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506 KLINISCHE WOCI-IENSCH Beobachtung einer StSrung der Sauerstoffdiffusion durch die Capillarwand bei Ziist/inden voli schwerer kardialer Stauulig, die durch Vergleich der Sauerstoffspanliung im Gewebe mit der des arteriellen und ven6sen Blutes nachge- wiesen wurde, spricht in gleichem Sinne. Das wesentliche Moment bei der Erschwerulig und Behinderung der Sauerstoff- passage w/ire demnach in solchen F~illen in dem durch die Verdickung der Grenzschicht und durch die erh6hte ,,Distan- ziernng" herbeigeffihrten Diffusionshindernis gelegen (EP- PING,R). Es ist ohne weiteres begreiflich, dab eine solche pathologische Ver/iliderung des Substrates der Capillarwand sich postmortal dem Nachweis ant morphologischem Wege oft entziehen kann. Uiisere eigelieli Untersuchungen, die nach alien Richtungeli hin mit den verschiedelisten Capillargiften und Capillar- sch/idigungeli anderer Art durchgefiihrt wurden, zeigten jedoch eindeutig, dab die Bloclcierung der Sauersto]]abgabe in den Capillaren dutch Behinderung der Sauersto]fdi]]usion ein generelles Symptom der sehweren Capillarsehadigung bildet. Dieser letztere Vorgang stellt somit ein Ph~nomen yon all- gemein-physiologischer Bedeutung dar, indem schwere Ca- pillarsch~digungen -- mSgeli sie durch die verschiedensten Gifte oder durch physikalische Einwirknngen, durch Sauer- stoffmangel oder andere Sch/idigungen zustande kommen -- wenn sie eine gewisse IIItensit/it erreicht haben ganz all- gemein in der Behinderung oder vollst~indigen Blockierling der Sauerstoffpassage zum Ausdruek kommen. Letztere bildet somit sozusagen ganz allgemein den Indicator Ifir jede Art yon schwerer Capillarsch/idigung. Auch Sperre der arteriellen Blutzufuhr und die arterielle Isch~mie fiihreli, wenn die Drosse- lung der arteriellen Blntzuflihr entsprechend intensiv ist und gen/igend lange anh/ilt -- infolge Sauerstoffmangel --, zu einer Capillarsch/idigung ulid zu einer St6rung der Sauer- stoffabgabe in den Capillaren des region/iren Capillargebietes der betreffeliden Arterien, wobei die Behinderung der Sauer- stoffpassage durch die Capillareli die Zeitdauer der Sperre und der Drosselung der arterielleli Blutzufuhr tiberdauert 1~ Die schweren Folgen, die der arterielle Spasmus lind die durch ihn hervorgerufelie Isch/imie ffir den Zustand und die Funk- tion voli gewissen Geweben nnd Organen mit sehr empfind- lichem Parenchym mit sich bringeli, sind bei Berficksiehtigung der letztgenannteli Tatsache leicht erld~rlich 11. Spasmus und arterielle Isch~mie im Bereich der Him- und Coronar- arterien erzeugen Sauerstoffmangel im Gebiete der yon ihneli versorgten Gewebe und Organe (Gehirn und Herzmuskel), der nicht nur w/ihrend der Dauer des Spasmus besteht, sondern -- infolge der Capillarsch/idigung -- noch eine betr~tchtliche Zeit naeh AuJh6ren des Spasmzes bei bereits normaler Zirkula- tion anh/ilt. M6glicherweise ist gerade letzterer Umstand zum Tell f~r die Schwere der Zellsch/idigung in den genanliteli Organen (Herzmuskel und Gehirn), dereli Gewebszellen gegeli Sauerstoffmangel besonders empfindlich silid, verant- wortlich zu machen. Der zweiten Wirkungsphase kommt sowohl in pharmako- dynamischer Hinsicht als auch ftir die Kliliik ulid Therapie weselitliehe Bedeutung zu. Es gelingt, wie wir obeli gesehen haben, durch intraarterietle IIIjektion gewisser Stoffe (Per- abrodil, Uroselectali, Calciumsalze, Katalysin, Strophanthin u. a.) die Sauerstoffabgabe in dell betreffendeli der Arterie zugeh6rigen Capillargebieten zu steigern, die Ausniitzung des Sauerstoffes zu erh6hen und damit auch die Sauerstoffver- sorgulig in den betreffenden Gewebsabschliitten zu ver- besserli. Es ist IIaheliegend, diese Tatsache ffir klinisch- therapeutische Zwecke zu verwerten, l)berall dort, wo bei Krankheitszust~nden aus irgendwelchen Griilideli die Sauer- stoffversorgung in eiliem bestimmten Organ oder Gewebsteil darliiederliegt, besteht Aussicht durch Anwendung der bier angeffihrten Tatsache und des hier angegebelieli Verfahrens, die Sauerstoffversorgung zu verbessern und den lokalen Sauerstoffmangel in dem betreffenden Organ und die damit einhergehelideli Gefahren und Sch~diguligen zu verringern oder zu beseitigen. Ein Beispiel fiir die therapeutische Ver- wertung und Verbesserung der Sauerstoffversorgung durch jenes Verfahreli bei pathologisch bestehendem Sauerstoff- RIFT. 17. JAHRGANG. Nr. 14 2. APRIL 1938 mangel ill eiliem bestimmten Gewebsabschnitte ist die Be- handlung der peripheren ZirkulationsstSrungen bei Arterio- sklerose oder Angiospasmus der Extremit~ttenarterien durch ilitraarterielle Injektion yon Perabrodil und Uroselectan. Mit Hilfe dieses Verfahrens gelingt es, wie an anderer Ste]le mit- geteilt wurde TM, durch Steigerung der Sauerstoffabgabe in den Capillaren, die ilifolge der Vergr6Berung der Austausch- oberfl~iche zwischen ]31ut und Gewebe zustande kommt, die Sauerstoffversorgung der bedrohten Gewebe zu verbessern und die kliliischen t;olgeerscheinungen mehr oder minder zu beseitigen. Das Verfahren bietet auch weiterhin Aussicht fiir die symptomatische Therapie bei anderen ~ihnlichen Formen yon arteriogener Durehblutungsst6rnng in anderen Orgalien, wie Angina pectoris, Hirnarteriosklerose u. a. Zusammen]assend lg/3t sich sagen: Gewisse Capillargifte (Pituitrili, Histamin, Perabrodil, hypertonische Kochsalz- 16sung, Calciumsalze usw.) tiben eine Zweiphasenwirkung auf den inneren Gaswechsel aus. Die erste Wirkungsphase tritt bei intraarterieller Injektion der betreffenden Substanzen in hoher Konzentration im Frfihstadium alif. Sie ist charakteri- siert dutch eilie Herabsetzung oder mehr minder vollst/indige Aufhebung der Sauerstoffabgabe in dell Capillareli bei gleich- zeitigem Erhaltenbleiben des Kohlens~iureaustausches. Dem Wesen nach diirfte es sich bier urn eine I-Iemmung bzw. ]3e- hinderung der Diffusioli des Salierstoffes durch die Capillar- wand oder Grenzschicht zwischen ]31utfltissigkeit und Gewebe handeln. Dieser Effekt stellt ein Ph~Lnomen yon allgemein physiologischer Bedeutung dar, indem jede schwere Capillar- schiidigung ill der Hemmung der O-Abgabe in den Capillaren zum Ausdruck kommtl Die 2. Wirkungsphase tritt I. sofort nach i.a. Injektion der gelialiiiten Capillargifte in geringer Kolizentration ulld 2. als Sp~itwirkulig (Sp/itphase des Effek- tes) nach Injektion in hoher Konzentration ein. Sie ist durch den entgegengesetzten Effekt alif den ilineren Gaswechsel charakterisiert: es kommt zu einer Erh6hung der O-Abgabe in den Capillaren bei gleichzeitiger Zunahme des Kohlens~iure- austausches, also zu einem Anstieg des ilinereli Gaswechsels iiberhaupt. Derselbe kommt sehr wahrscheinlich fiberwiegend auf dem Wege einer VergrSBerung der Austauschoberfl/iche zwischeli Blutflfissigkeit ulid Gewebe zustande (Erweiterung des Capillarbettes). Der zweiten Wirkungsphase kommt tiir therapeutische Zwecke eine Bedeutung zu, indem sie ein Mittel darstell$, die O-Versorgulig voli Organen lind Geweben, die an O-Mangel leiden, nnd die hiermit verbundenen Krank- heitserscheinuligen zu bessern bzw. zu beseitigen. Literatur: 10. KLEIN U. SPIEGEL, Arch. f. exper. Path. I83, 542 (1936). -- e O. KLEIN, Z. exper. Med. 73, 787 (193~ -- KLEIN U. HOLZEI~, Mfinch. med. Wschr. I928, 1284. -- a Arch. f, exper. Path. 183, 542 (1936). -- 4 Siehe o. u. Wien. klin. Wschr. 1937, Nr 14. -- 5 Med. Klin. I937, 1395, u. a. O. -- 6 KLEIN U. GOTSC~I, Z. exper. Med. IOl, 219 (1937). -- ~ Erg. inn. Med. 5 I, 185 (1936) -- Ser6se Entzfindung. Wien: Julius Springer 1935 -- Verh. dtsch. Ges. inn. Med. I929, 337- -- s Amer. J. physiol. 79, 589 (193o) -J.clin. Invest. 8, 259 (193o).- 9 Klin.Wschr. I935, 627; 1936, 48. _ x0KLEINU. SI~ Z. klin. Med. 127, 371 (1934). -- 11 Siehe auch R~3HL, Arch. f. exper. Path. I64, 695 (1932); I66, 529 (1932); 172, 568 (1933); 174, 96 (1933).- 12Ned. Klin. 1936, 899; 1937, 1395. 0BER STORUNGEN DER KALKRESORPTION UND AUFTRETEN VON TETANIE IM LAUFE DES CHRONISCHEN DONNDARMKATARRHS. Von Priv.-Doz. Dr. G~ZA HET~NYI. Aus dem Institut ffir Imlere Krankheiten in der StefaniestraBe in Budapest. St6rliiigeli im rnenschlichen I(alkstoffwechsel k6nlien auf drei verschiedenen V~egen zustalide kommen. Es kanli die Deckung des KallcbedarJes mangelha~t werden, es kann sich eili tlindernis im Wege des Kallces im Organismus einstellen und schliel31ieh kanli die Regulation des KalIcsto]]wechsels eine StSrung erleiden. W/ihrend die Folgen der erstgeliannteli St6rulig: die Huligerosteopathien und die Lactationsosteo- pathiei1 schon lange bekannt sind ulid die StSrungeli der

Über Störungen der Kalkresorption und Auftreten von Tetanie im Laufe des Chronischen Dünndarmkatarrhs

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Page 1: Über Störungen der Kalkresorption und Auftreten von Tetanie im Laufe des Chronischen Dünndarmkatarrhs

506 K L I N I S C H E W O C I - I E N S C H

Beobachtung einer StSrung der Sauerstoffdiffusion durch die Capillarwand bei Ziist/inden voli schwerer kardialer Stauulig, die durch Vergleich der Sauerstoffspanliung im Gewebe mit der des arteriellen und ven6sen Blutes nachge- wiesen wurde, spricht in gleichem Sinne. Das wesentliche Moment bei der Erschwerulig und Behinderung der Sauerstoff- passage w/ire demnach in solchen F~illen in dem durch die Verdickung der Grenzschicht und durch die erh6hte ,,Distan- ziernng" herbeigeffihrten Diffusionshindernis gelegen (EP- PING,R). Es ist ohne weiteres begreiflich, dab eine solche pathologische Ver/iliderung des Substrates der Capillarwand sich postmortal dem Nachweis ant morphologischem Wege oft entziehen kann.

Uiisere eigelieli Untersuchungen, die nach alien Richtungeli hin mit den verschiedelisten Capillargiften und Capillar- sch/idigungeli anderer Art durchgefiihrt wurden, zeigten jedoch eindeutig, dab die Bloclcierung der Sauersto]]abgabe in den Capillaren dutch Behinderung der Sauersto]fdi]]usion ein generelles Symptom der sehweren Capillarsehadigung bildet. Dieser letztere Vorgang stellt somit ein Ph~nomen yon all- gemein-physiologischer Bedeutung dar, indem schwere Ca- pillarsch~digungen - - mSgeli sie durch die verschiedensten Gifte oder durch physikalische Einwirknngen, durch Sauer- stoffmangel oder andere Sch/idigungen zustande kommen -- wenn sie eine gewisse IIItensit/it erreicht haben ganz all- gemein in der Behinderung oder vollst~indigen Blockierling der Sauerstoffpassage zum Ausdruek kommen. Letztere bildet somit sozusagen ganz allgemein den Indicator Ifir jede Art yon schwerer Capillarsch/idigung. Auch Sperre der arteriellen Blutzufuhr und die arterielle Isch~mie fiihreli, wenn die Drosse- lung der arteriellen Blntzuflihr entsprechend intensiv ist und gen/igend lange anh/ilt - - infolge Sauerstoffmangel - - , zu einer Capillarsch/idigung ulid zu einer St6rung der Sauer- stoffabgabe in den Capillaren des region/iren Capillargebietes der betreffeliden Arterien, wobei die Behinderung der Sauer- stoffpassage durch die Capillareli die Zeitdauer der Sperre und der Drosselung der arterielleli Blutzufuhr tiberdauert 1~ Die schweren Folgen, die der arterielle Spasmus lind die durch ihn hervorgerufelie Isch/imie ffir den Zustand und die Funk- tion voli gewissen Geweben nnd Organen mit sehr empfind- lichem Parenchym mit sich bringeli, sind bei Berficksiehtigung der letztgenannteli Tatsache leicht erld~rlich 11. Spasmus und arterielle Isch~mie im Bereich der H im- und Coronar- arterien erzeugen Sauerstoffmangel im Gebiete der yon ihneli versorgten Gewebe und Organe (Gehirn und Herzmuskel), der nicht nur w/ihrend der Dauer des Spasmus besteht, sondern - - infolge der Capillarsch/idigung - - noch eine betr~tchtliche Zeit naeh AuJh6ren des Spasmzes bei bereits normaler Zirkula- tion anh/ilt. M6glicherweise ist gerade letzterer Umstand zum Tell f~r die Schwere der Zellsch/idigung in den genanliteli Organen (Herzmuskel und Gehirn), dereli Gewebszellen gegeli Sauerstoffmangel besonders empfindlich silid, verant- wortlich zu machen.

Der zweiten Wirkungsphase kommt sowohl in pharmako- dynamischer Hinsicht als auch ftir die Kliliik ulid Therapie weselitliehe Bedeutung zu. Es gelingt, wie wir obeli gesehen haben, durch intraarterietle IIIjektion gewisser Stoffe (Per- abrodil, Uroselectali, Calciumsalze, Katalysin, Strophanthin u. a.) die Sauerstoffabgabe in dell betreffendeli der Arterie zugeh6rigen Capillargebieten zu steigern, die Ausniitzung des Sauerstoffes zu erh6hen und damit auch die Sauerstoffver- sorgulig in den betreffenden Gewebsabschliitten zu ver- besserli. Es ist IIaheliegend, diese Tatsache ffir klinisch- therapeutische Zwecke zu verwerten, l)berall dort, wo bei Krankheitszust~nden aus irgendwelchen Griilideli die Sauer- stoffversorgung in eiliem bestimmten Organ oder Gewebsteil darliiederliegt, besteht Aussicht durch Anwendung der bier angeffihrten Tatsache und des hier angegebelieli Verfahrens, die Sauerstoffversorgung zu verbessern und den lokalen Sauerstoffmangel in dem betreffenden Organ und die damit einhergehelideli Gefahren und Sch~diguligen zu verringern oder zu beseitigen. Ein Beispiel fiir die therapeutische Ver- wertung und Verbesserung der Sauerstoffversorgung durch jenes Verfahreli bei pathologisch bestehendem Sauerstoff-

R I F T . 17 . J A H R G A N G . Nr . 14 2. APRIL 1938

mangel ill eiliem best immten Gewebsabschnitte ist die Be- handlung der peripheren ZirkulationsstSrungen bei Arterio- sklerose oder Angiospasmus der Extremit~ttenarterien durch ilitraarterielle Injektion yon Perabrodil und Uroselectan. Mit Hilfe dieses Verfahrens gelingt es, wie an anderer Ste]le mit- geteilt wurde TM, durch Steigerung der Sauerstoffabgabe in den Capillaren, die ilifolge der Vergr6Berung der Austausch- oberfl~iche zwischen ]31ut und Gewebe zustande kommt, die Sauerstoffversorgung der bedrohten Gewebe zu verbessern und die kliliischen t;olgeerscheinungen mehr oder minder zu beseitigen. Das Verfahren bietet auch weiterhin Aussicht fiir die symptomatische Therapie bei anderen ~ihnlichen Formen yon arteriogener Durehblutungsst6rnng in anderen Orgalien, wie Angina pectoris, Hirnarteriosklerose u. a.

Zusammen]assend lg/3t sich sagen: Gewisse Capillargifte (Pituitrili, Histamin, Perabrodil, hypertonische Kochsalz- 16sung, Calciumsalze usw.) tiben eine Zweiphasenwirkung auf den inneren Gaswechsel aus. Die erste Wirkungsphase t r i t t bei intraarterieller Injektion der betreffenden Substanzen in hoher Konzentration im Frfihstadium alif. Sie ist charakteri- siert dutch eilie Herabsetzung oder mehr minder vollst/indige Aufhebung der Sauerstoffabgabe in dell Capillareli bei gleich- zeitigem Erhaltenbleiben des Kohlens~iureaustausches. Dem Wesen nach diirfte es sich bier urn eine I-Iemmung bzw. ]3e- hinderung der Diffusioli des Salierstoffes durch die Capillar- wand oder Grenzschicht zwischen ]31utfltissigkeit und Gewebe handeln. Dieser Effekt stellt ein Ph~Lnomen yon allgemein physiologischer Bedeutung dar, indem jede schwere Capillar- schiidigung ill der Hemmung der O-Abgabe in den Capillaren zum Ausdruck kommtl Die 2. Wirkungsphase tritt I. sofort nach i.a. Injektion der gelialiiiten Capillargifte in geringer Kolizentration ulld 2. als Sp~itwirkulig (Sp/itphase des Effek- tes) nach Injektion in hoher Konzentration ein. Sie ist durch den entgegengesetzten Effekt alif den ilineren Gaswechsel charakterisiert: es kommt zu einer Erh6hung der O-Abgabe in den Capillaren bei gleichzeitiger Zunahme des Kohlens~iure- austausches, also zu einem Anstieg des ilinereli Gaswechsels iiberhaupt. Derselbe kommt sehr wahrscheinlich fiberwiegend auf dem Wege einer VergrSBerung der Austauschoberfl/iche zwischeli Blutflfissigkeit ulid Gewebe zustande (Erweiterung des Capillarbettes). Der zweiten Wirkungsphase kommt tiir therapeutische Zwecke eine Bedeutung zu, indem sie ein Mittel darstell$, die O-Versorgulig voli Organen lind Geweben, die an O-Mangel leiden, nnd die hiermit verbundenen Krank- heitserscheinuligen zu bessern bzw. zu beseitigen.

L i t e r a t u r : 1 0 . KLEIN U. SPIEGEL, Arch. f. exper. Path. I83, 542 (1936). -- e O. KLEIN, Z. exper. Med. 73, 787 (193~ �9 -- KLEIN U. HOLZEI~, Mfinch. med. Wschr. I928, 1284. -- a Arch. f, exper. Path. 183, 542 (1936). -- 4 Siehe o. u. Wien. klin. Wschr. 1937, Nr 14. -- 5 Med. Klin. I937, 1395, u. a. O. -- 6 KLEIN U. GOTSC~I, Z. exper. Med. IOl, 219 (1937). -- ~ Erg. inn. Med. 5 I, 185 (1936) -- Ser6se Entzfindung. Wien: Julius Springer 1935 -- Verh. dtsch. Ges. inn. Med. I929, 337- -- s Amer. J. physiol. 79, 589 (193o) - J . c l in . Invest. 8, 259 (193o).- 9 Klin.Wschr. I935, 627; 1936, 48. _ x0 KLEINU. SI~ Z. klin. Med. 127, 371 (1934). -- 11 Siehe auch R~3HL, Arch. f. exper. Path. I64, 695 (1932); I66, 529 (1932); 172, 568 (1933); 174, 96 (1933).- 12 Ned. Klin. 1936, 899; 1937, 1395.

0 B E R STORUNGEN DER KALKRESORPTION UND AUFTRETEN VON TETANIE IM LAUFE DES CHRONISCHEN DONNDARMKATARRHS.

Von

Priv . -Doz. Dr. G~ZA HET~NYI. Aus dem Institut ffir Imlere Krankheiten in der StefaniestraBe in Budapest.

St6rliiigeli im rnenschlichen I(alkstoffwechsel k6nlien auf drei verschiedenen V~egen zustalide kommen. Es kanli die Deckung des KallcbedarJes mangelha~t werden, es kann sich eili t l indernis im Wege des Kallces im Organismus einstellen und schliel31ieh kanli die Regulation des KalIcsto]]wechsels eine StSrung erleiden. W/ihrend die Folgen der erstgeliannteli St6rulig: die Huligerosteopathien und die Lactationsosteo- pathiei1 schon lange bekannt sind ulid die StSrungeli der

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",. A P R I L 1938 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 17 . J A H R G A N G . Nr. 14 5o7

Kalkregulation: der Hyper- und FIypoparathyreoidismus, die Toxtisterinwirkung heute i m Mittelpunkte der klinischen Forschnng stehen, sind die Folgen der St6rungen im %Vege des Katkes im Organismus am wenigsten bekannt und er- forscht.

Der Weg, den der mit der Nahrung aufgenommen e Kalk im Inneren des KSrpers einnimmt, kann zwanglos in 4 Etappen geteilt werden : 1. Resorption dutch die Darmwand, 2. Transport im Blute, 3. Au]stapelung i~ den Depots, ~. Ausscheidung dutch Darm und Nieren, St6rungen k6nnen in jeder der genannten Etappen auftreten.

In dem Folgenden will ich die Aufmerksamkeit auf eine VerAnderung des Kalkstoffwechsels lenken, die auf einer St6rung der Kalkresorption beruht 'nnd bisher nicht bekannt war. Ihre Kenntnis bietet auch gewisse praktische Vorteile.

Den Ausgangspunkt bildete eine Krankenbeobachtung. Es halldelte sich um einen 37 Jahre alten Patienten, der an einer

stets wiederkehrenden chronischen Enteritis lift, die das wohl- bekannte Bild der Ggrungsdyspepsie darbot, bei allzu einseitiger diXtetischer Behandlung aber leicht in eine F~tulnisdyspepsie umschlug. Eines Morgens, als ich in sein Krankenzimmer trat, Magte er mir fiber Parf~sthesien in den Hgnden und FiiBen und leichte Zuckungen im Gesicht. Es dauerte kaum I Minute, ats sich ein leiehter, doch typischer tetanischer Anfall entwickelte. In 3 Minuten ging der Anfal! vortiber und wurde yon ]3auchschmerzen und Erbrechen gefolgt. Gleichzeitlg ging auch etwa 8oo ccm heller Urin ab. Der sofort bestimmte Kalkgehalt des Serums betrug 6,9 rag%. Der Anfall wiederholte sich nicht mehr, doch konnten die Symptome der Iatenten Tetanie noeh Tage lang nachgewiesen werden.

Seither untersnchte ich regelmgBig die Kranken, die art chronis~her Enteritis litten, in bezug auf ihren Kalkstoff- weehsel. Unter 27 Kranken fand ieh n u r noeh einen, der Zeichen einer manifesten Tetanie zeigte. In 7 Ffillen konnten Zeichen einer latenten Tetanie nachgewiesen werden, und zwar wurde das Erbsche Symptom in 4, das Chwosteksche in 7, das Peronealzeichen in 6, das Trousseausche Ph~nomen in 6, das Hoffmannsche in 2, eine Erniedrigung des Serumkalk- gehattes in 2 Fgllen beobachtet.

Um zu entscheiden, ob diese Erscheinungen tatsgchlich in direkter Beziehung zn der Diinndarmerkrankung stehen, babe ich die folgenden Untersuchungen angesteIIt:

Ich habe bei allen Patienten den Einflug des per os ver- abreichten Calcinmglykonats auf den Blutkalk untersucht und diesen mit dem Einflul3 des intramuskula'r injizierten Calciumglykonats verglichen. Dieselben Untersnehnngen habe ich nach einer Zeit, als der Enteritisschub der Patienten schon vollkommen abgeklutlgen war, wiederholt.

Nachstehend das Ergebnis der Versuche an dem erstgenann- ten Kranken :

3o 69 90 i ~zo 18o I 24-0 I 42o . . . . . . . . . Mim } Min.

1. Versueh. 2. III. 8g per os. i 8,9 8,8 i 9,4 9,6 9,2 9,0 18,8 5. III. 2g i .m . . . . L 9,3 11,5 12,4~ 12,61~ . i

2. Versuch. 4.VII. 8 g per o s . . I2,31 19,6! ti9'I116'5 14,5 1 3 , 9 ] I3,3 7.VII. 2 g i. m . . . 12,o i5,o 15,3] 15,3113,2 1

Wghrend also das per os eingeffihrte Kalksalz zur Zeit der schlechten Periode der Dfinndarmerkrankung kaum eine Erh6hung des Serumkalkes herbeiftihrte, kam unter denselben Versuchsbedingungen in der guten Periode der Enterit is eine ausgiebige ErhShung des Serumkalkes zustande. Wurde der Kalk parenteral, also unter Aussehaltung des Verdanungs- kanals verabreicht, so konnte sowohl in der schlechten Periode, wie auch nach Genesung ein entspreehender Anstieg des Blnt- kalkwertes festgestellt werden.

Dasselbe Verhalten zeigten noeh 5 der angef/ihrten 8 Kranken.

Diese Versuche entscheiden einwandfrei, dab in einigen F~llen yon chronischer Enteritis die Resorption der Kalksalze gestSrt sein kann ; diese StSrung versehwindet naeh A blclingen der

Di~nndarmerkrankung. Die StSrung der Resorption kann - - bei entsprechender Dauer - - zu einer Kalkverarmung des Blutes Ifihren, d i e - wenn n ich tkompens ie r t - - zum Auf- treten der Zeichen der latenten oder gar der manifesten Tetanie AnlaB geben kann.

Versuchen wir nun die Ursache der beschriebenen Erschei- hung n~her ml analysieren, so kann die Ursache einer ver- schleehterten Kalkresorption aus dem Diinndarm in drei ver- schiedenen Umst~nden gesucht werden: I. es kann eine Ver- ~inde~ung des Darminhaltes vorliegen in der Richtnng, dab der Bildung unlSsbarer - - und somit zur Aufsaugung nicht geeigneter - - Kalkverbindungen begfinstigt wird, 2. die Motilit~it des Di~,nndarmes kann in einem Mage beschleunigt sein, dab keine gen/igende Zeit vorhanden bleibt zur volI- st~ndigen Resorption des Kalkes, und 3- kann auch die Darm- wand derart dutch die Krankheit geschgdigt werden, dab sie ftir die Kalkaufsaugung weniger geeignet wird.

Bei der ehronischen Enteritis sind alle angeffihrten Um- st~nde gegeben. Die bekannte gest6rte Fettresorption bei den diffusen Erkrankungen des Diinndarmes fiihrt zu einer Fett- ansammlung im Darmlumen, die die Bindung einer ent- sprechend groBen 2vlenge des Kalkes herbeifiihrt. In der Tat finder man gewShnlich im Stuhl derartiger Kranken in groBer Menge die unl6sbaren Kalkseifen. Die beschleunigte Diinn- darmmotilitgt, sowie die Vergnderungen der Darmwand lassen sich durch die R6ntgenuntersnchung leicht dartun.

\Velchem dieser 3 Faktoren die Hauptsehuld an der ge- st6rten Kalkresorption zuznschreiben ist, lggt sich nicht leicht entscheiden. Die Knochendeformit~ten, die Hgufigkeit der niedrigen Bhltkalkkonzentration oder gar der Tetanie in der tropischen, sowie der einheimischen Sprue, sowie in der - - den KinderXrzten gel~ufigen - - Coeliakie, die beide mit einer i n auff~Itiger ~/eise gestSrten Fettresorption einhergehen, denten auf die hervorragende Bedeutung des gest6rten Fettstofl- vceehsels, zu welchem Mch dann selcundgr die StSrung der Kalkresorption gesellt. Bei der chronischen Enteritis ist der Ausfall in der Fettresorption geringer, auch die Dauer der Erkrankung ist kfirzer, doch ist der Unterschied nur ein quanti tat iver : in den monatelang dauernden, schweren - - ge- wShnlich wechselnd im BiIde der G~rungs- bzw. Fgulnis- dyspepsie verlaufenden - - F~llen konnte ieh auch ausnahmslos eine auffallende Kalkarmut des Knoehensystems an R6ntgen- platten feststellen.

Die grztliche Erfahrung kennt schon seit Ianger Zeit die giinstige Wirkung groger Kalkdosen in der Behandlung des Diinndarmkatarrhs. Die Iokate Erkranknng wird sicher aueh durch diese Art der Therapie gut beeinfluBt, sie ist aber im Sinne der vorgebrachten Versuche nicht imstande, die Folgen der Krankheit ]enseits der Darmwand zu verhindern. Aus diesem Grunde geben wir den intramuskulgren oder sub- cutanen Kalkinjektionen den Vorzug, behalten abet auch die per os-Gaben zur Untersti i tzung der parenteralen Kalk- therapie. AuBer der Besserung des Stuhlbeiundes ist besonders die gfinstige Wendung im Allgemeinbefinden der Kranken auffallend, so, dab man daran denken muB, dab jenes be- kannte, fiberaus schlechte Allgemeinbefinden, das unter den Klagen der Enteri t is-Kranken einen so stfindigen und charakte- ristisehen Platz einzunehmen pflegt, irgendwie mit dem ge- st6rten Kalkstoffwechsel zusammenhXngen mag. Insbeson- dere ist der Einflul3 der parenteralen Kalktherapie auf l~bel- keit und Erbrechen in die Augen springend. Erh6ht wird ihre Wirkung n0eh durch gleichzeitige Verabreichung des fett- 15sliehen antirachitischen Vitamins, dessen Resorption durch die Hemmung der Fettresorption ebenfalls verschlechtert wird.

Die geschilderte Behandlung der chronischen Enterit is kann zweckm~Big in der folgenden Art durchgefiihrt werden:

I: Calcium carbonicum, per os, mehrere Kaffeel6ffel tgglich Ms zum Erseheinen eines gef0rmten Stuhles.

2. CMciumglykonat intramuskulXr, t~glich 5--1o ccm einer ioproz. LSsung.

3. D-Vitamin, per os, 3o--4 o Tropfen t~iglich. Die ehronlsehe Enteritis iat sicherlieh keine Krankheit, die

au] den Darm lolcalisiert ist: aueh ihre Therapie darJ Iceine rein lokale sein]

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