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XVIII. Wissenschaftliohe Rundschau. 301 Rupturen (38 tinter den 5000 von Prof. Schwartze zur Dispo- sition gestellten Erkrankungsfitllen) ffihrt Verf. die gesch{ttzte Lage des Trommelfells~ und die hochgradige Resistenz der Membran an, letzteres nnter Citirung der yon Sehmiedekamm und Gruber in der fragliehen Richtung gemaehten Experimente. Dem entsprechend zi~hlt er als dispositionelle Momente auf: pathologische Entartung der Membran dutch Atrophie~ fettige Degeneration und Kalkablagerung. Wenn er Tuben-Verschluss als sotehes nennt~ so hat dieser wohl nur als Vermittler von Atrophic eine Berechtigung. Was er fiber die direeten i~ussern Veranlassungen (Ohrfeigen~ pRitzliehe Compression der Luft dureh Explosionen, z. B. Abfeuern yon Sehiessgewehren, pl(itzliche Luftverdtinnung~ z. B. bei Tauehern, Keuchhusten, Stran- gulation~ directe mechanische Insulte) sagt~ enthalt nut Bekanntes. Erwlihnenswerth witren nach des Ref: Erfahrung noeh relativ zu intensive Wasser- Injectionen gelegentlieh der Enffernung yon Ce- ruminal-Pfr5pfen gewesen, selbstredend vorausgesetzt~ dass Schmerzen oder intensives Jueken in tier Tiefe des Ohres begleitende Anomalien vermuthen lassen~ ein Pnnkt~ der selbst in den besten Lehrbtieheru nicht nachdrueksvoll genug hervorgehoben wird. Hieran schliesst er als mSgliehe Complicationen Alterationen des mittleren und inneren Ohres; dann folgt eine Aufzithlung der bekannten subjeetiven und ob- jeetiven Symptome der je naeh der Ursaehe versehiedenen Form und des Sitzes der Verletzung. Die demniiehst eriirterten auf die Modi- fication tier H(irschiirfe und die verschiedene Gestaltung des Perfo- rations-Gerliusches beztigliehen Punkte sind vollstiindig und den Be- obaehtungen anderer Autoren conform. Dasselbe gilt yon dem~ was Verf. fiber den Verlauf, resp. die Regeneration~ Vernarbung etc. an- ftihrt. Als bemerkenswerth hebt er noch die yon Toynbee und andern bei gleiehzeitiger Verletzung der Chorda tympani beobaehteten Geschmaks-Alterationen hervor. Die Notizen tiber differentielle Oi- agnose, Prognose and Therapie enthalten nur Bekanntes. Einsehliess- lieh der angefiihrten kurzen casuistisehen Belege darf die Arbeit als eine im Wesentlichen vollstiindige bezeichnet werden. Jacoby 9. UeberFistulaauris congenita undandreMissbildungen des Ohres. ~'OIl Dr. •erd. Schmitz. (Inaugural-Dissertation. Halle IS731. Auf den ersten Seiten finder sich eine kurz gefasste Entwickhlngs- Gesehiehte des Ohres. Angeborne Anomalien desselben werden auf solche per excessum und per defeetum zuriickgeftihrt. Als seltene Missbildnng des iiusseren Ohres ftihrt Verf. zunitchst die Fistula

Ueber Fistula auris congenita und andre Missbildungen des Ohres

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XVIII. Wissenschaftliohe Rundschau. 301

Rupturen (38 tinter den 5000 von Prof. S c h w a r t z e zur Dispo- sition gestellten Erkrankungsfitllen) ffihrt Verf. die gesch{ttzte Lage des Trommelfells~ und die hochgradige Resistenz der Membran an, letzteres nnter Citirung der yon S e h m i e d e k a m m und G r u b e r in der fragliehen Richtung gemaehten Experimente. Dem entsprechend zi~hlt er als dispositionelle Momente auf: pathologische Entartung der Membran dutch Atrophie~ fettige Degeneration und Kalkablagerung. Wenn er Tuben-Verschluss als sotehes nennt~ so hat dieser wohl nur als Vermittler von Atrophic eine Berechtigung. Was er fiber die direeten i~ussern Veranlassungen (Ohrfeigen~ pRitzliehe Compression der Luft dureh Explosionen, z. B. Abfeuern yon Sehiessgewehren, pl(itzliche Luftverdtinnung~ z. B. bei Tauehern, Keuchhusten, Stran- gulation~ directe mechanische Insulte) sagt~ enthalt nut Bekanntes. Erwlihnenswerth witren nach des Ref: Erfahrung noeh relativ zu intensive Wasser- Injectionen gelegentlieh der Enffernung yon Ce- ruminal-Pfr5pfen gewesen, selbstredend vorausgesetzt~ dass Schmerzen oder intensives Jueken in tier Tiefe des Ohres begleitende Anomalien vermuthen lassen~ ein Pnnkt~ der selbst in den besten Lehrbtieheru nicht nachdrueksvoll genug hervorgehoben wird. Hieran schliesst er als mSgliehe Complicationen Alterationen des mittleren und inneren Ohres; dann folgt eine Aufzithlung der bekannten subjeetiven und ob- jeetiven Symptome der je naeh der Ursaehe versehiedenen Form und des Sitzes der Verletzung. Die demniiehst eriirterten auf die Modi- fication tier H(irschiirfe und die verschiedene Gestaltung des Perfo- rations-Gerliusches beztigliehen Punkte sind vollstiindig und den Be- obaehtungen anderer Autoren conform. Dasselbe gilt yon dem~ was Verf. fiber den Verlauf, resp. die Regeneration~ Vernarbung etc. an- ftihrt. Als bemerkenswerth hebt er noch die yon T o y n b e e und andern bei gleiehzeitiger Verletzung der Chorda tympani beobaehteten Geschmaks-Alterationen hervor. Die Notizen tiber differentielle Oi- agnose, Prognose and Therapie enthalten nur Bekanntes. Einsehliess- lieh der angefiihrten kurzen casuistisehen Belege darf die Arbeit als eine im Wesentlichen vollstiindige bezeichnet werden.

J a c o b y

9.

U e b e r F i s t u l a a u r i s c o n g e n i t a u n d a n d r e M i s s b i l d u n g e n des O h re s .

~'OIl

Dr. •erd. Schmitz. (Inaugural-Dissertation. Halle IS731.

Auf den ersten Seiten finder sich eine kurz gefasste Entwickhlngs- Gesehiehte des Ohres. Angeborne Anomalien desselben werden auf solche per excessum und per defeetum zuriickgeftihrt. Als seltene Missbildnng des iiusseren Ohres ftihrt Verf. zunitchst die Fistula

302 XVIII. Wissensehaftliche Rundsebau.

auris congenita auf~ unter Ansehluss einer entsprechenden Kranken- geschichte und kurzer Erw~hnung yon ein Paar ahnlichen Beobach- tungen S c h w a r t z e ' s , H e u s i n g e r ' s und S c h e d e ' s . BeiErklarung der fraglichen Anomalie schliesst sich Verf. H e u s in g e r an~ welcher dieselben als Residuen der ersten Kiemenspatte auffasst~ wozu sich Letzterer dureh die gleichzeitigen analogen Defecte am Haise noch besonders berechtigt halt. Wegen fehlender Communication der qu. Fisteln mit dem Schlunde bezeichnet er dieselben als unvoll- stiindige iiussere. Ausser der Fistula auris congenita finden sich nach Verf. bisweilen Anomalien der Ohrmuschel~ woftir die ein- schlagigen Beobachtungen W r e d e n ' s und V i r eh o w ' s~ Wi lde ' s~ resp. C a s s e b o h m ' s und B i r k e t t ' s citirt werden~ die im wesent- lichen Missbildungen per excessum darstellen; dann folgt eine Auf- zi~hlung der verschiedenen angebprnen Anomalien des aussern Ohres~ die sieh als Gegensatz der bisher er(irterten auf Verktimmerung der normalen Entwieklung zurUckfUhren lassen 7 demnachst die Erwahnung des ungewShnliehen Sitzes der Ohrmuschel~ anomale Anheftung und Verwachsung derselben mit der Haut unter Anftih- rung tier einschlagigen Beobachtungen G r u b e r ' s und W r e d e n ' s. Hieran schliessen sich die congenitalen Abweichungen des Durch- messers des M. a. ext , bez. die von verschiedenen Beobachtern mit- getheilten vollstiindigen~ oder nut membran(isen Verschliessungen and dle Duplicitat desselben 7 welche letztere auf mangelhaften Schluss einer Kiemenspalte zuriickgeftihrt werden. Als bis jetzt beztiglich des Angeborenseins controverse Anomalie des Trommelfells wird des Rivinischen Loehes Erwahnung gethan. Die nieht selten beob- bachtete mangelhafte Entwieklung des Mittelohrs gleiehzeitig mit der des M. a. ext.~ der Tuba Eust. u. s.w. erkl~trt Verf. aus den auf die ana- tomische Entwicklungsgeschichte beztigliehen, zu Anfange der Arbeit er0rterten Thatsachen und ffihrt als Belege betreffende Mittheilungen V i r c h o w ' s ~ G r u b e r ' s , A l l e n T h o m s o n ' s an. Den Schluss bilden die verschiedenen angehornen Anomalien des Lab y r in t h s unter Hinzuftigung der in der Literatur, soweit sic dem Verf. zu- glingig war~ verzeichneten Beispiele.

J a c o b y .

10.

J o s e f B r e u e r , tiber die Function der Bogengiinge des Ohrlaby- rinthes. Wiener reed. Jahrb. 1874. Heft I.

E r n s t Mach~ Gleichgewiehtssinn des Menschen. Wiener Sitzungs- berichte. 6. ~Novbr. 1873.

E. C y o n, Function der halbcirkelfiirmigen Kanale. Pfl~iger's Archly VIII. S. 306.

Vor einigen Jahren hat G o l t z (Archly ftir Physiologie 1870 S. 172--193. Vergl. dieses Archly B. V. S. 300) auf Grund eigener