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(Aus dem Institut fiir Krebsforschung der Charit6 Berlin.- Direktor: Geh. Rat Prof. Dr. F. Blumenthal.) Untersuchungen fiber die Roustumoren beim Huhn. II. -~Iitteilung1. Von Ernst Friinkel, Privatdozent fiir innero Medizin. Mifl 4 Textabbildungen. (Eingegaugen am 1. August 1927.) Nachdem die Untersuchungen nach der Methode yon Gye mir nicht gestattet hatten, mit Sicherheit eine ~Tbertragung der Roustumoren mit den yon ihm angenommenen 2 ~'aktoren (Viruskultur-~ spezifischem Faktor) zu erzielen, versuchte ich auf anderen Wegen, in der Erkenntnis der i~tiologischen und pathogenetischen Vorgange beim Roustumor weiterzukommen. In (3bereinstimmung mit allen modernen Experimentatoren, die die- ses Gebiet bearbeiten, vertrete auch ieh dabei die Ansieht, dab es sich beim _B0us-Sarkom um ein echtes Blastom handelt, da es alle Charakte- ristica eines solehen, das destruierende Wachstum, die F/~higkeit der Metastasenbildung, die einheitliche Tumorbildung aus wohlcharakteri- sierten Zelltypen mit Mitosen und als negatives Charakteristieum das Fehlen entziindliehen Reaktionsgewebes aufweist. Das Ausgangsmaterial ftir die Untersuehungen verdanke ich Herrn Warburg und Herrn Albert Fischer (Dahlem), denen ffir ihre Freundlich- keit an dieser Stelle besonders gedankt sei. Der Zweck meiner Untersuchungen war, der Frage n~iherzukommcn, ob alas Angehen von Rous-Tumoren beim Huhn auf Zellen zuriickzufiihren sei, oder auf ein Agens, das nicht an die intakte Tumorzelle des verimioften Materials gebunden zu sein braucht. Die bisherigen Untersuehungen mit ~Filtrat und Pulver sind von vielen Seiten als nicht beweisend fiir die l~bertragung durch zellfreies Agens hingestellt worden. Aus diesem Grunde habe ich die Frage dieser l~lbertragbarkeit durch ,,zellfreics Agens" durch die Uberimpfung yon Milz, yon Blur, yon Blutserum und Eidotter nochmals gepriift und daneben den quantitativen Bedingungen der ~bertragung yon tumorzellhaltigem Material besondere Beachtung geschenkt. 1 I. Mitteilung, s. Zeitschr. f. Krcbsforsch. 24, H. 3/4. - - Die Untersuchungen, die der I. und II. Mitteilung zugrunde liegen, konnten mit Untersttitzung eines Fonds ausgefiihrt werden, der vom prcuBischen Wohlfahrtsministerium zur Ver- ftigung gestellt wurde, und fiir dessen Bereitstellung hier besonders gedankt sei.

Untersuchungen über die Roustumoren beim Huhn

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(Aus dem Institut fiir Krebsforschung der Charit6 Ber l in . - Direktor: Geh. Rat Prof. Dr. F. Blumenthal.)

Untersuchungen fiber die Roustumoren beim Huhn. II . -~Iitteilung 1.

Von Ernst Friinkel,

Privatdozent fiir innero Medizin.

Mifl 4 Textabbildungen.

(Eingegaugen am 1. August 1927.)

Nachdem die Untersuchungen nach der Methode yon Gye mir nicht gestat tet hatten, mit Sicherheit eine ~Tbertragung der Roustumoren mit den yon ihm angenommenen 2 ~'aktoren (Viruskultur-~ spezifischem Faktor) zu erzielen, versuchte ich auf anderen Wegen, in der Erkenntnis der i~tiologischen und pathogenetischen Vorgange beim Roustumor weiterzukommen.

In (3bereinstimmung mit allen modernen Experimentatoren, die die- ses Gebiet bearbeiten, vertrete auch ieh dabei die Ansieht, dab es sich beim _B0us-Sarkom um ein echtes Blastom handelt, da es alle Charakte- ristica eines solehen, das destruierende Wachstum, die F/~higkeit der Metastasenbildung, die einheitliche Tumorbildung aus wohlcharakteri- sierten Zelltypen mit Mitosen und als negatives Charakterist ieum das Fehlen entziindliehen Reaktionsgewebes aufweist.

Das Ausgangsmaterial ftir die Untersuehungen verdanke ich Herrn Warburg und Herrn Albert Fischer (Dahlem), denen ffir ihre Freundlich- keit an dieser Stelle besonders gedankt sei.

Der Zweck meiner Untersuchungen war, der Frage n~iherzukommcn, ob alas Angehen von Rous-Tumoren beim Huhn auf Zellen zuriickzufiihren sei, oder auf ein Agens, das nicht an die intakte Tumorzelle des verimioften Materials gebunden zu sein braucht. Die bisherigen Untersuehungen mit ~Filtrat und Pulver sind von vielen Seiten als nicht beweisend fiir die l~bertragung durch zellfreies Agens hingestellt w o r d e n . Aus diesem Grunde habe ich die Frage dieser l~lbertragbarkeit durch ,,zellfreics Agens" durch die Uberimpfung yon Milz, yon Blur, yon Blutserum und Eidotter nochmals gepriift und daneben den quant i ta t iven Bedingungen der ~ber t ragung yon tumorzellhaltigem Material besondere Beachtung geschenkt.

1 I. Mitteilung, s. Zeitschr. f. Krcbsforsch. 24, H. 3/4. - - Die Untersuchungen, die der I. und II. Mitteilung zugrunde liegen, konnten mit Untersttitzung e i n e s Fonds ausgefiihrt werden, der vom prcuBischen Wohlfahrtsministerium zur Ver- ftigung gestellt wurde, und fiir dessen Bereitstellung hier besonders gedankt sei.

408 E. Frankel :

In seinem Referat in Wien hat kfirzlich Blumenthal die Problem. stellung der experimentellen Tumorforschung eingehend disku~iert. Gerade die Bearbeitung des Tumorproblems in verschiedenen l~ich- tungen und ohne jede voreingenommene Bindung an vorgefal~te theo- retisehe Meinungen, hat in den letzten Jahren Fortsehritte unserer Er- kenntnis beim Rous-Tumor gebraeht..

Ich erw~hne hier nur die Arbeiten yon Carrel, l~hoda Erdmann und Albert Fischer mit den Methoden der Zellkultur, die Untersuehungen yon Albert ,Fischer und Pentimall~ fiber die Metastasenbildung beim Rous-Tumor, die Forsehungen yon Teutschlgnder und Jung, yon Gye und Andrews, sowie die neuerdings yon Haagen fiber das Arbeiten mit Filtraten des Rous- Sarkoms.

Meine eigenen Untersuchungen schlossen sich an Versuche yon Blumenthal undAuler an, die nachgewiesen hat ten, dab cs durch die Ver- impfung yon Milzbrei einer Tumorratte gelingt, auch yon metastase- freien Milzcn aus Tumoren bei normalen Rat ten zu erzeugen. Bei 11 Ver- suchsreihen yon 11 verschiedenen Tumormilzen cines Jensen-Sarkoms hatten die Autoren in 2 Versuchsreihen 3 positive Ergebnisse. Dabei entstand ein neuartiger Tumor yon alveolhrem Charakter.

~ n l i c h versuehte ich mit der Milz eines Rous-Sarlcomhuhnes einen Tumor beim normalcn Huhn zu erzeugen. Dies gelang mir erstmalig mit der Milz des Tumortieres A 67 am 17. XII . 1926. Die halbe Milz wurde mit KieselgUr und Ringerl6sung verrieben und zu gleichen Teilen in den Brustmuskel von Huhn A 78 und A 79 verimpft. Die andere tI~lfte der Milz erwies sich bei der histologischen Untersuchung (Prof. Busch 1) als frei von Tumormetastasen oder Zellen. Von den geimpften Tieren er- krankte das Tier 78 am 20. I. mit einer Tumorbildung an der Impfstelle und starb am 26. I. Das andere Tier blieb frei yon Tumor und starb am 1. I I . interkurrent. Gleichzeitig war yon dem Tier 67 auf Nr. 80 und 81 je ein cem Herzblut frisch ohne Kieselgur in den Brustmuskel verimpft worden. Die am 12. I. und 19. I. vorgenommene Sektion ergab groi]e Tumoren an der Impfstelle, die nach der histologisehen Untersuchung vollkommen dem mit Milzimpfung erzielten Tumor und dem Ausgangs- tumor gliehen. Die mikroskopisehe Untersuehung des Ausgangstieres 67 durch Prof. Busch ergab den Befund yon mikroskopischcn Metastasen in der Lunge.

In der nachfolgenden Tab. 1 sind die bisher erhaltenen positiven Er- gebnisse der ~'[ilz- und Blutimpfungen zusammengefaBt (Tab. 1). Es ergibt sieh daraus, dab die Verimpfung mit Milz yon 5 Tumortieren eia positives Resultat bei 8 Hiihnern ergab, die Verimpfung yon Blur auch

1 Herr Prof. Busch vom Reichsgesundheitsamt hat mein gesamtes Material pathologisch-anatomisch untersucht und beriehtet dariiber besonders in einer sp/~teren Mitteilung.

Untersuehungen iiber die Roustumoren beim ~hdln. 4 0 9

TabeUe 1.

Dat. Inf.

A 67

A 76

A 7 8

A 95

B 9

B 39

B 47

B 661

Dat. Tod.

Lebensdauer Tage

18

19

40

35

28

1066/1926

8/1927

79/1927

140/1927

275/19~

61/1927

721/1927

Tumor + Leber 0 Lunge + Milz 0

Tumor + Leber 0 Lunge 0 Milz 0

Tumor + Leber 0 Lunge 0 Milz 0

Tumor + Leber 0 Lunge + Milz 0

Tumor + Leber 0 Lunge 0 Milz 0 Herz 0

Tumor + Leber 0 Lunge KnOt-

c h e n + Milz 0 Herz 0

Mi. A' Nr. l~lut- u. Obduktion verimpfung

A 8 0 + A S l +

+

29. XI . 117. XI I . 1926 1926

T u m o r -~- Leber 0 Lunge, ein- zelne Meta- s tasen +

Milz 0 Herz 0

A 82 A 8 3 +

A 9 7 - -

A 1 1 6 - A 117 +

B 1 7 - - B 18 - -

B 59 - - B 60 - - B 67 (Blut-

k6rperehen) +

B 68 (Serum) +

B 9 5 + B 96 (Blut-

kOrperchen)

B 97 __(~-erum)

17. X I 5. I. 1926 1927

17. X I 26. I. 1926 1927

1927

24. I I 10. I I I 1927 1927

29. i~/ 25. V. 1927 1927

9. V. 13. VI. 1927 1927

25. V. 22. VI.

Milz- verimpfung

A 7 8 + A 79 - -

A 84 - - A 85 - -

A 9 8 + A 9 9 +

A l l S + A 119 +

B 1 9 + B 2 0 +

]361 - -

B 99 - - (Haut- knoten ?) B 98 - -

B 100 +

1 Wi~hrend die Arbei t im Druck war, erwiesen sich ferner als positiv:

Lebensdauer Obd.-M.I Blut- Milz- Eidotter- Nr. Dat. Inf. Dat. Tod. Tage u.A.-Nr.! impfung impfung impfung

B 67 25. V. 13. VII . 49 - - - - B l 1 9 + ]3 1 2 0 + B l 1 8 +

]3 101 21. VI. 22. VII . 31 - - ]3 125 + - -

Das Obduktionsprotokoll und die histologische Untersuehung der yon ]3 66, B 67, B 101 erzielten I~esultate sind noch n ich t abgeschlossen und werden deshalb in der n~chsten Mitteilung verSffentlicht.

410 E. Fr~tnkel :

5real positiv bei 8 Hiihnern ausfiel. 2real ging die Milz yon Tumortieren (A 78 und 79) bei 4 Htihnern an (A 98 und A 99 bzw. B 19 und B 20), ohne dal3 in Milz, Leber oder Lunge der Ausgangstiere makroskopische oder miskroskopischc Metastasierungen gefunden werden konnten.

Besonders auffallend ist, dab das gleichzcitig vereimpfte Blur der beiden Tiere bei der Verimpfung auf die Tiere A 97 bzw. B 17 und B 18 ein negatives I~esultat erg~b.

Umgekehrt glfickte die Verimpfung yon Herzblut tines Tumorhuhnes A 76 auf die Hfihner A 82 und 83, t rotzdem beim Tier A 76 gleichf~lls keine Metastasen nachweisbar gewesen waren und die Milzimpfung auf 2 andere Hfihner negativ verlief.

Pentimalli h~tte aus seinen Untersuchungen den Schlul] gezogen, da[3 neben der Metastasierung yon Zellen eine Metastasierung durch ein frei- kreiscndcs Virus anzunehmen sei, das die roten Metastasen verursacht und an einem Locus minoris resistentiae, z. B. an der Stelle einer Ver- letzung einen Tumor erzeugt.

Auch meine positiven Impfergebnisse mit dem Blur und der Milz ,,metastase/reier" Tiere sprechen in hohemr ffir ein freikreisendes Virus oder Agens, das nicht an die Zelle gebunden ist, besonders im Zusammen- hang mit meinen welter zu er6rternden Untersuchungen und den Befun- den von Albert Fischer.

Pentimalli hat andererseits bei seiner Untersuchung iibcr die elektive Wirkung des Virus und fiber die Metastasenbildung beim Hfihnersarkom weitgehende Schlfisse aus dem negativen Befund der Blutimpfung ge- zogcn. Hicrzu mSchte ich hervorheben, dab die Milzimpfung bei Aus- schaltung der Frfihverimpfungen yon 17 Impfserien auf 22 Hfihner 5 positive Serien bei 8 Hiihnern, die Verimpfung yon Herzblut bei 18 Serien auf 27 Hfihner auch nur 5 positive Serien bei 8 Hfihnern ergab.

Es zeigt sieh ~ernerhin, dab Milz und Blut durchaus nicht gleichzeitig anzugehen brauchen, und bei der Fortsetzung der Versuche, da[3 die Milz hdu/iger ein positives Impfresul ta t ergab als das Blur. Es wird sicherlich Autoren geben, die naeh den Forschungen von Erdmann und Haagen geneigt sind, dies den Makrophagen des Milzgewebes zuzusehreiben, die nach den genannten Autorcn in vitro in dcr Kul tur zu Sarkomzellen um- gewandclt werden k6nnen. Es muff indessen meines Erachtens doch such die trrage diskutiert werden, ob nicht gerade die Funktion der Milz akn Speicherungs- und Abfangorgan an dem haufigeren Impferfolg mit Milz- gewebe sehuld sein k6nnte. Wir wissen durehaus, wenigstens yon anderen Tierarten, dal3 die Mitzvenensperre auch ein zeitweises Abgeben solcher aufgefangener Bestandteile corpuscul/irer odcr chemischer Art erm6g- licht, so dal3 sich daraus such ein zeitweiliges Kreisen des Sarkom-Agens im ](reislauf erklSren liel3e.

Untersuehungen ~tber die Roustumoren beim IIuhn. 411

Natiirlieh mug man auch daran denken, wie Albert Fischer gezeigt hat, dab cine individuell verschiedene Tumorresistenz der geimpften Tiere bestehen kann, welche die Beurteilung erschwert, wenn auch das fast 100proz. Angehen genfigend groger Mengen von Tumormaterial beweist, dab diese Resistenz keine absolute ist.

Einen ~hnlichen Befund hatte aueh ich friiher erhoben (s. 1. Mit- teilung), da alle Tiere, die im Gye- Versuch mit spezifischem Faktor allein tumorfrei geblieben waren, bei Nachimpfung mit frisehem Tu- mormaterialien 2--3 Woehen mit Sicherheit angingen.

Abb. 1. B r u s t m u s k e l m i t T u m o r , t t u h n A 117. Ge- Abb. 9. L u n g e n m e t a s t a s e n H u h n A 118. Oe impf t impft~ m i t t t e rzb lu t yon A95. (Mi. A. l~r. ~J8 27). nli t Milz A 95 + Kiese |gur . (Mi. A. Nr. N I l 07.)

Besonderes Interesse beansprucht das l%esultat einer Ilnpfung yon Huhn B 39, das miliare Metastasen in dcr Lunge hatte. Milz und Blut gingen nicht an. Wurde dagegen eine grOfiere Menge Blur (ca. 8 ccm) scharf zentrifugiert, so ergaben sowohl die mehrfach gewaschenen Blut- kOrperehen, wie d~s mehrfaeh bei 3000 Umdrehungen seharf abzentri- fugierte und abgegossene, ,,zellfreie" Serum ein positives Impfresultat bei den Hiihnern B 67 und B 68.

Meines Eraehtens spricht aueh dieser Befund nut fiir die Wichtigkeit quantitativer Verh~ltnisse bei der Verimp/ung des nicht an Zellen gebun- denen Agens.

Zeitschr i f t fiix Krebs fo r schung . 25. Bd. 28

412 E. Fri~nkel :

Die Abbildungen 1--4 und unsere histologischen Pri~parate zeigen, dai~ sowohl die mit Blut als auch die mit Milzimpfung erzielten Tumoren hinsichtlich ihrer makroskopischen und mikroskopischen Beschaffenheit keinen Unterschied gegeniiber den mit Tumormatcr ia l erzeugten aufweisen. Nachdem Haagen darauf aufmerksam macht,

dag die gleichzeitige Ein- spritzung yon Kiesclgur nach Rous i~hn]ich wie die Tuscheeinspritzung nach Rhoda Erdmann einen Reiz auf das reticulo-endotheli- ale System darstellt, und die zellfreien Filtrate nut in Verbindung mit solchen Reizen einen Tumor erzeu- gen, mug ich hervorheben, da[3 bei meinen Versuehen die Impfung mit Blut, Blut- kSrperehen, Blutserum und Milz aueh bei einer Reihe yon Tieren angegangen ist, bei denen weder Kieselgur noeh irgendeine zweite Sub- stanz sonst eingespritzt wurde. Dies tr iff t zu fiir die Tiere A 98 und A 99, die mit Milz geimpft waren, ftir die Tiere A 80, A 81 und A 117, die mit tIerzblut, B 67, das mit BlutkSrper- chen und B. 68, das mit Blutserum gespritzt war.

Abb. 3. Brustmuskel mit Tumor, Huhn A 119. Geimpft mit Milz A 95 + Kieselgur. (Mi. A. Nr. 831/27). A 98 u n d A 99 s t a m m e n

von der Milz eines auch mikroskopisch metastascfreien Tieres, B 68 wurde mit dem 2mal bei 3000 Umdrchungen zcllfrei zentrifugierten Serum geimpft, das beide Male vom Bodensatz abgegossen war.

SchlieBlich sei noch folgendes Exper iment erwi~hnt: Beim Tumorhuhn B 67 wurde bei der Obduktion im Eierstock eine

Reihe yon Eiern in verschiedenen Entwicklungsstadien gefunden. Bci 2 yon diesen wurde das Gelbei vorsichtig aus dem Dottersaclc entleert und dem Huhn B 118 ohne Zusatz in den Brustmuskel eingespritzt. Nach 18 Tagen ent- wickelte sich an der Imp/~telle ein Tumor vomTypus des Rous-Sarkoms.

Un~ersuchuttgetl iiber die Roustum(~ven b~,im l[uhm 413

Es ist nach alien unseren Versuchen hOchstwahrscheinlich, dab auch das zell/reie Agens des Rou~'-Tumors altein, ohne einen zweiten Faktor imstande ist, Tu~noren zu erzeugen. Freil ich muB doch untersucht werden,

Abb. 4. Metas tasen ill Leber , Lunge und Herzbeute l , I I u h n A 119. Geimpft mi t Milz -t- Kieselgur A 95. (Mi. A. Nr. 3;-/I :27.)

inwieweit hier etw~ ein Unterschied zwischen der Verwendung yon Fil- t r a t e n (Haagen) u n d K6rpers~ften usw. besteht.

LTm einen AufschluB dariibcr zu bekommen, ob gr6Bere Men/en im Bhlt kreisender Tumorzellen imstande sind, das Blut als solches ,,infekti6s" zu machen, babe ich eine dichte Aufschwemmung aus Tumorzellen mit Kieselgur in die Fliigel-

28*

414 R. Frankel :

vene eines Huhnes (B 70a) eingespritzt (Tab. 2). Das Tier starb innerhalb wenigcr Minuten unter Krhmpfen an einer Kieselgurembolie der Lunge. Es wurden 2 ttiihner mit dem sofort gcronnenen Herzblut und I mit der Milz des Tieres geimpft. Ein Tier, bei dem etwa 2~/a ecru Herzblut mit Kieselgur verrieben, injiziert wurde, bekam nach etwa 4 Wochen einen typischen Roustumor an der Impfstelle. Die Injektion yon Milz mit Kieselgur und yon Herzblut ohne Kiesel- gnr dagegcn ergab negative Impfresultatc (Tab. 2).

Tabelle 2. Verimp]ungen yon Hvhn B 70a. Tumorau]schwemmung von B 39 -~- Kieselgur in die rechte Fli~gelvene.

Tier B 70a starb unter Krampfen an einer Kieselgurembolie in der Lunge innerhalb wenigcr Minutcn und wurde sofort geSffnet und verimpft.

Nr. Dat. Inf.: Dat. Tod. Verimpftes Material

B 71 B 72

]~ 73

27. V. lebt 27. V. 4. VII.

27. V. lebt

Lebensdauer Mi. A. :Nr. u. Tage Obduktion

37 Lunge -4- Leber 1KnStchen

2 ccm I-Ierzblut~

2 cem I4erzblut~ + Kieselgur

1/, Mil,~ + Kieselgur

o . B .

Tumor +

O~

Die wei tere For t f i i h rung dieser Versuehe und ihre Var ia t ion muI~ zeigen, un te r welchen Bed ingungen zellhalt iges und zellfreies Tumor-

ma te r i a l das Blur und die Milz eines gesunden Tieres bef~higen, T u m o r e n

zu erzeugen, bzw. ob sie dar in zugrunde gehen.

I n e inigen wei teren Versuehen sollte die F rage geklhr t werden, wie lange Zelt nach der Imp[ung des Tumorma te r i a l s n6t ig ist, u m Blut un~ Milz eines Rous-Huhns ,,in/ektids" zu m a e h e n (Tab. 3).

Am 9. V. wurden 4 Hiihner B 44 bis B 47 mit einer Kieselguraufschwemmung vom Tumor B 19 in den Bmlstmuskel geimpft. Naeh 2 Tagen wurde yon dem einen Tier Herzblut auf die Tiere B 48 und B 49 und ~r ~- Kiese]gur auf die Tiere B 50 und B 51 iibertragen. Keins der 2 obduzierten Tiere zeigte bei der Sektion einen Tumor, ebcnsowenig die 2 noch ]ebenden Tiere. Ein 2. Tier wurde 8 Tage nach dcr Impfung zur ~Veiterimpfung verwendet; auch yon diesem Tier ging weder Blur noeh 5Iilz bei 4 weiteren Htihncrn an. Ein 3. Tier starb wi~hrend der Operation am 8. Tage nach der Impfung, ohne dab sein Blut bei Tier B 56 einen Tumor erzeugte. Das 4. Tier wurde erst am 13. VI., 34 Tage nach der Impfung gctOtet. Bereits am 31. V., etwa 3 Woehen naeh der Imp/ung war ein Tumor gewachsen; beim Tod des Tieres bestanden einige mikroskopiseh nach- weisbare Metastasen in der Lunge. Die Verimpfung yon Herzblut, gewaschenen Blutk6rperchen und Serum ergab ein negatives Impfresultat, yon 2 mit Milz und Kieselgur geimpften Tieren dagegen bekam eins an der Imp]stelle einen Tumor bereits in der 2. Woche naeh der Impfung.

I n diesem Vcrsuch also gclang es, whhrend der ersten Zeit, ehe ein

T u m o r naehweisbar war, nicht, mit dem Blut odcr der Milz des tumor-

inf iz ier ten Tieres Tumoren zu erzeugen. E in positives Impf re su l t a t

mi t der Milz erhiel ten wir dagegen, soba]d sich ein T u m o r en~wickelt

ha t te .

Untersuchungen tiber die Roustmnoren beim Huhn. 415

Tabelle 3.

Serie I : Ausffangsmaterlal Tumor B 19 + Kieselgur.

Nr.

B 46

B 44

B 45

B 47

Dat. Dat. Inf. Ted.

9. V l l . V . get6t.

9. V 17. V.

9. V 17 .u get6t.

Lebensdauer post . Inf.

Tage

Ver- Bemerkungen [impft] Material

k~SA O~ B~

o. B., starb b. Operation

beim Durch- schneiden der Muskulatur

an der Impf- stelle begin-

nende Tumor- bildung

B 54

B 55

B 95

B 96

B 97

B 98

B 99

34 ausgedehnte~ Tumor,Lunge

Metastase

2 ecm Herzbl.

do. I/4 Milz

+ Kieselgur

do.

2 ccm Herzbl.

3 ccm He~zbl.

1 cem Herzbl.

1/4 l~ilz + Kieselgur

1/4 Milz + Kieselgur

5 ccm Herzbl.

5 cera gewa- sehene

Blutk6rper- chert

3,Seem Serum I/4 Milz

+ Kieselgur

i/4 Milz + Ki~selgur

MLA.Nr. Dat. Ted. und Ob~

dukt ton

20.V. gest.

o .B. , lebt

1.VI. gest. kein Tumor

o .B. , lebt

o .B. , lebt

o .B. , lebt

18.V. gest. kein gleieh n. d. T,umor Impfung

elend

~. B., lebt

o. B., lebt

o. B., lebt

o. B., ]ebt

o .B. , lebt

~ knoten

nach 9 'I gen, na 43 Tagr

T u m o i

bildun

416 E. Frankel :

Tabelle 3 (Fortsetzung). Serie I I : Ausgangsmaterlal Tumor B 39 -k Kieselgur.

Dat . Dat. Nr. In/ . Tod .

B64 25.V.

B6: ',5.V

5.v

27. V. get6t.

2. VI. get6t.

9. VI. get6t.

B 6{ 25. V. 22. VI. I gest.

L e b e n s d a u e r Ver- t Mi.A.Nr. lund Ob- pos t . Inf . B e m e r k u n g e n i m p f t Mate r i a l ~ Da t . Tod . ] d u k t i o n

Tage _ au f

2 ]3 74 3 ccm Herzbl. o. B., lebt

B 75 2,5ccm 11. VI. ] Herzblut g e s t .

B 76 1/4 Milz o.B., lebt] + Kieselgur ]

B 77 1/a Milz o.B., lebt[ + Kieselgur

Tumor [B 78 1,5 ccm o .B . , lebt[ incipiens [ Herzblut [

]B 79 1,5 ccm o.B., lebt[ [ tterzblut [ []3 80 1/4 Milz o.B., lebt[ / q- Kieselgur B Sl '/4 Milz Io. B., lebt[ I + Kieselgur} ] [ !

15 Tumor B 84 I ccm Herzbl.]o. B., lebt]

I ] B 85 4 ccm HeJzbl. o. B., lebt] B 86 1/4 Milz Io. B., lebt/

-k Kieselgur B 87 1/4 Milz /o. B., lebt [ + Kieselgur]

28 Tmnor Leber-[B 100 1/, Milz / 27. VII. metastasen ? [ q- Kieselgur[gest. aus-

I ] /g edehnter I I / Tum~

/B lO21 T~b. 41 / /B 1031 /

I )er gleiche Versuch wurde nochmals mi$ den Tieren B 63 bis B 66 wiederholt . Die Ver impfung yon Milz oder Blur a m 2. Tage verlief nega- t i v (B 74 bis B 77). Ebenso nega t iv war die Ver impfung von Milz und Blur a m 8. Tage, t r o t zdem zu dieser Zei t berci ts einc histologisch nach- weisbare En twick lung yon Tumorze l len an der Impfs te l le vo rhanden war (Busch). Der bei diesem Tier B 63 erhobene Befun'd bewcist auch die Notwendigke i t genauer histologischer Kont ro l l en durch einen erfahrenen pathologischen A n a t o m e n bei allen exper imente l len Tumorun te r suchun- gen. Makroskopisch war n~mlich aul]er einer leichten Schwellung und

Untersuehungen fiber die Roustumoren beim ttuhn. 417

maBigen H a m o r r h a g i e n a n der Impfs t e l l e , das A u f t r e t e n yon mehr als erbsengroBen weil]en K n o t e n an der Lebe r aufgefal len, so d a b ich an das Vorhandense in yon Metas t a sen vor der E n t w i c k l u n g des P r i m a r t u m o r s gedach t ha t t e . Die h is to logische U n t e r s u c h u n g zeigte jedoch, dab es sich um re ine Ver fe t tungshe rde in de r L e b e r hande l t , de r P r i m a r t u m o r im B r u s t m u s k e l dagegen bere i t s in de r E n t w i e k l u n g begr i f fen war.

Ein negatives Resultat erhielten wir weiter nach der Verimpfung yon Blur und Milz des Tieres B 65 am 14. Tage nach der Impfung. Ebenso mit Blut- k6rperchen und Serum dieses Tieres am 9. und 10. VI. bei den Tieren B 84 bis B 91, trotzdem bei dem Tier Nr. 65 bereits ein m~Big entwiekelter Tumor vor- handen war, der sehon 5 Tage vorher in vivo tastbar war.

Das 4. Tier Nr. 66 starb am 22. VI., 4 Wochen naeh der Impfung mit einem ausgedehnten Tumor an der Impfstelle. Die l~Iilz dieses Huhnes wurde mit Kiesel- gur auf das Huhn B 100 ilbez~ragen, das etwa naeh 1 Monat eine deutliehe Tumor- entwicklung aufwies.

I n beiden Imp/ser ien also war nu r die M i l z angegangen, wenn bere i ts ein deutlicher Tumor entwickelt war. I ch ha l t e abe r die Zah l de r angeff ihr- ten Un te r such tmgen noeh n i c h t f i ir ausre ichend, u m diese F r a g e zu be- an twor ten , z u m a l ich in a n d e r e n F a l l e n (B 9) bere i ts a m 14. Tage naeh der I m p f u n g e inen deu t l i ch e n t w i c k e l t e n T u m o r u n d ein Angehen der Mi lz impfung beobach t e t habe , obschon bei d iesem Tier Milz, Lunge und Leber mikroskop i sch me tas t a se f re i waren. Die Ansich~, dal3 hierff ir eine langere E n t w i e k l u n g des Tumors nSt ig sei, i s t also n i eh t s t i chha l t ig .

N a c h d e m gegeni iber d e r Ver impfung mi t T u m o r f i l t r a t e n yon Teutsch. Ignder u n d Jung: gegenfiber de r Ve r impfun g m i t Tumt) rpu lver y o n A scho// u n d yon Nakahara der E i n w a n d g e m a e h t worden ist , dab die vere inze l t d a r i n nachgewiesenen, noeh e rha l t enen Zel len den T u m o r

Tabelle 4. Serie I : Ausgang~materlal Tumor yon B 65 -b Kieselgur.

L e b e n s d a u e r Mi. A. Nr. u. Da t . D a t . pos t . Inf . Zahl de r Zellen B e m e r k u n g e n

Nr. Inf . Tod . T a g e O b d u k t i o n

B 92 10. VI.

B 93 10. VI.

B 94 10. VI.

30. VI. get6t.

lebt

lebt

20 100 000000

500 000

50 0 0 0

809/1927 Hautknoten und gro~er Tumor. Tumorwachs- turn begann nach 20 Tagen.

Tumor ~- Hautknoten nach 20--26 Tagen

o.B.

Serie I I : Ausgangsmaterial Tumor you B 66 -b Kieselgur.

B 101 21.VI. 22.VI.get6t. 31 50 000 000 ausgedehnter Tumor

B102/21.VI.[ lebt 500000 o.B. B103 21.VI. lebt 50000 o.B.

418 E. Frankel:

weiter i iber t ragen kSnn ten , habe ich in einer weiteren Serie festzustellen gesucht, welche Min ima lquan t i t i i t en yon Tumorze l len be im Rous-Tumor noch ims tande sind, bei Ver impfung in den Brus tmuske l e inen Tumor zu erzeugen (Tab. 4).

Ieh habe zu diesem Zweck eine Zellaufsehwemmung eines verriebenen Tumors dutch ein Gazefilter filtriert und dann diese Aufsehwemmung mit Blut eines normalen Ilutmes zu gleichen Teilen gemiseht und ausgestrichen. Die Erythro- cytenzahl war auf etwa 3 Millionen festgestellt, die Leukocytenzahl des normalen I-Iuhnes betrKgt etwa 30000 im Kubikmillimeter. Von dieser gut aufgeschiittelten Aufschwemmung wurden dann entspreehende Verdtinnungen gemacht. Die Blut- Tumorzellausstriehe wurden dann ausgez~hlt und ~,hnlich wie bei der Auszi~hlung yon Vaecinen die Relation der Tumorzellen zu den kernhaltigen roten Blut- kOrperehen des tiuhnes bestimmt 1. (Man ziehe die Zahl der weiBen yon den Zellen ab, die nicht kernhaltige Erythrocyten sind.) So habe ieh vom Huhn l~r. B 65 3 Htihner mit fallenden Mengcn yon Zellen geimpft, und zwar das Tier B 92 mit ca. 100 Millionen Zellen, das Tier B 93 mit etwa 500000 und das Tier B 94 mit etwa 50000 Zellen + Kieselgur. Das Tier B 92 zeigte bereits am 11. Tage nach der Impfung einen deutliehen Hautknoten an der Impfstelle und starb am 20. Tage mit einem grol~en Tumor und Hautknoten an der ImpfsteUe. Bei dem Tier B 93, das mit 500000 Zellen geimpft war, war an diesem Tage der erste Beginn einer Tumorbildung festzustellen. Seehs Tage spKter war gleiehfalls ein Hautknoten und darunter ein etwa walnutg/ol~er verseMeblicher Tumor im Bmstmuskel vorhanden. Das 3. Tier B 94, das mit ca. 50000 Zellen geimpft war, zeigte bis jetzt, mehr als 6 Wochen nach der Impfung, keine Spur yon einer Tumorbildung.

Derselbe Versuch wurde mit Zellaufsehwemmungen vom Tumor B 66 wieder- holt. Dabei zeigte das Tier B 101, das mit etwa 50 Millionen Zellen geimpft war, am 20. Tage nach der Impfung eia deutliehes Angehen des Tumors. Das Tier B 102, dem 500000 Zellen injiziert warden, zeigte naeh 35 Tagen his jetzt noeh keine Spur einer Tumoreatwicklung, und ebensowenig das Tier B 103, dem etwa 50000 Zellen injiziert waren.

Nach dem Ausfal l dieser Versuche mi t e inem Tumormate r ia l , das bei der i ibl ichen Ver impfung e in 100proz. Angehen der T u m o r e n ergeben hat te , ist es demnach unwahrscheinl ich , dab einzelne Zellen, wie sie in F i l t r a ten , in Tumorpu lve r , i n Zent r i fugaten , im Blur metastasefreier Tiere, im zellfrei zent r i fugier ten Blu t se rum u n d in der Milz metastase- freier Tiere etwa doch noch en tha l t en sein kOnnten, noch e inen Tumor bei der Ver impfung erzeugen so l l en , w~hrend die sichere Verimpfung von 50 000 Zellen eines Tumors nega$iv, die von 500 000 Zellen bereits uns icher im Ergebnis ist. Auch die Versuche m i t der Ver impfung gez~hl. ter ZeUen bedi i r fen indessen meines Eraeh tens noch der Wiederholung auf brei terer Basis.

Z u m S c h l u ~ jedoch mSchte ich noch eine Beobach tung mittei len, die mir bemerkenswer~ erscheint .

Am 25. V. wurde yon mir auf das t tuhn B 62 ~/~ cem einer Kieselgur-Tumor- aufsehwemmung vom Tumor B 39 zusammen mit 1/4 der Milz des Tumorhuhnes

i Die Zellzahlen k6nnen auch direkt ,mit der Thoma-Zeiss-Z~hlkammer be- stimmt werden (Teul~chldnder).

Untersuehungen fiber die Roustumoren beim lIuhn. 419

B 39 ilbertragen. Am 14. VI. war ein deu~licher Tumor da, der am 27. VI. den ganzen Brustmuskel der einen Seite erfiillte und der grfl~te yon mir beobachtete Tumor war. Dabei hatte die )Iilz yon B 39 beim Huhn B 61 keinen Tumor er- zeugt und die doppelte Menge yon Tumor-Kieselguraufschwemmung hatte bei 3 anderen Tieren, B 66, ]3 69 und B 70 eine normale Tumorentwicklung zur Folge. Es erhebt sich danach die :Frage, ob etwa der ~r eine das Tumorwaehstum f6rdernde Rolle in diesem ~alle zukam.

Ich erwShne diese Beobaehtung deshalb, weft ich bereits in der ersten Mitteilung eine hhnliche Beobachtung bei Nachpriifung der Gye-Barnard- schen Versuche mitgeteilt habe. ]{ierbei war bei Verimpfung des ,,spezi- fischen Faktors" in den ehaen Brustmuskel ein kleiner, etwa kirschgroBer Tumor, bei Verimpfung der halben Menge q- 0,2 ccm aus der 4. Gene- ration einer ,,Viruskultur" in den anderen Brustmuskel bei demselben Tier dagegen ein ausgedehnter Tumor entstanden. Weitere Versuehe m/issen nun zeigen, ob vielleicht dem vermehrbaren Agens yon Gye, das dem zellfreien Agens unserer Milz entsprechen wiirde, nieht wie Gye glaubt, nur eine Rolle bei der Tumorentstehung zukommt, sondern bei zu kleinen, an sieh nieht Tumor erzeugenden Dosen aueh ein EinfluB auf das Tumorwachstum.

Ich bin mir bewuBt, dab die mitgeteilten Untersuchungen das Pro- blem der Jktiologie beim Rous-Tumor nieht entscheiden, sondern nur eine Reihe yon Fragen aufwerfen, die dutch die Fortfiihrung der Experimente beantwortet werden sollen.

Zwsammen]assung.

1. In Best~tigung friiherer Autoren (Rous, Biirger, Busch, Pentimalli usw.) erwies sich das Blur yon Hfihnern mit J~ous-Tumor als f~hig, Tu- moren bei Verimpfung in den Brustmuskel anderer Htihner zu erzeugen, und zwar friihestens am 18. Tage nach intramuskulttrer Beimpfung des Ausgangstieres.

2. Auch mit der metastase/reien ,Milz yon Hfihnern mit Rows-Tumor liel~en sich bei intramuskul~rer Injektion yore 14. Tage an Tumoren erzeugen. _~hnliches haste Biirger bei Verimpfung yon ~ieren besehrie- ben, bei denen auch Metastasen nicht beobachtet wurden.

3. 2malerwies siehdieMiIzeines Tumorhuhnes, einmal dasBlut eines solchen als infektionsf~ihig, ohne daft makroskopisch oder mikroskopiseh, besonders auch nicht in den Lungen, Metastasen be{m Ausganffstier nachzuweisen waren.

4. DieMilzimpfungfielauchvon solchenTierenpositivaus, vondenen die Verimpfung yon Blur ein negatives Resultat hatte.

5. Bei Verimpfung grol]er Mengen yon BlutkSrperehen oder Blur- serum eines Tumor~ieres wurden Tumoren erzeug~, w~hrend die Ver- impfung einer kleineren Menge yon Gesamtblut ein negatives Ergebni~s hatte.

420 E. Frlinkel: Untersuchungen tiber die Roustumoren beim ttuhn.

6. Verimp/ung yon Milz, Herzblut, gewaschenen Blutk6perchen und ,,zell/rei" zentri/ugiertem Serum ergab auch dann ein positives Imp/resultat, wenn kein Kieselgur oder sonstige Zutaten daneben ein- gespritzt wurden. Ebenso die Verimp/ung yon Eigelb aus dem Dotter eines Tumorhuhnes, das nach der T6tung dem Ovarium entnommen wurde.

7. Nach in t ravenSser I n j e k t i o n yon Tumorze l l en mi t Kiese lgur in die

~ l i ige lvene t r a t der Tod an Kiese lgurembol ie in der Lunge sin. Das t terz-

b lu t dieses Tieres, mi t Kiese lgur verr ieben, erzeugte e inen Tumor , Milz

mi t Kiese lgur und Herzb lu t ohne Kieselgur dagegen nicht .

8. Bei Ver impfung yon Herzb lu t und Milz tumor inf iz ie r te r Tiere am

2. und 8. Tage nach der I m p f u n g erhiel t ich nega t ive Resu l t a t e auch da,

wo an der Impfs te l l e mikroskopisch ein T u m o r w a c h s t u m nachweisbar

war. E r s t de, wo der T u m o r berei ts deut l ieh angegangen war, erwies sich

die Milz in 2 Impfse r i en als infektionsfShig.

9. Bei Verimpfung gez~hler Zellaufschwemmungen von Rous-Tumoren erhiel t ich nur bei Verwendung yon gr6rieren Zel lmengen ein posit ives

Impf resu l t a t , und zwar u m so sehneller, je mehr Zellen in j iz ier t waren.

Ca. 50 000 Zellen waren bei mir schon n ich t mehr infekt ionsf~hig.

10. Milz m i t T n m o r a u f s c h w e m m u n g und Kiese lgur erzeugte einen

auffa l lend groBen Tumor , ~hnlieh wie bei der ~qachpriifung des Gye- Versuchs , ,spezifischer F a k t o r " z u s a m m e n mi t , ,Virus".

11. Die Ergebnisse sprechen in hohem Marie da/i~r, daft auch ,,zell/reie" Agentien ohne einen 2. Faktor (Kieselgur oder dgl.) Tumoren erzeugen kSnnen.

12. Sic sprechen ]erner da/i~r, daft ]i~r Angehen und Wachstum der Tumoren die quantitativen Verhdltnisse eine grofle Rolle spielen.

Literatur .

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