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3o. AUGUST 193o EILINISCHE WOCHENSCH sein, die durch die im Blute sich abspielenden Allergenanti- k6rperreaktionen znstande kommt. Genannte Autoren sahen bei einer Anzahl yon F~illen die hiimoklasische Krise regel- m~igig auftreten; besonders stark dann, wenn zur Ausl~sung der hgmoMasischen Krise die sch~idigende Substanz verwendet wurde. Nach der Ansicht dieser Antoren ist die Leukocyten- verteilung allein kein verlgBliches Kriterium, es miissen viel- mehr mehrere Faktoren bestimmt werden, die die kolloidalen Vergndernngen des ]3lutes anzeigen. Nicht alle yon diesen Autoren untersuchten \Verte haben sich nennenswert ver~indert. Am regelmdifiig~ten ~an~ oder stieg die Zahl der l~eukocyten. Infolge der Weigerung mancher unserer Patienten, sich gr6gere Mengen yon Blur abnehmen zu lassen (fiir JKalk allein 2real je 12 ccm), hab6n wir uns auf die Untersuchungen beschr~inkt, die die bei- liegende Tabelle anzeigt. Die Methodik war folgende: a) ]31utgerinnung nach BURKER. b) Blutsenlmngsgeschwindigkeit nach ~]V~STERGREN. C) EiweiB und d) NaC1 nach bekannten chemischen Methoden. Die beiden letzteu ]3estimmungen wurden dankenswerterweise yon Herrn Dr. SolKa ausgefahrt, wghrend bei einem Tell der tibrigen Untersuchungen Herr Dr. BLn~, frilherer I. Assistent der Klinik, mitgewirkt hat. Aus der Tabelle ist zu ersehen, dab in keinem der unter- suchten Fglle nennenswerte Vergnderungen aufgetreten sind. Wir glauben also auf Grund der oben mitgeteilten 12 F~ilte und weiterhin 5 Fiillen yon Ekzem und Dermatitis (die eben- falls negative Resultate zeigten), dab die h~imoklasische Krise kein stgndiges Phgnomen der allergischen Manifestationen ist. Gegen die Auffassung, dab die hgmoMasische Krise als humorale tterdreaktion eine im Blute stattgefundene Allergen- antik6rperreaktion w~ire, erheben sich wichtige Bedenken. Die AntilcOrpe~ sind bei den ~beremp/indllchl~eitsers163 der Haut naeh heutiger Auffassung eelluld~r gebnnden, d.h. sie befinden sich in der Epidermis bzw. in tier Nndothelwand der GeJg/3e, w~hrend das ]glut keine freien Antik6rper enthglt. Die zahlreichen nicht gelungenen passiven Obertragungsver- suche mit ]31utserum bewiesen, dab das Blur im allgemeinen keine oder jedenfalls erst mehrere Wochen nach allergischen Attacken (BI~RS~izq) freie Antik6rper enthMt. Somit kann unseres Eraehtens eine humorale Herdreal~tion nicht start- linden. Zusammen/assung: Bei einer 1Reihe yon vascul~tren l)ber- empfindlichkeitserkrankungen der Haut wurden Cutireak- tionen mit Nahrungsmittelextrakten angestellt. Eine Spezi- fitgt dieser Untersnchungsmethode wird abgelehnt. Die alimentfire Hgmoklasie nach WID~L ist keine st~indige Be- gleiterscheinung der allergisehen Manifestationen. Eine humorale Herdreaktion kann mit 1Riicksicht artf den cellul~iren Sitz der Antik6rper nicht stattfinden. Literatur: BRaCK, Klin. Wschr. I9~ 4, Nr 42 -- Schweiz. reed. V~rschr. Ige 5, Nr 48; I928 , Nr 43. -- GL~SER, Milnch. med. Wschr. 1924, Nr ~I. -- v. GR6~R u. PROaULSK1, Mschr. Kinderheilk. 29 (1925). -- I(X~R~R, Allergische Diathese und allergische Er- krankungen, iViilnchen: J. F, Bergmann 1926. -- KARPLUS, Mschr. Kinderheilk. 38 (1928). -- LEHNER U. R.~JKA, Allergieerscheinungen der Haut. Halle a. S. : Carl Marhold I927. -- MDLLER, Mflnch. rned. ~Vschr. I922, Nr 43. -- NOEO~A~H U. REICHLX, Mschr. Kinder- heilk. 24 (1923). -- ~oo~, Hautfunktionsprfifungen. Jena: Gustav Fischer 1927. -- P~Rtrmz-BROcXL, Arch. f. Dermat. z53 (1927). -- Sc~6ssrEi~, Zbl. Hautkrkh. 27 (~928). -- SToR~ va~ LE~nwE~% Allergisehe Krankheiten. Berlin: Julius Springer I928. - V%:mAL, ABRAMI et B~ISSAUD, Presse m6d. I9eO, Nr I9.- ~V'IERZUCHOVr zit, bei ZINN U. t~ATZ, Biologische Einwirkungen yon der Haut auf den gesunden und tuberkulosen Organismus. Leipzig: Johann Am- brosius Barth 1927. UBER RENALEN DIABETES UND KETONURIE. Von Dr. WILHELM BERG. Aus der Medizinischen Universit~tsklinik Rostock (Direktor: Prof. Dr_H. CURSCHMANN). ~Venn auch vide Autoren den renalen Diabetes nicht, wie E. FRANK, als Krankheit sui generis anerkennen, so wird doch -- trotz der Divergenz der Ansichten in manehen Punkten -- dieses Krankheitsbild yon allen vom Diabetes RIFT. 9. JAHRGANG. Nr. 35 162! meilitus im engeren Sinne abgegrenzt. In I~'bereinstimmnng mit E. FR.a~'K charakterisiert W. FALTA den renalen Diabetes dutch das Auftreten yon Zucker im Harn (niichtern und nach ]3elastung) bei vollkommen normalem Blutzucker. In allen typischen F~llen dieser ,,Erl~rankung" ist die Zueker- ausscheidung unabh~tngig yon der !Cost und der zugefiihrten Kohlehydratmenge und auch durch strenge Digit nicht zu beseitigen. Gegenfiber Kohlehydrat- und Traubenzucker- belastung verhalten sich diese Individuen anch stets wie normale A{enschen; ebenfalls ist die zugefiihrte Insulinmenge gleichgiiltig fiir die H6he der Zuckerausscheidung im tIarn. L. LICHTWITZ faBt seinen verbindenden Standpunkt dahin zusammen, dab es eine renale Glykosurie, eine ~berempfind- lichkeit der Niere Iiir Zucker gibt; daneben nimmt er einen Diabetes innocens an, der in der Nfehrzahl der Fglle, aber durchaus nicht in allen, den renalen Typ der Glykosnrie zeigt und auBerdem noch eine renale Komponente der echten diabetischen St6rung. DaB diese F~ile yon ,,renalem Diabe- tes" oder ,,Glykosuria innocens" relativ selten sind, beweist die Tatsache, dab U~BER bei seinem groBen Diabetiker- material in IO Jahren nur 35 derartige F~ille beobachten konnte. Sie waren alle dutch das Fehlen yon HyperglyMimie gekennzeichnet, wobei UMBER abet vermerkte, dab auch manche hierher geh6rigen F~ille einen erhghten Blutzucker- wertc aufweisen k6nnen. Der h6chste yon ihm selbst ermittelte Blutzuckerwert -- in klinisch lange beobachtelen Pallen -- betrug o,15o %. Von SXLOMOZ,- wurde sogar in einem Falle ein Nfiehternblutzuckerwert yon o, I9I% gefunden. W. FALTA teilte kiirzlich 85 einschlggige F~ille mit, die er unter 2ooo Dia- betesf~illen beobachten konnte. Er fordert vor allem ffir die typischen Fiille eine ,,normale Funktionsbrdte des Insel- organs bei Belastungsproben". Die iibrigen Kriterien, wie Unabh~ngigkeit yon der Kohlehydratzufuhr, Insulinresistenz, mangelnde Progredienz, famili~ires und hereditXres Anftreten, sieht FALTA nicht als stichhaltig an. In der groBen Literatur des renalen Diabetes sind nun FXlle yon Aeidose enor~n selten. Nut GALAMBOS beschreibt einen Fall, der auch noch bei einer Kohlehydratzufuhr yon 75 g t~iglich 6-- 7 g Acetonk6rper ansschied. U~BER sah bei einer Graviden, die an einem Diabetes innocens zu leiden schien, eine unaufhaltsam zum Tode fortschreitende Acidose, die er als Dyszooamylie der Schwangerschaft anffaBte, da in diesem Tall die Leber so gut wie glykogenfrei war. In nnr einem der Faltaschen F~ille ist an einem der Beobaehtungs- rage im Urin eine positive Acetortprobe gefunden worden und x~drd yon ibm auf die Kohlehydratkarenz zurtickgef/ihrt. Wir hatten nun kfirzlich Gelegenheit, einen Fall yon Mcher renalem Diabetes zu beobachten, in dem w~ihrend einer Pneumonie art I1 Beobachtungstagen trotz genfigender Kohlehydratzufuhr reichlich Ketonk6rper ausgeschieden wur- den, die erst verschwanden, als die I@anke entfieberte. Es handelte sich um eine 17 Jahre alte Pat., die wegen einer croupbsen Pneumonie aufgenommen wurde. Sie gab an, dab bei ihr schon im 12. Lebensjahre Zucker festgestellt worden sei und dab sie deswegen wiederholt behandelt wurde. Eine Blutzuckerunter- suchung ist jedoch nie vorgenommen worden. Sie hat lediglich Di~tvorschriften bekommen. Mit Insulin war sie bisher nicht be- handelt worden. Irgendwelche Symptome des echten Diabetes mellitus, wie Polydipsie, Polyphagie, Pruritus, Furunkulose usw. sind nie aafgetreten. Angabeu, oh ghnliche Erkrankungen in der Familie vorgekommen sind, weiB sie nicht zu machen (Pat. ist Volhvaise, der Vater ist im Kriege gefallen, die Mutter frfih an Lungenentzfindung gestorben). 3 Tage vor der Einlieferung in die Klinik war sie pl6tzlich mit Fieber, Schiittelfrost, Erbrechen und Stichen in der rechten Brustseite erkrankt; dabei Husten und ,,rostfarbener" Auswurf. Be]und bei des Au/nahme: i7j~hr. Mgdchen in ausreichendem Ern~hrungszustand. K6rpergewicht 74 Pfund. Dem Alter ent- sprechend entwickelt. Gesicht fieberger6tet. Schleimhaute gut durchblutet. Muskulatur mXt3ig entwickelt, geringes Fettpolster. Keine ffihlbaren Drflsen, keine 0deme, keine Exantheme. Es f~llt sofort bei der Untersuchung deutlicher Acetongeruch auf. Kopf nicht druck- und !dopfempfindlich. Pupillen gleichweit und rund, reagieren prompt auf Licht und bei Konvergenz. ~und und Raehen : Zunge belegt, GebiB defekt. Tonsilten und Raehenhinterwand etwas gerOtet. Sonst o.B. Thorax: m~13ig breit, symmetrisch.

Über Renalen Diabetes und Ketonurie

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Page 1: Über Renalen Diabetes und Ketonurie

3o. AUGUST 1 9 3 o E I L I N I S C H E W O C H E N S C H

sein, die d u r c h die im B l u t e s ich a b s p i e l e n d e n Al l e rgenan t i - k 6 r p e r r e a k t i o n e n z n s t a n d e k o m m t . G e n a n n t e A u t o r e n s a h e n bei e iner A n z a h l yon F~illen die h i imoklas i sche Kr i se regel- m~igig a u f t r e t e n ; be sonde r s s t a r k d a n n , wenn zur Aus l~sung de r h g m o M a s i s c h e n Kr i se die sch~idigende S u b s t a n z v e r w e n d e t wurde . N a c h de r A n s i c h t d ieser A n t o r e n is t die L e u k o c y t e n - v e r t e i l u n g a l le in ke in ver lgBliches K r i t e r i u m , es mi i s sen viel- m e h r m e h r e r e F a k t o r e n b e s t i m m t werden , die die ko l lo ida len V e r g n d e r n n g e n des ]3lutes anzeigen.

Nicht alle yon diesen Autoren untersuchten \Verte haben sich nennenswert ver~indert. Am regelmdifiig~ten ~an~ oder stieg die Zahl der l~eukocyten.

Infolge der Weigerung mancher unserer Pat ienten, sich gr6gere Mengen yon Blur abnehmen zu lassen (fiir JKalk allein 2real je 12 ccm), hab6n wir uns auf die Untersuchungen beschr~inkt, die die bei- liegende Tabelle anzeigt.

Die Methodik war folgende: a) ]31utgerinnung nach BURKER. b) Blutsenlmngsgeschwindigkeit nach ~]V~STERGREN. C) EiweiB und d) NaC1 nach bekannten chemischen Methoden.

Die beiden letzteu ]3estimmungen wurden dankenswerterweise yon Herrn Dr. SolKa ausgefahrt , wghrend bei einem Tell der tibrigen Untersuchungen Herr Dr. BLn~, frilherer I. Assistent der Klinik, mitgewirkt hat .

Aus de r Tabe l le i s t zu ersehen, d a b in k e i n e m der u n t e r - s u c h t e n Fgl le n e n n e n s w e r t e V e r g n d e r u n g e n a u f g e t r e t e n sind. Wi r g l a u b e n also au f G r u n d de r oben m i t g e t e i l t e n 12 F~ilte u n d w e i t e r h i n 5 Fii l len yon E k z e m u n d D e r m a t i t i s (die eben- fal ls n e g a t i v e R e s u l t a t e zeigten) , d a b die h~imoklasische Kr i se ke in s tgnd iges P h g n o m e n de r a l l e rg i schen M a n i f e s t a t i o n e n ist. Gegen die Auf fassung , d a b die h g m o M a s i s c h e Kr i se als humorale t t e r d r e a k t i o n eine i m B l u t e s t a t t g e f u n d e n e Al le rgen- a n t i k 6 r p e r r e a k t i o n w~ire, e r h e b e n s ich wich t ige B e d e n k e n . Die AntilcOrpe~ s ind bei den ~beremp/indllchl~eitsers163 der H a u t n a e h h e u t i g e r A u f f a s s u n g eelluld~r g e b n n d e n , d . h . sie b e f i n d e n s ich in de r Epidermis bzw. in t ier Nndothelwand der GeJg/3e, w ~ h r e n d das ]glut ke ine f re ien A n t i k 6 r p e r en thg l t . Die zah l r e i chen n i c h t ge lungenen pas s iven O b e r t r a g u n g s v e r - suche m i t ]31utserum bewiesen, d a b das B l u r im a l l geme inen ke ine oder j edenfa l l s e r s t m e h r e r e W o c h e n n a c h a l le rg i schen A t t a c k e n ( B I ~ R S ~ i z q ) freie A n t i k 6 r p e r en t hMt . S o m i t k a n n unseres E r a e h t e n s e ine humorale Herdreal~tion nicht s t a r t - l i nden .

Zusammen/assung: Bei e iner 1Reihe yon vascul~tren l ) b e r - e m p f i n d l i c h k e i t s e r k r a n k u n g e n de r H a u t w u r d e n Cu t i r eak - t i o n e n m i t N a h r u n g s m i t t e l e x t r a k t e n anges te l l t . E i n e Spezi- f i tg t dieser U n t e r s n c h u n g s m e t h o d e wi rd abge l ehn t . Die a l imen t f i r e H g m o k l a s i e n a c h WID~L is t ke ine st~indige Be- g l e i t e r s c h e i n u n g der a l l e rg i sehen M a n i f e s t a t i o n e n . E ine h u m o r a l e H e r d r e a k t i o n k a n n m i t 1Riicksicht artf den cellul~iren Si tz de r A n t i k 6 r p e r n i c h t s t a t t f i n d e n .

L i t e r a t u r : BRaCK, Klin. Wschr. I9~ 4, Nr 42 -- Schweiz. reed. V~rschr. Ige 5, Nr 48; I928 , Nr 43. -- GL~SER, Milnch. med. Wschr. 1924, Nr ~I. -- v. GR6~R u. PROaULSK1, Mschr. Kinderheilk. 29 (1925). -- I ( X ~ R ~ R , Allergische Diathese und allergische Er- krankungen, iViilnchen: J. F, Bergmann 1926. - - KARPLUS, Mschr. Kinderheilk. 38 (1928). -- LEHNER U. R.~JKA, Allergieerscheinungen der Haut . Halle a. S. : Carl Marhold I927. -- MDLLER, Mflnch. rned. ~Vschr. I922, Nr 43. -- N O E O ~ A ~ H U. REICHLX, Mschr. Kinder- heilk. 24 (1923). -- ~ o o ~ , Hautfunktionsprfifungen. Jena: Gustav Fischer 1927. -- P~Rtrmz-BROcXL, Arch. f. Dermat. z53 (1927). -- Sc~6ssrEi~ , Zbl. Hautkrkh . 27 (~928). -- SToR~ va~ LE~nwE~% Allergisehe Krankheiten. Berlin: Julius Springer I928. - V%:mAL, ABRAMI et B~ISSAUD, Presse m6d. I9eO, Nr I 9 . - ~V'IERZUCHOVr zit, bei ZINN U. t~ATZ, Biologische Einwirkungen yon der Hau t auf den gesunden und tuberkulosen Organismus. Leipzig: Johann Am- brosius Bar th 1927.

UBER RENALEN DIABETES UND KETONURIE. V o n

Dr . WILHELM BERG. Aus der Medizinischen Universit~tsklinik Rostock

(Direktor: Prof. Dr_H. CURSCHMANN).

~Venn a u c h v i d e A u t o r e n den r e n a l e n D iabe t e s n ich t , wie E. FRANK, als K r a n k h e i t sui generis a n e r k e n n e n , so wi rd doch - - t r o t z de r D i v e r g e n z de r A n s i c h t e n in m a n e h e n P u n k t e n -- dieses K r a n k h e i t s b i l d yon a l len v o m D i a b e t e s

R I F T . 9. J A H R G A N G . N r . 35 162!

mei l i tus im engeren S inne abgegrenz t . In I~ 'be re ins t immnng m i t E. FR.a~'K c h a r a k t e r i s i e r t W. FALTA den r ena l en D i a b e t e s d u t c h das A u f t r e t e n yon Zucke r i m H a r n (n i i ch te rn u n d n a c h ]3elastung) bei v o l l k o m m e n n o r m a l e m Blu t zucke r . I n a l len t y p i s c h e n F~l len dieser , ,E r l~ rankung" is t die Zueker - a u s s c h e i d u n g unabh~tngig yon de r !Cost u n d de r zuge f i ih r t en K o h l e h y d r a t m e n g e u n d a u c h d u r c h s t r enge Digit n i c h t zu bese i t igen . Gegenf iber K o h l e h y d r a t - u n d T r a u b e n z u c k e r - b e l a s t u n g v e r h a l t e n sich diese I n d i v i d u e n a n c h s t e t s wie n o r m a l e A{enschen; ebenfa l l s i s t die zugef i ih r te I n s u l i n m e n g e gleichgi i l t ig fiir die H 6 h e de r Z u c k e r a u s s c h e i d u n g i m t I a r n . L. LICHTWITZ faBt se inen v e r b i n d e n d e n S t a n d p u n k t d a h i n z u s a m m e n , d a b es eine r ena le Glykosur ie , eine ~ b e r e m p f i n d - l i chke i t de r Niere Iiir Zucke r g ib t ; d a n e b e n n i m m t er e inen D i a b e t e s i nnocens an, der in de r Nfehrzahl de r Fglle, a b e r d u r c h a u s n i c h t in allen, den r e n a l e n Typ der G lykosnr i e zeigt u n d a u B e r d e m n o c h eine r ena le K o m p o n e n t e de r e c h t e n d i a b e t i s c h e n S t6 rung . DaB diese F~ile yon , , r e n a l e m Diabe- t e s " oder , ,Glykosur ia i n n o c e n s " r e l a t i v se l ten sind, bewei s t die Ta t sache , d a b U~BER bei se inem groBen D i a b e t i k e r - m a t e r i a l in IO J a h r e n n u r 35 de ra r t i ge F~ille b e o b a c h t e n konn te . Sie w a r e n alle d u t c h das F e h l e n yon H y p e r g l y M i m i e gekennze ichne t , wobei UMBER a b e t v e r m e r k t e , d a b a u c h m a n c h e h i e r h e r geh6r igen F~ille e inen e r h g h t e n B l u t z u c k e r - wertc aufweisen k6nnen . Der h 6 c h s t e yon i h m se lbs t e r m i t t e l t e B l u t z u c k e r w e r t - - in k l in i sch l ange b e o b a c h t e l e n Pa l l en - - b e t r u g o,15o %. Von SXLOMOZ,- wurde sogar in e inem Fa l le ein N f i e h t e r n b l u t z u c k e r w e r t yon o, I 9 I % gefunden . W. FALTA te i l te ki i rz l ich 85 einschlggige F~ille mit , die er u n t e r 2ooo Dia- betesf~illen b e o b a c h t e n konn te . E r f o r d e r t vo r a l l em ffir die t y p i s c h e n Fiille eine , ,normale F u n k t i o n s b r d t e des Inse l - o rgans bei B e l a s t u n g s p r o b e n " . Die i ibr igen Kr i t e r i en , wie U n a b h ~ n g i g k e i t yon der K o h l e h y d r a t z u f u h r , Insu l in res i s t enz , m a n g e l n d e Progred ienz , famili~ires u n d heredi tXres A n f t r e t e n , s ieh t FALTA n i c h t als s t i chha l t i g an.

I n de r groBen L i t e r a t u r des r ena l en D iabe t e s s ind n u n FXlle yon Aeidose enor~n selten. N u t GALAMBOS b e s c h r e i b t e inen Fall , der a u c h n o c h bei e iner K o h l e h y d r a t z u f u h r yon 75 g t~iglich 6 - - 7 g A c e t o n k 6 r p e r ansschied . U~BER sah bei e iner Grav iden , die a n e inem Diabe t e s i nnocens zu le iden schien, eine u n a u f h a l t s a m z u m Tode f o r t s c h r e i t e n d e Acidose, die er als Dyszooamyl i e de r S c h w a n g e r s c h a f t anffaBte , da in d iesem Tal l die L e b e r so gu t wie g lykogenfre i war . I n n n r e inem der F a l t a s c h e n F~ille i s t a n e inem der B e o b a e h t u n g s - rage im U r i n eine pos i t ive Ace tor tp robe ge funden w o r d e n u n d x~drd yon i b m auf die K o h l e h y d r a t k a r e n z zur t ickgef / ihr t .

Wi r h a t t e n n u n kfirzl ich Gelegenhei t , e inen Fa l l yon Mcher r e n a l e m D i a b e t e s zu b e o b a c h t e n , in d e m w~ihrend e iner P n e u m o n i e art I1 B e o b a c h t u n g s t a g e n t r o t z genf igender K o h l e h y d r a t z u f u h r re ich l ich K e t o n k 6 r p e r ausgesch ieden wur - den, die e r s t v e r s c h w a n d e n , als die I @ a n k e en t f i eber te .

Es handel te sich um eine 17 Jahre alte Pat., die wegen einer croupbsen Pneumonie aufgenommen wurde. Sie gab an, dab bei ihr schon im 12. Lebensjahre Zucker festgestellt worden sei und dab sie deswegen wiederholt behandel t wurde. Eine Blutzuckerunter- suchung ist jedoch nie vorgenommen worden. Sie ha t lediglich Di~tvorschriften bekommen. Mit Insulin war sie bisher nicht be- handel t worden. Irgendwelche Symptome des echten Diabetes mellitus, wie Polydipsie, Polyphagie, Pruritus, Furunkulose usw. sind nie aafgetreten. Angabeu, oh ghnliche Erkrankungen in der Familie vorgekommen sind, weiB sie nicht zu machen (Pat. ist Volhvaise, der Vater ist im Kriege gefallen, die Mutter frfih an Lungenentzf indung gestorben). 3 Tage vor der Einlieferung in die Klinik war sie pl6tzlich mit Fieber, Schiittelfrost, Erbrechen und Stichen in der rechten Brustseite e rkrankt ; dabei Husten und ,,rostfarbener" Auswurf.

Be]und bei des Au/nahme: i7j~hr. Mgdchen in ausreichendem Ern~hrungszustand. K6rpergewicht 74 Pfund. Dem Alter ent- sprechend entwickelt. Gesicht fieberger6tet. Schleimhaute gut durchblutet . Muskulatur mXt3ig entwickelt, geringes Fettpolster. Keine ffihlbaren Drflsen, keine 0deme, keine Exantheme. Es f~llt sofort bei der Untersuchung deutlicher Acetongeruch auf. Kopf nicht druck- und !dopfempfindlich. Pupillen gleichweit und rund, reagieren prompt auf Licht und bei Konvergenz. ~ u n d und Raehen : Zunge belegt, GebiB defekt. Tonsilten und Raehenhinterwand etwas gerOtet. Sonst o .B. Thorax: m~13ig breit, symmetrisch.

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1622 H L I N I S C H E " W O C H E N S C H R I F T . 9. J A H R G A N G . Nr . 35

Rechte Brustseite bleibs bei der Atmung zur~ck. Uber dem rechten Unterlappen massive Dgmpfung mit vers tgrktem St immtremitus; ]autes Bronchialatmen. l~'ber der t~brigen Lunge voller KlopfschaI1 und Vesicnlgratmen. Diffus einige mittelblasige Rasselgergusche. Abdomen in Thoraxniveau. Leber und Milz nieht nachweisbar vergr6Ber t . Bauehdecken, besonders im rechten Oberbauch, ge- spannt, geringe Drucksehmerzhaftigkeit in der Gegend der Vesica fellea. Ke ine pathologischen Resistenzen. Ext remi ta ten o. t3. Nervensystem: Sensorium frei. Keine Sensibilitats- und Motilitgts- st6rungen, mirnnerven intakt . Physiologische Reflexe regelrecht ausl6sbar. Keine pathologischen Ph~nomene. Urinstatus (bei der Aufnahme): Spez. Gew. io22. Reaktion: sauer. Alb. (+) . ~gaceh.: + + +, Polarisation 2,2%, Aceton + +, Aeetessigsiiure + +, Urobilinogen + , Urob i l i n - - , ]3i l i rubin-- , I n d i c a n - - , D iazo- - . Sediment: vereinzelt Leukoeyten und Epi.thelien. Blutzucker: O,ll %. Senkungsgeschwindigkeit der Ery throeyten 3o ram. WaR. im Blute negativ. Bluts ta tus : Hgmoglobin 7 8%, Erythrocyten 3,96 Mill., Leukocyten 16 800, Segmentk. 55 %, Stabk. 12 %, Lympho. 28 %, Eos. 2 %, Mono. 2 %, Mastz. 1%. -- Sputum: Pneumokokken + , Tbc. -- . R6ntgenaufnahme der Lunge: Lobare Pneumonie des rechten Unterlappens.

Auf G r u n d des A u f n a h m e b e f u n d e s d a c h t e n w i t z u n g c h s t a n e inen D i a b e t e s mel l i tus m i t e iner f r i schen c roup6sen P n e u m o n i e , zuma l die P a t i e n t i n schon sei t 5 J a h r e n wegen , ,Zncke rk rmakhe i t " b e h a n d e l t wurde u n d in dieser Zei t s ich u ln so m e h r a n die vo rgesch r i ebene Di~ t geha l t en h a t t e , als sie in e inem K i n d e r h e i m u n t e r g e b r a c h t w a r u n d so st~tndig u n t e r s t r enge r Aufs i ch t s t and . D e r e r m i t t e l t e n iedr ige B l u t z u c k e r w e r t s p r a c h n i c h t n n b e d i n g t gegen e inen D i a b e t e s mel l i tus , d a a n d e r e A u t o r e n u n d wi t bei h o e h f i e b e r h a f t e n E r k r a n k u n g e n w i e d e r h o l t vo r f i be r gehende S e n k u n g e n des B lu tzuekersp iege l s yon P a n k r e a s d i a b e t i k e r n gesehen h a b e n , die f a s t n o r m a l e W e r t e e r re ich ten . I n s b e s o n d e r e schien die e rheb l iche K e t o n u r i e ftir e c h t e n D i a b e t e s mel l i tus zu sprechen . D e m e n t s p r e c h e n d b e h a n d e l t e n w i t das M~dchen m i t de r f ib l ichen Zuckerd i f i t u n d Insu l in . Die P n e n m o n i e des r e c h t e n U n t e r l a p p e n s n a h m e inen e twas p r o t r a h i e r t e n Ver lau f ; e r s t a m 15. K r a n k h e i t s t a g wurde die P a t i e n t i n -- t r o t z So lvoch in u n d O p t o c h i n u m b a s i c u m -- v611ig f ieberfrei . Be i s t r enge r D i~ t n n d s te igender In su l inmenge , bis zu 9o E i n h e i t e n p ro die, wurde wMarend der F i ebe rze i t s t~nd ig Z u c k e r im H a r n aus- geschieden, u n d zwar I, 8 - 3,3 % bei e iner G e s a m t a u s s c h e i d u n g yon 2 5 , 3 - - 5 4 , o g pro die; dabe i w u r d e n a n al len T a g e n K e t o n k 6 r p e r nachgewiesen . E r s t n a c h d e m die P a t i e n t i n v611ig en t f ieber te , v e r s c h w a n d e n A c e t o n u n d Acetess igsgure aus d e m H a m (s. fo lgende Tabel le I) .

Es fiel n u n auf, d a b a u c h n a c h A b h e f l n n g de r P n e u m o n i e de r ]31utzuckerspiegel u n v e r ~ n d e r t n iedr ig bl ieb, u n d vo r

Tabelle 1.

Blut- Datum zucker

%

Urin- i Zucker- ;ausschei-

zucker I dung

% g

2,3 25,3 3,0 27,0 1,8 25,2 2,1 37,8 2,5 5o,5 ~,8 54,0 2,5 47,5 2,4 3I , - 3,3 49,5 3,4 51, ~ 3,I 55,8 2,6 39,0 3,I 52,7 3,6 43,2 2,8 30,8 2,9 4o,6 3,I 34, I 4,3 64,5 4,3 55,9 4,9 58,5 4,0 40,0 5,3 58,3 2,7 2,8 2,2

Kohle- Calorien hydrat

g pro kg

58,4 19,2 35,5 20,6 34,2 21,9 72,841 39,3 64,I41 38,2 50,84[ 35,1 58,14] 28,7 48,541 25,8 94,74 55,9 88,7 ] 55,4

lOO,4[ 57,0 1~ i 57'6 lO5,2 I 69,I 1~176 i 73,2

87,71 67,9 123, 3 [ 81,6 144 ,2 ] 88,7 175'5 I 89,7 I75'I / 67'5 195,9 [ 84,5 216,I I 82,7 277,9 ~, 97,3

Acet- Insulin Aceton essig

Einheit.

~ - + + + 20

' ( ) 75 + 75

( ) ~ - 7 5 (+) (~) 90

90 ( ~ ) ] + 90

90 (+) 90

9 ~

55

i

2. I. i 0, II 3 .1- I - -

5. I. !I o,~I 6. I. 7.1. 8. I. !I 91

�9 II O,ll lO. I. l! 12. I. i ; 3 1 o,,o5

4- �9 i 15"1" I 16.1. [o, 17.1. i] I9. I. !! 20.1. ! 2 I . I . Ii 22. I. /l~ ,5 2 3 1 II 24. I. 26. I . lit 27. I. i i o , l l 24 . I I . [1~176 3o.111. ii 0,095 ~. IV. II 0,095

3o. AUGUST ~93o

allem, d a b die ausgesch iedene G e s a m t z u c k e r m e n g e v611ig u n a b h g n g i g yon der K o h l e h y d r a t z u f u h r u n d de r In su l i n - m e n g e war . Es wurde scblieBlich eine gemisch te K o s t m i i 272,9 g K o h l e h y d r a t p ro die gegeben, dabe i w u r d e n n u t 58,3 g Zueke r ausgesch ieden gegenf iber e twa 5 ~ g G e s a m t - zucke raus sehe idung bei s t r enge r Digit + 9o E i n h e i t e n In su l i n tggl ich. Der N f i c h t e r n b l n t z u c k e r w e r t f ibers t ieg dabe i n i c h t O, l t %. A u c h n a c h de r E n t l a s s u n g aus der Kl in ik f a n d e n sich bei d e n N a c h u n t e r s n c h n n g e n B l u t z u c k e r w e r t e yon o,o95--O, lO 5 g%, obwohl die P a t i e n t i n ke ine Difit e inhiel t . Der H a r n z u c k e r , d e r G e s a m t t a g e s m e n g e e n t n o m m e n , s c h w a n k t e dabe i s tgnd ig zwischen 2 , 7 - - 2 , 8 % . t ~ e t o n k g r p e r w u r d e n h ie wieder im U r i n nachgewiesen .

Die v o r g e n o m m e n e Belastungsprobe mit 50,0 Dextrose e rgab e inen vSllig n o r m a l e n A b l a u t de r 131utzuckerkurve:

Tabelle 2.

Blutzucker Urinmenge j Harnzucker Zeit g % ccm : %

Gesamtzuck~r im Ham

g

!1 i Nflchtern . . . . . 0,095 I -- ] --

5 ~ g Dextrose in 5oo H20. Nach loMin . . . . ii o, I2 -- I -- - -

i i 3,6 lO,8 ,, 20 ,, o, I55 3 ~ i ~ 270 1,3 3,5

3060 I ~ 5 ~ 3,8 1,9 ,, I2o o, i2 7 ~ 4,I 2,9

Mittagessen mit 47,0 Kohlehydrat . Nach 3 Stunden . . I[ o,138 95 4,3

,, 5 . . . . I[ o,163 lO5 4,3 ,, 7 ,, . . ! o,122 60 5,6 ,, 9 ,, O, I 2 5 - -

Gesamt : 31,I

4, I

4,5 3,4

Auf G r u n d der l angen B e o b a c h t n n g s z e i t k a n n m a n dem- n a c h m i t S i che rhe i t sagen, dab es sich u m e inen t y p i s c h e n Fa l l yon Diabetes renalis hande l t , bei dem es im Verlau/einer croup6sen Pneumonie zu e iner sich i~ber ldngere Zeit erstreelcen- den Ketonurie g e k o m m e n ist. Diese K e t o n u r i e i s t abe r n i c h t m i t e iner , , K o h l e h y d r a t k a r e n z " zu erklfiren. D e n n in W i r k l i c h k e i t h a t die Ke togenese n n d K e t o n u r i e m i t de r V e r b r e n n u n g der K o h l e h y d r a t e n i c h t s zn t u n (LICHTWlTZ). N i c h t die K o h l e h y d r a t v e r b r e n n u n g is t es, die die B i l d u n g v o n K e t o n k 6 r p e r n regelt , s onde rn die Glykogenf t i l lung der Leber . Dies bewei s t vo r a l le ln s u c h der be re i t s e rw~hn te , yon U~BER b e o b a e h t e t e Fa l l yon Dyszooamyl ie , bei d e m es t r o t z sehr gu te r K o h l e h y d r a t t o l e r a n z u n d ger inger Acidose zu e inem t6dl ict l e n d e n d e n Korea kam. (Die O b d u k t i o n er- wies d a n n die guBers te G l y k o g e n a r m u t der Leber . )

Die K e t o n k 6 r p e r a n sich s ind n u n P r o d u k t e des n o r m a l e n Stoffwechsels , u n d insofe rn b e d e u t e t die K e t o n k 6 r p e r b i l d u n g ke inen A b w e g des Stoffwechsels , s o n d e r n ein Zuvie l infolge de r H 6 h e der F e t t z e r s e t z u n g u n d infolge der d u t c h die G l y k o g e n a r m u t der Lebe r a u f g e h o b e n e n oder ge schwgch ten F ~ h i g k e i t we i t e re r S y n t h e s e n . Es I~ll t n u n in u n s e r e m oben b e s e h r i e b e n e n Fa l l auf, dab nut w ~ h r e n d de r p n e u m o n i s e h e n F i e b e r p e r i o d e K e t o n k 6 r p e r ausgesch ieden wurden . Gleich- zei t ig l a n d s ich bei B e g i n n der a k u t e n E r k r a n k u n g ein D r n c k - s chmerz im r e c h t e n O b e r b a u e h u n d Urob i l i nogen im H a r m Es bes t f inde also die M6gl ichkei t , d a b sich ge legent l ich de r P n e u m o n i e i m r e c h t e n U n t e r l a p p e n v ie l le ich t n e b e n de r sons t schon b e s t e h e n d e n G l y k o g e n v e r m i n d e r u n g im F i e b e r a u c h eine tox i sche Sch~d igung der Lebe r abgesp ie l t h a t u n d d a b es h i e r d u r c h zu e iner we i t e r en G l y k o g e n v e r a r l n u n g dieses Organs k a m u n d so zur B i l d u n g yon K e t o n k 6 r p e r n . DaB es sich in u n s e r e m Fal l u m eine H u n g e r a c i d o s e g e h a n d e l t ha t , i s t n i c h t a n z u n e h m e n , da E r b r e c h e n feh l te u n d die N a h r u n g s - z u f u h r s te t s a u s r e i c b e n d wa r u n d a u e h wS.hrend der F i ebe r - pe r iode noch 19 - -25 Calor ien pro K i l o g r a m m K 6 r p e r g e w i c h t be t rug .

L i t e r a t u r : FALTA, Vr Arch. inn. Med. 18 (1929). -- LlCHT- WlTZ, Diabetes mellitus in Bergmann-Staehelin, Handbuch der

Page 3: Über Renalen Diabetes und Ketonurie

3 ~ . AUGUST 193o K L I N I S C H E W O C H E N S C H I ~ I F T . 9- J A H R G A N G . Mr. 35 I 6 2 3

inneren Medizin 4, T1. I (I9~-6). -- UMBER, Ern~hrung nod Sto/f- wechselkrankheiten. Berlin: Urban & Schwarzenberg 1925. -- UMBER U, ROSGNBERG, Klin. Wschr. I925, Nr 13 -- Mi'mch. meal. Wschr. 1927, Nr I, 28. -- GALAMBOS, Dtsch. reed. Wsehr. 1914, !3oI. -- v. NOORDEN, Die Znckerkrankhei t 1927.

Z U R FRAGE DES ANTAGONISMUS ZWISCHEN

ADRENALIN UND INSULIN. Versuche an nebennierenlosen Hunden.

W o n

R. CARLO. Aus der Medizinisehen und Nervenklinik der Universitgt Wtirzburg

(Direktor: ProL Dr. E. GRAFEL

E i n A n t a g o n i s m u s zwischen A d r e n a l i n u n d In su l i n in bezug auf die B l u t z u c k e r r e g u l a t i o n wi rd be sonde r s yon F A L T A , d a n n a u c h yon U~B~R u n d TREND]3LENBUI~G w a ~ r -

sche in l ich gemach t . E r w ~ h n t sei n u r die I n s u l i n f i b e r e m p f i n d - l i chke i t be/ F~l len yon Nebenn ie r en in su f f i z i enz (~ 'ALTA) .

N a c h den A r b e i t e n yon GR.~FE u n d MEYTHALER is t j e d d c h a u c h de r B l u t z u c k e r se lbs t als das a d e q u a t e H o r m o n der I n s n l i n s e k r e t i o n anzusehen , d. h. die H 6 h e des B l u t z n c k e r s r egu l i e r t unabhSmgig yon a n d e r e n F a k t o r e n a u c h die Menge de r I n s u l i n s e k r e t i o n , GRAFE u n d Ma~YTI-IALER f / i h r t en diesen Nachwe i s d a d n r c h , d a b sie H u n d e n h o c h p r o z e n t i g e T r a u b e n - zucke r l6 sungen in die A r t e r i a p a n c r e a t i c o - d u o d e n a l i s in- j i z i e r t en n n d h i e rbe i n i c h t n u t ke inen Ans t ieg , s o n d e r n e inen Abfa l l des B l u t z u c k e r s b e o b a c h t e n k o n n t e n . Die M6glieh- ke i ten , d a b die L a p a r o t o m i e a n sich oder a n d e r e m e c h a n i s c h e Ur sachen , wie das A r b e i t e n a n den in F r a g e k o m m e n d e n Gef~t3en, als U r s a c h e de r v e r m e h r t e n I n s u l i n s e k r e t i o n in B e t r a c h t k a m e n , w u r d e n d u r c h e n t s p r e c h e n d e K o n t r o l l - v e r s u c h e ausgesehlossen. A u c h die I n j e k t i o n a n s ich k o n n t e als U r s a e h e n i c h t in F r a g e k o m m e n , da eine I n j e k t i o n yon R i n g e r l 6 s u n g u n t e r d e n s e t b e n B e d i n g u n g e n n i c h t d iesen g le ichen Einf luB au f den B l u t z u e k e r h a t t e .

M a n k 6 n n t e j e d o e h e inwenden , d a b dieser Abfa l l de r K u r v e n i c h t d u t c h e ine v e r m e h r t e I n s n l i n s e k r e t i o n a l le in b e d i n g t sei, s o n d e r n d a b a u c h eine V e r ~ n d e r u n g de r A d r e n a l i n - a b g a b e h ie rbe i eine Rol le spiele. E i n e V e r m i n d e r u n g des A d r e n a l i n a b f l u s s e s lnfiBte a n s ich a u e h zu e iner S e n k u n g des B l u t z u c k e r s ff ihren. W e n n m a n m i t POLLAK a n n i m m t , d a b der B lu t zucke r sp i ege l se lbs t die Nolle eines r egu l i e r enden M o m e n t e s spielt , so w a r n i e h t auszuschl ieBen, d a b eine Er - h 6 h u n g dieses B lu t zucke r sp i ege l s d u t c h Z u f u h r g r o f e r T r a u b e n z u c k e r m e n g e n auct l zu e iner V e r m i n d e r u n g de r A d r e n a l i n p r o d u k t i o n f f ihren konn t e .

W i r h a b e n d a h e r in de r vo r l i egenden A r b e i t v e r s u c h t , diese Einw/~nde auszuschl ieBen, i n d e m wir yon v o r n h e r e i n jede A d r e n a l i n w i r k u n g a u s s c h a l t e t e n . T r a t d a n n a u c h eine S e n k u n g des B l u t z u c k e r s n a c h de r I n j e k t i o n y o n T r a u b e n - zucke r l6 sungen in die Ar t . p.-d. ein, d a n n w a r de r Beweis e r b r a c h t , d a b wi r ld ich de r T r a u b e n z u c k e r das adXqua te H o r m o n de r I n s u l i n s e k r e t i o n i s t u n d eine v e r a n d e r t e A d r e n a - l i h sek re t i on h i e rbe i n i e h t in F r a g e k o m m t .

Im atlgemeinen wurde die Versuchsanordnung der obengenannten Autoren bei nnseren Versuchen beibehalten. Nut wurde vorher in einzeitiger Operation eine Ent fe rnung bzw. Ausschaltung beider Nebennieren vorgenommen. Hierbei erwies es sich als ratsam, eine Laparo~omie anzuwenden, da diese ffir die sp~ter Iolgenden Injekt ionen doch notwendig war. Allerdings ist das Arbeiten selbst unter diesen Bedingungen sehwieriger Ms bei einer Operation vom Rficken her. Durch Eingehen in die Tiefe nach einern Schni t t in der Medianlinie unter s tumpfem Beiseitedrangen der Bauchorgane gelingt es, nach einiger ~3bung unter strenger Vermeidung yon 131u- tungen die ~nter dem Peritonet~m we~B hindurchscheinenden Neben- nieren herauszupr~parieren.

An diese Operation wurde in derselben Sitzung etwa nach einer halbert Stunde, d. h. sobald ein deutlicher Abfall der Blutzucker- kurve zu ersehen war, die Injekt ion yon hochprozentigen Tranben- zuekerl6sungen ill die Arter ia pancreatico-dnodenalis angeschtossen. Benutz t wurde hierbei die Trendelenburgsche Tropfmethode, um

in der Zeiteinheit stets genau die gleiche Menge Flfissigkeit inji- zieren zu k0nnen. u wXhrend and nach der Operation wurde der ]31utzucker nach der Methode yon HAGXDORI~-JEi~S:~N kontrolIiert. Die Blu ten tnahme erfolgte aus der Ohrvene mittels BlXttehen. Es wurde im allgemeinen nflchtern vor Beginn der Operation einmal, dann nach der Morphiuminjektion und wieder nach Beginn der Narkose je ein ~u entnommen. Dann erfolgten die Blu ten tnahmen tort laufend in Abst~nden yon IO Minuten bis zum Beginn der Injek- tion, wXhrend und noch eine l~ngere Zeit nach der Iniekt ion wurde in Abst~Lnden yon nur 2 Minuten entnommen. Ant diese Weise war es mOglich, auch feinere Schwankungen der Blutzuckerknrve zu erfassen.

Als Versuchstiere dienten Hunde, da diese our sehr selten akzessorische Nebennieren haben nod deshalb besonders geeignet erscheinen. 6 Tiere wurden zu Vorversuchen verwendet, in welchen nur die Wirkung der Ausschaltung der Nebennierenwirkung -- sei es durch Ent fernung oder nur durch Unterbindnng aller Nebennieren- gef~Be -- ant den Blntzucker nn te r snch t wurde. Bei 17 Tieren wurde im AnschluI3 an die Nebennierenexstirpation die Injekt ion von Traubenzuckerl6sungen in den welter unten angegebenen Konzentrat ionen in die Art. p.-d. angeschlossen. Zum Vergleich wurde bei 2 Tieren die ~r i rkung der gleichen In]ektion in periphere Arterien naeh Nebennierenexstirpation geprfift. Aul3erdem wurde noch an je einem Tier die ~u einer Adrenalin- bzw. Ringer- l~Ssunginjektion in die Art. p.-d. beobachtet .

SXmtliche Tiere gingen an den Folgen der Operation ein, meist nach Ablaut yon 8--1o Stunden, sp~testens abet nach 3 Tagen -- bei Unterb indung der Nebennierengefgl?e. Nach dem Exitus wurden alle Tiere seziert, um ZwischenfMle oder Anomalien sicher

130 IZO

110

100

90

80

70

80

50 I i I I i H'-~r I 1 i l P ItVloNalO 20 30 ~0 50 gO 70 80 80 100

Kurve L Hand 25~ ~7 kg. Operation am 5. VIII. 1929. Exstirpation beider Neben- nieren, danaeh Injektion von S g Glykose in 5 ecru Aq. dear. in die Arteria femoralis. Nx I. und r. = Exstirpation der linken nod rechten Nebenniere. d = Injektion (Exitus 5 Stunden nach Beendigung der Operation). Nfiehtemblntzueker 8r mg%. &;= Nfichtemwert. 31Io = Morphiumwert. _hT~ = Narkosewert. Auf alien t<urven sind die Blutzuekerwerte in mg~o auf dcr Ordinate, die Zeit in Minuten auf der Abszisse

angegeben.

ausschliel3en zu k6nnen. Einen Tod dutch Verblutung haben wir nu t imal beobachtet . Die hierbei erhal tenen Versnchswerte haben wir jedoch yon unserer Beurtei lung ausgeschlossen.

Im allgemeinen wurde je 5 ccm einer 6oproz. Traubenzucker- 16sung in Aqua dest. injiziert. Versuche mit 2oproz. nnd Ioproz. L6sungen ergaben vollkommen gleichsinnige Resultate.

Auf die W i e d e r g a b e dieser Ve r suche g l auben wir d a h e r v e r z i c h t e n zu dfirfen. Das gleiche gi l t f i ir die K o n t r o l l - versuche , welche das V e r h a l t e n des B l u t z u c k e r s a l le in n a c h A u s s c h a l t u n g de r N e b e n n i e r e n w i r k u n g ber f icks ich t igen . Die h i e rbe i e r h a l t e n e n Ergebn i s se s t i m m e n m i t den a l lgemein be- k a n n t e n fiberein.

Z u e r s t geben wir e inen V e r s u c h wieder , in we l chem die W i r k u n g e iner 6oproz . T r a u b e n z u c k e r l 6 s u n g bei I n j e k t i o n in die A r t e r i a Iemora l i s - - also pe r iphe re A r t e r i e n - - u n t e r - s u c h t wurde . Es I a n d sieh hierbei , wie aus de r e r s t en t<urve e r s i ch t l i ch ist, ein wesen t l i che r A n s t i e g de r B l u t z u c k e r w e r t e zum-Te i l we l t f iber den A u s g a n g s w e r t h inaus . Al le rd ings ge- l ing t es n i c h t ffir l~ngere Zeif, wie bei n o r m a l e n Tieren, den B l u t z u c k e r au f de r H 6 h e zu e rha l t en . Die U r s a c h e i s t wohl in d e m F e h l e n de r A d r e n a l i n p r o d u k t i o n zu s u c h e n ( K u r v e I) .

I n de r t t a u p t r e i h e unse r e r Ve r suche wurde d a n n die oben be sch r i ebene I n j e k t i o n im Ansch luB a n die N e b e n n i e r e n - e n t f e r n u n g v o r g e n o m m e n . Aus der R e i h e u n s e r e r V e r s u c h e geben wir n u r e inen V e r s u c h als Beleg ( K n r v e 2). Es zeigt s ieh hier , d a b es n i c h t gel ingt , d u t c h eine I n j e k t i o n groBer T r a u b e n z u c k e r m e n g e n a u c h n u r ftir k u r z e Ze i t e inen wesen t - l i chen A n s t i e g des B l u t z u c k e r s he rbe i zu f f ih r en oder den A b - fal l wen igs t ens einige Ze i t a u f z u h a l t e n .