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UNI VERSALIS DAS ALANUS MAGAZIN 06 // September 2015 // www.alanus.edu Kostenlos ABONNIEREN www.alanus.edu/ universalis INNOVATION – NUR ETWAS FÜR MACHER? Seite 14 // Gesellschaftsgestalter gesucht! „ICH MUSS NICHT ALLES SELBST KÖNNEN“ Seite 36 // Erkenntnisse aus dem Praxistraining zur Teamleitung in sozialen Einrichtungen Titelthema SOZIALE IMPULSE Seite 6 – 19 // Mit Initiativkraft und Verantwortung unsere Gesellschaft gestalten

UNIVERSALIS Nr. 06

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Page 1: UNIVERSALIS Nr. 06

UNIVERSALISD A S A L A N U S M A G A Z I N

06 // September 2015 // www.alanus.edu

Kostenlos ABONNIERENwww.alanus.edu/ universalis

INNOVATION – NUR ETWAS FÜR MACHER?Seite 14 // Gesellschaftsgestalter gesucht!

„ICH MUSS NICHT ALLES SELBST KÖNNEN“Seite 36 // Erkenntnisse aus dem Praxistraining zur Teamleitung in sozialen Einrichtungen

Titelthema

SOZIALE IMPULSESeite 6 – 19 // Mit Initiativkraft und Verantwortung unsere Gesellschaft gestalten

Page 2: UNIVERSALIS Nr. 06

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Page 3: UNIVERSALIS Nr. 06

3Editorial

Die soziale Frage wurde im Lichte sozialistischer Weltdeutung im 19. und 20. Jahrhundert

häufig nur als Klassenkampf und als Überwindung der materiellen Ungleichheit mit dem

Ziel Wohlstand für alle zu schaffen, gesehen. Gelingen sollte dies mittels eines omniprä-

senten sozialistischen Staates. Der Staat sollte dabei, um das Wohl aller zu garantieren,

das Leben der Bürger organisieren, bestimmen und überwachen und so das egoistisch-

kapitalistische Streben des Einzelnen ausschalten.

Die Überwindung von sozialer Benachteiligung ist zweifelsohne ein hohes gesellschaft-

liches und staatliches Ziel. Jedoch lehren gerade die Erfahrungen mit totalitären Regimen

im 20. Jahrhundert, dass der gute Staat eher der zurückgenommene Staat ist und dass

gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen nicht in erster Linie von Parteien

und Behörden, sondern von den Bürgern ausgehen müssen. Es geht vor allem darum,

die Freiräume des individuellen und kollektiven Handelns zu sichern und zu schützen.

Ein Staat ist daher daran zu messen, wie viel Freiheitsraum er seinen Bürgern ermög-

licht, und wie sehr er es vermeidet, sie zu bevormunden und zu funktionalisieren. Gute

Verfassungen schützen ihre Bürger vor dem übergriffigen Staat und wertschätzen damit

ihre Würde.

Die Würde des Menschen gründet in seiner Freiheit und in der Fähigkeit, Verantwortung

für sich selbst und das Ganze zu übernehmen. Freiheit und Verantwortung erfordern

Initiative und die Fähigkeit, sein Leben sinnvoll und mit Respekt gegenüber Natur und

Mensch zu gestalten. Solche sozialen und ökologischen Kompetenzen kommen nicht

von selbst, sondern bedürfen der Pflege. Hier liegt die Aufgabe von Bildung insgesamt

und von Hochschulbildung im Speziellen. Gelingt ihr dies, so sorgt sie dafür, dass die

Freiräume der modernen Gesellschaft tatsächlich mit der Initiative der Bürger gefüllt

werden können. Gute Bildung entfacht im Menschen das Bewusstsein, dass er ein Kul-

turwesen ist, das sich biographisch und gesellschaftlich selbst in die Hand nehmen

kann und für sich und das Ganze stets mitverantwortlich ist. Sie vermittelt Mut und

Vertrauen in die Initiativkraft des Individuums einerseits und Sinn für Verantwortung

andererseits. Bildung ist der beste Garant für eine nachhaltige Zukunft und für soziale

Innovationen, die allein den immer komplexer werdenden gesellschaftlichen Problemen

gerecht werden können.

Dieses Thema greifen wir in der vorliegenden Ausgabe unter dem Titel Soziale Impulseauf und möchten damit einige Denkanstöße geben. Wir wünschen Ihnen eine anregende

Lektüre.

Ihr Prof. Dr. Marcelo da VeigaRektor der Alanus Hochschule

LIEBE LESERINNEN

UND LESER,

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Page 4: UNIVERSALIS Nr. 06

4 Inhalt

Titelthema: Soziale Impulse

6 DER SOZIALIMPULS DER WALDORFPÄDAGOGIK Analyse und Standortbestimmung der

„Schule für alle“

11 HERAUSFORDERUNG ARMUT Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft

fördert Studentenprojekte

14 INNOVATION – NUR ETWAS FÜR MACHER? Gesellschaftsgestalter gesucht!

17 GUTES TUN UND DAVON PROFITIEREN?! BWL-Absolventen und ihre Gründerprojekte

Campus

20 MAHLGUT WIRD KUNSTGUT LandArt in der Mühle von Lézaff

22 BEGEGNUNGSRÄUME UND COUCHSURFING Im Gespräch mit den Studenten Aljoscha Zöller

und Jan Vaupel

24 EINE OASE AUF DEM DACH Architekturstudenten entwerfen

für das Uniklinikum Bonn

Forschung26 EINE MITTE FÜR SCHMIDTHEIM

Architekten erforschen bürgerschaftliches

Engagement für Baukultur

29 GEMEINSAM NACHHALTIG Forschungsprojekt zur Einbindung von Mitarbeitern

146

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5Inhalt

Der besondere Ort

31 ROTE LINIEN AM JOHANNISHOF

Engagement

32 „IMPULSE SETZEN“ Gespräch mit Achim Grenz, Vorstandsmitglied

der Software AG-Stiftung, zum neugegründeten

Graduiertenkolleg Waldorfpädagogik

Alanus Werkhaus

34 „ICH MUSS NICHT ALLES SELBST KÖNNEN!“ Erkenntnisse aus dem Praxistraining zur Teamleitung

in sozialen Einrichtungen

36 DEN MENSCHEN IN DEN MITTELPUNKT STELLEN Fortbildung für Ausbilder am Alanus Weiter-

bildungszentrum

Menschen

38 ANNETTE WEISSKIRCHER Eine Professorin, die sich um die Balance kümmert

40 DENKEN IN RÄUMEN Ein Atelierbesuch bei Hannah Schneider –

Trägerin des Alanus Kunstpreis

42 ABSOLVENTEN MIT GESTALTUNGSWILLEN

43 Kurz & Knapp

46 Terminvorschau

47 Impressum Alle abgebildeten Werke sind Arbeiten von Studenten oder Mitarbei-tern der Alanus Hochschule oder des Alanus Werkhauses

31 40

Page 6: UNIVERSALIS Nr. 06

6 Titelthema: Soziale Impulse

DER SOZIALIMPULS DER WALDORFPÄDAGOGIK

Page 7: UNIVERSALIS Nr. 06

7Titelthema: Soziale Impulse

Eine Schule für alle, weg vom bürgerlichen Bildungsprivileg hin zu einem individualisierten Bildungsverständnis – das war eine der Ideen, die Rudolf Steiner bei der Gründung der ersten Waldorfschule zu Beginn des 20. Jahrhunderts verfolgte und mit der er wegweisende Impulse gab. Doch wird die Waldorfschulbewegung diesem Anspruch heute noch gerecht?

Page 8: UNIVERSALIS Nr. 06

8 Titelthema: Soziale Impulse

Bunt lasierte Räume in Gebäuden, bei denen

der rechte Winkel verpönt ist und deren schrä-

ge Ecken an Fenstern und Wandflächen das

Label organische Architektur tragen, die aber

nicht selten von einer eigentümlich monumen-

tal-schwerfälligen Dachlastigkeit geprägt sind.

Darin fröhliche und lerneifrige Kinder, die sich

scheinbar spielend und stressfrei Rechnen,

Lesen und Schreiben aneignen und dabei zu-

gleich ein Feld bebauen, Schnitzarbeiten aus-

und in pastellenen Eurythmiekittelchen Rei-

gentänze aufführen.

Dieses Bild prägt seit Jahrzehnten die Waldorf-

pädagogik in Deutschland. Jeden Morgen wer-

den die Kleinen von im Alternativchic gestyl-

ten „SUV-Müttern“ zur Schule gefahren: eine

elitäre, akademisch geprägte Gesellschafts-

schicht, die sich Bildung jenseits staatlicher

Verfügungswillkür, die in grauen Lernsilos mit

hohem Migrantenanteil stattfindet, leisten

können.

Dabei ist die erste Waldorfschule 1919 in

Stuttgart aus dem Unternehmerethos Emil

Molts, Inhaber der Waldorf-Astoria-Zigaret-

tenfabrik, als Bildungseinrichtung für Arbeiter-

kinder gegründet worden. Was ist aus diesem

Sozialethos der Waldorfpädagogik geworden?

In Deutschland und weltweit sind Waldorf-

schulen Privatschulen, die sich trotz staatli-

cher Beihilfen nur mit dem zusätzlichen Schul-

geld der Eltern finanzieren können, wobei das

staatliche Sonderungsverbot, demnach die

Schulwahl nicht einkommensabhängig sein

darf, von den Waldorfschulen unterstützt wird.

Und dennoch: Die Waldorfschule hat sich zu

einer Schule für die bürgerliche akademische

Mittelschicht in Deutschland etabliert. Das ist

so nicht intendiert gewesen.

Rudolf Steiner, der das pädagogische Kon-

zept der Waldorfschule entworfen hat, woll-

te, wie viele Reformpädagogen in dieser Zeit,

den staatlichen Buchschulen, die abfragba-

re Wissensbrocken in die Köpfe der Schüler

transferierten, eine kindzentrierte Pädagogik

gegenüberstellen. Der soziale Impuls war weit-

reichend.

EINE SCHULE FÜR ALLE

Die Waldorfschule will eine Schule für alle sein.

Zur Zeit ihrer Gründung war höhere Bildung

das alleinige Privileg einer bürgerlichen Gesell-

schaftsschicht. Die Waldorfschule sollte eine

Schule für alle Kinder werden. Dies ist heute

nichts Besonderes mehr, da der Bildungszu-

gang für alle und die freie Schulwahl verfas-

sungsrechtlich geschützt sind. Entscheidender

ist gegenwärtig, dass die Waldorfschule keine

Leistungsselektion vornimmt und daher auch

entsprechende Instrumente wie Notengebung

und Sitzenbleiben ablehnt. Der Unterricht fin-

det in leistungsheterogenen Gruppen statt und

ist um ein hohes Maß an individueller Förde-

rung bemüht. Zudem lehnt sie eine einseitig

kognitive Gewichtung des Lernens ab, wie es

durch die Dominanz der sogenannten Haupt-

fächer (Mathematik, Deutsch und Englisch) im

Regelschulsystem zum Ausdruck kommt.

Die Waldorfpädagogik steht für einen ganzheit-

lichen Ansatz, der kognitive, musisch-künstle-

rische und handlungspraktische Lernbereiche

(Kopf, Herz und Hand) gleichermaßen gewich-

tet. Das Begabungsspektrum der Kinder soll

in allen Bereichen angesprochen und geför-

dert werden. Dabei wird auch der unterschied-

lichen Lern- und Entwicklungsgeschwindigkeit

der einzelnen Kinder Rechnung getragen. Denn Waldorfschulen sind Vorkämpfer für ein individualisiertes Bildungsverständis

Werden Waldorfschulen ihren pädagogischen Idealen gerecht?

Page 9: UNIVERSALIS Nr. 06

9Titelthema: Soziale Impulse

die frühe Selektion des deutschen Regelschul-

systems führt dazu, dass Berufsbiographien

oft schon nach dem Ende der Grundschulzeit

feststehen, wenn verpflichtende Empfehlun-

gen für weiterführende Schulen ausgesprochen

werden.

FREIE SCHULEN

Waldorfschulen gelten und begreifen sich

selbst als freie Schulen. Das bedeutet, dass

sie gegenüber den ministeriellen Vorgaben für

das Regelschulsystem bestimmte Freiräume

(bundeslandspezifisch variierend) bezogen

auf ihre Lehrplangestaltung und die Anstellung

von Lehrkräften besitzen. Rudolf Steiner hatte

hier eine weitreichendere Perspektive. Er setz-

te in Bildungseinrichtungen auf die Autonomie

eines sich selbst regulierenden freien Geistes-lebens, wie es im Hochschulbereich selbstver-

ständlich ist. Im Schulbereich gibt es dagegen

bis heute ein hohes Maß an externer Kontrolle

durch Schulaufsichten, die – wie sich an vie-

len Stellen zeigt – ungeeignet ist, Bildungs-

qualität und -zufriedenheit zu gewährleisten. Kognitive, künstlerisch-musische und handwerkliche Elemente sind gleichermaßen wichtig

Page 10: UNIVERSALIS Nr. 06

10 Titelthema: Soziale Impulse

Hier sind Waldorfschulen bis heute Vorkämp-

fer für ein individualisiertes Bildungsverständ-

nis, das seine qualitativen Maßstäbe im Dia-

log aller Beteiligter (Eltern, Lehrer und Schüler)

generiert (selbstverständlich im Einklang und

in Anerkennung des bundesrepublikanischen

Wertekanons).

ELTERNBETEILIGUNG

Die Einbeziehung und aktive Zusammenarbeit

mit den Eltern ist eine der tragenden Säulen

der Waldorfpädagogik. Denn Waldorfschulen

existieren nur und können nur existieren, weil

es Eltern gibt, die das Vertrauen haben, dass

ihr Kind auf einer Waldorfschule von den Leh-

rern verstanden und gefördert wird. Dies sind

die entscheidenden Qualitätsmerkmale: Ver-

ständnis und Förderung. Waldorfschulen wer-

den nicht von Behörden und auch nicht von

Lehrern, sie werden von Eltern gegründet, die

für ihr Kind die aus ihrer Sicht beste Pädagogik

wünschen. Dabei ist viel Einsatz gefragt, der

über die finanzielle Beteiligung hinaus Mithilfe

bei der Schulraumgestaltung und bei Schulfei-

ern, pädagogische Begleitung auf Elternaben-

den und im Austausch mit Lehrkräften fordert.

Unberührt bleibt allerdings die pädagogisch-

fachliche Autonomie und Autorität der Lehr-

kräfte, die dafür ausgebildet sind.

LEHRERKOLLEGIUM UND WIRT-SCHAFTSGEMEINSCHAFT

Ein besonderes soziales Ethos der Waldorf-

pädagogik besteht darin, dass sich alle am

pädagogischen Prozess beteiligten Lehrkräf-

te als egalitäre Wirtschaftsgemeinschaft be-

greifen. Die Waldorfpädagogik verzichtet auf

eine Binnenhierarchisierung in Form eines

Rektorates. Oberstes beschlussfähiges und

verantwortungstragendes Organ ist die Leh-

rerkonferenz, in der alle Kolleginnen und Kol-

legen gleiche Rechte haben. In der Regel gibt

es aus arbeitsökonomischen Gründen auf Zeit

gewählte Delegationen, die allerdings gegen-

über der Lehrerkonferenz rechenschaftspflich-

tig sind. Wirtschaftlich sind alle Kolleginnen

und Kollegen untereinander gleichgestellt. Es

gibt in der Regel lediglich deputats- bzw. al-

ters- und familienstandsabhängige finanzi-

elle Differenzierungen, die wiederum in einer

gemeinsam verabschiedeten Gehaltsordnung

vereinbart werden. Eine Lehrkraft der Unter-

stufe hat demnach im Prinzip das gleiche Ein-

kommen wie eine Lehrkraft der Oberstufe. Dies

ist für deutsche, aber auch für internationale

Verhältnisse einmalig, da hierdurch die päd-

agogische Arbeit aller gleichermaßen gewür-

digt wird.

INSEL DER SELIGEN?

Bilden die Waldorfschulen damit Inseln der

Seligen in der heutigen Bildungslandschaft?

Mitnichten. Das oben ausgesprochene päda-

gogische Ideal wird sicherlich nicht an allen

Waldorfschulen vollständig umgesetzt. Viele

hadern mit Qualitätsproblemen und Konflikten

im Zuge ihrer Selbstverwaltung. Zudem bilden

Waldorfschulen schon lange nicht mehr (wie

oben bereits angedeutet) den Querschnitt un-

serer Gesellschaft ab. Es gibt kaum Kinder mit

Migrationshintergrund an Waldorfschulen. Das

hat Christiane Leiste, Initiatorin eines neuen

Schulprojektes in Hamburg, dazu geführt,

Waldorfpädagogik ganz bewusst und gezielt

in einer staatlichen Grundschule in einem

sogenannten Brennpunktviertel in Hamburg-

Wilhelmsburg zu integrieren. Christiane Leiste

sagt dazu: „Die Waldorfschule hat die letzten

hundert Jahre im Gewächshaus existiert“, d. h.

unter geschützten Bedingungen, „nun wird es

Zeit, dass sie sich der Wirklichkeit stellt“.

Ein weiteres sozial impulsierendes Beispiel bil-

det die interkulturelle Waldorfschule in Mann-

heim. Und auch international gibt es zahlrei-

che Waldorfschulen, die in von Not, Armut und

Konflikten geprägten Regionen über politische

und kulturelle Grenzen hinweg eine hervor-

ragende pädagogische Basisarbeit leisten. In

diesem Sinne ist zu hoffen, dass sich die in-

novative soziale Kraft der Waldorfpädagogik

weiterentwickelt und sie aus ihrem bürgerli-

chen Dornröschenschlaf in Deutschland her-

austritt.

Von: Jost Schieren // Professor für Schul-

pädagogik mit Schwerpunkt Waldorf -

pä dagogik

Die soziale Kraft der Waldorfpädagogik weiterentwickeln

Page 11: UNIVERSALIS Nr. 06

11Titelthema: Soziale Impulse

HERAUSFORDERUNGARMUT

Sie begleitet uns in den Nachrichten, auf den

Straßen, vielleicht sogar im persönlichen Um-

feld und bleibt doch oft unsichtbar: Armut.

Ein Thema, mit dem sich die meisten Men-

schen nicht gerne beschäftigen. Der Wettbe-

werb „Perspektive Armut“ der Montag Stiftung

Kunst und Gesellschaft und der Alanus Hoch-

schule forderte Studenten auf, sich künstle-

risch im öffentlichen Raum mit diesem Thema

auseinanderzusetzen.

Die fünf Gewinnerprojekte werden aktuell um-

gesetzt. Dazu gehört das Projekt „Drinnen

trifft Draußen“ von Theresa Herzog, Sarah

Arend und Lisa Küpper. Die drei jungen Frauen

wollen die Besucherzone der Justizvollzugsan-

stalt Köln-Ossendorf künstlerisch gestalten,

um eine angenehme Gesprächsatmosphäre

für Insassen und Angehörige zu schaffen. In

dem Projekt vereinen die drei ihre unterschied-

lichen Studienhintergründe: Kunst-Pädagogik-

Therapie, Kindheitspädagogik und Architektur.

Malereistudent Leo Fischer und Leon von der

Eltz, Absolvent der Betriebswirtschaftslehre,

werden mit einem „Büro für Wunschvermitt-

lung“ durch die Stadt ziehen, um Wünsche und

Angebote von Menschen zusammenzubringen.

Die Malereistudentinnen Lilian Friese und

Jacqualine Burk wiederum binden den aktuel-

len „Selfie-Trend“ in ihr Projekt ein. Wie sehen

mich andere? Wer bin ich wirklich? Wie möchte

ich gerne gesehen werden? Dazu werden sie

Kameras und einen Kostümfundus in Bahn-

hofsmissionen und Flüchtlingsheimen aufstel-

len und Menschen bitten, sich selbst zu foto-

grafieren. Außerdem sind eine Ausstellung in

der LVR-Klinik Bonn, einer Klinik für Psychiatrie,

und ein Projekt zur Gefühlsarmut bei Kindern

und Jugendlichen aufgrund von Sprachbarrie-

ren geplant. Die Studenten haben bis November

Zeit, ihre Ideen umzusetzen. Die Stiftung för-

dert die Projekte mit jeweils 1.000 Euro.

Wieso hat die Jury sich für diese Projekte ent-

schieden? Was lösen partizipative Kunstpro-

jekte bei den unterschiedlich Beteiligten aus?

Diese und weitere Fragen beantworten Stif-

tungsvorständin Ruth Gilberger und Professor

Thomas Egelkamp, der die Projekte betreut, im

Gespräch.

Studenten entwickeln mit Unterstützung der Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft künstlerische Projekte mit sozialer Teilhabe

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12 Titelthema: Soziale Impulse

Frau Gilberger, Herr Egelkamp, was hat Sie an den geförderten Projekten

überzeugt?GILBERGER: Alle Projekte überzeugten durch

ebenso präzise Fragestellungen wie ergebnis-

offene Projektverläufe, die sich zielgruppen-

orientiert mit dem Thema „partizipative Kunst-

projekte als Motor gesellschaftlichen Wandels

– Armut als Herausforderung“ beschäftigen.

Ein besonderer inhaltlicher Fokus liegt auf dem

Ort des Projektgeschehens: Justizvollzugsan-

stalt, Landesklinik, Flüchtlingsheim und der

öffentliche Raum werden von den partizipa-

tiven Projekten in besonderer Weise künstle-

risch sichtbar gemacht, indem sie durch un-

gewohnte Perspektiven mit den Menschen vor

Ort neue Möglichkeits- und Handlungsräume

gestalten. — EGELKAMP: Die Entscheidung

für die Förderung fiel nicht leicht. Es wurden

aktuell dreimal so viele Projekte eingereicht

wie beim ersten Mal, und zwar aus allen Fach-

bereichen. Eine sehr große Spannbreite künst-

lerischer Projektideen.

Frau Gilberger, Armut war bereits Thema der ersten Ausschreibung 2014.

Warum haben Sie es erneut aufgegriffen? GILBERGER: Die erste Ausschreibung soll-

te auf das große Praxisprojekt „Public Resi-

dence“ der Stiftung in Dortmund reagieren

(Anm. d. R.: Insgesamt lebten sieben Kunst-

schaffende ein Jahr lang am Borsigplatz in

Dortmund und entwickelten mit der Bevölke-

rung Projekte, die das Quartier verändern soll-

ten). Armut als eigentliches Thema ist dabei auf

einmal in den Hintergrund gerückt. Was sehr in-

teressant ist, da die meisten Menschen dort

als arm bezeichnet werden. Das Thema schien

mir noch nicht abgeschlossen. Wir haben uns

gefragt, wer uns das Recht gibt, darüber zu be-

finden, wer arm ist und wer nicht. Geht es um

materielle Armut? Freiwillige Armut? Kulturelle

Armut? Mit diesem Thema beschäftigen sich

die meisten Menschen nicht gerne, aber bei den

Studierenden hat es einen nachhaltigen Ein-

druck hinterlassen. Es haben sich während der

ersten Ausschreibung viele interessante Fragen

ergeben, so dass wir uns entschieden haben,

das Thema erneut aufzugreifen.

Nach welchen Kriterien entscheiden Sie über die geförderten Projekte?

GILBERGER: Ein Kriterium ist der Tandem-Ge-

danke. Wir bemühen uns, Projekte zu finden,

bei denen die Teams möglichst unterschied-

lich sind, zum Beispiel Wirtschaftsstudie-

rende, die zusammen mit Kunststudierenden

? ? ?

Im vergangenen Jahr baute eine Gewinnergruppe gemeinsam mit Flüchtlingen eine Tafel am Frankenbad in Bonn

Page 13: UNIVERSALIS Nr. 06

13Titelthema: Soziale Impulse

arbeiten. Das zweite Kriterium ist die Relevanz

des Themas und das Dritte ist die Innovation

und Einzigartigkeit des Projektes. Nicht zuletzt

zählt natürlich die ästhetische und künstleri-

sche Qualität. — EGELKAMP: Und die Projek-

te sollen partizipativ sein. Es geht nicht um

die Selbstdarstellung der Künstlerinnen und

Künstler, sondern es muss eine Art der Par-

tizipation geben, das heißt zu dem jeweiligen

Thema sollen passende Bevölkerungsgruppen

einbezogen werden.

Herr Egelkamp, welche Erfahrungen können die Studenten im öffentlichen

Raum machen?EGELKAMP: Die meisten Studierenden haben

noch nicht viel Erfahrung im öffentlichen

Raum. Durch die Praxisprojekte lernen sie, wie

sie sich als Kunstschaffende im öffentlichen

Raum bewegen, was notwendig ist, um mit

verschiedenen Personengruppen partizipativ

zu arbeiten, aber auch, wo Grenzen sind. Nicht

alles funktioniert wie in der Vorstellung. Bei

Projektarbeit gibt es keine Wiederholungen, du

kannst keine Rezepturen einsetzen. Durch sie

wird die Lehre fassbar. Die Studierenden glei-

chen die Theorie mit der Praxis ab und gehen

beim nächsten Mal ganz anders mit dem the-

oretischen Wissen um. Sie merken, dass Stu-

dieren nicht nur Wissensvermittlung, sondern

auch Erfahrungswissen ist. Um es mit den

Worten von John Dewey zu sagen: „Ein Gramm

Erfahrung ist besser als eine Tonne Theorie.“

Wie nachhaltig sind die Projektideen?EGELKAMP: Eines der laufenden Projek-

te wurde bereits im vergangenen Jahr geför-

dert. Die Studierenden sind mittlerweile im

Masterstudiengang und haben das Thema

weiterentwickelt. Auch für den Stadtteil Me-

dinghoven wurde erneut eine Projektidee ein-

gereicht. Viele Studierende, die bei der Aus-

schreibung mitmachen, sind im zweiten oder

dritten Studienjahr und kommen dadurch auch

in Kontakt zu Institutionen. Projektarbeit ist

der beste Einstieg in die berufliche Praxis. —

GILBERGER: Von Stiftungsseite interessiert

mich im Rahmen der Kooperation auch der

Theorie-Praxis-Transfer in beide Richtungen.

Uns freut es natürlich, wenn zwei von drei Pro-

jekten weitergehen und man das Gefühl hat,

man kann mit diesen Projekten ganz viel be-

wegen.

Herzlichen Dank für das Gespräch! SST

PERSPEKTIVE ARMUTDas Projekt „Perspektive Armut“ des Instituts für philosophische und ästhetische Bildung der Alanus Hochschule wird zum zweiten Mal, zusammen mit der Transferstelle „Partizipa-tive Kunst“, unter der Leitung von Professo-rin Gabriele Oberreuter, als Kooperation mit der Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft durchgeführt. Ein zentrales Ziel ist die Ver-bindung künstlerischer Handlungsweisen mit sozialem Engagement und gesellschaftlichen Fragestellungen. Am 4. Dezember 2015 findet die öffentliche Abschlusspräsentation statt.

Ruth Gilberger // Vorständin der Mon-

tag Stiftung Kunst und Gesellschaft in

Bonn — Thomas Egelkamp // Professor

für Kunstvermittlung und Kunst im öffent-

lichen Raum

? ?

Page 14: UNIVERSALIS Nr. 06

14 Titelthema: Soziale Impulse

INNOVATION – NUR ETWAS FÜR MACHER?

„Mein altes Leben schmeckt wie ein labbriger

Toast … Mir platzt der Kopf, alles muss sich

verändern … Wenn’s dir nicht gefällt, mach

neu!“ Diese Zeilen stammen aus einem Lied

von Peter Fox, das vor einigen Jahren den Nerv

der Zeit traf und die Spitze der Charts er-

klomm. Dazu trug auch das innovative Musik-

video bei, in dem trommelnde Affen den Takt

vorgeben und scheinbar unaufhaltsam Farbe

in die graue Landschaft bringen, womit „alles

neu“ wird. Der ganze Vorgang erscheint symp-

tomatisch: Was neu ist, landet ganz oben. Wer

innovativ ist, gewinnt. Und wer nicht beim

Alten verharrt, kommt voran.

NUR NOCH NEUES UNTER DER SONNE?

Der hohe Stellenwert, den das Neue, das Inno-

vative in unserem Leben einnimmt, ist freilich

älter als ein Jahrzehnt, aber so alt dann doch

nicht, wie man vielleicht glauben könnte. Er

Gesellschaftsgestalter gesucht!

Page 15: UNIVERSALIS Nr. 06

15Titelthema: Soziale Impulse

entstand am Ende des Mittelalters und damit

zu Beginn einer Epoche, der man später be-

wusst den Namen „Neuzeit“ gab. Eine Fülle

von historischen, philosophischen, religiösen,

ästhetischen, sozialen und ökonomischen

Faktoren führte damals dazu, dem Alten und

Traditionellen kein Vertrauen mehr zu schen-

ken. Wer sicheren Stand finden wollte, um die

theoretischen und praktischen Herausforde-

rungen der Gegenwart zu bewältigen, muss-

te die morschen alten Gebäude mitsamt ihren

Grundmauern abreißen und selbst ein neues

Fundament legen, auf dem man dann sichere

Aufbauarbeit leisten konnte. „Ich denke, also

bin ich“ – so lautete die bekannte Einsicht von

René Descartes, die den Beginn der modernen

Wissenschaften markierte. Diese gehen ana-

lytisch vor, methodisch und akzeptieren nur

das als Wissen, was der Überprüfung durch

Experimente standhält, noch standhält – bis

es durch neue Erkenntnisse abgelöst wird. Weil

damit auch der Siegeszug der modernen Tech-

nologien zusammenhängt, deren Fortschritt

bis heute nicht nur anhält, sondern sich ste-

tig zu beschleunigen scheint, kann man das

Selbstverständnis des neuzeitlich-modernen

Menschen um folgende Aussage erweitern:

„Ich mache, also bin ich.“

DAS IMMER GLEICHE IM GEWAND DES NEUEN?

Der Ruf nach Innovation erschallt also seit

Langem, aber heute offensichtlich lauter

denn je. Auch Fox rückt daher in seinem Lied

mit „Baumaschinen, Baggern und Walzen und

Kränen“ an, um auf und aus den Trümmern

des Alten Neues zu erschaffen. Kein Wunder,

dass diese umfassende Erneuerungsbewegung

vor unserem Selbstverständnis als Menschen

nicht halt macht. Zu machen, um zu sein,

heißt eben auch, sich zu machen, sich besser zu machen, um mithalten zu können in unserer

Gesellschaft. Vor dem Hintergrund der digita-

len Technologien klingt das dann so: „Bin das

Update, Peter Fox 1.1 … Ich bin euphorisiert,

und habe teure Pläne.“

Mit Nachdruck an sich selbst zu arbeiten, sich

zu optimieren, scheint das Gebot der Stunde.

Und doch mischen sich Misstöne in das inno-

vative Konzert. Ist das Neue wirklich immer

das Bessere? Führt uns dieser Fortschritt

nicht auch fort von uns selbst? Erkaufen wir

die Euphorie der Selbstoptimierung nicht mit

einem Grundgefühl der Unzufriedenheit, weil

wir so, wie wir jetzt sind, noch nicht gut genug

sind? Ist das so verstandene Neue wirklich neu

oder nicht vielmehr ein Höher, Schneller und

Weiter des immer Gleichen? „Hey, alles glänzt

so schön neu“, heißt es im Lied, und die Iro-

nie ist nicht zu überhören beziehungsweise zu

übersehen, wenn im Musikvideo die weiße Wä-

sche an der Leine weht. Unter der polierten

Oberfläche unserer Gesellschaft klafft eine

große Leere, verbreiten sich Depressionen

und Burnout, greift die Sinnlosigkeit um sich.

Immer mehr Menschen kommen daher zu der

Einsicht, dass hier etwas nicht stimmt. Es wird Zeit, Innovation (wieder) neu zu denken.

DAS INNOVATIVE POTENZIAL VON PHILOSOPHIE UND KUNST!

Philosophie und Kunst fördern ganzheitliches

Denken und Handeln. Sie verhelfen dazu, die

eindimensionale Sicht von Mensch und Welt

unter der Maßgabe der Machbarkeit zu über-

winden und ihre Vielschichtigkeit zu erfassen.

Sie analysieren nicht nur, sondern erkennen

Zusammenhänge und tragen dazu bei, neue

Orientierung zu finden. Ganzheitliches Denken

und Handeln versetzen aber auch in die Lage,

überkommene Auffassungen kreativ zu verän-

dern – jene eingeschlossen, die Innovation auf

den immergleichen Gleisen betreiben.

Page 16: UNIVERSALIS Nr. 06

16 Titelthema: Soziale Impulse

Das Institut für philosophische und ästheti-

sche Bildung der Alanus Hochschule entwickelt

daher gerade einen Studiengang*, der dieses

innovative Potenzial aufgreifen und für die Ge-

sellschaft fruchtbar machen möchte: „Philo-

sophy, Arts and Social Entrepreneurship“. Die

Studierenden erhalten dabei die Gelegenheit,

ihren persönlichen Bildungsweg zu gehen. Die-

ser Findungsprozess ist freilich kein einsames,

sondern ein zutiefst soziales Unternehmen. Der

Studiengang fördert daher die aktive Beteili-

gung in Gesellschaft wie Wirtschaft und be-

fähigt zu sozialer Intervention jenseits bloßer

Konventionen.

Wer frischen Wind in unsere Gesellschaft brin-

gen möchte, selbst etwas bewirken und nach-

haltig verändern will, muss kein Macher sein.

Das Einüben von reflexivem und kontempla-

tivem Denken und die Erfahrungen von schöp-

ferischen Prozessen zeigen vielmehr, dass sich

das wirklich Neue gar nicht herstellen lässt.

Gefragt sind daher Menschen, die dazu in der

Lage sind, sich auf unberechenbare, aber ge-

staltbare Prozesse einzulassen, die neue Per-

spektiven einnehmen, kreativ tätig sind und

erfahren haben, dass auf diese Weise Möglich-

keiten ins Spiel kommen, die eine Machbar-

keitsstudie gar nicht auf der Rechnung haben

kann. Das erfrischend Neue, welches dabei

entsteht, muss auch keine Berührungsängste

mit dem Alten haben. In diesem Sinne erneuert

der Studiengang die Tradition der Liberal Arts,

die schon zur Geburtsstunde der Universität

Gesellschaft gestaltet haben. Wer hier mittel-

alterliches Gedankengut vermutet, liegt aller-

dings weit daneben. Kulturelle Bildung sucht

nicht Imitation, sondern Inspiration.

Auch Peter Fox kann ein Lied davon singen.

Der markante Einstieg seines Songs „Alles

neu“, der am stärksten ins Ohr geht und über

das Liedende hinaus nachklingt, ist nämlich

gar keine neuartige Idee, sondern stammt aus

der siebten Symphonie von Dimitri Schostako-

witsch. Aber die Art, wie der Songwriter diese

Stelle aufgreift, umgestaltet und einsetzt, ist

von einer innovativen Kraft, die auch heute

nichts von ihrer Frische verloren hat.

Von: Thomas Schmaus // Juniorprofessor

für philosophische Anthropologie

* Der sechssemestrige Bachelorstudiengang startet zum Herbstsemester 2015/2016.

Page 17: UNIVERSALIS Nr. 06

17Titelthema: Soziale Impulse

GUTES TUN UND DAVON PROFITIEREN?!Fair gehandelte Produkte kaufen, beim Car-

sharing mitmachen, Ökostrom beziehen –

nachhaltiges Verhalten sollte belohnt wer-

den, finden Milan Wolfs und Sebastian Schulz.

Noch besser gefällt ihnen die Idee eines nach-

haltigen Kreislaufs. Dazu arbeiten die Jung-

unternehmer gerade an einem ganzheitlichen

Bonussystem. Kunden bekommen Punkte für

nachhaltiges Konsumverhalten. Diese ent-

sprechen einem bestimmten Geldwert und

können gegen einen Wertgutschein für weite-

re nachhaltige Produkte oder Dienstleistungen

eingelöst oder in Spenden umgewandelt wer-

den. „Wertewandel“ haben sie ihr Vorhaben

genannt. Die Idee kam Schulz während seiner

Praxisphase bei dm-drogerie markt, einem von

rund fünfundzwanzig Partnerunternehmen des

Fachbereichs Wirtschaft. Im sechsten Semes-

ter wurde daraus gemeinsam mit Wolfs ein

konkretes Geschäftsmodell. Ende 2014 schlos-

sen die beiden ihr Studium ab. Seit Anfang

des Jahres führen sie Gespräche mit passen-

den Unternehmen, beantragten Fördermittel,

konnten mit ihrer Idee bei einem Gründerwett-

bewerb ein vierstelliges Preisgeld erzielen und

stehen nun vor der Gründung einer GmbH.

Die wichtigste Zielgröße vieler Unternehmen ist Profit. Kristina Wilms, Milan Wolfs und Sebastian Schulz sehen das anders. Wilms hat eine App gegen Depression ent-wickelt. Die beiden anderen Absolventen der Betriebswirt-schaftslehre wollen nachhaltiges Verhalten prämieren. Die Gesellschaft zu verändern ist für sie keine Nebensache.

Die drei ausgestreckten Finger für das „W“ in ihrem Firmennamen „Wertewandel“ sind das Marken zeichen von Milan Wolfs und Sebastian Schulz

Page 18: UNIVERSALIS Nr. 06

18 Titelthema: Soziale Impulse

NACHHALTIGKEIT UND UNTER-NEHMENSETHIK

Nachhaltigkeit ist für beide erst während des

Studiums zum Thema geworden. „Das Be-

wusstsein dafür war da, aber ich selbst habe

lange etwas Anderes gelebt“, erklärt Wolfs.

„Das erste Studienjahr hat mich wachgerüt-

telt. Auf einmal wurden ganz andere Dialoge

als in der Schule geführt. Mit meinem heutigen

Wissen kann ich nicht mehr so tun, als ginge

mich das Thema nichts an“, ergänzt Schulz.

Beide absolvierten den Bachelorstudiengang

Betriebswirtschaftslehre an der Alanus Hoch-

schule. Nachhaltigkeit und Unternehmensethik

stehen hier genauso auf dem Stundenplan wie

klassische BWL. Die Studenten können sich

etwa auf NGO-Management, Social Banking

oder nachhaltige Unternehmensführung spezi-

alisieren. Wer, wie die beiden Jungunternehmer,

gründen möchte und soziale Ziele verfolgt, ent-

scheidet sich für den Schwerpunkt „Entrepre-

neurship“ und „Social Innovation und Business

Design“. Vom ersten Semester an bietet der

Fachbereich Wirtschaft entsprechende Kurse

und die Begleitung eigener Projekte an.

„Wir verstehen Innovation nicht im klassischen

Sinne. Wir sind keine Erfinder. Oft sind es

Ideen, die schon in einem anderen Kontext mit

großem Erfolg betrieben werden“, erklärt Su-

sanne Blazejewski, Professorin für allgemeine

Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Füh-

rung, Organisation und Personal. Im Vorder-

grund der Lehre stehe nicht die Frage, wieviel

Geld man mit seinem Unternehmen verdienen

kann, sondern wie man als Individuum oder

mithilfe einer Organisation gesellschaftliche

Probleme lösen kann. Die Studenten müssen

dafür nicht direkt die Welt retten. Ein Seminar

der Professorin heißt „Individuum, Organisa-

tion und Institution“ und bietet den Rahmen

für die Entwicklung einer eigenen sozialen

Geschäftsidee. Die Studenten überlegen sich

ein lokales Problem, etwas, das sie oder ihre

Freunde und Familie betrifft, und entwickeln

dafür Lösungsansätze. Im letzten Semester

kamen dabei ganz unterschiedliche Projekte

zusammen. Die Studenten entwickelten Kon-

zepte gegen die Vereinsamung in den Städten

und für einen besseren Zugang zu beruflicher

Bildung von Flüchtlingen, bearbeiteten aber

auch ganz persönliche Fragen, etwa, welche

Räume sie am Campus für den gegenseitigen

Austausch außerhalb des Unterrichts gestal-

ten könnten. Am Ende des Seminars steht ein

Pitch vor einer Jury, ganz wie im echten Leben

vor potenziellen Investoren. In zwei bis drei Mi-

nuten müssen die Studenten ihre Idee verkau-

fen können, inklusive überzeugendem Finan-

zierungskonzept.

Auch Jacob Hörisch beginnt seine Seminare

auf einer persönlichen Ebene. Er ist seit Be-

ginn dieses Jahres Juniorprofessor für Sustain-

able Innovation und Entrepreneurship. Wenn

sich die Studenten zu Beginn des Studiums in

einem Tagesworkshop zum ersten Mal mit dem

Die App gegen Depression soll noch 2015 auf den Markt kommen

Im BWL-Studium lernen die Studenten neue Perspektiven für wirtschaftliches Handeln kennen

Page 19: UNIVERSALIS Nr. 06

19Titelthema: Soziale Impulse

Thema Entrepreneurship beschäftigen, erzäh-

len sie sich zunächst in Zweier-Teams gegen-

seitig von einem Nachhaltigkeitsproblem, das

sie persönlich bewegt. Durch die Lösungsideen

des Gegenübers lernen sie neue Perspektiven

auf das Problem kennen – sogenannte „Design

Thinking Methoden“ unterstützen die syste-

matische Ideenfindung und -entwicklung. „Im

Tagesworkshop behandeln wir das Thema im

Kleinen. Es gibt aber auch Entrepreneurship-

Kurse, die das ganze Semester dauern. So hat

man die Möglichkeit, eine Idee kontinuierlich

während des Studiums weiterzuentwickeln“,

erklärt Hörisch.

EINE APP GEGEN DEPRESSION

Auch Kristina Wilms Weg zu einem Start up

begann mit einer persönlichen Betroffenheit.

Ihr BWL-Studium hat sie vor fünf Jahren abge-

schlossen. Sie lebte selbst mit einer Depres-

sion und hat sich immer so etwas wie die von

ihr entwickelte „Arya App“ gewünscht. Mit ihr

können Patienten immer und überall ihre Ge-

danken und Gefühle ins Handy eintippen und

an ihren Therapeuten schicken. Das lästige

und auffällige Mitführen eines therapiebe-

gleitenden Tagebuchs entfällt. Dass aus Wilms

Idee ein Unternehmen wurde, war letztlich Zu-

fall. In ihren E-Mails fand die junge Frau einen

Wettbewerbsaufruf von einem australischen

App-Entwickler. Sie reichte ihre Idee ein, lernte

während des Wettbewerbs ihren heutigen Un-

ternehmenspartner kennen und gewann. In den

nächsten Jahren folgten die technische Ent-

wicklung der App und die Kontaktaufnahme

mit Ärzten und Patienten. 2014 wurde Wilms

von der Bundesregierung als Kultur- und Kre-

ativpilotin ausgezeichnet. Mittlerweile lebt sie

in Berlin. „Social Impact Start", ein Stipendi-

um für soziale Start ups ermöglicht ihr einen

Arbeitsplatz in einem Co-Working-Space mit

anderen Sozialunternehmern. Auch eine För-

derung der gesetzlichen Krankenkassen haben

sie mittlerweile bekommen. Im Laufe des Jah-

res soll die App auf den Markt kommen. Doch

damit ist das Projekt keineswegs abgeschlos-

sen. „Wir möchten das Leben von Menschen

mit Depressionen verbessern und eine Gesell-

schaft schaffen, in der man Verschiedenheit

durch Inklusion begegnet. Dazu wollen wir

Projekte durchführen, die gegen die Stigmati-

sierung psychischer Erkrankungen vorgehen“,

erklärt Wilms.

SOZIALE ZIELE UND PROFIT

Bis aus einem Start up ein tragfähiges Unter-

nehmen wird, dauert es. Der Fachbereich Wirt-

schaft will den Studenten dafür von Beginn

an die richtigen Konzepte an die Hand geben.

„Auch wenn ich etwas für die Gesellschaft tue,

muss ich damit zuerst einmal meinen Lebens-

unterhalt finanzieren und die Einkommenser-

zielung meiner Mitarbeiter berücksichtigen. Ich

kann ein soziales Ziel profitabel und nicht pro-

fitabel erreichen und ich freue mich für jeden,

der es profitabel erreicht“, erklärt Blazejew-

ski. Ein Unternehmensmodell könne dafür in

manchen Fällen sogar die bessere Wahl sein.

So bergen Non-Profit-Organisationen etwa die

Gefahr, dass die Fördermittel bei einem Poli-

tikwechsel gestrichen werden. „Profit zu erzie-

len und sozialen oder ökologischen Nutzen zu

stiften, steht nicht automatisch im Gegensatz,

es ist kein Entweder-Oder. Wenn die Produk-

te oder Dienstleistungen, die ein Unternehmen

anbietet, zwar einen sozialen Nutzen stiften

würden, aber nicht konsumiert werden, kre-

iert das Unternehmen weder einen finanziellen

noch sozialen Nutzen “, ergänzt Hörisch.

Nicht alle Studenten streben nach dem Stu-

dium die Selbstständigkeit an. Durch die kon-

tinuierlichen Praxisphasen während des Stu-

diums werden viele Absolventen von ihrem

Partnerunternehmen übernommen. Viele davon

verfolgen selbst eine ökologische oder soziale

Unternehmensführung. Und wenn nicht, sind

die Studenten bestens ausgebildet, das zu än-

dern. „Es gibt Unternehmen mit viel Gestal-

tungsspielraum. Auch im Unternehmen selbst

kann ich als sogenannter Intrapreneur mit

einem Bewusstsein für Nachhaltigkeitspro-

bleme viel bewegen“ erklärt Hörisch. SST

Kristina Wilms wurde für ihre „Arya App“ als Kultur- und Kreativpilotin von der Bundesregierung ausgezeichnet

Page 20: UNIVERSALIS Nr. 06

20 Campus

MAHLGUT WIRD KUNSTGUT

Mühlen stehen für einen Vorgang der Zerklei-

nerung von Naturmaterialien. Sie zerreiben,

und zermahlen den Naturstoff und wandeln

ihn in einen Kulturstoff um. Diesen Vorgang

der Transformation haben vierzehn Studen-

ten der Alanus Hochschule in ihrem LandArt-

Projekt aufgegriffen. Von Mai bis Juni leb-

ten und arbeiteten sie – angeleitet von Bild-

hauerei professor Jochen Breme – in einer

ehemaligen Wassermühle bei Brest in der

Bretagne. Materialien, Eindrücke und am Ort

gefundene Motive haben sie künstlerisch ver-

arbeitet – „gemahlen“. Es wurde gezeichnet,

gebaut, verformt, medial bearbeitet, gemalt

und installiert – was immer denkbar war an

künst lerischen Herangehensweisen. CZ

LandArt in der Mühle von Lézaff

Page 21: UNIVERSALIS Nr. 06

21Campus

v.l. im Uhrzeigersinn:

Miriam Nolte & Darja Esser: „Jusqu’à ce que tu aies croqué la pomme“

Jochen Breme: „Interstellar“

Darja Esser: „L’ombre d’Orphélie“

„Le souper d’or“, Abendessen in der Mühle

Christiane Wien: „Cubes“

Page 22: UNIVERSALIS Nr. 06

22 Campus

BEGEGNUNGSRÄUME UND COUCHSURFING

Wenn Sie morgens an Ihren Campus kommen, was denken Sie dann?

ZÖLLER: Bei uns im Fachgebiet gibt es den

Spruch: Studieren, wo andere Urlaub machen.

Hier kann man sich im Sommer auf die Wiese

legen, es gibt Pferdekoppeln, dann der weite

Ausblick und der kleine Tümpel – da kann

man schön Texte lernen. Oder die Bildhauer-

wiese, da machen wir abends schon mal –

wenn die Proben nicht allzu lange dauern –

ein Lagerfeuer oder grillen. Der Campus lädt

ein, das Studium mit der Freizeit zu verbin-

den. Man kann auch mal einen Gedichtabend

oder einen Sprechkurs nach draußen verlegen,

wenn man beispielsweise gerade Naturge-

dichte behandelt und sich auf die Wiese

hier stellt – das ist genial. Ich bin froh hier,

auch wenn ich eigentlich in die Stadt woll-

te, nach Berlin Mitte oder so. — VAUPEL: Das ist spannend, ich kann das nachvollzie-

hen, diesen Dorfcharakter, den man in Alf-

ter hat, so im Grünen. Dagegen ist Mann-

heim ein großer Kontrast. Ich bin genau der

gegenteilige Typ, ich würde am liebsten so

im Grünen studieren. Mannheim ist da eher

eine Industriestadt, wo ich morgens an rau-

chenden Schloten vorbeifahre. Und dann ist

es wie eine Insel, auf der ich stranden darf,

wenn ich an die Hochschule komme und

den Garten und das wunderschön gestalte-

te Gebäude genießen kann. Ich bin glücklich,

dort – obwohl es mitten in der Stadt ist –

einen solchen Freiraum zu haben, einen Ort,

an dem etwas Anderes wirksam ist.

Welche Bedeutung hat die Anthropo-sophie in Ihrem Studienalltag? Welche

Bedeutung hatte sie vor dem Studium?VAUPEL: Ich bin während der Oberstufe mit

Steiner und seinem Werk in Berührung ge-

kommen, habe dann aber etwas ganz Ande-

res – im Bereich der Schreinerei – gemacht.

Ich habe immer wieder philosophische Texte

gelesen und jetzt im Studium hat die An -

Aljoscha Zöller und Jan Vaupel studieren beide im vierten Jahr an der Alanus Hochschule. Aljoscha ist Schauspielstudent in Alfter, während Jan sich ca. 200 Kilometer entfernt am Mann-heimer Standort der Waldorfpädagogik widmet. Ein Gespräch, das zu einer Annäherung wird.

?

?

Page 23: UNIVERSALIS Nr. 06

23Campus

throposophie eine sehr große Bedeutung, die

Auseinandersetzung mit dem pädagogischen

Werk Steiners. Sehr schnell kommt man dann

auch in den Bereich der Selbstschulung, da

bietet die Anthroposophie viele Möglichkei-

ten, die man ergreifen kann, aber zum Glück

nicht muss. Das ist das Schöne, dass man

nicht muss, sich aber bei Interesse bei sehr

guten Dozenten Nahrung beschaffen kann. Für

mich persönlich hat die Anthroposophie einen

großen Stellenwert; ich sehe aber auch, dass

das an der Hochschule gerade bei wachsen-

den Studentenzahlen zurückgeht. — ZÖLLER: Ich hatte vor dem Studium überhaupt nichts

mit An throposophie zu tun, ich kannte das

Wort nicht mal. Mir ist das Thema dann hin

und wieder im zweiten Studienjahr begegnet.

Erst sehr viel später ist mir bewusst gewor-

den, dass beispielsweise Michael Tschechow,

den wir bereits im ersten Studienjahr behan-

delt haben, sich intensiv mit Steiner beschäf-

tigt hat.

Und welchen Stellenwert hat die Kunst in Ihrem Studienalltag?

VAUPEL: In Mannheim wird gerade in Bezug

auf die Persönlichkeitsbildung ein großer

Schwerpunkt auf die Kunst gelegt. Man hat da

drei Einheiten am Tag – mindestens. Die erste

Einheit ist theoretisch, die zweite Einheit Kunst

und die dritte Einheit wieder eine theoretische

Arbeit, das ist ein sehr schöner Kontrast und

Ausgleich. Das sind dann Künste, die wir spä-

ter in unserer pädagogischen Praxis einfließen

lassen können, während es insbesondere beim

Plastizieren um die Persönlichkeitsbildung

geht: Das Schulen der Wahrnehmung an dem

Objekt und das Sehen lernen, was auch wieder

für die pädagogische Praxis wichtig ist. Dann

ist da noch die Sprachgestaltung, die Stimme

ist eines der wichtigsten Elemente des Leh-

rers. Also für mich hat die Kunst einen hohen

Stellenwert, wobei man das nicht vergleichen

kann mit dem, wie Kunst hier in Alfter ver-

standen wird. Bei uns ist es eben pädagogisch

ausgerichtet, es geht nicht um einen kreativen

Entfaltungsprozess, sondern Kunst als Medium

zu nutzen. Zum Beispiel beim Malen geht es

um das Farberlebnis und nicht darum, ein

schönes Bild zu malen – der Prozess ist das

Entscheidende. Bei uns sind es kleine Impul-

se, die gesetzt werden. — ZÖLLER: Das gibt

es bei uns ja auch, beispielsweise im Studien-

gang Kunst-Pädagogik-Therapie, da geht es

auch um den Prozess, und dass man lernt, mit

Schülern zu arbeiten oder etwas über die the-

rapeutische Entwicklung. Für mich stellt sich

die Frage, wie sehr der Künstler sich neben

dem künstlerischen Prozess darauf einstel-

len muss, ergebnisorientiert zu arbeiten. Was

nützt es, wenn er keine Produkte herstellt und

zum Schluss brotlos ist. Wir müssen im Fach-

gebiet Schauspiel auch Produkte abliefern. Am

Ende der Ausbildung müssen wir dann dahin

kommen, selbstständige Künstler zu werden.

Hier werden Künstler ausgebildet, die das

technische Handwerk können, aber auch eine

Persönlichkeit darstellen. — VAUPEL: Und

bei uns kommt auch irgendwann der Punkt,

wo wir das, was wir an Handwerkszeug be-

kommen haben, in die Praxis umsetzen und

zum Erziehungskünstler werden müssen. Das

ist der Impuls, den Steiner gesetzt hat, die

Erziehung als eine Kunst zu betrachten. Und

dafür bestimmte künstlerische Techniken zu

nutzen. Die Herausforderung liegt darin, nach

dem Studium eine eigenständige Persönlich-

keit zu sein, die darüber hinaus künstlerisch

erzieherisch tätig wird.

Wie können sich Alfter und Mannheim näherkommen? Wie kommt ein Aus-

tausch zustande?BEIDE: Der findet doch schon statt.

ZÖLLER: Wir haben „Der Geizige“ am Stand-

ort in Mannheim gespielt, bei Mannheimer

Studenten gewohnt und uns beim Couchsur-

fing kennengelernt. — VAUPEL: Die Anfänge

sind auf jeden Fall gemacht; es ist ja noch

eine ganz junge Beziehung, da muss man sich

noch ein wenig beschnuppern – sich vertraut

machen. Durch die Zusammenarbeit mit Ala-

nus ist für das Institut in Mannheim eine neue

Zukunft entstanden. Das Thema des vonein-

ander Lernens und der sozialen Plastik – ich

bin noch sehr gespannt darauf, wie wir das

befruchtend gestalten und Begegnungsräume

schaffen. Ich glaube, da ist noch eine Menge

Potenzial da. JWD

Jan Vaupel (links) und Aljoscha Zöller (rechts) im Gespräch

?

?

Page 24: UNIVERSALIS Nr. 06

24 Campus

Eine ausgeprägte Naturverbundenheit, Rück-

zugs- sowie Gemeinschaftsflächen – dies sind

die einenden Elemente der fünf Konzepte, die

Architekturstudenten der Alanus Hochschule

Anfang des Jahres in einem Entwurfswork-

shop für die Gestaltung eines Dachgartens

entwickelt haben. Dabei handelt es sich aber

nicht um irgendeinen Dachgarten. Das Projekt

verlangte den Studenten unterschiedlicher

Fachsemester nicht nur Kreativität, sondern

auch Einfühlungsvermögen und Sensibilität

ab. Unter der Überschrift „Der letzte Man-

tel“ galt es, im Auftrag der Palliativstation

eine räumlich-atmosphärische Umgebung zu

schaffen, die Schutz bietet und die Menschen

fried- und würdevoll durch die letzte Lebens-

phase begleitet.

Initiiert wurde das Projekt durch Professor

Radbruch, Direktor der Palliativstation. In sei-

ner Abteilung finden Patienten, die keine Hei-

lung mehr zu erwarten haben, die Lebensqua-

lität, die ihnen woanders nicht oder nur schwer

ermöglicht werden kann. Neben medizinisch-

therapeutischer Versorgung besteht auch das

Angebot zu einer psychosozialen und spiritu-

ellen Begleitung, denn für die Erholung von

Körper und Seele sollte es in der letzten Le-

bensphase genug Raum geben.

„VIELE GUTE IDEEN“

Die sieben Studenten um den Architekturpro-

fessor Willem-Jan Beeren stellten sich der Auf-

EINE OASE AUF DEM DACH In vielerlei Hinsicht ist der Tod ein Tabuthema; nicht so für

die Teilnehmer eines Entwurfsworkshops, der Anfang 2015 im Rahmen des Architekturstudiums stattgefunden hat. Die Studenten legten fünf Konzepte zur Gestaltung des Dach gartens der Palliativstation des Uniklinikums Bonn vor.

Grundskizze des Dachgartens mit ersten Gedanken der Studenten

Page 25: UNIVERSALIS Nr. 06

25Campus

gabe, den Dachgarten des für 2017 geplan-

ten Gebäudes der Neurologie, Psychiatrie und

Palliativmedizin, kurz NPP, zu gestalten. „Der

Bezug von Studienaufgaben zu realen Projekten

ist etwas, worauf wir generell viel Wert legen.

Die Studenten können ihre bereits erworbenen

Fähigkeiten erproben und anhand einer realen

Fragestellung weiterentwickeln“, so Beeren.

Eine Woche lang setzten sich die Studenten

mit dem Krankenhausgelände und den Gege-

benheiten der zu planenden Fläche sowie den

Bedürfnissen der Palliativ-Patienten, ihrer

Angehörigen und dem Personal auseinander.

Zudem hatten sie die Möglichkeit, sich mit den

Architekten auszutauschen, die für die Planung

des NPP-Gebäudes verantwortlich sind. Aus

ihren Erlebnissen und Ideen entwickelten die

Studenten fünf Konzepte. Auch Radbruch zeigt

sich begeistert von den Skizzen, Modellen und

Beschreibungen für den Neubau: „Die Treffen

mit den angehenden Architekten waren sehr

inspirierend. Wir freuen uns über die fruchtba-

re Zusammenarbeit. In dieser einen Woche sind

viele gute Ideen entstanden.“

NACHDENKEN – WANDERN – SPIELEN

Zunächst machten sich die Workshop-Teilneh-

mer mit den Gegebenheiten vor Ort vertraut.

Durch die Unterstützung des Teams der Pallia-

tivstation, besonders des Direktors selbst und

der Krankenschwester Almut Guercke-Belling-

hausen, standen vor Ort weitere fachkundige

Ansprechpartner Frage und Antwort. Die Archi-

tekturstudenten erarbeiteten gemeinsam eine

Grundstruktur der zu planenden Fläche. Hier-

bei wurden die baulichen Rahmenbedingungen

und funktionalen Beziehungen zum Gebäude

reflektiert. Ein entscheidender Schritt war die

Einteilung der Terrasse in drei Bereiche, die

durch die Schlagworte „Nachdenken – Wan-

dern – Spielen“ widergespiegelt werden. Jedes

Konzept sollte nun also einen Rückzugsbereich

zum Nachdenken, eine bestimmte Wegführung,

die das Wandern zwischen einem „introver-

tierten“ und einem „extrovertierten“ Bereich

fördert und Platz zum Spielen, beispielsweise

für die Kinder der Patienten, enthalten.

EIN KONZEPT – EIN SCHWERPUNKT

In Kleingruppen arbeiteten die Studenten dann

mit unterschiedlichen Schwerpunkten weiter.

Willem-Jan Beeren resümiert: „Die Ausarbei-

tungen der Studenten deuten bis in Stilistik

und Materialsprache unterschiedliche Stim-

mungen und Atmosphären an.“ Eine der Ar-

beitsgruppen konzentrierte sich zum Beispiel

auf eine klare Wegführung, während sich eine

andere Gruppe mit bestimmten Gestaltungs-

elementen als zentralem Aspekt auseinander-

setze. Angelina Frechen entwarf ein Konzept,

das Wert auf viele Grünflächen und barriere-

freie Flächen legt. Bei ihrem Entwurf steht die

organische Gestaltung des Dachgartens im

Mittelpunkt. Verschiedene Blumen, Wasser-

läufe sowie die freigelassene Sicht zum an-

grenzenden Wald beleben ihren Entwurf.

Zudem zielen die duftende, bunte Flora und

die plätschernden Wasserläufe darauf ab, die

Sinne der Patienten anzuregen. Den Rückzugs-

bereich gestaltet sie bewusst abgeschottet

und in die Natur eingebettet: Dicht bepflanzte

Hochbeete und ein Dach aus Efeu oder Wein-

ranken gewährleisten Ruhe und Schutz vor

fremden Blicken. Eine ganz andere Herange-

hensweise zeigt das Konzept von Lars Pohl-

mann und Tom Walther. Ihr Schwerpunkt liegt

auf dem Entwerfen einer schlichten Terrasse.

Die Skizzen zeigen ein sehr geordnetes Bild.

Gerade und symmetrisch angelegte Wege, die

in regelmäßigen Abständen von Beeten und

Sitzmöglichkeiten unterbrochen werden, prä-

gen das Konzept. Um den freien Blick auf den

umliegenden Wald zu wahren, arbeiteten sie

verstärkt mit Blickachsen und Sichtbezügen:

„Die stärksten Sichtachsen, welche unseren

Entwurf bestimmen, sind ausgehend von den

Patientenzimmern und deren Öffnungen zur

Dachterrasse in Richtung Wald. Diese fass-

ten wir als Rahmen, sodass eine Beziehung

zwischen Innen und Außen entsteht,“ erklärt

Walther.

MEHR ALS NUR EIN STUDIEN-PROJEKT

Pohlmann betont neben der fachlichen Wis-

senserweiterung durch den Workshop auch

den persönlichen Gewinn: „Das war eine sehr

intensive Woche – auch emotional.“ Durch die

Aufenthalte vor Ort und die Beschäftigung mit

dem Thema entstanden innerhalb des Work-

shops viele Gespräche über den Tod. „Wir

haben viel über das Thema Sterben gespro-

chen und uns hierdurch mehr mit dem Leben

auseinandergesetzt. Das war eine sehr wert-

volle Erfahrung.“ Besonders im Gedächtnis

ist dem Student ein Satz des Klinikdirektors

geblieben: „Es geht nicht darum, dem Leben

mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr

Leben.“ (Cicely Saunders) NK

Die Studenten mit Klinikdirektor Radbruch (hinten links) und Architekturprofessor Beeren (hinten rechts)

Page 26: UNIVERSALIS Nr. 06

26 Forschung

EINE MITTE FÜR SCHMIDTHEIM

Vom Generationenpark bis zum Musikcafé: In einem 1.500-Seelen-Ort in der Eifel realisiert eine Interessengemeinschaft verschiedene Baumaßnahmen, um ihren Wohnort lebenswerter zu machen. Ein Team der Alanus Hochschule erforscht, mit welchen Mitteln bürgerschaftliches Engagement wie dieses mehr Dynamik, Wirkung und Akzeptanz erhalten kann. Dazu entwickeln Professoren und engagierte Bürger gemeinsam Projekte.

Page 27: UNIVERSALIS Nr. 06

27Forschung

An einem sonnigen, aber kühlen Frühlingstag

betritt Florian Kluge das Hinterzimmer einer

ehemaligen Bäckerei in der Nordeifel. Auf der

Wand, deren Tapete den Betrachter schlagar-

tig in die 1980er Jahre zurückversetzt, ist ein

Schaubild aus Skizzen und zahlreichen bunten

Haftnotizen angebracht, auf das der Professor

für Projektmanagement zusteuert. „Netzwer-

ke schaffen“, „Zusammenarbeit mit Gemein-

derat stärken“ und „Studentenwettbewerb“

ist darauf zu lesen. Kluge folgen gut zwan-

zig Menschen, die meisten von ihnen wohnen

hier in Schmidtheim und kennen die Bäcke-

rei noch aus längst vergangenen Tagen, als

hier Brötchen und Streuselkuchen verkauft

wurden. Schuhe quietschen auf dem grauen

PVC-Boden, Stimmengewirr erfüllt den Raum.

„Die Interessengemeinschaft Schmidtheim hat

hier im Ort bereits große Projekte angescho-

ben und realisiert – in den vergangenen zwei

Tagen haben wir gemeinsam versucht heraus-

zufinden, was als nächstes anstehen könnte

und wie es in die Tat umgesetzt werden kann“,

beginnt Kluge.

INITIATIVEN UNTERSTÜTZEN

Gemeinsam mit der Interessengemeinschaft,

dem Bürgermeister und Mitgliedern des Ge-

meinderates fanden dazu Workshops statt.

Sehr schnell habe sich die „Dorfmitte“ heraus-

kristallisiert, deren Zustand allen Schmidthei-

mern „im Magen liegt“, an deren Umgestal-

tung sich aber niemand herantraue – „das

Projekt wird als zu umfangreich oder nicht re-

alisierbar empfunden“, beschreibt der Profes-

sor die Sachlage. Kluge gehört zu einem Team

des Fachbereichs Architektur der Alanus Hoch-

schule, dem Leipziger Büro für urbane Projekte

sowie dem österreichischen Verein LandLuft,

der Baukultur im ländlichen Raum fördert. Sie

bilden gemeinsam die Arbeitsgemeinschaft

„Baukultur konkret“, die im Auftrag des Bun-

desinstituts für Bau-, Stadt- und Raumfor-

schung erforscht, mit welchen Verfahren,

Instrumenten und Prozessen gemeinschafts-

orientierte Bauvorhaben auf dem Land und in

Kleinstädten gefördert und realisiert werden

können. Um diese Forschung möglichst pra-

xisnah zu gestalten, führt die Arbeitsgemein-

schaft Projekte mit insgesamt zwölf Initiativen

durch, die sich für Baukultur in ihrer Region

engagieren – eine davon ist die Interessen-

gemeinschaft Schmidtheim.

NEUGIER, SKEPSIS, OFFENHEIT

„Wir haben Möglichkeiten für eine Belebung

der Dorfmitte erarbeitet“, fährt Kluge fort.

Dazu hat das Team Ideen und Wünsche der

Einwohner zusammengetragen und struktu-

riert, Ziele festgelegt „und auch versucht,

der ‚Dat geht eh‘ nich‘-Haltung entgegenzu-

wirken“, fährt der Professor fort und erlangt

damit ein Schmunzeln bei vielen Anwesenden.

Die Atmosphäre in der Bäckerei ist geprägt von

einer Mischung aus Neugier und Skepsis, aber

auch spürbarer Offenheit für die „externen Be-

rater“, wie einer der Besucher das Team nennt.

Die Herausforderung, die die Umgestaltung

der Dorfmitte hin zu einem Ort der Begegnung

mit sich bringt, wird bei einem Blick aus dem

Fenster sofort klar: Die Hauptdurchfahrts-

straße teilt den sogenannten „Dorfplatz“, von

dem ein Drittel als Parkmöglichkeit genutzt

wird. Eine der beiden vorhandenen Grünflä-

chen verschwindet hinter dem verwitterten

Wartehäuschen der Bushaltestelle. An Feste

Studenten und Dozenten bringen neue Blickwinkel nach Schmidtheim

Page 28: UNIVERSALIS Nr. 06

28 Forschung

oder einen Wochenmarkt ist auf diesem Areal

derzeit nicht zu denken. „Aber genau das ist

der Wunsch vieler Schmidtheimer“, fasst Flo-

rian Kluge zusammen.

EXPERTENWISSEN NUTZEN

Renate Krumpen ist Mitglied der Interessen-

gemeinschaft Schmidtheim, die hier alle kurz

„IG“ nennen. „Wunderbar“, beschreibt sie be-

geistert die Zusammenarbeit mit dem Projekt-

team. Die zierliche Frau lebt „mit kurzen Un-

terbrechungen“ seit fast 60 Jahren in Schmidt-

heim und realisierte mit der IG unter anderem

ein Musikcafé und einen Generationenpark –

eine einladende, fußballfeldgroße Freizeitanla-

ge mit Bouleplatz, Kräutergarten, Barfußpfad,

Grillhütte und Spielplatz, die Besucher aus

der ganzen Region anzieht. Aufgrund dieser

Projekte wurde die IG ausgewählt, und nun in

kurzen Intensiveinsätzen durch das Projekt-

team von „Baukultur konkret“ begleitet. „Die

gemeinsamen Überlegungen zur Umgestal-

tung der Dorfmitte waren sehr hilfreich. Vor

allem die Expertenkenntnisse der Professoren

waren dabei wirklich wertvoll“, stellt Krumpen

fest. Das mache Mut. „Wenn wir alle an einem

Strang ziehen, können wir hier noch viel be-

wegen“, stellt sie optimistisch fest und lächelt

verschmitzt. Krumpen sitzt bei Brezel und Bier

in der Sonne, die Präsentation zum Abschluss

der Workshops ist beendet. Auch der Vorsitzen-

de der IG, Richard Wolf, ist mehr als zufrieden.

„Das war eine gute Sache“, fasst er nüchtern,

aber anerkennend zusammen. „Durch die Zu-

sammenarbeit mit dem Projektteam ist die

Belebung des Dorfplatzes zu einem konkre-

ten Ziel geworden, für dessen Realisierung wir

unterschiedliche Ideen entwickelt haben.“ Das

sei unter anderem durch den Blick von außen

und die „richtigen Fragen“ möglich geworden.

ENTSCHEIDENDER IMPULS

Sechs Wochen später. Florian Kluge sieht zu-

frieden aus, als er den Abschlussworkshop

resümiert, mit dem das Forschungsteam so-

eben die Begleitung der IG Schmidtheim abge-

schlossen hat: „In Schmidtheim ist viel mehr

gelungen, als wir zu träumen gewagt hätten:

Die IG hat – mit unserer punktuellen Unter-

stützung – den entscheidenden Impuls gesetzt

und ein reales Baukulturprojekt in Gang ge-

bracht: die neue Dorfmitte.“ Der Bürgermeis-

ter sei „voll ins Projekt eingestiegen“: Bei den

kurzfristig anstehenden Kanalarbeiten werden

die Belange der neuen Dorfmitte schon be-

rücksichtigt, Straßenführung und -breite könn-

ten angepasst werden. Im Anschluss daran soll

mithilfe von Fördermitteln ein professioneller

Planer beauftragt werden. „Auf dem langen

Weg einer Initiative gehen wir einen Schritt ge-

meinsam“, setzt Kluge die Arbeit seines Teams

ins Verhältnis. Auch wenn es sich bei der Zu-

sammenarbeit mit der IG Schmidtheim nur um

einen Schritt von vielen handelt, ist er doch

ein beachtliches Beispiel für die gelungene Zu-

sammenarbeit von Wissenschaft und Praxis –

eine, die bürgerschaftliches Engagement noch

wirksamer macht. TF

BAUKULTUR KONKRETDas Forschungsprojekt mit einer Laufzeit von drei Jahren wird realisiert durch den Fachbe-reich Architektur der Alanus Hochschule (Mi-riam Hamel wissenschaftliche Mitarbeiterin, Prof. Swen Geiss, Prof. Dr. Florian Kluge), das Leipziger Büro für urbane Projekte sowie den österreichischen Verein LandLuft. Auftragge-ber sind das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) und das Bundes-ministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit; die Auftragssumme beläuft sich auf über 730.000 Euro. Die Bun-desstiftung Baukultur begleitet das Vorhaben.

Die „Dat geht eh nich-Haltung“ ablegenErmitteltes Ziel: Die Ortsdurchfahrt zum Ort der Begegnung machen

Page 29: UNIVERSALIS Nr. 06

29Forschung

GEMEINSAM NACHHALTIG

Max Bauer* arbeitet in einem großen Unter-

nehmen. Nachhaltigkeit ist wichtiger Teil der

Firmenphilosophie. Trotzdem gibt es kein Bio-

Essen. Das möchte er ändern, doch der Koch

in der Großkantine winkt ab, als er ihm seinen

Vorschlag unterbreitet. Bauer bekommt Zwei-

fel an der Idee und vergisst sie bald wieder.

Petra Wagner* geht es ähnlich. Sie arbeitet bei

einem Lieferdienst und regt bei einem Ideen-

wettbewerb die Umstellung auf CO2 freundli-

ches Verpackungsmaterial an. Doch sie erhält

nie eine Rückmeldung. Wagner ist enttäuscht.

„In beiden Fällen treffen die Mitarbeiter auf

eine organisationale Barriere. Man müsste

ihnen andere Kanäle für ihre Ideen öffnen“,

erklärt Susanne Blazejewski, Professorin für

allgemeine Betriebswirtschaftslehre, insbe-

sondere Führung, Organisation und Personal.

Bio-Essen in der Kantine oder umweltbewusstere Produkte – viele Mitarbeiter haben nachhaltige Ideen, doch werden diese im Unternehmen nicht umgesetzt. Das neue Forschungsprojekt „IMKoN“ untersucht, woran das liegt.

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30 Forschung

An dieser Stelle setzt das neue Forschungspro-

jekt „IMKoN“ der Technischen Universität Ber-

lin und der Alanus Hochschule an. Gemeinsam

untersuchen die Wissenschaftler, wie Unter-

nehmen ihre Mitarbeiter stärker in nachhalti-

ge Innovationsprozesse einbinden können. Ziel

des Projekts ist es, die Anzahl und den Erfolg

von Nachhaltigkeitsinnovationen zu erhöhen.

Es sollen Strukturen geschaffen werden, die

nachhaltigen Konsum einfacher und nachhal-

tiges Management erfolgreicher machen.

OPEN INNOVATION

Die Öffnung des Innovationsprozesses ist als

„Open Innovation“ schon länger bekannt. Viele

Unternehmen nutzen das Verfahren, um dem

steigenden Wettbewerbsdruck durch Globali-

sierung und kürzere Produktlebenszyklen ent-

gegenzuwirken. Oft sind es die Kunden, die

dabei miteinbezogen werden. Diese testen neue

Produkte, schicken eigene Produktideen oder

entwickeln gemeinsam mit dem Unternehmen

bestehende Produkte in Workshops weiter. Das

Forschungsprojekt „IMKoN“ konzentriert sich

hingegen bewusst auf die Potenziale innerhalb

eines Unternehmens, da externe Personen teil-

weise schwer zu selektieren und zu motivieren

sind und oft erforderliche Hintergrundkenntnis-

se erst aufwendig vermittelt bekommen müs-

sen. Um diese Hindernisse zu umgehen, nimmt

das IMKoN-Projekt gezielt die Mitarbeiter in

den Fokus. „Die Einbindung von Mitarbeitern

als Konsumenten ist ein vielversprechender

und in der Open-Innovation-Forschung bisher

vernachlässigter Ansatz“, betont Ulf Schrader,

Professor für Nachhaltigen Konsum an der TU

Berlin und Leiter des Forschungsverbunds. In-

novationen sollen nicht mehr nur in Innovati-

onsabteilungen erdacht und umgesetzt werden,

sondern jeder Mitarbeiter soll sein kreatives

Potenzial einbringen können.

NACHHALTIGKEIT IM PRAXISTEST

Inwiefern Mitarbeiter in der Praxis bereits bei

der Entwicklung von Nachhaltigkeitsinnovati-

onen einbezogen werden, wollen die Forscher

gemeinsam mit Unternehmen herausfinden.

Mit dem Bioverlag, EWS Schönau, Henkel,

Otto, Sonett, Tchibo, Triaz und Wala haben

sie Unternehmen unterschiedlicher Größe ge-

funden, die für ihre nachhaltige Ausrichtung

beziehungsweise die Einbeziehung ihrer Mit-

arbeiter in Innovationsprozesse bekannt sind.

Zusammen mit ihnen werden die Forscher For-

men, Erfolgsfaktoren und Effekte von partizi-

pativen Innovationsprozessen für Nachhaltig-

keit identifizieren und empirisch analysieren.

Ziel ist es, daraufhin in Ideenworkshops neue

Nachhaltigkeitskonzepte zu entwickeln und

diese dann tatsächlich in den Unternehmen

zu realisieren. In einem zweiten Schritt sollen

Handlungsempfehlungen für ein verbessertes

Management von Nachhaltigkeitsinnovationen

durch Mitarbeiter entwickelt werden, die auch

auf andere Unternehmen übertragbar sind.

Eine solche Öffnung des Arbeitgebers, auch

für die privaten Interessen und Fähigkeiten

seiner Mitarbeiter, lässt laut den Forschern

positive Effekte für die Zufriedenheit und Bin-

dung der Mitarbeiter und damit für das Perso-

nalmanagement insgesamt erwarten. „Nicht

zuletzt kann das Projekt einen Beitrag dazu

leisten, die Nachhaltigkeitsidee über die eige-

nen Mitarbeiter in allen Unternehmensberei-

chen zu verankern und somit die strategische

Organisationsentwicklung in Richtung eines

verantwortungsvollen Wirtschaftens positiv

zu beeinflussen“, erklärt Blazejewski. SST

DAS PROJEKT „IMKON"Das Projekt „IMKoN“ (Integration von Mit-arbeitern als Konsumenten in Nachhaltig-keitsinnovationsprozesse) wird vom Bundes-ministerium für Bildung und Forschung mit insgesamt 1,1 Mio. Euro gefördert und läuft bis April 2018. Aktuell widmen sich gleich zwei weitere Forschungsprojekte im Fachbereich Wirtschaft dem Thema Nachhaltigkeit. Das Forschungsprojekt „enEEbler“ untersucht, wie Mitarbeiter ihr privates Engagement für Er-neuerbare Energien auch am Arbeitsplatz einsetzen können. Bei „Benerkon“ steht die Identifizierung und erfolgreiche Handhabung von Konflikten in Bürger-Energie-Genossen-schaften im Vordergrund.

* Name von der Redaktion geändert

INTEGRATION VON MITARBEITERN ALS KONSUMENTEN IN NACHHALTIGKEITSINNOVATIONSPROZESSE

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31Der besondere Ort

Zu entdecken gibt es auf dem Johannishof viel.

Wer seinen Blick einmal weg von der Gutshofar-

chitektur, der Aussicht über ganz Bonn und der

Natur nach unten senkt, entdeckt einen grau-

schwarz-rot gepflasterten Boden. Doch dieser

ist keineswegs durch Zufall entstanden. Mitte

der 1970er-Jahre musste das buckelige Pflas-

ter des ehemaligen Bauernhofs im Zuge einer

Abwasserrohrsanierung entfernt und neu ge-

legt werden. Der Architekt und Hochschulmit-

begründer Peter Ferger übernahm nicht nur den

Entwurf, sondern pflasterte auch den ganzen

Hof selbst, denn Geld für die Ausführung durch

eine Firma war nicht vorhanden: „Die runden

Formen sollten Leben in den rechteckigen Hof

bringen. Die bisher öde, wie eine Straße ge-

pflasterte Fläche sollte sichtbar machen, dass

sie nun ein Ort für Menschen in Bewegung ist,

in Konzentration und Ausweitung, wie das Bild

der Spirale zeigt. Bis zu der Linde und den aus

dem Pflaster wachsenden Bänken sollte eine

Gesamtkomposition entstehen.“ Zudem hatte

die Hinzunahme der ebenen roten Ziegel in den

Boden einen sehr pragmatischen Grund: Die

Pfennigabsätze der Damen sollten nicht mehr

zerkratzt werden. Ganz einfach war die Reali-

sierung damals aber nicht. Wenn auch mit weit

weniger Studierenden als heute war die Hoch-

schule bereits in Betrieb und die Wege somit

in Benutzung. Da die Spiralen nur von innen

nach außen Ring um Ring gepflastert werden

konnten, waren die Wege zwischenzeitig nicht

begehbar. Alle Betroffenen zeigten aber Ver-

ständnis und Geduld. Das Ergebnis kann sich

auch 40 Jahre danach noch sehen lassen und

ist ein Blickfang des Campus I. NK

ROTE LINIEN AM JOHANNISHOF

DER BESONDERE ORT:

Page 32: UNIVERSALIS Nr. 06

Worin liegt der besondere Reiz für die Software AG-Stiftung, ein Graduierten-

kolleg Waldorfpädagogik zu fördern?Was Pädagogik in diesem Land sein soll, wird

von der Politik definiert, und die ist eher der

Wirtschaft hörig als dem Geistesleben. Gele-

gentlich werden noch Ergebnisse aus der aka-

demischen Forschung akzeptiert. Das Resul-

tat ist eine Pädagogik, die das Ziel hat, den

Menschen an die Gesellschaft anzupassen,

und das ist nicht menschenwürdig. Als Stif-

tung haben wir die große Chance, ohne Rück-

sichtnahme auf politische und wirtschaftliche

Interessen, Impulse zu setzen. Das tun wir ins-

besondere in der Pädagogik. In der Reformpä-

dagogik allgemein und als spezielles Thema

haben wir uns die Waldorfpädagogik ausge-

sucht. Aus unserer Sicht ist sie eine wirklich

menschengerechte Pädagogik. Jeder Mensch

bringt die Anlagen zu seinen individuellen Fä-

higkeiten mit auf diese Welt. Eltern und Päd-

agogen sind im optimalen Fall Forscher und

Entwickler. Sie erkunden die versteckten Merk-

male des noch jungen Menschen und bringen

sie zur Entfaltung. Das ist die Erziehung zur

Freiheit und nicht eine Erziehung zur Ange-

passtheit. Ich zitiere hier gerne Heraklit: Er-

ziehen heißt, ein Licht anzünden und nicht ein

Fass füllen. Das ist einer der Gründe, warum

wir uns als Stiftung mit diesem Thema ganz

besonders befassen. Wir fördern das Gradu-

iertenkolleg, um der Waldorfpädagogik durch

seriöse wissenschaftliche Arbeit einen ange-

messenen Stellenwert zu verschaffen.

Mit welcher Summe wird die Software AG-Stiftung das Graduiertenkolleg

fördern?Die Software AG-Stiftung fördert niemals ein

Projekt alleine, sondern immer nur mit Part-

32 Engagement

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„ IMPULSE SETZEN“

Die Software AG-Stiftung hat gemeinsam mit der Pädagogischen Forschungsstelle des Bundes der Freien Waldorfschulen, der Alanus Hochschule und weiteren Partnern das Graduierten kolleg

Waldorf pädagogik ins Leben gerufen und fördert das Projekt mit fast zwei Millionen Euro. Ein Gespräch zu den Hintergründen und Zielen mit Achim Grenz, Vorstandsmitglied der Stiftung.

Page 33: UNIVERSALIS Nr. 06

33Engagement

nern. Gemeinsam lassen sich Ziele leichter

erreichen. Wir haben Finanzmittel, die wir für

solche Dinge bereitstellen können, aber umset-

zen müssen es die Menschen, die sich für die

Aufgabe zusammenfinden. Und zusammenge-

funden haben sich hier die Forschungsstelle

des Bundes der Freien Waldorfschulen, die Ala-

nus Hochschule, wir und weitere Förderer. Die

Software AG-Stiftung hat für die nächsten fünf

bis sechs Jahre 1,75 Mio. Euro bereitgestellt.

Die Alanus Hochschule fördert das Projekt als

Keimzelle der wissenschaftlichen Arbeit auf

diesem Gebiet sehr stark ideell.

Kann man von einem strategischen Ziel Ihrer Stiftung sprechen?

Ja, auf jeden Fall. Unsere Stiftung ist die größ-

te Stiftung in Deutschland, die sich mit pä-

dagogischen Themen dieser Art befasst. Wir

sehen hier eine Herausforderung als Stiftung,

denn durch zahlreiche kleinere Projekte, die

wir im Bereich der Waldorfpädagogik fördern,

haben wir einen sehr guten Einblick und sehen,

was gebraucht wird, um die Qualität der Arbeit

der Pädagogen zu unterstützen. Die Größe der

Stiftung an sich ist keine Tugend, aber die Vo-

raussetzung, um ein solches Projekt auf den

Weg zu bringen.

Wofür sollen die finanziellen Mittel pri-mär eingesetzt werden?

Die finanziellen Mittel werden im Wesentli-

chen für zwei Dinge gebraucht. Zum einen für

Stipendien, denn wir wollen qualifizierte Men-

schen finanziell soweit freistellen, dass sie

diesen Weg gehen können – bis zur Promotion

oder auch Habilitation. Zum anderen braucht

es eine Infrastruktur: ein Kollegium, technische

Voraussetzungen usw. Das Kollegium verwal-

tet diese Kosten entsprechend des Finanz- und

Kostenplans autark. Wir nehmen keinen beson-

deren inhaltlichen Einfluss.

Schaffen Sie es auf diese Weise, Ihr Anliegen noch mehr in die Gesellschaft

zu tragen?Wir wollen mit dem Kolleg möglichst viele qua-

lifizierte Menschen gewinnen, die eine akade-

mische Karriere machen, promovieren, einen

Lehrstuhl erhalten, aber auch die Qualität der

pädagogischen Arbeit befruchten – nicht zu-

letzt durch die akademischen Ergebnisse, die

sie in der Forschung erzielen. Diese Menschen

sollen dann als Multiplikatoren wirken. Wir

wünschen uns, dass auch an den großen Uni-

versitäten verstärkt reformpädagogische An-

gebote untersucht und entwickelt werden. Der

Bedarf ist da. Wir brauchen viel mehr qualifi-

zierte Waldorflehrer, Elementarpädagogen und

Menschen, die diese akademisch ausbilden.

Wie lange im Voraus wird ein solcher Projektantrag geprüft, bis es tatsäch-

lich zu einer Bewilligung der Fördersumme kommt?Jedes Projekt wird hinsichtlich seiner Ziele und

der inneren Qualitäten entwickelt. Wir haben

mit der Gruppe der Akteure über ein Jahr zu-

sammengearbeitet, bis es rund war. Es gab

viele Gespräche, Abstimmungen usw. Wenn wir

als Stiftung ein Projekt fördern, dann gehört es

im Vorfeld dazu, dass wir uns mit den Akteu-

ren zusammensetzen und einen Blick auf das

gesamte Konzept werfen; durch diese intensive

Vorarbeit hat sich dann das notwendige ge-

genseitige Vertrauen entwickelt. Das Vertrauen

zwischen Förderern und Projektakteuren muss

da sein, die Kompetenzen müssen stimmen,

ebenso wie der Wille zur Umsetzung und zum

Erfolg, sonst fördern wir nicht.

In welchen Forschungsthemen könnte sich das wiederfinden?

Hier nenne ich gerne ein Beispiel: Wir machen

an den Waldorfschulen viele Dinge anders als

an anderen Schulen. In England habe ich ein

Projekt begleitet, in dem eine Waldorfschule in

die öffentliche Förderung aufgenommen wurde.

Die staatliche Evaluation dort hat festgestellt:

„Against all rules, but the results are outstan-

ding.“ Die Briten stellen fest, die Methoden

passen überhaupt nicht zum Üblichen, aber

die Resultate sind überzeugend. Das kann man

wissenschaftlich untersuchen und als Brücke

verstehen, zwischen dem, was Standard ist

und dem, was im reformpädagogischen An-

satz der Waldorfpädagogik lebt.

Wie erreicht eine Stiftung, dass sich aus einem Impuls ein nachhaltiges

Projekt entwickelt?In unserer Satzung steht etwas, das uns

unser Stifter Peter Schnell aufgetragen hat:

Wir suchen nach dem heilsamen Impuls. Im-

puls heißt, wir stoßen etwas an und lassen es

dann in Freiheit laufen. Wenn an uns eine Idee

herangetragen wird, dann besuchen wir die

Menschen, wir reden mit ihnen, wir versuchen

Vertrauen zu finden bis in alle Ebenen des

Projektes, und vom Menschlichen bis ins rein

Organisatorische. Wenn es uns gelingt, eine

solche Beziehung zu schaffen, verbinden wir

uns nicht nur mit dem Portemonnaie, sondern

auch mit dem Herzen.

Herzlichen Dank für das Gespräch! JWD

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Achim Grenz // Vorstandsmitglied der

Software AG-Stiftung

Page 34: UNIVERSALIS Nr. 06

34 Alanus Werkhaus

„ICH MUSS NICHT ALLES SELBST KÖNNEN!“

Page 35: UNIVERSALIS Nr. 06

35Alanus Werkhaus

Nicht alles selbst können zu müssen und die

Unmöglichkeit, es allen recht zu machen –

das sind zwei wichtige Erkenntnisse, die Nora

Wallach aus der Fortbildung zur Teamleitung

in sozialen Einrichtungen am Alanus Weiterbil-

dungszentrum mitnimmt. Die Ergotherapeutin

arbeitet als Teamleitung des ambulant betreu-

ten Wohnens bei ODILIA e. V., einer anthroposo-

phischen Einrichtung für junge Menschen mit

geistiger Behinderung in Halle in Westfalen,

und besuchte die Fortbildung auf Wunsch ihres

Arbeitgebers. Zur Vorbereitung auf ihre Lei-

tungsfunktion sollte sie sich dort einen „Werk-

zeugkoffer“ mit grundlegenden Methoden an-

eignen, mit denen sie für die Aufgaben einer

Leitungskraft gerüstet ist.

Nach Meinung der 35-jährigen ist dies gut

gelungen: „Ich habe viele Methoden kennen-

gelernt, um mich bei meiner Arbeit besser zu

organisieren und auch vor Überarbeitung zu

schützen.“ Nicht zuletzt die eingangs ange-

führten Erkenntnisse und – der auch über den

Abschluss der Fortbildung hinausgehende –

fachliche Austausch mit Mitarbeitern anderer

Einrichtungen in ähnlichen Positionen war und

ist für sie hilfreich.

FÜHRUNGSROLLE UND FÜHRUNGS-IDENTITÄT

Das Besondere beim Führen in sozialen Ein-

richtungen und Schulen ist unter anderem,

dass die „Hierarchien eher flach sind und der

Führungsauftrag oft nicht direkt formuliert

ist“, so Angela Kühn und Elsabe Elson, Dozen-

tinnen der Fortbildung. Oftmals ist die Füh-

rungsrolle von Leitungskräften nicht eindeutig

legitimiert, oder sie arbeiten wie Nora Wallach

in einer Doppelrolle als Teamleiter und Betreu-

er. Deswegen ist es gerade für Leitungskräf-

te sozialer Einrichtungen enorm wichtig, sich

über die eigene Führungsidentität und den ei-

genen Führungsstil klar zu werden, sich in die-

sen Bereichen zu entwickeln und den Umgang

mit den Mitarbeitern und somit die Sicherheit

im Führen zu verbessern.

Um dies zu ermöglichen, konzipierten Kühn

und Elson die seit 2012 im Alanus Weiterbil-

dungszentrum angebotene Fortbildung, die aus

drei dreitägigen Blockseminaren mit den in-

haltlichen Schwerpunkten „Führungsrolle und

Führungsidentität“, „Mitarbeiterführung und

Veränderungsprozesse“ sowie „Konflikte, Kri-

sen und Selbstmanagement“ besteht. Dabei

kombinieren sie abwechslungsreich eine Viel-

zahl von Methoden, die „viel praktischen Raum

für Selbsterfahrung“ geben, wie die Teilneh-

merin Wallach beschreibt.

Kurze fachliche Inputs, interaktive Trainings-

phasen in kleinen Gruppen, Analyse und Aus-

wertung konkreter Praxissituationen, kolle-

giale Beratung, Reflexionsphasen und Feed-

backrunden kennzeichnen die Fortbildung mit

künstlerischen, spielerischen und meditativen

Unterrichtselementen. Auch telefonische Ein-

zelcoachings gehören zum Konzept der Wei-

terbildung.

MIT- UND VONEINANDER LERNEN

Wichtig ist dem Dozentinnenduo, dass sie den

Fortbildungsteilnehmern auf gleicher Augen-

höhe und mit großem Interesse begegnen. Ge-

lernt wird mit- und voneinander. Für die junge

Teamleiterin Nora Wallach ein wesentlicher

Aspekt. So war es für sie beispielsweise ent-

lastend zu erfahren, „dass Führungskräfte in

anderen Einrichtungen ganz ähnliche Erfah-

rungen machen“.

Am Lernort Alanus Weiterbildungszentrum

kann eine besonders dichte und angenehme

Lernatmosphäre entstehen, so die Pädagogin

Kühn, „vor allem wenn die Gruppe gemeinsam

im Alanus Gästehaus untergebracht ist“. Die

umgebende Natur und die künstlerische At-

mosphäre auf dem Johannishof wirken zudem

inspirierend, und manches Mal entsteht im

Zusammenspiel aller Faktoren ein für sie be-

merkenswerter Zustand: Dass nämlich die Teil-

nehmer sich gegenseitig unterstützen, Anteil

nehmen und Aufmerksamkeit schenken.

Das bekräftigt auch Nora Wallach: „Das Be-

sondere an der Fortbildung war für mich die

gute Stimmung und das achtsame und wert-

schätzende Miteinander.“ KS

Erkenntnisse aus dem Praxistraining zur Teamleitung in sozialen Einrichtungen

Elsabe Elson und Angela Kühn

ZERTIFIKATSKURSETEAMLEITUNG IN SOZIALEN EINRICHTUNGEN

21.09.2015 – 20.01.2016 (Kurs 2015) 3 Blockseminare: 21.09. – 23.09.2015 // 16.11. – 18.11.2015 // 18.01. – 20.01.2016

Jeweils Mo – Di 09:00 – 18:00 und Mi 09:00 – 16:30 Uhr

19.09.2016 – 30.11.2016 (Kurs 2016) 3 Blockseminare: 19.09. – 21.09.2016 // 24.10. – 26.10.2016 // 28.11. – 30.11.2016

Jeweils Mo – Di 08:30 – 17:00, Mi 08:30 – 16:30 Uhr

Kosten: jeweils 1.800 Euro

Page 36: UNIVERSALIS Nr. 06

36 Alanus Werkhaus

DEN MENSCHEN IN DEN MITTELPUNKT STELLEN

Im Weiterbildungszentrum auf dem Johannis-

hof in Alfter absolviert der 39-jährige momen-

tan berufsbegleitend die Fortbildung zum Ge-

prüften Aus- und Weiterbildungspädagogen,

die hier bereits seit 2009 nach dem Konzept

der Gesellschaft für Ausbildungsforschung und

Berufsentwicklung München angeboten wird.

Hauptberuflich tätig ist Tobias Rusch als Be-

rater für Aus- und Weiterbildung beim dm-

drogerie markt. Als Berater beschäftigt er sich

mit der Konzeptionierung und Evaluierung der

firmeninternen Aus- und Weiterbildung, berät

dm-Filialen in Sachsen und Sachsen-Anhalt

und ist unter anderem auch als Referent aktiv.

Für die Fortbildung entschied sich der Fami-

lienvater bewusst. Zum einen, weil es eine

langjährige Verbindung zwischen seinem Ar-

beitgeber und der Alanus Hochschule sowie

dem Weiterbildungszentrum gibt, und zum an-

deren, weil auch er den anthroposophischen

Gedanken und die Haltung zum Menschen und

zum Lernen wertschätzt: den Menschen in den

Mittelpunkt zu stellen, Individualität wertzu-

schätzen, berufliche sowie persönliche Ent-

wicklungen zu unterstützen – darum geht es

auch ihm, und dies motiviert ihn, neben sei-

nem ausfüllenden und reiseintensiven Job, die

anderthalbjährige Fortbildung zum Aus- und

Weiterbildungspädagogen zu machen.

MODELLPROJEKT ZUR AUSBILDUNG VON AUSBILDERN

Fachkräftemangel, die damit zusammenhän-

gende gesellschaftliche Notwendigkeit, Fach-

kräfte auszubilden sowie die Zunahme vor

allem der pädagogischen Anforderungen in der

betrieblichen Ausbildung und nicht zuletzt die

Relevanz von Ausbildung und Beruf als Ent-

wicklungsraum für den einzelnen Menschen

bildeten im Jahr 2011 den Anstoß für das

Alanus Weiterbildungszentrum und die Alanus

Hochschule, gemeinsam das vom Bundesmi-

nisterium für Bildung und Forschung (BMBF)

geförderte Modellprojekt „Trialer Berufspä-

dagoge“ ins Leben zu rufen, an dem Tobias

Rusch nun partizipiert.

In den aufeinander aufbauenden Fortbildungen

„Geprüfter Aus- und Weiterbildungspädagoge“

und „Geprüfter Berufspädagoge“ des staat-

lich anerkannten Bildungswerks qualifizieren

sich Menschen, die die Aus- und Weiterbildung

in Betrieben, Unternehmen oder Institutionen

managen. Berufspädagogen haben darüber

hinaus die Möglichkeit, im Masterstudien-

gang „Pädagogik, Schwerpunkt Betriebliche

Berufspädagogik/Erwachsenenbildung“ der

Alanus Hochschule ihre Erfahrungen wissen-

schaftlich zu vertiefen und theoretisch zu re-

flektieren. Die verschiedenen berufspädagogi-

Fortbildung für Ausbilder

„Das Alanus Weiterbildungszentrum ist einer der schönsten Orte zum Lernen, die ich kenne“, antwortet Tobias Rusch sofort auf die Frage, was für ihn das Besondere an seiner Fort bildung sei.

Page 37: UNIVERSALIS Nr. 06

37Alanus Werkhaus

schen Abschlüsse bauen aufeinander auf. Der

Master of Arts kann auf verschiedenen Wegen

erlangt werden.

HANDLUNGSORIENTIERT UND ANWENDUNGSBEZOGEN

Tobias Rusch bewältigt beispielsweise gleich-

zeitig Masterstudium und Fortbildung. Kenn-

zeichnend für die Fortbildung ist nach Meinung

des Dresdners, dass sie handlungsorientiert,

anwendungsbezogen und methodisch span-

nend angelegt ist. Sie ermöglicht ihm, seine

in der Praxis erworbenen Kompetenzen me-

thodisch anzureichern, was wiederum seinen

praktischen Handlungsspielraum erweitert. So

erprobt er das Gelernte im Rahmen seiner Tä-

tigkeit bei dm oft schon am nächsten Tag und

nennt dies schmunzelnd „praktisches Tun im

Selbstversuch“.

Die Fortbildung enthält Lernmodule zur Gestal-

tung von Lernprozessen, zur psychologisch-

pädagogisch gestützten Lernbegleitung sowie

zu Planungsprozessen in der beruflichen Bil-

dung. Im Masterstudium vertieft Tobias Rusch

seine praktischen Erfahrungen theoretisch. Die

beiden Ausbildungskomponenten Studium und

Fortbildung sind dabei didaktisch aufeinander

abgestimmt.

AUF DEM JOHANNISHOF FLIESSEN GUTE ENERGIEN

Besonders reizvoll sind für den dm-Mitarbeiter

die in die vier Lernmodule der Fortbildung in-

tegrierten künstlerischen Übungen sowie die

Heterogenität seiner Fortbildungsgruppe, die

das Lernen noch anregender und interessan-

ter macht. Als „Hotelprofi“, wie er sich selbst

bezeichnet, freut sich Tobias Rusch außer-

dem jedes Mal auf seinen Aufenthalt im Ala-

nus Gästehaus und lobt begeistert den guten

Service und die ruhige und angenehme Atmo-

sphäre.

Am Alanus Weiterbildungszentrum und der

Alanus Hochschule findet er seine Überzeu-

gung bestätigt, dass die Lernumgebung mi-

tentscheidend für den Lernerfolg ist. Für ihn

ist es ein bewegender (Lern-)Ort. Hier findet

er Ruhe und Inspiration und kann den Blick in

die Ferne schweifen lassen. „Auf dem Johan-

nishof“, so beschreibt Tobias Rusch, „fließen

die Energien auf eine gute Weise“. KS

AUSBILDUNGEN FÜR AUSBILDERFortbildungen des Alanus Weiterbildungszentrums zur betrieblichen Aus- und Weiterbildung

¢ Vorbereitung auf die Ausbildereignungsprüfung (AEVO) (ab 05.10.2015)

¢ Das Konzept Lernprozessbegleitung (24. bis 26.09.2015 und 08. bis 10.10.2016)

¢ Geprüfter Aus- und Weiterbildungspädagoge (ab 04.03.2016)

¢ Geprüfter Betriebspädagoge (ab 04.03.2016)

Masterstudium an der Alanus Hochschule

¢ Master of Arts „Pädagogik, Schwerpunkt Betriebliche Berufspädagogik / Erwachsenenbildung“ (Start: jährlich zum Frühjahrssemester)

Page 38: UNIVERSALIS Nr. 06

38 Menschen

ANNETTE WEISSKIRCHER –EINE PROFESSORIN,

DIE SICH UM DIE BALANCE KÜMMERT

Zehn Minuten macht Annette Weisskircher

jeden Morgen „ihre Übungen“. Das braucht sie,

um wach zu werden und gut in den Tag star-

ten zu können. Erst im Stehen vor dem Bett,

nach dem Duschen dann im Wohnzimmer. Sie

steht gerade, spürt die Füße am Boden, ver-

sucht „ihre Mitte zu finden“, öffnet die Arme

und beginnt bewusst gleichmäßig zu atmen.

Bei jedem Atemzug bewegt sie die Arme mit.

Ihre Morgengymnastik ist nicht etwa Yoga oder

Tai Chi, sondern Eurythmie. Dass diese Bewe-

gungsform – Anfang des 20. Jahrhunderts von

Rudolf Steiner entwickelt – genauso selbst-

verständlich zum heutigen Zeitgeist dazuge-

hört wie andere, das wünscht sie sich. Und

daran arbeite sie. So zeigt sie etwa Journa-

listinnen von Frauenzeitschriften Eurythmie-

Übungen zur Stressprophylaxe. Die Eurythmie

soll in der Mitte der Gesellschaft ankommen.

„Wenn es in jeder Stadt mindestens ein Eu-

rythmie-Studio gäbe, das fände ich toll“, sagt

sie und lacht. Dabei bilden sich Lachfältchen

um Augen und Mund, die das ganze Gesicht

zum Strahlen bringen.

Von der positiven Wirkung der Eurythmie ist

die 59-jährige überzeugt. Sie selbst macht

Eurythmie seit Kindergartentagen – während

ihre Freundinnen zum Ballett gingen, wollte

sie zur Eurythmiestunde. Das gefiel ihr so gut,

dass sie sich später für ein Eurythmiestudium

entschied. In den 1970er Jahren gehörte sie

zu den ersten Studentinnen der freien Alanus

Studienstätte, die ihr Vater, Günther Schöne-

mann, mitgegründet hatte. Aber die Eurythmie

als Bühnenkunst genügte ihr nicht. Sie wollte

wissen, wie man mit Eurythmie Kranken hel-

fen kann, und ging zum Heileurythmiestudium

in die Schweiz.

THERAPEUTIN AUS LEIDENSCHAFT

Seit fast dreißig Jahren ist sie in einer eige-

nen Praxis als Therapeutin tätig und sagt: „Ich

habe den schönsten Beruf der Welt, weil die

Patienten immer so positiv reagieren.“ Ihre

Sprechstundenhilfe habe beobachtet, dass

ihre Patienten immer gestresst und gebeugt

in die Therapiestunde gingen und lächelnd und

sichtlich entspannt wieder herauskämen.

Sich Zeit zu nehmen und auf jeden Patien-

ten und seine Sorgen einzugehen, ist ihr sehr

wichtig – „das ist dann meist mehr als nur

Bewegungstherapie“. Bei Ärzten sei das oft

nicht möglich. Die Patienten fühlen sich dann

allein gelassen. Kommt jemand mit einer

Krebs-Diagnose zu ihr, kann sie daran natür-

lich nichts ändern. „Aber ich kann mit dem

Annette Weisskircher ist Eurythmie-Therapeutin und Profes-sorin. Sie liebt ihren Beruf und begeistert sich für die heilsame Wirkung der Eurythmie. Mit Offenheit und Gelassenheit lässt sie Neues auf sich zukommen. Sie hört gerne erst einmal zu, bevor sie Lösungen anbietet. Ab September 2015 übernimmt sie das Amt der Prorektorin der Alanus Hochschule und möchte auch in dieser Rolle für ein harmonisches Gleichgewicht sorgen.

Page 39: UNIVERSALIS Nr. 06

39Menschen

WEISSKIRCHER –

Patienten gemeinsam dafür sorgen, dass er

mit dem Krankheitsprozess besser fertig wird,

Bewegungsübungen machen, Atemtechnik und

Durchwärmung verbessern und das Immunsys-

tem stärken. Und wenn das gestärkt ist, sind

die Patienten insgesamt glücklicher und kom-

men mit der Krankheit besser klar.“

Wenn Annette Weisskircher von ihrer Arbeit er-

zählt, kann man sie sich sehr gut als Thera-

peutin vorstellen. Sie spricht ruhig und klar,

fast ohne Fachterminologie, schaut ihr Gegen-

über offen an und hört genau hin. Aber das

Auffälligste ist ihre Gestik: Jeden Satz beglei-

tet die Professorin mit passenden ausladenden

Bewegungen der Hände und Arme, manchmal

des ganzen Oberkörpers. Spricht sie von der

„harmonisierenden Wirkung“ der Eurythmie,

beschreiben ihre Hände eine fließende Wellen-

bewegung. Bei Gegensätzen fliegen ihre Arme

erst nach rechts, dann nach links, bei Aufzäh-

lungen setzen ihre Hände Punkte in die Luft.

Man hört bei ihr vor allem Begeisterungsfä-

higkeit – für andere Menschen, für neue Auf-

gaben und für die Eurythmie-Therapie. Annet-

te Weisskircher hat den Masterstudiengang

Eurythmie-Therapie an der Alanus Hochschu-

le aufgebaut und wurde 2008 zur Professorin

für dieses Fach ernannt. Ihre Therapeutentä-

tigkeit hat sie seitdem reduziert, öffnet aber

immer noch einen Tag pro Woche ihre Praxis

– das braucht sie, „um weiterhin nah dran zu

sein, an den Bedürfnissen der Patienten“.

FASZINIERT VON DER FORSCHUNG

Täglich unterrichtet sie nun angehende Euryth-

mie-Therapeuten, begutachtet Masterarbei-

ten, sitzt in Konferenzen und Arbeitsgruppen

und hat ihre Leidenschaft für die Forschung

entdeckt. Dass die Eurythmie wirkt, hat sie

in ihrer langjährigen Arbeit erlebt, aber wie

genau und warum, dazu gibt es bisher keine

Forschung. Für die Anerkennung der Therapie-

form ist dies jedoch entscheidend.

Fasziniert erzählt sie nun von einem Messappa-

rat, der angeschlossen an einen Tabletcompu-

ter, Daten zum vegetativen Nervensystem eines

Patienten liefert. Er wird in einer Studie zur Wir-

kung von Eurythmie bei Stress eingesetzt, vor

und nach entsprechenden Bewegungsübungen

zur Stressreduktion. „Man kann sofort sehen,

wie sich die Kurven verändern. Das ist wahn-

sinnig spannend“, erzählt Weisskircher voller

Enthusiasmus; und nun sprudeln doch einige

medizinische Fachbegriffe.

HARMONIE IM SOZIALEN

Zu Lehre, Forschung und therapeutischer Ar-

beit kommt bald noch eine weitere Aufgabe

hinzu: Ab September übernimmt sie das Amt

der Prorektorin der Hochschule. Eine Heraus-

forderung, der Annette Weisskircher mit der

gleichen Neugier und Gelassenheit begegnen

wird, wie allen Dingen in ihrem Leben.

„Die Alanus Hochschule ist meine Heimat“,

sagt sie. Sie war bei ihrer Gründung dabei, hat

als junge Frau beim Ausbau der Gebäude ge-

holfen, hat hier ihren Mann kennengelernt und

die Anfänge der damals noch nicht staatlich

anerkannten Hochschule während ihrer eige-

nen Studienzeit miterlebt. Etwas der familiä-

ren Atmosphäre von damals, „ als jeder immer

wusste, an welchen Projekten die anderen ar-

beiten“, möchte sie auch in die heutige Hoch-

schule zurückbringen. Die interne Vernetzung,

„damit die beiden Standorte sich nicht verlie-

ren“ und die Förderung eines „harmonischen

Miteinanders“ hat sie sich selbst als Schwer-

punkte für ihre Amtszeit gesetzt.

Gremienarbeit, Konzepte schreiben und Un-

terrichtsvorbereitung ziehen sich oft bis in die

Nacht. Bevor der Tag zu Ende ist, steht An-

nette Weisskircher wieder im Schlafzimmer, in

aufrechter Position, mit festem Kontakt zum

Boden, die Arme zur Seite getreckt und lässt

in Gedanken alle Ereignisse des Tages hinter

sich. Loslassen und zur Ruhe kommen, das

macht sie – wie sollte es anders sein – mit-

hilfe der Eurythmie. CZ

Page 40: UNIVERSALIS Nr. 06

40 Menschen

DENKEN IN RÄUMEN

Hannah Schneider braucht einen Schuppen.

Eigentlich nur eine Giebelwand von einem

Schuppen. In ihrer Vorstellung ist er aus ver-

wittertem, vergilbtem Holz. Ein Foto vom ihrem

Wunschschuppen, ein einfacher Schwarz-

weißausdruck, hängt an der Wand in ihrem

Atelier. Jetzt telefoniert sie Landwirte ab und

hat ihre Familie in Süddeutschland gebeten,

die Augen offen zu halten.

Eigentlich müsste sie nervös werden. Drei Mo-

nate vor ihrer Ausstellung hat sie noch nicht

das Material für eine der zentralen Arbeits-

ideen zusammen. Laut dem Zeitplan, der an

ihrer Ateliertür hängt und ihr hilft, alles Or-

ganisatorische im Blick zu haben, sollte die

Material beschaffung jetzt abgeschlossen

sein. Auf einem großen Papierbogen hat sie

mit Daten und Pfeilen alles geplant und hand-

schriftlich notiert, was bis zur Ausstellung

noch zu tun ist: Material beschaffen, Sound

aufnehmen, Katalog planen, Sockel bauen,

Technik aufbauen. Aber Hannah Schneider ist

optimistisch und überzeugt: „Ich finde einen

Schuppen, wenn ich ihn wirklich brauche.“ Als

sie ein Kanu für eine frühere Arbeit benötigte,

bekam sie es, auch die Mitfahrgelegenheit auf

einem Lastkahn auf dem Rhein für eine Video-

arbeit ergab sich noch in letzter Minute.

DEN RAUM ERFASSEN

Hannah Schneider, die 2006 ihren Abschluss in

Bildhauerei an der Alanus Hochschule gemacht

hat, arbeitet vorwiegend ortsspezifisch. Ihre

Installationen, Zeichnungen und Videoarbeiten

nehmen Bezug zu den Ausstellungsräumen, zu

der Geschichte des Ortes oder zu den Assozia-

tionen, die er weckt. So auch bei der Ausstel-

lung im Siegburger Stadtmuseum.

Im Januar hat sie sich zum ersten Mal die

Räume angeschaut, in denen sie ausstellen

wird. Sie war alleine dort und hat sich viel

Zeit genommen. Zwei Stunden lang hat sie die

Räume auf sich wirken lassen, ist Wände ab-

geschritten, um Dimensionen zu erfassen, hat

sich die Umgebung angeschaut und Fotos ge-

macht – von den Räumen und Details. Es ist

Ende 2014 erhielt Hannah Schneider den mit 5.000 Euro dotierten Alanus Kunstpreis vom Förderverein der Hochschule. Verbunden damit ist eine Einzelausstellung, die im August 2015 im Stadtmuseum Siegburg eröffnet wurde. Wir haben die Künstlerin drei Monate vor der Vernissage in ihrem Atelier in Köln besucht.

Filmstill aus der Videoarbeit „bäuchlings auf dem Rhein“, 2014

Hannah Schneider mit Fotos des Austellungsraumes

Page 41: UNIVERSALIS Nr. 06

41Menschen

ein „toller, heller Raum, hoch, offen, weit, mit

Blick nach draußen“, begeistert sie sich. Sie

hat sofort angefangen, sich zu überlegen, was

zur Situation passen könnte, und im Kopf Kon-

zepte für den Raum entwickelt. Schnell war ihr

klar, dass sich der kleinere Raum für Videoar-

beiten eignet, der größere jedoch frei von alten

Arbeiten bleiben soll. Hierfür wollte sie gezielt

Neues entwickeln.

IDEEN FINDEN UND VERWERFEN

Für die Ideenfindung nimmt sie sich gerne Zeit,

so auch bei dieser Ausstellung: Zeit, um Dinge

auszuprobieren, zu verwerfen und „alles noch-

mal komplett durch zu wälzen“. Selten kom-

men ihr direkt vor Ort „klare Gedankenblitze“,

die sie weiterverfolgt und die sich bis zum

Ende halten und tatsächlich realisiert werden.

„Meistens kommen die Ideen beim späteren

Nachdenken über den Ort und beim Anschau-

en der Fotos“, erklärt sie ihre Arbeitsweise.

So ist auch das Vorhaben mit dem Schuppen

entstanden. Die besondere Dachkonstruktion,

ein Sheddach, das den Ausstellungsraum im

Museum prägt, hat sie fasziniert. Sie hat die

Silhouette gezeichnet und ist so auf die Idee

mit der Giebelwand eines Schuppens gekom-

men, mit der sie eine Installation für eine der

großen Wände plant.

Parallel zu der Entstehung ihrer großen Arbei-

ten zeichnet Hannah Schneider auch immer.

Wichtig ist ihr dabei, „open minded“ zu sein,

intuitiv zu zeichnen, ohne konkret an den

Raum zu denken, auch wenn er im Bewusst-

sein im Hintergrund ist. Die Zeichnungen mit

Bleistift und Aquarell auf Papierbögen hängen

an Schnüren an einer Wand des Ateliers. Sie

dienen zur Vorbereitung und sind zugleich ei-

genständige Arbeiten. Direkt inspiriert bei der

Auseinandersetzung mit dem jetzigen Ausstel-

lungsraum haben sie mehrere alte Wasserspei-

er, die an der Balustrade hängen. Die „skurri-

len Wesen“ in ihrer besonderen Form und dem

Bezug zur Mythologie haben es ihr angetan.

Sie wusste: „Ich will daran anknüpfen.“ Dar-

aus entstanden ist eine Soundinstallation mit

Wassergeräuschen, die den ganzen Raum be-

spielen wird.

Diese sehr sinnliche, raumfüllende Arbeit ist

drei Monate vor der Vernissage die einzige, die

bisher fertiggestellt ist. Alle anderen Ideen-

stränge verfolgt Hannah Schneider nun paral-

lel. Dabei hat sie immer den ganzen Raum im

Blick und weiß, für welche Wände sie arbeiten

möchte.

MATERIAL UND FORMSTUDIEN

Für keine der Arbeitsideen hat sie bisher das

endgültige Material zusammen. In ihrem Ate-

lier macht sie derzeit Form- und Material-

studien: an einer Wand stehen grobe Holz-

bretter – daneben das Bild des Schuppens,

außerdem überall im Raum kleine Modelle

der Giebelwand aus grünen Schaumstoffplat-

ten. Auf dem Boden liegt ein Spiegel – auch

nur eine Arbeitsidee: „Ich überlege, die Decke

und den Umraum auf den Boden zu holen.“

Diverse Stangen aus unterschiedlichen Ma-

terialien lehnen an den Wänden, zwei dünne

Stangen sind an der Wand befestigt, darüber

ein Gardinenstoff drapiert. Eine Arbeit mit

Stoff, etwas Luftiges, Leichtes schwebt ihr vor.

Auf dem Tisch und auf den Fensterbänken lie-

gen Formen aus Ton, eine Assoziation zu den

Wasserspeiern drängt sich auf. Aber ob sich

aus diesen Entwürfen letztendlich eine Arbeit

entwickeln wird, bleibt abzuwarten.

Was aus den einzelnen Ideen geworden ist,

davon können sich die Besucher vom 23. Au-

gust bis zum 20. September 2015 in der Aus-

stellung im Stadtmuseum Siegburg selbst ein

Bild verschaffen. CZ

Zeichnungen helfen Hannah Schneider, Themen für ihre räumlichen Arbeiten zu entwickeln

DER ALANUS PREISFÜR BILDENDE KUNSTDer mit 5.000 Euro dotierte Preis wurde zum dritten Mal vom Förderverein der Alanus Hochschule verliehen. Neben dem Preisgeld umfasst er eine Einzelausstellung im Stadt-museum Siegburg, die mit einem Katalog dokumentiert wird. Er wird gefördert von der Kreissparkassenstiftung für den Rhein-Sieg-Kreis sowie von der Deutsche Steinzeug AG und den Quarzwerken Witterschlick GmbH.

Page 42: UNIVERSALIS Nr. 06

ABSOLVENTENMIT GESTALTUNGSWILLEN

42 Menschen

Als im Sommer 2013 das Hochwasser der Elbe

ganze Landstriche überschwemmt und Häu-

ser zerstört, läuft die materielle Hilfe sofort

an. „Es fehlten jedoch Angebote, um die seeli-

schen Probleme der Menschen aufzuarbeiten“,

erinnert sich Julia Kittner. Die Kunsttherapie-

Absolventin hat daher in Zusammenarbeit mit

dem Caritasverband Stendal ein Konzept für

den Einsatz von Kunsttherapie in der Hoch-

wassernachsorge entwickelt. Die Ideen stießen

auf Zustimmung, Gelder wurden bewilligt und

eine Stelle für die junge Kunsttherapeutin ge-

schaffen. Jeden Mittwoch treffen sich nun seit

Anfang 2014 sechs bis acht Betroffene, um

künstlerisch zu arbeiten und zu reden. Wich-

tig ist Julia Kittner dabei, „dass wir nicht das

Hochwasser zum Thema machen“. Sie arbei-

tet nach einem ressourcenorientierten Ansatz,

„welche Stärken haben die Betroffenen, woran

glauben sie, was ist ihnen wichtig?“ Diese Fra-

gen bearbeitet sie mit den Teilnehmern. Neben

der freien Arbeit, gibt sie auch Themen vor:

„Der gute Ort“ oder „Die Wärme in mir“. Ein

wichtiger Bestandteil der Therapiesitzungen

ist die Bildbesprechung mit der Gruppe am

Ende jeder Stunde. Das Malen hilft ihnen, die

Gedanken zu sortieren und Kraft zu schöpfen.

Zusätzlich finden Workshops mit Schulklas-

sen, regelmäßige Kindergruppen und Einzel-

therapien statt. „Es war wahnsinnig spannend,

so etwas aufzubauen, und ich habe sehr viel

positives Feedback bekommen“, resümiert

die Therapeutin, die das Projekt aktuell nicht

mehr ganz so eng begleitet. Sie ist derzeit in

Elternzeit und wird durch die ehemalige Ala-

nus-Kommilitonin Stefanie Spilles vertreten.

Als Franziska Hüning sich für das berufsbe-

gleitende Kindheitspädagogikstudium an der

Alanus Hochschule einschreibt, ist sie bereits

viele Jahre als Erzieherin tätig. Der Wunsch,

ihre Arbeit auf professioneller Ebene zu reflek-

tieren und ihr großes Interesse für die Erzie-

hungswissenschaft waren der Anstoß für die

Aufnahme des Studiums. Besonders schätzt sie

die Ebene, auf der die Studenten an der Hoch-

schule angesprochen werden: „Man fühlt sich

den Dozenten gegenüber nicht wie der unwis-

sende Student – alle sind Lernende und pro-

fitieren voneinander. Die Kompetenzen jedes

Einzelnen werden wahrgenommen.“ Nach Ab-

schluss ihres Studiums 2013 nahm sie sich

vor, diese Mentalität weiterzugeben. Sie tritt

eine Stelle als Leiterin des Seminars für Wal-

dorfpädagogik in Dortmund an, in dem Erzieher

für waldorfpädagogische Kindergärten und Ta-

gesstätten ausgebildet werden. Die 46-jährige

unterrichtet dort nicht nur angehende Erzieher,

sondern konzeptioniert auch Fortbildungen für

den Kleinkindbereich, entwickelt Lehrpläne, be-

treut die Öffentlichkeitsarbeit, akquiriert Do-

zenten und vernetzt „ihr“ Seminar. Besonders

viel Freude machen ihr „die Konzeptionierung

von Lehrplänen – denn da habe ich große Frei-

heit“ und die Unterrichtstätigkeit. Ein Punkt ist

ihr dabei besonders wichtig: „Die Waldorfpä-

dagogik vermittele ich nicht isoliert, sondern

im Kontext anderer pädagogischer Ansätze –

wir zeigen Gemeinsamkeiten, Gegensätze und

Ergänzungen auf.“ Das „Handwerkszeug“ dazu

habe sie in ihrem Studium erlernt. Derzeit ent-

wickelt Hüning gemeinsam mit Dozenten der

Alanus Hochschule und anderen Ausbildungs-

stätten eine Weiterbildung für Erzieher, die zu

einem Hochschulabschluss führen soll. Als

„Lernende“ empfindet sie sich weiterhin und

hat sich nicht zuletzt aus diesem Grund ent-

schlossen, ein berufsbegleitendes Masterstu-

dium in Pädagogik an der Alanus Hochschule

aufzunehmen. CZ / TF

Julia Kittner verhilft mit Kunsttherapie Hochwasseropfern zu neuem Mut, Franziska Hüning bildet Waldorfpädagogen aus. Dabei lassen sich beide

Absolventinnen von ihren Ideen und Überzeugungen leiten.

Franziska Hüning

Julia Kittner (re.)

Page 43: UNIVERSALIS Nr. 06

Kurz & Knapp 43

ERSTER PREIS FÜR ARCHITEKTUR-ALUMNI

Daniel Schilp und Jonas Greubel, die ihr Ar-

chitekturstudium an der Alanus Hochschu-

le 2009 abgeschlossen haben, erhielten mit

ihrem Partner André Schmidt den ersten Preis

bei einer Ausschreibung zur Neugestaltung

des Hortgebäudes der Freien Waldorfschule

am Prenzlauer Berg in Berlin. Der Förderver-

ein Schulemachen e. V. hatte den Wettbewerb

mit dem Ziel ausgeschrieben, nicht nur einen

Entwurf zu erhalten, der „die Waldorfpädago-

gische Zielsetzung überzeugend umsetzt, eine

gute Nutzungsqualität, -vielfalt und hohen

ökologischen Standard aufweist“, sondern

auch die Schulerweiterung als Gesamtkonzept

mitdenkt. Überzeugt hat die Jury die „konse-

quente Haltung“ und das „räumliche Angebot

im Innen- und Außenbereich“. Die Alumni mit

ihrem Büro MONO Architekten konnten sich mit

ihrem Entwurf aus fünfeckigen, eingeschos-

sigen Gebäuden gegen elf weitere Konzepte

durchsetzen und wurden nun mit der Umset-

zung des Projektes beauftragt. Wir gratulieren

herzlich!

BEATLES-THEATERABEND

Das „Weiße Album“ der Beatles war der Soundtrack des Jahres 1968: ein Jahr, das für das Auf-

bruchsgefühl einer ganzen Generation, die Sehnsucht nach einer besseren Gesellschaft und

den Kampf gegen Unterdrückung und Krieg steht. In einer Inszenierung von Michael Barfuß

lassen Schauspielstudenten des dritten Studienjahres die vergangenen revolutionären Zeiten

wieder lebendig werden. Im September erwartet die Besucher an der Alanus Hochschule ein

musikalischer Theaterabend mit unterschiedlichsten Schauspielperformances und den legen-

dären Beatlessongs. Im Oktober wird das Stück außerdem in der Brotfabrik Bonn aufgeführt.

AUGEN.BLICK.MAL – TAGE DER OFFENEN TÜRIm Frühjahr ist es wieder soweit: Mit Ausstel-

lungen, Aufführungen, Performances, Rund-

gängen, Workshops, Vorträgen und Beratung

zu Studium und Weiterbildung erwartet die

Gäste der Tage der offenen Tür ein spannen-

des, abwechslungsreiches Programm. Vom

18. bis zum 20. März 2016 präsentieren sich

Hochschule und Weiterbildungszentrum in über

100 verschiedenen Kultur- und Informations-

angeboten an beiden Standorten in Alfter.

Eingeladen sind alle Kultur- und Studieninter-

essierten, Jung und Alt, Familien und Freunde

sowie alle, die vielfältige Facetten von Kunst

und Wissenschaft erleben möchten. Die aus-

führliche Veranstaltungsübersicht ist ab Feb-

ruar unter www.alanus.edu/augenblickmal zu

finden.

NGO-STIPENDIUM FÜR BWL-STUDENTENIm Herbstsemester 2015/2016 bietet der Fach-

bereich Wirtschaft in Kooperation mit seinem

neuen Praxispartner Germanwatch erstmalig

ein NGO-Stipendium an. Der Stipendiat be-

kommt die monatlichen Studiengebühren für

den Bachelorstudiengang BWL der Hochschu-

le erlassen und verbringt gegen ein zusätz-

liches Praktikumsgehalt seine Praxisphasen

während des sechssemestrigen Studiums bei

Germanwatch, einer gemeinnützigen, unab-

hängigen Umwelt- und Entwicklungsorgani-

sation. „Mit Germanwatch erweitern wir unser

großes Netzwerk an Partnerunternehmen um

eine Nichtregierungsorganisation. Besonders

für diejenigen Studenten, die das Studium

mit dem Schwerpunkt NGO-Management ab-

schließen möchten, bietet dieser Praxispartner

spannende Einblicke“, erklärt Dirk Battenfeld,

Leiter des Fachbereichs Wirtschaft.

STUDICA GEHT IN DIE ZWEITE RUNDENach erfolgreicher Erprobung setzt nun die

zweite Förderphase von „STUDICA – studie-

ren à la carte“ die erlangten Ergebnisse weiter

um. Lebens- und berufserfahrene Menschen

erhalten die Möglichkeit, sich wissenschaftlich

weiterzubilden. Anstelle fest vorgeschriebener

Studienverläufe tritt bei STUDICA eine umfas-

sende und offene Palette von Studien- und

Serviceangeboten. Je nach persönlichen und

beruflichen Fähigkeiten und Bedürfnissen stel-

len die Teilnehmer sich aus den Angeboten der

Hochschule ein für sie geeignetes Programm

wissenschaftlicher Weiterbildung zusammen.

Im Rahmen des Wettbewerbs „Aufstieg durch

Bildung: offene Hochschulen“ des Bundesmi-

nisteriums für Bildung und Forschung (BMBF)

bietet die zweite Phase des Projektes ein An-

gebot aus den Bereichen Architektur, Betriebs-

wirtschaftslehre, Berufspädagogik, Bildhaue-

rei, Schauspiel, Kunsttherapie, Kindheitspäda-

gogik und Heilpädagogik an. Ein umfassendes

Begleitangebot aus Werkstätten und Beratun-

gen unterstützt die Teilnehmer zusätzlich. Die

Fördersumme für die Forschungs- und Ent-

wicklungsarbeiten beträgt rund 760.000 Euro.

Weitere Informationen unter www.alanus.edu/

studica

berufsbegleitend

flexibel

Page 44: UNIVERSALIS Nr. 06

44 Kurz & Knapp

NEUE GLOBUS- STIFTUNGSPROFESSUREva-Maria Walker wurde zur Juniorprofessorin

für das Fachgebiet „Betriebswirtschaftslehre,

insbesondere Kommunikation und Unterneh-

menskultur im Handel“ ernannt. Die Stiftungs-

professur wird von der Globus SB-Warenhaus

Holding GmbH & Co. KG finanziert, die damit

die Weiterentwicklung des Fachbereichs Wirt-

schaft unterstützt. Mit der Globus Stiftungs-

professur wird der rege Austausch zwischen

Wirtschaft und Wissenschaften gefördert.

Reale Fragestellungen aus der Praxis können

unmittelbar wissenschaftlich ergründet wer-

den und ermöglichen dem Unternehmen und

seinen Mitarbeitern einen kontinuierlichen

Bezug zum aktuellen Stand der Forschung.

NEUE PROREKTORENIm September 2015 treten Annette Weißkircher und Horst Philipp Bauer als Prorektoren in die be-

stehende Amtszeit des Rektors bis 2018 ein. Weißkircher ist Professorin für Eurythmietherapie und

stellvertretende Leiterin des Fachbereichs Kunsttherapie. Mit ihrem Arbeitsplatz am Johannishof

vertritt sie insbesondere die Kunstbereiche und ist für studentische sowie Prüfungsangelegenhei-

ten verantwortlich. Bauer ist Professor für Erziehungswissenschaft und berufliche Bildung. Seine

Schwerpunkte liegen vor allem in der Betreuung des Mannheimer Standortes und den wissen-

schaftlichen Bereichen. „Die Zusammensetzung des Rektorats mit den neuen Prorektoren sehe

ich als große Chance: ein Team mit unterschiedlichsten Qualitäten und Perspektiven“, betont

Marcelo da Veiga, Rektor der Alanus Hochschule.

HERVORRAGENDE DIDAKTIK IN DER KIND-HEITSPÄDAGOGIK Erfahrungen von Veränderungen und Brüchen

prägen in zunehmendem Maße die Lebensläufe

von Kindern und deren Familien. Neben fami-

liären und anderen Herausforderungen nimmt

der Übergang von der ausschließlich familiä-

ren Betreuung in die Kindertagesstätte und

von der Betreuung in der Kindertagesstätte in

die Grundschule eine besondere Stellung ein.

Gut ausgebildete Pädagogen spielen hier eine

Schlüsselrolle. Das Modul „Kooperationen und

Transitionen“ des Studiengangs Kindheitspä-

dagogik der Alanus Hochschule unter Leitung

von Stefanie Greubel, Juniorprofessorin im

Fachbereich Bildungswissenschaft, befasst

sich mit genau diesem Thema. In der Studie

„Übergang Kita – Grundschule auf dem Prüf-

stand“ wurde das Lehr- und Lernkonzept der

entsprechenden Seminare als Best-Practice-

Modell – also als Erfolgsmodell mit bewährter

und optimaler Vorgehensweise ausgezeichnet.

Unter anderem wurden die Aspekte Nachhal-

tigkeit und Innovation untersucht. Auch die

Verknüpfung von Theorie und Praxis wird in

dem von Greubel verantworteten Modul positiv

hervorgehoben. Im Rahmen der deutschland-

weiten Studie wurden weitere Konzepte von

Studiengängen der Kindheitspädagogik, des

Grundschullehramts und der Fachschulen/-

akademien für Sozialpädagogik beleuchtet.

Wir gratulieren herzlich!

FACHTAGUNG MITARBEI-TERPOTENZIALE FÜR NACHHALTIGKEIT

In Mitarbeitern steckt viel Potenzial, um Um-

welt- und Nachhaltigkeitsthemen in Unterneh-

men voranzutreiben. Erfolgreiche Initiativen

und Innovationen für Klimaschutz und Nach-

haltigkeit gehen oft von umweltbewussten

Mitarbeitern aus, die motiviert sind, ihr viel-

fältiges Wissen und ihre Kompetenzen hierfür

einzubringen. Obwohl sich viele Mitarbeiter im

privaten Bereich für eine nachhaltigere Zu-

kunft interessieren und engagieren, gelingt

es Unternehmen oft nicht, dieses Potenzial zu

mobilisieren. Im Rahmen der Fachtagung am

26. November soll daher die Nutzung von Mit-

arbeiterpotenzialen in Unternehmen zur Ent-

wicklung von Nachhaltigkeit und Klimaschutz

mit den anwesenden Referenten diskutiert

werden. Interessierte können sich über www.

alanus.edu anmelden.

CHANCEN SCHENKEN – MIT DEM DEUTSCH-LANDSTIPENDIUMUnterstützen auch Sie mit nur 150 Euro

monatlich einen Studenten der Alanus

Hochschule.

Sprechen Sie uns an:

Véronique Chalvet

Tel. 0 22 22 . 93 21-17 41

[email protected]

www.alanus.edu/deutschlandstipendium

Page 45: UNIVERSALIS Nr. 06

45Kurz & Knapp

NEUES MASTERSTUDIUM KINDHEITSPÄDAGOGIK Die Alanus Hochschule bietet neben einem Voll- und einem Teilzeit-Bachelorstudiengang Kind-

heitspädagogik nun auch die Möglichkeit, sich in dieser Studienrichtung für einen Master ein-

zuschreiben: Der Schwerpunkt „Pädagogische Praxisforschung“ mit der Vertiefungsrichtung

„Kindheit und Gesellschaft“ richtet sich an Absolventen eines kindheitspädagogischen Bache-

lorstudiengangs sowie an Sozialpädagogen aus anderen Berufsfeldern, die ein Hochschulstudium

abgeschlossen haben und Fragen aus der früh- und vorschulpädagogischen Praxis mit wissen-

schaftlichen Methoden untersuchen möchten, um das eigene Tätigkeitsfeld auf akademischem

Niveau zu reflektieren. Das Studium vermittelt die nötige Forschungsqualifikation, um empirische

Studien in pädagogischen Handlungsfeldern planen, durchführen und auswerten zu können. Die

Studierenden professionalisieren ihre pädagogischen Kompetenzen in den Bereichen Erziehungs-

und Bildungsarbeit sowie Team- und Einrichtungsleitung. Im Hinblick auf die Veränderungen und

Herausforderungen des Bildungssystems wird, neben der fachlichen und methodischen Qualifi-

kation, der Persönlichkeitsbildung der Pädagogen eine besondere Bedeutung beigemessen.

ABI – WAS DANN?

Architekt, Manager oder Lehrer? Viele Abitu-

rienten wissen noch nicht, was sie nach der

Schule beruflich machen möchten. Über 330

anerkannte Ausbildungen und knapp 7.500

Bachelorstudiengänge gibt es bereits, und das

Angebot wächst ständig. Wie soll man sich da

zurechtfinden und das „Richtige“ auswählen?

Eine Hilfe bietet ab dem Herbstsemester

2015/2016 das Orientierungsstudium, ein

ein- bis zweisemestriges Studienangebot an

der Alanus Hochschule. Hier können vielseitig

Interessierte in die verschiedenen Fachrichtun-

gen der Hochschule reinschnuppern, erhalten

eine Einführung ins wissenschaftliche Arbei-

ten, kommen in Austausch mit Berufserfahre-

nen und werden individuell begleitet. Wer da-

nach ein Studium an der Alanus Hochschule

beginnt, kann sich die erbrachten Leistungen

anrechnen lassen. Weitere Informationen unter

www.alanus.edu/orientierungsstudium

BWL-STUDIUM DER ALANUS HOCHSCHULE ERNEUT AUSGEZEICHNET

Der Rat für Nachhaltige Entwicklung hat das

Studium der Betriebswirtschaftslehre an der

Alanus Hochschule mit dem Qualitätssiegel

„Werkstatt N 2015“ ausgezeichnet. Mit die-

sem Label würdigt das von der Bundesre-

gierung beauftragte Beratungsgremium zu-

kunftsweisende Initiativen für ein nachhal-

tigeres Deutschland. Bereits 2011 und 2013

erhielt das Studienangebot die Auszeichnung

vom Nachhaltigkeitsrat. Das Studienkonzept

unter dem Motto „Wirtschaft neu denken“ hat

die Alanus Hochschule 2006 gemeinsam mit

Partnern aus der Wirtschaft, die eine sozi-

al und ökologisch orientierte Unternehmens-

führung betreiben, ins Leben gerufen. Neben

betriebswirtschaftlichem Fachwissen sind die

praktische Tätigkeit sowie Kunst, Kulturwis-

senschaften und Philosophie fester Bestand-

teil des dreijährigen Bachelor- und Masterstu-

diums. Die Studenten werden angeregt, neue

Ideen für ein zukunftsfähiges und ökologisches

Wirtschaftsleben zu entwickeln.

EURYTHMIELABOR 2015Aufführungen, offene Proben, Vorträge und

Workshops: Am 2. und 3. Oktober findet an

der Alanus Hochschule das dritte Eurythmie-

Labor statt, eine experimentelle Plattform für

Performance. Ensembles und Solokünstler zei-

gen ihre aktuellen Projekte und analysieren sie

gemeinsam mit dem Publikum. Zudem geben

Werkstatt-Aufführungen blitzlichtartige Ein-

blicke in neue Performanceproduktionen.

Auf der Bühne sind nicht nur Eurythmisten,

sondern auch Künstler weiterer zeitgenössi-

scher Tanzrichtungen zu sehen. Diskussionen

und Workshops mit Choreografen und Künst-

lern ermöglichen dem Publikum, tiefer in die

Ideenwerkstatt der Künstler einzudringen und

ihre individuellen Kunstgriffe besser verste-

hen und erleben zu können. Die Veranstaltung

bietet ein Forum für die Behandlung aktueller

Arbeitsfragen in der performativen Kunst, für

den Austausch zwischen verschiedenen Tanz-

richtungen und die Weiterentwicklung der Eu-

rythmie als Performancekunst.

Page 46: UNIVERSALIS Nr. 06

46 Termine

TERMINVORSCHAUbis 20. September 2015Gegenhall g Ausstellung Alanus Kunstpreis von Preisträgerin Hannah Schneider, Stadtmuseum Siegburg

4. September„Was ist und wozu studiert man Waldorf-pädagogik?“ g Vortrag über alternative Pädagogiken und die Schule von morgen, Campus II

4. bis 13. September...noch feucht g Studenten der Klasse von Andreas Orosz zeigen gegenständliche Malerei, Fabrik 45 Bonn

11., 12., 15. und 16. SeptemberThe Beatles „Das weiße Album“ g Ein musi kalischer Theaterabend mit Schauspiel-studenten, Campus I

12. SeptemberHardtberger Kulturnacht g Kunstaktion von Bildhauereistudent Achim Kirsch, Kulturzentrum Bonn-Hardtberg

15. und 16. Septembervocatium Bonn/Rhein-Sieg g Stand bei der Fachmesse für Ausbildung und Studium, Stadthalle Bad Godesberg

18. und 19. SeptemberDrittes Forschungssymposium Eurythmie-pädagogik g Abschlussveranstaltung des Forschungsprojektes „Eurythmiepädagogik heute“, Campus I

22. und 23. Septembervocatium Köln g Stand bei der Fachmesse für Ausbildung und Studium, Stadthalle Köln-Mühlheim

23. September, 28. Oktober und 2. DezemberLicht und Schatten der Malerei im Film g Hofkino, Campus I

28. September bis 7. DezemberArbeitssinn – Lebenssinn? g Öffentliche Ring-vorlesung von Alanus Hochschule, Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, Universität Bonn und General-Anzeiger Bonn, wechselnde Veranstaltungsorte

30. September bis 4. Oktobervestigare g Absolventen des Bachelorstudien-gangs Kunst-Pädagogik-Therapie präsentieren ihre Arbeiten, Schloss Alfter

2. OktoberEurythmieLabor 2015 g Werkstatt für Eurythmie und Performance mit umfangreichem Bühnenprogramm, Campus I

6. Oktober bis 15. Dezember TOPOS Kunsttherapie: aktuelle Positionen aus der Vielfalt der Arbeitsfelder g Öffent-liche Ringvorlesung, Campus II

19. Oktober bis 18. März 2016Studienvorbereitung Mappenkurs g Für Inte-ressenten aller bildenden künstlerischen Berufs- und Studienrichtungen, Alanus Werkhaus

21. OktoberGeprüfter Aus- und Weiterbildungspädagoge und Geprüfter Berufspädagoge g Infoabend zu den berufsbegleitenden Fortbildungen, Alanus Werkhaus

22. OktoberMensch – Maßstab – Größe g Start der Kinder uni im Rhein-Sieg-Kreis, Campus II

23. OktoberWorte finden. Schweigen. Sprechen. Schreiben. Lesen g Dialogischer Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung Kunsttherapie – Medizin – Psychologie, Campus II

24. OktoberKölner Museumsnacht g Studenten der Alanus Hochschule zeigen aktuelle Arbeiten, ecosign/Akademie für Gestaltung Köln

29. und 30. OktoberDie letzte Insel. Eine quasipolitische Farce übers Menschsein in Krisenzeiten g Lesung zu einer Klima-Konferenz mit Schauspielstudenten, Campus I

29. Oktober bis Januar 2016Malereiausstellung g Studenten zeigen aktuelle Arbeiten, Wissenschaftszentrum Bonn

29. Oktober bis 23. Juli 2016Psychosozialer Berater g Berufliche Fort-bildung, Alanus Werkhaus

30. und 31. OktoberWoher will ich wissen, was ich will? g Berufs-findungskurs für Jugendliche, Alanus Werkhaus

31. OktoberStudieninfotag g Informationen zu allen Bachelor- und Masterstudiengängen, Campus I und II

4. NovemberKollektive Wertschöpfung – die sich selbst führende Organisation g Tagung des Institut für Sozialorganik, Campus II

6. November bis Oktober 2017Qualifizierung: Künstlerischer Prozess-begleiter g Berufliche Fortbildung, Alanus Werkhaus

12. NovemberGreen Day g Vorstellung der BWL-Studiengänge, Campus II

13. und 14. November ANDERS tun ... anders TUN. Zum Selbst-verständnis von AkteurInnen im Handlungsfeld zwischen Kunst und Gesellschaft g Symposium, Campus I

20. NovemberEssstörungen und Adipositas g Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung Kunsttherapie – Medizin – Psychologie, Campus II

Page 47: UNIVERSALIS Nr. 06

IMPRESSUM

Herausgeber Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft

Anschrift Villestraße 3 — 53347 Alfter Tel. 0 22 22 . 93 21-0 — [email protected] www.alanus.edu

Träger Alanus Hochschule gemeinnützige GmbH

Geschäftsführung Prof. Dr. Marcelo da Veiga, Dirk Vianden

Idee und Konzept Dr. Julia Wedel, Elisabeth Höhnen, steinrücke+ich

Redaktionsleitung Dr. Julia Wedel, Elisabeth Höhnen

Redaktion Tatjana Fuchs (TF), Nina Kep (NK), Karin Scherer (KS), Sandra Stempel (SST), Dr. Julia Wedel (JWD), Claudia Zanker (CZ)

Weitere Autoren dieser Ausgabe Prof. Dr. Jost Schieren, Prof. Dr. Thomas Schmaus

Werknachweise„Kiosk am Badesee Düren“ (Ausschnitt), 2014, Simon Kool-mann (Titelseite) — „ohne Titel“, 2015, Anna Kleinsorg (S. 4 li., 6/7) — Foto des Projekts „Tischgespräch“, 2014, Raphael Arweiler und Joakim Couchoud (S. 11) — Foto des Projekts „Tabula Rasa“, 2014, Miriam Nolte und Loïc Devaux (S. 12) — „o.T.“, 2015, Karin Humberg (S. 14/15) — „Aleph, Wattestaebchen“, 2014, Injung Sung (S. 15 o.) — „Schat-tenspiel", Chong Zhang, 2015 (S. 16) — „Jusqu’à ce que tu aies croqué la pomme“, 2015, Miriam — Nolte & Darja Esser (S. 20) — „Interstellar“, 2015 Jochen Breme (S. 21 o.) — „L’ombre d’Orphélie“, 2015, Darja Esser (S. 21 2. v. o.) — „Cubes“, 2015, Christiane Wien (S. 21 u.) — 2015, Frieda Berger (S. 37) — „bäuchlings auf dem Rhein“, 2014, Hannah Schneider (S. 40) — „Neues Hortgebäude Waldorf-schule Am Prenzlauer Berg“, 2015, MONO Architekten (S. 43)

Fotos und AbbildungenAlanus Hochschule (S. 5 re., 12 u., 13, 22, 23, 26 – 28, 31, 40 o., 41) — Willem-Jan Beeren (S. 24) — Jochen Breme (S. 21 o.) — Nola Bunke (S. 3, 4 re., 14 o., 18 u., 29, 42 u., 45 re.) — Caritasver band Stendal (S. 42 o.) — Uwe Ditz (S. 32, 44 o. li.) — Darja Esser (S. 20, 21 3. v. o.) — Charlotte Fischer (S. 8 – 10, 45 o. li.) — Sheridan Flipse (S. 18 o.) — FOTOBONN (S. 44 o. re.) — Jonas Greu-bel (S. 43) — Andreas Kermann (S. 19) — Alexander Krebs (S. 35) — Volker Lannert (S. 37 o., 39) — Muyan Lindena (S. 40 u.) — Lukas Schreck (S. 17) — Britta Schüßling (Titelseite, S. 4 li., 5 li., 6/7, 14/15 u., 15, 16, 36, 37 u. re.) — Universitätsklinikum Bonn (S. 25) — Anne von-Hoyningen-Huene (S. 11, 12 o.) — Julia Wedel (S. 34) — Argia Wehner (S. 21 2. v. o.) — Christiane Wien (S. 21 u.) — Rawpixel / Fotolia.com (S. 44) — Laurent Ziegler (S. 45 u.)

Anzeigen Susanne Krause

Erscheinungsweise 2-mal jährlich

Druck und Auflage Warlich Druck Meckenheim GmbH — 5.000 Exemplare

In diesem Magazin wird aus Gründen der einfacheren Les-barkeit auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachform verzichtet. Sämtliche Bezeichnun-gen von Personengruppen gelten gleichgestellt sowohl für die männliche als auch für die weibliche Form. Für den Inhalt der einzelnen Artikel sind die jeweils benannten Autoren verantwortlich. Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung der Alanus Hochschule.

Alfter, September 2015

www.alanus.edu/veranstaltungenwww.alanus.edu/weiterbildung

ALANUS HOCHSCHULE FÜR KUNST UND GESELLSCHAFT

Campus I: Johannishof — Campus II: Villestraße 3 — 53347 Alfter

ALANUS HOCHSCHULE – INSTITUT FÜR WALDORFPÄDAGOGIK, INKLUSION UND INTERKULTURALITÄTZielstraße 28 — 68169 Mannheim

WEITERBILDUNGSZENTRUM ALANUS WERKHAUSCampus I: Johannishof — 53347 Alfter

20. und 21. November Bewegungssymposium XIV g Vorträge, Darstellungen und Gespräche, Campus I

25. November bis Dezemberunter dem Tellerrand g Studenten der Bildenden Kunst zeigen ihre Arbeiten, Frauen-museum Bonn

26. NovemberMitarbeiterpotenziale für Nachhaltigkeit g Fachtagung, Campus II

ab 27. NovemberRingvorlesung Social Finance g erster Beitrag des Vorstandsvorsitzenden der Pax Bank eG Köln, Dr. Klaus Schraudner, Campus II

28. Novemberparentum g Messestand der Alanus Hochschule bei den Eltern+Schüler-Veranstaltungen für die Berufswahl, Friedrich-Ebert-Gymnasium Bonn

4. bis 6. DezemberSingen ums Verrecken g Ein experimenteller Volxliederabend mit Schauspielstudenten, Campus I

10. DezemberIch und Du sind Wir g Kinderuni im Rhein-Sieg-Kreis, Campus II

17. DezemberOberuferer Weihnachtsspiele g Aufführung der Studenten, Standort Mannheim

26. Januar 2016Bonner Hochschulmesse g Stand bei der Fachmesse für Studieninteressierte, Beethoven-halle Bonn

29. Januar Rudolf sucht Steiner g Jobmesse für den Waldorflehrer, Standort Mannheim

6. Februar Studieninfotag Mannheim g Informationen zu allen Bachelor- und Masterstudiengängen, Stand-ort Mannheim

Page 48: UNIVERSALIS Nr. 06

D A S A L A N U S M A G A Z I N

UNIVERSALIS

ALANUS HOCHSCHULE FÜR KUNST UND GESELLSCHAFT

Villestraße 3 — 53347 Alfter Tel. 0 22 22 . 93 21-0 — [email protected] www.alanus.edu

WEITERBILDUNGSZENTRUM ALANUS WERKHAUS

Johannishof — 53347 Alfter Tel. 0 22 22 . 93 21-17 13 — [email protected] www.alanus.edu/werkhaus

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Alanus [aːlaːnʊs]: Die Alanus Hochschu-

le und das Alanus Werkhaus beziehen sich

in ihrem Namen auf den Universalgelehrten

Alanus ab Insulis (ca. 1120 bis 1202), der den

Beinamen „doctor universalis“ trug. Er lehrte

die Sieben Freien Künste in Paris und Montpel-

lier. Alanus ab Insulis vertrat die Vorstellung,

dass Studieren die Bildung des Menschen zum

Menschen durch Interdisziplinarität bedeutet

und über ein reines Fachstudium hinausgeht.

Angelehnt an Alanus ab Insulis ist ein wichti-

ger Teil des Konzepts der Alanus Hochschule

und des Werkhauses die Gemeinschaft und

Begegnung von Kunst und Wissenschaft.

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