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Beitriige zur Kemltniss des indirecten Sehens. Untersuehungen fiber den Raumsinn der Retina TOll Dr. mefl. Aubert und Dr. reed. Foerster in Breslau. Schon vorJ mo],reren Seiten ist auf die Analogie der Sinnesthfitigkciter~ der Haut u~ld des Auges aufinerksam gemacht worden, namentlich aber hat Ernst Heinrich Web,:v i~l seinen Untersuehungen iibor den Tastsinn (Wag ~l e l.s Handw6rterbueh III. 2. p. 530) und" fiber den Raumsinn (Berichte fiber die Verhandluugen der Go,- sellsehaft der WissensehMten zu Leipzig 1852 II. p. 128) auf die Uebereinstimmung beider Organe in Betreff der Wahvnehmung riiumlieher Verh~ltnisse hingewiesen. Bei beiden finder Weber die Einriehtung, dass sich die wahrzunehmenden Gegenst~ir, de auf einer alisgebreiteten empfindenden Membran abbilden, deren einzelne empfindende Punkte den Eindruck dem Gehirn geson- dert mittheilen, und dass sich zweitens die empfindende Haut bewegen kann. Da die Entfernung, welche diese Punkte haben miissen, um als gesondert wahr- genommen zu werden, anf vers('hiedencn Theilen der Haut verschieden gross ist, nach den beriihmten We ber- sehen Experimenten~ so stellen wir uns die Aui'gabe zu untersuehen: wie sich die verschiedenen Re- hrchiv ~' Ophthalmolo&io. B& III. 2. 1

Untersuchungen über den Raumsinn der Retina

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Page 1: Untersuchungen über den Raumsinn der Retina

Beitriige zur Kemltniss des indirecten Sehens.

Untersuehungen fiber den Raumsinn der Ret ina

TOll

Dr. mefl. A u b e r t und Dr. reed. F o e r s t e r

in Breslau.

Schon vorJ mo],reren Seiten ist auf die Analogie der Sinnesthfitigkciter~ der Haut u~ld des Auges aufinerksam gemacht worden, namentlich aber hat E r n s t H e i n r i c h Web, :v i~l seinen Untersuehungen iibor den Tastsinn ( W a g ~l e l.s Handw6rterbueh III. 2. p. 530) und" fiber den Raumsinn (Berichte fiber die Verhandluugen der Go,- sellsehaft der WissensehMten zu Leipzig 1852 II. p. 128) auf die Uebereinstimmung beider Organe in Betreff der Wahvnehmung riiumlieher Verh~ltnisse hingewiesen. Bei beiden finder W e b e r die Einriehtung, dass sich die wahrzunehmenden Gegenst~ir, de auf einer alisgebreiteten e m p f i n d e n d e n M e m b r a n abbilden, deren einzelne empfindende Punkte den Eindruck dem Gehirn geson- dert mittheilen, und dass sich zweitens die empfindende Haut b e w e g e n kann. Da die Entfernung, welche diese Punkte haben miissen, um als gesondert wahr- genommen zu werden, anf vers('hiedencn Theilen der Haut verschieden gross ist, nach den beriihmten We ber - sehen Experimenten~ so stellen wir uns die Aui'gabe zu untersuehen: wie s ich die v e r s c h i e d e n e n Re-

hrchiv ~ ' Ophthalmolo&io. B& III. 2. 1

Page 2: Untersuchungen über den Raumsinn der Retina

2

g i o n e n der N e t z h a u t in d i c s e r B e z i e h u a g ve r - h a l t e n ? Es liegen allerdings Untorsuchungen hier5ber yon W~'ber , V o l k m a n n und aamentlich yon H u e c k (Mii l le rs Archly 1850 I). 82--97) vor, sic beschr~inken sich at)er theils nur auf die allern~ichsten Punkte um das Retinalcentrum, theils geben sie nur fiber die Ab- nahme der Feiaheit des Rat~msinnes in e ine r Richtung AtJf;(.hluss. Es wird hoffeallich aus dera Folgenden herv~)rg(~hen, dass wit unsere Aufgabe weiter gefasst trod, wie wit glauben, auch ihrer Lfsung nfher gebracht haben.

Wenn Messu[~gcn auf tier Netzhaut angestellt wer- d,~n sollen, so wird es zun~chst nothwendig sein, die- sclbe zu fixirea. Da ein absolutes Ruhighalten des Augcs sehr schwer ist, wenn wit die Intention haben, einen Gegenstaad, der relativ welt yon der Sehaxe ent- fernt liegt, zu erkenaen, so kam V o l k r a a n n (Hand- wfrterbuch III. 2. p. 335) tlncl nach ihm W e b e r (eben- daselbst III. 2. |). 531) auf d~n Gedanken, (tie Beleuch- tung des zu erketmeaden Gegcastandes durch den clektris(rhea Funkon zu bewerkstelligen. Der elektrische Fuaken ist yon so kurzer Dauer, dass es unmfglich ist, w~hrend desselben eine Augenbeweguag auszuffih- ten. W a s d a h e r w~ihread d i e s e r Zei t g e s e h e n wird , wird yon tier r u h e a d e n , u n b e w e g t e n R e - t i na g e s e h e n und ~'s wird nun A u f g a b e se in , d u t c h V e r s u e h e zu e r f o r s e h e n , wie wel t s e i t - l ich yon dcr S e h a x e O b j e c t e yon b e s t i m r a t e r G r 6 s s e e r k a a n t w c r d e n k6nnen .

Nach diesem Princi[~ wurde uasere erste Versuchs- reihe angestellt. ( A u b e r t hat darfiber bereits in der Sitzung der schlesisehen Gesellsehaft f'dr vaterl~indische Cultur yore 4, April 1855 referirt). Wit liessen als Ob- .jecte auf einen 2 Fuss breiten und 5Fuss langen Bogen Papier (A) Zahleu und Buchstaben yon gleicher Grfsse

Page 3: Untersuchungen über den Raumsinn der Retina

3

+I:

e i

{+

in gleieh gross,m Zwischenr'aumen drueken. Diesor Bogen A konnte [~her zwei horizontal lieg,,nde Walzen a a a a (in der Zei('hnung liiags sehral'firt), die in seM(- rechter Richtung zwei Fuss wm einandm" ++,t~tfernt waren, gerollt wePden, so dass durch das l)roher, dot \Valzen immer neue Zahlen oder Buchst:tl)etl in das (;esivhts- feld gobra<:ht wurden. Die Walzen a't lagort,m mit ihren Enden ill einem senkrecht stetmnden l:Uflmlen b b b b , weleher auf einem Brelte e e e e versehieblich war, und unserm Auge his zu 0,1 M'qr(; geniihert und his zu 1 bh:,tre w)n ibm entfernt werden k,mnte. In immer gleieher Entfernung und Richtung zu dem be- druekten Bogen befand sieh die Riessseho, b'lasdw, B mit unveriinderter l;;ntfernung ihrer beiden Kugoln und gegeniiber dem Bogen, am andern l'~ade des Brettes; sah einer yon uns dutch einc entspreehend weitc und kurze R~Shre G ,con geschwiirztem Papier nach dem Bogen h i n .

1"

Page 4: Untersuchungen über den Raumsinn der Retina

Wir erreiehten dadu,'ch Folgendes: 1) Unserm Auge war durch (lie schwarze R0hre C ein bestimmter Ort angewiesen, de, r in allen Versuchen derselbe btieh; zu- gleich blendete dieselbe das yon dem iiberspringenden Funk(,n direct zu unserm Auge strahlende Licht ab. 2) Der elektrische Funke,l sprang immer yon denselben stets gleich welt yon cinander entfernten Kugeln der R ies s schea Flasche iiber, und hatte also eine fiJr unsere Experimente genfgcnd gleichm~issige Be]euchtungsf/ihig- keit. 3) Der Bogen mit den Zahlen konnte dem Auge des Beobachters gen/ihert und yon ibm entfernt werden, wodurch wir elm r grosse Anzahl verschiedener Gesichts- winkel Fdr dasselbe Obiect hervorbringen konnten. 4) Durch Drehen tiber (lie Walzen aa liessen sich stets neue, dem l'}eobachter j(.'desmal unbekannte Ziffern und Buchstabe, u its das Gesichtsfeld bringen. 5) Da die Buchstaben und Zahlen ,'elativ welt yon einander ent- fernt und hSchst willkiihrlich nel)en einander gestellt waren, so dass sic keiaen Zusammenhang, aueh keine Gesetzm'/issigkeit in ihrer Anordtmng hatten, so konn- ten si~ wegen geringcr Menge gut im Ged'iiehtniss behalten und andererseits nieht errathen werden.

Wir experirrm(~tirten its einem verfinsterten Zimmer des physikalisehen Cabinets, welches Herr Professor F r a n k e n h e i m die Giite hatte nebst ether eolossalen Elektrisirmaschine zu unserer Verffigung zu stellen. Das Zimmer war so verlit~stert, class wir naeh einigem Aufenthalte. darin ( 1 0 - - t 5 Minuten) die Zahlen des Bogens noch als matte Punkte crkannten. Finsterer durth~ das Zimmer nicht seth, da es durehaus nSthig war, unsere Augen f'dr (tie entspreehende Entfernung des Bogens zu aecommodiren. Wir 10sten uns so ab, dass der Eine 5- -10 Beobaehtungen hinter einander maehte, naeh jeder Beobaehtung die erkaanten Zahlea laut nhante, der Andere daan die Riehtigkeit der ge-

Page 5: Untersuchungen über den Raumsinn der Retina

nannten Zahlen pri'dte und dieselt)~n nach ihrer Anzahl und Lage notirto.

Wit" hahen vior Bogon mit Ziffern yon versehiodenor Grlisse und Entf~rnung yon ~,iuander in den zehn Ent- fernung'en zwisehen 0,1 und 1 Me, ire yon unserm Auge durchexperimentirt, und fiir jede dieser Entfernungen 10----20 Einzelbeobacht~mgen gemacht, also im Ganzen etwa 500 Einzelbeobachtungen.

Die Bereehnung der Beobaehtungen behufs ihrer Vergleiehung mit einan&.r liess sigh in folgender "vVeise durchfiihren. Wir kannten die .jedesmalige Entfernung des Bogens yon dem Auge. Wir kannten ferner die Durchmesser der Zahlen oder Buehstaben, und ebenso die Entfernungen derselben yon einande, r. Die Menge der Zahlen, (lie wir aufhotirt batten, so wie ihre gleich- falls bezeichnete Lage zu einander liess uns dann den Raum finden, auf' weh'hem wit" die Zahlen zu erkennen im Stande gewesen waren. Wit haben bei der Be- reehnung des diesem Raume entspreehenden Gesiehts- winkels immer den gr6ssten I)urehmesser desselhen be- nutzt. Die H/ilfte des Durehrnessers bildete dana die eine Kathete, die Entfernung des Bogens yon unserm Auge die andere Kathete eines reehtwinkligen Dreieeks, dureh deren Division wir die Tangente oder Cotar)gente des gesuchten Winkels berechneten. Dieser Winkel, mit 2 multiplieirt, ist in der Tabelle mit dem Namen , , R a u m w i n k e l " d. h. Gesichtswinkel des Raumes, in dem wit (lie Ziffern erkennen konnten, bezeichnet. Ebenso berechneten wit den Gesiehtswinkel f{ir den grtissten Durchmesser der Zahlen, in der Tabelle als , , Z a h l e n w i n k e l " autgefiihrt. Wir haben es vorge- zogen, die Resultate nut" WinkelgrSssen, start auf Fl/i- chengrtissen der Retina zu berechnen. Uebrigens ent- sprieht 1 ~ etwa 0,25 Mm. d(,r Retina; es kann si('h

Page 6: Untersuchungen über den Raumsinn der Retina

hiernach jeder (lie Angaben der Tabelle leicht auf Re- tinaldirnonsione,l redueiren.

Wir haben der Tabelle nur diejenigen unserer Be- ohachtungen zu Gmmde gelegt, we wit den verhNtniss- rnfissig gr(;ssten Raum iibersehen und seine Ziffern er- kannt h,attrql.

Wit halten dieses Verf'ahren deswegen fi~r alas zweckmiissigste und sich der Wahrheit am meisten n~i- hernde, well eine Menge Ursaehen bewirken konnten, dass wir welliger Zahlen erkannten, wie z. B. sehleehte Akkmmnodation des Auges, Unaufmerksamkeit, 6ed/ieht- nissfi~hler - - dag,'gen k,,ine Uvsache vorlag, weshalb wit m~,h.' h~iaen e,.kennen sollon, als unsere Retina lei~ton konnte; denn des F, rrathetl yon Ziffern ist bei unserem Verfahr,,n als g~inzlieh ausgesehlossen an- ztlse}le[l.

In der Tabelle I. haben wit die Resultate unserer Beobaehttmgen nae h den Bogen, die wir als Objecte benutzt~n, gesondert, und naeh den Entfernungen der- selben yon unserm A,,ge geordnet aufgeffihrt. Es folgt dann do," Zahlenwink,~l, des,~en Bedeutung eben erl/iu- tert word~m ist, in umgekehrtem Verh';iltnisse mit der Entfernung zunehmend. In der darauf [blgenden Co- lunme ist der Duvehmesser des Raumes, in dem wit noch Zahlen erkennen konnten, naeh unseren 1Messun- gen auf dem Papierbogen angegeben; die Half're des, selben dureh (lie Entfi,rnung dividirt gab die Tangente des halben Winkels der n/iehsten Columne. Die letzte Beihe enth'31t endlich das Verh/iltniss des Zahlenwinkels zum Raumwinkel, und ist erhalten worden dutch Divi- sion mit dem Zahlenwinkel in den Raumwinkel.

Page 7: Untersuchungen über den Raumsinn der Retina

7

Tabel l e !.

B o g e n I.

6rSss ter Durchmesscr ,lcr Zahlen = 0,026 M6tre.

6rSssie En t f e rnung der Zahlen yon einandor == 0,170 M&re.

26 des

Ver- suehs.

1

2

3

4

5

I GrSsster EIlt- Zahlcn- :Durchmcsser

fernung, winkeI, des Raumes .

0,96 M.

0.84 ,,

0,8 ,,

0,5 ,,

0,4 ,,

1 o 33'

1 o 46'

1 ~ 51'

2 o 28 '

3 o 42 '

0,182 M.

0,182 :~

0,205 ,,

0,182 ,,

0,182 ,,

Vt2r- Raum- h~ilto wiukel, niss-

zahl.

100 56' 7

12" 24 ' 7

14 o 36 ' 7,9

200 38 ' 7

25" 36' , 7

B o g e n II.

Gri~sster Durchmesser der Zahlen ~ 0,02(i GrSsste Entfornung dcr Zahlen yon einander =

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

1 M .

0,96 ,,

0,7 ,,

0,68 ,,

0,6 ,,

0,5 ,,

0,4 ,,

0,31 ,,

0,21 ,,

0 , t ,,

1 ~ 29'

1 ~ 33'

20 7'

20 10'

2" 27'

20 58'

30 42'

40 44'

60 51'

14 ~ 33'

0:192 M. I

0,156 ,,

0,156 ,,

0,156 ,,

0,192 ,,

0,156 ,

0,192 ,,

0,192 ,,

0,156 ,,

0,12 ,,

10 ~ 90

120

13 o

18

18"

270

340

40 ~

6i~

M.

0,120 M.

58' 7,3

20' 6

40 ' 6

6' 6

12' 7,3

4' 6

2' 7,3

26 ' 7

36' 7,3

54' 4,2

Page 8: Untersuchungen über den Raumsinn der Retina

8

B o g e n lII .

6rlJssier Durchmesser der Zahlen ~--- 0,013 Mt~iro. 6riSss~o Enlfernung der Zahlen yon einander --- 0,0S M6tre.

de'~s ] Ent- Ver- | fermmg.

,.suchs..[

16

17

t 8

19

20

21

22

23

24

1 M(~ire.

0,8 ,,

0,7 ,,

0,6 ,,

0,5 ,,

0,4 ,,

0,3 ,,

0,2 ,,

0,1 ,,

Zahlen-

winkel.

0 ~ 44'

0 ~ 55'

1 ~ 3'

1 ~ 14'

1 ~ 29'

1 ~ 52' 20 29'

30 43'

70 24'

GrSsster Durchmessor

des Raumes.

0,146 M.

0,146 ,,

0,146 ,,

0,155 ,,

0.146 ,,

0,146 ,,

0,146 ,,

0,117 ,,

0,117 ,,

RaUlXl-

winkel.

80 20'

10 ~ 24'

I1 ~ 52'

140 48'

160 36'

200 38'

270 18'

32 34' t

600 40'

Ver- h~li- niss- zahl.

i l

11

11

12

11

11

11

8,8

8,2

B o g e n IV. GrSsster Durchmesser der Zahlen --~ 0,007

GrSssto Enffernung der Zahlen yon einander

25

26

27

28

29

30

31

32

33

0,96 M.

0,8 ,,

0,7 ,,

0,6 ,,

0,5 ,,

0,4 ,,

0,3 ,,

0,25 ,,

0,2 ,

0 ~ 25'

0 ~ 30'

0 ~ 34'

0 ~ 40'

0 ~ 48'

I ~ 20'

1 ~ 36' 0 /

0,09 M.

0,09 ,,

0,09 ,,

0,09 ,,

0,068 ,,

0,102 ,,

0,09 ,.

0.09 ,,

0,102 ,,

5 o

60

70

80

70

140

170

200

270

0,069 M.

22' 12,9

26' 12,9

21' 12,9

34' 12,9

46' 9,7 28' 14,5

4' 12,9

26' 12,9

14' 13,5

Zur B e u r t h e i h m g der in d ieser Tabe l l e mitgethei l -

ten Resu l ta te mfissen wir zun'3chst a u f eine U n g e n a u i g -

kei t hinweisen, welche durch die A n o r d n u n g der Ziffern

und Buchs t aben a u f den B o g e n b e d i n g t war . Die Zwi-

sehenr i luma zwischen den Ziffern betrug,~n n'~mlich:

Page 9: Untersuchungen über den Raumsinn der Retina

attf Bogen I. . . . . II. ,. ,, III. . . . . IV.

in horitontaler I in vertioaler l:tich tung i l~ichtung

0,0735 M. 0,0735 M. 0,042 M. 0,04 M.

0,0365 M. 0,037 M. 0,036 M. : 0,0375 M.

in diagonaltr Richtung

0,105 M. 0,06 M.

0,057 M. 0,052 M.

Wenn nun in der Mitre tines solchen Zwischenrau- rues zwischen zwei Zahlen eine dritte gestandcn h/itte, so wiirden wit sie vielleicht noch erkannt haben. Da keine vorhanden war, so hiiite daraus eine Ungenauig- keit hervorgehen kSnnen, die l~ir den Durchmesser des Raumes, in dem wir die Zahlon erkannt hasten, auf Bogen I. 0,2555 start 0,182. auf Bogen I1. 0,234 start 0,192, auf Bog'en 1II. 0,1825 start 0,146 und auf Bogen IV. 0,138 start 0,102 bctrag~,n haben wiirde. I)arnach /indert sich natilrlich die Gr6sse des Raumwinkels und die Verh,ilmisszahl, urn(1 zwar wfirdr letztert ~, die man auch durch Division mit dora Zahlendurchmesser in den Raumdurchmesser r Ffir Bogen I. htichstens 9,4, fiir Bogen II. 9, t~ir Bog~'n III, 14 und tiir Bogen IV. 19,7 sein kilnnen. Gleichwohl war es w*'gen des Be- baltens der erkmmten Zahlen im Ged/ichtniss nothwen- dig, die Zwischenr~ume zwis,'hen den Zahlen gross zu machen. Wi t haben abel" diese Ungenauigkeit, deren wit uns ~'on Anf'ang an I)ewusst waren, dadurch ver- mindert, dass wit abwechselnd unsere Augenaxen bald auf Zahlcn, bald auf Zwischenr~iurne der Zahlen rich- teten. Der Fehler wird so um die t//ilfte verringert. Ffir die sogleich zu ziehen&,n Schliisse ist diese Feh- lerrechnung yon Wichtigkeit.

S e h l f i s s e . 1) de w e i t e r e i n e Z a h l y o n d e r A u g e n a x e

e n t f e r u t i s t , um s o g r S s s e r m u s s s i e s e i n , w e n n

Page 10: Untersuchungen über den Raumsinn der Retina

10

sie deu t l i ch e r k a n n t w e r d e n soil. Die Tabelle zeigt fast durehg~ingig, dass dem kleineren Zahlenwin- kel ein kleiner Raumwinkel entspricht, und dass, .ie gri~sser der Zahlenwinkel wird, urn so mehr aneh der Raumwinkel zunimmt. ~Vesshalb Ausnahmen davon vorkommen, erkl~rt sich theils aus der eben besproehe- nen Fehlerquelle, theils wrrden es die folgenden Siitze erl~utern.

2) Bei tier Bestimmung des V e r h ~ i l t n i s s e s , in w e l c h e m die GrSsse d e r Z a h l e n zu d e m R a u m e , a u f d e m s i e e r k a n n t w e r d e n , zu- o d e r a b n i m m t , zeigt sich nun ein eigenthiimlicher Widerspruch in den Beobachtungen, den wit vor der Hand ungel(ist lassen miissen. Vergleieht man n~imlich die Z a h l e n - u n d Raumwinkel d e s s e l b e n B o g e n s , so zeigt sieh fast ii]r jede Entfernung das gleiehe Verh~ltniss zwisehen beiden, wie die Verh~iltnisszahlen der Tabelle ergeben. Es findet darnach also keine progressive, sondern eine p r o p o r t i o n a l e Abnahme des Zahlen- und Raumwin- kels statt. Erst yon der Zone des blinden Flecks an wird die Abnahme des Raumwinkels im Verh~ltniss zu der des Zahlenwinkels p r o g r e s s i v . (Conf. M{lllers Ar- chly 1853, F ick und D u b o i s Messungen des blinden Flecks p. 396.) Vergleicht man dagegen bei gieichen Entfernungen das Verh~ltniss der Zahlen- und Raum- winkel, so zeigt sich eine sehr s t a r k p r o g r e s s i v e A b n a h m e der Ranmwinkel, entsprechend den Verh~ilt- nisszahlen 12,9 - - 11,--~7. Die aus der weiten Ent- fernung der Ziffern yon einander hervorgehende Feh- lerquelle ist so beschr~inkt, dass sie die Zunahme des Raumwinkels auf Bogen III. und IV. nicht erkl~irt, auch wenn man annimmt, dass wir auf Bogen IV. so viel wie mSglich, und auf Bogen II. um die ~iusserste Feh- iergrcnze zu wenig gesehen haben,

Page 11: Untersuchungen über den Raumsinn der Retina

11

Wi t miissen daher den in unserem erw~ihnten Be- richte aut~estelhen zweiten Satz festhalten:

Bei g l e i c h e m Z a h l e n w i n k e l (verschiedengrosse Zahlen in verschiedener Eutferr~ung betrachtet) w e r d e n

k l o i n e r e Zahl~.n, (lie s i c h it~ g ~ , r i r i g e r e r E n t f e r -

nuno.~ yo r e A u g e l)efind, ,~J, w e l t e r y o n d c r Au-

g e n a x e e n t f c r n t e r k a n n t , a]s g r S s s e r e Z a h l e n

in g r S s s e r e r E n t f e r n u n g ; ode/': Bci gleichem Zah-

/enwinkel ist der Raumwinkel fiir grosse entfernte Zah-

len kleiaer, als fib" Heine nahe Zahlen. Es erinn~,rt dieser Satz an die merkwiirdige Beob-

achtung yon L i e b r o i c h , dem bei Akkommodation ~ir die Forne die Grenzon des Gesichtsfi~'ldes enger waren,

als bei Akkommodation flit die N~ihe. (el: G r a e f e s Ar-

chly Bd. II. Abth. II. p. 266.) Die. ib/gende Tal)elle giebt fiir unsern Satz die be-

treffendon Belege.

Zahlcnwinkel. Raumwinkel. .Entfcrnung. Bogen- iN'o.

1 ~ 3' 1

1 2 9

I 2 9

1 33 1 36

1 51 I 52 2 7 2 3 42 3 43 6 51 7 27

11o52 '

14 28 10 58 16 36

9 20 20 26

14 36 20 38

12 40 27 14 27 2

32 3'1 40 36

1 6 0 40

0,7 M.

0,4 -

1 -

0,5 - 0,9(-; - 0,25 -

0,8 - 0,4 0,7 0,2

0,4 0,2 0,21 0,1

IlL

IV.

II. IIL II.

IV. I.

]II.

II. IV.

II.

III. II.

III.

Page 12: Untersuchungen über den Raumsinn der Retina

12

Bemerkenswerth seheint uns noch, dass wir bet grosser N~he der Bogen an unserem Auge bet dem Ueberspringen des Funkens ein unangenehmes Gef~ihl yon Blendung hatten und homologc Nachbilder wahr- nahmen, wiihrend dies })el grSsserer Entfernung der Bogen nieht statffand.

3) Die F~ ih igke i t des W a h r n e h m e n s der F o r m e n n i m m t n ieh t in c o n c e n t r i s c h e n Krei- s en um die Augenaxr ab , s o n d e r n s ie n immt s e h n e l l e r naeh oben und u n t e n , l a n g s a m e r nach a u s s e n und i nnen ab ; oder: Die Netzhaut- stelle, mit der man Formen yon einer bestimmten GrSsse noch deuilich erkennt, ist n ich t ein K r e i s , sondern eine Curve, die sich e ine r E l l i p s e mi t h o r i z o n t a l l i e g e n d e m g r S s s t e n D u r c h m e s s e r niihert. Wir hahen sehr h/iufig 3, 4 und 5 Zahlen neben einander in horizontaler Richtung erkannt, sehr selten aber 3 Zah- len unter einander, und zwar ]agen ll0mal die erkann- ten Zahlen in horizontalcr Richtung 5her dem fixirten Punkte, auf der Retina also untcr ihm, 41mai in der Visirebene, 23real ist keine Angabe des fixirteu Punk- /es gemacht. Dieser Satz wird dutch die zweite Reihe unserer Versuche eine n'ahere Besiimmung erfahren.

Wit glaubten n'amlich, dass die Resultate des Er- kennens yon Zahlen und Buehslaben bet elektrischem Lichte nieht ohne weiteres auf das Sehen bet gewg.lhn- lichem Lichte iihertragen werden kSnnten. Aus tiefer Dunkelheit kommt das Auge plStzlieh in eine grosse H,,lligkeit, es kann sich nicht so sehncl] adaptiren, es wird geblendet; ebenso ist die weitere physische Ver- arbeitung einer so momentanen Sinnesaffection etwas ganz ungewohntes: Aufmerksamkeit, Urtheil, Gedllcht- hiss miissen sieh erst an diese Art yon Sinneseindruck gewShnen. Es schien daher nothwendig, auch Ve r -

Page 13: Untersuchungen über den Raumsinn der Retina

13

s u c h e bei e o n t i n u i r l i c h e , ' B e l e u e h t u n g anzu- stellen.

Bei der Analogie zwischen Haut und Netzhaut, welche wir nachzuweisen sucht~,n, w'are es eigentlich nothwendig gewesen, unsere Messungen naeh demsel- bell Principe anzustellen, welches W e b e r bei dcn Uater- suchungen 5bet die Feinheit des Raumsinnes auf der Haut angewendet hat. Nun sind aber keinesweges die dutch Buehstahen auf dcr Netzhaut hervorgerufenen Eindriicke mit den dutch Zirkelspitzen auf tier Haut hervorgebraehten als glcic'hwerthig aazusehen. Wir mussten daher aueh in dieser Beziehung eine Aenderung in der Umersuchungsnmthode, eintreten lassen.

Aus diesen beiden Postulaten ging eine Methode hervor, w,qehe gewissermassen als eine Combination der v o n W e b t r flit (lie [Iaut und yon I t u e c k und Volk- mann fi~r die R~tina angewandten zu betrachten ist.

H u e c k (M(illers A. 1840 p. 92) stellte sich gleich- falls (lie Aufgabc, zu erl'orsehen, wie (tie Empflb~glich- keit fiir die Bihler der Obiecte yon dem CentraIpunkte der Retina aus naeh der Seite bin abn~ihme. ,,Er braehte sein Auge in das Centrum tints mit Radien bezeiehneten Kreises, fixirte eine Stceknadel und stellte ein kleines Object seitwiirts so anf, dass er es deutlieh sehen konnte. Dann rich(ere er das Auge so, dass der Gradbogen zwisehen seiner (Augen)Axe und der Rieh- tungslinie des Objeetes gr~sser wurde, und rSekte in dieser Ablenkung des Auges fort, bis der Gegenstand versehwand." Aus der Entfernung des Objects yore Auge und seinem l)urchmesser bereehnete er die Gr~sse des Nttzhautbildehens. Seine Untersuehungen seheinen sieh nur auf einige Riehtungen der Retinalmeridiane be- sehriinkt zu haben.

Vo I k m a n n (Handw~Srterbuch III. 1. p. 333.) benutzte

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sehwarze runde Ptmkte auf weissem Papier, ohne in- dess die Riehtung des Retinalmeridians anzugeben.

Unsere Fragestellung bei dieser Versuchsreihe war folgende:

In w e l e h e r D i s t a n z v o n d e m R e t i n a l e e n t t ' u m w e r d e n in v e r s e h i e d e n e n R e t i n a l m e r i d i a n e n 2 P u n k t e v o n g e w i s s e r G r 0 s s e , d i e s i e h i n e i n e r g e g e b e n e n E n t f e r n u n g yon e i n a n d e r b e f i n d e n , als zwei d i s t i n e t e P u n k t e e r k a n n t und un te r - s e h i e d e n ?

Unser Apparat bestand aus eiaem weiss lackirten Bleehstreifen von 0,3 M6tre L/inge und 0,05 M. Breite A, welcher nach Art zweier Fliigel einer Windm()hle um eine Axe a gedreht werdetl konnte. Der Blech- streifen mit seiner Axe liess sich an einer verticalen Stahlstange B auf- und abschieben, welchc auf einem Brettchen G befestigt war. An dem andern Ende des Brettchens, gegeniiber derAxe des Bleehstreifens, befand sich das eine Auge des Beobaehters, w'iihrend sein an- deres Auge dutch einel~ schwarzen Papiersehirm D verdeckt war, welcher an einem Holzstabe d so be- festigt war, dass er nach links und reehts gedreht werden konnte. Die Axe des Blechstreifens war 0,2 M. yon dem Mittelputikte der Grundliaie beider Augen des

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i5

Beobachters enffernt. Das Brettchen C hatte unten eine Handhabe.

Bet den Versuchen legte der Beobachter die Nase an den Holzstab d, verdekte mit dem S('hirm das eine Auge, stiitzte sein Kinn auf das Brett vor dem Schirm, und sielhe die Axe der Bleehtafel in gleiche HShe mit den Augen. Nun fixirte er den Mitteipunkt der Tat'el (oder die Spitze ihrer Axe) unverwandt und schob all- m~ihlig yon der Seite her in den Falzen der Blechtafel eine weisse Katie mit 2 Punkten (b) nach dem fixirten Punkte hin. Sobald er, bet ununterbrochen fester Fi- xation, mit den seitlichen Theilen der Retina die zwei Punkte untersehied, hielt er die Karte lest, und las die Entfernung der beiden Punkte yon dem Fixalionspuncte an einer Mdtreeintheihlng, welche sich an den Falzen der Blechtarel befand, ab. Die Entfernung wurde notirt. Die Bleehtai~l wurde mm um 45 o gedreht und die Karte wieder yon der Seite naeh dem fixirten Punkte geseho- ben u. s. w. Nach einer ganzen Umdrehung der Tafel war also fiir acht Radien oder Retinalmeridiane be- stimmt, in we[chef Entfernung yon dem fixirten Punkte die zwei Punktc tier Karto unterschieden werden konn- ten. Die G, 'Snze d i e s e r E n t f e r n u n g w e r d e n wi t , um ~ e h l e p p e n d e U m s e h r e i b u n g e n zu v e r m e i - den , mit d e m W o r t e , , G r i l n z p u n k t " b e z e i e h n e n .

Was die als Ob, ieete angewandten Punkte betrifft, so waren sie auf' mligliehst weissem Papier mit sehw'ar- zester Tusehe und m6gliehvt fund gemacht. Sie wur- den yon vierfaeh versehiedener Orlisse gew.ahlt, so je- doeh, dass stets 2 gleieh grosse auf derselben Karte sieh befanden, und je 2 Paar yon eorrespondirender Grtisse ungleieh weit yon einander entfernt gemalt wnrden. Wit experimentirten somit 8 versehiedene Obieetskarten dureh. Die L'age der Punkte gegen den Retiualmeridian war in allen F/illen so, dass eine grade

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Linie zwischen ihren Centren auf dem Meridiane senk- recht stand. So konnten wir hoffen, dass beide Punkte zugleich auf der Retina gleichwerthige Eindriicke erre- gen wiirden. Beide Punkte waren also yore Retinal- centrum gleich weir entfernt, und ihre Bilder fielen dem- nach welt eher auf Retinakheile, die in Bezug aui'Empfind- lichkeit gleichwerthig waren, als wenn wir sie so an- gebraeht h/itten, dass die sie verbiadende Linie dem Meridiane parallel lag. In diesem Falle musste stets der der Augenaxe zun~ehst gelegene Punkt deutlicher empfunden werden, als der entferntere.

Im Vergleich mit unserer ersten Versuchsreihe waren also folgende Ver/inderungen erm~iglicht: J)D~e Beleuchtung war continuirlich. Wit bediemen uns einer und derselben Lampe in unseren Beobachtungen, welehe ein sehr belles Lieht gab und bei gleicher H(ihe der Flamme, gleiehem Stande des Cylinders etc. wohl nicht sehr bedeutendem Wechsel in der Intensitlit der Be- leuchtung unterworfen sein mag. Lampenlicht ist so- wohl dem Kerzenlicht wegen der steten Ver&nderung des Dochtes, noeh mehr aber dem vieli'ach wechselnden Tageslichte vorzuziehen, wenn die Beobachtungen Mo- hate lang sich hinziehen. Die Lampe war ausserdem immer in gleicher Enffernung yon der Tafel.

2) Wir hatten keine complicirten FormeEl zu er- kennen; der Einfluss tier Vorstellung war gr6ssten- theils, der des Ged/ichtnisses ganz ausgesehlossen. Es handelte sich nut um die Erkeuntniss yon zwei Punkten.

3) Die Entfernung war immer dieselbe -~ 0,2 M~tre, was uns nach der oben unter 2 mitgetheilten Erfahrung ng3thig schien.

4) Dutch das allm/ihlige Vei'schieben der Karte war eine genauere Griinzbestimmung m~iglich, als bei den weitl/iuflig gedruckten Zahlen.

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17

5) Wit konnten ill den versehiedensten Retinal- meridimmn di,, Lage der Griinzpunlde genau be- s l h l l m o . I I .

Zu .ieder dicser 5 Ver~.inderungcn ist abm' noeh einiges zu bemerken.

ad 1. "Wegen dee etmtinuMiehcn Beleudltung war ein ruhiges Fixiren el'stes Erforderniss. Dies muss erst gelernt werden; wit haben eine grosse 1Henge dev ersten Beobachmngen deshalb ganz unberiicksichtigt gelassen, glatLben uns in ([[eset' Zeit aber eine, solehe Uebung im ruhigen li'ixiren, bet gleichzeitiger Aufmerksamkeit auf die Seit(mtheile dee lletina, erworben zu haben, (lass wit unserc Resultate als sieher ansehen k6nnen. Die Resuhate se|bst be,0ttitigett dicsc Annahme. M0gc ,Jeder, dlw tlns(,l'( ~, Beobachmngen nachprfift, sieh we(lee dureh (lie ersten erfolglosen Bemfihungen zurfickschreeken lassen, noeh seinen Augenmuskeln zu friih trauml[

ad 2. Es war hier lediglieh der pers0nliehen Ob- ieetivit~it und UvtheilsfShigkeit fiberlassen, zu bestimmen, ob wie (lie zwei Punkte als distinct(; wirklich erkannt ha(ten oder nieht. Eine ControIc dureh einen Zweiten, wie sie bei den Raumsinnsbestimmungen der Haut start- If,Met, war hier unmOglieh. Indess fand eine Controli- rung unserer Versuehc ltleils dutch den Apparat selbst start, theils liess sic sieh dutch mehrmaligc Wieder- hohmg derselben bewirken. Die M&retheihmg au tier Bleehtafel war fiihnlich so matt, dass wir sie auf 0,2 M&tre Enffernung nicht mehr erkennen konnten; ein Z'ahlen der einzelnen (3eatimStrc durch indireetes Sehen war also dot)pelt umnSglich. Wit schobe,l unsere Punkte gewissermassen blindli~lgs drauf los, ohne im geringsten bestimmen zu kgJmmn, wie nahe wit mit denselben dam Can(rum waren; das Gesonderterscheinen der Punkte war unser einziger Anhalt. Die Con(role unsererseits wurde in der Art vorgenommen, (lass wir

Art:hiv trip 01)hfl~almoh~gie, Bd, Ill. 2. 2

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18

nach .ie acht Beobaehiungen noeh aeht Beobachtungen mit demselben Object, und racist mit entgegengesetzter Drehung der Tathl, Folgen liessen. Nur wenige Male betrugen (lie 1)ifferenzen der ersten und zwciten Dre- hung" 1 Ctm., moist watch sie ----- 0 oder sie betrugen '/2 Ctm. (Vergl. unsere Bemerkung ad 4.)

ad 3. Eine Ver~ndertmg der Entfernung wiirde, zum Vergleich mit der ersten Versuchsreihe, sehr wfin- schenswerth gewesen seth, wir haben es jedoch vor- gezogen, fib" ietzt darauf zu verzichten, da sonst die Resultatc durt~h unbekamlte Factore,l heeinflusst gewe- sen w~ren, deron Er.f'orsehung zun~ichst nieht in unserer Aufgabc l;~g. Wit w~hlten eine Entl'errmng yon 0,2 M,~tre, well wir Beide bet (lieser Sehweite. irn Stande waren, aueh die feinsten dcr Punkte deutlich zu er- kellnen.

ad: 4. Eine ganz sichere trod genaue Gr~nzl)e- stimmung kann dutch eine Schiitztmg hie erreicht wer- den. Wit erinnern .ieden vorurtheilst'reien Beobachter an (lie W e b e r'schcn Experimente mit den Zirkelspitzen. Wie schwer ist es da oft, anzugeben, ob man einen o(ler schon zwei Punkte fiihlt! Eine Sehwankung yon 1 Mm. ist selbst an feinfiihlenden Theilen sehr h,iullg, die willkiirlieh cntschieden werden muss. Man vergleiehe hieriiber auch (tie sehr wiehtigen Messungen C z e r m a k s. ( M o l e s c h o t t , Untersuchungen zur Naturlehre des Mensehen. Bd. I. pag. 202.) Ein halbes CentimStre entspricht aber bet dieser Entl'ernung cinem viertel Milli- m(~tre anf (let Retina, also einer nieht sehr breiten Griinzzone. Diese Schwankung ist jedeni'alls auf alas Urtheil zu schieben. Aueh in dieser Beziehung ist eine Voriibung nSthig'. Man muss sich crst ein gewisses Schema fiir das Urtheil bilden, welchen Sinneseindruck man als zwei distincte Punkte aufi'assen will. Dieses Schema ist his zu einem gewissen Grade willkiirlieh;

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19

wenn man es abe,' consequent festh~lt, so erreicht man dabei o, ine g'rO~sere Genauigkeit. Man darl' nicht ver- gessen, dass es sieh him' ~venigor um ;tbsohzte Bestim- mungen handclt, als um vergMchende und vergleieh- bare. - - Ein zweitcs Moment, welches die Gr-Snzbe- stimmung st0rt, liegt in tier Ermi'ahmg der Augen dutch das Experiment sell)st; man wird nfit der Zdt g_.:eblend~'k und das muss den Erfolg ':indern. Wir hal)ca uns da- her auch immer nach 8 oder 16 Bestimnmngen abge- 15st. ~,Vo sich iibrigens cine Abweichung um mehr als '/~ Ctm. ergab, haben wit de, n Versu(',h noeh 3 his 4 Mal wiederholt, his sich Uehereinsfimmung zeigte.

ad 5. Da wit nur in 8 l:~iehtungen beobaehtet haben, so fehlen noch zu viele Zwische,~glieder, als dass slch ParalMcurven daraus construiren licsseu, lndess w('trden dieselben auch bet 16 und 32 Bestimmungen des Gr'anzpunktes noch sehr zackig und h.ypothetiseh werden, wie die vier s Beispiele mit ,ie 16 Be- stimmungen zeigen. Wir lassen zuniiehst dim Dar- stellung dieser vier Beispiele folgen. D,,r Mitte.lpunkt aines .ieden Kreises stellt den fixirten Punkt roe. Das peripherisehe Endc tier Radien geht his an den Gr.anz- punkt. Die Riehtung der Radien entspricht der Rich- tung der Tafhl direct, muss also ffir die Richtung der Meridiane aufder Retina umgekehrt werdcn; der blinde t:leck 1iegt somit in jcdcm Kreisc nach aussen. Die Buchstaben A, AO etc. bedeuten Aussen, Aussen-Oben etc. und s ind c b c n s o ffir a l l e T a b e l l e n zu v e r - s t ehen . An der Peripherie des Krcises sind die ge- fundenen GrS.nzpunkte notirt.

Die Radicn sind auf ein Viertel ihrer Liinge redu- cirt. Der Pf'eil bezieht sich auf dic Anfangsstellung der Bleehtafel und zeigt die Richtung, in der die Tafcl ge- dreht wurde, an.

2*

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20

Tabe l l e I!.

Entfernung der ] )unkle yon einalider = 14,5 Mm.

l )urohmessor t ier Punl{te --- 2,/') Mnl.

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Die beiden ersten Figuren sind nach Beobachtungen yon F o e r s t e r , (lie beiden unter~ten nach Beoba(.htun- gen yon A u be rt entworfbn.

x, Vir lassen nun unsere iibrigen Beobachtungen, in elm, mOglichst gc(lr~,ngt.e Uebersicht gebracht, folgon. Die Ileobachtungen sind nach unsern 8 versehiedenen Karten gesondert, so dass .je zwei neben einander ste- hemlr Abtheihmgen sich auf Punkte yon gMeher Gr0sse beziehen, al.so I. und II., llI. und IV. etc. Die Beob-

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21

achtungen sind fi'l 'nm" nnch vnsm'n vim' Augen goordnct. Untor din" Rulwik; ,.l~nge din" Radion" hahon wit dio .jodosmaligen Richmt]gon der Tat;q :ml~ofiihvt, wie sio in (let Zeichnung Tab. II. :mgogcben sin& l)io Zahlon sail)st bcdouton die Entfermmg dos (-;r,inzpunktes yon dora lixirton Punkte.

T a b e l l e U l .

I d e r ' I . . . . . . ~ . . . . . I - - - ~ . . . . . . .

R a d i e n , Links, I Recht.~,l Links, /Rech~s I i Liuks ~Reehts . : IAnks, :l~.cchts, _ . . =_ . ... . . . . . . L===. . . . . . . . . ~ l ~ = . .... i [ I

3 2 5 M m I , ~ ]':ntfern. d . l ' . v . e . ~ - 1 2 Mm. ] ) ~ . w c h n m s s e r d e r } ' u n k h ~

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A.O. O.

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4,3 I; 8,5 3,5 3,5 4 3 3 2,3 3 ~I 5,5 2,25 3 3 2,75.! ~;

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~a, xTTT. l ' n i fm 'mmg d.,r P. yon vim ~ 6,5 3tm. D m ' c h m e s s m , d in ' P u n k t e ~ 2~5 M m .

i .

A.O. O.

O.I. I.

I.U. U.

U.A.

7,5 7 4.25 4 315 3,5 4,25 4,5 6~25 6,25 5 4,75 4,5 4.5 ', 4.5 4,5 ~

i

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(;;25 6 ~5,5 6,75 6,25 1;

i : ~ _ . . : . . . : :_ . . . . ~ - ._ . : - :~_.= ..... ~. :_~-_-

I : T'O'.jtV F,.ffern. ,1. P, v. e. = 14.5 ;qm.

D m ' c h m e s ~ m ' d . 1 ~. ~-- 2~5 31n, i

I 8 9 9 9 6 5 7 6,5 5 !5 6,5

4,75 5 3.5 6 6 5 16 8 7 8

! 5 ' 5,5 7 5.5 7

! 5,5 6 6 7 7

5 ,15 5 8 6,5

Page 22: Untersuchungen über den Raumsinn der Retina

~2

/

Lago . Foorster. [ Aubcrt. der I

R a d i o n . Links. Rechts. Links. I ]~.echts. I

V. *) Enffermmg der l 'unkte ---- (.) Mm. Gr0.~se det' Punlde 3~5 Mm.

l )er eine Pm~kt ist x'oth,

Foersier. Aubert.

Links. Rechts. Links." Reehis .

V I + }+:nifi,,rn. d. P. v. e. ~ 20 Mm. Durchme+~. d. L ' . ~ 3~5 Mul.

l)t:r eilw, Puukt i~t rolh.

A. 3,5 4 9,5 15 11,5 9 10 10 A.O. 4 5 5 4,5 7 $ 7 8

O. 4 4.25 5,5 5 6,5 7,5 6,5 7 0.I. 4,25 5 [5 5 5,5 8 8,5 7

I. 5,5 7 6 5,5 8 8 8,5 8 I.U. 5 4 7 6 ] 8 6,5 9 9 U. 4,5 4,7515,5 6 9 i 8 8,5 8

U.A. 4.5 4 7 5,5 !i_ 8 ] 8 10 S

! "~ '~r Ent~brn. der Punkte yon ein. ~ (,},5 Mm. I'~)"YY~ l']ntL d. P. v. e. ~ 20,5 Mm. u I)ut.clune~,~e~.* delL' 1)unkte - - 3 f i 5 Mm. ,1u AXA* Dm,chnl. d. P . -§ 3,75Mm.

A. A.O. O.

O.I. I.

I.U. U.

U.M

6,75 4 5,25 4,5 6,25 5,5 5,5 6

6,5 5,5 4,75 5,5 6,5 6 5 7

5,5 6 6 5 7,5 5

5 6,5

6 5 5 5 6,5 6,5 6,25 5

8 7,75 6,5

: 6,5 9,5 8,5 8 8,5

11 9 8,5 9 6,5 7 8 6 , 5

25' 7,5 6,5 6,5 9 7,5

9 5,75 7 8 8;5 8 7 8

~Vir hielten es f~ir nOthig, diese gcfimdenen Zahlen, die sich nur auf' unsere Expcrimente mit gewissen zu- fiilligen Bcdingungen beziehen, auf Gradbestimmungen zu reduciren und damit ein~ Uebertragung auf das Augc zu erm~glichen. Dic lblgende Tabelle IV. giebt

a) Auf den Karten V. und VI. befanden sieh ,je ein tother und schwarzer Punkt yon gleichet' Griisse. Die dabei beobachleten Erscheimmgen wet, de[~ unten n~her besprochen werden.

Page 23: Untersuchungen über den Raumsinn der Retina

23

daher die in Tabelle III. notirten Entfermmgen des Gr~inzpunktes von dem [ixirten Punkte auf Grade be- reehnet an.

Zwei Fehler unseres Apparates, n.amlich erstens die seiilichc Lagc dos Auges; und zweitens der Umstand, class die Tafel kein Kreisbogen war, modifieiren die Bcrechnung. Start des Aufflndens der Winkel dutch

? Division der Katheten, welches bedeute.ndere l:ehler w:ranlasst hahcn wClrde, haben wit die direct beobaeh- teten Tangentiallinien yore tixirten Punktc bis zum Gr~nzpunkte als Bogenl~ingen betrachtet. Der h.ierdurch entstehende Fehler bezieht sieh hauptsfichlich auf die nach itmen licgenden Radien und wird einigerrnassen dadureh compensirt, dass alas Object in dcr Tangente kleiner erschienen sein muss, als wenn es sich im Bogen be- l'undcn h.atte. Aus den Bogenltlngen und tier wirklichen Entfin'nul~g des Augenmittelpunkt.s yore fixirten Punl~te .... 0j202 Mi;tre wurden die Winkel berechnet, wodureh man fi, eilich nieht absolut richtige, aber t'{Sr uns hin- liinglieh genaue ~\,~rthe erh'alt. Theils wegcn der oben besprochenen Willldir in tier Bestimmu~Jg des Gr~inz- punktes, theils wegcn der dutch dic llcchnung boding- ten Fehler geben wir nur ganze Grade in der Tabelle ffir die ~Vinkel.

Die 'l'afi'.l nieht zu kriimrnen, daze beslimmte uns die Schwierigkeit, eine gekr{'mmite Tafel mit I.mmpen- licht gleiehrniissig zu beleuehten.

Page 24: Untersuchungen über den Raumsinn der Retina

24

T a b e l l e IV,

l.,age de r

Radien . r . . . . = . . . . . . . I . W i n k e l Jilt, d i e ],:u~lb.m~. d e r P . v. e . = ,"~;o

W i n k e l d e s D u r c h n ' n d e r P u r ~ k f e = Oo 2:1"

A.O. O.

O.I. I.

I.U. U.

U.A. Mittel.

F o e r s i e r . h u b e r t . [j F o ( , r s t e r . A u b e r t .

[ R e c h t s . J ' , i / lks. I I ] ' , inks . i ] R c c h t s . [ j L i rd , s. l i b ; t h i s . L i n k s . i R e e h t ~ .

= . . . . . . . : .. J - - - - : = i I _ : . . . . . . . . =_:. = = _ . ~ . : =

I:[. Winkel d. l'~mS~g. ,I. P. = :~,'2~'. ~,a,'iukel tl. D r c h m . d. P . = I)o 21 ' .

10 o 11 ~

9 6 9 9

10 10 13 13

9 9 7 10 8 10

120

9 8 7

11 7

10 9

1o~ I 9 6 6

11 8 7 9 8 9 10 9

I l l . "~ ' i l lke l ([. En[~l,13,,,l~" d e r P , l n k | e = 1 o ,5', W i n k e l d. D u r c h m e ~ s e z ' s d . P . = 0 o 4:

~2 I. 43 ' .

A o

A.O. O.

O.I. I.

I.U. U.

U.A. Mittel.

21 o

12 10 12 18 14 13 13 14

200 17 o

11 16 10 14 13 14 18 ! 18 13 [14 13 i l(; 13 : 17 14 [16

160

13 13 13 14 14 16 14 14

240

16 17 16 20 18 18 19 18

240 170 170

14 16 16 16 18 17 12 18 15 21 21 17 20 14 I 16 17 16 I 16 18 17 I 16 18 17 J16

J,.VY~)'. \ V i n k e l d. ]~ntf. d . l ' . ----- 40 7 ' . W i n k e l d. D i n . d . P . = Oo 43 ' .

230

17 14 14 17 16 17 14 I7

250 250 250

14 20 18 14 17 18 10 17 17 23 20 23 20 16 20 17 20 20 14 23 18 17 20 20

' ~ r W i ~ l k e l d . E n ~ l : e r m ~ : ~ g d e r P u n k t e ~ 2 o ~5 ' . "~ r~ ~ ' V i n k e l d - E n t f - d . P - = 5 ~ I t . Y ' , ' inkel d. D n r c l l m e s s e r s d . P . ~'~ I o I x . \ \ i n k e l d . l ' ,m . d. P . ~-- 1 o.

A A.O.

O. 11 i

O.I. 12 ;

I. i I.U. 14 U. 13

U.A. 13 Mittel. 12

11 o 27 o

14 14 12 16 14 14 20 17 11 20 13 16

I

11 20 13 18

28 o

13 14 14 16 17 17 16 17 23

33 o 25 o 280 ]

20 23 20 [ I 18 2l 18

16 23 24 23 23 24 23 18 25 25 23 24 23 23 28

22 24

28 o

23 2O 2O 23 25 23 23 23

I

Page 25: Untersuchungen über den Raumsinn der Retina

25

I,age Foerster. ! Auberk i Foerster. Aubert. d e r

�9 I _ - - - ~ . . , . . . . . . , . . . . . . . . . . . . .

VII. w,.~,,o,.,.:,;if~,.,,~.~,~,l.,,.~,,-',,44,, i:VlII, w~,.o~a.r.,r.a.,..=~,4,,'. W i n k e l d e s t l u l . e . h n m s s , c r s d . P . ~ 1 , 4 ' . V~ ' i~ )ke l d . l i r a . , , 1 . 1 : ' , = 1 ~ 4 ' .

A. 19 ~ ! 18" I 16' 170 23 ~ 31 ~ A.O. II 16 17 14 22 24 O. 15 13 17 14 18 18

O.I. 13 16 14 14 18 23 I. 18 18 21 18 27 23

I.U. lii 17 14 118 24 20 U. 16 14 14 I 18 23

I

18 U.A. 17 20 18 I 14 24 26

Mittel. 16 16 16 ] 16 22 23 t

I

26 g 26' 26 16 20 20 18 23 20 9.4 21 23 18 '2.0 21 23 21 22

Obgleich, wio man si,,ht, bier die (;r~nzl)unkte in den verschiedenen Meridianen sehr verschieden weit von dem tixirt,n Punkte entferi~t sin[l, so mussten wir doch zur Vergldt .hung der Versu('ha unte:r einander die Mittel zieheu, und erhielten dadurch einen mitllcren Radius, oder eine m i t t l e r e Z o n e i~ir jedes Auge. Ebenso hab,m wit, ol)gleich jedes unserer vier Augen sieh verschieden verh~ilt, doeh das Mittel aus den vier Augen gezogen.

Die fblgende Tabelle V. enth~ilt diese Zusammen- stelhmg der Mittel, nach je zwei Karten ffir die vier Augen geordnet. Am Sehluss ist (lie Verh~iltnisszahl angegeben, die, wie in unserer ersten Versuehsreihe, dutch Division mit dem Winkel der Entfernung der Punkte (dem Zahlenwinkel entspreehend) in den Winkel tier mitderen Zone (dem halben Raumwinkel analog) erhalten worden ist.

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Tabe l l e V.

.~. z~,

, 0oj10o 90 II. 18 17 16

III. 7,7 IV. 4,5

V. 15,9 VI. 14

F o e r s t e r . f Auber{ . I -..; ., ._~ _:

Links. l~.echts.[ Links, l icchts. ~ /

9,6 5

14 14 20 18

17 15 23 23

16 16 22 22

0o56 80 0~ 2 28 18

t1527 14 0 43 4 17

t 2 35 12 1 5 43 23

VII. t 2 44 16 VIII. 1 4 I 5 49 22

14 16 17 20

13 18 22 24

16 16 23 , 21

I i5,8 !3,8

Endlich geben wir no('h eine graphische Darstel- lung yon dem Verh~iltniss der Gr~sse und Entfernung der I'unkte yon einander zu den mittleren Zonea, welche der Entfernung des Griiazpunktes yon dem fixirten Punkte entsprechen. Die Bogen des Quadranten ent- sprechen den Zonen, und auf eine.jede Zone sind (lie zugelffirigen beobachteten Punkte, wie sic auf' den Karten warcn, aufgetragen. Die Radicn tier Zoncn sind (lie Mittchvcrthe, wic sic sich aus Tab. III. crgeben haben. Letztcre sind nebst der Kartennumn~cr auf den Radicn bemerkt.

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Wir wollen die Resultate dieser zweiten Versuehs- rcihe wieder in einzelne S'atzc fornmliren:

1) Zwei n e b e n e i n a n d e r l i e g e n d e P u n k i e w e r d e n d u r e h i n d i r e e t e s S e h e n in d e s t o gr~)s- s e r e r E n t f e r n u n g s e i t l i e h yon der A u g e n a x e n,)eh als d i s t i n c t e P u n k t e e r k a n n t , jn w e l t e r s ic yon e i n a n d e r e n t f e r n t sin(]. DieserSatz geht mit Evidenz aus den 8 Nummern der Tahellen III., IV., V. hervor, und stimmt mit d(,m ersten Satze, don wit aus der ersten Versu~.l,s,'eih(' abstrahirt haben, iil)erein.

2) Die A1)nahme de r F i ih igke i t , (lie zwei P u n k t e d i s t i n c t w a h r z u n e h m e n , ist in den v e r - s e h i e d e n e n M e r i d i a n e n v o n d e r A u g e n a x e n a e h de r P e r i I ) h e r i e sel t r u n g l e i e h ; die Tafel II. ist bestimmt, dieses Resuhat ans('hmfiieh zu maehen, es geht abet auch aus Tabelle III. und IV. hervor. So liegt c o n s t a n t naeh innen (flit die Retina gedaeht naeh aussen) der Gr'anzpunkt in der w e i t e s t e n Ent - f e r n u n g yon der Augenaxe. Ebenso liegt der Grilnz- punkt ziemlieh constant s e h r wai t naeh dem Aequator des Auges bin in dem i iu s so rn Radius oder dem

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i n n e r n M e r i d i a n desAuges. Constantliegt(lagegen der Gr/inzpunkt naeh o b a n lind unten s e h r nahe der Augenaxe. Dieser Satz ist also eine genauere Ausfiihrung des 3. Satzes der ersten Vorsuehsreihe, und wir kiinnen wohl mit Sieherheit aussprechen, (lass (tie Vermuthung Maiss n e t ' s , die Abnahme soi in horizon- taler Riehtung bedeutender und raseher, als in verticaler Richtung, nieht allgemein giittig ist, indem unsere Augen, von denen zwei kurzsiehtig, zwei normalsichtig sind, .jedenfalls gerade das entgegengesetzte Resuhat, und zwar ganz eCmstant, ergeben haben. ( M e i s s n e r , Bei- tr/ige zur Physiologie des Sehorgans, p. 58.)

3) D e r G r ~ n z p u n k t r i ickt n ieh t in p r o p o r - t i o n a l e m Verh 'Zi l tn isse zu der Z u n a h m e der E n t f e r n u n g de/' P u n k t e nach dam A e q u a t o r des A u g e s bin, s o n d e r n in a b n e h m e n d e r P r o - g r e s s i o n , oder: die F/ihigkeit, zwei Pnnkte zu unter- scheiden, nimmt in der N~he der Augenaxe langsamer, ie waiter yon ihr um so schneller ab. Dieser Satz g~ht aus einem Vergleiche der Verh~iltnisszahlen auf Tab. V. hervor. DiG Verh'iiltnisszahlen nehmen mit der Zunahrne der Punktentfi'.rmmgen ab: Fiir die Entfernung der Punkte = 3,25 Mm. ist die Verh~iltnisszahl 9,6; fiir 6,5 Mm. ist sic 7,7; Fdr 9,5 Mm. = 5,8; t~h' 12 Mm. == 5; far 14,5 Mm. = 4,5; fiir 20,5 Mm.--= 3,7. Aueh die Divergenz zweier die Pnnkte verbindenden Linien auf pag. 27 macht dieses Verh~ltniss ansehaulich.

Die Versuchsreihen V. und VI., in denen ein Punkt roth war, k;;nnen wegen dieser Variation nieht ohne welfares vergliehen warden.

Eine Formal l~ir die Progression der Abnahme aug zustellen, wiirde voreilig sein, da wires nur mit Mittel- zahlen zu thun haben. Dies w~h'de eine neue Experi- mentenreihe erfordern, wobei es wohl am besten sein dih'fte, nut e inen Meridian zur Pri'lfimg zu w~ihlen.

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Dass iil)rige.ns eine solehe Formel aueh nur annilhe- rungsweise aug andere als die untersuehten Augen (iber- tragen wer(len diiri'te, seheint naeh den in den Tabellen gegebenen Resuhaten sehr zweifelhaf't. Vergleichen wit diese Verh'altnisszahlen mit denen dee ersten Ver- suchsreihe, di% wie oben erilrtert wurde, nicht in Har- monic sind, so zeigt sich in ihnen wenigstens die U e b e r e i n s t i m m u n g , das s bei g l e i c h e r E n t i ' e r - h u n g des f i x i r t e n P u n k t e s yore A u g e (lie V e r - h~ i l tn i s szah len mit der Z u n a h m e der P u n k t - d i s t a n z o d e r B u c h s t a b e n g r i l s s e a b n e h m e n . Um so unbegreiilicher und zu neuen Untersuehungen an- regend is( daher das Gleiehbleiben der Verh'altniss- zahlen i~ir dieselben Bogen bei ungleiehen Gesiehts- winkeln.

V o l k m a n n hat bereits ein gleiehes Resultat fiir die n'achsten Gegenden um das Retinaleentrum gefunden. (Handwiirterbueh III. 1. p. 33a.)

Die Vcrsuehe, in denen der eine Punkt roth war, zeigen eine grSssere Verh/iltnisszahl als die ilbrigen. Worauf' ,lies beruhen ktinnte, wird A u b e r t , der eine Untersuehung iiber die Farl~enwahrnehmung mit den seitliehen Theilen tier Netzhaut angestellt hat, in einem andern Aul'satze ausfiihren. Wit bemerken indess hier schon die E i g e n t h i i m l i c h k e i t de r S e i t e n t h e i l e de r R e t i n a , (lass d i e s e l b e n die t o (he F a r b e a u f w e i s s e m G r u n d e als s c h w a r z e m p f i n d e n , we- n i g s t e n s n a c h e ine r k a u m s e c u n d e n l a n g e n D a u e r des E i n d r u e k s .

Die GrSsse der Punkte scheint bei der regel- miissigen Abnahme (lot" Verhiilt,fisszahl keinen bemer- kenswerthen Einfluss auf unsere Versuehe gehabt zu hahen.

4) l) ie v ier g e p r i i f t e n A u g e n v e r h a l t e n s ich u n g l e i e h , z e i g e n a b e r j e d e s f i i r s i e h e i n e G l e i c h -

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mi l s s i gke i t in den e i n z e l n e n B e o b a e h t u n g s - re ihen . F o e r s t e r , weleher kurzsiehtig ist, sieht mit dem linken Auge etwas besser in die Ferne; die Ver- suehe zeigen al)er die Seitentheile seines rechten Auges etwas empf~inglicher fiir das Erkennen dist~neter Punkte. A u b e r t sieht mit dem linken Auge unbedeutend seh~ir- fer und ebenso mit den Seitentheilen dieses Auges. Alle Versuehe sind natiMieh ohne Brille angestellt.

F o e r s t e r sah naeh oben und unten verh'altniss- nr sehr vlel weniger, als naeh aussen und innen. Bei A u b e r t tritt dieser Untersehied weniger stark her- vor, o~gleieh dersdSe sehr tiefliegencle und sdlmal- gesehlitzte Augen hat. Die Umgebungen des Auges sind also wohl an dieser Ersdieinung (bei den yon uns benutzten Punktentfernungen) nieht sehuld, was iibrigens direct dadureh bewiesen wird, dass wit die Punkte naeh oben und unten sehen, aher nieht als zwei unterseheiden konnten.

5) Wenn die. zwei Punkte aufhSren, als zwei unter- sehieden zu werden, also jenseits des Grilnzpunktes liegen, so sieht man sie nit'ht als e inen P u n k t , son- dern ganz eigenthtimlich unbestimmt als e t w a s S e hw ar - zes , d e s s e n F o r m w e l t e r n i eh t t~nzug~ben ist. Aueh auf ,ler IIaut ma('hen in den stumpfer l'5hlenden Gegenden zwei Zirkelspitzen hie qualitativ ganz den- selben Eindruek, wie eine einzige Zirkelspitze. Ein Auseinanderlreten der Punkte, wie man es empfinden soll, wenn man mit den Zirkelspitzen yon dem Vorder- arme naeh den Fingern hin streieht, ist gleMffalls ni(.ht deutlieh zu bemerken. Indess ist diese Wahrnehmung aueh aul7 der Haut sehr unl)estimmt. Man s i eh t en t - w e d e r e t w a s S e h w a r z e s yon u n b e s t i m m t e r F o r m , o d e r man s ieht zwei P u n k t e . HSehstens erseheint die unbestimmte Form mitunter etwas l'anglieh. Sehr welt naeh dem Ae(luator hin verschwinden die

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Punkte ganz, die Gr':inze dieses Verschwindens is( aber yon der Gri~sse der Ptmkte mehr als yon ihrer Ent- fernung abhSngig.

6) E inen e igen th{ iml ich s t 6 r e n d e n E i n f l u s s ~]bt der b l inde F leck . Wit haben yon der Augen- axe his all seine "aussere Gr'anze die beiden Punkte in den meisten Versuchen distinct erkannt. Nun trat bei. dem Weiterschieben (let' Karte eine angenehme Ruhe tin, die Aufaterksamkeit und des Urtheil wurden nieht in Ansprueh genornmen. Gelangte: die Karte abet 5ber die innere Griinze des blinden Flecks hinaus, so war die Deutliehkeit dee Punkte sehr bedeutend vcr- r{ngert und in dell meisten Versuchen t rat nun ein Sehwanken des Urtheils ein, mit dem nat[Mich oft eine schliessliche willkiMiehe Eutseheidung verbunden war. In der Tabelle math( des abet einen Untersehied yon 3 Ctm. oder yon 6--7% Ferner wurde mitunter der eiae Punk( der Karten dutch den blinden Fleck w~r- deckt in der Riehmng nach aussen und oben oder naeh aussen und unten. Wir wiirden in einem soh:hen Falle die beiden Pnnkte schon distinct gesehen haben., wenn nicht der eine verdeekt gewesen w/ire; wit haben uns dann ausser in den vim" Versuchen auf Tabelle II. da- dureh gehol~n, dass wit die Blechtafel etwas senkten oder erhoben; es sehien uns weniger wichtig, genau die Senkung yon 45 ~ statt einer Senkung yon 420 oder 48 ~ inne zu halten, als den Einfluss dieser zufiilligen Stt;- rung bestehen zu lessen.

Auch in unserer crsten Vcrsuehsreihe haben wir den stSrenden Einfluss des blinden Flecks mitunter bemcrkt. Wit 'erkannten die grossen Buchstaben in grosset Niihe noch weit .ienseits des blinden Flecks und sahen mitunter an einer Stelle keine Zahl, wo doch eine stehen musste. Wo aber zuP, iIlig eine 'ausserste Zahl und (let' blinde Fleck zusammengetroffen sind, da muss

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ein Fehler in den Versuchen entstanden sein. Wit hoffen dutch mehrf'ache Wiederimlung der Versuche mit Ver';inderung des Fixationspunktes anch dieser Un- genauigkeit entgegengearbeitet zu haben.

Es sind uns ferner bei der zweiten Reihe tier Ver- suche 5frets uneml)findliche Stellen der Retina aufge- fallen, gleichsam kleine blinde Flecke. Es kam z. B. eine Stelle, wo wit nur einen Punkt sahen, ganz plDtz- licit, scimben wir (lie Karte welter yore Centrum weg, so saiten wir wicder die zwei Punkte. Oder wit sahen pl0tzlich (lie Punkte ganz verschwinden, wie an dem Mar io t te ' schen Fleck, und erkanntcn sie weiterhin yore Retinalcentrum, wenn auch nicht mehr distinct, doch als einen Fleck. Es scheinen iibrigens zweierlei Arten solcher blinden Flecke vorzukommen, n'iimlicil erstens constante, die immer wieder zu finden sind, und zweitens voriibergehende, die nut einer Ermfidung oder Blendung der Retina entsprechen und am niichsten Tage nicht mehr vorhanden sind. Leider haben wie keine Notizen fiber diese Verhiihrfisse gemacht; es wllrde eine besondere Unter~uchung zu der Verzeici~- hung der blinden Flecke nZJthig sein. Uebrigens hat schon H e i n r i c h Mii l ler auf solehe blinde Flecke irgendwo aufinerksam gemacht.

Wir waren bei unsercr allgemeinsten Aufgal)estel- hmg darauf ausgegangcn, eine Vergleictmng des soge- nannten Raumsinnes der Haut mit dem der Nelzhaut durchzufiihren in Betreff der verschiedenen Feinheit an verschiedenen Stellen. Bevor abet yon einer Ueber- tragung vorstehender S~itze auf die N e t z h a u t a l le in (lie Rede sein kann, miissen wit einen beim Auge hin- zukommeaden Factor als unbetheiligt an diesem l{esul-

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tare nachweisen, n~mlich die b r e e h e n d e n M e d i e n des Auges.

V o l k m a n n (HandwSrterbuch III. 1. 334.) spricht sich dariiber so aus: ,,Dis unverh~ltnissm/issig schnelle Abnahms des DistinctionsvermSgens in den seitlichen Theilen des Gesiehtsfcldes beruht im wesentlichen wohl auf opfischen Griinden und nicht atff einer Verminde- rung des EmpfindungsvermSgens."

L u d w i g (Physiologic I. 238.) l~sst es unentschie- den, in wie welt die Undeutlichkeit der in der regio visioifis indirectae entworfenen Bilder yon der geringen Zatfl (? L.) bier vorhandener emptlndender Elemente, oder yon dsm Mangel seharf auf' ihnen entwori'ener Bilder herriihre.

W e b e r (Leipziger Berichte 1852. II. p. 134.) ist entgegengesetzter Ansicht, und hat dieselbe erstens durch ein Experiment mit einem weissen Kaninehen- auge wahrscheinlich gemaeht, indem er das auf der hintern Fl~iche desselben entstehende Bild noch ,,so s c h a r f f a n d , d a s s er mit u n b e w a f f ' n e t e m A u g e n ich t b e m e r k e n k o n n t e , d a s s es v e r w a s c h e n und u n d e u t l i c h g e w e s e n w/ire. Aus einem zwei- ten Experiments schliesst er, dass iiberhaupt nicht die ~iusserste Sch~irf'e des Bildes auf der Retina er~'orderlich ist, um Gestalten zu erkennen. Es besteht darin, dass man kleinste Pariser Druekschrift in '/2 Pariser Zoll Entfernung vom Auge durch einen Nadelstich in sehwar- zero Papier betrachtet, die man so noch deutlich lesen kann.

Beide Experiments lehren also, dass das Bild aui" der Netzhaut noch bis zu e i n e m g e w i s s e n G r a d e schari'ist, und dass es bis zu e inem g e w i s s e n G r a d e verwasehen sein kann und doeh erkannt wird. Bis zu welchem Grade dies fiir unsere Punkte gilt, konnten wit daraus nicht bestimmen, wir mussten also den ersten

Archly flit Ophfllalmologie, Bd. I11. 2. 3

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Versuch in einer fiir u n s e r c E x p o r i m e n t e m a a s s - g e b e n d e n Art anst(~llerl.

Einem chloroformirten w(~issen Kaninchen wurde ein Augapfel exstiq)irt, ders(flbc mSg'li(.,hst yon Fett undBinde- gewebe befreit und hinter einen grosscu schwarzen Schirm gebracht, in welchem zwei LSeher yon derselben GrSsse und Etltfernung yon (~inander, wic im achten Versuche, atlsgeschlagen warell, <tur('h die das helle Tageslicht hindurch[iel. Befand sich das Auge 0,2 MStre von dem Schirm und licssen wir dutch Dry,hen des Bulbus das Bild der l)eiden L;.icher auf die verschie- dcnstcr~ Theile de r hil~tcrn hall)el~ Kug(, ' lol)er- s des B u l b u s f a l l en , so war es b ie r i iber- all so schari ' , class m a n n o c h m i t b l o s s e m A u g e die zwci P u n k t c d i s t i n c t s c h e n konn te . Wit cntfernten nun den Augal)fcl um 0,7 MOre yon den zwei LSchern im Schirm; hier erkannten wit mit blos- sere Augc und Loupe nichts mehr yon zwei Punkten. ~,Vurde dagegerl bci diescr Entt'ernung das Auge mit den n~i,higen Vorsichtsmaassregehl so in" dic Oeffnung des Ob.]e(:ttisches eines Mikroskops gebracht, dass die Cornea nach unten lag und der Planspiegel die yon den beiden LSchern im Schirm ausgehenden Strahlen so in die Pul)ille wari', dass auf der hinteren Hemisph/ire des Bulbus die Bilder yon den LSchern entstanden: so e r k a n n t e n wir bci c i n c r 3 0 m a l i g e n V e r g r S s s e - r u n g a u c h j c t z t noch die zwei P u n k t c d i s t i n c t d u t c h S c l e r o t i c a und C h o r i o i d e a h i n d u r e h . Ebenso vcrfilhren wir zur Controle mit dem zweiten Augc des mittelst Markdurchschncidung inzwischen getii(hcten Thieres und erhiehen dieselben Resultate. Die Bildcr der beidcn Liicher erschicnen also sogar an einem ausgeschnittenen Kaninchcnauge in v ie l g r i i s - s e r e r E n t f e r u u n g yon dc r A x e noch d e u t l i c h und d i s t inc t , als der A b s t a n d des Gr~ inzpunk te s

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is t , wdehor in u n s e r e n V e r s u c h e n in Betracht kommt.

Es heweist dieses Experiment, dass die Brechung der Lichtstrahlen dureh die Augenmedicn aueh bei schief gegen die Axe stattiindendem Einfalle eine fast vollkommene ist, und dass in u n s e r e n V e r s u c h e n d i e U n m ~ ; g l i e h k e i t , z w e i P u n k t e in e i n i g e r E n t - f e r n u n g y o n de r Ar, g e n a x e zu u n t e r s c h e . i d e n , g a n z und ga r n ieht auf p h y s i k a l i s e h - o p t i s c h e V e r h i i l t n i s s e g e s e h o b c n w e r d e n kann .

Da nicht anzunehmen ist, ,lass das ausgesehnittenc Kaninehena~,ge fiir die versehiedenen Entfernungen, in welehen wir dassell)e yore Schi,'m aufgestelh hatten, vollkommen accommodirt gewesen sei, so fblgt daraus, dass selbst Zerstreuungskreise in gewissem mtissigen Grade die Distinction zweier Punktc nicht hindern. Erst wenn die Zerstreuungskreise solche Dimensionen annehmen, dass sit sieh theihveise deeken, wiirden die Punkte in einandcr zu fliessen scheinen und ihre Di- stinction unm;3glieh scin.

Da dieses Experiment so ganz bestimmte Resultate lieferte, yon denen wir uns mit aller Musse fiberzeugen konnten, so haben wir yon 6tterer Wiederholung des- selben abgestanden. Fiir dig Verwerthung der Resul- tate, die unsere Experimente lieferten~ folgt also daraus, ,lass dig Unf~ihigkei t , zwei P u n k t e mit den yon der Augenaxe entl~rnten Theilen d i s t i n c t zu s e h e n , nieht auf physikaliseh-optischen Verh/iltnissen des Auges, sondern hSehst wahrseheinlieh nur auf der A n o r d n u n g der E l e m e n t a r t h e i l e der R e t i n a beruht.

Dass dies so sei, liisst sich schon aus der eigen- thiimlichen Art, wie die zwei Punkte scitlieh erseheinen, schliessen. 1) W/iren Zerstreuungskreise die Ursache gewesen, dass wir ausserhalb tier Gr'anzpunkte die bei- den Objeetpunkte nieht mehr unterseheiden konnten, so

3"

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Mitten diese an seheinbarer Gr~3sse zu-, an Intensiflit der Sehw~irze abnehmen miissen, so wie sic sieh yon der Sehaxe entfernten. Die Punkte yon 1,25 Mm. Din. und 9,25 Mm. Enffernung hatten also in etwa 6 Ctm. l~ntfernung yon der Axe bei 0,2 M. Entfernung vom Auge als ein paar g r a u e S c h e i b e n von fast 1 Ctm. Durchmesser erseheinen mfissen, die sieh an der Peri- pherie berfihrt oder theihveise gedeekt h~tten. Die Deckstellen h':itten s mit doppelter Schwlirze er- seheinen miissen.

So erseheinen zwei mit den Seitentheilen der Retina gesehene Punkte nie. Das Erseheinende ist v o l l k o m - men s e h w a r z , durehaus nieht verwasehen, abet den- noeh ist seine Form nieht bestimmbar. Dies gilt so- wohl i]~r die Versuehe mit dem elektrisehen Funken, als f{]r die mit eontinuirlieher Beleuehtung.

2) We,m wit in unserer ersten Versuehsreihe die Bogen bis auf 0,15 M. oder gar 0,1 M. dem Auge geniihert hatten, so sahen wit ohne Brille die Zahlen mit g r o s s e n Z e r s t r e u u n g s k r e i s e n und g r a u e m R a n d e , und dennoeh konnten wit" sie erkennen.

Diese Beobaehtungen sehliessen sieh also" ganz den Auseinandersetzungen an, welche F iek in seiner medi- einisehen Physik p. 271. 59. mit gewohnter Sehiirfe und Klarheit 5bet die Bedingungen des deutliehen Sehens gegeben hat.

Die R e s u l t a t e u n s e r e r b e i d e n V e r s u e h s - r e i h e n s ind d a r n a e h a l so a u s s e h l i e s s l i e h a u f den R a u m s i n n der R e t i n a zu bez i ehen .

Wit wissen ,:iber denselben Folgendes: 1. Die Feinheit des Raumsinnes der Retina nimmt yon

dem Retinaleentrum naeh den seitliehen Theileu der- selben hin ab.

2. Der Raumsinn der Retina wird naeh den Seiten hin in s t e i g e n d e r P r o g r e s s i o n stumpfer.

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3. Die Abnahme der Feinheit des Raumsinnes ist in v c r s c h i e d e n e n R i c h t u n g c n (let R e t i n a l m c r i - d i a n e vcrsehieden, und zwar schncller nach oben und unten, langsamcr nach aussen trod innen.

4. Der blinde Fleck ist nicht als zwischen diese empfin- denden Elenwnte eingeschoben, sondern als wirk- lichcr Detect anzusehen.

5. Die Abnahme der Feinheit des Raumsinnes verh~lt sieh in v e r s c h i e d e n e n A u g e n versehieden, auch bei demselben Individuum. Er steht mit Fern- und Kurzsichtigkeit in keiner Beziehung.

6. Der R a u m s i n n d.er N e t z h a u t verhiilt sich dem R a u m s i n n der H a u t a n a l o g .

Wenn wit nach dea Mi i l l e r -KZJ l l ike r ' s chen Untersuchungen die Sffibchenschicht als das lichtempfin- dende Organ zu bctrachten haben, so wiirden unsere Untersuchungen die Vermuttmng W c b e r ' s best~itigen, dass nicht die St/ibchenp sondern die Zapfen als das die Feinheit des Raumsinncs bedingende Organ zu betrachten sind, indem sich diese ausschlicsslieh an der Macula lutea befinden, nach dcm Aequator bin aber immer seltel~er werden. Ueber die Art ihrcr Verthei- lung i'ehlen aber zur Zeit noch genauere Z~ihhmgen.

B r e s l a u , den 4. November 1856.