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122 Uelsnaann, Ober einige den SulJden und Dieselbe Demonstration findet also auch Anwendung auf das Acelylen und die ganze Reihe von Verbindungen, welche aus diesem Hohlenwasserstoff wiederum synlhetisch dar- stellbar sind. ileber einige den Sulfiden und Schwefelbasen analoge Selenverbindungen ; von Dr. H. Uelsmann.*) 1. Selenwasserstofgas. - Es wurde nach eineni von Prof. W o h l e r schon vor langerer Zeit aufgefundenen und von ihm zur Reinigung des Tellurs von Selen angewandten Verfahren dargestellt , namlich durch Erhitzen von Selen in einem langsamen Strom von getrocknetem und luftfreiem Wasserstoffgas. Die Bildung geht leicht vor sich, sobald das Selen gasformig wird und man seinen gelben Dampf sieht. Bei hoherer Temperatur wird es wieder zersetzt. Es bleibt noch bei - 15O gasformig. Seine schon von Berzelius beobachtete grofse Giftigkeit wurde auch bei diesen Ver- suchen bestatigt durch das Eintreten lange anhaltender, schmerzhafter catarrhalischer Zufalle , als durch Unvorsich- tigkeit nur sehr kleine Mengen des Gases eingeathmet wur- den. Bei den folgenden Versuchen wurde das gewohnlich mit freiem Wasserstoff gemengte Gas unmittelbar aus der *) Auszug aus dessen Dissertation, Gattingen 1860. Es ist zu be- merken, d a b die Angaben in dicser Arbeit, die von denen Little’s iibcr denselbcn Gcgenstand (diese Annalcn CXII, 211) abweiohen , als Berichtigungen dieser letateren zu betrachten sind. W.

Ueber einige den Sulfiden und Schwefelbasen analoge Selenverbindungen

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122 Uelsnaann, Ober einige den SulJden und

Dieselbe Demonstration findet also auch Anwendung auf das Acelylen und die ganze Reihe von Verbindungen, welche aus diesem Hohlenwasserstoff wiederum synlhetisch dar- stellbar sind.

ileber einige den Sulfiden und Schwefelbasen analoge Selenverbindungen ;

von Dr. H. Uelsmann.*)

1. Selenwasserstofgas. - Es wurde nach eineni von Prof. W o h l e r schon vor langerer Zeit aufgefundenen und von ihm zur Reinigung des Tellurs von Selen angewandten Verfahren dargestellt , namlich durch Erhitzen von Selen in einem langsamen Strom von getrocknetem und luftfreiem Wasserstoffgas. Die Bildung geht leicht vor sich, sobald das Selen gasformig wird und man seinen gelben Dampf sieht. Bei hoherer Temperatur wird es wieder zersetzt. Es bleibt noch bei - 15O gasformig. Seine schon von B e r z e l i u s beobachtete grofse Giftigkeit wurde auch bei diesen Ver- suchen bestatigt durch das Eintreten lange anhaltender, schmerzhafter catarrhalischer Zufalle , als durch Unvorsich- tigkeit nur sehr kleine Mengen des Gases eingeathmet wur- den. Bei den folgenden Versuchen wurde das gewohnlich mit freiem Wasserstoff gemengte Gas unmittelbar aus der

*) Auszug aus dessen Dissertation, Gattingen 1860. Es ist zu be- merken, d a b die Angaben in dicser Arbeit, die von denen Little’s iibcr denselbcn Gcgenstand (diese Annalcn CXII, 211) abweiohen , als Berichtigungen dieser letateren zu betrachten sind. W.

Schwef elbasen unaloge Sdenuerbindungen. 123

Rohre, worin es sich bildete, in die zu zersetzenden Flussig- keiten geleitet.

2 ) Selenarsewik, BsSeS.-Wird Selenwasserstoffgas in eine mit Salzsaure schwach sauer gemachte Losung von arseniger Saure geleitet , so wird das Arsenik vollstandig als dunkel- braunes , schimmerndes , sich rasch absetzendes arseniges Selenid gefsllt. Nach dem Auswaschen und Trocknen ist es rolhbraun , bei 260° zu einem schwarzen Liquidurn schmel- zend , als schwarze amorphe Masse mit muschligeni glanzen- detn Bruch erstarrend. Von Salpetersaure wird es aufgelost, anfanglich unter Abscheidung von rothem Selen. In Alkalien ist es leicht liislich mit dunkelrothbrauner Farbe. Die Dar- stellung eines Natriumsalzes aus der Auflosung in Selen- natrium scheiterte an der ungemein leichten Zersetzbarkeit bei Luftzutritt. - Zwei Analysen gaben 60,41 und 60,89 Selen. Die Pormel erfordert 61,24. Bei dieseri Analysen zeigte es sich, d a b rothes Selen in betrlchtlicher Menge in neutralem schwefligsaurem Amnioniak liislich ist und daraus durch Chlor und SPuren gefallt wird.

Um ein dem Realgar analoges Selenarsenik zii erhalten, wurden Selen und Arsenik im Verhaltnifs von AsSe2 zu- sammen,aeschmolzen. Man erhllt eine schwarze , arnorphe, irn Bruche muschlige und stark glanzende Masse, die auch bei sehr larigsamem Erslarren nicht krystallinisch zu erhalten war. Mit caustischem Natron gekocht bildet sie eine tief rothbraune Losung , unter Zurikklassung tief broncefarbcner schimmernder Bliittchen. Dieser Korper schcint 8sSe6 zu sein. Die Analyse ergab 90,81 Arsenik und 9,44 Selen. Die Formel erfordert 91,93 und 8,07. *)

*) Die Einzelnheitcn der Analyson und die angewandten Methoden sind in dor Disscrtation angogcbcn.

124 Uelsmann, iiber eina.e den &&den und

3) Selenantimon, SbSe3, wurde durch Fallung einer Brechweinsleinlosung mit Selenwasserstoffgas als schwarzer, schimmernder , sich resch absetzender Niederschlag erhalten, der mit siedendern Wasser ausgewaschen wurde. Trocken ist es ein samrritschwarzes Pulver, welches beim Erhitzen bis zu 146O plotzlich durch seine ganze Rlasse hindurch grau und zusamniengesintert wird. Bei Gliihhitze schinilzt es zu einem schwarzen Liquidum, das zu einer grauen , feinkiirnig kry- stallinischen Masse erstarrt. In heifser Kalilauge ist es mit braungelber Farbe loslich. In Wasserstoffgas erhitzt liefs sich ihm nur ein Theil Selen enlziehen. Zwei Analysen gaben 49,06 und 49,22 pC. Selen. Nach der Formel enthalt

Selenzinn. - a. Einfach, SnSe; durch Fallung von Zinnclilorurliisung mit Seleriwasserstoffgas erhalten, bildet es einen dunkelbrauncn Niederschlag , nach dern Trocknen ein fast schwarzes zartes Pulver, leicht loslich in caustischen untl in Schwefelalkalien , in einer Glasrohre im Wasserstoffstrom erhitzt nicht schmelzbar oder zersetzbar. Drei Analysen ergaben 60,56, 60,05, 60,88 pC. Zinn. Die Formel erfor- dert 59,82.

Als 3 Crm. Zinnfolie und 4 Grm. Selen, also im Ver- haltnifs von SnSe2, in einern Kohlensaurestroni erhitzt wur- den , vereinigten sie sich unter lebhafter Feuererscheinung und Sublimation von Selen. Die Verbindung ist Einfach- Selenzinn. In diesem geschmolzenen Zustand ist es hellgrau, metallglanzend, von grofsblaltrigem krystallinischem Bruch, leicht spaltbar, in Glas nicht wieder sclinielzbar.

b. Zweifach, SnSez ; erhalten durch Fallung einer Losung von wasserfreiern Zinnchloricl in Wasser rnit Selenwasser- sloffgas. Dunkel orangefarbener, schimrnernder Niederschlag, nach dem Trocknen hellrothbraun. In Wasserstoffgas erhitzt verliert es die Halfte des Selens und verwandelt sich in nicht

es 49,58. 4)

Schwefelbasen analoge Se2enverbindwngen. 125

schmelzendes Einfach-Selenzinn. In caustischen und in Schwe- felalkalien niit dunkelrother Farbe leicht loslich , an der Luft bald Selen abscheidend. Zwei Analysen gaben 43,07 und 4483 Zinn. Die Formel erfordert 42,67.

5 ) Wolframselenid, WSc8. - Eine Losung von eweifach- wolframsaurem Natron , mit Selenwasserstoffgas gesattigt, farbt sich tief braunroth. Es gelang nicht, ein unverandertes Selensalz daraus zu erhalten. Verdunnte Schwefelsaure fallt daraus, unter Entwickelung van Selenwasserstoffgas, schwar- zes Selenwolfram. Nach dem Trocknen bildet es glanzende schwarze Stucke. In Alkalierl , Schwefel- und Selenalkalien ist es leicht loslich. Beim Erhitzen in einem Rohr verliert es l/3 Selen und verwandelt sich in graues WSeY. Die ARalyse gab 43,15 pC. Wolfram. Die Formel WSe3 erfor- dert 43,70 pC.

6) Molybdanselenid, MoSe3. - Eine Lvsung von saurem molybdansaurem Ammoniak, mit Selenwasserstofl'gas gesattigt, farbt sich dunkelbraun. Sauren fallen daraus braunes Selen- molybdan , jedoch stets verunreinigt durch eine schrnutzig blaugraue Verbindung.

Selenwismuth, BiSe3. - Aus einer klaren, moglichst wenig uberschussige Salpetersaure enthaltenden Losung von salpetersaurem Wismuthoxyd fallt Selenwasserstoffgas schwar- zes Selenwismuth. Es schmilzt zu einem metallglanzenden Regulus. In Salpetersaure leicht loslich , unloslich in cau- stischem und in Schwefelalkali. Die Analyse gab 64,O pC. Wismuth und 36,09 Selen. Nach der Formel enthalt es 63,71 Bi und 36,29 Se.

SeZengoZd, AuSe3. - Das auf directem Weg nicht darstellbare Selengold wird durch Fallung einer Goldchlorid- osung rnit Selenwasserslofl'gas erhalten. Die Fallung mufs unter inoglichster Abhaltung des Lichtes geschehen , weil sonst nietallisches Gold niitfallt. Das Selengold ist schwarz,

7)

8 )

126 Ue Is m a n n , uber einzje Selenverhindungen.

amorph. Salpetersaure zieht das Selen ans. Reim Erhitzen verliert es alles Selen. Zwei Analysen gaben 62," und 62,83 Gold. Nach der Formel enthalt es 62,38 pC.

9) Sebnqueclcsilber, HgSe. - Das direct gebildete Selen- quecksilber ist nicht Hg2Se, sondern HgSe, selbst wenn man die Stoffe in dem ersteren Atomverhaltnifs anwendet. Die Vereinigung geht unter prnsselndem Geriiusch , aber ohne Feuererscheiniing vor sich , indem sich vie1 Quecksilber sublimirt. In stbkerer Hitze bildet die Verbindung ein braunes Gas, das sich zu dunkel stahlfarbenen , stark glan- zenden Krystallen condensirt, deren Pulver schwarz ist.

Dieselbe Verbindung entsteht als schwarzer Niederschlag, wenn man Selenwasserstoffgas im Ueberschufs in Queck- silberchloridlosang leitet. Anfangs aber entsteht ein weifser Niederschlag, den man fur sich erhalten kann , wenn man die Gaseinleitung unterbricht, sobald e r sich zu farben an- fangt. Um ihn abfiltriren zu konnen mufs inan die Flussig- keit erhitzen, wobei er sich zusammenballt. Er ist selenba- sisches Quecksilberchlorid = 2HgSe + HgG. Es bildet ein weifses zartes Pulver. Beim Erhitzen zerfallt es in Queck- silberchlorid und in Selenquecksilber, welches sich zu unterst in glanzenden Krystallen sublimirt. Die Verbindung wird nicht durch Salpetersaure aersetzt. Zu kaustisclier Natron- lauge verhalt sie sich wie die entsprechende Schwefelver- bindung, sie wird in die entsprechende schwarze Sauerstoff- verbindung, 2 HgSe + HgO, verwandelt. Die Analyse des weirsen Korpers gab 72,03 Quecksilber und 18,85 Selen. Nach der Formel = 72,37 Hg und 19,06 Se.

101 SeZencadmiurn, GdSe. - Durch Fallung einer Cad- miumchlorurlosung mit Selenwasserstoffgas erhalten , bildet es einen dunkelbraunen Niederschlag. Mit Salzsaure bildet es Selenwasserstoff. Gefunden 58,28 Cadmium und 41,53 Selen; Formel : 58,64 : 41,36.

Vorlesungsversuch mit Aluminium. 1 27

11) Selennatriunz. - Beide Stoffe vereinigen sich beini Erhitzen unter sehr starker Feuererscheinung zu farblosem Selennatrium. Leitet man in eine concentrirte Natronlauge Selenwasserstoffgas, so erstarrt sie nach kurzer Zeit zu einem Krystallhrei. Erhitzt man dann die Masse, wahrend Wasser- stoffgas durch den Apparnt stromt, so lost sich das gebildete Selennatrium auf und scheidet sich beim Erkalten in langen und breiten, aber dunnen farblosen Krystallen aus. Es ist so schwer loslich, dafs schon nach wenigen Minuten der Ein- leitung des Gases in die Natronlauge sich die Mundung der Gasrohre verslopft, was auch zu beweisen scheint, dafs dieser Korper wirklich NaSe und nicht NaSe + HSe ist. An der Luft wird er sogleich roth, unter betrachtlicher Erwarmung.

Laboratorium in Gottingen, August 1860.

Vorlesungsversuch mit Aluminium.

Um die so aufserordentlich , glanzende Verbrennung des Aluminiums in Sauerstoffgas zu zeigen , bringt man in eine Kugelrohre einige zusammengedriickte Blatter von Blattalumi- nium und einen Splitter Holzkohle, so dafs letztere zugleich das Glas und das Metall beruhrt, lafst dann Sauerstoffgas durch die Rohre fliefsen und erhilzt die Kugel mit der gro- Len Spirituslampe bis zur Entzundung der Kohle. Ohne letztere gelingt der Versuch nicht so sicher. Eben so gut I a t t er sich auf die Weise ausfuhren, dafs man an einen Draht eine dunne Stange Holzkohle befestigt und diese mit zusammengedrucktem Blattaluminium so umgiebt , dafs noch das Ende der Kohle frai hervorsteht. Diese wird dann an-