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5. NOVEMBER 1932 Untersuchungsgang: 2 ccm Serum werden mit einem aliquoten Tell 20proz. Trichloressigs~ure versetzt. Die Filtration erfolgt direkt in das graduierte Aufsatzrohr des Apparates. Um die Dauer der Filtration abzuktirzen, wird nur I ccm des Filtrates verwendet. Letzteres wird gegen Phenolphthalein schwach alkalisiert. Durch (3ffnen des Hahnes und Senken der Niveaukugel wird die Fltissig- keit in den Apparat gesaugt. Nachsptilen mit I --2 ccm dest. Wasser, wovon der gr61~ere Tell ebenfalls in den Apparat gesaugt wird. Ein kleiner Rest bleibt im Aufsatzrohr zurtick. Man fiigt dann i ccm Bromlauge hinzu, die nicht ~lter als 3 Tage ist, und laBt sie ebenfalls in den Apparat flieBen. Gleichzeitig wird der Hahn sorg- f~ltig geschlossen, wobei genau darauf zu achten ist, dab keine Luft in den Apparat dringt. Hierauf wird die Ni- veaukugel gesenkt, wodurch ein Vakuum entsteht. S0fort setzt eine intensive Gas- bildung ein. Die Ablesung des Gas- volumens erfolgt in einigen Minuten in der Weise, dab der Quecksilberspiegel in der Niveaukugel und der Fltissigkeits- meniscus in der kahbrierten R6hre auf gleiche H6he gebracht werden. Die Berechnung erfolgt nach der iiblichen Weise, unter Berticksichtigung yon Temperatur und Barometerstand. Ist ein hoher Harnstoffgehalt zu erwarten oder bei Untersuchung des Urins wird zwecks Herabsetzung der Schaumbildung vorteilhaft i Tropfen Oktylalkohol zu- gegeben. Nach SchluB der Untersuchung wird der Hahn ge6ffnet und die Flfissigkeit durch dell seitlichen AusguB entfernt (Heben der Niveaukugel). Nachsptilen mit e~was dest. Wasser. Bei starkerer Bildung yon Quecksilberbromid wird das Quecksilber abgelassen, durch einen Leinenlappen in ein Glas durchgeseit, R6hre und Schlauch durchgespiilt u'nd getrocknet. Die ganze Untersuchung einschlieB- lich Enteiweii3ung dauert nicht l~nger als 5--1o Minuten. Der Apparat wlrd seit anfangs dieses Jahres an unserer Klinik gebraucht. Die Resultate waren in jeder Hinsicht zufriedenstellend. Herr Dr. JANETT, chem. Assistent am Pharmakologischen Insti~ut der Universitgt Bern, hatte die Fre~mdlichkeit, mit dem Apparate mehrere Harnstoffanalysen mit L6sungen yon bekanntem Harnstoffgehalt auszuffihren. Die yon ibm gefundenen Resultate sind : o,I % L6sung; gefundener Wert: o, ioi % ; o,98% 1% L6sung; gefundener Wert: 1,o3% ; I,oi%. Zur Ausftihrung der Analyse wurde I ccm der Versuchsl6sung bentitzt. KLINISCHE WOCHEIqSCHRIFT. II. ]AHRGANG. Nr. 45 1895 Westergren-Bestimmung mit Citrat- oder Oxalatblut gefiillt ist, wird in die an der Vorderseite erkennbare H6hlung gelegt. Un- mittelba~ vorund hinter dem R6hrchen befindet sich ein enger Spalt, dureh welchen das Lich% dutch die Fliissigkei% hindurch auf das auf einer Trommel aufgewickelte Papier fMlt. Die Trommel selbst wird dnrch ein Uhrwerk in Gang gesetzt. Die jeweillge Zeitdauer kann man an dem Zifferblatt ablesen. Eine einmalige Umdrehung finder in 4 Stunden start, da erfahrungsgem~B in dieser Zeit die wichtigen Phasen des Senkvorganges beendet sind. Abb. i. Sedigraphnaeh ProL STAMMREICH. W~hrend des Absetzens der roten Blutk6rperchen wirkt der obere Tell des R6hrchens als Zylinderlinse. Hierdurch wird das auf-- fallende Licht auf dem Papier gesammelt, wi~hrend es im unterdn Tell des RShrchens absorbiert wird. Infolgedessen entsteht daher auf dem Papier ein geschwi~rztes Feld, dessen Umrisse genau der Senkungskurve entspricht. Es entstehen also Kurvenbilder, wie sie beispielsweise in Abb. 2 und 3 dargestellt sind. Das Ausmessen der Kurven l~Bt sich mit einem auf durchsichtigem Papier gedruckten IZoordinatensystem Abb. 2. 0BER EINEN APPARAT ZUR PHOTOGRAPHISCHEN REGISTRIERUNG DER BLUTKORPERCHEN- SENKUNGSGESCHWINDIGKEIT. Yon Dr. G. GOLLNOW, Charlottenburg. Die Bestimmung der Senkungsgeschwindigkeit der roten Blut- k6rperchen, welche ein wertvolles Hilfsmittel fiir die Diagnose und Prognose bei einer Reihe yon Erkrankungen darstellt, wird im all- gemeinen mit dem Westergren-Gestell ausgeffihrt. Diese an sich durehaus bew/~hrte Methode erfordert aber eine aufmerksame Be- obachtung. Ferner muB man sowohl die verflossene Zeit, als auch den Stand des Meniscus wiederholt notieren und kann erst aus diesen Zahlen die Bluisenkung berechnen. Ein Verfahren, welches den Vorgang der Blutsenkung selbst- tlitig aufzunehmen und in Form einer l{urve aufzuzeichnen ge- starter, wurde seinerzeit yon LITTEN* vorgeschiagen. LISTEN ver- suchte, diesen Vorgang photographisch auf lichtempfindlichem Papier festzuhalten. Ftir diese photographisehe Registrierung hat Mch dann der Sedigraph nach Dr. STAMMREICH** sehr gut bew~hrt. Das neueste Modell dieses in Abb. i dargestellten Apparates arbeitet nach folgendem Prinzip. Das R6hrchen, welches wie bei der * LITTEN, Mfinch. reed. Wschr. 1927, 213B. ** Hersteller: Ernst Leitz, Inh. Franz Bergmann, Berlin, LuisenstraBe. Abb, 3. Blutsenkungskurven. durchfiihren. Die Waagerechten dieses Systems enthalten die Zeiten yon io zu io Minuten, wi~hrend auf der Senkreehten die Entfernungen in Millimetern abzulesen sind. Da beim Einsetzen des RShrchens ein Nullstrich selbstt/~tig eingezeichnet wird, kann man beim Ausmessen diesen bequem mit dem Nullstrich des Bioordinatensystems zur Deckung bringen. In den meisten F~llen ist dieses Ausmessen jedoch flberfltissig, da das Biurvenbild sehr charakteristisch ist. Man wird also aus den er- haltenen Kurven bereits die erforderlichen Schlflsse ziehen k6nnen. Die Vorteile einer solchen Registrierung der Blutsenkung vor der Beobachtung im R6hrchen liegen vor allem darin, dab s~mt- liche Fehlerquellen dutch die automatische Aufnahme ausgeschlossen sind. Weiterhin stellen die erhaltenen Diagramme ein wertvolles Mittel ftir die Krankengeschichte dar.

Über einen Apparat zur Photographischen Registrierung der Blutkörperchen-Senkungsgeschwindigkeit

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5. NOVEMBER 1932

Untersuchungsgang: 2 ccm Serum werden mit einem aliquoten Tell 20proz. Trichloressigs~ure versetzt. Die Filtration erfolgt direkt in das graduierte Aufsatzrohr des Apparates. Um die Dauer der Filtration abzuktirzen, wird nur I ccm des Filtrates verwendet. Letzteres wird gegen Phenolphthalein schwach alkalisiert. Durch (3ffnen des Hahnes und Senken der Niveaukugel wird die Fltissig- keit in den Apparat gesaugt. Nachsptilen mit I - -2 ccm dest. Wasser, wovon der gr61~ere Tell ebenfalls in den Apparat gesaugt wird. Ein kleiner Rest bleibt im Aufsatzrohr zurtick. Man fiigt dann i ccm

Bromlauge hinzu, die nicht ~lter als 3 Tage ist, und laBt sie ebenfalls in den Apparat flieBen. Gleichzeitig wird der Hahn sorg- f~ltig geschlossen, wobei genau darauf zu achten ist, dab keine Luft in den Apparat dringt. Hierauf wird die Ni- veaukugel gesenkt, wodurch ein Vakuum entsteht. S0fort setzt eine intensive Gas- bildung ein. Die Ablesung des Gas- volumens erfolgt in einigen Minuten in der Weise, dab der Quecksilberspiegel in der Niveaukugel und der Fltissigkeits- meniscus in der kahbrierten R6hre auf gleiche H6he gebracht werden.

Die Berechnung erfolgt nach der iiblichen Weise, unter Berticksichtigung yon Temperatur und Barometerstand. Ist ein hoher Harnstoffgehalt zu erwarten oder bei Untersuchung des Urins wird zwecks Herabsetzung der Schaumbildung vorteilhaft i Tropfen Oktylalkohol zu- gegeben.

Nach SchluB der Untersuchung wird der Hahn ge6ffnet und die Flfissigkeit durch dell seitlichen AusguB entfernt (Heben der Niveaukugel). Nachsptilen mit e~was dest. Wasser. Bei starkerer Bildung yon Quecksilberbromid wird das Quecksilber abgelassen, durch einen Leinenlappen in ein Glas durchgeseit, R6hre und Schlauch durchgespiilt u'nd getrocknet.

Die ganze Untersuchung einschlieB- lich Enteiweii3ung dauert nicht l~nger als 5--1o Minuten.

Der Apparat wlrd seit anfangs dieses Jahres an unserer Klinik gebraucht. Die Resultate waren in jeder Hinsicht zufriedenstellend.

Herr Dr. JANETT, chem. Assistent am Pharmakologischen Insti~ut der Universitgt Bern, hat te die Fre~mdlichkeit, mit dem Apparate mehrere Harnstoffanalysen mit L6sungen yon bekanntem Harnstoffgehalt auszuffihren. Die yon ibm gefundenen Resultate sind :

o,I % L6sung; gefundener Wert: o, io i % ; o,98% 1% L6sung; gefundener Wert : 1,o3% ; I ,o i%.

Zur Ausftihrung der Analyse wurde I ccm der Versuchsl6sung bentitzt.

K L I N I S C H E W O C H E I q S C H R I F T . II . ] A H R G A N G . N r . 45 1895 Westergren-Bestimmung mit Citrat- oder Oxalatblut gefiillt ist, wird in die an der Vorderseite erkennbare H6hlung gelegt. Un- mittelba~ vorund hinter dem R6hrchen befindet sich ein enger Spalt, dureh welchen das Lich% dutch die Fliissigkei% hindurch auf das auf einer Trommel aufgewickelte Papier fMlt. Die Trommel selbst wird dnrch ein Uhrwerk in Gang gesetzt. Die jeweillge Zeitdauer kann man an dem Zifferblatt ab lesen . Eine einmalige Umdrehung finder in 4 Stunden start, da erfahrungsgem~B in dieser Zeit die wichtigen Phasen des Senkvorganges beendet sind.

Abb. i. Sedigraph naeh ProL STAMMREICH.

W~hrend des Absetzens der roten Blutk6rperchen wirkt der obere Tell des R6hrchens als Zylinderlinse. Hierdurch wird das auf-- fallende Licht auf dem Papier gesammelt, wi~hrend es im unterdn Tell des RShrchens absorbiert wird. Infolgedessen entsteht daher auf dem Papier ein geschwi~rztes Feld, dessen Umrisse genau der Senkungskurve entspricht.

Es entstehen also Kurvenbilder, wie sie beispielsweise in Abb. 2 und 3 dargestellt sind. Das Ausmessen der Kurven l~Bt sich mit einem auf durchsichtigem Papier gedruckten IZoordinatensystem

Abb. 2.

0BER EINEN APPARAT ZUR PHOTOGRAPHISCHEN REGISTRIERUNG DER BLUTKORPERCHEN-

SENKUNGSGESCHWINDIGKEIT. Yon

Dr. G. GOLLNOW, Char lo t t enburg .

Die Bestimmung der Senkungsgeschwindigkeit der roten Blut- k6rperchen, welche ein wertvolles Hilfsmittel fiir die Diagnose und Prognose bei einer Reihe yon Erkrankungen darstellt, wird im all- gemeinen mit dem Westergren-Gestell ausgeffihrt. Diese an sich durehaus bew/~hrte Methode erfordert aber eine aufmerksame Be- obachtung. Ferner muB man sowohl die verflossene Zeit, als auch den Stand des Meniscus wiederholt notieren und kann erst aus diesen Zahlen die Bluisenkung berechnen.

Ein Verfahren, welches den Vorgang der Blutsenkung selbst- tlitig aufzunehmen und in Form einer l{urve aufzuzeichnen ge- starter, wurde seinerzeit yon LITTEN* vorgeschiagen. LISTEN ver- suchte, diesen Vorgang photographisch auf lichtempfindlichem Papier festzuhalten. Ftir diese photographisehe Registrierung hat Mch dann der Sedigraph nach Dr. STAMMREICH** sehr gut bew~hrt.

Das neueste Modell dieses in Abb. i dargestellten Apparates arbeitet nach folgendem Prinzip. Das R6hrchen, welches wie bei der

* LITTEN, Mfinch. reed. Wschr. 1927, 213B. ** Hersteller: Ernst Leitz, Inh. Franz Bergmann, Berlin, LuisenstraBe.

Abb, 3. Blutsenkungskurven.

durchfiihren. Die Waagerechten dieses Systems enthalten die Zeiten yon io zu io Minuten, wi~hrend auf der Senkreehten die Entfernungen in Millimetern abzulesen sind.

Da beim Einsetzen des RShrchens ein Nullstrich selbstt/~tig eingezeichnet wird, kann man beim Ausmessen diesen bequem mit dem Nullstrich des Bioordinatensystems zur Deckung bringen. In den meisten F~llen ist dieses Ausmessen jedoch flberfltissig, da das Biurvenbild sehr charakteristisch i s t . Man wird also aus den er- haltenen Kurven bereits die erforderlichen Schlflsse ziehen k6nnen.

Die Vorteile einer solchen Registrierung der Blutsenkung vor der Beobachtung im R6hrchen liegen vor allem darin, dab s~mt- liche Fehlerquellen dutch die automatische Aufnahme ausgeschlossen sind. Weiterhin stellen die erhaltenen Diagramme ein wertvolles Mittel ftir die Krankengeschichte dar.