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107. H. Caro, C. Graebe und C. Liebermann: Ueber Fabrikation von kunstlichem Alizarin. (Englisches Patent, datirt deu 2.5. Juui 19ti9.') Unsre Erfindung ist eine Verbessrrung der von Carl Lieber- mann und Carl Grabe unter dem 18. November 1868 (No. 3850) patentirten Edndung, welche die Darstellung kiinstlichcn Alizarins auf die Wirkung kaustischer Alkalien auf Hihrom- und Bichloranthra- chinon griindet. Wir haben gefunden, dass man zu dem gleichen Resultat gelangt, wcnn man in obigrm Process Schwefelsaure an Stelle des Chlors oder Bronis anwendet. Man erhalt SO Anthracbinonsulfo- sauren, welche, mit kaustischen Alkalien erhitzt, Alizarin liefern. Zwei verschiedene Processe sind in dem obenerwahnten Patent zur Gewinnutig gebromter und gechlorter Anthrachinonderivate an- gegeben : 1) Unterwirft man Anthracen der Ein wirkung oxydirender Mittel und behandelt das so gewonnene Anthrachinon mit Brom oder Chlor. 2) Behandelt man zuniiehst Anthracen mit Brom und Chlor und unterwirft das Product einern Oxydationvverfahren , bei dem man Bibrom- oder Bichloranthrachinon erhalt. In iihnlicher Weise arbiilt man die Anthrachinonsuffosauren, deren specielle Darstellung folgende ist: a) Ein Gewicbtstbeil Antbrachinon wird rnit drei Gewichtstheilen Schwefelstiure (van 1,848 spec. Clew.) in einer Retorte auf ungrfahr 260° c. erhitzt, bis die Mischung kein Anthrachinon mehr erhalt, was man daran erkennt, dass eine Probe sich klar in Wasser lost. Nnch dem Abkiibleri wird rnit Wasser verdiinnt, mit bohlensaurem Kalk neutralisirt, vom Gyps abfiltrirt und die Losung mit kohlensaurem Kali versetzt, bis aller Kalk ausgefallt ist. Die klare Liisung wird zur Trockne abgedampft. b) Ein Gewichtstheil Anthracen wird rnit vier Theilen Schwefel- sanre (von 1,848 spec. Gew.) wahrend einiger Stunden auf ungefahr looo erhitzt, dann steigert man die Temperatur auf 150° und erhalt sie eine Stunde auf derselben. Nach dem Abkiihlen verdiinnt man mit ungefahr dem dreifachen Gewicht Wasser nnd fiigt auf einen Theil des angewandten Anthracens zwei bis drei Theile Braunstein hinzu. Das Ganze wird einige Zeit gekocht. Urn den Process sicher zu vollenden, kann man die Mischung coricentrireri oder selbst bis zur Trockne abdanipfea. Die Schwefelsaure wird mit Kalk neutralisirt, dnrch einen Ueberschuss das geloste Mangan gefiillt und zu dem Fil- *) Perkin hat einen Tag nach uns (den 26. Juni 1869) die unter a beachrie- hene Methode ZUT Darstellung von kilnstlichem Alizarin in England gleicbfalls patentirt.

Ueber Fabrikation von künstlichem Alizarin

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Page 1: Ueber Fabrikation von künstlichem Alizarin

107. H. Caro, C. G r a e b e und C. Liebermann: Ueber Fabrikation von kunstlichem Alizarin.

(Englisches Patent, datirt deu 2.5. Juui 19ti9.')

Unsre Erfindung ist eine Verbessrrung der von Carl L i e b e r - m a n n und C a r l G r a b e unter dem 18. November 1868 (No. 3850) patentirten E d n d u n g , welche die Darstellung kiinstlichcn Alizarins auf die Wirkung kaustischer Alkalien auf Hihrom- und Bichloranthra- chinon griindet. Wir haben gefunden, dass man zu dem gleichen Resultat gelangt, wcnn man in obigrm Process Schwefelsaure an Stelle des Chlors oder Bronis anwendet. M a n erhalt SO Anthracbinonsulfo- sauren, welche, mit kaustischen Alkalien erhitzt, Alizarin liefern.

Zwei verschiedene Processe sind in dem obenerwahnten Patent zur Gewinnutig gebromter und gechlorter Anthrachinonderivate an- gegeben :

1) Unterwirft man Anthracen der Ein wirkung oxydirender Mittel und behandelt das so gewonnene Anthrachinon mit Brom oder Chlor.

2) Behandelt man zuniiehst Anthracen mit Brom und Chlor und unterwirft das Product einern Oxydationvverfahren , bei dem man Bibrom- oder Bichloranthrachinon erhalt.

In iihnlicher Weise arbiilt man die Anthrachinonsuffosauren, deren specielle Darstellung folgende ist:

a) Ein Gewicbtstbeil Antbrachinon wird rnit drei Gewichtstheilen Schwefelstiure (van 1,848 spec. Clew.) in einer Retorte auf ungrfahr 260° c. erhitzt, bis die Mischung kein Anthrachinon mehr erhalt, was man daran erkennt, dass eine Probe sich klar in Wasser lost. Nnch dem Abkiibleri wird rnit Wasser verdiinnt, mit bohlensaurem Kalk neutralisirt, vom Gyps abfiltrirt und die Losung mit kohlensaurem Kali versetzt, bis aller Kalk ausgefallt ist. Die klare Liisung wird zur Trockne abgedampft.

b) Ein Gewichtstheil Anthracen wird rnit vier Theilen Schwefel- sanre (von 1,848 spec. Gew.) wahrend einiger Stunden auf ungefahr looo erhitzt, dann steigert man die Temperatur auf 150° und erhalt sie eine Stunde auf derselben. Nach dem Abkiihlen verdiinnt man mit ungefahr dem dreifachen Gewicht Wasser nnd fiigt auf einen Theil des angewandten Anthracens zwei bis drei Theile Braunstein hinzu. Das Ganze wird einige Zeit gekocht. Urn den Process sicher zu vollenden, kann man die Mischung coricentrireri oder selbst bis zur Trockne abdanipfea. Die Schwefelsaure wird mit Kalk neutralisirt, dnrch einen Ueberschuss das geloste Mangan gefiillt und zu dem Fil-

*) Perkin hat einen Tag nach uns (den 26. Juni 1869) die unter a beachrie- hene Methode ZUT Darstellung von kilnstlichem Alizarin in England gleicbfalls patentirt.

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trat kohlensanres Kali oder Soda gesetzt, bis rller Kalk ausgefallt. ist. Die klare Losung wird eingedampft.+)

Die so nacb 1) oder 2) erhaltrne Salzmasse wird mit ihrem dop- peken bis dreifacben Gewicht festen Aetzkalis oder Nat.rons i r i wenig Wnsser geliist und auf IS0 bis 2GOG C. wahrend einer Stunde oder so lnngc. erliitzt bis eiiie in Wasser gelaste Probe, mit SBure uber- siittigt, einen reichlichen Niederschlag von Alizarin giebt. Man lost alsdann die &sammtmasse in wasse t , versetzt mit Sarire, sitmmelt das aiisgescbiedene Alizarin auf einem Filter und siisst rnit Wavser aus. *')

An Stelle ron Mangansuperoxyd kiinnen andere 0xydationsmit.teL wie Bleisnperoxgd, ChronrsAure, Yalpeiersaure, benutzt werden, werider, man ChromsRure a n , so muss man den nicbt reducirten Theil der- selben vor dem Kalkziisatz durcb schweflige Siiure zu Chromoxyd ver- wandeln. Bei Anwendung von Salpetersaure dampft man das Oxy- dationsge.misch so weit a b , bis die Salpetersaure zum grosst.en Theil verjagt ist.

208. C. Rammelaberg: Ueber die Stellung des Thalliums in der Reihe der Elemente.

Es ist schwer, die Stelle des Thalliurns in der Reihe dcr Ele- mente zu bestirurnen. 1st es ein Alkalimetall oder reilit es sich natur- gemiisser den1 Rlei oder einem anderen zmriwerthigen Metalle a n ?

Trotzdem das Thallium selbst mehr dem Blei als dern Ksliurn gleicht, ist sein Hydroxyd doch ein wahres atzendes Alkali und die Salze, welche dasselbe mit den Sauren bildet, sind nur den Salzen der iibrigen Alkalien, vor allen aber den Kaliumsatsen vergleichbar. Zwar unterscheidm sie sich von denselhen durch ein sehr grosses V . - 0 . und im Allgemeinen durch geringere LBslichkeit in Wasser, allein sie sind ihrten i s o m o r p h , und dies ist jedrnfalls eine sehr wichtige Thatsache. Schon durch mehrfrtche Reobacbtungen festge- stellt, ist sie kiirzlich durcb die Arbeit von L a m y und D e s c l o i z e a u x in grasserem Umfange bestat,igt worden, und ich babe noch in der

") Die wissensctlaftlicbe Ausarbeitung l er a113 hnthraceii und xns Anthra- cbinon entstehenden Sulfosiiuren belialten a i r nus frir eine splitere ausfiihrliche F'ublikation vor. G . 84 L.

**) Bei dem Schmelzen der Anthracbinonhisiilfoa~uren mit Kali nininit die Mmne zunnchst eine seh6n blaue Parbe a n , welche erst bei hliherem Erhitzen in die riolette Farbe den diearinsauren Kalis iibergeht. Diese blaue Farbung rilhrt von dem Kalisnlz einer in Wasser liislichen SulfosLure her, die wir in Ueberein-

stimmmng rnit P e r k i a ale C, H, S 0, II zusammengeaetzt ansehen. Wir be-

hdten ma auch hisrilber genauete Angaben vor. 1::