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2438 KLINISCHE WOCHENSCH zur alten Makromethode generell schnellere Werte. Wenn auch bei den path01ogischen Werten und einem groBen Tell der Grenzwerte dieses Differieren praktisch vernachl~ssigt werden kann, so dfirfen die bekannten Standardnormalwerte der alten Makromethode nicht ohne weiteres auf die neue Mikromethode iibertragen werden. Die ungleich schwierigere Technik der Mikrosedimetrie ist mit wesentlich mehr Fehlerquellen belastet als die alte Makromethode. Gewil3 kSnnen yon geiibter Hand auch mit dem Mikrosedimeter brauchbare Resultate erzielt werden; man kann daher yon einer gewissen Erg~nzung, aber nicht yon einer Verfeinerung der alten Makromethode sprechen, da auch dieser Methode ein groi3er Tell derjenigen Fehler anhaftet, die man bisher mit Recht den frtiher angegebenen Mikromethoden zum Vorwurf gemacht hat. Wir glauben kaum, dab der Mikrosedimetrie ein weites Feld der Anwen- dung beschieden sein wird. L i t e r a t u r: 1) BALACHOWSKI, cir. nach LINZENMEIER und RAIIN~R:C. -- ~) BEECZELLERund WASTL, Klin. Wochenschr. 1924, Nr. 5, S. 193. -- a) BRINKMANN und WASTL, Biochem. Zeitschr. 124, 25. 1921. -- a) S. CASAL, Ref. Zentralbl. f. Gyn~ikol. 1923, Nr. 7- -- 5) FAHRAEUS, Acts med. scandinav. 55. 1921. -- 6) OTTO GRA- Gt~RT, Arch. f. Gyn~kol. 118,421. 1923. -- ~) OTTO GRAGERT, Mlinch. med. Wochenschr. 1923, Iqr. 24, S. 765 . -- s) OTTO GRAGERT, Zen- tralbl, f. Gyniikol. 1923, Nr. 45- -- 9) OTTO GRAGERT, Vortrag in der Nordwestdeutscheu Ges. f. Gyn~kol. 28. III. 1925. Ref. Zentralbl. f. Gyniikol. 1925. -- 10) AETUE HOEVAT, Mtinch. reed. Wochenschr. 1922, Iqr. 5o, S. 1729. -- x~) ERICH KAUFMANbl,IKlin. Wochenschr. 1924, H. 39, S. 179o. -- ~) WALTHER G. KLEPSCH, Inaug.-Diss. Greifswald I923. -- ~) G~OI~G LINZENMEIER, Arch. f. Gyn~ikol. 113, H. 3, S. 2. 192o. -- ~) GEoe~ LINZENMEIER, Zentralbl. f. Gyll~kol. 1922, Nr. 14, S. 535. -- 1~) GEORG LINZENMEIER, Miinch. reed. Wochenschr. 1925, Nr. I, S. 5- -- x~) LINZENMEIER und RAU- NERT, Zentralbl. f. Gyn~kol. 1924, Nr. 15, S. 786. -- ~) WILHELM L6ItR, Zentralbl. f. Chir. 1921, Nr. 35, S. 1267. -- is) POINDECKER- SI~SS, cit. nach WESTERGREN. -- 19) A. STUHLMANN, Verlag L. Friedrichsen & Co., Hamburg 1923. -- ~0) ALFREDWESTEEGREN, Ergebn. d. inn. Med. u. Kinderheilk. 26, 577. 1924. -- 21) JOHANNES ZWAR, Inaug.-Diss. Greifswald i925. ~JBER TETANUS PUERPERALIS NACH KRIMINELLEM ABORT. Yon Dr. GEORG HEINRICH SCHNEIDER. Aus der Universit~its-Frauenklinik Frankfurt a. M. (Direktor: Geh. Hofrat Prof. Dr. L. SEITZ). Zwei in jiingster Zeit in Behandlung gelangte FMle yon Tetanusinfektion, die yon dem Genitale als Eingangspforte sich ausbreiteten, geben Veranlassung, sie zu analysieren and auf die Gefiihrlichkeit gerade der puerperalen Infektion hin- zuweisen. Ich bringe zun~ichst die klinischen Daten der beiden Erkrankungsf~ille : Th., Berta, 22 Jahre alt, mit 2o Jahren erste Geburt, ohne Kom- plikationen. Im September, nach Ausbleiben der Periode wird sie von dem Kindsvater veranlal3t, zu einem gewerbsm~fligen Abtreiber zu gehen, der ihr SeifenlSsung in die Geb'~rmutter eingespritzt hat. iWach 8 Tagen der gleiche, fruchtlose Versuch, nach 14 Tagen ein dritter krimineller Eingri]], der groi3e Sehmerzen verursacht hat. Wird in die Itlinik eingeliefert, am 2. Tage nach dem letzten Eingriff. Be]und: Unterbauchgegend fiber der SchoBfuge druckschmerz- haft, Cervicalkanal klafft etwas, blutet nut leicht, Uterus etwas vergrSi3ert, welch, Douglasraum sehr schmerzhaft, Tuben gleich- falls und etwa fingerdick, Puls 115, Temperatur 38,2. Sonst keine Symptome. Diagnose: Abortus incompletus febrilis II Mts. Behandlung mit t~isblase, Secale. Verlau]: Am 3. Tage m~i3ige Blutung, mit der Eizange die in die Scheide geborene Placenta entfernt. Pat. klagt fiber starke Kopf- schmerzen, sonst keine Erscheinungen. Am 4. Tage stellt sich leichte Kieferklemme tin, die Kopfbewegun- gen sind ersehwert durch Nackenstei]iglceit, Opisthotonus ; nur flflssige Nahrung kann aufgenommen werden, lOO Tetanusantitoxineinhei- ten sofort and abends nochmals, weiterhin ti~glich ioo E. intramus- kular, Injektion yon Magnesiumsuliat (25%ige LSsung 2 ><2o ccm). Am 5. Tage treten, zu dem Bild noch starke Muskelkramp]e, deutlich sind Zwereh]ellleram/p]e mit der konsekutiven Cyanose nach- RIFT. 4. jAHRGANG. Nr. 51 I7. DEZEMBER 19~ 5 weisbar, weiterhin die gleiche Therapie, noch Lobelin zur Erregung des *Atemzentrums. Weiterhiu keine Anderung, da die l~ieferklemme starker wird, wird Tropfeinlauf mit Traubenzucker und Infusionen tliglich lOOO verabreicht, Digitalis, Campher, Antitoxin noch mehrere Male intraven6s; der Verlauf bessert sich nicht, am io. Tage Exitus durch einen besonders heftigen Zwerchfellkrampf. Von Interesse ist noch zu berichten, dab dem Abtreiber dann das Gericht des Sch6ffengerichts uud die Berufungsinstanz der Strafkammer zusammen ftir diese und mehrere andere Abtrei- bungen 41/2 Jahre Zuchthaus als Strafe zugesprochen hat. N.N. 26 Jahre alte Nullipara. Im 2. Monat schwanger, macht sich selbst Sei]euspi~lungen. in der Absieht zu abortleren; sie ver- Spiirte Leibschmerzen, es trat eine geringe Blutung ein. Naeh 3 Tagen, w~hrend deren die Pat. ohne Besehwerden ihrer Tiitigkeit nachgeht, treten die ersten Symptome des Tetanus auf: Kaubeschwer- den beim Essen. Am 4. Tage schon starke Kie]erklemme und Sehluclc- beschwerden, so dab Pat. zur medizinischen Klinik verlegt wird. In Ermangelung einer iiul3eren Eingangspforte, wird nach Er- heben der gyni~kologischen Anamnese am 5. Tage ad forum gynae- cologieum verlegt: Be]und: Nackenstei/ig~eit und Trismus, Kie/erklemme, spasti- scher Kramp]zustand der Arme tibet den Kopf, ~'xtremitAten ohne Reflexe, Pupillen reagieren. Uterus gut faustgroB, weich, Hals- kanal klafft und liiI~t br~unliches, blutiges, fibelriechendes Sekret entleereu. Umgebung frei. Diagnose: Tetanus post abortum. Therapie: Zuntichst konservativ, wie beim vorhergehenden Falle. Um vielleicht die Invasionspforte zu entfernen, wird bei der Schwere des Zustandsbildes~. aber bei dem guten allgemeinen KrAftezustand der Pat. die Totalexstirpation des Uterus abdominal beschlossen. Am 7. Tage die typische Operation in Mischnarkose. ~~Verlau]: Der Uterus wird in toto exstirpiert und zur bakterio- logisehen Untersuchung steril dem hygienischen Institut yon der Operation weg fiberantwortet. Die fibliche operative Nachbehand- lung in Kombination mit Serum, Magnesiumsulfat. Am 8. Tag deutliche Besserung im Zustande, die Spasmen wesentlich geringer, Puls und Atmung besser, keine Zwerchfell- kr~impfe. Am 9. Tage Bl~hungen geheu 2mal ab, Pat. kann wieder gut sprechen; die Umgebung der Unterbauehwunde im Umkreis yon Handbreite zeigt bei der Betastung Knistern, naeh Entfemung der F~den entleert sich blutiger, mit Gasblasen vergeseUscha]teter Eiter. Am io. Tage schnell sich verschlechterndes Bild, reichlichere Ausdehnung der Gasphlegmone, Bronchopneumonie r. h. u. Am i i. Tage Exitus unter dem Bilde des Versagens des Kreis- laufes. Sektlonsergebnis: Circumscripte fibrin6se Peritonitis im kleinen Becken, konfluierende Bronchopneumonie des r. Unterlappens. Bakteriologisches Resultat: Aus der geschlossenen Uterush6hle, Placenta, Eih~uten und Uteruswand wurde der Streptococcus longus gezfichtet, and Gasbrandbacillen; Tetanuskeime konnten nicht nach- gewiesen werden. Die Erkrankung des Wundstarrkrampfes wird, soweit die genitale Infektion in Betracht kommt, bei spontan verlaufen- den Geburten oder Aborten fast nicht beobachtet, wenigstens sind in der Literatur keine Angaben darfiber da, framer ist ein deutlicher Hinweis vorhanden, dab die Erreger entweder durch die notwendige Operation oder dutch den kriminellen Eingriff eingesch]eppt wurden, In der Literatur linden sich die F~lle meist alle eingehend beschrieben, yon denen ich die Ergebnisse znm Tell bring e. I~I]~HNE teilt eine Serie yon 4 F~illen mit, bei denen aUe dutch die vaginale Totalexstirpation operiert worden sind. Natiirlich wurde auch die Antitoxin- behandlung init durchgeffihrt. 2 F~lle erlagen ohne Besserung der Erkrankung, der dritte Fall wurde wesentlich gebessert, konnte als vom Starrkrampf genesen angesehen werden, abet erlag einer komplizierenden Lungenembolie; der vierte Fall wurde geheilt entlassen. Der Antor glaubt, dab lediglich die kombinierte Therapie mit Totalexstirpation und Serum- behandlung geeignet sei, einen Erfolg zu zeitigen, und spricht der einfachen Operation oder Serumbehandlung jede Aussicht auf Erfolg ab. Er fiihrt 10 Fdlle yon Operation allein an mit letalem Ausgang. Die Chirurgie rechnet auch mit durch- schnittlich 9o% Mortalit~t bei der Serotherapie allein. Der Umstand, dai3 man durch die Operation den immer wieder von dem Infektionsherd neu ausgehenden Nachschub yon Toxinen ausschalten kann, spricht ja sicher ]i~r die Operation, die allerdings immerhin einen groi3en Eingriff darstellt, weswegen

Über Tetanus Puerperalis nach Kriminellem Abort

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Page 1: Über Tetanus Puerperalis nach Kriminellem Abort

2438 K L I N I S C H E W O C H E N S C H

zur a l ten M a k r o m e t h o d e generel l schnel lere Wer te . W e n n auch bei den path01ogischen W e r t e n und e inem groBen Tell de r Grenzwer te dieses Differ ieren p r a k t i s c h vernachl~ss igt werden kann, so dfirfen die b e k a n n t e n S t a n d a r d n o r m a l w e r t e der a l ten M a k r o m e t h o d e n i c h t ohne wei teres auf die neue Mik rome thode i ibe r t ragen werden .

Die ungleich schwierigere Technik der Mikrosedimetr ie is t m i t wesen t l i ch m e h r Fehle rque l len b e l a s t e t als die al te Makromethode . Gewil3 kSnnen yon gei ib ter H a n d a u c h m i t d e m Mikrosed imete r b r a u c h b a r e Resu l t a t e erzielt werden ; m a n k a n n dahe r yon einer gewissen Erg~nzung, aber n i ch t yon einer Verfe inerung der a l ten M a k r o m e t h o d e sprechen, da auch dieser Methode ein groi3er Tell der jenigen Feh le r anha f t e t , die m a n b i she r m i t R e c h t den fr t iher angegebenen Mik rome thoden zum Vorwur f g e m a c h t ha t . Wir g lauben kaum, dab der Mikrosedimet r ie ein wei tes Fe ld der Anwen- dung beschieden sein wird.

L i t e r a t u r: 1) BALACHOWSKI, cir. nach LINZENMEIER und RAIIN~R:C. -- ~) BEECZELLER und WASTL, Klin. Wochenschr. 1924, Nr. 5, S. 193. -- a) BRINKMANN und WASTL, Biochem. Zeitschr. 124, 25. 1921. -- a) S. CASAL, Ref. Zentralbl. f. Gyn~ikol. 1923, Nr. 7- - - 5) FAHRAEUS, Acts med. scandinav. 55. 1921. -- 6) OTTO GRA- Gt~RT, Arch. f. Gyn~kol. 118,421. 1923. -- ~) OTTO GRAGERT, Mlinch. med. Wochenschr. 1923, Iqr. 24, S. 765 . -- s) OTTO GRAGERT, Zen- tralbl, f. Gyniikol. 1923, Nr. 45- -- 9) OTTO GRAGERT, Vortrag in der Nordwestdeutscheu Ges. f. Gyn~kol. 28. III. 1925. Ref. Zentralbl. f. Gyniikol. 1925. -- 10) AETUE HOEVAT, Mtinch. reed. Wochenschr. 1922, Iqr. 5 o, S. 1729. -- x~) ERICH KAUFMANbl, IKlin. Wochenschr. 1924, H. 39, S. 179o. -- ~) WALTHER G. KLEPSCH, Inaug.-Diss. Greifswald I923. -- ~) G~OI~G LINZENMEIER, Arch. f. Gyn~ikol. 113, H. 3, S. 2. 192o. -- ~) GEoe~ LINZENMEIER, Zentralbl. f. Gyll~kol. 1922, Nr. 14, S. 535. -- 1~) GEORG LINZENMEIER, Miinch. reed. Wochenschr. 1925, Nr. I, S. 5- -- x~) LINZENMEIER und RAU- NERT, Zentralbl. f. Gyn~kol. 1924, Nr. 15, S. 786. -- ~) WILHELM L6ItR, Zentralbl. f. Chir. 1921, Nr. 35, S. 1267. -- is) POINDECKER- SI~SS, cit. nach WESTERGREN. -- 19) A. STUHLMANN, Verlag L. Friedrichsen & Co., Hamburg 1923. -- ~0) ALFRED WESTEEGREN, Ergebn. d. inn. Med. u. Kinderheilk. 26, 577. 1924. -- 21) JOHANNES ZWAR, Inaug.-Diss. Greifswald i925.

~JBER TETANUS PUERPERALIS NACH KRIMINELLEM ABORT.

Yon

Dr . GEORG HEINRICH SCHNEIDER. Aus der Universit~its-Frauenklinik Frankfurt a. M. (Direktor: Geh. Hofrat Prof.

Dr. L. SEITZ).

Zwei in j i ingster Zeit in B e h a n d l u n g gelangte FMle yon Tetanus infek t ion , die yon d e m Geni ta le als E ingangspfor te sich ausbre i te ten , geben Veranlassung, sie zu analys ieren a n d auf die Gefiihrl ichkeit gerade der puerpera len In fek t ion hin- zuweisen. Ich br inge zun~ichst die k l in ischen Da ten der be iden Erkrankungsf~ille :

Th., Berta, 22 Jahre alt, mit 2o Jahren erste Geburt, ohne Kom- plikationen. Im September, nach Ausbleiben der Periode wird sie von dem Kindsvater veranlal3t, zu einem gewerbsm~fligen Abtreiber zu gehen, der ihr SeifenlSsung in die Geb'~rmutter eingespritzt hat. iWach 8 Tagen der gleiche, fruchtlose Versuch, nach 14 Tagen ein dritter krimineller Eingri]], der groi3e Sehmerzen verursacht hat. Wird in die Itlinik eingeliefert, am 2. Tage nach dem letzten Eingriff.

Be]und: Unterbauchgegend fiber der SchoBfuge druckschmerz- haft, Cervicalkanal klafft etwas, blutet nut leicht, Uterus etwas vergrSi3ert, welch, Douglasraum sehr schmerzhaft, Tuben gleich- falls und etwa fingerdick, Puls 115, Temperatur 38,2. Sonst keine Symptome.

Diagnose: Abortus incompletus febrilis II Mts. Behandlung mit t~isblase, Secale.

Verlau]: Am 3. Tage m~i3ige Blutung, mit der Eizange die in die Scheide geborene Placenta entfernt. Pat. klagt fiber starke Kopf- schmerzen, sonst keine Erscheinungen.

Am 4. Tage stellt sich leichte Kieferklemme tin, die Kopfbewegun- gen sind ersehwert durch Nackenstei]iglceit, Opisthotonus ; nur flflssige Nahrung kann aufgenommen werden, lOO Tetanusantitoxineinhei- ten sofort and abends nochmals, weiterhin ti~glich ioo E. intramus- kular, Injektion yon Magnesiumsuliat (25%ige LSsung 2 ><2o ccm).

Am 5. Tage treten, zu dem Bild noch starke Muskelkramp]e, deutlich sind Zwereh]ellleram/p]e mit der konsekutiven Cyanose nach-

R I F T . 4. j A H R G A N G . Nr . 51 I7. DEZEMBER 19~ 5

weisbar, weiterhin die gleiche Therapie, noch Lobelin zur Erregung des *Atemzentrums.

Weiterhiu keine Anderung, da die l~ieferklemme starker wird, wird Tropfeinlauf mit Traubenzucker und Infusionen tliglich lOOO verabreicht, Digitalis, Campher, Antitoxin noch mehrere Male intraven6s; der Verlauf bessert sich nicht, am io. Tage Exitus durch einen besonders heftigen Zwerchfellkrampf.

Von Interesse ist noch zu berichten, dab dem Abtreiber dann das Gericht des Sch6ffengerichts uud die Berufungsinstanz der Strafkammer zusammen ftir diese und mehrere andere Abtrei- bungen 41/2 Jahre Zuchthaus als Strafe zugesprochen hat.

N .N . 26 Jahre alte Nullipara. Im 2. Monat schwanger, macht sich selbst Sei]euspi~lungen. in der Absieht zu abortleren; sie ver- Spiirte Leibschmerzen, es t ra t eine geringe Blutung ein. Naeh 3 Tagen, w~hrend deren die Pat. ohne Besehwerden ihrer Tiitigkeit nachgeht, treten die ersten Symptome des Tetanus auf: Kaubeschwer- den beim Essen. Am 4. Tage schon starke Kie]erklemme und Sehluclc- beschwerden, so dab Pat. zur medizinischen Klinik verlegt wird. In Ermangelung einer iiul3eren Eingangspforte, wird nach Er- heben der gyni~kologischen Anamnese am 5. Tage ad forum gynae- cologieum verlegt:

Be]und: Nackenstei/ig~eit und Trismus, Kie/erklemme, spasti- scher Kramp]zustand der Arme tibet den Kopf, ~'xtremitAten ohne Reflexe, Pupillen reagieren. Uterus gut faustgroB, weich, Hals- kanal klafft und liiI~t br~unliches, blutiges, fibelriechendes Sekret entleereu. Umgebung frei.

Diagnose: Tetanus post abortum. Therapie: Zuntichst konservativ, wie beim vorhergehenden Falle.

Um vielleicht die Invasionspforte zu entfernen, wird bei der Schwere des Zustandsbildes~. aber bei dem guten allgemeinen KrAftezustand der Pat. die Totalexstirpation des Uterus abdominal beschlossen. Am 7. Tage die typische Operation in Mischnarkose. ~~Verlau]: Der Uterus wird in toto exstirpiert und zur bakterio- logisehen Untersuchung steril dem hygienischen Inst i tut yon der Operation weg fiberantwortet. Die fibliche operative Nachbehand- lung in Kombination mit Serum, Magnesiumsulfat.

Am 8. Tag deutliche Besserung im Zustande, die Spasmen wesentlich geringer, Puls und Atmung besser, keine Zwerchfell- kr~impfe.

Am 9. Tage Bl~hungen geheu 2mal ab, Pat. kann wieder gut sprechen; die Umgebung der Unterbauehwunde im Umkreis yon Handbreite zeigt bei der Betastung Knistern, naeh Entfemung der F~den entleert sich blutiger, mit Gasblasen vergeseUscha]teter Eiter.

Am io. Tage schnell sich verschlechterndes Bild, reichlichere Ausdehnung der Gasphlegmone, Bronchopneumonie r. h. u.

Am i i. Tage Exitus unter dem Bilde des Versagens des Kreis- laufes.

Sektlonsergebnis: Circumscripte fibrin6se Peritonitis im kleinen Becken, konfluierende Bronchopneumonie des r. Unterlappens.

Bakteriologisches Resultat: Aus der geschlossenen Uterush6hle, Placenta, Eih~uten und Uteruswand wurde der Streptococcus longus gezfichtet, and Gasbrandbacillen; Tetanuskeime konnten nicht nach- gewiesen werden.

Die E r k r a n k u n g des W u n d s t a r r k r a m p f e s wird, soweit die genitale In fek t ion in Be t r ach t kommt , bei s p on t an ver laufen- den Gebur ten oder Abor t en fas t n ich t beobach te t , wenigs tens s ind in der L i t e r a tu r keine A n g ab en darfiber da, framer is t ein deut l icher Hinweis vorhanden , dab die Erreger en tweder durch die no twendige Opera t ion oder du tch den kr iminel len Eingr i f f e ingesch]eppt wurden, In der L i t e r a t u r l inden sich die F~lle meis t alle e ingehend beschr ieben, yon denen ich die Ergebnisse z n m Tell b r ing e. I~I]~HNE tei l t eine Serie yon 4 F~illen mit, bei denen aUe dutch die vaginale Totalexstirpation operiert worden sind. Nat i i r l ich wurde auch die Antitoxin- behandlung ini t durchgeff ihrt . 2 F~lle erlagen ohne Besserung der Erk rankung , der d r i t t e Fal l wurde wesen t l i ch gebessert , konn te als v o m S ta r rk r ampf genesen angesehen werden, abe t erlag einer kompl iz ie renden Lungenembol ie ; der v ier te Fal l wurde geheil t ent lassen. Der An to r glaubt , dab lediglich die kombin ie r te Therap ie mi t To ta l exs t i rpa t ion und Serum- behand lung geeignet sei, e inen Erfo lg zu zeitigen, und spr ich t der e infachen Opera t ion oder Se ru mb eh an d l u ng jede Auss icht auf Erfolg ab. Er f i ihr t 10 Fdlle yon Operation allein an mit letalem Ausgang. Die Chirurgie r echne t auch mi t durch- schni t t l ich 9o% Morta l i t~ t bei der Serotherapie allein. Der U m s t a n d , dai3 m a n durch die Opera t ion den i m m e r wieder von d e m In fek t ionshe rd neu ausgehenden Nachschub yon Toxinen ausscha l ten kann, sp r ich t ja s icher ]i~r die Operation, die al lerdings i m m e r h i n e inen groi3en Eingr i f f dars tel l t , weswegen

Page 2: Über Tetanus Puerperalis nach Kriminellem Abort

r 7. DEZEMBER I925 K L I N I S C H E W O C F I E N S C H R I P ' T . 4. J A H R G A N G . N r . 51 2439

a u c h dera Allgemeinzustande Rechnung zu tragen ist . I ch b r inge i m fo lgenden eine ~ b e r s i c h t de r K a s u i s t i k de r m i r zu- g~ngl ichen FAIle m i t Anf i ih ren de r In fek t ionsmod i , sowei t er aus den P u b l i k a t i o n e n e r s ich t l i ch ist . A u s d e m z u s a m m e n - f a s senden R e s u l t a t e r s i eh t man , welch t r a u r i g e n Ausgang die e i n m a l ausgeb rochene ]~rkra l lkung h a t ul ld d a b das E r g e b n i s m i t den Zahlel l der ch i ru rg i schen L i t e r a t u r f i be re in s t immt .

Zahl d~ ~ Ausgang~ F A I I ~ Infektionsmodus iiExitus Heilung 1 Autor

9 En tb indung durch Kunst- hilfe, Zange, Wendung, Manualhilfe . . . . .

i Gym Operation zur Zeit der Renovierung der Klinik

i Myomoperation, Pflegerin fibertrug yon Tetan. Pat.

i Gyn~kol. Operation �9 �9 �9 6 Abtreibung �9 , . . . . . i Curet te-Abortus . . . . . 2 Abtreibung . . . . . . . 2 Bougies mit infiziertem

Lackanstr ich . . . . . 3 Gyn~kol. Operationen . �9

35 Prager Epidemie . �9 �9 �9 I Laminaria einlegen durch

eine Hebamme . . . . I Nabelinfektion bei einem

Neugeborenen . . . . . 6 Gyn~kol. Operationen . �9 3 Kriminel ler Abtreibever-

such . . . . . . . . . Pessarwechsel mit Lgsion

der Scheide . . . . . . 2 Verschmutzung der Scheide

durch HAnde vor Geburt I Infizierter DammriB, Ge-

barzimmer neben Pferde- stall . . . . . . . . . �9

i Geburt eines macerierten Kindes, 3 Monate reti- niert . . . . . . . . .

I Verschmutzung der Scheide dureh H~nde bei Men- s t ruat ion beim K~rtoffel- schalen . . . . . . . .

i Digitale Abortausr~umung I Manuelle Placentar l6sung. I Curett ierter Abortus . . �9 i Zangengeburt im Pr ivat-

hause . . . . . . . . . 4 Abortus, 2 Abtreibungen . 3 Abtreibung, Gebarmutter-

sptilungen . . . . . . . 6 Kein sicher nachgewiesener i 4 Kriminelle Eingriffe . . �9

IO Unbekann t . . . . . �9 2 Kriminelle Abtreibung . �9

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Z E I S S L E R ZACHARIAS

SIMON

S P I E G E L , Te:[.

I S P I E G E L

I S P I E G E L

SPIEGEL

I SPIEGEL SPIEGEL SPIEGEL

I SPIEGEL

SPIEGEL I SPIEGEL

SPIEGEL 2 SPIEGEL I KIEHNE

KIEHNE G . H . S C H N E I D E R

io zusammen.

Die Z u s a m m e n s t e l l u n g e rg ib t also I I I F/ille m i t Io lgendem A u s g a n g : IOI gestorbel l , I o g e h e i l t , also g I % M o r t a l i t ~ t v o n i i i F~l len. Wi r e r sehen aus der Tabe l le des I n f e k t i o n s m o d u s d a b die gr6Bte Al lzahl de r F/ille d u r c h V o r n a h m e k r imine l l e r oder i l ld iz ie r te r Eil lgr iffe inf iz ier t w o r d e n ist . De r Kuriosi t /~t h a l b e r erw/~hllt we rden sollen n o c h die FAlle voi1 ~?LATAU, de r zu r .E in l e i t ung de r k i~nst l ichen F r f i h g e b u r t be i . dell b e i d e n F/ i l len ein Bougie be l l u t z t ha t , das aus ei l lem Gesch/~ft ge- s t a m m t h a t ulld in dessell L a c k a n s t r i c h sich die Te ta l lu ske ime h i l l t e rhe r ge funden h a b e n .

Die E r f o r s c h u n g der Bielogie des Tetanue h a t ergebell , d a b die I n f e k t i o n ' l ange Zei t auch l a t e n t i m Organ i smus b l e iben k a n n . Sp/~ter, n a c h der Aushe i lung der e r s t en W u n d e , k a n n beisp!elsweise i m Ansch luB a n eine Opera t ion , die wieder in d e m a l t en Gebie te ausgeff ihr t wird, d u t c h die Reizul lg die Vi ru lenz der r u h e n d e n Ke ime der abge l au fene ProzeB wie- de r zu e inem Auf f l acke rn der E r k r a n k u n g s t imu l i e r t werden. Es i s t also eine Lfision de r ~uBeren H a u t oder e iner Schle im-

h a u t e ine V o r b e d i n g u n g ffir den W ' u n d s t a r r k r a m p f . Die Lebensf / ih igke i t in n i c h t v i r u l e n t e m S t a d i u m der Sporen- b i l d u n g is t j edoch a u c h in neue re r Zei t d u t c h T i e r e x p e r i m e n t e nachgewiesen worden. TAROZZI h a t dies i m T i e r v e r s u c h aus- geffihrt , wobei Meer schwe inchen noch 4 M o n a t e n a c h de r k f ins t l i chen A n s t e c k u n g e rs t die S y m p t o m e de r E r k r a n k u n g gezeigt h a b e n . ROMER ff ihr t die i n t e r e s s a n t e T a t s a c h e an, d a b die F e s t s t e l l u n g yon T e t a n u s a n t i t o x i n bei R i n d e r n i m ]3lute daff ir zeugt, daB, inf01ge y o n u n b e m e r k b a r e r In fek t io l l v o m D a r m e aus, wo die T e t a l l u s b a k t e r i e n b e i m Ri l lde s ich d a u - e rnd phys io logischerweise au fha l t en , eine D u r c h w a n d e r u n g u n d Bee in f lus sung des serologischen A b w e h r a p p a r a t e s i m ]31ut s t a t t f i l l de t . A u c h fiber die H X u f i g k e i t des Vor- kommel l s ro l l T e t a n n s b a c i l t e n in dell m e n s c h l i c h e n F ~ k a l i e n l iegen versch iedene U n t e r s u c h u n g e n vo r ; die E rgebn i s se s c h w a n k e n zwischen 5 u n d 35% ; diese E r r e g e r s ind abe r s icher- l ich l l icht n u r T e t a n u s , sonde rn es s ind S t ~ b c h e n m i t K6pf - c h e n a n s c h w e l l u n g a m Ende , d e r e n es eine M e h r z a h l yon S t ~ m m e n m i t ve r sch i edene r b io logischer Pathogenit~Lt gibt .

Die re iche Er fahru l lg , die w ~ h r e n d des Kr ieges j ede r e in- zelne s a m m e l n konn te , h a t alas Bi ld de r doch sollst se l tenel l E r k r a n k u n g wesel l t l ich deu t l i che r gemach t . I n s b e s o n d e r e h a t s ich ergeben, d a b der Tetanusbacillu8 am beaten in tie]en, un- regelmdifligen zer]etzten Wunden u n d bei ausgedehnter Geweba- zerst6rung gedeiht in Symbiose mit den anderen Eitererregern, den S t r e p t o k o k k e n u n d den S t a p h y l o k o k k e n , u n d d a b e r gerne vergesellschaflet rait den Gasbildnern ist . :Der 0b l iga to- r i sch a n a e r o b e P a r a s i t l e b t b i e r n u t s c h e i n b a r f a k u l t a t i v aerob , in W i r k l i c h k e i t schaf fen i h m die a l lde ren K e i m e die n6 t ige Sauers tof f f re ihe i t . Sie b e n 6 t i g e n den Sauers to f f u n d sorgen dafiir , d a b der T e t a n u s e r r e g e r a n a e r o b e B e d i n g u n g e n erhAlt (GoTTSCHLICH u n d SCHORMANN). So sehen wit , wie j eder gr6Bere E i t e r h e r d m i t re ichl icher Sekre t ion eine V o r b e d i n g u n g fiir die Ans i ede lung des T e t a n u s b ie te t .

Die hochgradig ehemotaktisch au] die Leukoeyten wirkenden gemelnen Eitererreger scha f fen l loch fe rne r ffir die T e t a n u s - bac i l l en e in le ich teres ~ b e r h a n d n e h m e n , d a b sie den g r6Bten Tel l de r L e u k o c y t e n auf s ich z iehen u n d so die Phagocytose des aoviel ge]gihrlicheren Tetanusbacillus verhindern. Als wei te re r Ungfinst iger F a k t o r k o m m t h inzu , d a b s ich die In]ektion au] dem Wege der Nervenbahnen entlang ausb re i t e t , die yon den groBen Gef~Bst raBen r e l a t i v weniger re ich l i ch ve r so rg t w e r d e n u n d in i h r e r a l l a tomischen Kle i l lhe i t lkeine so d ich te ul ld re iche

' B lu tve r so rgu l l g aufweisen. Andre r se i t s w i r d i m B l u t s e r u m das A n t i t o x i n gebi ldet , was in e r s te r L in ie u n d in re ich l icher Menge in dell groBell O r g a n e n v o r h a n d e n ist, die eine re iche B l u t v e r s o r g u n g aufweisen. H ie r i s t a u c h die expe r imen te l l e F e s t s t e l l u n g yon Wich t igke i t , d a b d i e I n f e k t i o n e r l e ich te r t wi rd d u r c h Mit te l , die l l ega t iv c h e m o t a k t i s c h wirken , also d i e die L e u k o c y t o s e v e r h i n d e r n .

Gerade die G e b ~ r m u t t e r i m p u e r p e r a l e n Z u s t a n d b i e t e t meh- rere der gf ins t igen B e d i n g u n g e n ffir die Ans i ede lung des T e t a n u s u n d seine hochgrad ige Vi ru lenz bei de r gen i t a l en I n f e k t i o n . E ine r se i t s sehen wit, d a b l lach de r G e b u r t die grofle Wunde in dem Uterus v o r h a n d e n ist , mit unregelmdifligen Rdndern der Pla- centarstelle,mit der hochqrad~en in de r Tie/e vorgehenden Gewebs- zerst6rung begin Abateflen der Decidua, mit clef anaeroben Bedin- gung d u r c h AbschluB yon de r ~inBerell Luf t , mit der immer eintre- tenden Beaiedelung des Cavums dutch die Bewohner der Scheide yon m e h r oder weniger pa th01ogischem Re inhe i t sg rade . So k6n- nell diese Ke ime n o c h dell S c h u t z de r L e u k o c y t e n a n f s ich ab le l lken u n d den Sauers to f f fiir s ich absorbiere l l , so dal3 fiir den Seh~dl ing die g f ins t igs ten V o r b e d i n g u n g e n gegeben s ind.

D u r c h T i e r e x p e r i m e n t e i s t e rh~r te t , d a b der Te t anus , de r j a sons t m e i s t d u t c h B o d e n ul ld G r u n d f iber t rage l l wird, a u c h in f i e r i schem K 6 r p e r s ich m o n a t e l a n g a u f h a l t e n k a n n , u m d a n n bei e iner Ge legenhe i t wieder f r i sch p a t h o g e n u n d v i r u l e n t zu werden . A u c h das E i n d r i n g e n d u t c h u n v e r l e t z t e Sch le im- h ~ u t e i s t i h m m6gl ich, de r V e r b r e i t u n g s w e g der T o x i n e f iber d as N e r v e n s y s t e m i s t a u c h e ine der ungf ins t igen Eigenschaf fe l l .

Anges i ch t s des f iberaus be t r i i b I i chen R e s u l t a t e s de r T h e r a p i e Und des so ung le i ch besse ren u n d aus s i ch t s r e i chen der P r o p h y l a x e fol 'der t a u c h WOHLGnMUTH auf, die p r o p h y - l ak t i s che I m p f u n g a u c h bei den gyn~ko log i schen E r k r a n -

Page 3: Über Tetanus Puerperalis nach Kriminellem Abort

2440 K L I N I S C H E W O C H E N S C H

kungen, also den Abor ten , die meis tens doch kriminell ein- gelei te t sind, die I m p f u n g ini t An t i t ox in in we i t e s t em Um- fange durchzuff ihren. Jedenfa l l s is t dieses immer zu t tm, wenn i rgendein Anha l t fiir eine V e r s c h m u t z u n g m i t E rde oder Straf3enstaub nachwe i sba r ist.

Die Mischin/ektion mit den so ge/dhrliehen Streptokokken und den Gasbrandbacillen in dem zwei ten unserer FXlle, er- sche in t nun r e t ro spek t iv als besonders ungfinst ig; denn die Gasph legmone und das mal igne O d e m k o m m e n hXufig zu- s a m m e n rnit der Te tanus in fek t ion vor und s ind prognostisch ungi~nstig zu bewerten, auch sie bevorzugen Ver le tzungen m i t schweren Zer t r f imrnerungen und s ta rker Verunre in igung der Wunde . Die E r k r a n k u n g war im ers ten Falle, wo es sich u m ein schwXchlicheres I n d i v i d u u m handel te , sehr schwer, so dab die Opera t ion n ich t in den Bere ich der auss ichts re ichen M6g- l ichkei ten gezogen werden konn t e ; der zweite Fal l be t ra f eine sehr kr~ft ige Person, die auch zun~chst die Opera t ion gut f ibe r s tanden h a t ; aber auch hier i s t die Virulenz der Toxine of fenbar sehr groB gewesen: denn t r o t z d e m der P r im~rhe rd mi t der E ingangsp fo r t e en t f e rn t werden konnte , t r o t z d e m die Toxine in der B l u t b a h n d u t c h reichliche Se rumgaben b ek ~mp f t wurden , t r o t z d e m neue ]3ak te r ienvermehrung n ich t rnehr s t a t t h a t t e , erlag die Pa t i en t i n der gef~hrl iehen Mischinfekt ion, der Sch~digung des N e r v e n s y s t e m s durch den S ta r rkra rnpf und der Verg i f tung durch die Gasbi ldner und S t rep tokokken .

E~yebnis: Zwei FMle yon Te tanus in fek t ion auf Grund kr iminel ler Eingr i f fe n a h m e n le ta len Ausgang; der eine t ro tz der in t ens iven an t i t ox i s chen Se rumbehand lung , der zweite t ro tz S e r u m b e h a n d l u n g und To ta lexs t i rpa t ion .

Die bakter io logische U n t e r s u c h u n g ergab Mischinfekt ion yon Gasbrandbac i l l en und S t r ep tokokken in der Kul tur , ohne dab Te tanus gezf ichtet werden konnte , aus d e m opera t iv ge- wonnen Mater ia l .

Die biologischen Bed ingungen an d e m puerpe ra len Ute rus s ind Iiir den Tetanusbac i l lus besonders gtinstige, so dab die Erfolge der Therap ie bei ausgebroehener E r k r a n k u n g aul3er- o rden t l i ch gering sind.

L i t e r a t u r: ASPELL, Monatsschr. f. Geburtsh. u. Gyn~kol.I3. GOTTSCHLlCH-ScHORMANN, Leitfaden der Mikroparasitologie, If.

-- KIEHNE, Zentralbl. f. Gyn~ikol. 47, Mr. 1. 1923. -- MARTIN, Zentralbl. f. Gyn~kol. I9o6. MEINERT, Arch. f. Gyn~ikol. 44. MENGE, Monatsschr. f. Geburtsh. u. Gyni~kol. 13. NAGY, Zentral- blat t f. Gynlikol. 1924. -- OLSHAUSEN, Verhandl. d. dtsch. Ges. f. Gyn~ikol. 8. 1899. PITHA, Zentralbl. f. Gyn~ikol. 23. 1899. R6~ER, in FmEDBERGER und PFEIFER, Lehrbuch der Bakteriologie.

ROTHSCHILD, Mfineh. reed Wochensehr. 1922. SEEG]~RT, Zentralbl. f. Gyni~kol. 19o6. -- SIMON, Zentralbl. f. Gyn~kol. 47, Nr. I. 1923. -- SPIEGEL, Arch. f. Gyn~kol. lO3. -- TAROZZI, in ROMER ZACHARIAS, Mfinch. reed. Wochenschr. I9O8, Nr. 5. ZEISSLER und KKCKEL, Jahresber. f. d. ges. Gyni~kol. u. Geburtsh. 1921.

A P P A R A T ZUR GRAPHISCHEN REGISTRIERUNG DES SAUERSTOF FVERBRAUCHS UND D E R KOHLEN-

S A U R E - P R O D U K T I O N .

Von

Dr. HANS DETHLOFF, Aus der 11. Medizinischen Klinik der Charit6 in Berlia

(Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. FR. KRAUS/.

Es ist mehrfach versucht worden, die graphisch-volumetrische Methode A. I(ROGHS auf die Messung der CO2-Werte und damit des resp. Quotienten auszudehnen (DussER DE BARENNE und BURGER, HELMREICH und WAGNER),

Im folgenden rnaehe ich kurz Mitteilung yon einem Apparat, der O~-Verbrauch und CO~-Ausscheidung einer Versuchsperson [oder eines Versuchstieres*)], kontinuierlich graphisch registriert**). Der Apparat ist das Ergebnis verschiedener, durch 2 Jahre hin- dutch fortgesetzter Konstruktionsversuche. Er ist seit einem halben Jahre in Gebrauch ftir die Stoffwechseluntersuchungen auf der Abteflung yon Herrn Prof. E. LESCHKE der II. Medizinisehen Klinik der Charit6 (Dir.: Geh.-Rat Prof. Dr. F. KRAUS).

*) Rine Ei~zrichtung des Appara~es ftir Tierversuche behalte ich mir vor. **) Die erste Mitteilu~g ist auf dem PhysiologenkongreB in Rostock 12. VIII. 1925, dutch Herra Prof. LESCHKE erfolgt.

R I F T . 4. j A H R G A N G , Nr. 51

1, Prinzip. Ein geschlossener Kreislauf sauerstoffreicher und kohlens[ture-

freier Luft wird mit einer Geschwindigkeit yon ca. 12 1 pro Minute dutch einen Motor (M), durch folgende Teile des Systems getrieben :

L Kfihler (K), 2. Gasmesser I (G I), 3. Natronkalkflasehe (NK), 4. Kfihler (K), 5- Gasmesser II (G 11). Ein Spirometer (Sp) registriert die Volumen~inderungen im

System. Der SauerstoJJverbrauch einer eingeschalteten Versuchsperson

wird gemessen als die durch das Spirometer registrierte Volumen- verminderung im System.

gM.

h" ~K. Abb. I. Schema.

Die KohlensSureaza~seheidung wird registriert und gemessen als die zwischen beiden Gasmessern auftretende Differenz, die durch Absorption der Kohlens~ure im Natronkalk bedingt wird.

Die Terwperatur wird durch den Kfihler und den gleichmM3igen Luftstrom nivelliert.

Die Druekdi]/erenzen bleiben konstant. Die Wasserdamp/tension bleibt auBer acht, da die Luft im

System als praktisch wasserdampfgesAttigt anzusehen ist,

2. Apparat. Die Teile des Apparates sind auf einen Tisch montiert. Auf der

Unterplatte stehen beide Gasmesser mit Wasserstandsgefagen. Kfihler, Natronkalkflasche, Motor, Uhrwerk mit Element. Auf der oberen Platte befinden sieh Spirometer und Registriertrommel

Die Gasmesser sind so emgerichtet, dab dutch ein Wasser- standsgef~13 auBen die ftir die Messung wesentliche Wasserh6he im Messer in beliebiger und erforderlieher Weise veri~ndert und fixiert werden kann. im Gegensatz zu der sonst flblichen Einrichtung eines ]Jberfallrandes, der keine Veri~nderung des MeBraumes zuli~f3t, und bei dem eine fiber den Rand gedrfickte Wassermenge zur Fehler- quelle ffir die weitere Messung wird. Durch die Wasserstands- gefi~13e werden beide Messer so eingestellt, dab sic bei Messung des gleichen Luftquantums gleiche Ausschl~ge geben. Auf der Achse beider Gasmesser ist eine Scheibe befestigt. ~ber diese und fiber ein System yon 4 fixierren Rollen (a, b, c, d) und 2 am Ende eines freih~ngenden Stabes angebrachten Rollen (e, ]), li~uft eine ge- schlossene Schnur. Bei schnellerem Gang des Gasmessers I wird der Stab nach unten, umgekehrt nach oben gezogen. Die Bewegungen des Stabes werden registriert. Durch 0l inen yon Hahn g wird der Stab gehoben, durch Hahn 5 gesenkt, da dann ein Luftquantum G 1 resp. G I I fibergeht (denn vor jedem Gasmesser besteht ein h6herer Druck als hinter ihm).

Die Versuchsperson ist durch einen Dreiweghahn angeschlossen, sic atmet ohne Vent~le unter Spirometerdruek. Das Spirometer wird durch eine besondere Vorriehtung in jeder Lage im Gleiehgewicht gehalten.

Die Luftstromgeschwindigkeit wird durch Hatln z reguliert. Ein Uhrwerk registriert die Zeit in x/, 0 Minuten. Die Bewegungen des Spirometers und des CO~-Hebels sind so

aufeinander eingestellt, dab sic bei Messung gleichen Volumens in fie@her Richtung den gleichen Ausschlag geben (s. Kurve i).

3. Versuch. Vor ]eder Versuchsserie wird der Wasserstand im Gasmesser l

durch Heben oder Senken yon Wasserstandsgefal3 I auf Wasser- standsmarke (WM) eingestellt. Bei laufendem Motor wird die