eintritt. Zentrifugiert man, so ist hier diinnen Schicht yon verflfissigtem mit gewaschenen Hammel- die iiberstehende Flfissigkeit farblos. blutk6rperchen versetzten I proz. Agar fibergossen. Gleich- Andere unserer Vira, die auI Coli and Flexner besonders m~gige Beimpfung der P l a t t e mit Typhusbacillen. Nach wirkten, zeigten bei gleicher Versuchsanordnung unter Ver- einstfindiger Bebriitung Auftr/iufelung yon d 'Herelleschem wendung der entspreehenden Bakterien lceine HAmolyse. Virus. Nach 16 Stunden an den Tropistellen kein Wachstum Ebenso war unser Typhusbakteriophage unwirksam bei von Typhus and v611ige H/imolyse: keine sekund/iren Verun- Verwendung yon uneewaschenen Blutk6rperchen.

Wit haben also die Tatsache, daft ei~ an sieh nieht hiimo- reinigungen, die ffir die H~molyse h/~tten verantwortlich ge- macht werden k6nnen. Auf der fibrigen Plat te fippiges Wachs- lytiseh wirkender Bakteriophage in einem isotonisehen Mediurr~ turn yon Typhus ; nirgends H~molyse. Wurde eine Blutplat te zusammen mit an sich nicht h5molytischen Balcterien Hgimo-, nur zur HS1]te mit Typhus beimpft und dann Virus auf beide lyse bedingt. Wie ist das zu deuten ? H~lffen aufgetr~ufelt, so t ra t nur auf der Hfilfte H/~molyse Entweder mfissen wir annehmen, dab die durch das ein, auf der such Typhuswachstum erfolgt war. In anderen d'Herellesche Virus aufgel6sten Bakteriensubstanzen auf F/illen t ra t auf der Plat te nur die Bakteriophagenwirkung Hammelblut h~molytisch zu wirken vermSgen (obwohl es der (anch gegenfiber Coli und Flexner) zutage, abet keine H~mo- intakte Typhusbacillus nicht vermag), oder dab ein Bakterio- lyse. Das Virus war aber aueh inzwischen abgeschw~eht, phage, dem adequate Nahrung in Form homologer iunger

__ _ Typhuskulturen angeboten worden ist, nach einigen Stunden J) Die ausfiihrliche Arbeit erseheint im Arehiv f. experim. PathoI, u. Pharmakol. auch die F/~higkeit gewinnt,, in Zellen tieriseher Herkuni t ~) Demonstration, Greifsw. Med. Verein 20. VII . I923. a) Versuehe an bewegliehen Zellen (Spermatozoen, Flimmerepithelien) sowle an ein- 1) Aueh mikroskopiseh war im 4. Rghrchen die Hfimolyse deutlich zu erkermen. I a zelligen tierisehen Lebewesen, wie Trypanosomen u s w , behalten wit uns vor. den fibrigen waren die Blutk~Srperchen intakt .

Page 2: Über die Wirkung Eines Typhusbakteriophagen in Gegenwart von Roten Blutkörperchen

165o K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 2. J A H R G A N G Nr. 35 27. AUGUSTI923

(Bl~tkSrperchen) einzudrlngen und diese zu zerst6ren. DaB die Leibessubstanzen der Typhusbacillen an sich nicht h/~mo- lytisCh wirkten, ergab sich daraus, dab mat destilliertem W~sser hergestellte und mehrere Tage bet 37 ~ der Autolyse un• Schiittelextrakte unwirksam waren. Immerhin kSnnte man daran denken, dab durch das d'Herellesche Virus ein andersartiger Abbau der Leibessubstanzen erfolge und dabei ein h/imolytisch wirkendes Produkt entstehe. (Reak- tions/inderung der Bouillon kommt als urs/ichliches Moment nicht in Frage.)

In gewissem Sinne fiir eine echte Bakteriophagenwirkung auf Blutk6rperchen kSnnten zun/ichst Versuche sprechen in denen es uns gelang, aus einem R6hrchen mit Bakterio- phagen 4-Bakter ien T Blutk6rperchen, in dem H/imolyse erfolgt war, nun die h/imolytische F~higkeit in Passagen weiterzuimpfen. Wurde eine kleine Menge (etwa 0,2 ccm) aus einem solchen RShrchen zu einer neuen BlutkSrperchen- aufschwemmung in Bouillon (8 ccm) zugesetzt, so trat bisher bis zur II . Passage immer wieder H/imolyse ein. Wurde da- gegen nach erfolgter H/imolyse keimfrei filtriert oder erhitzt (56~), so wirkten die Filtrate bzw. die Suspensionen nicht mehr h/imolytisch, wenn nicht yon neuem lebende Typhus- bacillen zugesetzt wurden. Das ist allerdings wieder mit der Annahme einer allgemeinen ,,Cytophagie" zun~chst nicht ohne weiteres vereinbar.

Weitere Versuche, die wir uns vorbehalten werden diese Frage zu entscheiden suchen. (Aus dem Flygieneinstitut der Universitdt Grei/swald.)

EIN NEUER WEG ZUR FUNKTIONSPRUFUNG DES GESUNDEN UND KRANKEN MAGENS.

Von I{. GLAESSNER u n d H. WITTGENSTEIN.

Zu den Fortschritten der in letzter Zeit vielfach an- gewandten Chromoskopie gehSrt die Dbertragung der Farb- stoffausseheidung als diagnostisches Hilfsmittel yon der Niere auf die Anhangsdriisen des Magen-Darms. Von d e n wenigen Farbs• die unter anderen aueh in den Magen sezerniert werden, ist in erster Linie das Neutralrot zu nennen, das nach vorhergegangener intramuskul/irer Injektion in Form einer I proz. w~sserigen L6sung im normalen Magen schon nach kurzer Zeit ausgeschieden wird. Dieselben Versuche mit Kongorot ergaben ein negatives Resultat.

Als bequeme, f/Jr den Patienten nicht allzu 1/istige Methode zur Prfifung der Farbstoffausscheidung im Magen hat sieh die Sondierung mittels der Duodenalsonde in allen F/illen auBerordentlich bew~Lhrt. Dabei konnten ~ir die interessante Wahrnehmung machen, dab Neutralrot im Speichel i iberhaupt nicht, dagegen im normalen Magen schon nach 11--15 Mi- nuten nach erfolgter intramuskul/~rer Injektion ausgeschieden wird.

Bet Kranken, deren Magen zum Tell reseziert war, fehlt die Farbstoffausscheidung. Es scheinen also Sekretion und Farbstoffausscheidung parallel zu gehen. Versuche bet fiber 4 ~ F/illen ergaben restlose Best/~tigung dieser Annahme.

Die Sondierungen wurden alle in nfichternem Zustande vorgenommen, wobei sieh zeigte, dab nfichterne Magen, die keine Salzss sezernierten, dagege n nach Pr0befrfihstfick normale, hyp- oder hyperacide \u ergaben, normale bzw. der Sekretionstfichtigkeit der Drfisen entsprechende Farb- stoffausscheidung zeigten. So schieden hyperacide Magen schon nach wenigen (7--8) Minuten tiefrot gef/~rbtes Sekret aus, normale Mggen in etwa IO~15 Minuten, subacide in ls Zei*, 20--60 Minuten, anacide gar keinen Farbstoff aus. Magen, die auf Sondierung keine Salzsgure abschieden, konnten unter Umst~nden Farbstoffsekretion zeigen, wenn sie naeh Funktionspriifung mittels Probefrfihstficks Salz- sgure abschieden.

Mikroskqpische Untersuchungen des sedimentierten Magen- sekretes gaben interessante, differentialdiagnostisch wichtige Aufschliisse, wie Vorkommen yon rotgef/~rbtkernigen, rhom- boedrischen, in Schl/iuehen oder Drusenform angeordneten Zellen bet Ulcus ventriculi.

Eine interessante Beobachtung fand sich bet einem ~risch resezierten Magcn, dessen Schleimhant charakteristisch ver- teilteFarbstoffausscheidung, und zwar auf genau abgegrenztem Gebiet des Antrum pyloricum zcigte, w~ihrend die fibrigen Partien fret yon Farbstoffausscheidung erschienen. Weitere Untersuchungen, insbesondere milcroskopische, an Schnitten, sind im Gange.

Es scheinen alao die Salzsdure sezernierenden Driisen den Farbsto]~ spezi]isch abzusondern, wdihrend die nicht Salzsdiure 8ezernierenden JDri~sen keinen Anteil an clieser FarbstoJ]aus- scheidung habem.

Die geschilderten Befunde sind unseres Erachtens nicht nur ffir die Physiologie der Magensekretion, sondern auch unter anderem ffir die operative Therapie der Magenkrank- heiten yon Bedeutung.

Die ausffihrliche Mitteilung wird n~here Details fiber Ort, Dauer und Intensit/it der Farbstoffausscheidung bringen. ( Aus der Mediznischen Abteilung des Rainer-Spitals in Wien.)

UBER PHOSPHAT- UND SCHILDDRUSENWIRKUNG. Von

J. ABELIN.

In Nr. 29 der Klinischen Wochenschrift berichten H. ZON- DEK und T. REITER fiber den Einflu8 einiger Elektrolvte auf die Froschlarvenmetamorphose nach Schilddrfisenffitte- rung. Das gleiche Problem besch/iftig*e auch reich im Som- mer 1922 und 1923. Ich w/ihlte zu meinen Versuchen das Phosphat und stfitzte mich dabei auf die Erfahrung, dab es durch Darreichung yon Natriumphosphat in manchen F/illen yon Basedow gelingt, eine gewisse Besserung zu er- zielen. Mir selbst ist ein Fall yon THEODOR I62OCHER bekannt, wo die ausgesprochenen Basedowsymptome unter dem Ein- fluB yon Na~HPO a zurfickgegangen sind und die ganze Kranldleit ffir mehrere Jahre aufgehalten wurde. Ich prfifte nun an Kaulquappen, ob es m6glich ist, die Schilddrfisen- wirkung durch geeignete Mengen yon Phosphat zu antagoni- sieren. Verwendet wurden die hochwirksamen Schilddriisen- tablet ten yon BURROUGHS WELLCONE ~: CO., und zwar in einer Menge yon 3--5 mg auf 25o ccm Wasser. Als Phosphat- zusatz diente I. das saure Natriumphosphat (Na~HPO,), z. das alkalische Natriumphosphat (NazHPOa) und 3. ein neutrales Puffergemisch beider Phosphate. Die Versuchs- anordnung war folgende: Escnlentalarven vom gleichen Latch, gleichen Alter und gleicher Gr6Be wurden jedesmal in 3 Serien eingeteilt. Die eine Serie erhielt eine bestimmte Menge Schilddrfisentabletten. Die zweite Serie erhielt die gleiche Menge Thyreoidea + Phosphatzusatz. Die dritte Serie erhielt weder Schilddriise noch Phosphat und diente als Kontrolle. Die Phosphatl6sungen waren m/w. Von diesen LSsungen wurden in der einen Reihe je 2,5, je 5 ccm, in den anderen Reihen je IO, je 15 , 20 und 25 ccm pro Tag dem Wasser zugesetzt. Als unwirksam haben sich in den bisherigen Versuchen das saure Phosphat sowie das Phosphatpuffer- gemisch erwiesen. Die Versuche mit dem alkalischen Phosphat waren leider nicht einheitlich. Ich habe im Sommer 1922 Versuchsserien gehabt, in denen die antagonistische Wirkung des Na2HPO 4 auBer Zweifel war. Eine vollst/indige Unter- drfickung der Schilddriisenwirkung hat sich bet den benutzten Phosphatkonzentrationen nicht erzielen lassen, wohl aber konn te eine gewisse Hemmnng des /iberst/irzten Verlaufes der Metamorphose festgestellt werden. W/illrend z. B. bet den mit Thyreoidea allein geffitterten Tieren die Umwandlung bereits in vollem Gange war und die Larven an starker Dys- pnSe !itten, zeigten die mit Na~HPO a + Thyreoidea behan- delten Tiere noch ein ganz normales Verhalten. Nach einigen Tagen t rat allerdings aueh bei diesen Tieren die Metamorphose ein, doch schien mir, dab bei einer Anzahl der Tiere die Dyspn6eerscheinungen abgeschw~Lcht sind. Diesen sozusagen positiven Versuchen standen aber andere Versuche mit Thyreoidea + Na~HPO 4 entgegen, in welchen c!n deutlicher t~influl3 des Phosphatzusatzes nicht fest- gestellt werden konnte. Kleine Uliterschiede waren vor- handen, sie waren aber ungenfigend. Worauf dieser groBe