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Untersuchungen iiber die Vererbung der weisen und schwarzen Farbe der Zurkanascbafe. Ton D. Contescn. Bus dem Laboratoiium fur Hygiene und Futterungslehre der tierarztlichen Falidtiit zu Bukarest, Rumanien. I. Allgemeines. Die Art und Weise, wie sich wichtige tierische Eigenschaften vererben, seien diese morphologischer oder physiologischer Eatur , hat eine besondere Bedeutung sowohl in zuchterischer als auch in wirtschaftlicher Beziehung. Bei tierziichterischen Arbeiten kann man nur dann auf sicheren Ei-folg rechnen , wenn die Vererbungsweise jener Eigenscbaften bekannt ist, deren Nutzbarinachung beziveckt wird. Eine jener Eigenschalten, welche bei der Zucht und Haltung der Schafe eine besondere Wichtigkeit hat, ist die Haarfarbe; denn sowohl der Wei-t der Fellchen als auch der der Wolle werden von dieser Eigenschaft beeinflufit. Bei jenen Rassen , welche verschiedene Farbenschliige aufmeisen, mie z. B. bei den Zigaia- und Zurkanaschafen, ist die weilje Wolle gewohnlich wert- voller als die schwarze. Bei Schafrassen, deren Lanimer charakteristisch gelockte Fellchen liefern, wie z. B. bei der Zurkanarasse, hat die Farbe eine grofie ~virtschaftliche Wichtigkeit. Das Pellchen dieser Lammer hat einen besonders schiinen Glanz und manche Exemplare besitzen eine Lockung, welche der der minder- wertigen Karakulkreuzungen gleichgestellt werden kann. Hier sind die- schwarzen Fellchen zumeist teurer als die weiljen. Aber nicht nur bei jenen Schafrassen, deren Lanimer eine charakte- ristische Lockung des Haarkleides aufweisen , wird der Wert der Fellchen ron der Farbe beeinflufit, sondern auch bei denen, deren Fellchen als weniger wertvoll betrachtet werden, mie dies z. B. bei den Zigaiaschafeii der Pall ist. Die 4-8 Wochen alten schwarzen Zigaialiimmer werden besser be- zahlt als die weillen, da das Fellchen der ersten teurer ist als das der letzteren. Es ist bekannt, da13 die Farben bei den Schafen sich njcht nach den- selben Naturregeln vererben wie bei anderen Tierarten, z. B. bei den Pferden. Bei letzteren, wie auch bei anderen Tierarten, beeinflufit die Rasse nicht den Erbgang der Haarfiirbung. So z. B. dominiert die Schimmelfarbe iiber die Braun-, Rappen-, Fuchs-, Isabella u. a. Farben der Yferde, ohne von der Rasse beeinflufit zu sein. Bei den Schafen hingegen hiingt der Erbgang der Vollfarbe auch vou der Rasse ab.

Untersuchungen über die Vererbung der weißen und schwarzen Farbe der Zurkanaschafe

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Page 1: Untersuchungen über die Vererbung der weißen und schwarzen Farbe der Zurkanaschafe

Untersuchungen iiber die Vererbung der weisen und schwarzen Farbe der Zurkanascbafe.

Ton

D. Contescn.

Bus dem Laboratoiium fur Hygiene und Futterungslehre der tierarztlichen Falidtiit zu Bukarest, Rumanien.

I. Allgemeines. Die Art und Weise, wie sich wichtige tierische Eigenschaften vererben,

seien diese morphologischer oder physiologischer Eatur , hat eine besondere Bedeutung sowohl in zuchterischer als auch in wirtschaftlicher Beziehung.

Bei tierziichterischen Arbeiten kann man nur dann auf sicheren Ei-folg rechnen , wenn die Vererbungsweise jener Eigenscbaften bekannt ist, deren Nutzbarinachung beziveckt wird.

Eine jener Eigenschalten, welche bei der Zucht und Haltung der Schafe eine besondere Wichtigkeit hat, ist die Haarfarbe; denn sowohl der Wei-t der Fellchen als auch der der Wolle werden von dieser Eigenschaft beeinflufit. Bei jenen Rassen , welche verschiedene Farbenschliige aufmeisen, mie z. B. bei den Zigaia- und Zurkanaschafen, ist die weilje Wolle gewohnlich wert- voller als die schwarze.

Bei Schafrassen, deren Lanimer charakteristisch gelockte Fellchen liefern, wie z. B. bei der Zurkanarasse, hat die Farbe eine grofie ~virtschaftliche Wichtigkeit. Das Pellchen dieser Lammer hat einen besonders schiinen Glanz und manche Exemplare besitzen eine Lockung, welche der der minder- wertigen Karakulkreuzungen gleichgestellt werden kann. Hier sind die- schwarzen Fellchen zumeist teurer als die weiljen.

Aber nicht nur bei jenen Schafrassen, deren Lanimer eine charakte- ristische Lockung des Haarkleides aufweisen , wird der Wert der Fellchen ron der Farbe beeinflufit, sondern auch bei denen, deren Fellchen als weniger wertvoll betrachtet werden, mie dies z. B. bei den Zigaiaschafeii der Pall ist.

Die 4-8 Wochen alten schwarzen Zigaialiimmer werden besser be- zahlt als die weillen, da das Fellchen der ersten teurer ist als das der letzteren.

Es ist bekannt, da13 die Farben bei den Schafen sich njcht nach den- selben Naturregeln vererben wie bei anderen Tierarten, z. B. bei den Pferden. Bei letzteren, wie auch bei anderen Tierarten, beeinflufit die Rasse nicht den Erbgang der Haarfiirbung. So z. B. dominiert die Schimmelfarbe iiber die Braun-, Rappen-, Fuchs-, Isabella u. a. Farben der Yferde, ohne von der Rasse beeinflufit zu sein. Bei den Schafen hingegen hiingt der Erbgang der Vollfarbe auch vou der Rasse ab.

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So z. B. beobachteten Adan ie t z , I w a n o f f und G r e b e n , D a w y u. a., dal3 die schwarze Farbe der Karakulschde dominant ist gegeniiber der weiBen Parbe der Merino-, Zackel-, Eartner-, Rhon-, Leicesterschafe, ferner bei den schwarzkopfigen meillen schottischen Schafen usw. Nach meinen Beob- achtungen dominiert die schwarze Farbe der Earakulschafe auch uber die weiBe Farbe der Zigaia- und Zurkanaschafe.

Tm ubrigen aber betrachten A d a m e t z und H a g e d o r n die schwarze Farbe der Schafe als reaessiv gegeniiber der weil3en , selbstverstandlich mit Ausnahme der schwarzen Farbe der Karakuls.

D a v e n p o r t behauptet auf Grund seiner Untersuchiingen, die er an verschiedenen Schafrassen ausfiihrte, daB bei den meisten dieser Rassen die weil3e Farbe iiber die schwarze dominiert, es gibt aber auch Schafrassen bei welchen Schwarz iiber \VeiS dominiert.

R o b e r t P r a s e r erbrachte den Beweis, daB bei der schottischen Gebirgsrasse Schwarz iiber WeiB derselben Rasse dominiert.

Er behauptet hingegen, daB es auch ein rezessives Schwarz gebe. &Ian miil3te eigens mit jeder Schafrasse Untersuchungen anstellen, um

mit Sicherheit feststellen zu konnen, wie sich die Farben bei den einzelnen Rassen rererben.

Betreffs der rumanischen einheimischen Schafrassen wurde bisher - mit Ausnahme der meifigrauen Zurkanaschafe, welche C o n s t a n t i n e s c u uutersuchte - der Erbgang der Haarfarbe nicht untersucht. weil3en und schwarzen Farbe der Zigaia- und Zurkanarassen hat C o n s t an- t i n e s c u behauptet, daB erfahrungsgerniiB die erstere gegenuber der letzteren, im Bahmen derselben Rasse, dominierend sei, doch gibt es keine wissen- schaftlich durchgefiihrten Untersuchungen, welche diese Behauptung be- stiitigt hiitten.

Uni die Stichhaltigkeit der obigen 'Meinung zu priifen, d. h. uill zu erfahren, mie sich die weiSe und schwarze Farbe bei der Xigaia- und Zur- kanarasse vererben , stellte ich in den staatlichen Schafereien zu Dulbanu, Slobozia und Mangalia eine Untersuchung an.

In der gegenwlrtigen Veroffentlichung mill ich mich nur auf die Mit- teilung der Ergebnisse beschriinken , welche sich auf die Zurkanarasso be- ziehen, obzwar auch diese unvollkommen sind. Trotzdem kaun man aus diesen Ergebnissen schon nutzliche Folgerungen ziehen.

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Bezuglich der -

11. Untersuchungsmaterial und Panrungsweise. Zu meinen Untersuchungen hatte ich 44 Xurkanaschafe zur Verfiigung,

und zwar 41 schwarze und drei meiBe. Perner hatte ich einen weiBen und einen schmarzen Bock. Die Paarungen erfolgten in folgender Weise :

Der weiBe Bock deckte 16 schwarze und 3 weiBe Schafe; der weiBe Bock aber 25 schwarze Schafe. Die Paarungen erfolgten irn Herbste des Jahres 2936, und zwar aus der Hand.')

A. Pnnrniigen des sclim:wzen Bockes mit den 16 seliwarzen Schafen. Diese Paarungen ergaben 13 schwarze, 1 meiBes und 2 gescheckte

Liimmer. Auf Grund dieses Ergebnisses kann angenommen werden, daB schwarz

iiber weiB doniiniert und daB der schwarze Bock in bezug auf seine Farbe nicht reinblutig war, sondern in der Erbmasse auch den Paktor f i i r WeiB

') Bei dieser Gelegenheit ist es,,mir ein freudiges Bediirfnis Herrn Dr. Ch. Dimitrof meinen Dank auszusprechen fiir die Uberwachung der Anpaarungen.

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enthielt. So ist die Geburt des einen weiRen Laiiimes erklarbar, dessen Mutter schwarz, doch ebenfalls heterozygot war. Angenommen, daB Schwarz gegeniiber der weillen Parbe rezessiv gewesen ware, so hatte kein einziges weiljes Lamm zur Welt. kommen konnen. Das Erscheinen der gescheckten Lammer laat sich in folgender Weise erklaren: Nach R o b e r t P r a s e r ist die Scheckung das Ergebnis eines rezessiven Faktors, welcher bei den schwarzen Schafen verborgen vorkommt. Wenn nian also bezuglich der Einfarbigkeit heterozygot veranlagte schwarze Bocke mit ebenso veranlagten schwarzen itfutterschafen paart, konnen weiBe Lammer mit schwarzen Flecken zur Welt kommen.

Nr. 1: Rucken und Eopf weill, mit sehr wenigen schwarzen Haareii gernischt. Genick schwarz. Die ubrigen Korperteile weilj niit schwarzea und rotlichen Haaren gemischt.

Nr. 2 : Eopf weil3, Fiilje schmarz, Rumpf grau mit einem schwarzen Fleck auf der Kruppe und mit kleinen braunen Flecken auf den Rucken.

Die 2 geschecli ten Nachkoninien hatten folgendes Aussehen :

B. Paarung des sclimurzen Bockes mit den 3 weiBen Scliafen. Bus dieser Paarung erfolgten ein schwarzes und zwei weii3e Lammer.

Hier kann man wegen der geringen Zahl der Versuchstiere keine Schliisse ziehen. Doch ist dieses Ergebnis mit meiner vorherigen Annahme, da13 Schwarz iiher Weill dominiere, nicht ini Widerspnich, da unser schwarzer Bock, als heterozygot, mit der Erbformel Aa, gepaart mit den meillen Schafen, welche also die Erbforniel aa besaBen, theoretisch 50 o/o schwarze und 500/, weiBe Laminer hatte zeugen mussen.

C. Pa:irung des weilen Boekes mit den 26 scli~vvnrxea Nutterscliafeii. Bus diesen Paarungen erfolgfen 26 Lamnier (ein Schaf gebar Zmillinge),

und zwar 15 schwarze, 6 weilje und 2 gescheckte. Bus dem zahlenniiiljigen Verhaltnis der Lammer folgt auch diesmal, dalj schwarz uber weiB dominiert. Ein Teil der Mutterschafe ist namlich heterozygot (und zwar jene, welche weiBe oder gescheckte Lammer gebaren), diese haben die Erbformel Ba. Wenn die weiBe Farbe dominant gewesen ware, batten. vorausgesetzt da13 der Bock liomozygot sei, samtliche LSimmer weill sein mussen, ware aber der Bock heterozygot gewesen, dann hatte die Hiilfte der Lammer \veil3 und die zweite HBlfte schwarz sein miissen. Diese Falle sind aber nicht eiu- ge tr off en.

Es ist erwiihnenswert , da13 samtliche weiljen Lammer eine zentrifngale Pigmentation aufweisen, d. h. sie haben auf dem Ropf und auf den Beineii kleine schwarze oder braune Pleckchen.

Ebenso ist zu erwahnen, dall von den 33 schwarzen Lammern 10 je ein weiljes Abzeichen, verschiedener GroBe, am Schivanzende und am Genicke hatten, 4 andere hatten je ein weiljes Pleckchen im Genicke. GemliB den von A d a m e t z an Karakulschafen angestellten Untersuchungen ist dime Eigenschaft, ebenso wie die Scheckung, rezessiv gegeniiber der Einfarbigkeit.

Ob dies auch bei der Zurkanarasse der Fall ist, wird erst dann fest- gestellt werden konnen , wenn die P, -Nachkommen untereinander gepaart werden.

Bus den oben angefuhrten Ergebnissen folgt ohne Zweifel, da13 bei der Znrkanarasse Schwarz uber WeiB dominiert. Ich fand diese Behauptung bestatigt, als ich von Schafziichtern, welche nur meil3e Zurkanaschafe besitzen, erfuhr, dall iu ihren Herden nie ein schwarees Lamm zur Welt kani; dies bedeutet, daB die weiljo Parbe rezessiv ist, denii mare die weiBe Farbe

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Untersiichungen uber die Vererbung der weiljen u n d schwarzen Fa rbe USW. 127

dominant, so wake es unmoglich, daB nicht hier und da ein schwarzes Lamm geboren wiirde, menn auch die Herde noch so sorgfaltig selektioniert wiire.

Hierzulande werden in den ineisten Zurkanaherden sowohl schwarze als auch weiSe Schafe gehalten, es ist also schwer nioglich, solche Tiere zu findeii, bei Ti-elchen eine dominante Eigenschaft homozygot vorhanden wlre.

Es gehijrt eiu langer Zeitraum dazu, urn aus einer Herde die heterozygot schwarzen Tiere, melche von Zeit zu Zeit we& Lammer zeugen, heraus- zcdlnden und ausnierzen zu konnen.

Ich fand eine Herde schmarzer Schafe, in welcher inimer iiur scliwarze Bocke gehalten morden sind, trotzdem - laut der Aussage des Eigentiimers - kommen alljahrlich auch einige, obxwar menige, weil3e Ltimnier zur Welt, dies bestiitigt ebenfalls die Richtigkeit meiner Behauptung, daB bei der Zur- kanarasse die schwarze Wollfarbe iiber die weiBe dominiert.

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