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30. APRIL 1926 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 5. JAHRGANG. Nr. 18 82t grotle Ausdehnung, regelm~igig eif6rmige Gestalt, glatte OberflXche, Sitz in der einen }~rusth~lfte welt hinten (im Gegensatz zu den meist vorne sitzenden Dermoidcysten und anderen Tumorarten), geringe oder fehlende Naehbarerscheinungen, daher zun~chst ge- tinge klinische Erscheinungen und Beschwerden (kein Fieber, nnr hie und da geringe Temperatursteigerung, kein ttusten, keine wesentlichen Schmerzen, gutartiger Verlauf). Gelegentlich, wie im 2. Fall, kann der Tumor b6sartig werden. Fflr die Diagnose ist ferner noch der evtl. Befund yon multiplen kleinen KnStchen unter der Haut and Pigmentation (Recklinghausensche Neurofibromatose) aus- schlaggebend. Differentialdiagnostisch kommt Carcinom, Sarkom, einfaches Fibrom, Lipom, Dermoidcyste and Echinokokkus in Frage. Aussloraehe: R. REDLICtt bespricht den klinischen Verlauf der Krankheit bei der zweiten yon I<IB~B0CK besprochenen Pat. Er stimmt mit BRUN~XR fiberein, dab ein Tumor des hinteren Medi- astinums, der der Wirbelsaule breitbasig aufsitzt, sich scharf konvex begrenzt and keine Zeichen yon Malignit~it aufweist, sehr an einen neurogeneu Tumor denken l~Bt. Sind fiberdies noch Erscheinungen yon Recklinghausenscher Krankheit vorhanden, so kann die Diagnose mit ziemlicher Sicherheit gestellt werden. -- HAMPERL bespricht den autoptischen Befund dieses Falles. Es handelte sich um einen sarkomat6s entarteten Neurofibromknoten des rechten Nervus vagus. -- FLEISCHNER. -- KIENBlgCK. Frau W. AMBRUS: Fall mit pathologisch schwer gesch/idigtem Gef/iflsystem. Auffallende Blutdruckschwankungen zwischen 75 bis 18o mm Hg. Wasserversuche fallen manchmal fiberschieBend aus, manchmal starke Retention. ROntgenologisch Verkalkung der Gef~Se der unteren Extremit~ten. In einer exeidierten Haut- partie linden sich histologisch an einze!nen Arterien Ver~nderungen im Sinne einer Proliferation der Intima und Aufsplitterung der Elastica. Ophthalmoskopisch zeitweise st~rkere Verengerung der GefXge. Die Untersuchung mit dem Cornealmikroskop zeigt bedeutende Kaliberschwankungen der Gef~Be und eine auffallend langsame kOrnige StrOmung. Spontanfraktur des rechten Femur vor 2 Jahren und des zweiten MittelfuBknochens. Ntiologisch kommt nur Nicotinabusus bei primer minderwertigem GefABsystem in Frage. Auch die Spontanfrakturen werden damit in Beziehung gebracht. Die Ver~nderungen des Gef~Bsystems deuten histologisch auf Endarteriitis, nach dem RSntgenbefund auf Sklerose oder Media- verkalkung, die Cornealmikroskopie und das Verhalten des t31ut- druckes auf funktionelle StOrungen im Sinne yon Spasmen. A. LUGER: Demonstration yon B!astocystispr/iparaten in einem Fatle yon Am6bendysenterie, in welchem auBerdem Koli- amSben und Vertreter der Limaxgruppe nachgewiesen warden. Die Auffassung, dab es sich um pftanzliche EIemente handle, wird abgelehnt. Der Vortr. tritt I fir den protozoren Charakter ein. B. SAMET demonstriert elektrokardiographische Kurven I. eines Falles yon retrograden KammerextrasystoIen, bei dem die Verkflr- zung der kompensatorischen Pause auf Rfiekleitung bis zum Sinus hinweist, 2. eines Falles einer seltenen Form intraventrikulXrer LeitungsstOrung. Ausspraehe: WINTERBERG. H. SCHURZ demonstriert einen Fall unklarer Magenblutungen bei gleichzeitig bestehender spezifischer Lungeuaffektion. Nach wiederholter H~matemesis und Probelapara• vor einigen Jahren, welche ergebnislos verlief, wurde eine Magenresektion vorgenommen, bei welcher multiple H~imorrhagien der Magen- schleimhaut (parenchymatSse Blutungen} festgestellt wurden. Ein Zusammenhang der Blutungen mit der Tuberkulose ist mit Sicherheit nicht abzulehnen (isolierte Manifestation einer h~mor- rhagischen Diathese bei Tbc.). E. KLIMESCH: Demonstration einer Trophoneurose. Seit 2 Monaten Anschwellen der Brfiste, seit einem Monat Schmerzen in denselben bei l:lerfihrung, Druck and spontan. Gleichzeitig ra- p/de Abmagerung im Gesicht und an den oberen Extremit~ten (einmal Sekretion der Brustdrfise?) Objektiv: Mil3verhMtnis zwischen der Abmagerung des Gesichtes and der Arme einerseits und der V611e des Stammes andererseits. Die Brfiste yon praller Beschaffenheit, Konsistenz erh6ht, die Haut schwer abhebbar. Keine Sekretion. Die Haut und das Subcutangewebe am Rippen- bogen derb, ebenso an den Oberarmen. Die Unterarme stellenweise atrophisch. Die Trophoneurose beruht auf einer endokrinen St6rung. Ahnlichkeit des Krankheitsbildes mit dem Skler6dem und, mit Rficksicht auf die Abmagerung des Gesichts und der Oberarme, mit der Lipodystrophia progressiva. AuBerdem handelt es sich um die Auswirkung der nochmals aufflackernden Keimdrtisenfunktion, die sieh in einer Menstruation nach 2 jAhr. Sistieren der Menses kundgibt. Aussprache: CHVOSTEK hat einen f~hnlichen Fall gesehen. SCHULZE: Multiple Aneurysmen der Art. pulm. Kranken- demonstration. Nie Herzbeschwerden, einzelne Schfibe yon Ge- lenkrheumatismus. Siehtbares und Ifihlbares Schwirren in der Pulmonalisgegend, daselbst starke bogenf6rmige Ausweitung der Herzd~mpfungsfigur. Differentialdiagnose: I. Oftener Ductus Botatli, dagegen sprieht Fortleitung des rauhen diastolischen Ger~usches naeh links auBen, Fehlen des zweiten Pulmonaltones. 2. Pulmonalstenose, dagegen spricht: die Gr62e des Pulsations- und D&mpfungsbezirkes, Fehlen der Fortleitung. Es wird mit grol3er Wahrscheinlichkeit das Pulmonalisaneurysma angenommen. Hiefar spricht auch das R6ntgenbild, welches die Annahme eines Aneu- rysmas der Art. pulmonalis and wahrscheinlich auch ihres rechten Astes wahrscheinlich macht. Ausspra~he: BONDI, CHVOSTEK. LAUDA. Verein ffir Psychiatrie und Neurologie in Wien. Sitzung vom 12. Januar 1926. ANGEL: 4oj Xhr. Frau mit Residuen einer hysterischen Sensibili- t/itsst5rung im Bereich einzelner Finger der linken Hand. Die Patientin erkrankte nach einem Anfall yon BewuBtlosigkeit mit einer linksseitigen hysterischeu Hemiplegie, die sich raseh zurfick- bildete, nur blieb eine halbseitige AuXsthesie zurfiek, als deren letzter Rest die derzeit noch vorhandene FingeranXgthesie nach- weisbar ist. Aussprache: STRANSKY fragt, ob auch bei Faradisation mit zwei nebeneinanderliegenden spitzen Elektroden keine Reaktion aus- gel6st werden k6nne. -- SCHILDER, der die Patientin genau be- obachtet hat, berichtet, dab die Patientin aueh diesen Reizeu gegentiber unempfindtich ist. Bei deraxtigen FMlen sei gleiehsam ein psychischer Sperrapparat eingeschaltet, es bedarf keiner ein- zelnen Hemmung, keines aktuellen Verdr~ngungsaufwandes. -- REDLICI~ betont, dab die Schmerzempfindlichkeit individuell sehr verschieden ist. SPIEGEL und FALKIEWICZ: Experimentelle Epilepsie- Studien. Die Experimente betreffen die Frage, wieso es bei lokalen Reizungen der Hirnrinde znr Generatisierung der epileptischen Kr~mpfe kommt. Da nach experimenteller Balkendurchschneidung immer noch Uberleitung der Kr~mpfe auf die andere Seite erfolgt, so Iag die Vermutung nahe, dab die Oberleitung im Hirnstamm erfolgt. Mittels plethysmographischer Untersuchungen konnte nachgewiesen werdezL dab nicht bestimmte Anderungen des Hirn- druckes oder der Hirnzirkulation sehuld sind an der Generalisierung der Kr~mpfe. Die Anschwellung des Gehirns tritt erst nach Beginn der AnfMle auf. DaB nicht Stromschleifen die l<rXmpfe der anderen Se~te hervorrufen, geht daraus hervor, dab die Zuckungen erst nach Aufh6ren des Reizes einsetzen k6nnen. Auch wenn die vom Reiz direkt getroffene Hirnrinde unerregbar ist springt die Er- regnng auf die andere Seite fiber. Die ~)berleitung des Reizes mug im Rhombencephalon erfolgen. DaB die Pdndenzentren auch der anderen Seite der Reihe nach ergriffen werden, 1/~Bt sich daraus erkl~ren, da/3 die Reizschwelle der einzelnen Zentren versehieden ist. HKRSCHMANN: Psychiatrische Kritik des deutsehen Straf- gesetzentwurfes yore Jahre x925. Mitteilungen fiber den Inhalt, die Vorzfige and Schw~chen der gesetzlichen Bestimmungen fiber verminderte Zurechnungsfahigkeit, Delikte im Rauseh, Sittlich- keitsverbrechen, bedingte Verurteilung, Schutz der Geisteskranken und Unterbringung geisteskranker Verbrecher. SCHt~LLEm THERAPEUTISCHE NOTIZEN. UBER EINIGE NEUERE HEILMITTEL IN DER DERMATOLOGIE. Won Dr. ~ARRY GEISLER. Aus der DermatologischenAbteilung des St~tdt. KrankenhausesAltona (Elbe) (Oberarzt: Prof. Dr. C. BRUCK). AuI keinem anderen medizinischen GeMet werden yon seiten der Industrie so viele Spezialit~tten und Handelsformen von Arznei- mitteln angeboten wie in der Dermatologie. Es ist eine wenig dankbare Arbeit der Klinik, unter dieser Ffille yon Vorsehl~igen und Anregungen die Spreu vom VVeizen zu sondern und so dem Praktiker bei beschrXnktem Material langdauernde and oft frucht- lose Arbeit zu ersparen. Aus diesem Grunde halten wires ffir richtig, die Resultate dieser oft miahevollen Prtifungen und ]3eobachtungen, gleich~filtig, ob sie positive Resultate batten oder negative, nicht, wie dies haufig geschieht, mit Stillschweigen zu fibergehen oder in den Archiven der herstellenden Firmen verschwinden zu lassen, sondern sie in Kfirze zu ver6ffentlichen. Wir geben daher im Iolgen- den eine LTbersicht fiber einige im letzten Jahre an der Abteilung geprfifte neue ,,Spezialit~ten".

Über Einige Neuere Heilmittel in der Dermatologie

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30. APRIL 1926 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 5. J A H R G A N G . Nr . 18 82t

grotle Ausdehnung, regelm~igig eif6rmige Gestalt, glatte OberflXche, Sitz in der einen }~rusth~lfte welt hinten (im Gegensatz zu den meist vorne sitzenden Dermoidcysten und anderen Tumorarten), geringe oder fehlende Naehbarerscheinungen, daher zun~chst ge- tinge klinische Erscheinungen und Beschwerden (kein Fieber, nnr hie und da geringe Temperatursteigerung, kein t tusten, keine wesentlichen Schmerzen, gutartiger Verlauf). Gelegentlich, wie im 2. Fall, kann der Tumor b6sartig werden. Fflr die Diagnose ist ferner noch der evtl. Befund yon multiplen kleinen KnStchen unter der Haut and Pigmentation (Recklinghausensche Neurofibromatose) aus- schlaggebend. Differentialdiagnostisch kommt Carcinom, Sarkom, einfaches Fibrom, Lipom, Dermoidcyste and Echinokokkus in Frage. Aussloraehe: R. REDLICtt bespricht den klinischen Verlauf der Krankheit bei der zweiten yon I<IB~B0CK besprochenen Pat. Er s t immt mit BRUN~XR fiberein, dab ein Tumor des hinteren Medi- astinums, der der Wirbelsaule breitbasig aufsitzt, sich scharf konvex begrenzt and keine Zeichen yon Malignit~it aufweist, sehr an einen neurogeneu Tumor denken l~Bt. Sind fiberdies noch Erscheinungen yon Recklinghausenscher Krankheit vorhanden, so kann die Diagnose mit ziemlicher Sicherheit gestellt werden. -- HAMPERL bespricht den autoptischen Befund dieses Falles. Es handelte sich um einen sarkomat6s entarteten Neurofibromknoten des rechten Nervus vagus. - - F L E I S C H N E R . - - K I E N B l g C K .

Frau W. AMBRUS: Fall mit pathologisch schwer gesch/idigtem Gef/iflsystem. Auffallende Blutdruckschwankungen zwischen 75 bis 18o mm Hg. Wasserversuche fallen manchmal fiberschieBend aus, manchmal starke Retention. ROntgenologisch Verkalkung der Gef~Se der unteren Extremit~ten. In einer exeidierten Haut- partie linden sich histologisch an einze!nen Arterien Ver~nderungen im Sinne einer Proliferation der Int ima und Aufsplitterung der Elastica. Ophthalmoskopisch zeitweise st~rkere Verengerung der GefXge. Die Untersuchung mit dem Cornealmikroskop zeigt bedeutende Kaliberschwankungen der Gef~Be und eine auffallend langsame kOrnige StrOmung. Spontanfraktur des rechten Femur vor 2 Jahren und des zweiten MittelfuBknochens. Ntiologisch kommt nur Nicotinabusus bei primer minderwertigem GefABsystem in Frage. Auch die Spontanfrakturen werden damit in Beziehung gebracht. Die Ver~nderungen des Gef~Bsystems deuten histologisch auf Endarteriitis, nach dem RSntgenbefund auf Sklerose oder Media- verkalkung, die Cornealmikroskopie und das Verhalten des t31ut- druckes auf funktionelle StOrungen im Sinne yon Spasmen.

A. LUGER: Demonstration yon B!astocystispr/iparaten in einem Fatle yon Am6bendysenterie, in welchem auBerdem Koli- amSben und Vertreter der Limaxgruppe nachgewiesen warden. Die Auffassung, dab es sich um pftanzliche EIemente handle, wird abgelehnt. Der Vortr. t r i t t I fir den protozoren Charakter ein.

B. SAMET demonstriert elektrokardiographische Kurven I. eines Falles yon retrograden KammerextrasystoIen, bei dem die Verkflr- zung der kompensatorischen Pause auf Rfiekleitung bis zum Sinus hinweist, 2. eines Falles einer seltenen Form intraventrikulXrer LeitungsstOrung. Ausspraehe: WINTERBERG.

H. SCHURZ demonstriert einen Fall unklarer Magenblutungen bei gleichzeitig bestehender spezifischer Lungeuaffektion. Nach wiederholter H~matemesis und Probelapara• vor einigen Jahren, welche ergebnislos verlief, wurde eine Magenresektion vorgenommen, bei welcher multiple H~imorrhagien der Magen- schleimhaut (parenchymatSse Blutungen} festgestellt wurden. Ein Zusammenhang der Blutungen mit der Tuberkulose ist mit Sicherheit nicht abzulehnen (isolierte Manifestation einer h~mor- rhagischen Diathese bei Tbc.).

E. KLIMESCH: Demonstration einer Trophoneurose. Seit 2 Monaten Anschwellen der Brfiste, seit einem Monat Schmerzen in denselben bei l:lerfihrung, Druck and spontan. Gleichzeitig ra- p/de Abmagerung im Gesicht und an den oberen Extremit~ten (einmal Sekretion der Brustdrfise?) Objektiv: Mil3verhMtnis zwischen der Abmagerung des Gesichtes and der Arme einerseits und der V611e des Stammes andererseits. Die Brfiste yon praller

Beschaffenheit, Konsistenz erh6ht , die Haut schwer abhebbar. Keine Sekretion. Die Haut und das Subcutangewebe am Rippen- bogen derb, ebenso an den Oberarmen. Die Unterarme stellenweise atrophisch. Die Trophoneurose beruht auf einer endokrinen St6rung. Ahnlichkeit des Krankheitsbildes mit dem Skler6dem und, mit Rficksicht auf die Abmagerung des Gesichts und der Oberarme, mit der Lipodystrophia progressiva. AuBerdem handelt es sich um die Auswirkung der nochmals aufflackernden Keimdrtisenfunktion, die sieh in einer Menstruation nach 2 jAhr. Sistieren der Menses kundgibt. Aussprache: CHVOSTEK hat einen f~hnlichen Fall gesehen.

SCHULZE: Multiple Aneurysmen der Art. pulm. Kranken- demonstration. Nie Herzbeschwerden, einzelne Schfibe yon Ge- lenkrheumatismus. Siehtbares und Ifihlbares Schwirren in der Pulmonalisgegend, daselbst s t a rke bogenf6rmige Ausweitung der Herzd~mpfungsfigur. Differentialdiagnose: I. Oftener Ductus Botatli, dagegen sprieht Fortleitung des rauhen diastolischen Ger~usches naeh links auBen, Fehlen des zweiten Pulmonaltones. 2. Pulmonalstenose, dagegen spricht: die Gr62e des Pulsations- und D&mpfungsbezirkes, Fehlen der Fortleitung. Es wird mit grol3er Wahrscheinlichkeit das Pulmonalisaneurysma angenommen. Hiefar spricht auch das R6ntgenbild, welches die Annahme eines Aneu- rysmas der Art. pulmonalis and wahrscheinlich auch ihres rechten Astes wahrscheinlich macht. Ausspra~he: BONDI, CHVOSTEK. LAUDA.

V e r e i n ff i r P s y c h i a t r i e u n d N e u r o l o g i e i n W i e n .

S i tzung vom 12. J a n u a r 1926. ANGEL: 4oj Xhr. Frau mit Residuen einer hysterischen Sensibili-

t/itsst5rung im Bereich einzelner Finger der linken Hand. Die Patientin erkrankte nach einem Anfall yon BewuBtlosigkeit mit einer linksseitigen hysterischeu Hemiplegie, die sich raseh zurfick- bildete, nur blieb eine halbseitige AuXsthesie zurfiek, als deren letzter Rest die derzeit noch vorhandene FingeranXgthesie nach- weisbar ist. Aussprache: STRANSKY fragt, ob auch bei Faradisation mit zwei nebeneinanderliegenden spitzen Elektroden keine Reaktion aus- gel6st werden k6nne. -- SCHILDER, der die Patientin genau be- obachtet hat, berichtet, dab die Patientin aueh diesen Reizeu gegentiber unempfindtich ist. Bei deraxtigen FMlen sei gleiehsam ein psychischer Sperrapparat eingeschaltet, es bedarf keiner ein- zelnen Hemmung, keines aktuellen Verdr~ngungsaufwandes. -- REDLICI~ betont, dab die Schmerzempfindlichkeit individuell sehr verschieden ist.

SPIEGEL und FALKIEWICZ: Experimentelle Epilepsie- Studien. Die Experimente betreffen die Frage, wieso es bei lokalen Reizungen der Hirnrinde znr Generatisierung der epileptischen Kr~mpfe kommt. Da nach experimenteller Balkendurchschneidung immer noch Uberleitung der Kr~mpfe auf die andere Seite erfolgt, so Iag die Vermutung nahe, dab die Oberleitung im Hirnstamm erfolgt. Mittels plethysmographischer Untersuchungen konnte nachgewiesen werdezL dab nicht bestimmte Anderungen des Hirn- druckes oder der Hirnzirkulation sehuld sind an der Generalisierung der Kr~mpfe. Die Anschwellung des Gehirns t r i t t erst nach Beginn der AnfMle auf. DaB nicht Stromschleifen die l<rXmpfe der anderen Se~te hervorrufen, geht daraus hervor, dab die Zuckungen erst nach Aufh6ren des Reizes einsetzen k6nnen. Auch wenn die vom Reiz direkt getroffene Hirnrinde unerregbar ist springt die Er- regnng auf die andere Seite fiber. Die ~)berleitung des Reizes mug im Rhombencephalon erfolgen. DaB die Pdndenzentren auch der anderen Seite der Reihe nach ergriffen werden, 1/~Bt sich daraus erkl~ren, da/3 die Reizschwelle der einzelnen Zentren versehieden ist.

HKRSCHMANN: Psychiatrische Kritik des deutsehen Straf- gesetzentwurfes yore Jahre x925. Mitteilungen fiber den Inhalt, die Vorzfige and Schw~chen der gesetzlichen Bestimmungen fiber verminderte Zurechnungsfahigkeit, Delikte im Rauseh, Sittlich- keitsverbrechen, bedingte Verurteilung, Schutz der Geisteskranken und Unterbringung geisteskranker Verbrecher. SCHt~LLEm

THERAPEUTISCHE NOTIZEN.

UBER EINIGE N E U E R E HEILMITTEL IN DER DERMATOLOGIE.

Won

D r . ~ A R R Y GEISLER. Aus der Dermatologischen Abteilung des St~tdt. Krankenhauses Altona (Elbe)

(Oberarzt: Prof. Dr. C. BRUCK).

AuI keinem anderen medizinischen GeMet werden yon seiten der Industrie so viele Spezialit~tten und Handelsformen von Arznei- mitteln angeboten wie in der Dermatologie. Es ist eine wenig

dankbare Arbeit der Klinik, unter dieser Ffille yon Vorsehl~igen und Anregungen die Spreu vom VVeizen zu sondern und so dem Praktiker bei beschrXnktem Material langdauernde and oft frucht- lose Arbeit zu ersparen. Aus diesem Grunde halten wires ffir richtig, die Resultate dieser oft miahevollen Prtifungen und ]3eobachtungen, gleich~filtig, ob sie positive Resultate batten oder negative, nicht, wie dies haufig geschieht, mit Stillschweigen zu fibergehen oder in den Archiven der herstellenden Firmen verschwinden zu lassen, sondern sie in Kfirze zu ver6ffentlichen. Wir geben daher im Iolgen- den eine LTbersicht fiber einige im letzten Jahre an der Abteilung geprfifte neue ,,Spezialit~ten".

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L Terpestrolsalbe (HerstelIer Dr. Ivo D~zI(~LSI~u Chem. Fabrik A.-G., Mfinchen 25). Sie besteht arts einer weichen ncutralen Salben-

�9 0 / grundlage, der neben HexamethyIentetramm 5/o gereinigtes Terpen- tinS1 beigemengt ist. Das Terpentin6I ist durch die unspezifische Reiztherapie KLINGM~LLERS in den letzten Jahren zu besonderem Ansehen gekommen. Es erweist sich bei der intramuskulXren bzw. epifascialen Applikation als stark reizend, d. h. leukocytenanlockend. Diese lokal reizende Wirkung ist es auch, die den AnstoB zur \uSer- lichen Anwendung des Terpentinsls bei schlecht heilenden Ge- schwfirsflXchen gegeben hat. HEINZ hat auf Grand zahlreicher pharmakologischer Versuche verschiedene Applikationsformen yon Terpentin61 angegeben, so u. a. die Terpestrolsalbe.

Man kann sagen, daI3 wit ffir die Behandlung yon gewOhnlichen \u schon his jetzt eine ganze Zahl guter reinigender und granu- lationsf6rdernder PrXparate besaBen wie Perubalsam, Schwarz- salbe, Granugenpaste, Pellidolsalbe u. dgl. Aber sie reichten eben oft bei alten, torpiden oder vernachl~ssigten V~rundfl~ichen nicht aus, die auf die genannten Mittel nicht ansprachen oder fiberhaupt gr6Bere Abwechselung verlangten. Anderseits geniigte nicht allein die Eigenschaft energischer Anregung zur Epithelisierung, denn nicht selten entwickelte sich nach l~ngerer Anwendung von Peru- balsam oder Schwarzsalbe eine Hautreizung in der Umgebung der \Vunde, deren Nachbehandlung l~ngere Zeit in Anspruch nahm als der ursprtingliche ProzeS. So sah ich mehrmals nach Perubalsam bei abheilenden incidierten Panaritien sehr hartn~ckige Ekzeme. Es bestand also Bedarf naeh gleichzeitig milden and doch kr~ftig die Granulation anregenden Pr~paraten. Als ein in diesem Sinne sehr wohl zu empfehlendes Mittel erwies sich uns die Terpestrolsalbe. Wit haben im letzten Jahr von ihr recht ausgiebigen Gebraueh ge- macht bei allen mSglichen infizierten Wunden, nach Incision yon t3ubonen, Panaritien, Furunkeln, bei impetiginOsen Prozessen, bei chronischen Ulcera cruris usw. Es m6gen einige F~lle erw~hnt wer- den, in denen sie uns besonders gute Dienste geleistet hat. Gin ge- reiztes, nAssendes seborrhoisches Ekzem des behaarten Kopfes, Gesichts und Halses bei einem jungen MXdchen reagierte, nachdem es mit schwachen Resorzinumschl~gen vorbehandelt war, auf milde Salben und Pasten mit Borkenhildung und Verfilzung der Haste, auf reduzierende Mittel mit erneuter Reizung. Erst Terpestrolsalbe brachte Reinigung und Rtickgang des Ekzems. Ein ausgedehntes, seit Monaten bestehendes Ulcus molle phagedaenicum, das fast den ganzen Penis ergriffen hatte, wurde nach Stillstand des phage- d~nischen Prozesses mit Terpestrolsalbe zu auSerordentlich rascher 0berh~utung gebracht. Bei einem Fall yon Erfrierung 3. Grades der Zehen beider FiiBe machte die Epithelisierung der Zehen- st/impfe bei der alien ~md dekrepiden Patientin schnelle Fort- schritte. Besonders in diesem Falle wurde die desodorierende Eigen- schaft angenehm empfunden. Diese wenigen angefiihrten F~lle mOgen genfigen zu zeigen, dab die Terpestrolsalbe de~ Forderungen entsprieht, die man an eine gate Hell- und Wundsalbe stel~en muff.

2. Auch unsere Versuche mit der yon SCnLU~K angegebenen nnd yon der Chem. Fabrik Prom.onta G. m. b. H., Hamburg 26, her- gestellten Philoninsalbe fielen recht beJriedigend aus, wie man das bei ihrer Zusammensetzung aueh kaum anders erwarten kann. Sie enth~lt narnlieh Perubalsam, Bors~ture, Trypaflavin, Argent. sulf. und ein Jodchinolinkupfersalz, also Bestandteile, die antiseptisch, adstringierend and granulationsf6rdernd wirken. Ihre etwas festere Konsistenz macht sie sehr geeignet zur Behandlung yon Impetigo-Herden im Gesicht and auf dem IKopf, wo die Terpestrol- salbe leicht zertlieSt oder vom Verbandstoff aufgesaugt wird. Im iibrigen ist die Indikation die gleiche wie bei der zuerst besprochenen Salbe, also schlecht heilende Wunden, chron. Ulcera cruris usw. Eine Reizung bei lXngerem Gebrauch haben wir such bier nicht be- obachtet.

3. Desitinsalbe (Chem. Fabrik , ,Desitin" A.-G., Berlin-Tempel- hof), enthXlt Ms Hauptbestandteil ein Lebertranderivat in einer Form, die das Ranzigwerden verhindert. ]Es soil mit dem Lebertran eine ,,lokale Vitamineinwirkung" erreicht werden. Wit konnten uns yon besonderen Vorz~gen dieser Salbe nieht iiberzeugen. Sie leistet nichts Besseres und nichts Schlechteres als eine gew6hnliche, sorgf~Itig hergestellte Zinkpaste. Sie als ,,bahnbrechende Einheits- saZbe" zu bezeichnen, wie dies die herstellende Firms rut, heil3t ihr Wirknngs- und Indikationsgebiet wesentlich ~bersch~itzen.

4. Die Adiplantinsalbe (Chem. Fabrik Helfenberg A.-G., Helfen- berg bei Dresden) ist aus tropischen Pflanzensekreten bereitet. Diese sollen ein besonders geregeltes ,,KohXsions- und Adh~sions- verm6gen" bewirken, derart dab die Salbe auf feuchter Unterlage gut halter und sieh in ganz diinne Hiu te auseinanderziehe~ l i s t . Diese Eigenschaft des Adiplantins haben wir bei stark nissenden Hautprozessen angenehm empfunden. Allerdings muBten wir alas Pr ipa ra t verschiedentlich absetzen, weil die Patienten fiber mehr oder weniger starkes Brennen Magten, so dab diese Salbe weniger bei ent~i~ndlichen Dermatosen, sondern mehr in der Chirurg~e als branch- bare Dee~salbe in Betracht kommen dfirfte.

R I F T . 5. J A H R G A N G . Nr . I8 30..kl'ir ~!)21;

5. Bei attsgedetmter Pustelbildtmg, wie sic im Gesicht bei Folli- culifis oder Impetigo staphylogenes vorkommt, sieht man voll Resorzin- oder Borwasserumschl~gen, die sonst bei akuten eitrigen oder n~tssenden Hauterkrankungen am Platze sind, oft keinerlei Erfolg. Die macerierende Wirkung der Umschlage ist zu schwach. Mechanische Er6ffnung der vielen kleinen Eiterherde ist sehr lang- wierig and nicht recht wirksam, well die Pusteln sich leicht wieder schlieSen. Desiniizientien sind jedoch zwecklos, solange sie nicht an die Krankheitserreger herank6nnen. EATZ hat sieh ft~r solche Falle die verdauende \u der Pankreasfermente znnutze gemacht, indem er diese (vonder Krause Medico-Gesellschaft m.b.H. in Mfinchen) nach einer besonderen Methode pr~parieren und zu einer Salbe verarbeiten lieS.

Wir haben die sog. Pankreasdispertsalbe bei mehreren Fallen yon rezidivierenden pustul6sen Hauterkrankungen angewandt und waren seh.r zuJriede~. In einem Fall, wo der ganze Kopf, haupt- sachlich die \u t~bers~tt war yon hirsekorn- bis erbsengroBen, meist oberflXchliehen Eiterbt~sehen, brachte die Anwendung von Pankreasdispertsalbe sofort erhebliche Besserung, nachdem wir lXngere Zeit andere Mittel vergeblich gebraucht hatten.

Das Panlcrea.sdispertp/laster besitzt der Salbe gegenfiber nicht nur keinen Vorzug, sondern hat noch die unangenehme Eigenschaft, infolge Erweichung durch die K6rperw~rme zu rutsehen (trotz darflbergeklebter Leukoplaststreifen) und dadurch den Prozeg auf die Umgebung des Herdes zu iibertragen. Eine V~rirkung des Pilasters bei Lupus vulgaris-Herden konnten wir nicht konstatieren. Es erfolgte lediglieh eine Epithelmaceration, wahrend die tiefcren Herde unbeeinflugt blieben.

6. Sulfanthren, eine yon STEIN angegebene Schwefel-Stein- kohlenteer-Salbe, ist das Ergebnis yon Versuchen, die wirksamen Bestandteile einer in Frankreich seit langem gegen Ekzeme aller Art angewandten Geheimsalbe in m6glichst zweckm~tBiger Weise zu- sammenzustellen. Schon seit den Anf~ngen der Dermatologie stellen die Teerpr/iparate ein Hauptmit tel gegen Ekzeme namentlich cbro- nischer Natur dar. Die frt~her gebr~uchlichen Holzkohlenteere haben in den letzten Jahren ihren Rang mehr und mehr an die Steinkohlenteere abgetreten. Insbesondere der reine Steinkohlen- teer ist vielfach, selbst bei n~ssenden Ekzemen und in der ](inder- therapie, mit Erfolg verwendet worden. Eine Schwierigkeit be- steht darin, dab die in den einzelnen Apotheken erh~ltlichen Stein- kohlenteere (O1. lithantracis) in ihrer Beschaffenheit und Wirksam- keit weitgehend differieren. Demgegeni~ber ist Sulfanthren eine haltbare und in ihrer Zusammensetzung kon~.tante Steinkohlenleer- salbe, die ~hnlich dem franz6sischen Pr~parat noch Schwefel und Campher enth~It (Hersteller: AIpine Chem. Aktiengesel!schaft Kuf- stein). Indizlert ist sie besonders bei nXssenden, stark juckenden und bei hartn&ckigen sog. parasit~ren Ekzemen. Wir haben mit ihr recht ggtnstige ErJolge gehabt. Allerdings diirfte das Handels- pr~parat wohl haupts~chlich nur dort Verwendung linden, wo ein brauchbarer roher Steinkohlenteer nicht zur Verfflgung steht.

7. Die BacilloHabrik Dr. Bode & Co., Hamburg, stellte uns vor einiger Zeit das Baktol zur Verfflgung, e[n DesinfektionsmitteI, das auf seine Brauchbarkeit in der Dermatologie gepriift werden sollte. Es handelt sich um eine fliissige Chlorthymolseife, die bei Ver- suchen im Kieler t-Iygien. Inst i tut stark baktericide \u gezeigt hat. 2 - - Io% Baktolschiittelpinselungen sowie gleich starke Baktol- salben und -pasten erwiesen sich bei Staphylomykosen der Haut als recht brauchbar. Kleinere oberflXchliche Impetigopusteln trockneten gew6hnlich schon nach 2-- 3 Tagen ein ; ausgedehntere Pyodermien wurden ebenfalls gut beeinflul3t. Dabei hat das Baktol gegen~ber den bei diesen Prozessen sonst viel gebrauchten antiseptischen Farb- stoffen (Trypaflavin, Rivanol, Pyoctanin) den Vorzng der ];arb- losigkeit und des erfrischenden Geruchs. Gut bew~hrt hat sich das Baktol auch in Iproz. w~Briger L6sung als Haarwasser (bei Seborrh6e und Kopfjucken).

F,gr Hiinde and MetaUlnstrumente ist das BaktoI in 2--3proz. L6sung ei~ verldffliches and angenehmes Desin/e/ctio~v~mittel. Fi~r Hartgummikatheter and -bougies ist es nicht anwendbar, da die Lackschicht dutch die L(Ssung angegriffen wird.

8. Pyotropin (Lnpusan G. m. b. H., Altona/Elbe, Winterstr. 4/8). Zusammensetzung -- iitzende Alkalien und neutralisierende Salicyl- s~ure -- sowie Anwendungsweise und Indikation -- Lupus vulgaris -- sind oft genug beschrieben worden (l~[vcHow, AXMANN, ALB~2RT, WIC~MA~r U. a.), so dal3 sich nochmaliges Eingehen auf Einzel- heiten eriibrigt. Prinzip der Wirkung ist: Erzeugung einer starken ktinst!ichen Eiterung, damit Einschmelzung des IupSsen Gewebes.

\u k6nnen die giinstigen Ergebn~sse, die andere Kliniken mit der Pyotropinbehandlung batten, ~n ]eder Hinsicht bestgtige.n. Die ver- h~ltnism~Big einfaehe Art der Applikation, die kurze Behandlnngs- dauer und die kosmetisch guten Enderfolge lassen dieses Lupus- heilmittel als alas 2klittel der Wahl /i~r den Allgemei~prat:tiker er-

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scheinen, der ohne gr613ere physikalische Apparatur erfolgreiche Lupustherapie treiben will. Vet der Pyrogaliusbehandlung hat das Pyotropin den Vorteii der schnelleren und intensiveren Wirktmg, der besseren kosmetischen Resultate ufld de~r geringeren Schmerz- haftigkeit. Letztere ist nur bei der Aufpinselung des ~tzmit te ls vorhanden, wird aber durch das Auflegen des schon vet der -~-tzung vorbe;reiteten Salbenverbandes raomentan beseitigt. DaB die Pyo- tropinbehandlung nicer ffir alle Lupusfalle ausreicht und die bis- herigen Methoden, insbesondere die physikalischen, nicht fiber- fltissig macht, ist bereits vielfach betont worden nnd sei auch yon uns ausdrticklich hervorgehoben.

9. Nut in einem gewissen Zusammenhang mit den vorher an- gefflhrten Pr~paraten ist die Elastoplastbinde (Liischer & BOmper A.-G., Fahr a. Rh.) zu besprechen, n~mlich in bezug ant die Be- einflussung varic6ser Beingeschwfire. Ira Volke sind, in der richtigen Erkenntnis, dab die , ,Bluts tockung" im varic6sen Unterschenkel die Hauptschuld an den scl~wer zu beseitigenden Gesehwiiren tr~gt, die Trikotschlauchbinde und der Gummistrumpf sehr beliebt, und zwar als Nachbehandlung bei verheilten Unterschenkelgeschwfiren oder zur Prophylaxe gegen neu entstehende. Sie haben den Nach- tell, dal3 sie gewShnlich zuerst zu test anliegen, um sich dann w~th- rend des Tragens fibermgBig zu lockern. Die Elastoplastbinde ersetzt Trikotschlanchbinde und Gummistrumpf. Es handelt sieh namlich um elne elastische Idealbinde, die auf einer Seite mit einer gut kleben- den" und nicht reizenden Pflastermasse bestrichen ist. Bei ihrer denkbar ein/aehen Anwendung wird die Binde sicher yon vielen praktischen Arzten begrfil3t werden. Auch der Umstand, dab die Binde bei etwaigen Badern nicht entfernt zu werden braucht, dfirfte als Vorteil zu buehen sein. Wir haben die Elastoplastbinde im AnschluB an eine Zinkleimverbandbehandlung -- ffir die man flbrigens die yon derselben Firma gelieferte Glaukobinde bequem anwenden kann -- oft m i t gutem Er]olg gebraucht.

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IO. Will man in der Therapie der Ulccra cruris aktiver, aber doch nicht gleich chirurgisch vorgehen, so kann man die Krampf- adern ktinstlich ver6den. Seit ca. 25 Jahren trachtet man danach, durch intraven6se Injektionen zu einer vollstandigen Verlegung der entarteten Blutbahnen zu gelangen. Dutch die Einspritznng sell nicht etwa eine Koagulationsthrombose hervorgerafen werden, fiber der ja das Damoklesschwert der Embolie schweben wflrde, sondern eine Entzfindung der Veneninnenwand mit anschliel3ender Bildnng eines sieh organiMerenden und deshalb festhaftenden Pfropfes. Tats~chlich ist bei dieser Art der Thrombosierung unter Tausenden yon Fgllen niemals eine Embolie eingetreten. Die ein- gespritzten Flfissigkeiten haben im Laufe der Zeit gewechselt. Man ist yon verdfinnter Carbols~ture (TAvt~L I904), Jodt inktur (SCHIASSI 19o8) und SublimatlSsung (SClZARFF 1910, P. LI~S~RI916) zu weniger giftigen Mitteln fibergegangen. K. LlXSXR hat vor 2 Jahren hoehprozentige KochsalzlSsung angegeben und damit die gleiche Intimaschi~digung erreicht wie mit gefghrlicheren Injektions- flfissigkeiten. Da jedoch yon verschiedenen Seiten fiber kurz- dauernde schmerzhafte W~adenkrgmpfe im Anschlul3 an die Ein- spritzung berichtet wurde, ist zu der 2oproz. NaC1-LOsung ein An- aestheticum hinzugeffigt und das Ganze gebrauehsfertig in Io-cem- Ampullen yon den Sachs. Serum-\~rerken Dresden in den Handel gebracht worden.

Dieses unter dem Namen Varicopht in gehende Praparat ist von uns in vielen F~llen angewandt worden. Mit gutem ErJolg -- in bezug auf die Thrombosierung der Varicen, auf die es nns zungchst hauptsXchlich ankara. Bezfiglich der Dauererfolge (Beeinflussung der Ulcera, evtl. Rekanalisation der verstopften Blutbahnen) mtissen wir nns bei der Kfirze der Beobachtungszeit auf die lang- jahrigen gfinstigen Erfahrungen yon LI~SER, NOBL U. a. Autoren verlassen. Schi~digungen durch Varicophtineinspritzungen haben wir nicht gesehen.

NEUE SPEZIALITATEN (einschl. Niihrpriiparate und Geheimmittel). (Die Angaben entstammen Ver6ffentlichungen in der Zeitschrift ffir Untersuchung der Nahrungs- und GenuBmittel Bd. 50, S. 374 ff-, fiber

Untersuehungsergebnisse yon C. Griebel, Staafl. Nahrungsmittel-Untersuchungsanstalt in /3erlin.)

Antiseptikum Frebar war eine mit Lavendel61 parffimierte und mit Formaldehydl6sung versetzte wasserige L6sung yon Kaliseife. Der Gehalt an Seife betrug fund 6~

Bandwurmpulver Marhe ,,Pusta" war ein Gemenge yon Xamala und ArekanuBpulver.

Dr. Bu~lebs Rheumatee bestand aus einem Gemenge un- vollkommen zerkleinerter Pflanzenteile. Festgestellt wurden Salbei, Hollunderblfiten, Birkenblgtter, Brennesselblgtter, Schach- telhalm, \u Ebereschenbeeren, Schlehen und Hagebutten.

E u e o r s a n mannlich besteht nach der Angabe auI der Packung, die nach dem Ergebnis der Untersuchung im wesentlichen zutreffen dfirfte, aus Lecithin, Calciumglycerophosphat, Eisenchinincitrat, Colaextrakt, Hgmoglobin, Kieselsgure, physiologischen Blntsalzen, getrocknetem Hoden und Bindemitteln; o,55 g schwere Tabletten. H. Apotheker E. \u Berlin.

Lecithin-Kola.Kraft-Tabletten gegen Nervenleiden, Migr~ne u sw. waren i , i g schwere braune Tabletten, die im wesentlichen

aus Lecithin, Eiweig, Kolanul3pulver und Zucker bestanden. Der Lecithingehalt einer Tablette betrug fund o,o 7 g. H. Paul Frank in Berlin.

Magnetan zur Beseitigung der Blutarmut, Bleichsucht und ihrer Folgeerscheinungen war Ferrolactat. I-t. Oberapotheker Bartschat in Berlin-Wilmersdorf.

Nervenspiritus Dr. FRANKS, gegen Neuralgie, Hexenschul3 usw. angeblich besonders dutch den Gehalt an Menthol wirkend, war eine durch einen Teerfarbstoff grtin gefarbte alkoholische L6sung yon Salicylshuremethyleater und Campher. Menthol konnte ilicht nachgewiesen werden.

Noas Keuehhustensaft war schwarzer Johannisbeersaft.

gorax[inis (Flechte-Pulver) bestand, der Angabe auf der Packung entsprechend, aus einem Gemenge yon schwarzem Schwefelantimon, pracipitiertem Schwefel nnd Zucker.

Wismutal 702 gegen Magenbeschwerden und Magengeschwfire war Wismutsubnitrat . H. Oberapotheker Bartschat in Berlin- Wilmersdorf.

TAGESGESCHICHTE. Der epidemiologisehr Jahresberieht der Hygienekommission des

Vdlkerbundes vom 15. Mgrz (Nr. 88) berichtet, dab die Pest in den Hgfen des NIittelmeeres fast ganz erloschen ist, und dab die Lage in Indien verhgltnisma~3ig gfinstig sich gestaltet. Die gesundheit- liche Lage Asiens gegentiber der Cholera kann nicht Ms gebessert angesehen werden, obgleich die Zahl der infizierten Hafen sich nicht vermehrt hat und selbst in Britisch-Indien die Todesfglle verhaltnism~il3ig niedrig sind. Flee~]ieber und Ri'eek/allJieber hat in 1RuBland und Polen ein wenig zugenommen, aber nicht mehr als in derselben Jahreszeit des Vorjahres. Ffir Poe~en ist die Lage in Europa ungew6hnlich gfinstig, einschlieBlich der Schweiz und der Vereinigten Staaten nehmen die Erkrankungen ab. Nur in England hat die Zahl der Erkrankungen im Norden abgenommen, bleibt aber bei sehr mildem Verlauf in Mittelengland noch sehr hoch. Unterleibstyphus zeigt in Europa niedrige Zahlen und dort, we sie h0her gewesen waren, Abnahme. Eine starke Zunahme hat Japan. Grippe hat im ganzen Winter in Europa keine Rolle ge- ~pielt. Encephalitis lethargica t rat ganz vereinzelt auf, mit Aus-

nahme yon England, we die Monatszahlen fiber 200 hinausgingen. Seharlaeh hat in Europa abgenommen, in Japan zugenommen. D@htherie zeigt fiberall selbst ffir den Winter niedrige Zahlen. Dem t3ericht ist eine Statistik der Sterbliehkeit Moska, us beigeffigt sowie ein internationaler Witterungsberieht yon Juli 1925 his Februar 1926.

Gesetzgebung und Verwaltung. Der PreuBische L~ndtag hat am 21. April eine Novelle zuzn preufi~sehen Seuchengesetz angenommen, die u. a. die Anzeigepflicht auch bei Typhusverdacht festsetzt.

Die ,,VoIkswohlfahrt" Nr. 7 yore I. April ver6ffentlicht die Z, eit- sigze des Beiehsgesundheitsrates vom 26. Februar 192o und die Be- schlflsse des Preu/3ischen Gesnndheitsrates vom,i8. Juli 1925 fiber die Erriehtung, die Einrichtung und die Aufgaben yon Beratungs- stellen /fir Eheschlieflende nebst Formularen ffir die Untersuchung zur Eheeignung und yon Zeugnissen der Prtifungsstelle.

Magistrat und Stadtverordneten-Versammlung in \Viesbaden haben die ihnen zugegangene Vorlage auf Erriehtung eines ,,wissen-